Heynckes – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Thu, 05 Sep 2013 22:37:10 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Heynckes stellt Robben in die Zentrale, Dortmund fehlt die Kraft: Bayern gewinnt die Champions League! https://ballverliebt.eu/2013/05/27/heynckes-stellt-robben-in-die-zentrale-dortmund-fehlt-die-kraft-bayern-gewinnt-die-champions-league/ https://ballverliebt.eu/2013/05/27/heynckes-stellt-robben-in-die-zentrale-dortmund-fehlt-die-kraft-bayern-gewinnt-die-champions-league/#comments Mon, 27 May 2013 11:54:10 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8776 Heynckes stellt Robben in die Zentrale, Dortmund fehlt die Kraft: Bayern gewinnt die Champions League! weiterlesen ]]> In der Bundesliga haben die Bayern in dieser Saison praktisch jeden existierenden Rekord gebrochen, international wurde Juventus klar 4:0 besiegt und Barcelona mit 7:0 zu Kleinholz zersägt – aber alles wäre nur halb so viel Wert gewesen, wenn es dennoch nicht zum Titel in der Champions League gereicht hätte. Und Dortmund tat alles, um es in einem hochklassigen und spannenden Finale genau dazu kommen zu lassen. Letztlich fehlte dem BVB trotz eines vor allem zu Beginn perfekten Matchplans aber die Effizienz – und auch die Kraft.

Bayern München - Borussia Dortmund 2:1 (0:0)
Bayern München – Borussia Dortmund 2:1 (0:0)

Wüstes Pressing, das ganz hoch startet, den Gegner so einschüchtern und diese Dominanz letztlich in Siege ummünzen – so wurde Dortmund 2011 und 2012 deutscher Meister. So schied Dortmund in der letzten Saison aber auch sang- und klanglos in einer schwachen Gruppe als Letzter aus. Nicht nur, weil man teils derbe Abwehr-Schnitzer einbaute. Sondern auch, weil hintenraus die Kraft fehlte. Beim 0:3 in Marseille gab’s zwei Tore nach der 60. Minute, beim 1:3 bei Olympiakos die endgültige Entscheidung in Minute 78, den K.o.-Schlag beim 1:2 bei Arsenal in der 86. Minute und beim 2:3 daheim gegen Marseille führte man bis zur 85. Minute noch mit 2:1.

Vintage Dortmund

In dieser Saison hat BVB-Coach Jürgen Klopp das Pressing deutlich zurücknehmen lassen. Üblicherweise legt Dortmund nun die Pressing-Linie in den Bereich direkt vor der Mittellinie. Nicht aber so in diesem Finale. Da ließ Klopp wieder, wie früher, in den ersten 20, 25 Minuten extrem hoch und extrem heftig pressen. So neutralisierte der das Ballbesitz-Spiel der Bayern und seine Mannschaft war die klar gefährlichere.

Dafür rückte mit Reus der nominelle Zehner so weit auf, dass Dortmund in einem 4-4-1-1 bzw. gar in einem 4-4-2 auf dem Platz standen – ganz ähnlich wie das in der letzten Saison mit Kagawa in dieser Rolle so hervorragend funktioniert hatte. Wie generell die Marschroute der Borussia jener beim 5:2 im Pokalfinale vor einem Jahr ziemlich exakt entsprach. Reus und Lewandowski pressten vor allem auf die Innenverteidiger der Bayern, während die Außenspieler Blaszczykowski und Großkreutz die AV der Bayern, Lahm und Alaba, bearbeiteten – hier aber fast nie alleine, sondern mit Unterstützung entweder der ballnahen Stürmer oder der aufrückenden eigenen Außenverteidiger.

Bayern mit Problemen

Den Münchnern behagte das überhaupt nicht. Schweinsteiger, der sich beim Aufwärmen eine Oberschenkelzerrung zugezogen hatte und damit längst nicht die gewohnte Präsenz im Mittelfeld verbreiten konnte, kippte oft zwischen die Innenverteidiger ab, um etwas von dem massiven Druck abzufedern, den Dortmund ausübte. Das änderte aber nichts daran, dass die Bayern ihr Spiel nicht eröffnet bekamen, sich auf lange Bälle verlegen mussten und damit das offensive Mittelfeld nicht wie gewünscht einbinden konnte.

Andererseits schaltete Dortmund überfallsartig um, wenn man den Ball eroberte – ein Verdienst vor allem des sehr umsichtigen Ilkay Gündogan und von Jakub Blaszczykowski, der nicht nur selbst das Umschaltspiel ankurbelte, sondern auch einige gute Chancen hatte, die Neuer aber hervorragend parierte. Wie überhaupt Dortmund in diesen ersten 20 bis 25 Minuten mindestens ein Tor aus der Überlegenheit schießen hätten müssen, wenn nicht zwei.

Würgegriff wird gelöst

Wie früher, löste Dortmund nach rund 25 Minuten den Würgegriff etwas. Dante und Boateng hatten nun etwas mehr Luft zum Armen, Lahm und Alaba – die beide nicht die gewohnte Abenteuerlust ausstrahlten – konnten sich nun etwas mehr um den Aufbau kümmern. Das erlaubte vor allem Ribéry, etwas einzurücken, ohne die Außenbahn zu verwaisen. So konnte das Mittelfeld-Zentrum, das Dortmund bis dahin komplett im Griff hatte, etwas angebohrt werden.

Ein Problem blieb aber bestehen: Von einer ziemlich massiven Unachtsamkeit abgesehen, hatte Schmelzer Robben ganz gut unter Kontrolle, auch dank der Hilfe des sehr fleißigen Kevin Großkreutz. Und Thomas Müller, der (wie Reus) eher als hängende Spitze agierte, weniger als Zehner, konnte nicht dauerhaft sein gefürchtetes Spiel zwischen den Linien aufziehen. Er hatte gegen Ende der ersten Halbzeit zwar einige gute Aktionen, eine konstante Gefahr, wie etwa gegen Barcelona, war er aber nicht.

Robben ins Zentrum, Müller nach rechts

Zweite Halbzeit
Zweite Halbzeit

Schon in der ersten Halbzeit hatten Müller, Robben und Ribéry immer wieder rochiert, nach dem Seitenwechsel kam es aber zu einer entscheidenden und auch dauerhaften Umstellung: Arjen Robben nahm nun halblinks zentral die Position der hängenden Spitze ein, während Thomas Müller auf die rechte Seite wechselte.

So musste sich Schmelzer auf einen neuen und vom Typ her völlig anderen Gegenspieler einstellen, während Robben im Zentrum nicht Müllers Arbeit zwischen den Linien zu verrichten versuchte, sondern vertikal ging und die Eins-gegen-Eins-Situationen suchte. Hieß: Die Bayern trachteten nun nach jener Direktheit im Zug zum Tor, die in der ersten Hälfte vor allem Dortmund gezeigt hatte.

Bayern erobern auch Zentrale

Bei der Borussia agierte Reus nun etwas tiefer, wodurch sich nun tatsächlich ein 4-2-3-1 ergab – wohl auch, weil Schweinsteiger mehr Vertrauen in seinen Oberschenkel fand und zunehmend aktiver wurde. Damit hatte auch Martínez eine Rückversicherung, wodurch er mit mehr Risiko in die Zweikämpfe gehen konnte – die Bayern eroberten immer mehr auch die Zentrale.

Der Clou an der Maßnahme, Robben ins Zentrum zu stellen, war zudem, dass er damit auch direkt mit Ribéry zusammen spielen konnte. Erstaunlich, dass das nicht schon viel öfter so praktiziert wurde, es funktionierte nämlich hervorragend – und ein Vertikal-Lauf von Robben leitete auch das mittlerweile nicht mehr unverdiente 1:0 für die Bayern durch Mandzukic ein.

Dortmund gleicht aus, kann aber nicht nachsetzen

In der direkten Folge verlor Dortmund ein wenig die Kompaktheit. Bender und Gündogan rückten auf, um das Spiel in die Hand zu nehmen, Subotic und Hummels rückten aber nicht entsprechend mit auf. In diese Lücke hinein versuchten die Bayern vor allem mit hohen Bällen zu kommen – also eher ein direktes Nützen entstehender Unordnung, als der Bayern-typische kontrollierte Aufbau. Ehe Dantes ungeschicktes Elfer-Foul den Ausgleich für Dortmund ermöglichte.

Nachsetzen konnte die Borussia aber nicht. Das extrem laufintensive Spiel der ersten Hälfte im Allgemeinen und das extreme Pressing in der Anfangsphase im Speziellen forderten ihren Tribut – Dortmund schien langsam, aber sicher K.o. zu gehen. Die Räume wurden auch nach dem 1:1 nicht mehr konsequent genug zugestellt, die Kompaktheit in der Zentrale ging zuweilen völlig flöten – die Abwehrlinie wurde aber dennoch relativ hoch zu stellen versucht. Ein Traum für Robben und seine neue Positionierung.

Mit Steilpässen in den Rücken der Abwehr oder mit Läufen in eben jenen und von dort geschlagenen Flanken (wie von Müller) hatten die Bayern genug Möglichkeiten, schon früher wieder die Führung herzustellen, aber ein exzellenter Roman Weidenfeller hielt die Borussia noch im Spiel. Bis zur 89. Minute, als bei einem weiteren hohen Ball in die Spitze die BVB-Abwehr nicht mit Robben UND Ribéry zu Rande kam und der Holländer zum 2:1 verwertete. Die Entscheidung.

Fazit: Dortmund geht zum alten Erfolgsrezept und scheitert

Für dieses eine Spiel ging Klopp zum alten Rezept zurück, das gegen die Bayern einst so großen Erfolg gebracht hat – und letztlich scheiterte man nicht daran, dass dieses Vorhaben falsch gewesen wäre. Im Gegenteil: Die Bayern fühlten sich sichtlich unwohl, und so lange Dortmund das hohe Pressing aufrecht erhalten konnte, waren die Münchner im Grunde chancenlos. Die Borussia ist letztlich daran gescheitert, dass man die frühe Überlegenheit nicht in Tore ummünzen konnte und dass in der Schlussphase die Kraft fehlte.

Die Bayern behielten nach der auch mit Glück ohne Schaden überstandenen Anfangsphase die Ruhe und nützten jeden kleinen Teilrückzug von Dortmund gnadenlos aus, um sich selbst immer mehr Kontrolle zu krallen. Die Maßnahme von Jupp Heynckes, Robben ins Zentrum zu stellen und damit statt der Kampfkraft Müllers auf die vertikalen Laufwege des Holländers gegen eine eher hoch stehende Abwehr zu setzen, machte sich voll bezahlt – beide Bayern-Tore waren dieser Umstellung geschuldet.

Dass die Bayern über die ganze Saison gesehen die klar beste Mannschaft Europas waren, darüber kein ohnehin kein Zweifel bestehen. Jetzt haben sie es mit dem letztlich nicht unverdienten Finalsieg in der Champions League auch Schwarz auf Weiß.

(phe)

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Die Bayern machen alles richtig – historischer 4:0-Sieg über Barcelona! https://ballverliebt.eu/2013/04/24/die-bayern-machen-alles-richtig-historischer-40-sieg-uber-barcelona/ https://ballverliebt.eu/2013/04/24/die-bayern-machen-alles-richtig-historischer-40-sieg-uber-barcelona/#comments Tue, 23 Apr 2013 23:28:17 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8700 Die Bayern machen alles richtig – historischer 4:0-Sieg über Barcelona! weiterlesen ]]> Na bumm! Die Bayern schlagen den FC Barcelona im Halbfinal-Hinspiel der Champions League mit 4:0 – und das Resultat ist kein Zufall. Im Spiel von Peps zukünftiger Mannschaft gegen Peps ehemaligem Team setzten die Münchner den Katalanen vor allem mit dem Mut zu, selbst hoch zu pressen und sich nicht hinten einzuigeln. Barça hatte letztlich keine Chance und wurde in der zweiten Hälfte sogar regelrecht zerlegt.

Bayern München - FC Barcelona 4:0 (1:0)
Bayern München – FC Barcelona 4:0 (1:0)

So sehr Bayern München schon Barcelona ähnelt, bevor Pep Guardiola im Sommer übernehmen wird – bei Ballbesitz und Passgenauigkeit ist europaweit nur der FC Bayern halbwegs in der Nähe der Katalanen – war doch klar, dass sich eher die Bayern auf die Gäste einstellen würden als andersrum. So gab es einige sehr zentrale Faktoren in diesem Spiel.

Das Pressing der Bayern

Was das Pressing angeht, sind das ohne Zweifel die beiden weltbesten Mannschaften. Die Bayern hatten wiederum einen recht genauen und differenzierten Plan (wie das schon im Viertelfinale gegen Juventus der Fall war): Diesmal befand sich die Pressing-Linie etwa auf Höhe der Mittellinie, bzw. leicht in der gegnerischen Hälfte. Gomez stand recht tief und ging auf Busquets bzw. die Innenverteidiger, dazu rückten Schweinsteiger und Martínez oft rasch auf und stellten die Wege zu.

So taten sich die Gäste trotz 62 % Ballbesitz in der ersten halben Stunde – was für Barcelona-Verhältnisse eh relativ wenig ist – extrem schwer, wirklich in das Angriffsdrittel zu kommen und es wurden ungewöhnlich viele lange Bälle versucht. Ohne den wirklich durchschlagenden Erfolg, es dauerte bis zur 42. Minute, ehe die Gäste den Gastgeber erstmals mit spielerischen Mitteln wirklich am Strafraum herumhetzen konnte.

