EM-Quali – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Mon, 23 Dec 2019 14:10:30 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Rechenspiele: Wie gut war Österreich wirklich in der EM-Quali? https://ballverliebt.eu/2019/12/23/rechenspiele-wie-gut-war-oesterreich-wirklich-in-der-em-quali/ https://ballverliebt.eu/2019/12/23/rechenspiele-wie-gut-war-oesterreich-wirklich-in-der-em-quali/#comments Mon, 23 Dec 2019 08:13:56 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=16584 Rechenspiele: Wie gut war Österreich wirklich in der EM-Quali? weiterlesen ]]> Für die EM qualifiziert – es muss also alles super sein. Oder? Der mediale Jubel nach dem gelösten EM-Ticket für Österreich wirkte krampfhaft aufgesetzt. Nur: Wie verhält es sich tatsächlich mit dem Verhältnis zwischen tatsächlicher und zu erwartender Leistung? Wir versuchen uns an einer quantifizierbaren Einordnung.

Die Topfeinteilung fand anhand der Ergebnisse der Nations League im Herbst 2018 statt. Dadurch war Polen im ersten Topf, Österreich im zweiten, Israel im dritten, Slowenien im vierten, Mazedonien im fünften und Lettland im sechsten Topf.

Wäre es nach dem FIFA-Ranking (mit Stand November 2018) gegangen: Polen und Österreich aus dem zweiten Topf, Slowenien und Mazedonien aus dem vierten, Israel und Lettland im fünften – dafür niemand aus dem ersten und auch niemand aus dem dritten Topf.

Wäre es nach dem ELO-Rating (mit Stand vor einem Jahr) gegangen: Polen aus dem ersten, Österreich aus dem zweiten, niemand aus dem dritten, dafür Slowenien, Mazedonien und Israel aus dem vierten Topf.

Tatsächliche Stärke? Ein Versuch.

Was diesen drei Bewertungskriterien gemeinsam ist: Sie werden nach vergangenen Leistungen erstellt und berücksichtigen nicht zwingend die aktuelle Leistungsstärke. Polen ist ohne Lewandowski viel schwächer – reißt er sich das Kreuzband oder tritt er zurück, schwächt das sein Team deutlich mehr als ein langfristiger Ausfall von, sagen wir, Sechser Mateusz Klich von Leeds United.

Einen gleichwertigen Ersatz für Klich treibt Polen auf. Einen für Lewandowski eher nicht.

Darum haben wir versucht, die tatsächliche, aktuelle Stärke der 55 EM-Quali-Teilnehmer zu erheben und  diese mit dem auf dem Platz erreichten zu vergleichen. Zugegeben, besonders wissenschaftlich ist das nicht, aber es zeigt zumindest ein Bild.

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Unterschiedlich stark besetzt

Von jedem Team haben wir die EM-Quali-Stammelf ausgearbeitet – grob gesagt: Jene elf Spieler, die in den acht bzw. zehn Spielen die meiste Spielzeit absolviert haben. Das sieht bei Österreich so aus:

Fast das komplette Team spielt bei deutschen Vereinen, die in der Champions League oder der Europa League aktiv sind – also bei guten Teams einer guten Liga. Dass dieses Team relativ stark ist oder zumindest sein sollte, liegt auf der Hand. Vergleichen wir dies mit dem finnischen Team, welches ebenfalls als Gruppenzweiter zur EM fährt:

Da gibt es den Torhüter eines deutschen Champions-League-Starters, einen Stürmer aus der englischen Premier League, einen Linksverteidiger vom belgischen und einen Sechser vom dänischen Meister. Und sonst nicht besonders viel. Dieses Team würde man wohl eher auf Platz vier hinter Italien, Bosnien und Griechenland einschätzen – nicht als Zweiter vor den Griechen und den Bosniern.

Also: Eine EM-Qualifikation von Österreich konnte man erwarten. Eine von Finnland nicht. Eh klar.

Eine Rangliste

Wir haben also die elf Spieler der Stamm-Elf mit dem Koeffizienten aus der Fünfjahres-Wertung der jeweiligen Liga mit Abstufungen bewertet: Volle Punkte für Spitzenklubs der Liga, mit Abzügen bis runter über Mittelständler (willkürlich 80%), Abstiegskandidaten (75%), Zweitligisten (30%) und Drittligisten (10%). Bei Teams wie San Marino mussten sogar noch größere Quotienten her. Die Handvoll Spieler aus Übersee (MLS, Asien) wurden wie Zweitligisten von Top-Ländern bewertet.

Zusätzlich haben wir Extra-Punkte (also 115%) für Spieler von europäischen Superklubs gegeben: Barcelona, Real Madrid, Liverpool, Man City, Bayern und Juventus. Noch einmal der Hinweis: Es geht nur um einen groben Vergleich.

Rot: Für die EM qualifiziert. Blau: Im Playoff. (Zum vergößern Klicken)

Das nicht ganz überraschende Bild: Es gibt aktuell eine Handvoll Top-Teams (Spanien, Frankreich, Deutschland, Belgien und England), nach den erweiterten Titelkandidaten kommt noch eine Stufe und die Mittelklasse-Länder liegen eng zusammen.

Und ja: Finnland hat tatsächlich deutlich mehr erreicht, als der Kader objektiv hergibt. Wahrscheinlich wird selbst der Qualifikant, der aus der vierten NL-Leistungsstufe in die EM-Gruppe Österreichs kommt (vermutlich Mazedonien oder Kosovo), eine Stamm-Elf mit Spielern von besseren Klubs haben als die Finnen.

Enge Mittelklasse

„Es ist nicht so, dass die Erweiterung des Turniers von 16 auf 24 Teams einen größeren Haufen von minderbemittelten Teams zum Turnier brachte {…}, aber eben mehr, die ihr Heil vornehmlich in der Abwehr-Arbeit suchen. Die Teams 17 bis 24 ziehen das Niveau nicht dramatisch runter.“ So stand es in unserer Abschluss-Bilanz zum EM-Turnier von 2016. Diese Rangliste scheint die These zu bestätigen.

So beträgt der Abstand von Polen (Platz 16) zum besten Mittelklasse-Team Dänemark (als Zehnter) genauso viel wie zwischen Polen und Platz 27 (Schottland, in diesem Fall).

Die Abstufung verläuft in etwa so:
1., die erweitere Spitze (vgl.: Topf 1)
2., die volatile zweite Reihe (vgl.: Töpfe 2 und 3)
3., das hintere Mittelfeld (vgl: Töpfe 4 und 5)
4., die Hoffnungslosen (vgl: Topf 6)

Klasse 1 qualifiziert sich zu 95 Prozent, Klasse 2 rittert um die restlichen Startplätze und Teams aus der Klasse 3 (wie Finnland) haben nur eine Chance, wenn die Sterne günstig stehen.

Erwartungen übertroffen/unterboten

Die Erwartung für Spanien und Frankreich ist, mehr oder weniger alles zu gewinnen. Die Erwartung für San Marino ist, alles zu verlieren. Spannend ist diese Rechnung eher nur dazwischen.

Also: Wie sehr muss sich Bosnien für Platz vier hinter Finnland und Griechenland schämen? (Antwort: schon relativ). Oder ist es wirklich eine Überraschung, dass der Kosovo bis zuletzt die Chance auf Platz zwei hatte? (Antwort: zumindest keine große).

Eine Möglichkeit zur Messung ist es, die Prozentzahl der erzielten Punkte (vom Maximum 24 bzw. 30) mit der Prozentzahl der Kaderstärke (mit dem Wert Spaniens, dem Top-Wert, als Referenzpunkt) gegenzurechnen. Hier belegt Österreich Platz 38 von 55. Mit einem Sieg in Lettland am letzten Spieltag wäre es Platz 28 gewesen. Besser, aber auch nicht gerade beeindruckend.

Gratuliere, Andorra: Das wohl mit einem spanischen Dritt- bis Viertligisten vergleichbare Team erzielte vier Punkte. Gratuliere auch, Island: Zwar reichte es nicht auf direktem Wege für die dritte Turnier-Teilnahme in Folge, aber angesichts der überwiegend mäßigen Klubs, bei denen die Insel-Kicker unter Vertrag stehen, ist man immer noch sehr gut dabei und hat im Playoff eine realistische Chance.

Israel ist so mittendrin: Das von den Vereinen der Startelf-Spieler zweitschlechteste Team der Gruppe steht dank des Heimsieges gegen Österreich recht okay da, obwohl das direkte EM-Ticket sehr deutlich verpasst wurde. Ohne diesen Erfolg jedoch würde das Team von Andi Herzog bei dieser Berechnungsmethode im hinteren Drittel rangieren – was auch verdeutlicht, wie klein die Sample Size ist und wie sehr jeder Punkt hier einen großen Unterschied machen kann.

Dies ist auch bei Bulgarien zu sehen (ohne den Sieg im für beide bedeutungslosen letzten Spiel gegen Tschechien: Platz 49 statt 29) und bei Spanien (das Team ist so stark besetzt, dass die beiden Remis gegen Schweden und Norwegen das Ranking extrem nach unten reißen). Also: Alles ein wenig mit Vorsicht zu genießen.

Aber auf jeden Fall: Oje, Nikola Jurčević. Der ehemalige Salzburg-Star hat in Aserbaidschan einen gut bezahlten, aber ziemlich ambitionslosen Job ausgefasst. Die Liga ist nicht besonders stark, zahlt aber gut. Ohne Anreiz, die Liga zu verlassen, kocht alles im eigenen Saft. Ein einziger Punkt in acht Spielen ist aber selbst dafür ein bissi gar wenig. Bosnien, in der Nations League noch verdienter Gruppensieger vor Österreich, hat trotz Pjanić und Džeko einen dramatischen Bauchfleck hingelegt, was Teamchef Prosinečki auch bereits den Job gekostet hat.

In Relation zur Gruppenstärke

Nun spielte nicht jeder gegen Spanien, manche – auch Österreich – hatten eine leichtere Gruppe (tatsächlich war nur die Belgien-Gruppe noch schwächer als die des ÖFB-Teams). Wenn man die erzielten Punkte in Relation mit dem eigenen Stärkewert und jenem der Gruppengegner setzt, belegt Österreich auch nur den 30. Platz. Mit einem Sieg über Lettland wäre es immerhin Platz 21 gewesen.

Die 19 von 30 möglichen Punkten als objektiv stärkstes Team der Gruppe sind etwa vergleichbar mit den den acht Punkten von Georgien (mit zwei Remis und vier Niederlagen gegen stärkere Teams und zwei Siege gegen Gibraltar) oder den 13 Punkten der gestolperten Bosnier. Es ist deutlich schwächer als etwa Armenien (wo zwischendurch sogar der Teamchef zurückgetreten ist), aber auch klar besser als etwa bei Wales, wo Ryan Giggs eigentlich nie bis zum letzten Match zittern hätte dürfen.

In dieser Rechnung haben sämtliche Gruppengegner von Österreich mehr aus ihrem Potenzial gemacht als das ÖFB-Team selbst.

Dass natürlich auch diese Rechnung ihre Schwächen hat, zeigen die Positionen von Italien (18.) und Belgien (33.), denn mehr als alles gewinnen geht nicht. Ihr Ranking zeigt aber auch, dass ihre Gruppen in der Tat recht schwach waren.

Österreich: Vergleich mit Quali zu 2016

Wie man es auch dreht und wendet: Trotz der erreichten EM kratzte Österreich in der Qualifikation eher an der Blamage als am Heldentum. Nur: Wie sieht die Performance im Vergleich zu jener in der Quali für die EM 2016 aus?

