Frauen – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Fri, 22 Oct 2021 07:22:47 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 ÖFB-Frauen nach 8:1 und 6:0 nun gegen Luxemburg: Muss das sein? https://ballverliebt.eu/2021/10/21/osterreich-frauen-lettland-mazedonien-wienroither/ https://ballverliebt.eu/2021/10/21/osterreich-frauen-lettland-mazedonien-wienroither/#respond Thu, 21 Oct 2021 21:54:42 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17888 ÖFB-Frauen nach 8:1 und 6:0 nun gegen Luxemburg: Muss das sein? weiterlesen ]]> 8:1 in Lettland, 6:0 in Nordmazedonien – und nun steht für die ÖFB-Frauen am Freitag in Wr. Neustadt das Heimspiel gegen Luxemburg an. Und man muss nichts schönreden: Dieses Team ist noch schwächer als die ersten beiden Kontrahenten in der WM-Quali, ehe es am Dienstag nach Belfast zum ersten wirklichen Match geht. Das dramatische Leistungsgefälle in der Gruppe legt die Frage nahe: Wäre nicht ein leistungsbezogenes Ligen-System wie in der Nations League vernünftiger?

Schließlich messen sich ja nun auch in der neuen Champions-League-Gruppenphase regelmäßig gute Teams mit vergleichbarem Leistungsvermögen untereinander. Davon profitieren auch die Österreicherinnen.

Es fing recht holprig an, die erste Halbzeit in Liepaja verlief für Österreich ziemlich stückwerkig und zwischenzeitlich lag man in Lettland sogar 0:1 im Rückstand. Nach dem Seitenwechsel wurden die Aktionen sicherer, die Pässe genauer, die Laufwege besser ausgeführt und auch die Chancen genützt. Lettland war zunehmend überfordert und zunehmend stehend k.o., der Endstand lautete 8:1 für Österreich.

In Skopje ging es von Beginn an mit jenem Ernst und jener Genauigkeit zur Sache, die in Liepaja in der ersten Hälfte gefehlt hat. Nordmazedonien versuchte zwar, den Rhythmus durch viele Spielunterbrechungen zu brechen, aber Mazedonien lag nach einem Einwurf 0:1 und einem reichlich un-intelligenten Elfmeter-Foul 0:2 zurück, noch ehe das Match 20 Minuten alt war. Österreich kam zumeist gut ins Gegenpressing und Barbara Dunst konnte auf der linken Angriffsseite nach Belieben marodieren.

Lettland-Österreich 1:8 (1:2) und Nordmazedonien-Österreich 0:6 (0:3)

Was in Skopje passierte, war keine fehlerfreie Gala-Vorstellung, sondern eine seriöse Leistung mit einem 6:0-Auswärtssieg gegen jenes Team, dass den Dreikampf der „Kleinen“ wahrscheinlich gewinnen wird. Österreich hat auf dem Weg zu Platz zwei, der für das Playoff reicht (der Gruppensieger fährt direkt zur WM) die ersten beiden Auswärtsreisen standesgemäß und auch angemessen hoch siegreich bestritten.

Aber wer hat etwas von solch üblen Mis-Matches? Der Sieger nicht, weil er nicht gefordert wird. Der Besiegte nicht, weil er keinen Ball sieht und hoffen muss, vielleicht nicht zweistellig zu verlieren.

Leistungsgruppen?

Da auch England und Nordirland schon ihre Duftmarken gegen die Punktelieferanten setzten, sieht man schon nach dem ersten Doppelspieltag, was man befürchten musste: Die Gruppe mit sechs Teilnehmern ist eigentlich eine Drei-Team-Gruppe und für Nordirland wäre jeder Punkt gegen England (am Samtag in London) und Österreich (am Dienstag in Belfast) ein großer Erfolg.

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Bis zur WM 2007 gab es in Europa eine „1. Kategorie“, in der um die EM- bzw. WM-Tickets gespielt hat, und eine „2. Kategorie“, in der es um den Aufstieg in die obere Klasse ging. Dann wurde bis zur WM 2019 eine Vorqualifikation unter den 12 schlechtesten UEFA-Teams ausgespielt, von denen vier bis fünf in die Hauptrunde kamen und dort nicht selten punktelos blieben. Nun wurden zum zweiten Mal alle Teilnehmer – diesmal sind es 51 – auf die Gruppen verteilt

Für und wider

ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann sieht es aus rot-weiß-roter Innensicht „zwiespältig“, wie sie sagt: „Einerseits sind diese Gegner nicht ideal, wenn wir uns auf eine EM vorbereiten und dort nur starke Gegner auf uns warten“, meint sie mit Blick auf die Endrunde im kommenden Sommer, für die kommende Woche am Donnerstag die Gruppen ausgelost werden. „Andererseits sind wir in einem gewissen Umbruch. Da ist es gut, auch Gegner zu haben, die wir bespielen können. Das macht für unsere Entwicklung schon Sinn!“

Schließlich war die erste Hälfte in Lettland schon ausgesprochen holprig und man brauchte diese gewisse Zeit, um sich einzugrooven. Und auch beim Spiel in Skopje gab es „viele Situationen, in denen wir uns individualtaktisch falsch verhalten haben. Das fällt in so einem Match nicht gleich auf, weil es nicht bestraft wird. Man muss es aber genauso ansprechen und daraus lernen“, fordert Fuhrmann.

Und kann man solche Spiele, wie auch das anstehende gegen Luxemburg, quasi als zusätzliche Trainingseinheiten nehmen, in denen man Sachen ausprobiert? Schließlich hat man durch die Doppel-Spieltage nicht viele Einheiten, in denen man wirklich inhaltlich mit dem Team arbeiten kann. „Hm“, überlegt Fuhrmann, wie sie es formulieren soll, ehe sie sagt: „Eigentlich nicht, nein. Zumindest nicht von Beginn an, da will ich schon die beste Formation haben – wir haben ja in Lettland gesehen, dass man schon von Beginn an seriös an die Sache heran gehen muss.“ Wenn man in der Halbzeit aber, wie zuletzt England beim 10:0-Sieg gegen Luxemburg, 4:0 führt, könne man schon daran denken, Optionen zu ziehen.

Duelle auf Augenhöhe

Bei den Männern hat Normazedonien klar davon profitiert, in der Nations League auf Gegner zu treffen, die nicht von Haus aus zu favorisieren waren. Nicht nur hat man sich über diesen Umweg das EM-Ticket gesichert, sondern wurde nach dem Nations-League-Gruppensieg auch Dritter in seiner regulären EM-Quali-Gruppe (hinter Polen und Österreich).

Und schließlich messen sich ja auch im neuen Format der Women’s Champions League, erstmals mit Gruppenphase ausgetragen, gute und sehr gute Teams. Sicher, auch in den vier Gruppen zeichnen sich jene acht Mannschaften, die ins Viertelfinale einziehen, schon relativ früh ab. Aber der Leistungsunterschied ist nicht übertrieben gigantisch.

Davon profitieren auch zahlreiche ÖFB-Kickerinnen, alleine bei Hoffenheim sind drei von ihnen Stammkräfte – Nici Billa, Laura Wienroither und Kathi Naschenweng. So kam Wienroither, 22 Jahre und 13 Länderspiele alt, gegen Arsenal in den (zweifelhaften?) Genuss eines direkten Duells mit der zweifachen Weltmeisterin Tobin Heath aus den USA.

Arsenal – Hoffenheim 4:0 (2:0)

„Sie ist auf jeden Fall die beste Spielerin, gegen die ich je gespielt habe“, sagt Wienroither, die richtig zu Tun hatte und sie schwärmt von „Heaths Mischung aus Erfahrung und Technik und der Schnelligkeit in ihren Ballaktionen“. Hoffenheim, letztes Jahr Dritter in der Bundesliga und wenige Tage zuvor mit einem Liga-Sieg über Vizemeister Wolfsburg, bekam deutlich die Grenzen aufgezeigt. Das 0:4 war etwas gar hoch, die Niederlage war aber verdient.

Irene Fuhrmann sagt zwar, dass „auch die Spiele in der deutschen Bundesliga die Spielerinnen fordern – auch bei Mittelständlern ist da Qualität vorhanden. Dass internationale Matches jetzt auch dazukommen, ist eine neue Situation.“ Auch Wienroither gibt zu: „Es ist eine große Herausforderung, was Belastung und auch Organisation angeht. Aber für uns ist das neue Champions-League-Format ein Glücksfall. Das ist die beste Bühne und wir genießen das einfach.“ Hoffenheim hat sich zum ersten Mal überhaupt für den internationalen Bewerb qualifziert, hat schon in der Qualifikation den AC Milan und den nunmehr frischgebackenen schwedischen Champion FC Rosengård eliminiert.

Und dann war da ja noch Kathi Naschenwengs Tor im ersten Gruppenspiel gegen den dänischen Meister HB Køge.

Was es bei den Nationalteams nicht gibt, gibt es im neugestalteten Klub-Bewerb auch nicht: Die Möglichkeit für die „Kleinen“, sich auf Augenhöhe zu messen. Mazedoniens Meister Kamenica wurde in ein 0:12 gegen Juventus geschickt, Georgiens Titelträger Nike Tiflis in ein 0:9 gegen Twente Enschede und Beşiktaş in ein 0:7 gegen St. Pölten. Für sie alle war der Europacup nach einem einzigen Spiel schon wieder beendet.

Die Gestaltung des Europacups ist auf jeden Fall ein Statement der UEFA in Richtung Elitenförderung (wiewohl auch vermehrt Geld für kleinere Ligen ausgeschüttet wird). Dass man nicht konkurrenzfähige Teams gegen Top-Nationalmannschaften in sportliche Hinrichtungen schickt, mag in der Marketingabteilung in Nyon als Fördermaßnahme angesehen werden.

Die Realität ist aber eher: Weder hilft es den schwächeren Teams beim besser werden noch den größeren Teams, ihre Spiele seriös über den Fan-Kern hinaus als ernsthaften Wettbewerb zu verkaufen.

KADER ÖSTERREICH: Tor: Isabella Kresche (22 Jahre, St. Pölten, 0 Länderspiele/0 Tore), Jasmin Pal (25, Sand/GER, 1/0), Manuela Zinsberger (26, Arsenal/ENG, 70/0). Abwehr: Marina Georgieva (24, Sand/GER, 7/0), Verena Hanshaw (27, Frankfurt/GER, 76/10), Virginia Kirchberger (28, Frankfurt/GER, 84/2), Katharina Naschenweng (23, Hoffenheim/GER, 21/0), Katharina Schiechtl (28, Bremen/GER, 55/6), Carina Wenninger (30, Bayern/GER, 106/5), Laura Wienroither (22, Hoffenheim/GER, 14/0). Mittelfeld: Celina Degen (20, Hoffenheim/GER, 0/0), Barbara Dunst (24, Frankfurt/GER, 44/5), Jasmin Eder (29, St. Pölten, 52/1), Laura Feiersinger (28, Frankfurt/GER, 85/15), Marie Höbinger (20, Potsdam/GER, 11/4), Maria Plattner (20, Potsdam/GER, 2/0), Sarah Puntigam (29, Montpellier/FRA, 111/15), Sarah Zadrazil (28, Bayern/GER, 85/11). Angriff: Nicole Billa (25, Hoffenheim/GER, 70/34), Stefanie Enzinger (30, St. Pölten, 21/1), Lisa Makas (29, St. Pölten, 66/18), Viktoria Pinther (23, Altach-Vorderland, 28/1), Katja Wienerroither (19, GC Zürich/SUI, 5/2). Teamchefin Irene Fuhrmann (41).

KADER LUXEMBURG: Tor: Natascha Kremer (24, Diekirch), Lucie Schlimé (18, Itzig-Cebra). Abwehr: Isabel Albert (26, Wormeldingen), Jessica Becker (21, Munsbach), Jessica Berscheid (24, Mamer), Jill de Bruyn (27, Wormeldingen), Cathy Have (25, Wormeldingen), Emma Kremer (21, Junglinster), Marianna Lourenco (17, Diekirch), Noémie Tiberi (30, Junglinster). Mittelfeld: Gabriela Crespo (24, Racing Luxemburg), Marta Estevez (24, Wormeldingen), Caroline Jorge (15, Munsbach), Edina Kocan (19, Racing Luxembourg), Kelly Mendes (24, Junglinster), Laura Miller (19, Standard Lüttich/BEL), Noémie Raths (31, Wormeldingen), Marisa Soares (28, Memer). Angriff: Kimberley dos Santos (23, Racing Luxemburg), Joanna Lourenco (17, Diekirch), Julie Marques (17, Standard Lüttich/BEL), Kim Olafsson (23, Elversberg/GER 2), Kate Thill (19, Bridgeport University/USA NCAA 2). Teamchef Daniel Santos (40).

KADER NORDIRLAND: Tor: Jackie Burns (24, Glentoran, 32/0), Becky Flaherty (23, Huddersfield/Eng 3), Maddy Harvey-Clifford (19, Crusaders, 0/0). Abwehr: Kelsie Burrows (20, Cliftonville, 3/0), Rebecca Holloway (26, Birmingham/ENG, 5/0), Rebecca McKenna (20, Lewes/ENG 2, 15/0), Julie Nelson (36, Crusaders, 118/8), Laura Rafferty (25, Southampton/ENG 3, 31/0), Demi Vance (30, Rangers/SCO, 68/3). Mittelfeld: Joely Andrews (19, Glentoran, 3/0), Nadene Caldwell (30, Glentoran, 64/2), Marissa Callaghan (36, Cliftonville, 66/9), Rachel Furness (33, Liverpool/ENG 2, 78/33), Caragh Hamilton (25, Glentoran, 24/5), Chloe McCarron (23, Glentoran, 18/1), Louise McDaniel (21, Cliftonville, 6/1), Sarah McFadden (34, Durham/ENG 2, 79/6), Ciara Watling (29, Southampton/ENG 3, 25/0). Angriff: Kerry Beattie (18, Glentoran, 3/0), Simone Magill (26, Everton/ENG, 64/16), Kirsty McGuinness (26, Cliftonville, 50/8), Lauren Wade (27, Glentoran, 34/3), Emily Wilson (20, Crusaders, 7/1). Teamchef Kenny Shiels (65).

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Wenn aus der Goldenen Generation die Golden Girls werden https://ballverliebt.eu/2021/04/27/wenn-aus-der-goldenen-generation-die-golden-girls-werden/ https://ballverliebt.eu/2021/04/27/wenn-aus-der-goldenen-generation-die-golden-girls-werden/#comments Tue, 27 Apr 2021 11:09:10 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17461 Wenn aus der Goldenen Generation die Golden Girls werden weiterlesen ]]> 27. April 2011: Verena Aschauer gibt ihr Debüt im ÖFB-Nationalteam. Dieser Tag jährt sich nun zum zehnten Mal. Damit ist Aschauer die bereits achte aktive Teamspielerin, die seit zehn Jahren oder mehr im Nationalteam spielt. Über kurz oder lang steht also ein Generationswechsel an, es ist an Teamchefin Irene Fuhrmann, diesen zu moderieren. Zum 2:2 gegen Finnland waren acht Spielerinnen eingeladen, die noch nie im A-Team gespielt haben.

Sie sollen mittelfristig die Frage beantworten: Was wird aus den ÖFB-Frauen, wenn aus der „Goldenen Generation“ eine Gruppe von Golden Girls wird?

Prozess der Verjüngung

Gerade, wenn es um Testspiele geht, ist der Lehrgang oft wichtiger als das Länderspiel an sich. Das war zuletzt auch wieder so, denn das Projekt Generationswechsel nimmt bei den ÖFB-Frauen Fahrt auf. Celina Degen, Julia Kofler, Melanie Brunnthaler, Anna Bereuter, Lara Felix, Lena Triendl und Lilli Purtscheller waren im Camp in Bad Tatzmannsdorf dabei. Auf Valentina Kröll und Annabel Schasching verzichtete man wegen der Corona-Situation bei Sturm Graz aus Sicherheitsgründen, sie wären aber grundsätzlich auch im Kader gewesen. Sie alle haben noch keinen Einsatz im Nationalteam der „Großen“ gehabt, die meisten waren zum allerersten Mal überhaupt aufgerufen.

