Herrera – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sun, 06 Jul 2014 12:49:21 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.6.2 Die Großen stagnieren, der Kleine überraschte – dank taktischem Geschick https://ballverliebt.eu/2014/07/06/die-grossen-stagieren-der-kleine-ueberraschte-dank-taktischem-geschick/ https://ballverliebt.eu/2014/07/06/die-grossen-stagieren-der-kleine-ueberraschte-dank-taktischem-geschick/#comments Sat, 05 Jul 2014 22:51:17 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10372 Die Großen stagnieren, der Kleine überraschte – dank taktischem Geschick weiterlesen ]]> Vier Teilnehmer, davon drei im Achtelfinale und einer im Viertelfinale – so gut haben die CONCACAF-Teilnehmer bei einer WM noch nie abgeschnitten. Vor allem aber, dass es nicht einer der beiden „Großen“ Mexiko und USA war, der in die Runde der letzten 8 eingezogen ist, sondern das kleine Costa Rica (von der Einwohnerzahl der zweitkleinste Teilnehmer), ist schlichtweg eine Sensation. Die Tatsache aber, dass dieser Erfolg keinesfalls zufällig zustande kam, sondern durchaus verdient war, zeigt: Die Spitze in Nord- und Mittelamerika wird breiter. Was aber nicht heißt, dass auch die Dichte steigt.

Costa Rica: Das Optimum aus den Ressourcen gemacht

Dass die Ticos den leichten Weg ins Viertelfinale nahmen, kann man ja nicht behaupten. In der Vorrunde wurde Italien besiegt, wurde Uruguay besiegt, wurde auch gegen England nicht verloren. Am Meisten musste man im Achtelfinale gegen Griechenland zittern, als man über eine Dreiviertelstunde in Unterzahl agieren musste.

Costa Rica
Costa Rica: Geschickte und kurze Pressing-Wege im Zentrum und eine kaum durchdringbare Abwehr

Spektakulär und aufregend war das bei den Ticos natürlich nicht, aber es funktionierte. Gegen den Ball agierte man in einem 5-4-1, im Ballbesitz wurde schnell ein 3-4-3 daraus, weil die Flügel-Verteidiger aufrückten. Der Clou war die Spielweise im Mittelfeld: Weil mit den vier auf einer Linie agierenden Leuten plus potenziell aufrückenden Außenverteidigern konnte man mit kurzen Pressing-Wegen den ballführenden Gegner zuzweit oder gar zudritt angehen.

War der Ball gewonnen, war der Weg nach vorne nicht besonders kompliziert: Vornehmlich über die Außen wurden Ruiz und Bolaños bedient, vorne bearbeitete Campbell die Kanäle und die Räume zwischen den Reihen, die sich bei offensiv agierenden Gegnern boten.

Damit nützte Teamchef Jorge Luis Pinto den Umstand gut aus, dass gegen seine Mannschaft fast alle Kontrahenten das Spiel selbst in die Hand nahmen, vor allem beim Auftaktspiel gegen Uruguay (das Costa Rica ja 3:1 gewann) war man erbarmungslos darin, einen nicht auf dieses Problemfeld reagierenden Gegner zu bestrafen.

In der Defensive machten die Ticos vor allem das Zentrum zu, mit einer Dreierkette (die sich auf die Abseitsfalle versteht) und mit zwei Sechsern als Absicherung davor. Hier war es vor allem das Team aus Italien, das dagegen überhaupt kein Mittel fand. Hinzu kommt, dass man mit Keylor Navas über einen ausgesprochen guten Torhüter verfügt.

Bei Costa Rica passte alles zusammen: Die wohl beste Spielergeneration in der Geschichte des Landes, ein Team im richtigen Alter, in dem die Mischung aus Routine und jugendlichem Übermut stimmt; ein Trainer, das das zu nützen versteht und auch ein wenig Spielglück, wie im Achtelfinale gegen Griechenland und auch im Viertelfinale gegen die Holländer, die ja auf dem Weg ins Elfmeterschießen zweimal das Torgestänge getroffen haben.

