Frauen-EM 2021 – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Mon, 01 Mar 2021 10:08:29 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 1:6-Debakel und EM-Ticket: Zwiespältige Woche für ÖFB-Frauen https://ballverliebt.eu/2021/03/01/16-debakel-und-em-ticket-zwiespaeltige-woche-fuer-oefb-frauen/ https://ballverliebt.eu/2021/03/01/16-debakel-und-em-ticket-zwiespaeltige-woche-fuer-oefb-frauen/#comments Mon, 01 Mar 2021 09:10:34 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17395 1:6-Debakel und EM-Ticket: Zwiespältige Woche für ÖFB-Frauen weiterlesen ]]> Statt den März-Turnieren gab es coronabedingt diesmal einen Februar-Länderspiel-Slot für die Frauen. Keines der traditionellen Events in Europa (wie z.B. der Algarve Cup) fand statt, dafür EM-Quali-Nachträge (die Österreich jubeln ließen), einige Trainingslager (wie auch für Österreich) und eine Handvoll Einzelspiele. Die ÖFB-Frauen kamen in Malta zusammen, kassierten dabei eine derbe 1:6-Pleite gegen den WM-Dritten Schweden und gewannen 1:0 gegen die Slowakei.

1:6 gegen Schweden

Österreich – Schweden 1:6 (1:4)

Vor etwas mehr als zwei Jahren spielten die ÖFB-Frauen ein Testspiel in Deutschland. Es endete mit einer österreichischen 1:3-Niederlage, es hätte aber genauso gut 1:7 oder noch böser enden können. Das Match in Malta gegen Schweden war das genaue Gegenteil. Ein 1:3 hätte dem Spiel entsprochen, geworden ist es ein 1:6.

Die Schwedinnen sind zwar WM-Dritter und sie haben ihre Qualitäten, aber das spielerische Gestalten eines eigenen Angriffsspiels gehört nicht dazu. Dass Österreich, in einem 4-1-4-1 aufgestellt, versuchen würde, die Spieleröffnung von Schweden durch Anlaufen zu stören, war naheliegend. Schweden spielte aber, sobald sich eine der Achter Zadrazil oder Höbinger zum Anlaufen aus dem Verbund lösten, sofort direkt oder per Doppelpass in das im Rücken entstehende Loch. „Das ist ein ganz einfacher Fußball“, so ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann, „die machen keine Fehler, kaum Ballverluste. Das ist in seiner Klarheit sehr beeindruckend.“

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Geschenkte Gegentore

Das 0:1 entstand aus einem Eckeball, das 1:3 genauso. „Tatsache ist, dass wir von der Körperlichkeit da im Nachteil sind“, sagt Fuhrmann mit einem Blick auf zierliche Persönchen wie Höbinger, Naschenweng und Wienroither – wenn da eine Sembrant daher rauscht oder, wie gegen Frankreich, die 1,87-m-Kante Wendie Renard, wird es eben finster. Auch darum wurde von reiner Raum-Deckung bei Standards auf ein gemischtes Mann-Raum-System umgestellt, aber: „Wenn ich als Verteidigerin merke, dass ich nicht zum Kopfball komme, darf wenigstens die Gegenspielerin den auch nicht erreichen.“ Davon war bei den Gegentoren nicht viel zu sehen.

Nach dem zwischenzeitlichen 1:1 durch Gini Kirchberger – auch aus einem Eckball, sollte man nicht vergessen – drehte Kathi Naschenweng ihren Korken, der Fehler bei der Ballannahme legte Rolfö quasi das 2:1 für Schweden auf. Auch später, bei 1:5, war die 23-jährige Kärntnern ursächlich beteiligt, sie war für Jakobsson vor ihrer Flanke auf Rolfö nur Geleitschutz. Insgesamt wirkte Naschenweng sehr verunsichert, auch im Spiel gegen die Slowakei. „Das waren bittere Spiele für sie, das ist natürlich nicht angenehm“, sagt Fuhrmann, aber zum Sport gehört auch, kritisiert zu werden und daraus zu wachsen.

1:0 gegen die Slowakei

Kontrolliert und mit Zug ins Angriffsdrittel zu kommen, ist schon langem ein Problem, zuletzt etwa beim letzten EM-Quali-Spiel gegen Serbien zu erkennen. Feiersinger und Dunst, die Außen gespielt haben – spielen mussten, mangels fitter Alternativen wie Julia Hickelsberger – sind von ihrem Naturell her eher im Zentrum daheim. Das merkte man vor allem beim 1:0 gegen die Slowakei, wo beide von der Außenlinie wegdrifteten, anstatt Breite zu geben, wie das die Außenspielerinnen im 2-3-2-3 von Fuhrmanns Vorgänger Dominik Thalhammer gemacht hatten.

Es gab einen Sieg, was nach dem schwer zu verkaufenden 1:6 gegen Schweden gut und wichtig war, schön im engeren Sinn war das Geholze aber nicht. Die Slowakinnen machten ein Stop-and-Go-Spiel daraus, viele robuste Zweikämpfe, viel Doppeln der österreichischen Ballführenden, viele Unterbrechungen, kein Spielfluss. So einen Auf-die-Goschen-Fußball kann die Slowakei besser und deren Trainer Peter Kopun ließ sich nach dem Spiel auch damit zitieren, dass er genau das von seinem Team sehen wollte. Er setzte übrigens drei aktuelle (Biroova, Mikolajova und Havranova) sowie eine ehemalige (Skorvankova) Österreich-Legionärin ein, weitere (Vojetkova, Lemesova, El-Dahaibiova) waren im Kader – neben der tschechischen Liga ist die österreichische in der Regel die erste, in die es junge slowakische Spielerinnen zieht.

Österreich – Slowakei 1:0 (1:0)

„Gegen Schweden haben wir einige gute Bälle gespielt, wo wir mit Flachpässen die gegnerischen Linien gebrochen haben“, sagt Fuhrmann, aber der fehlende Punch nach vorne war gegen die Slowakei offensichtlich. „Wir müssen mehr Variationen reinbringen. Vor die Kette, hinter die Kette, das ist eine Frage des Erkennens der Räume und auch der technischen Ausführung.“

Das Zentrum im Blick

Sarah Zadrazil, die am Tag des Schweden-Spiels 28 Jahre alt wurde, hat ihre Komfortzone in Potsdam – wo sie Kapitänin war und der Routinier in der verjüngten Truppe – verlassen und sich bei Bayern München einer neuen Herausforderung gestellt. „Ein mutiger Schritt, der ihren Ehrgeiz unterstreicht, auch weil Bayern ja groß eingekauft hat und sie wusste, dass sie um jeden Einsatz kämpfen wird müssen“, so Fuhrmann. Innerhalb von einem Monat hat sich Zadrazil aber bombenfest in die Starformation beim noch ohne Punktverlust an der Spitze thronenden Team festgespielt.

An ihr konnte sich die acht Jahre jüngere Marie Höbinger letzte Saison in Potsdam anhalten, das kann sie auch jetzt im Nationalteam. Ihr merkte man die fehlende Spielpraxis nach Verletzung im Oktober und langer Winterpause aber an, ihre Pässe waren oft sehr vorsichtig, viel quer, auch zurück. Die Antritte, die Fuhrmann von ihr mehr sehen will, gab es eher selten. Bei 1:0 gegen die Slowakei gelang Höbinger ihr erstes Tor im ÖFB-Trikot, immerhin.

Erkenntnis: „Vorne pressen liegt uns am Besten“

Die Verarbeitung des 1:6 war „auch emotional schwierig“, weil das Spiel „in einigen Bereichen ein Schritt nach vorne war, auch wenn man das am Resultat nicht sieht“, so Fuhrmann. Die Bedingungen waren in Ordnung, vor allem, dass man auf Rasen trainieren konnte – nicht so wie die meisten Spielerinnen in Österreich und Deutschland, wo Kunstrasen oder Schneematsch der Alltag war.

Man wollte gegen Schweden Handlungsoptionen im Spiel gegen den Ball erproben, im Mittelblock agieren und den Gegner – der gerne das Zentrum überlädt – nach Außen lenken. Die Erkenntnis? „Wenn wir vorne draufpressen, liegt uns das am Besten“, bestätigt die Teamchefin. Nichts neues – Gegner wie die Slowakei lassen das aber nicht zu und Schweden hat jede Unsauberkeit im Anlaufen eiskalt genützt.

Und im Tor? Weil die bei Arsenal spielende Manuela Zinsberger keine Einreise-Erlaubnis in Malta bekommen hat (ebenso wie die schwedischen Außenverteidigerinnen Magda Eriksson und Jonna Andersson sowie Zweiergoalie Zecira Musovic, alle von Chelsea), kamen Jasmin Pal und Kristin Krammer zu ihren Länderspiel-Debüts. Pal fehlt natürlich die kommandierende Ausstrahlung einer Zinsberger, hat bei den Ecken auch nicht direkt aufgeräumt und es waren der Nervosität geschuldete Unsicherheiten zu sehen, sie hat aber auch einen Elfmeter gehalten. Kristin Krammer durfte gegen die Slowakei ran, nachdem sich Pal beim Aufwärmen wehgetan hatte, sie erledigte ihre Sache solide, war aber auch nicht im Dauerbeschuss.

Teamchefin Fuhrmann gibt zu, dass sie auch Isabella Kresche gerne gesehen hätte, die wegen einer Handverletzung aber nicht dabei war. Dass Manuela Zinsberger auf längere Zeit die unantastbare Nummer eins bleibt, liegt aber so oder so auf der Hand.

