Freiburg – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sun, 23 Dec 2012 09:36:21 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 „Der eine holt Kraft aus’m Gebet, der andere aus der Badewanne!“ https://ballverliebt.eu/2012/12/23/der-eine-holt-kraft-ausm-gebet-der-andere-aus-der-badewanne/ https://ballverliebt.eu/2012/12/23/der-eine-holt-kraft-ausm-gebet-der-andere-aus-der-badewanne/#comments Sun, 23 Dec 2012 09:30:27 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8250 „Der eine holt Kraft aus’m Gebet, der andere aus der Badewanne!“ weiterlesen ]]> Raphael Honigstein nannte ihn zuletzt den Breisgau-Bielsa: Christian Streich, der etwas schräge Erfolgstrainer des SC Freiburg. Mit ihm startete der Bundesliga-Underdog nicht nur innerhalb eines Jahren vom sicher scheinenden Abstieg auf einen Europacup-Platz, sondern vollzog dabei auch noch die Entwicklung seines Teams zum derzeit wohl interessantesten der ganzen Bundesliga. Und nebenbei unterhält er mit seinem lockeren Mundwerk auch noch auf allerbeste Weise. Zum Abschluss des Kalenderjahres 2012 bezwang sein Team Schalke mit 3:1 – und das hochverdient.

FC Schalke 04 - SC Freiburg 1:3 (0:2)
FC Schalke 04 – SC Freiburg 1:3 (1:2)

Die „Badische Zeitung“ hat eine ganze Sektion den verbalen Genialitäten von Christian Streich gewidmet – zu Recht. Der gute Mann sagt nämlich intelligente Sachen, launig verpackt. Sowas wie:

„Wenn wir Trainer jetzt kommen würden und sagen, ‚lieg a Stund vorher in der Badewanne weil das entspannt dich wahnsinnig‘ – könnt ja sein, es gibt so Trainer. Oder ‚geh beten‘ oder sowas, könnt ja auch sein, wenn ein Trainer religiös ist, und i will aber partout net in die Kirch, weil ich austrete bin, und ich werd dazu zwunge, das isch ja net gut. Da kann ich ja net gut kicken, hinterher. Und deshalb müsse ma uns auch über solche Sachen unterhalten, über individuelle Herangehensweisen. Der eine holt Kraft aus’m Gebet, der andere holt die Kraft aus der Badwanne. […] Das respektier‘ ich und da sollte man so gut wie möglich drauf eingehen!“

Streich hat es im Blitztempo geschafft, seine Mannschaft auf Linie zu bringen, als sie fünf Punkte hinter einem Nicht-Abstiegsplatz lag und mit dem zu Newcastle abgewanderten Papiss Cissé gerade den einzigen Star-Spieler verloren hatte. Das geht natürlich nicht mit Motivation alleine (obwohl Streich das zweifellos hervorragend kann), sondern vor allem mit einem funktionierenden taktischen Konzept, an das sich alle halten.

Feld eng machen, auf Flügeln pressen

Zwei Faktoren machen Freiburg zu einem so unangenehmen Gegner. Zum einen rückt die Abwehrkette weit auf und lassen sich beide Stürmer gerne etwas zurückfallen, und im 4-4-2 wird extrem verschoben. So wird der für die andere Mannschaft zu bespielende Raum extrem klein und es fällt Freiburg somit leichter, Überzahl in Ballnähe zu schaffen. Ganz ähnlich schaffte in der vergangenen Saison Lucien Favre den so beeindruckenden Turnaround mit Borussia Mönchengladbach.

Der zweite Aspekt ist, dass Freiburg den Gegner fast zwingt, das Spiel über das Zentrum aufzubauen. Grund dafür ist, dass es der Sportclub in seinem zum Teil recht heftigen Angriffspressing vor allem auf die Außenverteidiger abgesehen hat. In diesem Fall rückt sofort einer der beiden Stürmer nach draußen und doppelt mit dem Flügelspieler aus dem Mittelfeld. Oft genug landet dadurch der Ball im Aus, es gibt Einwurf für Freiburg, und die ganze Mannschaft kann sich nach vorne orientieren.

