Hinteregger – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Tue, 31 Mar 2015 22:10:17 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Mittelfeld aufgerissen, keine Gefahr erzeugt – 1:1 gegen Bosnien https://ballverliebt.eu/2015/03/31/mittelfeld-aufgerissen-keine-gefahr-erzeugt-11-gegen-bosnien/ https://ballverliebt.eu/2015/03/31/mittelfeld-aufgerissen-keine-gefahr-erzeugt-11-gegen-bosnien/#comments Tue, 31 Mar 2015 21:58:21 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10931 Mittelfeld aufgerissen, keine Gefahr erzeugt – 1:1 gegen Bosnien weiterlesen ]]> Man wurde das Gefühl nicht so wirklich los, dass dieses Spiel für die Legionäre eher eine Fleißaufgabe von mäßiger Relevanz und geringer Konsequenz war. Andererseits konnten sich Spieler aus der österreichischen Liga, die beim 1:1 gegen Bosnien mehr als sonst zum Einsatz kamen, nicht nachhaltig beweisen. Mit dem Resultat gegen den WM-Teilnehmer kann man leben, aber mit dem Spiel nicht so ganz.

Österreich - Bosnien 1:1 (1:0)
Österreich – Bosnien 1:1 (1:0)

Die personellen Wechsel gegenüber der Stammformation hatten auf die Spielanlage Österreichs weniger Einfluss als die gegenüber den letzten Spielen wieder deutlich höhere Positionierung von Zlatko Junuzovic, der oft annähernd auf einer Höhe mit Marc Janko agierte. Etwa beim 5:0 in Liechtenstein war Junuzovic noch deutlich weiter hinten positioniert und verschob vorwiegend horizontal.

Das Loch weder geschlossen noch umspielt

Hier aber kam er wieder seiner Rolle als zweiter Presser gegen die Spieleröffnung nach. Der Umstand, dass Alaba aber oft wieder sehr tief agierte, ließ in Kombination mit Junuzovic‘ sehr hohem Spiel viel Raum im Mittelfeld, in dem es kaum Österreicher gab, aber einige Bosnier. Diese agierten recht passiv, zogen sich in zwei Viererketten zurück und überließen Österreich den Ball.

Dem ÖFB-Team gelang es nicht nachhaltig, das Loch im Zentrum entweder zu schließen oder es zu umspielen. Medunjanin und Hadžić in der bosnischen Zentrale machten die Passwege nach vorne gut zu (dafür machten sie sonst sehr wenig), dazu wurde Arnautovic auf seiner Seite von Mujdža und Vršajević konsequent gedoppelt. Mit Fortdauer des Spiels versuchte Arnautovic immer öfter, nach innen zu dribbeln, eine Belebung für die österreichische Offensive war dies aber nicht.

Probleme im Spielaufbau

Die rechte Seite mit Klein und Sabitzer agierte sehr zurückhaltend, gerade Klein achtete im Zweifel immer darauf, möglichst wenig Risiko zu gehen und eher den Rückwärtsgang einzulegen, kein Wunder, war doch sein Gegenspieler Hajrović durchaus ein Aktivposten im Umschaltspiel. Sabitzer vor ihm fehlte es auch dadurch allerdings merklich an der Bindung zum Spiel.

Das bosnische Forechecking bestand genau aus Pjanić und Džeko, die versuchten, den österreichischen Innenverteidigern die Zeit zum Suchen von Anspielstationen zu nehmen und sie so zu langen Bällen zu zwingen. Es gab bei Bosnien aber keine nennenswerte zweite Pressingwelle, die anderen acht Feldspieler machten eben vorwiegend defensiv die Räume eng.

Die Folge von alledem war ein Spiel, in dem Österreich zwar mehr Ball hatte, aber selten gefährlich vor das gegnerische Tor kam. Als sowohl Alaba als auch Baumgartlinger aber für einmal beide weit aufrückten, rissen sie sofort die Löcher, die zum Anspiel auf Janko und in der Folge zum 1:0 führten.

