Gludovatz – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sat, 13 Nov 2021 12:37:50 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 In memoriam Paul Gludovatz: Die Karrieren der 2007er-Halbfinalisten https://ballverliebt.eu/2021/11/13/in-memoriam-paul-gludovatz-die-karrieren-der-2007er-halbfinalisten/ https://ballverliebt.eu/2021/11/13/in-memoriam-paul-gludovatz-die-karrieren-der-2007er-halbfinalisten/#respond Sat, 13 Nov 2021 12:16:48 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17145 In memoriam Paul Gludovatz: Die Karrieren der 2007er-Halbfinalisten weiterlesen ]]> 14 Jahre ist es her, als mitten hinein in das tiefste Leistungsloch des österreichischen Fußballs in jüngerer Vergangenheit plötzlich eine Horde von 20-Jährigen mit aktivem Spaß-Fußball ins Halbfinale der U-20-WM stürmten. Trainer dieser Truppe, der „Generation Kanada“, war 2007 ein gewisse Paul Gludovatz. Der Burgenländer ist nun 75-jährig den Folgen einer Corona-Erkrankung erlegen.

Er kam nach seiner Zeit beim ÖFB zur SV Ried, die er einmal zum Cup-Sieger (2011) und zweimal zum Herbstmeister (2010/11 und 2011/12) machte, dazu führte er die Innviertler im Europacup beispielsweise zum Sieg über Brøndby. An seinem unüblichen 3-3-3-1-System scheiterten die heimischen Trainer reihenweise.

Auch einige der Spieler, die damals in Kanada mit dabei waren, setzten von dort aus zu einer großen Karriere an. Von Prödl, Junuzovic und Harnik über Suttner, Madl und Hinum bis hin zu Pirker, Enzenberger und Zaglmair: Das machten die Semifinalisten von 2007 seither – und das machen sie heute.

Die Nationalspieler

Sebastian Prödl (alle 7 Matches durchgespielt) war Kapitän der Truppe. Vom damaligen Sturm-Amateure-Trainer Franco Foda 2005/06 auch auf der Sechs eingesetzt, zog Foda Prödl im Frühjahr 2007 als Innenverteidiger ins Bundesliga-Team hoch, wo sich der große Kirchberger sofort durchsetzte. Auslands-Angebote lehnte er bis nach der Heim-EM 2008 – die er als Stammkraft absolvierte – ab, danach ging Prödl zu Bremen, wo er 2009 gleich ins Europacup-Finale kam. Nach sieben Jahren bei Werder (149 Bundesliga-Einsätze) zog es Prödl nach England zu Watford, wo er auch drei Jahre erste Wahl war (85 Premier-League-Spiele), 2016 absolvierte er seine zweite EM. Seit Sommer 2018 kam Prödl aber auch in Folge anhaltender Knieprobleme nur noch zu fünf Pflichtspiel-Einsätzen, ein Knochenmarksödem verhinderte Einsätze für Udinese Calcio, wohin er im Winter 2019/20 gewechselt ist.

Zlatko Junuzovic (6x von Beginn, 1x eingewechselt, Zehner). Schon anderthalb Jahre vor der WM debütierte Junuzovic, der bereits als 17-Jähriger für den GAK in der Bundesliga gespielt hatte, im Nationalteam, es sollten noch 54 weitere A-Einsätze folgen. Nach der WM folgten zwei Jahre in Kärnten, der Transfer zur Austria 2009 war schon überfällig. Ein halbes Jahr nach dem verpassten Titel 2011 ging Junuzovic zu Bremen, wo er sich sofort zurecht fand und nach Jahren auf der Austria-Außenbahn auch im Zentrum spielen durfte. Junuzovic war integraler Bestandteil des Koller’schen Pressing-Spiels, welches das Team zur EM 2016 bringen sollte. Nach sechseinhalb Jahren und knapp 200 Spielen für Werder wechselte Junuzovic 2018 zu Salzburg, wo er den Routinier in der jungen Truppe gibt und auf seine alten Tage nun auch ein paar Titel gewinnt. Erstaunlich: Obwohl seine Blessur im ersten Spiel die EM 2016 das ganze ÖFB-Team ins Verderben stürzte, war Junuzovic in seiner langen Karriere nie schwerer verletzt.

Martin Harnik (6x von Beginn, 1x eingewechselt, rechte Außenbahn). Der in Hamburg aufgewachsene Sohn eines Steirers spielte zwar niemals für einen österreichischen Klub, aber ab 2005 für den ÖFB. Zwei Wochen nach der WM debütierte er für die Kampfmannschaft von Werder Bremen, zwei weitere Wochen später für das Nationalteam – wo er sich gleich mit einem Tor einführte. Weil er in Bremen – damals ein echtes Spitzenteam – nie über eine Teilzeit-Rolle hinauskam, holte er sich 2009/10 ein Jahr Spielpraxis bei Düsseldorf und ging dann nach Stuttgart. Beim VfB erzielte er 68 Tore in sechs Jahren, nach dem Abstieg und der EM 2016, zu der er schon formschwach angereist war, folgten Stationen bei Hannover und Hamburg, ehe er im Sommer 2020 seine Profi-Karriere mangels konkreter Angebote im norddeutschen Raum, wo er mit Frau und zwei Kindern lebt, beendete und nun eher aus Gaudi bei Fünftligist Dassendorf kickt. Harnik ist Inhaber eines Fleisch-Geschäftes und Gesellschafter eines Partyartikel-Händlers und war zuletzt auch als Co-Kommentator bei DAZN im Einsatz.

Veli Kavlak (6x von Beginn, zentrales Mittelfeld), der jüngste im Kader, hatte bereits kurz nach seinem 16. Geburtstag in der Kampfmannschaft von Rapid debütiert und gehörte beim Titel 2008 zum Stammpersonal. Ein Wechsel in eine größere Liga – Interesse von Besiktas wurde kolportiert – scheiterte am Veto von Rapid, erst 2011 durfte Kavlak in die Türkei wechseln. Dort kam er in den folgenden vier Jahren zu über 100 Liga-Einsätzen, ehe die Schulter – die schon 2008 operiert werden hatte müssen – w.o. gab. Die Ursache wurde nie restlos geklärt – vermutet werden etwa eine Fehlstellung inklusive Bandscheibenvorfall im Halswirbel und Probleme mit Nervensträngen. Jedenfalls spielte Kavlak im Sommer 2014 das letzte seiner 31 Länderspiele und im März 2015 stand er zum letzten Mal in der Besiktas-Startformation. Offiziell beendet hat Kavlak seine Karriere nicht, aber da er nach mittlerweile neun Operationen immer noch mit seiner Schulter kämpft, ist eine Fortsetzung kaum noch denkbar.

Erwin Hoffer (4x von Beginn, 3x eingewechselt, Stürmer), denn alle stets Jimmy nannten, stammt aus dem Admira-Nachwuchs und kam ein Jahr vor der WM, bei der er drei Tore erzielte, zu Rapid. Dort bildete der schnelle Hoffer gemeinsam mit dem großen Stefan Maierhofer das gefürchtete Sturm-Duo „MaierHoffer“, das Rapid 2008 Meister wurde und 08/09 zusammen 50 Bundesliga-Tore erzielte. Der Wechsel zu Napoli 2009 war attraktiv, aber nach einem größtenteils auf der Tribüne des San Paolo verbrachten Jahr wurde er zu Kaiserslautern, Frankfurt und Düsseldorf verliehen, ehe er zu Karlsruhe transferiert wurde. Nach sieben Jahren in Deutschland (davon fünfeinhalb in der 2. Liga, insgesamt 37 Tore) zog es Hoffer 2017 nach Belgien und vor anderthalb Jahren wieder zurück zur Admira, wo seine zunehmenden Tempo-Defizite einen nachhaltigen Einfluss auf dem Feld leider verhindern. Das letzte seiner 28 Länderspiele (4 Tore) absolvierte Hoffer bereits 2012 – Marcel Koller berief ihn danach nicht mehr ein.

Rubin Okotie (4x von Beginn, 3x eingewechselt, Stürmer) hatte zunächst auch nach der WM, bei der er zwei Tore erzielt hat, bei Austria-Trainer Daxbacher einen schweren Stand, der Kinder-Fußball bei der WM habe schließlich nichts mit der österreichischen Bundesliga zu tun. Erst 2008 traute ihm Daxbacher die Stammformation zu, 2009 erlitt Okotie einen Knorpelschaden. Es folgten ein Jahr Verletzungspause und diverse Vereinswechsel ohne viele Einsätze, erst 2012/13 bei Sturm Graz sowie ab 2014 bei 1860 München kam er wieder zu regelmäßigen Matches und damit auch zum Nationalteam, wo er bis zur EM 2016 Back-up für Marc Janko war. Mit Zweitliga-Stationen in China und Belgien trudelte seine aktive Karriere aus, heute betreibt Okotie mit seiner Frau Vanessa ein veganes Restaurant in Wien-Alsergrund.

Markus Suttner (4x von Beginn, Außenverteidiger) bildete vor der WM bei den Austria-Amateuren die Viererkette mit Ulmer, Madl und Ramsebner; nach Kanada erging es ihm zunächst wie Klub-Kollege Okotie: Trainer Daxbacher traute ihm die Bundesliga noch nicht zu. Erst ab Spätherbst 2008 kam er zum Einsatz, dann dafür regelmäßig – und zwar für viele Jahre. Bis 2015 sammelte Suttner über 250 Spiele für die Austria, einen Bundesliga-Titel und er etablierte sich im Nationalteam (20 Länderspiele) als Back-up für Christian Fuchs. Es folgten zwei Saisonen als Stammkraft in der deutschen Bundesliga bei Ingolstadt und anderthalb als Teilzeit-Kraft in der Premier League bei Brighton, ehe er noch anderthalb Jahre bei Düsseldorf absolvierte. Seit 2020 ist Suttner (nach 76 Bundesliga- und 14 Premier-League-Spielen) zurück bei der Austria.

Michael Madl (6x von Beginn, Innenverteidiger) erging es bei der Austria wie Okotie und Suttner – geringgeschätzt vom eigenen Trainer. Darum ging er nach der WM für ein Jahr nach Innsbruck, um Spielpraxis zu sammeln, kehrte zur Austria zurück und war auch vor einer Knieverletzung im Winter selten erste Wahl. Zwei solide Jahre bei Wr. Neustadt brachten ihm einen Vertrag bei Sturm Graz ein, wo er wertgeschätzt und sogar zum Kapitän wurde. Im Winter 2015/16 wagte er den Sprung nach England, wo er bei Zweitligist Fulham ein halbes Jahr Stamm war, danach aber nur noch immer sporadischer Minuten bekam. So kehrte er nach zwei Jahren auf der Insel nach Österreich zurück, wo er seither bei der Austria spielt. Im ÖFB-Team kam Madl im Herbst 2016 zum einzigen Mal zum Zug. Im vergangenen Sommer hörte Madl auf.

Andreas Lukse (2x von Beginn, Torhüter) war gemeinsam mit Madl bei diesem Match gegen die Slowakei 2016 der letzte aus dem Kanada-Kader, der in einem A-Länderspiel mitwirken durfte. Lange hat es allerdings nicht so ausgesehen: Von einer Handvoll Einsätzen als Zweiergoalie bei Rapid im Herbst 2008 abgesehen, dauerte es bis Frühjahr 2015, ehe er nach diversen Stationen in 2. Liga und Regionalliga in Altach ein Bundesliga-Stammleiberl ergattern konnte – zumindest für zweieinhalb Jahre, ehe seine Schulter Probleme machte. Ins Altach-Tor kehrte er nicht mehr Vollzeit zurück, dafür ging er 2019 nach Nürnberg – wo er nicht nur, aber auch wegen Verletzungen im Oktober 2019 letztmals auf dem Platz stand. Seit Sommer ist er bei der Vienna.

Die langjährigen Bundesliga-Spieler

Thomas Hinum (6x von Beginn), aus St. Valentin stammend, kam 2006 von Regionalligist St. Florian zu Zweitligist Schwanenstadt, wo ihn Andi Heraf sofort zur Stammkradt machte – neben Kanada-Kollege Michael Stanislaw. Nach drei Jahren bei Austria Kärnten und einem auf der Rapid-Bank erlebte er als Stamm-Rechtsverteidiger von Paul Gludovatz‘ großem Ried-Team von 2011 bis 2014 die beste Zeit seiner Karriere. Es folgten je zwei Jahre beim LASK und bei Blau-Weiß Linz, seit zwei Jahren ist er bei Zweitligist Amstetten – wo der B-Lizenz-Coach nunmehr Co-Trainer ist. Hinum hat 156 Bundesliga-Matches und noch mehr Zweitliga-Spiele in den Beinen, zum A-Nationalteam hat es aber nicht gereicht.

Michael Stanislaw (6x von Beginn, defensives Mittelfeld) war auf der Sechs gesetzt. Nach seiner Jugend im Admira-Nachwuchs kam der in Leoben geborene und in Wien aufgewachsene Stanislaw 2006 zu Schwanenstadt, wo er prompt Zweitliga-Vizemeister wurde. 2008 zog er mit dem Klub nach Wr. Neustadt um, wo er bis zu seinem Abschied 2012. Es folgten Stationen in Ungarn und Horn, ehe ihm nach einem halben Jahr in Ritzing der Klub um die Ohren flog. Stanislaw, der auf 71 Bundesliga- und 107 Zweitligaspiele kam, kickt noch heute in der Burgenlandliga bei Bad Sauerbrunn.

Peter Hackmair (6x von Beginn, 1x eingewechselt, Mittelfeld) war in Kanada die erste Wahl auf der rechten Außenbahn, kam aber auch im Zentrum zum Einsatz. Der vom Attersee stammende Hackmair wurde in der Saison vor der WM unter Heli Kraft Stammspieler in Ried und als solcher Vizemeister, 2008 zog er sich mit einem Kreuzbandriss zu. Er kämpfte sich zurück, wie auch nach einem Leistenbruch 2009 und einem weiteren Kreuzbandriss 2010. Ein Knorpelschaden im Frühjahr 2012 bedeutete aber, dass er das letzte seiner 134 Bundesliga-Spiele (da bereits im Trikot von Wacker Innsbruck) schon im Alter von 24 Jahren absolvierte. Hackmair schrieb eine Autobiographie, bereiste die Welt, war zeitweilig auch TV-Experte und arbeitet nun als Unternehmensberater.

Tomas Simkovic (1x von Beginn, 1x eingewechselt, offensives Mittelfeld). Zweieinhalb Saisonen bei den Zweitliga-Amateuren, aber kein einziger Bundesliga-Einstz – ein halbes Jahr reichte es dem in Bratislava geborenen Offensiv-Spieler, er ging zu Schwanenstadt und machte den Umzug des Zweitligisten nach Wr. Neustadt auch mit. Dort trug er zum Aufstieg bei und nach anderthalb Bundesliga-Saisonen holte sich die Austria Simkovic als Junuzovic-Ersatz zurück. Simkovic wurde mit der Austria 2013 Meister, unter Stöger war er Stammkraft, Nachfolger Bjelica konnte mit Simkovic aber nichts anfangen – im Winter 2013/14 flüchtete er nach Kasachstan, wo er vier Jahre blieb. Es folgte ein Jahr in Litauen, danach wurde er in Lettland zweimal Vizemeister und einmal Cupsieger. Einer Rückkehr nach Österreich steht Simkovic offen gegenüber – aber nicht um jeden Preis.

Siegfried Rasswalder (6x von Beginn, Linksverteidiger) ist der einzige im 2007er-Kader, der aus dem einstmals gerühmten Leobener Nachwuchs kam. Nach 20 Bundesliga-Einsätzen und einem Abstieg mit dem LASK schien seine Karriere in der höchsten Liga aber auch schon wieder beendet zu sein. Es folgten zwei Regionalliga-Jahren in Horn und Klagenfurt und ein Transfer zum damaligen Zweitligisten Hartberg, Rasswalder blieb dem TSV auch nach dem Abstieg in die Drittklassigkeit treu – und wurde dafür mit dem Durchmarsch 2018 doch noch mit zwei Bundesliga-Jahren belohnt. Nach 214 Pflichtspielen für Hartberg, davon 37 in der Bundesliga, entschied sich Rasswalder 2020 für das Ende seiner Profi-Karriere und eine berufliche Zukunft als Lokführer und das Fußballspielen in seiner Heimat, beim Eisenbahnerklub in Knittelfeld.

Daniel Gramann (2x von Beginn, 2x eingewechselt, Innenverteidiger). Der WM-Back-up von Michael Madl wurde medial fast nur als Sohn des damaligen ÖFB-Pressechefs Wolfgang Gramann sowie vor allem als Neffe von Andi Herzog bekannt, was ihm gegenüber aber unfair ist. Er debütierte als 17-Jähriger für die Admira in der Bundesliga, nach einem Zweitliga-Jahr in Hartberg wurde Gramann Stammkraft in Altach, ehe ihn eine langwierige Zehenverletzung zurückwarf, auch nach dem Transfer zu Kärnten war er selten lange verletztungsfrei. So „fehlten die Entwicklungsschritte und ich blieb in der wichtigen Zeit stehen“, wie er gegenüber 90minuten sagte. Seit 2012 ist der 56-fache Bundesliga- und 26-fache Zweitliga-Spieler in Regional- und Landesligen unterwegs, heute ist Gramann Geschäftskundenberater bei Raiffeisen.

Die es nicht geschafft haben

Bartolomej Kuru (1x von Beginn, Torhüter) galt als großes Talent auf der Torhüter-Position, drei Zweitliga-Jahren als Nummer eins der stark besetzten Austria-Amateure steht aber nur ein einziger Bundesliga-Einsatz gegenüber, im bedeutungslosen letzten Spieltag 2007. Kurt Garger holte Kuru 2009 in die Slowakei – als dritten Keeper. Es folgen Stationen bei der Vienna (als Nr. 2) beim tschechischen Zweitligisten Bohemians Prag (als Nr. 3), in Parndorf (mit dem Abstieg in die Regionalliga) und St. Pölten (ohne jeglichen Startelf-Einsatz). Kuru stieg in der Folge mit Bruck/Leitha in die Regionalliga auf und war zwischendurch auch in Wr. Neustadt, aktuell ist er bei Neusiedl unter Vertrag.

Thomas Panny (4x von Beginn, Rechtsverteidiger) war der Pechvogel der WM in Kanada. Der Stamm-Rechtsverteidiger brach sich vor dem Halbfinale das Wadenbein – eine Verletzung, die seine junge Karriere de facto ruinierte. Kurz nach seinem 19. Geburtstag kam der Admiraner zu seiner Bundesliga-Premiere, wegen dem folgenden Abstieg und der Verletzung blieb es sein einziger BL-Einsatz. Nach der Verletzung wurde er von Schwadorf nicht übernommen, 2009 ging er zum FAC und er bekam einen Job bei der Berufsfeuerwehr – wo er auch heute noch arbeitet.

