Hättiwari – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Tue, 10 May 2016 12:23:28 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Ligen-Reform in Österreich: Was hieße das in der Praxis? https://ballverliebt.eu/2016/05/10/ligen-reform-in-oesterreich-was-hiesse-das-in-der-praxis/ https://ballverliebt.eu/2016/05/10/ligen-reform-in-oesterreich-was-hiesse-das-in-der-praxis/#comments Tue, 10 May 2016 11:50:48 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12422 Ligen-Reform in Österreich: Was hieße das in der Praxis? weiterlesen ]]> haettiwari-604x270Im Rahmen des Cup-Finales zwischen Salzburg und der Admira soll es soweit sein: Die Vertreter der Bundesliga-Klubs wollen jene Ligen-Reform beschließen, an der seit einigen Monaten hinter den Kulissen geschraubt wurde, mit einer Aufstockung der Bundesliga auf 12 oder 14 Teams und der Installierung einer zweiten Leistungsstufe mit 16 Klubs – und zwar schon im Sommer 2017.

Welche Auswirkungen hätte das in der Praxis? Machen wir den Reality Check.

Bundesliga mit 14 Teams:

Red Bull Salzburg
Rapid Wien
Austria Wien
Sturm Graz
Admira Wacker
Wolfsberger AC
SV Ried
SCR Altach
SV Mattersburg
SKN St. Pölten
LASK Linz
Wacker Innsbruck
Austria Lustenau
Kapfenberger SV

Sieht grundsätzlich ganz okay aus. Dahinter wäre, so oder so, eine 2. Leistungsstufe mit 16 Teams geplant, ohne Ausschluss von Zweitteams. Wenn man davon ausgeht, dass die Lizenz-Bestimmungen da gegenüber jetzt ein wenig aufgeweicht werden (was, wir sind schließlich in Österreich, anzunehmen ist), wäre die Besetzung beispielsweise folgedermaßen:

SV Grödig
FC Liefering bzw. RB Salzburg Juniors
SC Wr. Neustadt
Austria Klagenfurt
Floridsdorfer AC
SV Horn
Blau-Weiß Linz
WSG Wattens
First Vienna FC
TSV Hartberg
FC Dornbirn
SC-ESV Parndorf
FC Pasching/LASK Juniors
Wacker Innsbruck Amat.
Austria Wien Amat.
SV Lafnitz

Wir sehen: Da wird’s mit den Kandidaten schon ziemlich dünn. Es gibt natürlich schon noch ein paar Teams in der Hinterhand: Austria Salzburg (Konkurs), Vorwärts Steyr (gerade erst von Voll-Amateur-Betrieb zurückgefahren), den Wiener Sporklub (chronisch klamm und ein verschimmeltes Stadion), Schwarz-Weiß Bregenz (Regionalliga-Abstiegskampf, aber zumindest ein BL-taugliches Stadion), dazu die Reserve-Teams von Rapid, Admira, Sturm, Altach und St. Pölten.

Auch kann man davon ausgehen, dass sich dahinter nicht eine dreigleisige 3. Leistungsstufe, wie derzeit, ausgeht (die v.a. in den Staffeln Mitte und West schon jetzt einige Klubs an ihre Grenzen bringen) – eher eine viergleisige oder gar nur noch die Landesligen. Hier müsste man eine geeignete Variante finden.

Natürlich: Wenn man sich für eine 12er-Bundesliga entscheidet, fallen aus der 16er-Zweiten hinten zwei Teams aus der Auflistung weg, das ändert aber nichts an der grundsätzlichen Fragestellung.

Die Frage nach dem Modus

Die 16er-Zweite würde in jedem Fall als normale Liga mit Hin- und Rückrunde absolviert werden, alles andere wäre Humbug. 30 Runden gehen sich auch ohne Rasenheizung ohne Stress aus, man müsste nicht sinnlos früh irgendwann Anfang Juli anfangen. Wie in den Regionalligen aktuell halt.

In der Bundesliga aber wird es tricky. Ein Modus mit drei Durchgängen ist zwar in einigen europäischen Ländern üblich und auch kein Problem (z.B. Dänemark), wurde aber in Österreich in den Nullerjahren breit abgelehnt, nachdem man die 2. Liga einige Jahre so gespielt hat. 33 Runden bei einer 12er-Liga wird es sicher nicht geben.

