Eriksson – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Wed, 29 Dec 2010 17:34:07 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Day 15 / G – Tust du mir nix, tu ich dir nix https://ballverliebt.eu/2010/06/25/day-15-g-tust-du-mir-nix-tu-ich-dir-nix/ https://ballverliebt.eu/2010/06/25/day-15-g-tust-du-mir-nix-tu-ich-dir-nix/#respond Fri, 25 Jun 2010 17:56:07 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2364 Day 15 / G – Tust du mir nix, tu ich dir nix weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Tag 15 – Gruppe G | Zu 99,9% war es ja ohnehin schon entschieden – darum war der letzte Spieltag dieser Staffel auch spannungsarm. Portugal und Brasilien langweilen sich und Publikum mit einem faden 0:0, und die Ivorer holten sich beim 3:0 gegen Nordkorea zumindest noch einen Sieg.

Brasilien – Portugal 0:0

Brasilien - Portugal 0:0

Nicht allzu hoch verlieren – das war wohl die Vorgabe von Queiroz vor dem Spiel seiner Portugiesen gegen Brasilien. Hinten sicher stehen, und kontern, wenn sich die Gelgenheit gibt. Dabei fingen Cristiano Ronaldo und Co. durchaus forsch an, mit einem 4-3-3 – und dem im Nordkorea-Spiel bewährten Tiago in der Mittelfeldzentrale statt des Bremsers Deco. Vor allem über die linke Seite, über die Shooting-Star Coentrão wieder viel Betrieb machte, lief in den ersten 15 bis 20 Minuten einiges. Doch war Cristiano Ronaldo, der als zentraler Stürmer aufgeboten wurde, wegen der brasilianischen Verteidigung nicht vergönnt, wirklich gefährliche Szenen auch vor dem Tor zu haben.

Mit Fortdauer der ersten Hälfte verlegten sich die Portugiesen immer mehr auf die Defensive, was aus der Grundformation eher ein 4-1-4-1 werden ließ. Vor allem die drei etatmäßigen Mittelfeldspieler (Tiago, Pepe und Meireles) standen sehr eng zusammen vor dem eigenen Strafraum, um den Gegnern nicht die Möglichkeit zu geben, sich in selbigen hinein zu kombinieren. Dazu zogen sich Linksaußen Duda (der ja in Málaga und auch im Team schon oft den LV spielt) und Rechtsaußen Danny oft sehr weit zurück, um die starken Flügel der Brasilianer zu bremsen.

Die Seleção war wieder im gewohnten 4-2-3-1 angetreten, aber mit eine komplett neuen Besetzung im offensiven Mittelfeld: Nilmar spielte für Robinho, zeigte aber eine äußerst diskrete Leistung und hat sich fraglos nicht für weitere Einsätze angeboten; Júlio Baptista ersetzte den gesperrten Kaká und spielte eher unauffällig; und Dani Alves durfte für den angeschlagenen Elano als Rechtsaußen ran. Eine Rolle, mit der sich der gelernte Rechtsverteidiger schnell anfreunden konnte, schließlich war er so viele seiner sonstigen Defensivaufgaben los. In der Tat agierten diese drei sehr weit nach vorne gerückt, sodass zuweilen fast eine Vierer-Angriffskette die portugiesische Defensive – zumeist vergeblich – auszumanövrieren versuchte.

Klar ging es für die Brasilianer in diesem Spiel im Grunde um nichts, und angesichts der Ungewissheit, wie die Spanier ihre Gruppe beenden würden, konnte man auch nicht das Resultat kontrollieren, um dem Mitfavoriten wenn möglich aus dem Weg zu gehen. Dass Dunga aber dennoch volle Disziplin einfordert, musste Felipe Melo sehen: Als sich der Sechser auf einen persönlichen Rachefeldzug gegen den ruppigen Pepe begab, musste er noch unmittelbar vor der Pause für Josué das Feld räumen. Die Höchststrafe.

In der zweiten Hälfte wurde noch ein wenig gewechselt und ein wenig der Ball hin und her geschoben, aber da Meldungen von einem möglichen Kantersieg der Ivorer ausblieben, verlor sich das Spiel in harmlosem Ballgeschiebe im Mittelfeld. Das Spiel, dass schon vor der Pause nicht viel hergab, schlief nun komplett ein; mehr als vereinzelte Versuche auf schnelle Vorstöße war von beiden Mannschaften nicht zu sehen. Der mit Abstand aktivste aller Beteiligten war Carlos Dunga, dem der lustlose Auftritt deutlich missfiel. Meireles konnte einen Querschläger von Lúcio nicht im Tor unterbringen; Der eingewechselte Ramires forderte mit seinem 25m-Schuss den portugiesischen Torhüter Eduardo erst in der Nachspielzeit zu einer ernsthaften Rettungstat – mehr war nicht.

Fazit: Es war kein zweites Gijon, aber man wurde von Beginn an das Gefühl nicht los, dass hier beide Mannschaften mit einem 0:0 bei geschonten Kräften vorzüglich leben konnten, zumal ja keiner wusste, mit welchem Resultat man Spanien aus dem Weg gehen kann. Womöglich war auch in den Köpfen der Brasilianer, dass sie mit einem Remis auch den Ivorern noch eine für deren Schweinereien im zweiten Spiel mitgeben könnte. So oder so, das war ohne Frage das bislang langweiligste und auch sinnloseste Spiel dieser WM.

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Côte d’Ivoire – Nordkorea 3:0 (2:0)

Nordkorea - Côte d'Ivoire 0:3

Die eingenordeten Koreaner begannen von der Formation genauso wie in den ersten beiden Spielen (also mit einem 5-3-2) und vom Spielverlauf her genauso wie in der zweiten Hälfte gegen Portugal: Völlig unterlegen. Die Ivorer haben die größte taktische Schwäche der Nordkoreaner – das Stellungsspiel der Außenverteidiger – natürlich erkannt und spielen daher konsequent über die Außen. Gervinho machte das besser, Kader Keita weniger effizient. Diese beiden tauschten auch permanent ihre Plätze, um die ohnehin schon überforderten Außenverteidiger Cha und Ji noch mehr zu verunsichern.