Thomas Pirker  (2x eingewechselt, Innenverteidiger) hatte sich im Frühjahr vor der WM in die Stammformation von Zweitligist FC Kärnten gespielt und kam in Kanada zweimal in der Schlussphase auf das Feld. In der Folge wurde er zu Bundesligist Austria Kärnten hochgezogen, zog sich aber sofort einen Bänderriss zu und kam nie mehr wirklich zum Zug. Via Vöcklabruck ging es zum WAC, ein Bandscheibenvorfall setzte ihn dort 2010 außer Gefecht. Pirker ist Sport- und Deutschlehrer an der Praxis-NMS Klagenfurt und trainiert auch deren Schülerliga-Team, selbst ist er immer noch unterklassig am Ball.

Bernhard Morgenthaler (3x von Beginn, 2x eingewechselt, linke Außenbahn) duchlief den Nachwuchs der Admira und wurde im Frühjahr 2006 Stammkraft, ist in den folgenden anderthalb Jahren aber aus der Bundesliga und dann auch noch aus der Ersten Liga abgestiegen – und sein geplanter Abgang zum GAK 2006 scheiterte am wasserdichten Admira-Vertrag. Nach der Fusion mit Schwadorf kam er weder bei Peischl noch bei Schachner zum Zug, 2009 ging er für ein Jahr in die Regionalliga zu Pasching. 2010 probierte er es noch einmal bei der Admira, aber ein Knorpelschaden sorgte wenig später de facto für das Ende der Profi-Karriere mit 25 Jahren. Es begann eine Karriere als Berufsfeuerwehrmann.

Ingo Enzenberger (1x eingewechselt, rechte Außenbahn) wurde fußballerisch in Salzburg ausgebildet und war Einwechselspieler, als die Red Bull Juniors 2007 unter Thorsten Fink Meister der Regionalliga West wurden. „Er hat selten gespielt, trotzdem ist er nachher beim Kreis der Spieler oft in der Mitte gestanden. Weil alle auf ihn gehört haben“, erklärte Co-Trainer Gerhard Schweitzer seine Rolle in einem OÖN-Interview. Nach der WM wechselte Enzenberger zur Altstar-Truppe von Schwadorf, wo er unter Bernd Krauss im Herbst noch regelmäßig spielte, unter Heinz Peischl im Frühjahr nicht mehr. Er kehrte zu den Jungbullen zurück, wo er 2008/09 Stammkraft unter Adi Hütter war, aber seine Dienste danach nicht mehr gefragt waren. Via Anif und Neumarkt kehrte Enzenberger in seine Heimat Gmunden zurück, er ist heute Projektmitarbeiter am Universitäts-Sportinstitut in Salzburg.

Michael Zaglmair (4x von Beginn, Torhüter) etablierte sich als Einser-Keeper in Kanada, er startete alle K.o.-Spiele. Der Mühlviertler wurde über Jahre als kommender LASK-Keeper aufgebaut, aber schon früh machte sein Knie ihm ein Strich durch diese Rechnung. Drei Jahre nach der WM und mit nur 24 Bundesliga-Einsätzen und ebenso vielen in anderthalb Jahren Regionalliga in Horn verschlug es Zaglmair der Liebe wegen nach Regensburg. Er arbeitet als Pressesprecher in der Regensburger Niederlassung des Reifenherstellers Continental.

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Gludovatz-Comeback: Willkommen zurück, SV Ried! https://ballverliebt.eu/2015/08/23/gludovatz-comeback-willkommen-zurueck-sv-ried/ https://ballverliebt.eu/2015/08/23/gludovatz-comeback-willkommen-zurueck-sv-ried/#comments Sun, 23 Aug 2015 15:48:39 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=11501 Gludovatz-Comeback: Willkommen zurück, SV Ried! weiterlesen ]]> Paul Gludovatz ist zurück in Ried, mit ihm sein altes 3-3-3-1 aus den Jahren 2008 bis 2012, auch die Spielanlage hat sich fast nicht geändert und immer noch kommt die Konkurrenz nicht damit zurecht. Das Team von Sturm-Coach Franco Foda, überhaupt einer der unbeweglichsten Trainer der Liga, war ob seiner Berechenbarkeit aber auch ein dankbarer Gegner.

SV Ried - Sturm Graz 1:0 (0:0)
SV Ried – Sturm Graz 1:0 (0:0)

Sturm war deshalb ein dankbarer Gegner, weil das 3-3-3-1 gegen das übliche große Loch zwischen der tief stehenden Abwehrreihe und der hoch stehenden Offensive der Grazer perfekt passt – vor allem, wenn man es so anlegt wie die Rieder in diesem Spiel.

Doppeltes Kappen der Grazer Spieleröffnung

Der nominelle Zehner, Dieter Elsneg, agierte nämlich recht hoch, sodass Ried phasenweise sogar eher in einem 3-3-4 agierte. Das hieß, dass sich vier Rieder Offensivspieler zwischen der Sturm-Abwehr und dem Rest der Grazer positionierte und so ungestört zum einen die Spieleröffnung per Stellungsspiel UND per Anpressen der Abwehrkette angehen konnte.

Mit Erfolg: Michael Madl produzierte 13 Fehlpässe, Innenverteidiger-Kollege Kamavuaka zwölf. Nach den vielen billigen Ballverlusten bedurfte es bei Ried nicht einmal großartigen Nachrückens von hinten heraus, weil sofort vier Spieler den schnellen Weg in den Strafraum suchen konnten und man dabei kaum einmal in Unterzahl gerieten.

Außenbahnen überladen

Vor allem Martin Ehrenreich wurde von Gludovatz und Schweitzer als Schwachstelle erkannt. Ihn bohrte Ried an, indem man – auch ein klassisches und eigentlich altbekanntes Feature des 3-3-3-1 – die Außenbahnen überlud und so nicht selten drei Spieler (Linksaußen Kragl, der linke Wingback Prada und der verschiebende Zehner Elsneg) auf Ehrenreich zustürzten. Die Ballverlust-Quote des zuletzt ohnehin verunsicherten Ehrenreich trieb in lichte Höhen.

Auf der anderen Seite agierte Rieds Rechtsaußen Patrick Möschl, ein dynamischer und schneller Spieler, etwas höher als Kragl auf der anderen Seite. Zusammen mit dem recht aktiven rechten Wingback Janeczek überlief er Sturm-Außenverteidiger Potzmann immer wieder.

Hohe Linie bei Ried

SV Ried - Red Bull Salzburg 1:4 (0:4)
SV Ried – Red Bull Salzburg 1:4 (0:4)

Neben der extrem aktiven Spielanlage und dem konsequenten Vorwärtsverteidigen war auch die hohe Linie ein signifikanter Unterschied zu den Kolvidsson-Spielen. Unter dem Isländer agierte Ried tiefstehend und passiv, nicht selten mit nur zwischen 20 und 30 Prozent Ballbesitz, mit sehr viel Weg zwischen Ball und Tor, wenn man die Kugel erobert hatte. Nun, unter Gludovatz, wird der Ball nach Möglichkeit 50 bis 70 Meter weiter vorne erobert.

Auch die Abwehrreihe der Innviertler steht nun locker 30, 40 Meter weiter vorne als noch unter Kolvidsson. Gludovatz weiß, dass er die Abwehrlinie nach vorne schieben muss, wenn er vorne draufgehen lassen möchte. So entstanden im Rücken der vier offensiven Ried-Spieler nie die Räume, die sich umso dramatischer in so gut wie jedem Spiel bei Sturm auftun.

Durch die hohe Linie war es auch Sechser Marcel Ziegl jederzeit möglich, im Bedarfsfall nach vorne zu rücken, um Bälle abzufangen oder beim Anpressen zu helfen.

Sturm lange ratlos

Die Grazer hatten nicht den geringsten Plan, wie sie gegen diese Rieder sinnvoll nach vorne kommen sollten. Immer öfter waren lange Vertikalpässe in die grobe Richtung von Sturmspitze Tadic der letzte Ausweg, die fast immer zu lang und/oder zu ungenau waren. Donis Avdijaj hatte zwar erkannt, woran es krankte (wohl als Einziger) und ließ sich immer wieder relativ tief zurückfallen, dann fehlte er aber vorne.

Wäre Sturm zur Halbzeit 0:3 oder 0:4 zurück gelegen (und die Chancen dazu waren da), es wäre nicht zu hoch gewesen. Erst für die 2. Halbzeit reagierte Foda, indem er die Mittelfeldreihe – vor allem Hadzic und Piesinger – deutlich näher an der Abwehrreihe positionierte. So nahm Sturm den Rieder Offensiv-Spielern den Raum zwischen den Reihen und man kontrollierte das Spiel zusehens besser, ohne allerdings wirklich viele Chancen herausarbeiten zu können.

Dass Ried am Ende dennoch gewann, lag an einem Abseitstor zehn Minuten vor Schluss. Unverdient war es allerdings in keinster Weise.

Kolvidsson war zu radikal

Die gezeigten Performances und auch die Wortmeldungen, die man aus Ried so vernommen hat, legen den Schluss nahe, dass der Wechsel in der Spielanlage zu radikal war. Die Spieler in Ried waren es über Jahre gewohnt – also, seit Gludovatz‘ erstem Amts-Antritt im Sommer 2008 – einen extrem progressiven, intensiven und zuletzt auch auf teilweise extremem Pressing aufgebauten Fußball zu spielen.

Kolvidssons Idee von Fußball stand diesem Ansatz diametral gegenüber: Kompakt in der Defensive stehen, den Gegner möglichst nicht die Option geben, zwischen die Reihen zu kommen und nach Ballgewinn schnörkellos und sehr vertikal nach vorne.

Das erfordert natürlich auch eine gewisse Form von Aggressivität, aber die ist völlig anders gelagert und in ganz anderen Situationen gefragt, als das unter Kolvidssons Vorgängern der Fall war. Der Isländer beklagte sich wiederholt, dass seine Vorgaben nicht umgesetzt worden wären. Eine mögliche Interpretation wäre: Spieler wie Trauner (der unter Kolvidsson ganz besonder schlecht war, aber auch Janeczek, Elsneg, Murg und Ziegl hatten den „eigentlichen“ Ried-Fußball so verinnerlicht, dass sie es schlicht nicht schafften, den Schalter im Kopf umzulegen.

Nun, unter Gludovatz, ist die SV Ried zurück, wie der österreichische Fußball sie kennen und auch lieben gelernt hat.

Der Abstieg ist, mann man nur halbwegs weiterhin so progressiv agiert wie gegen Sturm, kein Thema. Das Experiment Kolvidsson hat gezeigt, wenn es sonst schon für nichts gut war, dass die Spieler im Kader der Innviertler sehr wohl deutlich geeigneter für proaktiven Fußball sind als für eine passive Spielanlage.

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Österreichs U-Turniere im Überblick: Spiegelbild einer Entwicklung https://ballverliebt.eu/2015/04/24/oesterreichs-u-turniere-im-ueberblick-spiegelbild-einer-entwicklung/ https://ballverliebt.eu/2015/04/24/oesterreichs-u-turniere-im-ueberblick-spiegelbild-einer-entwicklung/#comments Fri, 24 Apr 2015 11:10:44 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=11002 Österreichs U-Turniere im Überblick: Spiegelbild einer Entwicklung weiterlesen ]]> Erstmals in der Geschichte des österreichischen Fußballs stehen im Jahr 2015 gleich drei Turniere mit ÖFB-Beteiligung an. Die Teilnahmen an der U-17-EM (im Mai), der U-20-WM (im Juni) und er U-19-EM (im Juli) markieren den Höhepunkt einer erfreulichen Entwicklung, die in den letzten zwölf Jahren das gestiegene Bewusstsein für die Wichtigkeit von guter Nachwuchs-Arbeit widerspiegelt.

Ein krasser Gegensatz zur verlorenen Generation, die 1997 beinahe U-16-Europameister geworden wäre.

The Lost Boys

Finale der U-16-EM 1997
Finale der U-16-EM 1997

Der 1980er-Jahrgang gilt gemeinhin als Parade-Beispiel, wie Ende der Neunziger, Anfanger der Nuller-Jahre der Nachwuchs zugunsten von dritt- und viertklassigen Legionären vernachlässigt wurde. Im Mai 1997 kämpften sich die Burschen unter Teamchef Paul Gludovatz bei der U-16-EM in Niedersachsen ins Finale – mit Siegen gegen Polen (4:0) und die Ukraine (2:0) und einem 0:2 gegen Spanien, danach gab’s im Viertelfinale ein 3:0 über die Türkei und im Semifinale einen Sieg im Penalty-Schießen gegen die Schweizer.

Im Finale traf man wieder auf die Spanier um Torhüter Iker Casillas, hielt trotz spanischem Dauerdruck das 0:0 und unterlag im Elferschießen – Lukas Habeler verschoss.

Natürlich: Viele Spieler der Sieger haben auch keine große Karriere hingelegt. Halbwegs respektabel verlief die Karriere neben dem Torhüter noch für Corona (der aktuell bei Almeria spielt) und für Gurrutxaga (Real Sociedad, Rayo Vallecano); Camacho spielte 2002 mit dem schottischen Klub Livingston im Europacup gegen Sturm Graz. Allerdings ist bei Österreich überhaupt niemand dabei, dem man eine wirklich große Karriere attestieren kann.

Alexander Ziervogel war einige Zeit Stammspieler bei der Admira, Jürgen Kampel ist ein Urgestein der Ersten Liga (spielte beim FC Kärnten und bei Austria Lustenau), Thomas Eder spielte vor der Red-Bull-Übernahme bei Salzburg, Philipp Frenzl war in der Interwetten-Zeit bei Untersiebenbrunn beschäftigt, Marc Niemetz spielte in Gratkorn Erste Liga. Pascal Ortner hätte wohl das Talent für mehr gehabt, kam aber kaum über die Zweitklassigkeit hinaus; Ümit Erbay schnupperte bei Rapid mal rein, schaffte aber den Durchbruch.

Die erfolgreichste Laufbahn hat sicher Torhüter Hans-Peter Berger hinter sich: Cupsieger bei Pasching, Stammkraft in der Bundesliga bei Ried, Portugal-Legionär bei Leixoes, zahlreiche U-21-Länderspiele. Aber der Rest ist zum Teil selbst Experten kein Begriff mehr. Kapitan Christian Mikula verließ die Austria als 22-Jähriger, ohne jemals für die „Erste“ gespielt zu haben, Lukas Habeler spielte eine Zweitliga-Saison beim Sportklub, Friessnegger pendelte zwischen Regional- und Kärntner Liga, Alexander Unger zwischen Rohrbach und Gallneukirchen, Yalcin Demir verbrachte den Großteil seiner Karriere in Grieskirchen und Bad Schallerbach und Bernd Kren wechselte jedes Jahr seinen Verein – von Stadlau über Enzesfeld und Langenzersdorf bis Stetten.

Mit dem Final-Einzug qualifizierte man sich für die U-17-WM in Ägypten, dort holte Paul Gludovatz Martin Stranzl (1860 München), Paul Scharner (Austria), Wolfi Mair (FC Tirol) und Michael Mörz (Mattersburg) in den Kader, man kassierte aber dennoch kräftig Prügel – 0:7 gegen Brasilien (ein Tor von Ronaldinho), 1:3 gegen den Oman (Ehrentor von Ziervogel) und 0:4 gegen die USA.

Vom für die WM rekrutierten Quartett abgesehen, war niemand auch nur in realistischer Nähe zu einer Nationalteam-Karriere. So symbolisiert der Final-Kader der U-16-EM wie kaum etwas anderes die „verlorene Generation“ im österreichischen Fußball.

Doppel-Bronze

Es dauerte sechs Jahre – in denen etwa die U-21 in der Quali für die EM 2000 sieben von acht Spielen verloren hat – bis wieder österreichische U-Mannschaften bei Turnieren waren. Dafür waren es im Sommer 2003 gleich zwei davon, und beide sorgten für Furore. In einer Zeit, in der ein bieder besetztes Nationalteam von Hans Krankl zusätzlich verheert wurde, Frank Stronach und Peter Westenthaler die Bundesliga führten und eine Armada von mittelmäßigen Legionären in der Liga einen Einheimischen-Anteil von rund 50 % übrig ließen, war dieser Sommer ein kleiner Hoffnungsschimmer.

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Weiters im Kader: Kajtezovic; Balga, Samwald; Horvat-Markovic, König; Mayer, Stankovic.

Erst war im Mai die U-17-EM in Portugal dran, für die sich die Burschen von Teamchef Ernst Weber qualifzierten (in der Eliterunde gegen Serbien-Montenegro, Nordirland und Finnland). Weber konnte da schon auf die ersten Produkte der zur Austria gehörenden Akademie in Hollabrunn zurückgreifen.

In der Vorrunde wurde Portugal (mit Balazs Dzusdzak) durch ein spätes Saurer-Tor mit 1:0 bezwungen, gegen Portugal (mit Veloso) gab’s eine 0:1-Niederlage. So musste gegen Dänemark ein Sieg her. Es sicherten mit Arnheim-Legionär Patrick Mayer und Daniel Horvat-Markovic aus der GAK-Jugend zwei Joker den 2:0-Sieg und den Halbfinal-Einzug.

Dort war Spanien (u.a. mit David Silva und Jurado) deutlich zu stark, schon zur Halbzeit waren die ÖFB-Burschen 0:4 im Rückstand, am Ende hieß es 2:5 (Tor von Fuchs und Stankovic). Im kleinen Finale, das damals noch ausgespielt wurde, gewann Österreich dann aber 1:0 (Pirker) gegen England (mit Milner, Lennon und Huddlestone) und holte sich so den dritten Turnier-Platz.

Fuchs und Gercaiu waren fünf Jahre später im EM-Kader, Schiemer war lange Teamspieler, Stankovic und Dober spielten auch im Nationalteam, Saurer einige Zeit in der Bundesliga. Für eine U-17, die ja noch mit vielen Unwegbarkeiten für die Zukunft verbunden ist, eine großartige Ausbeute. Und Christian Balga tourt nun als Rapper „CRISO“ durch die Clubs.

Sie profitierten nicht nur von den immer mehr werdenden Nachwuchsakademien nach dem Vorbild von Hollabrunn, sondern auch vom Österreicher-Topf. Dieser belohnte Klubs für den Einsatz von einheimischen Spielern mit Geld aus dem TV-Topf.

Weiters im Kader:
Weiters im Kader: Vollnhofer; Bolter, Fürthaler; Cehajic, Lindschinger, Öbster; Mössner.

Das gilt auch für die U-19, die im Juli bei der EM in Liechtenstein antrat (nach drei Eliterunden-Siegen gegen Serbien-Montenegro, Mazedonien und Zypern). Gleich zum Start gegen England (mit Downing und Ridgewell) gab’s mit dem 2:1-Sieg einen Paukenschlag, Lukas Mössner und Jürgen Säumel schossen die Tore für Österreich.