KADER ÖSTERREICH: Tor: Vanessa Gritzner (23 Jahre, Sturm Graz, 0 Länderspiele/0 Tore), Kristin Krammer (18, Neulengbach, 0/0), Jasmin Pal (24, Sand/GER, 0/0). Abwehr: Anna Bereuter (19, St. Pölten, 0/0), Marina Georgieva (23, Sand/GER, 3/0), Virginia Kirchberger (27, Frankfurt/GER, 79/1), Katharina Naschenweng (23, Hoffenheim/GER, 17/0), Yvonne Weilharter (20, Leipzig/GER 2, 5/0), Carina Wenninger (30, Bayern/GER, 100/4), Laura Wienroither (22, Hoffenheim/GER, 8/0). Mittelfeld: Celina Degen (19, Hoffenheim II/GER 2, 0/0), Barbara Dunst (23, Frankfurt/GER, 38/4), Jasmin Eder (28, St. Pölten, 49/1), Laura Feiersinger (27, Frankfurt/GER, 79/14), Marie Höbinger (19, Potsdam/GER, 5/0), Sarah Puntigam (28, Montpellier/FRA, 105/17), Sarah Zadrazil (28, Bayern/GER, 80/11). Angriff: Nicole Billa (24, Hoffenheim/GER, 64/27), Stefanie Enzinger (30, St. Pölten, 18/1), Lisa Makas (28, St. Pölten, 63/18), Elisabeth Mayr (25, Basel/SUI, 8/0), Besi Pireci (21, Landhaus, 0/0). Teamchefin Irene Fuhrmann (40). Nicht im Kader: Zinsberger (keine Einreise-Erlaubnis), Schnaderbeck (verletzt), Aschauer (operiert), Schiechtl (verletzt), Hickelsberger (verletzt), Pinther (verletzt), Kolb (verletzt), Kresche (verletzt), Kolb (verletzt).

KADER SCHWEDEN: Tor: Jennifer Falk (27 Jahre, Häcken, 5 Länderspiele/0 Tore), Emma Holmgen (23, Eskilstuna, 0/0, Hedvig Lindahl (37, Atlético Madrid/ESP, 170/0). Abwehr: Nilla Fischer (36, Linköping, 183/23), Hanna Glas (27, Bayern/GER, 39/0), Amanda Ilestedt (28, Bayern/GER, 37/4), Emma Kullberg (29, Häcken, 2/0), Amanda Nildén (22, Eskilstuna, 0/0), Julia Roddar (29, Washington/NWSL, 7/0), Josefine Rybrink (23, Kristianstad, 0/0), Linda Sembrant (33, Juventus/ITA, 124/13). Mittelfeld: Filippa Angeldal (23, Häcken, 5/3), Hanna Bennison (18, Rosengård, 4/0), Nathalie Björn (23, Rosengård, 22/3), Rebecka Blomqvist (23, Wolfsburg/GER, 4/1), Filippa Curmark (25, Häcken, 1/1), Sofia Jakobsson (30, Real Madrid/ESP, 118/22), Johanna Kaneryd (24, Häcken, 0/0), Olivia Schough (29, Rosengård, 79/11), Caroline Seger (35, Rosengård, 209/28). Angriff: Kosovare Asllani (31, Real Madrid/ESP, 144/37), Stina Blackstenius (25, Häcken, 58/14), Rosa Kafaji (17, AIK, 0/0), Mimmi Larsson (26, Rosengård, 26/6), Hanna Lundkvist (18, Hamarby, 0/0), Lina Hurtig (25, Juventus/ITA, 34/9), Fridolina Rolfö (27, Wolfsburg/GER, 47/12). Teamchef Peter Gerhardsson (61).

KADER SLOWAKEI: Tor: Patrícia Chládeková (23, Saarbruücken/GER 2, 5/0), Lucia El-Dahaibiová (32, Altenmarkt/AUT, 37/0), Mária Korenčiová (31, Milan/ITA, 94 Länderspiele/0 Tore). Abwehr: Diana Bartovičova (27, Slavia Prag/CZE, 88/8), Monika Bytčánková (22, Slovan Bratislava, 2/0), Alexandra Bíróová (29, St. Pölten/AUT, 97/6), Patrícia Fischerová (27, Czarny Sosnowiec/POL, 75/3), Andrea Horváthová (25, Czarny Sosnowiec/POL, 34/0), Diana Lemešová (20, Altenmarkt/AUT, 0/0), Natália Miniariková (19, Myjava, 0/0), Jana Vojteková (29, Freiburg/GER, 95/13), Petra Zdechovanová (25, Rybnik/POL, 47/0). Mittelfeld: Dominika Koleničková (28, Saarbücken/GER 2, 26/1), Kristína Košíková (27, Liberec/CZE, 29/0), Mária Mikolajová (21, St. Pölten/AUT, 46/6), Lucia Ondrušová (32, Sparta Prag/CZE, 99/11), Kristína Panáková (19, Myjava, 1/0), Stela Semanová (19, Bardejov, 1/0), Dominika Škorvánková (29, Montpellier/FRA, 97/15). Angriff: Monika Havranová (23, Horn/AUT, 34/0), Patrícia Hmírová (27, Górnik Leczna/POL, 84/15), Veronika Sluková (22, Czarny Sosnowiec/POL, 30/1), Martina Šurnovská (22, Slavia Prag/CZE, 36/1). Teamchef Peter Kopúň (35).

EM-Quali: Österreich ist dabei – just about

Am letzten regulären EM-Quali-Spieltag am 1. Dezember, als die ÖFB-Frauen zu einem mühevollen 1:0 über Serbien gekommen waren, wäre der Fixplatz bei der EM schon beinahe fix gewesen – bis Finnland in der 95. Minute das 1:0-Siegtor in Schottland erzielte. Eben jenes finnische Team, das Österreich vor knapp drei Monaten in die Zitterei reingeritten hat, erlöste es nun auf die selbe Weise – mit einem 1:0-Siegtor in der 93. Minute gegen Portugal. Damit konnte Österreich im Ranking der Gruppenzweiten nicht mehr von Portugal UND Italien verdrängt werden.

Das finnische Siegtor gegen Portugal war wichtig, weil Portugal in der Folge erneut gegen Schottland gewann (und bei einem 0:0 in Helsinki damit vor Österreich gewesen wäre) und dann auch Italien 12:0 gegen Israel gewonnen hat. Das 7:0, mit dem Italien an Österreich vorbei zog, hatten die Azzurre schon zur Halbzeit beinander.

Dass gleich fünf der neun Gruppenzweiten mit einem Zähler gegen den Gruppensieger und ohne Punktverluste gegen die restlichen Gegner reinkommen, ist ein absolutes Novum und dass Österreich – noch dazu in einer Gruppe mit den starken Französinnen – hier zu den Top-3 gehört, ist hoch einzuschätzen. In sieben der acht EM-Quali-Spiele blieb Österreich zudem ohne Gegentor.

Die Schweiz, Portugal, Russland, Tschechien, die Ukraine und Überraschungs-Team Nordirland werden nun ohne Setzung zu drei Duellen gelost und ermitteln die drei restlichen EM-Teilnehmer. Da Österreich sich nun das EM-Playoff erspart, wird der nächste Länderspiel-Slot (zwischen 5. und 13. April) für ein bis zwei Länderspiele frei. Sollten es die Bedingungen einigermaßen erlauben, kann davon ausgegangen werden, dass der ÖFB sich auch zwei Matches organisieren wird.

Am 30. April wird dann die WM-Qualifikation für das Turnier in Australien und Neuseeland 2023 ausgelost. Europa hat für die auf 32 Teilnehmer erweitertete WM elf Fixplätze und einen im interkontinentalen Playoff erhalten, was doch eher am oberen Ende dessen ist, was zu erwarten war. Bei den 24er-Turnieren von 2015 und 2019 kamen acht europäische Teams durch die Qualifikation.

Österreich ist im inner-europäischen Ranking auf Platz 12, was einem sicheren Platz im zweiten Lostopf entspricht. Wie genau die UEFA die WM-Teilnehmern von 2023 ermitteln wird, hat sie noch nicht bekannt gegeben. Dieser 12. Platz bedeutet auch, dass Österreich bei der EM-Auslosung fix im dritten der vier Lostöpfe sein wird, 2017 war es noch der vierte. Wurscht oder Wahnsinn, Irene Fuhrmann? „In der Praxis wahrscheinlich wurscht, weil jeder Gegner eine Herausforderung wird, egal aus welchem Topf.“

Fast keine Turniere, zahlreiche Daheimgebliebene

Kein Algarve-Cup (erstmals seit der Erstauflage 1994), kein Cyprus Cup (erstmals seit der Premiere 2008), auch das 2020 ins Leben gerufene „Tournoi de France“ schrumpfte zu zwei Testspielen. Nur der SheBelieves Cup in den Orlando (Gastgeber USA gewann mit drei Zu-Null-Siegen vor Brasilien, Kanada und Argentinien) lief in annähernd gewohnter Form ab.

Deutschland, Holland und Belgien – die sich unter dem Motto „Three Nations One Goal“ gemeinsam um die WM 2027 bewerben – hielten mit jeweils einem Heim- und einem Auswärtsspiel ein eigenes Mini-Turnier ab. Holland (6:1 in Belgien und ein deutlich zu knappes 2:1 gegen Deutschland) gewann, den zweiten Platz sicherte sich Deutschland mit einem relativ mühelosen 2:0 gegen Belgien.

Zwölf Länder (Spanien, Italien, Schottland, Finnland, Polen, Portugal, Rumänien, Slowenien, Kroatien, Israel, Aserbaidschan und Moldawien) waren eben noch damit beschäftigt, die EM-Quali-Gruppen zu vervollständigen. Frankreich sagte das eigene Turnier (geplant mit Island, Norwegen und der Schweiz) ab und spielte stattdessen zweimal gegen die Schweiz (jeweils 2:0).

EM-Gastgeber England kam im ersten Spiel unter Interims-Trainerin Hege Riise (Ex-Teamchef Phil Neville ist schon beim MLS-Klub von Spezi David Beckam, Nachfolgerin Sarina Wiegman macht noch Olympia mit Holland) zu einem 6:0 über Nordirland. In der Türkei kamen die Teams von Serbien, Russland und der Ukraine sowie Indien zusammen, sie spielten untereinander ebenso Friendlies (Srb-Ukr 1:1, Rus-Ind 8:0; Ukr-Ind 3:2, Srb-Rus 2:0) wie etwa Österreich, Schweden und Co. in Malta. Montenegro besiegte Österreichs Quali-Gruppengegner Nordmazedonien 5:0.