Nun: Österreich war auch damals – obwohl nur aus dem dritten Topf gezogen – das nach den Klubs der Spieler stärkste Team der Gruppe, allerdings nicht ganz so stark wie jetzt. Die Gruppengegner waren Russland (recht klar schwächer als Polen jetzt), Schweden (vergleichbar mit Slowenien) und Montenegro (vergleichbar mit Mazedonien) sowie Moldawien (etwas schwächer als Israel) und Liechtenstein (damals sogar etwas stärker als Lettland jetzt).

Damals holte Österreich 28 von 30 möglichen Punkten – in einer vergleichbaren Gruppe und einer vergleichbar starken Mannschaft zu jetzt, als es 19 Punkte gab. In beiden vorhin erklärten Wertungen hätten aber selbst diese 28 Punkte nur für Plätze knapp außerhalb der Top-10 gereicht.

Das zeigt wiederum, wie schwach die damalige Gruppe war – aber auch, wie schwach die Performance des ÖFB-Teams in dieser EM-Quali war.

Die österreichische EM-Gruppe 2020

So trifft es sich gut, dass die EM-Gruppe C mit Österreich die schwächste der sechs Vorrunden-Staffeln ist. Der Aufschwung der Niederländer ist mit dem Final-Einzug bei der Nations League und dem Beinahe-Gruppensieg gegen Deutschland gut dokumentiert, dennoch gibt es in jeder anderen Gruppe zumindest eine stärkere Mannschaft.

Die Ukraine hat die Erwartungen klar übertroffen. Die hauptsächlich mit Akteuren der nationalen Top-Klubs Schachtar Donetsk und Dynamo Kiew ausgestattete und von Legende Andriy Shevchenko trainierte Mannschaft hat trotz der relativen Jugend auch bereits internationale Erfahrung und qualifizierte sich deutlich vor Titelverteidiger Portugal.

Wer der dritte Österreich-Gegner wird, entscheidet sich im Playoff Ende März.

Apropos Playoff

Hier das beste Team (Spanien) und Österreich im Vergleich zu den 16 Teams, welche die verbleibenden vier EM-Teilnehmer ausspielen. Österreich bekommt entweder den Sieger aus dem grau markierten Quartett oder Rumänien.

Nordmazedonien war zweimal ziemlich chancenlos gegen Österreich, punktete aber gegen alle anderen Teams der Gruppe und hätte auch im Quali-Modus für 2016 im Playoff antreten dürfen. Selbiges gilt für den Kosovo, der bis zum vorletzten Spiel (dem direkten Duell gegen Tschechien) alle Chancen auf ein direktes EM-Ticket hatte.

Das ist kein Zufall, obwohl das Land selbst weniger Einwohner hat als die Stadt Wien. Aber mit dem Ex-Salzburger Berisha, dem in Bremen groß aufspielenden Milot Rashica sowie den großgewachsenen Fenerbahce-Top-Torjäger Muriqi verfügt man über durchaus ernst zu nehmendes Talent.

Ähnlich wie das große bosnische Team der frühen 10er-Jahre und die albanische Mannschaft, die sich bei der EM 2016 wacker schlug, besteht auch dieser Kader überwiegend aus Auswanderer-Kindern. Aus der Stamm-Elf sind vier Spieler in der Schweiz geboren und/oder aufgewachsen (Muric, Kololli, Aliti und Hadergjonaj), zwei in Norwegen (Berisha und Celina), einer in Belgien (Vojvoda) und einer in Deutschland (Halimi), dazu kommt der dritte Stürmer, Ex-Rapidler Atdhe Nuhiu, aus Wels.

Georgien hat, wenn man die sechs Pflichtpunkte gegen Gibraltar wegrechnet, noch zwei Pünktchen geholt (jeweils 0:0 daheim gegen Dänemark und Irland). Weißrussland hat nicht einmal beide Spiele gegen Estland gewonnen, dafür 2:15 Tore und null Punkte gegen Nordirland, Holland und Deutschland eingefahren.

Es sind dies die vier Sieger der D-Klasse-Gruppen in der Nations League 2018. Der Kosovo hatte sich dort u.a. gegen Aserbaidschan durchgesetzt, Mazedonien gegen Armenien, Georgien deutlich vor Kasachstan und Weißrussland relativ knapp gegen Luxemburg.

Wenn sich Rumänien als Auffüller im A-Klasse-Playoff durchsetzt, käme die Mannschaft wegen des EM-Spielortes Bukarest in der Österreich-Gruppe. Der Kosovo und Mazedonien befinden sich im Stärke-Ranking vor Rumänien; in der Quali gegen Spanien, Schweden und Norwegen wurde man entsprechend der Qualität Vierter.

Es gab keinen Sieg und 5:14 Tore gegen die besseren Gegner (zwei Remis gegen Norwegen, vier Niederlagen gegen Spanien und Schweden). Im Herbst 2018 sicherte Rumänien in der C-Gruppe der Nations League den zweiten Platz am letzten Spieltag gegenüber Montenegro ab.

Was heißt das nun?

Wie auch immer man es betrachtet: Österreich hat mit Platz zwei das absolute Minimum erreicht. Die Quali-Gegner waren ungefähr auf Augenhöhe (Polen) bzw. deutlich schwächer (alle anderen), einen ernsthaften Anwärter selbst auf einen Kampf um Platz zwei hat es nicht gegeben. Das ÖFB-Team hat geschafft, was man erwarten konnte und angesichts der im Kader vorhandenen Qualität sogar eher enttäuscht.

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Große Passivität, wenig echter Plan, aber 3:1 gegen Israel https://ballverliebt.eu/2019/10/10/oesterreich-israel-foda-herzog-passiv/ https://ballverliebt.eu/2019/10/10/oesterreich-israel-foda-herzog-passiv/#comments Thu, 10 Oct 2019 20:48:29 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=16453 Große Passivität, wenig echter Plan, aber 3:1 gegen Israel weiterlesen ]]> Das ÖFB-Team liefert eine verstörend passive Vorstellung ab, in dem ihm offenbar jegliches Pressing, jeglicher Mut und jegliche Forschheit strikt verboten worden war. Der Gegner aus Israel war jedoch so schwach, dass selbst eine innerlich zerrissene österreichische Mannschaft gar nicht so schlecht spielen konnte, um das Spiel nicht zu gewinnen. Damit ist die EM-Teilnahme schon recht nahe gerückt.

Österreich – Israel 3:1 (1:1)

Ob er wirklich glaubt, dass Konrad Laimer, wie offiziell vor dem Spiel angegeben, als linker Offensivmann aufgestellt ist, wurde Israels Teamchef vor dem Match am ORF-Mikro gefragt. Herzog lachte herzhaft und antwortete: „Das wäre gut für uns!“

Nur ja nicht planvoll nach vorne spielen

Tatsächlich spielte Laimer, wo er angekündigt war. Wie überhaupt vieles, was das ÖFB-Team machte, gut für Israel war. Nach den aktiven und überaus vorzeigbaren Auftritten beim 4:1 in Skopje, beim 6:0 gegen Lettland und auch beim 0:0 in Warschau verordnete Franco Foda – wie schon im Vorfeld angekündigt – seinem Team wieder einen strikte Vorsichts-Taktik.

Ein Pressing wurde nicht einmal versucht. Israel hatte immer Zeit am Ball und das Glück von Österreich war, dass Israel einfach nicht besonders gut ist und mit all der Zeit so gut wie nichts anzufangen wusste.

Wenn Österreich den Ball erobert hatte, wurde nicht schnell umgeschaltet, sondern erst einmal der Ballbesitz gesichtert. Quer- oder Rückpass, Tempo rausnehmen, ja kein Risiko eingehen. Einigen Spielern merkte man an, dass ihnen diese haarsträubende Taktik kräftig gegen den Strich geht – Lazaro vor allem, mit Fortdauer des Spiels auch Sabitzer. Und, wie eh immer, Arnautovic.

Es war in vielen Kleinigkeiten zu merken, dass das ÖFB-Team deutlich hin- und hergerissen war zwischen „eigentlich eh wollen“ und „wir dürfen nicht“. Wenn etwa Arnautovic sich zurück fallen lässt, Ulmer mit dem Antritt zögert und der Pass nach Außen dann einige Meter entfernt von Ulmer im Aus landet, wie nach etwa 20 Minuten. Oder nach 65 Minuten, als sich Lazaro, Dragovic und Trimmel sekundenlang ratlos ansehen, wie sie den gewonenen Ball jetzt weiter verarbeiten sollen, ohne einen schnellen Gegenstoß einzuleiten.

Dass Zahavi aus einem Weitschuss nach einer halben Stunde das 1:0 erzielte, hatte sich nicht abgezeichnet, war aber die gerechte Strafe für die österreichische Passivität.

Israel schwach, Österreich seltsam

Israel spielte in einer ungewöhnlichen Hybrid-Formation, zwischen 3-4-3 und 3-5-2 – gegen den Ball ließ sich Sechser Bitton noch tiefer fallen, Rechtsstürmer Solomon rückte dann neben Natcho zurück. Der rechte Wing-Back Dasa agierte deutlich tiefer und viel passiver als sein Kollege auf der linken Seite, Tawatha. Herzog ließ seine nominellen Außenstürmer sehr weit im Halbfeld spielen, wodurch sich dort ein Überzahl gegenüber dem österreichischen Drei-Mann-Zentrum ergab.

Nur: Nichts davon spielte wirklich eine Rolle, weil ein Österreich so ungemein passiv war, dass man ohnehin jeden Risiko-Pass scheute, völlig gleichgültig, wie sich Israel aufstellte. Dieser Eindruck verstärkte sich umso mehr, weil drei  bis vier offensivwillige Spieler – Lazaro, Arnautovic, Sabitzer und bis zu einem gewissen Grad auch Laimer – völlig ausreichten, um drei, vier sehr gute Chancen zu kreieren und das Tor zum 1:1 zu erzielen.

Weiter nur individuelle Ideen

Valentino Lazaro spielte nach dem Seitenwechsel, als wäre er in der Halbzeit minutenlang von einem wütenden Foda angeschrien worden, dass er gefälligst nicht so aktiv nach vorne spielen soll. Es gab nämlich fast keine Offensiv-Impulse mehr vom Inter-Legionär, sondern nur noch den Rückwärtsgang.

Dass es im Angriffsdrittel keinen Plan gibt, außer den, den sich die Spieler wie in einem Improvisationstheater gerade selber ausdenken, bestätigte ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel in der Pause im ORF-Interview indirekt sogar. Auch in der zweiten Halbzeit gab es einzelne Bemühungen, viel mit dem Kopf durch die Wand. Sabitzer, Ulmer und Schaub (für Laimer gekommen) schauten, wer gerade irgendwo frei stand, und flankten den Ball in dessen Richtung.

So war es auch beim Tor zum 2:1, als Hinteregger nach einer Ecke noch vorne war, die Flanke zu ihm hin flog und er zwischen drei israelischen Verteidigern den Ball nicht nur annehmen, sondern auch verwerten konnte. Ein Innenverteidiger, mit einem klassischen Stürmer-Tor.

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Andi Herzog packte in der Schlussphase die Brechstange aus, beorderte beide Wings-Backs weit nach vorne in ein 3-1-4-2 mit viel freiem Raum im Zentrum. Ebenso wie sein interessantes, schiefes 3-4-3 zuvor hatte dies aber keinerlei Effekt. Israel blieb spielerisch mittellos und wurde nur aus Weitschüssen und Unsicherheiten von Stankovic gefährlich.

Österreich hingegen blieb auch in der Schlussphase bei seiner offensiven Impro-Spielweise, konnte aber auch ohne großen Plan die Bälle gegen das nun etwas offenere israelische Mittelfeld behaupten. Mit einem Weitschuss-Tor von Sabitzer gelang sogar noch das 3:1, was die endgültige Entscheidung war.