Schalke umgeht Flügelpressing

Um diese Spielanlage wusste Schalke-Trainer Huub Stevens natürlich, und seine Gegenstrategie war simpel: Er wies einfach seine Innenverteidiger an, die Außenverteidiger nicht tief stehend anzuspielen.

xxx
Auffällig: Vor allem in der Anfangsphase gab es von den Schalke-IV Matip (32) und Höwedes (4) praktisch keine Pässe auf die Außenverteidiger. (Grafik: dfl.de)

Somit entging die Viererkette zwar durchaus dem aggressiven Pressing den Freiburger Offensiv-Quartetts, hatte aber dennoch Probleme, einen gesitteten Spielaufbau auf die Reihe zu bekommen. Zwar hatten Neustädter, Moritz und (der erstaunlich hoch stehende) Holtby einen numerischen Vorteil gegenüber dem Freiburger Duo in der Zentrale, aber dank des engen Raumes und des geschickten Verschiebens des Freiburger Kollektivs fand man kein dauerhaft funktionierendes Mittel.

Am Ehesten nach vorne kam Schalke, wenn es gelang, die Außenstürmer in 1-gegen-1-Situationen mit den Freiburger Außenverteidigern zu verwickelt. Sorg und Hedenstad hatten hier durchaus Probleme, weil sie auch einfach nicht so gut sich wie Draxler und Farfán. Der norwegische Rechtsverteidiger etwa berechnete vor allem hohe Schalker Flankenwechsel mitunter falsch.

Die hohe Abwehrlinie der Freiburger stellt die Gegner oft ins Abseits, birgt aber auch die Gefahr, dass man nur noch hinterherlaufen kann, wenn die Stürmer die Abseitsfalle überlisten und im Rücken der Abwehr auf Torhüter Baumann zulaufen. Das führte etwa gegen die Bayern im November zu einem frühen Gegentor und einem fast ebenso frühen Ausschluss von Diagné; und das führte auch gegen Schalke zum 0:1-Rückstand.

Aufbauspiel: Schuster nach hinten, vertikal nach vorne

Ein weiteres Mittel, den numerischen Nachteil eines 4-4-2 gegen das in Deutschland von den meisten Teams praktizierte 4-2-3-1 auszugleichen, ist der sich zwischen die Innenverteidiger fallen lassende Sechser. Das ist bei Freiburg Kapitän Julian Schuster, und mit ihm hinten wird die Formation der Breisgauer, wenn sie das Spiel von hinten aufbauen, ein 3-1-4-2.

xxx
Baut Freiburg das Spiel selbst auf, kippt Sechser Schuster ab und der SC formt ein 3-1-4-2

Die Innenverteiger rücken weit nach außen, die Außenverteidiger orientieren sich extrem weit nach vorne, die Mittelfeld-Flügelspieler rücken ein – und mitunter lässt sich auch einer der beiden Stürmer etwas zurückfallen. Vor allem in dieser Formation schafft es Freiburg vorzüglich, den Gegner mit flinker Vertikalität in Verlegenheit zu bringen. Denn, auch das sehr ähnlich Favres Gladbach, wird sehr schnell und mit großer Überzeugung der Ball nach vorne gesucht, auch weil es da genug Anspielstationen gibt.

Hinzu kommt, dass auch hier die Laufarbeit enorm und die Laufwege exzellent einstudiert sind, was es dem Gegner extrem schwer macht, das zu verteidigen. Wenn dann noch individuelle Fehler dazukommen, so wie beim 2:1-Führungstreffer der Freiburger Schalke-IV Matip einer unterlief – umso besser für Freiburg.

In den Rücken der Außenverteidiger

Man hat aber auch eine vorzügliche Strategie, wenn das Pressing auf die Außenverteidiger nicht greift – so wie in diesem Spiel. Vor allem Uchida (bzw., nach dessen Verletzung, Höwedes) waren für das Schalke Spiel nach vorne natürlich dennoch unverzichtbar, auch wenn sie nicht tief stehend angespielt wurden. Aber weiter vorne waren sie sehr wohl aktiv, allerdings ohne Hilfe und Absicherung nach hinten – was nicht nur an Farfáns genereller Unlust zur Defensivarbeit liegt, sondern eben auch auch der Freiburger Formation.