Hinzu kam, dass die Bayern, wenn sie den Ball halbwegs sicher hatten (Barcelona presst unter Vilanova auch nicht mehr ganz so exzessiv wie unter Guardiola), die Abwehrkette extrem weit nach vorne zu schieben traute. Das ist gegen Barcelona aufgrund ihrer Stärke im Bälle in den Rücken der Abwehr spielen extrem gefährlich, weil aber das Barça-Zentrum gut angegangen wurde, funktionierte das.

Der Kampf im Mittelkreis

Busquets, Xavi und Iniesta standen im Zentrum Schweinsteiger, Martínez und Müller gegenüber. Die Bayern agierten in diesem Bereich relativ strikt Mann gegen Mann – so übernahm Schweinsteiger die Bewachung von Xavi, sobald dieser die Mittellinie überquerte, und zwar auch horizontal. Ähnliches galt für Javi Martínez und Iniesta, während Müller in höherer Position zumeist gegen Busquets am Werk war.

Dieses theoretische 3-gegen-3 versuchten die Bayern zu ihren Gunsten zu drehen, indem sich Gomez oft recht tief fallen ließ und/oder Robben von der rechten Seite weit in die Mitte zog, um in diesem Bereich eine Überzahl herzustellen. Genau dieses zentrale Vorhaben sprach Müller nach dem Spiel auch im TV-Interview mit Sky an. Das Pressing (weiter hinten) setzte vor allem Xavi und Busquets zu, während Iniesta mit dem robusten Spiel von Martínez extreme Probleme hatte, zwar oft am Ball war, aber praktisch nichts Konkretes zu Stande brachte.

Die Herangehensweise auf den Flügeln

Mit den Flügel-Achsen Lahm/Robben und Alaba/Ribéry hatten die Bayern nominell einen haushohen Vorteil, was das Bespielen der Außenbahnen angeht, weil Barcelona üblicherweise die Flügel nur jeweils nur mit einem Spieler besetzt, mit Dani Alves rechts und Jordi Alba links. Wie massiv der Respekt von Vilanova gegenüber der Bayern-Flügelzange ist, zeigte die Art und Weise, wie er seine Außenstürmer Pedro und Sánchez spielen ließ. Diese agierten nämlich extrem zurückgezogen und testeten Lahm und Alaba kaum, sondern erwarteten die Vorwärtsläufe dieser beiden recht tief, während Dani Alves und Jordi Alba die vertikale Arbeit verrichteten.

Auf der linken Seite arbeitete Ribéry extrem viel nach hinten mit und half Alaba gegen Dani Alves, sodass dieser kaum einmal wirklich ein offensiver Faktor war. Erstaunlich, dass sich Pedro dennoch nie wirklich dazu durchringen konnte, konstruktiv in dieser Zone des Feldes mitzuarbeiten. Auf der anderen Seite rückte Robben wie erwähnt recht hoch ein und überließ Lahm die Seite, und weil auch hier Alba die Hilfe von Sánchez fehlte – und Lahm eine ausgezeichnete Partie ablieferte – brannte nichts an.

Die Vertikal-Läufe von Schweinsteiger und Martínez, die als Nebeneffekt Platz für die aufrückenden Außen der Bayern schafften, wurden hingegen nicht konsequent genützt.

Messi und die Bayern-Innenverteidigung

Keine Frage – von „wirklich fit“ oder „annähernd 100 %“ war Messi drei Wochen nach seiner im Hinspiel gegen PSG erlittenen Verletztung meilenweit entfernt. Ihm fehlte die gewohnte Spitzigkeit, die Mobilität und die Fähigkeit, unerwartete Haken zu schlagen. Ihm fehlte aber auch die Unterstützung der in diesem Spiel massiv gebundenen Xavi und Iniesta. Das erlaubte es den Bayern, eine relativ unkomplizierte Taktik im Verteidigen von Messi zu spielen.

Diese stützte sich in erster Linie auf Dante. Der brasilianische Wuschelkopf spielt ganz generell eine herausragende Saison, zudem hat er die Fähigkeit, ein Spiel zu lesen, ist sehr passsicher und auch ziemlich resistent gegen Pressing. Gegen den oft Richtung Pedro bzw. Xavi driftenden Messi geriet Dante nie in Panik, im Gegenteil, er rückte wenn nötig geschickt heraus und wurde von Boateng bzw. Alaba abgedeckt. Was auch möglich war, weil aus dem Barcelona-Mittelfeld zu wenig nachgerückt wurde und Pedro überhaupt keine Bedrohung darstellte.

Das logische Manöver, um die Bayern an der Spieleröffnung zu hindern, wäre ein konsequentes Anpressen von Boateng gewesen. Der ist ein solider Innenverteidiger, aber kein Künstler und auch keiner von der vor allem mentalen Statur eines Dante. Alleine – es passierte nicht.

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Dante war der Chef in der Bayern-IV, Boateng das brave Helferlein.

Obwohl Boatengs Rolle hauptsächlich in der von Dantes treuem Helferlein bestand. Drei von vier Bällen, die Boateng spielte, lieferte er bei Dante selbst oder bei Neuer ab; wenig überraschend passierten ihm dabei auch keine Fehler. War der Pass für jemand anderen gedacht (also für Lahm und Robben, in erster Linie), kamen fast die Hälfte der Bälle nicht an. Anspiele auf Javi Martínez gab’s praktisch keine.

Ganz anders bei Dante: Dieser gab den Ball oftmals kurz zum zurückgerückten Schweinsteiger, sehr oft rückte er auch hinaus auf die linke Seite und eröffnete von dort für die dann aufgerückten Alaba und Ribéry, während Schweinsteiger abkippte und im Zentrum absicherte.

Die Tore

Dass sich der Gegentor-Schnitt von Barcelona von 0,55 pro Spiel (2010/11) auf mittlerweile über eines pro Spiel verdoppelt hat, liegt sicher zu einem großen Teil auch an der zunehmenden Verletzungsanfälligkeit von Puyol, dazu fehlte auch Mascherano; Adriano Correia (der im Viertelfinale gegen PSG innen spielte) ist eher Außenverteidiger, Busquets wurde im Mittelfeld gebraucht – so musste Marc Bartra ran. Der ist zwar grundsätzlich auch kein Schlechter, aber es ist sicherlich kein Zufall, dass drei der vier Tore aus knapp der Grundlinie entlang gespielten Querpässen resultierten (das erste, das zweite und das vierte).

Hinzu kommt, dass sich Barcelona vor allem bei Kopfbällen oft erstaunlich billig ausmanövrieren ließ – dabei wäre Gerárd Piqué 1,92 Meter groß. Dass das zweite Tor Abseits war und das dritte wegen den Blocks von Müller an Alba auch nicht zählen hätte dürfen, soll nicht verschwiegen werden – allerdings hätten auch die Bayern einen Hand-Elfmeter zugesprochen bekommen müssen und dass kurz vor dem Ende Alba nicht die rote Karte sah, als er Robben den Ball ins Gesicht warf, ist ebenfalls kaum nachvollziehbar. Viktor Kassai – der schon ein CL-Finale (das von Barcelona gegen Man Utd 2011), ein WM-Halbfinale (jenes zwischen Deutschland und Spanien 2010) und ein Olympia-Finale (das 1:0 von Argentinien gegen Nigeria 2008) leitete – hatte einen ganz schlechten Tag, benachteiligte aber beide Teams.

Barcelona lässt Raum und wird bestraft

Nach dem 2:0 kurz nach dem Seitenwechsel rückte das Mittelfeld von Barcelona auf, um für mehr Druck zu sorgen – was letztlich dazu führte, dass Heynckes mit Luiz Gustavo (statt Gomez) mehr Stamina ins Zentrum brachte. Dabei vernachlässigte die Innenvertigung mit Piqué und Bartra aber das Nachrücken, wodurch zwischen diesem Duo und Busquets ein ziemlich massives Loch entstand.

Die Bayern zermürbten Barcelona schon vor dem Seitenwechsel mit ihrem blitzschnellen Umschalten von Defensive auf Offensive und sorgten in der Barça-Abwehr damit für einige Verwirrung, mit dem Platz zwischen den Reihen in der zweiten Halbzeit hatten sie folglich ihre helle Freude. Der Konter über Ribéry, der via Schweinsteiger zu Robben flink auf die andere Seite verlagert wurde, wo die Abwehr aus der Position gezogen war (und Alba, nachdem er von Robben überwunden war, von Müller weggecheckt wurde), war dafür ein Paradebeispiel. Genauso wie der Konter über Alaba, der zum 4:0 führte.

Fazit: Bayern von A bis Z besser

Ein bärenstarker Müller, der das Barcelona-Mittelfeld zur Verzweiflung trieb. Ein gewohnt laufstarker Schweinsteiger, der jener Regisseur war, der Xavi hätte sein sollen. Ein extrem cooler Dante, der sich um (einen zugegebenermaßen waidwunden) Messi kümmerte und das Spiel von hinten eröffnete: Die Bayern waren von Abwehr bis Angriff dem FC Barcelona klar überlegen. Den Katalanen gelang es gegen das geschickte Pressing der Bayern, die gerade im Mittelfeld ihre Physis extrem intelligent ausspielten, nie, ihren Ballbesitz wirklich dauerhaft in die Nähe des Bayern-Strafraums zu verlegen.

Dazu fehlte es auch an den Impulsen von der Bank. Es ist seit Jahren der wohl größte Kritikpunkt an Barcelona, dass es keinen Plan B gibt. Das galt aber in der Regel für Spiele gegen Teams, die sich mit neun Feldspielern hinten einigeln – nicht, wenn man selbst im Mittelfeld angepresst wird und der Gegner sich traut, selbst aktiv zu werden. Damit hatte etwa Spanien im EM-Semifinale gegen Portugal schon ganz große Probleme, und die Bayern setzten diese Taktik gnadenlos um. Nicht, indem sie versuchten, Barcelona jetzt zwingend den Ballbesitz zu nehmen. Sondern ohne den Ball die Kreise des Gegners einzuengen und mit dem Ball schnell umzuschalten und die defensiven Fragezeichen von Barça zu nützen.

Letztlich ist der Sieg vielleicht um ein Tor zu hoch, aber dennoch ist dies das erste Mal, dass Barcelona von einem Gegner nicht nur kontrolliert wird, sondern die Schwächen gnadenlos aufgedeckt werden und das Team komplett zerlegt wird. Inwieweit das ein Wendepunkt der Geschichte ist, um mal das ganz große Ganze anzusprechen, wird sich zeigen, schließlich hat derzeit bis auf die Bayern praktisch keiner die Qualität, dieses Spiel gegen Barcelona so durchzuziehen (wie ernst man die Clásico-Niederlagen zuletzt in Cup und vor allem der längst entschiedenen Meisterschaft nehmen kann, ist eine Streitfrage).

Aber auf jeden Fall haben die Bayern gezeigt: Barcelona ist zu schlagen, auch, wenn man sich nicht hinten einigelt.

(phe)

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Bayerns Umstellung nach Kroos‘ Ausfall überfordert Juventus – 2:0! https://ballverliebt.eu/2013/04/03/bayerns-umstellung-nach-kroos-ausfall-uberfordert-juventus-20/ https://ballverliebt.eu/2013/04/03/bayerns-umstellung-nach-kroos-ausfall-uberfordert-juventus-20/#comments Tue, 02 Apr 2013 23:02:55 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8552 Bayerns Umstellung nach Kroos‘ Ausfall überfordert Juventus – 2:0! weiterlesen ]]> Alabas 1:0 nach 23 Sekunden brachte die Bayern im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Juventus auf die Siegerstraße – mindestens ebenso wichtig war aber die intelligente Umstellung von Heynckes, als Kroos nach einer Viertelstunde verletzt raus musste. Mit der veränderten Zuteilung kam Juventus überhaupt nicht zurecht und so gab es letztlich ein 0:2, mit dem die Italiener gar nicht so schlecht bedient sind.

Bayern München - Juventus Turin 2:0 (1:0)
Bayern München – Juventus Turin 2:0 (1:0)  |  ab Minute 16

Ein Fehler von Pirlo im Spiel nach vorne, ein Querpass von Schweinsteiger, ein Gewaltschuss von David Alaba – es dauerte nicht einmal eine halbe Minute, ehe die Bayern mit 1:0 in Führung lagen. Die Hauptaufgabe der Münchner war es natürlich, möglichst Andrea Pirlo aus der Partie zu nehmen – mit der frühen Führung taten sich die Bayern damit leichter, weil die Italiener dadurch gezwungen waren, selbst aufzurücken und das Zentrum nicht so verdichten konnten, wie sie das sonst gerne tun.

Juve schiebt nach vorne

Anfangsphase
Anfangsphase

Wie schon letzten Juni beim deutschen 1:2 im EM-Halbfinale gegen Italien war Toni Kroos auch diesmal dafür zuständig, die Kreise von Pirlo einzuengen. Unterschied zu damals: Bei den Bayern blieb die rechte Seite besetzt. So konnte sich Kroos an Pirlo dranhängen, ohne Angst haben zu müssen, dass die Balance im Team verloren geht.

