Hamren – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Tue, 15 Sep 2015 11:23:31 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Staubtrocken und konsequent: Österreich zerlegt Schweden 4:1 https://ballverliebt.eu/2015/09/09/staubtrocken-und-konsequent-oesterreich-zerlegt-schweden-41/ https://ballverliebt.eu/2015/09/09/staubtrocken-und-konsequent-oesterreich-zerlegt-schweden-41/#comments Wed, 09 Sep 2015 07:15:00 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=11597 Staubtrocken und konsequent: Österreich zerlegt Schweden 4:1 weiterlesen ]]> Es ist vollbracht: Mit einer vor allem gegen den Ball herausragenden Leistung gewinnt Österreich 4:1 in Schweden und löst damit erstmals seit 18 Jahren wieder auf sportlichem Weg das Ticket zu einem Großereignis. Das hat das Team von Marcel Koller einem erschreckend einfallslosen Gegner und einer wachen und sehr aufmerksamen eigenen Vorstellung zu verdanken.

Schweden - Österreich 1:4 (0:2)
Schweden – Österreich 1:4 (0:2)

Schwedens Förbundskapten Erik Hamrén machte seine Formation schon viele Stunden vor dem Anpfiff öffentlich und die Positionierung von Offensiv-Flügelmann Seb Larsson als Rechtsvertediger ließ keinen anderen Schluss zu, als dass Schweden versuchen würde, über die Flügel zum Erfolg zu kommen – und auf dieser Seite die Kreise von Arnautovic und Fuchs einzudämmen.

Nach außen verteidigt…

Das Rezept von Österreich dagegen war ebenfalls auf die Außenbahnen ausgereichtet – allerdings im defensiven Sinne. Vor allem bei Larsson war auffällig, dass sobald er von IV Granqvist den Ball quer zugespielt bekam, zwei Österreicher voll auf Larsson liefen. Das zwang ihn dazu, den Ball schnell wieder los zu werden. Auch dadurch kam der im Hinspiel noch so starke Erkan Zengin vor ihm überhaupt nicht ins Spiel.

Das dämliche Elfer-Foul von Kim Källström, dass schon wieder zu einem frühen Rückstand der Schweden führte, tat natürlich das Übrige, dass sich Österreich mit dem 1:0 im Rücken voll auf die Strategie gegen den Ball konzentrieren konnte.

…und zwar konsequent

Das hieß: Man überließ den Schweden durchaus den Ball, aber sobald es einen Querpass gab, wurde der Ballweg und der Passempfänger in Richtung außen gedrängt. Nicht selten verschob Österreich schon konsequent nach außen, da war der schwedische Pass kaum gespielt. Kurzum: Der Schwede, der einen Horizontalpass bekommen sollte oder daran dachte, mit dem Ball in Richtung Außenlinie zu dribbeln, hatte schon verloren.

Die Folge davon war, dass Schweden von immer weiter hinten die langen Bälle auspackte, weil es anders nicht gelang, die Kugel irgendwie in die Nähe der Sturmspitzen Ibrahimovic und Berg zu bringen. Aus dem Spiel heraus wurde Schweden praktisch nie gefährlich, es mussten schon zwei Freistöße herhalten, um ernsthafte Torschüsse anzubringen.

Baumgartlinger deluxe

Im Mittelfeld-Zentrum war neben Ballverteiler David Alaba, der sich wesentlich tiefer als gegen Moldawien positionierte, vor allem Julian Baumgartlinger in überragender Form. Sein Blick für die Situation und für die unspektakuläre Lösung von potenziell kritischen Situationen entschäfte einige schwedische Umschaltgelegenheiten schon im Ansatz.

Paradebeispiel war eine Szene nach rund einer halben Stunde, als Österreich im Vorwärtsgang den Ball verlor und ein großer Raum zwischen den Reihen entstand, aber Baumgartlinger drängte den schwedischen Spieler so geschickt ab, dass er nicht nur die kritische Situation entschärfte, sondern gleichzeitig dem Rest des Teams die Zeit gab, sich zu formieren, sollte der Schwede doch an ihm vorbei kommen.

Wach und aufmerksam

Wie überhaupt sich das österreichische Team durch eine extreme geistige Wachheit auszeichnete. Es gelang praktisch immer, die Laufwege und die Positionierungen so zu gestalten, dass es einen potenziellen Not-Anspielpartner gab oder zumindest einen Mitspieler in der Nähe, der zur Not sofort zur Stelle war.

So musste Österreich oft nicht einmal in Gegenpressing-Modus schalten, weil der Ball im Grunde schon wieder gewonnen war, noch ehe er richtig verloren war. Dadurch wurden die Schweden zunehmend mürbe und auch hektisch. Das 2:0 durch Harnik kurz vor der Pause war der Blattschuss: Alleine in den fünf Minuten vor der Halbzeit ergaben sich durch das entstehende schwedische Chaos drei weitere hochkarätige Möglichkeiten für Österreich.

Hamréns Panikreaktion

Hatte Hamrén vor zwei Jahren im entscheidenden Spiel gegen Österreich mit geschickten Adaptierungen zur Halbzeit noch das Match zum kippen gebracht, fiel ihm diesmal zunächst überhaupt nichts ein. Nach einer Stunde dann folgte ein Wechsel, den man nur als Panikreaktion interpretieren kann: Für den unsichtbaren RM Zengin kam Thelin, ein Stürmer.

Ab 62. Minute
Ab 62. Minute

Nun agierte Ibrahimovic hinter den Spitzen Thelin und Berg, Forsberg (der sehr hoch stand und zuweilen als dritter Stürmer unterwegs war) weiter auf der linken Seite mit dem zunehemend frustrierter Olsson; dafür tat sich vor Seb Larsson ein riesiges Loch auf.

Die linke Seite von Österreich war, wie gewohnt, die Produktivere und nun stand der arme Larsson alleine gegen Fuchs und Arnautovic. Schweden versuchte nun noch mehr, die linke Angriffsseite mit Olsson und Forsberg zu forcieren, das eklatante Ungleichgewicht in der Formation bewirkte aber eine wachsende Instabilität innerhalb der schwedischen Formation.

Mit anderen Worten: Österreich fand nun genüsslich Platz, sich in Kontersituationen über das Spielfeld zu kombinieren und hätte eigentlich schon viel früher den Sack zumachen müssen als „erst“ in der 76. Minute, als Marc Janko das schon längst überfällige 3:0 markierte.

Das vierte Tor durch Harnik war dann nur noch die Draufgabe und Ibrahimovic‘ Ehrentreffer in der Nachspielzeit nur noch von statistischem Wert. Schweden war geschlagen und ergab sich in das Schicksal, von einer extrem abgebrühten Mannschaft klassisch ausgeknockt worden zu sein.

Fazit: Abgezockt und staubtrocken

Eine solche  absolute Stabilität, eine solche Abgezocktheit, ein solches Vertrauen in die eigenen Stärken und den eigenen Matchplan, ohne dabei auch bei klarer Führung schlampig zu werden, ist zutiefst un-österreichisch und gerade deshalb so bemerkenswert. Selbst in Situationen, in denen Schweden doch einmal gefährlich wurde, gab es keine echte Panik – im Zweifel wurde der Ball halt doch einmal rausgebrochen.

Die Maßnahme, das schwedische Spiel so konsequent nach außen zu verteidigen griff bei Trekronor-Team voll, es gab auch nie so etwas wie einen wirklichen Alternativ-Plan. Nur eine Panik-Reaktion von Hamrén, die von seiner Mannschaft auch ebenso panisch und wenig durchdacht ausgeführt wurde.

So gesehen war dieses Spiel, der (bisherige) Höhepunkt dieser Spieler-Generation, ein Spiegelbild der ganzen Qualifikation. Wie passend, dass genau damit der Gruppensieg und damit das EM-Ticket fixiert werden konne.

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Dominant, aber zu wenig echte Gefahr – Österreich „nur“ 1:1 gegen Schweden https://ballverliebt.eu/2014/09/09/dominant-aber-zu-wenig-echte-gefahr-oesterreich-nur-11-gegen-schweden/ https://ballverliebt.eu/2014/09/09/dominant-aber-zu-wenig-echte-gefahr-oesterreich-nur-11-gegen-schweden/#comments Mon, 08 Sep 2014 22:20:17 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10519 Dominant, aber zu wenig echte Gefahr – Österreich „nur“ 1:1 gegen Schweden weiterlesen ]]> Was ist es wert, dieses 1:1 gegen Schweden? Österreich war über weite Strecken das aktivere Team, agierte phasenweise sogar drückend überlegen. Schweden zog sich von Beginn an zurück und schwächte das ÖFB-Team, indem es dieses das Spiel selbst aufziehen ließ. Alaba und Co. kreierten zu wenige Chancen und nützten die Druckphase nach der Pause nicht. Ein Big Point wurde verpasst, aber auch noch nicht allzu viel Porzellan zerschlagen.