xxx
Man beachte die vielen Sprints von Sorg (25) und Kruse (20) in den Rücken des Schalker RV, während Caligiuri in der Zentrale Spieler bindet (Grafik: dfl.de)

Freiburgs Mittelfeld-Flügelspieler Caligiuri dient hierbei eher als Lockvogel, er zieht in die Mitte und bindet dort Neustädter und/oder Metzelder. aufgrund der extrem hohen Positionierung von Freiburg-LV Sorg und der erwähnten fehlenden Defensiv-Konsequenz von Farfán hatten es die Schalker RV damit aber mit zwei Freiburgern zu tun – eben Sorg und dem nach außen rückenden Max Kruse. Die Folge: Immer wieder konnte einer im Rücken von Uchida bzw. Höwedes einen Sprint Richtung Grundlinie anziehen. So entstand etwa recht flott nach dem Rückstand das Freiburger Tor zum 1:1.

Schalke spielt AV nun an – mit erwartbarem Ergebnis

Fuchs und Draxler auf der anderen Seite hatten die Sachlage defensiv etwas besser im Griff – für mehr als Mondbälle in die vage Richtung von Huntelaar bekam er offensiv aber weder Raum noch Zeit. Für die zweite Hälfte, in die Schalke mit einem 1:2-Rückstand ging, wurde die „Nicht-die-AV-anspielen“-Vorgabe offenbar außer Kraft gesetzt – man hatte wohl erkannt, dass man mit einer vertikalen Eröffnung aus dem Zentrum heraus nichts holen wird.

xxx
Nach der Pause spielten Metzelder (21) und Matip (32) deutlich öfter die Außenverteidiger an als vor dem Seitenwechsel (Grafik: dfl.de)

Nun versuchte Schalke also, Höwedes und Fuchs deutlich früher ins Spiel einzubinden. Das erwartbare Ergebnis: Freiburg presste stark auf diese beiden, die Verbesserung im Schalker Spiel nach vorne war gleich Null. Und dann patzte auch noch Routinier Metzelder in der Spieleröffnung, was Freiburg sofort zum 3:1 nützte.

Schalke, seit der Verletzung von Afellay völlig von der Rolle und vom geschickten Freiburger Spiel entnervt, brachte in der Folge Teemu Pukki. statt Moritz. Damit ging Holtby auf die Acht und Pukki spielte als hängende Spitze in einem 4-4-1-1. Die Beweglichkeit und die etwas tiefere Positionierung gegenüber dem völlig abgemeldeten Huntelaar erlaubten es Pukki, einige Male durchaus aussichtsreich in eine Abschluss-Position zu kommen. Es passt allerdings zur generellen Lage bei Schalke, dass er alle Chancen ziemlich kläglich vergab.

Fazit: Freiburg steht zu Recht auf Rang fünf

Die No-Name-Truppe aus Freiburg überwintert auf Platz fünf – nicht nur vor Schalke, sondern auch vor Gladbach, Stuttgart, Bremen und Wolfsburg, obwohl man mit diesem Kader eigentlich gegen den Abstieg spielen müsste. Aber Streich, der Breisgau-Bielsa, verpasste seiner Mannschaft ein extrem ausgefeiltes und äußerst gut funktionierendes Konzept, an das sich seine Spieler mit höchster Disziplin halten und mit dem es in den 34 Bundesliga-Spielen im Kalenderjahr 2012 satte 53 Punkte gab.

Das alles basiert natürlich auch auf der Bereitschaft, mehr zu laufen als der Gegner. Freiburg lief in diesem Spiel mehr als Schalke (114,5 Kilometer gegenüber 109,8), man lief schneller als Schalke (7,1 km/h Schnitt gegenüber 6,5), man zog deutlich mehr Sprints an (576 gegenüber 550). Was im Fall von Freiburg aber nicht nur einfach mehr laufen ist, sondern ein organisiertes, geplantes und richtiges Laufen. Weil jeder immer weiß, was der andere macht, ist auch die Fehlpassquote geringer als beim Gegner.

Es ist also vor allem der Organisation des Freiburger Spiels zu verdanken, und dass niemand ausschert, dass diese Mannschaft auch vollkommen zu Recht auf dem fünften Platz der Bundesliga steht – und nicht (nur), weil Streich so lustig ist und er sein Team so gut motivieren kann.