In den Minuten nach dem 0:1 rückte Juventus tatsächlich recht hoch auf, vor allem die Wing-Backs pushten konsequent nach vorne. Der agile Lichtsteiner und die beiden Läufer im Mittelfeld, Vidal und Marchisio, versuchten Druck aufzubauen und schnell nach vorne zu kommen; dazu war Peluso links bereit, Müller zu ignorieren und ebenso nach vorne zu gehen. Der Druck auf Pirlo allerdings – hauptsächlich eben von Kroos, aber auch Schweinsteiger und der für den gesperrten Javi Martínez in die Start-Elf gerückte Luiz Gustavo – setzten dem Taktgeber zu. So sammelte Juventus in dieser Phase zwar 60 Prozent Ballbesitz, kam aber zu keinen echten Torchancen.

Kroos‘ Verletzung schadet Juve

Nach zwölf Minuten riss sich allerdings Toni Kroos ohne Fremdeinwirkung ein Muskelbündel im Adduktoren-Bereich – für den so spielintelligenten Zehner war das Spiel natürlich vorbei, für ihn kam Robben in die Partie. Dieser ging auf seine angestammte rechte Seite, während Müller ins Zentrum wechselte und die Kroos-Rolle als Pirlo-Bewacher Nummer eins übernahm. So paradox es aber klingt: Die Verletzung eines der besten Bayern-Spielers dieser so dominanten Saison schadete den Bayern deutlich weniger als Juventus.

Dank Robben kam nun nämlich sehr viel mehr Zug zur gegnerischen Grundlinie auf die rechte Bayern-Seite. Hatte Müller zuvor seine Rolle auf der Außenbahn noch kämpferischer und und auch etwas zentraler interpretiert, ging Robben gezielt in den Rücken von Peluso und blieb nahe der Seitenlinie. Oftmals nahm er auch Lahm mit, wodurch eine 2-gegen-1-Überzahl für die Bayern entstand. Das zwang wiederum Chiellini, aus der Dreierkette nach außen zu rücken.

Adjustierung auf der Robben-entfernten Seite

Genau das nützten die Münchner durch einen geschickten Schachzug auf der anderen Spielfeldseite aus. Ribéry stand nun nicht nur sehr hoch, sondern auch sehr weit innen – zuweilen beinahe als zweiter Stürmer oder als hängender Stürmer schräg hinter Mandžukić. Das bedeutete, dass sich weniger Juve-Wingback Lichtsteiner um den Franzosen zu kümmern hatte, als viel mehr mit Barzagli der rechte Mann in der Dreierkette der Turnier. Weil aber eben Chiellini auf der Robben-Seite gebraucht wurde, stand der Rest der Dreierkette nun jeweils Mann gegen Mann ohne überzähligen Spieler. Was ziemlich massive Wirkung zeigte.

Weil die linke Seite der Bianconeri unter Vollbeschäftigung litt und auf der rechten Seite Lichtsteiner oft nicht so recht wusste, ob er Ribéry nachrennen sollte oder doch lieber auf Alaba aufpasste, war nun plötzlich enorm viel Breite im Spiel der Bayern. Instinktiv wanderten dadurch auch Vidal und Marchisio zurück, womit der ungewohnt abenteuerlustige Luiz Gustavo und der wie immer sehr umsichtige Schweinsteiger viel Platz und wenig Druck hatten. Die vor allem auf die Außenspieler des Juve-Abwehrtrios gut pressenden Hausherren (Ribéry! Mandžukić!) hatten das Spiel nun komplett unter Kontrolle, verpassten es aber, die durchaus möglichen Tore zu machen.

Pirlo neutralisiert, Stürmer eher sinnlos

Hinzu kam, dass die Spezial-Aufgabe gegen Pirlo nicht das extrem präzise Gefühl für Auf- und Zurückrücken sowie für das Bespielen der Räume erfordert, wie die Kroos hat und der mehr über Kampfkraft als über Instinkt kommende Müller weniger. Im Gegenteil: Die Wadlbeißer-Qualitäten von Müller kamen in diesem Spiel im Zentrum gegen Pirlo perfekt zu Geltung, was zur Folge hatte, dass Pirlo so gut wie gar nicht zur Geltung kam.

Was Juventus ausgleichen hätte können, wenn die beiden Stürmer sich nicht gar so passiv angestellt hätten. Matri und Quagliarella waren ihrer Mannschaft nämlich überhaupt keine Hilfe. Weder pressten sie die Bayern-Innenverteidiger Dante und Van Buyten wirkungsvoll an, um ihnen die Luft in der Spieleröffnung zu nehmen. Noch ließen sie sich weit genug zurückfallen, um Schweinsteiger und Luiz Gustavo an der Gestaltung zu hindern. Die Juve-Stürmer trabten nur sinnlos zwischen den Reihen herum, bis sie nach etwa einer Stunde völlig zu Recht per Doppelwechsel vom Spielfeld mussten.

Kurz, nachdem der einmal mehr beeindruckend fleißige Mandžukić einen nur mäßig von Buffon parierten Schuss von Luiz Gustavo zu Müller querlegte und dieser aus zwei Metern mühelos das 2:0 markierte. Zwar stand Mandžukić zuvor womöglich knapp im Abseits, was aber nichts daran ändert, dass das zweite Bayern-Tor überfällig war und der Spielstand danach Juve immer noch ein wenig schmeichelte.

Umstellungen von Conte

Mit Mirko Vučinić und Sebastian Giovinco kamen nun zwei Spieler, die es gewohnt sind, als hängende Spitze zu agieren. Vor allem Vučinić stellte sich nun Luiz Gustavo deutlich williger in den Weg als Matri zuvor; zudem brachte der Montenegriner lange vermisste Direktheit und Zug zum Tor ins Spiel des italienischen Meisters. Das erforderte auch, dass Lahm wieder aufmerksamer nach hinten zu arbeiten hatte.

Schlussphase
Schlussphase

Eine weitere Umstellung nahm Juve-Coach Conte eine Viertelstunde vor Schluss vor, indem er Pogba statt Peluso brachte und auf ein nicht ganz ausgewogen wirkendes 4-4-2 umstellte. Das bedeutete eine diametrale Änderung von allem, wofür das 3-5-2 in Turiner Interpretation steht: Nun gab es jeweils zwei Flügelspieler, statt nur einen – in der Theorie, denn während Chiellini die Umstellung sichtlich schwer fiel und er sich nicht so recht nach vorne traute, ließ Lichtsteiner die Schnittstelle zu Barzagli durch seine hohe Positionierung weit offen.

Zudem gab es im Zentrum nun nicht mehr einen Taktgeber und zwei Laufwunder, sondern zwei Passspieler und gar keine Läufer mehr. Damit aber konnten die Bayern ihre Überzahl im Zentrum so ausspielen, dass von Pirlo und Pogba keine wirklich gewinnbringenden Pässe kamen.

Diese letzte Umstellung von Conte wirkte schon ein wenig verzweifelt und die Mannschaft wusste auch nicht so wirklich damit umzugehen. Womit sich auch am 0:2 nichts mehr änderte.

Fazit: Juve kam mit Bayern-Adjustierungen nicht klar

Juventus war drauf und dran, das Spiel in die Hand zu nehmen, als die Bayern durch Kroos‘ Verletzung zur entscheidenden Umstellung gezwungen wurden – mit der Juventus sichtlich überfordert war. Vidal und Marchisio hingen zwischen „Hinten helfen“ und „Bayern-Mittelfeld unter Druck setzen“ und machten letztlich beides nicht gut genug. Der einzige Vorwurf, den sich die Bayern gefallen lassen müssen: Nicht den durchaus möglichen und auch durchaus verdienten noch höheren Sieg geschafft zu haben.

Das Zwei-Tore-Defizit lässt gerade noch zu, dass Juventus kleine Hoffnungen haben darf. Dafür muss sich Conte aber mit Sicherheit etwas ziemlich Schräges einfallen lassen, denn mit dem gewohnten 3-5-2 kamen die Bayern gut zurecht. Zudem werden die Münchner von der untypisch italienischen Top-Stimmung in der modernen Juventus-Arena nicht so eingeschüchtert sein wie die meisten Serie-A-Teams.

Es ist also noch nicht der Deckel drauf – frag nach bei Arsenal – aber so gut wie.

(phe)

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Hummels fehlt BVB mehr als Ribéry den Bayern – Münchner siegen 1:0 https://ballverliebt.eu/2013/02/28/hummels-fehlt-bvb-mehr-als-ribery-den-bayern-munchner-siegen-10/ https://ballverliebt.eu/2013/02/28/hummels-fehlt-bvb-mehr-als-ribery-den-bayern-munchner-siegen-10/#comments Wed, 27 Feb 2013 23:16:41 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8411 Hummels fehlt BVB mehr als Ribéry den Bayern – Münchner siegen 1:0 weiterlesen ]]> Extreme Intensität, hohes Tempo, dabei aber fast immer fair und respektvoll geführt: Genau so soll ein echtes Spitzenspiel sein. Im Pokal-Viertelfinale behielten die Bayern mit 1:0 die Überhand, weil man das fehlen eines eigenen Schlüsselspielers besser kaschieren konnte als es Dortmund mit dem Fehlen einer eigenen Stütze konnte. Ohne Hummels fehlte dem BVB das schnelle Umschalten aus dem Rückraum. Und letztlich auch die Mittel, um gegen das proaktive Verteidigen des Bayern-Mittelfelds anzukommen.

Bayern München - Borussia Dortmund 1:0 (1:0)
Bayern München – Borussia Dortmund 1:0 (1:0)

Wie schon beim 1:1 in der Bundesliga im Herbst stellte Jürgen Klopp ein 4-3-3 auf das Feld; im Mittelfeld-Zentrum wurde Sechser Sven Bender von Kevin Großkreutz (halblinks) und Ilkay Gündogan (halbrechts) flankiert. Aus diesem Trio rückte immer einer auf, wenn die Bayern von hinten das Spiel eröffnen wollten – zumiest war das Gündogan – während die anderen zwei absicherten. Ansonsten verschoben die drei im Verbund, aber sie ließen in ihrem Rücken etwas zu viel Raum.

Damit ergab sich bei den Bayern immer wieder die Gelegenheit, mit längeren Pässen zur Seitenverlagerung in die freien Räume im Rücken des Mittelfeld-Trios zu gelangen. Diese Pässe kamen mit schöner Regelmäßigkeit auch an, jedoch fehlte es dann am Tempo-Aufbau gegen die Dortmunder Viererkette. Außerdem schafften es die drei auch nicht, Toni Kroos wie gewünscht aus dem Spiel zu nehmen. Die extreme Flexibilität und die hohe Spielintelligenz von Kroos ermöglichte es dem Bayern-Zehner, immer wieder anspielbar zu sein.

Die Bayern ohne Ribéry

Die größte Änderung zum gewohnten Spiel der Bayern war das Fehlen des gesperrten Franck Ribéry. Statt dem Franzosen rückte Arjen Robben auf die linke Seite vor David Alaba. Es wurde aber sehr schnell sehr deutlich, dass dem Österreicher mit Robben jenes blinde Verständnis fehlt, dass er mit Ribéry hat. Alaba schien nie so recht zu wissen, was Robben vorhat, und so traute er sich auch nicht, konsequent nach vorne zu gehen – obwohl ihm das wiederholt von Schweinsteiger aufgetragen wurde und dieser sich auch oft als De-facto-Linksverteidiger positionierte, um Alaba zum Aufrücken zu ermutigen.

Andererseits aber war Robben in der ersten Hälfte von Defensiv-Aufgaben weitgehend entbunden. Da kümmerte sich Alaba natürlich um Götze und Schweinsteiger um Piszczek, wenn der ungewohnt zurückhaltende Pole doch einmal die Mittellinie überquerte. Wie überhaupt die Dortmunder Außenverteidiger vornehmlich auf Robben und Müller aufpassten, anstatt selbst nach vorne zu marschieren. Womit das Spiel der Borussia ziemlich eng wurde und es nicht gelang, selbst auf konstanter Basis sinnvolle Angriffe zu kreieren.

Dennoch: Die linke Bayern-Seite war nicht so auffällig wie sonst, weshalb mehr Verantwortung auf die Mitte zukam – die Klopp eigentlich zugestellt haben wollte. Weil Schweinsteiger diesmal den tieferen Part im Zentrum übernahm, war Javi Martínez nach vorne deutlich vitaler als etwa zuletzt beim 6:1 über Bremen. Dort hatte sich der Baske darauf beschränkt, kräfteschonend im Mittelkreis herumzutraben, weil er nach hinten nicht gefordert und nach vorne nicht gebraucht wurde. Diesmal aber war Martínez sehr aktiv nach vorne und unterstützte vor allem Müller und Lahm, wo es möglich war, und er ging auch keinem Zweikampf aus dem Weg.

Dortmund ohne Hummels

Ein extrem wichtiger Faktor, warum es den Bayern trotz des Dortmunder Mittelfeld-Trios gelang, sich durch das Zentrum zu spielen, war – neben der extremen Ballsicherheit vor allem unter dem Druck des Dortmunder Pressing und auch in personeller Unterzahl auf engem Raum – das krankheitsbedingte Fehlen von BVB-Innenverteidiger Mats Hummels. Was das Antizipieren von Spielsituationen und das perfekt getimte Herausrücken aus der Kette zum Abfangen von Pässen und dem daraus folgenden gleichzeitigen Umschalten auf Offensive angeht, gibt es weltweit kaum bessere Verteidiger als Hummels.