Österreich - Schweden 1:1 (1:1)
Österreich – Schweden 1:1 (1:1)

Neues System und eine sehr reaktive Herangehensweise: So kreuzten die Schweden auf. In einem etwas schiefen 4-1-4-1 sollten Källström als Sechser, Ekdal als Achter und Seb Larsson als Mittelding aus Achter und Zehner das Zentrum dichtmachen, auf den Außen Durmaz und Zengin die Flügel neutralisieren und Ibrahimovic vorne auf lange Zuspiele lauern.

Schweden ziemlich passiv

Ob man das als Zeichen des Respekts der Schweden vor Österreich oder als Eingeständnis der eigenen Unfähigkeit zur Spielgestaltung sehen möchte, ist Geschmackssache. Jedenfalls überließen die Schweden dem ÖFB-Team den Ball in dessen eigener Hälfte sehr bereitwillig, es gab kaum ein ernsthaftes Angehen auf den ballführenden Österreicher. Bis in die schwedische Hälfte hinein konnte der Ball unbehelligt getragen werden, rund 30 bis 40 Meter vor dem eigenen Tor verdichteten die Schweden.

Der Aufbau von Österreich lief aber zunächst etwas zu träge, um die Passivität des Gegners auch nützen zu können. Die Abwehrreihe rückte zwar weit auf, mit Baumgartlinger (zuweilen aber auch Alaba) als abkippender Sechs, es fehlte aber die Direktheit und vor allem das konsequente Spiel über die Außen, um die Schweden auseinander zu ziehen. Mit zu wenig Tempo und zu wenig Variabilität gab es kein Durchkommen, obwohl der Raum zwischen den schwedischen Ketten nicht immer ganz eng war.

Was Österreich allerdings ausgesprochen gut machte: Die Schweden gar nicht erst auf die Idee kommen zu lassen, selbst kontrolliert nach vorne zu kommen. Das aus der WM-Quali schon bekannte schnelle Pressing nach Ballverlusten klappte vorzüglich, sehr oft war Österreich sehr schnell wieder zurück im Ballbesitz.

Alaba dominant, linke Seite schwach

An der grundsätzlichen Charakteristik des Spiels änderten auch die beiden frühen Tore nichts – weder der Elfer von Alaba noch der Ausgleich von Zengin – aber bezeichnend waren sie für diverse Aspekte der Partie dennoch.

Im österreichischen Zentrum war es nämlich natürlich wieder einmal Alaba, der die Fäden in der Hand hielt und der im Aufbau immer wieder gesucht wurde, einer seiner Vertikal-Vorstöße führte zum Strafstoß. Seine dominante Rolle war aber auch deshalb nötig, weil Arnautovic nie eine Bindung zum Spiel fand und, wenn der den Ball doch mal hatte, seine Pässe oft nicht den Mitspieler fanden. Auch Fuchs (dem man die fehlende Spielpraxis ansah) und Junuzovic (der sich im massierten Zentrum aufrieb) konnten wenig helfen.

Auf der anderen Seite zeigte Klein sowohl beim Gegentor als auch bei Zengins Alu-Treffer kurz danach Schwächen in der Beurteilung von Defensiv-Situationen. Beim ersten Mal blieb er von Haus aus zu weit weg, beim zweiten Mal stand er von Haus aus falsch. Im Laufe des Spiels fand er zwar zu mehr Sicherheit, seine altbekannte Schwäche (das Schlagen von Flanken) ließ Vordermann Harnik beim Erzeugen von Gefahr aber oft allein.

Schweden ändern nichts…

Weil nun also links Arnautovic und Fuchs viel mit dem giftigen Durmaz und auch mit sich selbst zu tun hatten und rechts nur Harnik für schwedische Schweißperlen sorgte, war es den Trekronors kein allzu großes Problem, zu verhindern, dass Österreich hinter die Abwehrkette kam. So hatte war das Team in Rot über 60 Prozent Ballbesitz, aber es fehlte der Punch nach vorne.

Was sich zu Beginn der zweiten Hälfte deutlich änderte. Ist es in den letzten Spielen nämlich oft so gewesen, dass der Gegner Adaptierungen vornahm und Österreich hinterher hechelte, war es diesmal umgekehrt. Erik Hamrén änderte genau gar nichts, aber das österreichische Spiel war deutlich direkter.

…aber Österreich wird direkter

Vor allem die Rolle von Martin Hinteregger wurde nun immer mehr gestärkt. Schon vor der Pause rückte der Salzburger immer wieder aus der Innenverteidigung auf, um das Spiel zu eröffnen, nach dem Seitenwechsel übernahm der 22-Jährige nun komplett die Agenden als erster Passgeber, das primäre Ziel seiner Pässe war David Alaba. Es entstand in dieser Phase ein ungemeiner Zug zum Tor, weil nun extrem darauf geachtet wurde, flache, schnelle Vertikalpässe zu spielen – ein krasser Gegensatz zu den in Hälfte eins oft zu sehenden hohen Vertikalbällen, die sich als untaugliches Mittel zum Auseinanderziehen der Schweden erwiesen hatten.

Einziges Manko: Es gab keine Tore. Weder aus dem Spiel heraus, noch aus Eckbällen. Gerade die wurden zwar durchaus variiert, aber nur ein einziger brachte tatsächlich so etwas wie Verwirrung vor dem schwedischen Tor (der flach in den Rückraum gespielte Ball in der ersten Hälfte nämlich). Das war die Phase, in der Österreich das Spiel entscheiden hätte müssen. Und das war die Phase, in der Österreich den Sieg vergeben hat.

Kräfte lassen nach

Denn so ab der 60. Minute herum ließen die Kräfte ziemlich dramatisch nach. Aus dem aggressiven Vertikal-Spiel nach vorne wurde nun recht schlagartig ein deutlich defensiverer Zugang, Österreich stand nun deutlich tiefer, die Schweden hatten im Mittelfeld nun mehr Raum zum Atmen und bekamen auch mehr Zeit am Ball. Nicht, dass sie es nun schafften, den schon ziemlich früh im Spiel ziemlich genervt wirkenden Ibrahimovic ins Spiel einzubinden, aber eine latente Sorge vor dem Gegentreffer machte sich schon breit.

Allerdings: Der unbedingte Nachdruck fehlte auch bei den Schweden. Die Wechsel von Hamrén brachten überhaupt nichts, Elmander entwickelte nicht mehr Druck als der zunehmend müde Durmaz. Aber auch bei Österreich fand Okotie nicht mehr ins Spiel als Janko (der zwei gute Chancen nicht genützt hatte) vor ihm, Leitgeb und Lazaro statt Junuzovic und Harnik waren positionsgetreu, ihre frischen Kräfte konnten ein plattes Team aber auch nicht mehr wirklich pushen.

Fazit: Biederen Gegner nicht geknackt

Zum Triumphmarsch ist das 1:1 zu wenig, zum Trauergesang die Leistung zu okay. Natürlich: Die linke Seite war schwach, damit konnten die Schweden nicht aufgerissen werden, es gab aus dem Spiel heraus zu wenige wirkliche Chancen und die wenigen, die man hatte, nützte man nicht. So gesehen hat Österreich auch nicht mehr als den einen Punkt verdient. Zu weniger Spieler konnten wirklich eine starke Leistung abliefern, Alaba versuchte mit Fortdauer des Spiels die Schwächen seiner Nebenmänner zunehmend alleine zu kompensieren – so wurde das Spiel natürlich ausrechenbar.

Allerdings hat das Team aus Schweden gezeigt, wie wenig es offenbar zu zeigen im Stande ist. In dem 4-3-3/4-1-4-1-Hybrid gibt es keinerlei Kreativität, noch viel mehr als in der WM-Quali letztes Jahr verlässt man sich auf eine staubige Defensive und das eine Genie ganz vorne. Umso ärgerlicher ist es, dass das ÖFB-Team nicht gewonnen hat. Umso weniger aber muss man sich vor Schweden fürchten.

Denn Über-Truppen sind Russland und Montenegro auch nicht, und so kann man erwarten, dass sich die Top-4 der Gruppen fleißig bis zum Schluss gegenseitig die Punkte wegnehmen. Was aber auch heißt: Bester Gruppendritter wird man in dieser Gruppe kaum.

Schon gar nicht, wenn’s daheim „nur“ ein 1:1 gegen Schweden gibt.

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Aus und vorbei: Schwedens Umstellungen beenden Österreichs WM-Chancen https://ballverliebt.eu/2013/10/12/aus-und-vorbei-schwedens-umstellungen-beenden-osterreichs-wm-chancen/ https://ballverliebt.eu/2013/10/12/aus-und-vorbei-schwedens-umstellungen-beenden-osterreichs-wm-chancen/#comments Sat, 12 Oct 2013 00:23:07 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9666 Aus und vorbei: Schwedens Umstellungen beenden Österreichs WM-Chancen weiterlesen ]]> Aus der Traum! Österreich verliert 1:2 in Schweden und wird damit die Quali-Gruppe auf dem dritten Rang beenden. Obwohl das ÖFB-Team in der ersten Hälfte sehr viel richtig machte und verdient vorne war, doch Schweden reagierte richtig und drehte das Spiel. Eine Niederlage, die nicht sein hätte müssen, die aber aufzeigt, woran es noch fehlt.