Noch bemerkenswerter war dann der 4:1-Triumph gegen Tschechien im zweiten Spiel. Doppelpacks von René Schicker und Roman Kienast konterten die frühe tschechische Führung, sodass schon nach zwei Spielen der Halbfinal-Einzug fix war. Im dritten Gruppenspiel hatte man die Franzosen dank eines Cehajic-Elfers am Rand der Niederlage, ehe man in der Nachspielzeit noch den Ausgleich schluckte.

Egal: Als Gruppensieger ging’s ins Halbfinale, wo Portugal wartete. Und was war das für ein Krimi: Ein Salmutter-Doppelschlag (24., 28.) sorgte für die 2:0-Führung, doch bis zur Halbzeit glichen die Portugiesen durch Hugo Almeida auf 2:2 aus und sie gingen nach der Pause mit 3:2 in Front, ehe Mario Bolter mit Gelb-Rot vom Platz flog (78.). Dennoch glich Lukas Mössner noch zum 3:3 aus – aber in der Verlängerung fehlte den dezimierten Österreichern die Luft und Portugal siegte 6:3.

Wie auch bei der U-17 schafften auch aus diesem Team einige den Durchbruch: Robert Almer ist Team-Goalie, Jürgen Säumel war bei der Heim-EM 2008, auch Kienast war da dabei. Markus Berger spielt seit Jahren in Portugal, der Ukraine und Russland. Bei Prager wäre beim LASK und Rapid wohl mehr möglich gewesen, Salmutter war jahrelang Stammkraft bei Sturm, René Schicker ist es bei der Admira.

Generation Kanada

Für Teamchef Paul Gludovatz war das Halbfinale mit dem 84er-Jahrgang schon ein Riesen-Erfolg, aber sein Meisterstück sollten die 87er werden, die der direkt danach übernahm. Denn mit diesem Jahrgang erreichte er jedes mögliche Turnier: Zwei Europameisterschaften und die WM in Kanada.

Außerdem im Kader:
Außerdem im Kader: Lukse; Asinger; Glauninger, Lederer, Walzer; Bürger, Idrizaj

In der Eliterunde stand das WM-Ticket schon nach dem 3:2 über Finnland und dem 2:0 gegen Rumänien fest, zum Abschluss gab’s noch ein 0:0 gegen Moldawien. Bei der Endrunde im Loire-Tal in Frankreich startete man mit einem 0:0 gegen Portugal, ehe ein Doppelschlag von Kapitän Daniel Gramann (dem Neffen von Andi Herzog) einen 2:1-Sieg über die Ukraine brachte.

So hätte im letzten Gruppenspiel gegen England ein Remis zum Einzug ins Halbfinale gereicht, zudem wurden bei den Young Lions einige Stammkräfte für die nächste Runde geschont. „Mit Jugendmannschaften braucht man aber nicht auf Remis zu spielen“, gab Gludovatz zu protokoll. England übernahm schnell die Kontrolle, Levi Porter sorgte nach rund einer Stunde für das Tor zum verdienten 1:0-Sieg. So zog Portugal noch vorbei.

Wie hochklassig das Turnier besetzt war, zeigen die Aufstellungen vom Finale. Dort siegten die Franzosen mit Nasri, Menez und Ben-Arfa 2:1 gegen die Spanier mit Piqué, Fàbregas und Javi García. Für den Nukleus des österreichischen Jahrganges war es der erste Schritt.

Der nächste folgte zwei Jahre später, als es um die U-19-EM ging. Da brauchte man in der Quali-Vorrunde noch etwas Glück, sich punktgleich mit Wales wegen der besseren Tordifferenz Platz zwei hinter Frankreich zu sichern, in der Elite-Runde gab’s aber mit drei Siegen gegen Slowenien, Russland und Ungarn keine Diskussionen mehr. Dass die Resultate aber durchwegs knapp waren (2:1, 1:0, 1:0) sollte aber zu einem Markenzeichen dieses Jahrgangs werden.

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Außerdem im Kader: Zaglmair; Pichler; Simkovic, Glauninger; Vishaj.

Denn auch bei der Endrunde in Polen fing es genau so an – mit einem 1:0-Sieg über den Gastgeber durch ein Tor von Jimmy Hoffer. Zwei Tage später setzte es gegen Tschechien eine 1:3-Niederlage (nicht die letzte…), da gelang Hoffer kurz vor Schluss nur noch der Ehrentreffer.

Vor dem abschließenden Gruppenspiel gegen Belgien waren damit alle Teams punktgleich, und während für die ersten beiden das Semifinale wartete, gab es für den Dritten immerhin noch das Ticket für die U-20-WM im folgenden Jahr in Kanada. In einem ausgeglichenen Spiel nützte Hoffer nach 16 Minuten einen gut getimten Lochpass von Sikorski zum 1:0, aber die Belgier ließen nicht locker. Kurz nach dem Seitenwechsel sorgte Massimo Moia für sein Team mit Marouane Fellaini, Kevin Mirallas und Sébastien Pocognoli für den 1:1-Ausgleich, im direkten Gegenzug aber netzte erneut Hoffer zum 2:1. Belgien drückte, aber Innenverteidiger Michael Madl machte mit dem 3:1 zehn Minuten vor Schluss den Deckel drauf, ehe ein Gramann-Elfer sogar den 4:1-Endstand herstellte.

Damit war nicht nur das WM-Ticket gesichert, sondern auch das Halbfinale erreicht. Dort war aber Spanien klar zu stark – Juan Mata, Javi García und Jeffren trafen beim 5:0.

Für die U-20-WM bekam man am 3. März 2007 neben Gastgeber Kanada auch Turnier-Mitfavorit Chile und Afrikameister Congo zugelost. Dass man im letzten Vorbereitungsspiel vor der WM dem fischgebackenen Vizemeister Ried gleich mit 6:1 abmontierte, deutete das Potenzal des Teams schon an. Was dann aber tatsächlich kam, sah niemand kommen.

Hier ausführlich: „Drei Wochen im Juli“, der Ballverliebt-Klassiker über das Turnier in Kanada.

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Außerdem im Kader: Kuru, Lukse; Gramann, T. Pirker; Enzenberger, Hinum, Morgenthaler; Simkovic.

Gegenüber der U-19-EM ein Jahr davor gab es zwei entscheidende Neuerungen: Martin Harnik (der in Hamburg aufgewachsene Werder-Jugendspieler hat einen österreichischen Vater und ist Austria-Scouts bei einem Hallenturnier aufgefallen) und Zlatko Junuzovic, die vom U-21-Team kamen.

Gleich nach ein paar Minuten gab’s gegen den Congo das 1:0 durch Hoffer, es reichte aber nur für ein 1:1. Auch in der Hitzeschlacht gegen Kanada schwanden in der Schlussphase die Kräfte, das 1:0 (Kopfballtor von Okotie) wurde aber über die Zeit gebracht. Damit stand schon vor dem letzten Gruppenspiel gegen Chile der Achtelfinal-Einzug fest. Mit einer starken Leistung spielten die ÖFB-Burschen 0:0 gegen die Südamerikaner, wurden Gruppenzweiter und mussten im Achtelfinale gegen Gambia ran.

Nach dem 1:0 von Kapitän Prödl und dem Ausschluss für einen Gambier regierte bei Österreich aber Bruder Leichtfuß, Gambia glich nach einem fürchterlichen Harnik-Fehler aus; Joker Hoffer brachte kurz vor Schluss den 2:1-Sieg in trockene Tücher. Gludovatz war dennoch sauer, ließ Harnik im Viertelfinale gegen die USA draußen. Mit Morgenthaler statt Harnik brachte Österreich im Dauerregen von Toronto aber keinen Fuß auf den Boden, Jozy Altidore schoss das 1:0. Schon nach einer halben Stunde kam Harnik dann doch wieder, Österreich übernahm die Kontrolle und Okotie nützte einen Goalie-Fehler zum 1:1. In der Verlängerung staubte der eingewechselte Hoffer zum 2:1-Sieg ab.

Im Halbfinale verlor Österreich aber, wie schon ein Jahr zuvor im Gruppenspiel, gegen Tschechien. Panny hatte sich schwer verletzt, Stanislaw und Madl waren gesperrt – da waren die Tschechen (die im Viertelfinale Spanien eliminiert hatten) zu gut. Nach 15 Minuten stand’s 0:2, bis zur Halbzeit führten die Tschechen Österreich vor, die waren danach erledigt. Im Spiel um Platz drei gab’s trotz erneut toller Leistung ein 0:1 gegen Chile.

Harnik, Prödl und Hoffer schafften noch den Sprung in den Kader für die Heim-EM im folgenden Jahr. Junuzovic, Kavlak, Okotie und Suttner sind fixe Bestandteile des Nationalteams; Madl, Hinum und Simkovic sind bzw. waren konstante Bundesliga-Spieler. Man kann durchaus behaupten, dass dies die aktuelle goldene Generation in Österreichs Fußball ist.

Die im Schatten sieht man nicht

Zeitgleich zur K.o.-Phase bei der U-20-WM fand in Oberösterreich die U-19-EM statt – durch den medialen Hype, der um die WM-Truppe entstand, nahm dieses Turnier aber kaum jemand wirklich wahr. Am ehesten blieb noch Herbert Prohaskas Hurenkind-Sager in Erinnerung.

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Weiters im Kader: Schartner; Seebacher; Beichler, Ilsanker, Perchtold; Lindner, Salkic

Das lag sicher auch daran, dass Hermann Stadlers Mannschaft zwar sehr talentiert war, die Gruppengegner aber noch besser. Zum Start zeigte man eine couragierte Leistung, verlor in Linz aber vor 11.700 Zusehern mit 0:2 gegen Spanien – Cesar Azpilicueta war unter den Torschützen, Javi Martinez war ebenso auf dem Feld.

In Pasching waren zum zweiten Gruppenspiel gegen Griechenland 8.000 Menschen im Stadion. Die sahen, wie Kostas Mitroglou die Gäste nach einer Viertelstunde in Front brachte, in der Folge die Österreicher um Kapitän Julian Baumgartlinger drückten. Nach einer Stunde verwandelte Daniel Beichler einen Elfer zum 1:1, in Minute 78 sah Marko Arnautovic seine zweite gelbe Karte und musste runter. Das 1:1 half nicht wirklich weiter.

Vor erneut ausverkauftem Haus in Ried musste gegen Portugal ein Sieg her, um noch ans Halbfinale denken zu können, die Portugiesen ließen die Kontrolle über das Spiel aber nie wirklich aus der Hand. Nach dem 0:2 war Österreich als Gruppenletzter ausgeschieden. Die Gruppengegner Spanien und Griechenland trafen sich im Finale wieder, Spanien gewann 1:0.

Natürlich ragen die Nationalteam-Leistungsträger Arnautovic und Baumgartlinger aus dem Kader heraus, auch Ilsanker hat es ins Team geschafft. Aber auch Riegler, Ramsebner, Beichler, Bukva und Salkic spielten bzw. spielen regelmäßig Bundesliga. Angesichts der Tatsache, dass dies ein beinahe vergessenes Turnier ist und nur ein Punkt geholt wurde, gilt auch hier: Eine stattliche Durchbruch-Ausbeute.

Team Alaba

Drei Jahre später rettete Christian Klem mit seinem späten Tor zum 1:0 gegen Schottland im letzten Quali-Vorrunden-Spiel das Team vor dem ganz frühen Aus, die Eliterunde begann mit einem 2:3 gegen die Schweiz. Es brauchte nun zwei eigene Siege und Schützenhilfe, und tatsächlich gab es beides – 2:0 gegen Serbien, 4:3 gegen Dänemark und die Schweizer verloren das letzte Spiel. Österreich hatte sich für die U-19-EM in der Normandie qualifiziert.

Dort ging es auch um ein Ticket für die U-20-WM in Kolumbien, eine glückliche Figur gab Teamchef Andi Heraf aber nicht ab. Dass die Austria Aleksandar Dragovic nicht freigab, dafür konnte Heraf nichts, aber David Alaba trug sich selbst an – Heraf hatte bei den Bayern (womöglich aus Angst vor einer Absage) anzufragen.

Weiters im Kader:
Weiters im Kader: Petrovcic; Teigl; Klem, Knasmüllner, Meilinger; Tiffner

Gegen England kämpfte Österreich bis zum Umfallen, derbe individuelle Schnitzer bescherten dem ÖFB-Team aber ein 2:3. Nach dem 0:2 zur Pause erzielte Alaba den Anschlusstreffer, im direkten Gegenzug schlief die Hintermannschaft bei einer Ecke und es hieß 1:3. Trauner sorgte für den Endstand.

Im zweiten Spiel gegen Gastgeber und Top-Favorit Frankreich hielt Österreich über eine Stunde ein knappes 0:1, dann brachen aber alle Dämme. Nach dem 0:5 mussten Alaba und (der im ersten Spiel starke) Knasmüllner dann zurück zu den Bayern, weil sie nur bleiben hätten dürfen, wenn Österreich noch ins Halbfinale kommen kann. Das war nach der zweiten Niederlage kein Thema mehr.

Das Krisenmanagement Herafs war aber ein größeres Thema. Nach dem 0:5 mokierte er sich öffentlich darüber, dass ein namentlich nicht genannter Spieler intern quergetrieben hat, sauer, im zweiten Spiel nicht von Beginn an gespielt zu haben. Ob es Djuricin, Tiffner oder Knasmüllner war, kam nie raus – die Vermutung liegt aber nahe, dass es entweder Knasmüllner (musste ohnehin zum Klub zurück) oder Tiffner (wurde im dritten Spiel nicht einmal eingewechselt) war. Denn Djuricin spielte gegen Holland, und er verwandelte in der 87. Minute auch den Elfmeter zum 1:0-Sieg gegen Martins-Indi, Clasie, Van Rhijn, Zoet und Co.

Womit, allem internen Zank zum Trotz, das Ticket für die WM gelöst wurde.

Weiters im Kader:
Weiters im Kader: Petermann, Riegler; Rotpuller, Windbichler; Meilinger, K. Stöger, Schütz, Teigl, Ziegl; Djuricin.

Im Vorfeld des Turnieres in Kolumbien musste Heraf vor allem mit den Vereinen um die Abstellung kämpfen. Alaba von den Bayern, Holzhauser von Stuttgart und Aleks Dragovic von der Austria bekamen keine Freigabe, bei den Spielern von Salzburg – Offenbacher, Meilinger und Teigl – gab es erst spät die Freigabe. Dazu fehlte Gernot Trauner verletzt. Zugelost wurden Panama, Ägypten und Brasilien; dazu wurde versucht, mit allen Mitteln – etwa Zahnspangen, die bessere Atmung gewährleisten – mit der Hitze und der Luftfeuchtigkeit klar zu kommen

Im ersten Spiel gegen Panama machte die Mannschaft eigentlich alles richtig, dominierte klar, vergab aber Top-Chancen am laufenden Band. So stand am Ende des Spiels, das für den angepeilten Achtelfinal-Einzug in der Rechnung auf jeden Fall ein Sieg hergemusst hätte, ein enttäuschendes 0:0. Gegen Brasilien stellte Heraf dann auf ein 3-3-3-1 um und tauschte vier Spieler aus. Dabei gelang es aber nicht, den auch in der Nachbetrachtung herausragend besetzten späteren Weltmeister (mit Oscar, Coutinho, Danilo, Alex Sandro und Casemiro) wirklich beizukommen. Man agierte zu eng, übte zu wenig Druck auf die starken brasilianischen Außenverteidiger aus, und war auch individuell nicht gut genug. Österreich verlor das Spiel mit 0:3.

Das hieß vor dem letzten Gruppenspiel gegen Ägypten, dass ein Sieg mit zwei Toren Differenz auf jeden Fall für das Achtelfinale reicht und auch bei einem knapperen Erfolg noch die Chance besteht, als Gruppendritter weiterzukommen. Die Ägypter um Mohamed Salah bestachen vor allem durch ihre bärenstarke Innenverteidigung. Dennoch versäumte es Österreich – diesmal in einem 4-4-2 angetreten – konsequent die ägyptischen Schwachpunkte namens Außenverteidiger anzubohren. Ägypten genoss es, trotz (zunächst) optischer Unterlegenheit alles im Griff zu haben und ging durch einen abgefälschten Schuss nach einer halben Stunde in Führung.

Österreich reagierte geschockt, dann schwanden nach zweieinhalb Spielen in Hitze und Schwüle auch die Kräfte, und mit Radlingers Patzer zum 0:2 nach einer Stunde war’s vorbei. Am Ende gewann Ägypten gar 4:0; Österreich war ausgeschieden. Torlos.

Lazaro und Co.

2013 war die U-19 um Sabitzer, Schaub, Wydra, Gartner und Schöpf mit einem 0:1 gegen Frankreich im letzten Quali-Spiel knapp gescheitert, die U-17 machte es besser und hatte auch mehr Glück. Nach dem 0:1 gegen Irland zum Eliterunden-Auftakt gab’s für die Burschen von Hermann Stadler ein 1:0 über Serbien. Vorm letzten Spiel brauchte es neben einem eigenen Sieg ein Remis im Parallel-Spiel. Selbst gewann man 2:1 gegen Georgien – und profitierte davon, dass Serbien trotz drückender Überlegenheit nur 1:1 gegen Irland spielte. Österreich hatte sich für die EM-Endrunde in der Slowakei qualifiziert.

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Weiters im Kader: Hartl; Haas, Probst; Mathis, T. Steiner; Mayr-Fälten, Pellegrini.

Dort ging’s nicht nur um den EM-Titel, sondern wiederum auch um ein Ticket für die U-17-WM in den Emiraten; der 3. Gruppenplatz musste dafür zumindest her. Zum Auftakt gegen Gastgeber Slowakei hielt Österreich lange ein 0:0, auch nachdem der gerade rechtzeitig von einem Mittelfußbruch genesenen Valentino Lazaro nach einer Stunde mit muskulären Problemen ausgewechselt werden musste und Joker Steiner fünf Minuten vor Schluss per Gelb-Rot ausgeschlossen wurde. Doch in der Nachspielzeit schlug es doch noch ein – 0:1.

Im zweiten Spiel gegen Schweden geriet Österreich sofort schwer unter Druck, überstand die kritischen Phasen aber und rettete das 0:0 in die Pause. Kurz nach Wiederanpfiff kassierte man nach einem Eckball dennoch das 0:1, kurze Zeit später jedoch glich Zivotic nach Lazaro-Assist entgegen des Spielverlaufes aus. Auch dank größerer Kraft-Reserven bekam Österreich das Spiel in der Folge in den Griff, kam zu einigen Chancen, es blieb aber beim 1:1.