In der Concacaf-Gruppe wird Costa Rica auf absehbare Zeit die Nummer drei bleiben (wie man das in den letzten zehn, zwanzig Jahren zumeist ja auch war). Für einen langfristigen Angriff auf Mexiko und die USA fehlen aber wohl die personellen Ressourcen.

USA: Gutes Abschneiden dank viel Willen

Dass dies die beste Generation der US-Fußball-Geschichte ist, könnte man nicht behaupten. Sicher, deutlich besser als die College-Greenhorns 1990 oder das üble Kick-&-Rush-Team, das mit mächtig Dusel die Vorrunde bei der Heim-WM 1994 überstanden hat. Der Glanz, den im Idealfall ein Landon Donovan verbreiten konnte, fehlte dieser überwiegend bieder besetzten Mannschaft. Was sie aber auf ihrer Seite hatte: Den absoluten Willen.

USA
USA: Unbändiger Kampfgeist und ein gutes Kollektiv, aber inhaltlich nicht so berauschend

Jürgen Klinsmann hat es verstanden, aus einem durchschnittlichen Kader eine absolute Einheit zu machen – ähnlich wie 2006 auf höherem Niveau bei Deutschland. Man klammerte sich mit allem, was man hatte, am frühen Vorsprung gegen Ghana fest und ließ sich auch vom späten Ausgleich nicht schocken. Man biss sich als an sich klar unterlegene Mannschaft gegen Portugal so sehr in das Spiel fest, dass man es beinahe gewonnen hätte. Und hätte Chris Wondolowski seinen Mörder-Sitzer beim Stand von 0:0 gegen Belgien verwertet, man wäre sogar im Viertelfinale gewesen.

Und das, obwohl man von Goalie Tim Howard und (mit Abstichen) Clint Dempsey niemanden hat, der – wie es so schön heißt – ein Spiel alleine entscheiden könnte. Sechser Kyle Beckerman, der mit der filzigen Hippe-Matte, hat eine hervorragende Spielübersicht, aber selbst in der MLS geht’s ihm oft mal zu schnell. Jones ist ein verbissener Kämpfer, aber kein Spielgestalter. Bradley ist ein guter Spieleröffner, aber kein Spielmacher.

Und doch hat das Team als Kollektiv überzeugt, sodass es erstmals zum zweiten Mal in Folge gelang, die Vorrunde zu überstehen – und das in einer von der Grund-Qualität echt guten Gruppe, in der man am Papier selbst die deutlich schwächste Mannschaft war. Wie Tony Kornheiser von ESPN richtig sagte: „Team USA is now a Mid-Major“.

Aber obwohl am Ende das gleiche Ergebnis zu Buche steht wie vor vier Jahren – das Achtelfinal-Aus nach Verlängerung – fällt es schwer, bei den USA eine längerfristige, inhaltliche Weiterentwicklung zu erkennen. Davor hat sich Klinsmann bei Deutschland ja gedrückt. Und daran, wie es ihm mit dem US-Team gelingt, wird er sich messen lassen müssen.

Mexiko: Besser als zu befürchten war

Was war das für ein Chaos, in der Qualifikation. Als die Mexikaner phasenweise mehr gefeuerte Teamchefs auf dem Konto hatte als Tore. Erst einiges an US-Schützenhilfe und der eilig einberufene Trainer von Club América, Miguel Herrera – der im Play-Off gegen Neuseeland praktisch seine Klubmannschaft antreten ließ – brachten El Tri wieder in ruhigeres Fahrwasser.

Mexiko
Mexiko: Schnelles Umschalten nach Ballgewinn im Mittelfeld mit zwei Stürmern davor – und hinten mit Dreierkette und starkem Torhüter absichern.

