EM 2017 – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sat, 06 Oct 2018 18:12:22 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 ÖFB-Frauen demontieren Dänemark im letzten EM-Test https://ballverliebt.eu/2017/07/06/oesterreich-frauen-daenemark-em-test/ https://ballverliebt.eu/2017/07/06/oesterreich-frauen-daenemark-em-test/#comments Thu, 06 Jul 2017 21:31:56 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13586 ÖFB-Frauen demontieren Dänemark im letzten EM-Test weiterlesen ]]> Mit einer Galavorstellung im letzten Test vor ihrer EM-Premiere holten sich die ÖFB-Frauen noch einmal so richtig Selbstvertrauen: Der amtierende Europameisterschaft-Halbfinalist Dänemark war absolut chancenlos, der 4:2-Sieg Österreich sieht noch deutlich knapper aus, als er war.

Österreich – Dänemark 4:2 (1:1)

Nach diversen Tests mit einer defensiven Spielanlage (bzw. einem Spiel, wo ihnen der Spielverlauf diesen aufgezwungen hat) agierten die ÖFB-Frauen in diesem letzten Probegalopp vor der ersten EM-Teilnahme wieder mal im Vollpressing-Modus. Dänemark war sichtlich überrascht und hatte nichts, aber auch überhaupt nichts entgegen zu setzen.

Die volle Pressing-Maschine

Natürlich kam Österreich diesmal der Spielverlauf (1:0 nach nur 34 Sekunden) zu Pass, aber auch danach ließ man Dänemark keine Luft zum Atmen. Jeder Versuch, hinten raus zu spielen, wurde von Österreicherinnen verhindert, die pressten wie wild.

Besonders gut machten es die ÖFB-Frauen, im den Rücken von Däninnen zu pressen, die den Ball mit dem Gesicht zum eigenen Tor annehmen wollen. Christiansen und Jensen sahen den Ballverlust oft nicht einmal kommen. Und war der Ball gewonnen, ging es sofort in die seitlichen Schnittstellen der dänischen Dreierkette – und eben nicht blind auf das Tor zu.

Die Folge waren eine ganze Fülle an besten Chancen, die Österreich allerdings allesamt liegen ließ. Dies ist – trotz des überzeugenden Sieges – wohl der größte Kritikpunkt.

Nur kurze Ruhephase

Nach dem Gegentor zum 1:1, das nach 22 Minuten eher aus heiterem Himmel gefallen war, wurde kurzzeitig umgestellt: Sarah Puntigam ging zurück zwischen LV Aschauer und IV Wenninger, wodurch sich ein 5-4-1 ergab. In dieser Phase zog sich Österreich ein wenig zurück und ließ Dänemark kommen, aber nicht sinnvoll in den Strafraum eindringen.

Es war dies aber im Grunde die einzige Phase im Spiel, in der Österreich das dänische Team ein wenig in Ruhe ließ. Auch in den letzten Minuten vor dem Seitenwechsel schaltete Österreich wieder einen Gang nach oben. Und: Weiterhin gelang es Österreich exzellent, das Prunkstück des dänischen Teams komplett aus dem Spiel zu nehmen: Pernille Harder vom deutschen Double-Sieger Wolfsburg und Nadia Nadim von US-Topklub Portland Thorns waren überhaupt nicht im Spiel. Das umsichtige Stellungsspiel und das gute Antizipieren der dänischen Angriffswege funktionierte annähernd perfekt.

Viele dänische Ballverluste provoziert

In den 20 Minuten nach der Pause ging Österreich wiederum Vollgaspressing, Dänemark drosch nur noch blind die Bälle hinten raus, dafür bearbeitete Österreich weiterhin die Schnittstellen der Dreierkette, dass diese auch komplett durch den Wind war. Und in dieser Phase ging es dann auch schnell: Billa erzielte das 2:1, Zadrazil das 3:1 und eine Co-Produktion von Zadradzils Ferse und Nadims verunglücktem Rettungsversuch besorgte das 4:1.

Österreich provozierte weiterhin viele Ballverluste, schaltete schnell um, war gedankenschneller und hörte auch nach Foulspielen nicht auf, sondern stand sofort wieder da, ehe eine Dänin auch nur in der Nähe des Balls war. Daran änderten auch die Umstellungen bei Dänemark nichts – die als Supertalent gehandelte Maja Kildemoes fügte sich im Mittelfeld-Zentrum nahtlos in die gehetzte Grundstimmung im dänischen Team ein.

Als in der letzten halben Stunde mit Stina Larsen eine zusätzliche Stürmerin kam, konnte Dänemark ein bisschen für Entlastung sorgen, aber weiterhin blieb Österreich das gefährlichere Team. Dass Dänemark am Ende noch noch ein zweites Tor erzielte, war nur noch Resultatskosmetik.

Fazit: Reife Leistung. Sehr reife Leistung

Das eigentlich Wahnsinnige an diesem 4:2-Sieg ist, dass es genauso gut 7:2 oder 8:2 hätte ausgehen können, so viele gute Chancen hatte Österreich – alleine dreimal holzten die ÖFB-Frauen ans Aluminium. Dänemarks Torfrau Stine Petersen war ein ständiger Unsicherheitsfaktor und konnte überhaupt keine Ruhe vermitteln.

Österreich hingegen spielte, als hätte es den Einbruch in der zweiten Hälfte in England und den Horrorstart in Holland nie gegeben. Es war ein absolutes Statement in Richtung der Gruppengegner Schweiz und Island. Es war absolut reif, fast durchgehend hoch konzentriert, extrem diszipliniert, aggressiv in der genau richtigen Dosierung – und man hat Dänemark nie das Gefühl gegeben, dass sie irgendwie noch zurück in dieses Spiel hätten kommen können.