Wahrscheinlicher ist eine Trennung in Meister- und Abstiegsrunde nach einer gewissen Anzahl von Spieltagen. Bei einer 12er-Liga bietet sich da natürlich der 22. Spieltag an (wie es zwischen 1986 und 1993 auch gemacht wurde). Problem dabei: Diese 22 Runden müssten realistischerweise im Herbst durchgepeitscht werden. Derzeit sind es normalerweise 19 oder 20, und da ist schon ein absurd früher Saisonstart nötig. Außerdem sind im Herbst (im Optimalfall) noch ein paar Teams im Europacup aktiv.

Nachteil: Im Frühjahr stünden dann nur noch zehn Runden auf dem Programm. Alternativ könnte man natürlich noch vier Hauptrunden im Frühjahr spielen und dann die Teilung vollführen. Vorteil: 18 Spiele im Herbst und 14 im Frühjahr wären eine ausgeglichenere Balance. Nachteil: Teams könnten im Winter für vier Spiele aufrüsten, um noch irgendwie über den Strich zu kommen.

Eine Trennung nach 33 Runden in zwei Sechsergruppen, wo jeder noch einmal gegen jeden spielt (wie seit vielen Jahren in Schottland praktiziert), würde dieses Problem beheben, aber andere aufwerfen. Hier gäbe es nämlich 38 Runden (statt bisher 36), was den ohnehin schon vollen Kalender noch weiter zukleistern würde.

Bei einer 14er-Liga wäre der logische Cut nach 26 Spieltagen. Das geht sich natürlich nie und nimmer im Herbst aus, einige Runden vor der Teilung müssten auf jeden Fall im Frühjahr gespielt werden – was natürlich die Gefahr birgt, dass sich Teams, wo es eng wird, für eine handvoll Spiele im Frühjahr aufrüsten.

Auch müsste man sich überlegen, wo genau der Cut liegt: Nach Platz 7 wäre es ungut, weil dann in den Finalrunden immer ein Team spielfrei wäre. Der logische Schnitt wäre eher nach Platz acht – mit acht Teams in der oberen Runde um Titel und Europacup-Plätze und sechs Teams unten gegen den Abstieg. Da würden dann 33 Runden für die Teams in der oberen Runde bedeuten (26 + 7, oder halt 40 mit 26+14 und einer Doppelrunde – eher unwahrscheinlich) und 31 oder 36 (26 + 5 oder 26+10) für die untere Runde.

Vorteile

Die Vorteile einer Teilung nach zwei bzw. drei Durchgängen liegt auf der Hand: Man hätte den Top-Teams weiterhin vier Duelle pro Saison gegen andere Top-Teams garantiert (z.B. eben die Wiener Derbies), hätte gleichzeitig eine breitere Liga mit mehr Teams, die in der Auslage stehen und eine größere Bündelung infrastruktureller Gegebenheiten.

Der Kampf um die Qualifikation an der oberen Runde wäre für die Teams rund um den Strich eher ein ökonomisches als ein sportliches Thema (weil die echten Abstiegskandidaten ja ohnehin noch viel tiefer hinten hängen). Das ist ein Pseudo-Druck, der sich mit dem Gedanken einer Ausbildungsliga nicht spießt. Es ist ja ein Anreiz, noch einmal gegen Salzburg, Rapid, Austria und Sturm spielen zu dürfen.

Die Abstiegsfrage

In der schottischen 12er-Liga steiger der Letzte fix ab und der Vorletzte spielt Relegation gegen den Zweitliga-Zweiten. Erfahrungsgemäß beißt ein Team eh fast immer komplett ab, sodass es auch in der unteren Runde praktisch nur gegen den Relegations-Platz geht, da der Fix-Absteiger gefühlt schon recht bald feststeht – in Österreich ist der Abstiegskampf in zwei von drei Jahren ja auch eher ein Non-Event.