Der eine oder andere Europa-Legionär war nun doch wieder im Kader, und das neue Konzept griff schnell. Statt in einem 4-4-1-1 wie unter Juan Manuel de la Torre (dem letzten mexikanischen Teamchef, der länger im Amt war als ein, zwei Spiele), gibt es bei Herrera zwei Stürmer, zwei potentielle Spielmacher und zwei Flügelspieler, die wegen der Dreierkette hinten hoch aufrücken können. Und wenn alles nichts mehr half – oder wie Brasilien ein richtig starker Gegner da war – rettete hinten Guillermo Ochoa, einer der absoluten Top-Goalies bei dieser Weltmeisterschaft.

Herrera hat in den paar Monaten, in denen er Teamchef war, nicht aus dem Nichts eine Top-Mannschaft geformt, sondern im Endeffekt nur aus einem plötzlichen Loch dorthin zurück gebracht, wo Mexiko seit Jahrzehnten ist. Ein echter Schritt nach vorne ist diese Mannschaft aber nicht. Herrera, so sehr er sich als Rumpelstielzchen benahm und so sehr er wie ein windiger Gebrauchtwagen-Händler aussieht, ist ein Pragmatiker.

Die Dreierkette  hinten ist notwendig, weil gerade Rafa Márquez, aber auch Francísco Rodríguez nicht mehr die schnellsten sind. Andererseits eignete sich die enge Staffelung im Fünfer-Mittelfeld hervorragend, um Gegner an der Gestaltung zu hindern, mit dem schnellen Umschalten und zwei Sturmspitzen vorne vor allem gegen Kroatien ein gutes Mittel.

Herrera machte nichts dramatisch neues, aber er fand für das Potenzial seiner Spieler die optimale Formation und die optimale Herangehensweise. So fehlten nur wenige Minuten zu einem Viertelfinale in einem Turnier, vor dem man mit dem Vorrunden-Aus gerechnet hatte. Aber auch für Herrera gilt wie für Klinsmann: Die WM hat er gerettet, aber jetzt ist der nächste Schritt gefragt. Wie seit zwanzig Jahren, bei Mexiko.

Honduras: Nicht so schlecht wie es aussieht

Anders als Mexiko qualifizierte sich Honduras direkt für die WM – was aber natürlich nichts daran ändert, dass man mit einigem Abstand die schwächste CONCACAF-Mannschaft bei dieser Endrunde war. So schlecht wie es aussieht – mit drei Niederlagen im Gepäck – stellten sich die Honudraner aber auch wieder nicht an.

Honduras
Honduras

Natürlich: Besonders spannend ist die Spielanlage, die Luis Fernando Suárez seinem Team verpasst hat, nicht. Ein flaches 4-4-2 ohne Spielmacher, mit einem Schrank (Costly) und einem etwas geschmeidigeren (Bengston) Stürmer vorne, mit Flanken von außen und noch mehr aus dem Halbfeld, mit gutem Verschieben in Richtung Ballnähe. Aber ohne wirkliche Phantasie im Aufbau, ohne trickreiche Spielzüge und ohne echten Glanz zu verbreiten.

Und natürlich: Mit großem körperlichen Einsatz. Die allzu robuste Gangart bescherte schon in der ersten Halbzeit des ersten Spiels einen berechtigten Platzverweis. Dazu fehlte die individuelle Klasse, um ein etwas besser besetztes, aber nicht viel intelligenter spielendes Team aus Ecuador einen Punkt abzutrotzen und gegen die Schweizer und die Franzosen sowieso – wiewohl auch das 0:3 gegen die Eidgenossen schlimmer aussieht als es war.

Mit der Mischung aus US-Legionären, Spielern aus britischen Mittelklasse-Teams und Leuten aus der heimischen Liga ist die zweite Qualifikation in Folge schon ein enormer Erfolg.

Nächste Kontinental-Meisterschaft: Juli 2015, vermutlich in den USA

Was nicht heißt, dass eine dritte Teilnahme in Folge eine Überraschung wäre. Weil bis auf Panama in der Concacaf-Zone niemand wirklich nachrückt. Costa Rica ist inhaltlich derzeit sicherlich die beste Truppe des Kontinental-Verbandes, Mexiko hält mit individueller Klasse dagegen und die USA mit purem Willen. Hinter diesen vier, fünf Teams reißt es aber völlig ab. Kanada etwa lief in der Qualifikation in Honduras in eine 1:8-Niederlage.