Fazit: Verstörende Taktik, aber EM-Ticket winkt

Vom inhaltlichen Standpunkt her war die Darbietung der Mannschaft von Franco Foda eine Gemeinheit. Ein Spiel, das de facto gewonnen werden musste, wurde angegangen, als spielte man auf ein 0:0. Die Anlage war extrem passiv, es gab keinen mannschaftstaktisch erkennbaren Plan nach vorne und rein invidiuelle Versuche, aus der starren Passivität auszubrechen.

Hätte Österreich so gespielt wie gegen Lettland oder in Nordmazedonien, wäre Israel mit einem fürchterlichen Debakel abgereist. So gab es „nur“ einen 3:1-Sieg von Österreich, der eher nur deshalb zu Stande kam, weil selbst der zweite Gang gegen ein wirklich schlechtes Team aus Israel reichte und weil die Gäste eben nicht „spielerisch gut sind, wenn man sie lässt“, wie es Schöttel behauptete.

Die Wahrheit ist: Österreich hat Israel fast 90 Minuten überwiegend unbehelligt spielen lassen, und gekommen ist praktisch überhaupt nichts.

Der eigentliche Wahnsinn an diesem 3:1-Sieg ist, dass dank des 2:1 von Nordmazedonien gegen Slowenien nun am Sonntag ein Sieg in Ljubljana reicht, um sich mehr oder weniger fix für die WM zu qualifizieren.

Ein Remis daheim gegen Nordmazedonien würden dann die EM-Teilnahme fix machen (sofern die Mazedonier nicht am Sonntag gegen Polen gewinnen). Nach der gegen jede Stärke des Teams angelegte Taktik beim 3:1 gegen Israel aber muss man nicht nur um einen Sieg in Slowenien sorgen machen. Sondern auch fast damit rechnen, dass man gegen Nordmazedonien auch auf ein 0:0 spielt.

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Lockeres 6:0 gegen Lettland: ÖFB-Team ist auf Kurs https://ballverliebt.eu/2019/09/06/lockeres-60-gegen-lettland-oefb-team-ist-auf-kurs/ https://ballverliebt.eu/2019/09/06/lockeres-60-gegen-lettland-oefb-team-ist-auf-kurs/#comments Fri, 06 Sep 2019 20:42:35 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=16420 Lockeres 6:0 gegen Lettland: ÖFB-Team ist auf Kurs weiterlesen ]]> Mit einem nie gefährdeten 6:0-Heimsieg gegen ein erschütternd schlechtes Team aus Lettland springt Österreich zur Halbzeit der EM-Quali auf den zweiten Gruppenplatz. Man war den Letten in allen Belangen haushoch überlegen und hätte sogar noch deutlich höher gewinnen können. Die Pflicht ist vor dem Match in Polen damit erfüllt.

Österreich – Lettland 6:0 (2:0)

Zentrum Überladen, Sechserraum kontrollieren

Alaba spielte nominell am linken offensiven Flügel, in Wahrheit war er aber eher ein Achter im linken Halbfeld. Während Linksverteidiger Ulmer die komplette Seite weitgehend alleine beackerte, sorgte Alaba somit für Überladungen im Zentrum. Dies zeigte im lettischen Sechserraum extreme Wirkung. Ciganiks und Bogaskins zeigten nämlich keinerlei Abstimmung aufeinander. Sie rissen die Besetzung im Sechserraum immer wieder auseinander, ohne das Mitspieler abdeckten.

In der Anfangsphase kam Österreich vor allem über die linke Seite mit Ulmer und Alaba mit sehr vertikalen Spielzugen und in kürzester Zeit ins Angriffsdrittel, wo ein Passe ins Zentrum folgte. Da die Letten in diesem Zentrum aber auch so große Räume offen ließen, verlegte sich Österreich in der Folge immer mehr darauf, gar nicht erst umstädnlich den Weg übder die Flügel zu nehmen, sondern spielte gleich direkt über Baumgarlinger und Laimer durch das Zentrum nach vorne.

Dort, wo eigentlich Ciganiks und Bogaskins die eigene Abwehrkette abschirmen sollten, konnten sich Alaba, Sabitzer und Arnautovic, gelegentlich unterstützt durch Lazaro, den Ball oft ungehindert gegenseitig auflegen. Mit Fortdauer der ersten Halbzeit wurde dies aber zunehmend übertrieben, wodurch einige ansprechende Schussgelegenheiten nicht wahrgenommen wurden.

Führung klar, aber nicht klar genug

Vorne ging Lettland mit Laizans und Gutkovskis zu Beginn zwar durchaus auf die österreichischer Eröffnung drauf, aber hinten gab es keinerlei Problembewusstsein, dasl österreichisches Pressing anging. Laimers gedankenschnelles Vorpreschen legte Arnautovic schon in der 7. Minute ein billiges Tor auf, ein paar Minuten späte nützte Sabitzer den Platz vor dem Strafraum für ein Weitschusstor. Ein weiterer Treffer des Leipzigers erhielt wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung keine Anerkennung. VAR gab es in diesem Spiel keinen.

Die technische Überlegenheit der ÖFB-Spieler gegenüber Lettland war eklatant, jene in puncto Gedankenschnelligkeit ebenso. Sieben der elf Letten in der Starformation spielen in der schwachen eigenen Liga, Sturmspitze Gutkovskis ist in der zweiten polnischen Liga aktiv. Den dramatischen Qualitätsunterschied brachte Österreich auf den Platz, aber nicht aufs Scorboard. Erst Arnautovic‘ Elfmeter kurz nach Wiederanpfiff sorgte für das längst überfällige 3:0. Der generell heillos überforderte Bogdaskins vom lettischen Liga-Mittelständler Valmiera hatte Lainer bei einer Ecke kräftig zurückgehalten.

Dominanz auch nach der Pause

Der Sieg war damit endgültig klar und Lettland offenbarte keinerlei Anzeichen dafür, ein ähnliches Comeback nach einer katastrophalen ersten Halbzeit hinzilegen wie Israel vor einem halben Jahr. So konnte das ÖFB-Team ohne Druck weiter auf ein viertes Tor spielen. Da die Tordifferenz in dieser Qualifikation ohne Belang ist – es geht bei Punktgleichheit nach Direktvergleich – ist die Höhe eines Sieges über Lettland völlig belanglos.

So durfte sich Julian Baumgartlinger auch die letzte Viertelstunde sparen und der bei Leipzig am Abstellgleis stehende Stefan Ilsanker (nicht für den CL-Kader nominiert) bekam etwas Spielpraxis und kaum eine halbe Minute auf dem Feld gab er den Kopfball ab, den Lettland-Keeper Steinbors letztlich etwas patschert zum 4:0 über die eigene Linie bugsierte.

Lettland versuchte nicht einmal, selbst vielleicht ein Ehrentor zu erzielen. Teamchef Stojanovic besetzte den Sechserraum neu (Rugins statt Cigankis), aber die Räume für Österreich wurden nicht weniger – selbst im eigenen Strafraum. Konrad Laimer erhöhte in der 80. Minute noch auf 5:0, Gregoritsch staubte nach einem Pfostenschuss von Sabitzer zum 6:0 ab.

Fazit: Schöner Sieg ohne große Aussagekraft

Nach der über weite Strecken recht flüssigen und positiven Vorstellung beim 4:1 in Skopje (das ja erst in den letzten Minuten mit zwei Toren endgültig entschieden wurde) knüpfte das ÖFB-Team in diesem Spiel gegen Lettland an den Aufwärtstrend an. Wie beim Sieg in Nordmazedonien aber muss man – was bei einem 6:0 etwas seltsam klingt – wieder die nicht optimale Chancenverwertung bemängeln.

Auskunft über die Stärke des österreichischen Teams kann dieses 6:0 über Lettland aber noch weniger bieten als das 4:1 in Skopje. Dafür war das lettische Team einfach viel zu schlecht. Es ist wohl keine Übertreibung, wenn man behauptet, dass sich die Qualität aktuell eher im Bereich von San Marino bewegt als auf jenem besserer „Kleiner“ wie Luxemburg.

Das überraschende 1:1 von Israel gegen Nordmazedonien ermöglichte Österreich den Sprung auf den zweiten Platz der Gruppe zur Halbzeit dieser EM-Qualifikation und die nicht minder überraschende 0:2-Niederlage Polens in Slowenien öffnet sogar die Tür zur Führung in der Gruppe. Dafür ist ein 2:0-Sieg oder jeder Ein-Tor-Sieg ab 2:1 am Montag in Polen notwendig. Der slowenische Erfolg bedeutet aber auch, dass die Luft nach hinten gleichzeitig dünner geworden ist.

Österreich hat sich mit den Siegen gegen Slowenien, in Nordmazedonien und gegen Lettland wieder in eine gute Position gebracht. Die Pflicht ist jetzt einmal erfüllt.

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Spiel besser, Ergebnis schlechter – 0:1 zum EM-Quali-Start https://ballverliebt.eu/2019/03/22/oesterreich-polen-em-quali-niederlage/ https://ballverliebt.eu/2019/03/22/oesterreich-polen-em-quali-niederlage/#respond Thu, 21 Mar 2019 23:38:51 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=15628 Spiel besser, Ergebnis schlechter – 0:1 zum EM-Quali-Start weiterlesen ]]> Karma ist eine Bitch. Im letzten Herbst zeigte das ÖFB-Team im Grunde keine einzige gute Leistung und fuhr dennoch recht gute Resultate ein. Nun, zum Auftakt in die EM-Quali gegen Polen, war es umgekehrt: Eine über weite Strecken sehr vorzeigbare und auch durchdachte Darbietung hatte eine 0:1-Heimniederlage zum Resultat.

Österreich – Polen 0:1 (0:0)

Asymmetrisches System

Franco Foda sandte sein Team mit einem Hybrid aus 4-2-3-1 und 3-4-3 ins Spiel. Maximilian Wöber spielte linkes Glied in der Dreierkette bzw. Linksverteidiger – je nachdem, wie sich Alaba vor bzw. neben ihm postierte. Lainer agierte rechts etwas zurückhaltender als Alaba links – es entstand ein asymmetrisches System.

In der Zentrale suchten Baumgartlinger und Grillitsch die Räume, vorne agierte Arnautovic zentral, Sabitzer eher im Halbfeld vor/neben Alaba links und Lazaro deutlich konsequenter an der Linie vor Lainer rechts. Auch hier: Keine Symmetrie. Dadurch wurden fast alle Spieler so eingesetzt, wie es ihrem Tagesgeschäft bei ihren jeweiligen Klubs entspricht.

Polens Teamchef Jerzy Brzęczek setzte auf ein recht klar definiertes 4-4-2, in dem sich Sechser Krychowiak oft relativ tief fallen ließ.

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Wie es Österreich anlegte

Über die Außen zwischen die Linien oder hinter die Abwehr zu kommen, war der Plan Nummer eins. Die Polen taten Österreich den Gefallen, weder im Block tief zu verteidigen, noch im Verbund den Weg nach vorne zu suchen. Zudem war die Staffelung im polnischen Zentrum oftmals diagonal. Durch die entstehenden Räume ergab sich für Österreich oft die Gelegenheit, zwischen den Ketten in Richtung Strafraum zu ziehen (Arnautovic, Lazaro). Gelang dies nicht, gab es immer noch die Option, über die Außen hinter die Abwehrkette zu gelangen (Alaba, Lazaro, Lainer). Auf diese Weise ergaben sich gerade in der ersten halben Stunde einige zumindest mittelgute Torchancen.