Bosnien dreht die Partie

Besser wurde die österreichische Spielgestaltung nach der verletzungsbedingten Auswechslung von David Alaba in der zweiten Hälfte natürlich auch nicht. Zudem baute Bosniens Teamchef Baždarević ein wenig um, brachte einen neuen Linksverteidiger (Sunjic) und einen weiteren Mann für die Mittelfeld-Zentrale (Bešić). So gelang es Bosnien, im Raum um den Mittelkreis nicht mehr nur Österreich zu stoppen, sondern in der Tat dort die Kontrolle über das Spiel zu erlangen.

Natürlich: Fuchs, Alaba, Harnik und Janko waren da nicht auf dem Feld, und das merkte man. Der Wechsel von Harnik für Arnautovic machte da keinen gravierenden Unterschied. Andererseits legte Baždarević nach und brachte mit Štilić (statt Medunjanin) einen frischen Spieler als Verbindung zwischen Mittelfeld und Angriff. Mag der schnelle Ausgleich durch Hajrović in Minute 48 noch ein wenig gegen den Spielverlauf gefallen sein, baute Bosnien in der Folge durchaus Druck auf.

Viele Wechsel

Nicht zuletzt Edin Džeko hätte um ein Haar das 2:1 erzielt. Spätestens ab der 70. Minute aber nahmen die vielen Wechsel (jeweils sechs pro Team) dem Spiel den Fluss und auch den Rhythmus. Generell kann man den beiden Mannschaften, wenn schon nicht Lethargie, dann doch eine gewisse Zurückhaltung im Tempo attestieren. Klar, es war halt doch nur ein Freundschaftsspiel. Dass sich die Bosnier durchaus provozieren ließen und vor allem in der zweiten Halbzeit auch kräftig austeilten, mag aber ein Indiz dafür sein, dass die enttäuschende WM und die noch enttäuschendere EM-Quali durchaus ihren Tribut fordert.

Bemerkenswert ist in der Schlussphase noch gewesen, dass Aleks Dragovic, wie zuletzt vor anderthalb Jahren in Stockholm, für die letzte halbe Stunde auf die Position des Sechsers aufrückte. Das war gut für die defensive Kontrolle, ein Ersatz im Spielaufbau für einen Julian Baumgartlinger ist Dragovic aber nicht.

Fazit: Spieler aus heimischer Liga keine Alternative

Ein echter Schritt nach vorne war dieses Spiel natürlich nicht, dazu passte es auch nicht gut genug in den Kalender. Die größte Erkenntnis ist, dass es Alaba und Baumgartlinger wohl nicht mehr gewohnt sind, dass Junuzovic gar so hoch spielt, das Loch im Mittelfeld war jedenfalls eine erstaunliche Schwäche, die im Juni in Russland auf gar keinen Fall wieder so passieren darf.

Dazu konnte Koller die Gelegenheit nützen, sich mal Spieler wie Djuricin, Suttner und Sabitzer über einen längeren Zeitraum im Team anzusehen. Keiner der drei wird den Teamchef aber nachhaltig beeindruckt haben: Djuricin wird weiterhin (bestenfalls) Stürmer Nummer drei hinter Janko und Okotie bleiben, Suttner (bestenfalls) Linksverteidiger Nummer zwei hinter Fuchs und mit Ulmer als ernsthafter Konkurrenz. Auch Sabitzer war kaum ein Faktor, was aber auch an der fehlenden Unterstützung von Klein lag.

Dass es gerade den Spielern aus der heimischen Bundesliga an Tempohärte fehlt, sprach Koller nach dem Spiel ja auch offen an. Es wird also so bleiben: Im Zweifel wird auch in Zukunft der Legionär spielen. Was auf Sicht für Kevin Wimmer und gegen Martin Hinteregger spricht.

Der zuletzt ja auch in der SportZeitung gesagt hat, gar keine großen Ambitionen zu hegen, Salzburg zu verlassen und mit einer Karriere in Österreich absolut zufrieden wäre. Marcel Koller wird das nicht zu Freudensprüngen veranlasst haben.