Zudem wurden die beiden gut von Eboué rechts (der sich als Außenverteidiger sichtlich wohler fühlt als noch im Mittelfeld) und Boka links unterstützt, weil diese beiden in der Rückwärtsbewegung praktisch nichts zu tun hatten. Yaya Touré machte den zentralen Ballverteiler, Didier Drogba zeigte im Sturmzentrum, was er draufhat – sinnbildlich die Szene, als sich ihm zwei Verteidiger in den Weg stellen und letztlich beide das Nachsehen haben. Zudem vermieden es die Koreaner, wie schon in den ersten beiden Spielen, allzu heftig in Zweikämpfe zu gehen. Logisch, aufgrund der körperlichen Statur der kleingewachsenen Asiaten. Aber dann hätte das Stellungsspiel wesentlich sicherer sein müssen und der Vorwärtsdrang, um Entlastung zu schaffen, viel deutlicher erkennbar.

So standen die komplett verunsicherten und körperlich um Lichtjahre unterlegenen Koreaner hinten drin und hofften, dass die Ivorer es nicht so flott angehen wie die Portugiesen. Weil aber die Ivorer wussten, dass nur ein Kantersieg ihnen die theoretische Chance auf das Achtelfinale erhalten würde, spielten sie natürlich gnadenlos nach vorne und führten folgerichtig nach zwanwzig Minuten schon mit 2:0. Die Afrikaner hatten Ballbesitz ohne Ende und nagelten den Gegner hinten weitgehend fest (mehr als einen Freistoß brachten die Nordkoreaner vor der Pause nicht zustande), verpassten es aber, die Führung noch weiter zu erhöhen.

Das führte sich auch in der zweiten Hälfte fort: Die Koreaner verteidigen viel zu nachlässig, standen oft viel zu weit von den Gegenspielern weg und sahen sich weiterhin rollenden Angriffen der Ivorer gegenüber. Diese realisierte dann aber doch, dass das Achtelfinale ein Wunschtraum bleiben wird, auch weil nicht annähernd das verdiente Kapital aus der drückenden Überlegenheit geschlagen wurde. So wurde das Tempo nach einer Stunde deutlich gedrosselt, auch die Genauigkeit der Angriffsbemühungen ging merklich zurück.

Der Sieg war nun sicher, allerdings auch, dass es nicht für das Achtelfinale reichen wird. Das sah man dem nun aufsteckenden Team der Ivorer auch an – da half auch die Einwechslung von Seydou Doumbia als viertem Stürmer nichts. Ja, es gab noch das 3:0, aber mehr als Kosmetik war das nicht mehr. Und bei den Koreanern? War es wieder einzig Jong Tae-Se, der sein durchaus vorhandenes Können zeigen konnte. Ein Mann von internationalem Format reichte aber um Längen nicht.

Fazit: „Sechs Stück waren locker drin“, bilanzierte der sky-Kommentator, und er hatte damit absolut Recht. Die Ivorer waren von der ersten bis zu letzten Minute das besser, reifere und gefährlichere Team. Die Koreaner versuchten von Anpfiff weg, die Niederlage im erträglichen Rahmen zu halten. Das gelang zwar, aber weniger wegen der eigenen Defensivstärke – von der war nichts mehr zu sehen – sondern am schlampigen Gegner.

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Das war die Gruppe G: Samba-Fußball war es nicht – aber das durfte auch keiner, der sich auch nur ein kleines bisschen mit Fußball beschäftigt, von diesem Team aus Brasilien erwarten. Unterkühlt und geduldig kamen sie zu zwei verdienten Siegen gegen die Koreaner und die Ivorer, im Spiel gegen Portugal tat sich dann keiner mehr weh. Es ist nicht anzunehmen, dass sich die Spielweise in der K.o.-Runde ändern wird. Aber die Antwort auf die Frage, wie das Team auf einen Rückstand reagiert, steht noch aus.

Auch für Portugal geht’s ins Achtelfinale. In erster Linie war es natürlich das 7:0 über Nordkorea, das die Gruppe de facto schon am zweiten Spieltag entschied, der vorsichtigen Nullnummer zum Auftakt gegen die Ivorer zum Trotz. Das Minimalziel ist nun erreicht, aber wirklich Bemerkenswertes gegen Teams mit Achtelfinal-Format war noch nicht dabei. In erster Linie an sich selbst gescheitert ist Côte d’Ivoire: Nicht konsequent genug das an sich gute Spiel gegen Portugal genützt, gegen Nordkorea nicht annähernd das Ergebnis geholt, das der hochüberlegenen geführten Partie entsprochen hätte – und so ist das Aus womöglich die gerechte Strafe für die Attentate auf die Brasilianer.

Und dann wäre da noch Nordkorea. Keine Frage, das 1:2 zum Auftakt gegen Brasilien war die beste Leistung, aber dieses Spiel gegen ein Team, das sich nur für den Sieg und nicht für das Ergebnis interessiert hat, ließ die Koreaner auch glauben, man könne zumindest halbwegs mithalten. Doch gegen Portugal wurde der Mannschaft sehr drastisch aufgezeigt, wie viel zum WM-Format wirklich noch fehlt; gegen die Ivorer hätte es leicht ein ähnliches Debakel geben können. Wenn das Team nicht aus seiner (natürlich auch politisch bedingten) Isolation herauskommt und sich öfter mit guten Teams misst, wird die Konkurrenzfähigkeit nicht steigen.

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Day 10 – Diese Franzosen… https://ballverliebt.eu/2010/06/20/day-10/ https://ballverliebt.eu/2010/06/20/day-10/#respond Sun, 20 Jun 2010 13:32:52 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2294 Day 10 – Diese Franzosen… weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Tag 10 | Die französische Mannschaft zerfällt, ein französischer Schiri lässt beim 1:3 der Ivorer gegen Brasilien diverse Attentate durchgehen. Außerdem: Paraguay (2:0 gegen die Slowakei) hat gegenüber Italien (nur 1:1 gegen Neuseeland) schon eine Hand am Gruppensieg!

Einschub: Die französische Mannschaft hat Raymond Domenech das Training verweigert, aus Solidarität zu Nicolas Anelka. Der Stürmer war aus dem Kader geflogen, weil er den Teamchef in der Halbzeit des Spiels gegen Mexiko übel beschimpft haben soll. Außerdem gab es mächtig Krach zwischen Kapitän Patrice Evra und dem Konditionstrainer; der französische Delegationsleiter quittierte seinen Dienst. Das kann als der ultimative Beweis gelten, dass Domenech in der Mannschaft nicht den geringsten Rückhalt hat und sich nach seinem Ende als Teamchef fraglos schwer tun wird, noch irgendwo einen Job zu bekommen.