So musste im letzten Gruppenspiel gegen die Schweiz ein Sieg her, um nach dem so gut wie sicher verpassten Halbfinale zumindest das WM-Ticket zu sichern. Das gelang – schon nach einer halben Stunde schossen Baumgartner und Ripic einen 2:0-Vorsprung heraus, bis 20 Minuten vor Schluss war unter Kontrolle. Der Schweizer Anschlusstreffer ließ dann aber doch noch die Nerven flattern. Es blieb aber beim 2:1 – Österreich hatte sich erstmals nach den „Lost Boys“ 15 Jahre davor wieder für eine U-17-Weltmeisterschaft qualifiziert.

Parallel zum Turnier in den Emiraten sammelten die Austria-Nachwuchskräfte um Sascha Horvath – also auch Gluhakovic, Zivotic, Kvasina und Endlicher – wertvolle Erfahrungen und erstaunliche Erfolge in der UEFA Youth League, also der Junioren-Champions-League, wo man gegen Porto, Zenit und Atlético sogar ins Achtelfinale einzog. Bei der U-17-WM sollte sich aber ein Grundthema durch das Turnier ziehen: Vorne super, hinten zuweilen haarsträubend.

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Weiters im Kader: Bundschuh, Hartl; Haas, Probst; Bahtic, Endlicher, Tursch; Kvasina, Mayr-Fälten, Pellegrini

Gegen Kanada bekam Keeper Schlager gleich zu Beginn viel zu tun, ehe Horvath den Ball nach einer halben Stunde unter die Latte zum 1:0 drosch. Österreich legte immer mehr den Vorwärtsgang ein, kassierte aber nach der Pause erst den Ausgleich und dann den 1:2-Rückstand (per umstrittenem Elfer). Doch ein unglaubliches Seitfallzieher-Tor von Adrian Grbic rettete zumindest das 2:2.

Noch extremer wurde dieser Gegensatz zwischen offensiver Power und defensiver Anfälligkeit beim zweiten Spiel gegen Argentinien. Man traute sich, die Südamerikaner zu ärgern und mutig nach vorne zu spielen, was mit der verdienten 1:0-Führung nach einer halben Stunde durch Zivotic belohnt wurde. Noch beim 1:1 (42.) bekam Argentinien zu viel Platz und beim 1:2 (51.) griff Goalie Schlager daneben. Österreich spielte weiter kompromisslos nach vorne, Joker Pellegrini glich auch zum 2:2 aus (79.) und Horvath hatte kurz danach die Riesen-Chance auf die Führung.

Doch hinten wurde wieder gepatzt und Argentinien gewann spät doch noch mit 3:2. Die Achtelfinal-Chancen vorm letzten Spiel gegen den Iran waren damit schon minimal. Dort hatte es schon ein bisschen den Eindruck, als wäre die Luft draußen. Gegen die biederen Perser fand Rot-Weiß-Rot nicht wirklich ins Spiel und verteidigte einen Energie-Anfall von Youssef Seyyedi nach 36 Minuten praktisch gar nicht. Das 0:1, der Endstand, das Aus. „Wir hätten uns mehr erwartet“, war Stadler nach dem Turnier zerknirscht.

Dennoch: Die Spiele in Dubai und Al-Ain waren nicht das letzte Highlight für den 96er-Jahrgang: Zwei Jahre später qualifizierte sich das Team in fast unveränderter Besetzung für die U-19-EM, die im Juli in Griechenland steigt. Wieder, wie schon auf U-17-Level, auch dank eines Remis im Parallelspiel am letzten Quali-Spieltag.

Die Neuseeländer

Im Oktober 2011 war die U-17 von Andi Heraf schon in der Quali-Vorrunde gescheitert – als man in der Schlussminute gegen Italien das entscheidende 2:3 kassierte, waren Bytyqi, Blutsch, Grubeck, Michorl und Rosenbichler mit dabei. Zwei Jahre später münzten sie die Lehrern, die daraus gezogen wurden, um9. Als U-19 besiegte man in der Elite-Runde Rumänien (5:0) und Norwegen (3:1), ehe man gegen Russland das zur Quali nötige 0:0 hielt.

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Auch im Kader: Casali; L. Gugganig, Joppich, Puchegger; Laimer; Grubeck, Maderner

Das liegt auch daran, dass Heraf einige starke Spieler-Persönlichkeiten hat, die nicht nur mit dem Spielgerät stark sind, sondern auch im Kopf. Angeführt von Man-City-Legionär Sinan Bytyqi, U-17-Held Sascha Horvath, Francesco Lovric aus Stuttgart und dem nach dem Turnier zu Real Madrid transferierten Philipp Lienhart bildete sich eine Mannschaft, die darüber hinaus über einen extremen Teamgeist verfügt.

Schon im ersten Endrunden-Spiel vor fast 10.000 Zusehern gegen Ungarn ließ Österreich keine Zweifel aufkommen, wer das bessere Team war. Die Gastgeber waren ohne Chance; Bytyci (15., Elfer) und Blutsch (18.) sorgten früh für klare Verhältnisse; Jung-Papa Peter Michorl machte kurz nach dem Seitenwechsel mit dem 3:0 den Deckel drauf. Am Ende hieß es 3:1 und das Ticket für die WM-Endrunde 2015 in Neuseeland war da schon so gut wie gelöst, das Minimal-Ziel bereits nach einem Spiel de facto erreicht. Ganz fix war es nach dem souveränen und nie gefährdeten 3:0-Sieg drei Tage später gegen Israel. Bytyci und Werder-Spieler Grillitsch sorgten wiederum schon vor der Pause für die Vorentscheidung, Grubeck – der einige Monate davor von Rapid-Hools niedergeprügelt worden war – für den 3:0-Endstand.

So konnte Heraf im letzten Gruppenspiel gegen Portugal auch den anderen Kaderspielern einen Einsatz verschaffen, nach Grillitsch‘ zwischenzeitlichem 1:1-Ausgleich stand am Ende eine 1:2-Niederlage, deren einzige Konsequenz war, dass man im Halbfinale auf Deutschland traf und nicht auf Serbien. Wie schon in der Vorrunde versuchte das ÖFB-Team dort, dem Gegner mit Pressing beizukommen, aber die Deutschen waren einfach zu stark.

Tore von Selke und Öztunali (Bremen), Stendera (Frankfurt) – allesamt Bundesliga-Spieler – sowie Mukhtar (Hertha BSC) sorgten für den deutschen 4:0-Sieg, bei dem etwa auch Julian Brandt (Leverkusen) und Bald-Bayern-Spieler Kimmich auf dem Feld waren. Die Deutschen besiegten im Finale Serbien mit 1:0, und Österreich freut sich auf die Weltmeisterschaft.

Vorrunden-Gegner dort: Ghana, Panama und Argentinien.

Fazit: Jeder Jahrgang brachte Leute durch

Der EM-Kader von 1997 war der letzte eines ÖFB-U-Teams bei einem EM- bzw. WM-Turnier, der keinen einzigen Spieler in die Nationalmannschaft und auch kaum jemanden konstant in die Bundesliga gebracht hätte. Seither hat sich nicht nur die Quote signifikant gesteigert – als Höhepunkt natürlich die WM-Halbfinalisten von 2007 – auch die schiere Zahl an Endrunden-Teilnahmen ist deutlich angestiegen.

Mit dem Höhepunkt des Jahres 2015. Drei U-Turniere mit Österreich-Beteiligung stehen an. Die Nachwuchsarbeit ist hervorragend und verglichen mit den spätern Neunzigern und frühen Nuller-Jahren ist nun auch bei den Bundesliga-Klubs deutlich mehr Bereitschaft gegeben, die Talente auch einzusetzen.

Damit sie nicht mit 24 immer noch als Talente gelten.

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https://ballverliebt.eu/2015/04/24/oesterreichs-u-turniere-im-ueberblick-spiegelbild-einer-entwicklung/feed/ 1
Drei Aspekte zum 2:0-Sieg der Austria gegen Ried https://ballverliebt.eu/2012/02/12/drei-aspekte-zum-20-sieg-der-austria-gegen-ried/ https://ballverliebt.eu/2012/02/12/drei-aspekte-zum-20-sieg-der-austria-gegen-ried/#comments Sun, 12 Feb 2012 01:13:08 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6686 Drei Aspekte zum 2:0-Sieg der Austria gegen Ried weiterlesen ]]> Durch ein frühes und ein spätes Tor von Alexander Gorgon gewinnt die Wiener Austria zum Frühjahrs-Start in die Bundesliga 2:0 gegen Herbstmeister Ried. Drei taktische Aspekte machen aus diesem Spiel, obwohl es nicht besonders spektakulär war, dennoch ein interessantes: Die Rolle der Sturmpartner von Kienast, die hohe Linie bei Ried und das Debüt von James Holland.

Austria Wien - SV Ried 2:0

Das erste Spiel von Ivica Vastic als Coach auf der Austria-Bank – und auch das erste von Co-Trainer Manfred Schmid (von dem der Sky-Kommentator recht unverblümt kundtat, ihn für das eigentliche Hirn auf der Austria-Bank zu halten). Und auch das erste von Roman Kienast und James Holland, während Roland Linz auf der Tribüne Platz nehmen musste. Aber der Reihe nach…

1. – Die Rollenverteilung im Austria-Angriff

Junuzovic weg, Barazite weg – Umstellungen waren bei der Austria unumgänglich. Wie schon im Sommer angekündigt, ist ein Abgang von Junuzovic vielleicht ein qualitatives Problem, aber kein inhaltliches. Marin Leovac beackerte die linke Außenbahn und er machte dabei einen guten Job. Deutlich mehr umgegraben haben Vastic und Schmid dafür in der Spitze.

Aus dem 4-2-3-1, das die Austria im letzten halben Jahr unter Daxbacher spielen ließ, ist wieder ein recht klares 4-4-2 geworden. Allerdings braucht man, um mit diesem System einen aktiven Fußball spielen zu können, zwei sehr mobile Spitzen. Was für Roland Linz, von dem zudem eine eher egozentrische Persönlichkeitsstruktur kolportiert wird, das Todesurteil bedeutet. Stattdessen spielten Marko Stankovic und Neuzugang Roman Kienast in der Spitze, und zwar mit einer genauen Rollenverteilung.

Während Kienast, der ein ausgezeichnetes Austria-Debüt hatte, extrem viel horizontal verschob, auf die Flügel auswich, weite Wege ging und darauf achtete, nicht nur immer anspielbar zu sein sondern auch immer Anspielstationen offen zu haben, war die Laufroute von Stankovic sehr vertikal angelegt. Er ließ sich mitunter etwas fallen, vor allem wenn Ried im Ballbesitz war und die Abwehr weit nach vorne schob, um schnell umzuschalten um wenn möglich den vielen Platz im Rücken der Rieder Abwehr zu nützen. Sein Problem dabei war das Timing: Stankovic, der einen eher ungeduldigen Eindruck hinterließ, startete praktisch immer zu früh und stand damit immer wieder im Abseits.

In der zweiten Hälfte spielte Tomas Jun statt Stankovic – und wenn dieser nicht wegen einer Blessur draußen blieb, war dieser Wechsel ein veritabler Schuss ins eigene Knie. Denn verglichen mit Stankovic präsentierte sich Jun als ziemliche Immobilie. Ohne die Option eines schnell aus der Tiefe startenden Stürmers, aber dafür mit zwei eher horizontal angelegten und damit zu identischen Angreifer,n fehlte es der Austria komplett am Link beim Umschalten von Defensive auf Offensive. Jun fand keinerlei Bindung zum Spiel und die Austria hatte große Probleme, Angriffe vor das Rieder Tor zu bringen.

2. – Die hohe Verteidigungslinie bei den Innviertlern

Auffällig war bei Ried, dass die ganze Mannschaft im Ballbesitz schnell weit nach vorne schiebt – deutlich weiter, als man das bisher von den Innviertlern gewohnt war. Die Dreier-Abwehrkette mit Rotpuller, Reifeltshammer und Riegler stand, sobald sich die Gelegenheit dazu gab, bis zur Mittellinie nach vorne. Die Folge davon ist (neben einer logischen Anfälligkeit für schnelle Steilpässe), dass die Spielanlage deutlich mehr auf eigener Initiative basiert. In diesem Spiel hat es nicht funktioniert – das lag in erster Linie aber nicht an den drei hoch stehenden Verteidigern, sondern viel mehr am Verhalten der Spieler davor.

Dort fehlte es nämlich vor allem an der Bewegung und – sicher auch verursacht durch den vom Winter deutlich ramponierten Rasen – an der Passgenauigkeit. Zudem war das Spiel der Rieder durch seine extreme Linkslastigkeit recht vorhersehbar. Schreiner war nach vorne recht aktiv und Meilinger dadurch viel im Spiel, dazu orientierte sich Daniel Beichler aus dem Zentrum ebenso auf die linke Seite. Dilaver und Gorgon machten aber auch defensiv einen guten Job, die Rieder Zuspiele in die Mitte waren mit Masse schlecht – und der auf der rechten Seite komplett isolierte Stefan Lexa war überhaupt kein Faktor.

Dennoch hat die hohe Verteidigungslinie bei Ried ohne Zweifel eine Zukunft. Wenn man nicht gerade nach zehn Minuten in Rückstand gerät und einem die gegnerische Defensive mit aggressivem Positionsspiel den Platz und den Raum nimmt – was ja in der österreichischen Liga praktisch niemand macht (auch bei der Austria hatte man das in der Form eigentlich nicht gesehen) – und man nicht gerade auf teilgefrorenem Holper-Geläuft spielen muss, können die technisch beschlagenen Rieder Offensivkräfte der Konkurrenz fraglos mehr zusetzen als das in der Vergangenheit der Fall war.

3. – James Holland, der Nachfolger von Julian Baumgartlinger?

Natürlich kann man nach einem Spiel noch keine wirklichen Urteile über den Impact sagen, den ein neuer Spieler auf eine Mannschaft haben kann. Aber nach dem Abgang von Julian Baumgartlinger zu Mainz im vergangenen Sommer hatte die Austria im defensiven Mittelfeld durchaus ein Problem. Petr Hlinka ist ein Balleroberer, aber kein Spieleröffner, und Flo Mader kam von heute auf morgen zur Austria und musste sich während des Spielbetriebs auf eine neue Mannschaft und ein neues System gewöhnen – das war alles nicht optimal.

Der Australier James Holland, passenderweise aus der Ehrendivision gekommen, erinnert von seiner Spielweise her schon deutlich mehr an Baumgartlinger als das Mader tat. Er war im zentralen Duo mit Liendl zumeist derjenige, der etwas tiefer stand, verglichen mit seinem Nebenmann viel mehr deutete und mit Gesten organisierte. Aber auch derjenige mit dem geringeren Risiko im Passspiel.

Natürlich: Mit einem schnellen 1:0 gegen einen sehr hoch stehenden Gegner erforderte der Spielverlauf deutlich mehr Hollands Qualitäten im Spiel gegen den Ball – hier waren seine Zweikampfwerte zwar ausbaufähig, sein Stellungsspiel und sein Pressing aber waren sicher und durchdacht – und die Qualitäten im Halten des Balles. Holland spielte fast ausschließlich kurze Pässe, die den unmittelbaren Druck der Rieder ins Leere laufen ließen. Der Grat zum Alibi-Pass ist ein schmaler, keine Frage, aber wenn Holland am Ball war, musste man nie Angst vor einem billigen und potentiell gefährlichen Ballverlust haben.

Seine Qualitäten im Eröffnen des Spiels kann man erst nach Spielen beurteilen, in denen diese Qualitäten vom Australier auch wirklich gefragt sind. Dass er ein Spiel lesen kann und am Ball nicht dazu neigt, dumme Entscheidungen zu treffen, wurde aber schon deutlich. Genau wie sein Potential im Spiel nach vorne, denn das Tor zum 2:0, welches das Spiel endgültig entschied, wurde durch einen intelligenten Pass von Holland auf die linke Seite eingeleitet.

Fazit: Spektakulär war’s nicht, interessant schon

Auch, wenn der Rasen natürlich alles andere als optimal war und das Spiel im generellen Unterhaltungswert eine eher zähe Angelegenheit war, konnte man doch einige interessante Schlüsse daraus ziehen. Oder zumindest Andeutungen erkennen, in welche Richtung das Spiel der beiden Mannschaften nach der Winterpause tendiert.

Fix erscheint nach den Eindrücken dieser Partie, dass Roland Linz mit der Spielanlage der Austria unter Vastic und Schmid keine Rolle mehr spielt, weil sein Spielertyp nicht mehr im geringsten gefragt ist. Kienast ist in den letzten Jahren zu einem hervorragenden Stürmer geworden, bei dem man vor allem Laufbereitschaft und Spielintelligenz nicht unterschätzen darf. Und James Holland könnte sich im Zentrum als guter Griff erweisen.

Bei Ried wird man den Versuch mit der hohen Linie sicherlich nicht nach diesem einen Spiel, in dem das noch nicht nach Wunsch funktioniert hat, zu den Akten legen. Das grundsätzliche Vorhaben, auch gegen die Topteams eine aktivere Rolle einzunehmen, ist ein logischer Schritt, wenn man sich weiterhin im Spitzenfeld der Liga etablieren will.

Alle diese Aspekte und ihre weitere Entwicklung zu beobachten, könnte in einer durchaus unterhaltsamen Rückserie resultieren.

(phe)

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Die ’11-Besten https://ballverliebt.eu/2011/12/29/die-11-besten/ https://ballverliebt.eu/2011/12/29/die-11-besten/#comments Wed, 28 Dec 2011 23:02:28 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6279 Die ’11-Besten weiterlesen ]]> Das Jahr 2011 verlässt uns, aber die Erinnerungen an viele tolle Spiele aus den vergangenen zwölf Monaten wird uns natürlich bleiben. Darum gibt’s wie schon letztes Jahr noch mal die besten, interessantesten, richtungsweisendsten Spiele. Die Reihenfolge dieser elf Spiele aus 2011 ist natürlich willkürlich und nicht allzu eng zu sehen!

Platz 11 | Premier League | Chelsea – Liverpool 0:1

Chelsea-Liverpool 0:1

„Das sieht nach einem durchaus tauglichen Konzept aus, was Kenny Dalglish da mit seiner Dreierkette gefunden hat. Und Chelsea? Da könnte das Luxusproblem “Torres und Drogba und Anelka” zu einem tatsächlichen werden. Die Variante mit Drogba und Torres vorne und Anelka als Zehner dahinter war ein totaler Flop.“ – Die einen waren mit King Kenny auf der Bank auf dem Weg nach oben, zum Teil mit unüblichen Aufstellungsvarianten. Die anderen begannen zu erkennen, dass es vielleicht doch keine so einfach war, Torres sinnvoll einzubauen. Er verlor hier sein erstes Spiel im Chelsea-Dress ausgerechnet gegen sein altes Team. Süße Rache, nennt man so etwas wohl.