Egal, ob mit 12 oder 14 Teams: Die Bundesliga wäre in sich wunderbar lebensfähig, zumal auch etwas mehr Planungssicherheit besteht als mit der aktuellen 10er-Liga. Das Problem ist die Liga darunter. Wer aus der Bundesliga absteigt, fällt finanziell (TV-Einnahmen, Sponsoren, Eintrittsgelder, etc.) einigermaßen ins Bodenlose. Hier müsste man, etwa nach englischem Vorbild, so etwas wie „Parachute Payments“ einführen, also quasi eine Art Abfindung, damit der Sturz etwas abgefedert wird und damit der Klub ein oder zwei Jahre noch ein Team finanzieren kann, mit dem man um den Wiederaufstieg kämpft.

Sonst züchtet man sich in dieser 2. Leistungsstufe genau jene Masse an Klub-Konkursen, die man mit der Reform eigentlich verhindern möchte.

Diese „Solidarzahlung“ fiele natürlich in einer 12er-Bundesliga leichter als in einer 14er-Bundesliga. Andererseits braucht man als Aufsteiger in einer 12er-Liga von Haus aus mehr, um sich zu etablieren.

Kompromiss

Wie alles im Format der österreichischen Bundesligen ist auch die aktuelle Reform ein Kompromiss. Durch wie viele Teams ist man bereit, den Einnahmen-Kuchen zu teilen? Wie streng ist man in der 2. Leistungsstufe, die mit Sicherheit – so oder so – nicht weniger konkursanfällig sein wird wie die aktuelle Version? Wie gestaltet man die Schnittstelle zwischen der 2. Liga und den Klassen darunter?

Sicher ist nämlich eines: Wenn die Klubs nicht vernünftig geführt werden, ist die Ligenstruktur völlig egal. Natürlich gab es massive Fortschritte gegenüber den dunklen Zeiten der 90er- und 00er-Jahre, als die Klubs wie die Fliegen wegstarben, aber es sind immer noch genug Vereine übrig, deren Wohl und Wehe an Einzelpersonen hängt.

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Wie würde die EM mit acht oder mit 16 Teams aussehen? https://ballverliebt.eu/2016/01/08/em-frankreich-alter-modus/ https://ballverliebt.eu/2016/01/08/em-frankreich-alter-modus/#comments Fri, 08 Jan 2016 11:23:32 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12007 Wie würde die EM mit acht oder mit 16 Teams aussehen? weiterlesen ]]> haettiwari-604x27024 Länder, die insgesamt 84 Prozent aller in der UEFA zusammengefassten Einwohner repräsentieren, gehen im Sommer in die EM-Endrunde in Frankreich – also bis auf Holland und Griechenland gefühlt eh irgendwie alle. Nur: Wie hätte das Teilnehmerfeld und die Gruppen ausgesehen, wenn es den Modus wie bisher gegeben hätte, oder gar ein Acht-Nationen-Turnier wie bis 1992, als die Dänen den Titel holten? Wir spielen ein wenig Hättiwari.

Wie von 1980 bis 1992 mit 8 Teams

Bis 1976 wurde der Europapokal der Nationen bzw. die Europameisterschaft mit einer kleinen Vorrunde und einer K.o.-Runde gespielt, das „Finalturner“ war ein Final-Four: Nur Halbfinals und Finale wurden zentralisiert ausgetragen. Für 1980 wurde das Format umgebaut und das Turnier wirklich als Endrunde im klassischen Sinn ausgetragen. Mit acht Teams in zwei Vierergruppen, anschließend Semifinale (ab 1984, denn 1980 spielten die Gruppensieger direkt im Finale) und Endspiel.

Legte man dieses Format der aktuellen Qualifikation zu Grunde, ergibt sich das Problem, dass es nun neun Quali-Gruppen gibt, aber nur sieben Plätze zur Verfügung stünden. Lassen wir der Einfachheit halber also die beiden weltranglistenschwächsten Gruppensiger (Nordirland und Tschechien) weg. Damals ging das mit den sieben Gruppen, weil noch die Sowjetunion (statt Russland, Ukraine, Weißrussland, Estland, Lettland, Litauen, Moldawien, Georgien, Armenien, Aserbaidschan und Kasachstan) teilnahm und auch Jugoslawien (statt Slowenien, Kroatien, Serbien, Bosnien, Montenegro und Mazedonien). Dazu war auch noch die Tschechoslowakei dabei, dafür Fußballzwerge wie Andorra, Färöer oder San Marino noch nicht.