Norwegen und Island (nach der Absage in Frankreich) sowie Dänemark und Irland ließen den Termin verstreichen; Wales (Abgang von Langzeit-Teamchefin Ludlow), Albanien und die Färöer hielten Trainingslager ohne Matches ab, ebenso wie die Tschechinnen, bei denen ein Testspiel gegen eine Baskenland-Auswahl platzte. In Bosnien, Belarus und der Türkei kamen nur die Junioren-Teams zusammen (obwohl die 2021er-Europameisterschaften abgesagt wurden).

Alle anderen Nationalteams – darunter auch Ungarn und Griechenland sowie der Kosovo, der schon die letzten Quali-Spiele im Herbst ohne die zahlreichen in Deutschland und Österreich beheimateten Stammkräfte hatte absolvieren müssen – blieben in diesem Länderspieltermin inaktiv.

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Nach spätem 1:0 über Serbien: „Bitte warten“ für ÖFB-Frauen https://ballverliebt.eu/2020/12/02/osterreich-serbien-frauen-em-quali-playoff/ https://ballverliebt.eu/2020/12/02/osterreich-serbien-frauen-em-quali-playoff/#comments Wed, 02 Dec 2020 11:58:51 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17312 Nach spätem 1:0 über Serbien: „Bitte warten“ für ÖFB-Frauen weiterlesen ]]> Die Minimal-Pflicht wurde erfüllt: DIe ÖFB-Frauen besiegten Serbien im letzten Spiel der EM-Qualifikation mühsam mit 1:0. Einer fürchterlichen ersten Halbzeit folgte zumindest eine gut gemeinte zweite, angetrieben von Sarah Zadrazil erzwang Österreich den späten Siegtreffer. Zwei Tore fehlten aber, um die EM-Teilnahme 2022 jetzt schon sicher zu haben. Jetzt heißt es warten, was bei den coronabedingt verschobenen Spielen anderer Gruppen im Februar herauskommt – das Playoff droht noch immer.

Österreich – Serbien 1:0 (0:0) – erste Halbzeit

Serbien hatte Österreich schon in der Qualifikation für die WM 2019 zwei Punkte abgeknöpft, und auch in diesem Spiel erwiesen sie sich als ein geschickter Gegner mit einem klaren Plan. Allerdings trug auch Österreich mit einer verunglückten Marschroute in der ersten Halbzeit kräftig dazu bei, dass eine serbische 2:0-Pausenführung durchaus korrekt gewesen wäre.

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Österreich gibt das Zentrum preis

Teamchefin Irene Fuhrmann baute wieder auf ein 5-4-1, mit dem vor einem Monat immerhin ein 0:0 gegen Frankreich erreicht wurde und das auch zuletzt beim 0:3 auswärts beim Gruppenfavoriten (der zum Abschluss 12:0 gegen Kasachstan gewann) zum Einsatz kam. Dort war die Spielweise jeweils sehr defensiv gewesen: Mit zwei dichten Ketten verteidigen und die schnellen Außenspielerinnen des Gegners doppeln und so möglichst zu isolieren.

Serbien spielt aber nicht annähernd so dominant wie Frankreich. Im Gegenteil: Hier war der Fokus darauf gelegt, selbst mit den zwei Viererketten im 4-4-1-1 sicher zu stehen und mit giftigem Anlaufen und schnellem Umschalten zu Chancen zu kommen.

Das Offensiv-Trio der Österreicherinnen mit Billa, Dunst und Enzinger presste hoch auf die serbische Eröffnung, aber die Fünfterkette blieb dabei weit hinten. Somit hatten Zadrazil und Eder das komplette Zentrum abzudecken, was kaum möglich war. Immer und immer wieder spielte Serbien durch das offene Zentrum mit Tempo hindurch. Carina Wenninger musste in ihrem 100. Länderspiel oft aus der Fünferkette aufrücken, um Cankovic zu stellen, die einen großen Aktionsradius hatte. So ergab sich zum offenen Zentrum auch ein Loch in der Abwehrkette.

Torhüterin Manuela Zinsberger verhinderte diverse Male, dass Serbien den Führungstreffer erzielt. Österreich blieb indes offensiv völlig harmlos.

Umstellungen für die zweite Halbzeit

Österreich – Serbien, zweite Halbzeit

Fuhrmann stellte in der Pause auf ein 4-3-3 um, indem Puntigam auf die Sechs ging, und brachte die offensivere Feiersinger (zuletzt mit lädiertem Knie out) statt der eher für das Ballhalten zuständigen Eder sowie Naschenweng für die wirkungslose Enzinger auf der linken Außenbahn (später dann Seitentausch mit Dunst).

Die Abwehrkette rückte wesentlich weiter auf – bis annähernd zur Mittellinie – womit Serbien kaum mehr Platz hinter der ersten Pressing-Welle fand, der vor der Pause noch so effektiv bespielt worden ist. Es blieb aber dabei, dass die österreichischen Pässe oft sehr ungenau waren und Serbien sich weiterhin geschickt zwischen die Linien bewegte bzw. mit Steilpässen hinter die ÖFB-Abwehr zu kommen versuchte.

Österreich hatte das Spiel im Zentrum nun besser im Griff, ritt aber immer noch auf einer Glückswelle, da Serbien vielversprechende Angriffe im letzten Moment verstolperte.

Zadrazil treibt an

In dieser Phase übernahm Sarah Zadrazil volleds das Kommando im österreichischen Team. Nicht nur ihre Körpersprache vermittelte Kampfgeist, sondern auch ihre Aktionen: Sie forderte nun immer mehr den Ball, trug ihn selbst nach vorne, erarbeitete sich Chancen. Einmal war ihre Hereingabe von rechts weder wirklich Torschuss noch wirklich Flanke, einmal zog sie einen Stanglpass von links zu nah an die serbische Torfrau – aber die Bayern-Legionärin war nun überall unterwegs.

Nach 78 Minuten spielte Serbiens Keeperin Kostic einen Ball kurz auf Linkverteidigerin Bradic, die sofort von Naschenweng angepresst wurde und in ihrer Panik genau das Falsche machte: Sie schob den Ball zentral vor den Strafraum, wo aber keine Mitspielerin, sondern Zadrazil stand. Sie spielte sofort steil auf Billa, die zum 1:0 traf.

Angesichts des knappen 1:0-Sieges von Island gegen Ungarn am Nachmittag hätte ein 3:0 für Österreich genügt, um sich in eine bessere Position zu bringen und angesichts der Ergebnisse der Abendspiele hätte das sogar fix zum EM-Ticket gereicht. Aber nach den mühsamen 80 Minuten vor dem Führungstor und dem Wissen, dass ein Ausgleich das Team definitiv ins Playoff schicken würde, gab es nicht mehr den allergrößten Nachdruck. Es blieb beim 1:0.

Fazit: Glücklicher Sieg. Und jetzt: Warten!

Anders als im April 2018, als man von Serbien in einem ähnlich zähen Spiel bei einem 1:1 gehalten wurde und mit diesem Punktverlust die Chancen auf die WM begraben hat, gelang diesmal immerhin noch der wichtige Siegestreffer. Die falsche Strategie in der ersten Hälfte hätte diesmal schon alles zunichte gemacht, wenn nicht Manu Zinsberger so stark gehalten hätte. Fuhrmanns Umstellungen in der Halbzeit behoben die gröbsten Schwächen, aber es bleibt dennoch ein glücklicher Sieg.

Aber immerhin: Ein Sieg. Die Schweiz hat ihre Chance auf den Gruppensieg und auch jene darauf, als einer der besten drei Zweiten direkt und ohne Playoff zur EM in England zu fahren, mit einer 0:4-Ohrfeige in Belgien eingebüßt – mit zwei De-facto-Eigentoren von Ersatzkeeperin Elivra Herzog, die statt der corona-positiven Einser-Torhüterin Gaëlle Thalmann ran musste. Island war gegen ein keineswegs in Bestbesetzung angetretenes Team aus Ungarn spielerisch ziemlich ärmlich unterwegs und kam auch nur zu einem 1:0-Sieg.

Island gewinnt mühsam in Ungarn, die Schweiz kassiert in Belgien eine Ohrfeige

Dänemark fehlten sechs Spielerinnen wegen positiven Tests oder Quarantäne, womit das 0:0 gegen Italien eh als Erfolg zu werten ist; ein dänischer Sieg hätte Österreich aber auch schon zum Fix-Ticket verholfen. Und doch hätte es zu 99,9% schon gereicht, ohne noch auf die Nachtragsspiele im Februar schauen zu müssen, wäre da nicht Finnlands Siegtreffer in der 95. Minute in Schottland gewesen.

Die Lage in der EM-Qualifikation

Alle Gruppen. ROT: Fix qualifiziert. GRÜN: Zumindest fix im Playoff

Die neun Gruppensieger sowie die drei besten Zweiten sind qualifiziert (wobei in den Sechser-Gruppen die Resultate gegen Estland bzw. Georgien gestrichen werden). Titelverteidiger Holland und der ehemalige Abo-Europameister Deutschland sind mit dem Punktemaximum durch, Norwegen kann das auch noch erreichen. Frankreich hat ebenso wie Schweden und Dänemark einmal Punkte gelassen, Belgien hat mit dem 4:0 gegen die Schweiz die 1:2-Auswärtsniederlage wettgemacht und Spanien konnte sich ein 0:0 in Polen erlauben – mit einem Heimsieg gegen Polen und/oder Aserbaidschan ist die Qualifikation eingefahren. Island gehört schon fix zu den drei besten Zweiten.

Dieses Ranking ist jetzt für Österreich interessant.

In zwei Gruppen können die Zweiten noch eine bessere Bilanz aufweisen als Österreich, wenn die Nachtragsspiele (angekündigt für Februar, aber noch nicht genau terminisiert) erledigt Sind. Italien hat das Heimspiel gegen Israel noch offen, würde mit einem 2:0 an der Schweiz vorbeigehen und mit einem 6:0 auch an Österreich und wäre damit fix dabei. Das Auswärtsspiel in Tel-Aviv hat Italien zwar nur 3:2 gewonnen, aber erbitterten Widerstand wird Israel wohl nicht leisten. Bei einem Italien-Sieg mit maximal +5 wäre Österreich aber ohne Playoff bei der EM.