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Platz 10 | Asien-Cup | Japan – Syrien 2:1

Japan - Syrien 2:1

„In der offensiven Dreierreihe wird rochiert, was das Zeug hält. Da taucht Matsui schon mal auf der ganz anderen Seite auf, Kagawa in der Mitte oder gar als Sturmspitze, Honda mal zurückhängend, mal auf die Seiten, dann wieder ganz vorne. Fàbregas, Nasri, Rosický und Konsorten lassen grüßen. Und vorne macht Ryoichi Maeda, was bei Arsenal einen Robin van Persie ausmacht. Vom Toreschießen mal abgesehen.“ – Was der Italiener Alberto Zaccheroni aus den Japanern gemacht hat, war atemberaubend. Ein Tempo, eine Ballsicherheit eine Dominanz: Man war beim ganzen Asien-Cup, nicht nur im Gruppenspiel gegen Syrien, die mit sehr viel Abstand beste Mannschaft. Und wenn man etwas konsequenter im Ausnützen der Torchancen gewesen wäre, hätte das Arsenal Asiens nicht so sehr um den Titel zittern müssen.

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Platz 9 | Europa League | ZSKA Moskau – FC Porto 0:1

ZSKA Moskau - FC Porto 0:1

„Zwei der interessantesten Trainer Europas: Wunderkind André Villas-Boas vom FC Porto und der etwas schrullige Leonid Slutski von ZSKA Moskau. So unterschiedlich die beiden Trainer der zwei womöglich aufregendsten Mannschaften sind, die sich unter den letzten 16 der diesjährigen Europa League befinden, so ähnlich ist das Leistungsvermögen.“ – Auf dem Weg zum Sieg in der Europa League mit Porto bekam es André Villas-Boas im Achtelfinale mit einem ähnlich tollen Team und einem ganz anderen Trainer-Typen zu tun. Die beiden Mannschaften neutralisierten sich. Und wer weiß, womöglich wäre der Portugiese heute nicht Chelsea-Coach, hätte nicht Fredy Guarín das 1:0-Goldtor erzielt. In einem Spiel, das gezeigt hat, wie ähnlich sich so verschiedene Typen doch sein können.
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Platz 8 | Frauen-WM | USA – Brasilien 2:2 n.V., 5:3 i.E.

USA - Brasilien 2:2 n.V., 5:3 i.E.

„Kurioserweiser übernahmen die US-Amerikanerinnnen sofort wieder das Kommando. Mit der ganzen Wut über den harten Strafstoß samt Ausschluss und der überaus kleinlichen Entscheidung, den Elfer wiederholen zu lassen, drückten sie das brasilianische Team nun vor allem über die Flanken nach hinten.“ – Es war beileibe nicht das beste Spiel der Frauen-WM in Deutschland, dieses Viertelfinale. Im Gegenteil: Zwei hypernervöse Teams überboten sich lange in Fehlpässen. Aber die ganze Dramatik, die der Partie durch eine schreckliche Schiedsrichter-Leistung und dem US-Ausgleich in der 122. Minute eigen war, ließ sie doch zum zentralen Spiel des Turniers werden. Ein Spiel, in dem krass benachteiligte US-Girls Brasilien bestraften.
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Platz 7 | Europa League | SV Ried – Brøndby IF 2:0

SV Ried - Brøndby IF 2:0

„Weswegen Brøndby umso mehr schauen musste, über die Flügel nach vorne zu kommen. Damit hatte Ried das Ziel im Grunde erreicht: Die Mitte zwar offenlassen, aber keine Kreativität zulassen, das Spiel des Gegners so auf die Flügel zu verlagern, und dort den numerischen Vorteil ausspielen.“ – Zwar waren die Rieder letztlich die einzige österreichische Mannschaft, die sich nicht für die EL-Gruppenphase qualifizieren konnte, aber dennoch sind die Innviertler der große Gewinner des Jahres 2011. Nicht nur wegen des Cup-Siegs, sondern auch deshalb, weil man dank einer konsequent verfolgten Vereinsphilosophie auch den Abgang der halben Mannschaft verkraften konnte und zum zweiten Mal hintereinander Herbstmeister wurde. Weil sich eben nicht nur Brøndby am Rieder System die Zähne ausbiss.
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Platz 6 | EM-Qualifikation | Frankreich – Bosnien 1:1

Frankreich - Bosnien 1:1

„Was alles in einem irren Tempo geschah, weil der Spielplan der Bosnier in einem Guss funktionierte: Pressing, Ball erobern, blitzschnell umschalten und die freien Räume ausnützen. Die Franzosen wussten in der ersten Viertelstunde überhaupt nicht, wie ihnen geschah.“ – Bosnien ist die wohl beste Nationalmanschaft Europas, die bei der EM nicht dabei sein wird. Denn bevor Dzeko und Co. im Playoff gegen Portugal die Nerven verließen, spielten sie Frankreich komplett her und nur zwei Faktoren rettete den Bleus das Remis und die direkte Qualifikation: Eine Umstellung von Blanc und ein starker Nasri.
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Platz 5 | Deutsche Bundesliga | Bayern München – Borussia Dortmund 1:3

Bayern München - Borussia Dortmund 1:3

„Dortmund verfügt über ein hervorragendes Flügelspiel und nahm Ribéry und Robben ziemlich aus dem Spiel. Die beiden sahen sich, wann immer sie am Ball waren, sofort mit mindestens zwei Gegenspielern konfrontiert; oftmals sogar mit noch mehr. Das, und das für die Borussia so typische aggressive Pressing führte dazu, dass die Bayern nicht zu einem geordneten Spielaufbau kamen.“ – Die Bayern-Kapitel „Van Gaal“ endete als großes Missverständnis. Wirre Aufstellungs-Varianten, die Unfähigkeit, aus Fehlern zu lernen und natürlich atmosphärische Störungen führten zum vorzeitigen Ende. Und natürlich die brutale Überlegenheit von Dortmund, die sich vor allem im direkten Duell zeigte. Jürgen Klopp manövrierte seinen Kontrahenten auf jeder Position aus und machte damit im Titelrennen den Deckel drauf.
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Platz 4 | EM-Qualifikation | Aserbaidschan – Österreich 1:4

Aserbaidschan - Österreich 1:4

„Willi Ruttensteiner hatte es angekündigt, und er machte es auch wahr: Der Interims-Teamchef wollte vom ÖFB-Team beim Spiel in Aserbaidschan frühes Pressing sehen, er wollte die Gastgeber unter Druck setzen, sie gar nicht erst zur Entfaltung kommen lassen. Und tatsächlich: Die Spielanlage der Österreicher war gegenüber den letzten Spielen kaum noch wiederzuerkennen.“ – Kaum war Constantini nicht mehr Teamchef, war sofort zu erkennen, was für ein Potential wirklich in der Mannschaft steckt. Ja, es war „nur“ Aserbaidschan, aber jeder Spieler machte den Eindruck, genau zu wissen, welche Aufgabe er genau hat. So machte vor allem die Art und Weise des Spiels beim 4:1 in Baku Freude.
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Platz 3 | La Liga, Copa del Rey, Champions League | Der Clásico-Vierteiler

1:1-Remis, 1:0 n.V. Real, 2:0 Barça, 1:1-Remis

„Real ging viel aggressiver zu Werke als beim 1:1 am Wochenende, störte deutlich früher, presste auf den Gegner und stand teilweise verteufelt hoch – die Mittelfeldreihe machte sich genau dort breit, wo Barcelona eigentlich das eigene Spiel aufziehen wollte. So kamen die Katalanen kaum wirklich dazu und Real war gut im Spiel.“ – Groß war die Vorfreude auf vier Clásicos in nur 17 Tagen, aber nachdem die letzte Schlacht geschlagen war, blieben im Rückspiegel vor allem Härteeinlagen in Erinnerung. Und nach den Titeln in Liga und Champions League ein Punktsieg für Barcelona. Nach den Spielen am 16. April (1:1 in Madrid in der Liga), am 20. April (1:0 n.V. für Real im Cupfinale), am 27. April (2:0 für Barça im CL-Semi-Hinspiel in Madrid) und am 3. Mai (1:1 in Barcelona im CL-Semi-Rückspiel).
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Platz 2 | Copa América | Uruguay – Chile 1:1

Uruguay - Chile 1:1

„Und in dieser Tonart ging es weiter: Chile spielte nun Rambazamba-Fußball wie in besten Bielsa-Tagen, zudem kam mit Paredes statt dem müder werdenden Suazo noch ein frischer Mann. Die Chilenen spielten sich in einen Rausch, in dem Uruguay unterzugehen drohte.“ – Die Copa América wurde zum Triumph für Uruguay, aber eine Mannschaft setzte der Celeste schon in der Gruppe ganz extrem zu: Chile! Jenes Team, dass unter Claudio Borghis Vorgänger Marcelo Bielsa bei der WM für tollen Offensivfußball stand, zeigte in diesem grandiosen Spiel ein Feuerwerk. Das mit Abstand beste Spiel einer eher enttäuschenden Copa. Weil Chile weiterhin ein Team zum Verlieben ist.
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Platz 1 | La Liga | FC Barcelona – Villarreal CF 5:0

FC Barcelona - Villarreal CF 5:0

„Weil es dank des Verzichts auf eine nominelle Abwehr mehr Ballverteiler gibt, weil die Breite dennoch gegeben ist, und weil Messi und Fàbregas jetzt schon zuweilen miteinander harmonieren, als spielten sie schon seit Jahren zusammen. Pep Guardiola ist gerade dabei, die Pyramide mit diesem 3-3-4-ähnlichen System wieder zurückzudrehen. Womit er potentiell ein neues Kapitel der Fußballgeschichte aufschlägt.“ – Im Grunde war es „nur“ ein Liga-Spiel. Aber was Barcelona hier spielte, war ein Blick in eine mögliche Zukunft. Ob es ein Modell für die ganze Fußball-Welt ist oder nur für eine Mannschaft von der Qualität Barças, ist eine andere Frage. Aber Villarreal war tatsächlich nicht die letzte Mannschaft, die dieser Formations-Variante rein gar nichts entgegensetzen konnte. Weil Barcelona damit noch stärker aussieht als vorher.

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Das Team von Ballverliebt bedankt sich für das Interesse im Jahr 2011 und wir würden uns freuen, wenn ihr unsere Analysen auch im Jahr 2012 fleißig lest. Ein gutes neues Jahr euch allen!

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Ried kann’s auch mit Viererkette – 0:0 gegen Eindhoven! https://ballverliebt.eu/2011/08/18/ried-kanns-auch-mit-viererkette-00-gegen-eindhoven/ https://ballverliebt.eu/2011/08/18/ried-kanns-auch-mit-viererkette-00-gegen-eindhoven/#comments Thu, 18 Aug 2011 21:36:31 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5542 Ried kann’s auch mit Viererkette – 0:0 gegen Eindhoven! weiterlesen ]]> Kapitän Glasner nach seiner Not-OP out, Mader zur Austria gewechselt – und doch holt Ried mit dem 0:0 gegen PSV Eindhoven das nächste tolle internationale Resultat! In einem Spiel, in dem Paul Gludovatz vom 3-3-3-1 abrückte, um gegen den Drei-Mann-Sturm und die holländische Windmühle im Zentrum gerüstet zu sein.

SV Ried - PSV Eindhoven 0:0

Was macht man, wenn man sich einem Drei-Mann-Sturm holländischem Format gegenüber sieht? Wenn man, wie Ried, üblicherweise mit einer Dreier-Abwehrkette agiert, bietet sich eine Umstellung auf Viererkette an – um wieder den einen Mann mehr zu haben, den man als Dreierkette gegen einen Zwei-Mann-Sturm hat. Das macht Paul Gludovatz gegen die Ein/Drei-Mann-Angriffsformationen in der heimischen Liga nicht, weil da die Gegnerschaft nicht um Klassen besser ist als die Innviertler.

Striktes Defensiv-Konzept

Gegen den PSV Eindhoven befand Gludovatz das aber sehr wohl als notwendig, denn die Holländer sind zwar längst kein aboluter internationaler Spitzenverein mehr, aber als Top-Team der Eredivisie dennoch klar über Ried zu stellen. So ging der Ried-Coach erstmals seit etwas mehr als einem Jahr – einem 0:3 gegen Sturm – vom 3-3-3-1 als Startformation ab und schickte ein 4-2-3-1 auf das Feld. Wobei sich der Sechser Hadzic, wie im modernen Fußball üblich, immer wieder zwischen die Innenverteidiger Reifeltshammer und Karner fallen ließ, während sich Ziegl als Achter wann immer möglich nach vorne mit einschaltete.

Um die PSV-Außenstürmer kümmerten sich vornehmlich Riegler (um Lens) und Hinum (um Mertens). Die beiden waren dadurch sehr viel in der Defensive gebunden und wurden von ihren Gegenspielern nicht selten relativ weit in die Mitte gezogen, bis auf zwei, drei Situationen konnten die beiden aber einigermaßen ruhig gehalten werden. Was für Mittelstürmer Ola Toivonen hieß, dass er sich tendenziell eher zurückfallen lassen musste, um Bälle zu sehen – das macht ihm aber nichts, das muss er in der schwedischen Nationalmannschaft als hängende Spitze hinter Ibrahimovic genauso machen.

Hier war Hadzic allerdings sehr umsichtig und die Innenverteidiger ließen sich kaum einmal aus der Position ziehen. Ein größeres Problem waren da schon eher die aufrückenden Außenverteidiger der Holländer. Sobald diese Lexa bzw. Royer überwunden hatten, konnten sie unbedrängt durchgehen – im normalen Rieder System steht da sonst gleich mal der Wing-Back als nächste Instanz da.

Eindhovener Windmühle im Zentrum

Was auf den Außenbahnen von PSV ablief, passierte grundsätlich recht schematisch und immer sehr ähnlich. Womit die Holländer Ried aber so richtig verwirrten, war die sich ständig drehende Windmühle der drei zentralen Spieler von Eindhoven – das ständige Rochieren von Strootman, Ojo und Wijnaldum hebelte den numerischen Gleichstand, der mit 3-gegen-3 um den Mittelkreis eigentlich herrschte, komplett aus.

Gegen den Ball (was bei 75% Ballbesitz in Hälfte eins kaum einmal vorkam) orientierten sich die drei sofort gegen den Mann, im Spielaufbau wurde rochiert, was das Zeug hält. So hatten die Gäste das Spiel relativ problemlos unter Kontrolle und setzten sich schnell in der Rieder Hälfte fest, doch gemessen an der Überlegenheit an Spielanteilen kam dabei relativ wenig dabei heraus: Gebauer musste zwei-, dreimal eingreifen, einmal hatte Ried bei einem verpassten Stanglpass Glück; aber die Null stand.

Einrücken ohne Hinterlaufen

Lexa und Royer ziehen normalerweise relativ früh nach innen und lassen sich von den aufrückenden Wing-Backs hinterlaufen – so entsteht im 3-3-3-1 die so gut funktionierende Überzahl auf den Flügeln. Im 4-2-3-1 gegen Eindhoven rückten die beiden Rieder Außen zwar genauso nach innen, aber es fehlte an den aufrückenden Außenverteidigern, die den freien Raum hätten nützen können.

So blieben Standardsituationen, aus denen die Innviertler vor allem gegen Ende der ersten Hälfte gefährlich wurden, und Daniel Royer. Der kleine Blondschopf konnte, anders als der etwas überforderte Hammerer und der viel defensiv geforderte Nacho, den Ball immer wieder ganz gut behaupten und suchte auch den Abschluss. In die Kabinen ging es aber ohne Tore auf beiden Seiten.

Umklammerung lässt nach

Nach dem Seitenwechsel gelang es den Rieder zunehmend besser, die Flügel unter ihre Kontrolle zu bringen. Die Außenstürmer der Holländer konnten Karner und Hinum nun nicht mehr wie zuvor in die Mitte zeihen, auch weil Lexa und Royer nun etwas mehr nach hinten arbeiteten. Zudem wurde das holländische Dreigestirn im Zentrum vor allem von Hadzic und Nacho nun deutlich mehr unter Druck gesetzt, die Windmühle also praktisch zum Stillstand gebracht.

So löste sich die Umklammerung, in der die Rieder vor der Pause noch waren, immer mehr und Gebauer musste in der kompletten zweiten Halbzeit nur noch dreimal eingreifen – ansonsten hing Toivonen komplett in der Luft und auch seine Ausflüge in tiefere Gefilde waren mangels Unterstützung aus der Mittelfeld nicht von Erfolg gekrönt.

Mehr Präsenz, mehr Kräfte

Für die Rieder war es kein Nachteil, dass Hammerer kurz nach der Pause verletzt vom Platz musste. Einen Gegner vom Kaliber eines PSV Eindhoven hatte der Bursche noch nie, das mekte man – und Casanova, der für Hammerer eingewechselt wurde, zeigte in der Spitze mehr Präsenz und war eher in der Lage, auch mal Bälle zu halten, bis Mitspieler nachgerückt waren.

Hinzu kam noch, dass die Rieder – und das war schon im Rückspiel bei Brøndby deutlich sichtbar geworden – konditionell in einer unglaublichen Verfassung sind. Ließen die Kräfte bei Eindhoven, je länger das Spiel ging, immer deutlicher nach, waren körperliche Verschleißerscheinungen bei den Innviertlern kaum auszumachen. So konnte der Cupsieger in der Schlussphase sogar noch in einem Maße aufdrehen, dass sie vor dem Schlusspfiff einem eventuellen Siegtreffer sogar näher waren.

Fazit: Umstellungen zahlten sich aus

In der ersten Halbzeit war es den Riedern deutlich anzumerken, dass sie es überhaupt nicht gewohnt sind, hinten mit Viererkette zu spielen – defensiv stand man gegen die drei Stürmer zwar zumeist recht ordentlich, aber die andere Raumaufteilung wirkt sich natürlich auch auf das restliche Spielfeld aus. Dazu muss man natürlich erwähnen, dass die individuelle Klasse bei Eindhoven deutlich höher ist als in der heimischen Liga und auch über jene von Brøndby zu stellen ist.

Vor allem der Druck über die Flügel fehlte komplett, dafür war es gegen das vor allem vor der Pause unglaublich rochierende Zentrum der Holländer absolut notwendig, mehr Manpower als beim 3-3-3-1 im und um den Mittelkreis zu haben. Das wirkte sich nach der Pause immer positivier aus, je mehr die Kraftvorteile bei den Riedern zum Vorschein kamen.

Letztlich haben sich die Innviertler gegen einen übermächtig scheinenden Gegner wieder mit Hirnschmalz, guten Adjustierungen in der Halbzeit und extremer Kondition das Unentschieden redlich verdient. Und das alles, wohlgemerkt, ohne Glasner und ohne Mader. Und mit einem Defensiv-Sextett, das im Schnitt nur 21,8 Jahre alt ist!