Schweden - Österreich 2:1 (0:1)
Schweden – Österreich 2:1 (0:1)

Damit war eher nicht zu rechnen: Aleksandar Dragovic spielt als Sechser in einem 4-1-4-1. Als Kettenhund für Ibra? Nein: Als Balleroberer und Spieleröffner. Was in der ersten Halbzeit gut funktioniert hat. Wie überhaupt die ersten 45 Minuten aus österreichischer Sicht äußerst positiv zu bewerten sind.

Kollers 4-1-4-1 und die Rolle von Dragovic

Marcel Koller stellte Junuzovic und Alaba vor Dragovic zentral auf. Warum er das tat, wurde auch schnell klar: Die beiden pressten  hoch und aggressiv auf die beiden in der Zentrale aufgestellten Schweden, Elm und Svensson. So drückten sie die Gastgeber nach hinten, verhinderten einen geordneten Aufbau über die Mitte (in Form etwa von somit praktisch nicht vorhandenen Pässen in den Lauf von Ibrahimovic) und versuchten so, Ballgewinne in der Nähe des gegnerischen Sechzehners zu provozieren. Die ersten beiden Ziele gelangen gut, Letzteres auch aufgrund der Routine und der Absicherung durch eine sehr flache Abwehr-Vierkette nicht so sehr.

Die Gefahr, wenn die beiden Achter beide pressen, besteht im Gegenzug darin, dass hinter ihnen Platz frei wird. Das verhinderte Dragovic durch mutiges Aufrücken. So unterband er, dass Schweden durch die österreichische Pressinglinie hindurch auf Ibrahimovic und Elmander spielen konnten. Wenn Dragovic den Ball hatte, machte er keine spektakulären Dinge damit, er machte aber auch wenig verkehrt.

Erstaunlich im Bezug auf den Umgang der Schweden mit Dragovic waren zwei Dinge: Zum einen, dass es überhaupt keinen Druck gab, der auf den gelernten Innenverteidiger auf der völlig ungewohnten Position ausgeübt wurde, und zweitens, dass Ibrahimovic als hängende Spitze fast nie zentral hinter Elmander spielte, sondern immer links oder recht schräg versetzt. So ging er Dragovic aus dem Weg. Wenn der Plan war, ihn aus der Position zu ziehen und damit Raum für Elmander zu schaffen, ging er schief.

Probleme von hinten heraus

Wenn Österreich in der Abwehr den Ball hatte und es darum ging, das Spiel zu eröffnen, passierte das zumeist in Form von langen Bällen. Das ging ein-, zweimal fast gut (wie bei einem Pass auf Alaba, den Isaksson noch abfangen konnte), zumeist landeten diese Pässe aber eher im Nirwana. Über die rechte Seite mit Garics und Harnik ging ebenso relativ wenig, weil sich Schwedens RM Kacaniklic deutlich höher orientierte und auch wesentlich agiler wirkter als sein Pendant auf der anderen Seite, Seb Larsson. So fehlte es Harnik an Hilfe von Garics und damit an der Bindung zum Spiel.

Auf der anderen Seite jedoch klappte das Zusammenspiel von Fuchs und Arnautovic recht gut. Larsson konnte den beiden rwenig entgegensetzen und auch der schwedische LM Lustig  konnte den flinken Moves von Arnautovic nicht viel entgegen setzen. Am besten aber war das Spiel nach vorne, wenn der Ball bei Junuzovic und vor allem Alaba war: Dann nämlich kam sehr schnell eine Vertikalität ins Spiel, die den Schweden zusetzte.

Genauso im Übrigen wie die sehr giftige Zweikampfführung seitens der Österreicher, und auch deren Gedankenschnelligkeit. Während Österreich nach Ballverlusten schnell nachsetzte und oft auch ein Nebenmann half, ließen die Schweden nach Ballverlusten recht flink vom Gegenspieler ab und stellten sich. Dass Österreich mit einer 1:0-Führung in die Halbzeit ging, war hochverdient und man sah Förbundskapten Erik Hamrén seine Sorgen am Ende des ersten Spielabschnitts an.

Hamrén reagiert richtig

Er kam aber mit der richtigen Lösung daher, nach dem Seitenwechsel änderte Schweden nämlich einige entscheidende Punkte. Zum einen wurde Dragovic deutlich weniger Zeit am Ball gelassen. Mal bearbeitete ihn nun doch Ibrahimovic, mal schob Svensson etwas nach vorne, in jedem Fall aber konnte Dragovic nun nicht mehr so aufrücken, wie er das noch in der ersten Hälfte völlig ungehindert machen konnte.

Zum zweiten schob Schweden die Außenverteidiger weiter nach vorne. Waren Lustig und Olsson in der ersten Halbzeit praktisch immer annähernd auf einer Linie mit den Innenverteidigern, waren sie ihren Vorderleuten Larsson und Kacaniklic nun eine größere Hilfe als noch zuvor, als die Schweden hauptsächlich durch die Mitte nach vorne kommen wollten, obwohl Österreich da sehr gut zumachte.

Dadurch, dass die Schweden das Spiel breiter machten, mussten auch Alaba und Junuzovic (bzw. dann Leitgeb) mehr horizontal verschieben, um an den Außenbahnen zu helfen, was wiederum um Svensson und Elm im Zentrum mehr Zeit zum Aufbauen gab. Und als nach knapp einer halben Stunde in der zweiten Hälfte das österreichische Zentrum mürbe gespielt war, kam mit Ballverteiler Källström statt dem Balleroberer Elm einer, der das Ausnützen sollte.

Schweden klar spielbestimmend

Schlussphase
Schlussphase

Ein weiteres Element, dass zum Umschwingen des Pendels in die schwedische Richtung beitrug, war die wesentlich aggressivere Zweikampfführung nach der Pause. Hatte Österreich in diesem Bereich davor klar die Oberhand, fuhren die Schweden nun schon mal einen Härtegang nach oben – wie etwa Svensson gegen Janko. Der Ausgleich durch Olsson nach 56 Minuten war zudem hervorragend herausgespielt: Die Schweden zwangen mit ihrer guten Kombination die österreichische Defensive zu drei Richtungswechseln innerhalb von kaum fünf Sekunden, da ergibt sich bei der besten Defensive schon mal ein Loch. Vor allem, wenn mit Olsson auf einmal der Linkverteidiger im Zentrum aufraucht.

Marcel Koller brachte nach rund einer Stunde Leitgeb für Junuzovic, der nach seiner Verletzungpause deutlich noch nicht die Luft für 90 derart intensive Minuten hat. In einem ohnehin an Präsenz einbüßenden Zentrum war der Salzburg-Reservist leider kein Upgrade gegenüber Junuzovic. Das zuvor schon erlahmende Pressingspiel der beiden Achter war nunmehr de facto inexistent, auch deshalb machte es durchaus Sinn, dass Hamrén danach Källström brachte.

Auch Remis hält nicht

Schon in dieser Phase ging es nur noch darum, zumindest as Remis über die Zeit zu retten. Weimann kam für den nicht besonders auffälligen Harnik, fiel aber – wie schon gegen Irland – in erster Linie durch eine für einen Premier-League-Stammspieler erstaunlich holprige Ballbehandlung auf. Weder konnte er auf dem Flügel für Belebung sorgen, noch konnte er den durchaus ansprechend spielenden Janko nach seiner Auswechslung (ein Krampf, auch auf lange fehlende Spielpraxis zurückzuführen) adäquat ersetzen.

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass das Spiel auch 1:1 geendet wäre, wenn nicht Schweden einen Weltklassestürmer wie Ibrahimovic in seinen Reihen hätte. Seine starke Ballmitnahme nach dem Pass von Källström (ein Duo übrigens, das sich privat absolut nicht ausstehen kann), sein einkalter Abschluss zum 2:1 fünf Minuten vor dem Ende – die Entscheidung.

Fazit: Schwedens Umstellungen brachten mehr

Eine Halbzeit lang hat Österreich vieles richtig gemacht: Auf’s Zentrum gepresst, aktiv gespielt, gedankenschnell gehandelt, damit auch verdient in Führung. Doch auf die Umstellungen, die Schweden danach eine nach dem anderen ausgepackt hat, fehlten die adäquaten Reaktionen. Dabei kann man die Entscheidung, statt des müdegelaufenen Junuzovic ausgerechnet Leitgeb zu bringen, durchaus hinterfragen: Baumgartlinger oder Kavlak hätten wohl mehr defensive Stabilität bewirkt, Ivanschitz wohl mehr gebracht, wenn man gegen Elm und Svensson wieder proaktiv agieren hätte wollen. Mit Leitgeb gab’s weder das eine noch das andere.