Vertrackter ist die Lage in Gruppe E, und zwar vor allem dank Finnlands spätem Siegtreffer. Schottland ist fix raus, es geht zwischen Finnland und Portugal. Das Hinspiel in Portugal endete 1:1, das Match in Finnland steht noch aus und das ist das erste Schlüsselspiel. Gewinnt Finnland daheim gegen Portugal, ist Österreich ohne Playoff dabei – denn in dem Fall bräuchte Portugal zum Abschluss ein 13:0 in Schottland, und das geht nicht.

Bei einem 0:0 und einem 1:1 wäre Portugal immer noch Gruppenzweiter und müsste immer noch in Schottland gewinnen (Höhe egal), um Österreich zu überholen. Siegt Portugal jedoch in Finnland, wäre Finnland auf jeden Fall Zweiter und dank der schon jetzt guten Tordifferenz in der Lage mit einem (je nach Höhe der Niederlage gegen Portugal) 5:0 in Zypern alles klar zu machen.

Beste ÖFB-Quali ever – und doch fehlen zwei Tore

Wollen wir auf die Suche nach den beiden Toren gehen, die fehlen, um jetzt schon jubeln zu dürfen? Am Ehesten wohl in Skopje, wo es „nur“ ein 3:0 gab. Klar ist aber auch: Erstmals reicht es für zumindest einen Zweitplatzierten nicht, sich über dem Strich zu halten, obwohl er zumindest einen Punkt gegen den Gruppensieger geholt hat. Damit war auch Österreichs 0:0 daheim gegen Frankreich im Nachhinein betrachtet so wichtig.

Die ÖFB-Frauen haben die beste Qualifikation ihrer Geschichte absolviert. Zum zweiten Mal gab es 19 Punkte in einer Fünfergruppe (was analog zu 25 in einer Sechsergruppe wäre). Als dies in der Quali für die EM 2013 zum ersten Mal gelang, waren es aber „nur“ 16:10 Tore. Nun hält man bei 22:3, blieb in den acht Spielen siebenmal ohne Gegentor, und doch muss man noch zittern.

Zwischen der ersten Hälfte der Qualifikation und der zweiten lagen nicht nur neun Monate, sondern auch der Wechsel von Dominik Thalhammer zu Irene Fuhrmann auf der Teamchef-Position sowie die Verschiebung der EM in England von 2021 auf 2022. In den letzten Monaten war auch die Personalsituation sehr angespannt – Schiechtl fehlte praktisch den ganzen Herbst, Feiersinger ging es ähnlich, die etatmäßige Kapitänin Schnaderbeck fehlte beim letzten Doppelspieltag, Talent Marie Höbinger in den letzten drei Spielen, Flügelflitzerin Julia Hickelsberger – so wichtig für das erfolgreiche WW-Systemspiel im Herbst 2019 – hat ein kaputtes Knie von Kasachstan mit nach Hause genommen.

Österreich hat zum fünften Mal in Folge eine Qualifikation auf dem zweiten Platz abgeschlossen, das steht schon mal fest. Alles weitere hat man eh nicht mehr in der eigenen Hand. Die eigene Pflicht wurde grundsätzlich mal erfüllt. Jetzt liegt es an den anderen, ob man dennoch den Umweg über das Playoff braucht, oder ob man sich schon mit der EM-Endrunde sowie der Quali für die WM 2023 in Australien und Neuseeland beschäftigen kann. Diese ist noch nicht ausgelost. Österreich wird aus dem zweiten Topf gezogen werden.

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Dank 0:0 gegen Frankreich dem EM-Ticket ganz nah https://ballverliebt.eu/2020/10/28/oesterreich-frankreich-frauen-fuhrmann-punktgewinn/ https://ballverliebt.eu/2020/10/28/oesterreich-frankreich-frauen-fuhrmann-punktgewinn/#comments Wed, 28 Oct 2020 00:36:47 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17226 Dank 0:0 gegen Frankreich dem EM-Ticket ganz nah weiterlesen ]]> Österreichs Fußball-Frauen kamen vor allem in der Schlussphase heftig unter Druck und lieferten dem Weltranglisten-Dritten aus Frankreich eine kernige Abwehrschlacht. Sie hielten aber Stand und zitterten das 0:0 über die Zeit. Mit diesem Punkt gegen den Gruppenkopf ist das EM-Ticket für die auf 2022 verschobene Endrunde in England zum Greifen nahe, die ÖFB-Frauen haben nun alles in der eigenen Hand.

Österreich – Frankreich 0:0

Ohne das Tempo einer Julia Hickelsberger (Knie kaputt) und ohne die Routine einer Laura Feiersinger (Sehne im Fuß beleidigt) und ohne die Energie einer Marie Höbinger (Knie lädiert) musste Teamchefin Irene Fuhrmann gegen den Gruppenkopf, der seine letzten 32 EM- und WM-Qualispiele seit 2010 allesamt gewonnen hat (und in Gruppen sogar 46 seit 2007, das 0:0 gegen Italien vor zehn Jahren war im Playoff), auskommen.

Strategie gegen Frankreichs Flügel-Tempo

Da Frankreich seit Jahren konsequent über die Flügel aufbaut und dort auch viel Tempo zur Verfügung steht, war vor allem der Ausfall von Hickelsberger eine Hypothek. Die 21-Jährige, die sich zuletzt in Kasachstan schwer verletzt hatte, ist maßgeblich für das österreichische Spiel geworden. „Auch körperlich können wir nicht 90 Minuten Angriffspressing spielen“, sagte Fuhrmann schon vor einem Monat über das Frankreich-Spiel, „Außerdem sind die mit ihrem Tempo ja weg, überlaufen uns!“ Ein Moped würde es da brauchen, sagte die Teamchefin vor ihrem zweiten Länderspiel scherzhaft.

Also musste eine andere Strategie her. Österreich stellte sich in einem 5-4-1 auf, das seinen klaren Fokus auf die defensive Kontrolle der französischen Flügel hatte. Sprich: Wenn die Französinnen am Flügel schnell sein können, dann soll ihnen das wenigstens nix bringen. Dass sich Frankreichs Teamchefin Diacre mit den Lyon-Spielerinnen überworfen zu haben scheint und ihre zwei schnellsten und trickreichsten Flügelspielerinnen Majri und Cascarino draußen ließ, hat Österreich zumindest nicht geschadet.

3-gegen-2-Situationen herstellen

Gegen das französische 4-1-4-1 konnte Österreich auf den Außenbahnen 3-gegen-2-Situationen herstellen: Die nominelle Flügelstürmerinnen (Enzinger bzw. Dunst) hatten mit den Wing-Backs (Wienroither bzw. Aschauer) und den äußeren Spielerinnen drei Dreierkette (Kirchberger bzw. Schnaderbeck) Überzahl gegen die französischen Flügel-Duos.

„Wir wussten, dass wir die Doppelpässe auf den Flügeln kontrollieren müssen“, so Fuhrmann, „da wurde uns im März bei den beiden Testspielen gegen die Schweiz schon einiges aufgezeigt.“ Dort wurde speziell mit Blick auf das eigentlich im April geplante Match gegen Frankreich probiert, Doppelpässe auf den Außenbahnen relativ tief zu verteidigen.

Torrent und vor allem Karchaoui rückten nun oft weit auf und spielten ihre Doppelpässe mit den schnell antretenden Diani und Asseyi, zumeist war aber irgendwann doch ein österreichisches Bein dazwischen. Die Hereingaben in die grobe Richtung von Zentrumsstürmerin Gauvin wurden Beute von Torhüterin Zinsberger.

Frankreich: Dynamische Antritte, aber statisches Aufbaugefüge

Auf der Sechs spielte bei Frankreich nicht die ausgebootete Amandine Henry, sondern Charlotte Bilbault: Eine 30-Jährige, die im Team nie über den Status der Reservistin hinaus gekommen ist und auf dieser Position aktuell bestenfalls die viertbeste Französin ist (hinter Henry, der aus dem Team zurückgetretenen Bussaglia und Geyoro, die vor ihr auf der Acht spielte). Anders als Henry, die das Spiel exzellent lesen kann und die Angriffe aus der Tiefe orchestriert, war Bilbault einfach nur da. Akzente setzte sie keine, zumeist lief das Spielgeschehen an ihr vorbei, weil Frankreich den Aufbau schon aus der Abwehr heraus auf die Außenbahnen lenkte.

Damit waren zwar die Antritte und die Spielerinnen selbst durchaus dynamisch, das Gefüge war aber sehr statisch und berechenbar. Eugénie Le Sommer, die als Offensiv-Allrounderin sowohl ganz vorne, als hängende Spitze oder auf den Flügeln Weltklasse ist, musste auf der Acht ran, was deutlich nicht ihre Position ist. Sie bemühte sich, es fehlen Frankreich aber dort die Automatismen.

Zudem rückten Le Sommer und Geyoro oft weit auf und verfingen sich zwischen der österreichischen Fünfer-Abwehrkette und dem Vierer-Mittelfeld, dafür war der Rückraum bis auf die zuweilen etwas verloren wirkende Bilbault verwaist. Somit fiel Frankreich oft sogar der simple Seitenwechsel schwer, der mit Henry stets eine zügig gespielte Option ist.

Wenig offensive Entlastung

Frankreich kam in der ersten Hälfte durchaus zu einigen Tormöglichkeiten, nützte diese aber nicht. „Sich einfach nur hinten reinstellen und hoffen, dass nix passiert, geht gegen Frankreich fast zwangläufig schief“, so Fuhrmann schon vor Wochen, „darum müssen wir gerade im Heimspiel auch mal draufgehen!“ Das wurde gemacht, sobald man sich halbwegs in der gegnerischen Hälfte festgestetzt oder dort einen Einwurf herausgeholt hatte.

Im Ganzen gab es aber sehr wenig offensive Entlastung, spätestens der dritte Pass nach vorne war ungenau, wurde abgefangen oder ließ den Gegenangriff anderweitig versanden. Mehr als ein, zwei Halbchancen schauten in der ersten Hälfe für die ÖFB-Frauen nicht heraus. Pauline Peyraud-Magnin, die sich letzte Saison bei Arsenal die Einsatzzeit im Tor mit Manuela Zinsberger teilte, musste einmal eingreifen – bei einem Eckball.