„Das ist ein ganz klarer Prozess jetzt der Verjüngung, den wir jetzt durchlaufen“, bestätigt Teamchefin Irene Fuhrmann. Routiniers wie eben Aschauer, aber auch Schnaderbeck fehlten verletzungsbedingt, auch Lisa Makas war nicht nominiert. Man kann es aber auch so sehen: Bis auf die am Kreuzband verletzte Maria Plattner ist bis runter zum Jahrgang 2002 nun wohl alles mal nominiert gewesen, was realistisch für Team-Einsätze in Frage kommt.

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Das 2:2 gegen Finnland

Österreich – Finnland 2:2 (2:0)

Im Duell von zwei EM-Teilnehmern in Ritzing hatte Österreich deutlich mehr vom Ball, hatte aber etwas Probleme, das Spiel gegen den disziplinierten Block der Finninnen zu eröffnen. Puntigam ließ sich situativ fallen, um zu helfen. Man hielt Finnland gut weg vom Tor, lief viel und kreierte, sobald Finnland etwas Platz ließ, sofort Chancen: Billa nützte einen Patzer von Westerlund zum 1:0 (6.), Höbinger schloss einen von Naschenweng eingeleiteten und von Feiersinger vorgetragenen Konter zum 2:0 ab (19.), kurz vor der Pause hatte Dunst das 3:0 am Fuß.

In der zweiten Halbzeit wechselte Feiersinger, die auf dem Flügel nicht optimal gespielt hatte, ins Zentrum – dort sorgte sie spürbar für Ruhe. Dafür zog man sich etwas zu weit zurück und ließ Finnland so besser ins Spiel kommen, zumal aus einem Eckball der 1:2-Anschlusstreffer fiel (54.). „Wir haben zu viel im defensiven Block gespielt“, sagte Teamchefin Fuhrmann hinterher. Eine Viertelstunde vor Schluss kam Finnland per 20-Meter-Weitschuss zum Ausgleich. Am Ende fehlte nach der intensiven ersten Stunde („Sind 10 Kilometer mehr gelaufen als in den letzten Spielen“) die Frische, es blieb beim 2:2.

Einige Junge spielen sich fest…

Sehr zufrieden war Fuhrmann mit Laura Wienroither (22 Jahre, elftes Länderspiel) und Marie Höbinger (19 Jahre, achtes Länderspiel). „Die beiden sind schon so konstant und präsent, da kann ich absolut sagen: Die sind nicht mehr nur eine Ergänzung, die machen richtig Dampf!“ Auch Kathi Naschenweng zeigte nach ihren schlechten Spielen zuletzt auf Malta eine deutliche Aufwärtstendenz – zumal sie nach ihrer langwierigen Knieverletzung nun bei Hoffenheim absolute Stammkraft ist.

Billa und Naschenweng trafen beim 3:2-Sieg Hoffenheims bei Bayern (mit Zadrazil und Wenninger) – der erste Bayern-Punktverlust der laufenden Bundesliga-Saison

Bedenkt man die langwierige Verletzung von Schiechtl (rechts hinten), das Fehlen von Aschauer (links hinten) und die schwankende Formkurve von Feiersinger (Option im Zentrum), ist das erfreulich, aber auch notwendig.

Im Mittelfeld kann Irene Fuhrmann ein wenig rotieren, wiewohl es ein recht klar definiertes Wunsch-Trio geben dürfte (Puntigam, Zadrazil und Höbinger). Auf der rechten Seite hat sie die Qual der Wahl, wenn Julia Hickelsberger irgendwann wieder fit ist. Wo sie Laura Feiersinger unterbringt, wenn die wegen ihres Tempos so wichtig gewordene Hickelsberger wieder spielen kann? „Das überlege ich mir, wenn es so weit ist“, sagt die Teamchefin.

Depth Chart

Ansonsten sieht es mit Alternativen aber sehr dünn aus. Drei Kandidatinnen für zwei Plätze auf der linken Seite, eine davon ist nach einer Operation vorerst out. Einen gleichwertigen Ersatz für Nici Billa, desiginierte Torschützenkönigin der deutschen Bundesliga, gibt es ohnehin nicht, da würden sich aber fast alle Nationalteams schwertun.

„Das größte Problem ist die Innenverteidigung“, sagt Fuhrmann. Wenninger und Kirchberger sind fast allein auf weiter Flur. Marina Georgieva hat sich bei Abstiegskandidat SC Sand in der deutschen Liga festgespielt, hat aber nicht das Niveau der beiden Starter. Schnaderbeck hat seit Herbst 2018 bei mehr Länderspielen gefehlt (13x) als gespielt (9x) und hat auch bei Arsenal seit fast einem halben Jahr verletzungsbedingt kein Spiel mehr absolviert.

…und andere kommen ins Spiel

Aber war nicht Österreich immer eines der jüngeren Teams? Nun ja… ja. Aber.

2017 waren die ÖFB-Frauen beim EM-Halbfinal-Einzug nach das tatsächlicher Einsatzzeit jüngste Team des Turniers. Nun hat sich das mit ganz wenigen Ausnahmen exakt gleich besetzte Team für die auf 2022 verschobene EM qualifiziert. 11 der 13 Spielerinnen, die bei der EM 2017 den Stamm bildeten, wären auch bei einer EM 2021 – körperliche Unversehrtheit vorausgesetzt – in überwiegend tragenden Rollen dabei gewesen, 2022 gilt ähnliches. Was bei letzten Turnier effektiv das jüngste Team war, würde beim nächsten zu den ältesten gehören.

So banal es klingt: Fünf Jahre sind fünf Jahre.

Österreich bei der EM 2017 – Viktoria Schnaderbeck und Nadine Prohaska kamen ebenfalls zu Startelf-Einsätzen

Carina Wenninger, Viktoria Schnaderbeck (beide Debüt 2007), Sarah Puntigam (2009), Lisa Makas, Gini Kirchberger, Laura Feiersinger und Sarah Zadrazil (2010), nun eben Verena Aschauer – und im Juni feiert auch die ewige Einwechselspielerin Jasmin Eder (bei 40 ihrer 51 Team-Einsätze kam sie von der Bank) ihren zehnten ÖFB-Team-Geburtstag.

Zum Vergleich: Bei den Männern sind es fünf (Ulmer, Baumgartlinger, Arnautovic, Dragovic und Alaba) plus Trimmel, der aber zwischen 2011 und 2018 kein einziges Länderspiel absolviert hat.

„Für unsere Erfolg in den letzten Jahren ist es gut, dass wir uns so lange kennen“, sagte Carina Wenninger in Ballverliebt-Podcast vor ihrem 100. Länderspiel, „ein konstantes Konstrukt ist sehr wichtig, um langfristig erfolgreich zu sein.“ Das war aber auch möglich, weil sich seit Jahren nur tröpfchenweise junge Talente ins Team gespielt haben, und neben Zinsberger war Billa die einzige, von der man schon vor ihrem Debüt wusste: Die wird schnell einen Unerschied machen.

Es pressiert

Anders gesagt: Es pressiert. Nachdem von den hochgelobten 1997ern nur Dunst und Naschenweng feste Größen geworden sind, von den 1998ern niemand, von den 1999ern nur Hickelsberger und Wienroither und der 2000er-Jahrgang so dermaßen dünn war, dass sie selbst in ihrem eigenen Junioren-Jahrgang von den noch Jüngeren überholt worden sind, braucht es jetzt einfach eine breitere Basis, auf die man sich mittelfristig verlassen wird müssen.

Das ist also die Chance für die Jahrgänge 2001 (Höbinger, Kolb, Degen, Bereuter, Plattner) sowie 2002 (Wienerroither, Kröll, Schasching) und 2003 (Felix, Purtscheller). Die coronabedingte EM-Verschiebung auf 2022 und das auf bis zu 12 europäische Teams erweiterte Starterfeld der WM 2023 hat die Generationswechsel-Dynamik ebenso wie die beträchtliche Verletztenliste beschleunigt.

Celina Degen? Sehr talentiert, mit 1.76m relativ groß, auf der Sechs und in der Innenverteidigung einsetzbar. „Hat aber null Spielpraxis, weil in Deutschland die 2. Liga im Herbst so gut wie nicht gespielt hat“, sagt Irene Fuhrmann: „Jetzt auch noch nach dem Re-Start im März gleich eine rote Karte. Ganz schwierige Phase für sie!“ Valentina Kröll? „Linksfuß, ich sehe sie eher als Innen- denn als Außenverteidigerin. Schnell und robust – leider erlaubten die Umstände nicht, dass sie jetzt dabei war.“

Kröll hat in ihrer Zillertaler Heimat bis in die U-16 mit den Burschen gespielt. Das sieht auch Fuhrmann als gewinnbringend: „Wenn die Mädchen das wollen und mithalten können, bin ich auf jeden Fall dafür, dass sie mit den Burschen mitspielen! So lernen sie schon jung, sehr genau zu spielen, schneller zu spielen, sie sind immer gefordert. Das würde uns helfen!“

Und die Intensität ist nicht nur im Jugendbereich, sondern auch rauf bis in die Bundesliga ein Problem, wie Fuhrmann am Beispiel Purtscheller erklärt. Die 17-Jährige spielt bei Wacker Innsbruck, einem Abstiegskandidaten. Als Offensivspielerin muss sie dort vor allem den Ball halten, bis Mitspielerinnen nachgerückt sind. Fuhrmann: „Bei uns im Team hat sie überhaupt keine Gelegenheit zum Ball schleppen, weil sie die Zeit dafür nicht bekommen hat.“ Andribbeln, freispielen, die richtige Strafraumbesetzung herstellen – und zwar in wesentlich höherem Tempo als man es aus der Liga gewohnt ist – brachten die Jungen ins Schwitzen.

ÖFB-KADER: Tor: Isabella Kresche (22 Jahre, St. Pölten, 0 Länderspiele/0 Tore), Jasmin Pal (24, Sand/GER, 1/0), Manuela Zinsberger (25, Arsenal/ENG, 66/0). Abwehr: Anna Bereuter (19, St. Pölten, 0/0), Marina Georgieva (23, Sand/GER, 4/0), Gini Kirchberger (27, Frankfurt/GER, 81/2), Katharina Naschenweng (23, Hoffenheim/GER, 19/0), Katharina Schiechtl (28, Bremen/GER, 56/6), Carina Wenninger (30, Bayern/GER, 102/4), Laura Wienroither (22, Hoffenheim/GER, 10/0). Mittelfeld: Celina Degen (19, Hoffenheim II/GER, 0/0), Barbara Dunst (23, Frankfurt/GER, 40/4), Jasmin Eder (28, St. Pölten, 50/1), Laura Feiersinger (28, Frankfurt, 81/14), Lara Felix (18, Neulengbach, 0/0), Marie Höbinger (19, Potsdam/GER, 7/1), Jenny Klein (22, St. Pölten, 15/1), Julia Kofler (22, Bremen/GER, 0/0), Sarah Puntigam (28, Montpellier/FRA, 107/15), Lena Triendl (21, Innsbruck, 0/0), Sarah Zadrazil (28, Bayern/GER, 82/11). Angriff: Nicole Billa (25, Hoffenheim, 66/27), Melanie Brunnthaler (20, St. Pölten, 0/0), Stefanie Enzinger (30, St. Pölten, 19/1), Lisa Kolb (19, Neulengbach, 1/0), Lilli Purtscheller (17, Innsbruck, 0/0). Aufgrund der Corona-Situation beim Verein nicht dabei: Valentina Kröll (18, Sturm Graz, 0/0), Annabel Schasching (18, Sturm Graz, 0/0), Katja Wienerroither (19, Sturm Graz, 2/0). Verletzt abgesagt: Besi Pireci (21, Austria/Landhaus, 0/0). Verletzungsbedingt nicht nominiert: Viktoria Schnaderbeck, Verena Aschauer, Julia Hickelsberger. Teamchefin Irene Fuhrmann.

Die Schwierigkeiten am Übergang am Beispiel 1997

Jahrgang 1997: EM-Teilnahmen bei U-17 und U-19

Aus dem erwähnten 1997er-Jahrgang haben es Dunst und Naschenweng zum engeren Stamm bei den Großen geschafft, Pinther war bei der EM 2017 als Joker dabei, Carolin Größinger war 2017 als dritte Torfrau dabei, Verletzungen zwangen sie aber mittlerweile zum de-facto-Karrierenede. Georgieva ist aktuell Team-Innenverteidigerin Nummer drei, Kresche ist viel verletzt, aber wenn fit, die Nummer zwei hinter Manuela Zinsberger. Kofler ist nun wieder mal im Kader.

Hamidovic ist nach sportlich verlorenen Jahren in Deutschland heimgekehrt, Knauseder hat es mangels Spielübersicht nie zu einem Top-Klub geschafft. Feric (LUV Graz) spielt 2. Liga, Sobotka studiert in Deutschland, Wasserbauer und Aufhauser haben verletzungsbedingt mehr oder weniger aufgehört, Melissa Schmid ebenso, auch Egretzberger ist nicht mehr aktiv. Johanna Kislick hat es nach dem vierten Kreuzbandriss sein lassen.

„Bei der U-19 waren wir schon immer am Limit. Die paar wirklich Guten waren da schon im A-Nationalteam und die anderen, die es wohl nicht schaffen werden, haben sich umso mehr auf den Schulabschluss konzentriert.“

Irene Fuhrmann

Am Beispiel der 1997er lässt sich auch erkennen, dass beim Frauenfußball der Übergang vom Junioren- zum Erwachenenfußball beinahe eine Ganz-oder-Gar-Nicht-Entscheidung ist. Bei den Burschen finden viele Akademie-Absolventen, für die es nicht zum Nationalteam oder einen guten Bundesligisten reicht, immer noch genug Möglichkeiten, zumindest während der aktiven Zeit in der 2. Liga oder zum Teil gar in der Regionalliga ein vernünftiges Auslangen zu finden.

Das geht bei den Frauen nicht. Entweder es geht ins Ausland oder zu Liga-Primus St. Pölten – oder es geht gar nicht. Dann wird der Fußball mit 20 Jahren zum Hobby, bestenfalls. „Das kristiallisiert sich aber ohnehin schon in der U-19 heraus“, weiß Irene Fuhrmann, die diese Altersklasse selbst bis 2017 hauptverantwortlich trainiert hat: „Da sind wir immer schon am Limit gewesen, weil die paar wirklich Guten da schon im A-Team waren und die anderen, die es wohl nicht schaffen werden, haben sich schon umso mehr auf den Schulabschluss konzentriert.“ Marie Höbinger, die dieser Tage ihr Abitur schreibt, kombiniert beides.

Das sah man auch bei den 1998ern und den 1999ern, die sehr wenig Breite produziert haben. Jenny Klein konnte sich in Deutschland nicht durchsetzen, Pireci – 2018 auch mit Kreuzbandriss – und Krumböck sind, obwohl beide bei Austria/Landhaus noch aktiv, bereits bei Trainingscamps für Mädchen als Trainerinnen aufgetreten. Brunnthaler ist eigentlich eine 2000er. Kovar (Landhaus), Schneider, Mayrhofer (Neulengbach), Zimmerebner (Bergheim) und Kuttner (Altenmarkt) spielen in der heimischen Bundesliga.

Bachler, Scharnböck und Zink sind bei Horn bzw. St. Pölten und Neulengbach gemeldet, spielen aber keine Rolle. Die deutsch-österreichische Doppelstaatsbürgerin Maileen Mößner, bei Hoffenheim ausgebildet, hat sich schon als 19-Jährige vom Leistungssport verabschiedet. Hartl spielt seit einer schweren Verletzung 2017 nur noch unterklassig, Fellhofer aus dem selben Grund gar nicht mehr.

Die 1998er sind in der U-19-EM-Quali, wenn auch unglücklich, sogar schon in der ersten Qualifkationsphase hängen geblieben, die 1999er haben die Eliterunde zwar erreicht, blieben dort aber sieglos.

Wann muss der Schritt ins Ausland folgen?

Die Faustregel ist: Mit 16 Jahren muss man in der Liga spielen, mit 18 muss man Leistungsträger sein, mit 20 geht es ab ins Ausland – sprich: Deutschland – und bis zum Alter von 22 Jahren sollte man sich dort durchgesetzt haben. Das erste schaffen die meisten, das zweite zumindest einige. „Natürlich ist das sehr individuell“, sagt Teamchefin Fuhrmann, „wir haben eine sehr junge Liga, eine klare Ausbildungsliga. Es ist auch gut, wenn die Mädchen da regelmäßig spielen, weil sie nur so besser werden können.“

Den Schritt ins Ausland wagen nur noch die, die sich ernsthafte Hoffnungen machen. Sich dort festzuspielen, schafft eine pro Jahr, vielleicht zwei.

