Gabun – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sat, 14 Jan 2017 10:00:48 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Africa Cup of Nations 2017: Das Hoffen auf ein besseres Turnier https://ballverliebt.eu/2017/01/14/africa-cup-of-nations-2017-das-hoffen-auf-ein-besseres-turnier/ https://ballverliebt.eu/2017/01/14/africa-cup-of-nations-2017-das-hoffen-auf-ein-besseres-turnier/#respond Sat, 14 Jan 2017 09:00:52 +0000 Es ist Jänner, es ist ein ungerades Jahr. Das bedeutet für Fußball-Fans immer: Es ist Africa Cup of Nations-Zeit. Von Klub-Fans wird er gefürchtet, weil ihre afrikanischen Top-Spieler abgestellt werden müssen. Von afrikanischen Fans wird er geliebt. Tom und Philipp sind schon seit langem angetan davon. Und sie lieben das Turnier schon allein für seinen schlanken, geradlinigen Modus. Aber die Qualität der letzten Jahre? Naja. Nun steht der Africa Cup 2017 in Gabun bevor. Die Ballverliebt-Crew nimmt sich im neuesten Podcast aller Teams und Gruppen an. Nicht verpassen.

Anmerkung: Falls ihr aus irgendeinem Grund die alte Version des Podcasts ausgespielt kriegt. Wir sagen da irrtümlich, dass Eurosport alle Spiele überträgt. Das ist offenbar falsch.

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Credits: Intro-Soundkomposition von Ballverliebt.eu mit Sounds von paulw2k, Wanga, CGEffex. Swoosh von GameAudio. Background von orangefreesounds

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Die ’12-Besten https://ballverliebt.eu/2012/12/27/die-12-besten/ https://ballverliebt.eu/2012/12/27/die-12-besten/#respond Wed, 26 Dec 2012 23:01:45 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8142 Die ’12-Besten weiterlesen ]]> Das Jahr 2012 verlässt uns, aber die Erinnerungen an viele tolle Spiele aus den vergangenen zwölf Monaten wird uns natürlich bleiben. Darum gibt’s wie schon 2010 und 2011 noch mal die besten, interessantesten, richtungsweisendsten Spiele. Die Reihenfolge dieser zwölf Spiele aus 2012 ist natürlich willkürlich und nicht allzu eng zu sehen!

Platz 12 | Europa League | Rapid Wien – PAOK Thessaloniki 3:0

Rapid Wien – PAOK Thessaloniki 3:0 (1:0)

„So sehr man nach dem Hinspiel verleitet war, Schöttel ob seines allzu vorsichtigen Wechsels in Überzahl zu kritisieren, so sehr darf man ihm nun gratulieren. Mit seiner Maßnahme, die rechte Seite so offensiv zu gestalten und dennoch nicht auf die nötige Absicherung zu vergessen, hebelte er die vorsichtige und passive Spielanlage von PAOK aus.“ Im Rückblick betrachtet war es wohl das einzige Europacup-Spiel einer österreichischen Mannschaft im ganzen Jahr, dass auf europäischem Niveau absolviert wurde. Der Lohn für Rapid: Als einziges rot-weiß-rotes Team ging’s in eine Gruppenphase – wiewohl es in dieser nicht mehr viel zu Lachen gab. Gegen PAOK aber nützte man den Vorteil durch die aktive Spielanlage.

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Platz 11 | Ligue 1 | Paris St. Germain – HSC Montpellier 2:2

Paris St. Germain – Montpellier HSC 2:2 (1:1)

„Der letzte verbliebene Titel-Konkurrenz von PSG übernahm von Beginn an die Kontrolle. Was angesichts der Formation und der sich daraus ergebenden Probleme in punkto Raumaufteilung beim Team von Carlo Ancelotti aber auch nicht ganz unlogisch war.“ Es war eine der größten Sensationen in der Geschichte des französischen Fußballs: Montpellier, sogar eher Fahrstuhlklub denn Mittelständler, düpierte das von Scheichs gepimpte Team von Paris St. Germain und wurde vollkommen verdient Meister. Auch, wenn man in der neuen Saison wieder in die untere Tabellenhäfte abstürzte und international chancenlos war – der Titel wird bleiben. Weil man es genützt hat, dass Ancelotti PSG mit dem Italien-Virus infiziert hat.

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Platz 10 | Champions League | RB Salzburg – F91 Dudelange 4:3

Red Bull Salzburg – F91 Dudelange 4:3 (2:1)

„Die Salzburger schoben sich nur bedächtig den Ball hin und her. Wer nicht gerade am Ball war, bewegte sich auch nicht – oft lief der Pass-Empfänger erst los, wenn der Pass schon geschlagen war und er merkte, dass er wohl als Ziel des Passes gedacht war. Was es den Luxemburgern nicht gerade schwer machte.“ Nichts symbolisert die (mit einigen Ausreißern nach oben) bislang eher nicht so erfolgreichen Versuche, europäisch Fuß zu fassen, so sehr wie das Wörtchen „Düdelingen“. Weil sich das Team nicht mal nach der peinlichen Hinspiel-Niederlage genötigt sah, sich in der Retourpartie anzustrengen. Kein Tempo, keine Breite, keine Phantasie, schlechtes Zweikampfverhalten, Schwächen des Gegners nicht ausgenützt. So haben sich die Bullen mit einem lahmen Larifari-Kick ins Aus befördert.

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Platz 9 | EURO 2012 | Spanien – Italien 1:1

Spanien – Italien 1:1 (1:1)

„Weil sich Maggio und Giaccherini gegen den Ball recht weit hinten positionierten, mussten die spanischen Außenverteidiger weit nach vorne kommen – schließlich waren sonst die italienischen Außenspieler immer frei und das spanische Pressing im Zentrum wäre sinnlos. Wenn sie allerdings aufrückten, ließen sie hinter sich viel Raum für Balotelli und Cassano, den die beiden ungemein schnellen und trickreichen Stürmer gut ausnützen konnten.“ Drei Wochen später im Endspiel waren die Italiener körperlich am Ende und nach Mottas Verletztung war die Luft raus. Im Gruppen-Duell der späteren Finalisten aber, wo sich eine Dreierkette einer Falschen Neun entgegen stellte, begegneten sich die Teams auf Augenhöhe. Mehr noch – da war Italien zumindest taktische Punktsieger.

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Platz 8 | Bundesliga | Sturm Graz – Red Bull Salzburg 0:2

Sturm Graz – Red Bull Salzburg 0:2 (0:2)

„Die Folge des gegenseitigen Drucks war natürlich, dass beide Mannschaften dazu gezwungen waren, den Ball schnell wieder los zu werden. Das ergab eine unglaubliche Beschleunigung, ein für österreichische Verhältnisse irrwitziges Tempo und diverse gute Möglichkeiten. Vor allem für Salzburg, weil die Bullen ihr Pressing konsequenter durchzogen und mehr Zug zum Tor entwickelten.“ Erst zwei deutsche Zweitliga-Trainer brachten echtes Pressing in die Bundesliga – die beiden Spiele zwischen Hyballas Sturm und Schmidts Salzburgern war mit das Beste, was die Liga in den letzten Jahren hergab. Ihr Duell am 1. Spieltag war ein flotter Auftakt, der Lust auf mehr machte.

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Platz 7 | EURO 2012 | Spanien – Portugal 0:0 n.V., 4:2 i.E.

Spanien – Portugal 0:0 n.V.

„Die drei Mann im portugiesischen Zentrum hatten eine ganz hervorragende Abstimmung beim Pressen auf ihre spanischen Gegenspieler. Die Folge war, dass die Spanier öfter, als ihnen lieb war, auf lange Balle zurückgreifen mussten. Das ist nicht ihr Spiel, und so kamen sie auch nicht dazu, sich dauerhaft in der gegnerischen Hälfte festzusetzen.“ Langweilig, nicht mehr anzusehen, Spannungskiller – was musste sich die spanische Spielanlage bei der EM nicht alles nachsagen lassen. Aber ist es der Fehler der Spanier, dass jeder nur das Kurzpass-Spiel über sich ergehen lässt? Wobei, nicht jeder. Denn auch, wenn es im Elferschießen nichts wurde: Im Semifinale haben die Portugiesen im besten Spiel der EM gezeigt, wie man Spanien richtig nerven kann.

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Platz 6 | Frauen-EM-Qualifikation | Österreich – Dänemark 3:1

Österreich – Dänemark 3:1 (1:0)

„War die dänische Spielgestaltung in der ersten Hälfte eher lauwarm, war auch die Reaktion auf das von niemandem erwartete 0:2 halbgar und nicht wirkte nicht fertig durchdacht. Einen Rückstand – noch dazu einen von zwei Toren – konnte Dänemark eben schon lange nicht mehr üben.“ In einem Zeitraum von anderthalb Jahren vollzogen die ÖFB-Frauen einen Quantensprung. Nie war man auch nur in der Nähe eines großen Turniers, diesmal scheiterte man erst im Play-off an Russland – und das auch noch knapp. Und die endgültige Initialzündung war der Sieg gegen das Top-Team aus Dänemark. Das erste Heimspiel überhaupt, dass live im TV übertragen wurde, geriet zur Sternstunde, die auch noch verdient war.

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Platz 5 | Copa Libertadores | Universidad de Chile – SD Quito 6:0

Universidad de Chile – SD Quito 6:0 (3:0)

„Eine pervers hohe Abwehrlinie mit zuweilen nur einem einzigen Verteidiger, brutale Dominanz im Zentrum, irrsinnig bewegliche und sich zurückfallen lassende Stürmer, die dann selbst aus der Tiefe kommen oder selbst für steil gehende Kollegen die Vorlagen geben – klingt so gut wie unmöglich zu verteidigen. Und es klingt unmöglich, so selbst zu verteidigen. Ist es auch.“ Der mittlerweile zum chilenischen Teamchef bestellte Jorge Sampaoli installierte beim besten Klub-Team des Landes eine Spielanlage, die so ziemlich das attraktivste ist, was der moderne Fußball zu bieten hat. Ein Jahr nach dem Titelgewinn in der Copa Sudamericana ging’s in der Copa Libertadores bis ins Halbfinale. Mit nichts anderem als hochriskantem Harakiri-Fußball reinster Prägung.

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Platz 4 | DFB-Pokal | Borussia Dortmund – Bayern München 5:2

Borussia Dortmund – Bayern München 5:2 (3:1)

„So ging über rechts nicht viel nach vorne, über links auch nicht, und im Zentrum ging auch nichts weiter. Weil Luiz Gustavo erstens verunsichert war und zweitens ohnehin kein Künstler am Ball ist, blieb die Verantwortung an Schweinsteiger und Kroos hängen. Doch Ersterem fehlt nach seiner Verletzungspause noch die Spielpraxis, und Letzerer war von den herausragend spielenden Kehl und Gündogan aus dem Spiel genommen.“ Im Grunde machte der BVB, was er immer macht. Im Pokalfinale geschah das allerdings in einer Klasse, mit der die Bayern überhaupt nicht mitkamen. Die Borussia zerlegte die Münchener und so holte Dortmund hochverdient auch den Pokal.