Es ist ein Spiel, das für die EM übermütig machen könnte – wenn man aber die Mentalität im Team kennt und die Art und Weise, wie auch das Trainerteam mit der Mannschaft umgeht, weiß man: Diese Gefahr besteht nicht. Die EM aber kann auf jeden Fall kommen.

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Vor Test in England: ÖFB-Frauen-Legende Sonja Spieler im Interview https://ballverliebt.eu/2017/04/07/vor-test-in-england-oefb-frauen-legende-sonja-spieler-im-interview/ https://ballverliebt.eu/2017/04/07/vor-test-in-england-oefb-frauen-legende-sonja-spieler-im-interview/#comments Fri, 07 Apr 2017 21:45:17 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13443 Vor Test in England: ÖFB-Frauen-Legende Sonja Spieler im Interview weiterlesen ]]> Wird das ein wildes Pressing-Fest oder probiert eines der Teams etwas aus? Am Montag treffen in Milton Keynes (Anstoß 20.45 Uhr) die ÖFB-Frauen auf England – erstmals seit fast sieben Jahren. Dieses Spiel wird vom ORF auf Sport plus übertragen, und auch bei der EM im Sommer wird der ORF flächendeckend dabei sein.

Insgesamt 25 der 31 Spiele werden übertragen, die ersten zwei Gruppenspiele von Österreich (gegen die Schweiz und Frankreich) sind sogar auf ORFeins geplant. Wohlgemerkt: Das Match gegen Frankreich ist zur Prime-Time an einem Samstag. So etwas war bislang schlicht unvorstellbar. „Ein Zeichen der Wertschätzung“, freut sich Kapitänin Viktoria Schnaderbeck, die nach einem halb Jahr Verletzungspause wieder dabei ist. Teamchef Dominik Thalhammer ist „stolz und dankbar“ darüber.

Testspiel gegen England

England ist klar über die Spielidee von Trainer Mark Sampson zu identifizieren. Unter dem 34-jährigen Waliser, der seit dreieinhalb Jahren im Amt ist, sind die Lionesses die flexibelste Mannschaft der Welt, was das Spielsystem angeht. 4-4-2, Raute, Dreierkette, mit Zehner oder ohne – alles haben die Lionesses im Repertoire.

Die Spielanlage ist aber klar definiert: Hohes Pressing in genau geplanten und vordefinierten Wegen, leiten des Gegners in die gewollten Teile des Spielfeldes. Nach Ballgewinn schnell umschalten und es ausnützen, dass man schon nahe am gegnerischen Tor ist. Meisterhaft gezeigt hat England diese Spielweise zuletzt in der ersten Halbzeit des Spiels gegen Frankreich beim SheBelieves-Cup.

„Das System ist immer extrem auf den Gegner angepasst“, bestätigt ÖFB-Teamchef Dominik Thalhammer, „es ist sehr schwer, das vorher abzuschätzen.“ England ist unter Sampson Dritter bei der WM 2015 geworden, war damit bestes europäisches Team. Auch für die EM im Sommer in Holland die Lionesses einer der absolut seriösen Titelkandidaten.

Sonja Spieler: „Wegbereiterin“

Die Bilanz von Österreich gegen England ist deutlich negativ: Vier Spiele, vier Niederlagen, 1:15 Tore. Das letzte Match gegen England war das letzte Heimspiel von Thalhammers Vorgänger Ernst Weber, im August 2010 in Krems im Rahmen der WM-Qualifikation. Es war dies auch das letzte Heimspiel im Nationalteam für eine der prägendsten Spielerinnen in der Geschichte der ÖFB-Frauen: Sonja Spieler.

Die Vorarlbergerin war von 1993 bis 2010 ein Teil des Nationalteams, niemand deckte jemals eine größere Zeitspanne ab. Die Teilnahme an einer Endrunde, wie sie das aktuelle Team in 100 Tagen startet, war ihr nicht vergönnt.

Ballverliebt: Sonja Spieler, in Ihrer ganzen, langen Team-Karriere hatten Sie nie nie Gelegenheit, wie das aktuelle Team bei einem großen Turnier zu spielen. Wehmütig?

Sonja Spieler: Wehmut ist nicht das richtige Wort. Als Aktive hatte ich hoch gesteckte Ziele, eine EM oder eine WM wäre ein absoluter Traum gewesen. Es hat nicht sollen sein. Aber: Ich sehe meine Kolleginnen von damals als Wegbegleiterinnen. Gerade zu den anderen Spielerinnen aus Vorarlberg gibt es auch heute noch regelmäßigen Kontakt, da sind echte Freundschaften entstanden.

Wie sehr verfolgen Sie das aktuelle Geschehen um das Frauen-Nationalteam?

Das bekomme ich natürlich mit und ich freue mich über die Entwicklung. Mit denen, die mit mir noch bei Bayern München gespielt haben – Schnaderbeck, Wenninger, Puntigam – bin ich auch immer noch in Kontakt. Es ist sehr gut, dass durch die Erfolge auch der Fokus der Öffentlichkeit mehr auf den Frauenfußball verlegt wird.

Wenn die Strukturen im ÖFB – Stichwort Nationales Zentrum für Frauenfußball in St. Pölten – schon in den Neunzigern und den Nuller-Jahren da gewesen wären – was wäre damals möglich gewesen?

Schwierig zu beurteilen. Klar hätte ich mir gewünscht, dass manches schneller gegangen wäre, aber es muss auch ein gesundes Wachstum sein. Es ist in jedem Fall schön zu sehen, dass sich heute durch das Zentrum die Chancen schon für junge Mädchen auf eine erfolgreiche Karriere erhöhen, auch durch gute Trainer und entsprechende Erfolge bei den U-Nationalteams. Entscheidend ist, das ist in anderen Ländern genauso, die Vereinsarbeit in den jüngeren Jahrgängen. Hier wird die Basis einer guten Ausbildung gelegt.

War in den Zeiten vor dem Nationalen Zentrum eine gewisse Halbherzigkeit seitens des ÖFB zu spüren?

