Fuhrmann – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Mon, 04 Jul 2022 07:26:20 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Österreichs Frauen vor der EM: Auf Kante genäht https://ballverliebt.eu/2022/07/04/osterreichs-frauen-vor-der-em-2022/ https://ballverliebt.eu/2022/07/04/osterreichs-frauen-vor-der-em-2022/#comments Mon, 04 Jul 2022 05:30:09 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=18143 Österreichs Frauen vor der EM: Auf Kante genäht weiterlesen ]]> Zum zweiten Mal sind die ÖFB-Frauen bei einer Europameisterschaft dabei. Wie steht der heimische Frauen-Kick vor dem Turnier da, was ist vom Erfolg des Halbfinal-Einzuges 2017 geblieben? Wo reiht sich Österreich im internationalen Vergleich ein – auch, was Struktur in Verband und Vereinen sowie den Zuspruch der Öffentlichkeit angeht? Und was ist heute anders als vor fünf Jahren?

Ein Triumph des Teams

Nina Burgers Fingerzeig an die verstorbene Mama nach dem Siegtor gegen die Schweiz, das die EM für Österreich mit einem Knall eröffnet hatte. Lisa Makas‘ Urschrei nach ihrem Tor beim Remis gegen Frankreich, als der Frust von zwei Kreuzbandrissen rausgebrüllt wurde – wenige Tage vor ihrem dritten. Manuela Zinsbergers imaginäre Bowlingkugel in Richtung der am Mittelkreis aufgefädelten Kolleginnen nach dem 3:0 gegen Island, dem souveränsten und wohl besten Spiel dieser Truppe. Sarah Puntigams entspannt lächelndes Gesicht, bevor sie den entscheidenden Elfmeter im Viertelfinale gegen Spanien in die Maschen drosch.

Die Boombox von Jasmin Eder, von Marina Georgieva an der Spitze der Feier-Polonaise durch die Mixed-Zones getragen. Sarah Zadrazil, die ein lädiertes Syndesmoseband durch die Matches trug. Viktoria Schnaderbeck, die gerade von einer Knieverletzung genesen prompt beinahe aus dem Turnier getreten wurde. Verena Aschauer, die mittlerweile Hanshaw heißt und damals ins All-Star-Team gewählt wurde. Dominik Thalhammer, der als Teamchef die ÖFB-Frauen praktisch von Null weg aufgebaut hat.

Die EM-Premiere der ÖFB-Frauen 2017 hatte viele Gesichter. Die Rasselbande mit dem Adler am Trikot, das nach Einsatzzeit jüngste Team des ganzen Turniers, wurde innerhalb von zwei Wochen von einem unbeachteten Nobody zu Everybody’s Darling: Die Mannschaft wurde zum Star. Eine Handvoll Spielerinnen, die zusammen Europas Spitze ärgern konnten, ohne selbst zu Europas Spitze zu gehören. Österreich spielte die EM de facto mit 14 Leuten durch, es war alles auf Kante genäht.

International anerkannt

Fast forward, fünf Jahre später. Österreich ist wieder bei der EM dabei und das fühlt sich schon fast wie ein Stück Normalität an. Nicht so sehr in Österreich selbst, wo jede Endrunden-Teilnahme andächtig registriert und als kleines Wunder gefeiert wird, das ist schön und kann ruhig so bleiben. Aber im europäischen Kontext ist Österreich längst wie selbstverständlich in den fixen Kreis der zweiten Reihe aufgenommen worden. Die Schweiz, Belgien, Island, bis vor ein paar Monaten Russland: Keine Spitzenteams, aber na eh klar sind die bei einer EM dabei. Was auch sonst.

Die ÖFB-Frauen sind international keine Unbekannten mehr, auch ihre Spielerinnen nicht. Sarah Zadrazil fungiert in vielen internationalen Vorschauen als das Gesicht des Teams. Dazu Manuela Zinsberger, in der abgelaufenen Saison mit dem „Goldenen Handschuh“ der englischen WSL als Torhüterin ausgezeichnet, die am öftesten ohne Gegentor geblieben war. Und Nici Billa, Torschützenkönigin in Deutschland 2021, mit 14 Toren in den letzten 15 Länderspielen.

„Wir sind breiter aufgestellt als vor fünf Jahren“, sagt Teamchefin Irene Fuhrmann. Sie war damals als Co von Dominik Thalhammer dabei, nach seinem Wechsel zum LASK vor zwei Jahren war die damals 39-Jährige die logische Nachfolgerin. Eine Achse von Unverzichtbaren gibt es aber weiterhin – Zinsberger im Tor, Wenninger davor, Rekord-Teamspielerin Puntigam auf der Sechs, Zadrazil auf der Acht und Billa ganz vorne. Aber rundherum gibt es tatsächlich einige Optionen mehr als 2017.

Der erste EM-Test gegen Dänemark kam für beide im Aufbautraining und beiden Teams fehlten einige Stammkräfte. In Belgien beim letzten Test zeigte Österreich eine gute, konzentrierte Leistung.

Erwachsen geworden

Und auch von der Gefühligkeit im Team gibt es Unterschiede. Damals war man der freche Halbwüchsige, ohne Genierer und ohne Respekt, der sich an die Älteren heranschleicht, ihnen aus dem Hinterhalt eine überwimmst und sich feixend aus dem Staub macht, bevor die anderen realisiert haben, was los ist.

Heute ist man der gesettelte Mittzwanziger, im echten Leben angekommen; bestärkt von der allgemeinen Aufbruchstimmung im Frauenfußball. Man weiß, wer man ist und steht dazu, selbstbewusst weiblich und stolz darauf, gleichzeitig mit beiden Beinen im echten Leben, ambitioniert aber nicht übermütig. Man will als Truppe ambitionierter Leistungssportler wahrgenommen werden, nicht als Kuriosität.

Neue Generation, neue Weltsicht

Dabei sind gerade die Älteren – Carina Wenninger, Sarah Puntigam, Viktoria Schnaderbeck, auch Sarah Zadrazil – in einer Doppelfunktion tätig: Als Routiniers auf dem Platz und als Brückenschlag zur jungen Generation. „Sie waren schon dabei, als es die Annehmlichkeiten, die heute selbstverständlich sind, noch nicht gab“, sagt Irene Fuhrmann, selbst bis 2008 sieben Jahre lang aktive Teamspielerin. Als man noch mit einem Mini-Stab unterwegs war, die Betreuung minimal, der Wertigkeit bei Null, ein paar Hobby-Kickerinnen auf Tour. Ernst Weber machte den Frauen-Teamchef quasi nebenbei. Wenn seine U-17-Burschen gleichzeitig gespielt haben, mussten Olga Hutter, Paul Gludovatz oder Johannes Uhlig bei den Frauen einspringen.

„Die Mädchen, die heute in der ÖFB-Akademie in St. Pölten ausgebildet werden und auf den Erwachsenenfußball losgelassen werden, kennen das alles nicht“, erklärt Fuhrmann. „Sie sind damit aufgewachsen, dass es die volle Betreuung gibt, sie überspitzt formuliert nur noch das bereitgelegte Trikot und die geputzten Schuhe anziehen müssen und los geht’s. Das ist einerseits gut, weil sie sich auf das Spiel konzentrieren können und es ein Zeichen dafür ist, wie weit der Frauenfußball in Österreich schon gekommen ist“, sinniert Fuhrmann, „aber die Demut vor und die Dankbarkeit für den jetzigen Gegebenheiten ist schwerer zu vermitteln geworden.“

Bringschuld und Holschuld

Der Kader ist ein Mix aus jenen Spielerinnen, die 2017 dabei waren und nun das routinierte Rückgrat bilden und jenen neuen Kräften, die in den letzten zwei, drei Jahren dazugestoßen sind. „Talente haben wir genug, fußballerisch ist es kein Problem“, sagt Carina Wenninger: „Ich sehe es dabei auch als unsere Aufgabe als Routiniers, die jungen Spielerinnen heranzuführen. Es ist eine Entwicklungsphase, was die menschliche Reife angeht. Da müssen sie jetzt von uns was mitnehmen, um dann selbst vorangehen zu können.“

Eine Bringschuld der Älteren, aber auch eine Holschuld der Jüngeren. „Die Kunst ist“, so Fuhrmann, „wenn du eine Truppe von 23 Spielerinnen hast, sind einige zehn, zwölf Jahre dabei. Andere sind in ihrem zweiten Lehrgang. Da geht es bei denen auch um die Eigenverantwortung, zu kommen – zu mir, zu den Analysten, wem auch immer – und sich die Infos zu holen. Am Platz ist keine Zeit zum Nachdenken, da geht es darum, alles intuitiv parat zu haben.“

Zehn Spielerinnen haben in den zwei Jahren unter Fuhrmann schon debütiert. Maria Plattner, Lisa Kolb und Celina Degen gehören zum erweiterten Stamm und sind auch in England nicht nur dabei, weil man halt 23 Namen nennen muss. Vor der EM 2017 ging es zwischen Jennifer Klein und Laura Wienroither, beide damals bei null Länderspielen, wer den letzten Kaderplatz auffüllen darf (der Zuschlag ging damals an Klein). Diesmal konnten sich Katja Wienerroither, Annabel Schasching und Julia Magerl, teilweise mit mehr als einer Handvoll Einsätzen, ernsthaft Chancen auf einen EM-Platz ausrechnen, sie blieben aber übrig.

Personelle Alternativen: Bei Testspiel gegen Montenegro wurden erstmals überhaupt alle elf Spielerinnen im Laufe des Matches getauscht.

Verpasste Chance 2017

Die Spitze ist in Ordnung und mittelfristig muss man sich wohl keine Sorgen um ein Absacken machen. The Kids Are Alright, die Jahrgänge 2001 (Degen, Plattner, Kolb, Wienerroither) und 2002 (Schasching, Kröll) sind schon da, die 2003er (Magerl, Brunmair) und 2004er (El Sherif, Mädl, Wirnsberger) sehen gut besetzt aus. Aber: Die Zahl der angemeldeten Fußballerinnen stagniert, hier hat 2017 nicht für einen nachhaltigen Boost gesorgt. Dass man mit dem damaligen Erfolg und der plötzlichen Aufmerksamkeit überfordert war, räumten jüngst auch ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel und ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold ein. Schöttel war damals noch gar nicht im Amt; Neuhold schon.

Dominik Thalhammer hat damals lange gezögert, sich nach der EM weiter für den ÖFB zu committen und hat das auch damit begründet, dass der ÖFB mit zu wenig Nachdruck auf dem Erfolg aufzubauen schien und es auch ihm selbst gegenüber die Wertschätzung fehlte. Der ehemalige Teamchef äußerte sich auch im persönlichen Gespräch nie über sein Verhältnis mit Willi Ruttensteiner, der ihn 2011 in den Frauenfußball geholt hatte. Hinter vorgehaltener Hand hieß es aus dem Umfeld des Teams aber, dass es zumindest schwierig war. Im Oktober 2017 war Ruttensteiner beim ÖFB Geschichte, im Dezember 2017 band man Thalhammer per unbefristetem Vertrag an den Verband, dazu übernahm er die Leitung der Trainerausbildung.

Tönerne Füße

Man beteuert beim ÖFB, dass „uns kein Talent in Österreich entgeht“, aber wie viele mögliche Talente gehen verloren, weil sie mangels Unterstützung im Verein mit dem Kicken aufhören, bevor es wirklich losgegangen ist? Nicht jedes Mädchen hat eine Familie wie Sarah Puntigam, die es einst gegen den ausdrücklichen Willen des Vereins durchgesetzt hat, dass die siebenjährige Sarah überhaupt spielen darf. Nicht jedes Mädchen hat einen Verein mit Frauen-Team in der Nähe, wenn sie ab dem 15. Lebensjahr nicht mehr mit den Burschen spielen darf.

Dänemark hat um ein Drittel weniger Einwohner als Österreich, aber doppelt so viele registrierte Fußballerinnen in den Vereinen. Die Dänen können mit einem viel größeren Pool an nachdrückenden Talenten arbeiten als Peter Grechtshammer, Leiter der ÖFB-Frauen-Akademie in St. Pölten (und natürlich auch die regionalen Akademien und Leistungszentren etwa in Graz oder Linz). Wenn es in einem Jahrgang keine zehn Mädchen gibt, die das Potenzial für die Nationale Akademie haben, wird es mit der breiteren Spitze schwierig.

ORF geht in Vorleistung

Die Hoffnung nach dem Hype durch die EM 2017 war, dass die Zahlen steigen, diese Hoffnung wurde enttäuscht. Der ÖFB wirft auch nicht gerade alles ins Zeug, um die Zuschauerzahlen beim Team in die Höhe zu treiben, die 3.600 vom Playoff-Hinspiel gegen Russland vor zehn Jahren (!) bleiben bis heute Rekord, in Wr. Neustadt (2.700 Sitzplätze) ist dieser selbst theoretisch nicht zu knacken. Immerhin werden Spiele nicht unter dem Deckmantel der „Familienfreundlichkeit“ an Wochentagen um 14.00 Uhr versteckt, um sie irgendwie ins TV zu bringen. Der ORF ist diesbezüglich deutlich progressiver als ARD und ZDF.

In Österreich sind (mit der logischen Ausnahme der Parallelspiele am letzten Gruppenspieltag) sämtliche Spiele der EM auf dem Einser zu sehen, obwohl in Wahrheit schon die Coverage auf ORF Sport plus bei EM 2017 und WM 2019 vorbildlich gewesen ist und niemand ernsthaft 2022 etwas anderes erwartet hätte – die Österreich-Spiele auf ORF1, ja, aber die anderen? Der oft geschmähte Küniglberg zeigt damit großen Mut und wird angesichts der zu erwartenden derben Seher-Rückmeldungen dazu eine dicke Haut brauchen. Der Frauenfußball ist ein besonders beliebtes Ventil für Unmutsäußerungen.

Nobody cares?

Die Quizshow von Oliver Polzer wochentags um 18.00 Uhr wabert in der Regel zwischen 60.000 und 80.000 Zusehern und einem Marktanteil zwischen vier und sieben Prozent. Das ist für das öffentlich-rechtliche Flaggschiff eigentlich eine Blamage, aber immer noch erheblich besser als die zwei Prozent bei den x-ten Wiederholungen von Malcolm In The Middle oder den Simpsons zuvor. Weniger werden die kommentierenden Kollegen bei Schweden-Schweiz auch nicht haben. Die Übertragungen zum Hauptabend werden ein Zuschauerminus gegenüber Hanno Setteles „DOK1“ und dem Comedy-Freitag bringen, da muss man kein Prophet sein, aber Zahlen von „Thor 3“ am letzten fußballfreien Donnerstag (9 Prozent MA) sollten nicht außer Reichweite sein.

Der Ticketverkauf läuft gut, die abgesetzten Karten lassen einen Zuschauerschnitt von mindestens 16.000 vermuten – das wird mehr als das Doppelte der EM-Turniere von 2013 und 2017 und die Marke der WM 2019 (rund 21.000) scheint nicht völlig außer Reichweite zu sein. Das theoretische Maximum aufgrund der Stadionkapazitäten liegt bei 25.500 Zusehern pro Spiel.

Sichtbarkeit schaffen

Nirgendwo ist die Sichtbarkeit größer als bei EM und WM und auf Vereinsebene ist die alltägliche Wahrheit natürlich eine andere. Die US-Liga ist mit rund 6.500 Zusehern pro Spiel das weltweite Aushängeschild, dort ist der Frauenfußball aber traditionell populär. In der neuen mexikanischen Liga waren es in der Premierensaison 2.700 Zuseher; in Europa sind die Zahlen der Saison 2021/22 aufgrund der Corona-Beschränkungen nicht alle aussagekräftig; auf nordamerikanische Verhältnisse fehlt aber viel, auch in den Top-Ligen in England, Frankreich und Deutschland.

One-Offs wie in der Women’s Champions League, als der FC Barcelona die beiden K.o.-Runden-Heimspiele gegen Real Madrid und VfL Wolfsburg vor jeweils über 90.000 Leute im Camp Nou absolvierten, waren natürlich auch das Resultat von massenhaft billigen Karten, die auf den Markt geworfen wurden. Gerade das Viertelfinale war aber ein Zeichen dafür, dass es ein Spiel eines Teams des FC Barcelona gegen eines von Real Madrid war und es den Leuten nicht egal war, nur weil das auf dem Feld Frauen waren.

In Österreich teilten sich ORF und ÖFB-TV letzte Saison 20 Spiele auf, davon konnte man vor einigen Jahren nur träumen und beim meisterschaftsentscheidenden Spiel zwischen SKN St. Pölten und Sturm Graz waren erstmals bei einem heimischen Liga-Match mehr als 1.000 Zuschauer vor Ort. Im Normalfall kommen kaum 200 bis 300 Menschen zu den Spielen, aber das Bewusstsein für die Frauen ist auch bei Österreichs Klubs angenommen.

Immer mehr bekannte Namen

Selbst Rapid konnte sich eben nun auch nicht mehr gegen die Etablierung eines Frauen-Teams wehren; die Fans von Blau-Weiß Linz haben Kleinmünchen schnell adoptiert und brachten an die 300 Leute zum letzten Saisonspiel auf den Wiener Sportclub-Platz, um ihre Mädchen zum Aufstieg anzufeuern; der LASK ist ambitioniert, wenn auch im Playoff am Aufstieg in die 2. Liga gescheitert, Vorderland spielt seit Bestehen der Kooperation mit Altach nur noch im Schnabelholz. Andererseits ist die Austria seit einem Jahr alleine unterwegs, das Engagement wirkt aber kaum weniger halbherzig als zu Zeiten der Zusammenarbeit mit dem USC Landhaus. Vielleicht ist der Rapid-Einstieg der Tritt in den Hintern, der hier notwendig wäre.

Das wird die Zuschauerzahlen im Alltag nicht dramatisch nach oben reißen, aber im Idealfall die Bedingungen professionalisieren – das Thema „Equal Pay“ ist im heimischen Frauenfußball keines, die EM ist mit Reise, Unterkunft und Staff ein Minusgeschäft für den ÖFB, dennoch zahlt man den Frauen Prämien. Die sind nicht üppig, aber mehr als in der Vergangenheit.

Ein viel bedeutenderes Schlagwort ist „Equal Opportunities“, gleiche Möglichkeiten. Sturm Graz betreibt eine eigene Akademie, bringt jedes Jahr eine neue Spielerin heraus: Katharina Naschenweng, Celina Degen, Lisa Kolb, Katja Wienerroither, Maria Plattner und Annabel Schasching; Hillebrand, Magerl und Kröll werden die nächsten sein, es folgen El Sherif und Wirnsberger. Der SKN ist der unumstrittene Primus in Österreich, aber der Appeal liegt nicht an der Stadt St. Pölten oder dem tollen Namen des SKN.

Professionelle Möglichkeiten

SKN-Macher Willi Schmaus ist, was Gerhard Traxler (letztes Jahr 81-jährig verstorben) bei Landhaus und Bruno Mangl (vor fünf Jahren einem Krebsleiden erlegen) bei Neulengbach vor ihm waren: Der eine, der in seiner Zeit die beste, professionellste Infrastruktur auf die Beine gestellt hat. Bestmögliche Opportunities eben. Während der SKN auf die Spitze geht und auch in Deutschland problemlos im Mittelfeld mithalten könnte, hat Sturm seine Nische als Ausbildungsklub gefunden, die Vienna hat sich – der Geschichte um die Missbrauchsvorwürfe am im Mai entlassenen Trainer zum Trotz – mit Nina Burger an der Spitze zum zielstrebigsten Wiener Klub gemausert, der Austria den Rang ablaufend.