Diese Gabe hat sein Ersatzmann Felipe Santana nicht einmal im Ansatz. Damit fehlte den Borussen genau jene Präsenz vor der Abwehrkette, die sie normalerweise auszeichnet und so war es den Bayern auch möglich, vor der Viererkette zu agieren, ohne Angst haben zu müssen, dass Hummels einen Ball abfängt und die Münchner auf dem falschen Fuß erwischt. Letztlich war es, neben einem Fehler von Schmelzer, vor allem auch ein allzu Zögerliches Herausrücken von Santana, das Robben kurz vor der Pause das verdiente 1:0 ermöglichte.

Gastgeber im Halten-Modus

Ab ca. 60. Minute
Ab ca. 60. Minute

Was Heynckes in der zweiten Halbzeit mit der Besetzung seiner Positionen angeht, war eher ungewöhnlich. Weniger, dass zu Beginn der Hälfte Robben und Müller ihre Seiten tauschten – Robben war sehr zentral unterwegs und die Abstimmung mit Alaba klappte überhaupt nicht – und Mandzukic praktisch mit Robben die Seite wechselte, zu der er von der Spitze aus eher tendierte.

Viel mehr aber, als nach rund einer Stunde Mandzukic auf der rechten Flügel ging, währen Robben wieder nach links ging und – vor allem – Kroos und Müller die Spitzen gaben. Die aber eigentlich die vordersten Verteidiger waren, denn die Bayern schalteten nun um in den Halten-Modus. Der aber eben nicht darin bestand, sich tief zu stellen und abzuwarten, sondern einen sehr proaktiven Ansatz besaß.

Das hieß: Mandzukic und Robben relativ tief gegen die nun doch aufrückenden Schmelzer und Piszczek mit dem Versuch, die beiden mit Technik, Wendigkeit und schnellem Umschalten zu zermürben. Dazu Kroos und Müller, die es der Innenverteidigung erschwerten, den ersten Pass zu spielen. Und mit dem Duo Schweinsteiger/Martinez, das sehr hoch stand – teilweise deutlich höher als Mandzukic und Robben auf den Flügeln – und gemeinsam mit Kroos und Müller verhinderte, dass Dortmund Dreiecke aufgebaut bekam.

Klopp merkt: Spielerisch wird’s nichts

Das sah so aus, dass einer auf den Ballführenden presste, während die anderen die Passwege zustellten. Das ist, wenn es schief geht, extrem gefährlich, weil sich hinter den attackierenden Spielern Räume ergeben. Hin und wieder schaffte es Dortmund auch, vor die Viererkette der Bayern zu kommen, aber Van Buyten und vor allem Dante brachten immer ein Bein dazwischen. Zumeist aber verendeten Dortmunder Angriffsversuche schon an der Mittellinie, weil es nicht gelang, mehrere Anspiele hintereinander an den Mann zu bringen.

Weil Klopp merkte, dass seine Mannschaft mit spielerischen Mitteln nicht zu einem Torerfolg kommen würde, packte er in der unmittelbaren Schlussphase die Brechstange aus und brachte statt Reus – der die zuweilen auftretenden defensiven Unachtsamkeiten von Lahm nicht nützen konnte – Stoßstürmer Julian Schieber. Mit der Ordnung im Spiel der Dortmunder war es nun dahin, und echte Torgefahr konnten sich damit auch nicht mehr aufbauen. Weshalb die Bayern verdient 1:0 gewannen.

Fazit: Vor allem im Mittelfeld Bayern überlegen

Inwieweit man diesen 1:0-Sieg der Bayern als echte Trendwende ansehen kann, ist Ansichtssache. Dieses Spiel wurde auch dadurch charaktierisiert, welches Team mit dem Ausfall eines wichtigen Spielern besser zurecht kam, und es lässt sich konstatieren, dass den Dortmundern Hummels mehr fehlte als Ribéry den Bayern – wiewohl den Münchnern ohne die gemeinsame Achse Alaba/Ribéry doch einiges abgeht.

Außer Frage steht aber, dass die Bayern in dieser Saison deutlich konstanter spielen als die Dortmunder und in diesem Spiel das erste Mal seit längerem der Borussia auch inhaltlich überlegen waren. Zumindest national gehört diese Saison eindeutig den Bayern, vor allem, weil sie so stark in der Defensive sind. Das hat nicht nur mit einem Dante in einer Gala-Saison zu tun, sondern vor allem mit dem Mittelfeld. Der Ansatz, mit eigener Initiative den Gegner schon im Mittelfeld defensiv zu begegnen, zog Dortmund den Zahn.

Vor allem Schweinsteiger und Martínez taten sich dabei hervor. Wahrscheinlich bilden die beiden das derzeit beste Sechser/Achter-Duo Europas.

(phe)

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Bei 1:3 gegen Bayern wurde endgültig klar: Dieses Arsenal hat keine Zukunft mehr https://ballverliebt.eu/2013/02/20/bei-13-gegen-bayern-wurde-endgultig-klar-dieses-arsenal-hat-keine-zukunft-mehr/ https://ballverliebt.eu/2013/02/20/bei-13-gegen-bayern-wurde-endgultig-klar-dieses-arsenal-hat-keine-zukunft-mehr/#comments Tue, 19 Feb 2013 23:41:08 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8394 Bei 1:3 gegen Bayern wurde endgültig klar: Dieses Arsenal hat keine Zukunft mehr weiterlesen ]]> Vor einigen Jahren noch undenkbar, aber jetzt Realität: Eine englische Mannschaft ist in einem Champions-League-Spiel vom Tempo eines deutschen Teams heillos überfordert. Mit schnellem Umschalten, hoher Wachsamkeit und geschicktem Pressing mähten die Bayern Arsenal in der ersten Halbzeit nieder. Die Gastgeber kamen erst ins Spiel, als sich die Münchner etwas zurücklehnten. Zu wenig: Arsenal ist de facto ausgeschieden.

Arsenal FC - Bayern München 1:3 (0:2)
Arsenal FC – Bayern München 1:3 (0:2)

Dabei zeigten die Bayern gar nicht so ein brutales Pressing wie etwa Dortmund oder Barcelona das tut – sondern recht differenziert. Vorne lief Mandžukić auf alles, was sich bewegt, assistiert von Kroos hinter ihm. Das reichte oft schon aus, um Szczesny oder den besonders indisponierten Mertesacker zu langen, oft blinden Bällen zu zwingen.

Spielaufbau? Schwierig.

Überwand Arsenal diese erste Linie, war  aber erst einmal Ruhe. Arteta und Ramsey bekamen im defensiven Mittelfeld deutlich mehr Raum und Platz eingeräumt. Dafür verhielt sich die restliche Mannschaft nicht besonders klug, indem sie sich, ohne große Bewegung, sehr hoch postierte und den Bayern – allen voran Schweinsteiger und Martínez – erlaubten, eine Wand zwischen Arteta/Ramsey und dem Rest des Teams zu bilden.

So blieben Arsenal zwei Möglichkeiten. Entweder, sie versuchten es selbst, den Ball in die Hälfte der Bayern zu tragen. Problem dabei: An der Mittellinie fingen die Gäste wieder zu pressen an. Oder wiederum mit langen Bällen. Problem dabei: Vorne statt mit Walcott ein schneller, aber körperlich nicht besonders kräftiger Spieler. Der Plan von Wenger war zweifelsohne, mit Walcotts Tempo die Bayern-Innenverteidigung mit den Kanten Dante und Van Buyten in Probleme zu bringen. Weil er aber fast nur durch hohe Bälle ins Spiel kam, zerschellte er vor allem an Dante.

Blitzschnelles Umschalten

Was bei Arsenal noch hinzukam, war vor allem die unglaubliche Unsicherheit von Per Mertesacker. Er beging erst einen hochgradig peinlichen Fehlpass in der Spieleröffnung und dachte dann nicht mit, als Ribéry plötzlich im Zentrum auftauchte und in seinem Rücken Kroos heranrauschte und das 1:0 der Bayern erzielte. Er schaute beim Eckball nicht gut aus, der nach 20 Minuten zum 0:2 aus Sicht der Gastgeber führte, womit das Achtelfinale im Grunde schon entschieden war. Und er war es auch, der mitunter völlig unbedrängt in der Spieleröffnung den Ball zu einem Bayern-Spieler schob.

Was den Münchnern voll in die Karten spielte, denn sie schalteten auch blitzschnell um und rückten von hinten sehr flink nach. Aufgrund der hohen Abwehrlinie, die sie spielten, war das schneller möglich, als Arsenal damit umgehen konnte. Vor allem Müller und Kroos taten sich dabei hervor. Müller, weil sein Gegenspieler Vermaelen von Podolski recht alleine gelassen wurde; Kroos durch sein Antizipationsvermögen und die kluge Hilfe von Schweinsteiger.

Martínez als Wilsheres Kettenhund

Ein wahres Phänomen ist bei den Bayern Javi Martínez. Bis zu diesem Spiel war er bei nur vier der 14 Gegentore der Bayern in der ganzen Saison auf dem Platz. Er spielt zwar praktisch immer, aber man sieht ihn nie – weil er durch seine extreme Spielintelligenz Passwege zustellt und von seinem exzellenten Stellungsspiel lebt, damit nur im Notfall in einen Zweikampf gezwungen wird. Oder aber, weil er den gegnerischen Zehner so effektiv bewacht, dass dieser im Grunde nicht am Spiel teilnimmt – so wie dieses Mal.

Martínez hielt sich Jack Wilshere an der kurzen Leine, und er übernahm auch – wenn dieser aufrückte – Aaron Ramsey. So war es Arsenal nie möglich, ein sinnvolles Spiel durch die Mitte aufzuziehen. Umso weniger, als sie nach 20 Minuten mit 0:2 hinten waren und die Angst vor einem Fehlpass im Spielaufbau durch die Mitte greifbar war – eben weil sie um das brutale Umschalten der Bayern wussten.

Bayern zurück, Sagna nach vor

Arsenal kam, ganz entgegen des gängigen Klischees der Gunners, vor allem durch gesteigerte Härte zurück ins Spiel. So hatte Arteta Glück, dass er bei seiner horrenden Attacke an Mandžukić nicht vom Platz flog, so wurde auch Kroos von Sagna umgehackt. Sagna war aber nebenbei der einzige bei Arsenal, der sich mit spielerischen Mitteln der peinlichen Darbietung seiner Mannschaft zu entziehen versuchte. Das war auch möglich, weil Franck Ribéry nicht seinen produktivsten Tag hatte.

Kurz nach Beginn der zweiten Hälfte lehnten sich die Bayern dann etwas gar weit zurück. Die Führung war komfortabel, ernsthafte Gegenwehr nicht vorhanden – es ging bis dahin alles zu leicht. Das wiederum erlaubte Arsenal, sich die Kontrolle über das Spiel zu krallen, und nach dem Anschlusstreffer (einem von den Bayern ungewohnt schludrig verteidigten Eckball) konnten die Bayern den Schalter offenkundig nicht mehr wieder auf Attacke stellen.

Zu wenig nachrücken

Schlussphase
Schlussphase

Dieses Zurücklehen der Bayern war der bestimmende Faktor in der letzten halben Stunde des Spiels. War die Abwehrlinie bei den Münchnern vor der Pause noch recht hoch, standen nun beide Viererketten in einer zu einem 4-4-1-1 gewordenen Grundordnung ausgesprochen tief und Mandžukić wurde nur noch mit langen Bällen angespielt.

Nun ist der Kroate grundsätzlich extrem stark darin, einen Ball auch gegen gute Verteidiger kurz abzublocken und zu verarbeiten. Wenn aber das Nachrücken von hinten so zögerlich ist wie von den Bayern in dieser Schlussphase, ist selbst ein Mandžukić machtlos – zumal er einmal mehr extrem fleißig war und sehr viel auch auf die Flügel ausgewichen war und in dieser Phase entsprechent ausgelaugt wirkte.

Wenger brachte mit Giroud einen körperlich guten Stürmer, der Van Buyten und Dante mehr entgegen setzen sollte. Und er brachte Rosický als neuen Zehner, womit sich Wilshere etwas fallen lassen und sich so der unmittelbaren Bewachung von Martínez entzog.

Den Bayern gelang es kaum noch, Angriffe von hinten nach vorne geplant aufzuziehen – aber aus dem einen, der ihnen dann doch gelang, fiel auch prompt das 3:1. Dass das die Entscheidung war, merkte man nun auch Arsenal an. Die Gastgeber steckten danach merklich auf.

Fazit: Oje, Arsenal!

Dass die Bayern in dieser Saison eine ungemein starke Mannschaft haben war ebenso bekannt wie die Tatsache, dass bei Arsenal die Probleme immer größer und größer werden. Dass der Unterschied zwischen diesen Mannschaften aber so dermaßen eklatant sein würde, wie das in der ersten Halbzeit der Fall war, muss doch erstaunen. Bei Arsenal klappte nichts: Mertesacker ist defensiv anfällig und in der Spieleröffnung nutzlos, Podolski sah gegen Lahm aus wie ein Schuljunge, das riesige Loch zwischen Defensive und Offensive spricht nicht für die Spielintelligenz einiger Akteure. Und so konnte auch der Plan von Wenger, das Tempo von Walcott zentral zu nützen, nicht aufgehen.