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Dominant, aber zu wenig echte Gefahr – Österreich „nur“ 1:1 gegen Schweden https://ballverliebt.eu/2014/09/09/dominant-aber-zu-wenig-echte-gefahr-oesterreich-nur-11-gegen-schweden/ https://ballverliebt.eu/2014/09/09/dominant-aber-zu-wenig-echte-gefahr-oesterreich-nur-11-gegen-schweden/#comments Mon, 08 Sep 2014 22:20:17 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10519 Dominant, aber zu wenig echte Gefahr – Österreich „nur“ 1:1 gegen Schweden weiterlesen ]]> Was ist es wert, dieses 1:1 gegen Schweden? Österreich war über weite Strecken das aktivere Team, agierte phasenweise sogar drückend überlegen. Schweden zog sich von Beginn an zurück und schwächte das ÖFB-Team, indem es dieses das Spiel selbst aufziehen ließ. Alaba und Co. kreierten zu wenige Chancen und nützten die Druckphase nach der Pause nicht. Ein Big Point wurde verpasst, aber auch noch nicht allzu viel Porzellan zerschlagen.

Österreich - Schweden 1:1 (1:1)
Österreich – Schweden 1:1 (1:1)

Neues System und eine sehr reaktive Herangehensweise: So kreuzten die Schweden auf. In einem etwas schiefen 4-1-4-1 sollten Källström als Sechser, Ekdal als Achter und Seb Larsson als Mittelding aus Achter und Zehner das Zentrum dichtmachen, auf den Außen Durmaz und Zengin die Flügel neutralisieren und Ibrahimovic vorne auf lange Zuspiele lauern.

Schweden ziemlich passiv

Ob man das als Zeichen des Respekts der Schweden vor Österreich oder als Eingeständnis der eigenen Unfähigkeit zur Spielgestaltung sehen möchte, ist Geschmackssache. Jedenfalls überließen die Schweden dem ÖFB-Team den Ball in dessen eigener Hälfte sehr bereitwillig, es gab kaum ein ernsthaftes Angehen auf den ballführenden Österreicher. Bis in die schwedische Hälfte hinein konnte der Ball unbehelligt getragen werden, rund 30 bis 40 Meter vor dem eigenen Tor verdichteten die Schweden.

Der Aufbau von Österreich lief aber zunächst etwas zu träge, um die Passivität des Gegners auch nützen zu können. Die Abwehrreihe rückte zwar weit auf, mit Baumgartlinger (zuweilen aber auch Alaba) als abkippender Sechs, es fehlte aber die Direktheit und vor allem das konsequente Spiel über die Außen, um die Schweden auseinander zu ziehen. Mit zu wenig Tempo und zu wenig Variabilität gab es kein Durchkommen, obwohl der Raum zwischen den schwedischen Ketten nicht immer ganz eng war.

Was Österreich allerdings ausgesprochen gut machte: Die Schweden gar nicht erst auf die Idee kommen zu lassen, selbst kontrolliert nach vorne zu kommen. Das aus der WM-Quali schon bekannte schnelle Pressing nach Ballverlusten klappte vorzüglich, sehr oft war Österreich sehr schnell wieder zurück im Ballbesitz.

Alaba dominant, linke Seite schwach

An der grundsätzlichen Charakteristik des Spiels änderten auch die beiden frühen Tore nichts – weder der Elfer von Alaba noch der Ausgleich von Zengin – aber bezeichnend waren sie für diverse Aspekte der Partie dennoch.

Im österreichischen Zentrum war es nämlich natürlich wieder einmal Alaba, der die Fäden in der Hand hielt und der im Aufbau immer wieder gesucht wurde, einer seiner Vertikal-Vorstöße führte zum Strafstoß. Seine dominante Rolle war aber auch deshalb nötig, weil Arnautovic nie eine Bindung zum Spiel fand und, wenn der den Ball doch mal hatte, seine Pässe oft nicht den Mitspieler fanden. Auch Fuchs (dem man die fehlende Spielpraxis ansah) und Junuzovic (der sich im massierten Zentrum aufrieb) konnten wenig helfen.

Auf der anderen Seite zeigte Klein sowohl beim Gegentor als auch bei Zengins Alu-Treffer kurz danach Schwächen in der Beurteilung von Defensiv-Situationen. Beim ersten Mal blieb er von Haus aus zu weit weg, beim zweiten Mal stand er von Haus aus falsch. Im Laufe des Spiels fand er zwar zu mehr Sicherheit, seine altbekannte Schwäche (das Schlagen von Flanken) ließ Vordermann Harnik beim Erzeugen von Gefahr aber oft allein.