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Slowakei – Paraguay 0:2 (0:1)

Slowakei - Paraguay 0:2

Die Vorsicht vom 1:1 gegen Italien hat Paraguay-Teamchef Gerardo Martino abgelegt: Er stellte auf ein 4-3-3 um; mit Valdez, Barrios und Santa Cruz als Dreier-Angriff. Das Trio agierte da vorne äußerst variabel, rochierte viel und stellte so die slowakische Defensive vor einige Probleme. Škrtel hatte alle Mühe, seine Abwehr zumindest halbwegs zu dirigieren, was allerdings kaum gelang, weil er mich sich selbst genug zu tun hatte.

Die Slowaken spielten mit einem nominellen 4-1-4-1, sie kamen aber nie auch nur annähernd dazu, das auszuspielen. Innenverteidiger Ďurica wurde auf die linke Seite gestellt. Das hatte den Effekt, dass die Paraguayer über diese Seite nicht ganz so gefährlich wurden, nach vorne brachte Ďurica aber exakt Null. Zudem hat er beim Gegentor fürchterlich gepennt und es so nicht mehr verhindern können. Vor ihm war in der offensiveren Viererkette mit Robert Vittek ein nomineller Stürmer aufgestellt, der gegen Bonet allerdings keinen Stich machte. Šesták hing in der Spitze völlig in der Luft, der gegen die Neuseeländer noch so starke Weiss junior fand überhaupt nicht statt und an Hamšík, der das Spiel aus dem zentralen Mittelfeld lenken sollte, lief die Partie komplett vorbei. Zudem zeigte Jan Kozák, der Hamšík zur Seite gestellt wurde, eine erschreckende Leistung.

Ganz anders die Paraguayer: Morel auf der linken Seite hatte alle Freiheiten, weil Weiss ihn defensiv nicht aufhalten konnte oder gleich ganz auf die andere Flanke auswich (und der dann auf der Position spielente Vittek erst recht nichts ausrichten konnte), Riveros im linken und Vera im rechten Halbfeld zeigten sich sehr aktiv. Vor allem aber störten die Paraguayer die gegnerischen Versuche, das eigene Spiel zu etablieren, konsequent extrem früh und zogen so den Slowaken, die zu Beginn mit Härte dagegen zu halten versuchten, dies aber nach etwa einer Viertelstunde mangels Wirkung eingestellt haben, den Zahn.

Nach der Pause verlegte sich das Team aus Paraguay darauf, die Slowaken in Schach zu halten, wenn möglich etwas herauszulocken und dann (vor allem über den bärenstarken Vera) den schnellen Gegenstoß zu suchen. Die Slowaken steigerten sich aber nicht grundsätzlich; kamen zwar zu etwas mehr Ballbesitz, konnten aber nichts wirklich Nennenswerten dabei herausschlagen. Zudem wartete Weiss senior an der Seitenlinie ab, und wartete und wartete, obwohl er sah, dass seiner Mannschaft kreativ nichts gelang. Dafür kam bei Paraguay Mittelfeldspieler Aureliano Torres für den fleißigen Stürmer Valdez, um im Mittelfeld das Spiel besser zu kontrollieren.

Bei den Slowaken kam indes Hološko für Šesták und gesellte sich zu Vittek in die Spitze, was aber nichts brachte, weil das slowakische Mittelfeld überhaupt nichts zu Stande brachte. Erst in der 83. Minute brachte Weiss senior Flügelmann Stoch für den (oft überforderten) Innenverteidiger Saláta, da aber unmittelbar darauf das 0:2 fiel (bei dem die slowakische Abwehr wieder in Ehrfurcht erstarrt war), blieb auch diese Maßnahme wirklungslos.

Fazit: Paraguay agierte absolut souverän und war zu jedem Zeitpunkt Herr der Lage, daher geht der Sieg absolut in Ordnung. Den Slowaken fehlte es schlicht und einfach an der Klasse und der internationalen Erfahrung, die Südamerikaner ernsthaft zu gefährden.

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Italien – Neuseeland 1:1 (1:1)

Italien - Neuseeland 1:1

Die Neuseeländer veränderten gegenüber ihrem Punktgewinn im Slowakei-Spiel nichts – warum auch. Marcello Lippi hingegen stellte auf ein 4-4-2 um, wie es in der zweiten Hälfte gegen Paraguay recht ordentlich funktioniert hatte. Allerdings nicht mit Camoranesi auf der linken Seite (mehr Luft als für eine Halbzeit har er nicht), sondern mit Marchisio. Der sich dort draußen allerdings sichtlich nicht wohl fühlte und wirkungslos blieb.

Auch nach dem frühen Führungstor für Neuseeland (auch wenn’s wohl Abseits war, schaut der stolpernde Cannavaro da nicht gut aus) änderte sich daran nichts – die Italiener waren es, die das Spiel gestalten mussten. Und das klappte überhaupt nicht, weil keiner da war, der es an sich reißen hätte können. De Rossi und Montolivo, die beiden Sechser, hatten zwar viel Ballbesitz, Zielstrebiges nach vorne fiel ihnen aber absolut nicht ein – auch natürlich, weil Gilardino und Iaquinta sich in der Mitte auf den Füßen standen, aber keiner den freien Weg über die Flanken suchte. Criscito war der Alleinunterhalter auf der linken Seite, weil Marchisio eben komplett blass blieb. Alleine die rechte Seite mit dem äußerst fleißigen Zambrotta zeigte so ein wenig, wie es gehen könnte.

Was beim Titelverteidiger aber komplett fehlte, waren echte Vorstöße bis zur Grundlinie, um dann auf die kopfballstarken Gilardino und Iaquinta zu flanken. So etwas kam gar nicht – und mit den langen Bällen aus der Tiefe hatte die neuseeländische Defensive keine Probleme. So war es schon ein wenig ein Geschenk von Tommy Smith, dass er mit seinem Trikotziehen den Elfmeter zum Ausgleich ermöglichte. Der war natürlich nicht unverdient, schließlich taten die Neuseeländer nach vorne nichts mehr, aber wirklich zwingend war er nicht.

In der Halbzeit stellte Lippi dann auch ein 4-2-3-1 um, indem er Di Natale (für Gilardino) brachte und auf die linke Seite stellte; dazu ersetzte Camoranesi (nun im Zentrum) den wirkungslosen Pepe. Die Formation war nun anders, das Spiel war gleich: Wenig Ideen von De Rossi und Montolivo, viel durch die Mitte, selbst die Außen zog es immer wieder ohne Not in die Zentrale – obwohl die Neuseeländer die Flanken nicht gerade konsequent zustellten.