Arsenal ist meilenweit von dem Standard entfernt, den man aus den letzten 15 Jahren unter Wenger gewohnt war. War es in der Vergangenheit immer der Vorwurf gewesen, Arsenal würde sich nicht weiter entwickeln können, weil ständig die besten Spieler weg gehen würden – von Fàbregas bis Adebayor -, ohne dass diese sinnvoll ersetzt würden, muss nun konstatiert werden: Arsenal stagniert nicht, Arsenal bewegt sich in Riesenschritten zurück. Nur durch Härteeinlagen und Nachlassen des Gegners kam man ins Spiel zurück. Spielkunst, Tempo, Kreativität und Einfallsreichtum sucht man vergebens.

Und realistischerweise kann man nicht einmal den Nukleus der Mannschaft nehmen, um drumherum etwas aufzubauen. Spieler wie Podolski (der immer noch zu wenig nach hinten arbeitet), wie Giroud (ein bulliger Strafraum-Pflock), Walcott (der sich seit Jahren nicht verbessert hat), Rosický (der einfach viel zu oft verletzt ist), oder Mertesacker (Unsicherheitsfaktor und Holzfuß) sind mit dem Fußball, für den Arsenal einmal stand, nicht oder nicht mehr kompartibel.

Natürlich: Mit Wilshere, Ramsey und Cazorla gibt es zumindest eine Handvoll Remineszenzen an bessere Zeiten. Derzeit stehen die Zeichen aber eher auch einer mühseligen mittelfristigen Zukunft. Und wie lange es dauern kann, sich da wieder rauszuarbeiten, erfährt nicht zuletzt Liverpool in den letzten Jahren.

(phe)

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Klopps Mittelfeld-Trio zeigt Wirkung: Dortmund holt 1:1 bei den Bayern https://ballverliebt.eu/2012/12/02/klopps-mittelfeld-trio-zeigt-wirkung-dortmund-holt-11-bei-den-bayern/ https://ballverliebt.eu/2012/12/02/klopps-mittelfeld-trio-zeigt-wirkung-dortmund-holt-11-bei-den-bayern/#comments Sun, 02 Dec 2012 01:52:10 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8101 Klopps Mittelfeld-Trio zeigt Wirkung: Dortmund holt 1:1 bei den Bayern weiterlesen ]]> Erstmal schauen, dann man den Bayern-Wirbelwind bremst – dachte sich Dortmund. Erstmal schauen, dass wir kein Tor kriegen, ein Remis ist ja auch okay – dachten sich die Bayern. Die daher nie volles Risiko gingen, das Dortmunder Defensiv-Konzept mit einem zentralen Mittelfeld-Trio auszuhebeln. Erst, als Klopp die Räume aufmacht, kommen die Bayern zu Chancen. Dennoch blieb’s beim 1:1.

Bayern München – Borussia Dortmund 1:1 (0:0)

Das bestimmende Element in diesem Spiel war logischerweise die Aufteilung im Mittelfeld bei Borussia Dortmund. Jürgen Klopp stellte sein Team in einem 4-3-3 auf, in dem neben Sven Bender und Ilkay Gündogan auch Jakub Blaszczykowski in die Zentrale beordert wurde. Ziel dieser für Dortmund ungewohnten Formation war klar: Durch die Mitte nichts zulassen und auf den Außenbahnen Überzahl herstellen.

Effekte der Dortmunder Mittelfeld-Dreierkette

Obwohl Dortmund auf das übliche Pressing verzichtete und zudem ziemlich desaströse Zweikampfwerte aufwies – nur 39% wurden gewonnen – ging der Plan durchaus auf.

Zweikämpfe des BVB-Mittelfeld-Trios: vor allem Gündogan (8) und Kuba (16) schnitten auf den Halbpositionen viele Bayern-Angriffe ab.

Kuba Blaszczykowski rückte immer nach außen, wenn es galt, den Weg für Ribéry abzuschneiden; während sich Bender und Gündogan beide eher um das andere Halbfeld kümmerten. Logisch – denn hier rückte Schweinsteiger aus der Tiefe immer wieder auf, um Toni Kroos zu unterstützen. Das Trio agierte durchaus gut abgestimmt und verhinderte praktisch jeden Versuch der Bayern, durch die Mitte zu kommen und so Mandzukic einzusetzen.

Bayern-Zehner Kroos spielte fast nur horizontal, weil er durch das dichte Mittelfeld-Trio von Dortmund kein Durchkommen sah.

Druch die vertikale Inexistenz von Kroos war das Spiel der Bayern auf die Außenbahnen gezwungen. Genau das wollte Klopp ohne Zweifel erreichen, und hier griff der eigentliche Clou in seinem System: Durch das geschickte Rausschieben von Gündogan und Blaszczykowski sahen sich Ribéry und Müller permanenter Unterzahl gegenüber.

Müller (25) war isoliert und holte sich auch keine Bälle von hinten; Ribéry (7) hatte einen schweren Stand und brachte kaum was vors Tor.

Ribéry hatte permanent Blaszczykowski auf seinen Füßen stehen, und hatte er den überwunden, stand immer noch Piszczek vor ihm. Der Franzose arbeitete auch viel nach hinten, war sich für keinen Defensiv-Zweikampf zu schade, brachte nach vorne aber wenig Konkretes zu Stande. Auf der anderen Seite war Thomas Müller, was die Rückwärtsbewegung angeht, deutlich fauler und er blieb isoliert – weil der es mit Gündogan und Schmelzer zu tun hatte und Bender einen guten Job machte, wenn es darum ging, Schweinsteiger bei begrenzter Wirkung zu halten.

Bayern defensiv diszipliniert, aber ohne offensives Risiko

Die Bayern spielten mit einer sehr hohen Verteidigungslinie und sammelten viel Ballbesitz, erwischten die Dortmunder aber kaum einmal in Unordnung. Andererseits ließen sie aber auch bei sich selbst keine zu: Wenn der Ball verloren wurde, geschah das Umschalten von Offensive auf Defensive blitzschnell, man bekam extrem flink genug Leute hinter den Ball und kam so auch kaum in Gefahr. Lediglich, wenn es Fehlpässe in der Vorwärtsbewegung gab, konnte Dortmund Neuer wirklich prüfen, wie bei Reus‘ Schuss kurz vor der Halbzeit.

Die andere Seite der Medaille war aber, dass auch die Außenverteidiger Lahm und Alaba ihre Rollen eher konservativ anlegten und es vermieden, sich allzu weit nach vorne zu bewegen – um nicht den Dortmunder Flügelstürmern Götze und Reus Raum in ihrem Rücken zu geben.

Lahm (21) und Alaba (27) vor der Halbzeit-Pause: Sehr zurückhaltend. Alaba kam trotz hoher Verteidiguns-Linie kaum über die Mittellinie, und auch Lahm kam nicht in einmal in die Nähe der Grundlinie.

Nach der Pause öffnet sich das Spiel

Nach dem Seitenwechel wich bei beiden Seiten die Vorsicht ein wenig dem Willen zu mehr Gestaltung. Dortmund achtete nun darauf, die Bälle schneller in die Spitze zu bekommen und mehr nachzurücken. Das hatte zur Folge, dass die Borussia ihre Präsenz in der gegnerischen Hälfte deutlich erhöhte. Aber auch die Bayern zeigten sich eine Spur offensiver.

Vor allem Lahm (21) tauchte in der 2. Hälfte deutlich öfter in der gegnerischen Hälfte auf, auch Alaba (27) zeigte mehr Konkretes.

Vor allem Philipp Lahm hatte die Zeichen der Zeit erkannt und belebte mit vermehrten Vorstößen die vor der Pause praktisch tote rechte Seite der Bayern merklich. Das alles änderte aber nichts daran, dass sowohl Lewandowski bei Dortmund als auch Mandzukic bei Bayern eher frustrierende Abende verlebten, weil sie kaum ins Spiel kamen und auch weiterhin ihre Kollegen nicht mit letzter Konsequenz nachrückten.

So war es auch folgerichtig, dass die Tore aus einer feine Einzelleistung von Kroos waren (1:0) und schlampiges Verteidigen eines Eckballs (1:1), und nicht aus taktischen Fehlleistungen oder Stellungsfehlern aus dem Spiel heraus.

Klopp stellt um – und gibt Spiel aus der Hand

Unmittelbar vor dem Tor zum Dortmunder Ausgleich, rund eine Viertelstunde vor Schluss, stellte Jürgen Klopp um: Er nahm Blaczszykowski vom Feld und brachte Perisic, stellte damit sein System auf das gewohnte 4-2-3-1 um.

Schlussphase

Eine Entscheidung, die sich als nicht so glücklich herausstellen sollte. Denn mit dem Auflassen des Mittelfeld-Trios und der Umstellung auf ein Duo, das sich um die defensive Zentrale kümmern sollte, öffnete Klopp den Bayern genau jene Räume, die sie in den 75 Minuten davor nicht hatten.

Das nützte der Tabellenführer auch schnell aus. Vor allem Thomas Müller blühte auf, nun da er etwas Platz zum Bearbeiten hatte – zudem musste Neven Subotic bei Dortmund angeschlagen raus und Felipe Santana war nicht sofort voll im Spiel. Logische Folge: Die Bayern kamen in der Schlussphase massiv auf und Roman Weidenfeller musste in drei, vier Situationen sein ganzes Können auspacken, um Dortmund zumindest noch das 1:1 zu retten.

Fazit: Klopp macht’s lange richtig – und vercoacht dann fast noch

Die Bayern hatten schon beim 1:1 in Nürnberg mit einem Mittelfeld-Trio, das die Mitte zumachte und auf den Flügeln aufpasste, große Probleme. Sehr ähnlich gestaltete sich dieses Spiel, in dem Klopp erst einmal darauf achtete, dass man die in dieser Saison so flink nach vorne Spielenden Bayern erstmal einbremst und über die trickreichen Reus und Götze die Kanäle Richtung Tor bearbeitet.

Auf der anderen Seite wussten die Bayern, dass auch ein Remis ein recht akzeptables Resultat ist und gingen daher auch nie das letzte Risiko. Die Außenverteidiger blieben lange zurückhaltend; kein Tor zu kassieren war auch hier wichtiger als selbst eines zu erzielen. So steht letztlich ein logisches und auch leistungsgerechtes Remis – wäre da nicht die letzte Viertelstunde gewesen.

Die die Umstellung von Klopp, weg vom Mittelfeld-Trio, eröffnete den Bayern die Chance, das Spiel doch noch zu gewinnen. So ist der Punkt für Dortmund zwar immer noch nicht völlig unverdient, aber wenn der BVB das Spiel noch verloren hätte, dann hätte sich Klopp das wohl auf die eigene Kappe zu heften gehabt.

Aber – es ging ja nochmal gut.

(phe)

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Die Bayern sind haushoch überlegen, aber Chelsea spielt den Party-Crasher https://ballverliebt.eu/2012/05/20/die-bayern-sind-haushoch-uberlegen-aber-chelsea-spielt-den-party-crasher/ https://ballverliebt.eu/2012/05/20/die-bayern-sind-haushoch-uberlegen-aber-chelsea-spielt-den-party-crasher/#comments Sun, 20 May 2012 00:48:35 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7178 Die Bayern sind haushoch überlegen, aber Chelsea spielt den Party-Crasher weiterlesen ]]> Gespielt hat nur eine Mannschaft – die Bayern. Torchancen hat sich auch nur ein Team aktiv erarbeitet – die Bayern. Eine Mannschaft war bis kurz vor Schluss vorne, hatte in der Verlängerung einen Elfer und war auch im Shoot-Out vorne – die Bayern. Gewonnen hat das Finale der Champions League in München aber trotzdem Chelsea. 120 Minuten den Bus parken, einen Eckball verwerten und dann die Elfer-Lotterie gewinnen: Auch so kann man den Pokal holen.

Chelsea - Bayern 1:1 n.V., 4:3 i.E.

Am 18. Mai 2005 war es, in Lissabon. Da hatte Sporting das Finale des Uefa-Cups daheim, im eigenen Stadion, gegen ZSKA Moskau. Ging dabei sogar in Führung. Und verlor letztlich dennoch mit 1:3. Fast auf den Tag genau sieben Jahre später, Schauplatz München, wiederholte sich Geschichte. Mit einem kleinen Unterschied: Ivica Olic, damals im Trikot der Russen, stand diesmal auf der falschen Seite.

So viele gesperrte Spieler

Die Tatsache, dass bei den Bayern drei Stammkräfte (Badstuber, Alaba, Luiz Gustavo) gesperrt waren und bei Chelsea gleich vier (Terry, Ramires, Meireles und Ivanovic) zwang beide Trainer zu Umstellungen. Inhaltlich schmerzte Di Matteo vor allem der Ausfall von Ramires, der in den letzten Wochen der konstanteste Spieler war, sowohl defensiv sicher als auch offensiv, ob nun zentral oder auf dem Flügeln, ein integraler Bestandteil der Mannschaft. So brachte Di Matteo den langsamen Lampard und den im Vorwärtsgang eher limitierten Mikel für die Zentrale. Bosingwa und Cahill  ersetzten Ivanovic und Terry direkt.

Bei den Bayern waren die Umstellungen subtiler, aber dennoch merkbar. Was die größte Umstellung nach sich zog war die Sperre von Luiz Gustavo. Dieser ist zwar, was das Passspiel angeht, ohne Zweifel der unsicherste Bayern-Spieler und er ist im Aufbau gerade auf höchstem Niveau immer am ehesten ein Wackelkandidat, aber seine Zweikampfstärke ist unbestritten. Ohne den schmächtigen, aber in seinem Kerngebiet hervorragenden Brasilianer spielten mit Schweinsteiger und Kroos zwei Ballverteiler im defensiven Mittelfeld der Bayern, aber kein Ballgewinner mehr.