(phe)

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Ballverliebt Classics: Drei Wochen im Juli https://ballverliebt.eu/2011/07/27/ballverliebt-classics-drei-wochen-im-juli/ https://ballverliebt.eu/2011/07/27/ballverliebt-classics-drei-wochen-im-juli/#comments Wed, 27 Jul 2011 21:24:08 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5427 Ballverliebt Classics: Drei Wochen im Juli weiterlesen ]]> Es war der größte Erfolg einer österreichischen Auswahlmannschaft seit 1954 – der Semifinal-Einzug der U20 bei der Weltmeisterschaft 2007 in Kanada – der ein Jahr vor der Heim-EM die Hoffnung belebte. Und tatsächlich sind viele aus der damaligen Mannschaft aus der rot-weiß-roten Fußball-Landschaft nicht mehr wegzudenken.

Stammformation des ÖFB-Teams in Kanada 2007

Zur Einstimmung knallte die von Teamchef Paul Gludovatz und Co Gerhard Schweitzer trainierte Mannschaft ausgerechnet Ried in einem Testspiel mit 6:1 vom Platz. Nachdem der Semifinal-Einzug bei der U19-EM in Polen im Jahr davor die Teilnahme fixiert hatte, ging es ambitioniert, aber ohne übertriebene Erwartungshaltung nach Nordamerika. In einer Gruppe mit Geheimfavorit Chile, Gastgeber Kanada – und Afrikameister Congo.

Gemischte Gefühle nach dem Auftakt

Österreich - Kongo 1:1

Gegen die Afrikaner schickte Gludovatz gleich jene Formation aufs Feld von Edmonton, die auch den Grundstock des weiteren Turnierverlaufs bestreiten sollte. Ein 4-2-3-1 mit Kapitän Prödl und Madl hinten, Panny und Raswalder auf den Seiten, Stanislaw als Sechser, Kavlak als Achter, Junuzovic als Zehner, Harnik auf dem rechten und Hackmair auf dem linken Flügel – und einer Solospitze. Und Jimmy Hoffer setzte mit seinem Tor in der 7. Minute auch gleich den Ton für den weiteren Turnierverlauf

Vor allem der Schachzug, Veli Kavlak hinter Junuzovic aus der Tiefe kommen zu lassen, sollte sich im Turnierverlauf als Goldgriff erweisen. Delvin Ndinga, heute beim AJ Auxerre einer der teuersten Sechser der französischen Liga, war nicht der letzte, der mit den beiden Probleme bekam. Das ÖFB-Team schnürte den Gegner massiv in dessen Hälfte ein.

Dennoch war man im rot-weiß-roten Lager nach dem Auftakt enttäuscht: Ibara – der vor allem nach der Pause immer wieder gut den Platz hinter Harnik nützte – sorgte nach einer Stunde per Strafstoß für den Ausgleich zum 1:1, den körperliche Rückfall nach der Pause erklärte Gludovatz mit fehlenden Möglichkeiten in der Vorbereitung: „Man sieht, dass zwei Kurzlehrgänge da nicht reichen!“

Dennoch hätte es noch den Sieg geben müssen: Erst wurde ein Foul an Hoffer nicht mit dem fälligen Elfmeter geahndet, in der Nachspielzeit schafften es drei alleine auf das Tor zustürmende Österreicher nicht, den Ball im Kasten unterzubringen – zumindest nicht, ehe der Referee ein Foul am Torwart gegeben hatte.

Als Zweiter ins Achtelfinale

Weil der Gastgeber im Parallelspiel gegen Chile mit 0:3 chancenlos war, stand er im Spiel gegen Österreich schon mächtig unter Druck. Das ÖFB-Team seinerseits wusste aber: Mit einem Sieg sähe es für das Achtelfinale schon sehr gut aus. Paul Gludovatz stellte für dieses Spiel um: Er ließ – zum einzigen Mal im ganzen Turnier – vorne Hoffer und Okotie gemeinsam starten, dafür wurde im Mittelfeld Harnik geopfert, Kavlak auf die rechte Seite gestellt und mit Stanislaw gab’s nur einen Sechser.

Österreich - Kanada 1:0

Es wurde eine Hitzeschlacht, in der die Österreicher schnell das Kommando übernahmen, gegen den mit dem Rücken zur Wand stehenden Gastgeber gelang es aber zunächst nicht, diese Überlegenheit auch in Tore umzumünzen. Erst unmittelbar nach der Pause wurde Asmir Begovic – heute der National-Torwart von Bosnien – bezwungen: Ein Okotie-Kopfball nach einer Ecke sorgte für die verdiente Führung in der 48. Minute.

Was wichtig war, denn wie schon gegen den Kongo schwanden auch in diesem Spiel nach einer Stunde die Kräfte. Nachdem die Kanadier Lukse, der in der Torhüter-Rotation diesmal den Zuschlag bekommen hatte, aber nicht mehr überwinden konnten, war der Achtelfinaleinzug nach dem 1:0-Sieg so gut wie fixiert – nur noch eine Niederlage gegen Chile und eine Reihe von Sensationsergebnisn in den anderen Gruppen (wie ein Sieg von Jordanien gegen Spanien) hätten das verhindern können.

Österreich - Chile 0:0

Weil sich derlei Spekulationen schon am Tag nach dem Kanada-Spiel endgültig erledigt hatten, konnte man schon als fixer Achtelfinalist in das letzte Gruppenspiel gegen Chile (u.a. mit Mauricio Isla und Arturo Vidal) gehen – es ging „nur noch“ um den Sieg der Gruppe A.

Und entgegen den Befürchtungen, der Turnier-Mitfavorit – die U20 von Chile spielte schon einige Monate, bevor Marcelo Bielsa die A-Mannschaft übernahm uns sein 3-4-3 perfektionierte, ein ebensolches – würde Österreich überfahren, spielte das ÖFB-Team ordentlich mit und verdiente sich den Punkte, den es für das 0:0 gab, redlich. Vor allem Junuzovic und Harnik machten eine durchaus ansehnliche Partie – so ansehnlich, dass sich der sonst ja eher nüchterne Paul Gludovatz zu öffentlichen Lobeshymnen hinreißen ließ.

So beendete man die Gruppenphase ungeschlagen auf dem zweiten Platz hinter Chile – dass es nicht zum Sieg gereicht hat, muss nicht mal ein Nachteil gewesen sein. Denn so ersparte man sich im Achtelfinale jene Portugiesen (mit dem späteren WM-Star und Neo-Galaktischen Fabio Coentrão), die Chile mit 1:0 schlug.

Achtelfinale: Unnötigers Zittern gegen Gambia

Stattdessen ging es von Toronto, wo die Chile-Partie stattfand, wieder zurück nach Edmonton, gegen Gambia. Die Afrikaner hatten in der Gruppe eben Portugal hinter sich gelassen, mussten aber auf den gesperrten Kapitän, Innenverteidiger Ken Jammeh, verzichten.

Österreich - Gambia 2:1

Und zunächst sah es auch ganz danach aus, als sollte Österreich einen ungefährdenten Sieg einfahren können. Vor allem Harnik und Kavlak sorgten für mächtig Wirbel in der gambischen Defensive: Harnik war der auffälligste Mann den Spiels, nützte jede sich bietende Gelegenheit um nach vorne zu preschen und machte seinen Gegenspieler Pierre Gomez immer wieder lächerlich. Alleine die Torgefahr fehlte so ein wenig.

Veli Kavlak war auf seine Position vom Kongo-Spiel zurück – nämlich auf die Acht, halbrechts hinter Junuzovic. Mit seiner Präsenz aus der Tiefe kam Gambia überhaupt nicht zurecht und so sammelten sich fleißig gelbe Karten nach Fouls an Kavlak an; kurz vor der Pause sah Jaiteh seine zweite – und flog somit vom Platz. Die Überzahl, verbunden mit dem Kopfballtor von Prödl zum 1:0, ließ das Viertelfinale schon mit anderthalb Beinen erreicht erscheinen.

Alleine, das war es natürlich nicht. Gambia-Teamchef Paul Johnson zog Mendy zurück und ließ ihn als Libero spielen, dafür rückte Bojang bei Bedarf ins Mittelfeld auf, um das von Jaiteh gerissene Loch zu stopfen. Gambia gab im Grunde die Zentrale auf, konzentrierte sich auf die Flügel und darauf, vorne immer anspielbare Optionen zu haben – was Wirkung zeigte.

Der schwer gelb-rot-gefährdete Madl musste von Gludovatz per Auswechslung geschützt werden, der in der Luft liegende und hochverdiente Ausgleich fiel in der 69. Minute aber dennoch – nach einem eher peinlichen Rettungsversuch des zurückgeeilten Martin Harnik, der ausgerechnet seinem lange Zeit eher bemitleidenswerten Gegenspieler Pierre Gomez den Ball genau in die Füße spielte. Die Strafe von Gludovatz folgte prompt: Harnik wurde augenblicklich ausgewechselt.

Mit dem für den Beute-Österreicher gekommenen Hoffer gab es eine zweite Anspielstation vorne – vor allem aber wurde Bojang wieder hinten gebunden, womit jenes Loch im Mittelfeld, das zuvor völlig ungenützt blieb, endlich schlagend wurde. Nur wenige Minuten nach seiner Einwechslung schoss Hoffer zum 2:1 ein. Was alle zu Jubelstürmen veranlasste, nur Paul Gludovatz nicht. „Oans miasst’s nu schiaßen, habt’s g’hört!?“, fuhr er die Spielertraube vor ihm an.

Mussten sie nicht mehr – das 2:1 hatte bis zum Schluss bestand.

Viertelfinale: Harnik zeigt bei US-Boys Wirkung – mit Verspätung

Österreich - USA 2:1 n.V.

Die Amerikaner hatten in der Gruppe Brasilien (mit Pato, Marcelo, Jô und Renato Augusto) geschlagen und im Achtelfinale Uruguay (mit Luis Suárez und Edinson Cavani) eliminiert, hatte zudem quasi Heimvorteil. Darum galt das US-Team im Viertelfinale als recht klarer Favorit und nach der Zitterpartie gegen Gambia wurde in der Heimat ein Weiterkommen gegen die Amerikaner auch nicht wirklich erwartet.

Gludovatz beließ Harnik, trotz seiner starken Partie gegen Gambia, nach seinem beinahe verhängnisvollen Fehler auf der Bank und ließ dafür Bernhard Morgenthaler auflaufen, Hackmair ging auf die rechte Harnik-Seite. Mit dem Effekt, dass diese komplett tot war, auch über Morgenthaler nichts ging und Junuzovic von Szetala und Michael Bradley neutralisierte wurde. Andererseits musste Kavlak wegen der Bedrohung, die von Freddy Adu ausging, relativ weit hinten stehen.

Die US-Boys überrannten Österreich aber vor allem über die Seiten, weil sie dort defensiv überhaupt nichts zu tun hatten und führten nach einem Tor von Jozy Altidore hochverdient mit 1:0, als Gludovatz in Minute 37 reagierte und Harnik doch brachte. Morgenthaler ging raus, Hackmair auf links und Harnik gab nun über rechts Gas. Mit Erfolg, die US-Abwehr fing beinahe augenblicklich zu wackeln an, sobald sie ein wenig gefordert war, und Chris Seitz im Tor hatte im Dauerregen arge Probleme, den Ball zu fangen. In der 39. Minute wurde ihn von Harnik nach einem Abpraller noch (sinngemäß) das halbe Gebiss aus dem Mund geschossen, zwei Minuten vor der Pause nützte Okotie einen weiteren Seitz-Patzer zum 1:1.

Nach der Pause hatte Österreich das Geschehen dann ziemlich sicher im Griff und man kam auch zu zwei Topchancen zum Führungstreffer, ansonsten hielt das US-Team in erster Linie mit Härte dagegen, was einige gelbe Karten zur Folge hatte – fünf Stück sammelten sie alleine in der zweiten Hälfte. Die Amerikaner retteten sich so in die Verlängerung, wo die vielen Verwarnungen in der 104. Minute den beinahe unvermeidlichen Effekt hatten, dass dann doch einer runter musste – Linksverteidiger Wallace hatte es erwischt, nach einem Foul an (natürlich) Harnik.

Kurz zuvor war wiederum Jimmy Hoffer gekommen, diesmal für Junuzovic, Kavlak verblieb als Kreativspieler im Zentrum. Und wieder stach der Joker Jimmy: Nachdem die US-Abwehr einen Freistoß nicht hatte klären können, drückte Hoffer den Ball über die Linie. Somit war das Team aus den Staaten eliminiert und Österreich unglaublicherweise unter den letzten Vier – nachdem vor dem Turnier das Achtelfinale als schöner Erfolg gesehen und selbst das Viertelfinale nur von kühnen Optimisten angedacht worden war.

Semifinale: Schnelles Ende gegen Tschechien

Im Halbfinale gegen die Tschechein allerdings war Paul Gludovatz zu groben Umbaumaßnahmen gezwungen, weil mit Madl und Stanislaw zwei absolute defensive Stützen gelbgesperrt waren – und dazu kam noch der Schock um Thomas Panny. Der Rechtsverteidiger von der Admira, der ein richtig starkes Turnier gespielt hatte, brach sich im Training das Wadenbein. Eine Verletzung, die seine viel versprechende Karriere letztlich beendet hat, denn Panny konnte nach der Heilung nie mehr im Profifußball Fuß fassen.

Tschechien - Österreich 2:0

Die Tschechen, die im Viertelfinale Spanien im Penalty-Shoot-Out eliminiert hatten, nützten die Schwächen der nicht eingespielten neu formierte österreichische Defensive sofort aus und lagen nach 15 Minuten durch Tore von Micola (Zaglmair hatte einen auf’s Tor gezirkelten Freistoß aus spitzem Winkel prallen lassen) und Fenin (nach Stanglpass von links) schon 2:0 in Führung. Was letztlich auch schon die Entscheidung war.

Vor allem bei Flankenbällen in den Strafraum brannte es ein ums andere Mal lichterloh. Nach dem 2:0 lösten die Tschechen dann den Würgegriff etwas und man ließ das ÖFB-Team ein wenig gewährlich, es entstand aber nie der Eindruck, Österreich hätte wirklich einen Chance. Die Tschechen dominierten weiterhin den Ballbesitz (bei ca. 60%) und verhinderten mit konsequentem Pressing im Mittelfeld, dass sich Österreich entfalten hätte können.

Für die zweite Hälfte beerbte Junuzovic dann Harnik, aber auch der gerade vom gecrashten GAK zu Austria Kärnten gewechselte Zehner konnte auf der rechten Seite postiert nicht für die entscheidenden Akzente sorgen. Im Gegenteil: Die Tschechen blieben konsequenter im Zweikampf, körperlich robuster und präsentierten sich als kompakteres Team. Die letzten 75 Minuten dieses Semifinals waren im Grunde genommen ein Non-Contest, das Juli-Märchen hatte ein Ende.

0:1 trotz starker Leistung zum Abschied

Chile - Österreich 1:0

Zum Abschluss des Turniers ging es drei Wochen nach dem noch nicht allzu viel beachteten Start gegen Kongo im Spiel um den dritten Platz ein zweites Mal in diesem Turnier gegen die Mannschaft aus Chile – und es war praktisch nur Torhüter Christopher Toselli, der einen klaren Sieg des ÖFB-Teams verhinderte.

Der Hintergrund war klar: Während Österreich deutlich mehr erreicht hatte als erwartet und im Halbfinale gegen Tschechien ohne Wenn und Aber chancenlos war, fühlten sich die Chilenen in ihrem Semifinal-Spiel gegen Argentinien vom deutschen Referee Stark betrogen. Dieser hatte sieben Chilenen verwarnt und zwei vom Platz gestellt und musste nach dem argentinischen 3:0-Sieg unter Polizeischutz das Spielfeld verlassen, danach gab es noch heftige Zusammenstöße zwischen chilenischen Spielern und der Polizei, die sogar in kurzfristigen Festnahmen einiger Spieler gemündet hatten.

Im kleinen Finale, dem Vorspiel zum großen Endspiel (das Argentinien mit Agüero, Banega und Romero, dazu saß Angel di María auf der Bank, gegen die Tschechen mit 2:1 gewann) hatte Österreich deutlich mehr Lust auf Fußball, letztlich blieb das Tor von Hans Martínez quasi mit dem Halbzeitpfiff aber das einzige des Spiels – obwohl das ÖFB-Team Chancen für drei Spiele vorfand. Nach dem 0:1 war Österreich Vierter, und das mit lediglich fünf Toren in sieben Spielen – allesamt von Okotie (2) und Hoffer (3) erzielt.

Nachwirkungen

Aus einer „Schön, dass die dabei sind“-Stimmung wurde innerhalb von drei Wochen einer der größten Hypes, die Fußball-Österreich seit dem unsäglichen Córdoba-Spiel gesehen hatte. Schlüsselspiel war dabei das Viertelfinale gegen die USA, das – anders als die anderen – mit einer moderaten Anstoßzeit (20.15 Uhr) an einem Samstag Abend mit einer Live-Übertragung im ORF absolute Traumquoten erziele und dieses Team mit einer großartigen vor allem kämpferischen Leistung erst so richtig in das öffentliche Bewusstsein schoss.

Waren in der Vorrunde Anstoßzeiten zu nachtschlafender Zeit (1.45 Uhr gegen Kongo und Kanada, 2.00 Uhr gegen Chile) und die Aussicht auf ein von Wolfgang Koczi kommentiertes Spiel auf TW1 noch eher abschreckend, küsste das U20-Team ab der zweiten Woche den ein Jahr vor der Heim-EM auf dahinsiechenden und auf dem stimmungsmäßigen Tiefpunkt angelangten österreichischen Fußball (die unglaublichen Entgleisungen der Rapid-Fans gegenüber Ivanschitz beim Länderspiel in Schottland waren gerade einen Monat her) so richtig wach.

Sowohl für die Spieler als auch für den Teamchef bedeutete der Halbfinal-Einzug bei der WM einen Karriere-Kickstart. Paul Gludovatz, zuvor als Junioren-Teamchef und Trainer-Ausbildner beim ÖFB in der Öffentlichkeit völlig unbekannt, war plötzlich ein Star. Exakt ein Jahr nach dem Turnier übernahm er mit Ried als 62-Jähriger erstmals einen Bundesliga-Klub und führte den Provinz-Klub mit seinem 3-3-3-1  in ungeahnte Höhen.

Auch die meisten Spieler der Stammformation schafften es – lediglich Siegi Rasswalder und die Torhüter fielen durch den Rost; Thomas Panny und Peter Hackmair wurden ihre Karrieren von Verletzungen verbaut. Alle anderen sind aber (zumindest) zu absoluten Stammkräften in der Bundesliga geworden. Auffällig aber auch, dass aus der zweiten Reihe die meisten keine große Karriere machten.