Rund 1.100 Zuseher waren beim Match, das die Meisterschaft für den SKN St. Pölten entschied.

Sie alle aber können nur mit den Spielerinnen arbeiten, die es gibt und hier kommt wieder die fehlende Breite im heimischen Frauenfußball ins Spiel. Es gibt mit Mühe und Not genug Spielerinnen, um die halbe Liga einigermaßen konkurrenzfähig zu halten. Altenmarkt dafür war in der abgelaufenen Saison nie in Abstiegsgefahr – obwohl man in den 18 Matches nur 12 Punkte geholt hat. Meister St. Pölten hat ein einziges Gegentor kassiert. Bei Absteiger FC Südburgenland waren es 95 Stück.

Signale an die Basis

Natürlich ist der FC Südburgenland ein Familienbetrieb ohne fixe Heimstätte, daheim im letzten Winkel Österreichs, die Spielerinnen treten um ein Taschengeld an und mit den vorletzten Plätzen von 2017, 2018, 2019 und 2021 hat Süd schon lange angeklopft, bis es heuer knapp nicht mehr gereicht hat. Aber Aufsteiger Kleinmünchen/Blau-Weiß Linz wird ein hartes Jahr vor sich haben, der einen oder anderen Tracht sportlicher Prügel inklusive – weil es die personellen Möglichkeiten einfach nicht gibt.

Und darum ist die Sichtbarkeit des Frauenfußballs in Österreich bei der EM so wichtig, vermutlich noch wichtiger als ein gutes Abschneiden der ÖFB-Frauen. Nicht nur für fußballbegeisterte Mädchen, die den Traum haben, ganz offiziell beispielsweise das Rapid-Trikot zu tragen, jenes von Bayern München oder Real Madrid oder auch den ÖFB-Dress, oder sich – wie so viele junge Männer bis runter in Regional- und Landesligen – mit dem Kicken zumindest das Studium zu finanzieren. Sondern auch für der Basis, bei den Klubs, damit hier auch Mädchen aufgenommen und in ihren Ambitionen respektiert und gefördert werden.

Sonst wird an der Spitze des heimischen Frauenfußballs auch weiterhin alles auf Kante genäht bleiben.

]]>
https://ballverliebt.eu/2022/07/04/osterreichs-frauen-vor-der-em-2022/feed/ 1
ÖFB-Frauen erledigen Hausaufgaben – jetzt kann die EM kommen https://ballverliebt.eu/2022/04/13/oefb-frauen-erledigen-hausaufgaben-jetzt-kann-die-em-kommen/ https://ballverliebt.eu/2022/04/13/oefb-frauen-erledigen-hausaufgaben-jetzt-kann-die-em-kommen/#comments Wed, 13 Apr 2022 10:13:27 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=18059 ÖFB-Frauen erledigen Hausaufgaben – jetzt kann die EM kommen weiterlesen ]]> Die Pflicht ist erledigt, jetzt kann man sich ganz der Kür namens EM widmen: Nach dem 3:1-Sieg im entscheidenden Spiel um den 2. Platz und dem 8:0 gegen Punktelieferant Lettland haben die ÖFB-Frauen ihren Platz im Playoff für die WM im kommenden Jahr sicher. Einerseits ist man glücklich, auch angesichts zahlreicher Corona-Fälle im Vorfeld die Resultate gebracht zu haben. Andererseits war man sehr selbstkritisch: Vor allem im Vergleich mit den beiden Testspielen im Februar waren Team und Teamchefin nicht restlos zufrieden.

Das 3:1 gegen Nordirland

Schon Carina Wenninger sprach Minuten nach dem Abpfiff davon, dass ihr Team „den Faden verloren“ hatte. Gemeint war dabei noch nicht mal die letzte halbe Stunde, als die ÖFB-Frauen beim Stand von 3:0 spürbar die mentale wie inhaltliche Schärfe verloren haben. Denn an sich war die erste Halbzeit gegen Nordirland in vielerlei Hinsicht schwer in Ordnung gewesen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass es im Vorfeld zahlreiche Probleme gab – Blessuren bei Zadrazil und Hickelsberger, Corona bei Billa, Wenninger und Schnaderbeck.

Österreich übte sehr scharfen Druck via Angriffspressing aus, mit dem die Nordirinnen schon heftige Troubles hatten: Billa, Dunst, Naschenweng. Unterstüzt wurde dieser durch eine aufmerksame Absicherung, die sofort zur zweiten Pressingwelle wurde: Wienroither, Zadrazil, Hanshaw. „Das hat tatsächlich gut funktioniert“, sagte Irene Fuhrmann am Tag nach dem Match, „aber das Manko bleibt, dass daraus kaum Torchancen entstanden sind.“

Österreich – Nordirland 3:1 (0:0)

Das scheußliche Wetter ab etwa der 25. Minute – strömender Regen und vor allem heftiger Gegenwind – hat nicht geholfen, beim ÖFB will das aber auch niemand als Ausrede gelten lassen.

Die Schwierigkeiten im Aufbau hatten zwei Gründe. Zum einen, dass die Offensivkräfte der Nordirinnen in deren 4-3-1-2 die kurzen Passrouten vor allem für Marina Georgieva zustellten, die damit ihre grundsätzliche Fähigkeiten in diesem Bereich nicht ausspielen konnte. Hinzu kam, dass die nordirischen Außenverteidigerinnen relativ hoch schoben und damit Isolationsfallen für die österreichischen Außenspielerinnen stellen konnten. Zum anderen fehlte es ein wenig an der Hilfe durch die eigenen Positionierungen, etwa durch ein mögliches Zurückrücken von Sarah Puntigam oder durch ein Übernehmen der noridischen AV durch den jeweiligen österreichischen Achter.

Aus einem Eckball resultierte kurz nach Beginn der 2. Halbzeit das 1:0, wenig später landete ein Querpass der weit aufgerückten nordirischen Torfrau Jackie Burns bei Nici Billa statt bei Sara McFadden und es resultierte das 2:0, ehe man es zum 3:0 nützte, dass man sich mal vertikal mit Tempo durch die aufgemachte nordirische Abwehr kombinieren konnte.

In der Folge wurden die Abstände bei Österreich zu groß, es wurde bei Angriffspressing nicht mehr so konsequent nachgedrückt und Nordirland klammerte sich zurück ins Spiel – auch unterstützt von der in einigen Situationen beunruhigend indisponierten Manuela Zinsberger. „Bei unseren Spielen in Marbella haben wir diesen Spielfluss nicht verloren“, monierte Fuhrmann. Damals war man beim 6:1 gegen Rumänien erbarmungslos und fügte auch der Schweiz eine empfindliche 3:0-Niederlage zu. Fuhrmann: „Diese Spiele waren von diesem Standpunkt her sicher die besten in der jüngeren Vergangenheit!“

Die beiden Siege im Trainingslager in Marbella im Februar – 6:1 gegen Rumänien und 3:0 gegen die Schweiz

Ein Weitschuss von Joely Andrews kurz vor Schluss sorgte noch für den 3:1-Ehrentreffer für Nordirland, aber die Pflicht war nach dem 2:2-Stolperer von Belfast im Herbst damit erledigt. VIer Tage später verlor Nordirland erwartungsgemäß 0:5 gegen England, damit steht fest: Österreich wird in der Gruppe mindestens Zweiter und hat das Playoff damit schon mal in der Tasche.

Das 8:0 gegen Lettland

Dass Österreich selbst gegen Schlusslicht Lettland nicht gewinnen würde, war von vornherein de facto unmöglich und das gab Fuhrmann Gelegenheit zu Umstellungen. Zum einen vom System her: Sie nahm einen Verteidigerin raus und brachte eine Stürmerin rein, es war ein 3-3-4, in dem Wenninger die alleinige IV gab, flankiert von Schiechtl (eigentlich Außenverteidigerin) und Degen in ihrem ersten Startelf-Einsatz (eher eine Sechserin, kann aber auch IV).

Österreich – Lettland 8:0 (3:0)

Vor dem gewohnten Dreier-Zentrum, in dem die leihweise von Potsdam zum FC Zürich gewechselte Marie Höbinger spielen durfte – die spielstarke 20-Jährige passt nicht so recht zum ultra-vertikalen Stil von Turbine-Trainer Sofian Chahed – gaben Dunst und Hanshaw die Außenspielerinnen, mit Hickelsberger (die nach eineinhalb Jahren Kreuzbandriss-Zwangspause ihr Pflichtspiel-Comeback für den ÖFB gab) und Kolb im Zentrum – zwei kleine, flinke, quirlige Spielerinnen. Es war nicht ganz so radikal wie in den letzten Thalhammer-Monaten, aber schon eine recht ungewöhnliche Anordnung gegen einen überforderten Kontrahenten.

Auch wenn es nach einer Viertelstunde schon 3:0 stand und es am Ende ein 8:0-Erfolg wurde, so richtig funktionierte der Plan nicht. Der Aufbau wurde recht konsequent über die Außen vorgetragen, wohl um die Fünferkette im sehr zentrumslastigen lettischen 5-2-1-2 auseinander zu ziehen und Platz für die kleinen Stürmerinnen zu schaffen. Tatsächlich hingegen bekam man keinen wirklichen Zugriff auf die Box. Man wurde zu schlechten Abschlusspositionen gezwungen und zu Hereingaben – für die Kolb und Hickelsberger körperlich nicht ganz geeignet waren, sie zu verwerten.

Zudem versuchte Lettland erfolgreich, keinen Spielfluss aufkommen zu lassen. Dass gleich drei lettische Spielerinnen noch in der ersten Halbzeit verletzungsbedingt ausgetauscht werden mussten, war zwar sicher nicht geplant, aber zwischen der 16. und der 58. Minute gab es kein österreichisches Tor. Und die, die fielen? Das 1:0 war ein Elfmeter, das 3:0 und das 4:0 ein Eckball, das 6:0 ein direkter Freistoß. Beim 7:0 segelt Torfrau Vaivode an einer Flanke vorbei, da stand allerdings schon die größere Makas zum Kopfball bereit, kurz nachdem sie für die angeschlagene Kolb gekommen war.

Die Setzung im Playoff

Alle neun Gruppenzweiten kommen ins Playoff. Dort werden, analog zur WM-Quali der Herren, in Semifinale und Finale drei Teams ermittelt; die besten drei Zweiten sind für die drei Finals gesetzt. Für Österreich sah es vor diesem Doppelspieltag besser aus als danach. In den anderen Gruppen gab es Resultate, die schlecht für die ÖFB-Frauen sind.

Ranking der Gruppenzweiten. Die acht Resultate gegen Gruppensieger, -dritten, -vierten und -fünften kommen in die Wertung. Gereiht nach erwartbaren Punkten (also 6 Siege gegen die „Kleinen“ und 2 Niederlagen gegen den Ersten)

So hat Serbien völlig überraschend Deutschland besiegt und Irland hat einen nicht ganz erwarteten Auswärts-Punkt in Schweden geholt. Für die ÖFB-Frauen rächt sich somit also doch das 2:2 im Seaview in Belfast im Oktober. Das ist eher lästig als tragisch: Ja, ein zusätzliches K.o.-Spiel hätte man sich gerne erspart. Aber wenn man zu einer WM will, darf man Sieg gegen Teams vom Kaliber Irland oder Schottland schon erwarten. Wirklich blöd wäre nur, wenn man gegen Belgien gezogen würde.

Dass jener der drei Playoff-Finalsieger mit der schlechtesten Bilanz aus der Gruppenphase dann noch ins interkontinentale Playoff muss, dass im Februar 2023 quasi als WM-Generalprobe in Australien und Neuseeland ist, kommt noch hinzu. Aber erstens darf dieses für kein europäisches Team ein Stolperstein sein und zweitens lohnt es sich erst, darüber nachzudenken, wenn es wirklich so weit wäre.

Der Fahrplan zur EM

Die EM startet mit der großen Eröffnungsparty im Old Trafford am 6. Juli gegen Gastgeber England, es folgen die Spiele gegen Nordirland (in Southampton am 11. Juli) und Norwegen (in Brighton am 15. Juli). Bis dahin gibt es noch drei Testspiele für die ÖFB-Frauen.

Das Team kommt nach dem Ende der Klub-Saison (England am 8. Mai, Deutschland am 15. Mai, Österreich am 28. Mai, Frankreich erst am 5. Juni) zusammen es gibt drei Kurz-Trainingslager in Bad Tatzmannsdorf. Das erste von 2. bis 5. Juni, wohl noch ohne die in Montpellier spielende Sarah Puntigam. Dann von 9. bis 12. Juni, abgeschlossen mit einem Testspiel gegen Dänemark. Und dann noch eines von 17. bis 25. Juni, wobei es ein Match gegen Schottland geben wird. Dann fliegt man nach Belgien, wo am 26. Juni der letzte Probegalopp über die Bühne geht.

Bei der EM selbst werden die ÖFB-Frauen im Pennyhill Park Hotel untergebracht sein, südwestlich außerhalb von London. Beim Semifinal-Einzug 2017 logierte man im Wageninsche Berg Hotel und die interne Stimmung dort war legendär und ein Grund für das starke Abschneiden. Wäre kein Nachteil, gelänge dies 2022 wieder.

]]>
https://ballverliebt.eu/2022/04/13/oefb-frauen-erledigen-hausaufgaben-jetzt-kann-die-em-kommen/feed/ 3
Last-Minute-2:2 in Belfast: ÖFB-Frauen mit halbem Selbstfaller https://ballverliebt.eu/2021/10/27/osterreich-frauen-nordirland-luxemburg-wm-2023/ https://ballverliebt.eu/2021/10/27/osterreich-frauen-nordirland-luxemburg-wm-2023/#comments Wed, 27 Oct 2021 10:47:38 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17912 Last-Minute-2:2 in Belfast: ÖFB-Frauen mit halbem Selbstfaller weiterlesen ]]> Das 5:0 daheim gegen Luxemburg war noch die unspektakuläre Pflichtaufgabe, aber in Belfast hätten die ÖFB-Frauen beinahe einen spektakulären Selbstfaller hingelegt. Nach einer anständigen ersten Hälfte mit einer 1:0-Führung auf Kurs, fing man sich in vier Minuten zwei Tore und schaffte nach viel Gekrampfe immerhin noch den Ausgleich in der Nachspielzeit. Damit hat man sich auf dem Weg zur WM vermutlich zumindest eine weitere Hürde eingebaut.

Nordirland – Österreich 2:2 (0:1)

Mit drei Siegen und 19:1 Toren gegen die drei Punktelieferanten der WM-Quali-Gruppe ist Österreich nach Plan gestartet, Nordirland ist das Topf-3-Team und damit Österreichs einziger Konkurrent auf den zweiten Gruppenplatz hinter dem vermutlich unantastbaren Team aus England. Weil man günstige Auslosungen tatsächlich nützen konnte, ist Nordirland sogar für die EM im kommenden Sommer qualifiziert.

Was die individuelle Qualität betrifft, ist Nordirland aber deutlich unter Österreich zu stellen: Nur zwei aus dem Kader spielen in Englands Top-Liga, der Rest verteilt sich auf die zweite und dritte Leistungsstufe in England sowie die recht schwache eigene Liga. Und in der ersten Halbzeit gegen Österreich waren die Nordirinnen auch tatsächlich mit deutlich sichtbaren Schwachpunkten das klar unterlegene Team.

Nordirlands Plan wirkte nicht durchdacht

„Ich hoffe, Nordirland tut uns wirklich den Gefallen und setzt darauf, von hinten herauszuspielen“, sagte ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann im Vorfeld. Und tatsächlich: Ganz unbritisch setzte Nordirland nicht auf langes Geholze, sondern auf den flachen Pass – womöglich auch dem böigen Wind im Seaview-Stadion von Belfast geschuldet, in dem sonst die Crusaders ihre Heimspiele austragen.

So lud Nordirland das österreichische Pressing ein und das kam auch. Alleine Barbara Dunsts bogenförmiger Lauf in Richtung der nordirischen Torfrau Jackie Burns kam fünf-, sechsmal in der ersten Halbzeit und Burns musste den Ball jedes Mal blind wegdreschen. Wenn Nordirland über die Halb-Innen-Spielerinnen der Fünfer-Abwehrkette aufbauen wollten, wurden diese bis zur Grundlinie nach hinten gepresst.

Nicht nur Burns erhielt keine Unterstüzung, auch bei Einwürfen postierten sich die nordirischen Spielerinnen schlecht. Vor allem McKenna rechts musste immer wieder in eine Traube mit einer Mitspielerin und vier Österreicherinnen werfen, weil einfach überhaupt niemand anderer in der Nähe war. Und selbst wenn Nordirland im Spiel nach vorne mal zu Furness und Callaghan im Zentrum kam, waren man mit ihrem Angriffslatein recht schnell am Ende. Lediglich die quirlige Kirsty McGuinness auf der linken Angriffsseite konnte Bälle halten und sich im Eins-gegen-Eins durchsetzen.

Durch die vielbeinige Abwehr

Damit hatte Österreich das Spiel defensiv im Griff, biss sich aber die Zähne daran aus, in Abschlusspositionen in den gegnerischen Strafraum zu kommen. Gegen den Ball massierte Nordirland das 5-4-1 tief zusammen und ab dem Zehnerraum wurde alles, was an Körpern und Beinen verfügbar war, in Richtung Ball geworfen. So entstand oftmals ein Gewühl an der Strafraumgrenze, in dem die Österreicherinnen zum Improsivieren gezwungen waren. Es half nicht, das sehr viel über die Mitte versucht wurde, nach vorne zu kommen.

Lediglich, wenn die ÖFB-Frauen es schafften, schnell auf eine etwas aufgerückte nordirische Kette zu laufen, fand man den nötigen Platz. Das war zwar nur selten der Fall, kurz vor der Pause nützte Barbara Dunst aber eine dieser Situationen zum 1:0.

Nordirland drehte das Spiel und machte es sich zu eigen

Die zweite Halbzeit war keine Minute alt, da hatte Nordirland ausgeglichen: Furness fängt einen Vertikalpass von Kirchberger ab, schickt einen 50-Meter-Pass auf Wade, die Hanshaw entwischt war und Zinsberger kommt weder konsequent raus noch bleibt sie auf der Linie – das 1:1. Zweieinhalb Minuten später kommt wieder Furness an den Ball, diesmal dribbelt sie selbst nach vorne und wird 30 Meter vor dem Tor von Wenninger geblockt. Freistoß, Wade knallt drauf – das 2:1 für Nordirland. In kaum vier Minuten hatte Nordirland das Spiel auf den Kopf gestellt.

Damit hatten die Gastgeber die ÖFB-Frauen dort, wo sie sie haben wollten. Davon abgesehen, dass nun jeder Einwurf zelebriert und jede Behandlungspause ausgereizt wurde – völlig verständlich – passte Nordirland nun auch die Spielweise an. Anstatt von hinten aufzubauen, schob nun der ganze Block weiter nach vorne und es wurde die österreichische Eröffnung angelaufen. Das war vor der Pause nur situativ der Fall, nun war es das Haupt-Feature.