Es ist der ultimative Beweis, dass man mit einem passenden taktischen Konzept auch als individuell klar unterlegene Mannschaft sehr, sehr viel erreichen kann.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2012/12/23/der-eine-holt-kraft-ausm-gebet-der-andere-aus-der-badewanne/feed/ 1
Nach vorne vorsichtig, hinten sicher: Junuzovic beim Bremen-Debüt https://ballverliebt.eu/2012/02/05/nach-vorne-vorsichtig-hinten-sicher-das-war-junuzovics-bremen-debut/ https://ballverliebt.eu/2012/02/05/nach-vorne-vorsichtig-hinten-sicher-das-war-junuzovics-bremen-debut/#comments Sun, 05 Feb 2012 22:48:18 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6642 Nach vorne vorsichtig, hinten sicher: Junuzovic beim Bremen-Debüt weiterlesen ]]> Fünf Tage an der Weser – und schon durfte Zlatko Junuzovic erstmals von Beginn an ran! Der Ex-Austrianer wirkt im grünen Trikot noch etwas ungewohnt, aber seine Leistung beim 2:2 von Bremen in Freiburg war absolut herzeigbar. Ein Tor aufgelegt, defensiv kaum was anbrennen lassen: So kann’s weitergehen!

SC Freiburg - Werder Bremen 2:2

Philipp Bargfrede gesperrt – die Chance für Zlatko Junuzovic, sein Debüt für Werder Bremen gleich in der Startformation zu feiern. Doch auch, wenn die Position rechts in der Bremer Raute für ihn aus vielerlei Hinsicht eine äußerst ungewohnte ist, er wird sich daran gewöhnen müssen. Denn Außenstürmer gibt es bei Thomas Schaaf grundsätzlich nicht, und auf der Zehn hat er mit Mehmet Ekici und Marco Marin gleich zwei Mann vor sich.

Junuzovic im Bremer System

Wenn Bremen das Spiel nicht selbst gestaltet, wie beim gegen den Abstieg kämpfenden SC Freiburg, sind die Positionen links und rechts in der Raute grundsätzlich defensiv. Die Formation entspricht eigentlich mehr einem italienischen 4-3-1-2. Die Breite im Spiel nach vorne kommt vornehmlich über die Außenverteidiger, während vor allem in defensiv angelegten Spielen mehr oder weniger drei Sechser vor der Abwehrkette stehen.

Nun ist Junuzovic weder ein geborener Defensiv-Spieler, noch fühlte er sich in der Vergangenheit auf der rechten Seite wohl. Daher verwundert es nicht, dass er bei seinem allerersten Auftritt in der deutschen Bundesliga zumeist eher zurückhaltend agierte und erst einmal versuchte, Fehler zu minimieren.

Die Pässe von Junuzovic: Fehlpässe sind hell umrahmt. Die kurzen Bälle kamen an. Lange versuchte er kaum. Er schlug eine Flanke - und die führte zum 1:0

Das gelang ihm gut: Er versuchte sich nicht an Risiko-Pässen mit ungewissem Ausgang, sondern war – passend zum Spiel, in dem Bremen zumeist durchaus unter Druck stand – bedacht, den Ball in den eigenen Reihen zu halten und nur dann Bälle nach vorne zu probieren, wenn diese möglichst sicher einen Abnehmer fanden.

Hier hielt sich Junuzovic auf

Seine Position auf der halbrechten Seite verließ Junuzovic nur selten. Einmal jedoch machte er das mit Erfolg: Er zog quer auf die linke Seite, legte in den Rücken der zum Tor laufenden Innenverteidiger auf Pizarro quer, und der Peruaner verwertete zum 1:0.

Doch auch, wenn er seine Position hielt, war Junuzovic dennoch von allen Spielern auf dem Feld derjenige mit den meisten absolvierten Kilometern: 13,2. Lediglich sein Pendant auf der halblinken Seite, Tom Trybull, rannte ähnlich viel wie der Österreicher – dieser wurde aber eine Viertelstunde vor Schluss ausgewechselt, Junuzovic spielte durch.