Dennoch: Im Nachhinein war das Turnier nicht nur für eine unglaubliche Quote von zehn Spielern (Suttner und Simkovic muss man noch dazurechnen) ein nachhaltiger Erfolg, sondern er rückte vor allem das Bewusstsein für die Wichtigkeit und auch die Erfolgschancen bei internationalen Jugend-Turnieren sehr viel weiter in das öffentliche Bewusstsein, als das vorher der Fall gewesen war. Lediglich für die damalige U19 kam der Erfolgslauf der 20er zu einem etwas doofen Zeitpunkt – so fiel die zeitgleiche Heim-EM von Baumgartlinger, Arnautovic, Beichler und Walch etwas unter den Tisch. Das Team schied übrigens in der Vorrunde aus.

Das Personal…

Tor: Bartolomej Kuru (20, Austria), Andreas Lukse (19, Rapid), Michael Zaglmair (19, LASK). Abwehr: Daniel Gramann (20, Hartberg), Michael Madl (19, Austria), Thomas Panny (20, Admira), Thomas Pirker (20, FC Kärnten), Sebastian Prödl (20, Sturm), Siegfried Rasswalder (20, Leoben), Markus Suttner (20, Austria). Mittelfeld: Ingo Enzenberger (19, Salzburg), Peter Hackmair (20, Ried), Thomas Hinum (19, Schwanenstadt), Zlatko Junuzovic (19, GAK), Veli Kavlak (18, Rapid), Bernhard Morgenthaler (20, Admira), Tomas Simkovic (20, Austria), Michael Stanislaw (20, Schwanenstadt). Angriff: Martin Harnik (20, Bremen), Erwin Hoffer (20, Rapid), Rubin Okotie (20, Austria). Teamchef: Paul Gludovatz (61). Co-Trainer: Gerhard Schweitzer (44). Torwart-Trainer: Manfred Kohlbacher (59).

(phe)

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Bundesliga-Vorschau: Der Titel wird auf den Flügeln entschieden… https://ballverliebt.eu/2011/07/22/bundesliga-vorschau-der-titel-wird-auf-den-flugeln-entschieden/ https://ballverliebt.eu/2011/07/22/bundesliga-vorschau-der-titel-wird-auf-den-flugeln-entschieden/#comments Fri, 22 Jul 2011 11:39:30 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5391 Bundesliga-Vorschau: Der Titel wird auf den Flügeln entschieden… weiterlesen ]]> …oder an dessen geschicktester Umgehung. Ballverliebt nimmt die fünf Top-Teams der österreichischen Bundesliga unter die Lupe – die Flügelteams Sturm, Salzburg und Ried, das Zentrums-Team Austria. Und die Mannschaft von Rapid, die wohl die interessanteste der neuen Saison wird.

Was wird das Erfolgsrezept 2011/12?

Sportlich ist in die „Großen 4“ zuletzt das Team aus Ried dazugestoßen – die Innviertler ließen Rapid hinter sich, holten den Cup und schicken sich auch dieses Jahr an, im Konzert des Führungsquartetts mitzuspielen. Es ist Geschmackssache, ob man die Spitzenteams nun als „Große 5“ oder als „Große 4 plus Ried“ bezeichnet – in diese Vorschau jener Teams, die um die internationalen Plätze kämpfen, gehört Ried zweifellos dazu.

Red Bull bekommt Flügel

Salzburg unter Ricardo Moniz

Der Topfavorit auf den Meisterteller ist sicher das Team aus Salzburg. Was sich in den paar Spielen, die Ricardo Moniz am Ende der letzten Saison am Ruder war, angedeutet hatte, wird in der neuen Spielzeit konsequent verfeinert: Positiver Fußball ist angesagt, mit voller Konzentration auf die Flügel.

Moniz stellt sein Team in einem, wie es so schön heißt, holländischen 4-3-3 auf, ähnlich wie 2008/09 unter Co Adriaanse. War damals das Angriffsspiel auf Janko ausgerichtet war, so ist es das Anno 2011 auf den Brasilianer Alan, der von Huub Stevens sträflich vernachlässigt wurde aufblüht, seit Moniz ihm das Vertrauen schenkt.

Das Rezept der Bullen ist nicht allzu kompliziert: Die Spieler auf den Halbpositionen im Mittelfeld (Leitgeb und Cziommer) legen den Ball auf die Außenstürmer, diese flanken ins Zentrum auf Alan. Die offensichtliche (und kurzsichtichte) Möglichkeit, das zu verteidigen, ist die Konzentration auf Alan – aber der ist technisch so beschlagen, dass kein Verteidiger dieser Liga ihn über 90 Minuten ausschalten kann, wenn permanent die flachen (!) Flaken auf ihn zufliegen.

Es gibt grundsätzlich zwei Wege, das sinnvoll zu verteidigen: Entweder, die Außenverteidiger konzentrieren sich auf die Bullen-Flügel – worduch aber das eigene Angriffsspiel gelähmt wird. Oder man lässt die Pässe von Cziommer und Leitgeb gar nicht erst zu. Das wird, so wie die anderen Teams aufgestellt sind, die Variante sein, mit der es die Gegner wohl eher versuchen werden.

Was wiederum mehr Verantwortung für die Außenverteidiger der Bullen schafft: Denn, wie in einem holländischen 4-3-3 üblich, rücken diese zwar auf, sind aber nicht pirmär dafür vorgesehen, die Flügelstürmer zu hinterlaufen und selbst zur Grundlinie durchzugehen. So oder so, der Schlüsssel zum Erfolg bei Salzburg liegt ganz massiv auf den Flügeln – sicherlich ein Grund, warum man sich mit Leonardo einen Spieler geholt hat, der dieses System in- und auswendig kennt.

Dass ein Roman Wallner, der bulliger ist und technisch nicht so beschlagen wie Alan, in diesem System nicht so gut funktioniert, konnte man schon sehen. Sollte sich Alan verletzen, wird Moniz einen Plan B brauchen, zuden ist mit gesteigertem Frust bei Wallner zu rechnen, wenn er kaum spielt und, wenn doch, er kaum zur Geltung kommt.

Sturm: Wer eröffnet des Meisters Spiel?

Beim Meister gab es im Sommer eine ganz entscheidende Personalie: Gordon Schildenfeld verließ die Steirer und dockte bei Eintracht Frankfurt an, um dort in die deutsche Bundesliga aufzusteigen. Das ist nicht nur defensiv ein großes Problem, weil ohne den Kroaten der zweifellos beste Abwehrspieler der abgleaufenen Saison fehlt, sondern genauso in der Vorwärtsbewegung.

Sturm unter Franco Foda

Denn ohne Schildenfeld stellt sich die einfache Frage: Wer soll das Spiel bei Sturm nun eröffnen? Denn den ersten Pass können weder die verblieben Feldhofer und Burgstaller so spielen wie der Kroate, und der als Ersatz verpflichtete Milan Dudic schon gleich gar nicht.

Was Sturm noch mehr zu einem flügelorientierten Team macht, als das in der Vergangenheit schon der Fall war. Denn weil aus der Innenverteidigung nicht mit viel zu rechnen ist, verstärkt das die Verantwortung für die Außenverteidiger (Standfest und vermutlich Popchadze) – auch über das zentrale Mittelfeld hinaus

Denn wie schon letzte Saison zu erkennen war, ist das Zentrum kein Herd der Kreativität und wird im Spiel nach vorne eher eine untergeordnete Rolle spielen. Es bleibt zwar abzuwarten, ob Matthias Koch seine Rolle offensiver interpretiert als Mario Kienzl, da es aber auch ein einem wirklich mobilen möglichen Zehner fehlt, wird wieder sehr viel Aufbauarbeit über die Flanken kommen.

Die schnellen Hölzl und Wolf sind dafür prädestiniert und sie waren auch ein entscheidender Faktor zum Titelgewinn, aber die Besetzung der Offensivzentrale ist noch eine kleine Baustelle. Muratovic, der das in den ersten paar Pflichspielen gemacht hat, fehlt es altersbedingt massiv an Mobilität und Kondition, um da eine Dauerlösung zu sein – er war grandios als Joker für eine halbe Stunde, aber wahrscheinlicher ist, dass auf Sicht eher Imre Szabics die hängende Spitze gibt und Kienast den Stoßstürmer.

Szabics ist aber kein Zehner und wird sich immer eher nach vorne orientieren als nach hinten – so wird er eher mit seiner hohen Arbeitsrate die Flügel unterstützen, als aus dem Zentrum für Zuspiele zu sorgen. Das macht Sturm anfällig gegen Teams mit defensivstarken Außenverteidigern und guter Spielgestaltung aus der defensiven Zentrale (wie Ried beim 1:1 zum Auftakt schon gezeigt hat), weil man zwischen Weber/Koch und dem Angriff mit einem größeren Loch rechnen kann.

Wie wird die Austria Baumgartlinger ersetzen?

Die Austria unter Karl Daxbacher

Hat Sturm mit Schildenfeld den besten Innenverteidiger der Liga verloren, muss die Wiener Austria den Abgang von Julian Baumgartlinger verkraften – dem fraglos besten defensiven Mittelfeldmann und Spieleröffner, den es in Österreich derzeit gibt.

Die Unsicherheit, ob Junzovic bleibt oder auch noch ins Ausland geht, ist für die Austria zwar quälend, hat aber auf den Aufbau und die Ausrichtung der Mannschaft keine so weitreichenden Folgen das Fehlen von Baumgartlinger.

Das Problem: Petr Hlinka ist zwar ein geeigneter Staubsauger mit gutem Auge für das Verhindern gegnerischer Angriffe, aber er ist kein Spieleröffner. Darum wird wohl der aus Wr. Neustadt geholte Alex Grünwald auch dann den Job in der Zentrale bekommen, wenn Junuzovic bleibt (ansonsten wird halt Liendl die linke Seite übernehmen). Allerdings fehlt noch so ein wenig das Gefühl innerhalb der Mannschaft, Grünwald bei seiner Aufgabe auch zu unterstützen.

Bei seinem ersten Einsatz im Heimspiel gegen Rudar Pljevlja rückte das Offensivquartett so weit auf, dass sich zwischen Grünwald und dem Angriff ein Riesenloch auftat, in dem sich der Gegner breitmachte und sinnvolle Pässe von Grünwald in die Spitze unmöglich machte.

Hier wird es vor allem an Junuzovic (oder Liendl) und Barazite sein, auf die Gegebenheiten Rücksicht zu nehmen und eine Spieleröffnung von Grünwald auch zuzulassen. Denn ansonsten wird die Austria dazu gezwungen sein, das Mittelfeld zu umgehen und wiederum über die Flügel zum Erfolg zu kommen. Dann wäre aber Grünwald im Zentrum verschenkt, weil gegen die schwächeren Teams so ein zusätzlicher Mann vorne fehlte, um den zu erwartenden tief stehenden Gegner zu überwinden, und weil die besseren Teams ohnehin selbst hauptsächlich über die Flügel kommen und es zentral nicht viel zu verteidigen gäbe.

Ried bleibt sich treu

Herbstmeistertitel, Cupsieg und trotz eines eher mühsamen Frühjahrs ein starker vierter Platz in der Liga – die Innviertler waren letztes Jahr der Hecht im Karpfenteich. Es deutet nichts darauf hin, dass das dieses Saison anders ist, denn Ried wäre nicht Ried, wenn man sich nicht treu bleiben würde.

Ried unter Paul Gludovatz

So wird Paul Gludovatz weiter auf sein bewährtes 3-3-3-1 setzen, in dem die Abgänge mit jungem, spielintelligentem Personal nachbesetzt wurden – Benny Basala, U17-Europameister aus Köln, nimmt die Position des rechten Wing-Backs statt Brenner ein, Reifeltshammer jene von Stocklasa.

Das nominell unterbestzte Zentrum ist ein Zugeständnis an das auf Flügel konzentrierte Spiel der Gegner und ist gleichzeitig ein Schlüssel zum eigenen Spiel, schließlich gibt es so auf jeder Flanke drei Spieler gegen die sonst üblichen zwei bei der Gegnerschaft – Überzahl auf den Flanken, zumal mit jungen, dynamischen und schnellen Spielern (Royer, Basala) ist einer der entscheidenden Vorteile.

Gleichzeitig war der entscheidende Schritt nach vorne in der abgelaufenen Saison das Fallenlassen von Drechsel. Denn in der Offensive ist die Zehn nicht die entscheidende Funktion, dafür braucht es aufgrund des ansonsten entleerten Mittelkreises dort Spieler, die schnell sind und gegen die gegnerischen Sechser auch viel defensiv arbeiten kann.

Das war Drechsel nicht, das sind der schmächtige Carril und die Rieder Allzweckwaffe Anel Hadzic aber sehr wohl. Weswegen Carril, der diese Position letztes Jahr spielte, eher überschaubare Scorer-Werte hatte und auf den ersten Blick für viele keine übermäßig wichtige Rolle im Rieder Höhenflug spielte – letztlich aber seine Aufgaben erfüllte und sehr wohl seinen Teil zum Erfolg beigetragen hat.

Das unübliche System, zum Leben erfüllt von einer jungen, schnellen und vor allem spielintelligenten Mannschaft, wird auch diese Saison viele Gegner vor große Probleme stellen. Einzige wirkliche Schwäche ist die fehlende Kadertiefe – viele Spieler dürfen nicht längerfristig ausfallen.

Große Variabilität und viele Möglichkeiten bei Rapid

Rapid unter Peter Schöttel (4-4-2)

Das interessanteste Team der neuen Saison wird, wie es derzeit aussieht, wohl Rapid werden. Denn der neue Trainer Peter Schöttel hat bereits angekündigt, sich in seiner Formation auch am jeweiligen Gegner zu orientieren, sich nicht auf ein System festlegen zu wollen und vor allem auch das Personal hat, um verschiedenste Varianten auf das Feld zu bringen.

Wichtigste Änderung unter Schöttel ist aber, dass Hofmann vom (nominell) rechten Flügel ins Zentrum geht und somit das jahrelange „Hofmann-Loch“, das entstand, wenn der Deutsche regelmäßig in die Mitte zog, geschlossen wird.

In einem 4-4-2 ist Hofmann zentral neben einem einzelnen Sechser (Kulovits hat wegen seiner Kampfstärke in diesem System Vorteile gegenüber Heikkinen). Hier würde das Spiel von Rapid jenem der Austria durchaus ähneln, wiewohl Hofmann sicher eher nach vorne aufrückt als Grünwald bei den Violetten. Der Vorteil dieses Systems: Beide Flügel bleiben doppelt besetzt bei gleichzeitiger Kreativität aus dem Zentrum – das fehlte in der Vergangenheit, zudem gibt es vorne zwei Anspielstationen. Nachteil: Die zwei Spieler vorne sind sich in der Spielanlage sehr ähnlich, ein Loch zwischen Mittefeld und Angriff macht gegen zwei Sechser beim Gegner das Loch schwer zu überwinden.

Rapid unter Peter Schöttel (4-2-3-1)

Es ist zu erwarten, dass das 4-4-2 eher die Variante ist, wenn es gegen Team mit nur einem Sechser geht (wie beim Startsieg gegen die Admira) und wenn Schöttel das Spiel selbst gestalten will. Es gibt aber auch die Möglichkeit, in einem 4-2-3-1 aufzulaufen – ein probates Mittel gegen Mannschaften mit zwei defensiven Mittelfeldspielern.

Hier würde Hofmann auf die Zehn gehen und ihm mit Prager oder Prokopic (die das beide spielen können) ein Achter zur Seite gestellt werden, der eher aus der Tiefe kommt unf dort Platz sucht; mit einem klassischen Sechser als Absicherung – hier hätte Heikkinen wegen seiner Qualitäten als Holder wohl leichte Vorteile gegenüber Kulovits.

In dieser Formation hätte Rapid zwei Mann auf dem Feld, die ein Spiel aus der Zentrale heraus lenken können, und dennoch blieben wiederum beide Flügel besetzt.

Dort hat Schöttel nun auch vermehrt Möglichkeiten. Auf der linken Seite ist Schrammel zwar bei Standards nicht annähernd so gefährlich wie Katzer, bringt aber aus dem Spiel deutlich mehr. Eine mögliche Problemzone könnte eher die rechte Flanke sein – zwar muss niemand mehr die Putzfrau für Hofmann spielen, aber Thonhofer  ist keiner der Top-Rechtsverteidiger der Liga und Michael Schimpelsberger ist an sich eher Sechser oder Innenverteidiger.

Zur These: Die Meisterschaft wird auf den Flügeln entschieden…

Doch so oder so: Rapid macht auf dem Papier den mit Abstand varbaibelsten Eindruck gegenüber den sehr auf ein spezielles System fixierten und eher eindimensionalen Gegnern im Kampf um die internationalen Plätze bzw. den Meistertitel. Die Probleme bei den Hütteldorfern sind somit in der neuen Saison eher im Umfeld zu erwarten als auf dem Platz selbst.

Auffalend ist eben die Fixierung vieler Teams auf das Flügelspiel, obwohl eigentlich nur Ried – dank des Systems mit den Wing-Backs – die Außenverteidiger wirklich massiv nach vorne schieben lässt und neben den Innviertlern nur noch Salzburg mit echten Außenstürmern aufläuft.

Vor allem in den Spielen gegen Salzburg – weil dort der Kader individuell und in der Tiefe besetzt ist als bei Ried – wird es darauf ankommen, wie es gelingt, ohne die defensiv gebundenen Außenverteidiger das eigene Spiel eröffnet und wie sehr es möglich ist, die somit natürlich beschnittenen Flügel in den eigenen Offensivbemühungen umgeht.

Deshalb die These: Die Meisterschaft wird über die Flügel entschieden – oder für denjenigen, der den am besten funktionierenden Plan hat, um vom Gegner gebremste Flügel durch die Zentrale zu umgehen.

(phe)

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Defensiv gegen den Underdog https://ballverliebt.eu/2011/05/30/defensiv-gegen-den-underdog/ https://ballverliebt.eu/2011/05/30/defensiv-gegen-den-underdog/#comments Mon, 30 May 2011 00:55:11 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4920 Defensiv gegen den Underdog weiterlesen ]]> Wie kann man als klarer Favorit den unterklassigen Außenseiter überraschen? Indem man selbst defensiv spielt! Weil sich Lustenau die vier Offensivspieler gegen die sechs Rieder Defensiv-Kräfte nie wirklich zu helfen traute und Ried zum richtigen Zeitpunkt traf, ging der Plan der Innviertler im Cupfinale dann auch auf…

SV Ried - Austria Lustenau 2:0

Grundsätzlich gibt es als höherklassiger Klub in einem Pokalspiel, zumal in einem Finale, zwei mögliche Herangehensweisen. Entweder, man spielt nach dem Motto „Wir sind klar besser und zeigen euch das auch“ – so (und mit gnadenloser Chancenverwertung) ist Schalke im deutschen Pokalfinale mit 5:0 über Duisburg hinweggefegt. Oder man überlegt sich etwas Spezielles für den Underdog und macht sich einen klaren Matchplan. So machte es Paul Gludovatz und sein Trainerteam in Ried.