Trotzdem ist der Sieg der Schweden mehr eine Sache davon, was das Trekronor-Team richtig gemacht hat, als davon, was das ÖFB-Team falsch gemacht hat. Hamrén – der in Schweden wegen seiner Zögerlichkeit und seiner mitunter fragwürdigen Enscheidungen durchaus unter Beschuss steht – hat die Problemstellen erkannt und die Spielanlage entsprechend adaptiert. Um aber etwa auf deutlich nach vorne geschobenen schwedischen Außenspieler zu reagieren, fehlt Koller auch das Personal. Wen außer Weimann hätte er bringen sollen? Einen Sabitzer kann man aufgrund seiner ihm (noch) fehlenden internationalen Erfahrung in so einer Situation nicht bringen und sich erwarten, dass er das Spiel herumreißt.

Letztlich waren die Schweden sowohl in diesem Spiel als auch über die ganze Quali nicht unbedigt ein besseres Team als jenes aus Österreich, aber ein etwas reiferes; auch von Ibrahimovic abgesehen. Leute wie Seb Larsson, Rasmus Elm oder Johan Elmander sind keine Weltbesieger, aber sie kennen solche Situation und können mit einem unerwartet auftretenden Gegner besser umgehen als ein österreichisches Team, das erstmals in dieser Lage war.

Dennoch: Die Richtung stimmt beim ÖFB-Team. Das hat diese Quali eindeutig gezeigt.

(phe)

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Österreich nimmt den Schweden deren Stärken – diszipliniert zum 2:1-Sieg! https://ballverliebt.eu/2013/06/08/osterreich-nimmt-den-schweden-deren-starken-diszipliniert-zum-21-sieg/ https://ballverliebt.eu/2013/06/08/osterreich-nimmt-den-schweden-deren-starken-diszipliniert-zum-21-sieg/#comments Sat, 08 Jun 2013 01:31:36 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8825 Österreich nimmt den Schweden deren Stärken – diszipliniert zum 2:1-Sieg! weiterlesen ]]> Die Chance lebt weiter! Nachdem Österreich den hohen Erwartungen gerecht wurde und mit Schweden den eigentlichen Favoriten um den zweiten Gruppenplatz im vollen Happel-Stadion mit 2:1 besiegt hat. Weil man nach nervösem Beginn auch wegen der da noch eher glücklichen Führung zur Sicherheit fand. Und vor allem, weil man Schweden geschickt die Stärken nahm. Es war keine glanzvolle Leistung, sondern in erster Linie eine disziplinierte – was den Sieg aber fast noch wertvoller macht.

Österreich - Schweden 2:1 (2:0)
Österreich – Schweden 2:1 (2:0)

Nervös war er, der Beginn der Österreicher. Und gleich mehrere Aspekte sorgten dafür, dass die Schweden in der Anfangsphase die klar spielbestimmende Mannschaft waren, und es war nur dem ziemlich erstaunlichen Unvermögen von Elmander und Olsson (West Broms Jonas von den „Olsson Twins“, sein nicht verwandter Namenskollege Martin von Blackburn war nicht im Kader) vor dem Tor zu verdanken, dass Österreich nicht schon nach zehn Minuten 0:2 hinten lag.

Österreichs Probleme zu Beginn

Das ÖFB-Team presste die Schweden vor allem dann an, wenn diese sich in der Rückwärtsbewegung befanden. So sollte es dem Gegner schwer gemacht werden, aus der Bedrängnis heraus einen ordentlichen Spielaufbau zu gestalten. Ansonsten hielt sich Österreich mit dem Druck ausüben aber ziemlich zurück. Vor allem wurde zum Problem, dass sich Achter Alaba nach vorne orientierte, Baumgartlinger aber etwas zu weit zurück hing und so den sich zurück fallen lassenden Ibrahimovic und auch das schwedische Zentral-Duo Elm/Källström gegen sich hatte.

Zudem zeigte sich Österreich zunächst von der körperlich robusten Gangart der Schweden beeindruckt und das Passspiel war äußerst unpräzise. Die Trekronor hielten den Ball besser, kontrollierter und länger in den eigenen Reihen und hatten vor allem den Zentrum gut unter Kontrolle. Auch auf den Außenbahnen war Schweden zunächst etwas besser, weil sich die österreichischen AV Garics und Fuchs etwas zu sehr zurückhielten.

Präsenz im Zentrum…

Schon in den Minuten vor dem Elfmeter wurde das Mittelfeld von Österreich etwas kompakter, auch weil Alaba und Junuzovic zuweilen die Positionen tauschten. Nach dem 1:0 – ein Elfmeter, bei dessen Entstehung Isaksson die Suppe auslöffeln musste, die ihm Olsson mit ziemlich ungeschicktem Stellungsspiel eingebrockt hatte – stieg auch die Selbstsicherheit, nach dem 2:0 – Janko-Kopfball, nachdem Harnik völlig unbedrängt flanken durfte und Granqvist nicht dicht genug am Mann war – sogar noch mehr. Baumgartlinger rückte nun mit deutlich mehr Präsenz auf und auch die Abwehrkette dahinter ließ das Loch nicht zu groß werden. So wurden Elm und Källström gut aus dem Spiel gehalten.

Was den Schweden zusätzlich immer mehr Sorgen bereitete, waren die unglaublichen Aktionsradien, die Alaba und Junuzovic an den Tag legten. Der Bremen-Legionär presste nicht nur die schwedischen Innenverteidiger an, sondern schaltete sich auch in den Aufbau ein und wich dazu viel in Richtung der Außenbahnen aus, um dort zu helfen, die nötigen Dreiecke zu bilden. Es gab kaum eine gezielte Aktion nach vorne, an der Junuzovic nicht beteiligt gewesen wäre.

…und Kontrolle auf den Außenbahnen

Höchst unterschiedlich gestaltete sich bei Österreich die Spielgestaltung auf den beiden Flanken. Defensiv aber lange mit dem gleichen Effekt: Schweden wurde in Schach gehalten. Das geschah auf der rechten Seite mit dem unglaublich forschen und vor allem ungeheuer schnellen Martin Harnik. Nachdem er über weite Strecken der frustrierenden Saison mit Stuttgart ein Formtief mit sich herumschleppte, scheint ihm sein Doppelpack im Pokal-Finale deutlichen Auftrieb gegeben zu haben. Jedenfalls sprühte Harnik nur so vor Spielfreude und machte dem ziemlich überforderten Gladbacher Oscar Wendt den Abend zu einer nicht gerade vergnügenssteuerpflichtigen Veranstaltung. Dass Hamrén den armen Teufel durchspielen ließ, muss man nicht zwingend verstehen.

Auf der linken Seite war Marko Arnautovic trotz seiner Suspendierung bei Bremen dabei. Im Vorwärtsgang wirkte er, wenn es in Richtung Tor ging, oft etwas überhastet. Er zog nach innen und suchte zumeist zu früh den Abschluss, war mit seinen Versuchen aus der Distanz nicht der größte Gefahrenherd. Was er aber sehr gut machte: Er war ein unglaublich mühsamer, zäher und unguter Gegenspieler für Mikael Lustig. Arnautovic degradierte den Mann von Celtic offensiv zum Statisten.

Kein schwedischer Schablonen-Fußball mehr? Doch.

Damit waren den Schweden beide Außenverteidiger genommen, was sich im flachen 4-4-1-1 mit zwei Sechsern aber ohne Kreativität im Zentrum ein recht massives Hindernis für die Gäste war. Denn ohne die Unterstützung von hinten waren die Mittelfeld-Außen Kacaniklic und Seb Larsson ziemlich auf sich alleine gestellt und die offensiv weiterhin vergleichsweise zurückhaltenden Garics und Fuchs hatten wenig Mühe, ihre direkten Gegner unter Kontrolle zu halten.

Seit Erik Hamrén das Teamchef-Amt von Lars Lagerbäck übernommen hat, heißt es, gab es so ein wenig die Abkehr vom althergebrachten, schematischen und etwas hölzernen 4-4-2-Fußball schwedischer Prägung. Das mag so sein, wenn die Außenverteidiger etwas Raum zum Atmen haben. In diesem Spiel aber zeigten die Schweden 90er-Jahre-Fußball par excellence. Weil eben auch Elm und Källström keine Ideen hatten, bliebe nur noch ein Mittel: Lange Bälle auf die beiden Stürmer, zumeist auf Ibrahimovic, die möglichst die Kopfbälle holen sollen und entweder den Sturmparter einsetzen sollen, oder den Ball halten, bis Kollegen aufgerückt sind.

Bei einem dieser Kopfballduelle holte sich Emanuel Pogatetz jenes Cut, das sein Spiel nach einer halben Stunde zu Gusten von Sebastian Prödl beendete. In der Regel bereitete das aber keine wirklichen Probleme.

