Schlagwort-Archive: Frauen

Die endgültige Abkehr von der Eigeninitiative: Umschaltspiel nun auch bei den Frauen „in“

Es sah so aus, als wäre Norwegen dazu bestimmt, Schwedens EM-Erfahrungen bei diesem Turnier innerhalb eines Matches im Schnelldurchgang zu absolvieren. Zwei schwache Elfmeter in einem Spiel, beide pariert? Japp. Ein Stellungsfehler zum 0:1 gegen Deutschland? Das vermeintliche 1:1 erzielen, das wegen Abseits nicht zählt? Oh ja. Gegen Deutschland verlieren? Auch.

– Simon Bank, Aftonbladet, 29. Juli 2013

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„Vor der Raserei der Nordfrauen bewahre uns, gnädiger Herrgott!“ – Cover des Sportteils von Aftonbladet nach dem Viertelfinale

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Frauen-WM 1995 | Finale
Råsunda, Stockholm, 15. Juni 1995
Norwegen - Deutschland
2-0
Tore: 37' Riise, 40' Pettersen

Ballverliebt Classics: Old-School-Deutsche, im WM-Finale vom hochmodernen Norwegen zerlegt

Deutschland gegen Norwegen im Finale eines großen Frauen-Turniers in Schweden – das EM-Finale 2013 ist nicht das erste Mal, dass es diese Kombination gibt. Im Jahr 1995 fand die Weltmeisterschaft in Schweden statt, und auch damals trafen sich diese beiden Teams im Endspiel von Stockholm. Wenn auch mit anderen Vorzeichen: Norwegen war klarer Favorit und setzte sich auch problemlos mit 2:0 durch.

Weil man unter Trainer Even Pellerud dem deutschen Gegner mit brutalem Pressing und extrem schnellen Umschalten nach Ballgewinn innerhalb kürzester Zeit den Nerv gezogen hatte. Das ist sogar im Jahr 2013, achtzehn Jahre später, ein extrem moderner Zugang.

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„Für jede Krankheit gibt’s bestimmte Pillen. Bei Fußball-Taktik ist es ganz genauso!“

Die nackten Zahlen beeindrucken kaum: Zwei Punkte aus drei Gruppenspielen, per Los-Entscheid überhaupt nur ins Viertelfinale gekommen. Dann im Viertel- und Halbfinale jeweils 1:1, einmal das Elferschießen gewonnen (gegen Frankreich), dann verloren (gegen Norwegen). Da ist kein „echter“ Sieg dabei.

Dennoch: Dänemark war durchaus verdient im Halbfinale. Obwohl das Team auf dem Papier sicher nicht zu den besten vier der Frauen-EM gehört. Wohl auch nicht zu den besten sechs. Womöglich nicht mal zu den besten acht. Aber Teamchef Kenneth Heiner-Møller verpasste seinem Team in jeder Partie eine andere taktische Marschroute. Und inhaltlich war das Team des 42-Jährigen immer der Punktsieger. Continue reading

Wieder verloren! Seit 18 Jahren heißt Schwedens Albtraum „Tyskland“

Schweden drückte.Warf alles nach vorne, traf einmal aus Abseitsstellung, einmal den Pfosten, mehr als einmal rettete Nadine Angerer in höchster Not. Nachdem man selbst den offensivsten Fußball des Turniers gezeigt hat und sich Deutschland ins Halbfinale gewurschtelt hatte, war am Ende doch alles wie immer: Es ist knapp, es ist eng, aber am Ende hat die DFB-Elf die Nase vorn. Diesmal, im Halbfinale der schwedischen Heim-EM, hieß es 0:1. So war es in den letzten 18 Jahren immer: Nie konnte Sverige in diesem Zeitraum ein wichtiges Spiel gegen Tyskland gewinnen…

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Diskussion: Warum wird im Frauen-Sport nur über Fußball so gemeckert?

Es geht nun endgültig in die entscheidende Phase der Frauen-EM und die Favoritinnen sind raus. Frankreich scheitert klar überlegen gegen Dänemark im Elfmeterschießen. Die Däninnen, die in der Qualifikation nur knapp vor Österreich blieben, spielen nun im Halbfinale gegen Norwegen, das ein 3:1 gegen Spanien feierte. Schweden und Deutschland treffen im ersten Semifinal-Spiel aufeinander. Zeit für eine grundsätzliche Diskussion über den Frauen-Fußball an sich.