Schweden ändern nichts…

Weil nun also links Arnautovic und Fuchs viel mit dem giftigen Durmaz und auch mit sich selbst zu tun hatten und rechts nur Harnik für schwedische Schweißperlen sorgte, war es den Trekronors kein allzu großes Problem, zu verhindern, dass Österreich hinter die Abwehrkette kam. So hatte war das Team in Rot über 60 Prozent Ballbesitz, aber es fehlte der Punch nach vorne.

Was sich zu Beginn der zweiten Hälfte deutlich änderte. Ist es in den letzten Spielen nämlich oft so gewesen, dass der Gegner Adaptierungen vornahm und Österreich hinterher hechelte, war es diesmal umgekehrt. Erik Hamrén änderte genau gar nichts, aber das österreichische Spiel war deutlich direkter.

…aber Österreich wird direkter

Vor allem die Rolle von Martin Hinteregger wurde nun immer mehr gestärkt. Schon vor der Pause rückte der Salzburger immer wieder aus der Innenverteidigung auf, um das Spiel zu eröffnen, nach dem Seitenwechsel übernahm der 22-Jährige nun komplett die Agenden als erster Passgeber, das primäre Ziel seiner Pässe war David Alaba. Es entstand in dieser Phase ein ungemeiner Zug zum Tor, weil nun extrem darauf geachtet wurde, flache, schnelle Vertikalpässe zu spielen – ein krasser Gegensatz zu den in Hälfte eins oft zu sehenden hohen Vertikalbällen, die sich als untaugliches Mittel zum Auseinanderziehen der Schweden erwiesen hatten.

Einziges Manko: Es gab keine Tore. Weder aus dem Spiel heraus, noch aus Eckbällen. Gerade die wurden zwar durchaus variiert, aber nur ein einziger brachte tatsächlich so etwas wie Verwirrung vor dem schwedischen Tor (der flach in den Rückraum gespielte Ball in der ersten Hälfte nämlich). Das war die Phase, in der Österreich das Spiel entscheiden hätte müssen. Und das war die Phase, in der Österreich den Sieg vergeben hat.

Kräfte lassen nach

Denn so ab der 60. Minute herum ließen die Kräfte ziemlich dramatisch nach. Aus dem aggressiven Vertikal-Spiel nach vorne wurde nun recht schlagartig ein deutlich defensiverer Zugang, Österreich stand nun deutlich tiefer, die Schweden hatten im Mittelfeld nun mehr Raum zum Atmen und bekamen auch mehr Zeit am Ball. Nicht, dass sie es nun schafften, den schon ziemlich früh im Spiel ziemlich genervt wirkenden Ibrahimovic ins Spiel einzubinden, aber eine latente Sorge vor dem Gegentreffer machte sich schon breit.

Allerdings: Der unbedingte Nachdruck fehlte auch bei den Schweden. Die Wechsel von Hamrén brachten überhaupt nichts, Elmander entwickelte nicht mehr Druck als der zunehmend müde Durmaz. Aber auch bei Österreich fand Okotie nicht mehr ins Spiel als Janko (der zwei gute Chancen nicht genützt hatte) vor ihm, Leitgeb und Lazaro statt Junuzovic und Harnik waren positionsgetreu, ihre frischen Kräfte konnten ein plattes Team aber auch nicht mehr wirklich pushen.

Fazit: Biederen Gegner nicht geknackt

Zum Triumphmarsch ist das 1:1 zu wenig, zum Trauergesang die Leistung zu okay. Natürlich: Die linke Seite war schwach, damit konnten die Schweden nicht aufgerissen werden, es gab aus dem Spiel heraus zu wenige wirkliche Chancen und die wenigen, die man hatte, nützte man nicht. So gesehen hat Österreich auch nicht mehr als den einen Punkt verdient. Zu weniger Spieler konnten wirklich eine starke Leistung abliefern, Alaba versuchte mit Fortdauer des Spiels die Schwächen seiner Nebenmänner zunehmend alleine zu kompensieren – so wurde das Spiel natürlich ausrechenbar.

Allerdings hat das Team aus Schweden gezeigt, wie wenig es offenbar zu zeigen im Stande ist. In dem 4-3-3/4-1-4-1-Hybrid gibt es keinerlei Kreativität, noch viel mehr als in der WM-Quali letztes Jahr verlässt man sich auf eine staubige Defensive und das eine Genie ganz vorne. Umso ärgerlicher ist es, dass das ÖFB-Team nicht gewonnen hat. Umso weniger aber muss man sich vor Schweden fürchten.