Die, die im Team und im Betreuerstab dabei waren, waren immer mit sehr viel Herzblut und unglaublich viel Leidenschaft dabei. Ich denke da etwa an Masseurin Maggie Sperrer, die ja auch heute noch dabei ist, oder Teamchef Ernst Weber. Fußball ist immer ein Gesamtkonstrukt, da kommt es auf viele Sachen an.

Wenn das Team heute zusammen kommt, ist die Gruppe mehrere Tage vor dem Match komplett, sodass intensiv gemeinsam gearbeitet werden kann. Wie war das in ihrer Anfangszeit im ÖFB-Team?

Ich war damals Schülerin, andere waren berufstätig… Da ist man, wie in meinem Fall, spätabends mit dem Zug von Vorarlberg nach Wien gefahren, dann ging es gemeinsam nach Lindabrunn. Es gab ein Training, eine kurze Vorbereitung, und am danach folgenden Tag war oft schon das Match – und nach diesem ging’s recht schnell wieder nach Hause. Das war ein Wochenend-Engagement, wenn man so will.

Wie konnte da so etwas wie gemeinsames Spielverständnis oder echter Teamgeist entstehen?

Das hat es in dem Sinn eigentlich nicht gegeben. Da hat sich seither extrem viel verändert, professionalisiert. Das Zusammenfinden als Gruppe, der Mannschaftsgeist ist etwas ungemein wichtiges.

Das erste offizielle Länderspiel der ÖFB-Frauen war 1990, Sie waren ab 1993 dabei, wurden Rekord-Teamspielerin. Fühlen Sie sich als Pionierin im österreichischen Frauenfußball?

Puh, bei dem Wort „Pionier“, da fühle ich mich so alt wie meine Oma… „Wegbereiterin“ passt wohl besser. Pioniere waren andere vor mir.

In ihrer aktiven Zeit gab es selten mehr als vier Länderspiele pro Jahr, heute sind es doppelt so viele oder mehr. Sie könnten, bei heutiger Schlagzahl, locker 130 Länderspiele haben. Ärgert Sie das?

Aber nein! Es freut mich für die jetzige Generation, dass sie diese Möglichkeiten haben. Ich habe mich auch ehrlich für die Nina Burger gefreut, als sie meine Marke endlich überboten hat.

Das bisher letzte ÖFB-Spiel gegen England – chancenlos beim 0:4 im August 2010

Jetzt spielt das Team gegen England – der Gegner in ihrer letzten WM-Quali als Aktive. Wie haben sie diese in Erinnerung?

Da war schon ein deutlicher Aufwärtstrend zu erkennen, weil auch vermehrt Legionärinnen dabei waren – das hat das Niveau gehoben. Wir wussten natürlich, dass es keine realistischen Chancen auf eine WM-Teilnahme gab. Es ging gegen England und Spanien, und nur der Gruppensieger qualifizierte sich für das Playoff. Besonders schön war damals die Leistung im ersten Match. Das war ein 0:1 in Spanien, es war das erste Länderspiel nach meinem Kreuzbandriss, und wir haben wirklich gut gespielt.

Das Heimspiel gegen England war das einzige, das wirklich enttäuschend verlaufen ist. Wir waren zur Halbzeit schon 0:3 im Rückstand, haben 0:4 verloren. Ich weiß noch, dass ich als rechter Sechser gespielt habe – und, dass die Laura Feiersinger vor mir gewirbelt hat.

Spielerinnen aus dem Ländle prägten gerade in den Neunzigern das Team – neben Ihnen noch Stürmerin Elke Scheubmayr, Torhüterin Elisabeth Bitsche, Mittelfeldspielerin Heidrun Grutsch. Nun gibt es seit 2011 keinen einzigen Einsatz einer Vorarlbergerin im ÖFB-Team mehr. Warum?

Das Nationale Zentrum steht in St. Pölten, das ist weit weg. Es ist für 14-jährige Mädchen aus dem Westen schon ein sehr, sehr großer Schritt. Hinzu kommt, dass es derzeit keinen Klub aus Vorarlberg in der Frauen-Bundesliga gibt. Ich bin aber zuversichtlich, dass sich das bald ändert – neben dem alteingesessenen Platzhirschen Rankweil gibt es nun mit dem FFC Vorderland einen sehr engagierten, weiteren Klub. Sie pushen sich gegenseitig, beide haben eine sehr gute Chance, heuer in die Bundesliga aufzusteigen. Es wäre wichtig, den Mädchen hier im Bundesland eine sportliche Alternative in der höchsten Liga bieten zu können. Ich bin überzeugt, dass es nicht mehr lange dauert, ehe wieder eine Vorarlbergerin im Nationalteam spielt.

Frau Spieler, besten Dank für das Interview.

Gerne – und an dieser Stelle schöne Grüße an die Mädels aus Vorarlberg. Und unseren ÖFB-Frauen fest die Daumen drücken, bei der EM im Sommer!

Kuriosum in WM-Quali

Parallel zu diversen Testspielen, zu denen eben auch jenes von Österreich in England zählt, fängt andernorts schon die Qualifikation für die WM 2019 in Frankreich an. Unter anderem mit der Vorrunde in Asien. Diese interessiert in der Regel nicht einmal Hardcore-Nerds, weil da normal nur der absolute sportliche Bodensatz ausgesiebt wird. Das ist diesmal aber ein wenig anders – und zwar wegen Nordkorea.

Bei der WM 2011 ist der Zehnte der aktuellen Weltrangliste – also absolut ein Team aus der erweiterten Weltklasse – durch gleich fünf positive Dopingtests aufgefallen. Daher wurde Nordkorea für 2015 komplett ausgeschlossen und dementsprechend für 2019 in den hinterletzten Topf verfrachtet.