Das heißt: An der generellen Großwetterlage in Nord- und Mittelamerika wird sich nichts ändern, aber dass es Costa Rica ins Viertelfinale geschafft hat und Mexiko und die USA nicht, wird bei den Großmächten sicher nicht gerne gesehen, zumal der Abstand zwischen diesen beiden und der Weltspitze seit längerem stagniert. Das nicht nicht so schlecht, aber es wird auch nicht wirklich besser.

Und: Dauerzustand ist Costa Rica im Viertelfinale ja sicher auch nicht.

(phe)

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Schweiz nah dran, aber effizientere Spanier holen den EM-Titel https://ballverliebt.eu/2011/06/25/schweiz-nah-dran-aber-effizientere-spanier-holen-den-em-titel/ https://ballverliebt.eu/2011/06/25/schweiz-nah-dran-aber-effizientere-spanier-holen-den-em-titel/#comments Sat, 25 Jun 2011 21:56:14 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5041 Schweiz nah dran, aber effizientere Spanier holen den EM-Titel weiterlesen ]]> „Spanien ist Europameister“ – nicht zum ersten Mal gibt es in jüngerer Vergangenheit eine solche Meldung. Im Finale der U21-EM in Dänemark machte es das Team der Schweiz mit Zauberzwerg Shaqiri und Supertalent Xhaka den Iberern lange sehr schwer. Doch die Albiroja nützte die wenigen Chancen besser.

Spanien - Schweiz 2:0

U17-Weltmeister sind sie schon, die Schweizer. Amtierender sogar – zumindest, bis in zwei Wochen in Mexiko der Nachfolger gekürt wird. Mit Granit Xhaka und dem im Finale eingewechselten Pajtim Kasami sind sogar zwei dieser Truppe diesmal dabei gewesen. Beim Finale der U21-Europameisterschaft. Dessen Erreichen ein weiterer Beweis für die hervorragende Arbeit ist, die in diesem Land geleistet wird. Und was die Spanier können, der Gegner im Finale, ist ohnedies bekannt. Welt- und Europameister bei den „Großen“, und auch im U-Bereich sind die Iberer derzeit in der Weltspitze. Nicht umsonst gelten sie bei der U20-WM in Kolumbien, die in diesem Sommer stattfindet, als aussichtsreicher Mitfavorit.

Pierluigi Tami, Teamchef der Schweizer, tauschte gegenüber dem Semifinale gegen Tschechien nicht nur personell aus – U17-Weltmeister Xhaka konnte nach abgesessener Sperre wieder mitmachen, Hochstrasser blieb dafür draußen – sondern veränderte auch das System. Aus dem 4-1-4-1 im Semifinale wurde ein 4-4-2, in dem allerdings die Flügelspieler im Mittelfeld (Shaqiri und Emeghara) oftmals weit aufrückten, sodass es in der Praxis gerne ein 4-2-4 war. Ebenso erstaunlich auch die Rolle von Xhaka: Statt als zentraler Offensivmann im Mittelfeld stand der Jungstar vom FC Basel extrem tief, oftmals tiefer als der Sechser Fabian Lustenberger, und nahm überwiegend Defensiv-Aufgaben wahr.

Defensiv-Arbeit im der gegnerischen Hälfte

Der Clou an der Zwei-Stürmer-Variante bei den Schweizern war aber weniger, dass vorne mehr Anspielstationen gewesen wären. Nein, vielmehr waren Mehmedi und Fabian Frei die vordersten Verteidiger: Sie kümmerten sich abwechselnd, und mitunter auch gemeinsam, um Javi Martínez. Der ist bei den Spaniern, die gegenüber dem 3:1-Sieg nach Verlängerung gegen Weißrussland unverändert aufliegen, der wichtigste Mann in der Spieleröffnung, aber da der Weltmeister aus Südafrika (wo er als Back-up für Busquets im Kader stand) war komplett kaltgestellt.