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Platz 3 | Afrika-Cup | Gabun – Marokko 3:2

Gabun – Marokko 3:2 (0:1)

„Vor allem Moussono auf der linken Seite konnte mit Mouloungui für solchen Wirbel sorgen, dass sich Eric Gerets schnell gezwungen sah, den damit überforderten Mickaël Basser rauszunehmen und mit Jamal Alioui einen frischen Mann für rechts hinten zu bringen. Aber der Schaden war bereits angerichtet, die Hausherren warfen alles nach vorne.“ Taktisch war das kein allzu kompliziertes Spiel – dafür zum Zusehen umso aufregender. Die Wucht, mit der sich der Co-Gastgeber des Afrikacups gegen die Niederlage gegen Marokko gestemmt hat, war herzerfrischend und das Spiel dramatisch. Und letztlich hat Gabun mit dieser unfassbaren Partie das Viertelfinale erreicht.

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Platz 2 | WM-Qualifikation | Österreich – Deutschland 1:2

Österreich – Deutschland 1:2 (0:1)

„Endlich traut sich auch ein rot-weiß-rotes Team gegen einen übermächtig scheinenden Gegner zu, selbst die Initiative zu ergreifen. Und stellt sich, überspitzt formuliert, nicht mehr nur auf das Feld und hofft, dass sich die sportliche Katastrophe in Grenzen halten möge.“ Obwohl es am Ende eine 1:2-Niederlage war: In diesem Spiel war die beste Leistung einer österreichischen Mannschaft seit, naja, zumindest sehr langer Zeit zu bewundern. Deutschland zeigte sich vor der Pause zuweilen ratlos und danach in Zweikämpfen etwas überfordert. Sodass bei Österreich trotz des bitteren 1:2 die tolle Leistung im Vordergrund steht.

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Platz 1 | Europa League | Manchester Utd – Athletic Bilbao 2:3

Manchester United – Athletic Bilbao 2:3 (1:1)

„Das Team von Marcelo Bielsa zeigte sich flinker, wacher, schneller, übte mehr Druck aus, erzeugte mehr Torgefahr, war in der Zentrale dominant und dominierte die Flügel. Rooney war, trotz seiner zwei Tore, kaum ein Faktor, Hernández fand überhaupt nicht statt. Giggs sah gegen das heftige Pressing noch älter aus, als er ist.“ Athletic war Europas aufregendste Mannschaft, zumindest in der ersten Jahreshälfte. Unter der Leitung des genialen, aber schwierigen Marcelo Bielsa verzückten die Basken die Fachwelt und verprügelten auf dem Weg ins Europa-League-Finale Manchester United zweimal nach allen Regeln der Kunst. So gab’s für die Red Devils im Hinspiel ein 2:3 mit Option auf Debakel. Und weil es auch im Rückspiel nicht besser wurde und United (viel zu niedrig) mit 1:2 verlor, titelte die Sun gewohnt phantasievoll:

athletic 2 pathetic 1
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Das Team von Ballverliebt bedankt sich für das Interesse im Jahr 2012 und wir würden uns freuen, wenn ihr unsere Analysen auch im Jahr 2013 fleißig lest. Ein gutes neues Jahr euch allen!

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Mehr als nur eine Feel-Good-Story: Das war der Afrika-Cup 2012 https://ballverliebt.eu/2012/02/13/mehr-als-nur-eine-feel-good-story-das-war-der-afrika-cup-2012/ https://ballverliebt.eu/2012/02/13/mehr-als-nur-eine-feel-good-story-das-war-der-afrika-cup-2012/#comments Mon, 13 Feb 2012 22:57:00 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6696 Mehr als nur eine Feel-Good-Story: Das war der Afrika-Cup 2012 weiterlesen ]]> „Sie haben die Kraft gefunden, als ob es vorherbestimmt gewesen wäre. Ich habe ihnen gesagt, wenn wir ins Finale kommen, spielen wir in Libreville, wo es den Flugzeugabsturz gegeben hat. Das war vor unserem ersten Spiel gegen Senegal – jenes Land, wo die Mannschaft damals hingeflogen wäre. Das hatte eine ganz eigene Bedeutung.“ – Hervé Renard, Teamchef von Sambia.

Ballverliebt-Allstars des Afrika-Cups 2012

Es ist, global betrachtet, eine der größten Feel-Good-Storys der Fußball-Geschichte. Außenseiter Sambia, die No-Name-Truppe, holt als krasser Außenseiter genau dort den ersten kontinentalen Titel, wo vor 19 Jahren die beste Mannschaft, die das Land jemals hatte, bei einem Flugzeug-Unglück auf so tragische Weise ausgelöscht worden war. Im Kleinen ist der Titelgewinn für Sambia aber ein ganz, ganz deutlicher Fingerzeig für die gefallenen Giganten Afrikas. Weniger für die Ivorer, die im Endspiel das Elfmeterschießen verloren haben, ohne davor in sechs Turnierspielen auch nur ein einziges Gegentor kassiert zu haben.

Nein, es ist ein Fingerzeit für Nationalmannschaften wie jene von Nigeria und Kamerun. Weil der unerwartete Lauf Sambias zum Titelgewinn zeigt: Mit Kontinuität und Teamgeist kommt man weiter. Mit internem Streit, Individualismus und ständig wechselnden Teamchefs auf der Seitenlinie nicht. Freilich, zwischen dem sehr ordentlichen Auftritt in Angola vor zwei Jahren und dem großen Wurf jetzt war Sambias Teamchef Hervé Renard auch anderthalb Jahre nicht im Amt. Aber er vertraute fast ausschließlich auf jene Spieler, die schon länger zusammen spielen und er kannte auch die Verhältnisse.

Starke Defensive, flinke Offensiv-Kräfte

Die Grundformation von Sambia

Und er schuf auf dem Platz die Voraussetzungen, um die Stärken der Spieler optimal zu nützen, um für das Team einen Mehrwert zu erzielen. Wichtigstes Element war dabei das zentrale defensive Viereck mit den beiden Innenverteidigern Himoonde und Sunzu (die gemeinsam bei TP Mazembe in der DR Kongo spielen und in den letzten drei Jahren zweimal die Champions League gewonnen hat und das Finale der Klub-WM erreichte) und den beiden Sechsern. Einer davon war immer Nathan Sinkala, der sogar noch in der heimischen Liga spielt. Dieses Quartett machte es den Gegnern praktisch unmöglich, durch die Mitte vor das Tor des sicheren Goalies Kennedy Mweene zu kommen.

Das restliche Mittelfeld, das war ein weiteres Kern-Merkmal von Sambia, agierte extrem flexibel. Den Part neben Sinkala konnten Lungu, Chansa und auch Kasonde einnehmen, jeder von den dreien konnte aber genauso gut eine der Außenpositionen einnehmen. Durch dieses ständige Wechseln im Mittelfeld, das oft sogar im eigenen Ballbesitz in hohem Tempo im Aufbauspiel vollzogen wurde – indem die Außen nach innen zogen und die Sechser entsprechend verschoben – entblößte man gegnerische Sechser immer wieder.

Hinzu kam der äußerst aktive Kapitän Chris Katongo, der immer und überall unterwegs war, und der flinke und torgefährliche Stürmer Emmanuel Mayuka. Die Young Boys aus Bern reiben sich vergnügt die Hände, weil der 21-Jährige seinen Wert verzehnfacht hat und nun über 11 Millionen Euro wert sein dürfte. Ein tolles Beispiel von hervorragendem Scouting – da können sich viele Teams aus Österreich eine ganz dicke Scheibe abschneiden.

Das Spiel von Sambia war nicht spektakulär und vor allem im Semifinale gegen Ghana agierte man schon übervorsichtig, aber es war perfekt auf die Spieler zugeschnitten und jeder Spieler hielt sich daran. Auch, wenn es Spektakel-Fans und Vorurteilsbeladene ungern sehen: Aber auch beim Afrika-Cup führt der Weg zum Titel nur über disziplinierte Defensive, ein passendes Konzept, funktionierendes Kollektiv und der Bereitschaft, Ergebnis-Fußball dem Erlebnis-Fußball vorzuziehen.

Warten auf Fehler war nicht genug

Was ja im Übrigen nicht nur für Champion Sambia gilt, sondern auch für die anderen drei Teams im Halbfinale. Allen voran Überdrüber-Top-Favorit Côte d’Ivoire. Nach der reinen Papierform darf es nie passieren, dass ein Team mit Spielern aus dem Kongo, der Schweiz, der zweiten russischen Liga und einem Quartett aus der selbst im afrikanischen Vergleich sportlich irrelevanten südafrikanischen Liga die Weltstars von Man City, Chelsea und Arsenal auch nur fordern kann.

Die Grundformation der Côte d'Ivoire

Die Ivorer verließen sich im ganzen Turnier eher darauf, auf Fehler beiden Gegnern zu lauern und diese dann gnadenlos auszunützen. Das hat funktioniert, weil es keinem Gegner gelungen ist, gegen die von der individuellen Klasse allen 15 Konkurrenten fraglos haushoch überlegene Mannschaft fehlerfrei zu spielen – im Übrigen auch Sambia nicht. Aber das eine Geschenk, den Elfmeter in der zweiten Hälfte, verschoss Drogba.

Teamchef François Zahoui, der als Spieler vor 20 Jahren beim bislang einzigen Titelgewinn dabei war, vertraute vor allem auf seine komplett schussfeste Defensive. Sol Bamba und Kolo Touré spielten ein fast fehlerfreies Turnier, Boubacar Barry war der klar beste Torhüter des Afrika-Cups.

Was aber nicht übertünchen kann, dass auch die Ivorer keineswegs frei von Problempositionen waren. Rechts hinten konnten weder Igor Lolo noch Jean-Jacques Gosso überzeugen, Salomon Kalou nahm an einigen Spielen nur am Rande teil – sein Ersatzmann Max Gradel von St. Etienne machte, wann immer er spielen durfte, einen deutlich flinkeren, frischeren, willigeren und fleißigeren Eindruck als Kalou. Und dass Gervinho, der andere Außenstürmer im 4-3-3, nicht gerade die Effizienz in Person ist, wissen Arsenal-Fans nur allzu gut.

Das bittere für die Ivorer ist natürlich, dass sie genau wissen: Dieses Turnier war eine einmalige Chance. Teams wie Kamerun, Nigeria und Ägypten nicht dabei, man spazierte mit angezogener Handbremse ins Finale, und doch klappte es auch beim vierten Anlauf dieser Mannschaft nicht mit dem Titel, der ihnen längst zustehen würde. Ihr Glück ist es, dass es schon nächstes Jahr die Chance zur Wiedergutmachung gibt. Das wird dann die ultimativ allerletzte Chance für Leute wie Drogba, Zokora und Kolo Touré, doch noch was zu holen. Ein wenig mehr Unternehmungsgeist könnte dabei nicht schaden, hinten ist man gut gerüstet.

Ähnliches Problem bei Ghana

Die Grundformation von Ghana

Die Black Stars waren fast ein Abziehbild der Ivorer: Nach vorne tat man sich extrem hart gegen die zumeist recht gut verteidigende Gegner. Vor allem Kwadwo Asamoah kam überhaupt nicht ins Turnier, von Sulley Muntari kam zu wenig und André Ayew alleine konnte die Mannschaft letztlich nicht herausreißen.

Der Unterschied zu den „Elefanten“: Hinten wurde gepatzt. Torhüter Adam Kwarasey, der eigentlich Larsen heißt und Norweger ist, machte nicht den sichersten Eindruck, Kapitän John Mensah musste sich in einem Spiel für das Team opfern und einen Ausschluss hinnehmen, die Ersatzleute Vorsah und Jonathan Mensah konnten ihn nicht ersetzen. Zudem fehlte Teamchef Stevanovic auf den Außenbahnen die Linie: Mal spielte Inkoom statt Pantsil rechts hinten, mal vor Pantsil rechts vorne und Ayew dafür links, dann musste Inkoom auch mal links hinten ran, weil dort weder Masahudu Alhassan noch Lee Addy eine überzeugende Figur gemacht haben. Schon gegen Tunesien im Viertelfinale musste ein Geschenk in Form eines schlimmen Goalie-Fehlers zur Rettung herhalten, gegen Sambia im Semifinale fehlte dann jede Inspiration – und das kleine Finale gegen Mali war ohnehin mehr eine Bestrafung.