Österreich mit großen Problemen

Anstatt hoch nachzuschieben, um den eigenen Ballbesitz im Angriffsdrittel abzusichern – wie vor der Pause – wurden Wenninger und Kirchberger nun mit dem Ball deutlich weiter in die eigenen Hälfte zurück gedrückt. Das Mittelfeld rückte aber nicht mit, sei es nun absichtlich um die Nordirinnen nicht noch weiter einzuladen oder ob es ohne Absicht passierte. Jedenfalls fanden Wenninger und Kirchberger keine sicheren Abspielstationen und Österreich kam damit kaum noch planvoll aus dem eigenen Verteidigkungsdrittel heraus, geschweige denn ins Angriffsdrittel.

Das Spiel zerfiel in Einzelaktionen und war – wie beim späten, wichtigen Sieg gegen Serbien vor knapp einem Jahr – in dieser Phase vor allem in der Hand von Sarah Zadrazil, die sie am energischsten gegen die drohende Niederlage stemmte. Wie bis zur 46. Minute strahlte Nordirland auch ab der 51. Minute wieder keine Torgefahr aus, Österreich hatte aber auch keine zündende Idee zu bieten. Grund: Man bekam das Mittelfeld-Trio nicht involviert. Viele Bälle segelten unter nordirischem Druck über dieses Trio drüber.

Mit Feiersinger kam wieder Kontrolle

In der 71. Minute kam Laura Feiersinger für Höbinger und die routinierte Frankfurt-Legionärin war in der Tat ein Gewinn für das ÖFB-Team. Sie bot sich mit Puntigam tiefer für Zuspiele an, bekam sie auch öfter, damit kam auch Puntigam wieder mehr ins Spiel. Zusätzlich ließen bei Nordirland wohl die Kräfte ein wenig nach. In der Schlussviertelstunde hatten die ÖFB-Frauen wieder die Kontrolle über das Zentrum und konnten versuchen, von dort Torchancen zu kreieren.

Das funktionierte auch: Feiersinger schoss einen Abpraller von Burns genau auf die 10 Meter aus dem Tor gelaufene Torhüterin (81.) und dann hob sie den Ball knapp am Tor vorbei (84.) – beide Chancen vorbereitet durch gescheite Lochpässe von Sarah Puntigam. Billa traf in der 89. Minute noch die Latte. Und dann war es in der 92. Minute die zuvor für Naschenweng eingewechselte Enzinger, die ein 40-Meter-Zuspiel von Wenninger über die ungeschickt herauslaufende Burns hinweg zum 2:2 ins Tor verlängerte.

5:0 gegen couragiert verteidigendes Luxemburg

Österreich – Luxemburg 5:0 (2:0)

Vier Tage zuvor sah sich Österreich in Wr. Neustadt dem luxemburgischen Team entgegen, das erstmals in seiner Geschichte an der Hauptrunde einer WM- oder EM-Qualifikation teilnehmen darf. Der Außenseiter verteidigte couragiert und stellte die ÖFB-Frauen vor einige Denksport-Aufgaben.

Im 5-3-2 aufgestellt, lenkte Luxemburg die Österreicherinnen – die natürlich sehr viel Ballbesitz hatten und mit allen Feldspielerinnen in die gegnerische Hälfte schoben, auf die Außenbahnen und lief die Ballführende im Verteidigungsdrittel an. So blieb wenig Zeit, sich in den Strafraum zu spielen und es wurden eher Flanken in die Box gehoben. Österreich spielte sich 40 Minuten lang um den Block herum, ehe Barbara Dunst das 1:0 gelang und Naschenweng noch vor dem Seitenwechsel das 2:0 markierte.

In ähnlicher Tonart ging es in der zweiten Hälfte weiter. Selbst kam Luxemburg kaum in die gegnerische Hälfte und am Ende stand es 21:0 an Torschüssen für Österreich, aber der Außenseiter ließ sich nicht annähernd so wehrlos abschießen wie Lettland gegen Österreich (1:8, davon sechs Gegentore in der letzten halben Stunde). Der Endstand von 5:0 ist für Luxemburg durchaus vorzeigbar und vier Tage später gab es sogar einen doch überraschenden 3:2-Sieg in Nordmazedonien.

Fazit: Trotzdem zwei verlorene Punkte

Teamchefin Irene Fuhrmann selbst sprach nach dem 2:2 in Nordirland von „zwei verlorenen Punkten“, dem erst spät erzielten Ausgleich zum Trotz. Denn auch wenn sich Nordirland für die EM qualifiziert hat: Objektiv ist des das vermutlich schwächste Team aus dem dritten Topf und der Anspruch von Österreich muss es sein, dieses Team zu besiegen. Zumal wenn, so wie in diesem Spiel auch, man in der ersten Halbzeit in allen Belangen das deutlich bessere Team ist.

Gegen einen 30-Meter-Thunderbastard ist man im Normalfall machtlos und wenn man überlegen ist, rennt man hin und wieder in Konter. Besorgniserregender als die beiden Gegentore war die Reaktion darauf, denn Österreich verlor völlig die Linie, ließ sich von den Nordirinnen deren Spiel aufzwingen und erst mit der Hereinnahme von Laura Feiersinger 20 Minuten nach dem 1:2 fand man wieder etwas besser in die Spur. Immerhin: Man jagte den Ausgleich, bis er wirklich da war.

Dass es zumindest noch den Punkt gegeben hat, bedeutet, dass der Fahrplan auf den zweiten Gruppenplatz – der für die Teilnahme am WM-Playoff berechtigt – immer noch stimmt und man, wenn man es in der Golfsprache ausdrückt, zumindest das Doppel-Bogey vermieden wurde und „nur“ ein einfacher Schlagverlust zu Buche steht. Für Platz zwei steht man nun (unter normalen Umständen) nicht unter dem unbedingten Zwang, am 8. April das Heimspiel gegen Nordirland gewinnen zu müssen.

In jeden Fall aber hat man sich mit dem Punktverlust in Belfast in die Lage gebracht, dass es wohl eher nicht reichen wird, unter die drei besten Zweiten zu kommen und sich damit eine Playoff-Runde zu ersparen. Natürlich, es haben auch andere designierte Gruppenzweite schon gepatzt – Belgien mit einem 0:0 in Polen, Wales und Slowenien haben sich 1:1 getrennt, Finnland hat daheim gegen Irland verloren – aber die meisten sind noch makellos. In einem Monat ist das Auswärtsspiel in England an die Reihe, von Sunderland fliegt man dann direkt weiter nach Luxemburg.

]]>
https://ballverliebt.eu/2021/10/27/osterreich-frauen-nordirland-luxemburg-wm-2023/feed/ 7
An die Arbeit: ÖFB-Frauen mit Down Under im Visier https://ballverliebt.eu/2021/09/17/osterreich-frauen-wm-2023-quali-start/ https://ballverliebt.eu/2021/09/17/osterreich-frauen-wm-2023-quali-start/#respond Fri, 17 Sep 2021 07:52:50 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17838 An die Arbeit: ÖFB-Frauen mit Down Under im Visier weiterlesen ]]> Men At Work besangen ihre australische Heimat vor fast genau 40 Jahren in ihrem Song „Down Under“. Nun gegen die österreichischen Fußball-Women to Work, um 2023 nach Down Under reisen zu dürfen: Die Qualifikation für die WM in zwei Jahren, ausgetragen in Australien und Neuseeland, beginnt. Gruppengegner eines ÖFB-Teams im sanften Umbruch sind England und Nordirland sowie das Außenseiter-Trio aus Nordmazedonien, Lettland und Luxemburg. Platz zwei muss es mindestens sein.

Das ÖFB-Team

Österreichs Frauen haben sich direkt ohne Playoff für die auf kommenden Sommer verschobene EM im England (Gruppen-Auslosung: 28. Oktober) qualifiziert, konnten daher in Ruhe einige Testspiele einschieben – es gab ein zu hohes 1:6 gegen den späteren Olympia-Zweiten Schweden, ein zähes 1:0 gegen die Slowakei, ein 2:2 gegen Finnland und ein vermeidbares 2:3 gegen ein italienisches Team ohne zahlreiche Stammkräfte („Dürfen wir eigentlich nicht verlieren“, so Teamchefin Irene Fuhrmann).

Was ist jetzt anders? „Nicht viel – außer, dass es jetzt um etwas geht“, so Fuhrmann. Verena Aschauer heißt nach ihrer Hochzeit nun Hanshaw. Maria Plattner und Valentina Kröll holen ihre erste Einberufung – die im Frühjahr verletzungs- bzw. quarantänebedingt geplatzt sind – nach. Auf der anderen Seite der Einsätze-Skala wird Sarah Puntigam mit ihrem 110. Match im ÖFB-Dress alleinige Rekord-Teamspielerin, überholt Nina Burger. „Ich bin schon so oft darauf angesprochen worden, dass ich es langsam realisiert habe“, sagt Puntigam, „es ist etwas Besonderes und ich bin sehr dankbar dafür.“

Katharina Naschenweng, Laura Wienroither und Deutschlands Torschützenkönigin Nici Billa haben sich mit Hoffenheim für die neue Champions-League-Gruppenphase qualifiziert, in der auch Sarah Zadrazil und Carina Wenninger (Bayern) und Manuela Zinsberger (Arsenal) mit dabei sein werden.

Personelle Probleme…

Weil Verena Hanshaw seit ihrer Spunggelenkgs-OP vor einem halben Jahr genau 41 Minuten gespielt hat – und nie mehr als 17 am Stück – fehlt der etatmäßigen Linksverteidigerin die Spielpraxis, Back-up Katharina Naschenweng kann mit einer leichten Verletzung gleich gar nicht mit. Wienroither wird rechts gebraucht, weil Kathi Schiechtl weiterhin ebenso verletzt ist. Heißt: Hier wird es in Lettland und Mazedonien wohl eher Impro-Lösungen geben. Hinzu kommt, dass die dritten Innenverteidigerin Marina Georgieva zuletzt krank war.

Julia Hickelsberger (Kreuzbandriss vor fast exakt einem Jahr), Viktoria Schnaderbeck (erneute Knie-OP im Mai) sind weiterhin out. Die Kadertiefe in der Innenverteidigung ist immer noch sehr dünn, einen annähernd gleichwertigen Ersatz für Nici Billa ganz vorne gibt es auch nicht, weil die zu Freiburg in die deutsche Liga gewechselte Lisa Kolb auch verletzt passen muss.

…und personeller Umbruch

Ist eigentlich auch was gut? Ja, ist Fuhrmann überzeugt. „Wir sind reifer geworden, wenn es darum geht, tief stehende Gegner zu bespielen“, sagt sie, „und wir haben vorne jetzt auch ein paar Optionen mehr.“ Lara Felix und Maria Plattner etwa, aber vor allem Lisa Kolb – auch wenn die gerade nicht zur Verfügung steht. Und damit die Mädchen in der ÖFB-Frauen-Akademie in St. Pölten noch mehr gefördert und gefordert werden, tritt das U-17-Team – de facto also das U-17-Nationalteam – in der neuen U-14-Akademieliga gegen die Burschen an.

Generell befindet sich das Team im Umbruch. Langjährige Stützen wie Viktoria Schnaderbeck, Lisa Makas, auch Katharina Schiechtl sind dauerverletzt bzw. von vielen Verletzungen gezeichnet. Nina Burger und Nadine Prohaska haben in den letzten Jahren aufgehört. Aus der goldenen Generation werden zunehmend Golden Girls, und Irene Fuhrmann muss nicht nur die Resultate holen, sondern auch den Generationswechsel moderieren.

In dem Jahr, in dem sie Teamchefin ist, haben sich Laura Wienroither und Marie Höbinger als Stammspielerinnen etabliert, Lisa Kolb ist zu Einsätzen gekommen, zuletzt war ein ganzer Schwung an 17- bis 19-Jährigen erstmals bei einem A-Lehrgang dabei. Das ÖFB-Team ist in einer Zwischenwelt: Einerseits mit der Ambition, sich erstmals für eine WM zu qualifizieren, andererseits nun dank den Corona-Verschiebungen und einer eher leichten Gruppe mit der relativ gefahrlosen Gelegenheit die durch die Altersstruktur und auch durch Verletzungen dringlich gewordene Verjüngung durchzuführen.

Ballverliebt gibt es nur mit deiner Hilfe!

Ballverliebt braucht deine Hilfe zum Weitermachen. Wenn du Artikel wie diese, kritische Analysen und Podcasts von uns magst und weiter von uns lesen und hören willst, dann unterstütze uns bitte. Der Preis eines Getränks pro Monat hilft schon sehr. Mehr dazu findest du hier.

Become a Patron!

Die WM-Qualifikation

Erstmals werden 32 Teams bei einer Frauen-WM-Endrunde teilnehmen, damit hat Europa nun auch 11 bzw. 12 Startplätze statt der acht Tickets, die es davor waren. Der Quali-Modus ist mal vordergründig recht einfach: Neun Gruppen, alle Sieger sind direkt für die Endrunde qualifiziert, alle Zweitplatzierten kommen ins Playoff um bis zu drei weitere Plätze.

Die UEFA wäre aber nicht die UEFA, wenn man es nicht doch noch kräftig verkomplizieren könnte. Dieses Playoff wird in zwei Runden ausgetragen – jeweils Halbfinale und Finale, allerdings in jeweils nur einem Match ausgespielt – und die drei besseren Zweiten haben ein Freilos für die erste Playoffrunde. Und es kommt noch besser: Von den drei Siegern dieser Playoffs kommen wieder nur die zwei besseren aus Gruppenphase und Playoff-Finale direkt zur WM-Endrunde, der verbleibende muss im Februar 2023 in Australien bzw. Neuseeland ins interkontinentale Playoff-Turnier.

Dort spielt dieser eine europäische Vertreter gemeinsam mit zwei asiatischen, zwei afrikanischen, zwei südamerikanischen, zwei nord/mittelamerikanischen und einem ozeanischen Team um eines von weiteren vier WM-Tickets.

Schrecklich.

Also, nicht dass das für das europäische Team ein sportliches Problem sein sollte – wir reden hier von Gegnern in der Preisklasse von Jamaika, Sambia, Vietnam oder Venezuela – aber das ist schon ein Umweg, den man sich gerne ersparen würde.

Die ernsthaften Gegner: England und Nordirland

Dass England auf dem Weg zum Gruppensieg kaum zu biegen sein dürfte, ist angesichts der Lage bei Österreich klar, das stellt auch Irene Fuhrmann nicht in Abrede. „Unser Anspruch muss sein, diesen zweiten Gruppenplatz zu holen“, sagt sie. Was man von England zu erwarten hat, ist noch nicht exakt zu prognostizieren. Bei Olympia (vermeidbares Aus im Viertelfinale) war man als Team GB überwiegend mit einem schottisch-walisischen Mittelfeld unterwegs. Mit Sarina Wiegman als neuer Trainerin (die Holländerin hat ihre Heimat 2017 zum EM-Titel und 2019 ins WM-Finale geführt) soll es in zehn Monaten in die Heim-EM gehen.

„Was genau Sarina dort im Detail machen wird, muss man abwarten. Gut, dass wir die Engländerinnen noch ein paarmal sehen“, sagt Fuhrmann – das erste Aufeinandertreffen gibt es auswärts im November im fünften Quali-Spiel. Die FA wollte das Heimspiel erst nach der EM im Sommer 2022 machen, hier hat sich der ÖFB bei den Terminverhandlungen durchgesetzt. Ebenso mit dem Plan, nicht gegen England und Nordirland an einem Doppelspieltag ran zu müssen.

Der Grund ist klar: Gegen die „Kleinen“ muss man im Normalfall auch gewinnen, wenn entweder nicht alle zur Verfügung stehen oder die Belastungssteuerung die eine oder andere individuelle Pause verlangt – zumal ja eben die halbe Stammformation im Herbst sechs zusätzliche Europacup-Spiele in die Beine bekommen wird.

Nordirland als Topf-3-Team ist auf dem Papier um mindestens eine, eher zwei Klassen schwächer als Österreich und dürfte demnach kein Problem sein. Aber das Team hat sich für die EM qualifiziert, dabei ist es der Quali-Gruppe vor Wales geblieben und hat im Playoff die Ukraine eliminiert. In Testspielen gab es ein knappes 0:1 gegen Schottland und ein derbes 0:6 gegen England. Das bringt die Welt nicht zum Leuchten, aber eine gewisse Seriösität sollte man gegen Nordirland schon walten lassen.

Grundsätzlich sollten da für die ÖFB-Frauen aber natürlich sechs Punkte her, das entspricht den nominellen Kräfteverhältnissen – auch bei einem österreichischen Team im Umbruch.

Die kleinen Gegner

Gegen Nordmazedonien gab es in der Quali für die anstehende EM zwei 3:0-Siege, es gibt einzelne Qualitätsspielerinnen (Andonova aus der spanischen und Roči aus der finnischen Liga), aber kaum mehr. Lettland hat in der letzten Quali 2:39 Tore und null Punkte in acht Spielen angehäuft und es gibt auch zwei bei den österreichischen Liga-Klubs aus Innsbruck (Voitane) und Altach (Baličeva) engagierte Spielerinnen. Und Luxemburg ist das erste Mal überhaupt dabei – zuletzt gab es in einem Test ein glückliches 1:1 gegen Liechtenstein. Ja, gegen Liechtenstein.

Also: Auf dem Weg zu Platz zwei, der das Minimalziel ist, dürfen diese drei Gegner keine Stolpersteine sein. „Jetzt ist es wichtig, auch die Pflichtpunkte zu holen“, sagt Fuhrmann. „Spielen lassen darf man die auch nicht. Wir sind natürlich darauf eingestellt, viel den Ball zu haben.“ Man will sofort ins Gegenpressing kommen, um gar nicht erst die Gelegenheit zu geben, die Kugel wild rauszubolzen: „Wir dürfen um keinen Zentimeter nachlassen!“ Schließlich habe man in der letzten Quali ja gesehen: Mehr als Tore schießen hätte man auch nicht machen können. Und da gab es immerhin ein 9:0 und ein 5:0 gegen Kasachstan.

Vor der WM ist… vor der EM

Dass man nun die WM-Quali beinahe abschließt, ehe im Sommer 2022 die EM ansteht, ist eine seltsame Situation. Wie geht man damit um, Irene Fuhrmann? „Wir haben bewusst versucht hervorzuheben, dass es jetzt mal um die WM geht. Aber natürlich geben wir den Spielerinnen auch immer wieder Sachen als Hausaufgaben mit, eben mit der EM im Hinterkopf.“ Schließlich hat man jetzt bei den Lehrgängen nicht so viel Zeit für Detailarbeit, weil immer zwei Spielen anstehen – nun hat man es mit einer Sechsergruppe zu tun, zuletzt war es ein Gegner weniger.

„Es gibt weniger Zeit in der Vorbereitung“, sagt die Teamchefin, die vor allem bei defensiven Standardsituationen Verbesserungspotenzial sieht – wie vor allem beim 1:6 gegen Schweden im Februar klar wurde. Es geht zudem nun auch um die Präzision im Angriffsdrittel, die Genauigkeit beim Pass in den Strafraum. Detailarbeit.