Als Gruppenköpfe hätten Frankreich (Gastgeber) und Deutschland (bestes europäisches Team der vorangegangenen WM) fungiert, die restlichen sechs Teams (also in unserem Gedankenspiel Spanien, Italien, Portugal, England, Belgien und Österreich) wären frei dazu gelost worden. Eine Gruppenaufteilung hätte also beispielsweise so aussehen können:

em mit 8Eine Endrunde mit acht Teams hat Vor- und Nachteile. Auf der einen Seite reichten vier Stadien völlig aus (wie die Italiener 1980 mit Rom, Neapel, Mailand und Turin oder die Schweden 1992 mit Stockholm, Göteborg, Malmö und Norrköping), wodurch die Ausrichtung so eines Turnieres auch für kleinere Länder keine unlösbare Aufgabe war. Zudem ist die Dichte an Kracherspielen deutlich höher als mit 24 Teilnehmern, das Turnier wäre viel dichter, jedes Gruppenspiel eigentlich schon ein K.o.-Spiel.

Das Turnier würde sich durch die geringere Anzahl an Spielen insgesamt (15 statt 54) und für die Finalisten (fünf statt sieben) nur über zwei Wochen spannen. Der größte Nachteil dieses Modus ist natürlich, dass es für kleine Nationen so gut wie unmöglich ist, sich zu qualifizieren. Für europäische Teams war es deutlich leichter, bei einer WM dabei zu sein, als bei einer EM. Das war ein Hauptgrund, warum man für 1996 die Teilnehmerzahl verdoppelte.

Wie von 1996 bis 2012 mit 16 Teams

In den folgenden fünf Turnieren (1996 in England, 2000 in Holland/Belgien, 2004 in Portugal, 2008 in Österreich/Schweiz und 2012 in Polen/Ukraine) nahmen also 16 Teams teil, jener Modus also, der uns allen am geläufigsten für dieses Turnier ist. Mal davon abgesehen, dass es bei diesem Modus wohl zehn Qualigruppen gäbe statt der tatsächlichen neun (In dem die Gruppensiger dabei wären und alle Zweiten Playoffs spielen), gehen wir hier einmal von den neun Gruppensiegern und den sechs weltranglistenstärksten Zweiten aus.

In der Regel wurde dann mit vier Lostöpfen verfahren und die Gruppen zum Veranstalter aufgefüllt. Das hätte für 2016 etwa so aussehen können:

em mit 16Weil etwa die Holländer gar nur Vierter wurden auch auch gewohnte Teilnehmer-Teams wie die Türkei, Schweden, Dänemark, und Griechenland in der Quali ausließen, dafür Underdogs wie Nordirland, Wales und die Slowakei auftrumpften, sieht das Teilnehmerfeld nicht so sexy aus wie gewohnt, aber eine obligate „Todesgruppe“ wäre sich schon ausgegangen.

Dieser Modus mit 4 Gruppen zu 4 Teams wird gemeinhin als ideal angesehen, was viele Gründe hat: Zum einen die lineare Turnierform ohne kompliziertes Herumgedaddel mit Gruppendritten. Dann ist da die Qualitätsdichte, wo bei 16 Teams vermutlich die beste Balance zwischen halbwegs vielen Teilnehmern und durchgängig hohem Niveau besteht. Drei Wochen für so ein Turnier sind auch ausreichend, um einen Spannungsbogen zu erzeugen, aber die Turnierdauer nicht hintenraus etwas mühsam wird.

Der vermutlich größte Nachteil ist, dass es für kleine bis mittelgroße Länder mit der Ausrichtung schon kompliziert wird, weil zumindest acht 30.000er-Stadien benötigt werden. Darum wurden auch drei der fünf 16er-Turniere von kooperierenden Ländern ausgetragen. Natürlich: Mit dem 24er-Feld ist so ein Turnier noch noch für eine kleine handvoll Länder stemmbar.

Nun also mit 24

Man wird im Sommer sehen, ob die Aufstockung auf 24 Teams der Europameisterschaft gut tut oder nicht. Die Skepsis ist jedenfalls groß. Frei nach dem Motto: Why fix something that ain’t broken?

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