Denn Über-Truppen sind Russland und Montenegro auch nicht, und so kann man erwarten, dass sich die Top-4 der Gruppen fleißig bis zum Schluss gegenseitig die Punkte wegnehmen. Was aber auch heißt: Bester Gruppendritter wird man in dieser Gruppe kaum.

Schon gar nicht, wenn’s daheim „nur“ ein 1:1 gegen Schweden gibt.

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Überzahl in Ballnähe entscheidend: Erst Österreich mit Vorteilen, dann Uruguay https://ballverliebt.eu/2014/03/06/ueberzahl-in-ballnaehe-entscheidend-erst-oesterreich-mit-vorteilen-dann-uruguay/ https://ballverliebt.eu/2014/03/06/ueberzahl-in-ballnaehe-entscheidend-erst-oesterreich-mit-vorteilen-dann-uruguay/#comments Thu, 06 Mar 2014 08:24:04 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9977 Überzahl in Ballnähe entscheidend: Erst Österreich mit Vorteilen, dann Uruguay weiterlesen ]]> Das Ergebnis, ein 1:1 gegen Uruguay, sieht gut aus. Die erste Halbzeit, in der Österreich den amtierenden Südamerika-Meister an die Wand spielte, sah ebenfalls sehr gut aus. Dass es auf die logischen Änderungen beim Gegner für die zweite Hälfte aber keinerlei nennenswerte Reaktion gab, sah gar nicht gut aus. Ein Test mit durchaus Licht, aber auch mit einigem Schatten.

Österreich - Uruguay 1:1 (1:0)
Österreich – Uruguay 1:1 (1:0)

Kein Cavani bei Uruguay – kein Nachteil für Österreich. Ohne den PSG-Stürmer brachte Tabárez ein 4-4-2 auf’s Feld, das einen ganz großen Nachteil gegenüber dem durchaus spritzigen ÖFB-Team hatte: Die ungeheure Langsamkeit der teil massiv in die Jahre gekommenen Akteure.

Österreich im 3-gegen-1-Vorteil

Das auffälligste bei Österreich war, neben dem nennenswerten Offensiv-Pressing der vier vorderen Spieler, vor allem die geschickte Art und Weise, wie im Mittelfeld Überzahl geschaffen wurde. Dabei hatte Österreich natürlich den Vorteil der numerischen Überlegenheit im Zentrum (systembedingt), außerdem hielt sich Diego Pérez fast ausschließlich in der Nähe von Alaba auf. Das ging doppelt daneben: Zum einen war Alaba dennoch der unumstrittene Boss auf dem Feld, zum anderen entstanden so noch größere Löcher im uruguayischen Zentrum.

So gelang es Österreich fast immer, wenn Uruguay den Ball nach vorne tragen wollte, den Ballführenden zu stellen. Und zwar nicht nur mit 2-gegen-1-Situationen, sondern oft sogar mit 3-gegen-1. Die Abstände zwischen den Spielern und das fehlende Tempo dieser Spieler machte es Uruguay unmöglich, auf diese Weise vor das Tor von Robert Almer zu kommen. Suárez hing in der Luft und war in der ersten Hälfte kaum ein Faktor.

Nach Ballgewinn schnell und direkt

Dass das österreichische Offensiv-Pressing bald nachließ, hatte einen simplen Grund: Wenn man selbst zwei Drittel Ballbesitz hat, gibt es einfach keinen Gegner mit Ball, den man anpressen könnte. Gegen die in der Defensive durchaus kompakt stehenden Urus tat sich Österreich mit dem eigenen Aufbau allerdings durchaus schwer. Von hinten heraus erfolgte die Spieleröffnung zumeist über Hinteregger, und da oft über lange Diagonalpässe. In puncto körperlicher Robustheit hat Uruguay allerdings einen Vorteil, so taten sich Arnautovic und Harnik recht schwer. Auch, weil die Außenverteidiger Suttner und Garics (später Klein) sehr vorsichtig begannen und erst nach und nach ein wenig auftauten.