Hamrén stellt um…

Und zwar deshalb, weil die rot-weiß-rote Defensive wusste, worauf sie sich einzustellen hatte. Zudem lief im Spiel nach vorne vor allem über die Schaltstelle Alaba und den ständig bohrenden Harnik einiges, es gab zahlreiche Chancen, den Sack zuzumachen. Erst mit einer leichtes System-Adjustierung von Hamrén kamen die Schweden wieder zurück ins Spiel.

Schlussphase
Schlussphase

Nach 70 Minuten nämlich nahm er Sechser Källström vom Feld und brachte mit Ola Toivonen einen nominellen Stürmer. Hamrén stellte damit auf ein 4-1-3-2 um, in dem Svensson (zuvor schon für Elm gekommen) alleine vor der Abwehr stand, und nun mit Toivonen ein viel horizontal verschiebender Zehner auf dem Platz war. Damit wurde der de facto als Spielgestalter sehr hoch agierende Alaba zwischen die Stühle gerückt, er musste weiter nach hinten gehen – womit die österreichische Kontrolle im Zentrum weg war.

…und Koller reagiert sofort

Koller reagierte sofort und brachte mit Schiemer (statt Junuzovic) einen zweikampf- und kopfballstarkten Mann als Gegenspieler von Toivonen, das erlaubte es Alaba, wieder etwas aufzurücken und sich im Zweifel um Anders Svensson zu kümmern. Bei Entlastungsangriffen hieß die Abwesenheit von Junuzovic nun, dass Arnautovic immer mehr auf eigene Faust versuchte, eine Positionierung zwischen Zehner und Außenbahn wählte; aber den für den verletzten Janko spielenden Weimann zu selten einsetzte.

Hinten schlug es zehn Minuten vor Schluss durch Elmander doch noch ein, nachdem der ansonsten sehr sichere Garics das Abseits aufgehoben hatte. Kurz darauf ging der müdegelaufene Torschütze raus, Toivonen übernahm die Position in der Spitze und Jimmy Durmaz jene auf der Zehn. In der Tat entwickelte Schweden noch einmal sehr viel Druck. Dabei kamen zwar keine zwingenden Torchancen heraus, aber immerhin ein klares Elfer-Foul von Schiemer am aufgerückten Granqvist. Das der italienische Referee aber, wie so vieles in diesem Spiel auf beiden Seiten, aber nicht sah. Zum Glück für Österreich.

Fazit: Zwei Teams auf Augenhöhe

„Das Schlimmste an dieser Niederlage“, schreibt Anders Lindblad von der Broadsheet-Zeitung Svenska Dagbladet, „ist, dass Österreich nicht mal speziell gut war!“ Das ist wohl ein etwas zu harsches Urteil. Aber in der Tat: Es war vor allem ein Spiel, in dem in erster Linie kein Österreicher negativ auffiel und kaum ein blöder individueller Schnitzer passiert ist. Nach dem nervösen Start wurde zudem die Ruhe bewahrt, zwei individuelle Böcke – erst von Olsson, dann von Granqvist – zur Toren umgemünzt und die Spielanlage von Schweden geschickt neutralisiert.

Kurzum: Österreich machte nichts Spektakuläres, nahm den Schweden aber deren Stärken. Es wurde halbwegs gepresst, aber nicht annähernd so wild wie gegen die Türkei. Es wurde schnell umgeschaltet, aber nicht so überfallsartig wie gegen Deutschland. Es war – von den ersten 15 und den letzten 15 Minuten abgesehen – eine ausgewogene Leistung. Keine absolut glanzvolle, aber eine über weite Strecken sehr disziplinierte. Außerdem reagierte Koller diesmal sofort auf eine Umstellung beim Gegner und wartete nicht zu, wozu er ja sonst neigt.

Vor allem für die Selbstsicherheit im Team ist dieser 2:1-Sieg wichtig. Weil er eingefahren wurde in eine Phase des extremen Hypes in einer absoluten Schnittpartie gegen einen direkten Gegner um Platz zwei, gegen ein Team das (vermeintlich) auf Augenhöhe ist. Die Situation war vor zwei Jahren beim 0:2 gegen Belgien genauso. Dieses Team ist nun zwei Jahre weiter, was sie gezeigt hat. Schweden ist ein guter Gegner, aber vom individuellen Potential her doch annähernd auf Augenhöhe. Eine knappe Partie, bei der sich über ein Remis auch keiner beschweren hätte dürfen, wurde gewonnen. Das sind die wichtigen Erfahrungen.

Und was noch viel wichtiger ist als der Sieg an sich und die damit immer noch lebende Chance auf Endrang zwei: Mögliche Gegner einer Vertragsverlängerung mit Marcel Koller bzw. der Fortsetzung des eingeschlagenen Weges stehen jetzt argumentativ auf ziemlich dünnem Eis.

(phe)

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Frankreich versenkt den Gastgeber; Welbecks Traumtor die Schweden https://ballverliebt.eu/2012/06/16/frankreich-versenkt-den-gastgeber-welbecks-traumtor-die-schweden/ https://ballverliebt.eu/2012/06/16/frankreich-versenkt-den-gastgeber-welbecks-traumtor-die-schweden/#comments Fri, 15 Jun 2012 23:51:32 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7511 Frankreich versenkt den Gastgeber; Welbecks Traumtor die Schweden weiterlesen ]]> Land unter in Donetsk! Während die Franzosen mit einer Stunde Verspätung nach einem heftigen Unwetter dank einer sehr ordentlichen Leistung Gastgeber Ukrainer versenkt hat, lieferten sich Schweden und England einen offenen Schlagabtausch. Das war zwar dank des Spielverlaufs dramatisch. Aber hochklassig war es nicht.

Schweden - England 2:3 (0:1)

Es ist so eine Sache mit der flachen Viererkette im Mittelfeld, mit zwei Spielern, die in der Zentrale recht tief stehen. Es macht einen ausrechenbar, weil man auf die Außenbahnen angewiesen ist. Wenn aber zwei Teams gegeneinander spielen, die beide mit so einer Mittelfeld-Kette agieren, besteht die große Gefahr, dass die Partie vor allem eines wird: Langweilig. Nun, der Unterhaltungswert und die Dramatik beim Aufeinandertreffen von Schweden und England war durchaus gegeben. Es war ein spannendes Spiel. Aber es war weit davon entfernt, auch ein gutes Spiel zu sein.

Die Leuchttürme

Dazu spielten beide Teams zu ähnlich und zu sehr auf die gleichen Bereiche auf dem Feld vertrauend. Im 4-4-1-1 von beiden Teams gab es im Vorwärtsgang vor allem zwei Aspekte: Die Flügel und die Leuchttürme im Angriff. Wie Letztere ihre Rolle interpretierten, war der größte Unterschied bei den sonst sehr ähnlich unspektakulären Teams.

Roy Hodgson brachte bei den Engländern Andy Carroll für den Angriff zu Danny Welbeck, dafür rückte Ashley Young auf die linke Seite und The Ox auf die Bank. Keine Frage, Hodgson wollte gegen die robuste und körperlich starke schwedische Innenverteidigung einen ebenso körperlich beeindruckenden Stürmer aufbieten. In der Praxis war Carroll der Anspielpunkt, den die Engländer mit ihren langen Bällen nach vorne suchte. Carrolls Aufgabe war es, diese Anspiele zu kontrollieren, den Ball zu behaupten und so die schnellen Spielern um ihn herum – also in erster Linie Welbeck und Young – in die Aktion einzubinden.

Zlatan Ibrahimovic hingegen war zwar grundsätzlich auch hinter der Spitze aufgeboten, war aber extrem aktiv. Er wich viel auf die Flügel aus, ließ sich zurückfallen und verstand sich viel mehr als Gestalter. Oft war Ibra so weit hinten, dass er beide englische Viererketten zwischen sich und dem Tor hatte. Der Milan-Stürmer ist aber vieles – Vollstrecker, Austeiler, Weg-frei-Blocker – aber Spielmacher ist er keiner, vor allem nicht, wenn er eine extrem verdichtete Abwehr vor sich hat.

Der Kampf um die Flügel

Letztlich verteidigten beide Abwehrreihen die Mischung aus körperlicher Erscheinung und flinkem Sturmpartner beim jeweiligen Gegner ganz gut, wodurch die Flügel umso mehr in Erscheinung traten. Hier hatten die Engländer Vorteile. Nicht nur, was die individuelle Qualität der Spieler angeht, sondern auch in der Art und Weise, wie sie diese nützten. Vor allem die linke englische Seite mit den beiden Ashleys Cole und Young war recht fleißig und drückte Granqvist brutal nach hinten. Das war auch möglich, weil der schwedische RM Seb Larsson nach innen rückte.

Genauso im Übrigen wie dessen Widerpart auf der linken Seite, Rasmus Elm. Der Grundgedanke dahinter war wohl, dass man die Schnittstellen zwischen zentralem Mittelfeld der Engländer und den Außenspielern nützen wollte, aber weil Gerrard und Parker mit großer defensiver Übersicht agierte, passierte da sehr wenig.