Zwei Etagen zur Verlagerung. Das ÖFB-Team versuchte es gar nicht erst, durch die Mitte nach vorne zu kommen. Baumgartlinger und Grillitsch sollten ihr Auge für Räume nützen, um die Mitspieler in den Halbräumen zu bedienen und gegebenenfalls das Spiel auf die andere Seite zu verlagern. Wenn es sich anbot, wurde auch mal ein längerer Ball in Richtung Außenlinie gespielt. Gerade Alaba bot sich dafür öfters an. Wenn eine Verlagerung über das Mittelfeld-Zentrum nicht möglich war, weil etwa Lewandowski und Milik pressten, gab es immer noch die Abwehr-Dreierkette, die als zweite Etage zur Verlagerung bereit stand.

Wie es Polen anlegte

Was genau der Vorwärtsgang-Plan von Jerzy Brzęczek sein sollte, war über weite Strecken nicht erkennbar. Sechser Krychowiak suchte oftmals eine Anspielstation, nicht selten blieb ihm nur der lange Ball. Zieliński zog zwei-, dreimal ein Solo von der linken Seite an, Grosicki einmal von der rechten. Lewandowski tauchte zuweilen sogar im Sechserraum auf, weil er sonst kaum Bälle sah. Einzelaktionen, Weitschüsse, mehr war nicht.

Situativ wurde der ballführende Österreicher angelaufen, aber Ballverluste mit der Gelegenheit zum schnellen Umschalten wurden kaum provoziert. Dann und wann versuchte Krychowiak auch, mit Horizontal-Dribblings Räume oder Passoptionen zu schaffen, aber auch das: Selten erfolgreich. Polen durfte nicht unglücklich darüber sein, mit einem 0:0 in die Pause zu kommen.

Wie Brzęczek adaptierte

Polens Teamchef mit der ausgiebigen Österreich-Vergangenheit (u.a. knapp 150 Spiele und zwei Meistertitel in Innsbruck) hatte die größte Problemstelle in seinem Team erkannt und adaptierte die Positionierung der Mittelfeld-Außen im Spiel gegen den Ball.

Grosicki und Zieliński (bzw. in der Folge Frankowski) schlossen nämlich nun konsequent den Eingang zum Zwischenlinienraum. Sie positionierten sich so zwischen den Außenverteidigern hinter ihnen und den ZM-Spielern neben ihnen, dass die Österreicher nicht mit diagonal in Richtung Strafraum ziehen konnten. Gleichzeitig bedeutete diese Halbfeld-Absicherung für die Außenverteidiger Kędziora und Bereszyński, dass sie die Wege zur Grundlinie besser schließen konnten.

Mit diesem ziemlich simplen Schachzug hatte Brzęczek das ÖFB-Team offensiv ziemlich kaltgestellt. Dann verwertete der für den angeschlagenen Zieliński eingewechselte Piątek (der ganz vorne neben Lewandowski spielte) auch noch eine Ecke. Ab der 68. Minute war Polen 1:0 in Führung und Österreich gefordert.

Nach dem Tor

Viel an Reaktion kam aber erst einmal nicht. Die ÖFB-Spieler versuchten weiterhin, über die Außen in den Strafraum zu kommen, dabei wurde aber keine Gefahr erzeugt. Mit den Einwechslungen von Marc Janko (für Lazaro, in die Spitze zu Arnautovic) und kurz darauf von Karim Onisiwo (für Grillitsch, ins offensive Mittelfeld) wurde die Variante Brechstange gewählt.

Nun stand die Improvisation im Mittelpunkt. Jankos Kopfball in der 87. Minute war jedoch der einzige Abschluss aus aussichtsreicher Position in der kompletten zweiten Halbzeit. Auf der anderen Seite ergaben sich durch die vergrößerte Manpower vorne natürlich Räume für die Polen. So hätte Piątek das Spiel mit dem 2:0 entscheiden können, der Milan-Stürmer schoss aber alleine vor Lindners Tor stehend eher kläglich daneben.

Fazit: Guter Plan, aber keine Reaktion

Das Spiel erinnerte ein wenig an die späten Koller-Jahre. Eine planvolle erste Halbzeit mit einer gut abgestimmten Strategie, die grundsätzlich funktioniert. Dann adaptiert der Gegner und es fehlt die Antwort darauf. Die Polen haben dann noch ein billiges Tor aus einem Eckball erzielt und fertig war Österreichs Niederlage.

Das ist umso ärgerlicher, weil die Polen beleibe nicht wie ein internationales Top-Länderteam agiert haben. Im Gegenteil: Das Spiel der Gäste war überwiegend bieder, es mangelte an Ideen und mehr als die individuelle Klasse einer Handvoll Spieler und eine kluge, aber eigentlich auch recht offensichtliche Umstellung in der Halbzeit kam da nicht. Für einen Gruppenkopf war die Vorstellung der Polen recht dünn.

Und es ist auch deshalb ärgerlich, weil die Leistung des ÖFB-Teams, der Niederlage zum Trotz, erheblich besser war als alles, womit man im Herbst die Zuseher geärgert hatte – selbst, wenn es auch gegen Polen nur eine gute Halbzeit war. Für die EM-Qualifikation ist diese Niederlage zwar enttäuschend, aber da auch Israel mit dem 1:1 daheim gegen Slowenien schon Punkte abgegeben hat, ist noch nicht allzu viel passiert.

Zudem muss man davon ausgehen, dass die Polen – sollten sie sich nicht steigern – sicher auch noch diverse Spiele nicht gewinnen werden.

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Israel parkt den Bus, die ÖFB-Frauen siegen 1:0 https://ballverliebt.eu/2015/10/25/oefb-frauen-israel-parkt-den-bus/ https://ballverliebt.eu/2015/10/25/oefb-frauen-israel-parkt-den-bus/#comments Sun, 25 Oct 2015 20:57:50 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=11810 Israel parkt den Bus, die ÖFB-Frauen siegen 1:0 weiterlesen ]]> Wenn man es plakativ sagen will: Israel stellte sich gegen die ÖFB-Frauen mit einer Vierer-Abwehrkette im Mittelfeld auf, mit fünf Liberos dahinter. Österreich tat sich furchtbar schwer, gegen die gut gedrillten Mannorientierungen im Mittelfeld in gefährliche Zonen zu kommen. Am Ende eines zähen Spiels steht ein 1:0-Sieg. Immerhin.

Israel - Österreich 0:1 (0:0)
Israel – Österreich 0:1 (0:0)

Das Ausmaß der Niederlage gering halten – und wenn dabei ein 0:0 herausschaut, ist das Ziel erreicht: Sich so ultra-defensiv wie Israel zu präsentieren geht nur, wenn man wirklich einen perfekt eingeübten Plan hat, wie man den Gegner aus gefährlichen Zonen weg hält. Den hat Israel: So kam man vor ein paar Tagen zu einem 0:0 gegen Kasachstan, so bezwang man letztes Jahr sogar Dänemark. Per „Hit and Run“, sozusagen.

Gut gedrillte Defensiv-Arbeit im Mittelfeld

Jedenfalls igelte sich Israel sofort hinten ein, mit einer tief stehenden Abwehr, einer tief stehenden Mittelfeldkette davor, dazwischen eine zusätzliche Abräumerin. Die einzige Stürmerin, Arava Shahaf, agierte in der Regel kaum mehr als fünf Meter vor dem Mittelfeld. Österreich sammelte so an die 90 Prozent Ballbesitz.

Der Clou im israelischen Spiel waren die Mannorientierungen der Mittelfeld-Kette. Da wurde mit einiger Übersicht immer jede Österreicherin eng in Deckung genommen, die eine mögliche Passempfängerin ist. Sobald der Pass gespielt wurde, ließen die Israelinnen von der nicht angespielten Gegnerin ab und positionierten sich beim nächsten potenziellen Passempfänger.

Durch diese extrem gut gedrillte Spielweise gelang es, Österreich immer wieder hintenrum zu zwingen. Die Innenverteidigerinnen Wenninger und Schnaderbeck, die sich die Spieleröffnung an der Mittellinie aufteilten, sammelten sicher jede 100 Ballkontakte aufwärts.

Kein echtes Durchkommen

Ein Durchkommen durch den geparkten israelischen Bus gab’s aber kaum. Die Außenverteidigerinnen (links kehrte die von einer Schambeinentzündung genesene Verena Aschauer wieder zurück) wurden schnell isoliert, ihre angedachten Pässe zurück ins Mittelfeldzentrum waren zugestellt, so ging wenig weiter.

Sehr selten kam Österreich mal wirklich zwischen die Linien, dieser Raum war nicht nur gut bewacht, sondern auch sehr eng. Und auch die Standards brachten nicht immer die gewünschte Gefahr. Zwei-, dreimal kam Österreich in der ersten Hälfte vor das israelische Tor, aber Zählbares kam gegen Goalie Mairav Shamir (einer von zwei Legionären, sie spielt in der holländischen Liga) nicht zu Stande.

Österreich führt, Israel ändert nichts

Kurz nach Beginn der zweiten Hälfte war Nici Billa aus der rochierenden Dreier-Offensivreihe ins Zentrum nach vorne zu Sturmspitze Burger gegangen, wohl auch um sich der direkten Deckung von Sechser Diana Redman (der anderen Legionärin, die in den USA geborene und aufgewachsene 31-Jährige spielt der spanischen Liga) zu entziehen. In einer Aktion in der 48. Minute schoben beide in Richtung rechter Seite, von dort segelte eine Flanke ins Zentrum – und dort passte niemand so recht auf Nadine Prohaska auf.

Die einzige Startelf-Spielerin, die in Österreich spielt, verwertete per Kopf zum 1:0. Das Spiel von Israel veränderte sich in der Folge aber genau überhaupt nicht: Weiterhin wurde Österreich kaum unter Druck gesetzt, aber der eigene Strafraum bewacht wie Fort Knox. Der letzte Beweis, dass es Israel nur darum ging, der Score möglichst knapp zu halten.

Erst in der Nachspielzeit (wegen einer längeren Verletzungspause fünf Minuten) machten die Gastgeber ein bisschen auf, bis dahin hatte Israel einigermaßen souverän den Rückstand verwaltet. Es blieb beim österreichischen 1:0-Sieg.

Fazit: Hauptsache gewonnen

Die Reaktion der Österreicherinnen nach dem Schlusspfiff verriet einiges über das Spiel. Da gab es keine nach oben gestreckten Hände, sondern ein kühles Registrieren des Pfiffes, keine Umarmungen sondern vereinzeltes Abklatschen. Es wirkte alles so ein wenig wie „Hm, najo, passt scho. Zach war’s. Hauptsache, gewonnen.“

Es war in der Tat eine unglaublich zähe Angelegenheit. Wenn man nicht gerade mit weit überlegener individueller Klasse daherkommen (wie Frankreich und Deutschland) oder Israel mit einer von einem halben Dutzend frei wählbarer Systeme verwirren kann (wie England), macht es einem die geschickte Defensivarbeit des israelischen Teams elendsschwer.

Da kann man als Favorit nicht glänzen, sondern sich eigentlich nur blamieren, wenn man nicht doch mal einen reinnudelt, wenn Israel nicht aufpasst, oder einen Standard versenkt oder einen Elfmeter schindet. Wales wird froh sein müssen, dort zu gewinnen (im Dezember dann), und ob Norwegen ein Schützenfest feiert (im April), ist auch nicht in Stein gemeißelt.

Die Lage in der Gruppe

Alle acht Gruppensieger sowie die sechs besten Zweiten sind für die EM 2017 in Holland qualifiziert, die restlichen beiden Zweiten spielen im Play-off einen weiteren Platz aus. Österreich hat nun die drei Pflichtaufgaben im Herbst (2:0 in Kasachstan, 3:0 gegen Wales, 1:0 in Israel) gelöst – ohne zu glänzen, aber eben auch ohne auszurutschen. In der Frankreich-Gruppe hat sich da etwa das Topf-2-Team Ukraine schon ein 2:2 daheim gegen Rumänien geleistet. Für die Fix-Quali vermutlich schon ein Ausrutscher zu viel.