Folge: Man wurde in der Vorrunde – in der nur die Gruppensieger nicht ausscheiden – genau in die Gruppe zu Südkorea (17. der Weltrangliste, Achtelfinale bei der letzten WM) gelost. Am Freitag kam es bei dem in Nordkoreas Hauptstadt Pyöngyang ausgetragenen Mini-Turnier zum direkten Duell – es endete 1:1, darum kommt es nun darauf an, wer die anderen Teams ärger verprügelt. Fix ist: Für eines der beiden verfeindeten Nachbarländer ist die WM schon fast zweieinhalb Jahre vor der Endrunde vorbei.

Ameisenrunde in Europa

Auch in Europa läuft die Quali für die WM in Frankreich 2019 nun an. In der Vorrunde – 16 Nationen sind da dabei – werden fünf Teams für die Hauptrunde gesucht, die wie immer im September startet. In dieser Ameisenrunde sind neun Teams, die in der letzten EM-Quali in der Hauptrunde dabei waren (Türkei, Montenegro, Estland, Georgien, Albanien, Griechenland und Moldawien, dazu Österreichs letzte Gruppengegner Kasachstan und Israel). Kosovo gibt das Debüt.

Zumindest für vier dieser Nationen ist die WM-Quali also schon am 11. April wieder vorbei. Natürlich: Für den weiteren Verlauf der Qualifikation und die Hauptrunde wird der Ausgang dieser Vorrunde keinen wirklichen Einfluss haben. Es geht nur darum, wer die Punktelieferanten in der Hauptrunde sein werden.

Kleine Anmerkungen: Aserbaidschan, in allen anderen Bereichen sehr ambitioniert, richtete vor fünf Jahren die U-17-WM aus, um auch im Frauenfußball einen Fuß auf den Boden zu bekommen. Bei den „Großen“ ist man aber weiterhin nicht dabei, gerade gab es überhaupt erst die ersten beiden Länderspiele seither (zwei Tests gegen die Arabischen Emirate). Zypern hat zwar eine Liga, aber weiterhin kein Nationalteam. Mazedonien verfügt zwar mit Nataša Andonova von Paris St. Germain über eine Stürmerin von internationaler Klasse, hat das Team aber zurückgezogen. Auch Bulgarien und Armenien haben ihre Versuche eingestellt, sich im Frauenfußball zu etablieren. Diverse Kleinstaaten (San Marino, Liechtenstein, Gibraltar) fehlen auch.

Die Kader

Kleines Kreisschließen am Rande: Sonja Spieler war beim 2:2 in der Türkei im August 2010, ihrem letzten Länderspiel, für fast sieben Jahre die letzte Über-30-Jährige im ÖFB-Kader. Torhüterin Jasmin Pfeiler, die nach vier Jahren erstmals wieder mit dabei ist, beendet diese Serie nun.

Österreich: Tor: Jasmin Pfeiler (32 Jahre, Altenmarkt, 19 Spiele/0 Tore), Manuela Zinsberger (21, Bayern/GER, 27/0). Abwehr: Marina Georgieva (19, Potsdam/GER, 1/0), Gini Kirchberger (23, Duisburg/GER, 42/1), Sophie Maierhofer (20, Kansas Jayhawks/USA, 17/1), Katharina Naschenweng (19, Sturm Graz, 5/0), Katharina Schiechtl (24, Bremen/GER, 21/5), Viktoria Schnaderbeck (26, Bayern/GER, 52/2), Carina Wenninger (26, Bayern/GER, 62/3), Laura Wienroither (18, Neulengbach, 0). Mittelfeld: Verena Aschauer (23, Sand/GER, 40/7), Barbara Dunst (19, Leverkusen/GER, 11/0), Jasmin Eder (24, St. Pölten, 34/1), Laura Feiersinger (24, Sand/GER, 45/8), Nadine Prohaska (26, St. Pölten, 68/7), Sarah Puntigam (24, Freiburg/GER, 66/9), Sarah Zadrazil (24, Potsdam/GER, 42/5). Angriff: Nicole Billa (21, Hoffenheim/GER, 27/11), Nina Burger (29, Sand/GER, 84/46), Stefanie Enzinger (27, Sturm Graz, 6/0), Laura Krumböck (17, St. Pölten, 0), Lisa Makas (24, Duisburg/GER, 45/17), Viktoria Pinther (18, St. Pölten, 4/0).

Englands Teamchef Mark Sampson hat bereits jetzt seinen Kader für die EM nominiert. Jener für den Test am Freitag gegen Italien (1:1) und jenen am Montag gegen Österreich weicht in Details davon ab, aber Sampson greift da wie dort vor allem auf Spielerinnen von Europacup-Halbfinalist Manchester City zurück.

England: Tor: Sophie Baggaley (20, Birmingham, 0 Länderspiele/0 Tore), Siobhan Chamberlain (33, Liverpool, 41/0), Carly Telford (29, Notts County, 7/0). Abwehr: Laura Bassett (33, Notts County, 59/2), Hannah Blundell (22, Chelsea, 0), Lucy Bronze (25, Man City, 41/4), Jessica Carter (19, Birmingham, 0), Alex Greenwood (23, Liverpool, 23/2), Steph Houghton (28, Man City, 84/9), Demi Stokes (25 Man City, 34/1), Casey Stoney (34, Liverpool, 129/6). Mittelfeld: Millie Bright (23, Chelsea, 1/0), Izzy Christiansen (25, Man City, 12/3), Jade Moore (26, Notts County, 35/1), Jordan Nobbs (24, Arsenal, 39/4), Jill Scott (30, Man City, 119/18), Fara Williams (33, Arsenal, 160/40). Angriff: Karen Carney (29, Chelsea, 126/31), Toni Duggan (25, Man City, 45/15), Mel Lawley (22, Man City, 0), Nikita Parris (23, Man City, 10/3), Jodie Taylor (30, Arsenal, 22/7), Ellen White (27, Birmingham, 61/20).