Nach einer Stunde reagierte Lippi erneut auf das sich nicht bessernde Spiel und brachte mit Pazzini wieder eine zweite Spitze für den komplett überforderten Marchisio ging wieder auf ein 4-4-2 zurück. Pazzini und Iaquinta ließen sich nun aber beide vermhert zurückfallen und warteten auf steile Anspiele in die Spitze. Einige wenige kamen auch, die Neuseeländer hatten aber wenig Mühe, diese zu verteidigen. Und als die Kiwis merkten, dass den Italienern so überhaupt nichts einfällt – die beiden besten Chancen waren 25m-Schüsse von Montolivo – wurden sie gegen Ende sogar noch frech und drückten mit Jungspund Wood sogar noch in einigen Situationen auf das Siegtor.

Fazit: Die Italiener schicken sich an, den Engländern ernsthafte Konkurrenz zu machen. Kein Tempo, keine Ideen, keine Kreativität, überschaubare Torgefahr. Mehr als der eine Punkt wäre absolut nicht zu rechtfertigen gewesen. Die All Whites dafür setzen ihre Party fort und werden mit einem verdienten 1:1 für eine engagierte Leistung belohnt.

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Brasilien – Côte d’Ivoire 3:1 (1:0)

Brasilien - Côte d'Ivoire 3:1

Ein bissi unterkühlt war’s schon, was die beiden Mannschaften da zeigten. Beide darauf bedacht, keinen Fehler zu machen, beide darauf bedacht, nur dann den Weg nach vorne zu suchen, wenn’s auch ohne Gefahr möglich ist. Weil die Ivorer (mit Drogba als Solo-Stürmer, die Außen Dinane und Kalou rückten zurück in ein 4-1-4-1) aber wesentlich höher verteidigten und auch selbst den Ballbesitz suchten, war es bei den Brasilianern nicht mit dem Gegner zurechtlegen und schauen, wo denn die Schwächen sind, wie das im Spiel gegen Nordkorea noch der Fall war.

Im Gegenteil sahen sie sich einer wie schon gegen Portugal defensiv extrem diszipliniert agierenden Mittelfeldreihe gegenüber, die das Spiel durch die Mitte von Kaká sehr gut unterbinden konnte, Luís Fabiano vorne gut abschirmte und die Brasilianer nicht zur Entfatung kommen ließ. Andererseits war der sichtlich nicht fitte Drogba gegen Lúcio UND Juan natürlich völlig aus dem Spiel (sky-Kommentator Reif nannte es durchaus treffend „Geiselhaft“). Somit fehlten Demel und Dindane (rechts), sowie Tiené und Kalou (links) vorne die Anspielstadion, die ein wesentlich aktiverer und vor allem fitten Gervinho zweifellos eher gewesen wäre. Das Resultat: Rasenschach. Die erste Hälfte plätscherte ereignisarm vor sich hin.

Die Brasilianer werden aber sicher gewusst haben, dass sich das Spiel so darstellen wird. Darum wurde eben nicht der Schwachpunkt mit Geduld gesucht, sondern gleich beim ersten Mal beinhart ausgenützt. Dann gab’s bei Kolo Touré und Zokora doch mal eine Unzulänglichkeit gegen Kaká, Luís Fabinao stand plötzlich frei und mit seinem gefühlt ersten Ballkontakt nach fast anderthalb Spielen hämmerte er den Ball sofort zum 1:0 ins Netz. Ein Rückstand, der den Ivorern sichtlich einiges von ihrer anfänglichen Sicherheit nahm, aber weil Kaká weiterhin steraunlich schlechte Pässe schlug und die Flanken weiterhin gut zugemacht wurden, passierte auch bis zur Pause nichts mehr.

Auch die zweite Hälfte schickte sich an, ähnlich zu beginnen, eher Luís Fabiano zu seiner bemerktenswerten Solo-Aktion anlegte, drei Ivorer (Kolo Touré, Zokora und Tiené) versetzte und zum 2:0 abdrückte. Ja, der Oberarm/Schulter war dabei, aber wenn’s der Referee nicht pfeift, dann zählt’s halt. Die Brasilianer wurde darauf etwas sorglos, Bastos ließ für einmal seine Flanke offen, woraufhin Dindane zum ersten Mal im ganzen Spiel Drogba per Flanke einsetzen konnte. Gegen eine dermaßen sichere und effiziente brasilianische Mannschaft müsste so eine Chance aber auch verwertet werden.

So hatte das 0:2 aber nicht den Effekt, dass die Ivorer nun erst recht versuchten, aufzuholen, war ihr Spiel gebrochen. Das 3:0 (nach dem erst zweiten wirklich guten Pass von Kaká) durch Elano, unter gütiger Mithilfe des halb entschlummerten Tiené, war die Folge. Die Einwechslung von Gervinho für Dindane verpuffte angesichte der zerfallenden Mannschaft komplett. Denn leider kämpften die Ivorer nun nicht mehr um Bälle und Tore, sondern nur noch gegen die Beine der Gegenspieler. Leider war der französische Schiedsrichter mit der Leitung der nun extrem rabiaten Partie heillos überfordert. Tioté und der (für Kalou gekommene)  Keita hätten zwigend für ihre Attentate vom Platz gemusst, außerdem hätte Kaká, wenn es als Tätlichkeit bewertet wird, glatt mit Rot fliegen, und nicht mit Gelb-Rot. Wer mich kennt weiß, dass ich Kritik am Schiedsrichter im Normalfall grundsätzlich so weit wie möglich ablehne, aber Lannoy wusste ganz deutlich nicht, was er da tat.

Es brauchte einen 80m-Solosprint von Gervinho, um die Ivorer zumindest kurz wieder aus ihrem Sittenverfall zu reißen, aus dieser Aktion fiel auch das Anschlusstor, weil Juan das Abseits aufhob und Drogba alleine vor dem Tor keine Mühe hatte. Viele Sympathien hat sich das Team mit diesem Auftritt leider nicht gemacht.

Fazit: Die Brasilianer nützten die wenigen Fehler der Ivorer in der ersten Stunde eiskalt und gewinnen als effizientere Mannschaft verdient. Nach der Art und Weise, wie sie von den entnervten Ivorern behandelt wurde, steht nun zu vermuten, dass sie gegen Portugal nicht mit allerletztem Ernst zu Sache gehen – um die Ivorer für ihre Schweinereien im Nachhinein noch zu strafen. Und Lannoy? Der wird wohl im selben Flieger gen Heimat sitzen wie die Mannschaft aus seinem Land…

(phe)

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Day 5 – Innere Handbremse https://ballverliebt.eu/2010/06/15/day-5/ https://ballverliebt.eu/2010/06/15/day-5/#comments Tue, 15 Jun 2010 13:55:27 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2244 Day 5 – Innere Handbremse weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Tag 5 | Im Spitzenspiel des Tages neutralisierten sich die Ivorer und die Portugiesen auf hohem Niveau, die innere Handbremse wurde aber nicht ganz gelöst. Die Brasilianer standen gegen Nordkorea zu lange am Bremspedal, die Slowaken stiegen gegen freche Kiwis zu früh drauf.