Die Folge war, dass das Angriffsspiel der Spanier sehr eindimensional war und sich in der Form einer Sanduhr auf dem Feld präsentierte, vor allem auf der linken spanischen Seite: Außenverteidiger gibt nach innen ab, vor dem schweizer Strafraum wieder zurück nach außen. Auf Rechts zeigte zwar Emeghara massive Schwächen in der Rückwärtsbewegung, nagelte aber Montoya schon alleine duch seine Präsenz und die ständige Gefahr von schnellen Vorstößen hinten fest;, Mata ging immer wieder zentral, wurde dort aber gut von Xhaka aufgenommen.

Auf links hatte Didac Vila zwei Möglichkeiten: Entweder selbst mit dem Ball marschieren, was gegen den giftigen Shaqiri kaum zum Erfolg führte. Oder, was er vermehrt tat, kurz auf Alcantara oder den recht tief agierneden Muniain ablegen und auf den Doppelpass gehen. Das Problem dabei: Durch die Eliminierung von Martínez wurde auch diese Variante seinem Platz beraubt und der wie das Amen im Gebet erfolgende Pass in den Lauf des Flügelspielers (Alcantara auf Muniain bzw. Muniain auf Didac, je nachdem) konnte von den Schweizern problemlos abgefangen werden. Kein Zweifel, dass in der Vorbereitung genau auf diesen sich ständig wiederholenden Pass nach Außen aufmerksam gemacht wurde.

Wenige Chancen

Nicht uninteressant, das sei an dieser Stelle auch erwähnt, die tiefere Positionierung von Iker Muniain (und auch Mata, der jedoch nicht zur Geltung kam) gegenüber dem Halbfinale gegen Weißrussland. Diese gab dem Bilbao-Jungstar nämlich eine größere Flexibilität in seinem Aktionsradius: Er konnte zentral nach vorne gehen bzw. in die Mitte ziehen und den aufrückenden Didac bedienen, er konnte Richtung Eckfahne laufen und auf das Anspiel von Alcantara lauern, er war aber auch schnell zur Stelle, wenn Shaqiri (der selbst oft sehr weit einrückte) ihn defensiv forderte. In einer ansonsten nach Halt suchenden Mannschaft war Muniain der beste Mann.

Die Schweizer konnten, weil sie eben sehr clever auf die etwas eindimensionalen Spanier eingestellt waren und die Iberer durch eine hohe Verteidigungslinie und der durchaus Druck ausübenden De-Facto-Viererkette vorne den spanischen Ballbesitz auf 55% drücken und hatten auch durch aufmerksames Spiel in der Verteidigung kaum Mühe, die Spanier in Schach zu halten und aus dem Spiel kaum jemals auch nur in die Nähe des Tores kommen zu lassen.

Auf der anderen Seite hing durch die defensive Rolle von Mehmedi und Frei vorne und der tiefen Positionierung von Xhaka fast die ganze Spielgestaltung an Shaqiri hängen. Der kam zwar auch zur besten Chance, als er mit einem ansatzlosen Drehschuss De Gea prüfte, aber die spanische Defensive schaffte es ansonsten auch ohne massivere Anstrengungen, die Offensivbemühungen der Schweizer zu unterdrücken. So war es ein auf hohem taktischen Niveau geführtes gegeseitiges Neutralisieren ohne echte Höhepunkte.

Rückstand und Reaktion

Bis zur 41. Minute. Für einmal verschoben die schweizer Ketten bei einem hohen spansichen Seitenwechsel auf Didac Vila, dieser hatte, von Koch und Shaqiri alleine gelassen, alle Zeit der Welt für eine präzise Flanke, und Ander Herrera musste nur noch den Kopf hinhalten und zum etwas überraschend fallenden 1:0 einzunicken. Ein Tor, bis zu einem gewissen Grad aus heiterem Himmel, das die Schweizer nun zur Reaktion zwang.