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Nach Teamchef-Jubiläum wartet EM-Ticket auf ÖFB-Frauen https://ballverliebt.eu/2016/09/17/nach-teamchef-jubilaeum-wartet-em-ticket-auf-oefb-frauen/ https://ballverliebt.eu/2016/09/17/nach-teamchef-jubilaeum-wartet-em-ticket-auf-oefb-frauen/#respond Sat, 17 Sep 2016 10:59:11 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13067 Ein Spiel noch – dann ist die Qualfikation für die Frauen-EM im kommenden Jahr in Holland vorbei. Österreich beendet zum dritten Mal hintereinander seine Gruppe auf dem zweiten Platz – und, wenn nicht etwas völlig Schräges passiert, ist man nach dem Match in Wales am Dienstag erstmals für ein großes Turnier qualifiziert.

weuro-qualiDie rot markierten Teams sind bereits fix für die mit 16 Teams ausgetragene Endrunde qualifiziert, die grün markierten Teams haben zumindest einen Platz im Play-Off sicher. Die sechs besten Zweiten sind wie die Gruppensieger direkt qualifiziert, die zwei schwächeren Zweiten spielen in einem K.o.-Duell noch ein weiteres Ticket aus.

runnersup

Hier ist die Rechnung für die ÖFB-Frauen grundsätzlich recht simpel: Ein Punkt in Wales reicht definitiv, und selbst bei einer Niederlage müssten Rumänien oder Russland zehn bzw. elf Tore aufholen UND Finnland müsste hoch in Spanien gewinnen – all das zusammen ist de facto auszuschließen. (Anmerkungen: Portugal könnte Finnland noch vom zweiten Gruppenplatz verdrängen – und die Resultate gegen die Gruppenletzten fließen nicht in diese Wertung ein. Das blau markierte Team am Ende jeder Zeile ist der jeweilige Gegner am letzten Spieltag am Dienstag.)

Da Schottland, Belgien und Dänemark allesamt gegen den Gruppenkopf spielen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Österreich sogar als bester Gruppenzweiter abschließt – und damit selbst im alten Modus bei nur 12 Teilnehmern fix qualifziert gewesen wäre. Die Anreise nach Newport (in der Nähe von Cardiff) erfolgt via Flug nach London und von dort mit dem Bus weiter (Thalhammer: „Die Flugverbindungen nach Cardiff sind alle eher sch…“), und zwar am Sonntag – also zwei Tage vor dem Spiel.

„Haben damals sehr viel falsch gemacht“

Das tolle 2:2 in Norwegen im Juni war für ÖFB-Teamchef Dominik Thalhammer das 50. offizielle Länderspiel (plus eines gegen Frankreich B, das von FIFA und UEFA nicht als offizielles Match anerkannt wird). Seinem 53. Einsatz an der Seitenlinie wird die Party über das dann auch theoretisch fixierte EM-Ticket folgen. Praktisch war die Sache ja schon nach dem letzten Spiel gegen Israel durch. Ballverliebt hat sich mit dem Teamchef unterhalten und nach hinten sowie nach vorne geblickt.

Ballverliebt: Der 27. April 2011, ein etwas im Wald versteckter Sportplatz in Slowenien: Dein erstes Länderspiel – als Nummer 24 im Europa-Ranking. Hätte Dir damals jemand gesagt, dass ihr euch fünfeinhalb Jahre später für die EM qualifizierten würdet, als Nummer 25 Welt – hättest Du es geglaubt?

Dominik Thalhammer: Diese Entwicklung in der Form habe ich nicht erwartet. Man muss auch ehrlich sagen: Wenn ich mich an das erste Pflichtspiel erinnere, das 1:1 daheim gegen Tschechien im September 2011 – da haben wir zwar das Resultat gebracht, aber wirklich sehr viel falsch gemacht. Und wenn ich das vergleiche mit dem 2:2 zuletzt in Norwegen: Da hatten wir mehr Pässe in den gegnerischen Strafraum und mehr Vertikalpässe in der gegnerischen Hälfte als der amtierende Vize-Europameister. Diese Entwicklung darf aber nicht aufhören, sie muss weitergehen.

Ballverliebt: Du hast damals kurzfristig für den verstorbenen Ernst Weber übernommen – und das war auch eigentlich nur interimistisch geplant, oder? Und wie beurteilst Du im Nachhinein eure Leistungen von damals

Thalhammer: Das hat sich erst ein paar Monate später ergeben, dass ich den Posten längerfristig behalte. Und es waren ganz andere Voraussetzungen als heute – bei der Spielidee von damals, vor allem gegen stärkere Teams wie beim 0:3 im Herbst 2011 in Dänemark, ist es nur darum gegangen, defensiv organisiert zu sein. Viel mehr konnte die Mannschaft damals nicht.

„Reaktive Spielweise alleine ist zu wenig“

Ballverliebt: Und dann kam eine Weiterentwicklung nach der anderen.

Thalhammer: Genau. Los ging es dann mit dem Angriffspressing, das war 2012 zum Beispiel beim Heimsieg gegen Dänemark schon in Ansätzen ganz gut, in der nächsten Qualifikation 2013/14 gegen Frankreich und Finnland noch besser. Aber wir haben noch zu viele Bälle im Spielaufbau verloren – darum kam dann das Gegenpressing dazu, wie wir es beim Istrien-Cup 2015 gut und beim Sieg gegen Australien noch besser gemacht haben. Das alleine, diese reaktive Herangehensweise, ist aber zu wenig, wenn wir wirklich eine gute Rolle spielen oder sogar Trendsetter sein wollen.

Ballverliebt: Das heißt?

Thalhammer: Das heißt, dass wir im Ballbesitz besser werden mussten und müssen und in diesen Ballbesitz-Phasen gleichzeitig aber Vorkehrungen treffen, dass man sich keine Konter einfängt. Der nächste Schritt ist dann, dass die Außenverteidiger nicht an der Linie bleiben, sondern ins Zentrum einrücken.