Wie Chelsea mit Robben und Ribéry umging

Alleine – ein solcher war gar nicht nötig. Chelsea präsentierte sich in einem 4-4-1-1, mit Mata sehr hoch fast auf einer Linie mit Drogba, und zwei Viererketten, die vor allem das Zentrum zumachten, sich gerade in der Anfangsphase zu zweit und zu dritt auf Robben stürzten, aber ansonsten keinerlei Druck auf den Ballführenden ausübten. Besonders auffällig war das bei Lampard und Mikel in der Mittelfeld-Zentrale.

Sie schirmten Müller ganz gut ab; ließen aber Schweinsteiger und Kroos – die beiden wechselten sich im Spiel nach vorne ab – einigermaßen unbehelligt. Sie stellten die Bayern nur, griffen sie aber nicht an. Das sah sehr passiv auf, hatte aber den Effekt, dass Chelsea die Bayern auf die Flügel zwang. Und dort hatte man gegen Robben und Ribéry eine gute Strategie am Start.

Es war abzusehen, dass die Duelle Bosingwa-Ribéry und Cole-Robben die Schlüsselduelle des Spiels werden würden. Ribéry durfte gegen Bosingwa durchaus immer wieder den Ball haben, verweigerte ihm aber durch gutes Positionsspiel und vor allem gutes Zweikampfverhalten den Weg in den Strafraum. Zusätzlich profitierte der Portugiese davon, dass das Hinterlaufen Ribérys von Alaba-Vertreter Diego Contento überhaupt nicht funktionierte. Contento spielte brav, wirkte in der Vorwärtsbewegung aber gehemmt, ging ganz selten bis zur Grundlinie durch und brachte in 120 Minuten auch nur eine einzige brauchbare Flanke in den Straufraum (in Minute 37).

Die Chelsea-Flügel: Kalou und Bertrand

Salomon Kalou ist kein besonders prickelnder Spieler. Dem Ivorer fehlt es deutlich an der Torgefahr, die ein Flügelstürmer normalerweise ausstrahlen sollten. Was er aber sehr wohl hat: Ein Gespür für sinnvolle Defensiv-Arbeit. Zweifellos war das der Grund dafür, dass er den Vorzug vor Daniel Sturridge erhalten hat. Und er erfüllte seine Aufgaben gut: Kalou schaffte es, Contento nie jenen Schub zu ermöglichen, den David Alaba in den letzten Monaten gemeinsam mit Ribéry entfalten konnte. All das jedoch: Keine echte Überraschung.

Womit allerdings viele nicht gerechnet hätten: Auf der linken Seite spielte nicht Florent Malouda, sondern der junge Ryan Bertrand in seinem allerersten Champions-League-Spiel. Der 22-Jährige ist gelernte Linskverteidiger, und das merkte man auch: Er schaute in erster Linie, dass Philipp Lahm nicht zu viel nach vorne machen konnte und Robben so möglichst isoliert war. Er mühte sich nach Kräften, aber defensiv brauchte es trotzdem immer wieder Ashley Cole, der einige Situationen bereinigen musste, und nach vorne war diese Seite tot.

Das Aufbauspiel der Bayern

Holger Badstuber ist Spieleröffner Nummer eins bei den Bayern, aber er neigt nicht zu großen Ausflügen. Das machte sein Vertreter Anatoli Tymoschuk etwas anders: Zusätzlich zu den beiden Kreativen Schweinsteiger und Kroos (die in Mata nur einen Gegenspieler hatten und so immer einer gefahrlos aufrücken konnte) vor ihm schaltete sich auch der Blondschopf, wenn auch vorsichtig, im Spiel nach vorne ein. Das Aufrücken des Ukrainers erlaubte es zusehens auch dem absichernden Spieler des zentralen Duos, sich höher zu positionierten – und natürlich auch Lahm im Zweifel auch mal vorne zu bleiben.

Zu sagen, das Spiel der Bayern hatte etwas Barcelona-eskes, wäre wohl etwas übertrieben. Aber die Münchner hatten doch sehr viel Ballbesitz und spielten von einer Seite zur anderen auf der Suche nach dem Loch im Abwehr-Verbund von Chelsea. Das wirkte oft auch ein wenig umständlich, mit zu wenig Tempo vorgetragen. Natürlich ergaben sich dadurch auch immer wieder Chancen – Robben in der 21. und 32., Müller in der 36., Gomez in der 42. – aber es fehlte ein Überraschungs-Moment, auch mal ein Tempo-Wechsel, und vor allem die wirkliche Gefahr über die Flügel.

Was aber vor allem ein Manko war: Wann immer Chelsea mal mit mehreren Spielern aufgerückt war und die Bayern eroberten in diesen Situationen den Ball, wurde zu langsam umgeschaltet, nicht konsequent genug nachgerückt und damit das Tempo aus dem Angriff genommen.

Je länger das Spiel dauerte, umso besser kam jedoch Thomas Müller in die Partie: Sobald er merkte, dass vor allem Lampard kein großes Interesse zeigte, das Zentrum zu verlassen, fing er an, zu rochieren – vornehmlich auf die rechte Seite. Weil er dort leichter anspielbar war, wurde er ein zunehmender Faktor im Spiel, er versuchte den Raum zwischen den Linie zu nützen und es war nicht unlogisch, dass er letztlich auch das Tor für die Bayern erzielen sollte.

Chelsea eher mühsam

Einen großen Offensiv-Plan hatten die Blues nicht zu bieten. Wenn der Ball erobert wurde, folge oft recht fix der lange Hafer Richtung Drogba. Damit hatten die Bayern-Verteidiger aber selten Probleme: Jerome Boateng lieferte eine starke Leistung ab und vor allem Philipp Lahm war in der Rückwärtsbewegung enorm stark, klärte immer wieder vor Drogba. Mata, die hängende Spitze, leistete auch enorm viel Arbeit gegen den Ball, rieb sich dadurch aber auf und war in der Vorwärtsbewegung kaum ein Faktor.

Bis auf einige kurze Phasen – also zwischen der 30. und 35. Minute und zwischen Wiederanpfiff und der 55. Minute – parkte Chelsea den Bus und strahlte wenig bis gar keine Torgefahr aus. Dafür verteidigten sie den eigenen Strafraum mit allem, was sie hatten. Da wurde sich in Schüsse geworfen und Bälle geblockt, dass bei den Bayern die Eckball-Statistik in lichte Höhen getrieben wurde. Das war recht mühsam anzusehen und es brauchte auch weiterhin etwas Glück, dass die Bayern weiterhin zu wenig präzise mit ihren Chancen umgingen – Ribéry in der 64., Robben in der 72., Müller in der 78. – aber bis sieben Minuten vor Schluss hielt das Bollwerk.

Nach 0:1 kommt Torres. Für den Flügel!

Als Thomas Müller in der 83. Minute doch noch das längst überfällige 1:0 für die Bayern erzielt hatte, musste bei Chelsea etwas passieren. Und Di Matteo tauschte das Personal auf den Flügeln aus: Nachdem zuvor schon Malouda statt Bertrand gekommen war, ersetzte er nun Kalou durch Torres. Das Signal war klar: Kompakte Defensive war von den Außenspielern nicht mehr gefragt, sondern der Vorwärtsgang. Dennoch brauchte es eine Ecke, um kurz vor Schluss noch zum 1:1 zu kommen. Das ist ein Vorwurf, den sich die Bayern machen lassen müssen: Sie selbst haben aus 20 Ecken nichts herausgeholt, Chelsea aus der einen sehr wohl.

Verlängerung

Interessanterweise ging Torres nicht in die Spitze zu Drogba, sondern besetzte die rechte Seite. Es wurde auch schnell klar, warum: Der flinke Spanier, der zuletzt doch so ein wenig zu seiner Form gefunden hat, ging konsequent in 1-gegen-1-Situationen gegen Diego Contento. Damit hatte dieser merklich Probleme, was dazu führte, dass Ribéry (und nach dessen Austausch wegen Verletzung auch Olic) sehr auf sich alleine gestellt war.

Zudem zeigten David Luiz und Gary Cahill beide wirklich starke Leistungen und ließen Gomez bis auf ganz wenige Situationen in der ersten Hälfte praktisch nicht am Spiel teilnehmen. Den Elfmeter, den Robben in der 97. Minute verschoss, verursachte Drogba mit einem eher ungeschickten Foul an Ribéry.

Das Pendel schwang nun immer weiter in Richtung von Chelsea. Die linke Angriffsseite der Bayern war weitgehend stillgelegt, Schweinsteiger pumpte schon kräftig, Gomez war abgemeldet und die beiden herben Rückschläge – das Gegentor in der 88. Minute und der verballerte Elfer in der 97. – hinterließen auch psychisch ihre Spuren.

So ging’s ins Elferschießen. In dem Cech den entscheidenden Versuch von Schweinsteiger an den Pfosten lenkte. Und gerade Drogba den letzten Penalty sicher verwandelte – für den Ivorer der erste große Titel.

Fazit: Bayern haushoch überlegen, aber zu wenig konsequent

Natürlich wäre ein Sieg der Bayern in ihrem Heim-Finale hochverdient gewesen. Chelsea hatte nie das geringste Interesse daran, irgend etwas für das Spiel zu tun, sie pressten nicht auf den Gegner, die griffen nicht an, Angriffszüge suchte man vergebens, aus dem Spiel heraus gab’s genau eine einzige echte Torchance (Kalou, 38.). Die Spielweise von Chelsea war mühsam, was destruktiv, war – wie es Sky-Kommentator Reif ausdrückte – „nervig“.

Doch so sehr man auch über Chelsea jammern mag, die extrem passive Spielanlage führte letztlich zum Erfolg. Nicht, weil diese Taktik so genial gewesen wäre. Im Gegenteil: Hätte Müllers 1:0 Bestand gehabt, Di Matteo wäre wohl medial gesteinigt worden, weil er nicht einmal versucht hat, das Spiel zu gewinnen. Nein, Chelsea geht mit dem Pokal aus dem Stadion, weil die Bayern aus ihrer haushohen Überlegenheit einfach viel zu wenig gemacht haben. Und Chelsea erst aus keiner Chance ein Tor machte und dann im Elferschießen die Nerven bewahrte.

So einfach kann Fußball manchmal sein.

(phe)

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Dortmund zerlegt die Bayern 5:2! Der BVB holt hochverdient auch den Pokal https://ballverliebt.eu/2012/05/13/dortmund-zerlegt-die-bayern-52-der-bvb-holt-hochverdient-auch-den-pokal/ https://ballverliebt.eu/2012/05/13/dortmund-zerlegt-die-bayern-52-der-bvb-holt-hochverdient-auch-den-pokal/#comments Sun, 13 May 2012 01:21:41 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7167 Dortmund zerlegt die Bayern 5:2! Der BVB holt hochverdient auch den Pokal weiterlesen ]]> Die Bayern hatten mehr Ballbesitz, aber dennoch war dieses Pokal-Finale eine Macht-Demonstration von Borussia Dortmund. Beim 5:2-Sieg im Berliner Olympiastadion hatten die Münchner dem Meister inhaltlich einmal mehr nur wenig entgegen zu setzen und liefen in ein bitteres Debakel. Der fünften Niederlage gegen den BVB in Folge.

Borussia Dortmund – Bayern München 5:2

„Bei Dortmund rückte Kagawa aus dem offensiven Zentrum so weit nach vorne, dass er zumeist auf einer Höhe mit Lewandowski spielte, aber die beiden Flügel blieben eher hinten und achteten darauf, dass auf den Außenbahnen nichts anbrannte. So war Dortmund eher in einem 4-4-2 angeordnet. Was zusätzlich den Effekt hatte, dass die beiden Spitzen Kagawa und Lewandowski beiden jeweils auf einen Innenverteidiger pressen und somit die Spieleröffnung der Bayern behindern konnten. Die Stürmer waren somit die vordersten Abwehrspieler.“

Dortmund – Bayern (1:0) am 11. April

Klingt vertraut? Kein Wunder. Diese Sätze stammen von der Analyse zum 1:0-Sieg der Dortmunder über die Bayern ziemlich genau einen Monat vor diesem Pokal-Finale. Und sie treffen exakt genauso auf dieses Spiel zu. Haben die Bayern nichts gelernt – oder fanden sie einfach kein Mittel?

Dortmund lässt die Bayern nicht aufs Gaspedal

Es war wohl ein Mix aus beidem. Weil, wie schon vor einem Monat, Badstuber durch das Pressing und das geschickte Positionsspiel der Dortmunder die Möglichkeit zu einer sinnvollen Spieleröffnung oftmals genommen wurde, gab es viele Querpässe hintenrum, aber wenig konkretes nach vorne. Anders als beim Duell in der Bundesliga wurden aber auch die anderen Bayern-Spieler konsequent angelaufen – was ebenso zu vielen Rückpässen bei den Münchnern führte.

Was auch daran lag, dass es Dortmund einmal mehr hervorragend verstand, die Flügel der Bayern aus dem Spiel zu nehmen. Vor allem die in den letzten Wochen so enorm starke Achse mit Alaba und Ribéry auf der linken Angriffsseite der Roten wurde komplett gekappt. Der jeweils weiter außen stehende der beiden Bayern wurde von zwei Spielern an der Außenlinie gestellt und vom Rest der Mannschaft isoliert. Wenn schon so der Pass ins Zentrum nicht immer ganz verhindert werden konnte, dann war doch zumindest das Tempo aus dem Bayern-Angriff entwichen.