Es ist sicher noch zu früh zu sagen, dass die große Zeit von Ghana mit dem U20-WM-Titel 2009, dem Finalzeinzug beim Afrika-Cup vor zwei Jahren und dem Viertelfinale bei der WM vorbei ist. Aber bei den Black Stars muss man nun aufpassen, nicht in jene unübersichtliche Mischung aus Altstars über dem Zenit, fehlendem Teamgeist auf dem Platz und zu vielen Trainerwechseln zu verfallen, die Kamerun und Nigeria vorläufig in den Orbit gejagt hat. Ghana steht fraglos am Scheideweg.

Mali wird Dritter – wenn auch eher zufällig

Dass in solchen Turnieren Teams, die schlechter spielen als manche Konkurrenten letztlich weiter kommen als diese, das ist nichts Neues. Mali ist so ein Beispiel: Sowohl Guinea in der Gruppe als auch Gabun im Viertelfinale war man eigentlich recht deutlich unterlegen, auch inhaltlich, aber ein Tausenguldenschuss (gegen Guinea) und ein Elfmeterschießen (gegen Gabun) reichten für den überraschenden Einzug ins Halbfinale.

Die Grundformation von Mali

Und das, obwohl mit Seydou Keita der eigentliche Star und klar beste Spieler der Mannschaft ein erschreckend anonymes Turnier spielte. Er stand oft viel zu hoch, um seine Stärken in Passgenauigkeit und Spieleröffnung ausspielen zu können. Sein Können im Pressing gegen den gegnerischen Spielaufbau kam auch nicht allzu häufig zum Einsatz.

Dafür sprangen andere in die Presche, wie vor allem Adama Tamboura. Der Linksverteidiger vom französischen Zweitligisten Metz ist eine DER Entdeckungen in diesem Turnier (auch wenn er mit 26 Jahren nicht mehr der Jüngste ist), auch die beiden Sechser Samba Diakité und Bakaye Traoré zeigten gute Abstimmung – kein Wunder, die sind bein Nancy auch Teamkollegen. Nach vorne wurde es dann halt immer dünner, aber damit passt man ja ins Bild bei diesem Turnier. Der dritte Platz ist für Mali sicher ein riesiger Erfolg, wie groß die Nachhaltigkeit sein wird, steht aber auf einem ganz anderen Blatt Papier.

Die Gastgeber: Gleicher Erfolg, unterschiedliche Aussichten

„Nachhaltigkeit“ ist auch das Stichwort bei den beiden Gastgebern. Ihre insgesamt acht Spiele waren, gemeinsam mit dem Finale, die einzigen mit einer guten Zuschauerkulisse – bei anderen Spielen, vor allem dem Viertelfinale zwischen Sambia und dem Sudan mit nur 200 (!!!) Zuschauern fanden vor teils erschreckend leeren Rängen statt. Bei Eintritts-Preisen, die einen durchschnittlichen Wochenlohn als unterstes Limit haben, ist das aber auch kein Wunder.

Die Grundformation von Gabun

Die Ansätze bei den beiden Ausrichtern war grundverschieden. Gabun mit dem Deutsch-Franzosen Gernot Rohr als Teamchef hat vor zwei Jahren trotz des Aus in der Vorrunde schon angedeutet, dass man eine junge Mannschaft mit viel Entwicklungspotential ist, die tollen Auftritte hier waren der beinahe logische nächste Schritt. Die Hingabe und der Schwung, den die mit einem Schnitt von 25 Jahren noch recht junge Truppe gezeigt hat, konnte einen mitreißen – vor allem der Über-Thriller gegen Marokko im mit Abstand besten und aufregendsten Spiel des Turniers war eine Augenweide.

Aber auch das System und die generelle Spielanlage war eine äußerst positive Erscheinung. Die Außenverteidiger Moussono und Mouele marodierten nach vorne wie kaum jemand anderer in diesem Turnier, das Sturm-Trio war ständig in Bewegung, gut am Ball und der Wille, nach vorne zu spielen und die Partien an sich zu reißen, war fast immer erkennbar – aber nie über eine gesamte Partie. Und genau dieser Aspekt, der sicher auch auf fehlende internationale Erfahrung zurück zu führen ist, kostete dem Team mit dem positivsten Fußball ein noch besseres Resultat als das Viertelfinale.

Die Zukunftsaussichten sind aber nicht so schlecht. Wenn man die richtigen Lehren aus dem eigenen Auftreten zieht, und die aus dem Titelgewinn von Sambia – sprich, auf Kontinuität zu setzen – ist angesichts der wahrlich nicht übertrieben schweren Quali-Gruppe mit Burkina Faso, Niger und Congo die Teilnahme am WM-Playoff für Brasilien beinahe Pflicht.

Die Grundformation von Äquatorialguinea

Da wird es er wild zusammengekaufte Haufen, der für Äquatorialguinea aufläuft, wesentlich schwerer haben. Nicht nur, weil mit Tunesien ein starker Gegner wartet, sondern vor allem, weil der Mannschaft die Basis fehlen dürfte. Das Team ist deutlich älter und hat viel weniger Spieler, die noch viel Entwicklungspotential nach oben zeigen. Rechtsverteidiger Kily David ist so einer, Sechser Ben Konaté sicher auch – aber im Großen und Ganzen lebte der zweite Co-Gastgeber schon viel mehr von der Spezialsituation Heimturnier und der Euphorie, die die zwei (glücklichen) Siege gegen Libyen und den Senegal entfachten.

Sicher, praktsich alle Spieler sind über sich hinausgewachsen, aber für Teamchef Gilson Paulo, der die Mannschaft erst kurz vor dem Turnier übernommen hatte, wird ein dauerhaftes Etablieren unter den besseren Teams Afrikas sicher kein leichteres Unterfangen als es das Heimturnier war.

Sudan und Liyben: Die arabischen Überraschungen

Ägypten, Sieger der letzten drei Ausgaben, war nicht qualifiziert – aber mit den Nachbarn Sudan und Liyben gab es dennoch zwei Teams aus dem arabischen Sprachraum, die mit schönen Erfolgen nach Hause zurückkehren.

Die Grundformation des Sudan

Das trifft vor allem auf den Sudan zu – die 23 Kader-Spieler kehren tatsächlich alle nach Hause zurück, Teamchef Mohamed Abdalla hatte nicht einen einzigen Legionär mit dabei. Die Spielanlage des Sudan war der von Sambia nicht unähnlich: Durch die Mitte zumachen, über die Außen Gegenstöße setzen, mit Mustafa Haitham gab es eine sehr aktive hängende Spitze und mit Mudathir einen Stürmer, der nicht viele Chancen braucht.

Die Qualität des Champions hat der Sudan freilich nicht und für den Viertelfinal-Einzug brauchte es schon auch Geschenke von Burkina Faso im letzten Gruppenspiel, aber pures Glück war das alles nicht. Was der Mannschaft fehlte, war die Breite in der eigenen Spielgestaltung, weil die Mittelfeld-Außen viel einrückten, die Außenverteidiger aber nicht konsequent hinterliefen. Aber der erste Sieg bei einem Spiel des Afrika-Cups seit 42 Jahren ist ein feiner Erfolg.

Die Grundformation von Libyen

Eine weitere echte Feel-Good-Story, die aufgrund des Vorrunden-Aus leider etwas unterging, war der Auftritt von Libyen. Schon alleine die Tatsache, dass sich die Mannschaft trotz des tobenden Bürgerkrieges, ausgesetzter Meisterschaft und mit natürlich gestrichenen Heimspielen überhaupt qualifiziert hat, zumal mit einigen Kickern, die selbst an der Front gekämpft hatten, ist schon ein Wunder.

Aber der Auftritt beim Turnier selbst, der von Spiel zu Spiel couragierter wurde, toppte das dann sogar noch. Gegen Äquatorialguinea wirkte man noch gehemmt, aber den späteren Champion Sambia hatte man schon am Rande der Niederlage und gegen den Senegal folgte dann die Krönung: Mit einer geschickten Umstellung, mit modernem Systemfußball, mit einem passenden Konzept und dessen disziplinierter Ausführung gelang doch tatsächlich ein 2:1-Erfolg.

Für das Viertelfinale hat es nicht gereicht, aber die Libyer sind dennoch ohne jeden Zweifel einer der ganz großen Gewinner dieses Afrika-Cups.

Seltsames Turnier von Senegal

Die Grundformation von Senegal

In der ersten Hälfte des ersten Spiels gegen Sambia wurden zwei Schläfrigkeiten in der senegalesischen Abwehr eiskalt ausgenützt – der Anfang vom Ende für die vorher als heiße Mit-Favoriten gehandelte Mannschaft. In der Folge gab es nicht nur gegen Sambia, sondern auch in der zweiten Partie gegen Äquatorialguinea Chancen am laufenden Band. Ja, die Spielanlage von Senegal mit ihrem Mittelding aus 4-2-3-1 und 4-2-4 war recht eindimensional. Aber die an sich guten Laufwege von Ba und Cissé und der ungeheure Schwung von Issia Dia auf der rechten Seite bereitete den beiden Gegnern große Probleme. Vor allem im zweiten Spiel hätte es statt der 1:2-Niederlage in der letzten Minute eigentlich einen Kantersieg geben müssen. So war Senegal ausgeschieden, die Luft war raus, der Auftritt gegen Libyen blutleer und das Punktekonto stand auch nach drei Spielen immer noch auf Null. Peinlich.

Was Senegal zum Verhängnis wurde, war neben der schlechten Chancen-Verwertung vor allem fehlende Kompaktheit im Mittelfeld und eine Abwehrkette, die nicht auf der Höhe war. Teamchef Amara Traoré, der von draußen kaum Impulse geben konnte, ist jedenfalls schon nicht mehr im Amt.

Unaufgeregte Maghreb-Teams

Was angesichts der sonst weit verbreiteten Hire-&-Fire-Politik in afrikanischen Verbänden etwas überraschend war: Eric Gerets darf trotz den enttäuschenden Vorrunden-Aus auch weiterhin die Mannschaft aus Marokko betreuen. Auch, wenn der Auftritt der Mannschaft das Verpassen des Viertelfinales durchaus rechtfertigte.

Die Grundformation von Marokko

Und auch der Teamchef selbst mit seinem vorschnellen Signal zum geordneten Rückzug im Mega-Match gegen Gabun seinen Teil dazu beigetragen hat. Das Hauptproblem Marokkos war die Abhängigkeit von Houssine Kharja. Er sollte seine Mitspieler aus der Tiefe heraus dirigieren und einsetzen. Das wussten aber auch die Gegner und stellten den Italien-Legionär so gut es ging zu – und kein anderer übernahm die Verantwortung. Zu wenig Nachdruck gegen Tunesien, zu früh sicher gefühlt und Gabun ins Spiel zurücklassen, und schon war das Turnier vorbei.

Woran es Marokko vor allem fehlt, sind Führungsfiguren. Boussoufa und Hadji sind Schönwetter-Spieler, Kharjas Nebenmann Hermach fehlt es an der Klasse und im Sturmzentrum macht Chamakh einfach zu wenig aus seinen Anlagen.