Österreich hat jetzt bis 6. und 10. April Quali-Pause (da warten die Heimspiele gegen Kasachstan und Norwegen) und will dazwischen, im März, wieder bei einem der drei Test-Turniere mitmachen (idealerweise Algarve Cup oder Cyprus Cup, ansonsten halt wie heuer wieder Istrien-Cup).

Wales, der programmierte Dritte und möglicher Österreich-Konkurrent um Gruppenplatz zwei, hat die Auswärtsspiele bei den Gruppenfavoriten beide verloren (0:3 in St. Pölten und zuletzt 0:4 in Aalesund) und spielt noch im Herbst gegen Israel und Kasachstan. Sollten Jess Fishlock und Co. da Punkte hergeben, ist der eh schon so gut wie abgesicherte zweite Platz für Österreich wohl endgültig in Sack und Tüten.

gruppe 8

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18 Years of Hurt – überstanden! https://ballverliebt.eu/2015/09/08/18-years-of-hurt-ueberstanden/ https://ballverliebt.eu/2015/09/08/18-years-of-hurt-ueberstanden/#comments Tue, 08 Sep 2015 20:19:40 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=11592 18 Years of Hurt – überstanden! weiterlesen ]]> Der Kegelabend von Valencia.

Die Demütigung von Tel-Aviv.

Vastic als Libero in Kalamata.

Drei Gegentore nach der 80. Minute, wieder in Valencia.

Der Jubel nach dem Last-Minute-Tor von Herzog in Tel-Aviv…

…und das Play-Off-Debakel von Istanbul.

Die Bestellung von Hans Krankl als Teamchef.

Der Vernichtung zu zehnt in Prag.

Das Trauerspiel von Tiraspol.

Der Freistoß von Krzynowek.

Das irre-reguläre Spiel von Belfast.

Das Hosenscheißer-Spiel von Chorzów.

Die Niederlage gegen Kanada.

Die Fast-Niederlage von Vaduz.

Das glückliche Remis auf Malta.

Das Mini-Turnier gegen Japan und Chile.

Das 3:4 nach 3:0 gegen Holland.

Die Feigheit gegen Kroatien.

Die Schludrigkeit gegen Polen.

Ballacks Gewaltschuss.

Maierhofer als lebender Flipperautomat in Marijampole.

Die Windlotterie von Tórshavn.

Das K.o. gegen Serbien.

Die Bestellung von Didi Constantini als Teamchef.

Der dämliche Elfmeter von Belgrad.

Die kleinmütige Herangehensweise gegen Litauen.

Linz als Zehner, der Einfall auf dem Fahrrad.

Der übel vercoachte 4:4 von Brüssel.

Die Implosion gegen Belgien.

Mario Gomez in der Nachspielzeit.

Trottelgate.

Arnautovic, der gegen Deutschland 2 Zentimeter zu klein ist.

Der Rückfall in der 2. Hälfte von Stockholm 2013.

Alles vorbei. Frankreich, wir kommen!

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Jetzt geht es zur Europameisterschaft nach Frankreich. Folge Ballverliebt auf Facebook und Twitter um am Weg dorthin nichts zu verpassen!

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Perfekten Plan früh verlassen, doch Österreich siegt in Russland https://ballverliebt.eu/2015/06/14/perfekten-plan-frueh-oesterreich-siegt-in-russland/ https://ballverliebt.eu/2015/06/14/perfekten-plan-frueh-oesterreich-siegt-in-russland/#comments Sun, 14 Jun 2015 19:39:28 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=11158 Perfekten Plan früh verlassen, doch Österreich siegt in Russland weiterlesen ]]> Österreich fährt zur EM nach Frankreich! Daran gibt es nach dem 1:0-Sieg in Russland keine Zweifel mehr. Das ÖFB-Team degradierte die Sbornaja in der ersten Hälfte zu Schulbuben und musste nur deswegen noch ein wenig Zittern, weil das so großartige Spiel nach der Pause fahrlässig früh zurückgefahren wurde.

Russland - Österreich 0:1 (0:1)
Russland – Österreich 0:1 (0:1)

Auffällig war schnell, dass Junuzovic oft sogar höher stand als Janko. Logische Erklärung: Die langsamen und etwas hüftsteifen russischen Innenverteidiger sollten angelaufen werden. Das funktionierte sehr gut, genau wie das Unter-Druck-Setzen der Außenverteidiger. Vor allem Dmitri Kombarov auf der linken Seite wurde das Leben von Harnik, Junuzovic und Klein zur Hölle gemacht.

Österreich macht Russland flügellahm

Die Folge des sofort ausgeübten Drucks auf die Sbornaja war, dass Österreich das Spiel praktisch mit Anpfiff voll im Griff hatte und Russland kaum drei Pässe hintereinander an den Mann brachte. Der Zahn war schnell gezogen – schon nach 10, 15 Minuten brauchte es deutlich weniger Anlauf-Aufwand, um bei den Russen Sicherheitspässe entweder von außen auf innen oder von innen auf den Torhüter zu provozieren.

Außerdem stellte Österreich – vor allem auf der eigenen rechten Seite – exzellent Überzahl in Ballnähe her. So traute sich Kombarov schon sehr früh nur noch 15-Meter-Pässe auf seinen Vordermann Juri Shirkov zu, der damit seine größte Stärke, nämlich sein Tempo, nie ausspielen konnte. Wenn Shirkov den Ball haben wollte, musste er mit dem Rücken zum österreichischen Tor die Anspiele von Kombarov erwarten. Ehe er die Kugel annehmen und sich umdrehen konnte, standen oft schon zwei, drei Österreicher um ihn herum. Dass das hochverdiente 1:0 durch Janko über diese Seite eingeleitet wurde: Kein Zufall.

Auf der anderen Seite reichte Arnautovic oft schon die pure Anwesenheit, um Smolnikov in Angst und Schrecken zu versetzen, im Zweifel halfen gerne auch Baumgartlinger oder Fuchs mit, Shatov von der Zufuhr abzuschneiden. Dem russischen Spiel waren die Flügel komplett genommen.

Russland nimmt sich selbst das Zentrum

Die Viererkette und der oft abkippende Sechser Glushakov waren dermaßen verstört, dass auch die Versorgung durch das Zentrum keine echte Option war. Es half der Sbornaja natürlich außerdem nicht direkt weiter, dass sich Achter Ivanov gegen den aggressiven Ilsanker überhaupt nicht zurecht fand, und dass Zehner Roman Shirokov sich sehr hoch bewegte und am umsichtigen Baumgartlinger vorbei kaum anspielbar war.

Wie überhaupt sich die Mittelfeld-Zentrale als besonders vernachlässigter Raum bei den Russen präsentierte. Ein Umschalten von Offensive auf Defensive gab es vor allem von Shirokov, aber auch oft von Ivanov schlicht nicht, sodass sich gerade hier wunderbare Räume für die Österreicher ergaben, wenn Russland doch einmal tiefer in der gegnerischen Hälfte war.

Das ÖFB-Team erkannte die russischen Schwächen – fraglos ein Verdienst von Koller und Janeschitz – und verstärkte sie geschickt. Der einzige Vorwurf, den sich Österreich gefallen lassen muss: Aus der haushohen inhaltlichen Überlegenheit nicht mehr Kapital geschlagen zu haben als „nur“ ein Tor.

Österreich lässt nach der Pause locker

Erstaunlich ist nach der überlegen geführten ersten Hälfte, dass Österreich das so erfolgreiche Spiel nicht weiter verfolgte. Man ließ deutlich locker, lief die russische Verteidigung nur noch halbherzig oder gleich gar nicht mehr an. Und man reagierte nicht darauf, dass Capello den sich nach Kräften versteckenden Ivanov durch den deutlich aktiver am Spiel teilnehmenden Miranchuk ersetzte.

So gelang es Russland, besser ins Spiel zu finden und sich weiter in Richtung österreichisches Tor zu orientieren. Nicht, dass es eine Fülle an gefährlichen Torchancen gegeben hätte – da machten Dragovic und Hinteregger gut zu – aber man merkte dem Gastgeber deutlich an, dass der die Chance, Luft zum Atmen zu bekommen, dankend annahm.

War es in der ersten Hälfte oft noch so, dass angekommene Pässe eher Zufallsprodukte waren, gewann Russland nun an Sicherheit. Es passierte aber immer noch viel über Einzelaktionen und Zufallsprodukte: Russland zeigte in dieser Phase, dass man durchaus über ganz gute Spieler verfügt, aber nicht über ein funktionierendes Team.

Capellos letzter Trumpf sticht nicht

Zwanzig Minuten vor Schluss rotierte Fabio Capello mit seinem letzten Wechsel, um noch mehr Druck zu erzeugen: Für Linksverteidiger Kombarov kam Zentrumsstürmer Kershakov, dafür ging Kokorin auf die linke Mittelfeldseite und Shirkov zurück auf die LV-Position. Damit sollte Shirkov, von noch weiter hinten kommend, mehr Tempo aufnehmen können, Kokorin (und Shatov auf der anderen Seite) rückten ein. So entstand ein 4-3-3 bei den Russen.

Doch anstatt immer mehr Druck aufzubauen und massiv auf den Ausgleich zu drängen, erschlaffte das Spiel zusehens wieder, womit man sich auf den gleichen Präsizions-Level hinunter begab wie die Österreicher. Man hatte den Eindruck, dass die Köpfe der Russen leer waren, und damit auch ihr Glaube schwand.

Fazit: Taktische Vorbereitung war perfekt

Ja, es war für viele eine körperlich wie mental schwierige Saison, und mit den Kräften ist es Mitte Juni so eine Sache. Aber wie sehr Österreich nach dem Seitenwechsel jegliche Bemühung eingestellt hat, das so exzellente und konsequente Spiel der ersten Hälfte fortzusetzen, war in seiner ganzen Fahrlässigkeit schon sehr erstaunlich. Man hatte das Team aus Russland zur völligen inhaltlichen Implosion getrieben, und anstatt so lange weiterzumachen, bis man das 2:0 erzielt hatte, weckte man einen toten Gegner auf.

Was aber auch in Erinnerung bleibt, ist eben diese unglaubliche erste Hälfte. Man war um minimum zwei Klassen stärker als ein russisches Team, das ums Überleben kämpft und drei Jahre vor der Heim-WM nun endgültig vor den Trümmern einer planlosen sportlichen Aufbauarbeit steht.

Das Österreich zur EM fährt, steht spätestens mit diesem Sieg außer Frage, und dass man sich das Ticket für Frankreich aber sowas von verdient hat, ebenso. Vor allem die taktische Vorbereitung auf dieses Spiel war auf den Punkt. Wenn man zurückblickt, wie nicht vorhanden jeglicher Plan noch vor vier Jahren war, ist das einfach nur extrem erfreulich.

gruppe g

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Österreich ist Belgien. Mit zwei Jahren Verzögerung https://ballverliebt.eu/2014/11/21/oesterreich-ist-belgien-mit-zwei-jahren-verzoegerung/ https://ballverliebt.eu/2014/11/21/oesterreich-ist-belgien-mit-zwei-jahren-verzoegerung/#comments Fri, 21 Nov 2014 22:34:22 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10695 Österreich ist Belgien. Mit zwei Jahren Verzögerung weiterlesen ]]> Daran können sich nur Fußball-Fans halbwegs bewusst erinnern, die schon annähernd 30 Jahre alt sind: Österreich hat wieder ein Nationalteam, auf das man sich einigermaßen verlassen kann. Bei dem man nicht vor jedem Spiel Angst haben muss, dass es einen Totalausfall gibt. Das gab’s seit 1997, dem unaufhaltsamen Run zur WM in Frankreich, nicht mehr. Die Entwicklung der letzten Jahre erinnert dabei frappant an jene von Belgien. Ein Vergleich.