Kagawa und die linke Seite bei Dortmund

Dieses Grundprinzip änderte sich weder durch die schnelle Dortmunder Führung, noch durch den Ausgleich der Bayern. Und es wurde dadurch noch verstärkt, dass Alaba an seine Überform der letzten Wochen in keinster Weise anschließen konnte und eine recht schwache Partie ablieferte. Zudem schalteten die beiden polnischen Gegenspieler der Bayern, Piszczek und vor allem Blaszczykowski, wie die komplette Dortmunder Mannschaft nach Ballgewinn extrem schnell um und waren eine ständige Bedrohung für die Bayern.

Noch mehr waren das aber Shinji Kagawa und Robert Lewandowski. Die beiden Dortmunder Spitzen machten nämlich nicht nur die Bayern-Spieleröffnung unmöglich, sondern sie machten auch in der Offensive ein grandioses Spiel. Kagawa war in seinem wohl letzten Spiel für die Borussia ein überragender Ballverteiler, der mit seiner Omnipräsenz und seiner Technik praktisch nicht zu verteidigen war. Luiz Gustavo, der als Zweikämpfer im defensiven Bayern-Mittelfeld für den Japaner zuständig gewesen wäre, kam mit Kagawa überhaupt nicht mit und spielte, derart zermürbt, auch immer wieder haarsträubende Fehlpässe. Einer führte zum 0:1, und als Kagawa das 1:3 vorbereitete, war der Brasilianer auch nicht im Bilde.

Linke Seite und Zentrale der Bayern

Nicht im Spiel war bei den Bayern indes Arjen Robben. Einmal mehr wurde er von Schmelzer abgemeldet, zudem arbeitete Kevin Großkreutz im linken BVB-Mittelfeld gewohnt stark gegen den Ball. Man ließ Philipp Lahm zwar nach vorne marschieren, schnitt ihn aber von den Anspielstationen ab. Robben ist bekanntlich gerade dann besonders gefährlich, wenn er zwischen den Linien die Kanäle auf dem Weg nach innen bearbeiten kann, aber genau das ließ Dortmund in 90 Minuten nur ein einziges Mal zu – ansonsten war der Holländer abgemeldet.

So ging über rechts nicht viel nach vorne, über links auch nicht, und im Zentrum ging auch nichts weiter. Weil Luiz Gustavo erstens verunsichert war und zweitens ohnehin kein Künstler am Ball ist, blieb die Verantwortung an Schweinsteiger und Kroos hängen. Doch Ersterem fehlt nach seiner Verletzungspause noch die Spielpraxis, und Letzerer war von den herausragend spielenden Kehl und Gündogan aus dem Spiel genommen.

Logische, aber gefährliche Umstellung von Heynckes

Und nach vorne nützte Dortmund die Fehler der Bayern eiskalt. Billige Ballverluste beim ersten und beim dritten Tor, dazwischen ein Elfmeter nach klarem Foul von Boateng. So entschloss sich Bayern-Coach Heynckes beim Pausenstand von 1:3 und angesichts des nicht vorhandenen Zugs in Richtung Dortmunder Tor (wo der verletzte Weidenfeller nach einer halben Stunde von Mitch Langerak ersetzt worden war) zu einer an sich logischen Umstellung.

Zweite Halbzeit

Statt des indisponierten Luiz Gustavo kam Thomas Müller. Dieser ging auf die Zehner-Position, dafür rückte Toni Kroos zurück neben Schweinsteiger. Doch die Überlegung von Heynckes – mit zwei Gestaltern im defensiven Mittelfeld die Oberhand über das Zentrum zu gewinnen – wurde von den Dortmundern ausgehebelt.

Denn Luiz Gustavo – der in Spielen gegen wirklich starke Teams permanent der größte Wackelkandidat ist – spielte zwar nicht gut, aber ohne den Brasilianer fehlte der Zweikämpfer, der Ballgewinner in der Zentrale. Was im Rücken von Kroos und Schweinsteiger Räume gewährte, die Dortmund konsequent nutzte. Vor allem, weil neben Kagawa auch Robert Lewandowski einmal mehr eine absolute Weltklasse-Leistung bot.

Lewandowski, Rücken zum Tor

Was den Polen so stark macht, ist seine Fähigkeit im Spiel mit dem Rücken zum gegnerischen Tor. Er kann wie derzeit wohl weltweit kaum ein anderer die Bälle vorne auch gegen zwei, drei Gegenspieler halten, bis die Kollegen nachgerückt sind. So hatten die Bayern zwar weiterhin mehr Ballbesitz, aber ohne das Tempo und das kreative Element bei den Münchnern waren es die Dortmunder, die im Konter die klar besseren Chancen hatten. Schnell verfestigte sich der Eindruck, dass eher die Gelben das 4:1 schießen würden, als die Roten das 3:2. und genau so kam es auch. Großkreutz ging im Rücken von Lahm durch, der Ball wurde zu Lewandowski quergelegt, und der brauchte nur noch „Danke“ zu sagen.

Was im Spiel der Bayern falsch lief, wurde zehn Minuten nach dem 1:4 deutlich. Da nämlich schafften es die Münchner zum einzigen Mal in der kompletten Partie, mal von hinten nach vorne Tempo aufzubauen, einen Spielzug schnell vor das Dortmunder Tor zu bringen und dort auch flink zum Abschluss zu kommen. Gomez‘ Kopfball klatschte zwar an die Latte, aber genau das war die Art von Fußball, mit der die Bayern den Gegner hätten knacken können. Mit ihrem umständlichen, langsamen und letztlich durchschaubaren Aufbauspiel hatte Dortmund kaum Probleme und auch das 2:4 (Einzelaktion von Ribéry) warf den BVB nicht aus der Bahn.

Nein, nur wenige Minuten später nützte der Meister einen Fehler von Neuer sogar zum 5:2 aus. Damit gaben die Roten das Pokal-Finale endgültig verloren und Jürgen Klopp konnte Shinji Kagawa nach einer seiner besten Leistungen im BVB-Trikot den verdienten Abgangs-Applaus zum Abschied gönnen.

Fazit: Der BVB zeigte eindrucksvoll, was ihn so stark macht

Dortmund spielte das typische Dortmund-Spiel: Gegner anlaufen vorne, keinen Spielaufbau zulassen. Blitzschnelles Umschalten nach Ballgewinn. Mit der Überischt von Kagawa und den Fähigkeiten von Lewandowski, den Ball zu halten, den Gegner in Probleme zu bringen. Die Flügelzange der Bayern durch das Isolieren vom Rest der Mannschaft aus der Gleichung nehmen. Und hinten nichts anbrennen lassen.

Letzlich war es die gleiche Partie wie die beiden 1:0-Siege der Dortmunder in der abgelaufenen Bundesliga-Saison, mit dem Unterschied, dass diesmal die Toren fielen wie reife Früchte. Was die Bayern eine Woche vor dem Champions-League-Finale im eigenen Stadion sorgen muss, ist weniger die fünfte Niederlage gegen den BVB en suite an sich. Sondern die Tatsache, dass man dem Gegner einmal mehr inhaltlich unterlegen war, kein Mittel fand.

Für Dortmund markiert dieser 5:2-Sieg den Schluss- und vor allem den Höhepunkt einer (zumindest national) überragenden Saison. Das Team von Jürgen Klopp zeigte noch einmal alles, was es so stark macht und hat damit unterstrichen, wie hochverdient auch der Meistertitel ist. Ein Sieg, ein Statement. Und das erste Double der Vereinsgeschichte.

(phe)

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Achter und Zehner in Personalunion – Bayern kontrolliert Real dank Toni Kroos https://ballverliebt.eu/2012/04/18/achter-und-zehner-in-personalunion-bayern-kontrolliert-real-dank-toni-kroos/ https://ballverliebt.eu/2012/04/18/achter-und-zehner-in-personalunion-bayern-kontrolliert-real-dank-toni-kroos/#comments Wed, 18 Apr 2012 00:32:42 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7070 Achter und Zehner in Personalunion – Bayern kontrolliert Real dank Toni Kroos weiterlesen ]]> Eigentlich ist dieser 2:1-Sieg für die Bayern ja ein ziemliches Null-Ergebnis. Die Chancen auf das Finale sind weiterhin ziemlich gleich verteilt. Aber festzuhalten gilt: Die Münchner zeigen sich von der verlorenen Meisterschaft gut erholt und fügen den unter den Erwartung bleibenden Madrilenen eine späte, aber zweifellos verdiente Niederlage zu

Bayern München - Real Madrid 2:1

Nein, gefallen hat Real Madrid das Halbfinal-Los nicht. Die Bayern, die „Bestia Negra“, sind im Lager der Königlichen berüchtigt. Klar hält man sich selbst für klar besser, und was die individuelle Klasse der Spieler angeht, auch mit einigem Recht. Aber die gut organisierte, athletische und vor allem psychisch stabile Anlage deutscher Teams im Allgemeinen und der Bayern im Speziellen liegen Real einfach nicht. Das wurde auch in diesem Spiel deutlich.

Schlüsselfigur bei den Bayern: Toni Kroos

Der auffälligste Spieler bei den Bayern war eindeutig Toni Kroos. Nicht nur, wegen seines unglaublichen Laufpensums, sondern auch wegen seiner Rolle innerhalb des Systems: Anders als zuletzt etwa in Dortmund, wo die Bayern mehr oder weniger in einem 4-2-4 aufgetreten waren, positionierte sich Kroos (nominell als Zehner im 4-2-3-1) oftmals extrem tief. Das mag auch daran gelegen haben, dass ihm Sami Khedira wie ein Schatten verfolgte, sobald Kroos die Mittellinie überquert hatten, wirkte sich aber sehr positiv auf das Spiel der Bayern aus.

Toni Kroos verteilte die Bälle gut, war für Real kaum ausrechenbar

Zumindest ab dem Zeitpunkt, ab dem sich Kroos vermehrt durch tiefere Positionierung der Umklammerung von Khedira entzog. Bis dahin – also in der ersten Viertelstunde – hatte Real die Offensivkräfte der Bayern gut im Griff. Robben war isoliert, weil Lahm gegen Cristiano Ronaldo sehr vorsichtig im Spiel nach vorne war. Ribéry (und auch Alaba) wurden konsequent in Unterzahl-Situationen verwickelt – Arbeloa, der gut nach hinten arbeitende Di María und oft auch Khedira oder sogar Özil verwickelten das Bayern-Duo auf links in viele Zweikämpfe.

Über weite Strecken des Spiels zeigte Toni Kroos aber, was für ein hervorragender und vielseitiger Mittelfeldspieler er ist. Weil er neben der nominellen Rolle als Zehner auch viele offensive Aufgaben von Achter Schweinsteiger übernahm – dieser ist nach seiner langen Verletzungspause sichtlich noch einiges von seiner Topform entfernt – agierte er mehr aus der Tiefe heraus und vermochte so, die Bälle auf für Real ziemlich unberechenbare Weise zu verteilen. Zudem war er sich für keinen Zweikampf zu schade und half aus, wo es nötig war.

Von einer Verlegenheit in die nächste

Die Rolle und die starke Leistung von Kroos brachte Real im Zentrum in eine gewisse Verlegenheit. Khedira wollte sich nicht zu weit aus seiner Position ziehen lassen und Özil war in der Rückwärtsbewegung nicht allzu konsequent. So tauschten Özil und Di María halb durch die erste Hälfte ihre Plätze. Das brachte Real aber nur von einer Verlegenheit in eine andere – denn nun hatte Alaba deutlich mehr Freiheiten nach vorne und damit kam auch Ribéry besser in die Partie.

Die Hausherren erarbeiteten sich so ein deutliches Übergewicht nicht nur im Zentrum, sondern nun auch auf den Flanken, wodurch die 1:0-Führung (wiewohl Luiz Gustavo dabei alles andere als passiv im Abseits stand) vollauf verdient war. Zu sagen, die Madrilenen machten einen hilflosen Eindruck, wäre maßlos übertrieben. Aber eine gewisse Zerstreutheit müssen sich die Gäste schon nachsagen lassen.

Spieleröffnung klappt nicht nach Wunsch

Was aber auch daran lag, dass es die Bayern ganz gut verstanden, die Spieleröffnung von Real merklich zu stören. Hatten die Innenverteidiger Pepe und Ramos den Ball, war es ganz deutlich nicht Mario Gomez‘ Aufgabe, auf diese beiden zu pressen, sondern dafür zu sorgen, dass Xabi Alonso als Anspielstation aus der Gleichung genommen wird. Wenn schon keine echte Torgefahr von Gomez ausging, diese defensive Aufgabe löste er ganz ordentlich.

Ramos hatte wenig Gelegenheit zu kurzen Pässen nach vorne, die langen kamen zumeist nicht an

So brachte vor allem Sergio Ramos, der für die Spieleröffnung aus der Verteidigung verantwortlich war, recht wenig Pässe auf Xabi Alonso an und hatte so nur noch zwei Möglichkeiten: Raus auf Coentrão, der allerdings keine gute Leistung zeigte, oder langen Hafer nach vorne – diese Pässe kamen zumeist nicht an.