„Mentaliät macht diese Truppe so stark“

Ballverliebt: Bei deinem ersten Pflichtspiel 2011 waren Wenninger, Feiersinger, Prohaska, Schnaderbeck, Makas und Burger schon dabei, und Sarah Puntigam wäre es ohne ihren Kreuzbandriss damals auch gewesen. Dieser Grundstock von sieben Spielerinnen, diese personelle Kontinuität – wie wichtig ist das für diese permanente Steigerung?

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Teamchef Thalhammer. Foto: Thaka1982 / CC BY-SA 3.0

Thalhammer: Das ist auf jeden Fall einer der entscheidenden Punkte. Eine gewisse Breite würde uns aber auch nicht schaden. Was diese Truppe aber vor allem so stark macht, ist ihre Mentalität. Die entwickelt sich mit den Erfolgen mit. Vor drei Jahren etwa: Daheim gegen Frankreich haben wir gut angefangen, aber nach dem französischen Doppelschlag nach einer Viertelstunde fehlten uns die Mittel und auch die mentale Kraft, noch dagegen zu halten.

Ballverliebt: Wenn man die Auswärtsspiele in Finnland 2013 und das in Norwegen 2016 vergleicht, sieht man diese Entwicklung schön.

Thalhammer: Stimmt: In Finnland sind wir einem Rückstand hinterher gelaufen, haben in der 80. Minute den Ausgleich erzielt, und postwendend wieder das Gegentor bekommen und verloren. Jetzt in Norwegen sind wir auch einem Rückstand hinterher gelaufen, haben kurz vor Schluss wieder den Ausgleich erzielt – und haben das Remis dann drüber gebracht.

„Schlechteste Leistungen gegen schlechte Teams“

Ballverliebt: Wenn ich eine Shortlist der fünf besten Spiele machen müsste, die die ÖFB-Frauen unter deiner Leitung absolviert haben, wären darauf das 3:1 gegen Dänemark 2012, das 1:2 in Finnland 2013, das 1:3 in Frankreich 2014, das 2:1 gegen Australien 2015 und das 2:2 in Norwegen 2016. Welches ist für dich das beste Spiel gewesen?

Thalhammer: Von der Reife und von der Bedeutung des Spiels her, würde ich das 2:2 in Norwegen nehmen, vor dem 3:1 gegen Dänemark, was unser erstes außergewöhnlich gutes Resultat war. An deiner Liste sieht man aber, dass du – genauso wie wir – eher prozessorientiert denkst, nicht so sehr in reinen Ergebnissen, weil du da auch zwei Niederlagen dabei hat. Es gab viele Zwischenschritte. Wenn man sich die letzten zwei Jahre ansieht, seit dem Spiel in Le Mans im April 2014, haben wir nur ein einziges Spiel verloren – und das war unglücklich, das 0:1 daheim gegen Norwegen. Wir sind extrem stabil geworden, das zeichnet ein Team auch aus.

Ballverliebt: Das schlechteste Spiel, das ich von euch gesehen habe, war das 4:0 daheim gegen Bulgarien 2013. Ich habe aber natürlich von den eher obskuren Auswärts-Spielen etwa in Kasachstan, Bulgarien oder Armenien, keines gesehen. Ich erinnere mich, dass Du auch nach dem 6:1 in Bulgarien richtig sauer warst, obwohl das Ergebnis eigentlich gut aussah. Würdest Du dich drüber trauen, ein Spiel zu benennen, von dem Du sagst: Das war das schlechteste?

Thalhammer: Das will ich eigentlich nicht, aber es stimmt schon: Gegen die schlechteren Teams haben auch wir unsere schlechtesten Leistungen gezeigt. Wir hatten zwar viel Ballbesitz, aber keine wirkliche Kontrolle über das Spiel, nach zwei oder drei Pässen sind die Bälle dann oft wieder verloren gegangen. Aber wenn ich mir jetzt ansehe, wie konsequent und ohne Leerlauf und praktisch ohne Fehlpässe wie etwa zuletzt gegen Israel gespielt haben, dann muss ich sagen: Das ist es, wo wir hin müssen.

„Wir sollten im Frauenfußball zum Trendsetter werden“

Ballverliebt: Im kommenden Sommer wird Österreich erstmals bei einer Frauen-EM mit dabei sein. Siehst du das eher als Ziel einer Entwicklung oder als Startpunkt, nach dem Motto: Jetzt geht’s erst so richtig los?

Thalhammer: Ich würde das eher als Startpunkt sehen, um sich dauerhaft in der europäischen Spitze anzusiedeln und sich festzusetzen. In den nächsten Wochen und Monaten, bis zur EM, sollen wir uns auch keine Grenzen setzen und tatsächlich versuchen, im Frauenfußball zum Trendsetter zu werden. Und auch entsprechend aufzutreten, sowohl von den Fähigkeiten, als auch von der Körpersprache. Das sollte unser Ziel in den nächsten Jahren sein. Und mir ist es auch wichtig, dass wir in jedem Lehrgang einen neuen Entwicklungsschritt setzen, etwas Neues erlernen. Kein Beharren auf dem, was man kann, sondern ein ständiger Fortschritt.

„Der Level steigt, aber die Breite fehlt“

Ballverliebt: Wenn ich heute zu Spielen der heimischen Frauen-Bundesliga gehe, sehe ich dort Mädchen von 15 oder 16 Jahren, die schon absolut furchtlos agieren und eine äußerst selbstbewusste Ausstrahlung auf dem Platz haben. Liegt darauf im Nationalen Zentrum für Frauenfußball in St. Pölten, wo der beste Nachwuchs Österreich gebündelt ausgebildet wird, auch der Fokus?

Thalhammer: Naja, es gibt drei Säulen. Erstmal brauche ich eine Spielidee. Dann braucht man die passende Mentalität. Und man darf nicht nur darüber reden, sondern muss es auch umsetzen. Und auch, wenn man einen schlechten Tag hat: Die Mentaliät muss immer passen.