Die Grundformation von Tunesien

Da fußte die Abordnung aus Tunesien schon auf deutlich mehr Säulen. Sami Trabelsi vertraute einem recht großen Block von Akteuren aus der eigenen, sportlich durchaus sehenswerten Liga. Der Vorteil dabei: Die Mittelfeld-Zentrale mit Korbi und Traoui war gut eingespielt, als im dritten Spiel mit Ragued erstmals ein dritte Mann eingezogen wurde, stand man noch sicherer.

Zudem machten zwei Spieler auf sich Aufmerksam: Rechtsvertediger Bilel Ifa (21), der recht bald in der französischen Liga auftauchen dürfte, ud vor allem Youssef Msakni. Der auch erst 21-Jährige mit dem Lausbuben-Gesicht ist ein Offensiv-Allrounder, wie man ihn sich wünscht: Er kann über die Flanken kommen (hier eher über die linke), der kann hinter den Spitzen spielen, und er kann auch selbst Tore schießen.

Tunesien ist nach einem sportlichen Durchhänger in den letzten Jahren wieder zurück auf der Spur nach oben: Mit einer kompakten und sicheren Defensive, fleißigen Außenverteidigern (auch Chammam, der im Turnierverlauf Jemal ersetzte) und einem offensiven Alleskönner mit viel Potential. Wer weiß, wie viel Tunesien schon diesmal erreichen hätte können, wenn nicht der sonst so sicherer Torhüte Mathlouthi im Viertelfinale gegen Ghana daneben gegriffen hätte.

Die Grundformation von Guinea

Die Pechvögel aus Guinea

Es gibt eine Mannschaft, das das Viertelfinale absolut verdient gehabt hätte, aber durch einen Glücktreffer von Mali außen vor blieben: Das Team aus Guinea. Unter ihrem französischen Teamchef Michel Dussuyer, dessen Vater im Turnierverlauf verstarb, zeigten die Westafrikaner sehenswerten Angriffsfußball. Im ersten Spiel gegen Mali scheiterten sie an der Chancenverwertung, aber gegen Botswana gab’s beim 6:1 kein Halten mehr. War aber alles nicht mehr genug, genau wie das achtbare 1:1 gegen Ghana – bei dem sich die Mannschaft wohl etwas zu früh aufgegeben hat.

Auch Guinea ist im Grunde eine Mannschaft, die sich ansehnlicher präsentiert hat als es der Kader annehmen hätte lassen. Zwei Burschen aus der Drittliga-Mannschaft von Stuttgart, jede Menge Spieler aus wenig prickelnden Vereinen aus Ländern wie Schweiz, Belgien und der Türkei, Zweitliga-Kicker aus Frankreich – aber es war klar ersichtlich, dass es im Team stimmt. Jeder rannte für den anderen, bis auf die letzte halbe Stunde gegen Ghana war das Bestreben, positiven Fußball zu zeigen und Tore zu erzielen, immer sichtbar.

Die Grundformation von Angola

Das war zu wenig

Andere Teams, denen man mehr zugetraut hätte, haben sich selbst geschlagen. Angola etwa: WM-Teilnehmer von 2006, zuletzt dreimal das Viertelfinale erreicht, aber diesmal war doch ein deutlicher Rückschritt zu erkennen. Wenn die Mannschaft schon hinten nicht besonders sicher steht – was ja auch schon beim Heim-Turnier vor zwei Jahren nicht der Fall war – dann muss zumindest nach vorne etwas gehen. Aber von den Flanken kam zu wenig Konkretes, aus der Zentrale gab’s nur Alibi-Fußball und Flavio, einer der WM-Torschützen von vor sechs Jahren, ist deutlich über seinen Zenit hinaus.

Das alles kann ja mal passieren, das ist auch keine Schande. Anders als der Umgang der angolanischen Autoritäten, die sich als ganz schlechte Verlierer zeigten: Reporter wurde gewaltsam von der Mannschaft abgeschottet, Berichterstattung darüber unter Androhung von Strafen zu verhindern versucht. Das gab kein gutes Bild ab.

Die Grundformation von Burkina Faso

Zu wenig Konkretes – das ist auch der sportliche Vorwurf, den sich Burkina Faso machen lassen muss. Aus der Zentrale von Marseille-Sechser Kaboré kam viel zu wenig, Alain Traoré haderte früh mit sich, den Mitspielern, den Referees, mit Gott und der Welt, Joker Aristide Bancé irrlichterte wirr über den Platz, Bakary Koné schoss hinten Böcke am laufenden Band und Moumouni Dagano wirkt vorne wie ein Dinosaurier. Der flinke Jonathan Pitroipa, der einzige noch verbleibende Spieler von höherer Qualität, war mit der ganzen Verantwortung auf seinen schmalen Schultern sichtlich überfordert. Und letztlich half es auch nicht, dass von der Trainerbank keine hilfreichen Impulse kamen: Teamchef Paulo Duarte hielt stur an seinem steifen 4-2-3-1 fest.

Die Folge: Drei Niederlagen und das Vorrunden-Aus.

Die Grundformation von Niger

Chancenlose Debütanten

Drei Niederlagen war auch die Bilanz, die man von den zwei Debütanten erwartet und auch bekommen hat. Wobei das Team aus Niger bei seiner Afrika-Cup-Premiere vor allem defensiv gar keine so schlechte Figur gemacht hat: Der Versuch, den Gegnern keinen Platz und keine Zeit am Ball zu lassen, Kompakt und sicher zu stehen und nach Ballgewinn über die flinken Issoufou und Maazou nach vorne zu kommen, war stets erkennbar und wurde auch ganz okay ausgeführt.

Die individuelle Qualität der eher zufällig gegenüber den Südafrikanern qualifizierten Mannschaft war natürlich nicht mit jener der Gruppengegner zu vergleichen, und doch hätte man Marokko beinahe einen Punkt abgetrotzt. Leider wurde das alles überschattet von der eher unwürdigen Posse hinter den Kulissen und an der Seitenlinie, wo man dem erfolgreichen Teamchef Harouna Doula (immerhin Afrikas Trainer des Jahres 2011) im Franzosen Rolland Courbis einen Anstands-Wauwau vor die Nase setzte, der dann auch bei den Spielen seinen dicken Bauch Kommandos gebend in der Coaching-Zone präsentierte, während sich Doula etwas indigniert auf der Trainerbank einigelte.

Die Grundformation von Botswana

Fehlende Qualität vor allem im Spiel nach vorne war letztlich auch bei Botswana der limitierende Faktor. Abgesehen vom 1:6 gegen Guinea, wo man in Unterzahl komplett auseinander fiel, stand man mit zwei Viererketten und einem Sechser dazwischen recht sicher, machte Ghana und Mali das Leben mit gutem Lauf- und Stellungsspiel verteufelt schwer und verlor diese beiden Spiele nur knapp.

Aber im Angriff… Jerome Ramathlhakwane versuchte zwar, mit viel Laufarbeit fehlende Ideen von hinten auszugleichen, aber außer Mondbällen aus der eigenen Hälfte hatte Botswana überhaupt nichts anzubieten. Kein Wunder, dass schon in der Quali kein Team, das den Cut geschafft hat, weniger Tore erzielt hat. Durchaus erstaunlich, dass es trotzdem zu zwei Treffern – einem Elfmeter und einem Konter – gereicht hat.

Aber für Botswana gilt genau wie für Niger: Schön, mal dabei gewesen zu sein. Es wird auch in Zukunft nicht allzu oft passieren.

Fazit: Was bleibt?

Genau natürlich wie der Titelgewinn für Sambia eine Ausnahme ist. Die Mannschaft aus dem 13-Millionen-Einwohner-Land im Süden des Kontinents wird sich nun genausowenig zu einem dauerhaften Titelkandidaten aufschwingen wie das Griechenland nach dem Titel 2004 oder der Irak nach dem Erfolg beim Asien-Cup 2007 gelungen ist.  Schon hinter einer WM-Teilnahme in Brasilien steht ein dickes Fragezeichen, muss man doch in der Gruppe an Ghana vorbei, um überhaupt in die entscheidenden Playoffs einzuziehen.

Aber die Mannschaft ist jung genug, um noch einige weitere Afrika-Cups zu absolvieren und kann nächstes Jahr in Südafrika oder in drei Jahren in Marokko auch wieder eine gute Figur abgehen. Der Unterschied: Ab sofort werden vor allem Underdogs gegen den Afrika-Meister doppelt und dreifach motiviert in die Spiele gehen.

Für Didier Drogba und seine Ivorer geht es nächstes Jahr noch einmal um alles oder nichts, aber es wird nicht leichter. Kamerun, Nigeria, Ägypten und Ausrichter Südafrika werden die Scharte der verpassten Quali ausmerzen wollen. Dass das vor allem bei afrikanischen Funktionären zumeist in kontraproduktiver Übermotivation umschlägt, ist dabei aber natürlich nichts Neues.

Aber wer weiß, vielleicht sorgt das Signal, das Sambia ausgesendet hat, beim einen oder anderen ja doch für etwas mehr Mitdenken.

(phe)

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Ghana zittert sich ins Semifinale, Mali wurschtelt sich dorthin https://ballverliebt.eu/2012/02/06/ghana-zittert-sich-ins-semifinale-mali-wurschtelt-sich-dorthin/ https://ballverliebt.eu/2012/02/06/ghana-zittert-sich-ins-semifinale-mali-wurschtelt-sich-dorthin/#respond Mon, 06 Feb 2012 18:51:11 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6662 Ghana zittert sich ins Semifinale, Mali wurschtelt sich dorthin weiterlesen ]]> Aufregend war es wirklich nicht – aber in der Verlängerung zumindest spannend: Ghana setzt sich im erwarteten Geduldsspiel gegen Tunesien durch und steht dank Mathouthis Fehler im Semifinale. Genau wie Mali: Zwar waren Seydou Keita und Co. auch gegen Gabun weit weg davon, die bessere Mannschaft zu sein. Aber man war die mit den besseren Nerven.

Ghana - Tunesien 2:1 n.V.

Ghana – Tunesien 2-1 n.V. (1-1, 1-1). 1-0 Mensah 9′ / 1-1 Khalifa 42′ / 2-1 A. Ayew 101′

Auch wenn mit John Mensahs frühem Führungstor nach einem Eckball die Vorzeichen für eine zumindest von einer Mannschaft offensiv geführtes Spiel gar nicht so schlecht standen: Das Aufeinandertreffen von Ghana und Tunesien wurde das erwartete Geduldsspiel. Kein Wunder: Beide Mannschaften machten im Turnierverlauf defensiv einen abgeklärten Eindruck, hatten aber Probleme, gegen einen eher passiven Gegner das Spiel selbst aufzuziehen.

Tunesien: Trocken, aber phantasielos

Und genau das wurde in diesem Spiel deutlich. Bei Tunesien vertraute Teamchef Sami Trabelsi wieder auf ein 4-3-1-2, in dem allerdings der nominelle Zehner Youssef Msakni so weit vorne stand, dass hinter ihm ein gigantisches Loch aufgerissen wurde, in dem sich die beiden Sechser von Ghana, Annan und Badu, gut breitmachen und das tunesische Trio vorne vom Nachschub abschneiden konnte.

Hinzu kam, dass die beiden Außenverteidiger sich nicht so recht nach vorne gehen trauten. Khalil Chammam tat da noch deutlich mehr als sein Pendant auf der rechten Seite, Bilal Ifa – was daran liegen dürfte, dass Chammams direkter Gegenspieler Andre Ayew oft nach innen zog und dort von Saihi übernommen wurde. Den Tunesiern blieben aber dennoch zumeist nur lange Bälle tief aus der eigenen Hälfte, die kaum einen Abnehmer fanden.