Was Real im Spiel nach vorne deutlich den Drive nahm. Cristiano Ronaldo war bei Philipp Lahm und Luiz Gustavo in guten Händen und nahm im Grunde nur bei Standard-Situationen am Spiel teil. Da half es auch nichts, dass Benzema extrem viel auf die Seiten auswich und dabei vor allem Badstuber ordentlich aus der Position zog, hier passten Boateng und der umsichtige David Alaba gut auf. So entstanden kaum defensive Löcher und die Bayern brachten das hochverdiente 1:0 auch in die Pause.

Ausgleich erzwingt Änderung

Zum Start der zweiten Hälfte war Özil wieder im Zentrum und nützte einige Minuten nach Wiederbeginn einen kollektiven Tiefschlaf in der Bayern-Defensive und einen geschickten Quer-Pass von Cristiano Ronaldo (dessen einzige wirklich produktive Aktion im ganzen Spiel) zum völlig gegen den Spielverlauf fallenden 1:1-Ausgleich.

Womit für Heynckes zwei Faktoren zusammen kamen, wegen denen er nach einer Stunde wechselte: Zum einen war Schweinsteiger einfach nicht besonders gut und auch noch nicht fit für mehr als 60 Minuten auf diesem Niveau, zum anderen musste er nun ohnehin eine weitere Option für vorne bringen. Also ging Schweinsteiger raus, Thomas Müller kam hinein. Das hieß, dass Kroos nun vollends Achter und Zehner gleichzeitig war, schließlich orientierte sich Müller auf der Zehn deutlich höher als das Kroos zuvor gemacht hatte.

Die Bayern blieben auch weiterhin die bessere Mannschaft, allerdings ließ die Genauigkeit immer mehr nach. Diesen Effekt verstärkte Mourinho, indem er Di María wieder ins Zentrum stellte, um dort für Stabilität zu sorgen und es Khedira zu ermöglichen, Kroos wieder aktiver nachzustellen. Für Özil kam mit Marcelo die defensivere Variante für die linke Seite, Cristiano Ronaldo wurde damit von Lahm erlöst. Dass im der rotzfreche David Alaba aber so fleißig um die Ohren rennt, dass er gemeinsam mit Ribéry Arbeloa mit Arbeit eindeckte und Ronaldo damit erst recht isoliert blieb, damit rechnete er aber wohl nicht.

So lief das Spiel einem 1:1 entgegen, mit dem Real aufgrund des Auswärtstores deutlich besser hätte leben können als die Bayern. Doch kurz vor Schluss brachte einer der zahllosen Vorstöße von Lahm noch einen Querpass vor das Tor, wo Mario Gomez verwertete – das 2:1, der alles in allem fraglos verdiente Siegtreffer für die Bayern.

Fazit: Geschickte Taktik im Mittelfeld beschert Bayern verdienten Sieg

Es wäre etwas hart zu sagen, dass Real nach einer CL-Saison, in der man es nur mit (übertrieben gesagt) Fallobst zu tun hatte, beim ersten echten Gegner sofort eine auf den Deckel bekommen haben. Aber Tatsache ist: Erstmals in dieser Europacup-Saison waren die Madrilenen wirklich gefordert, und sie wären, wenn es dabei geblieben wäre, mit einem schmeichelhaften Remis ins Rückspiel gegangen. Von einem dominanten Auftreten war Real weit entfernt.

Der Schlüssel bei den Bayern war, dass Toni Kroos die sehr fordernde Rolle, die er hatte, glänzend erfüllte. Seine Laufbereitschaft, die Spielübersicht und die zumeist recht genauen Pässe sorgten zwar nicht für übertriebene Torgefahr. Aber sehr wohl dafür, dass die Bayern im Zentrum das Kommando hatten. Zudem wurde Xabi Alonso recht gut kaltgestellt, wodurch Real auf die Flügel gezwungen wurde und dort die individuellen Duelle oftmals verloren wurden.

Das Auswärtstor und die Tatsache, dass das Rückspiel nun in Madrid steigt, sprechen hingegen für Real. Weshalb man zwar von einem verdienten Bayern-Sieg sprechen kann. Aber schlauer, was den Namen des Finalisten aus diesem Duell angeht, ist man mit diesem Spiel nicht geworden.

(phe)

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The Big Lewandowski mit dem goldenen Tor – Dortmund praktisch Meister! https://ballverliebt.eu/2012/04/12/the-big-lewandowski-mit-dem-goldenen-tor-dortmund-praktisch-meister/ https://ballverliebt.eu/2012/04/12/the-big-lewandowski-mit-dem-goldenen-tor-dortmund-praktisch-meister/#comments Thu, 12 Apr 2012 00:17:16 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7047 The Big Lewandowski mit dem goldenen Tor – Dortmund praktisch Meister! weiterlesen ]]> Zum vierten Mal in Folge gewinnt Dortmund gegen die Bayern. Zum 24. Mal hintereinander bleibt die Borussia in der Bundesliga ungeschlagen. Keine Frage: Der BVB, nach dem 1:0-Sieg im heiß erwartete Duell mit den Münchnern praktisch Meister, ist ein verdienter Titelträger. Auch, wenn auch in diesem Spiel ein Remis verdient gewesen wäre. Aber die Ferse von Lewandowski hatte etwas dagegen.

Borussia Dortmund - Bayern München 1:0

Schon lange wurde um ein Spiel der deutschen Bundesliga kein so großer Hype mehr veranstaltet wie um das Duell zwischen Leader Dortmund und Verfolger Bayern – das letzte Mal, dass etwas vergleichbares zu erleben war, war im Dezember 2008, als die Münchner den in diesem Herbst unglaublich aufgeigenden Herbstmeister Hoffenheim empfingen.

Sechs Mann hinten gegen Pressing

Diesmal ging es aber de facto um die Meisterschaft, und die Bayern wussten: Eine Niederlage, und alles ist vorbei. Die größte Frage, die sich Jupp Heynckes im Vorfeld stellen musste: Wie soll man mit dem Pressing von Dortmund umgehen? Im „Aufwärmspiel“, dem mühsamen 2:1 über Augsburg, presste etwa der Außenseiter konsequent auf  Holger Badstuber und neutralisierte so den wesentlich spielintelligenteren der beiden Innenverteidiger.

Die Folge war, dass die Spieleröffnung ziemlich litt. In Dortmund agierte, wenn der Ball in der eigenen Verteidigung zirkulierte, auch das Duo im zentralen Mittelfeld realtiv tief. So ergab sich auch bei Dortmunder Pressing – das ohnehin vergleichsweise zahm daherkam – zumindest keine Unterzahl und es gab praktisch immer eine Anspielstation, an die man sich unter Bedrängnis wenden konnte.

4-4-2 gegen 4-2-4

Das Problem im Spiel nach vorne ergab sich dabei aus den verschiedenen Interpretationen der Systeme, die sich grundsätzlich beide aus einem 4-2-3-1 heraus ableiten. Bei Dortmund rückte Kagawa aus dem offensiven Zentrum so weit nach vorne, dass er zumeist auf einer Höhe mit Lewandowski spielte, aber die beiden Flügel blieben eher hinten und achteten darauf, dass auf den Außenbahnen nichts anbrannte. So war Dortmund eher in einem 4-4-2 angeordnet. Was zusätzlich den Effekt hatte, dass die beiden Spitzen Kagawa und Lewandowski beiden jeweils auf einen Innenverteidiger pressen und somit die Spieleröffnung der Bayern behindern konnten. Die Stürmer waren somit die vordersten Abwehrspieler.

Und auch bei den Münchnern gab es de facto zwei Spitzen: Thomas Müller positionierte sich sehr hoch und war so nur leicht versetzt hinter Gomez zu finden. Hintergedanke war fraglos der gleiche wie beim Gegner: Die Innenverteidigung daran hintern, einen gefahrlosen ersten Pass zu spielen. Das klappte zumeist ganz gut, Kehl und Gündogan waren oft nicht direkt anzuspielen.

Weil aber Ribéry und Robben auf den Flanken ebenfalls recht hoch standen, ergab sich bei den Bayern eher eine Art 4-2-4. Logische Folge: Zwischen den sechs defensiven Akteuren und den vier offensiven entstand ein Loch. Aufbauspiel, das über das defensive Mittelfeld hinausging, hatte es durch das Zentrum recht schwer und auf den Flügeln gelang es nicht, Überzahlsituationen herzustellen und/oder Flanken in den Strafraum zu bringen, die auch Torgefahr erzeugen hätten können.

Dortmund mit mehr Zug zum Tor

Luiz Gustavo und Toni Kroos lieferten vor der Pause fast nur Querpässe, aber wenig Direktes... (dfl.de)

Das Pressing der Borussia bereitete den Bayern also nicht allzu viele Probleme und die Fehlpass-Quote hielt sich in der ersten Hälfte mit 12,4 Prozent im Rahmen. Aber den Bayern fehlte es ganz dramatisch am Zug nach vorne. Vor allem aus der Mittelfeld-Zentrale kamen fast nur Querpässe auf die Flanken, anstatt Robben und Ribéry mit Tempo zu schicken. So hatten die Dortmunder – vor allem Großkreutz machte defensiv eine blitzsaubere Partie – wenig Probleme, Torgefahr von den Bayern gar nicht erst zuzlassen.

...während Ilkay Gündogan das Dortmunder Spiel im gleichen Zeitraum nach vorne beschleunigte. (dfl.de)

Die Fehlpass-Quote bei Dortmund war verglichen mit der des Gegners deutlich höher – nämlich 18.8 Prozent – dafür zeigte die Borussia ein wesentlich schnelleres und direkteres Spiel nach vorne, vor allem, wenn Ilkay Gündogan sein Team aus dem Zentrum heraus beschleunigte und vor allem Blaszczykowski schickte. Dass der Deutsch-Türke sich mit diesen Pässen immer mehr vertraut macht – zu Saisonbeginn war das beim Sahin-Ersatz noch eine große Schwäche – ist sicher ein gewichtiger Grund, warum er sich immer mehr in der Dortmunder Mannschaft festbeißt.

Zudem erlaubt es das beinahe blinde Verständnis mit den Mitspielern den Borussen, sich flink durch die Reihen zu kombinieren und so zu deutlich besseren Torchancen zu kommen. Die beste hatte dabei Robert Lewandowski, er traf aber nur den Pfosten.

Bayern übernehmen das Kommando…

Das mangelnde Futter aus der Zentrale war sicherlich das größte Problem bei den Bayern, denn ohne schnelle Bälle in die Spitze erlaubte man den Dortmundern, die Angriffe allzu leicht abzufangen und den Bayern somit die Gelgenheit zu geben, von hinten aufzurücken und den Druck zu verstärken. Das hat Jupp Heynckes in der Halbzeit sicher angesprochen, denn nach dem Seitenwechsel funktionierte bei den Bayern vieles wesentlich besser.

In der 2. Hälfte schickte Luiz Gustavo die Flügelspieler eher steil, was dem Bayern-Spiel gut tat (dfl.de)

Denn anstatt, wie noch vor der Pause, Querpässe auf Ribéry und Robben zu spielen, schickte Luiz Gustavo die beiden nun eher mit Steilpässen. Es kamen zwar längst nicht alle dieser Pässe an – ganz im Gegenteil – aber weil die Bayern nun auch wesentlich aktiver waren, was das Nachrücken angeht, konnte man die Dortmunder dennoch immer mehr in deren Hälfte einschnüren. Alleine, wirkliche Chancen konnten die Bayern nicht herausspielen, weil sich Gomez vorne nicht gut bewegte und bei den BVB-Verteidigern Hummels und Subotic in guten Händen war.

…aber die entscheidenden Situationen gehen an Dortmund

So sah es immer mehr nach einem 0:0 aus (auch, nachdem Schweinsteiger, für die Start-Elf noch nicht fit genug, für Müller kam; Kroos ging nun auf die Zehn), mit leichten Vorteilen für die Bayern, ehe die zwei entscheidenden Situationen den Dortmundern den Sieg bescherten. Erst, als Robert Lewandowski – der als ballhaltender Mittelstürmer eine sehr ansprechende Partie ablieferte – nach einer Ecke einen Großkreutz-Schuss mit der Ferse den Ball unhaltbar für Neuer zum 1:0 ablenkte.

Und dann, als Weidenfeller den von ihm selbst an Robben verursachten Elfmeter parierte. Womit die Meisterschaft so gut wie entschieden ist.

Fazit: Glücklicher Sieg, aber BVB verdienter Meister

Nach dem 1:0 in München im Herbst – mit dem dieses Aufeinandertreffen nicht ganz mithalten konnte – holt Dortmund nun also auch im Rückspiel einen 1:0-Sieg – was in der Tabelle genau jene sechs Punkte sind, die die Borussia vier Spiele vor Saisonende nun Vorsprung haben. Angesichts der Stabilität, mit der sich der amtierende Meister seit Monaten präsentiert – es ist dies das 24. ungeschlagene Bundesliga-Spiel in Folge – es kaum anzunehmen, dass die Bayern das noch aufholen können.

Das ist einerseits etwas bitter für die Bayern, weil in beiden Saisonduellen ein 0:0 dem Spiel eher entsprochen hätte und in beiden Saisonduellen Bastian Schweinsteiger entweder gar nicht zur Verfügung stand oder nur eine halbe Stunde, und das nach Verletzungspause ohne Spielpraxis. Dennoch war über die Saison gesehen Dortmund ganz einfach die stabilere Mannschaft und verdient sich den Titel absolut.

Damit holen die Münchner Bayern erstmals seit 1996 zwei Jahre hintereinander nicht die deutsche Meisterschaft. Titelträger damals? Borussia Dortmund. Zweimal.

(phe)

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