Vor allem geht es in dieser Qualifikation – und dann natürlich auch bei der EM – im großen Ganzen darum, die Stellung als gutes Topf-2-Team zu bestätigen. Auch wenn die „Alten“ von einer neuen, jungen Generation ersetzt werden. Dafür muss 2021/22 der Grundstein gelegt werden.

ÖFB-KADER: Tor: Isabella Kresche (22, St. Pölten, 0 Länderspiele/0 Tore), Jasmin Pal (25, SC Sand/GER, 1/0), Manuela Zinsberger (25, Arsenal/ENG, 68/0). Abwehr: Celina Degen (20, Hoffenheim/GER, 0/0), Marina Georgieva (24, Sand/GER, 5/0), Verena Hanshaw (27, Frankfurt/GER, 74/8), Gini Kirchberger (28, Frankfurt/GER, 82/2), Valentina Kröll (18, Sturm Graz, 0/0), Yvonne Weilharter (20, Leipzig/GER 2, 6/0), Carina Wenninger (30, Bayern/GER, 104/5), Laura Wienroither (22, Hoffenheim/GER, 12/0). Mittelfeld: Barbara Dunst (23, Frankfurt/GER, 42/4), Jasmin Eder (28, St. Pölten, 51/1), Laura Feiersinger (28, Frankfurt/GER, 83/14), Lara Felix (18, Neulengbach, 1/0), Marie Höbinger (20, Potsdam/GER, 9/2), Maria Plattner (20, Potsdam/GER, 0/0), Sarah Puntigam (28, Montpellier/FRA, 109/15), Sarah Zadrazil (28, Bayern/GER, 83/11). Angriff: Nici Billa (25, Hoffenheim/GER, 68/29), Stefanie Enzinger (30, St. Pölten, 20/1), Lisa Makas (29, St. Pölten, 64/18), Katja Wienerroither (19, GC Zürich/SUI, 3/0). Teamchefin Irene Fuhrmann (40).

]]>
https://ballverliebt.eu/2021/09/17/osterreich-frauen-wm-2023-quali-start/feed/ 0
Wenn aus der Goldenen Generation die Golden Girls werden https://ballverliebt.eu/2021/04/27/wenn-aus-der-goldenen-generation-die-golden-girls-werden/ https://ballverliebt.eu/2021/04/27/wenn-aus-der-goldenen-generation-die-golden-girls-werden/#comments Tue, 27 Apr 2021 11:09:10 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17461 Wenn aus der Goldenen Generation die Golden Girls werden weiterlesen ]]> 27. April 2011: Verena Aschauer gibt ihr Debüt im ÖFB-Nationalteam. Dieser Tag jährt sich nun zum zehnten Mal. Damit ist Aschauer die bereits achte aktive Teamspielerin, die seit zehn Jahren oder mehr im Nationalteam spielt. Über kurz oder lang steht also ein Generationswechsel an, es ist an Teamchefin Irene Fuhrmann, diesen zu moderieren. Zum 2:2 gegen Finnland waren acht Spielerinnen eingeladen, die noch nie im A-Team gespielt haben.

Sie sollen mittelfristig die Frage beantworten: Was wird aus den ÖFB-Frauen, wenn aus der „Goldenen Generation“ eine Gruppe von Golden Girls wird?

Prozess der Verjüngung

Gerade, wenn es um Testspiele geht, ist der Lehrgang oft wichtiger als das Länderspiel an sich. Das war zuletzt auch wieder so, denn das Projekt Generationswechsel nimmt bei den ÖFB-Frauen Fahrt auf. Celina Degen, Julia Kofler, Melanie Brunnthaler, Anna Bereuter, Lara Felix, Lena Triendl und Lilli Purtscheller waren im Camp in Bad Tatzmannsdorf dabei. Auf Valentina Kröll und Annabel Schasching verzichtete man wegen der Corona-Situation bei Sturm Graz aus Sicherheitsgründen, sie wären aber grundsätzlich auch im Kader gewesen. Sie alle haben noch keinen Einsatz im Nationalteam der „Großen“ gehabt, die meisten waren zum allerersten Mal überhaupt aufgerufen.

„Das ist ein ganz klarer Prozess jetzt der Verjüngung, den wir jetzt durchlaufen“, bestätigt Teamchefin Irene Fuhrmann. Routiniers wie eben Aschauer, aber auch Schnaderbeck fehlten verletzungsbedingt, auch Lisa Makas war nicht nominiert. Man kann es aber auch so sehen: Bis auf die am Kreuzband verletzte Maria Plattner ist bis runter zum Jahrgang 2002 nun wohl alles mal nominiert gewesen, was realistisch für Team-Einsätze in Frage kommt.

Ballverliebt gibt es nur mit deiner Hilfe!

Ballverliebt braucht deine Hilfe zum Weitermachen. Wenn du Artikel wie diese, kritische Analysen und Podcasts von uns magst und weiter von uns lesen und hören willst, dann unterstütze uns bitte. Der Preis eines Getränks pro Monat hilft schon sehr. Mehr dazu findest du hier.

Become a Patron!

Das 2:2 gegen Finnland

Österreich – Finnland 2:2 (2:0)

Im Duell von zwei EM-Teilnehmern in Ritzing hatte Österreich deutlich mehr vom Ball, hatte aber etwas Probleme, das Spiel gegen den disziplinierten Block der Finninnen zu eröffnen. Puntigam ließ sich situativ fallen, um zu helfen. Man hielt Finnland gut weg vom Tor, lief viel und kreierte, sobald Finnland etwas Platz ließ, sofort Chancen: Billa nützte einen Patzer von Westerlund zum 1:0 (6.), Höbinger schloss einen von Naschenweng eingeleiteten und von Feiersinger vorgetragenen Konter zum 2:0 ab (19.), kurz vor der Pause hatte Dunst das 3:0 am Fuß.

In der zweiten Halbzeit wechselte Feiersinger, die auf dem Flügel nicht optimal gespielt hatte, ins Zentrum – dort sorgte sie spürbar für Ruhe. Dafür zog man sich etwas zu weit zurück und ließ Finnland so besser ins Spiel kommen, zumal aus einem Eckball der 1:2-Anschlusstreffer fiel (54.). „Wir haben zu viel im defensiven Block gespielt“, sagte Teamchefin Fuhrmann hinterher. Eine Viertelstunde vor Schluss kam Finnland per 20-Meter-Weitschuss zum Ausgleich. Am Ende fehlte nach der intensiven ersten Stunde („Sind 10 Kilometer mehr gelaufen als in den letzten Spielen“) die Frische, es blieb beim 2:2.

Einige Junge spielen sich fest…

Sehr zufrieden war Fuhrmann mit Laura Wienroither (22 Jahre, elftes Länderspiel) und Marie Höbinger (19 Jahre, achtes Länderspiel). „Die beiden sind schon so konstant und präsent, da kann ich absolut sagen: Die sind nicht mehr nur eine Ergänzung, die machen richtig Dampf!“ Auch Kathi Naschenweng zeigte nach ihren schlechten Spielen zuletzt auf Malta eine deutliche Aufwärtstendenz – zumal sie nach ihrer langwierigen Knieverletzung nun bei Hoffenheim absolute Stammkraft ist.

Billa und Naschenweng trafen beim 3:2-Sieg Hoffenheims bei Bayern (mit Zadrazil und Wenninger) – der erste Bayern-Punktverlust der laufenden Bundesliga-Saison

Bedenkt man die langwierige Verletzung von Schiechtl (rechts hinten), das Fehlen von Aschauer (links hinten) und die schwankende Formkurve von Feiersinger (Option im Zentrum), ist das erfreulich, aber auch notwendig.

Im Mittelfeld kann Irene Fuhrmann ein wenig rotieren, wiewohl es ein recht klar definiertes Wunsch-Trio geben dürfte (Puntigam, Zadrazil und Höbinger). Auf der rechten Seite hat sie die Qual der Wahl, wenn Julia Hickelsberger irgendwann wieder fit ist. Wo sie Laura Feiersinger unterbringt, wenn die wegen ihres Tempos so wichtig gewordene Hickelsberger wieder spielen kann? „Das überlege ich mir, wenn es so weit ist“, sagt die Teamchefin.

Depth Chart

Ansonsten sieht es mit Alternativen aber sehr dünn aus. Drei Kandidatinnen für zwei Plätze auf der linken Seite, eine davon ist nach einer Operation vorerst out. Einen gleichwertigen Ersatz für Nici Billa, desiginierte Torschützenkönigin der deutschen Bundesliga, gibt es ohnehin nicht, da würden sich aber fast alle Nationalteams schwertun.

„Das größte Problem ist die Innenverteidigung“, sagt Fuhrmann. Wenninger und Kirchberger sind fast allein auf weiter Flur. Marina Georgieva hat sich bei Abstiegskandidat SC Sand in der deutschen Liga festgespielt, hat aber nicht das Niveau der beiden Starter. Schnaderbeck hat seit Herbst 2018 bei mehr Länderspielen gefehlt (13x) als gespielt (9x) und hat auch bei Arsenal seit fast einem halben Jahr verletzungsbedingt kein Spiel mehr absolviert.

…und andere kommen ins Spiel

Aber war nicht Österreich immer eines der jüngeren Teams? Nun ja… ja. Aber.

2017 waren die ÖFB-Frauen beim EM-Halbfinal-Einzug nach das tatsächlicher Einsatzzeit jüngste Team des Turniers. Nun hat sich das mit ganz wenigen Ausnahmen exakt gleich besetzte Team für die auf 2022 verschobene EM qualifiziert. 11 der 13 Spielerinnen, die bei der EM 2017 den Stamm bildeten, wären auch bei einer EM 2021 – körperliche Unversehrtheit vorausgesetzt – in überwiegend tragenden Rollen dabei gewesen, 2022 gilt ähnliches. Was bei letzten Turnier effektiv das jüngste Team war, würde beim nächsten zu den ältesten gehören.

So banal es klingt: Fünf Jahre sind fünf Jahre.

Österreich bei der EM 2017 – Viktoria Schnaderbeck und Nadine Prohaska kamen ebenfalls zu Startelf-Einsätzen

Carina Wenninger, Viktoria Schnaderbeck (beide Debüt 2007), Sarah Puntigam (2009), Lisa Makas, Gini Kirchberger, Laura Feiersinger und Sarah Zadrazil (2010), nun eben Verena Aschauer – und im Juni feiert auch die ewige Einwechselspielerin Jasmin Eder (bei 40 ihrer 51 Team-Einsätze kam sie von der Bank) ihren zehnten ÖFB-Team-Geburtstag.

Zum Vergleich: Bei den Männern sind es fünf (Ulmer, Baumgartlinger, Arnautovic, Dragovic und Alaba) plus Trimmel, der aber zwischen 2011 und 2018 kein einziges Länderspiel absolviert hat.

„Für unsere Erfolg in den letzten Jahren ist es gut, dass wir uns so lange kennen“, sagte Carina Wenninger in Ballverliebt-Podcast vor ihrem 100. Länderspiel, „ein konstantes Konstrukt ist sehr wichtig, um langfristig erfolgreich zu sein.“ Das war aber auch möglich, weil sich seit Jahren nur tröpfchenweise junge Talente ins Team gespielt haben, und neben Zinsberger war Billa die einzige, von der man schon vor ihrem Debüt wusste: Die wird schnell einen Unerschied machen.

Es pressiert

Anders gesagt: Es pressiert. Nachdem von den hochgelobten 1997ern nur Dunst und Naschenweng feste Größen geworden sind, von den 1998ern niemand, von den 1999ern nur Hickelsberger und Wienroither und der 2000er-Jahrgang so dermaßen dünn war, dass sie selbst in ihrem eigenen Junioren-Jahrgang von den noch Jüngeren überholt worden sind, braucht es jetzt einfach eine breitere Basis, auf die man sich mittelfristig verlassen wird müssen.

Das ist also die Chance für die Jahrgänge 2001 (Höbinger, Kolb, Degen, Bereuter, Plattner) sowie 2002 (Wienerroither, Kröll, Schasching) und 2003 (Felix, Purtscheller). Die coronabedingte EM-Verschiebung auf 2022 und das auf bis zu 12 europäische Teams erweiterte Starterfeld der WM 2023 hat die Generationswechsel-Dynamik ebenso wie die beträchtliche Verletztenliste beschleunigt.

Celina Degen? Sehr talentiert, mit 1.76m relativ groß, auf der Sechs und in der Innenverteidigung einsetzbar. „Hat aber null Spielpraxis, weil in Deutschland die 2. Liga im Herbst so gut wie nicht gespielt hat“, sagt Irene Fuhrmann: „Jetzt auch noch nach dem Re-Start im März gleich eine rote Karte. Ganz schwierige Phase für sie!“ Valentina Kröll? „Linksfuß, ich sehe sie eher als Innen- denn als Außenverteidigerin. Schnell und robust – leider erlaubten die Umstände nicht, dass sie jetzt dabei war.“

Kröll hat in ihrer Zillertaler Heimat bis in die U-16 mit den Burschen gespielt. Das sieht auch Fuhrmann als gewinnbringend: „Wenn die Mädchen das wollen und mithalten können, bin ich auf jeden Fall dafür, dass sie mit den Burschen mitspielen! So lernen sie schon jung, sehr genau zu spielen, schneller zu spielen, sie sind immer gefordert. Das würde uns helfen!“

Und die Intensität ist nicht nur im Jugendbereich, sondern auch rauf bis in die Bundesliga ein Problem, wie Fuhrmann am Beispiel Purtscheller erklärt. Die 17-Jährige spielt bei Wacker Innsbruck, einem Abstiegskandidaten. Als Offensivspielerin muss sie dort vor allem den Ball halten, bis Mitspielerinnen nachgerückt sind. Fuhrmann: „Bei uns im Team hat sie überhaupt keine Gelegenheit zum Ball schleppen, weil sie die Zeit dafür nicht bekommen hat.“ Andribbeln, freispielen, die richtige Strafraumbesetzung herstellen – und zwar in wesentlich höherem Tempo als man es aus der Liga gewohnt ist – brachten die Jungen ins Schwitzen.

ÖFB-KADER: Tor: Isabella Kresche (22 Jahre, St. Pölten, 0 Länderspiele/0 Tore), Jasmin Pal (24, Sand/GER, 1/0), Manuela Zinsberger (25, Arsenal/ENG, 66/0). Abwehr: Anna Bereuter (19, St. Pölten, 0/0), Marina Georgieva (23, Sand/GER, 4/0), Gini Kirchberger (27, Frankfurt/GER, 81/2), Katharina Naschenweng (23, Hoffenheim/GER, 19/0), Katharina Schiechtl (28, Bremen/GER, 56/6), Carina Wenninger (30, Bayern/GER, 102/4), Laura Wienroither (22, Hoffenheim/GER, 10/0). Mittelfeld: Celina Degen (19, Hoffenheim II/GER, 0/0), Barbara Dunst (23, Frankfurt/GER, 40/4), Jasmin Eder (28, St. Pölten, 50/1), Laura Feiersinger (28, Frankfurt, 81/14), Lara Felix (18, Neulengbach, 0/0), Marie Höbinger (19, Potsdam/GER, 7/1), Jenny Klein (22, St. Pölten, 15/1), Julia Kofler (22, Bremen/GER, 0/0), Sarah Puntigam (28, Montpellier/FRA, 107/15), Lena Triendl (21, Innsbruck, 0/0), Sarah Zadrazil (28, Bayern/GER, 82/11). Angriff: Nicole Billa (25, Hoffenheim, 66/27), Melanie Brunnthaler (20, St. Pölten, 0/0), Stefanie Enzinger (30, St. Pölten, 19/1), Lisa Kolb (19, Neulengbach, 1/0), Lilli Purtscheller (17, Innsbruck, 0/0). Aufgrund der Corona-Situation beim Verein nicht dabei: Valentina Kröll (18, Sturm Graz, 0/0), Annabel Schasching (18, Sturm Graz, 0/0), Katja Wienerroither (19, Sturm Graz, 2/0). Verletzt abgesagt: Besi Pireci (21, Austria/Landhaus, 0/0). Verletzungsbedingt nicht nominiert: Viktoria Schnaderbeck, Verena Aschauer, Julia Hickelsberger. Teamchefin Irene Fuhrmann.

Die Schwierigkeiten am Übergang am Beispiel 1997

Jahrgang 1997: EM-Teilnahmen bei U-17 und U-19

Aus dem erwähnten 1997er-Jahrgang haben es Dunst und Naschenweng zum engeren Stamm bei den Großen geschafft, Pinther war bei der EM 2017 als Joker dabei, Carolin Größinger war 2017 als dritte Torfrau dabei, Verletzungen zwangen sie aber mittlerweile zum de-facto-Karrierenede. Georgieva ist aktuell Team-Innenverteidigerin Nummer drei, Kresche ist viel verletzt, aber wenn fit, die Nummer zwei hinter Manuela Zinsberger. Kofler ist nun wieder mal im Kader.

Hamidovic ist nach sportlich verlorenen Jahren in Deutschland heimgekehrt, Knauseder hat es mangels Spielübersicht nie zu einem Top-Klub geschafft. Feric (LUV Graz) spielt 2. Liga, Sobotka studiert in Deutschland, Wasserbauer und Aufhauser haben verletzungsbedingt mehr oder weniger aufgehört, Melissa Schmid ebenso, auch Egretzberger ist nicht mehr aktiv. Johanna Kislick hat es nach dem vierten Kreuzbandriss sein lassen.

„Bei der U-19 waren wir schon immer am Limit. Die paar wirklich Guten waren da schon im A-Nationalteam und die anderen, die es wohl nicht schaffen werden, haben sich umso mehr auf den Schulabschluss konzentriert.“

Irene Fuhrmann

Am Beispiel der 1997er lässt sich auch erkennen, dass beim Frauenfußball der Übergang vom Junioren- zum Erwachenenfußball beinahe eine Ganz-oder-Gar-Nicht-Entscheidung ist. Bei den Burschen finden viele Akademie-Absolventen, für die es nicht zum Nationalteam oder einen guten Bundesligisten reicht, immer noch genug Möglichkeiten, zumindest während der aktiven Zeit in der 2. Liga oder zum Teil gar in der Regionalliga ein vernünftiges Auslangen zu finden.

Das geht bei den Frauen nicht. Entweder es geht ins Ausland oder zu Liga-Primus St. Pölten – oder es geht gar nicht. Dann wird der Fußball mit 20 Jahren zum Hobby, bestenfalls. „Das kristiallisiert sich aber ohnehin schon in der U-19 heraus“, weiß Irene Fuhrmann, die diese Altersklasse selbst bis 2017 hauptverantwortlich trainiert hat: „Da sind wir immer schon am Limit gewesen, weil die paar wirklich Guten da schon im A-Team waren und die anderen, die es wohl nicht schaffen werden, haben sich schon umso mehr auf den Schulabschluss konzentriert.“ Marie Höbinger, die dieser Tage ihr Abitur schreibt, kombiniert beides.