„Grundsätzlich war schon der Plan, öfter höher zu pressen, aber das war körperlich nicht möglich, die Intensität in der Defensive war zu groß“, so Fuhrmann nach dem Spiel, „wichtig war, Frankreich möglichst wenig in offene Spielsituationen kommen zu lassen, weil die auf den ersten Metern so schnell sind.“

Es wird zur Abwehrschlacht

Kurz nach Beginn der zweiten Hälfte musste Sarah Puntigam vom Feld. Die Frankreich-Legionärin hatte sich zuvor in einem Zweikampf verletzt, für sie kam Jasmin Eder. Bei Frankreich wurde zwar auch „nur“ positionsgetreu gewechselt – besonders inhaltlich inspirierend war der Input der schwer umstrittenen Diacre also nicht – aber mit Cascarino (für Asseyi) und De Almeida (für Torrent) kamen nach einer Stunde frische Spielerinnen für die Außenbahnen.

Das zeigte zunehmend Wirkung, zumal eine Viertelstunde vor Schluss auch die flinke Majri (statt Geyoro) kam. Mit ihnen baute das körperlich nun erheblich frischere französische Team zunehmend mehr Druck auf und Österreich konnte endgültig nur noch die Bälle hinten raus dreschen. Kontrolliert in den französische Hälfte kamen die ÖFB-Frauen nicht mehr.

In dieser Phase brauchte es einiges an Glück, gute Nerven und die eine oder andere Heldentat von Torhüterin Manuela Zinsberger, die alleine in der Nachspielzeit noch einen Freistoß fing, den Sarah Zadrazil haarscharf außerhalb des Strafraumes hergegeben hat und in der 95. Minute bekam sie einen Abschluss von Katoto gerade noch zu fassen.

Fazit: Das Glück erzwungen

Bei Corinne Diacres Frankreich drängen sich Vergleiche zu Niko Kovac‘ Bayern geradezu auf: Ein Team mit hoher individueller Qualität, das aber völlig phantasielos gecoacht wird und seine Spiele wegen der Klasse der Spielerinnen gewinnt, aber inhaltlich nichts zu bieten hat. Das war bei der Heim-WM 2019 zu sehen, die für Frankreich sang- und klanglos im Viertelfinale endete und das war unter Diacres Vorgänger Olivier Echouafni auch schon nicht anders. Man erinnere sich an das ratlose 1:1 gegen Österreich bei der EM 2017.

Weil die ÖFB-Frauen nicht mit den französischen Sprinterinnen mitlaufen können, wurde das Spiel defensiv angelegt und damit gebremst. Die Doppelpässe auf den Flügeln wurden nicht immer unterbunden, aber in der Folge wurden die Angriffe doch fast immer gestoppt, ehe der Ball in den Strafraum kam.

Keine Frage, das 0:0 ist aus österreichischer Sicht aufgrund der letzten halben Stunde sehr schmeichelhaft. Aber der Punkt ist auf dem Konto, man hat seit dem EM-Halbfinale 2017 weiterhin nur ein einziges Pflichtspiel verloren und damit ist man in der EM-Qualifikation wieder auf einem sehr guten Weg. Ein 1:1 in Frankreich würde sogar den Weg zum Gruppensieg ebnen. Wahrscheinlicher ist aber, dass es über den Weg der Gruppenzweiten geht.

Die drei besten Zweiten fahren noch direkt zur EM-Endrunde und mit dem 0:0 gegen Frankreich ist Österreich nun sogar ganz vorne in der Wertung. Ein Heimsieg im abschließenden Match gegen Serbien am 1. Dezember wird aber auf jeden Fall noch geholt werden müssen, um sicher zu gehen.

Tabelle der Gruppenzweiten. Gereiht nach Expected-Points (also null gegen die Gruppensieger und sechs Siege in den sechs Spielen gegen die „kleinen“ Gegner)
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5:0-Sieg und schwere Verletzung bei Fuhrmann-Debüt https://ballverliebt.eu/2020/09/25/50-sieg-und-schwere-verletzung-bei-fuhrmann-debuet/ https://ballverliebt.eu/2020/09/25/50-sieg-und-schwere-verletzung-bei-fuhrmann-debuet/#comments Fri, 25 Sep 2020 08:14:27 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17191 5:0-Sieg und schwere Verletzung bei Fuhrmann-Debüt weiterlesen ]]> 5:0 in Kasachstan – mit dem erwarteten hohen Sieg starteten die ÖFB-Frauen in die Amtszeit der neuen Teamchefin Irene Fuhrmann. Weniger das Ergebnis war bei diesem Ausflug aber von Interesse, dazu war der Gegner zu schwach und das wusste man vorher. Aber wie legt die neue Trainerin das Spiel an, die Vorbereitung, wie wurden die Vorgaben umgesetzt? Und dank der schweren Verletzung von Julia Hickelsberger gibt es nun eine weitere Denksportaufgabe.

Kasachstan-Österreich 0:5 (0:1)

Die Vorbereitung: Koordinations-Übung

Niemand mag die Reisen nach Kasachstan – langer Flug, vier Stunden Zeitverschiebung, oft ein schlechter Rasen und extra frühe Anstoßzeiten, um die Gegner aus dem Westen zusätzlich zu irritieren. Für die ÖFB-Frauen war es schon das dritte Mal seit 2014, für Trainerin Irene Fuhrmann aber der erste Trip nach Zentralasien. Und dann war da ja auch noch Corona.

Der Plan war, in der Vorbereitung in Bad Erlach jeden Tag eine halbe Stunde früher zu beginnen, um sich auf die Zeitverschiebung einzustellen. Mit diesem Hintergrund wurde auch die Anreise um einen Tag vorverlegt. „Die UEFA schreibt aber maximal 72 Stunden vorm Spiel negativen Corona-Test vor und wir wollten verhindern, in Kasachstan getestet werden zu müssen“, so Fuhrmann.

Simpler Grund: Wenn jemand in Kasachstan positiv gewesen wäre, hätte diejenige zehn Tage in Shimkent ins Krankenhaus müssen. Darum wurde Samstag früh um 5.30 Uhr mit den Tests begonnen, damit beim Abflug um 15 Uhr alle ihre Negativ-Ergebnisse in der Tasche hatten. Um 1 Uhr nachts Ortszeit (21 Uhr mitteleuropäische Zeit) landete die Charter-Maschine in der Millionenstadt nahe des Dreiländer-Ecks Kasachstan-Usbekistan-Kirgisistan. Linienflüge verbietet die UEFA dieser Tage.

Das Drumherum: Gute Stimmung trotz Ekel-Luft

Neun Jahre wurde das Team von Dominik Thalhammer betreut und aufgebaut. Nun ist nicht alles mit einem Schlag völlig anders, „aber natürlich ist es in einer gewissen Weise ein neuer Start, und eine Veränderung kann auch eine Chance sein“, sagt die neue Teamchefin, die nach ihrer Premiere bilanziert: „Es herrschte eine ungemein positive Atmosphäre im ganzen Stab, alle haben an einem Strang gezogen.“

Die eine oder andere Spielerin hatte nach der Ankunft um 1 Uhr Ortszeit Schwierigkeiten mit der Zeitumstellung und musste praktisch ohne Schlaf ins Vormittagstraining gehen. „Das war zach, aber es gab kein Jammern“, so Fuhrmann – der zusätzliche Tag, den man früher angereist ist, zahlte sich aus. „Nur die Luft dort war echt ekelhaft, es hat immer irgendwie nach verbrannten Reifen gerochen.“

Irene Fuhrmann bei ihrem ersten Spiel als ÖFB-Teamchefin. Foto: ÖFB/Glanzl

Die Verletzung: Nach innen durchgeschoben

Julia Hickelsberger wurde schon am Donnerstag, einen Tag nach der Rückkehr aus Kasachstan, unters Messer gelegt. „Da ist mehr kaputt als nur das Kreuzband“, so Fuhrmann. Die Saison 2020/21 ist für die 21-jährige Flügelstürmerin, die sich in den letzten 12 Monaten als furchtlose Flügelrakete eines der erfrischendsten Elemente des Teams, vorbei. Immerhin: Die EM wurde coronabedingt auf 2022 verschoben. Das sollte sich ausgehen.

Beim Match in Shimkent wollte sich Hickelsberger, als sie in der 2. Minute diagonal von rechts in den Strafraum lief, für den nächsten Schritt abstützen, erwischte dabei aber eine sumpfige Stelle im ansonsten trockenen, stumpfen Rasen. Das Knie schob nach innen durch. Ihre markerschütternden Schmerzensschreie zerschnitten die gespenstische Stille im kleinen Stadion von BIIK Kazygurt, das für die Öffentlichkeit und sogar für Medienvertreter geschlossen war.

Das Personal: New Look, gezwungenermaßen

Stehend v.li.: Schnaderbeck, Wienroither, Hickelsberger, Wenninger, Zinsberger, Puntigam. Hockend v.li.: Billa, Dunst, Höbinger, Zadrazil, Aschauer. Foto: ÖFB/Glanzl

Nicht nur der Name in der Spielberichtsbogen-Spalte „Head Coach“ war neu, auch das Team selbst hatte ein wenig New Look – gezwungenermaßen. Rechtsverteidigerin Kathi Schiechtl laboriert noch immer am Knochenmarksödem, dass sie sich im März zugezogen hat. Laura Feiersinger kämpft mit den Nachwirkungen eines Schlages, der vor einiger Zeit eine Sehne im Fuß beleidigt hat. Innenverteidigerin Gini Kirchberger zwickten die Muskeln, sie blieb vorsichtshalber draußen.

So kam Marie Höbinger (19) von Turbine Potsdam zum Startelf-Debüt im zentralen Mittelfeld (statt Feiersinger) und Laura Wienroither (21), eigentlich eher auf der Außenbahn daheim, spielte bei ihrem Pflichtspiel-Debüt statt Kirchberger hinten zentral. Das Durchschnitts-Alter betrug 24,5 Jahre, jünger war das Team zuletzt 2017. Höbinger, die an sich selbst sehr hohe Ansprüche stellt, war dem Vernehmen nach nicht restlos glücklich mit ihrer Leistung. „Und Wienroither wurde von Wenninger auf den nicht ganz gewohnten Position gut geleitet“, so Fuhrmann. Zugegeben: Wirklich gefordert war die Defensive nicht.