Jeweils in der Eliterunde in U-17 und U-19: Der 2000er-Jahrgang

Auch der 2000er-Jahrgang scheiterte nicht nur an Holland (U-17) bzw. Deutschland (U-19), sondern landete in den Eliterunden auch hinter anderen Teams – was aber wohl auch daran liegt, dann da eigentlich schon die 2001 geborenen das Team trugen. Denn wenn man den Geburtenjahrgang 2000 streng nimmt, ist er wohl sogar der dünnste. Die Spielerinnen, die schon ein relativ fixer Teil des A-Kaders sind (Höbinger vor allem, aber auch Degen und Kolb) sind ebenso 2001 geboren wie Bereuter und Wenger, die ohne ihre Verletzungsanfälligkeit wohl auch eine Kandidatin für den A-Kader wäre, und Plattner, für die ähnliches gilt.

Yvonne Weilharter (aktuell beim deutschen Zweitligisten RB Leipzig) durfte als tatsächlich 2000 Geborene schon ein paarmal mitspielen. Julia Mak spielte schon bei den 99ern mit, ist Stamm bei Sturm Graz, aber kein Thema für das Team. Lena Triendl hat es umgekehrt gemacht: Bei den U-Teams nur Wechselspielerin, nun im A-Kader.

Ebenfalls 2001 geboren ist Stefanie Großgasteiger. Die Osttirolerin ist nach der Matura 2020 von Sturm Graz zu Eintracht Frankfurt gegangen – wo es im ganzen Herbst coronabedingt für die 2. Mannschaft nur zwei Spiele gegeben hat. „Ich wollte in diesen unsicheren Zeiten wieder heim nach Österreich und näher bei meiner Familie sein“, sagte sie in einer Geschichte von osttirol-heute, im Winter kehrte sie zu Sturm zurück. Fix, nicht auf Leihbasis.

Was ist wichtiger für den Schritt ins Ausland, Irene Fuhrmann, die sportliche oder die persönliche Reife? „Beides ist wichtig, das kann man nicht gewichten. Die Persönlichkeit entwickelt sich im Ausland natürlich, wenn man weg ist von daheim, auf sich alleine gestellt ist. Man braucht aber natürlich auch im sportlichen Bereich die Tauglichkeit. Es sind aber oft eher die Mentalitätsmonster, die durchkommen – und nicht die puren Talente.“

2001 und 2002 – die Hoffnungsträger

U-17-Eliterunde 2018 – die U-19-EM 2020 wurde vor der Eliterunde annulliert

„Das wäre ein Wahnsinn, wenn die nicht zur EM fahren“, sagte man im Frühjahr 2018 über die U-17. „Die können ernsthaft um das Semifinale mitspielen“, hörte man. Die 2001er waren nach den drei mageren Jahrgängen echte Hoffnungsträger, zumal sie ja de facto schon als 16-Jährige die U-17 des 2000er-Jahrgangs gekapert hatten.

Die schnelle Kleinmünchen-Flügelzange mit Linda Mittermair und Lisa Kolb (die jüngst ihren Wechsel zum SC Freiburg fixiert hat) mit ihrer Klubkollegin, IV-Sechser-Hybrid Claudia Wenger. Dazu Celina Degen, die davor schon als 15-Jährige Stammkraft bei Vizemeister Sturm Graz war. Anna Bereuter, die sich mit 16 Jahren eine solide Premieren-Saison in der Bundesliga bei Aufsteiger Vorderland spielte.

In der Eliterunde in Bosnien scheiterte man mehr am schneematschigen Geläuf, der Erwartungshaltung und den eigenen Nerven als an den Gegnerinnen aus Polen und der Türkei. Die U-19-Quali dieses Jahrgangs wurde wegen des Corona-Lockdowns vor einem Jahr annulliert, ehe die Eliterunde starten konnte.

„Wegen Corona sind wir um zumindest eine EM-Endrunde umgefallen“, ist Irene Fuhrmann auch mit einem Blick auf die letztjährige U-17 überzeugt – womöglich sogar um beide.

U-17-EM-Endrunde in Bulgarien

Was die 2001er verpasst haben, holten die 2002er nach – nämlich die Teilnahme an der U-17-Endrunde, im entscheidenden Qualifikationsspiel drehte man gegen Belgien einen 0:2-Rückstand in einen 4:2-Sieg um. Bei der Endrunde in Bulgarien verlor man zwar alle drei Gruppenspiele gegen England und die beiden späteren Finalisten Deutschland und Holland. Aber man war dabei, immerhin.

2003 und 2004 – weitere starke Jahrgänge?

Die Auswahl der Spielerinnen, die im Herbst 2021 in die ÖFB-Frauen-Akademie in St. Pölten einrücken (die 2006er), war dem Vernehmen nach nicht von großer Breite. Dafür sollen auch die 2003er und die 2004er mit viel Talent ausgestattet sein.

Die Nulldreier-U-17 wurde von Corona vor der Eliterunde gestoppt; die Nullvierer kamen auf exakt ein Test-Länderspiel und einen inoffiziellen Testkick gegen Landhaus.

Neben Purtscheller, die schon mit den 02ern mitgespielt hat, gilt auch der 2003er-Jahrgang als relativ stark. Livia Brunmair (Fuhrmann: „Leider bei der Vienna wenig gespielt, weil es wegen Corona lange keine Meisterschaft gab“) sollte man im Auge behalten, die D’Angelo-Schwestern Chiara (2005) und Theresa (2006) ebenso. Julia Magerl war schon jetzt auf der Abruf-Liste für der A-Team. Stürmerin Valentina Mädl ist großgewachsen und als 2005er auch noch jung genug, um einen ganzen (hoffentlich nicht mehr so stark von Corona beeinträchtigten) U-17-Jahrgang spielen zu können. Anna Wirnsberger, obwohl schon mit einem Kreuzbandverletzung im Gepäck, entwickelt sich stark.

Und dann ist da noch Mariella El Sherif. Die Keeperin von Sturm Graz wird als außerordentlich talentiert beschrieben, auch als extrem ehrgeizig, ungemein athletisch und als fußballerisch besser als so manche Feldspielerin. Sie ist nur leider auch kaum größer als 1.60 Meter.

„Talente haben wir genug, fußballerisch ist es kein Problem“, sagt Carina Wenninger: „Ich sehe es dabei auch als unsere Aufgabe als Routiniers, die jungen Spielerinnen heranzuführen. Es ist eine Entwicklungsphase, was die menschliche Reife angeht. Da müssen sie jetzt von uns was mitnehmen, um dann selbst vorangehen zu können!“

WM-Auslosung steht bevor

Dass noch die etablierten Kräfte die EM 2022 in England und die schon in vier Monaten startende Qualifikation für die WM 2023 in Australien und Neuseeland schultern werden, ist aber klar. Am Freitag (30. April) werden die neun Qualifikationsgruppen ausgelost, Österreich ist wie gewohnt in Topf zwei.

Die neun Gruppensieger werden fix für die WM qualifiziert sein, alle Gruppenzweiten kommen ins Playoff um die verbleibenden zwei Fix-Tickets sowie für jenes im interkontinentalen Playoff.

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Nici Billa Fußballerin des Jahres – und wie geht’s den anderen? https://ballverliebt.eu/2019/12/17/nici-billa-fussballerin-des-jahres-und-wie-gehts-den-anderen/ https://ballverliebt.eu/2019/12/17/nici-billa-fussballerin-des-jahres-und-wie-gehts-den-anderen/#comments Tue, 17 Dec 2019 22:58:39 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=16569 Nici Billa Fußballerin des Jahres – und wie geht’s den anderen? weiterlesen ]]> Österreichs Fußballerin des Jahres heißt Nici Billa. Die 23-jährige Tirolerin ist nicht nur im Nationalteam in die Fußstapfen von Nina Burger getreten, sondern hat vor allem auf Klub-Ebene das mit Abstand beste Halbjahr ihrer Karriere hinter sich – Billa hat einen großen Anteil daran, dass Hoffenheim sensationell auf Platz zwei überwintert. Aber auch andere Österreicherinnen spielen bei ihren Klubs in guter Form.

Beim 5:1 über Potsdam (mit Zadrazil und Höbinger) erzielte Nici Billa drei Tore.

Drei Tore in der Saison 2017/18, immerhin neun in der letzten Saison – und nun das: 14 Billa-Tore in 13 Spielen.

Klubs aus dem Herren-Bereich wie Wolfsburg und Bayern gehen mit vergleichsweise großem finanziellem Aufwand auf die Titel im Frauenfußball los, viele andere (wie Leverkusen, Köln und Gladbach) haben zwar Frauen-Abteilungen, diese fristen bei ihren Vereinen aber ein desinteressiertes Schattendasein.

Nicole Billas TSG Hoffenheim ist kein Spitzenklub. Seit dem Aufstieg in die deutsche Frauen-Bundesliga 2013 pendelte der Verein stets zwischen Platz sechs und acht. Hoffenheim versteht sich als Talenteschmiede. Der Kader hat sich gegenüber der Vorsaison kaum geändert; mit Maximiliane Rall und Lena Lattwein sind nun zwei der Jungen im erweiterten Kreis des DFB-Teams. Nici Billa kann sich nach dem Ende ihrer Ausbildung zur Kleinkind-Pädagogin im Sommer nun voll auf den Fußball konzentrieren, zudem ist das System jetzt voll auf sie als Sturmspitze zugeschnitten. In vergangenen Jahren hatte sie auch oft auf die Flügel ausweichen müssen.

Die einzige Niederlage kassierte man (logisch) gegen Dominator Wolfsburg, dazu gab es ein Remis in Frankfurt. Alle andere Spiele wurden gewonnen, zuhause hat Hoffenheim noch eine komplett weiße Weste – 4:0 gegen Köln, 7:0 gegen Essen, 5:1 gegen Potsdam, sogar die Bayern wurden 1:0 besiegt.

Hinzu kommen Billas fünf Tore im Länderspiel-Herbst als Burger-Nachfolgerin in der Sturmspitze. Nachdem sie gemeinsam mit Lisa Makas 2014/15 im Trikot von St. Pölten die heimische Liga kaputt geschossen hat (Billa 27 Tore, Makas 20 Tore in 18 Spielen), haben die Jahre danach zur Reife beigetragen. Nun wird geerntet – und nach zweifacher Junioren-Weltmeisterin im Kickboxen (2008 und 2009) ist Billa nun eben auch Österreichs Fußballerin des Jahres 2019.

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Die anderen Österreicherinnen in Deutschland

Sarah Zadrazil (Fußballerin des Jahres 2018) hat ein schwieriges erstes halbes Jahr als Kapitänin von Traditions-Klub Turbine Potsdam hinter sich. Die Abgänge von drei Teamspielerinnen im Sommer (Huth und Rauch, dazu die Schwedin Ilestedt) waren kaum zu kompensieren. Nach zwischenzeitlich vier Niederlagen am Stück robbte sich Turbine zumindest wieder auf den fünften Platz nach vorne und Jung-Teamspielerin Marie Höbinger spielte sich dabei in die Mannschaft.

Laura Feiersinger, Verena Aschauer und Barbara Dunst sind allesamt Stammkräfte beim FFC Frankfurt, der im Sommer mit der Eintracht fusionieren wird und aktuell einige vielversprechende Talente unter Vertrag hat (Freigang, Kleinherne, Pawollek, Mauron, Shekira Martinez); Yvonne Weiharter wird regelmäßig eigewechselt. Carina Wenninger, die einzige verbliebene Österreicherin bei Bayern München, spielt auch unter dem neuen Trainer Jens Scheuer regelmäßig.

Gini Kirchberger ist bei Freiburg absolut gesetzt, ganz nach Wunsch läuft es aber trotz Top-Talent Klara Bühl im Angriff nicht. Bei Sand ist Routinier Nadine Prohaska immer dabei, Stürmerin Viki Pinther meistens (wiewohl sie noch ohne Torerfolg ist); Verteidigerin Marina Georgieva selten. Duisburg kämpft mit Lisa Makas (zwei Tore, davon ein tolles gegen Wolfsburg) wie erwartet gegen den Abstieg, ebenso wie Aufsteiger Köln (Abwehrspielerin Sabrina Horvat Stamm).

Billas Hoffenheim-Kolleginnen haben hingegen einen schweren Stand. Linksverteidigerin Katharina Naschenweng ist anderthalb Jahre nach ihrem Kreuzbandriss zumindest schon zweimal eingewechselt worden, aber Laura Wienroither und Jenny Klein hängen bei der Zweitliga-Reserve in der Warteschleife. Katharina Schiechtl ist mit Bremen auf dem überlegenen Weg zum direkten Wiederaufstieg.

Das Arsenal-Duo: Zinsberger und Schnaderbeck

Die ÖFB-Kapitänin und die ÖFB-Torhüterin sind gemeinsam in England unter Vertrag – bei Meister Arsenal. Für Schnaderbeck ist es nach einer wegen Verletzungen verlorenen Saison 2018/19 die erste echte für Arsenal, für die von den Bayern gekommene Zinsberger ist sie das tatsächlich. Und, naja, es läuft.

Die Bilanz zu Weihnachten: 27 von 30 möglichen Punkten in der Liga (nur gegen Chelsea ging’s daneben), 13 von 15 möglichen Punkten in der Ligacup-Vorrunde, vier Siege in vier Spielen in der Champions League.

Arsenals Stamm-Elf in der Liga

Zinsberger ist die Nummer eins in der Liga (9 von 10 Spielen absolviert), ihre Konkurrentin Pauline Peyraud-Magnin im Ligacup. Im Europacup kam Zinsberger bisher einmal zum Einsatz, die Nr. 2 des französischen Nationalteams dreimal.

Schnaderbeck gehörte zu Saisonbeginn an sich nicht zur ersten Elf, spielte aber dann doch fünfmal von Anfang an (in der Innenverteidigung bzw., ungewohnt, als Linksverteidigerin) und kam in der Ligacup-Gruppenphase regelmäßig zum Einsatz. In der Champions League war die 28-Jährige beim Rückspiel gegen die Fiorentina im Einsatz.

Arsenal wird getragen von einer staken Achse von Europameister Holland: Torjägerin Miedema (die 14 der 29 Liga-Tore Arsenals erzielt hat), Van de Donk (die als Achter, Zehner und Außenstürmerin zum Einsatz kommt) sowie Neuzugang Roord als offensiv denkender Sechser. Hinzu kommen die drei besten schottischen Spielerinnen (Kapitänin Little, Flügelspielerin Evans und Verteidigerin Beattie).

In der Liga thront Arsenal an der Spitze, in der Champions League steht man nach deutlichen Erfolgen über die Fiorentina (4:0 und 2:0) sowie Slavia Prag (5:2 und 8:0) im Viertelfinale gegen Paris St. Germain, im Ligacup ist man als souveräner Gruppensieger ebenso im Viertelfinale und in den FA Cup ist man noch nicht eingestiegen. Theoretisch sind also noch alle vier Titel möglich.

Und in Frankreich: Sarah Puntigam

PSG – Montpellier 1:1 (1:0)

Eben gegen den französischen Vizemeister Paris St. Germain hat Montpellier zuletzt auswärts in der französischen Liga ein 1:1 erreicht. Das ist für sich ganz gut. Und die Saison läuft für Sarah Puntigam auch besser als die letzte, die nach vier Pleiten in den ersten sechs Spielen schon im Oktober verloren war.

Und doch: Neben der einkalkulierten Niederlage gegen Lyon gab es noch eine weitere gegen Bordeaux sowie Punkteteilungen gegen Guingamp und Soyaux, und schon hat man als Liga-Vierter fünf Punkte Rückstand auf den angepeilten zweiten Rang und damit die Qualifikation zum Europacup.

Die 28-jährige Steirerin kann in Montpellier auch ihre Vielseitigkeit ausspielen: Sie kommt zumeist links hinter der defensiv, nun ja, zuweilen eher passiven Sakina Karchaoui zum Einsatz, aber auch im Mittelfeld-Zentrum. Die Liga ist wohl etwas stärker als die deutsche und dürfte in der Breite die aktuell beste in Europa sein, auch hinter Abonnement-Meister Lyon ist durchaus Qualität da.