Das sah man auch bei den 1998ern und den 1999ern, die sehr wenig Breite produziert haben. Jenny Klein konnte sich in Deutschland nicht durchsetzen, Pireci – 2018 auch mit Kreuzbandriss – und Krumböck sind, obwohl beide bei Austria/Landhaus noch aktiv, bereits bei Trainingscamps für Mädchen als Trainerinnen aufgetreten. Brunnthaler ist eigentlich eine 2000er. Kovar (Landhaus), Schneider, Mayrhofer (Neulengbach), Zimmerebner (Bergheim) und Kuttner (Altenmarkt) spielen in der heimischen Bundesliga.

Bachler, Scharnböck und Zink sind bei Horn bzw. St. Pölten und Neulengbach gemeldet, spielen aber keine Rolle. Die deutsch-österreichische Doppelstaatsbürgerin Maileen Mößner, bei Hoffenheim ausgebildet, hat sich schon als 19-Jährige vom Leistungssport verabschiedet. Hartl spielt seit einer schweren Verletzung 2017 nur noch unterklassig, Fellhofer aus dem selben Grund gar nicht mehr.

Die 1998er sind in der U-19-EM-Quali, wenn auch unglücklich, sogar schon in der ersten Qualifkationsphase hängen geblieben, die 1999er haben die Eliterunde zwar erreicht, blieben dort aber sieglos.

Wann muss der Schritt ins Ausland folgen?

Die Faustregel ist: Mit 16 Jahren muss man in der Liga spielen, mit 18 muss man Leistungsträger sein, mit 20 geht es ab ins Ausland – sprich: Deutschland – und bis zum Alter von 22 Jahren sollte man sich dort durchgesetzt haben. Das erste schaffen die meisten, das zweite zumindest einige. „Natürlich ist das sehr individuell“, sagt Teamchefin Fuhrmann, „wir haben eine sehr junge Liga, eine klare Ausbildungsliga. Es ist auch gut, wenn die Mädchen da regelmäßig spielen, weil sie nur so besser werden können.“

Den Schritt ins Ausland wagen nur noch die, die sich ernsthafte Hoffnungen machen. Sich dort festzuspielen, schafft eine pro Jahr, vielleicht zwei.

Jeweils in der Eliterunde in U-17 und U-19: Der 2000er-Jahrgang

Auch der 2000er-Jahrgang scheiterte nicht nur an Holland (U-17) bzw. Deutschland (U-19), sondern landete in den Eliterunden auch hinter anderen Teams – was aber wohl auch daran liegt, dann da eigentlich schon die 2001 geborenen das Team trugen. Denn wenn man den Geburtenjahrgang 2000 streng nimmt, ist er wohl sogar der dünnste. Die Spielerinnen, die schon ein relativ fixer Teil des A-Kaders sind (Höbinger vor allem, aber auch Degen und Kolb) sind ebenso 2001 geboren wie Bereuter und Wenger, die ohne ihre Verletzungsanfälligkeit wohl auch eine Kandidatin für den A-Kader wäre, und Plattner, für die ähnliches gilt.

Yvonne Weilharter (aktuell beim deutschen Zweitligisten RB Leipzig) durfte als tatsächlich 2000 Geborene schon ein paarmal mitspielen. Julia Mak spielte schon bei den 99ern mit, ist Stamm bei Sturm Graz, aber kein Thema für das Team. Lena Triendl hat es umgekehrt gemacht: Bei den U-Teams nur Wechselspielerin, nun im A-Kader.

Ebenfalls 2001 geboren ist Stefanie Großgasteiger. Die Osttirolerin ist nach der Matura 2020 von Sturm Graz zu Eintracht Frankfurt gegangen – wo es im ganzen Herbst coronabedingt für die 2. Mannschaft nur zwei Spiele gegeben hat. „Ich wollte in diesen unsicheren Zeiten wieder heim nach Österreich und näher bei meiner Familie sein“, sagte sie in einer Geschichte von osttirol-heute, im Winter kehrte sie zu Sturm zurück. Fix, nicht auf Leihbasis.

Was ist wichtiger für den Schritt ins Ausland, Irene Fuhrmann, die sportliche oder die persönliche Reife? „Beides ist wichtig, das kann man nicht gewichten. Die Persönlichkeit entwickelt sich im Ausland natürlich, wenn man weg ist von daheim, auf sich alleine gestellt ist. Man braucht aber natürlich auch im sportlichen Bereich die Tauglichkeit. Es sind aber oft eher die Mentalitätsmonster, die durchkommen – und nicht die puren Talente.“

2001 und 2002 – die Hoffnungsträger

U-17-Eliterunde 2018 – die U-19-EM 2020 wurde vor der Eliterunde annulliert

„Das wäre ein Wahnsinn, wenn die nicht zur EM fahren“, sagte man im Frühjahr 2018 über die U-17. „Die können ernsthaft um das Semifinale mitspielen“, hörte man. Die 2001er waren nach den drei mageren Jahrgängen echte Hoffnungsträger, zumal sie ja de facto schon als 16-Jährige die U-17 des 2000er-Jahrgangs gekapert hatten.

Die schnelle Kleinmünchen-Flügelzange mit Linda Mittermair und Lisa Kolb (die jüngst ihren Wechsel zum SC Freiburg fixiert hat) mit ihrer Klubkollegin, IV-Sechser-Hybrid Claudia Wenger. Dazu Celina Degen, die davor schon als 15-Jährige Stammkraft bei Vizemeister Sturm Graz war. Anna Bereuter, die sich mit 16 Jahren eine solide Premieren-Saison in der Bundesliga bei Aufsteiger Vorderland spielte.

In der Eliterunde in Bosnien scheiterte man mehr am schneematschigen Geläuf, der Erwartungshaltung und den eigenen Nerven als an den Gegnerinnen aus Polen und der Türkei. Die U-19-Quali dieses Jahrgangs wurde wegen des Corona-Lockdowns vor einem Jahr annulliert, ehe die Eliterunde starten konnte.

„Wegen Corona sind wir um zumindest eine EM-Endrunde umgefallen“, ist Irene Fuhrmann auch mit einem Blick auf die letztjährige U-17 überzeugt – womöglich sogar um beide.

U-17-EM-Endrunde in Bulgarien

Was die 2001er verpasst haben, holten die 2002er nach – nämlich die Teilnahme an der U-17-Endrunde, im entscheidenden Qualifikationsspiel drehte man gegen Belgien einen 0:2-Rückstand in einen 4:2-Sieg um. Bei der Endrunde in Bulgarien verlor man zwar alle drei Gruppenspiele gegen England und die beiden späteren Finalisten Deutschland und Holland. Aber man war dabei, immerhin.

2003 und 2004 – weitere starke Jahrgänge?

Die Auswahl der Spielerinnen, die im Herbst 2021 in die ÖFB-Frauen-Akademie in St. Pölten einrücken (die 2006er), war dem Vernehmen nach nicht von großer Breite. Dafür sollen auch die 2003er und die 2004er mit viel Talent ausgestattet sein.

Die Nulldreier-U-17 wurde von Corona vor der Eliterunde gestoppt; die Nullvierer kamen auf exakt ein Test-Länderspiel und einen inoffiziellen Testkick gegen Landhaus.

Neben Purtscheller, die schon mit den 02ern mitgespielt hat, gilt auch der 2003er-Jahrgang als relativ stark. Livia Brunmair (Fuhrmann: „Leider bei der Vienna wenig gespielt, weil es wegen Corona lange keine Meisterschaft gab“) sollte man im Auge behalten, die D’Angelo-Schwestern Chiara (2005) und Theresa (2006) ebenso. Julia Magerl war schon jetzt auf der Abruf-Liste für der A-Team. Stürmerin Valentina Mädl ist großgewachsen und als 2005er auch noch jung genug, um einen ganzen (hoffentlich nicht mehr so stark von Corona beeinträchtigten) U-17-Jahrgang spielen zu können. Anna Wirnsberger, obwohl schon mit einem Kreuzbandverletzung im Gepäck, entwickelt sich stark.

Und dann ist da noch Mariella El Sherif. Die Keeperin von Sturm Graz wird als außerordentlich talentiert beschrieben, auch als extrem ehrgeizig, ungemein athletisch und als fußballerisch besser als so manche Feldspielerin. Sie ist nur leider auch kaum größer als 1.60 Meter.

„Talente haben wir genug, fußballerisch ist es kein Problem“, sagt Carina Wenninger: „Ich sehe es dabei auch als unsere Aufgabe als Routiniers, die jungen Spielerinnen heranzuführen. Es ist eine Entwicklungsphase, was die menschliche Reife angeht. Da müssen sie jetzt von uns was mitnehmen, um dann selbst vorangehen zu können!“

WM-Auslosung steht bevor

Dass noch die etablierten Kräfte die EM 2022 in England und die schon in vier Monaten startende Qualifikation für die WM 2023 in Australien und Neuseeland schultern werden, ist aber klar. Am Freitag (30. April) werden die neun Qualifikationsgruppen ausgelost, Österreich ist wie gewohnt in Topf zwei.

Die neun Gruppensieger werden fix für die WM qualifiziert sein, alle Gruppenzweiten kommen ins Playoff um die verbleibenden zwei Fix-Tickets sowie für jenes im interkontinentalen Playoff.

]]>
https://ballverliebt.eu/2021/04/27/wenn-aus-der-goldenen-generation-die-golden-girls-werden/feed/ 2
1:6-Debakel und EM-Ticket: Zwiespältige Woche für ÖFB-Frauen https://ballverliebt.eu/2021/03/01/16-debakel-und-em-ticket-zwiespaeltige-woche-fuer-oefb-frauen/ https://ballverliebt.eu/2021/03/01/16-debakel-und-em-ticket-zwiespaeltige-woche-fuer-oefb-frauen/#comments Mon, 01 Mar 2021 09:10:34 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17395 1:6-Debakel und EM-Ticket: Zwiespältige Woche für ÖFB-Frauen weiterlesen ]]> Statt den März-Turnieren gab es coronabedingt diesmal einen Februar-Länderspiel-Slot für die Frauen. Keines der traditionellen Events in Europa (wie z.B. der Algarve Cup) fand statt, dafür EM-Quali-Nachträge (die Österreich jubeln ließen), einige Trainingslager (wie auch für Österreich) und eine Handvoll Einzelspiele. Die ÖFB-Frauen kamen in Malta zusammen, kassierten dabei eine derbe 1:6-Pleite gegen den WM-Dritten Schweden und gewannen 1:0 gegen die Slowakei.

1:6 gegen Schweden

Österreich – Schweden 1:6 (1:4)

Vor etwas mehr als zwei Jahren spielten die ÖFB-Frauen ein Testspiel in Deutschland. Es endete mit einer österreichischen 1:3-Niederlage, es hätte aber genauso gut 1:7 oder noch böser enden können. Das Match in Malta gegen Schweden war das genaue Gegenteil. Ein 1:3 hätte dem Spiel entsprochen, geworden ist es ein 1:6.

Die Schwedinnen sind zwar WM-Dritter und sie haben ihre Qualitäten, aber das spielerische Gestalten eines eigenen Angriffsspiels gehört nicht dazu. Dass Österreich, in einem 4-1-4-1 aufgestellt, versuchen würde, die Spieleröffnung von Schweden durch Anlaufen zu stören, war naheliegend. Schweden spielte aber, sobald sich eine der Achter Zadrazil oder Höbinger zum Anlaufen aus dem Verbund lösten, sofort direkt oder per Doppelpass in das im Rücken entstehende Loch. „Das ist ein ganz einfacher Fußball“, so ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann, „die machen keine Fehler, kaum Ballverluste. Das ist in seiner Klarheit sehr beeindruckend.“

Ballverliebt gibt es nur mit deiner Hilfe!

Ballverliebt braucht deine Hilfe zum Weitermachen. Wenn du Artikel wie diese, kritische Analysen und Podcasts von uns magst und weiter von uns lesen und hören willst, dann unterstütze uns bitte. Der Preis eines Getränks pro Monat hilft schon sehr. Mehr dazu findest du hier.

Become a Patron!

Geschenkte Gegentore

Das 0:1 entstand aus einem Eckeball, das 1:3 genauso. „Tatsache ist, dass wir von der Körperlichkeit da im Nachteil sind“, sagt Fuhrmann mit einem Blick auf zierliche Persönchen wie Höbinger, Naschenweng und Wienroither – wenn da eine Sembrant daher rauscht oder, wie gegen Frankreich, die 1,87-m-Kante Wendie Renard, wird es eben finster. Auch darum wurde von reiner Raum-Deckung bei Standards auf ein gemischtes Mann-Raum-System umgestellt, aber: „Wenn ich als Verteidigerin merke, dass ich nicht zum Kopfball komme, darf wenigstens die Gegenspielerin den auch nicht erreichen.“ Davon war bei den Gegentoren nicht viel zu sehen.

Nach dem zwischenzeitlichen 1:1 durch Gini Kirchberger – auch aus einem Eckball, sollte man nicht vergessen – drehte Kathi Naschenweng ihren Korken, der Fehler bei der Ballannahme legte Rolfö quasi das 2:1 für Schweden auf. Auch später, bei 1:5, war die 23-jährige Kärntnern ursächlich beteiligt, sie war für Jakobsson vor ihrer Flanke auf Rolfö nur Geleitschutz. Insgesamt wirkte Naschenweng sehr verunsichert, auch im Spiel gegen die Slowakei. „Das waren bittere Spiele für sie, das ist natürlich nicht angenehm“, sagt Fuhrmann, aber zum Sport gehört auch, kritisiert zu werden und daraus zu wachsen.

1:0 gegen die Slowakei

Kontrolliert und mit Zug ins Angriffsdrittel zu kommen, ist schon langem ein Problem, zuletzt etwa beim letzten EM-Quali-Spiel gegen Serbien zu erkennen. Feiersinger und Dunst, die Außen gespielt haben – spielen mussten, mangels fitter Alternativen wie Julia Hickelsberger – sind von ihrem Naturell her eher im Zentrum daheim. Das merkte man vor allem beim 1:0 gegen die Slowakei, wo beide von der Außenlinie wegdrifteten, anstatt Breite zu geben, wie das die Außenspielerinnen im 2-3-2-3 von Fuhrmanns Vorgänger Dominik Thalhammer gemacht hatten.

Es gab einen Sieg, was nach dem schwer zu verkaufenden 1:6 gegen Schweden gut und wichtig war, schön im engeren Sinn war das Geholze aber nicht. Die Slowakinnen machten ein Stop-and-Go-Spiel daraus, viele robuste Zweikämpfe, viel Doppeln der österreichischen Ballführenden, viele Unterbrechungen, kein Spielfluss. So einen Auf-die-Goschen-Fußball kann die Slowakei besser und deren Trainer Peter Kopun ließ sich nach dem Spiel auch damit zitieren, dass er genau das von seinem Team sehen wollte. Er setzte übrigens drei aktuelle (Biroova, Mikolajova und Havranova) sowie eine ehemalige (Skorvankova) Österreich-Legionärin ein, weitere (Vojetkova, Lemesova, El-Dahaibiova) waren im Kader – neben der tschechischen Liga ist die österreichische in der Regel die erste, in die es junge slowakische Spielerinnen zieht.

Österreich – Slowakei 1:0 (1:0)

„Gegen Schweden haben wir einige gute Bälle gespielt, wo wir mit Flachpässen die gegnerischen Linien gebrochen haben“, sagt Fuhrmann, aber der fehlende Punch nach vorne war gegen die Slowakei offensichtlich. „Wir müssen mehr Variationen reinbringen. Vor die Kette, hinter die Kette, das ist eine Frage des Erkennens der Räume und auch der technischen Ausführung.“

Das Zentrum im Blick

Sarah Zadrazil, die am Tag des Schweden-Spiels 28 Jahre alt wurde, hat ihre Komfortzone in Potsdam – wo sie Kapitänin war und der Routinier in der verjüngten Truppe – verlassen und sich bei Bayern München einer neuen Herausforderung gestellt. „Ein mutiger Schritt, der ihren Ehrgeiz unterstreicht, auch weil Bayern ja groß eingekauft hat und sie wusste, dass sie um jeden Einsatz kämpfen wird müssen“, so Fuhrmann. Innerhalb von einem Monat hat sich Zadrazil aber bombenfest in die Starformation beim noch ohne Punktverlust an der Spitze thronenden Team festgespielt.

An ihr konnte sich die acht Jahre jüngere Marie Höbinger letzte Saison in Potsdam anhalten, das kann sie auch jetzt im Nationalteam. Ihr merkte man die fehlende Spielpraxis nach Verletzung im Oktober und langer Winterpause aber an, ihre Pässe waren oft sehr vorsichtig, viel quer, auch zurück. Die Antritte, die Fuhrmann von ihr mehr sehen will, gab es eher selten. Bei 1:0 gegen die Slowakei gelang Höbinger ihr erstes Tor im ÖFB-Trikot, immerhin.

Erkenntnis: „Vorne pressen liegt uns am Besten“

Die Verarbeitung des 1:6 war „auch emotional schwierig“, weil das Spiel „in einigen Bereichen ein Schritt nach vorne war, auch wenn man das am Resultat nicht sieht“, so Fuhrmann. Die Bedingungen waren in Ordnung, vor allem, dass man auf Rasen trainieren konnte – nicht so wie die meisten Spielerinnen in Österreich und Deutschland, wo Kunstrasen oder Schneematsch der Alltag war.

Man wollte gegen Schweden Handlungsoptionen im Spiel gegen den Ball erproben, im Mittelblock agieren und den Gegner – der gerne das Zentrum überlädt – nach Außen lenken. Die Erkenntnis? „Wenn wir vorne draufpressen, liegt uns das am Besten“, bestätigt die Teamchefin. Nichts neues – Gegner wie die Slowakei lassen das aber nicht zu und Schweden hat jede Unsauberkeit im Anlaufen eiskalt genützt.

Und im Tor? Weil die bei Arsenal spielende Manuela Zinsberger keine Einreise-Erlaubnis in Malta bekommen hat (ebenso wie die schwedischen Außenverteidigerinnen Magda Eriksson und Jonna Andersson sowie Zweiergoalie Zecira Musovic, alle von Chelsea), kamen Jasmin Pal und Kristin Krammer zu ihren Länderspiel-Debüts. Pal fehlt natürlich die kommandierende Ausstrahlung einer Zinsberger, hat bei den Ecken auch nicht direkt aufgeräumt und es waren der Nervosität geschuldete Unsicherheiten zu sehen, sie hat aber auch einen Elfmeter gehalten. Kristin Krammer durfte gegen die Slowakei ran, nachdem sich Pal beim Aufwärmen wehgetan hatte, sie erledigte ihre Sache solide, war aber auch nicht im Dauerbeschuss.

Teamchefin Fuhrmann gibt zu, dass sie auch Isabella Kresche gerne gesehen hätte, die wegen einer Handverletzung aber nicht dabei war. Dass Manuela Zinsberger auf längere Zeit die unantastbare Nummer eins bleibt, liegt aber so oder so auf der Hand.