Vorne wechselte Dunst nach dem frühen Ausscheiden von Hickelsberger auf deren rechte Außenbahn, die eingewechselte Stefanie Enzinger (erster Einsatz seit März 2018) auf die linke. In der Schlussphase probierte Fuhrmann dann sogar Kathi Naschenweng, eingentlich Linksverteidigerin, als Rechtsaußen. „Das hat sie noch nie gemacht. War aber sehr gut und hat gleich den Elfmeter zum 5:0 herausgeholt“, berichtet die Teamchefin.

Ebenfalls neu war die Rückennummer von Barbara Dunst (statt der 14 nun die 8, die nach dem Karriereende von Nadine Prohaska frei geworden ist) und die Farbe der Trikots. Nach zehn Jahren ausschließlich in rot bzw. weiß wurde nun die neue, schwarz-türkise Auswärts-Wäsche getragen.

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Die Strategie: Eigenverantwortung und klare Regeln

Kasachstan ist letzten Herbst in der Südstadt 0:9 gerädert worden. „Diesmal waren sie ein wenig strukturierter als letztes Jahr“, berichtet Fuhrmann, „da hat Kasachstan sehr mannorientiert gespielt und die Abwehr weit nach vorne geschoben, auch als der Spielstand schon hoch war.“ Dabei konnte vor allem Julia Hickelsberger ihr Tempo perfekt ausspielen, sie traf beim 9:0 viermal. Die kasachische Abwehrlinie war auch in Shimkent wieder recht hoch.

Viele Elemente kennt man aus der Zeit unter Fuhrmanns Vorgänger Dominik Thalhammer, wie die einrückenden Außenverteidiger, die die Formation damit zu einem WW-System machen. Schnaderbeck und Aschauer haben viel Routine und sollten selbst erkennen, wann sie einrücken sollten und wann es eher gefragt war, Breite zu geben. Diese Leine wird gegen stärkere Gegner natürlich kürzer, das kündigte Fuhrmann bereits an.

Andere Dinge waren klar vorgegeben, etwa die Strafraumbesetzung durch die beiden Achter Zadrazil und Höbinger, die letzte Saison in Potsdam schon das Mittelfeld-Paar gemeinsam gespielt haben, und von denen immer eine den steilen Laufweg suchen sollte. „Dass für Präsenz im Strafraum gesorgt wird, ist ganz wesentlich“, betont Fuhrmann. Die klaren Vorgaben wurden gut umgesetzt, es gab zahlreiche Chancen. „Kasachstan hat’s uns gar nicht so schwer gemacht, wir haben’s uns selber schwer gemacht, weil wir die Chancen lange nicht genützt haben“, gab Viktoria Schnaderbeck nach dem Spiel zu Protokoll.

Nach dem 2:0 zu Beginn der zweiten Halbzeit ging es dann aber dahin.

Die Lage in der Quali: Mit Moped gegen Frankreich?

Mit den beiden Siegen gegen Kasachstan (9:0 und 5:0) sowie Nordmazedonien (3:0 und 3:0) sowie dem 1:0-Auswärtserfolg in Serbien hat Österreich die Pflicht bisher ganz klar erfüllt, ehe nun die drei entscheidenden Matches anstehen – gegen Frankreich (27. Oktober daheim und 27. November auswärts) und am 1. Dezember daheim gegen Serbien. Und gerade vor diesem Finale warnt Fuhrmann: „Natürlich sind die Spiele gegen Frankreich eine Herausforderung und es wäre sehr hilfreich, wenn wir da was mitnehmen könnten. Das wäre aber alles umsonst, wenn wir am Schluss nicht auch gegen Serbien gewinnen würden!“

Nur die drei besten Gruppenzweiten fahren direkt zur EM 2022 nach England, die restlichen sechs Zweiten ermitteln im Playoff drei weitere Teilnehmer. Island hat mit einem 1:1 gegen Gruppenkopf Schweden vorgelegt, Dänemark hat noch beide Spiele gegen Italien vor sich und befindet sich auf Augenhöhe mit den Azzurre (die aktuell quasi die gleiche Bilanz aufweisen wie Dänemark). Belgien hat das Spiel in der Schweiz 1:2 verloren, kann daheim den Spieß aber sicher umdrehen. Immerhin, Polen – vor dem Lockdown mit einem 0:0 gegen Spanien – hat sich mit nur einem Zähler aus den beiden Spielen gegen Tschechien aus dem Rennen verabschiedet.

Ein Sieg gegen Serbien wird aller Voraussicht nach also die absolute Grundvoraussetzung sein, um unter die drei besseren Zweiten zu kommen. Bonuspunkte gegen Frankreich wären gut. Nur: Fuhrmann hat vor allem Respekt vor den schnellen, quirligen Flügelspielerinnen von Frankreich und mit Hickelsberger fällt nun die schnellste eigene Spielerin aus. Auch ein Einsatz von Feiersinger ist keineswegs sicher, bei Schiechtl ist es ähnlich. Höbinger fehlt im Zentrum noch etwas die körperliche Robustheit. Wienroither ist zwar schnell und furchtlos, hat mit ihren 1,65m aber nicht gerade Gardemaß für die Innenverteidigung.

„Vom Teamgefüge her mache ich mir überhaupt keine Sorgen gegen Frankreich, das war jetzt auch sehr gut¡, sagt Fuhrmann, „aber das Tempo wird garantiert ein Thema.“ Wie man den Ausfall von Hickelsberger diesbezüglich kompensieren will? „Vielleicht sollten wir beantragen, dass wir gegen Frankreich mit einem Moped spielen dürfen…“

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ÖFB-Frauen: Die Wiederentdeckung des WW-Systems https://ballverliebt.eu/2019/11/13/oefb-frauen-die-wiederentdeckung-des-ww-systems/ https://ballverliebt.eu/2019/11/13/oefb-frauen-die-wiederentdeckung-des-ww-systems/#comments Wed, 13 Nov 2019 11:40:13 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=16491 ÖFB-Frauen: Die Wiederentdeckung des WW-Systems weiterlesen ]]> Nach dem 3:0 in Nordmazedonien und dem 9:0 gegen Kasachstan blicken die ÖFB-Frauen  auf einen makellosen Herbst in der EM-Qualifikation zurück: Vier Spiele, vier Siege, 16:0 Tore. Ja, es ging nur gegen schwache Gegner – aber dies war bei der Erstellung des Spielplanes so angedacht, um gefahrlos taktisch experimentieren zu können.

3:0 in Mazedonien und 9:0 gg Kasachstan

„Die eigentliche Idee ist, gar nicht mehr in Systemen zu denken, sondern in Aufgaben“, erklärt Dominik Thalhammer: Also recht ähnlich dem „Positionsspiel“, welches Guardiola vor allem in seiner Bayern-Zeit (2013 bis 2016) an die Spitze getrieben hat – „oder vielleicht sogar noch etwas extremer als bei Guardiola“. Was als 4-3-3 angegeben wird, weil man es halt irgendwie angeben muss, ist in Wahrheit eher ein WW-System wie zu Zeiten des Wunderteams vor fast 90 Jahren. Nominell – weil eben die Aufgaben im Fokus stehen, nicht die Position an sich.

Ob Thalhammer den Reiz an Mittel- und Aufbauläufern bzw. Links- und Rechtsverbindern wiederentdeckt hat? „Wenn du es so sagen willst“, grinst er. Denn durch das Einrücken der (nominellen) Außenverteidiger entsteht eine krasse Überzahl im Zentrum, welche den Gegner in unübliche Formationen zwingt, um darauf zu reagieren. So kreieren die ÖFB-Frauen eine personelle Überlegenheit in der Mitte und/oder Platz auf den Außenbahnen. Mühle auf, Mühle zu.

Mazedonien hat zwei Klassespielerinnen (Roci und die beim Match im November verletzte Andonova), spielt ein gemessen an der fehlenden Qualität des restlichen Kaders nicht ungeschicktes, pendelndes Hybrid-System aus 4-5-1 und 5-4-1 (wiewohl die durch manche taktische Unachtsamkeit gelassenen Räume im Halbfeld von Österreich nicht gut genützt wurden) und versucht zumindest, kompakt und geradlinig zu verteidigen. So hielt man Österreich bei zwei 3:0-Siegen und wurde nicht abgeschossen. Die heillos unkompakten, defensiv oft panischen Kasachinnen liefen dafür in ein 0:9, und es hätte gut noch höher werden können.

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Kurzer Einschub: WW und WM…

Zu Zeiten des Wunderteams in den 1930ern spielte man in einem 2-3-5-System (oder „WW“, weil es zwei übereinander stehende W waren). In Österreich wurde dieses bis in die frühen 1950er beibehalten, ehe Team-Trainer Edi Frühwirth in Abwesenheit des erkrankten Verbandskapiätns Walter Nausch in der Vorbereitung für die WM 1954 auf das in anderen Ländern (und auch bei einigen heimischen Liga-Klubs, wie etwa Frühwirths Wacker) längst übliche 3-2-5 (also „WM“) umstellte.

Das Wunderteam in der WW-Formation und das 1954er-Team in der WM-Formation

Nausch hatte sich stets dagegen gewehrt, 1953 trennte er sich sogar vorübergehend von Frühwirth, der unbedingt endlich auch den Mittelläufer nach hinten ziehen wollte. Frühwirth (Wacker) und Co-Trainer Hans Pesser (der mit Rapid 1949 als Erster vom alten System abgegangen war) waren die Masterminds hinter dem damaligen WM-Erfolg.

Für die WM 1954 bot Frühwirth (Nausch, der halb genesen im Laufe des Turniers zum Team stieß, ließ Frühwirth werken) nur einen einzigen echten Verteidiger auf – Ernst Happel, der seinerseits keineswegs nur ein reiner Zerstörer war – und neben ihm zwei umfunktionierte Spieler, die aus der Läuferreihe vor der Abwehr kamen: Hanappi und Barschandt.