Das konnten sie auch deshalb tun, weil sie schnell bemerkten: Von ihren direkten Gegenspielern, Svensson und Källström, war überhaupt nichts zu befürchten. Was seltsam war – denn beide können eigentlich recht gut das Spiel eröffnen, Ibrahimovic versuchte sich auch immer, frei zu laufen und anspielbar zu sein, aber sinnvolle Vorwärtspässe kamen aus derm schwedischen Zentrum überhaupt nicht.

Tore aus Fehlern und Einzel-Aktionen, nicht aus stratigischen Überlegungen

S0 war ein strategisches Patt gegeben, das eigentlich einem logischen 0:0 entgegen lief. Dass es dennoch Tore gab, lag an individuellen Abwehrfehlern (wie beim 1:0 für England, als sich weder Mellberg noch Granqvist für Carroll verantwortlich fühlten), schlechtem Verteidigen von Standards (wie beim 1:1 und dem 2:1 für Schweden, als jeweils Mellberg der entscheidende Mann war), einem krachenden Weitschuss (das 2:2 des kurz zuvor für den eher blassen Milner eingewechselten Walcott) und einer individuellen Meisterleistung von Welbeck zum 3:2-Siegtor.

Letztendlich kann man nur das Tor zum 3:2 mit einer echten strategischen Überlegung begründen, und sei es auch nur die, mit Walcott viel frischen Wind auf die rechte englische Abwehrseite zu bringen und so Martin Olsson in Verlegenheit zu bringen. Ein Zuspiel von Walcott bereitete letztlich das sensationelle Siegtor von Welbeck vor.

Fazit: Englischer Sieg nicht unverdient

Das Tempo war überschaubar, die Kreativität weitgehend nicht vorhanden. Es war, vom inhaltlichen betrachtet, ein recht enttäuschendes Spiel, das mit den Engländern aber dennoch einen verdienten Sieger gefunden hat. Sie zeigten auf den Flügeln die höhere individuelle Klasse und hatten so etwas mehr vom Spiel, und es machten einen recht ordentlichen Job, wenn es darum ging, Ibrahimovic aus dem Spiel zu nehmen.

Den Schweden wurde letztlich ihre Eindimensionalität und ihre Abhängigkeit von Ibrahimovic zum Verhängnis. Von ihm abgesehen fehlt es an der Klasse, an den Ideen und auch an der Qualität, sich gegen einen auch nicht gerade überragenden, aber individuell besser besetzten Gegner durchzusetzen. Weshalb sie auch verdient nach der Vorrunde die Koffer packen müssen.

Gegen England schaffte es Frankreich nicht, einen tief und kompakt stehenden Gegner zu knacken. Zu phantasie- und drucklos war der eigenen Auftritt. So änderte Laurent Blanc nicht nur seine Aufstellung für das Spiel gegen Gastgeber Ukraine, sondern auch das System: Hier war das Team in einem klaren 4-2-3-1 aufgestellt. Cabaye agierte neben Diarra als Achter, Nasri als zentraler Offensiv-Mann, und Jérémy Ménez kam für die rechte Seite in die Partie. Die erstmal nur vier Minuten dauerte – nach einer einstündigen Unterbrechung wegen den heftigen Unwetters ging es dann aber doch weiter.

Seltsame Abwehrkette

Ukraine - Frankreich 0:2 (0:0)

Das System der Ukrainer hing dabei ein wenig gar schief auf dem Platz. Während auf der rechten Seite Gusev, wie gewohnt, den Vorwärtsgang drin hatte, blieb Linksverteidiger Jevgeni Selin komplett hinten, rückte weit ein – vor allem, wenn Gusev aufgrückt war. So ergab sich zuweilen eine Dreier-Abwehr.

Auffällig war dabei, dass der Abstand zwischen Gusev und seinem Nebenmann in der Innenverteidigung, Taras Michalik, oftmals extrem groß war und nicht nur Ribéry, sondern auch Nasri das bemerkten und diese offene Schnittstelle auszunützen versuchten. Allerdings zunächst ohne Erfolg.

Ukrainischer Aufbau

Die Abwehrreihe der Gastgeber schob im Ballbesitz sehr weit nach vorne und stellte so sehr geringe Abstände her. Zudem ließ sich Voronin geschickt ins Mittelfeld fallen, was den Franzosen den Aufbau zusätzlich erschwerte, während er selbst gut anspielbar war.

Dazu versuchte die Ukraine, vor allem über die Seite mit dem zum Rechtsverteidiger umfunktionierten Gusev und Jarmolenko nach vorne zu kommen. Zudem ließ sich Voronin geschickt ins Mittelfeld zurück fallen, um sich dort als Anspielstation anzubieten, wären Andriy Shevchenko vorne verblieb und sich zwischen den französischen Reihen bewegte.

Entscheidender Mann in der Spieleröffnung war wenig überraschend Tymoschuk, der wieder als tiefster Spieler im Mittelfeld agierte. Der Plan war ganz offensichtlich, ihn als Ballverteiler zu nützen, der entweder Nasarenko kurz, Voronin steil odder Jarmolenko auf dem Flügel schickte. Sein Problem dabei war allerdings das des ganzen ukrainischen Teams.

Französisches Pressing

Das Pressing der Franzosen nämlich. Nasri und oft auch Cabaye setzten Tymoschuk unter Druck, Clichy und Ribéry machten das selbe auf ihrer Außenbahn, Debuchy und Ménez auf der ihren. Zudem lief Benzema geschickt, oft auch mit der Unterstützung von Nasri, die ukrainischen Innenverteidiger an. So unterband Frankreich nicht nur das Spiel des Gegners – das sich nach vorne somit immer mehr auf lange Bälle beschränkte – sondern verunsicherte ihn dabei auch noch.

Vor der Pause hatte das noch keinen zählbaren Erfolg, danach aber schon. Die deutlich verunsichert wirkenden Ukrainer schafften es auch mit Devic statt des diesmal nicht so starken Voronin nicht, die Hoheit über das Mittelfeld zu bekommen – im Gegenteil. Weil sich Devic höher orientierte als Voronin vor ihm, musste sich der französische Sechser Diarra weniger um ihn kümmern und hatte nun mehr Zeit und Ruhe am Ball. Und dann nützten die Franzosen doch noch zwei sehr stark herausgespielte Chancen zu einem Doppelschlag.

Zeit für Wechsel

Oleg Blochin brachte in der Folge mit Milevski einen weiteren Stürmer statt Nasarenko. Das war zwar nominell ein offensiver Wechsel, wirkte letztlich aber logischerweise eher kontraproduktiv – denn nun war zwischen dem tief stehenden Tymoschuk und den nun drei Stürmern endgültig kein Mitspieler mehr, dafür jede Menge Franzosen. Devic orientierte sich in der Folge etwas tiefer, um zumindest einen Verbindungsspieler zu haben. Shevchenko hingegen zog es vermehrt auf die rechte Seite von Gusev und Jarmolenko

Die französischen Mittelfeld-Außen waren zwar nicht gerade die allerfleißigsten, was die Rückwärtsbewegung angeht, aber die Ukrainer schafften es dennoch nicht, die Franzosen in Bedrängnis zu bringen. Was auch daran lag, dass es nun keinen Ukrainer mehr gab, der die französische Zentrale kontrolliert unter Druck setzen konnte. Dennoch entschied sich Blanc dafür, nicht Cabaye den nun mehr vorhandenen Platz auszunützen, sondern ließ statt ihm in der Schlussphase M’Vila neben Diarra die Anspielwege für die drei Ukrainer in der Spitze zuzustellen.

Fazit: Hochverdienter Sieg für Frankreich

Die Franzosen zeigten sich gegenüber der mauen Leistung gegen England klar verbessert. Das hohe Pressing setzte den Ukrainern ziemlich zu, viel mehr als Konter brachten sie offensiv nicht zu Stande. Frankreich zeigte die nötige Geduld und nützte den vermehrten Platz im Mittelfeld nach der Pause gut aus, ehe man routiniert den Vorsprung über die Zeit verwaltete. Davon zu schreiben, Frankreich hätte „trocken an der Uhr gedreht“, verbieten die Umstände.

Die Ukrainer hingegen müssen nach dieser Niederlage ihr letztes Gruppenspiel gegen England unbedingt gewinnen, alles andere ist für das Viertelfinale zu wenig. Der Plan, dem Gegner durch eine hohe Linie den Platz zu nehmen, funktionierte defensiv war recht ordentlich, aber im Spielaufbau waren doch erhebliche Mängel auszumachen. Dazu wurde der Halbzeit-Wechsel von Devic statt Voronin zum Bumerang, weil die Franzosen damit doch mehr Platz in der Zentrale hatten.