Frankreich, England, Deutschland: Dies sind aktuell zweifellos die besten Frauenfußball-Ligen des Kontinents (vor Spanien und Schweden). In allen drei sind Österreicherinnen am Ball. So darf es bleiben.

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Test gegen EM-Gastgeber: ÖFB-Frauen chancenlos https://ballverliebt.eu/2017/06/14/oesterreich-frauen-holland-chancenlos/ https://ballverliebt.eu/2017/06/14/oesterreich-frauen-holland-chancenlos/#comments Tue, 13 Jun 2017 22:20:56 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13560 Test gegen EM-Gastgeber: ÖFB-Frauen chancenlos weiterlesen ]]> 0:1 nach 64 Sekunden, 0:2 nach 161 Sekunden – wahrlich, das Testspiel in Holland hätte für die ÖFB-Frauen kaum schlimmer beginnen können. Bei der 0:3-Niederlage gegen den ungemein starken EM-Gastgeber bekam Österreich aufgezeigt, was man gegen ein solches Team eher nicht kann bzw. nicht machen sollte. Und man zeigte einmal mehr Spirit.

Holland – Österreich 3:0 (3:0)

Gleich hoch pressen, voll draufgehen, Holland hinten reindrängen: Das war die offensichtliche Devise gleich nach dem Anstoß. Und zack, riss die Sprinterin Van de Sanden den Konter an und Österreich war schon hinten. Österreich ging wieder nach vorne, diesmal zog Martens den Konter an, und die Abwehr stand völlig verkehrt.

Der Moment der Flanke von Martens zu Miedema zum 2:0 in der 3. Minute

Dennoch ließen sich die ÖFB-Frauen auch weiterhin nicht irritieren und versuchten immer noch, nach vorne zu agieren. Weitere Male musste Zinsberger in höchster Not retten. Die Linie zwischen mutig und naiv ist schmal.

Nach zehn Minuten jedenfalls zog sich Österreich merklich zurück (gut hörbar auch die Anweisung „Tiefer!“ von Teamchef Thalhammer), es wurde nun in gleicher Weise agiert wie in der ersten Hälfte beim letzten Testspiel in England – so lange da die taktische Disziplin gewahrt wurde, hatte das dort gut funktioniert.

Holland: Schnell

Gegen die im Vergleich mit England ungleich schnelleren Holländerinnen funktionierte das nicht so gut. Österreich versuchte, das Zentrum zuzumachen, aber auf den Flügeln waren die trickreiche Lieke Martens (gegen Kirchberger) und die schnelle Shanice van de Sanden (gegen Aschauer) kaum zu stoppen. Sie narrten ihre Gegenspieler, was bei denen auch deutliche mentale Spuren hinterlassen hat.

Dass Holland das derzeit wohl schnellste Team der Welt ist, wusste man. Das Österreich seine Stärken genau eher nicht im Tempo hat, auch. Der Unterschied wurde in vielen, einzelnen Szenen deutlich.

Hier muss man dazusagen, dass in Holland die Mädchen deutlich länger mit den Burschen trainieren – bis 16 Jahren – als in praktsich allen anderen Ländern. In Österreich erfolgt die Trennung nach der U-14. So haben vor allem die jungen Holländerinnen einen ungemeinen Vorteil was Tempohärte, Auffassungsgabe unter Druck und Handlungsschnelligkeit betrifft. Das wurde in diesem Spiel sehr deutlich.

Österreich hat Probleme

Wenn Österreich über mehrere Stationen aufbauen wollte, stellte Holland extrem schnell die Passwege zu, presste die Ballführende an, oder lief dieser routiniert und mit hoher Geschwindigkeit agierend den Ball ab.

Wenn Holland in Angriffssequenzen rochierte, half es Schnaderbeck und Wenninger wenig, dass sie ihre Klubkollegin Miedema in- und auswendig kennen: Die 20-Jährige (in ihrem 50. Länderspiel, unglaublich) war ihnen einfach zu schnell. So entstand immer wieder Unruhe in der österreichischen Abwehrlinie und Chancen für Holland.

Und wohlgemerkt: Schnaderbeck und Wenninger sind ein ungemein eingespieltes Abwehr-Duo – sie sind seit über zwei Jahren in praktisch jedem Länderspiel gemeinsam im Innenverteidiger-Einsatz und noch dazu seit der Jugend Klubkollegen – wenn auch Schnaderbeck erst in den letzten Jahren von der Sechs in die Abwehr gerückt ist.

Stabilität nach Wechseln und mit System-Adaptierungen

Nach einer Stunde – beim Stand von 3:0 für Holland, Lieke Martens hatte in der 37. Minute getroffen – änderten Wechsel die Balance auf dem Feld. Bei Österreich war der entscheidende Wechsel der von Kathi Schiechtl (für Kirchberger auf der RV-Position) und bei Holland jener von Renate Janssen von Van de Sanden. So hatten die ÖFB-Frauen nun die linke Abwehrseite (durch die Abwesenheit von Van de Sanden) und auch die rechte (durch die Anwesenheit von Schiechtl) besser im Griff.

Außerdem adaptierte Thalhammer die Systeme ein wenig. Phasenweise rückte RM Feiersinger nach hinten und Österreich spielte ein 5-3-2. Phasenweise rückte ZM Puntigam nach hinten und die AV Schiechtl und Aschauer gingen in den Sechserraum für ein 3-2-4-1. Aus dieser Formation heraus konnte auch schnell ein 4-2-3-1 werden, in dem Billa etwas aus der Tiefe kam.

Zudem hatte man erkannt, dass man nicht schnell genug ist, um kontrolliert aufzubauen und man versuchte, die eigene mentale Schnelligkeit mehr ins Spiel zu bringen, wenn schon die körperliche fehlte.. So wurde im Verlauf der zweiten Hälfte immer mehr auf ein Dump-&-Chase-Spiel umgestellt: Den Ball nach vorne schießen und nachpressen. So ist Japan immerhin 2011 Weltmeister geworden und ein Jahr später ins Olympia-Finale gekommen.

Natürlich waren auch die Gastgeberinnen vom Gas gegangen, aber in der letzten halben Stunde, nach diesen Adaptierungen, hatte Holland nur noch eine einzige gute Torchance – während sich Österreich halbwegs gut aus der Umklammerung lösen konnte. Dass es nicht mehr zu einem eigenen Tor reichte, lag vor allem an der gut gespielten holländischen Abseitsfalle.

Diese brachte vor ein paar Tagen schon Japan in einem Testspiel gegen die Niederlande auf die Palme – gefühlte 15-mal.

Fazit: Chancenlos, aber gut gegengesteuert

Die erste Hälfte war wirklich nicht gut, Österreich hatte Glück, nicht schon deutlich höher als 0:3 im Rückstand zu liegen. Entsprechend war auch die Laune von Dominik Thalhammer auf der Bank – grimmig. Der Plan, Holland aktiv anzugehen und selbst nach vorne zu arbeiten, ging spektakulär nach hinten los. Österreich hat fünf Wochen vor dem ersten EM-Spiel – übrigens in genau diesem Stadion in Deventer – hochverdient verloren, war im Grunde genommen chancenlos (zwei ernst zu nehmende Torschüsse).

Immerhin wurden die richtigen Schlüsse gezogen, um gegenzusteuern. Erst wurde von Aggressivspiel auf Verteidigungsblock umgestellt, dann die richtigen Wechsel vollzogen und auch die Spielanlage so umgestellt, dass das eigene Pressing-Spiel doch halbwegs zur Geltung kommen kann. Und der Zusammenhalt und der Spirit dieser Truppe ist sowieso über jeden Zweifel erhaben.

Was in den EM-Vorbereitungsspielen gegen Top-Gegner auffällt: 0:1 in Deutschland nach acht Minuten, 0:1 in England nach fünf Minuten, 0:2 in Holland nach drei Minuten. Das darf bei der EM nicht passieren.

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ÖFB-Frauen: Viele Systeme und Spielanlagen gut getestet https://ballverliebt.eu/2017/03/11/cyprus-cup-oesterreich-schottland-belgien-korea-neuseeland/ https://ballverliebt.eu/2017/03/11/cyprus-cup-oesterreich-schottland-belgien-korea-neuseeland/#comments Sat, 11 Mar 2017 08:21:46 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13383 ÖFB-Frauen: Viele Systeme und Spielanlagen gut getestet weiterlesen ]]> Zwei Remis, ein Sieg, eine Niederlage gab es für Österreich, und das durchwegs mit Gegnern auf Augenhöhe. Auch, wenn in diesem Test-Turnier vor der EM-Premiere im Sommer am Ende nur der achte Platz zu Buche steht und die ÖFB-Frauen damit deutlich unter Wert geschlagen wurden: Man kann dennoch viele positive Eindrücke und Erkenntnisse aus dem Cyprus Cup mitnehmen.


Gut: Systemflexibilität & defensive Anlage

„Von den Resultaten her ist es schon so, dass mehr drin gewesen wäre“, bilanziert Teamchef Dominik Thalhammer, „aber ich finde, insgesamt waren wir inhaltlich besser als letztes Jahr, als wir das Turnier gewonnen haben.“ Dass es nicht so gekommen ist, ist zwar ärgerlich, aber nicht schlimm. Lieber jetzt Fehler aufgezeigt bekommen, als bei der EM im Juli.

Äußerst positiv bewertet Thalhammer die mittlerweile extrem hohe System-Flexibilität: „Wir können problemlos aus vier, fünf Systemen wählen, auch innerhalb eines Spiels umstellen. Genauso wie wir die ganze Spielanlage von einer Minute auf die andere problemlos umstellen können.“ Hohes Pressing oder tief im Block verteidigen: Dieses Wechselspiel wurde bei den Spielen der ÖFB-Frauen beim Cyprus Cup verstärkt getestet.

Und dieses tiefe Verteidigen im Block – erstmals wurde hier ein 5-3-2 verwendet, zumeist mit Sarah Puntigam, die von der Sechs abkippt – hat sehr gut funktioniert. Thalhammer: „Wenn wir diese Anlage in diesem System gespielt haben, hat kein einziger Gegner auch nur eine ernsthafte Torchance erarbeiten können.“

Nicht so gut: Defensives Umschalten

Das Verhalten im Umschalten nach Ballverlusten hat Thalhammer hingegen gar nicht gefallen – vor allem im Spiel gegen Schottland, das wegen zwei genau solcher Situationen verloren wurde. „Hier müssen wir ganz eindeutig darauf schauen, dass wir da nicht mehr phasenweise eher naiv agieren“, so der Trainer. Billige Gegentore in Phasen, in denen man am Drücker ist: Das wäre bei der EM ganz besonders bitter.

Auch im Platzierungsspiel gegen Belgien war eigentlich nie eine Gefahr, bis die Belgierinnen auf einmal in Führung waren. Wir haben ein paar Fehler gemacht, waren – gerade gegen Schottland – in der einen oder anderen Situation nicht ganz auf der Höhe“, so der Teamchef, „und das wurde bestraft. Aber es ist ja der Sinn und Zweck eines solchen Turniers, dass solche Schwachstellen aufgezeigt werden.“

Anders gesagt: Aus einem gut geführten, aber verlorenen Match gegen Schottland kann man auch in Blickrichtung EM mehr mitnehmen als aus einem lockeren Sieg gegen ein unterlegenes Team.

0:0 gegen Südkorea – Adaptierungen greifen

Die Variante mit der nach hinten rückenden Puntigam kam im Auftakt-Spiel gegen WM-Achtelfinalist Südkorea schon zur Anwendung. Die Koreanerinnen dominierten die erste Hälfte – kamen aber in der Phase zwischen 15. und 30. Minute, wo Österreich mit Fünferkette verteidigt hat, nicht durch. Davor und danach schon, kurz vor der Pause verzeichnete Korea durch Kwon Eun-Som einen Stangentreffer.

„Wir verwenden jetzt auch Video-Analysen schon in der Halbzeit“, so Thalhammer – und bei dieser wurde unter anderem thematisiert, dass die Außenverteidigerinnen näher am Gegner sein müssen. Das wurde in der zweiten Halbzeit adaptiert, dazu wurde wieder auf das Hochpressingspiel umgestellt. Die Folge: Südkorea wurde hinten reingedrückt. Die ÖFB-Frauen dominierten, hatten drei Top-Chancen (Burger 2x, Aschauer), aber Koreas Goalie Kang Ga-Ae parierte jeweils.

„Wir haben viel Druck ausgeübt und hätten das Spiel gewinnen müssen“, so Thalhammer. So blieb es beim 0:0, dem Comeback der fast zwei Jahre verletzten Lisa Makas und dem Debüt von Stürmerin Viktoria Pinther.

Wechsel: Dunst für Prohaska (54.), Naschenweng für Maierhofer (67.), Makas für Aschauer (75.), Eder für Zadrazil (81.), Pinther für Billa (85.).

3:0 gegen Neuseeland – dominant und eiskalt

Der nächste Gegner, WM- und Olympia-Stammgast, Neuseeland, experimentierte mit einer 3-4-3-Formation (sonst lässt Ferns-Teamchef Tony Readings immer mit einem 4-3-3). Viel Plan im Vorwärtsgang war aber nicht zu erkennen.

„Neuseeland hat mit einer relativ hohen Abwehr gespielt und wir haben uns bewusst in einem tiefen Block postiert. Wir können nicht immer nur hohes Pressing spielen, das hält man nicht 90 Minuten durch“, erklärt Thalhammer. So hatte Neuseeland viel Ballbesitz, aber wenig Ideen. „Sie fanden keine Lösungsmöglichkeit gegen unser 5-3-2, haben im ganzen Spiel keine einzige echte Torchance kreiert“, so der Teamchef. Österreich nützte die eigenen Chancen dafür eiskalt. Erst verwertete Billa nach Schiechtl-Einwurf und Kopfballverlängerung von Burger, dann verdaddelte Kiwi-Keeperin Nayler den Ball gegen Aschauer und die sagt „Danke“. Und schließlich erzielte Jasmin Eder per Kopf ihr erstes Länderspieltor für die ÖFB-Frauen.

Tore: 1:0 (19.) Billa, 2:0 (53.) Aschauer, 3:0 (77.) Eder. Wechsel: Prohaska für Dunst (57.), Maierhofer für Naschenweng (57.), Eder für Zadrazil (71.), Pinther für Billa (71.), Makas für Aschauer (78.), Enzinger für Burger (78.).

1:3 gegen Schottland – Finaleinzug billig vertan

Ein Match mit viel Experimental-Charakter: Schottlands Teamchefin Anna Signeul verzichtete fast komplett auf ihre besten Spielerinnen (Kim Little, Rachel Corsie, Emma Mitchell, Joanne Love, Jennifer Beattie).

Und Dominik Thalhammer packte jenes System mit Dreierkette aus, das zwischen 3-5-2 und WM-System ist und schon gegen schwächere Gegner angetestet wurde und nun erstmal einem Härtetest gegen einen Kontrahenten auf Augenhöhe unterzogen wurde: „Aber das erste Mal, dass wir es mit drei echten Verteidigern und zwei echten Sechsern von Beginn an gespielt haben. Der Vorteil an diesem System ist, dass wir schnell in Überzahl in Ballnähe sind, egal wo auf dem Feld der Ball gewonnen wird.“

Dass das Spiel nicht gewonnen wurde, lag an einigen falschen Entscheidungen – wie vor dem Gegentor zum 1:2. Anstatt vor dem gegnerischen Strafraum vor das Tor zu spielen, wurde ein Doppelpass versucht, der Ball verloren und der Konter gefangen. Ganz ähnlich entstand auch das 1:3 durch einen sehenswerten Weitschuss von Bayern-Legionärin Lisa Evans. Trotzdem sagt der Teamchef: „Wir haben gegen Schottland besser gespielt als beim 3:0 gegen Neuseeland, finde ich.“

Tore: 0:1 (58.) J. Ross, 1:1 (65.) Billa, 1:2 (78.) L. Ross, 1:3 (90.) Evans. Wechsel: Naschenweng für Puntigam (53.), Eder für Prohaska (60.), Makas für Aschauer (76.), Pinther für Billa (80.).

1:1 gegen Belgien – Nicht hängen lassen

Vor allem die schwedischen Ligaklubs monierten relativ laut und merkbar indigniert den heftigen Zeitplan von vier Spielen in acht Tagen, denen ihre Spielerinnen beim Algarve Cup unterzogen waren. Beim Cyprus Cup wurde der selbe enge Zeitplan eingehalten. Kein Wunder also, dass beim Platzierungsspiel gegen Belgien beiden Teams die intensive Woche deutlich anzumerken war.