Davor postierten sich zwei spielintelligente Akteure in der Läuferreihe: Ernst Ocwirk, der zweifellos weltbeste kreative Mittelläufer seiner Zeit, und der zuverlässige Karl Koller von der Vienna. Der Fokus im ganzen Team lag also knallhart auf dem Spiel nach vorne und der Kreativität, es entsprach also der „Wiener Schule“. So sind Ergebnisse wie das 9:0 gegen Portugal in der Qualifikation und das 5:0 gegen die Tschechoslowakei in der WM-Vorrunde zu erklären, aber auch das 7:5 gegen die Schweiz im Viertel- sowie das 1:6 gegen Deutschland im Halbfinale.

Österreich war das letzte Land, das auf das WM-System umstellte und es sollte auch so ziemlich das letzte Land werden, welches das WM-System wieder zu den Akten legt: Zwölf Jahre später, als Edi Frühwirth (der zwischendurch zu Schalkes bis heute letztem Meistertrainer wurde) wieder Teamchef wurde, stellte er auf das längst weit verbreitete 4-2-4 um. Vor sämtlichen Klubs in der Liga wohlgemerkt. Kein Wunder, dass sich Österreich ab 1958 bis 1978 für keine Weltmeisterschaft qualifizieren konnte, so weit hinten, wie man war.

…und was das mit den ÖFB-Frauen zu tun hat

WM-System im März 2017

Im Sommer 2016 fing Thalhammer dann bei den Frauen an, mit einem WM-System zu experimentieren – so beispielsweise in der zweiten Hälfte des Quali-Spieles gegen Israel, aber auch ein halbes Jahr später in der unmittelbaren EM-Vorbereitung im Match gegen Schottland.

Auch damals war die Idee schon gewesen, weniger Abwehrspielerinnen zu haben, um dafür im Mittelfeld eine Überzahl herzustellen. Dies geschah damals mittels eines flexiblen Quadrats an vier zentralen Mittelfeldspielerinnen.

Thalhammer ist mit dem Switch auf die WW-Formation nun quasi den umgekehrten Weg zu damals gegangen: Aus einer experimentellen Dreierkette hinten und einem Vierer-Zentrum ist nun eine Zweierkette in der Abwehr und ein Fünfer-Zentrum geworden.

Sprich: Frühwirth hat damals aus einem WW ein WM und später ein 4-2-4 gemacht. Thalhammer machte in den letzten Jahren aus einem 4-4-2 und einem 4-3-3 ein experimentelles WM-System, und nun einen ganzen Quali-Herbst lang sowas wie ein WW-System.

Schnaderbeck und Aschauer (bzw. Puntigam, die im Heimspiel gegen Mazedonien dort spielte), die offiziell als Außenverteidigerinnen aufgeboten waren, rücken in den Sechserraum ein. So entsteht quasi ein 2-5-3 mit fünf zentralen Mittelfeldakteuren. Dies nimmt jedem Gegner dort die Luft zum atmen.

Wie damals kommt die Breite fast ausschließlich von den Außenstürmern. Thalhammer: „Sie sind die einzigen, die nicht so flexibel agieren können. Und: Sie müssen Tempo haben!“ Das Tempo und das furchtlose Suchen von 1-gegen-1-Situationen sind genau die Stärke von Julia Hickelsberger, die alle Herbst-Spiele gestartet hat und auch fünfmal getroffen hat, alleine viermal gegen Kasachstan. Wie damals in der „Wiener Schule“ ist alles auf Kreativität und das Spiel nach vorne ausgerichtet.

Der Nachteil an der Sache ist, dass defensiv ein gewisses Risiko besteht. Dies ist der Grund, warum man darauf achtete, nur gegen die schwächeren Teams in diesem Herbst zu spielen, um diese Herangehensweise gefahrlos testen zu können. „Die Spielerinnen lernen, selbstständig Dreiecke zu bilden und nicht nur eingeübte Passwege zu stellen. Das ist ein großer, weiterer Schritt in Richtung Flexibilität und Systemunabhängigkeit“, erklärt Thalhammer: „Es ist ungemein spannend, dies zu entwickeln.“

Die nominellen AV Schnaderbeck und Puntigam rücken in den Sechserraum ein (aus dem Hinspiel gegen Mazedonien im September 2019)

Zudem sind auch die fünf zentralen Mittelfeldleute nicht sklavisch an ihre Position gebunden. Da taucht schon mal Aschauer auf der Zehn auf, Puntigam auf der Acht oder Zadrazil auf der Sechs. „Wir konnten nicht vorhersehen, wie die schwächeren Teams, vor allem Mazedonien und Kasachstan, auf unsere Formationen reagieren“, so Thalhammer.

Das wird im Frühjahr in den beiden Spielen gegen die Französinnen wohl besser zu prognostizieren sein: Denen ist es wurscht, wie der Gegner spielt. Und, wie bei der WM zu sehen, wird seitens der Teamchefin Corinne Diacre auch nicht auf den Gegner reagiert. Das könnte eine Chance für Österreich sein.

Die Lage in der EM-Qualifikation

In der Qualifikation für die EM 2021 in England ist nun Winterpause. Man kann schon absehen, in welche Richtung sich die Gruppen bewegen und wie sich das Rennen der Gruppenzweiten entwickelt. Neben den neun Gruppensiegern sind die drei besten Zweiten direkt bei der EM dabei, die sechs restlichen spielen im Playoff um drei weitere EM-Tickets.

Mit Titelverteidiger und WM-Finalist Holland, Rekord-Europameister Deutschland, dem WM-Dritten Schweden, aber auch Norwegen und Frankreich sind die meisten Gruppenfavoriten noch makellos. Spanien ist in Polen nicht über ein 0:0 hinausgekommen, das ist für Spanien aber zu verkraften. Belgien und die Schweiz haben sich noch nicht getroffen, Italien und Dänemark auch nicht, auch Schweden und Island haben noch beide direkten Duelle vor sich. Ebenso Frankreich und Österreich.

Gereiht nach Punkte über/unter Fahrplan (grün), erreichte Punkte (rot), Tordifferenz. In blau die jeweiligen Gruppengegner.

Polen (Top-Stürmerin Pajor, Top-Goalie Kiedrzynek, sonst eher Durchschnitt) hat Spanien ein 0:0 abgerungen und damit schon einen Punkt mehr gemacht, als man erwarten kann. Dafür haben Finnland (gerade noch ein 1:1 in Portugal gerettet), Irland (in der Nachspielzeit das 1:1 in Griechenland kassiert) und Wales (zweimal Remis gegen Nordirland) schon Federn lassen.

Die Faustregel ist: Wer gegen die schwächeren Gruppengegner durchgewinnt, ist unter den besten Zweiten. Andererseits gibt es nun neun statt wie sonst sieben Gruppen, wodurch die Gruppen eher schwächer und die realistischen Chancen auf Patzer auch weniger geworden sind. Realistischerweise werden sich also die fünf Teams um die drei Direkt-Plätze streiten: Österreich, Polen, Island sowie die Zweiten aus Belgien/Schweiz und Italien/Dänemark.

Oder natürlich, Österreich wird vor Frankreich Gruppensieger. Dann ist die Rechnerei obsolet.

Was sich in der WoSo-Welt sonst tut

Weltmeister USA hat nach dem Rücktritt der doppelten Weltmeister-Teamchefin Jill Ellis im hoch angesehenen Vlatko Andonovski (zuletzt lange bei NWSL-Klub Seattle Reign) einen Nachfolger präsentiert, der den sich anbahnenden Generationswechsel moderieren soll und höchstwahrscheinlich auch sehr gut wird. Die Liga hat zum dritten Mal in vier Jahren das Team der North Carolina Courage gewonnen, im Finale gab es einen 4:0-Kantersieg gegen Chicago.

In Europa sind die ersten zwei K.o.-Runden der Women’s Champions League absolviert, im Viertelfinale (im März) sind die erwarteten Namen: 2x Frankreich (Lyon und PSG), 2x Deutschland (Bayern mit Wenninger sowie Wolfsburg), 2x Spanien (Atletico Madrid und Barcelona) und 1x England (Arsenal mit Zinsberger und Schaderbeck), dazu die Losglücks-Ritter aus Glasgow.

Manchester City ist hat knapp gegen Atletico Madrid gescheitert, die Italienischen Großklubs Juventus und Fiorentina waren gegen Barcelona und Arsenal schon in der ersten Runde völlig chancenlos. Und Schwedens Klubs hinken immer weiter hinterher: Der letztjähige Sensations-Meister Piteå sowie Göteborg sind schon in der 1. Runde gescheitert, die eigentlichen Top-Klubs Rosengård und Linköping werden regelmäßig von zahlungskräftigeren Klubs im Ausland gerupft.

Und aus österreichischer Sicht hat es zumindest den ersten Hauptrunden-Sieg seit 2014 gegeben, das 2:1 von St. Pölten bei Twente Enschede war nach dem 2:4 daheim im Hinspiel aber nicht genug. Damit ist nun endgültig der zweite Europacup-Platz futsch und der Meister muss schon in der Vorqualifikation ran – ab 2021 wird der Europacup aber ohnehin umfassend reformiert. Eine Gruppenphase bahnt sich an, die Top-Ligen werden dann drei statt wie bisher zwei Teilnehmer stellen dürfen.

Anderswo ist gerade die Olympia-Qualifikation voll im Gange. In Afrika (ein Team fix, eines im Playoff) hat es da schon diverse Überraschungen gegeben: Die Favoriten aus Nigeria und Südafrika haben jeweils im Elferschießen gegen die Côte d’Ivoire bzw. Botswana verloren. Im Finale stehen sich nun Kamerun (das waren die, die im WM-Achtelfinale gegen England nach VAR-Entscheidungen fast abgetreten wären) und der krasse Außenseiter Sambia gegenüber. Der Sieger fährt zum Olympia-Turnier nach Tokio, der Verlierer spielt im Playoff gegen Chile.