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Frauen-EM 2013 | Viertelfinale
Myresjöhus Arena, Växjö, 21. Juli 2013
Deutschland - Italien
1-0
Tore: 26' Laudehr

Deutschland im Halbfinale: Durchwurschteln, schönreden, Favoritenrolle wegschieben

Hauptsache gewonnen. Deutschland war zwar einmal mehr weit von einer überzeugenden Leistung entfernt, für Italien reichte es in diesem EM-Viertelfinale aber. Viel Selbstkritik war nach dem 1:0-Sieg aber nicht zu hören, obwohl es dazu reichlich Grund gegeben hätte – nur eine starke Simone Laudehr rettete mit ihrer sehr präsenten Leistung ein Team, das von der schlechten Vorrunde gezeichnet schien. Am offensivsten war Deutschland, wenn es darum ging, sich für das Halbfinale gegen Schweden in die Außenseiterrolle zu reden.

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Beim DFB beliebt – aber unter Beobachtern gibt’s kaum noch Neid-Fans

Ein müdes 0:0 gegen jenes Team aus Holland, das danach sang- und klanglos Gruppenletzter wurde. Das 0:1 gegen Norwegen, mit einer ganz mauen Leistung, die erste deutsche EM-Endrunden-Niederlage seit 20 Jahren. Für DFB-Präsident Niersbach kein Grund zur Besorgnis. Das wäre auch ein Viertelfinal-Aus gegen Italien nicht. Der DFB wird Silvia Neid nicht fallen lassen, hat er angekündigt. „Sie weiß, wie sie das Team einstellen muss“, sagte er.

Aber: Praktisch jeder mitgereiste Deutsche, dem man hier in Schweden über den Weg läuft, sagt das genaue Gegenteil. Abgehoben und beratungsresistent, dabei aber ahungslos in Taktik-Fragen und das Einsetzen von Spielerinnen an völlig falschen Positionen, lauten die Hauptvorwürfe. Sie sind sich einig: Silvia must go.

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Auslosungs-Spuk kurz vor Mitternacht: Noch mehr Lotterie als Elferschießen

Wirklich wohl war bei der ganzen Sache keinem, die Stimmung war angespannt bis negativ im schlecht beleuchteten PK-Zelt auf dem Stadion-Parkplatz von Norrköping. Ein kleines Podest wurde zwischen die Sitzreihen geschoben und die darauf gestellte Kamera hielt auf den Tisch vor der Sponsoren-Wand, auf dem schon die Schüssel mit den zwei braunen Kugeln platziert war. Eine andere, die vorne im Eck stand, hielt auf die russische Mannschaft, die sich hinten im Zelt eingefunden hatte. Und alles starrte gebannt auf Karen Espelund von der UEFA. Sie ist so etwas wie der Gianni Infantino für den Frauen-Fußball.

Sie nahm die Auslosung vor, welcher der punktgleichen Gruppen-Dritten das letzte Team im Viertelfinale der Frauen-EM sein würde. Dänemark – oder eben Russland.

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Island sensationell im Viertelfinale – der letzte freie Platz könnte aber ausgelost werden!

„Unsere Handball-Herren haben 2008 Olympia-Silber geholt“, sagte Islands Teamchef Siggi Eyjólfsson nach dem 1:0 seiner Fußball-Frauen über Holland, „aber gleich danach kommen jetzt wir, sporthistorisch gesehen!“ Als größter Außenseiter des Turniers gestartet, holten die Kickerinnen von der 300.000-Seelen-Insel ein Remis gegen Norwegen und nun auch einen Sieg gegen Holland. Womit sensationell das Viertelfinale erreicht wurde.

Der deutschen 0:1-Niederlage gegen Norwegen zum Trotz – das den Effekt hatte, dass man nun im vermeintlich leichteren Turnier-Ast „umzieht“ und Frankreich erst im Finale bekommen zu können: Island war die eigentliche Story des Tages.

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Zwischen Schrimps und abgepacktem Sandwich, von Glasfassade bis zum Zelt

Einheitliches Branding, einheitliche Wegweiser, einheitliche Akkreditierungen, einheitliches Erscheinungsbild der Voluntieers. Natürlich ist bei der Frauen-EM in Schweden auf den ersten Blick in allen sieben Spielorten (ok, bislang sechs, Stockholm sieht nur das Finale) alles gleich. Und doch sind die Unterschiede hinter den Kulissen zum Teil beträchtlich. Mit dem 3:1 des Gastgebers gegen Italien in Halmstad habe ich nun jeden der sechs Venues zumindest jeweils einmal abgeklappert. Zeit, ein wenig zu vergleichen. Die Erkenntnis gleich vorweg: Zuweilen scheint die linke Hand nicht zu wissen, wie die rechte arbeitet.

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