In diesem Spiel – Marina Georgieva gab ihr Team-Debüt – kehrte man zum aus der Qualifikation gewohnten 4-3-3 zurück, dafür erhielten Kirchberger, Zadrazil, Schiechtl und Billa erst einmal einen erholsamen Platz auf der Bank. „Belgien hat gegenüber der Vergangenheit das Spiel auch etwas geändert, agiert jetzt mehr mit langen Bällen als früher“, vergleicht Thalhammer mit den beiden Testspielen gegen die Red Flames (einem 0:2 in Gent und einem 2:1 in Stegersbach im Jahr 2013).

Das Spiel verlief insgesamt ausgeglichen, ohne dass man sich aus österreichischer Sicht sorgen hätte machen müssen. Nach der Pause wurde auf 4-4-2 gestellt, mit Dunst als zweiter Stürmerin – aber Belgien erzielte so ein wenig aus dem Nichts dir Führung. Die ÖFB-Frauen blieben aber dran und wurden durch die von Billa freigespielte Aschauer noch mit dem Ausgleich belohnt. Dass das Elferschießen verloren wurde, hatte nur statistischen Wert.

Tore: 0:1 (63.) Wullaert, 1:1 (78.) Aschauer. Wechsel: Kirchberger für Georgieva (Halbzeit), Zadrazil für Eder (Halbzeit), Billa für Burger (Halbzeit), Pinther für Prohaska (58.), Schiechtl für Wenninger (62.), Enzinger für Dunst (82.). Im Elferschießen treffen Kirchberger und Aschauer; Puntigam, Pinther und Billa vergeben.

Den Turniersieg holte sich übrigens die Schweiz (erster Gruppengegner von Österreich bei der EM), die – obwohl taktisch weiterhin zuweilen sehr naiv agierend – im Finale gegen Südkorea durch einen abgefälschten Freistoß 1:0 gewann. Der Auftritt von Italien mit zum Teil derben Niederlagen (wie dem 0:6 gegen die Schweiz) lässt für die EM fürchterliches erwarten.

Das nächste Spiel für die ÖFB-Frauen wird ein Test gegen England in Milton Keynes am 10. April sein.

Die andere Turniere

Der SheBelieves Cup in Amerika wurde von den Top-Nationen genützt, um zu probieren. Die USA experimentierte erstmals seit einem Jahrzehnt wieder eine Formation mit Dreier-Abwehr. Deutschland testete personell einiges aus, vor allem im Match gegen Frankreich. England war stark im hohen Pressing, aber schwach im eigenen Aufbau. Und Frankreich (zweiter EM-Gruppengegner von Österreich) hat das Turnier zwar gewonnen, aber spielerich überzeugt hat man – zumindest gegen Deutschland und England – eher nicht. Endstand: Frankreich 7 Punkte, Deutschland 4 Punkte, England 3 Punkte, USA 3 Punkte.

Den extrem stark besetzten Algarve Cup mit neun Teams aus den Top-15 der Weltrangliste gewann Spanien (im Finale 1:0 gegen Titelverteidiger Kanada). Österreichs letzter EM-Gruppengegner Island holte achtbare Remis gegen Norwegen und Spanien sowie eine Niederlage gegen Vize-Weltmeister Japan und einen Sieg gegen WM-Viertelfinalist China.

Und das schwächste März-Turnier, der Istria Cup in Kroatien, endete mit dem Turniersieg der Slowakei (im Finale 2:0 gegen Bosnien). Beeindruckend war dabei einerseits die gute Aufbereitung des Turniers auf Social-Media-Plattformen, Live-Übertragungen der meisten Spiele auf Facebook inklusive. Beeindruckend war aber auch der erbärmliche Zustand der Plätze.

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Talking Points zur Deutschland-Premiere der ÖFB-Frauen https://ballverliebt.eu/2016/10/20/frauen-oesterreich-deutschland-schnaderbeck-jones/ https://ballverliebt.eu/2016/10/20/frauen-oesterreich-deutschland-schnaderbeck-jones/#comments Thu, 20 Oct 2016 15:00:14 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13196 Am Samstag (14.15 Uhr, live ORF Sport plus und ZDF) spielen die ÖFB-Frauen in ihrem 145. Länderspiel erstmals gegen Deutschland. Sportlich geht es in Wahrheit um nichts, es handelt sich um das erste von vielen Testspielen im Vorfeld der EM nächstes Jahr im Juli, für die sich Österreich souverän qualifiziert hat. Dennoch hier ein paar Talking Points.

Erstens: Viktoria Schnaderbeck fehlt

Die Kapitänin des österreichischen Teams muss mit einer Knieverletzung passen. Das schwächt das ÖFB-Team deutlich, denn die 25-Jährige ist der unumstrittene Boss auf dem Feld. Sie dirigiert die Abwehr, die lenkt das Spiel; sie ist die am Meisten gesuchte Anspiel-Station, sie verteilt die Bälle.

schnadi-gegen-israel

Besonders auffällig war das im Quali-Spiel gegen Israel im Juni. Dort hatte Schnaderbeck (in der ersten Hälfte als Innenverteidigerin in einem 4-3-3, in der zweiten Hälfte als Sechser in einem 3-2-2-3) insgesamt 148 Ballkontakte und verteilte ihre Passwege mit einer fast schon beängstigenden Balance.

Wenninger rechts von ihr, Puntigam links von ihr und Zadrazil vor ihr bekamen jeweils 28 Anspiele (und eines noch die kurz vor Schluss für Puntigam eingewechselte Naschenweng). Feiersinger auf der rechten Außenbahn erhielt 11 Pässe, Aschauer auf der linken Außenbahn 12 Pässe, und die als Verbindungsspielerin agierende Dunst (und die für Dunst eingewechselte Eder) 14 Anspiele.

Ein weiteres schönes Detail: In der zweiten Hälfte, als Schnaderbeck vor der Dreierkette agierte, bekam Maierhofer (als rechte Spielerin in der Dreier-Abwehr) neun Pässe und Puntigam bzw. Naschenweng (als linke Spielerin in der Dreier-Abwehr) ebenfalls neun Pässe.

Kurz gesagt: Ohne die Balance, die Schnaderbeck dem Team verleiht, wird es spannend zu sehen sein, wie sich die ÖFB-Frauen in dieser Hinsicht schlagen. Obwohl, natürlich, es gegen Deutschland sicher nicht 745 angekommene Pässe geben wird, wie es beim 90-%-Ballbesitz-Spiel gegen die überforderten Israelis gab. Hier wird es vor allem um die defensive Stabilität gehen – und es müssen andere Spielerinnen Verantwortung übernehmen, wenn es um die richtige Positionierung und das Dirigieren des Abwehrverbundes geht.

Zweitens: Neues Deutschland

Nach dem Olympia-Sieg im Sommer fand bei den DFB-Frauen ein ziemlicher Schnitt statt. Statt Silvia Neid ist nun Steffi Jones die Bundestrainerin. Statt der zurückhaltenden Ulrike Ballweg ist der neue Co-Trainer Marcus Högner, lange Jahre erfolgeich bei Bundesligist SGS Essen tätig, eine auch sichtbar gleichberechtige Stimme auf der Trainerbank. Auch Doris Fitschen, quasi der weibliche Gegenpart zu Oliver Bierhoff, ist nicht mehr Managerin – der Posten wurde gar nicht direkt nachbesetzt.

Auf dem Feld ist ebenso einiges anders: Die über Jahre hinweg gesetzte Innenverteidigung mit Saskia Bartusiak und Annike Krahn hat sich genauso vom Nationalteam zurückgezogen wie Melanie Behringer (quasi der Schweinsteiger des Frauenfußballs: angefangen auf der Außenbahn, später in die Mittelfeld-Dirigenten-Rolle gewechselt). Und auch das starre 4-4-2, das noch manachmal wie ein 4-4-1-1 daherkam, sowie der fast schon krankhafte Flügelfokus sind nun Geschichte.

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Das letzte Spiel unter Silvia Neid: Olympia-Finale, 2:1-Sieg gegen Schweden

Dazu ein kleiner Vergleich. Das letzte Spiel unter Silvia Neid, der 2:1-Sieg gegen das schwedische Team im Olympia-Finale in Rio, war von der Grundstruktur her ein typisches Neid-Spiel. Die beiden Sechser orientieren sich deutlich mehr seitwärts bzw. nach hinten als nach vorne, selbiges gilt für die (von den Spielertypen her eher staubig besetzte) Innenverteidigung.

Die Belieferung der beiden Sturmspitzen funktioniert eher über die Außen und über lange Bälle von ganz hinten als von den beiden sehr konservativen Spielerinnen im Mittelfeld-Zentrum – nur Behringer auf die gelegentlich nach hinten rückende Mittag bietet hier eine Ausnahme. Generell lässt sich aber sehr schön beobachten, wie das Zentrum im Aufbau eher zurück hielt – selbst bei einem eher destruktiv agierenden Gegner, wie es Schweden bei Olympia war.

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Das erste Spiel unter Steffi Jones: EM-Quali, 4:0-Sieg in Russland

Schon das erste Spiel unter Steffi Jones und Marcus Högner zeigte ein völlig anderes Bild – nicht nur vom System her. In der Mittelfeld-Raute agiete Lena Goeßling auf der Sechs als Anker, die beidseitig besetzten Halbpositionen sollten den Aufbau variabler machen (wiewohl das in diesem Spiel Verena Faißt links besser geschafft hat als die kaum involvierte Kathrin Hendrich rechts – das mag aber auch damit zusammen hängen, dass Leo Maier eine dominantere Außenverteidigerin ist als Isabel Kerschowski). Zudem installierte Jones eine designierte Nummer zehn (In diesem Fall Linda Dallmann, in Vollbesetzung wäre das eher der Job von Dzenifer Marozsan). Kurz: Es gibt deutlich mehr Optionen im Vorwärtsgang und ein merkliches Abrücken vom Flügelspiel.

Ob die Raute mit dem Aufbau-Fünfeck mit einem Anker in dessen Mitte auch gegen Österreich zum Einsatz kommt, ist alles andere als gewiss: Steffi Jones kündigte schon vor einem Monat an, bei den beiden Testspielen im Oktober (eben Österreich und danach gegen EM-Gastgeber Holland) auch ein 4-3-3 und ein 3-4-3 ausprobieren zu wollen. Am Prinzip wird sich aber nichts ändern: Größere Variabilität im Aufbau, immer zwei Anspielstationen offen haben, Teilen der Aufbauwege in fünf Korridore (2x Außen, 2x Halbfeld, Zentrum) statt in zweieinhalb wie unter Neid.

Kurz gesagt: Beim DFB ist nun auch das Frauen-Team in der fußballerischen Gegenwart angekommen, taktisch betrachtet.

Drittens: Mehr „Deutsche“ bei Österreich?

Sophie Maierhofer ist in der US-College-Liga aktiv, dazu ist noch das St.-Pölten-Quartett mit Prohaska, Dunst, Eder und Georgieva sowie Enzinger und Naschenweng von Sturm Graz im ÖFB-Kader. Es wäre aber keine Überraschung, sollten im österreichischen Team mehr Spielerinnen sein, die in Deutschland ihren Vereinsfußball spielen, als in der Mannschaft des DFB.

Aufgrund des Schnaderbeck-Ausfalls wird vermutlich nicht die komplette ÖFB-Mannschaft bei deutschen Klubs spielen, aber es ist absolut denkbar, dass es schon zehn sein werden. In der Top-Formation des deutschen Teams sind es hingegen „nur“ neun. Das klingt aber dramatischer, als es ist.

Denn die DFB-Legionäre spielen bei Lyon (Marozsan und Bremer) und Arsenal (Henning) – also bei Teams der absoluten bzw erweiterten europäischen Spitze. Und die, die in der deutschen AFBL spielen (in der Breite sicher die deutlich beste Liga Europas), stehen überwiegend bei den „Großen 4“ unter Vertrag: Meister Bayern, Champions-League-Finalist Wolfsburg und die „alte Elite“ Frankfurt und Potsdam.

Bei Österreich fehlt die eine Stammspielerin bei Bayern (Schnaderbeck). Die meisten anderen spielen bei Mittelständlern bzw. sind Wechselspieler bei Bayern.

Viertens: Tinkering with the System

Wie angekündigt, ist das DFB-Spielsystem unter Steffi Jones nicht so klar auf flachem 4-4-2 festbetoniert wie noch unter Neid. Ein 4-3-1-2 (wie in ihren ersten beiden Spielen) ist genauso möglich wie die angekündigten 4-3-3 und 3-4-3. Die taktische Schulung bei den Vereinen ist sehr gut (vor allem Tom Wörle bei den Bayern und Ralf Kellermann bei Wolfsburg stechen da heraus, aber auch der jetzige Jones-Co Högner bei Essen war diesbezüglich exzellent), aber Neid fehlte das inhaltliche Rüstzeug – oder der Wille? – das auch ins Nationalteam umzusetzen.

Genau diese System-Flexibilität hat aber auch das ÖFB-Team drauf. Aus dem 4-1-4-1 bzw. 4-3-3, wie es in jüngster Vergangenheit zumeist praktiziet wurde, kann man jederzeit und ohne Reibungsverlust auf 4-4-2 gehen (wie in Norwegen zu Beginn), auf das 4-2-3-1 (wie zu Beginn der Qualifikation), aber auch ein 3-2-2-3 ist im Bereich des Erprobten – wiewohl dieses eher gegen unterlegene Gegner wie Israel oder, beim Cyprus-Cup im März, Irland zu, Einsatz kam. Da ging es also eher um die offensive Positionierung.

Gegen ein starkes Team, wo Österreich eher nicht die Initiative hat, steht ein defensiver Dreier/Fünferketten-Test noch aus – wer weiß, vielleicht ist es in Regensburg so weit. Und überhaupt: Die “Variante Abwehrschlacht“ hat Österreich in den letzten Jahren nur ein einziges Mal probiert (und das war, in Unterzahl beim Cyprus Cup gegen Italien, eher nicht geplant).

Australien wurde von Österreich ja vor anderthalb Jahren überfahren, Finnland auch, Norwegen hat’s mit dem eigenen Aufbau ohnehin nicht so, und selbst Frankreich wurde 2013/14 erstaunlich forsch angegangen, vor allem im Auswärtsspiel.

Die Kader

ÖSTERREICH: Tor: Jasmin Pal (20 Jahre, Wacker Innsbruck, 0 Länderspiele/0 Tore), Manuela Zinsberger (21, Bayern/GER, 22/0). Abwehr: Marina Georgieva (19, St. Pölten, 0), Gini Kirchberger (23, Köln/GER, 37/1), Sophie Maierhofer (20, University of Kansas/USA, 13/1), Katharina Naschenweng (18, Sturm Graz, 1/0), Katharina Schiechtl (23, Bremen/GER, 16/5), Carina Wenninger (25, Bayern/GER, 57/3). Mittelfeld: Verena Aschauer (22, Sand/GER, 35/5), Barbara Dunst (19, St. Pölten, 6/0), Jasmin Eder (24, St. Pölten, 30/0), Laura Feiersinger (23, Sand/GER, 44/7), Nadine Prohaska (26, St. Pölten, 63/7), Sarah Puntigam (24, Freiburg/GER, 61/9), Sarah Zadrazil (23, Potsdam/GER, 37/5). Angriff: Nicole Billa (20, Hoffenheim/GER, 22/9), Nina Burger (28, Sand/GER, 79/45), Stefanie Enzinger (26, Sturm Graz, 4/0). Teamchef Dominik Thalhammer (46, seit April 2011).

DEUTSCHLAND: Tor: Laura Benkarth (24 Jahre, Freiburg, 2 Länderspiele/0 Tore), Almuth Schult (25, Wolfsburg, 35/0), Lisa Weiß (28, Essen, 2/0). Abwehr: Kristin Demann (23, Hoffenheim, 4/0), Jo Henning (27, Arsenal/ENG, 33/0), Tabea Kemme (24, Potsdam, 36/1), Isabel Kerschowski (28, Wolfsburg, 13/3), Leonie Maier (24, Bayern, 47/7), Babett Peter (28, Wolfsburg, 100/5). Mittelfeld: Anna Blässe (29, Wolfsburg, 12/0), Pauline Bremer (20, Lyon/FRA, 9/3), Sara Däbritz (21, Bayern, 36/8), Sara Doorsoun (24, Essen, 2/0), Verena Faißt (27, Bayern, 29/2), Kathrin Hendrich (24, Frankfurt, 11/1), Svenja Huth (24, Potsdam, 24/0), Lina Magull (22, Freiburg, 5/2), Dzenifer Marozsan (24, Lyon/FRA, 66/30), Julia Simic (27, Wolfsburg, 0). Angriff: Mandy Islacker (28, Frankfurt, 11/3), Anja Mittag (32, Wolfsburg, 146/46), Lena Petermann (22, Freiburg, 8/3), Alex Popp (25, Wolfsburg, 74/35). Bundestrainerin Steffi Jones (43, seit September 2016).