Die Entwicklung von Österreich und Belgien im Elo-Ranking seit 1995
Die Entwicklung von Österreich und Belgien im Elo-Ranking seit 1995

Der mittlere Vergangenheit

WM 2002: Belgien - Brasilien 0:2
WM 2002: Belgien – Brasilien 0:2

Belgien war in den späten 1990er-Jahren in etwa, was die Schweizer heute sind: Verpasste Turniere waren eher die Ausnahme als die Regel, aber eine wirkliche Rolle spielte man dabei eigentlich nie.

Die letzte WM-Endrunde ohne Belgien war 1978, und 2000 hatte man die EM im eigenen Land. Bei der allerdings schon nach der Vorrunde Schluss war. Zwei Jahre später gab’s das letzte Ausrufezeichen mit dem Achtelfinal-Einzug bei der WM. Dort hatte man den späteren Weltmeister Brasilien recht eindeutig an der Kandarre, war das über weite Strecken klar bessere Team, verlor aber 0:2. Für lange Zeit war es das letzte Spiel Belgiens bei einer Endrunde.

In der Quali für die EM 2004 lag man einen Punkt hinter Gruppensieger Bulgarien nur auf Rang drei, die WM 2006 war nach einem Punkt aus den ersten drei Spielen schon früh abzuschreiben – am Ende gab’s abgeschlagen Rang vier. Die Vorausscheidung zur EM 2008 beendete Belgien gar nur auf Gruppenplatz fünf. Hinter Finnland.

WM 1998: Österreich - Italien 1:2
WM 1998: Österreich – Italien 1:2

Österreich hat zuletzt 1998 aus eigener Kraft eine Endrunde erreicht, nachdem man für die EM 1996 nur knapp gescheitert war. In Frankreich gab’s nach Remis gegen Kamerun und Chile ein 1:2 gegen Italien und damit das Vorrunden-Aus.

Knapp ein Jahr danach passierte das 0:9 in Spanien und damit der gefühlt große Bruch, der nach Platz drei (Quali EM 2000) und Platz zwei inklusive Play-Off-Niederlage gegen die Türkei (Quali WM 2002) auch sportlich eintrat. Die EM 2004 verpasste man meilenweit, die WM 2006 kaum weniger deutlich. Bei der Heim-EM 2008 gab es ein Remis gegen Polen und knappe Niederlagen gegen Kroatien und Deutschland.

Dem ganz ordentlichen Aufrtitt 2008 zum Trotz war man von einer europäischen Mittelklasse-Mannschaft (1998) auf den Status eines internationalen Nobodys abgesutscht. Bei der Quali-Auslosung für die WM 2010 wurde das ÖFB-Team nur noch aus dem fünften Topf gezogen.

Der Tiefpunkt (BEL 2009, AUT 2011)

28. März '09: Belgien - Bosnien 2:4
28. März ’09: Belgien – Bosnien 2:4

Trotz des Desasters mit Rang fünf in der EM-Quali für 2008 durfte Belgiens Teamchef René Vandereycken weiter machen und der Weg in Richtung WM in Südafrika ging – zumindest was die Resultate betrifft – auch ganz gut los. Nach dem mühsamen 3:2 daheim gegen Estland, einem 1:1 in der Türkei und einem sicheren 2:0 gegen Armenien standen nach drei Spielen sieben Punkte zu Buche.

Das 1:2 gegen Europameister Spanien war noch kein Beinbruch, aber als es nach der Winterpause daheim ein 2:4 gegen Bosnien gab und vier Tage später in Zenica ein 1:2, hatte Vandereycken seinen Kredit endgültig verspielt.

Die Saat für eine bessere Zukunft war gelegt – beim 2:4 in Gent hatte das Team ein Durchschnitts-Alter von 25,7 Jahren, beim 1:2 in Bosnien (wo Kompany, Witsel und Mirallas statt Daems, Defour und De Camargo spielten) sogar nur 24,6 Jahre. Aber viel von der Fußballwelt hatten die Jungen noch nicht gesehen. Dembélé (21, Alkmaar) und Vermaelen (23, Ajax) spielten in der Eredivisie, Defour (20, Lüttich) und Witsel (20, Lüttich) in der heimischen Liga. Fellaini (21) hatte ein halbes Jahr Everton hinter sich, Kompany (22) war gerade zu Man City gewechselt.

Alles Talent half erstmal nichts. Nach den drei Niederlagen, die Vandereycken den Job kosteten, kamen unter Nachfolger Franky Vercauteren zwei weitere (0:5 in Spanien, 1:2 in Armenien) hinzu. Nach fünf Pflichtspiel-Pleiten in Folge gab’s zwar ein 2:0 über die Türkei, aber nach der abschließenden 0:2-Blamage in Estland standen aus zehn Spielen nur ebenso viele Punkte zu Buche.

Im Elo-Ranking war man auf Platz 72 abgerutscht. Der absolute Tiefpunkt.

10. August '10: Österreich - Slowakei 1:2
10. August ’10: Österreich – Slowakei 1:2

Nach der Heim-EM 2008 übernahm Karel Brückner das ÖFB-Team. Ein Missverständnis, das schon nach sieben Spielen wieder beendet wurde. Es kam Didi Constantini – eine verheerende Fehlbesetzung. Das Loch an Talenten, unter dem seine Vorgänger gelitten hatten, war mittlerweile geschlossen.

Die Halbfinalisten der U-20-WM 2007 (Junuzovic, Harnik, Prödl, Kavlak, dazu Hoffer) drängten ins Nationalteam, immer mehr vor allem junge Spieler wechselten aus der heimischen Liga ins höherwertige Ausland. Aber die Resultate wurden dennoch schlechter und schlechter. In keinem einzigen Spiel war die Mannschaft taktisch auch nur annähernd auf der Höhe. Und auch vom Selbstverständnis warf man als Fußballzwerg nur bei tief stehender Sonne einen langen Schatten.

So konnte sich Constantini nicht mal vor einem Heimspiel gegen Litauen dazu durchringen, sein Team als Favorit zu bezeichnen. In der Quali für die WM 2010 gab’s einen schmeichelhaften dritten Platz, Lichtjahre hinter Frankreich und Serbien. Das Rennen um die EM-Teilnahme 2012 ging – zumindest resultatsmäßig – ganz gut los (sieben Punkte in drei Spielen). Doch dann setzte es serienweise Niederlagen. 0:2 gegen Belgien, 0:2 in der Türkei, 1:2 gegen Deutschland, 2:6 in Deutschland.

Im Elo-Ranking war Rang 75 im Sommer 2011 der Tiefpunkt – nach einem ganz besonders planlosen Auftritt in einem Testspiel gegen die Slowakei. Zwei Jahre nach der belgischen Talsohle.

Wackelig, aber im Aufwind (BEL 2011, AUT 2013)

Auf Vercauteren folgte in Belgien Dick Advocaat, der seinen Vierjahres-Vertrag aber nach nur einem Spiel (einem Test-0:1 gegen Kroatien) wieder auflöste, um russischer Teamchef zu werden. Also übernahm George Leekens die „Roden Duivels“. Die großen Talente, die ein, zwei Jahre davor noch zu grün hinter den Ohren waren, entwickelten sich langsam.

25. März '11: Österreich - Belgien 0:2
25. März ’11: Österreich – Belgien 0:2

Zum Start in die Quali für die EM 2012  lief es aber noch nicht rund. Einem vernünftigen 0:1 gegen Deutschland folgte ein 2:3 in der Türkei, und nach dem Pflitchtsieg in Kasachstan gab’s ein ziemlich wildes 4:4 daheim gegen Österreich. Der Zug in Richtung Platz zwei war aber noch nicht abgefahren und die internationale Erfahrung wuchs. Thomas Vermaelen war mittlerweile zu Arsenal gewechselt, Fellaini war bei Everton absoluter Leistungsträger, Kompany hatte sich bei Man City etabliert, auch Dembélé spielte nun für Fulham in der Premier League.

Was immer mehr zu sehen war. Im ersten Pflichtspiel nach der Winterpause wurde Österreich in Wien 2:0 besiegt, danach Aserbaidschan geschlagen und der Türkei ein 1:1 abgerungen. Es reichte am Ende nicht ganz für den Playoff-Platz, zwei Punkte fehlten am Ende auf die Türken. Punkte, die schon im Herbst 2010 verloren wurden. Ende 2011 aber war Belgien ein echter Geheimtipp für eine erfolgreiche nächste Qualifikations-Kampagne. Ohne George Leekens. Er wurde 2012 durch Marc Wilmots ersetzt.

7. Juni '13: Österreich - Schweden 2:1
7. Juni ’13: Österreich – Schweden 2:1

Bis auf den Torhüter, den Rechtsverteidiger und einen Innenverteidiger war jenes ÖFB-Team, das im März 2011 sang- und klanglos gegen Belgien verlor, personell absolut identisch mit dem aktuellen. Arnautovic war bei Bremen unter Vertrag, Janko bei Twente, Fuchs in Mainz. Dragovic, Baumgartlinger und Junuzovic waren noch bei der Austria.

Das Team hatte damals ein Durchschnitts-Alter von 25,2 Jahren und mit Macho, Dag und Pogatetz sind gegenüber heute drei Ü-30-Spieler weggefallen. Nach dem Ende der Amtszeit von Constantini übernahm der Schweizer Marcel Koller. Er hatte die Mammut-Aufgabe vor sich, einem talentierten Team voller aufstrebender Spieler auch jenes inhaltliche Rüstzeug mit auf den Weg zu geben, das seine Vorgänger nicht vermitteln konnten. Ein Versäumnis, das Garics und Pogatetz öffentlich ansprachen und dafür wie Aussätzige behandelt wurden, statt dass auf ihre inhaltliche Kritik eingegangen worden wäre.

Koller musste praktisch bei Null anfangen und so dauerte es eine gewisse Zeit, bis sich eine gewisse Stabilität einstellte – genau wie bei den Belgiern fast genau zwei Jahre davor. Grandiosen Leistungen wie beim 1:2 gegen Deutschland im September 2012 standen noch Totalausfälle wie beim 0:3 gegen die Ivorer oder dem 0:0 in Kasachstan gegenüber. In Irland klappte das Team nach dem verletzungsbedingten Aus von Junuzovic zusammen und rettete mit Glück ein 2:2. Dennoch: Durch den 2:1-Heimsieg gegen Schweden, den programmierten Zweiten der Gruppe, hatte man selbst endlich wieder eine realistische Chance auf Platz zwei, auch nach dem zähen 1:0 gegen Irland.

Wie zwei Jahre zuvor bei den Belgiern reichte es nicht ganz – gegen den direkten Gegner ums Playoff hatte es zu wenige Punkte gegeben. Das 1:2 in Stockholm war ein Punkt zu wenig.

Durchbruch (BEL 2012-14 – AUT ab 2014?)

WM 2014: Belgien - Argentinien 0:1
WM 2014: Belgien – Argentinien 0:1

Durch die Qualifikation für die WM 2014 in Brasilien radierte Belgien mit einer schon beängstigenden Kosntanz. 2:0 in Wales, ein 1:1 gegen Kroatien, 3:0 auswärts in Serbien, 2:0 gegen Schottland, 2:0 in und 1:0 gegen Mazedonien, 2:1 gegen Serbien, 2:0 in Schottland. Die Teilnahme an der WM-Endrunde war schon vor dem Gang nach Zagreb mehr oder weniger fix, nach dem 2:1-Sieg in Kroatien war es auch rechnerisch geschafft.