Solide nach hinten

Die Zweikampf-Werte des Ex-Austrianers sind nicht berühmt. Er hat nur ein Drittel davon gewonnen. Aber er machte diese (für einen in eine defensive Rolle geschobenen Offensiv-Spieler nicht verwunderliche) Schwäche mit enormer Laufarbeit wett. Er war, wenn Rosenthal und Lumb über seine Seite das Spiel nach vorne tragen wollen, in Zusammenarbeit mit Clemens Fritz hinter ihm zur Stelle, setzte den Ballführenden unter Druck und zwang die Freiburger somit immer wieder zu Rückpässen.

So hatte Freiburg zwar mehr Ballbesitz, aber die Hintermannschaft der Bremen stand, was ja schon seit längerem nicht selbstverständlich ist, recht sicher und kam aus dem Spiel heraus so gut wie gar nicht unter Bedrängnis. Was allerdings auffällig war: Während Junuzovic nie zu Fouls greifen musste und seine Seite dennoch stark im Griff hatte, konnte man nicht dasselbe über Tom Trybull sagen, seinem Pendant auf der halblinken Seite der extrem jungen Raute (im Schnitt nur 20 Jahre alt).

Auffällig: Auf der linken Seite von Trybull war Bremen deutlich öfter zu Fouls gezwungen als auf Junos rechter

Auf dessen Seite mussten immer wieder Ekici und auch Pizarro helfend eingreifen, beide holten sich dabei gelbe Karten ab. Ekici wurde trotz einer soliden Leistung nach einer Stunde durch Marco Marin ersetzt, weil die Gefahr einer Gelb-Roten Karte immer größer geworden war. Es hat zwar nicht ursächlich mit Trybull zu tun hat, aber beide Freiburger Tore (das erste aus einem Eckball, das zweite nach einem vom ansonsten braven Hartherz verlorenen Laufduell) fiele über Bremens linke Abwehrseite.

Der Neuzugang von der Wiener Austria bereitete hingegen nicht nur das erste Tor direkt vor. Auch die Aktion, aus der das zweite Bremer Tor entstand, leitete er durch einen geschickt platzierten Kopfball-Pass ein.

Das Spiel an sich

Keine Frage: Die Freiburger, die im Abstiegskampf jeden Punkt brauchen wie einen Bissen Brot, haben sich das 2:2 mehr als verdient. Wenn das Resultat einem Team schmeichelt, dann eher Werder: Die im Ballbesitz schnell nach vorne rückende Freiburger Mittelfeld-Reihe und der sehr mobile Anton Putsila konnten das Spiel gut lenken und die Abwehr kam nur selten ins Schwitzen. Zwar kam man selbst auch nicht wirklich zu Torchancen, aber man hatte deutlich mehr Ballbesitz und war auch in Eins-gegen-Eins-Situationen bissiger.

Bremen ging nach einer halben Stunde gegen den Spielverlauf in Führung, schlief im Gegenzug aber bei einem Eckball. Selbes Spielchen nach dem Seitenwechsel: Pizarro erzielt die Führung, aber der Freiburger Druck sorgte für den verdienten Ausgleich. Der sollte bis zum Ende Bestand haben, obwohl das Heimteam die letzten paar Minuten mit zehn Mann spielen musste. Innenverteidiger Krmas konnte verletzt nicht mehr weiter machen und Trainer Christian Streich hatte schon dreimal gewechselt.

Fazit: Sehr ordentliches Debüt

Ein Lob muss an die dafür Verantwortlichen bei der Wiener Austria gehen: Zlatko Junuzovic ist absolut topfit! Nicht nur, dass er nach nur fünf Tagen bei Werder sofort durchspielte, nein, er war auch noch der laufstärkste Spieler auf dem Feld. Und dabei machte er auch noch eine sehr ordentliche Figur: Zwar etwas zurückhaltend im Spiel nach vorne, aber mit einem sehr guten Stellungsspiel und einem guten Auge was die Defensivarbeit angeht. Wenige Fehlpässe (bei auch wenigen Risiko-Pässen), ein Tor vorbereitet, ein zweites eingeleitet – keine Frage, mit diesem Debüt kann sowohl Junuzovic als auch Trainer Thomas Schaaf absolut zufrieden sein.