Ballverliebt: Wie siehst du den Nachwuchs? Der 1997er-Jahrgang war ja bei U-17-EM und bei der U-19-EM dabei. Sind die Fähigkeiten der Neuankömmlinge mit 14, 15 Jahren jetzt besser als 2011, als das Nationale Zentrum startete?

Thalhammer: Der grundsätzliche Level hat sich etwas gesteigert. Probleme haben wir aber nach wie vor in der Breite, da ist es zu wenig. Es gibt tolle Jahrgänge, und es gibt schwächere. Und die Gesamtzahl der Mädchen, die Fußball spielen, stagniert, kommt mir vor. Aber vielleicht gibt die EM-Teilnahme einen Push. Man wird sehen.

spiele-unter-thalhammer

ÖFB-Kader gegen Wales: Tor: Jasmin Pal (20 Jahre, Wacker Innsbruck, 0 Länderspiele/0 Tore), Manuela Zinsberger (20, Bayern München/GER, 21/0). Abwehr: Marina Georgieva (19, St. Pölten, 0), Virginia Kirchberger (23, Duisburg/GER, 37/1), Sophie Maierhofer (20, Kansas Jayhaws/USA Univ., 12/1), Katharina Naschenweng (18, Sturm Graz, 1/0), Katharina Schiechtl (23, Werder Bremen/GER, 15/5), Viktoria Schnaderbeck (25, Bayern München, 51/2), Carina Wenninger (25, Bayern München, 56/3). Mittelfeld: Verena Aschauer (22, Sand/GER, 34/5), Barbara Dunst (18, St. Pölten, 6/0), Jasmin Eder (23, St. Pölten, 29/0), Laura Feiersinger (23, Sand/GER, 43/7), Nadine Prohaska (26, St. Pölten, 62/7), Sarah Puntigam (23, Freiburg/GER, 60/9), Sarah Zadrazil (23, Turbine Potsdam/GER, 36/5). Angriff: Nicole Billa (20, Hoffenheim/GER, 21/9), Nina Burger (28, Sand/GER, 78/45), Stefanie Enzinger (26, Sturm Graz, 3/0).

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ÖFB-Frauen nach 4:0-Sieg praktisch fix bei der EM https://ballverliebt.eu/2016/06/08/oefb-frauen-nach-40-sieg-praktisch-fix-bei-der-em/ https://ballverliebt.eu/2016/06/08/oefb-frauen-nach-40-sieg-praktisch-fix-bei-der-em/#comments Wed, 08 Jun 2016 08:53:36 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12580 Die Herren starten in ein paar Tagen in ihre EM, die ÖFB-Frauen haben die ihre mit dem lockeren 4:0 über Israel in Horn de facto erreicht: Es braucht schon einige üble mathematische Verrenkungen und eine ganze Reihe an Sensationen (die im Frauenfußball die Angewohnheit haben, nicht zu passieren), um das noch zu verhindern.

Österreich - Israel 4:0 (3:0)
Österreich – Israel 4:0 (3:0)

Nachdem das Hinspiel (1:0 für Österreich) eine furchtbar zähe Angelegenheit war, fiel diesmal die österreichische Führung schon mit dem ersten echten Angriff nach vier Minuten – Laura Feiersinger kam zwischen die Linien, passte den Ball vertikal kurz in den Strafraum, von Nina Burger abdrückte und die israelische Keeperin nicht gut aussah.

In dieser Szene allein war schon praktsich alles vereint, war letzten Herbst nicht gelang, in diesem Spiel aber sehr gut; auch natürlich, weil Israel all das, was im Hinspiel gut war, diesmal praktisch überhaupt nicht zeigte.

In Lod spielte Österreich mit gefühlt 95 Prozent Ballbesitz den Ball hinten hin und her und wartete auf die Lücke, die sich nicht auftat; wartete auf eine freie Mitspielerin, die es kaum gab, weil alles geschickt zugedeckt war; wartete auf Platz zwischen den Reihen, zu dem es nicht kam, weil die beiden israelischen Ketten extrem eng zusammen standen.

Fast alles anders…

Im Rückspiel nun brachte Österreich schon durch das System (4-1-4-1 statt 4-2-3-1, wie in Lod) mehr Personal in höhere Bereiche. Israel reagierte darauf, indem man selbst den umgekehrten Weg wählte und Österreich wiederum spiegelte. So, mit nur einem israelischen Zehner statt zwei auf einer Höhe stehenden Spielerinnen, fiel es Österreich viel leichter, zwischen die Linien zu kommen.

Ein weiterer Move, den die ÖFB-Frauen nun gerne und oft zeigten, waren kurze Pässe aus dem Halbfeld in Richtung Außenbahn, um die israelischen Außeverteidigerinnen per Hinterlaufen in den Passweg hinein auf dem falschen Fuß zu erwischen. Durch diesen an sich simplen Spielzug schaffte es Österreich fast im Minutentakt, aus seitlicher Richtung in den Strafraum zu kommen. Vor allem Linksverteidigerin Adva Tvill (eigentlich im ZM daheim) sah da recht oft recht alt aus.

So kam die Innenverteidigung von Israel (die im Herbst noch hervorragend abgeschirmt war) kräftig ins Schleudern und die ausnehmend unsichere Torfrau Merav Shamir tat das Übrige. Beim 1:0 war sie nicht schnell genug unten, beim 2:0 irrte sie bei einer Ecke vogelwild durch den Strafraum, beim 3:0 reagierte sie mit einem unbeholfenen Luftloch; dazwischen gab’s auch mal einen komplett sinnfreien Ausflug. Nach einer Stunde war Shamir mental so gebrochen, dass sie nicht einmal mehr die Ausschüsse vornahm.

…nur die Ballbesitz-Statistik nicht.