Die erste, noch vor der Pause, war der Seitentausch von Shaqiri mit Emeghara. Er sollte Muniain offensichtlich durch seine offensivere Grundausrichtung ähnlich aus dem Spiel nehmen wie er das mit Mata bzw. Montoya auf der anderen Flanke gemacht hatte. Diese Maßnahme wurde aber nach dem Seitenwechsel wirder verworfen, Shaqiri ging zurück auf seine angestammte rechte Außenbahn. Dafür nahm Tami einige Minten nach Wideranpfiff – nachdem er gesehen hatte, dass es keine Besserung in Sachen Offensive gab – einen Doppelwechsel vor.

Doppelwechsel verpufft

Ab der 55. Minute

Statt Frei und Emeghara betraten Mario Gavranovic (für ganz vorne) und Amir Abrashi (für rechts) das Feld; Shaqiri rückte auf die halbrechte bis zentrale Position und Xhaka rückte nun endgültig ins Mittelfeld auf. Die beisen Basel-Spieler mit kosovarischen Wurzeln sollten nun den zentralen Offensiv-Hub geben, das wurde aber von zwei Faktoren torpediert. Zum einen war das eine sich sichtbar einschleichende Kombination aus ausgehender Kraft und zunehmender Frustration, die sich in einigen eher derben Aktionen manifestierte (wie der rüden Sense von Berardi gegen Montoya).

Und zum anderen die nicht wirklich geklärte Frage, wer denn nun Emegharas linke Seite übernehmen soll, nachdem der junge Mann von GC Zürich den Platz verlassen hatte. Der Vermutung liegt nahe, dass es Gavranovic hätte sein sollen, er kam tendenziell von dieser Seite. Aber während Emeghara „nur“ schlampig in der Defensive war, ließ Gavranovic sie ganz bleiben. Mata merkte das natürlich und nützte den sich bietenden Platz gegen den gelbvorbelasteten Berardi. Spanien hatte das Spiel im Griff.

Entscheidung statt Schlussoffensive

So wurden die Schweizer, die das ganze Spiel über schon massive Schwierigkeiten hatten, die Spitzen gefährlich zu bedienen, auch nur noch aus einem Standard gefährlich, als Neu-Nürnberger Timm Klose den Ausgleich per Kopf nach einem Shaqiri-Freistoß nur knapp verpasste. Besser machte es Thiago Alcântara auf der anderen Seite, als er einen Freistoß aus etwa 30 Metern über den verdutzten und zu weit vor seinem Tor stehenden Yann Sommer zum 2:0 versenkte, als alle noch mit einem Wechsel (Jeffrén war für Adrián gekommen) beschäftigt waren.

Das Tor brachte die Schweizer Schlussoffensive natürlich zum erliegen – es war die Entscheidung.

Fazit: Schweizer clever, aber Spanier effizienter

Mit der Maßnahme, Javi Martínez zu doppeln und den Spaniern so das Metronom zu nehmen, trafen die Schweizer die exakt richtige Entscheidung, auch die schnellen Pässe auf die Außen hatte man gut im Griff. Die Eidgenossen verpassten es aber, auch selbst aus dem Spiel heraus einigermaßen gefährlich vor David de Gea aufzutauchen. Das gelang nur bei Shaqiris Chance in der ersten Halbzeit.

Einmal in Führung, konnten die Spanier ohne größere Befürchtungen auf Verwalten spielen, weil bei den Schweizern erst zu viel von Shaqiri abhing und dann, als er mit Xhaka einen Partner gehabt hätte, die linke Seite offen gelassen wurde, was eine Einladung für die Spanier war. Es fehlte den Schweizern an den Mitteln, selbst für die Spielgestaltung zu sorgen, als es gefragt gewesen wäre. Womit letztlich beide Teams verdient im Finale standen – die Spanier wegen ihrer auch individuellen Klasse, die Schweizer wegen cleverer Arbeit in Verbindung mit einem tollen Jahrgang – und dann auch das richtige Team gewonnen hat.

PS: Das Spiel um Platz drei, welches wegen der Olympia-Quali notwendig geworden war, entschied Weißrussland dank eines späten Tores mit 1:0 gegen Tschechien für sich.

(phe)

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