Neuseeland – Slowakei 1:1 (0:1)

Neuseeland - Slowakei 1:1

Damit haben die Slowaken ganz eindeutig nicht gerechnet: Die Neuseeländer, in einem etwas eigentümlichen 3-1-3-3 angetreten, spielten von Beginn an richtig mutig, ohne Angst und ohne übertriebenen Respekt auf. Die Dreierkette in der Abwehr mit Routinier Nelsen und den Jungspunden Reid und Smith bekam nicht mal allzu viel zu tun, weil Sechser Vicelich und die Mittelfeldkette schon sehr viel von den Slowaken abfingen und sich gleich auch selbst um den Spielaufbau kümmerten. Bälle nach vorne auf die drei Spitzen kamen zwar vornehmlich über lange Bälle, mit denen Škrtel und Ďurica zumindest aus dem Spiel keine allzu großen Probleme hatten, aber im Mittelfeld waren die erfrischend frechen Neuseeländer den vom spielerischen Potential auf dem Papier deutlich besseren Slowaken überlegen.

Das slowakische Mittelfeld fand dafür überhaupt nicht statt. Štrba, der Sechser, war eine Katastrophe im Spielaufbau, er schaffte es nie, den in der (nominell) offensiven Zentrale aufgestellten Hamšík in irgendeiner Weise zu unterstützen. Und überhaupt, der Star von Napoli. Hamšík war nicht in der Lage, gegen das massierte defensive Mittelfeld der Neuseeländer ein auch nur halbwegs taugliches Offensivspiel aufzuziehen. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis die Slowaken die Überraschung über und die Verunsicherung durch das so nicht erwartete neuseeländische Spiel abzulegen begann. Gegen einen stärkeren Gegner ist das natürlich zu lang.

Nicht zufällig wurde die erste spielerisch gute und schnelle Aktion nicht durch den blassen Hamšík, sondern den produktiveren Flügelspieler Weiss eingeleitet, natürlich über rechts, und natürich hatte die All-Whites-Abwehr sofort Probleme. Generell war das Spiel der Slowaken rechtslastig, einfach weil dort mit Weiss junior der aktivste Spieler beheimatet war. Der gelernte Stürmer Jendrišek war auf der linken Seite verschenkt: Weder konnte er dort seine Torgefährlichkeit ausspielen, noch irgend etwas für die Offensive produzieren. Dass Weiss senior in der Pause darauf nicht reagiert hat und Stoch brachte, lag daran, dass dieser angeschlagen war. Weiss junior belebte dann auch die linke Seite, als er gegen Ende der ersten Hälfte mit Jendrišek Platz tauschte. Und nach der Pause natürlich über seine rechte Seite das 1:0 für die Slowaken eingeleitet wurde. Dass es Abseits war: Pech für die Neuseeländer.

Nach dem 1:0 war das Spiel im Grunde entschieden: Die Neuseeländer fielen nun deutlich zurück, kamen kaum mehr vor das Tor, weil Weiss junior nun viel in die Mitte zu Gange war und die Agenden des weiterhin maßlos enttäuschenden Hamšík übernahm. Šesták rückte dafür von der Spitze auf die rechte Seite. Somit konnten die Schwächen von Hamšík und Štrba ausgeglichen werden. Je länger das Spiel dauerte und je besser die Slowaken es optisch in den Griff bekamen, desto mehr merkten aber auch die Neuseeländer die durchaus wackeligen Beine vor allem in der slowakischen Defensive.

Zwanzig Minuten vor Schluss kam mit dem jungen Wood ein Prellbock für die Spitze, um lange Bälle abzufangen; mit Christie statt Vicelich wurde in der Mittelfeldzentrale ein etwas offensiverer Spieler gebracht. Dass der Ausgleich tief in der Nachspielzeit noch fiel, haben sich die Slowaken selbst zuzuschreiben, sie ließen sich von den Neuseeländern einlullen, Fahrlässigkeiten des an sich besten Defensivspielers Škrtel waren dafür ein Anzeichen. Und es ist kein Zufall, dass gerade Štrba erst den Kopfball vor dem Assist zum Ausgleich verlor, als auch danach bei der Flanke schlief.

Fazit: Die Slowaken brauchten lange, um sich auf die lange frechen Kiwis einzustellen und hätten mit de facto zwei Mann in wichtigen Positionen weniger (Hamšík und Štrba) dennoch gewinnen müssen. Die taten es nicht, weil sie sich im Gegensatz zu den meisten Slowaken nicht vor dem Anlass in die Hose machten.

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Côte d’Ivoire – Portugal 0:0

Côte d'Ivoire - Portugal 0:0

In Port Elisabeth startete Portugal mit einigem Schwung in die Partie. Besonders Cristiano Ronaldo versuchte das Spiel an sich zu reissen. Nach etwa 10 Minuten bimmste der „Pfau“ den Ball aus großer Distanz auf die Stange und machte die Ivorer damit darauf aufmerksam, dass er eine Sonderbehandlung braucht. Die bekam er dann auch in Form von einigen Fouls. Der abgeklopfte Ronaldo verlor dann deutlich an Elan, besonders weil der Schiedsrichter aus Uruguay nicht besonders viel com Credo „Spielmacher schützen“ hielt und generell mit fragwürdigen Entscheidungen ein ruppiges Spiel verursachte. Die Elfenbeinküste nutzte das um sich eine leichte Feldüberlegenheit zu erarbeiten.

Beide Mannschaften spielten ein 4-3-3 mit rotierenden Spitzen und sehr dynamischen Adaptionen im Defensivspiel. Taktisch erste Sahne. Ausgelegt wurden die Systeme aber unterschiedlich. Während die Portugiesen den Ball in der eigenen Feldhälfte kontrollierten (die Innenverteidiger waren Hauptanspielstationen) und dann eher durch die Mitte vorstießen, ging es bei den Ivorern etwas flotter und vertikaler über die Seiten zur Sache – besonders über links, wo auch der rechts nominierte Gervinho immer wieder auftauchte. Die Außenverteidiger schalteten sich dabei gut ein.