KADER ÖSTERREICH: Tor: Vanessa Gritzner (23 Jahre, Sturm Graz, 0 Länderspiele/0 Tore), Kristin Krammer (18, Neulengbach, 0/0), Jasmin Pal (24, Sand/GER, 0/0). Abwehr: Anna Bereuter (19, St. Pölten, 0/0), Marina Georgieva (23, Sand/GER, 3/0), Virginia Kirchberger (27, Frankfurt/GER, 79/1), Katharina Naschenweng (23, Hoffenheim/GER, 17/0), Yvonne Weilharter (20, Leipzig/GER 2, 5/0), Carina Wenninger (30, Bayern/GER, 100/4), Laura Wienroither (22, Hoffenheim/GER, 8/0). Mittelfeld: Celina Degen (19, Hoffenheim II/GER 2, 0/0), Barbara Dunst (23, Frankfurt/GER, 38/4), Jasmin Eder (28, St. Pölten, 49/1), Laura Feiersinger (27, Frankfurt/GER, 79/14), Marie Höbinger (19, Potsdam/GER, 5/0), Sarah Puntigam (28, Montpellier/FRA, 105/17), Sarah Zadrazil (28, Bayern/GER, 80/11). Angriff: Nicole Billa (24, Hoffenheim/GER, 64/27), Stefanie Enzinger (30, St. Pölten, 18/1), Lisa Makas (28, St. Pölten, 63/18), Elisabeth Mayr (25, Basel/SUI, 8/0), Besi Pireci (21, Landhaus, 0/0). Teamchefin Irene Fuhrmann (40). Nicht im Kader: Zinsberger (keine Einreise-Erlaubnis), Schnaderbeck (verletzt), Aschauer (operiert), Schiechtl (verletzt), Hickelsberger (verletzt), Pinther (verletzt), Kolb (verletzt), Kresche (verletzt), Kolb (verletzt).

KADER SCHWEDEN: Tor: Jennifer Falk (27 Jahre, Häcken, 5 Länderspiele/0 Tore), Emma Holmgen (23, Eskilstuna, 0/0, Hedvig Lindahl (37, Atlético Madrid/ESP, 170/0). Abwehr: Nilla Fischer (36, Linköping, 183/23), Hanna Glas (27, Bayern/GER, 39/0), Amanda Ilestedt (28, Bayern/GER, 37/4), Emma Kullberg (29, Häcken, 2/0), Amanda Nildén (22, Eskilstuna, 0/0), Julia Roddar (29, Washington/NWSL, 7/0), Josefine Rybrink (23, Kristianstad, 0/0), Linda Sembrant (33, Juventus/ITA, 124/13). Mittelfeld: Filippa Angeldal (23, Häcken, 5/3), Hanna Bennison (18, Rosengård, 4/0), Nathalie Björn (23, Rosengård, 22/3), Rebecka Blomqvist (23, Wolfsburg/GER, 4/1), Filippa Curmark (25, Häcken, 1/1), Sofia Jakobsson (30, Real Madrid/ESP, 118/22), Johanna Kaneryd (24, Häcken, 0/0), Olivia Schough (29, Rosengård, 79/11), Caroline Seger (35, Rosengård, 209/28). Angriff: Kosovare Asllani (31, Real Madrid/ESP, 144/37), Stina Blackstenius (25, Häcken, 58/14), Rosa Kafaji (17, AIK, 0/0), Mimmi Larsson (26, Rosengård, 26/6), Hanna Lundkvist (18, Hamarby, 0/0), Lina Hurtig (25, Juventus/ITA, 34/9), Fridolina Rolfö (27, Wolfsburg/GER, 47/12). Teamchef Peter Gerhardsson (61).

KADER SLOWAKEI: Tor: Patrícia Chládeková (23, Saarbruücken/GER 2, 5/0), Lucia El-Dahaibiová (32, Altenmarkt/AUT, 37/0), Mária Korenčiová (31, Milan/ITA, 94 Länderspiele/0 Tore). Abwehr: Diana Bartovičova (27, Slavia Prag/CZE, 88/8), Monika Bytčánková (22, Slovan Bratislava, 2/0), Alexandra Bíróová (29, St. Pölten/AUT, 97/6), Patrícia Fischerová (27, Czarny Sosnowiec/POL, 75/3), Andrea Horváthová (25, Czarny Sosnowiec/POL, 34/0), Diana Lemešová (20, Altenmarkt/AUT, 0/0), Natália Miniariková (19, Myjava, 0/0), Jana Vojteková (29, Freiburg/GER, 95/13), Petra Zdechovanová (25, Rybnik/POL, 47/0). Mittelfeld: Dominika Koleničková (28, Saarbücken/GER 2, 26/1), Kristína Košíková (27, Liberec/CZE, 29/0), Mária Mikolajová (21, St. Pölten/AUT, 46/6), Lucia Ondrušová (32, Sparta Prag/CZE, 99/11), Kristína Panáková (19, Myjava, 1/0), Stela Semanová (19, Bardejov, 1/0), Dominika Škorvánková (29, Montpellier/FRA, 97/15). Angriff: Monika Havranová (23, Horn/AUT, 34/0), Patrícia Hmírová (27, Górnik Leczna/POL, 84/15), Veronika Sluková (22, Czarny Sosnowiec/POL, 30/1), Martina Šurnovská (22, Slavia Prag/CZE, 36/1). Teamchef Peter Kopúň (35).

EM-Quali: Österreich ist dabei – just about

Am letzten regulären EM-Quali-Spieltag am 1. Dezember, als die ÖFB-Frauen zu einem mühevollen 1:0 über Serbien gekommen waren, wäre der Fixplatz bei der EM schon beinahe fix gewesen – bis Finnland in der 95. Minute das 1:0-Siegtor in Schottland erzielte. Eben jenes finnische Team, das Österreich vor knapp drei Monaten in die Zitterei reingeritten hat, erlöste es nun auf die selbe Weise – mit einem 1:0-Siegtor in der 93. Minute gegen Portugal. Damit konnte Österreich im Ranking der Gruppenzweiten nicht mehr von Portugal UND Italien verdrängt werden.

Das finnische Siegtor gegen Portugal war wichtig, weil Portugal in der Folge erneut gegen Schottland gewann (und bei einem 0:0 in Helsinki damit vor Österreich gewesen wäre) und dann auch Italien 12:0 gegen Israel gewonnen hat. Das 7:0, mit dem Italien an Österreich vorbei zog, hatten die Azzurre schon zur Halbzeit beinander.

Dass gleich fünf der neun Gruppenzweiten mit einem Zähler gegen den Gruppensieger und ohne Punktverluste gegen die restlichen Gegner reinkommen, ist ein absolutes Novum und dass Österreich – noch dazu in einer Gruppe mit den starken Französinnen – hier zu den Top-3 gehört, ist hoch einzuschätzen. In sieben der acht EM-Quali-Spiele blieb Österreich zudem ohne Gegentor.

Die Schweiz, Portugal, Russland, Tschechien, die Ukraine und Überraschungs-Team Nordirland werden nun ohne Setzung zu drei Duellen gelost und ermitteln die drei restlichen EM-Teilnehmer. Da Österreich sich nun das EM-Playoff erspart, wird der nächste Länderspiel-Slot (zwischen 5. und 13. April) für ein bis zwei Länderspiele frei. Sollten es die Bedingungen einigermaßen erlauben, kann davon ausgegangen werden, dass der ÖFB sich auch zwei Matches organisieren wird.

Am 30. April wird dann die WM-Qualifikation für das Turnier in Australien und Neuseeland 2023 ausgelost. Europa hat für die auf 32 Teilnehmer erweitertete WM elf Fixplätze und einen im interkontinentalen Playoff erhalten, was doch eher am oberen Ende dessen ist, was zu erwarten war. Bei den 24er-Turnieren von 2015 und 2019 kamen acht europäische Teams durch die Qualifikation.

Österreich ist im inner-europäischen Ranking auf Platz 12, was einem sicheren Platz im zweiten Lostopf entspricht. Wie genau die UEFA die WM-Teilnehmern von 2023 ermitteln wird, hat sie noch nicht bekannt gegeben. Dieser 12. Platz bedeutet auch, dass Österreich bei der EM-Auslosung fix im dritten der vier Lostöpfe sein wird, 2017 war es noch der vierte. Wurscht oder Wahnsinn, Irene Fuhrmann? „In der Praxis wahrscheinlich wurscht, weil jeder Gegner eine Herausforderung wird, egal aus welchem Topf.“

Fast keine Turniere, zahlreiche Daheimgebliebene

Kein Algarve-Cup (erstmals seit der Erstauflage 1994), kein Cyprus Cup (erstmals seit der Premiere 2008), auch das 2020 ins Leben gerufene „Tournoi de France“ schrumpfte zu zwei Testspielen. Nur der SheBelieves Cup in den Orlando (Gastgeber USA gewann mit drei Zu-Null-Siegen vor Brasilien, Kanada und Argentinien) lief in annähernd gewohnter Form ab.

Deutschland, Holland und Belgien – die sich unter dem Motto „Three Nations One Goal“ gemeinsam um die WM 2027 bewerben – hielten mit jeweils einem Heim- und einem Auswärtsspiel ein eigenes Mini-Turnier ab. Holland (6:1 in Belgien und ein deutlich zu knappes 2:1 gegen Deutschland) gewann, den zweiten Platz sicherte sich Deutschland mit einem relativ mühelosen 2:0 gegen Belgien.

Zwölf Länder (Spanien, Italien, Schottland, Finnland, Polen, Portugal, Rumänien, Slowenien, Kroatien, Israel, Aserbaidschan und Moldawien) waren eben noch damit beschäftigt, die EM-Quali-Gruppen zu vervollständigen. Frankreich sagte das eigene Turnier (geplant mit Island, Norwegen und der Schweiz) ab und spielte stattdessen zweimal gegen die Schweiz (jeweils 2:0).

EM-Gastgeber England kam im ersten Spiel unter Interims-Trainerin Hege Riise (Ex-Teamchef Phil Neville ist schon beim MLS-Klub von Spezi David Beckam, Nachfolgerin Sarina Wiegman macht noch Olympia mit Holland) zu einem 6:0 über Nordirland. In der Türkei kamen die Teams von Serbien, Russland und der Ukraine sowie Indien zusammen, sie spielten untereinander ebenso Friendlies (Srb-Ukr 1:1, Rus-Ind 8:0; Ukr-Ind 3:2, Srb-Rus 2:0) wie etwa Österreich, Schweden und Co. in Malta. Montenegro besiegte Österreichs Quali-Gruppengegner Nordmazedonien 5:0.

Norwegen und Island (nach der Absage in Frankreich) sowie Dänemark und Irland ließen den Termin verstreichen; Wales (Abgang von Langzeit-Teamchefin Ludlow), Albanien und die Färöer hielten Trainingslager ohne Matches ab, ebenso wie die Tschechinnen, bei denen ein Testspiel gegen eine Baskenland-Auswahl platzte. In Bosnien, Belarus und der Türkei kamen nur die Junioren-Teams zusammen (obwohl die 2021er-Europameisterschaften abgesagt wurden).

Alle anderen Nationalteams – darunter auch Ungarn und Griechenland sowie der Kosovo, der schon die letzten Quali-Spiele im Herbst ohne die zahlreichen in Deutschland und Österreich beheimateten Stammkräfte hatte absolvieren müssen – blieben in diesem Länderspieltermin inaktiv.

Ballverliebt gibt es nur mit deiner Hilfe!

Ballverliebt braucht deine Hilfe zum Weitermachen. Wenn du Artikel wie diese, kritische Analysen und Podcasts von uns magst und weiter von uns lesen und hören willst, dann unterstütze uns bitte. Der Preis eines Getränks pro Monat hilft schon sehr. Mehr dazu findest du hier.

Become a Patron!

]]>
https://ballverliebt.eu/2021/03/01/16-debakel-und-em-ticket-zwiespaeltige-woche-fuer-oefb-frauen/feed/ 3
Nach spätem 1:0 über Serbien: „Bitte warten“ für ÖFB-Frauen https://ballverliebt.eu/2020/12/02/osterreich-serbien-frauen-em-quali-playoff/ https://ballverliebt.eu/2020/12/02/osterreich-serbien-frauen-em-quali-playoff/#comments Wed, 02 Dec 2020 11:58:51 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17312 Nach spätem 1:0 über Serbien: „Bitte warten“ für ÖFB-Frauen weiterlesen ]]> Die Minimal-Pflicht wurde erfüllt: DIe ÖFB-Frauen besiegten Serbien im letzten Spiel der EM-Qualifikation mühsam mit 1:0. Einer fürchterlichen ersten Halbzeit folgte zumindest eine gut gemeinte zweite, angetrieben von Sarah Zadrazil erzwang Österreich den späten Siegtreffer. Zwei Tore fehlten aber, um die EM-Teilnahme 2022 jetzt schon sicher zu haben. Jetzt heißt es warten, was bei den coronabedingt verschobenen Spielen anderer Gruppen im Februar herauskommt – das Playoff droht noch immer.

Österreich – Serbien 1:0 (0:0) – erste Halbzeit

Serbien hatte Österreich schon in der Qualifikation für die WM 2019 zwei Punkte abgeknöpft, und auch in diesem Spiel erwiesen sie sich als ein geschickter Gegner mit einem klaren Plan. Allerdings trug auch Österreich mit einer verunglückten Marschroute in der ersten Halbzeit kräftig dazu bei, dass eine serbische 2:0-Pausenführung durchaus korrekt gewesen wäre.

Ballverliebt gibt es nur mit deiner Hilfe!

Ballverliebt braucht deine Hilfe zum Weitermachen. Wenn du Artikel wie diese, kritische Analysen und Podcasts von uns magst und weiter von uns lesen und hören willst, dann unterstütze uns bitte. Der Preis eines Getränks pro Monat hilft schon sehr. Mehr dazu findest du hier.

Become a Patron!

Österreich gibt das Zentrum preis

Teamchefin Irene Fuhrmann baute wieder auf ein 5-4-1, mit dem vor einem Monat immerhin ein 0:0 gegen Frankreich erreicht wurde und das auch zuletzt beim 0:3 auswärts beim Gruppenfavoriten (der zum Abschluss 12:0 gegen Kasachstan gewann) zum Einsatz kam. Dort war die Spielweise jeweils sehr defensiv gewesen: Mit zwei dichten Ketten verteidigen und die schnellen Außenspielerinnen des Gegners doppeln und so möglichst zu isolieren.

Serbien spielt aber nicht annähernd so dominant wie Frankreich. Im Gegenteil: Hier war der Fokus darauf gelegt, selbst mit den zwei Viererketten im 4-4-1-1 sicher zu stehen und mit giftigem Anlaufen und schnellem Umschalten zu Chancen zu kommen.

Das Offensiv-Trio der Österreicherinnen mit Billa, Dunst und Enzinger presste hoch auf die serbische Eröffnung, aber die Fünfterkette blieb dabei weit hinten. Somit hatten Zadrazil und Eder das komplette Zentrum abzudecken, was kaum möglich war. Immer und immer wieder spielte Serbien durch das offene Zentrum mit Tempo hindurch. Carina Wenninger musste in ihrem 100. Länderspiel oft aus der Fünferkette aufrücken, um Cankovic zu stellen, die einen großen Aktionsradius hatte. So ergab sich zum offenen Zentrum auch ein Loch in der Abwehrkette.

Torhüterin Manuela Zinsberger verhinderte diverse Male, dass Serbien den Führungstreffer erzielt. Österreich blieb indes offensiv völlig harmlos.

Umstellungen für die zweite Halbzeit

Österreich – Serbien, zweite Halbzeit

Fuhrmann stellte in der Pause auf ein 4-3-3 um, indem Puntigam auf die Sechs ging, und brachte die offensivere Feiersinger (zuletzt mit lädiertem Knie out) statt der eher für das Ballhalten zuständigen Eder sowie Naschenweng für die wirkungslose Enzinger auf der linken Außenbahn (später dann Seitentausch mit Dunst).

Die Abwehrkette rückte wesentlich weiter auf – bis annähernd zur Mittellinie – womit Serbien kaum mehr Platz hinter der ersten Pressing-Welle fand, der vor der Pause noch so effektiv bespielt worden ist. Es blieb aber dabei, dass die österreichischen Pässe oft sehr ungenau waren und Serbien sich weiterhin geschickt zwischen die Linien bewegte bzw. mit Steilpässen hinter die ÖFB-Abwehr zu kommen versuchte.

Österreich hatte das Spiel im Zentrum nun besser im Griff, ritt aber immer noch auf einer Glückswelle, da Serbien vielversprechende Angriffe im letzten Moment verstolperte.

Zadrazil treibt an

In dieser Phase übernahm Sarah Zadrazil volleds das Kommando im österreichischen Team. Nicht nur ihre Körpersprache vermittelte Kampfgeist, sondern auch ihre Aktionen: Sie forderte nun immer mehr den Ball, trug ihn selbst nach vorne, erarbeitete sich Chancen. Einmal war ihre Hereingabe von rechts weder wirklich Torschuss noch wirklich Flanke, einmal zog sie einen Stanglpass von links zu nah an die serbische Torfrau – aber die Bayern-Legionärin war nun überall unterwegs.

Nach 78 Minuten spielte Serbiens Keeperin Kostic einen Ball kurz auf Linkverteidigerin Bradic, die sofort von Naschenweng angepresst wurde und in ihrer Panik genau das Falsche machte: Sie schob den Ball zentral vor den Strafraum, wo aber keine Mitspielerin, sondern Zadrazil stand. Sie spielte sofort steil auf Billa, die zum 1:0 traf.

Angesichts des knappen 1:0-Sieges von Island gegen Ungarn am Nachmittag hätte ein 3:0 für Österreich genügt, um sich in eine bessere Position zu bringen und angesichts der Ergebnisse der Abendspiele hätte das sogar fix zum EM-Ticket gereicht. Aber nach den mühsamen 80 Minuten vor dem Führungstor und dem Wissen, dass ein Ausgleich das Team definitiv ins Playoff schicken würde, gab es nicht mehr den allergrößten Nachdruck. Es blieb beim 1:0.

Fazit: Glücklicher Sieg. Und jetzt: Warten!

Anders als im April 2018, als man von Serbien in einem ähnlich zähen Spiel bei einem 1:1 gehalten wurde und mit diesem Punktverlust die Chancen auf die WM begraben hat, gelang diesmal immerhin noch der wichtige Siegestreffer. Die falsche Strategie in der ersten Hälfte hätte diesmal schon alles zunichte gemacht, wenn nicht Manu Zinsberger so stark gehalten hätte. Fuhrmanns Umstellungen in der Halbzeit behoben die gröbsten Schwächen, aber es bleibt dennoch ein glücklicher Sieg.

Aber immerhin: Ein Sieg. Die Schweiz hat ihre Chance auf den Gruppensieg und auch jene darauf, als einer der besten drei Zweiten direkt und ohne Playoff zur EM in England zu fahren, mit einer 0:4-Ohrfeige in Belgien eingebüßt – mit zwei De-facto-Eigentoren von Ersatzkeeperin Elivra Herzog, die statt der corona-positiven Einser-Torhüterin Gaëlle Thalmann ran musste. Island war gegen ein keineswegs in Bestbesetzung angetretenes Team aus Ungarn spielerisch ziemlich ärmlich unterwegs und kam auch nur zu einem 1:0-Sieg.

Island gewinnt mühsam in Ungarn, die Schweiz kassiert in Belgien eine Ohrfeige

Dänemark fehlten sechs Spielerinnen wegen positiven Tests oder Quarantäne, womit das 0:0 gegen Italien eh als Erfolg zu werten ist; ein dänischer Sieg hätte Österreich aber auch schon zum Fix-Ticket verholfen. Und doch hätte es zu 99,9% schon gereicht, ohne noch auf die Nachtragsspiele im Februar schauen zu müssen, wäre da nicht Finnlands Siegtreffer in der 95. Minute in Schottland gewesen.