Ghana: Trocken, aber phantasielos

Sehr ähnlich stellte sich das Geschehen auch bei Ghana dar. Die Black Stars waren zwar wesentlich ballsicherer als ihre Kontrahenten und brachten so mehr Pässe an, aber durch die drei defensiven Mittelfeldspieler der Tunesier gab es vor allem für Kwadwo Asamoah kaum ein Durchkommen. Umso mehr, wenn sich einer der drei Stürmer – zumeist Khalifa auf Ghanas rechter Angriffsseite mit Sulley Muntari – ins Mittelfeld zurück fallen ließ.

Herausgespielte Torchancen waren somit Mangelware, gelungene Offensivaktionen ebenso, dafür wurde staubtrocken verteidigt und die defensiven Mittelfeldreihen lieferten beide Paradebeispiele für erfolgreiches Verhindern gegnerischen Angriffsspiels ab. Das war, defensivtaktisch gesehen, ziemlich gut gespielt, aber wirklich aufregend war es nicht. Daran änderte auch der eher zufällig entstandene Ausgleich der Tunesier kurz vor der Pause nichts.

Umstellung bringt kaum Änderung

Erste Bewegung in die Pattsituation, die dieses Spiel lähmte, kam erst, als Sami Trabelsi nach rund 70 Minuten einen seiner drei Defensivleute im Mittelfeld herausnahm (Saihi) und mit Jemâa einen Stürmer brachte. Damit wurde aus der tunesischen Formation ein 4-4-1-1, in dem Msakni oft nur leicht versetzt hinter Jemâa agierte. Das hieß, dass nun ein Mann weniger im Zentrum stand.

Ghana versuchte das auch prompt auszunützen, indem es mit schnelleren Pässen durch das Zentrum gehen sollte und nun auch André Ayew mehr Verantwortung im Aufbauspiel übernehmen wollte, alleine wirklich gelingen mochte es nicht. Das überschaubare Tempo und die fehlende Durchschlagskraft im Angriff schickten die Partie in die fast logische Verlängerung.

Erst in der Verlängerung geht’s rund

Wirklich aufregend wurde die Partie erst, als Tunesiens Torhüter Mathlouthi, eigentlich einer der besten Keeper des Turniers, eine harmlose und an sich viel zu weite Flanke von Badu nicht festhalten konnte und André Ayew den ihm vor die Füße gefallenen Ball in der 101. Minute zum 2:1 für Ghana über die Linie bugsierte. Nun waren die Tunesier, die in den Anfangsminuten der Verlängerung schon die klar aktivere Mannschaft gewesen waren, endgültig gefordert.

Für Dhaouadi kam nun mit Darragi ein echter Zehner, um den Druck über die Mitte zu erhöhen und um von hinten heraus eine Anspielstation im Zentrum zu haben – die gab es davor kaum. Auch der Ausschluss von Abdennour nach einem Ellbogen-Schlag konnte Tunesien natürlich nicht mehr davon abhalten, in den letzten zwanzig Minuten alles nach vorne zu werfen. Ghana brauchte auch einiges an Glück, aber die Black Stars zitterten das 2:1 über die Runden.

Fazit: Mathlouthi verhindert das Elfmeterschießen

Letztlich hat die Mannschaft mit dem größeren Potenzial und der etwas höheren Qualität gewonnen, aber aus dem Spiel heraus ist Ghana nach vorne wiederum nicht allzu viel eingefallen, um die sicher stehenden Tunesier in Bedrängnis zu bringen. Die Nordafrikaner hatten Asamoah im Zentrum gut im Griff, Muntari kam nicht zur Geltung und auch Ayew war, zumeist gedoppelt, in guten Händen. Ohne Mathlouthis Fehler wäre Ghana kaum das Siegtor gelungen, ohne den Patzer hätten aber auch die Tunesier kaum so bedingungslos alles nach vorne geworfen – ein Elferschießen war vorprogrammiert.

Aber auch die Tunesier mussten erst die Brechstange auspacken, um zu Chancen zu kommen. Die Einwechslung von Darragi, der in den 15 Minuten, die er im Spiel war, eine gute Figur gemacht hat, kam vermutlich deutlich zu spät. Groß war der Unterschied zwischen diesen Mannschaften nicht.  Und Ghana muss im Semifinale gegen Sambia höllisch aufpassen – mit dem flexiblen Mittelfeld und den flinken Flügelspielern können die Sambier Ghana durchaus in Bedrängnis bringen.

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Gabun – Mali 1-1 n.V. (1-1, 0-0), 4-5 i.E. 1-0 Mouloungui 55′ / 1-1 Diabaté 83′

Gabun - Mali 1:1 n.V.

Es ist ja nichts Neues: Die Mannschaft aus Gabun ist eher ein langsamer Starter in Spiele. So war es auch im Viertelfinale gegen die Mannschaft aus Mali, die sich in der Gruppe als recht klar schlechtere Mannschaft gegenüber Guinea durch gewurschtelt hat und gegen die so selbstsicher auftretenden Co-Gastgeber als Außenseiter gelten musste.

Malis Teamchef Alain Giresse reagierte auf die Stärke Gabuns über die Flügel und stellte mit Samba Sow einen gelernten Defensiv-Spieler auf die rechte Mittelfeldseite, um dort Charly Moussono Einhalt zu gebieten. Wie die erneut auf Stören  ausgelegte Rolle von Seydou Keita hinderte dasGabun merklich daran, ins Spiel zu kommen, und so dominierte Mali die Anfangsphase deutlich.

Mali beginnt zu schwimmen

Es dauerte rund zwanzig Minute, ehe Gabun merkte, dass Sow zwar defensiv gut stand, aber nach vorne auf der für ihn ungewohnten Position wenig brachte, und sich Moussono mehr nach vorne trauten. Zudem hatte das Angriffs-Trio nun die Abläufe in der malischen Defensive erkannt und sich darauf eingestellt, bewegte sich deutlich besser.

So kam Gabun, wie schon gegen Marokko und Tunesien, erst im Laufe der Partie dazu, das eigene Spiel aufzuziehen, dann funktionierte es aber deutlich besser. Mali begann hinten immer mehr zu schwimmen und Keita litt wieder einmal unter seiner hohen Positionierung: Gabun umging einfach das Zentrum in der Spieleröffnung.

Fehlende Struktur im Mittefeld

Je länger die Partie lief, umso mehr wurde die fehlende Struktur im Mittelfeld von Mali offensichtlich. Seltsamerweise machte vor allem das Zentrum mit Seydou Keita, Bakaye Traoré und Samba Diakité den Eindruck, so noch nie zusammen gespielt zu haben, obwohl genau dieses Trio in den zwei schwereren Gruppenspielen schon genau so aufgelaufen war.

Gabun hatte das Spiel felsenfest im Griff und als Mouloungui nach einer Stunde aus einem Freistoß heraus das 1:0 gelang, war das hoch verdient. Und Gabun blieb auch am Gas, hatte einige Chancen, den Sack schon vorzeitig zuzumachen. Der bullige Cousin, der viel unterwegs war, und die quirligen Flügelspieler waren von Mali kaum in den Griff zu bekommen, das Passspiel Gabuns war wesentlich sicherer als das von Mali und das Spiel schien trotz des eher knappen Spielstandes mehr oder weniger entschieden zu sein.

Ohne Cousin fehlt Durchschlagskraft

Bis die Auswechslung von Daniel Cousin für einen kleinen Bruch bei Gabun sorgte. Der 34-Jährige musste wohl seinem Alter Tribut zollen, auch in der Vorrunde spielte er nur eine einzige Partie durch. Fabrice do Marcolino übernahm Cousins Position in der Sturmspitze, aber ersetzen konnte er den Routinier nicht. So gab es zwar immer noch Vorstöße von Gabun, vornehmlich über die rechte Seite mit Mouele und Aubameyang, aber auf dem Weg zum Strafraum versandeten diese.

Auf der anderen Seite brachte Alain Giresse nicht nur mit Cheikh Diabaté einen echten Stürmer (Madiga, der diese Position inne hatte und nun auf den Flügel ging, spielte erstmals im Turnierverlauf ganz vorne) und mit seinen Umstellungen auch eine bessere Besetzung für die Flügel, die nun mit Adbou Traoré und eben Madiga ausgewogener besetzt waren. Es war dies die Phase, in der das Mittelfeld Malis den besten Eindruck machte und nach einem Abstimmungsfehler in Gabuns Abwehr gelang Diabaté auch der etwas überraschende Ausgleich.

Verlängerung leidet unter Müdigkeit

In der Verlängerung übernahm Gabun wieder deutlich das Kommando, nachdem Teamchef Rohr mit Palun und Mbabangoye (statt Madinda und Moubamba) neue Kräfte für das Mittelfeld gebracht hatte, das mit wachsender eigener Müdigkeit und dem wachsenden Einfluss, denn Seydou Keita auf das Spiel bekam, etwas unterzugehen drohte. Das Problem mit der fehlenden Durchschlagskraft in der Spitze blieb aber bestehen.

Mali zog sich aus der Spielgestaltung weitgehend zurück und versuchte, sich ins Elfmeterschießen zu retten. So lebte das Spiel in dieser Phase ausschließlich von der Spannung, da die Erschöpfung beider Teams und die Angst, einen entscheidenden Fehler zu machen, das Spielniveau immer dramatischer nach unten zog. Mali erreichte schließlich ohne gröbere Probleme das Ziel des Shoot-Outs – und behielt dort die Nerven.

Fazit: Glücklicher Sieg für Mali

Immer kann’s nicht gutgehen – diesmal schaffte es Gabun nicht mehr. Zwar war der Co-Gastgeber auch in seinem vierten Spiel sicher nicht die schlechtere Mannschaft, aber die verpasste es, nach der verdienten Führung nachzulegen. Ein zweites Tor hätte die Partie gegen diese Mannschaft aus Mali ohne jede Frage entschieden.

Alain Giresse hingegen kann sich glücklich schätzen: Nicht nur, dass er Gabun – jedes Team, mit dem er trotz starker Spiele etwas unglücklich vor zwei Jahren das Viertelfinale verpasst hatte – eliminiert hat. Nein, wie schon im ganzen Turnierverlauf vermochte seine Mannschaft auch in diesem Spiel als recht deutlich schlechteres Team, sich irgendwie durchzumogeln. Einmal mehr war Seydou Keita kein entscheidener Faktor, es wurde wenig Chancen herausgespielt und das Mittelfeld war oft offen wie ein Scheunentor. Aber die starke Innenverteidigung und ein wirklich guter Torhüter retteten Mali auch diesmal den Hintern.

Immerhin: Gabun hat in der WM-Quali mit Burkina Faso, Niger und Congo eine Gruppe von überschaubarer Stärke, der Platz im Play-Off (das als Gruppensieger erreicht wird) sollte mehr oder weniger gebucht sein.

(phe)

 

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Dritter Erfolg im dritten Spiel: Gabun ist Gruppensieger https://ballverliebt.eu/2012/02/01/drittes-spiel-dritter-sieg-gabun-gruppensieger/ https://ballverliebt.eu/2012/02/01/drittes-spiel-dritter-sieg-gabun-gruppensieger/#respond Wed, 01 Feb 2012 10:13:37 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6617 Dritter Erfolg im dritten Spiel: Gabun ist Gruppensieger weiterlesen ]]> Wieder hatte Gabun zu Beginn der Partie Probleme, wieder wuchtete man sich ins Spiel zurück – diesmal auch mit einer intelligenten System-Umstellung. Somit geht der Co-Gastgeber nach dem 1:0 gegen Tunesien als Gruppensieger ins Viertelfinale. Den Nordafrikanern fehlte es wieder einmal an der Durchschlagskraft.