In Asien (Japan + zwei Qualifikanten) gibt es nach diversen komplizierten Vorrunden nun zwei Finalrunden-Gruppen, die im Februar ausgespielt werden. In Südkorea treffen Südkorea, Nordkorea, Vietnam und Myanmar auf einander. In China sind es China, Australien, Thailand und Taiwan. Die beiden Gruppensieger treffen dann im März auf die beiden Gruppenzweiten und die Sieger dieser beiden Finalduelle dürfen dann in Tokio mitspielen.

Bereits qualifiziert sind Gastgeber Japan, dazu aus Europa Holland, Schweden und England, Ozeanien-Meister Neuseeland sowie aus Südamerika Brasilien.

In der Concacaf-Zone findet das Quali-Turnier im Februar statt. Dass sich Weltmeister USA sowie Kanada die beiden zur Verfügung stehenden Tickets holen, ist Formsache. Interessanter wird sein, ob die WM-Quali-Flops von Mexiko und Costa Rica sowie die überraschende WM-Teilnahme von Jamaika (wo die WM-Prämien nicht ausbezahlt wurden und die Spielerinnen daher streiken, zudem fiel eine Teamspielerin in Kingston einem Messerattentat zum Opfer) tatsächlich nur Ausrutscher waren.

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1:0-Arbeitssieg: Wichtige drei Punkte für ÖFB-Frauen in Serbien https://ballverliebt.eu/2019/10/08/oesterreich-serbien-frauen-billa-2019/ https://ballverliebt.eu/2019/10/08/oesterreich-serbien-frauen-billa-2019/#comments Tue, 08 Oct 2019 21:53:33 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=16440 1:0-Arbeitssieg: Wichtige drei Punkte für ÖFB-Frauen in Serbien weiterlesen ]]> Eine Halbzeit lang waren die ÖFB-Frauen sehr stabil, sehr reif und deutlich besser als Gegner Serbien. In der zweiten Hälfte wurde Österreich fahriger, konnte nicht mehr überzeugen und musste länger um den 1:0-Sieg kämpfen, als nötig gewesen wäre. Aber immerhin gab es diesen Erfolg im Auswärtsspiel beim Topf-3-Team der EM-Qualifikation.

Serbien – Österreich 0:1 (0:1)

Teamchef Dominik Thalhammer schickte ein 4-1-4-1 auf das Feld, allerdings ohne die nominelle Kapitänin Viktoria Schnaderbeck (angeschlagen) und Sarah Puntigam (taktische Überlegungen). Ohne Puntigam spielte Zadrazil den Solo-Sechser hinter Dunst und Feiersinger – wie schon gegen Nordmazedonien.

Konzentrierte erste Hälfte

Die ÖFB-Frauen begannen sehr aktiv. Sie achteten darauf, stets Überzahl in Ballnähe zu kreieren und den Serbinnen keine Zeit zu geben, Ballbesitzphasen zu etablieren. Besonders die Torfrau Kostic wurde konsequent angelaufen, was bei dieser jedes Mal zu dezenter Panik und zu unkontrollieren, oft kurzen Abschlägen führte

Auch im Mittelfeld wurde die ballführende Serbin schnell eingekesselt. Österreich erzwang dadurch viele Ballgewinne im Mittelfeld bzw. in der gegnerischen Hälfte und schaltete schnell um. Nach zehn Minuten verwertete Nici Billa per Fallrückzieher sehenswert zum da schon verdienten 1:0-Führungstor.

Gute Antizipation in der Defensive

Angeleitetet von der zumeist sehr umsichtigen Sarah Zadrazil gelang es der Defensive der ÖFB-Frauen, die recht simplen Aufbauwege der Serbinnen zu antizipieren. Durch geschicktes Aufrücken der Innenverteidigung bzw. durch situatives Einrücken der Außenverteidigerinnen in den Sechserraum wurden viele der serbischen Steilpässe abgefangen. Immer wieder führten auch technische Schwächen der Serbinnen dazu, dass Pässe in die Spitze nicht verarbeitet werden konnten.

Generell agierte die Abwehrkette aber wesentlich konventioneller als beispielsweise im EM-Quali-Auftaktspiel daheim gegen Nordmazedonien. Dort waren mit Schnaderbeck und Puntigam auch zwei gelernte Sechser nominell auf den Außenverteidiger-Positionen aufgeboten. Beim Spiel in Serbien waren es Kathi Schiechtl und Verena Aschauer, seit Jahren die Stamm-AV des Frauen-Nationalteams.

Passiver Beginn nach Wiederanpfiff

Die Vorstellung in der ersten Halbzeit war nicht spektakulär, aber recht erwachsen. Nicht unähnlich dem 2:0-Sieg in Finnland vor eineinhalb Jahren – auch das war das Auswärtsspiel beim Topf-3-Team. Die erste Viertelstunde nach dem Seitenwechsel aber war diesmal seltsam passiv, wodurch Serbien spürbar besser ins Spiel kam.

Die Pressingläufe wurden in dieser Phase bei Österreich bestenfalls halbherzig durchgeführt, das Umschalten war zu langsam, die Pässe ungenau, vor allem jene in Richtung Angriffsdrittel. Dass Julia Hickelsberger einmal mehr aus dem Spiel getreten wurde – wie schon gegen Nordmazedonien – mag dazu beigetragen haben. Die unerschrockene 20-Jährige war in viele Eins-gegen-Eins-Situationen gegangen, damit band sie die serbische LV Ilic hinten und sorgte auch oft für Unruhe.

Die Entwicklung gipfelte in einer Sequenz rund um die 60. Minute, als sich Österreich fast minutenlang in einem 4-4-2-Block tief formierte, die Serbinnen nicht anlief und diese zu zwei, drei ordentlichen Torabschlüssen gekommen waren. Dass dieser Rückzug Absicht war, um die Serbinnen herauszulocken, wäre zwar möglich – die Aussagen nach dem Spiel sprechen aber dagegen und es würde auch keinen Sinn machen. Schließlich hatte man Serbien mit hohem Anlaufen zuvor gut im Griff gehabt.

Kontrolle zurück erkämpft

Mit Prohaska, die die verletzte Hickelsberger ersetzte, änderte sich auch das Gefüge ein wenig. Prohaska nämlich agierte in der Mitte, dafür kam Barbara Dunst auf die Außenbahn – wo sie bei ihrem neuen Klub in Frankfurt auch spielt (wenn auch dort links, nicht wie in Serbien dann rechts). Die Spielanlage der ÖFB-Frauen stellte sich ab etwa der 65. Minute wieder spürbar aktiver dar.

Es gelang nun wieder besser, den Serbinnen die Zeit am Ball zu nehmen. Diese behalfen sich damit, schnelle Steilpässe zu versuchen. Hierbei hatten sie mehr Erfolg als vor der Pause, aber insgesamt hatte Österreich das Spiel zumindest wieder einigermaßen unter Kontrolle gebracht. Aus zwei Standards hätte auch das 2:0 fallen können, welches das Spiel schon vor dem Abpfiff nach 93 Minuten entschieden hätte.

Fazit: Mehr Bauchweh als nötig

Einer guten ersten Hälfte folgt eine schlampige, schwache zweite – das Muster des Auftakt-Spiels gegen Nordmazedonien war auch beim Match in Niš zu erkennen. Positiv ist, dass dieses Spiel in Serbien dennoch gewonnen wurde, denn um unter die drei besten Gruppenzweiten zu kommen und sich damit ohne Playoff für die EM 2021 in England zu qualifizieren, wird man gegen die „Kleinen“ nichts abgeben dürfen.

Dieser 1:0-Sieg in Serbien war also ein ganz großer Schritt in Richtung EM-Ticket.

Serbien ist eine halbwegs brauchbare Mittelklasse-Truppe, aber mehr auch nicht. In Relation sind die Serbinnen nicht mal in der Nähe dessen, was Österreich an Potenzial hat. Das wurde vor allem in der ersten Halbzeit deutlich, als Serbien vom konsequenten Überzahlschaffen und Anlaufen der ÖFB-Spielerinnen der Zahn eigentlich schon gezogen wurde.

So ließ man die Serbinnen wieder zurück ins Spiel kommen und hatte mehr Mühe, den knappen 1:0-Sieg über die Zeit zu arbeiten, als nach der wirklich guten ersten Spielhälfte notwendig gewesen wäre. Wieder wurde man zu ungenau, zu schlampig, war man im Umschalten nicht gedankenschnell genug und traf im Angriffsdrittel die falschen Entscheidungen. Aus dem Spiel heraus hat man sich keine echte Torchance mehr erarbeitet. Es mussten ruhende Bälle herhalten.

Für das Ranking der Gruppenzweiten, das zu diesem frühen Zeitpunkt noch keine wirkliche Aussagekraft hat, ist Österreich nun zumindest weiterhin auf Kurs zu den laut Papierform erwarteten Punkten (also null gegen Frankreich und alle gegen die anderen). Von den möglichen Zweiten hat bisher nur Wales (mit einem 2:2 daheim gegen Nordirland) und die Ukraine (mit einem 2:3 in Irland) Federn gelassen.

 

Bei den Gruppenzweiten gilt: Man kann sich den Platz in den Top-3 nicht in den ersten Spielen sichern (zumal davon auch nur Tschechien und Russland gegen ihre jeweiligen Gruppenköpfe gespielt haben – und die Ukraine, die zweimal 0:8 gegen Deutschland unterging). Man kann ihn aber jetzt schon verlieren. Ausrutscher gegen die „Kleinen“ sind und bleiben verboten.

Darum war es auch so wichtig, dass es zumindest das 1:0 in Serbien gegeben hat. WM-Viertelfinalist Italien (3:2 in Israel, 1:0 in Georgien, 2:0 gegen Malta und Bosnien) tut sich etwa schon gegen die Nachzügler unendlich schwer. Allerdings: Die wirklich wichtigen Spiele – also jene gegen die Gruppenköpfe und jene gegen die direkten Konkurrenten um den dritten Platz – haben praktisch alle noch vor sich. Auch Island und Dänemark, die sich bisher nur gegen die Nachzügler warmgeschossen haben.

Und Polen hat überhaupt noch gar nicht eingegriffen. Also.

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