Die Lage in der EM-Qualifikation

Alle Gruppen. ROT: Fix qualifiziert. GRÜN: Zumindest fix im Playoff

Die neun Gruppensieger sowie die drei besten Zweiten sind qualifiziert (wobei in den Sechser-Gruppen die Resultate gegen Estland bzw. Georgien gestrichen werden). Titelverteidiger Holland und der ehemalige Abo-Europameister Deutschland sind mit dem Punktemaximum durch, Norwegen kann das auch noch erreichen. Frankreich hat ebenso wie Schweden und Dänemark einmal Punkte gelassen, Belgien hat mit dem 4:0 gegen die Schweiz die 1:2-Auswärtsniederlage wettgemacht und Spanien konnte sich ein 0:0 in Polen erlauben – mit einem Heimsieg gegen Polen und/oder Aserbaidschan ist die Qualifikation eingefahren. Island gehört schon fix zu den drei besten Zweiten.

Dieses Ranking ist jetzt für Österreich interessant.

In zwei Gruppen können die Zweiten noch eine bessere Bilanz aufweisen als Österreich, wenn die Nachtragsspiele (angekündigt für Februar, aber noch nicht genau terminisiert) erledigt Sind. Italien hat das Heimspiel gegen Israel noch offen, würde mit einem 2:0 an der Schweiz vorbeigehen und mit einem 6:0 auch an Österreich und wäre damit fix dabei. Das Auswärtsspiel in Tel-Aviv hat Italien zwar nur 3:2 gewonnen, aber erbitterten Widerstand wird Israel wohl nicht leisten. Bei einem Italien-Sieg mit maximal +5 wäre Österreich aber ohne Playoff bei der EM.

Vertrackter ist die Lage in Gruppe E, und zwar vor allem dank Finnlands spätem Siegtreffer. Schottland ist fix raus, es geht zwischen Finnland und Portugal. Das Hinspiel in Portugal endete 1:1, das Match in Finnland steht noch aus und das ist das erste Schlüsselspiel. Gewinnt Finnland daheim gegen Portugal, ist Österreich ohne Playoff dabei – denn in dem Fall bräuchte Portugal zum Abschluss ein 13:0 in Schottland, und das geht nicht.

Bei einem 0:0 und einem 1:1 wäre Portugal immer noch Gruppenzweiter und müsste immer noch in Schottland gewinnen (Höhe egal), um Österreich zu überholen. Siegt Portugal jedoch in Finnland, wäre Finnland auf jeden Fall Zweiter und dank der schon jetzt guten Tordifferenz in der Lage mit einem (je nach Höhe der Niederlage gegen Portugal) 5:0 in Zypern alles klar zu machen.

Beste ÖFB-Quali ever – und doch fehlen zwei Tore

Wollen wir auf die Suche nach den beiden Toren gehen, die fehlen, um jetzt schon jubeln zu dürfen? Am Ehesten wohl in Skopje, wo es „nur“ ein 3:0 gab. Klar ist aber auch: Erstmals reicht es für zumindest einen Zweitplatzierten nicht, sich über dem Strich zu halten, obwohl er zumindest einen Punkt gegen den Gruppensieger geholt hat. Damit war auch Österreichs 0:0 daheim gegen Frankreich im Nachhinein betrachtet so wichtig.

Die ÖFB-Frauen haben die beste Qualifikation ihrer Geschichte absolviert. Zum zweiten Mal gab es 19 Punkte in einer Fünfergruppe (was analog zu 25 in einer Sechsergruppe wäre). Als dies in der Quali für die EM 2013 zum ersten Mal gelang, waren es aber „nur“ 16:10 Tore. Nun hält man bei 22:3, blieb in den acht Spielen siebenmal ohne Gegentor, und doch muss man noch zittern.

Zwischen der ersten Hälfte der Qualifikation und der zweiten lagen nicht nur neun Monate, sondern auch der Wechsel von Dominik Thalhammer zu Irene Fuhrmann auf der Teamchef-Position sowie die Verschiebung der EM in England von 2021 auf 2022. In den letzten Monaten war auch die Personalsituation sehr angespannt – Schiechtl fehlte praktisch den ganzen Herbst, Feiersinger ging es ähnlich, die etatmäßige Kapitänin Schnaderbeck fehlte beim letzten Doppelspieltag, Talent Marie Höbinger in den letzten drei Spielen, Flügelflitzerin Julia Hickelsberger – so wichtig für das erfolgreiche WW-Systemspiel im Herbst 2019 – hat ein kaputtes Knie von Kasachstan mit nach Hause genommen.

Österreich hat zum fünften Mal in Folge eine Qualifikation auf dem zweiten Platz abgeschlossen, das steht schon mal fest. Alles weitere hat man eh nicht mehr in der eigenen Hand. Die eigene Pflicht wurde grundsätzlich mal erfüllt. Jetzt liegt es an den anderen, ob man dennoch den Umweg über das Playoff braucht, oder ob man sich schon mit der EM-Endrunde sowie der Quali für die WM 2023 in Australien und Neuseeland beschäftigen kann. Diese ist noch nicht ausgelost. Österreich wird aus dem zweiten Topf gezogen werden.

Ballverliebt gibt es nur mit deiner Hilfe!

Ballverliebt braucht deine Hilfe zum Weitermachen. Wenn du Artikel wie diese, kritische Analysen und Podcasts von uns magst und weiter von uns lesen und hören willst, dann unterstütze uns bitte. Der Preis eines Getränks pro Monat hilft schon sehr. Mehr dazu findest du hier.

Become a Patron!

]]>
https://ballverliebt.eu/2020/12/02/osterreich-serbien-frauen-em-quali-playoff/feed/ 5
0:3 in Frankreich: ÖFB-Frauen halten Resultat im Rahmen https://ballverliebt.eu/2020/11/28/frankreich-osterreich-frauen-em-qualifikation/ https://ballverliebt.eu/2020/11/28/frankreich-osterreich-frauen-em-qualifikation/#comments Sat, 28 Nov 2020 07:43:24 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17290 0:3 in Frankreich: ÖFB-Frauen halten Resultat im Rahmen weiterlesen ]]> Die ÖFB-Frauen verlieren das vorletzte Spiel in der EM-Quali bei Gruppenfavorit Frankreich mit 0:3 – es ist erst die zweite Pflichtspiel-Niederlage seit dem EM-Halbfinal-Einzug 2017. Die Französinnen dominierten klar und gewannen auch in der Höhe verdient, wobei bei Österreich spätestens in der zweiten Halbzeit die Devise lautete: Kraft für das entscheidende Heimspiel gegen Serbien sparen und gleichzeitig das Resultat im Rahmen halten.

Frankreich – Österreich 3:0 (2:0)

„Wir müssen eine Strategie entwickeln, um in Frankreich dagegen halten zu können und aber gleichzeitig fit genug für das Spiel gegen Serbien zu bleiben – denn dieses Match müssen wir ohne Wenn und Aber gewinnen!“ Das sagte Teamchefin Irene Fuhrmann nach dem 0:0 gegen Frankreich vor genau einem Monat.

Ohne die am Knie angeschlagene routinierte Kapitänin Viktoria Schnaderbeck, ohne die kreuzbandverletzte Sprinterin Julia Hickelsberger, ohne Mittelfeld-Talent Marie Höbinger und ohne Rechtsverteidigerin Kathi Schiechtl musste Fuhrmann in Guingamp auskommen; Laura Feiersinger war nach längerer Verletzungspause zumindest wieder im Kader. Fuhrmann entschied sich wie vor einem Monat für ein 5-4-1, um Frankreich den Weg in den Strafraum zu verweigern.

Frankreich über Tempo auf den Außenbahnen

Dieses 0:0 in Wr. Neustadt setzte Frankreichs Trainerin Corinne Diacre in ihrem internen Machtkampf mit den Starspielerinnen von Abo-Europacup-Sieger Olympique Lyon ziemlich unter Druck. Bis auf die veletzte Le Sommer und die (vorläufig?) aus dem Team zurückgetretene Torhüterin Bouhaddi war die komplette Lyon-Fraktion nicht nur im Kader, sondern auch auf dem Feld: Renard, Majri, Karchaoui, Cascarino und sogar Amandine Henry, die Wortführerin der Lyon-Revolte gegen Diacre.

Mit der extrem schnellen Cascarino auf der einen Außenbahn und dem perfekt harmonierenden, flinken und trickreichen Duo Majri/Karchaoui auf der anderen war der Fokus darauf gelegt, mit schnellen Läufen und schnellen, kurzen Pässen durchzukommen und die ÖFB-Abwehr zu hetzen. Solange der österreichische Block stand, hatte Österreich den eigenen Strafraum gut abgesichert und Frankreich war zu Ballstaffetten im Mittelfeld gezwungen.

Sobald Frankreich aber mit Tempo auf den ÖFB-Block zulaufen konnte oder die Österreicherinnen ein wenig aufgerückt waren, wurde es sofort gefährlich. Cascarino und die etwas abfallende Périsset waren bei Dunst und Aschauer in guten Händen. Aber Wienroither und Enzinger hatten schwerste Mühe mit Karchaoui und Majri, die ihre Tempo- und Technik-Vorteile ausspielten.

Nur eines der drei französischen Tore fiel aus dem Spiel (das zweite), die anderen beiden waren das Resultat aus den insgesamt sieben französischen Eckbällen.

Kaum österreichische Offensive

Billa powerte sich als Solospitze eine Halbzeit lang aus, ehe sie für das Serbien-Spiel geschont wurde. Ein gemeinsames Aufrücken wurde im Lichte der Anfangsphase, als Frankreich oft mit Tempo durch die letzte Linie kam, eher vermieden. Für die Französinnen war es nach dem frühen 1:0 nach zehn Minuten in Ordnung, im vierten statt im sechsten Gang weiter zu machen; Österreich stand auch tief und lud Frankreich nicht zu Risikopässen in den Strafraum ein. Dennoch kam der nun feststehende Gruppensieger noch zu zwei Pfostentreffern.

Schlussphase: Kolb-Debüt und Feiersinger-Comeback

Nach einer Stunde bzw. nach 75 Minuten brachte Fuhrmann die nächste Tranche an frischen Spielerinnen – darunter die zuletzt angeschlagene Laura Feiersinger und die brutal schnelle Debütantin Lisa Kolb (19), die schon in jungen Jahren mit Rückenproblemen zu kämpfen hatte. Mit den Neuen schob Österreich nun doch etwas weiter nach vorne, ging die Französinnen etwas höher an. Die Neubesetzungen der Außenbahnen halfen Österreich dabei, den Druck in der letzten halben Stunde etwas zu minimieren.

Das Tor zum 3:0-Endstand war einerseits verdient, hat sich aber andererseits auch nicht mehr wirklich abgezeichnet.

Alles im Rahmen

Die Strategie, die beim Hinspiel mit einem Punktgewinn belohnt wurde, war spätestens nach einer halben Stunde obsolet – danach ging es vor allem darum, das Ausmaß der Niederlage in Grenzen zu halten und Kräfte für das entscheidende Match gegen Serbien vier Tage später zu schonen. Denn selbt ein Punkt in Frankreich wäre wertlos, wenn danach Serbien nicht besiegt wird. Billa, Aschauer, Enzinger und Dunst hatten vorzeitig Feierabend, dafür bekam Feiersinger eine wichtige (und sehr anständige) halbe Stunde Matchpraxis und Lisa Kolb – die erste aus dem hochgelobten 2001er-Jahrgang, die zu einem A-Einsatz kommt – agierte beim Debüt so furchtlos und flink, wie sie eben ist.

Letztlich blieb alles im Rahmen. Nachdem man Frankreich beim 0:0 gereizt und zu einem Pflichterfolg gezwungen hat, war die Chance auf den Auswärts-Punktgewinn ohnehin minimal. Gepaart mit der angespannten Personalsituation und dem Umstand, dass vier Tage später ein eigener Pflichtsieg wartet, war das 0:3 im Bereich des Erträglichen.

Der Fokus gilt nun Serbien, und Irene Fuhrmann warnt. „Die sind nicht mehr die Zerstörer-Truppe, die sie vor zwei Jahren in der letzten Quali waren“, sagt sie, „jetzt wollen die wieder spielen.“ Für die Serbinnen geht es um nichts mehr, sie sind am dritten Platz einzementiert, und in den drei Duellen in den letzten drei Jahren – einem 4:0-Erfolg und einem 1:0-Sieg auswärts sowie einem bitteren 1:1 in der Südstadt – war Österreich stets das wesentlich höherklassige Team.

Das Rennen um das EM-Fix-Ticket

Die drei besten Zweiten fahren wie die neun Gruppensieger direkt zur auf 2022 verschobenen EM in England, die restlichen sechs gehen ins Playoff um drei weitere Plätze. Die ÖFB-Frauen haben dafür eine gute Ausgangsposition, es liegt aber dennoch nicht alles in den eigenen Händen.

Klar ist mal auf jeden Fall: Am Dienstag in Altach gegen Serbien braucht Österreich praktisch sicher einen Sieg – und obwohl man Frankreich vor einem Monat sogar einen Punkt abgetrotzt hat, kann es sogar sein, dass ein Sieg gegen Serbien nicht reicht. Das liegt u.a. daran, dass zwei Gruppen – jene mit Dänemark und Italien sowie jede mit Finnland, Portugal und Schottland – in Folge von coronabedingten Absagen erst im neuen Jahr abschließen werden.

Belgien spielt daheim gegen Tabellenführer Schweiz. Gewinnt die Schweiz, bleibt Belgien mit 18 Punkten Zweiter – Österreich wäre mit einem eigenen Sieg gegen Serbien vorbei. Gewinnt Belgien, fällt die Schweiz auf Platz zwei zurück – läge im Zweiten-Ranking dann aber sicher hinter Österreich. Blöd für die ÖFB-Frauen wäre ein Remis zwischen Belgien und der Schweiz – dann wäre Belgien mit 19 Punkten und einer dramatisch besseren Tordifferenz vor Österreich.

Italien spielt auswärts gegen Tabellenführer Dänemark. Da Italien das ausstehende Spiel 2021 gegen Israel ziemlich sicher gewinnen wird, sollte Österreich auf einen dänischen Heimsieg hoffen. Dänemark braucht ein Remis, um den Gruppensieg auch rechnerisch zu fixieren. Im letzten Moment hat England die Quarantäne-Bestimmungen für Dänemark gelockert, womit die England-Legionärinnen – allen voran Pernille Harder – nun doch spielen können. Bei einem Remis hinge für Österreich alles daran, wie hoch Italien gegen Israel gewinnt. Vor einem Monat in Empoli hat Dänemark 3:1 gewonnen.

Island muss nach dem 1:1 gegen de-facto-Gruppensieger Schweden im September nur noch in Ungarn gewinnen, und zwar genauso hoch wie Österreich zeitgleich gegen Serbien, um vor den ÖFB-Frauen zu landen.

Und die Gruppe E hinkt sogar noch zwei komplette Spieltage zurück. Hier geht es drunter und drüber: Topf-1-Team Schottland hat mit Auswärtsniederlagen in Finnland und Portugal einen Rückstand aufgerissen und kann fix nicht mehr einer der besseren Gruppenzweiten werden. Finnland und Portugal haben gegeneinander 1:1 gespielt und ihre Spiele gegen die Nachzügler bisher gewonnen. Beide könnten Österreich im Zweiten-Ranking noch überholen. Das ist zwar unwahrscheinlich, aber eben auch nicht auszuschließen.

]]>
https://ballverliebt.eu/2020/11/28/frankreich-osterreich-frauen-em-qualifikation/feed/ 3
Dank 0:0 gegen Frankreich dem EM-Ticket ganz nah https://ballverliebt.eu/2020/10/28/oesterreich-frankreich-frauen-fuhrmann-punktgewinn/ https://ballverliebt.eu/2020/10/28/oesterreich-frankreich-frauen-fuhrmann-punktgewinn/#comments Wed, 28 Oct 2020 00:36:47 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17226 Dank 0:0 gegen Frankreich dem EM-Ticket ganz nah weiterlesen ]]> Österreichs Fußball-Frauen kamen vor allem in der Schlussphase heftig unter Druck und lieferten dem Weltranglisten-Dritten aus Frankreich eine kernige Abwehrschlacht. Sie hielten aber Stand und zitterten das 0:0 über die Zeit. Mit diesem Punkt gegen den Gruppenkopf ist das EM-Ticket für die auf 2022 verschobene Endrunde in England zum Greifen nahe, die ÖFB-Frauen haben nun alles in der eigenen Hand.

Österreich – Frankreich 0:0

Ohne das Tempo einer Julia Hickelsberger (Knie kaputt) und ohne die Routine einer Laura Feiersinger (Sehne im Fuß beleidigt) und ohne die Energie einer Marie Höbinger (Knie lädiert) musste Teamchefin Irene Fuhrmann gegen den Gruppenkopf, der seine letzten 32 EM- und WM-Qualispiele seit 2010 allesamt gewonnen hat (und in Gruppen sogar 46 seit 2007, das 0:0 gegen Italien vor zehn Jahren war im Playoff), auskommen.

Strategie gegen Frankreichs Flügel-Tempo

Da Frankreich seit Jahren konsequent über die Flügel aufbaut und dort auch viel Tempo zur Verfügung steht, war vor allem der Ausfall von Hickelsberger eine Hypothek. Die 21-Jährige, die sich zuletzt in Kasachstan schwer verletzt hatte, ist maßgeblich für das österreichische Spiel geworden. „Auch körperlich können wir nicht 90 Minuten Angriffspressing spielen“, sagte Fuhrmann schon vor einem Monat über das Frankreich-Spiel, „Außerdem sind die mit ihrem Tempo ja weg, überlaufen uns!“ Ein Moped würde es da brauchen, sagte die Teamchefin vor ihrem zweiten Länderspiel scherzhaft.

Also musste eine andere Strategie her. Österreich stellte sich in einem 5-4-1 auf, das seinen klaren Fokus auf die defensive Kontrolle der französischen Flügel hatte. Sprich: Wenn die Französinnen am Flügel schnell sein können, dann soll ihnen das wenigstens nix bringen. Dass sich Frankreichs Teamchefin Diacre mit den Lyon-Spielerinnen überworfen zu haben scheint und ihre zwei schnellsten und trickreichsten Flügelspielerinnen Majri und Cascarino draußen ließ, hat Österreich zumindest nicht geschadet.

3-gegen-2-Situationen herstellen

Gegen das französische 4-1-4-1 konnte Österreich auf den Außenbahnen 3-gegen-2-Situationen herstellen: Die nominelle Flügelstürmerinnen (Enzinger bzw. Dunst) hatten mit den Wing-Backs (Wienroither bzw. Aschauer) und den äußeren Spielerinnen drei Dreierkette (Kirchberger bzw. Schnaderbeck) Überzahl gegen die französischen Flügel-Duos.

„Wir wussten, dass wir die Doppelpässe auf den Flügeln kontrollieren müssen“, so Fuhrmann, „da wurde uns im März bei den beiden Testspielen gegen die Schweiz schon einiges aufgezeigt.“ Dort wurde speziell mit Blick auf das eigentlich im April geplante Match gegen Frankreich probiert, Doppelpässe auf den Außenbahnen relativ tief zu verteidigen.