Gabun - Tunesien 1:0

Gabun – Tunesien 1-0 (0-0). 1-0 Aubameyang 62′

Beide Teams waren schon fix in der nächsten Runde – so rotierten auch beide ein wenig. Gernot Rohr blieb in seinem 4-3-3, ließ aber mit Mbanangoye einen seiner beiden Sechser permanent auf die linke Seite rausschieben, um den dort aufgestellten Flügelstürmer Roguy Méyé zu unterstützen. Das wurde notwenig, weil Außenverteidiger Muele sehr viel mit seinem Gegenspieler Khalifa zu tun hatte.

Bei den Tunesiern wurde aus dem 4-2-3-1 der letzten Spiele ein 4-3-1-2 mit Msakni als Zehner. Oder eher als falschen Neuner, denn die beiden nominellen Stürmer, vor allem Khalifa, wichen oft weit auf die Flügel aus und zogen dann nach innen. Damit kam Gabun zunächst nicht so ganz zurecht und mit dem Wall, den die Tunesier im Mittelfeld mit de facto drei zentralen Mittelfeld-Spielern, ganz nach italienischem Vorbild, eingezogen haben, gab es kaum ein Durchkommen.

Msaknis Rolle bereitet Gabun Probleme

Die Tunesier kontrollierten somit das Spiel zunächst und versuchten vor allem die Positionierung von Youssef Msakni auszunützen. Dieser stand zu hoch, um für die Innenverteidiger sinnvoll gedeckt zu werden, aber zu hoch für die beiden Sechser, die kaum mehr eine Rolle für den eigenen Aufbau spielen könnten, wenn sie sich zu weit nach hinten ziehen lassen. Trotz des klaren Plus an Ballbesitz schaffte es Tunesien aber nicht, aus dieser Überlegenheit auch Tore zu erzielen.

Nach etwa einer halben Stunde ließ sich Sturmspitze Daniel Cousin etwas zurückfallen und bearbeitete zunehmend die Dreierkette im tunesischen Mittelfeld. Das immer mutiger Vorrücken von Mbanangoye sorgte dafür, dass Jamel Saihi auf der halblinken Position in der tunesischen Zentrale etwas hin- und hergerissen war: Einerseits bereitete ihm Cousin mehr Arbeit, andererseits sollte er aber auf der Flanke aushelfen. So kam Gabun gegen Ende der ersten Hälfte deutlich besser ins Spiel.

Rohr stellt um

Gernot Rohr nahm für die zweite Halbzeit eine erstaunliche Änderung vor: Es brachte Madinda für Méyé, stellte ihn aber nicht – wie in den ersten Partien – auf die Zehn, sondern ins rechte Mittelfeld, und Mbanangoye ins linke, stellte somit auf ein 4-4-2 um. Damit bekam Gabun die Oberhand: Weil von den zwei zentralen Mittelfeld-Männern nun einer (Poko) explizit auf Msakni spielte und sich notfalls auch tief fallen ließ und der andere (Palun) sich eher nach vorne orientierte, stand Gabun nun wesentlich sicherer und konnte gleichzeitig mehr für das Spiel tun.

Die Flügel waren zudem in tieferen Positionen besetzt als vor der Pause, griffen somit auch mehr ins Spiel ein. Nun wirkten die Tunesier verwirrt, und ehe sie wirklich auf die sich geänderte Raumaufteilung reagiert hatten, erzielte Aubameyang nach einer Stunde das 1:0.

Späte Reaktion

Erst jetzt reagierte der tunesische Teamchef Sami Trabelsi. Er brachte Allagui und Chikhaoui (für Jemâa und Ben-Yahia), änderte aber seine Formation nicht gravierend – es gab weiterhin keinen klassischen Zehner, weil Chikhaoui aus der halbrechten Position im Mittelfeld kam. Seine Präsenz am Platz zeigte aber dennoch wirkung, ebenso wie der sehr willige Sami Allgui und das Wissen bei Gabun, dass selbst ein Remis für den Gruppensieg reicht.

Die Tunesier hatten also die Schlussphase der Partie wieder deutlich im Griff, verpassten es aber weiterhin – im Gegensatz zu den ersten beiden Partien, in denen sie vor dem Tor eiskalt agierten – den Ball im Netz unterzubringen. Gabun verteidigte den Sieg über die Zeit und ist damit mit drei Erfolgen Gruppensieger.

Fazit: Interessantes Freundschaftsspiel

Letztlich war es von der Bedeutung kaum mehr als ein Freundschaftsspiel, aber uninteressant war es beileibe nicht. Wie gegen die Marokkaner hatte Gabun zunächst Probleme, sich auf den Gegner einzustellen, traute sich aber mit Fortdauer des Spiels wiederum immer mehr zu und die Umstellung zur Halbzeit brachte dem Co-Gastgeber endgültig die Oberhand.

Tunesien steckte nicht auf und mit Chikhaoui kam jene Linie ins Spiel zurück, die davor etwas verloren gegangen war. Was den Nordafrikanern aber weiterhin fehlt, ist ein wirklich zielbringendes, eigenes Angriffsspiel. Sie sind (heute nicht, aber in den bisherigen zwei Spielen) stark im Nützen der wenigen Chancen, aber solltes, wovon auszugehen ist, im Viertelfinale gegen die defensiv extrem starken Ghanaer gehen, dürfte ihnen die nötige Durchschlagskraft fehlen. Das zumindest ist der Eindruck aus der Gruppenphase.

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Marokko – Niger 1-0 (0-0). 1-0 Belhanda 78′

Marokko - Niger 1:0

Kaum mehr als eine lästige Pflichtaufgabe war das letzte Spiel für die bereits eliminierten Marokkaner, und entsprechend schlampig war auch das Passspiel der Mannschaft. Zwar kontrollierte man den Außenseiter relativ sicher, aber schon aus der Abwehr heraus passierte immer wieder billige Fehlpässe. Die Ungenauigkeiten konnte Kharja zumeist noch kaschieren, aber nachdem er kurz vor Ende der ersten Hälfte verletzt ausgetauscht werden musste, war es mit der Strukur im Aufbauspiel der Marokkaner geschehen.

Beim Niger vertraute man wieder auf das etwas schiefe Mittelding aus 4-1-4-1 und 4-4-2, wobei Maazou diesmal deutlich mehr vom linken Flügel kam als gegen Tunesien. Der Außenseiter machte wiederum einen guten Job, wenn es um das Attackieren des Gegnern im Mittelfeld ging, was der Passsicherheit der Marokkaner auch nicht gut tat. Eigene Angriffe wurden aber, einmal mehr, zumeist nur durch lange Bälle gestartet, womit die marokkanische Defensive wenig Probleme hatte.

Und es letztlich auch kein Tor gab. Anders als auf der anderen Seite, wo gegen Ende des Spiels Belhanda das dennoch nicht ganz unverdiente 1:0-Siegtor für seine Mannschaft erzielte. Ein glanzloser Arbeitssieg – mehr nicht.

(phe)

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Gabun dreht unfassbare Partie noch um – 3:2 über Marokko, das Viertelfinale! https://ballverliebt.eu/2012/01/28/gabun-dreht-unfassbare-partie-noch-um-32-uber-marokko-das-viertelfinale/ https://ballverliebt.eu/2012/01/28/gabun-dreht-unfassbare-partie-noch-um-32-uber-marokko-das-viertelfinale/#respond Fri, 27 Jan 2012 23:12:00 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6581 Gabun dreht unfassbare Partie noch um – 3:2 über Marokko, das Viertelfinale! weiterlesen ]]> Es war ohne Zweifel das aufregendste Spiel des Turniers! Was Gabun und Marokko boten, war dramatischer Fußball bis in die 97. Minute, eine Werbung für den Afrika-Cup. Marokko fühlte sich zu früh sicher, Gabun drehte das Match, doch in den Schlussminuten wurde es erst so richtig unglaublich. „Unglaublich“ müssen sich auch die Nigrer gedacht haben, nachdem sie trotz sehr beherzter Leistung in ein Last-Minute-1:2 gegen Tunesien gelaufen waren.

Gabun - Marokko 3:2

Beim leichten 2:0-Erfolg gegen Niger waren die Außenverteidiger von Co-Gastgeber Gabun nach vorne praktisch nicht zu stoppen und bereiteten dem Gegner große Probleme – aber defensiv getestet wurden sie da natürlich nicht. Genau dort setzte Eric Gerets, der belgische Teamchef der Marokkaner, auch den Hebel an: Er ließ seine Außenspieler grundsätzlich relativ weit innen stehen, um sie mit Bällen aus dem Zentrum hinaus auf die Flügel, in den Rücken der Außenverteidiger Gabuns, zu füttern.

In den Rücken der Außenverteidiger

Marokko musste diese Partie nach der Auftaktpleite gegen Tunesien gewinnen, um eine realistische Chance auf das Viertelfinale zu wahren, ein Remis hätte zumindest noch einen kleinen Hoffnungsschimmer am Leben erhalten. Und dementsprechend starteten die Nordafrikaner auch: Als die aktivere Mannschaft mit der klareren Struktur und dem ausgereifteren Plan, das Spiel schnell in die eigene Richtung zu befördern.

Die Gabuner Außenverteidiger wurden, nachdem ihnen Carcela und Belhanda ein paar Mal auf den Flügeln entwischt war, zunehmend vorsichtiger, womit Marokko das erste Etappenziel erreicht hatte. Ohne Moussono und Mouela, die vorne die Außenstürmer hinterlaufen, fehlte dem Team von Gernot Rohr sichtlich der Back-up-Plan. Auch deshalb, weil durch die innen lauernden Außenspieler der Marokkaner die beiden defensiven Mittelfeldspieler gebunden waren und im Zentrum eine marokkanische Überzahl entstand.

Marokkos Schlüsselspieler: Hossine Kharja

So kamen auch aus dem Zentrum kaum Impulse und die Mannschaft aus Gabun, die vor allem in der ersten Hälfte gegen Niger den Gegner noch an die Wand spielte, machte einen etwas ratlosen Eindruck. Dieser verstärkte sich zunächst noch, als die Marokkaner nach einer halben Stunde durch ihren Kapitän und Schlusselspieler, Hossine Kharja, in Führung gingen.

Der Mann von der Fiorentina ist im Mittelfeld der Marokkaner das Um und Auf: Er lenkt das Spiel aus der Tiefe, versorgt seine Vorderleute mit Zuspielen, diesmal eben vor allem Richtung Außen, und in dieser ersten Hälfte bekam er vor allem auch die Zeit dazu. Weil die beiden defensiven Mittelfeld-Leute von Gabun eben hinten gebunden waren und Kharjas Nebenmann Hermach auch noch Madinda aus dem Spiel nahm, gab es keinen, der seine Kreise wirklich einengen konnte. So hatte Marokko das Spiel im Griff und ging auch nicht unverdient mit dieser 1:0-Führung in die Pause.

Marokko wiegt sich in Sicherheit…

Und nach dem Seitenwechsel sah es auch zunächst so aus, als sollte sich das Spiel der ersten Hälfte fortsetzen: Die Marokkaner legten bis etwa zur 60. Minute eine Abgeklärtheit an den Tag, aus der schon ersichtlich war, dass hier  die überwiegende Mehrheit der Spieler in Top-Ligen wie Italien und Frankreich am Werk war, und den Gabunern diese internationale Erfahrung einfach noch fehlt.