Womit sich Frankreich nun doch als recht eindeutig stärkstes Team der Gruppe etabliert hat.

(phe)

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Ausgeglichen schwach: Ernüchterung zum Start der Gruppe D https://ballverliebt.eu/2012/06/12/ausgeglichen-schwach-ernuchterung-zum-start-der-gruppe-d/ https://ballverliebt.eu/2012/06/12/ausgeglichen-schwach-ernuchterung-zum-start-der-gruppe-d/#comments Mon, 11 Jun 2012 22:21:01 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7458 Ausgeglichen schwach: Ernüchterung zum Start der Gruppe D weiterlesen ]]> Was vor acht Jahren noch eines der besten Spiele der Euro 2004 war – England gegen Frankreich zum Start für beide Teams – war diesmal eine zähe, mühsame und öde Angelegenheit. Und auch die biederen Schweden und die brav kämpfenden, aber eigentlich nicht besonders guten Ukrainer wussten nicht wirklich zu überzeugen. Ein eher ernüchternder Spieltag.

Frankreich - England 1:1 (1:1)

Wer Roy Hodgson auf die Bank setzt, der weiß, was er bekommt: Gute Organisation in einem 4-4-2, grundsätzlich eher defensive Ausrichtung. Eng zusammen stehenden Viererketten, die gut verschieben. Den Versuch, nach Ballgewinn schnell umzuschalten und mit Einbeziehung der beiden Stürmer mit wenigen Pässen nach vorne zu kommen. Was man bei Roy Hodgson nicht bekommt: Aufregenden Fußball, überraschende taktische Experimente und Pressing. Und, oh Wunder, genau so agierten die Three Lions in ihrem ersten Turnier-Spiel gegen Frankreich.

Hodgson stellte Jungstar Alex Oxlade-Chamberlain auf die linke Seite. Das muss man durchaus als kleines Risiko betrachten, da es dem 18-Jährigen natürlich an der internationalen Routine fehlt und er mit dem bekannt offensiven Außenverteidiger Mathieu Debuchy einen nicht ungefährlichen Gegenspieler hatte. Allerdings hatte er das Glück, dass die Franzosen ihr System so interpretierten, dass Ox gemeinsam mit Ashley Cole praktisch nur Debuchy gegen sich hatten.

Wenig Tempo, noch weniger Ideen

Und zwar deshalb, weil Samir Nasri – nomineller Linkaußen im 4-3-3 von Laurent Blanc, schon grundsätzlich recht zentral agierte und sich mehr als Zehner präsentierte. Weil aber zwischen den Reihen der Engländer eben recht wenig Platz war, gab es auch kaum Möglichkeiten für Nasri, dort zur Entfaltung zu kommen.

So sammelten die Franzosen zwar Ballbesitz, aber gegen den kompakten Acht-Mann-Block der Engländer fehlten die Ideen und das Tempo. Malouda machte auf der linken Halbposition einen etwas verlorenen Eindruck; sein Gegenstück auf der rechten Seite, Yohan Cabaye, versuchte es zwar immer wieder selbst, aber auch er bekam keinen Zugriff auf den Strafraum. So entwickelte sich schon früh ein ziemlich zähes Spiel.

England ging nach einer Standard-Situation in Führung – wie auch sonst – und kassierte wenig später aus einem Weitschuss – wie auch sonst – den Ausgleich. Sonst waren Torszenen selten, vor allem aus dem laufenden Spiel heraus, und die Begegnung plätscherte vor sich hin. Eine blutleere Vorstellung von beiden Teams.

Todlangweilig

Das ist bei den Engländern noch eher nachvollziehber. Dem Team fehlen viele Leistungsträger, die Erwartungshaltung ist praktisch nicht vorhanden, und Roy Hodgson hat nach der eher chaotischen Suche nach einem Nachfolger für Fabio Capello vor dieser Begegnung erst zwei Spiele mit der Mannschaft hinter sich gebracht. Die Herangehensweise an die Partie gegen Frankreich war recht eindeutig: Nehmen wir einen Punkt mit, passt das.

Aber die Franzosen? Debuchy schaffte es nie, den unerfahrenen Oxlade unter Druck zu setzen, weil er dabei auch keine Unterstützung erhielt – Nasri und Cabaye zog es immer nur ins Zentrum mitten rein ins Gewühl. Im kompakten und auf Fehlervermeidung ausgerichteten Spiel der Engländer war das der wohl offensichtlichste mögliche Schwachpunkt, aber hier geschah gar nichts. Auch nicht, nachdem er mit Milner in der zweiten Hälfte Platz getauscht hatte: Evra ließ Ox ziemlich in Ruhe.

So stand ein Unentschieden, das beiden weder hilft noch, zumindest akut, schadet. Auch weil danach die beiden anderen Teams ebenfalls keinen allzu starken Eindruck machten:

Die Ukraine tut sich schwer, das Spiel selbst zu gestalten – das wurde auch bei der 2:3-Niederlage in Österreich im Vorfeld der EM deutlich. Gegen die recht passiv agierenden Schweden war das allerdings, wie kaum anders zu erwarten war, dennoch notwendig, auch weil man gegen die eher bieder daherkommenden Skandinavier auch den 70.000 Zuschauern gegenüber nicht auf Abwarten und Reagieren plädieren konnte.

Ukraine - Schweden 2:1 (0:0)

Auch bei der Startaufstellung ging Teamchef Oleg Blochin durchaus ein Risiko: Andriy Shevchenko war praktisch das komplette Frühjahr verletzt ausgefallen, machte auch in den Aufbauspielen keinen guten Eindruck, aber Sheva ist nun mal ein Denkmal – auch wenn es für den Spielaufbau womöglich sinnvoller gewesen wäre, die jüngeren Devic und Milevskyi zu bringen, ließ Blochin die gemeinsam knapp 250 Jahre alten Shevchenko und Voronin starten.

Die Sache mit Toivonen

Erik Hamrén, der schwedische Teamchef, wusste: Die größte Waffe in der ukrainischen Spielgestaltung ist Oleg Gusev – der gelernte Flügelstürmer, der als Rechtsverteidiger spielt. Sein Tempo und sein Zusammenspiel mit Andriy Jarmolenko vor ihm wollte Hamrén neutralisieren, indem er Gusev einen gelernten Stürmer entgegen stellte: Ola Toivonen.

Der Kapitän vom PSV Eindhoven wird üblicherweise als vorderste oder hängende Spitze eingesetzt, aber nicht auf dem Flügel als de facto vorderster Defensiv-Mann, und das merkte man. Von seiner Aufgabe, Druck auf Gusev auszuüben, war rein gar nichts zu sehen – im Gegenteil, Gusev ließ Toivonen stehen, machte nach vorne was er wollte. Die Folge: Schwedens Linksverteidiger Martin Olsson wurde in 2-gegen-1-Situationen verwickelt.

Risiko wird gescheut

Das Glück der Schweden war dabei, dass es den Ukrainern an der letzten Konsequenz, am Zug zum Tor und an der Bereitschaft zu Risiko-Pässen fehlte. Im Zweifel wurde das Tempo aus dem Angriff genommen, zurück gespielt, auf Ballbesitz geachtet, und dass man nur ja nicht in Konter rennt. Die besten Aktionen hatten die Gastgeber, wenn es gelang, durch die Mitte einen der alten Männer im Angriff einzusetzen. Denn ja, Voronin und Shevchenko sind längst nicht mehr die schnellsten, aber durch ihre enorme Routine haben sie einen hervorragenden Blick für Laufwege und wissen, wie man sich zwischen den Reihen postiert.

Eigene Angriffe gab es beiden Schweden kaum. Ibrahimovic spielte im 4-4-1-1 hängend hinter dem viel arbeitenden, aber wenig Gefahr ausstrahlenden Rosenberg und er war ganz deutlich die primär gesuchte Anspielstation. Das wussten halt auch die Ukrainer und machten ihm das Leben schwer: Tymoschuk zeigte gutes Stellungsspiel, Katcheridi und Michalik als robuste Zweikämpfer.

Aus 0:1 mach 2:1

Die Gedankenschnellsten sind die beiden aber nicht, wie beim 1:0 für die Schweden deutlich wurde: Källström spielte einen Wechselpass schnell zurück in die Mitte, Ibra stand richtig und netzte ein. Wie wichtig dem seit seinem verunglückten Abenteuer bei Chelsea oft recht lethargischen Shevchenko dieses Spiel war, wurde aber in der Folge deutlich. Er suchte vor allem nach dem Rückstand jede Chance, dem Ball entgegen zu gehen und sein Team zurück zu bringen. Was gelang: Erst setzte er sich exzellent gegen Mellberg durch und traf zum 1:1, dann ging er einer Ecke stark entgegen und lenkte den Ball zum 2:1 ab.