Torrent und vor allem Karchaoui rückten nun oft weit auf und spielten ihre Doppelpässe mit den schnell antretenden Diani und Asseyi, zumeist war aber irgendwann doch ein österreichisches Bein dazwischen. Die Hereingaben in die grobe Richtung von Zentrumsstürmerin Gauvin wurden Beute von Torhüterin Zinsberger.

Frankreich: Dynamische Antritte, aber statisches Aufbaugefüge

Auf der Sechs spielte bei Frankreich nicht die ausgebootete Amandine Henry, sondern Charlotte Bilbault: Eine 30-Jährige, die im Team nie über den Status der Reservistin hinaus gekommen ist und auf dieser Position aktuell bestenfalls die viertbeste Französin ist (hinter Henry, der aus dem Team zurückgetretenen Bussaglia und Geyoro, die vor ihr auf der Acht spielte). Anders als Henry, die das Spiel exzellent lesen kann und die Angriffe aus der Tiefe orchestriert, war Bilbault einfach nur da. Akzente setzte sie keine, zumeist lief das Spielgeschehen an ihr vorbei, weil Frankreich den Aufbau schon aus der Abwehr heraus auf die Außenbahnen lenkte.

Damit waren zwar die Antritte und die Spielerinnen selbst durchaus dynamisch, das Gefüge war aber sehr statisch und berechenbar. Eugénie Le Sommer, die als Offensiv-Allrounderin sowohl ganz vorne, als hängende Spitze oder auf den Flügeln Weltklasse ist, musste auf der Acht ran, was deutlich nicht ihre Position ist. Sie bemühte sich, es fehlen Frankreich aber dort die Automatismen.

Zudem rückten Le Sommer und Geyoro oft weit auf und verfingen sich zwischen der österreichischen Fünfer-Abwehrkette und dem Vierer-Mittelfeld, dafür war der Rückraum bis auf die zuweilen etwas verloren wirkende Bilbault verwaist. Somit fiel Frankreich oft sogar der simple Seitenwechsel schwer, der mit Henry stets eine zügig gespielte Option ist.

Wenig offensive Entlastung

Frankreich kam in der ersten Hälfte durchaus zu einigen Tormöglichkeiten, nützte diese aber nicht. „Sich einfach nur hinten reinstellen und hoffen, dass nix passiert, geht gegen Frankreich fast zwangläufig schief“, so Fuhrmann schon vor Wochen, „darum müssen wir gerade im Heimspiel auch mal draufgehen!“ Das wurde gemacht, sobald man sich halbwegs in der gegnerischen Hälfte festgestetzt oder dort einen Einwurf herausgeholt hatte.

Im Ganzen gab es aber sehr wenig offensive Entlastung, spätestens der dritte Pass nach vorne war ungenau, wurde abgefangen oder ließ den Gegenangriff anderweitig versanden. Mehr als ein, zwei Halbchancen schauten in der ersten Hälfe für die ÖFB-Frauen nicht heraus. Pauline Peyraud-Magnin, die sich letzte Saison bei Arsenal die Einsatzzeit im Tor mit Manuela Zinsberger teilte, musste einmal eingreifen – bei einem Eckball.

„Grundsätzlich war schon der Plan, öfter höher zu pressen, aber das war körperlich nicht möglich, die Intensität in der Defensive war zu groß“, so Fuhrmann nach dem Spiel, „wichtig war, Frankreich möglichst wenig in offene Spielsituationen kommen zu lassen, weil die auf den ersten Metern so schnell sind.“

Es wird zur Abwehrschlacht

Kurz nach Beginn der zweiten Hälfte musste Sarah Puntigam vom Feld. Die Frankreich-Legionärin hatte sich zuvor in einem Zweikampf verletzt, für sie kam Jasmin Eder. Bei Frankreich wurde zwar auch „nur“ positionsgetreu gewechselt – besonders inhaltlich inspirierend war der Input der schwer umstrittenen Diacre also nicht – aber mit Cascarino (für Asseyi) und De Almeida (für Torrent) kamen nach einer Stunde frische Spielerinnen für die Außenbahnen.

Das zeigte zunehmend Wirkung, zumal eine Viertelstunde vor Schluss auch die flinke Majri (statt Geyoro) kam. Mit ihnen baute das körperlich nun erheblich frischere französische Team zunehmend mehr Druck auf und Österreich konnte endgültig nur noch die Bälle hinten raus dreschen. Kontrolliert in den französische Hälfte kamen die ÖFB-Frauen nicht mehr.

In dieser Phase brauchte es einiges an Glück, gute Nerven und die eine oder andere Heldentat von Torhüterin Manuela Zinsberger, die alleine in der Nachspielzeit noch einen Freistoß fing, den Sarah Zadrazil haarscharf außerhalb des Strafraumes hergegeben hat und in der 95. Minute bekam sie einen Abschluss von Katoto gerade noch zu fassen.

Fazit: Das Glück erzwungen

Bei Corinne Diacres Frankreich drängen sich Vergleiche zu Niko Kovac‘ Bayern geradezu auf: Ein Team mit hoher individueller Qualität, das aber völlig phantasielos gecoacht wird und seine Spiele wegen der Klasse der Spielerinnen gewinnt, aber inhaltlich nichts zu bieten hat. Das war bei der Heim-WM 2019 zu sehen, die für Frankreich sang- und klanglos im Viertelfinale endete und das war unter Diacres Vorgänger Olivier Echouafni auch schon nicht anders. Man erinnere sich an das ratlose 1:1 gegen Österreich bei der EM 2017.

Weil die ÖFB-Frauen nicht mit den französischen Sprinterinnen mitlaufen können, wurde das Spiel defensiv angelegt und damit gebremst. Die Doppelpässe auf den Flügeln wurden nicht immer unterbunden, aber in der Folge wurden die Angriffe doch fast immer gestoppt, ehe der Ball in den Strafraum kam.

Keine Frage, das 0:0 ist aus österreichischer Sicht aufgrund der letzten halben Stunde sehr schmeichelhaft. Aber der Punkt ist auf dem Konto, man hat seit dem EM-Halbfinale 2017 weiterhin nur ein einziges Pflichtspiel verloren und damit ist man in der EM-Qualifikation wieder auf einem sehr guten Weg. Ein 1:1 in Frankreich würde sogar den Weg zum Gruppensieg ebnen. Wahrscheinlicher ist aber, dass es über den Weg der Gruppenzweiten geht.

Die drei besten Zweiten fahren noch direkt zur EM-Endrunde und mit dem 0:0 gegen Frankreich ist Österreich nun sogar ganz vorne in der Wertung. Ein Heimsieg im abschließenden Match gegen Serbien am 1. Dezember wird aber auf jeden Fall noch geholt werden müssen, um sicher zu gehen.

Tabelle der Gruppenzweiten. Gereiht nach Expected-Points (also null gegen die Gruppensieger und sechs Siege in den sechs Spielen gegen die „kleinen“ Gegner)
]]>
https://ballverliebt.eu/2020/10/28/oesterreich-frankreich-frauen-fuhrmann-punktgewinn/feed/ 4
5:0-Sieg und schwere Verletzung bei Fuhrmann-Debüt https://ballverliebt.eu/2020/09/25/50-sieg-und-schwere-verletzung-bei-fuhrmann-debuet/ https://ballverliebt.eu/2020/09/25/50-sieg-und-schwere-verletzung-bei-fuhrmann-debuet/#comments Fri, 25 Sep 2020 08:14:27 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17191 5:0-Sieg und schwere Verletzung bei Fuhrmann-Debüt weiterlesen ]]> 5:0 in Kasachstan – mit dem erwarteten hohen Sieg starteten die ÖFB-Frauen in die Amtszeit der neuen Teamchefin Irene Fuhrmann. Weniger das Ergebnis war bei diesem Ausflug aber von Interesse, dazu war der Gegner zu schwach und das wusste man vorher. Aber wie legt die neue Trainerin das Spiel an, die Vorbereitung, wie wurden die Vorgaben umgesetzt? Und dank der schweren Verletzung von Julia Hickelsberger gibt es nun eine weitere Denksportaufgabe.

Kasachstan-Österreich 0:5 (0:1)

Die Vorbereitung: Koordinations-Übung

Niemand mag die Reisen nach Kasachstan – langer Flug, vier Stunden Zeitverschiebung, oft ein schlechter Rasen und extra frühe Anstoßzeiten, um die Gegner aus dem Westen zusätzlich zu irritieren. Für die ÖFB-Frauen war es schon das dritte Mal seit 2014, für Trainerin Irene Fuhrmann aber der erste Trip nach Zentralasien. Und dann war da ja auch noch Corona.

Der Plan war, in der Vorbereitung in Bad Erlach jeden Tag eine halbe Stunde früher zu beginnen, um sich auf die Zeitverschiebung einzustellen. Mit diesem Hintergrund wurde auch die Anreise um einen Tag vorverlegt. „Die UEFA schreibt aber maximal 72 Stunden vorm Spiel negativen Corona-Test vor und wir wollten verhindern, in Kasachstan getestet werden zu müssen“, so Fuhrmann.

Simpler Grund: Wenn jemand in Kasachstan positiv gewesen wäre, hätte diejenige zehn Tage in Shimkent ins Krankenhaus müssen. Darum wurde Samstag früh um 5.30 Uhr mit den Tests begonnen, damit beim Abflug um 15 Uhr alle ihre Negativ-Ergebnisse in der Tasche hatten. Um 1 Uhr nachts Ortszeit (21 Uhr mitteleuropäische Zeit) landete die Charter-Maschine in der Millionenstadt nahe des Dreiländer-Ecks Kasachstan-Usbekistan-Kirgisistan. Linienflüge verbietet die UEFA dieser Tage.

Das Drumherum: Gute Stimmung trotz Ekel-Luft

Neun Jahre wurde das Team von Dominik Thalhammer betreut und aufgebaut. Nun ist nicht alles mit einem Schlag völlig anders, „aber natürlich ist es in einer gewissen Weise ein neuer Start, und eine Veränderung kann auch eine Chance sein“, sagt die neue Teamchefin, die nach ihrer Premiere bilanziert: „Es herrschte eine ungemein positive Atmosphäre im ganzen Stab, alle haben an einem Strang gezogen.“

Die eine oder andere Spielerin hatte nach der Ankunft um 1 Uhr Ortszeit Schwierigkeiten mit der Zeitumstellung und musste praktisch ohne Schlaf ins Vormittagstraining gehen. „Das war zach, aber es gab kein Jammern“, so Fuhrmann – der zusätzliche Tag, den man früher angereist ist, zahlte sich aus. „Nur die Luft dort war echt ekelhaft, es hat immer irgendwie nach verbrannten Reifen gerochen.“

Irene Fuhrmann bei ihrem ersten Spiel als ÖFB-Teamchefin. Foto: ÖFB/Glanzl

Die Verletzung: Nach innen durchgeschoben

Julia Hickelsberger wurde schon am Donnerstag, einen Tag nach der Rückkehr aus Kasachstan, unters Messer gelegt. „Da ist mehr kaputt als nur das Kreuzband“, so Fuhrmann. Die Saison 2020/21 ist für die 21-jährige Flügelstürmerin, die sich in den letzten 12 Monaten als furchtlose Flügelrakete eines der erfrischendsten Elemente des Teams, vorbei. Immerhin: Die EM wurde coronabedingt auf 2022 verschoben. Das sollte sich ausgehen.

Beim Match in Shimkent wollte sich Hickelsberger, als sie in der 2. Minute diagonal von rechts in den Strafraum lief, für den nächsten Schritt abstützen, erwischte dabei aber eine sumpfige Stelle im ansonsten trockenen, stumpfen Rasen. Das Knie schob nach innen durch. Ihre markerschütternden Schmerzensschreie zerschnitten die gespenstische Stille im kleinen Stadion von BIIK Kazygurt, das für die Öffentlichkeit und sogar für Medienvertreter geschlossen war.

Das Personal: New Look, gezwungenermaßen

Stehend v.li.: Schnaderbeck, Wienroither, Hickelsberger, Wenninger, Zinsberger, Puntigam. Hockend v.li.: Billa, Dunst, Höbinger, Zadrazil, Aschauer. Foto: ÖFB/Glanzl

Nicht nur der Name in der Spielberichtsbogen-Spalte „Head Coach“ war neu, auch das Team selbst hatte ein wenig New Look – gezwungenermaßen. Rechtsverteidigerin Kathi Schiechtl laboriert noch immer am Knochenmarksödem, dass sie sich im März zugezogen hat. Laura Feiersinger kämpft mit den Nachwirkungen eines Schlages, der vor einiger Zeit eine Sehne im Fuß beleidigt hat. Innenverteidigerin Gini Kirchberger zwickten die Muskeln, sie blieb vorsichtshalber draußen.

So kam Marie Höbinger (19) von Turbine Potsdam zum Startelf-Debüt im zentralen Mittelfeld (statt Feiersinger) und Laura Wienroither (21), eigentlich eher auf der Außenbahn daheim, spielte bei ihrem Pflichtspiel-Debüt statt Kirchberger hinten zentral. Das Durchschnitts-Alter betrug 24,5 Jahre, jünger war das Team zuletzt 2017. Höbinger, die an sich selbst sehr hohe Ansprüche stellt, war dem Vernehmen nach nicht restlos glücklich mit ihrer Leistung. „Und Wienroither wurde von Wenninger auf den nicht ganz gewohnten Position gut geleitet“, so Fuhrmann. Zugegeben: Wirklich gefordert war die Defensive nicht.

Vorne wechselte Dunst nach dem frühen Ausscheiden von Hickelsberger auf deren rechte Außenbahn, die eingewechselte Stefanie Enzinger (erster Einsatz seit März 2018) auf die linke. In der Schlussphase probierte Fuhrmann dann sogar Kathi Naschenweng, eingentlich Linksverteidigerin, als Rechtsaußen. „Das hat sie noch nie gemacht. War aber sehr gut und hat gleich den Elfmeter zum 5:0 herausgeholt“, berichtet die Teamchefin.

Ebenfalls neu war die Rückennummer von Barbara Dunst (statt der 14 nun die 8, die nach dem Karriereende von Nadine Prohaska frei geworden ist) und die Farbe der Trikots. Nach zehn Jahren ausschließlich in rot bzw. weiß wurde nun die neue, schwarz-türkise Auswärts-Wäsche getragen.

https://www.instagram.com/p/CEmTcXWj3n7/?utm_source=ig_web_button_share_sheet

Die Strategie: Eigenverantwortung und klare Regeln

Kasachstan ist letzten Herbst in der Südstadt 0:9 gerädert worden. „Diesmal waren sie ein wenig strukturierter als letztes Jahr“, berichtet Fuhrmann, „da hat Kasachstan sehr mannorientiert gespielt und die Abwehr weit nach vorne geschoben, auch als der Spielstand schon hoch war.“ Dabei konnte vor allem Julia Hickelsberger ihr Tempo perfekt ausspielen, sie traf beim 9:0 viermal. Die kasachische Abwehrlinie war auch in Shimkent wieder recht hoch.

Viele Elemente kennt man aus der Zeit unter Fuhrmanns Vorgänger Dominik Thalhammer, wie die einrückenden Außenverteidiger, die die Formation damit zu einem WW-System machen. Schnaderbeck und Aschauer haben viel Routine und sollten selbst erkennen, wann sie einrücken sollten und wann es eher gefragt war, Breite zu geben. Diese Leine wird gegen stärkere Gegner natürlich kürzer, das kündigte Fuhrmann bereits an.

Andere Dinge waren klar vorgegeben, etwa die Strafraumbesetzung durch die beiden Achter Zadrazil und Höbinger, die letzte Saison in Potsdam schon das Mittelfeld-Paar gemeinsam gespielt haben, und von denen immer eine den steilen Laufweg suchen sollte. „Dass für Präsenz im Strafraum gesorgt wird, ist ganz wesentlich“, betont Fuhrmann. Die klaren Vorgaben wurden gut umgesetzt, es gab zahlreiche Chancen. „Kasachstan hat’s uns gar nicht so schwer gemacht, wir haben’s uns selber schwer gemacht, weil wir die Chancen lange nicht genützt haben“, gab Viktoria Schnaderbeck nach dem Spiel zu Protokoll.

Nach dem 2:0 zu Beginn der zweiten Halbzeit ging es dann aber dahin.

Die Lage in der Quali: Mit Moped gegen Frankreich?

Mit den beiden Siegen gegen Kasachstan (9:0 und 5:0) sowie Nordmazedonien (3:0 und 3:0) sowie dem 1:0-Auswärtserfolg in Serbien hat Österreich die Pflicht bisher ganz klar erfüllt, ehe nun die drei entscheidenden Matches anstehen – gegen Frankreich (27. Oktober daheim und 27. November auswärts) und am 1. Dezember daheim gegen Serbien. Und gerade vor diesem Finale warnt Fuhrmann: „Natürlich sind die Spiele gegen Frankreich eine Herausforderung und es wäre sehr hilfreich, wenn wir da was mitnehmen könnten. Das wäre aber alles umsonst, wenn wir am Schluss nicht auch gegen Serbien gewinnen würden!“

Nur die drei besten Gruppenzweiten fahren direkt zur EM 2022 nach England, die restlichen sechs Zweiten ermitteln im Playoff drei weitere Teilnehmer. Island hat mit einem 1:1 gegen Gruppenkopf Schweden vorgelegt, Dänemark hat noch beide Spiele gegen Italien vor sich und befindet sich auf Augenhöhe mit den Azzurre (die aktuell quasi die gleiche Bilanz aufweisen wie Dänemark). Belgien hat das Spiel in der Schweiz 1:2 verloren, kann daheim den Spieß aber sicher umdrehen. Immerhin, Polen – vor dem Lockdown mit einem 0:0 gegen Spanien – hat sich mit nur einem Zähler aus den beiden Spielen gegen Tschechien aus dem Rennen verabschiedet.

Ein Sieg gegen Serbien wird aller Voraussicht nach also die absolute Grundvoraussetzung sein, um unter die drei besseren Zweiten zu kommen. Bonuspunkte gegen Frankreich wären gut. Nur: Fuhrmann hat vor allem Respekt vor den schnellen, quirligen Flügelspielerinnen von Frankreich und mit Hickelsberger fällt nun die schnellste eigene Spielerin aus. Auch ein Einsatz von Feiersinger ist keineswegs sicher, bei Schiechtl ist es ähnlich. Höbinger fehlt im Zentrum noch etwas die körperliche Robustheit. Wienroither ist zwar schnell und furchtlos, hat mit ihren 1,65m aber nicht gerade Gardemaß für die Innenverteidigung.

„Vom Teamgefüge her mache ich mir überhaupt keine Sorgen gegen Frankreich, das war jetzt auch sehr gut¡, sagt Fuhrmann, „aber das Tempo wird garantiert ein Thema.“ Wie man den Ausfall von Hickelsberger diesbezüglich kompensieren will? „Vielleicht sollten wir beantragen, dass wir gegen Frankreich mit einem Moped spielen dürfen…“

]]>
https://ballverliebt.eu/2020/09/25/50-sieg-und-schwere-verletzung-bei-fuhrmann-debuet/feed/ 2