So konnten sich die Marokkaner in Sicherheit wiegen und die Tatsache, dass Eric Gerets schon für die zweite Hälfte mit Youssef El Arabi die einzige Spitze vom Platz nahm und stattdessen den Zehner Youssef Hadji nach vorne stellte, signalisierte zudem: Routiniert die Zeit runterspielen, jetzt. Es dauerte eine Viertelstunde, aber dann hatten die Gabuner erkannt, dass Marokko hier keine großen Ambitionen mehr hegte.

…und Gabun merkt das

Ein guter Wechsel von Gernot Rohr half dem Aufbäumen auf die Sprünge: Der Deutsch-Franzose nahm den eher kaltgestellten Stéphane Nguéma raus und brachte mit dem routinierten Daniel Cousin einen neuen, bulligen Mann für die Zentrale; dafür ging der flinke, eher filigrane Pierre-Emerick Aubameyang auf den Flügel. Dort konnte er auch alleine, ohne Hilfe von hinten, Bälle besser halten als sein Vorgänger und so auch zum einen eigenen Chancen kreieren als auch zum anderen seiner Mannschaft Zeit geben, aufzurücken.

Was nun auch immer mehr die Außenverteidigier taten. Vor allem Moussono auf der linken Seite konnte mit Mouloungui für solchen Wirbel sorgen, dass sich Eric Gerets schnell gezwungen sah, den damit überforderten Mickaël Basser rauszunehmen und mit Jamal Alioui einen frischen Mann für rechts hinten zu bringen.

In zwei Minuten das Spiel gedreht

Aber der Schaden war bereits angerichtet, die Hausherren warfen alles nach vorne. Im Mittelfeld wurde der Spieß nun umgedreht – nun wurden die Marokkaner schnell angegriffen, wodurch sie keine Möglichkeit mehr hatten, für dauerhafte Entlastung zu sorgen. Und Hossine Kharja war in dieser Phase komplett abgetaucht, gerade jetzt, wo die Mannschaft seine Klarheit am dringendsten gebraucht hätte.

Und so kam, was sich immer mehr abgezeichnet hatte: Alioui verlängerte von Cousin bedrängt eine Ecke direkt vor das Tor, wo Aubameyang die x-te Torchance für Gabun zum Ausgleich nützte, zwei Minuten später holte sich Moubamba einen verlorenen Ball umgehend zurück, der Ball kam über Aubameyang zu Cousin in der Mitte, der drückte ab – 2:1, das Spiel war gedreht!

Dramatische Schlussphase

Die Marokkaner – die mit diesem Resultat fix ausgeschieden wären – bemühten sich, zurück zu ihrem eigentlichen Matchplan zu gehen und hinter die Außenverteidigier zu kommen. Die Präzision war mit dem ganzen Druck natürlich dahin und weil die Löwen vom Atlas Risiko gehen und hinten aufmachen mussten, fiel beinahe das 1:3, doch in der 89. Minute schafften sie es doch noch einmal, zur Grundlinie durchzugehen. Der Ball wurde für den am Sechzehner stehenden Belhande zurückgespielt, der zog ab, und Moussono wehrte mit der Hand ab. Elfmeter, und Kharja verwertete zum 2:2. Womit Marokko immer noch so gut wie aus dem Rennen war, aber zumindest noch hoffen konnte.

Aber nur wenige Minuten. Gerade als die fünf angezeigten Nachspiel-Minuten abgelaufen waren, senste Benatia in der Strafraumgrenze den kurz zuvor eingewechselten Mbanangoye um. Es dauerte wegen der Behandlung und einem Wechsel zwei Minuten, ehe der Gefoulte den Freistoß ausführen konnte. Und über die Mauer hinweg im kurzen Eck versenkte! Das 3:2, der Endstand – das Stadion stand endgültig Kopf, Gabun steht im Viertelfinale.

Fazit: Kampfgeist bringt Gabun ins Viertelfinale

Natürlich hat die Einwechslung von Cousin geholfen, weil Aubameyang dadurch auf die davor ziemlich abgemeldeten Außenbahnen gehen und dort Leben in das Flügelspiel von Gabun brachte. Letztlich entschieden aber zwei andere Faktoren noch viel mehr über den Verlauf des Spiels: Zum einen, dass sich die Marokkaner viel zu früh sicher fühlten, nachdem sie auch die erste Phase nach dem Seitenwechsel sicher im Griff gehabt hatten und das Signal, das Eric Gerets mit der Auswechslung des einzigen echten Stürmers bereits zur Halbzeit sendete.

Und zum anderen der enorme Kampfgeist und Siegeswillen der Spieler aus Gabun. Die nach einer Stunde begriffen, dass sie die Marokkaner biegen konnten, wenn sie die sich immer mehr einschleichende Selbstzufriedenheit der Gegenspieler nützten, indem sie sie aggressiver angingen, früher attackierten und selbst den bedingungslosen Vorwärtsgang einschalteten. Dass es mit dem Freistoß-Tor in der 97. Minute dann doch noch den Sieg gab, nachdem die Marokkaner mit dem Ausgleich das schlimmste verhindert zu haben glaubten, spricht für den Kampfgeist dieser Mannschaft.

Die sich ihr Ticket im Viertelfinale damit redlich verdient haben. Während sich die Marokkaner das Aus doch selbst zuschreiben müssen – denn sie waren eine Stunde lang die reifere, klarer strukturierte und deutlich sicherere Mannschaft.

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Tunesien – Niger 2-1 (1-1). 1-0 Msakni 4′ / 1-1 Ngounou 8′ / 2-1 Jemâa 90′

Tunesien - Niger 2:1

Debütant Niger fing sich durch recht schleißiges Zweikampf-Verhalten in der Defensive sofort das 0:1 und glich mit einem Tor, das sehr wahrscheinlich aus einem Handspiel entstanden ist, praktisch umgehend wieder aus – spielte aber, als sich das Geschehen etwas beruhigt hatte, eine erstaunliche Partie.

Mit der auch die Tunesier ganz offensichtlich nicht gerechnet hatten. Sami Trabelsi drehte ein wenig an seiner Besetzung, beließ das 4-2-3-1 aus dem knappen Sieg gegen Marokko aber bei. Anders Harouna Doula (oder doch sein ihm vom Verband, warum auch immer, vor die Nase gesetzter Anstands-Wauwau Rolland Courbis?) bei Niger: Er brachte mit William Ngounou aus der dritten (!) schwedischen Liga eine zweite Spitze neben Maazou, dafür blieb die linke Mittelfeld-Seite de facto unbesetzt.

Was Bilel Ifa natürlich dazu einlud, nach vorne zu gehen, doch sobald er den Ball hatte, fielen Lacina aus dem Halbfeld und Soumaila frontal vor ihm über ihn her. Und ganz ähnlich machten sie das im ganzen Mittelfeld: Korbi und Traoui hatten kaum Zeit zum Spielaufbau, weil ihnen sofort ein Nigrer auf den Füßen stand.

Niger nervt den Gegner

Der Plan, um selbst nach vorne zu kommen, war relativ simpel: Den erkämpften Ball halten, bis man sich halbwegs formiert hatte, und dann ein schneller Steilpass auf einen der beiden Stürmer. Die Tunesier kamen damit überhaupt nicht zurecht und so hatte der krasser Außenseiter diverse Chancen, sogar in Führung zu gehen.

Der Favorit verlor ob des unerwarteten Spielverlaufs nicht die Nerven, das nicht, aber man merkte den Tunesiern schon an, dass sie von der robusten und aktiven Gangart der Nigrer im Mittelfeld und den sich daraus ergebenden Chancen durchaus genervt waren. Vor allem, weil sie kein wirksames Mittel dagegen fanden um den Druck im Mittelfeld zu entgehen und die vor allem in Eins-gegen-Eins-Situationen alles andere als sattelfeste Abwehr der Nigrer selbst zu testen.

Tunesier bleiben zu statisch

An diesem Prizinzip änderte Sami Trabelsi auch in der zweiten Hälfte nichts – er änderte nicht einmal sein System. Der für Chermiti eingewechselte Jemâa hing ähnlich in der Luft wie sein Vorgänger, viel zu selten, genau genommen nur ein einziges Mal, ging es schnell mit direkten Pässen nach vorne. Die Tunesier verhielten sich weiterhin zu drucklos, agierten zu umständlich und wurden von den flink umschaltenden Nigrern hinten immer wieder in Verlegenheit gebracht.

Daran änderten auch die weiteren Wechsel, alle innerhalb des Systems, nichts. Tunesien hatte zwar deutlich mehr Ballbesitz, konnte die Statik des eigenen Spiels aber praktisch nie durchbrechen, bis kurz vor Schluss Jemâa einmal schnell mit einem Steilpass aus der Tiefe geschickt wurde – eine Geradlinigkeit, die man davor komplett vermisste. Der Auxerre-Stürmer ließ sich dann auch nicht zweimal bitten und schoss doch noch das mehr als schmeichelhafte 2:1-Siegtor.

Fazit: Da hat wohl das falsche Team gewonnen.

Natürlich sind die Spieler aus Niger ihren Gegnern individuell klar unterlegen. Das wurde aber ob des cleveren Matchplans, der wirklich gut umgesetzt wurde, nie so richtig deutlich und das sich anbahnende Unentschieden wäre alles andere als glücklich gewesen. Im Gegenteil, angesichts der statischen und unvariablen Tunesier, die über 90 Minuten hinweg nicht fähig waren, ihr Spiel auf passende Art und Weise umzustellen, wäre ein Sieg für den krassen Außenseiter sogar korrekt gewesen.

Dass sie nun sogar verloren haben und damit (wie, fairerweise, nicht anders zu erwarten war) die Heimreise antreten müssen, ist ein harsches Resultat, weil es ihre beherzte Leistung in diesem Spiel gegen Tunesien nicht reflektiert. Die Adler von Kathargo werden sich im Turnierverlauf, was die eigene Offensivleistung betrifft, steigern müssen. Aus einer gesicherten Abwehr heraus kontern können sie, das hat man gegen Marokko gesehen. Aber das Spiel selbst zu gestalten ist ganz offensichtlich nicht ihre Stärke.

(phe)

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1:2 gegen Tunesien – Marokko stauchelt / Co-Gastgeber mit tollem Start https://ballverliebt.eu/2012/01/23/12-gegen-tunesien-marokko-stauchelt-co-gastgeber-mit-tollem-start/ https://ballverliebt.eu/2012/01/23/12-gegen-tunesien-marokko-stauchelt-co-gastgeber-mit-tollem-start/#comments Mon, 23 Jan 2012 21:44:07 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6528 1:2 gegen Tunesien – Marokko stauchelt / Co-Gastgeber mit tollem Start weiterlesen ]]> Ein heißer Außenseiter steht schon mit dem Rücken zur Wand! Weil Marokko gegen die gute Organisation der Tunesier kein Mittel fand und 1:2 verlor, werden die Löwen vom Atlas wohl das nächste Spiel gegen Co-Gastgeber Gabun gewinnen müssen. Was aber sauschwer wird, weil sich Gabun beim 2:0 über den Niger als bärenstarkes Team gezeigt hat!