Eine interessante Frage wird sein, inwieweit ihm diese Rolle bei Bremen – wie erwähnt, eine andere wird er auch in absehbarer Zukunft nicht bekommen – auf seine Qualitäten in der Nationalmannschaft auswirken. Ohne Zweifel wird er tempohärter und wird auch in der Defensivarbeit einiges dazulernen, aber eine Achter-Position ist im Team von sehr fähigen Leuten besetzt – Alaba, Baumgartlinger, auch Scharner – und eine offensive Rolle am Flügel, wie er sie bei der Austria und bisher auch im Team inne hatte, gibt es bei Bremen einfach nicht.

(phe)

Alle Grafiken von dfl.de

]]>
https://ballverliebt.eu/2012/02/05/nach-vorne-vorsichtig-hinten-sicher-das-war-junuzovics-bremen-debut/feed/ 5
Freiburg zeigt, wie’s gehen könnte https://ballverliebt.eu/2010/11/20/freiburg-zeigt-wies-gehen-konnte/ https://ballverliebt.eu/2010/11/20/freiburg-zeigt-wies-gehen-konnte/#comments Sat, 20 Nov 2010 17:18:24 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3289 Freiburg zeigt, wie’s gehen könnte weiterlesen ]]> Vierter gegen Erster – wer vor der Saison gewettet hätte, dieses Attribut würde auf Freiburg gegen Dortmund zutreffen, wäre jetzt wohl reich. In diesem Spiel hatte Freiburg die bessere erste Hälfte, aber weil BVB-Coach Klopp in der Pause richtig reagierte, drehte sich das Spiel danach komplett.

SC Freiburg - Borussia Dortmund 1:2 (1. Hälfte)

Als „Überraschungsteams“ kann man beide Mannschaften in dieser Bundesliga-Saison betrachten. Zugegeben, bei Dortmund war zu erwarten, dass das Team von Jürgen Klopp eine gute Rolle spielen würde – nun ist der BVB aber überlegener Tabellenführer. Und Freiburg war als Abstiegskandidat in die Saison gegangen, dank der starken Arbeit von Trainer Robin Dutt – auch er einer der jungen, modernen Generation von Trainern, die sich in Deutschland in den letzten Jahren immer mehr durchsetzten – liegt der als kleiner Klub mit begrenzten finanziellen Mitteln mitunter etwas belächelte Klub nach 12 Spieltagen auf einem sensationellen vierten Tabellenplatz.

Freiburg hatte zu Beginn allerdings einiges an Problemen. Vor allem der Sechser Julian Schuster stand immer so ein wenig zwischen den Stühlen. Denn wenn Kagawa sich weiter in die Spitze orientierte, ließ er sich weiter fallen – was vor allem Nuri Sahin, aber auch den nach innen ziehenden Großkreutz und Götze Raum gab. Ließ er von Kagawa ab und stand höher, hatte der qurilige und enorm spielintelligente Japaner den Platz, den er benötigte. Vor allem Toprak ließ sich dadurch immer wieder aus der Innenverteidigung ziehen, was Barrios wiederum Räume ermöglichte.

Zudem zog Dortmund das gefürchtete Pressing bis zur gegnerischen Torlinie oftmals so konsequent durch, dass Bastians diverse Male parallel zur Linie riskante Rückpässe auf Freiburg-Goalie Oliver Baumann spielen musste. Wirklich in echte Torchancen ummünzen konnte der Tabellenführer diese grundsätzliche Überlegenheit aber nicht. Im Gegenteil, Freiburg spielte sich vor allem über die rechte Seite des Weißrussen Anton Putsila immer wieder schön nach vorne, auch der extrem laufstarke Solo-Stürmer Papiss Cissé konnte sich immer wieder anbieten.

Dennoch war die Leistung beider Teams lange geprägt von großer Ungenauigkeit, es kam kaum ein flüssiges Spiel zu Stande. Das änderte sich erst, als Freiburg in Führung ging – durch ein Tor, das nie hätte fallen dürfen. Erst wurde ein simpler Ausrutscher mit einem Freistoß belohnt, dann wurde Dortmund-Goalie Weidenfeller an der Fünfmeterraum-Grenze gerempelt, und zu guter Letzt traf Subotic beim Rettungsversuch Hummels, von dem der Ball ins Tor ging.