Auffällig: Beide Mannschaften verteidigten sehr hoch und machten die Räume sehr eng – im Mittelfeld war Dauerstau. Das änderte sich in der zweiten Hälfte. Nach einem starken Beginn der Elfenbeinküste stellte Portugal um, ging stark in Richtung defensives 4-4-2 und zog sich eher bewusst zurück um den schnellen Attacken der Verteidigung der „Elefanten“ zu entgehen, die zu flotten Ballverlusten und schnellen Gegenstößen führten. Das machte im Mittelfeld Luft für alle und eine sehr attraktive Phase des Spiels war die Folge. Auf den Versuch von Carlos Queiroz, des Teamchefs der Europäer, die Mittelfeldhoheit zurück zu erobern, reagierte natürlich auch Sven-Göran Eriksson, seinerseits Coach der Afrikaner. Auch seine Mannschaft stabilisierte das defensive Mittelfeld, packte ein 4-2-3-1 aus.

In der 66. Minute jubelte das Stadion über die Einwechslung von Didier Drogba für seinen Chelsea-Kameraden Kalou. Mit diesem Tausch endete aber auch das gefährliche Rochadenspiel der Ivorer im Sturm und der Sturmlauf fand sein Ende. Portugals Taktik wirkte, die Iberer konnten wieder mehr Ballbesitz erringen und Druck aufbauen. Ihr System war dann sehr dynamisch, ließ den Spielern einige Freiheiten, ohne sie von zu vielen Aufgaben zu entbinden. Das Gegenmittel „Schnelle Konter“ wirkte für die Ivorer dann erst wieder in den letzten Minuten. Allerdings wurden auch die Räume auf diese Weise wieder enger, und damit endeten die 20-30 Minuten an sehenswert offenem Spiel. So ließ sich dann das 0:0 auch nicht mehr überwinden.

Fazit: Gerechtes Remis in einem und sehenswerten Spiel, dem nur Tore fehlten. Beide Mannschaften spielen hochklassigen Fußball und wären ein Verlust für die WM – sie werden in dieser Form aber auch Brasilien gefährden können.

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Brasilien – Nordkorea 2:1 (0:0)

Brasilien - Nordkorea 2:1

Die Rollen waren klar verteilt – aber so richtig flutschen wollte es für die Brasilianer vor allem vor der Pause nicht. Die Seleção war in einem 4-2-3-1 angetreten, mit dem statischen Luís Fabiano ganz vorne und mit den offensiven Elano (rechts) und Kaká (zentral, sehr unauffällig) und Robinho (links) an den Flanken. Grundsätzlich genug Potential, um der koreanischen Fünferkette zuzusetzen, aber es kam gar nichts. Die Brasilianer spielten um den Strafraum herum, recht behäbig. Keine versuchte mal, sich mehr zu bewegen, keiner bot sich an, so hatten es die Koreaner nicht allzu schwer, die Null zu halten.

Hauptachse der Brasilianer war die rechte Seite über Maicon, den mit Abstand besten Mann auf dem Platz. Praktisch alle Angriffe wurden über seine Seite eingeleitet, versandeten aber. Der Favorit verstand es nicht, die sich trotz der massierten Abwehr bietenden Freiräume auch auszunützen. Zu selten ging mal einer bis zur Grundlinie durch, immer wieder zog es alle in die Mitte, dorthin, wo die meisten Koreaner standen. Diese waren genau im erwarteten 5-3-2 angetreten, und ihr enorm fleißiger Stürmer Jong Tae-Se hielt als ständig drohende Gefahr für Konter die brasilianische Defensive vorsichtig.

An der Spielanlage änderte sich auch nach der Pause wenig: Die Koreaner mit drei sicheren Innenverteidigern, von denen maximal einer bei Standards im gegnerischen Gebiet nach vorne geht, und zwei durchaus fleißigen Außenverteidigern (vor allem Cha auf rechts war sehr engagiert). Davor Japan-Koreaner Ahn zentral, rechts der kleine, wuseligen Mun, und Kapitän Hong als Bindeglied zu Jong ganz vorne. Dunga musste seinerseits der Seleção in der Pause klar gemacht haben, dass es sich lohnen könnte, auch mal schnell in freie Räume zu spielen, denn genau so viel das 1:0 – nach einem Vorstoß waren die Koreaner noch nicht ganz sortiert, Elano spielte schlau hinter die Abwehr (LV Ji Yun-Nam war zu weit eingerückt), und Maicons Kunstschuss sorgte dann doch für die Führung. Dass es gerade Maicon war, ist kein Zufall, er war wie erwähnt noch der beste Brasilianer.

Auch das änderte aber nichts am Spiel der Koreaner. Ja, sie suchten nun etwas häufiger den Weg nach vorne, aber hinten blieb alles beim Alten. Brasilien atmete mit der Führung im Rücken deutlich auf und nützte einen der wenigen Unachtsamkeiten bei den Asiaten. Ri Kwang-Chon, der linke IV, rückte zwei Schritte raus um Luís Fabiano zu stellen, Zentral-IV Ri Jun-Il verschob nicht mit, und Elano sprintente hinter dem zu schon wieder zu weit eingerückten LV Ji Yun-Nam in das feine Zuspiel von Robinho und hatte keine Mühe mehr. Damit war das Spiel gelaufen, der Arbeitssieg des Favoriten fixiert. Dass Ji Yun-Nam seine beiden schlimmen Stellungsfehler mit dem (zu) späten Anschlusstor noch linderte, auf gute Vorlage von Jong Tae-Se, änderte nichts Grunsätzliches mehr.

Fazit: Vor der Pause enttäuschte die Seleção maßlos, danach ging es etwas besser, vor allem nach dem Führungstor. Ein Maßstab war dieses Spiel aber noch nicht. Die Koreaner verteidigten zumeist geschickt und können auch Portugal und Côte d’Ivoire noch Kopfschmerzen bereiten.

(phe/tsc)

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Das Zentralgestirn und seine Planeten https://ballverliebt.eu/2010/04/14/das-zentralgestirn-und-seine-planeten/ https://ballverliebt.eu/2010/04/14/das-zentralgestirn-und-seine-planeten/#respond Wed, 14 Apr 2010 21:36:28 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=1926 Das Zentralgestirn und seine Planeten weiterlesen ]]> WM-SERIE, Teil 16: CÔTE D’IVOIRE | Es wird wohl die letzte WM für Didier Drogba, die zentrale Figur im Spiel der Ivorer. Die Frage, wie es danach weitergeht, wird der neue Teamchef Sven-Göran Eriksson nicht mehr beantworten müssen – seine Mission ist zeitlich klar begrenzt.