Marokko - Tunesien 1:2

Marokko – Tunesien 1-2 (0-1). 0-1 Korbi 34′ / 0-2 Msakni 72′ / 1-2 Kharja 86′

Ein wenig schief war es, was die Tunesier spielten – eine Maßnahme, die bei der WM in Südafrika total in war und seither nicht mehr so richtig aufgegriffen wurde. Nominell war es ein 4-2-3-1, aber weil Allagui (links) deutlich höher agierte als Dhaoudi auf der anderen Seite und auch Linksverteidiger Ifa viel mehr nach vorne machte als Jemal auf der andere, hatte das Spiel der Tunesier deutlich Schlagseite nach links.

Was allerdings in erster Linie eher an der grundsätzlich eher defensiven Grundausrichtung des Teams lag. Dhaoudi hatte deutlich mehr Defensiv-Aufgaben zu erledigen und rückte nicht selten neben Korbi und Traouri in eine Rolle, die vor der Abwehrkette eine weitere mit drei defensiven Mittelfeldspieler einziehen ließ. Allagui kam über die halblinke Seite, Chikhaoui war als Zehner nicht gerade ein Laufwunder, beschäftigte aber den Marokkaner Belhanda alleine durch seine Präsenz.

Marokko initiativer…

Die klar initiavere Mannschaft waren dann auch die Marokkaner. Bei ihnen war es Kapirän Hossine Kharja, der aus der Tiefe heraus das Spiel lenkte und die Bälle verteilte – sofern ihn die Tunesier ließen. Denn Traoui und Korbi hatten vor allem die Aufgabe, den Italien-Legionär genau daran zu hindern. So verlegten die Marokkaner ihr Spiel vermehrt auf die Außen, aber Assaidi kam auf der linken Angriffsseite gegen Ifa kaum zum Zug und Amrabat rieb sich gegen Jemal, der ja auch einen guten Innenverteidiger spielen kann, komplett auf.

Wenn es allerdings galt, schnell von Offensive auf Defensive umzuschalten, boten die Tunesier zwischen den Reihen durchaus Platz an, den Marokko aber nicht konsequent genug ausnützte. Marouane Chamakh lief an vorderster Front zwar viel, aber die Ordnung ging dabei zuweilen verloren. Auch, weil Boussoufa nicht aktiv genug darauf einging, dass daraus auf konstanter Ebene in den tunesischen Strafraum eingedrungen werden konnte. Und wenn doch, war der ausgezeichnete Mathlouthi im Tor zu Stelle.

…aber Tunesien macht das Tor

Die Tunesier hatten zwar bereits aus einem Fernschuss den Pfosten getroffen und einmal musste auch Goalie Lamyaghri schon in höchster Not klären, aber dennoch kann man nicht behaupten, dass sich die Führung für Tunesien angedeutet hätte. Nach einer halben Stunde lupfte Korbi einen Freistoß von der halblinken Seite Richtung langen Pfosten und Torhüter Lamyaghri musste spekulieren, ob Khalifa vor dem Tor noch mit dem Kopf abfälscht – der tat es nicht und der Goalie war geschlagen.

Marokkos Teamchef Eric Gerets reagierte für die zweite Hälfte auf die maue Darbietung von Assaidi und wechselte Adel Taarabt von QPR ein.  Das Hauptproblem bei den Marokkanern blieb aber bestehen: Es gab keinen im Offensiv-Quartett, der das Spiel an sich reißen hätte können, alles hing von den Ideen und der Organisation ab, die  Kharja bringen sollte. Dieser war aber durch die gut gegen ihn verteidigenden Tunesier gezwungen, sich immer weiter nach hinten fallen zu lassen, um etwas Raum zu bekommen, und von dort konnte er seiner Mannschaft keine Struktur verleihen. Genauso wenig wir Youssef Hadji, der nach einer Stunde den schwachen Boussoufa ersetzte.

Keine Struktur bei Marokkanern

So verloren sich die Marokkaner zunehmend in etwas unkoordiniert wirkende Einzelaktionen, mit denen die ruhige und gut organisierte tunesische Abwehr kaum Probleme hatte – und als eine Viertelstunde vor Schluss der kurz zuvor für Chikhaoui eingewechselte Msakni das 2:0 besorgte, schien das Spiel gelaufen, auch weil die Marokkaner es zunächst weiterhin nicht schafften, die nötige Struktur ins eigene Spiel zu bringen.

Das klappte erst in der unmittelbaren Schlussphase, nachdem Kharja sein Team durch ein irreguläres Tor (ganz klares Abseits) auf 1:2 heran gebracht hatte. Erst jetzt kamen die Tunesier wirklich unter Druck, weil die Spielfeldbreite nun besser ausgenützt wurde und die Marokkaner mehr darauf achteten, zusammen zu spielen. Alleine für den Ausgleich reichte es nicht mehr.

Fazit: Gute Organisation bringt Tunesien Sieg

Mit den Tunesiern gewann die deutlich besser organisierte und kompaktere Mannschaft. Sie schafften es gut, Kharja wenig zur Enftaltung kommen zu lassen, sich von der durchaus dreckigen Spielweise von Chamakh nicht aus der Ruhe bringen zu lassen und in den entscheidenden Momenten die wenigen sich bietenden Chancen auch in Tore umzumünzen. Die Marokkaner hingegen, auch wenn sie über die gesamte Spielzeit die klar aktivere Mannschaft nach vorne waren, waren nicht gefestigt genug und vor allem fehlt es an einem Akteur, der das Spiel seines Teams lenken und steuern kann, wenn Kharja nicht wie erhofft dazu in der Lage ist.

Somit steht das Team von Eric Gerets im nächsten Spiel gegen Gabun schon mächtig unter Druck und in Wahrheit unter Siegzwang, um im Rennen um den Viertelfinalplatz eine realistische Chance zu bewahren. Das wird aber alles andere als leicht, weil sich der Co-Gastgeber in seinem Spiel als spielstark und vor allem eingespielt präsentiert hat. Vor allem bei zweiterem fehlte es bei den Marokkanern.

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Gabun – Niger 2-0 (2-0). 1-0 Aubameyang 30′ / 2-0 Nguéma 45′

Gabun - Niger 2:0

Der zweite Co-Gastgeber aus Gabun startete gegen den vermeintlich leichtesten Gruppengegner: Debütant Niger. Alleine, dass diese Mannschaft aus einem er ärmsten Ländern der Welt überhaupt den Sprung zu diesem Turnier geschafft hat, ist eigentlich ein Fußball-Märchen und neben der Heimstärke des Teams von Harouna Doula vor allem der Dummheit der Südafrikaner zu verdanken, die zu blöd waren, die Quali-Regeln zu lesen.

Entsprechend lastete der Druck natürlich voll auf der vom Deutsch-Franzosen Gernot Rohr betreuten Mannschaft aus Gabun. Und diese machte sofort einen sehr gefestigten Eindruck, von großer Nervosität war nichts zu sehen. Im Gegenteil: Das sehr offensiv angelegte 4-3-3 wurde mit großer Selbstsicherheit und dem Willen, das Spiel zu machen, interpretiert.

Extrem aktive Außenverteidiger

Entscheidend waren dafür die beiden Außenverteidiger, Charly Moussono und Edmond Mouele (die beide in der Heimat spielen). Die zwei marschierten nach vorne, dass den Gegenspielern beinahe schwindelig wurde. Durch ihren enormen Vorwärtsdrang konnten die Außenstürmer (nominell Mouloungui links und Nguema rechts, die beiden wechselten aber mit Mittelstürmer Aubameyang oftmals auch die Positionen) einrücken, ohne dass die Breite verloren ging.

Angesichts der recht hohen Positioniertung von Zehner Madinda tummelten sich also vier Offensivspieler annähernd im Zentrum, die von den vielen Flanken aus dem konsequenten Flügelspiel gefüttert werden konnten. Das, verbunden mit einem recht sicheren Passspiel und einem guten Auge für den freien Mitspieler, bescherte dem auch individuell klar besser besetzten Team von Gabun klare Vorteile, die sich vor der Pause auch in Zählbares ummünzen ließen.

Beide Tore von den Flügeln

Dabei wurden beide Tore, aufgrund der Spielanlage fast logisch, über die Flügeln eingeleitet. Das erste über rechts nach einer Flanke von Nguéma, bei der Aubameyang am zweiten Pfosten zum Ball kam und diesen über die Linie bugsierte, das zweite kurz vor dem Pausenpfiff über die linke Seite. Hierbei flankte der einmal mehr aufgerückte Moussono auf Aubameyang, sein Schuss wurde von Kassali Douada im Tor des Niger noch hervorragend pariert – aber gegen den Abstauber von Nguéma war er machtlos.

Niger fehlen die Mittel

Der Außenseiter hatte bei dem durchaus flinken Spiel und der personellen Übermacht der Gastgeber in der eigenen Spielfeldhälfte kaum Chancen. Die Außenspieler im Mittelfeld waren von den fleißigen Außenverteidigern von Gabun defensiv enorm gefordert, selbiges gilt für die Zentrale, die es nicht nur mit dem viel laufenden Madinda zu tun hatte, sondern auch mit den durchaus frech nach vorne schielenden defensiven Mittelfeld-Spielern des Gegners.

So blieb nur Alhassane Issoufou übrig, der Solo-Spitze Moussa Maazou sinnvoll einsetzen konnte, dieser konnte aber keine Akzente setzen und wurde schon vor der Pause ausgewechselt. Die einzige Möglichkeit des Niger, nach vorne zu kommen, waren lange Bälle und die Hoffnung, dass Maazou diese lang genug halten konnte, dass einige Mitspieler aufrückten. Das gelang aber nicht oft.

Gabun schläfert sich selbst ein

Mit der sicheren Führung im Rücken und dem Wissen, dass man vom Niger absolut nichts befürchten musste (außer vielleicht Verletzungen bei einigen harten Attacken, die der Referee mit Masse allerdings ungeahndet ließ), stieg Gabun nach dem Seitenwechsel ganz deutlich vom Gas und schläferte sich dabei fast ein wenig selbst ein. Es gelang immer noch ohne Probleme, keine Gefahr vor dem eigenen Tor aufkommen zu lassen, eigene Chancen entstanden durch das mangelnde Tempo aber nur noch durch konstant auftretende individuelle Schnitzer in der Abwehr des Teams aus Niger.

Das die letzten zwanzig Minuten dann auch noch mit einem Mann weniger auskommen musste – weil der auch erst eingewechselte Amadou Moutari nach einem herben Einsteigen von Nguéma verletzt nicht mehr spielen konnte, das Austauschkontingent aber schon erschöpft war. Wie sehr es sich Gabun da aber schon gemütlich gemacht hatte, konnte man gut daran sehen, dass Linksverteidiger Mohamed Soumaila seine Seite nun alleine abdeckte, aber dennoch kaum mehr etwas anbrannte.

Fazit: Gabun attraktiv, Niger chancenlos

Gabun hatte mit dem etwas überforderten Gegner keinerlei Mühe und hätte sicherlich noch höher gewinnen können, wenn man es in der zweiten Hälfte darauf angelegt hätte. Die offensive Grundausrichtung und der Zug zur gegnerischen Grundlinie machten die Mannschaft von Gernot Rohr bislang sicher zum attraktivsten im (zugegeben noch recht kurzen) Turnierverlauf und muss sich weder vor Tunesien noch vor den Marokkanern verstecken.

Für Niger bleibt die Erkenntnis, dass es eine tolle Sache ist, dabei zu sein und dass die Qualifikation sicher zu einem großen Teil auch glücklichen Umständen zu verdanken war. Die Qualitäten, mit denen sie in ihren Heimspielen Ägypten und Südafrika besiegt hatten, wurden in diesem Spiel nicht deutlich. Und es ist wahrscheinlich, dass das auch gegen Tunesien und Marokko so bleibt.

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