Deutlich besser klappte es bei Österreich, wenn man in den erwähnten Überzahl-Situationen im Mittelfeld den Ball eroberte und schnell umschalten konnte. Dann ging es mit schnellen, direkten Vertikalpässen innerhalb kürzester Zeit in den gegnerischen Strafraum. Dass Maxi Pereira der Ball vor dem 1:0 für Österreich verspringt, konnte man nicht einkalkulieren, aber dass aus genau so einer Situation das Tor fiel, ist logisch und alles andere als Zufall. Wie es auch kein Zufall war, dass das österreichische Team – das wann immer möglich den Abschluss suchte – bis zur Pause noch einige weitere gute Torgelegenheiten hatte.

Tabárez stellt um…

Großmeister Tabárez erkannte die Probleme natürlich und reagierte entsprechend. Er nahm den gegen Alaba untergehenden Pérez raus (positionsgetreu kam Gargano) und, noch wichtiger, er ließ den unsichtbaren Forlán draußen und brachte quasi gemeinsam mit Gastón Ramírez von Southampton ein neues System – ein 4-1-4-1. Damit hatte er die massive Unterlegenheit im Zentrum zahlenmäßig schon einmal ausgeglichen. Weil Gargano ein weiter gestreutes Betätigungsfeld hatte als nur Alaba nachzulaufen.

Zweite Halbzeit
Zweite Halbzeit

Und, weil Ramírez seinen Part sehr giftig spielte und so die pure Körperlichkeit von vor der Pause in ein gezieltes Angehen der Österreicher umgewandelt wurde. Inhaltlich ganz simpel: Nun schaffte es Uruguay besser, im Zentrum Überzahl-Situationen in Ballnähe herzustellen, damit bekam die Celeste das ganze Spiel besser in den Griff. Nun wirkte es sich auch noch mehr aus, dass den österreichischen Flügelspielern (nun Arnautovic rechts und Ivanschitz links) nicht so viel gelang – obwohl zumindest Arnautovic, der negativen Körpersprache zum Trotz, viel versuchte und nie aufsteckte. Für den Maestro das Signal, die Daumenschrauben weiter anzuziehen: Es kamen Álvaro Pereira und Nico Lodeiro.

…und zieht die Daumenschrauben an

Der ob der sich klar geänderten Kräfteverhaltnisse war das 1:1, obwohl im speziellen Fall es eine patschert verteidigte Ecke und kein taktischer Geniestreich war, folgerichtig. Wie auch, dass Uruguay nun mit zwei offensiv denkenden zentralen Mittelfeld-Leuten (neben Ramírez eben Lodeiro) das Geschehen auch weiterhin im Griff behielt.

Weil Ivanschitz gegen Aushilfs-Rechtsverteidiger Gargano (ein Duell zweier eigentlich Zentral-Spieler auf der Seite, auch nicht uninteressant) keinen Stich machte und die Wechsel von Koller zwar das Personal änderten (Kavlak für Leitgeb, dann Hinterseer für Junuzovic), aber nicht so sehr die Raumaufteilung. Einem möglichen Siegtreffer war nun Uruguay deutlich näher, von Österreich kam keine nennenswerte Reaktion mehr.

Fazit: Erst super, dann ohne Reaktion – wie in Schweden

Es erinnerte bei Österreich sehr viel an das entscheidende WM-Quali-Spiel in Stockholm: Eine großartige erste Halbzeit, in der die Marschrichtung passte und von den Spielern sehr gut umgesetzt wurde, ehe der Gegner in der Pause umstellt, das Heft in den Hand bekommt – und von Österreich aber keine Reaktion mehr kommt. So sehr man sich über die funktionierende Taktik zu Beginn freuen darf, so sehr muss man sich über ausbleibende Adaptierungen nach solchen des Gegners wundern.

Das Ergebnis, ein 1:1 gegen den amtierenden Südamerika-Meister, ist sehr respektabel, wiewohl natürlich allen klar sein muss, dass diese Mannschaft aus Uruguay ihren Zenit schon ganz deutlich überschritten hat. Österreich hat gezeigt, dass man sich auch vor Teams aus der erweiterten Weltspitze nicht fürchten muss. Eher schon davor, dass man guten Änderungen beim Gegenüber noch immer hilflos gegenüber steht.

Das darf sich ruhig ändern.

(phe)

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