Das betraf nun weniger sein System und dessen Besetzung, das 3-3-3-1 und die auflaufenden Spieler sind allesamt diejenigen, die schon die ganze Saison über den Etablierten der Bundesliga das Fürchten lehrt. Nicht zu erwarten war dafür, dass die der Favorit – und das waren die Rieder nun mal, auch wenn sie diese Rollen nach Kräften von sich weggeschoben hatten – sich zurücklehnte, den Zweitligisten kommen ließ, ihn locken wollte.

Sechmal Defensive, viermal Offensive

Der erste Cupfinalist aus Vorarlberg, das Lustenauer Team von Edi Stöhr, spielte in einer Art 4-2-4, das sich von einem 4-2-3-1 ableitete. Mit der gewohnt klaren Trennung zwischen Defensiv- und Offensivspielern: Wie schon über die Saison gesehen war die Mittellinie für die Außenverteidiger wie eine unsichtbare Wand, trotz zwei Dritteln Ballbesitz für Lustenau. Harald Dürr gab den tief stehenden Sechser, der die zentrale Figur in der Spieleröffnung gab; Mario Leitgeb mehr als mögliches Bindeglied.

Die vier Spieler vorne hatten kein fixes Schema, an das sie sich hielten, sondern rochierten viel und versuchten, die dichte Rieder Defensive durch viel Laufarbeit und viel Bewegung auseinander zu reißen. Karatay etwa, an sich die Sturmspitze, ließ sich immer wieder zurück fallen, Roth und Micic wechselten immer wieder die Flanken, mitunter ging auch Roth ins Zentrum. Das alles hing davon ab, wo sich Sascha Boller gerade aufhielt: Der Spielmacher, der vor der Saison aus der vierten deutschen Liga gekommen war, ist der unumstrittene Boss im Angriffsspiel der Lustenauer. Alles geht über ihn.

Viel Lustenauer Ballbesitz

Der Außenseiter hatte so viel Ballbesitz sichtlich nicht erwartet und tat sich dementsprechend schwer, das auch zu nützen. So wurde der Ball viel in der eigenen Hälfte zwischen der Viererkette und Dürr hin und her gespielt, ehe der lange Steilpass auf Boller gesucht wurde. Die Rieder hatten keine Probleme, sich mit dieser Eindimensionalität zu arrangieren und sie ließen sich auch von den vielen Rochaden nicht aus ihrer Grundordnung reißen. Flo Mader spielte so halt ein wenig tiefer als gewohnt; Brenner und Schrammel mussten etwas mehr nach hinten arbeiten als das erwartet worden war.

Die Lustenauer blieben bei alldem auch deshalb so harmlos und ohne echten Nachdruck, weil sich die Außenverteidiger erst nach etwa 25 Minuten trauten, aufzurücken. Bis dahin standen vier Lustenauer gegen sechs Rieder, und so gelang es nie, wirkliche Torgefahr zu erzeugen. Erst als Zech und Soares (und auch Dürr im Zentrum) mehr mit nach vorne gingen, war ein dauerhafteres Festsetzen in der Rieder Hälfte möglich.

Alles über die Außen

Logischerweise, bei nur zwei Spielern in der Zentrale, lief das Angriffsspiel der Rieder nur über die Flanken – eh nichts neues. Bei Balleroberung schaltete Ried schnell um, und zwar nach dem immer gleichen Muster: Via Brenner bzw. Schrammel werden die Außenstürmer Lexa und Royer bedient, jeweils mit Carril als möglichem Doppelpasspartner. Ist es möglich, Hammerer schnell zu bedienen, der Pass in die Mitte. Gelang das nicht, lief sich Royer oftmals fest; Lexa versichte sich eher am hohen Flankenwechsel, um Royer zu bedienen.

Auch zog Lexa merklich nach innen, während Royer die Linie ziemlich hielt. Brenner hinterlief Lexa (der Soares aus der Position zu ziehen versuchte) aber nicht so oft wie gewohnt, das Bewachen von (zumeist) Roth hatte da Vorrang. Das Konterspiel der Rieder brachte aber nicht allzu viel ein, weil es nicht gelang, Hammerer aus dem Spiel heraus wirklich zu versorgen und Carril duch die defensive Rolle von Mader wenig Unterstützung hatte und kaum zur Geltung kam.

Lustenau klopft an, aber Ried öffnet die Tür zum Sieg

Die erste wirklich dramatische Szene vor dem Rieder Tor ließ bis zur 39. Minute auf sich warten. Die nun doch mutiger werdenden Vorarlberger trafen dabei sogar den Pfosten: Karatay kam von der linken Angriffsseite zu einer Flanke auf Roth, dieser verpasste zwar, aber der Ball ging noch an den Pfosten – Glück für die Rieder, Gebauer wäre machtlos gewesen.

Alles andere als machtlos war zwei Minuten später Lustenau-Goalie Alex Kofler, doch der gebürtige Kärntner entschloss sich bei einer Mader-Ecke von links zu spät zum Herauslaufen und Hammerer konnte am herausstürmenden Torhüter vorbei völlig unbedrängt zum 1:0 einköpfen. Wie heißt es so schön? Wenn er rausgeht, muss er ihn haben… Und als weitere zwei Minuten später Royer das erste Mal eine Flanke wirklich in den Strafraum brachte, schaffte es Carril tatsächlich, aus kürzester Distanz nicht zu treffen.

Gleiches Spiel, weniger Kräfte

Zu Beginn der zweiten Hälfte stellte sich das Spiel sehr ähnlich dar wie über weite Strecken des ersten Spielabschnitts – zurückbleibende Außenverteidiger bei Lustenau inklusive. Ob nun Edi Stöhr das Risiko scheute oder nicht, bis auf den etwas schwächelnden Jan-Marc Riegler hielt die Rieder Defensive der nun wiederum auf vier Mann geschrumpften Lustenauer Offensive weiterhin stand. Kein Wunder, mit einer Zwei-Mann-Überzahl vor dem eigenen Tor.

Der Unterschied zur ersten Halbzeit war bei den Vorarlbergern aber die Intensität des Spiels. Der extrem hohe läuferische Aufwand, den vor allem Boller betrieben hatte, forderte nun seinen Tribut. Die Kräfte beim Außenseiter ließen zunehmend nach, und ohne einen Boller bei voller körperlicher Einsatzfähigkeit schaffte es Lustenau immer weniger, Angriffe auch fertig zu spielen. Viele Versuche wurden nun viel zu überhastet abgeschlossen, die Passgenauigkeit nahm ab, die eher verzweifelten Fernschüsse zu.

Ried macht den Sack zu

Und als sich in der 67. Minute Royer bei einem seiner Tempoläufe durchsetzen konnte – diesmal nicht der Seitenlinie entlang, sondern nach innen ziehend – und nach einem Doppelpass mit Carril abzog, brachte Kofler nur noch reflexartig die Hand irgendwie an den Ball, wiederum staubte Hammerer geistesgegewärtig mit dem Kopf ab. Das 2:0 für die Rieder, natürlich war es die Vorentscheidung.

Stöhr nahm nun seinen Achter Leitgeb und den glücklosen Karatay raus und brachte mit Rotter und Krajic zwei neue Offensivspieler; Rotter ging nun in die Spitze, Krajic etwas dahinter und Boller kam nun mehr selbst aus dem Mittelfeld, statt auf Anspiele von Dürr und Leitgeb zu warten. Aber trotz der beiden frischen Kräfte und dem einen Mann mehr als vorher, der es mit der Innviertler Hintermannschaft aufnahm, fehlte es an den Ideen des immer mehr am Zahnfleisch kriechenden Boller.

So war Ried in der Schlussphase einem eventuellen dritten Tor sogar noch näher. Doch auch so plätscherte das Spiel nach dem zweiten Treffer seinem Ende entgegen, ohne dass Lustenau wirklich noch so etwas wie ein leises Gefühl einer Aufholjagd verbreiten konnte. Die Version Brechstange, als Boller kurz vor Schluss einer weiteren Sturmspitze (Honeck) weichen musste, war da auch nur noch Kosmetik.

Fazit: Der Rieder Plan geht auf, Lustenau nicht gut genug

Das Vorhaben, den Außenseiter aus Lustenau in der ersten Halbzeit zu locken und die Vier-Mann-Offensive der Vorarlberger, die von hinten kaum Unterstützung erhielt, ging letztlich voll auf. Mit sechs gegen vier hatten die Innviertler vor dem Tor letztlich alles im Griff, von der einen Situation mit dem Pfostenschuss einmal abgsehen. Es war immer noch ein Rieder da, der die Lustenauer Angriffsversuche stoppen konnte.

Das 1:0 kurz vor der Pause spielte dem Favoriten natürlich zusätlich in die Hände. So konnte man Lustenau nach dem Seitenwechsel die letzte Luft rauslaufen lassen und dann selbst die Daumenschraube immer weiter anzuzuiehen. Und das Spiel mit dem zweiten Treffer dann auch zu entscheiden. Lustenau hat im Rahmen der Möglichkeiten alles gegeben, aber im Endeffekt wohl doch zu wenig riskiert – aus dem Mittelfeld und von den Außenverteidigern kam nie der Druck, der notwendig gewesen wäre, das lange recht passive Vabanque-Spiel von Ried entscheidend ausnützen zu können.

Und so krönt Ried eine tolle Saison mit dem verdienten Cupsieg.

(phe)

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Super-Mario und sonst nicht viel https://ballverliebt.eu/2011/02/27/super-mario-und-sonst-nicht-viel/ https://ballverliebt.eu/2011/02/27/super-mario-und-sonst-nicht-viel/#comments Sun, 27 Feb 2011 21:43:12 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4205 Super-Mario und sonst nicht viel weiterlesen ]]> Der Tabellendritte empfing den Sensations-Tabellenführer – die SV Ried gastierte in der Grazer UPC-Arena beim SK Sturm. Nach 90 Minuten hatten beide Teams die Tabellenplätze getauscht, und als Zuseher war man einmal mehr um die Erkenntnis reicher, das so ein „Spitzenspiel“ längst nicht spitze zu sein hat.

Sturm Graz - SV Ried 1:0


Blackies-Coach Franco Foda schickte seine Elf mit einem recht ordinären 4-4-2/4-4-1-1 auf den holprigen Rasen. Aus Verletzungsgründen hütete Silvije Cavlina an Stelle von Gratzei den Kasten der Heimmannschaft. Dazu gab es noch weitere Umstellungen im Vergleich zur Vorrundenpartie gegen Mattersburg.  In der Innenverteidigung durfte Burgstaller statt Feldhofer ran, in der Zentrale stand Klem statt Kienzl in der Startelf und der wieder genesene Imre Szabics bekam das Vertrauen als Sturmspitze.

Lauerstellung

Von einem Eckball für Sturm abgesehen, gibt es aus den ersten 10 Minuten des Spiels nicht viel zu berichten. Warum? Beide Teams hatten die Vorsicht zu ihrem obersten Credo gemacht. Ried schien hauptsächlich auf eine Kontergelegenheit zu warten, Sturm hingegen zeigte sich bemüht, solche nicht entstehen zu lassen, und verlegte sich auf sehr „sanftes“ Offensivspiel. Das gelang über die Seiten auch relativ gut, kurz vor Strafraumhöhe gelang den Wikingern aber die Rückeroberung des Balles, ansonsten folgten hohe Bälle in den Strafraum oder der Retourgang. In der Mitte hingegen war kein Durchkommen, weil sich die Defensive der Gegner schnell und diszipliniert zusammenzog.

Die Richtung „vorwärts“ schien es für die Kicker von Paul Gludovatz nur selten zu existieren. Weniger selten hingegen zog sich die komplette Elf in die eigene Spielhälfte zurück, wenn die Blackies den Ball hatten. Erfolgreiche, nicht konterbasierte Vorstösse der Gäste waren eine Rarität. Dieser spielerisch wenig attraktiven Ausgangslage gesellte sich auch noch eine beachtliche Fehlpassquote beider Zentralen (mit Vorteilen für Ried) hinzu. Das Auswärtsteam baute darauf, dass Sturm sich unter Zugzwang sehen würde. Und Sturm baute darauf, das Ried irgendwann ein Fehler unterlaufen würde.

Kontern können, oder nicht

Die ersten 40 Minuten dieses Spiels lassen sich als „Stillstand auf niedrigem Niveau“ bezeichnen – lediglich unterbrochen von mehreren Sturm-Cornern, verstümperten Kontern und einer guten Gelegenheit für den Spanier Guillem. Ried hatte sich erfolgreich vor die rechte Strafraumseite der Blackies vorgearbeitet, Lexa sich durchgeschummelt und den Ball in die Mitte gebracht. Dort klärte Burgstaller artistisch vor die Füße von Guillem, der rund 12 Meter vor dem Tor zu überrascht war und über den Ball trat (25′).

Zu den Kontern: Obwohl das ja eigentlich das Konzept der Rieder gewesen wäre, brachten selbige sich mehrere Male mit wirklich schlechten Pässen in Gefahr. Die Gegenbewegungen der „Schowazen“ verliefen jedoch stets im Sand. Zum Einen, weil oft ein bis zwei Spieler allein auf weiter Flur gegen die hinten gebliebenen Rieder agieren mussten und der Rest zu behäbig nachrückte, zum Anderen, weil selbst dann die Raumaufteilung vorne und hinten nicht passte. Verlor man den Ball nicht bereits bei einem Fehlpass, hatte die wieder formierte Ried-Defensive leichtes Spiel,

Eine leichte Ahnung von Spannung kam immerhin in den letzten Minuten vor der Pause auf. Schildenfeld erreichte die mittlerweile 5. Ecke der Grazer per Kopf, setzte den Ball aber deutlich über das Gehäuse (42′). Eine Minute später spritzte Ried-Oldie Brenner in ein Abspiel der Blackies-Defensive, schoß dann aber überhastet am kurzen Eck vorbei.

Unmittelbar vor dem Abpfiff der ernüchternden, ersten Halbzeit,  gelangte der Ball nach einem Sturm-Angriff von rechts auf Klem in der Mitte. Der vermochte mit einem Haken gleich zwei Gegner zu versetzen und ballerte dann – gleichfalls ein wenig übereilt – aus 18 Metern knapp am rechten Eck vorbei (45′). Schiri Thomas Einwallner ließ Gnade walten, und pfiff wenige Sekunden nach Ende der regulären Spielzeit zur Pause.

Die Tragödie der hohen Bälle

Immerhin, die Heimmannschaft hatte zumindest mehr Initiative gezeigt und dementsprechend mehr Anteil am Spiel gehabt. Genutzt hatte dies, ob der vorsichtigen Spielanlage und dem Vertrauen der Rieder in ihre defensiven Stärken, aber herzlich wenig.

Die zweite Dreiviertelstunde begann ein wenig schwungvoller. Das Mittelfeld der Grazer war nun ein paar Meter aufgerückt und das Bemühen da, die Breite des Spielfeldes etwas mehr zu nutzen. Belohnt wurde dies 20 Minuten lang aber nicht, ein Salmutter-Schuss aufs linke Eck nach Vorlage von Wolf blieb die einzige, nennenswerte Aktion fürs Erste. Schließlich hatte Franco Foda genug gesehen und nahm den heute kaum sichtbaren Imre Szabics vom Feld. Oldie-Joker Mario Haas kam anstatt seiner (63′).

Ähnlich unzufrieden war wohl Paul Gludovatz mit Stürmer Misut Guillem, der für den 21jährigen Markus Hammerer weichen musste (66′). Sturm versuchte mittlerweile, die Planlosigkeit vor dem gegnerischen Strafraum vermehrt mit weiten Bällen in selbigen zu überbrücken. Ein Konzept, das beide Teams relativ ausgiebig und absolut erfolglos praktizierten.

Super-Mario, der ewige Held

Viel hatte sich letztlich am Spiel nicht geändert, trotzdem durfte nach 67  Minuten das Heimteam jubeln. Hervorgeganen war der Treffer aus einem Eckball für Sturm. Den erreichte der aufgerückte Burgstaller per Kopf, und überhob damit Hesl. Schrammel konnte den Ball noch von der Linie bugsieren, lieferte dabei versehentlich aber eine halbhohe Vorlage für Haas. „Super Mario“, wie er von Sturm-Anhängern liebevoll getauft wurde, zog einmal ordentlich durch, und das Leder zappelte endlich im Netz. Auf seiner kleinen Jubelrunde entledigte der erfolgreiche Schütze sich dann seines Trikots, um das darunter liegende T-Shirt (das vom weltberühmten Klempner und Spitznamenvetter geziert wird) den Fans vorzuführen. Und fing sich die regelkonforme gelbe Karte dafür ein.

Damit musste in Umbruch im System der Rieder her, deren offensichtlicher Plan nun gescheitert war. Gludovatz nahm Lexa heraus und brachte Nacho. Ein defensiv ausgerichteter Mittelfeldmann wich einem offensiven, der hinter Hammerer  für mehr Druck sorgen sollte. Ried kam in Folge etwas auf. Sturm hingegen zog sich langsam zurück und ließ den zusätzlichen Platz vor der Rieder Abwehr ungenutzt. Die Zeit verstrich, die Gäste legten an Ballbesitz zu, nicht aber an Torgefährlichkeit.

Nach 78 Spielminuten beendete Franco Foda den Arbeitstag des etwas müde gewordenen Hölzl, und beorderte dafür Kienzl von der Bank ins hintere Mittelfeld. Gludovatz erneuerte ebenfalls die Kräfte im Zentrum und brachte Hadzic für Carril Regueiro. Die Oberösterreicher lösten hatten vorher bereits ihre Formation aufgelöst und begannen, alles außer der Abwehr-Dreierkette nach vorne zu werfen. Das dies ungefähr das Gegenteil der üblichen Spielweise der Wikinger ist, war daran ersichtlich, dass die folgenden Vorstösse ziemlich planlos und unkoordiniert wirkten. Fehlpässe inklusive.

Ehrenreich durfte für die Nachspielzeit noch aufs Feld, für ihn ging Wolf. Der geballten Defensive von Sturm konnten die Rieder nur noch einen Freistoss abringen (92′), der nichts einbrachte.

Fazit

Vorsicht ist nicht nur die Mutter der Porzellankiste, sondern manchmal auch wenig attraktiver Fußballspiele. Hier hatten zwei Meisterschaftsanwärter mehr Angst vor einer Niederlage als Mut zum Sieg, und neutralisierten sich in Folge auf niedrigem Level. Dass die einzigen Großchancen der Partie Zufällen oder unprovozierten Eigenfehlern zu verdanken waren, spricht eine klare Sprache. Genauso wie die Tatsache, dass zahlreichen Eckbällen extrem wenig Torschüssen entgegen stehen. Während beide Abwehrsektionen ziemlich ordentlich und sauber arbeiteten, plagten sich ihre Offensivpendants mit Ideenlosigkeit und mangelnder Präzision. Den Unterschied machte am Ende ein Golden Oldie, der im richtigen Moment die Nerven behielt und einfach abdrückte.

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