Freiburg fand mit der Führung im Rücken deutlich besser ins Spiel. Mit Makiadi und Abdessadki rückten die beiden zentralen Spieler der Mittelfeldkette etwas nach vorne, konnten so Sahin und Bender beschäftigen und somit kontrollieren konnten. Somit hatte Schuster nun die Sicherheit, ohne allzu große Gefahr Kagawa zu vernachlässigen – weil der Japaner von den Versorgungswegen abgeschnitten war. Das Heimteam kontrollierte das Spiel bis zur Halbzeit recht sicher und brachte die 1:0-Führung in die Kabine.

Freiburg - Dortmund 1:2 (2. Hälfte)

Dort reagierte Klopp auf die Tatsache, dass Kagawa zunehmend isoliert war. Er zog Götze zum Japaner in die Zentrale, um den vor der Pause immer stärker werdenden Schuster mit zwei Spielern zu überfordern. Die so frei gewordene linke Seite füllten nund Schmelzer und Sahin in Gemeinschaftsarbeit. Mit sofortiger Wirkung: Dortmund drückte die Freiburger nun brutal hinten hinein und kam schnell zu einigen wirklich guten Ausgleichschancen. Zudem war durch die nun deutlich offensivere Ausrichtung Makiadi nun deutlich mehr mit Bender beschäftigt – umgekehrt zur ersten Hälfte. Auch Abdessadki hatte nun kaum noch Gelegenheiten, Cissé in Szene zu setzen. Von einigen Kontern abgesehen, war Dortmund am Drücker.

Klopp änderte seine neue Formation auch nicht wirklich, als Blaszczykowski (statt des diesmal eher schwachen Großkreutz) und Lewandowski (statt Kagawa) eingewechselt wurden. Freiburg-Coach Dutt versäumte es, auf das deutlich verschobene Gleichgewicht im Mittelfeld zu reagieren, und so war es nur verdient, als Dortmund in der 75. Minute dann doch zum Ausgleich kam. Der weit aufgerückte Linksverteidiger Schmelzer flankte einen Ball in die Mitte, wo der eben erst eingewechselte Lewandowski den Ball zum 1:1 verwerten konnte.

Nun stellte Dutt doch um: Mit Reisinger (für Makiadi) kam ein zweite echter Stürmer, die Formation wurde ein 4-1-3-2. Was ein Zeichen hätte sein sollen, dass man mit einem Remis nicht ganz zufrieden ist, wurde allerdings von der ersten Aktion nach dem Wechsel torpediert – diesmal war es Rechtsverteidiger Piszczek, der nach innen flankte, und Mujdza per Eigentor vor Barrios und Götze ins eigene Tor zum 2:1 für Dortmund. Innerhalb von drei Minuten hatten die Borussen das Spiel gedreht. Mit Pech für Freiburg, denn hinter Mujdza stand Götze auf eine Weise im Abseits, die sicher nicht als „passiv“ bezeichnet werden kann.

Freiburg warf mit dem zweiten Stürmer (und neuen Flügelspielern) nun noch alles nach vorne, was Dortmund den Raum zur vermeintlichen Entscheidung gab. Aber den Konter schließt Blaszczykowski mit einem unglaublichen Fehlschuss über das Tor ab. Was sich beinahe gerächt hätte – denn in der Nachspielzeit hatte Julian Schuster mit einem Kopfball noch die Riesenchance auf den Ausgleich. Weil er aber nur die Latte traf, blieb es beim 2:1-Sieg für Dortmund.

Fazit: Dortmund hat das Spiel verdient gewonnen, weil Klopp mit seinen Umstellungen in der Halbzeit alles richtig gemacht hat und Robin Dutt mit seiner Reaktion viel zu lange gewartet hat – nämlich, bis der Ausgleich gefallen war. Freiburg machte in der ersten Hälfte vieles richtig, war aber nach dem Seitenwechsel zu lange nicht in der Lage, sich vom Dortmunder Druck zu befreien. Der SCF zeigte, wie man Dortmund schlagen könnte – hielt es aber nicht durch.

Wiederum sichtbar wurde allerdings, warum der BVB die Bundesliga mit sieben Zählern Vorsprung recht ungefährdet anführt.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2010/11/20/freiburg-zeigt-wies-gehen-konnte/feed/ 1