Marc Wilmots hatte ein Team aus Fußballern im besten Alter, verteilt auf europäische Top-Klubs. Fellaini wechselte 2013 um über 30 Millionen Euro von Everton zu Man Utd, Witsel um 40 Millionen von Benfica zu St. Petersburg, Eden Hazard um die gleiche Summe von Lille zu Chelsea, Dembélé im Jahr davor um knapp 20 Millionen von Fulham zu Tottenham. Dazu entwickelte sich ein regelrechtes G’riss um Milchgesicht Kevin de Bruyne und noch viel mehr um Weltklasse-Goalie Thibaut Courtois.

Bei der Endrunde in Brasilien gewann Belgien alle drei Vorrunden-Spiele, ohne auch nur einmal das volle Potenzial auszuschöpfen, rang im Achtelfinale die USA nieder und scheiterte erst im Viertelfinale an Argentinien. Der größte Erfolg seit dem Halbfinal-Einzug im Jahr 1986.

15. November '14: Österreich - Russland 1:0
15. Nov. ’14: Österreich – Russland 1:0

Ähnlich unwiederstehlich wie die Belgier im Herbst 2012 startete Österreich nun im Herbst 2014 in die Qualifikation für die EM 2016 in Frankreich. Und das, nachdem es in Testspielen gute Resultate trotz nicht so guter Vorstellungen gegeben hatte.

Einem 1:1 zum Quali-Start gegen Schweden folgte ein zäher 2:1-Sieg in Moldawien, ehe es in den Heimspielen gegen Montenegro und gegen Gruppen-Favorit Russland jeweils 1:0-Siege durch Tore des wiedererstarkten Rubin Okotie gab. Schon nach vier Spielen hat man auf den ersten Verfolger vier Zähler Vorsprung.

Weil Koller dem Team mittlerweile mehrere Strategien beigebracht hat, die diese auch beherrschen. Weil in der Abwehr Dragovic in einer Form spielt, die seine Zeit bei europäischen Mittelgewichten wie Basel und Dynamo Kiew bald beenden lassen dürften. Weil es auch gelingt, einen noch vor Kurzem absolut unverzichtbaren Spieler wie Bayern-Star David Alaba zumindest für einzelne Spiele zu ersetzen. Weil das Team nun mit einem Schnitt von 25,9 Jahren im besten Alter ist. Und es seit Jahren eingespielt ist.

Zwei Jahre, um ein Trümmerfeld zu beseitigen

Auf dem Weg zur EM in Frankreich kann sich Österreich nun fast nur noch selbst schlagen, weil sich die direkten Gegner bisher nur gegenseitig die Punkte wegnahmen. Österreich hält auch im Herbst 2014 den Zwei-Jahres-Rückstand, den man auf die Belgier hat, recht genau ein. Die Unterschiede sind klein. Belgien exportiert seine Spieler halt eher nach England und Österreich eher nach Deutschland.

Der Rückstand auf Belgien sind letztlich genau die unsäglichen Jahre unter Didi Constantini und seinem Co-Trainer Manfred Zsak. Das heißt nicht, dass unter einem fähigeren Trainerteam die fünf Punkte geholt worden wären, die nach 2010/11 auf die Türken gefehlt haben (bzw. die drei auf Belgien), keineswegs. Das Team hatte damals noch nicht die internationale Erfahrung, die es heute hat.

Aber: Marcel Koller brauchte zwei Jahre, um aus dem ihm hinterlassenen inhaltlichen Trümmerhaufen zu einem stabil funktionierenden Team nach taktischen Maßstäben des 21. Jahrhunderts zu formen. Das wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich schneller gegangen, hätte der Schweizer ein Fundament gehabt, auf dem er aufbauen hätte können.

Erstmals seit langer, langer Zeit muss sich Österreich im Herbst 2014 nicht mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft trösten und erstmals seit langer, langer Zeit muss man nicht im Jetzt die Talente für ein Später heranführen, sondern hat eine Nationalmannschaft, bei der man nicht an die Zukunft denken muss, sondern die Stärke im Jetzt ausnützen kann. Hatte das 98er-Team seinen Zenit bei der WM mit 29,8 Jahren im Schnitt schon überschritten, ist das aktuelle um vier Jahre jünger – 25,9 Jahre.

Wenn das 2016 in Frankreich ebenso ins Viertelfinale führt wie bei den Belgiern 2014 in Brasilien, wäre das ein absoluter Traum. Aber schon alleine, wenn es gelingt, sich überhaupt auf sportlichem Wege die Teilnahme an einem Turnier zu sichern – zum ersten Mal nach 18 Jahren und erst zum zweiten Mal in 26 Jahren – wäre das ganz, ganz, ganz viel wert.

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Capello mit dem Rezept, aber Österreich mit dem Sieg – 1:0! https://ballverliebt.eu/2014/11/15/oesterreich_siegt_trotz_capellos_gutem_rezept/ https://ballverliebt.eu/2014/11/15/oesterreich_siegt_trotz_capellos_gutem_rezept/#comments Sat, 15 Nov 2014 22:33:30 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10668 Capello mit dem Rezept, aber Österreich mit dem Sieg – 1:0! weiterlesen ]]> Der Sieg an sich war schon etwas glücklich. Dass das goldene 1:0 durch Okotie aus Abseitsposition fiel, kommt noch dazu. Dennoch: Österreich steht nach dem Erfolg über Russland, eingefahren ohne Alaba und ohne Baumgartlinger, blendend da. Obwohl Fabio Capello eigentlich ein gutes Rezept gegen das ÖFB-Team gefunden hatte.

Österreich - Russland 1:0 (0:0)
Österreich – Russland 1:0 (0:0)

Leitgeb statt Alaba, Ilsanker statt Baumgartlinger: Dass statt des langfristig verletzten Bayern-Stars und des kurzfristig lädierten Mainzers die Salzburger Zentrale zum Einsatz kommen würde, war beinahe logisch. Schließlich startete Österreich so, wie man das lange auch von Salzburg kannte: Mit Druck im Mittelfeld, mit Pressing und Gegenpressing, mit dem kompromisslosen Fight um zweite Bälle.

Russland zunächst beeindruckt…

Von der Agilität, mit der das Offensiv-Quartett Österreichs mit der Unterstützung von Christoph Leitgeb in der Startphase spielte, war die routinierte, aber doch etwas hüftsteife russische Defensive durchaus beeindruckt. Vor allem Sechser Glushakov produzierte viele zuweilen billige Fehlpässe im Aufbau, nach denen Österreich sehr flink umschaltete. Schnell hatte sich Glushakov zudem die gelbe Karte abgeholt.

Echte Torgefahr konnte Österreich so zwar nicht erzeugen, aber man nahm den Russen komplett den eigenen Spielaufbau. In den ersten 15 Minuten kam die Sbornaja nur ein einziges Mal kontrolliert vor den österreichischen Strafraum, dazu gab’s einen Konter über Tcherishev. Der eher verzweifelte Weitschuss, mit dem Kokorin den Pfosten traf (15.) und die übertriebene Hast, mit der Tcherishev kurz danach abschloss und weit daneben schoss (18.) waren sichtbarer Beweis davon, dass Österreich den Russen vermittelt hatte, keine Zeit am Ball zu haben.

…erarbeitet sich dann aber Kontrolle

Kam Russland aber doch einmal halbwegs kontrolliert in die österreichische Hälfte, was vor allem ab etwa der 20. Minute öfter der Fall war, fiel vor allem ein extremes horizontales Verschieben der Vierer-Offensivreihe auf. Faisullin und Shirokov besetzten nicht selten gemeinsam das ballnahe Halbfeld, während der jeweilige Außenspieler – aufgrund des Linksdralls des russischen Teams zumeist RM Shatov – in der Spielfeld-Mitte agierte.

So konnte Russland das Zentrum überladen, womit die Sbornaja immer mehr die Kontrolle über diesen Bereich und damit auch über das Spiel übernahm. Zusätzlich verstärkt wurde dieser Effekt durch zwei Faktoren: Zum einen agierte Ilsanker recht tief hinter Leitgeb (was er ja von Salzburg gewöhnt ist). Russland konnte so die durch die vertikale Staffelung etwas fehlende österreichische Kompaktheit nützen.

Und zum anderen ließ bei Österreich der Druck und das Anlaufen der Gegner immer mehr aus.

Aufbau in die Zentrale gelockt

Dennoch blieb Russland von der Grundeinstellung her eher vorsichtig und staffelte sich bei österreichischem Ballbesitz eher tief. Die beiden Achter Shirokov und Faisullin stellten sich nicht zwischen die österreichische Innenverteidigung und Ilsanker/Leitgeb, sondern zwischen Ilsanker/Leitgeb und dem eigenen Tor. Man verzichtete also darauf die österreichische Eröffnung von hinten heraus anzupressen (Stürmer Kokorin alleine hätte da wenig machen können).

Dafür versuchte man, den österreichischen Aufbau durch das Zentrum zu locken – logisch, weil dort ohne Alaba der kreative Chef fehlte (dass Baumgartlinger beim Aufwärmen auch w.o. geben musste, hatte Capello bei der Erstellung seiner Taktik ja noch nicht wissen können). Auf den Außenbahnen jedoch lauerte mit Arnautovic und Harnik sehr wohl Gefahr. Weshalb Shatov und Tcherishev auch ganz offensichtlich die Order hatten, auf diese beiden aufzupassen.

Leichte Adaptierung von Koller

Teamchef Koller nahm in der Pause einige Adaptionen vor, wie etwa, dass der ballentfernte Außenspieler ins Zentrum rückt. Das funktionierte etwa bei Harniks Lauf über die linke Seite und seine Rückgabe auf Arnautovic kurz nach Wiederbeginn auch schon ganz gut. Keine Frage: Diese Maßnahme war eine Reaktion auf das konsequente ballorientierte Verschieben der Russen, mit dem sie ja das Zentrum kontrollierten.

Was den Russen aber weiterhin nicht nach Wunsch gelang, war das Erzeugen eigener Torgefahr. Weil Hinteregger immer wieder antizipierte und intelligent aus der Kette rückte, wenn es notwendig war, kam Russland bei aller Kontrolle nicht über das Zentrum in den Strafraum, dazu war Tcherishev links ein Totalausfall und der hochtalentierte Shatov auf rechts kam gegen Fuchs nicht zum Zug. Daher änderte Capello nach einer Stunde erst einmal seine Flügelbesetzung.

Okotie statt Janko

Statt des enttäuschenden Tcherishev kam Jonov, der nun die rechte Angriffsseite besetzte; Shatov wechselte dafür nach links. An der Charakteristik des Spiels änderte sich aber wenig – umkämpftes Mittelfeld, wenig Torgefahr auf beiden Seiten. Für merkliche Bewegung sorgte aber die Einwechslung von Okotie statt Janko nach einer Stunde.

Der 1860-Stürmer ist zwar nicht so bullig wie Janko, aber beweglicher, was gegen die alten und langsamen russischen Innenverteidiger nicht schlecht war. Vor allem, wenn es Österreich gelang, für Gewusel im Strafraum zu sorgen, wie beim Beinahe-Tor nach 70 Minuten. Aus dem Spiel heraus war Österreich aber an sich ebenso ungefährlich wie aus Standard-Situationen.

So war es ein langer Abschlag von Almer, der das 1:0 einleitete. Von Junuzovic‘ Kopf geschickt auf Harnik weitergeleitet flankte der Stuttgart-Legionär auf Okotie, der Ignashevitch entwischt war und zum 1:0 verwertete. Es war zwar Abseits, aber Referee-Assistent Stephen Child hatte es übersehen.