Erst jetzt reagierte Hamrén auf die immer eklatanter werdende Unterlegenheit auf den Flügeln und besetzte beide neu. Statt dem defensiv wirkungslosen und offensiv unsichtbaren Toivonen und dem generell schwachen Seb Larsson stellte er nun Chippen Wilhelmsson (links) und Rasmus Elm (rechts) auf die Außenbahnen – zumindest nominell – und brachte Anders Svensson für die Zentrale.

Weiter ab nach vorne

Die beiden neuen Mittelfeld-Außen rückten ein, ermöglichten so den aufrückenden Außenverteidigern, sich nach vorne einzuschalten. Aber das Spiel der Schweden blieb ungenau und ohne einen Plan, der vom Schema „Ball zu Ibra“ merklich abwich. Dennoch wurde es noch eine relativ wilde Schlussphase.

Und zwar, weil die Ukrainer, vermutlich in einer Mischung aus „Yay, wir haben das Spiel gedreht“ und der Begeisterung im vollen Kiewer Stadion, fleißig weiter angriffen. Die Abwehrreihe rückte sehr weit auf, die Mannschaft warf sich nach vorne, und vergaß dabei, dass sie das eigentlich gar nicht so gut kann – und dass das brandgefährlich ist, sollte der Gegner die Qualität haben, das zu nützen.

Die Schweden hatten diese nicht.

Fazit: Ausgeglichen schwache Gruppe

Nach den Eindrücken des damit zu Ende gegangenen ersten Durchgangs ist die Erkenntnis, dass diese Gruppe D die schwächste des Turniers ist. Und zwar ohne wirklichen Ausreißer nach oben oder nach unten, sondern recht ausgeglichen schwach.

Die Engländer zeigten sich komplett phantasielos, die Franzosen ohne einen Plan und irgendwie kopflos, die Schweden begaben sich bereitwillig in volle Abhängigkeit von Ibrahimovic und die Ukrainer kämpften gut, aber höhere Qualität war da auch nicht dahinter.

Das muss nicht heißen, dass die beiden Viertelfinalisten aus dieser Gruppe unbedingt in der Runde der letzten Acht rausfliegen müssen – vor allem die Engländer könnten Spanien mit ihrer Taktik ziemlich auf die Nerven gehen – aber dass der Europameister aus diesem Quartett kommt, ist nach den Eindrücken dieses Spieltags nur schwer vorstellbar.

(phe)

 

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How to play for 0:0 https://ballverliebt.eu/2010/11/17/how-to-play-for-00/ https://ballverliebt.eu/2010/11/17/how-to-play-for-00/#respond Wed, 17 Nov 2010 22:01:46 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3258 How to play for 0:0 weiterlesen ]]> Bedrückend defensiv war der Zugang jener Schweden, die nach der verpassten WM einen radikalen personellen Schnitt durchgeführt hatten. Der WM-Dritte und Favorit der österreichischen Quali-Gruppe, bei dem viele junge Spieler ausprobiert wurden, fand keine passende Antwort.

Schweden - Deutschland 0:0

Schwedische Nationalteams waren in den letzten Jahren immer tendenziell langweilig. Hölzerne Arbeitertruppen, in denen Einzelkönner wie Ibrahimovic den Glanz verbreiten konnten. Nach der verpassten WM gab’s den großen Schnitt, viele bekannte Gesichter sind unter Erik Hamrén nicht mehr übrig. Inzwischen zeigen die Schweden aber etwas, was seit vielen Jahren vermisst wurde: Systematische Flexibilität. Im Ballbesitz wurde aus dem 4-4-1-1 im Handumdrehen ein 4-1-4-1. Leider zeigten die Schweden ansonsten nicht besonders viel. Was das Spiel zu einer äußerst zähen Angelegenheit werden ließ.

Das Heimteam verlegte sich nämlich fast ausschließlich auf die Defensive. Zwei tief stehende Viererketten machten es der auf vielen Positionen neu besetzten deutschen Mannschaft extrem schwer, sich vor das Tor von Isaksson zu spielen. Im Zentrum wurde Holtby in einer Art und Weise eingekesselt, die selbst Mesut Özil – der Stammbesetzung auf dieser Position – vor kaum zu lösende Rätsel gestellt hätte. Der Mainzer blieb bei seinem Länderspiel-Debüt damit von einigen wenigen Szenen abgesehen zunächst wirkungslos, denn ließ er sich zurückfallen, sah er zwar Bälle – hatte aber zumindest acht Schweden zwischen sich und dem Tor. Je länger das Spiel lief, desto weniger ließ er sich aber von der Umklammerung beeindrucken, und desto selbstbewusster konnte er sich immer mehr freispielen. Eine echte Masse an tatsächlich gefährlichen Situationen konnte er aber nicht erzeugen. Im Endeffekt war es ein ordentliches Debüt von Holtby, mehr aber auch nicht.

Marko Marin lief sich auf der linken deutschen Angriffsseite immer wieder an Mikael Lustig (den man „Lüsti“ ausspricht) fest, für Linksverteidiger Schmelzer war nicht selten schon bei Sebastian Larsson Schluss. Und auf der anderen seite traute sich Jerome Boateng zu wenig nach vorne zu. Er erledigte seinen Defensiv-Job gegen Chippen Wilhelmsson zumeist ordentlich, aber Großkreutz vor ihm war auf sich alleine gestellt. Den beiden deutschen Sechsern Schweinsteiger und Khedira, die diesmal ziemlich auf einer Höhe agierten, blieben oft nur Querpässe oder weite Bälle in die Spitze. Die keinen Abnehmer fanden.

Das Tre-Kronor-Team selbst tat sehr wenig für das Spiel, was die deutsche Defensive nach etwa einer halben Stunde etwas sorglos werden ließ. Hauptsächlich kamen die Schweden über der Duo Lustig/Larsson nach vorne. Die beiden harmonierten gut, echte Torgefahr strahlten aber auch sie nicht aus. Pontus Wernbloom lief sich als hängende Spitze die Seele aus dem Leib und war der Vorposten jenes Pressings, mit dem die Schweden den Gegner hinter der Mittellinie erwarteten, echte Hilfe für Sturmspitze Ola Toivonen war aber auch er nicht. Es wurde hin und wieder versucht, Toivonen mit Steilpässen zu schicken, das funktionierte aber nicht.

Was indes wunderbar klappte, war das Engmachen der Räume. Die Raumaufteilung der Schweden hätte Arrigo Sacchi die Freudentränen in die Augen getrieben: Egal, wo sich das Spiel gerade abspielte, die Entfernung des letzten Mannes der Schweden zum vordersten war selten größer als 30 Meter. Genau das war es, was den Deutschen in der Offensive die Luft zum atmen nahm.

Löw reagierte: In der Halbzeit kam Beck für den äußerst zurückhaltenden Boateng, was sofort Wirkung zeigte. Und, nach einer Stunde, kam der erste größere Schwung an Wechseln: Kroos und Träsch besetzten statt Schweinsteiger und Khedira die Mittelfelddefensive neu, und – eigentlich noch wichtiger – Cacau kam für Marin. Das bedeutete, dass Cacau nun hängende Spitze war und Holtby auf die linke Seite gehen. Der Mainzer, der im Laufe des Spiels immer mehr auftaute, fand dort deutlich mehr Platz vor als im Zentrum, weswegen er in den 20 Minuten, in denen er noch spielen durfte, das zuvor auf die Beck-Seite schwappende deutsche Spiel wieder ausgeglichener zu gestalten. In der Schlussphase durften dann noch Schürrle und Götze debütieren.

Der schwedische Teamchef Erik Hamrén tauschte nicht so viel wie Löw, und auch immer im 4-4-1-1. Doch egal ob nun Toivonen (bis 68.), Berg (68. bis 88.), oder Torschützenkönig Gerndt (zum Schluss) ganz vorne war, er hing in der Luft. Egal, um nun Wernbloom (bis 75.) die hängende Spitze gab, Elm (75. bis 88.) oder Berg (zum Schluss) – Schweden spielte von der ersten bis zur letzten Minute stur auf ein 0:0. Was letztlich klappte.

Schweden - Deutschland 0:0 (zu Spielschluss)

Fazit: Die Schweden hielten ihr für ein Heimteam etwas bedrückendes Defensivkonzept unbeirrt durch und wurden mit einem Unentschieden belohnt. Spieler vom Schlage eines Ibrahimovic, eines Ljungberg oder eines Henke Larsson sucht man vergeblich – die neue Tre-Kronor-Generation ist wieder eine von Fußball-Arbeitern – nur fehlen derzeit die Einzelkönner. Was das Spiel aber nicht gerade prickeld macht.

Der extrem jungen deutschen Mannschaft (Durchschnittsalter zum Anpfiff 23,6 Jahre) fehlte es an den Mitteln, am Tempo und letztlich auch ein wenig an den Mitteln, diese massive Defensive zu knacken. Teamchef Jogi Löw zeigte sich angesichts der nicht im übermaß vorhandenen internationalen Erfahrung seiner Test-Elf nicht unzufrieden – der Lerneffekt stand im Vordergrund.

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