Kleiner Sidestep

Nachdem die U-17-Mädchen des ÖFB ihre Vorrunde in der EM-Quali schon souverän überstanden (7:0 gegen Bosnien, 4:1 gegen Bosnien, 4:0 gegen Nordirland) und ihren Platz in der Eliterunde im Frühjahr gebucht haben, ist nun das U-19-Nationalteam in der Vorrunde am Werk. Der zweite Platz in der Vierergruppe muss es in jedem Fall sein, um weiter zu kommen. Zum Start gab es ein 0:0 gegen Weißrussland, es folgen Spiele gegen Litauen und Belgien.

Kader Österreich: Tor: Isabella Kresche (St. Pölten), Lisa-Maria Scheucher (LUV Graz/Leoben). Abwehr: Adina Hamidovic (St. Pölten), Vanessa Hartl (Kleinmünchen), Sandra Mayrhofer (Kleinmünchen), Johanna Schneider (LUV Graz/Leoben), Nina Wasserbauer (Kleinmünchen), Laura Wienroither (Neulengbach), Anna Zimmerebner (Bergheim). Mittelfeld: Jennifer Klein (Neulengbach), Julia Kofler (Sturm Graz), Lena Kovar (Landhaus), Laura Krumböck (St. Pölten), Besi Pireci (Neulengbach), Sandrine Sobotka (Neulengbach). Angriff: Julia Hickelsberger (Neulengbach), Viktoria Pinther (St. Pölten), Melissa Schmid (Neulengbach). Teamchefin Irene Fuhrmann.

 

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ÖFB-Frauen vor Heimspiel-Doppel: Das deutsche Dutzend https://ballverliebt.eu/2016/04/02/oefb-frauen-vor-heimspiel-doppel-das-deutsche-dutzend/ https://ballverliebt.eu/2016/04/02/oefb-frauen-vor-heimspiel-doppel-das-deutsche-dutzend/#respond Sat, 02 Apr 2016 14:29:49 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12280 ÖFB-Frauen vor Heimspiel-Doppel: Das deutsche Dutzend weiterlesen ]]> Ein Heimspiel gegen Backmarker Kasachstan, ein Heimspiel gegen Top-Team Norwegen: Am 6. und 10. April (jeweils in Steyr) wird es für die ÖFB-Frauen wieder ernst in Sachen EM-Qualifikation. Dabei besteht das österreichische Team zu einem ziemlich maßgeblichen Teil aus Legionärinnen in Deutschland. Die AFBL ist sowohl in der Spitze als auch in der Breite die stärkste Liga Europas.

Wir machen einen Rundblick über die ÖFB-Legionärinnen: Wer spielt regelmäßig, wer weniger – wer hat eine tragende Rolle, wer ist eher Mitläufer?

gruppe 8

Zur Erinnerung: Im Herbst wurden alle drei Spiele Zu-Null gewonnen, damit sind drei Pflicht-Aufgaben in Richtung erster EM-Teilnahme schon erledigt. Kasachstan ist die nächste – und das Match gegen Norwegen kann zur Kür werden. Als Gruppensieger ist man fix bei der EM 2017 in Holland dabei, wenn man einer der besseren sechs Zweiten (aus acht Gruppen) ist, ebenso – und die verbleibenden Zweiten spielen noch einen Platz im Play-Off aus.

Kasachstan kennt man mittlerweile ganz gut, in den letzten zwei Jahren hat Österreich dreimal gegen dieses Team gewonnen (3:0 und 2:0 auswärts, 5:1 daheim). Die Kasachinnen werden wohl wieder defensiv spielen und einzelne Nadelstiche setzen wollen. Gelingt dem ÖFB-Team kein schnelles Tor, kann es eine Geduldsprobe werden; aber ein Sieg ist schon zu erwarten.

Aut-NorNorwegen hat ebenso zwei lockere Siege gefeiert (je 4:0 daheim gegen Wales und in Kasachstan), verpasste zuletzt in der Olympia-Quali den Startplatz für Rio. In ihrem 4-4-2 unter dem neuen Teamchef Roger Finjord (der nach der WM letzten Sommer übernommen hat) konzentriert sich Norwegen auf die individuelle Qualität ganz vorne (die ist sehr hoch) und Aufbauspiel über die Außenbahnen.

Die letzten Pflichtspiele zwischen Österreich und Norwgen sind acht Jahre her, damals gab es in der EM-Quali für 2009 gab es zwei klare Siege für Norwegen (damals wie heute amtierender EM-Finalist). Die meisten Norwegerinnen spielen in der heimischen Liga, die ganz okay ist, aber nicht zur europäischen Spitze gehört. Mit Abwehr-Chefin Nora Holstad und dem quirligen Angriffs-Megatalent Caroline Hansen ist auch ein Duo in Deutschland beschäftigt – Hansen allerdings hat sich im Cup-Halbfinale am Wochenende schon zum dritten Mal in ihrer Laufbahn schwer verletzt, die 21-Jährige fehlt sicher im Heimspiel und wahrscheinlich auch in Oslo im Juni.

Wie eben auch die meisten Stammkräfte des ÖFB-Teams, das ja mit dem Sieg beim Cyprus Cup zuletzt auch einiges an Selbstvertrauen getankt hat und sein fast genau zwei Jahren (und einem 1:3 in Frankreich) in 17 Spielen unbesiegt ist.

In Deutschland

13 Österreicherinnen stehen bei den zwölf Klubs der besten Liga Europas unter Vertrag – gemeinsam mit der Schweiz das größte Kontingent.

Bayern München ist überlegener Tabellenführer der deutschen Bundesliga und als solcher, dem frühen Europacup-Aus zum Trotz, die derzeit vermutlich beste Klub-Mannschaft Europas. ÖFB-Kapitänin Vikotria Schnaderbeck spielt dabei eine wichtige Rolle, ihr gehört der linke Platz in der Abwehr-Dreierkette neben Caro Abbé (Teamkapitänin der Schweiz) und Nora Holstad (gegen die Norwegerin geht es nun in der EM-Quali). Innenverteidigerin Carina Wenninger hat – nachdem sie das Jahr 2014 mit einem Kreuzbandriss verloren hat – noch nicht wieder den Weg in die Stamm-Formation gefunden, sie ist quasi erster Back-up in der Abwehr. Als solche kam sie in zehn der bisher 17 Spiele zum Einsatz, aber nur dreimal über 90 Minuten.

Die Back-up-Position nimmt auch Torhüterin Manuela Zinsberger ein, sie wird sich auch noch eine Zeit lang hinter Tinja-Riika Korpela anstellen müssen (die routinierte Finnin hat ihren Vertrag jüngst verlängert), zeigte in den paar Spielen, die sie in den anderthalb Jahren bei den Bayern spielen durfte, absolut auf. Offensiv-Spielerin Laura Feiersinger hingegen hat ähnliche Probleme wie Carina Wenninger: Die Bayern machten den Schritt zum Spitzenteam, als sie gerade schwer verletzt war. Im Herbst spielte Feiersinger nur dreimal, zuletzt wurde sie in der 2. Mannschaft in der 2. Liga eingesetzt. Ihr Problem: Im 3-5-2 der Bayern gibt es keine wirkliche Position für sie. Am ehesten noch rechter Wing-Back, aber da ist DFB-Teamspielerin Leonie Maier gesetzt.

afblDer SC Freiburg ist kein Spitzenteam, rittert aber regelmäßig um die Plätze dahinter – also zwischen Platz vier und sechs. Auch dort stehen drei Österreicherinnen unter Vertrag, Lisa Makas aber spielte noch keine Minute für die Breisgauer: Die Offensiv-Allrounderin kam im Sommer mit einem Kreuzbandriss hin und zog sich im Winter einen weiteren zu. Nicht wegzudenken aber aus dem Freiburger Team ist Sarah Puntigam. Beim ÖFB-Team agiert sie auf der Sechs, in Freiburg – wie Schnaderbeck bei den Bayern – links in der Dreier-Abwehr bzw. als linke Innenverteidigerin, wenn mit Viererkette gespielt wird. Mit einer einzigen Ausnahme spielte sie jedes einzelne Pflichtspiel in dieser Saison über die volle Distanz. Ähnliches gilt für Verena Aschauer: Wie beim ÖFB kommt sie normalerweise auf der linken Seite zum Einsatz, und zwar so gut wie immer.

Bei 1899 Hoffenheim spielt nicht nur U-17-Nationalspielerin Maileen Mößner in der Jugend, sondern auch Nici Billa in der Kampfmannschaft. Die Stürmerin wechselte letzten Sommer als Torschützenkönigin von Österreichs Meister St. Pölten zum deutschen Mittelständler und fand sich schnell zurecht. Nur drei Klubkolleginnen haben in dieser Saison mehr Einsatzminuten als die Tirolerin, und mit sechs Treffern ist die die beste Torschützin von Hoffenheim.

Die Überraschung der Saison in Deutschland ist der SC Sand. Der kleine Klub aus dem Örtchen gleich gegenüber der Grenze bei Straßburg ist Vierter, und Nina Burger hat großen Anteil daran. Sie erzielte acht der 28 Sander Tore, ist eine der wichtigsten Leistungsträgerin in einem Team, das so gut wie keine wirklich prominenten Spieler im Kader hat. Burger kommt mit viel Selbstvertrauen zum Team: Die auf der rechten Seite im 4-2-3-1 spielende 28-Jährige eliminierte am Wochenende die Bayern aus dem Cup und steht im Finale.

Für die restlichen vier ÖFB-Teamspielerinnen in der deutschen Bundesliga läuft es nicht nach Wunsch. Sie spielen bei den beiden Aufsteigern, die es ob des riesigen Leistungsgefälles von der Bundes- zur Zweiten Liga immer sehr schwer haben, in zwei von drei Jahren steigen beide Aufsteiger direkt wieder ab – so wird es auch heuer sein. Besonders bitter ist das für Innenverteidigerin Virginia Kirchberger vom 1. FC Köln, denn für sie wird es nach den Jahren in Cloppenburg und Duisburg schon der dritte Abstieg hintereinander sein. Und das trotz einiger Nationalspielerinnen im Kader: Neben Kirchberger spielen noch Rinast (Schweiz), Italiens Keeperin Giuliani, Lise Munk aus Dänemark und die Irin Dianne Caldwell in Köln.

Auch Werder Bremen wird wieder den Gang in die 2. Liga antreten müssen. Damit auch Rechtsverteidigerin Katharina Schiechtl; die Tirolerin war heuer in jedem Pflichtspiel dabei und mit einer Ausnahme auch über die volle Distanz. Einige Zeit zur Eingewöhnung brauchte Sophie Maierhofer, die im Sommer von Österreichs Meister St. Pölten an die Weser ging. Seit Ende der Herbstsaison kommt sie etwas regelmäßiger zum Einsatz. Keine wirklich Rolle bei Bremen spielt Sandra Hausberger: Die Innsbruckerin ist auch die einzige aus dem Österreich-Kontingent in der Bundesliga, die nicht im ÖFB-Team spielt.

In anderen Ligen

Auch außerhalb der deutschen Bundesliga gibt es österreichische Spielerinnen. Zum Beispiel Sarah Zadrazil: Sie beendet ihre College-Zeit bei den Eastern Tennessee State Buccaneers und wurde zur Spielerin ihrer College-Liga gewählt, im Draft für die US-Profiliga NWSL wurde sie aber nicht berücksichtigt. Zuletzt absolvierte sie ein Probetraining für den NWSL-Klub Portland Thorns (wo auch die Weltmeisterinnen Heath und Klingenberg spielen, dazu Frankreichs Amandine Henry und Kanadas Superstar Christine Sinclair), inklusive zwei Testspielen. Auch wenn das bei den Thorns nichts werden sollte: Zadrazil wird sicherlich einen anständigen Klub in einer guten Liga bekommen.

Ihre Teamkollegin bei den Buccaneers, die Grazer Stürmerin Simona Koren, ist diesmal nur auf Abruf dabei; die College-Liga ist seit einigen Monaten vorbei. Ebenso auf Abruf ist die ehemalige Landhaus-Spielerin Cornelia Sochor, sie ist bei der Stetson University in Florida aktiv. Für Romina Bell (das letzte ihrer sieben Länderspiele ist zwei Jahre her) war bei einem US-College aktiv, nach ihrem Abschluss am American International College in der Nähe von Boston wird es vermutlich zurück nach Europa gehen. Eine ausführliche Story über das US-Quartett gibt es hier vom geschätzten Kollegen Kevin Bell.

Lisi Tieber ist nach einigen Jahren bei Erst- und Zweitligisten in Deutschland nun schon das zweite Jahr in der Schweizer Liga aktiv, die von der Stärke her in etwa mit der österreichischen vergleichbar ist. Nach einer Saison in Luzern spielt Tieber nun beim Liga-Zweiten FC Neunkirch in der Nähe von Schaffhausen. Dort ist sie auf der RV-Position gesetzt, mit einer Ausnahme spielte Tieber alle Liga-Spiele durch. Nur Abo-Meister FC Zürich (mit den Schweizer Nationalteam-Kräften Humm, Kuster und Terchoun) ist außer Reichweite. Zuletzt gelang Neunkirch aber der Einzug ins Cup-Finale.

Neben Tieber sind noch sechs weitere Österrecherinnen in der NLA aktiv, keine von ihnen spielt aber im ÖFB-Team eine Rolle. Jasmine Kirchmann vom FC Staad (gleich hinter der Grenze nahe Bregenz) war vor fünf Jahren einmal dabei, ihre Klub-Kolleginnen Sabrina Horvat, Fabiene Hofer, Sarah Klotz und Hannah Oberdorfer kommen beim Liga-Vorletzten mehr oder weniger regelmäßig zum Einsatz. Janine Koretic ist Back-up-Goalie beim abgeschlagenen Liga-Schlusslicht St. Gallen.

Die restlichen europäischen Ligen sind weitgehend Österreicher-frei. Heike Manhart (26 Länderspiele zwischen und 2010 und  2014) spielt hinter die Grenze bei Viktoria Szombathély in Ungarn, ein Thema für das Nationalteam ist aber auch sie schon länger nicht mehr – zumal die ungarische Liga auch vom Leistungsniveau unter die österreichische zu stellen ist.

Kader: Tor: Jasmin Pal (19 Jahre, Wacker Innsbruck, 0 Länderspiele/0 Tore), Manuela Zinsberger (20, Bayern München, 17/0). Abwehr: Virginia Kirchberger (22, Köln, 34/0), Sophie Maierhofer (19, Werder Bremen, 10/1), Katharina Schiechtl (23, Werder Bremen, 12/3), Viktoria Schnaderbeck (25, Bayern München, 47/2), Lisi Tieber (25, Neunkirch/SUI, 24/1), Carina Wenninger (25, Bayern München, 52/3). Mittelfeld: Verena Aschauer (22, Freiburg, 30/3), Barbara Dunst (18, St. Pölten, 3/0), Jasmin Eder (23, St. Pölten, 28/0), Laura Feiersinger (22, Bayern München, 39/6), Nadine Prohaska (25, St. Pölten, 59/7), Sarah Puntigam (23, Freiburg, 56/9), Sarah Zadrazil (23, ETSU Buccaneers/USA, 32/3). Angriff: Nicole Billa (20, Hoffenheim, 17/7), Nina Burger (28, Sand, 74/41), Stefanie Enzinger (26, Sturm Graz, 2/0).