Am Ende hatte man den Eindruck, zur Not würde Didier Drogba den Teamchef selbst machen – wie beim Afrikacup 2008, als Drogba offiziell Co-Trainer seines eigenen Teams war. Die Suche nach einem Nachfolger für den nach dem Afrikacup vergangenen Jänner geschassten Vahid Halilhodžić gestaltete sich als aufreibender, als es sich der ivorische Verband wohl gedacht hatte. Das könnte allerdings auch daran liegen, dass den Westafrikanern nur das Beste gut genug war – und Herren wie Bernd Schuster und Mark Hughes im Kandidatenkreis waren. Den Zuschlag bekam der Schwede Sven-Göran Eriksson, der nun zum dritten Mal (nach 02 und 06 mit England) als Teamchef zu einer Weltmeisterschafts-Endrunde fährt.

Einer Endrunde, die für den großen Superstar der Ivorer wohl zur letzten großen Chance wird, mit seinem Land zu glänzen – schließlich hat Didier Drogba schon angekündigt, dass der abgelaufene Afrikacup im Jänner sein letzter wäre. Und selbst, wenn er sich doch dazu aufraffen kann, 2012 in Gabun und Äquatorialguinea noch einen Anlauf auf die kontinentale Krone zu starten, wäre er bei der nächsten WM in vier Jahren schon 36 Jahre alt. Für einen kraftvollen Spieler, der sehr von seiner Physis und seiner Athletik lebt, wird da wahrscheinlich schon Schluss sein.

Zumal sich nach dem Turnier in Südafrika langsam aber sicher auch die Verantwortlichen der ivorischen Nationalmannschaft Gedanken machen sollten, wie es nach Drogba weitergeht. Denn im Moment konzentriert sich, obwohl er beileibe nicht der einzige internationale Star in der Mannschaft ist, alles auf den Bullen von Chelsea. Nicht nur medial, das versteht sich ohnehin von selbst. Nein, auch die Ausrichtung der Mannschaft ist einzig und allein darauf abgezielt, den Mittelstürmer vorne in Szene zu setzen. Das hat schon beim Afrikacup in Angola nicht funktioniert – hier war für die favorisierten Ivorer schon im Viertelfinale Endstation. Und das wird wohl auch gegen Topgegner wie Brasilien und Portugal bei der Weltmeisterschaft nur dann zum Erfolg führen, wenn wirklich alles zusammen passt. Schließlich macht dieser Umstand die Ivorer, bei all ihrer individuellen Klasse, einfach zu leicht ausrechenbar.

Dabei müsste das gar nicht sein. Die Ivorer besitzen in allen Mannschaftsteilen Spieler mit zumindest erweiterter internationaler Klasse, die fast alle in europäischen Top-Ligen vertreten sind. Doch unter Halilhodžić war die Mannschaft wie ein Planetensystem, das sich nur um ihr Zentralgestirn Drogba dreht. Inwieweit das der Fehler von Halilhodžić war oder es Drogba einfach aufgrund seiner Ausnahmestellung innerhalb der Mannschaft gar nicht anders zuließ, wird einer der Punkte sein, die es unter Eriksson aufzulösen gilt. Der Schwede ist nach seinen vielen Jahren als Teamchef der Engländer ein erfahrender Mann auch im kurzfristigen Umgang mit Stars, zudem es sich um eine Mission auf Zeit handelt – nach der Endrunde ist der 62-Jährige wohl wieder frei.

Eriksson hat es aber nicht nur mit einer für das Funktionieren einer Mannschaft äußerst schwierigen hierarchischen Konstellation zu tun, sondern in Südafrika dann auch mit einer fiesen Gruppe. Hier hatten die Ivorer erneut Pech, nachdem sie schon vor vier Jahren, bei ihrer WM-Premiere, mit den Holländern und den Argentiniern zwei extrem starke Gruppengegner hatten. Gegen beide war man nicht chancenlos, aber gegen beide wurde am Ende verloren – ein Schicksal, das auch gegen Brasilien und Portugal bei der bevorstehenden Endrunde durchaus wahrscheinlich ist. Nur gegen den Underdog aus Nordkorea sind Drogba und Co. sicherlich klarer Favorit, auch wenn in diesem Spiel, wie 2006 beim abschließenden 3:2 gegen die Serben im Regensturm von München, schon alles zu spät sein könnte.

Für seine Aufgabe, die Ivorer WM-tauglich zu machen, muss Eriksson einen schwierigen Spagat vollführen: Einerseits muss er Drogba bei Laune halten, der auch in der Defensive oft nicht der fleißigsten einer ist, zum anderen muss er die Mannschaft aber auch für den Fall fitmachen, dass Drogba vorne aus dem Spiel ist, oder gar ganz fehlt. Hier sind dann vor allem Didier Zokora und Yaya Touré gefordert, das Spiel an sich zu reißen. Zudem wird es interessant sein, ob Eriksson vom 4-3-3 seines Vorgängers abweicht.

Im Tor steht mit Boubacar Barry vom belgischen Erstligisten Lokreren einer der besten Schlussmänner vom afrikanischen Kontinent, beim Afrikacup in Angola hat er dies wieder eindeutig unter Beweis gestellt. Sowohl der sonst als sicher geltende Kameruner Kameni, als auch der Nigerianer Enyeama – immerhin zum besten Torwart der israelischen Liga gewählt – machten einen deutlich wackeligeren Eindruck als der 30-jährige Barry.

Auch vor ihm steht Routine. Mit Kolo Touré organisiert ein Mann die Abwehr, dem durch mittlerweile acht Jahre Premier League keiner mehr so schnell etwas vormacht. Doch wie bei so vielen Teams gibt es auch bei den Ivorern eben in Touré nur einen Innenverteidiger von internationaler Klasse und mit ebensolcher Erfahrung. In den letzten Spielen war Sol Bamba der Partner von Touré im Abwehrzentrum, ihm fehlt es aber eklatant an internationaler Erfahrung – die ist beim schottischen Mittelständler Hibernian Edinburgh auch schwer zu bekommen. Mehr Routine, aber auch nicht bedeudend mehr Klasse besitzt Guy Demel vom HSV. Er kann sowohl zentral als auch, und das ist ihm noch lieber, auf der rechten Abwehrseite eingesetzt werden. Dort ist er aber, wie auch innen, eher nur zweite Wahl, denn rechts hinten steht im mit Emmanuel Eboué ein Mann mit deutlich mehr Offensivdrang im Weg. Auf der linken Seite hat Siaka Tiené bessere Karten als Arthur Boka vom VfB Stuttgart.