Er brachte Sturmspitze Dzyuba für den enttäuschenden Tcherishev und stellte auf ein 4-4-1-1 um, mit Dzyuba vorne und Kokorin etwas hinter ihm.

Capello ändert das System

Ab 75. Minute
Ab 75. Minute

Die direkte Reaktion von Russlands Temachef Fabio Capello war, sein System umzustellen. Statt Achter Faizullin kam nun Stoßstürmer Dzyuba und damit hatte die Sbornaja nun ein 4-4-1-1 auf dem Feld.

Damit verzichtete er auf die Kontrolle im Zentrum und wollte dafür mehr Anspielstationen in der Spitze haben – der flinke Kokorin mit etwas mehr Aktionsradius, der bullige Dzyuba als Anspielpunkt im Strafraum. Wenig später kam dann auch Alan Dzagoyev, ewiges Talent von ZSKA Moskau, für den hoch veranlagten Shatov von Zenit St. Petersburg.

Die Folge von Capellos Umstellung im System war auch eine Umstellung im Stil: In der Schlussphase war die Brechstange gefragt. Dabei bewahrte die österreichische Abwehr aber etwas mehr Sicherheit als gegen Montenegro und deutlich mehr Sicherheit als in Moldawien.

Der zweite 1:0-Heimsieg war die Folge.

Fazit: Russland passte sich Österreich an

Ohne die Einser-Besetzung in der Mittelfeld-Zentrale mit Alaba und Baumgartlinger fehlt dem österreichischen Team ziemlich offensichtlich die ordnende Hand und die Übersicht in der Spielfeld Mitte. Logisch – Alaba ist Weltklasse, Leitgeb und Ilsanker „nur“ gutes Europa-League-Niveau. Aber: Glückliches Österreich, wenn man ein gutes Europa-League-Duo als Back-up hat.

Denn es wird immer mehr deutlich, dass sich das ÖFB-Team immer breiter aufstellt, wenn es darum geht, ein Spiel zusammenzuhalten und zu kontrollieren. Es war eine recht ordentliche Leistung, aber keine überragende und der Sieg ist dann doch eher glücklich und ein Remis hätte den gezeigten Leistungen fraglos eher entsprochen. Aber man behält mittlerweile die Nerven und kann auch wackelige Spiele gegen gute Gegner über die Zeit bringen.

Vor allem aber zeugt es von dem internationalen Respekt, den Österreich in den drei Jahren unter Koller gewonnen hat, dass sich ganz deutlich Capello dem ÖFB-Team angepasst hat und nicht so sehr Koller den Russen. Österreichs Anlage war, wie Österreichs fast immer ist – berechenbares 4-2-3-1 mit Pressing in der Anfangsphase und Vorstößen über die Außen. Capello aber ließ Österreich im Aufbau über das Zentrum locken, in dem Alaba fehlte.

Russland muss sich ärgern, nicht zumindest ein 0:0 aus Wien mitgekommen zu haben, und ein solches wäre absolut verdient gewesen. Österreich hingegen hat nach vier Spielen schon drei Siege auf dem Konto – keine andere Mannschaft der Gruppe hat mehr als einen. In den nun allesamt absolvierten Heimspielen gegen die drei Gegner um die EM-Tickets gab es sieben Punkte. Das ist großartig.

Das letzte Mal, dass Österreich mit 10 Punkten aus vier Spielen startete, ist 14 Jahre her. Zwei der Spiele damals gab’s allerdings gegen Liechtenstein, am Ende wurde man Gruppenzweiter. Das würde diesmal reichen.

gruppe g

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Moldawien nützt Halbräume besser, aber Österreich zittert sich zu 2:1-Sieg https://ballverliebt.eu/2014/10/10/moldawien-nuetzt-halbraeume-besser-aber-oesterreich-zittert-sich-zu-21-sieg/ https://ballverliebt.eu/2014/10/10/moldawien-nuetzt-halbraeume-besser-aber-oesterreich-zittert-sich-zu-21-sieg/#comments Thu, 09 Oct 2014 22:47:06 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10589 Moldawien nützt Halbräume besser, aber Österreich zittert sich zu 2:1-Sieg weiterlesen ]]> Niemand hat eine glanzvolle Vorstellung und einen begeisternden Kantersieg von Österreich in Moldawien erwartet. Eher eine mühsame Partie, die man halt irgendwie gewinnen muss. Genauso ist es gekommen. Ein geschenkter Elfer und ein eigentlich irreguläres Tor nach einem Eckball sorgten für einen 2:1-Sieg. In einem Spiel, in dem Gegner Moldawien aber eine deutlich inspiriertere Herangehensweise hatte.

Moldawien - Österreich 1:2 (1:1)
Moldawien – Österreich 1:2 (1:1)

Geduld zeigen gegen ein destruktiv agierendes Team: Das war die Marschroute, die Marcel Koller vor dem Spiel in Moldawien ausgegeben hatte. Dass die Gastgeber erstmals mit dem neuen Teamchef Curtianu antraten und in einem wohl so nicht ganz erwarteten 5-1-2-2 ohne echten Mittelstürmer antraten, hat die Sache nicht erleichtert – grundsätzlich begann das ÖFB-Team aber gut und richtig.

Durchdachter Start des ÖFB-Teams

Denn die Außenverteidiger in der moldawischen Fünferkette – vor allem Ion Jardan rechts – ließen immer wieder gut Raum hinter sich, den ihre Nebenleute nicht richtig schlossen. So kamen die österreichischen Außenspieler immer wieder gut in den Rücken der Kette. Erst sorgte eine Flanke von links für große Gefahr (8.), eine Minute später sorgte eine Flanke, die baugleich von rechts kam, für den (geschenkten) Elfmeterpfiff und das 1:0 für Österreich.

Zudem versuchten es die Gäste mit weiten Seitenwechseln, den moldawischen Verbund zusätzlich auseinander zu ziehen und zweite Bälle am gegnerischen Strafraum gehörten, wie auch schon über weite Strecken beim 1:1 gegen Schweden, sehr oft Österreich.. Risiko-Bälle wurden im Aufbau, vor allem nach der Führung, aber eher vermieden. Bis zur Führung wurde Österreich vom Gegner an der Mittellinie erwartet und dann der Ballführende gedoppelt, nach Alabas Elfmeter-Tor gingen die Moldawier aber schnell deutlich höher die Gegenspieler an.

Moldawien bearbeitet unbesetzte Halbräume

Vor allem zeigte sich immer mehr der Clou hinter Curtianus ungewöhnlicher System-Variante. Vor der Fünfer-Abwehrkette stand ein Sechser (Cojocari), rechts leben ihm spielte Ionita. Der nominell halblinke Achter (Gatcan) aber spielte viel höher als Ionita, oft zwischen den beiden nominellen Stürmern (Dedov und Picusciac, später Sidorenco). Die beiden Achter versuchten, in den Rücken der aufrückenden Baumgartlinger und Alaba zu kommen, während die von außen kommenden Stürmer die Kanäle in den Halbräumen ebenso bearbeiteten.

So zwangen sie die österreichische Viererkette immer wieder zu so sicher nicht geplanten Verrenkungen, was natürlich Räume in Zonen schuf, in denen man als Abwehrkette eigentlich keine Räume schaffen will. So machten Dragovic und Prödl (dessen Trikot-Zupferl den Elfmeter zum 1:1 zur Folge hotte) nicht selten einen ziemlich verwirrten und reichlich unsicheren Eindruck. Ihr Glück war nur, dass die Moldawier nicht gerade die geborenen Vollstrecker vor dem Tor zur Verfügung haben.

Österreich lässt unbesetzte Halbräume ungenützt

Ganz anders ging das ÖFB-Team mit ganz ähnlichen Räumen um. Weil bei den Moldawiern vor allem nach dem Rückstand die Kompaktheit zwischen der Fünfter-Abwehr und dem Mittelfeld davor fehlte, hätte es jede Menge Raum gegeben, in den die Mittelfeld-Außen reingehen hätten können. Arnautovic machte das hin und wieder, während ihn Fuchs hinterlief – die linke Seite von Österreich war die deutlich produktivere. Die rechte mit Klein und dem komplett unsichtbaren Sabitzer war de facto tot.

Man kam leicht hinter die Außenverteidiger, man bekam in den Halbräumen oft ziemlich viel Platz angeboten, aber es fehlte Österreich das Auge oder die Eigeninitiative oder auch die Phantasie, um diese eigentlich eklatanten Schwächen konsequenter anzubohren. Es blieb immer alles Schema-F-artig, ein wenig uninspiriert. Die verordnete Geduld wurde gezeigt, aber mit Geduld alleine ließ sich Moldawien nicht aufreißen.

Wieder nichts aus dem Spiel heraus

So gab es auch, wie schon gegen Schweden, zwar ein optisches Übergewicht mit deutlich mehr Ballbesitz als der Gegner, aber wiederum so gut wie keine ernsthafte, herausgespielte Torchance. Gegen Schweden sorgte ein Elfer für das Tor, in diesem Spiel erneut ein Elfer, ehe aus einem Eckball das (wegen Arnautovic‘ Positionierung praktisch auf den Zehen des sonst exzellenten moldawischen Keepers Cebanu eigentlich irreguläre) 2:1-Siegtor resultierte.

Nach dem Österreich es sich erlauben konnte, die eigenen defensiven Halbräume besser abzudecken und so den Moldawien weniger Raum und auch weniger Gelegenheit zu geben, diese zu bearbeiten. Das hieß aber im Gegenzug: In der Vorwärtsbewegung wurde beim ÖFB-Team deutlich weniger aufgerückt, was es gegen die Fünferkette plus Sechser zusätzlich erschwerte.

Zittern erst zum Schluss

Dennoch: Aufgrund der defensiveren Anlage nach dem 2:1 musste man eigentlich keine wirkliche Angst mehr vor einem Gegentreffer haben, bis sich der bis dahin alles andere als schlecht spielende Marc Janko zehn Minuten vor Schluss zu einer Dummheit provozieren ließ und nach seinem Hieb in Cebanus Rücken völlig zu Recht vom Platz flog.

Was aber weniger ein inhaltlich-taktisches Problem hervorrief, sondern ein nervliches. Im 4-4-1 am Ende (mit Leitgeb vorne und der Mittelfeld-Kette mit Harnik, Baumgartlinger, Ilsanker und Alaba dahinter) wären die Räume an sich gut abgedeckt gewesen und eine gute Pressing-Aktion von Harnik, Leitgeb und Alaba hätte auch beinahe für das 3:1 gesorgt. Aber gerade bei den letzten beiden moldawischen Standards reagierte die pure Panik, nicht doch noch einen reingekugelt zu bekommen.

Fazit: Hauptsache gewonnen

Inhaltlich zeigte sich Moldawien mit dem neuen Teamchef Alexandru Curtianu deutlich inspirierter als die zuweilen etwas gar viel auf die „Geduld“-Vorgabe setzende österreichische Mannschaft. Jeder versucht, so gut wie möglich die mitgegebenen Vorgaben umzusetzen, aber das Kreieren von Torchancen gegen einen grundsätzlich eher defensiv und reaktiv spielenden Gegner fällt extrem schwer.

Immerhin: Die drei Punkte sind da und das ist im Endeffekt alles, was in solchen Spielen zählt. Will man zu einer EM, muss man solche Partien einfach nur überleben, zumal die Tordifferenz ja bei Punktgleichheit ohnehin nicht zählt. Dass Österreich gegen bessere Gegner auch selbst besser spielt, weil man mehr Räume hat und nicht so sehr selbst zur Gestaltung gezwungen ist, ist ja nicht neu.

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