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Österreich beim Istrien-Cup: Irland körperlich eingeschüchtert https://ballverliebt.eu/2015/03/17/oesterreich-beim-istrien-cup-irland-koerperlich-eingeschuechtert/ https://ballverliebt.eu/2015/03/17/oesterreich-beim-istrien-cup-irland-koerperlich-eingeschuechtert/#comments Tue, 17 Mar 2015 22:55:23 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10905 Österreich beim Istrien-Cup: Irland körperlich eingeschüchtert weiterlesen ]]> Gegner in die eigene Hälfte locken, um sie erst dort anzupressen und gerade jene Gegner, die auf robustes Spiel und hohe Intensität setzen, rechts zu überholen – das ist, was die ÖFB-Frauen beim Istrien-Cup erprobt haben. Österreich trat eher als Bully auf, anstatt sich selbst einschüchtern zu lassen. Womit durchaus Wirkungstreffer erzielt wurden.

Ein auch an dieser Stelle immer wieder gerne zitiertes Beispiel für die Weiterentwicklung der ÖFB-Frauen ist ein Testspiel gegen die Slowakei im August 2011, das dritte Länderspiel unter Dominik Thalhammer. Es endete für Österreich in einem 0:4-Debakel – drei Jahre und einen Monat später war Österreich zum zweiten Mal in Serie Qualigruppen-Zweiter geworden, die Slowakei gleichzeitig Letzter.

1:1 gegen die Slowakei

Österreich - Slowakei 1:1 (0:0)
Österreich – Slowakei 1:1 (0:0)

Das erste Aufeinandertreffen seither, das erste Spiel bei diesem Istrien-Cup, litt in erster Linie unter jenen schlechten Platzverhältnissen, die es mit Ausnahme von Rovinj überall beim Turnier gegeben hat. Die Slowakinnen stellten sich in ihrem 4-1-4-1 recht defensiv auf und legten ihr Spiel auf lange Bälle nach vorne an. So kam Österreich nie wunschgemäß in das hohe Pressingspiel.

Hinzu kommt, dass viele Slowakinnen ihre Gegner gut kennen – Matysova ist bei Österreichs Tabellenführer St. Pölten Kapitänin; Biroova, Vojtekova und Skorvankova spielen bei Neulengbach, Klechova bis 2013 ebenso. Als Nici Billa nach 70 Minuten endlich auf 1:0 stellte, kassierte man postwendend den Ausgleich.

Personell orientierte sich Thalhammer weitgehend am 2:2 im letzten Test in Spanien, einzige Ausnahme war Gini Kirchberger, die statt Kapitänin Viki Schnaderbeck in die Innenverteidigung rückte. In der Halbzeit gab’s den Wechsel zurück.

1:0 gegen Ungarn

Österreich - Ungarn 1:0 (0:0)
Österreich – Ungarn 1:0 (0:0)

Das Spiel gegen Ungarn, bzw. der Umgang damit seitens des magyarischen Verbandes, war auch ein Lehrstück zum Dechiffrieren von Zitaten. Ungarns Teamchefin Edina Marko meinte da nämlich, dass „meine Mannschaft gut organisiert gestanden ist und, gemessen an den Torchancen, sich ein Remis verdient hätte“. In der Realität heißt das: Ungarn hat sich mit allen elf Spielerinnen am eigenen Strafraum eingebunkert und sonst 90 Minuten lang eigentlich gar nichts gemacht.

„Die waren noch defensiver und noch passiver als in unseren Spielen zuletzt in der WM-Quali“, bestätigt auch Österreichs Teamchef Thalhammer. So tat sich sein Team in einem von Sturmböen immer wieder beeinträchtigen Spiel wiederum schwer, den Riegel zu knacken, kam überhaupt nicht zum Anlaufen der Gegner – wen hätte man auch anpressen sollen, die Ungarinnen wollten den Ball ja auch gar nicht – und genau das ist die wahrscheinlich größte Schwäche der ÖFB-Frauen. Eine andere Schwäche aus vergangenen Tagen konnte man zu einer Stärke machen, aber dazu später mehr.

Lisa Makas, nach einem im ersten Spiel erlittenen Nasenbeinbruch mit Maske unterwegs, erzielte kurz nach Wiederanpfiff das 1:0, bei dem blieb es auch. Immerhin. Nun ist die Bilanz gegen Ungarn nach dem 13. Duell (gegen kein anderes Team spielte Österreich so oft) erstmals positiv (6 Siege, 2 Remis, 5 Niederlagen). Die letzten vier Spiele gegen den Nachbarn gewann Österreich dabei allesamt.

Das Schlüsselspiel – 2:0 gegen Irland

Österreich - Irland 2:0 (1:0)
Österreich – Irland 2:0 (1:0)

Bislang hatten die ÖFB-Frauen Irland in schlechter Erinnerung – beim bisher einzigen Duell in Dublin vor zwei Jahren verschwand das ganze Gepäck auf dem Flug, man musste sich eine komplette Ausrüstung vor Ort neu besorgen, und dann gab man auch noch eine 2:0-Führung her und spielte nur 2:2. Nun aber steht „Irland“ für ein weiteres, positives Schlüsselerlebnis.

Anstatt nämlich den Gegner hoch anzupressen, wie es auch Irland erwartete, überließ man den Irinnen den Ball, stellte sich in zwei Viererketten in der eigenen Hälfte auf, und agierte mit einem sehr tiefen Pressing. Sprich: Man ließ Irland in die eigene Hälfte und presste die Ballführende erst dort an. Die gewonnen Bälle wurden dann im flinken Umschaltspiel auf die schnelle Prohaska rechts oder die noch schnellere Makas links gegeben, um die Unordnung beim Gegner auszunützen. Irland war schon mit diesem überraschenden Zugang einigermaßen überfordert.

Ebenso wie – und damit zur einstigen Schwäche Österreichs – vom körperlich ungemein robusten Zugang des ÖFB-Teams. Das ging sogar so weit, dass sich Irlands Teamchefin Sue Ronan während des Spiels über die harte Gangart von Österreich beschwerte („Kommt mal runter, das ist doch nur ein Testspiel!“) und sich danach beeindruckt zeigte („Sehr scharf, sehr athletisch, große und starke Mädels„).

Hier verlinkt ein Video, wie sich das aggressive Pressingspiel gegen Irland – letztlich war’s ein nie auch nur im Ansatz gefährdeter 2:0-Sieg – dargestellt hat.

istria cup

2:1 gegen Frankreich B

Österreich - Frankreich B 2:1 (0:0)
Österreich – Frankreich B 2:1 (0:0)

Das Finale verpasste man wegen der Tordifferenz, so ging’s im Spiel um Platz drei gegen die B-Auswahl von Frankreich – das A-Team holte zeitgleich Platz zwei beim Algarve-Cup. Dieses B-Team bestand, grob gesagt, aus den besten Spielerinnen vom Rest der französischen Liga hinter den Top-Teams Lyon und PSG.

In diesem Spiel switchte Österreich dann zweimal. Es wurde mit dem gewohnten hohen Pressing begonnen, was aber nicht den gewünschten Erfolg hatte. Darum wurde auf das gegen Irland erprobte Abwehrpressing umgestellt, bekam das Spiel so in den Griff und ging auch 2:0 in Front, am Ende wurde wieder vermehrt die französische Spieleröffnung angegangen.

Zudem kamen für die zweite Halbzeit vier Spielerinnen, die (wenn’s drauf ankommt) eher zum Stamm gehören dürften – also RV Maierhofer, LV Aschauer, ZM Zadrazil und RM Prohaska statt Tabotta, Tieber, Eder und Pöltl. Zadrzil und Billa sorgten per Doppelschlag in den Minuten 59 und 61 für das 2:0, Billa hatte danach sogar das 3:0 auf dem Fuß, ehe Pauline Crammer per Hand-Elfer den 2:1-Endstand parierte.

Auch Jean-François Niemezcki, der die Französinnen betreute, maulte im offiziellen Statement über die aggressive Spielweise von Österreich. Thalhammer: „Diese Körperlichkeit ist der größte Unterschied von Frankreich B zu Frankreich A. Denn technisch sind auch die Spielerinnen der B-Mannschaft ausgesprochen gut ausgebildet.“

Fazit: Repertoire wieder erweitert

Genau gegen solche Gegner wie Ungarn, Slowakei oder Irland muss Österreich in der anstehenden EM-Qualifikation – die im April ausgelost wird – alle Spiele gewinnen, um sich für die Endrunde 2017 in Holland möglichst ohne den Umweg Play-Off zu qualifizieren. Dass man es drauf hat, Teams aus der zweiten Reihe (Finnland) und der dritten (Irland), die gerade über ihre Körperlichkeit kommen, auf diesem Gebiet zu überholen, ist dabei ein gutes Zeichen.

Dennoch wird es mit erhöhtem Standing immer mehr so werden, dass sich  Topf-3-Teams wie Ungarn und Topf-4-Teams wie die Slowakei gegen Österreich nur hinten reinstellen und den Strafraum zumachen. Weil sie eben wissen, dass sie weder spielerisch, noch körperlich und schon gar nicht taktisch in der Lage sind, Österreich beizukommen, sondern nur dadurch, indem man den Bus parkt.

„Nur mit einer Aggressivität und einer Intensität, wie sie vor allem gegen Irland zu sehen war, können wir uns Hoffnungen auf ein EM-Ticket machen“, insistiert Thalhammer. Und sicher ist auch: Österreich gehört mittlerweile zu den Topf-2-Teams, die Mannschaften aus den anderen Töpfen (von den echten Top-Teams Deutschland, Frankreich und Schweden mal abgesehen) eher lieber nicht ziehen möchten.

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Kein Übermut bei ÖFB-Frauen nach starkem 2:2 in Spanien https://ballverliebt.eu/2015/02/13/oesterreich-spanien-test-oefb-frauen-bayern/ https://ballverliebt.eu/2015/02/13/oesterreich-spanien-test-oefb-frauen-bayern/#comments Thu, 12 Feb 2015 23:56:13 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10845 Kein Übermut bei ÖFB-Frauen nach starkem 2:2 in Spanien weiterlesen ]]> 2:2 auswärts gegen Spanien – das Resultat im ersten Test des Jahres für die ÖFB-Frauen kann sich sehen lassen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass es vor drei Jahren gegen den gleichen Gegner noch ein 1:4 gesetzt hatte und Spanien sich souverän für die WM im Sommer qualifiziert hat. Für Österreich war es aber nicht nur ein gutes Ergebnis, sondern auch der Versuch, sich inhaltlich weiter zu verbessern. Und für eine wichtige Spielerin war’s das Comeback nach über einem Jahr Verletzungspause.

Spanien - Österreich 2:2 (1:1)
Spanien – Österreich 2:2 (1:1)

Nach Platz 2 in der starken WM-Quali-Gruppe liegt nun schon der Fokus auf die im Herbst startende EM-Qualifikation. Das Testspiel gegen Spanien war der Abschluss eines Kurz-Trainingslagers in der Nähe von Murcia, das Match fand in der Küstenstadt San Pedro del Pinatar statt.

Das Spiel

Für EM-Viertelfinalist Spanien war dies der erste Test in der Vorbereitung für die WM im Sommer, im FIFA-Ranking (das bei den Frauen deutlich realistischer berechnet wird als bei den Männern) liegt Spanien auf Rang 15, innerhalb von Europa auf Platz acht – also durchaus ein Gegner von Qualität. Prunkstück ist die Offensive mit Veró Boquete, einer der besten Offensiv-Allrounderinnen weltweit.

Spanien ging recht flott in Führung, hatte auch in der Folge mehr vom Spiel und einige Chancen, aber kurz vor der Pause nützte Nina Burger eine Schlafmützigkeit in der spanischen Abwehr bei einem von der Mittellinie in den Strafraum geschlagenen Freistoß zum 1:1. In der zweiten Hälfte gelang Spanien erneut die Führung, aber nach einer schlecht geklärten Ecke drosch Sophie Maierhofer den Ball zum 2:2 über die Linie.

„Spanien hatte mehr Spielanteile, aber je länger das Spiel dauerte, desto weniger zwingend wurden sie“, resümierte Innenverteidigerin Carina Wenninger, „wir hatten auch einige gute, gezielte Aktionen vor das spanische Tor.“ Wie etwa eine Chance von Lisa Makas kurz vor Schluss, die fast sogar den Sieg bedeutet hätte. „Dafür, dass wir fünf Monate nicht zusammen waren, haben wir recht okay gespielt“, sagt auch Kapitänin Viktoria Schnaderbeck, „wiewohl noch Luft nach oben war. Schön, wenn man das nach einem 2:2 gegen einen so guten Gegner sagen kann.“

Der taktische Schwerpunkt

„In dem einen Jahr, das ich nicht dabei war, ist vor allem im Bereich Pressing, Gegenpressing und Vertikalspiel vieles besser geworden“, vergleicht Wenninger, die ja wegen eines Kreuzbandrisses seit Dezember 2013 außer Gefecht war. Dennoch war Teamchef Thalhammer da, allen Fortschritten zum Trotz, nicht ganz zufrieden.

Gerade bei den Auswärtsspielen in Finnland und Frankreich, also den starken Gruppengegnern, wurde vorne zwar mit ziemlichem Furor angepresst. „Aber die Zahl der im Angriffsdrittel gewonnenen Bälle war dennoch viel zu gering“, so Thalhammer, der in diesem dreitägigen Kurz-Trainingslager in der Nähe von Murcia darauf den Schwerpunkt legte: „Das Anlaufen des Gegners muss noch kompakter und noch konsequenter werden.“

Dazu wird weiter auch an Varianten bei ruhenden Bällen gearbeitet, was etwa vor einem Jahr beim Algarve-Cup schon mit erstaunlich vielen Toren aus Eckbällen belohnt wurde. Nicht selten auch mit eher eigenwillig anmutenden Varianten wie dieser hier:

Nach eigenen Ecken entwickelte Österreich (hier in weiß beim 2:1 gegen Portugal) eine ungemeine Torgefahr, aber auch an Defensiv-Standards wurde gefeilt.
Hier eine Eckball-Variante vom Algarve-Cup 2014

Diesmal versuchte man sich an einer Anstoß-Variante, ähnlich jener, die Zdenek Zeman im Herbst, als er noch Cagliari-Coach war, mit Erfolg gegen Inter Mailand probierte: Anstoß, eine ganze Horde an Spielern rennt nach vorne, der Ball zurück zur Innenverteidigung, und dann hoher Ball in die Zone mit Überzahl.

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Hier die Anstoßvariante vom Spiel in Spanien

Das führte in diesem Fall zwar nicht zum Erfolg, zeigt aber, dass man weiterhin gewillt ist, auch bei Standards mit innovativen bzw. alternativen Ideen arbeiten zu wollen.

Die Rückkehrerin

Carina Wenninger war erstmals seit ihrem Kreuzbandriss am 7. Dezember 2013 wieder dabei. „Ich hab‘ mich mega gefreut, die ganzen Leute wieder zu sehen“, so die Bayern-Innenverteidigerin. Die das Jahr, das sie ausfiel, aber nicht als verlorenes Jahr sehen will: „Ich habe die Gelegenheit genützt, mich im athletischen Bereich zu verbessern. Das betrifft ganz generell die Kraft, aber auch die Stabilität des Körpers von Kopf bis Fuß.“

„Die stundenlangen Sessions in der Reha kann man auch als Lernprozess sehen, der einen von der Psyche her stärker machen kann“, so Wenninger. Sofern fit, ist die 24-jährige Steirerin im ÖFB-Team gesetzt, beim FC Bayern könnte es ob der im Herbst auch ohne ihr extrem stabilen Defensive kurzfristig schwer werden: „Gerade im Defensiv-Verbund wird nicht so leicht gewechselt, wenn dazu keine Not besteht.“

Die Debütantin

Sophie Maierhofer, 18-jährige Steirerin in Diensten von Bundesliga-Tabellenführer St. Pölten, vertrat auf der Linksverteidiger-Position Verena Aschauer (die Freiburg-Legionärin laboriert an einer zähen Schambein-Verletzung – dass das dauern kann, weiß man spätestens seit Steffen Hofmann). „Ihr Einsatz war eigentlich nicht geplant, aber ich hab’s ihr schon zugetraut“, so Teamchef Thalhammer, „und wie unerschrocken sie ihre Gegenspielerin Corredera im Griff hatte, war imponierend.“ Außerdem erzielte sie eben das Tor zum 2:2-Endstand.

Maierhofer, die im Nationalen Zentrum für Frauenfußball in St. Pölten ausgebildet wird, kann daher auch mittelfristig durchaus ein echtes Thema für das Team sein – im April beim Test gegen den Weltranglisten-Zehnten Australien wird sie aber so gut wie sicher nicht dabei sein. Die EM-Quali des U-19-Teams hat da Vorrang.