Das Dreier-Mittelfeld, in dem die Ivorer zumindest vor der Bestellung von Sven-Göran Eriksson aufliefen, gibt es zwei ganz zentrale, bestimmende Spieler, die praktisch unrotierbar sind. In der etwas defensiveren Rolle ist das mit Yaya Touré der jüngere Bruder von Abwehrchef Kolo: Der Barcelona-Stammspieler ist zweifelsfrei einer der besten Sechser, die es derzeit überhaupt gibt. Und offensiv ist das Didier Zokora von Sevilla, zu dem es keine Alternative gibt. Fällt Zokora aus, ist dem Spiel der Ivorer die Schaltzentrale genommen, der Ballverteiler, der Spielmacher. Ihn gilt es, neben Drogba, am ehesten zu neutralisieren, möchte man eine Chance haben.

Wer der dritte Mann im Mittelfeld ist, entscheidet sich üblicherweise je nach Gegner und genereller Spielausrichtung. Gegen stärkere Gegner kam eher mit Cheikh Tioté von Twente Enschede ein zweiter echter Sechser in die Startformation – das ist die Variante, die gegen Portugal und Brasilien am wahrscheinlichsten scheint. Gegen Nordkorea, die ihrerseits mit einer sehr defensiven Spielanlage antreten, wird dann aber eher mit Romaric ein zweiter Spielmacher in die Mannschaft kommen.

Und vorne dreht sich, wie schon erwähnt, vorderhand alles um Didier Drogba. Dessen Klubkollege Salomon Kalou spielte zumindest unter Halilhodžić einen klassischen Linksaußen, auf der anderen Seite übernimmt Shooting-Star Gervinho von Lille die Offensivposition. Der 23-Jährige mit der eigenwilligen Frisur spielt eine grandiose Saison in der französischen Liga und kann seinen Platz eigentlich nur durch eine Verletzung verlieren.

Alternativen für Kalou und Gervinho wären etwa Sekou Cissé oder 1.63m-Zwerg Bakari Koné. Aber die wirklich spannende Frage ist, ob sich Eriksson traut, auch Drogba rauszunehmen, sollte sich dieser nicht mehr in den Dienst der Mannschaft stellen, als er das unter Halilhodžić bereit war. Keine Frage, Kader Keita fehlt es an Durchschlagskraft und Seydou Doumbia an internationaler Erfahrung, aber wie sehr Drogba bereit ist, sich Erikssons Anweisungen unterzuordnen, wird man sehen. Bei Chelsea ist dies ja in der Regel kein Problem, nur beim Nationalteam lässt der Stürmerstar oft allzu sehr den Superstar raushängen.

Nicht unerheblich ist dann eben auch, inwieweit Eriksson das von Halilhodžić immer praktizierte 4-3-3 beibehält oder ändert. Und wenn, wie sehr er es ändert – sprich, ob es ein etwas defensiveres 4-2-3-1 wird, oder ob er die Mannschaft komplett durcheinander würfelt und auf ein 4-4-2 umstellt. Letzteres ist aber kaum zu erwarten, vor allem weil es dem vorhandenen Spielermaterial nicht entspricht.

Zukunftsweisend wird für die Ivorer diese Endrunde aber nur sein, wenn Eriksson Drogba tatsächlich stutzt. Ansonsten wird es zum letzten ganz großen Auftritt des Superstars von Chelsea, der danach früher oder später dem Nationalteam seinen Rücken kehrt und Erikssons Nachfolger eine Mannschaft bauen muss, die ohne Drogba funktioniert. Es könnte sein, dass die Westafrikaner dann in das Loch zurückfallen, aus dem sie Drogba einst geholt hat. Man darf aber auch die Möglichkeit nicht ausschließen, dass es ohne das Zentralgestirn erst so richtig zu rollen beginnt, weil die Verblieben sich endlich darauf konzentrieren können, ihr eigenes Spiel zu machen, ohne dauernd an die Befindlichkeiten ihres Mittelstürmers denken zu müssen.

Aber das ist dann ja nicht mehr Drogbas Problem.

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CÔTE D’IVOIRE
oranges Trikot, weiße Hose, Puma – Platzierung im ELO-Ranking: 22.

Spiele in Südafrika:
Portugal (Nachmittagsspiel Di 15/06 in Port Elizabeth)
Brasilien (Abendspiel So 20/06 in Johannesburg/S)
Nordkorea (Nachmittagsspiel Fr 25/06 in Nelspruit)

TEAM: Tor: Vincent Angban (25, Asec Mimosas), Boubacar Barry (30, Lokeren), Aristide Zogbo (28, Netanya). Abwehr: Benjamin Angoua (23, Valenciennes), Sol Bamba (25, Hibs Edinburgh), Arthur Boka (27, Stuttgart), Guy Demel (29, Hamburg), Emmanuel Eboué (27, Arsenal), Siaka Tiené (28, Valenciennes), Kolo Touré (29, Manchester City). Mittelfeld: Emerse Faé (26, Nizza), Jean-Jacques Gosso (27, Monaco), Emmanuel Koné (23, Inter Argeş), Romaric Ndri (27, Sevilla), Cheikh Tioté (24, Twente), Yaya Touré (27, Barcelona), Didier Zokora (29, Sevilla). Angriff: Sekou Cissé (24, Feyenoord), Seydou Doumbia (22, YB Bern), Didier Drogba (33, Chelsea), Kader Keita (28, Galatasaray), Bakari Koné (28, Marseille), Gervinho Kouassi (23, Lille), Salomon Kalou (24, Chelsea).

Teamchef: Sven-Göran Eriksson (62, Schwede, seit April 2010)

Qualifikation: 1:0 gegen Mosambik, 0:0 in Madagaskar, 1:1 in und 4:0 gegen Botswana, 1:1 in Mosambik, 3:0 gegen Madagaskar. 5:0 gegen Malawi, 2:1 in Guinea, 3:2 in und 5:0 gegen Burkina Faso, 1:1 in Malawi, 3:0 gegen Guinea.

Endrundenteilnahmen: 1 (2006 Vorrunde)

>> Ballverliebt-WM-Serie
Gruppe A: Südafrika, Mexiko, Uruguay, Frankreich
Gruppe B: Argentinien, Nigeria, Südkorea, Griechenland
Gruppe C: England, USA, Algerien, Slowenien
Gruppe D: Deutschland, Australien, Serbien, Ghana
Gruppe E: Holland, Dänemark, Japan, Kamerun
Gruppe F: Italien, Paraguay, Neuseeland, Slowakei
Gruppe G: Brasilien, Nordkorea, Côte d’Ivoire, Portugal
Gruppe H: Spanien, Schweiz, Honduras, Chile

* Die Platzierung im ELO-Ranking bezieht sich auf den Zeitpunkt der Auslosung

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