Die Vielseitige

Eigentlich ist Viktoria Schnaderbeck ja im Mittelfeld-Zentrum vorgesehen, in Abwesenheit der verletzten Wenninger wurde sie 2014 aber im Team zur Innenverteidigerin umfunktioniert und machte das mit ihrer Routine und ihrem Spielverständnis sehr gut. Beim 2:2 gegen Spanien war Wenninger wieder da, dafür fehlte die kurzfristig erkrankte Gini Kirchberger, und Schnaderbeck wurde wieder hinten gebraucht. Eine längerfristige Lösung? „Möglich“, sagt der Teamchef.

Im starken Herbst bei den Bayern etablierte sich die 24-Jährige als Rechtsverteidigerin – was im ÖFB-Team ja eine Position ist, auf der seit längerer Zeit nach der richtigen Besetzung gesucht wird. „Warum nicht“, kann sich Schnaderbeck einen Einsatz auch im Team auf der RV-Position vorstellen, „ich kenn’s ja mittlerweile vom Verein und ich hab‘ ja auch in der Vergangenheit schon auf vielen Positionen gespielt.“

Der Istrien-Cup

Anfang März absolvieren die ÖFB-Frauen vier Spiele beim Istrien-Cup, der zeitgleich zu den etwas renommierteren Test-Turnieren an der Algarve und in Zypern abgehalten wird. Dass es dort nicht gegen Teams aus der tatsächlichen bzw. erweiterten Weltklasse geht, sondern „nur“ gegen die Mittelklasse-Teams Slowakei, Ungarn und Irland, ist dabei nicht einmal ein Nachteil.

„Das ist genau das Richtige“, bestätigt Schnaderbeck: „Wir müssen lernen, gegen solche Gegner noch mehr zu dominieren und sie noch mehr mit den spielerischen Mitteln, die wir mittlerweile haben, in Schach zu halten.“ Gerade gegen die schwächeren Gegner in der WM-Quali (Ungarn, Kasachstan, Bulgarien) ließ man es an genau diesen Attributen vermissen. „Wie wir gegen diese Teams spielen, wird ziemlich sicher den Ausschlag darüber geben, ob wir uns für die EM 2017 qualifizieren oder nicht“, ist Schnaderbeck sicher.

Die EM-Quali

Nach den vier Testspielen in Kroatien und dem Freunschaftsspiel gegen WM-Viertelfinalist Australien geht der Blick zur Auslosung für die EM-Qualifikation. Im Rennen um die 15 freien Plätze für die Endrunde, die 2017 in Holland stattfinden wird, hat sich Österreich dank der zweiten Plätze in den letzten beiden Quali-Kampagnen erstmals in den 2. Topf nach vorne gearbeitet. Neben den acht Gruppensiegern sind auch die sechs besseren Zweiten direkt qualifiziert, die beiden restlichen Zweiten spielen im Play-Off um das letzte Ticket.

„Aus dem 1. Topf brauch ich nicht wieder Frankreich“, sagt Wenninger, „auch nicht zwingend Deutschland“. „Lieber ein Team wie Italien oder Island, das eher in unserer Reichweite liegt“, lautet auch der Wunsch von Schnaderbeck. Mindestens ebenso wichtig wird aber sein, wer aus dem 3. Topf kommt. „Aber egal, wer da kommt – die müssen wir alle schlagen“, betont Wenninger, „wir sind ja nicht durch Zufall im zweiten Topf“. Gelost wird am 13. April.

Die Bundesliga

Die Liga in Österreich (in der St. Pölten klar auf Meisterkurs ist, Abo-Meister Neulengbach wird wohl abgelöst werden) startet erst in einem Monat in die Rückrunde, jene in Deutschland schon an diesem Wochenende. Damit auch für viele ÖFB-Teamspielerinnen – also neben dem Bayern-Quartett (Schnaderbeck, Wenninger, Feiersinger, Zinsberger) auch für Mittelfeld-Spielerin Puntigam und LV Aschauer (beide Freiburg) und für IV Gini Kirchberger (Duisburg). Dazu startet Bremen-Legionärin Katharina Schiechtl in der 2. Liga ins Frühjahr.

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Kirchberger hat beim Vorletzten Duisburg eine neue Trainerin bekommen (Ex-DFB-Stürmerin Inka Grings) und wurde zur Kapitänin befördert, der Kampf um den Klassenerhalt wird aber sehr schwierig. Freiburg wird im gesicherten Mittelfeld ankommen und die Bayern haben es im Herbst geschafft, in die Phalanx aus Wolfsburg, Potsdam und Frankfurt einzubrechen.

„Es hat im Herbst sensationell funktioniert, das Team hat schnell zusammengefunden“, so Schnaderbeck, „wenn wir das halten können, darf man damit schon echt zufrieden sein. Wolfsburg hat weiter eingekauft, ist auch noch in allen Bewerben mit dabei. Frankfurt und Potsdam darf man dazu nie abschreiben. Potsdam ist körperlich immer sehr stark und Frankfurt hat eine sehr hohe individuelle Klasse.“

Erst einmal ein paar Wochen nicht mitwirken kann bei Bayern aber Laura Feiersinger. Sie hat sich zwar von ihrem Schien- und Wadenbeinbruch vor einem Jahr erholt, fällt nun aber mit einer Muskelverletzung aus. „Bitter, es sind ja nur noch neun Spiele für uns“, so Wenninger. Für den Istrien-Cup wird Feiersinger vermutlich auch ausfallen.

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Nach zu knappem 3:1 gegen Finnland: ÖFB-Frauen auf Kurs Platz zwei https://ballverliebt.eu/2014/06/17/nach-zu-knappem-31-gegen-finnland-oefb-frauen-auf-kurs-platz-zwei/ https://ballverliebt.eu/2014/06/17/nach-zu-knappem-31-gegen-finnland-oefb-frauen-auf-kurs-platz-zwei/#comments Tue, 17 Jun 2014 10:54:02 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10330 Nach zu knappem 3:1 gegen Finnland: ÖFB-Frauen auf Kurs Platz zwei weiterlesen ]]> Dass EM-Teilnehmer Finnland absolut in Reichweite ist, haben die ÖFB-Frauen bereits im Hinspiel gezeigt, in dem man haushoch überlegen war, aber 1:2 verlor. Das nie auch nur im Ansatz gefährdete 3:1 im Rückspiel legt den Schluss nahe, dass Österreich Finnland mittlerweile überholt haben könnte, vor allem, weil es nicht mal eine glanzvolle Leistung war, sondern eher eine kämpferische – ohne zwei absolute Leistungsträger. Der Weg zu Gruppenplatz zwei ist damit geebnet. Weil Finnland noch zweimal gegen Frankreich ran muss, jenen Gruppenfavoriten, gegen den Österreich zuvor schon extrem mutig aufgetreten war.

Österreich - Finnland 3:1 (2:0)
Österreich – Finnland 3:1 (2:0)

Weit vorne die Bälle gewinnen, dann schnell umschalten – der Plan wurde schnell deutlich. Dass auf der Position der verletzten Laura Feiersinger mit Nici Billa eine gelernte Stürmerin agiert, wirkte sich dabei positiv aus: Sie sorgte dafür, dass Finnland-LV Tuija Hyyrynen gar nicht erst daran denken konnte, nach vorne zu marschieren. Auch im Mittelfeld-Zentrum kippte keiner ab, so wurde ein engerer Riegel gebildet, der die Finninnen angehen konnte.

Kehrseite der Medaille war aber, dass die Abwehrkette sehr tief stehen blieb und so viel Raum zwischen sich und der restlichen Mannschaft ließ. Am Ehesten rückte noch LV Verena Aschauer auf, Debütantin Katharina Schiechtl auf der rechten Seite blieb recht konsequent hinten. Kapitänin Schnaderbeck, an sich ja im Mittelfeld beheimatet, glich da viel mit ihrem Auge aus und rückte aus dem Abwehrzentrum (wo sie ja die verletzte Wenninger ersetzt) nach vorne.

Hinten mit Risiko, vorne mit Aggressivität

Dieses Loch zwischen den Ketten bildete potenziell eine riesige Gefahr, Finnland bohrte diese aber überhaupt nicht an. Lange Bälle in die Spitze und gelegentliche Vorstöße über die Seiten gab es sehr wohl, aber die nach vorne sehr bieder auftretenden Finninnen hatten extreme Probleme mit der körperlichen Robustheit der Österreicherinnen. Eigentlich ein Novum, war es doch in der Vergangenheit genau diese Robustheit, die dem Team gefehlt hatte.

Jedenfalls preschte das ÖFB-Team in die Zweikämpfe, als gäbe es kein Morgen. Man beließ es nicht beim Anlaufen der Ballführenden, sondern zog konsequent durch, mit der Folge, dass Finnland sich komplett den Schneid abkaufen ließ. Schon in der ersten halben Stunde gab es diverse gute Chancen und Österreich hätte schon 2:0 führen müssen.

Finnland komplett eingeschüchtert

Finnland war jedenfalls so eingeschüchtert, dass sich schon in der 30. Minute beim Stand von 0:0 alle elf Spielerinnen bei einem Eckball im eigenen Strafraum tummelten, nicht eine Einzige lauerte auf einen Konter. Eine Minute später sorgte Lisa Makas – die ganz besonders giftig in die Zweikämpfe ging – das längst überfällige 1:0. Zehn Minuten später fiel das 2:0, als Finnlands Kapitänin Maija Saari nach einem Billa-Freistoß nahe der Outlinie der Ball auf die Füße fiel und von dort ins Tor sprang.

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Lisa Makas erzielt das 1:0 gegen Finnland – was schon hochverdient war

Finnlands Teamchef Andrée Jeglertz – der ja als einstiger Europacup-Siegertrainer durchaus kein Unbekannter ist – drehte in der Halbzeit sein Team mit zwei Wechseln ziemlich um, wollte mit einer neuen LV (Nokso-Koivisto), einer neuen Stürmerin (Sjölund) und damit verbunden einer neuen RV (Hyyrynen) und einer neuen LM (Engman) vor allem über die Außen mehr Druck machen, aber in seinem Team änderte sich genau nichts.

Höheren Sieg verpasst

Das ging sogar so weit, dass Adelina Engman auf der linken Seite in einer bezeichnenden Szene in der 60. Minute den ganzen, rund 25 Meter breiten Platz zwischen den österreichischen Linien vor sich hatte, ihr alle Optionen offenstanden – sie aber den Ball zurückspielte und der ganze mögliche Vorteil völlig verpuffte. So konnten die Gäste nur eine Torchance nützen, als sich in der 79. Minute die eingewechselte LV Tieber zusammen mit IV Kirchberger auf Sjölund konzentrierte und in ihrem Rücken Alanen völlig frei war und zum Anschlusstreffer verwerten konnte.

Ehe 17 Sekunden nach Wiederanpfiff Nadine Prohaska nach einigem Körpereinsatz gegen Nokso-Koivisto zum 3:1 traf und den alten Vorsprung wiederherstellte. Es hätte sogar noch höher werden können, nachdem Torfrau Korpela in der Nachspielzeit die auf die zustürmende Billa fällte und dafür Rot sah. Sarah Puntigam jedoch brachte den Elfmeter nicht an Emmi Alanen (die Feldspielerin musste ins Tor) vorbei.

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Fra-Aut

Finnland muss noch zweimal gegen Frankreich ran, und es ist nicht zu erwarten, dass diese biedere Mannschaft gegen das Weltklasse-Team etwas holt. Es ist nicht mal zu erwarten, dass sich Finnland so mutig präsentiert, wie das die ÖFB-Frauen bei ihrem Spiel in Le Mans gemacht haben – die über 8.000 Zuseher fühlten sich merklich so ein wenig wie im falschen Film.

Frankreich - Österreich 3:1 (3:0)
Frankreich – Österreich 3:1 (3:0)

Denn natürlich hatten sie erwartet, dass die schnellen Französinnen hoch Druck machen, um die Bälle weit vorne zu gewinnen und so zu schnellen und billigen Toren zu kommen. So hatte man etwa Bulgarien schon in der 4. Minute das 3:0 geschossen. Das spielte es gegen Österreich aber nicht.

Weil nämlich auch Österreich sehr hoch presste und, wie später eben auch gegen Finnland, beide Mittelfeld-Spielerinnen horizontal staffelte. Burger und Makas gingen vorne voll drauf, Zadrazil aus dem Zentrum heraus ebenso. Der Favorit war sichtlich erstaunt, dass sich jemand traute, sie so anzugehen.

Frankreichs Hauptplan war es, die österreichischen AV in Laufduelle zu verwickelt. Da hatte die pfeilschnelle Thomis deutliche Vorteile gegenüber der aber auch nicht gerade langsamen Aschauer und Nécib narrte auf der anderen Seite, im Verbund mit Gaetane Thiney, immer wieder Lisi Tieber.

Plötzlich ging’s schnell

Es brauchte aber 19 Minuten bis zur ersten echten französischen Chance (ein Freistoß) und eine halbe Stunde, ehe ein Elfmeter das 1:0 bedeutete. Kurz darauf wurde Tieber ausgespielt und Délie sorgte für das 2:0. Was aber nicht dafür sorgte, dass sich Österreich nun hinten reinstellte und das eh noch erträgliche Ergebnis verwaltete – nein, es wurde weiterhin fleißig nach vorne marschiert. Was die schnelle Thomis noch vor der Pause zum 3:0 aus einem Konter nützte.

Als die Französinnen zu Beginn der zweiten Hälfte merkten, dass auch die 3:0-Führung nicht dafür sorgte, dass man den Widerstand der lästigen Österreicherinnen brach, zogen sie sich merklich zurück und schalteten auf Verwalten-Modus um. Auch, als Sarah Puntigam nach knapp einer Stunde das 1:3 schoss, kam bei den routinierten Gastgebern keine Hektik auf. Das hätte sich ändern können, wenn Nina Burger kurz danach zum 2:3 statt auf den Pfosten getroffen hätte, aber so weit kam es nicht.

Selbst in der 89. Minute schob Österreich noch mit allen Feldspielerinnen in die gegnerische Hälfte.

Fazit: Respekt verschafft

Was bei Frankreich deutlich Eindruck hinterließ. „Das ist die mit Abstand beste und mutigste Mannschaft, gegen die wir in dieser Gruppen spielen müssen“, meinte Frankreichs Teamchef Philippe Bergeroo danach, „und ich habe keinen Zweifel, dass sie hinter und Zweiter werden, und nicht Finnland.“

Der direkte Vergleich mit Finnland (der ja seltsamerweise hier zählt, obwohl es die Qualifikation für eine FIFA-Veranstaltung ist) wurde mit 1:2 und 3:1 gewonnen, womit Platz zwei fix ist, wenn die verbleibenden drei Spiele gewonnen werden (und, eh klar, Finnland kein grobes Wunder in den Spielen gegen Frankreich vollbringt). Das ist in dieser Gruppe ein schöner Erfolg und der logische nächste Schritt, für die Play-Offs der besten vier Gruppenzweiten wird es aber nach menschlichem Ermessen nicht reichen.

Gezeigt hat Österreich in diesen zwei Spielen, dass man körperlich immer mehr auf der Höhe des Geschehens ist. Dass es richtig ist, auch auswärts gegen bessere Teams initiativ zu werden. Und dass es gelingt, gegen Mannschaften auf Augenhöhe Präsenz zu zeigen. Was es noch massiv zu verbessern gilt: Die Torchancen-Verwertung. Denn man hatte schon den Eindruck, dass nach dem 3:1 gegen Finnland die Beteiligten nicht so recht wussten, ob sie jetzt große Freude wegen des Sieges haben sollten, oder sich ärgern, weil auch eich 6:1-Sieg möglich und verdient gewesen wäre.

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Restprogramm Finnland: Bulgarien (H), Bulgarien (A), Frankreich (H), Frankreich (A)

Restprogramm Österreich: Kasachstan (A), Ungarn (H), Kasachstan (H)

Ranking der Gruppenzweiten, wenn alle die verbleibenden Spiele laut Papierform beenden: Italien (19), Schottland (18), Russland (18), Holland (16) / Wales oder Ukraine (16), Island (16, oder Dänemark 12), Österreich (15). Die Ergebnisse gegen die Gruppenletzten fallen weg.

Bereits qualifiziert: Schweiz.

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