Was sich gegenüber dem Hinspiel nicht geändert hat, ist der exorbitante Ballbesitz von Österreich. Mit den frühen Führung und danach dem lockeren 3:0 im Rücken herrschte keinerlei Hektik, schon nach einer Viertelstunde war das Spiel gewonnen, und entsprechend locker lief der Ball in den österreichischen Reihen.

Es wurde auch nicht um drei Gänge zurück geschalten, wie zuletzt nach der 5:0-Pausenführung gegen Kasachstan, sondern konzentriert und ohne einen Schlendrian einreißen zu lassen weiter gespielt. Natürlich war der ultimative Nachdruck nicht mehr da – wozu auch, die Höhe des Sieges ist irrelevant, weil die Spiele gegen den Gruppenletzten Israel aus der Wertung der besten Gruppenzweiten rausfallen – und es hätten schon noch ein paar mehr Tore sein können, aber das ist in diesem Fall und in diesem Kontext Jammern auf hohem Niveau.

Debüt mit Assist

So konnte Teamchef Thalhammer auch noch Katharina Naschenweng debütieren lassen. Die junge Außenverteidigerin von Sturm Graz ist Teil des U-19-Teams, das sich für die EM qualifizieren konnte und sie führte sich, kaum drei Minuten auf dem Feld, schon mit dem Assist zum 4:0-Endstand (die ebenfalls eingewechselte Gini Kirchberger traf per Kopf) ein.

Die Überlegenheit von Österreich in Zahlen: 26:0 Torschüsse, 16:0 Eckbälle, 4:0 Tore. Die „schware Partie“, von der Seiler & Speer via Stadionlautsprecher nach dem Spiel sangen, war es nicht. Eher schon galt: „Dass des a Erfoig wird, woa von Anfang an kloa.“ Zumindest ab der 4. Minute.

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Rechenschieber

So, und was heißt das nun für die EM-Qualifikation? Nach Norwegens 2:0-Sieg in Wales ist für Österreich nun auch rechnerisch der zweite Gruppenplatz nicht mehr zu nehmen. Norwegen wird die Gruppe vor Österreich gewinnen, Wales wird Dritter bleiben. Vize-Europameister Norwegen ist schon fix qualifiziert, weil die Fotballjentene, selbst wenn die noch Zweiter würden, auf jeden Fall einer der sechs besseren der acht Zweiten werden.

Selbiges gilt zu 99% auch für Österreich. Denn: Die ÖFB-Frauen sind einer von nur noch drei prognostizierten Gruppenzweiten (mit Schottland und Italien; Finnland hat sich mit einem 0:0 gegen Portugal aus dieser Gruppe verabschiedet), die gegen die „Kleinen“ noch nichts hergegeben haben und der einzige dieses Trios, der gegen den Gruppenkopf sogar einen Punkt holte. Zur Erinnerung: Nur die beiden schlechtesten Zweiten müssen ins Play-Off, alle anderen sind fix qualifiziert.

Die aktuelle Hochrechnung der Gruppenzweiten: Österreich 13 Punkte (+9 Tore), Schottland 12 pts (+9), Italien 12 pts (+1), Belgien 11 pts (+11), Dänemark 10 pts (+10), Finnland 10 pts (+4), Russland 10 pts (+2), Ukraine 10 pts (-3).

Die Ukraine kann (genauso wie Rumänien, der Gegner um Platz zwei) Österreich nicht mehr aus eigener Kraft überholen – das verhindert das Restprogramm. Selbiges gilt für Italien. Die anderen fünf Zweiten haben noch ein Spiel gegen den Gruppenkopf, könnten also noch Punkte gegenüber der Hochrechnung gut machen. Alleine Russland aber wird von Deutschland eher höher verlieren als knapper – es sieht also immer noch nach einem Play-Off zwischen Russland und der Ukraine aus.

Am letzten Doppelspieltag im September hat Österreich zunächst spielfrei und spielt dann auswärts gegen Wales. Es ist unwahrscheinlich, dass sich die Fix-Qualifikation schon am ersten Teil des Doppelspieltages ausgeht (dazu müsste sicher einer aus dem Trio Finnland, Belgien und Italien in ihren Spielen gegen schwache Teams blamieren). Reduziert auf das, was es ist, gilt aber:

Selbst eine fürchterliche Niederlage von, sagen wir, 0:7 in Wales würde höchstwahrscheinlich immer noch reichen, um sich fix zu qualifizieren. Jeder Punktegewinn der ÖFB-Frauen in Wales sowieso. Und mit einem Sieg ist man wahrscheinlich sogar der beste Gruppenzweite.

Die Bilanz unter Thalhammer in Pflichtspielen gegen im Ranking schwächere Teams: 15 Spiele, 15 Siege, 51:8 Tore.

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Vier Phasen bei 2:2 der ÖFB-Frauen in Norwegen https://ballverliebt.eu/2016/06/02/vier-phasen-bei-22-der-oefb-frauen-in-norwegen/ https://ballverliebt.eu/2016/06/02/vier-phasen-bei-22-der-oefb-frauen-in-norwegen/#comments Thu, 02 Jun 2016 21:19:47 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12527 Es ist gelungen: Die ÖFB-Frauen haben in Norwegen ein 2:2 geholt und damit erstmals auswärts bei einem Topf-1-Team einen Punkt ergattert. Das Match beim amtierenden Vize-Europameister war von mehreren Phasen geteilt – zeitweise sah Österreich wie das deutlich bessere Team aus, dann wieder wirkte vieles eher kopflos. Über die Spieldistanz gesehen aber geht das Unentschieden in Ordnung.

2016 06 02 Nor-Aut 2-2
Norwegen – Österreich 2:2 (1:1)

Erstes Spielviertel: Wenig los.

Das ÖFB-Team begann, anders als in der letzten Zeit gewohnt, mal wieder in einem 4-4-2 und agierte zu Beginn ungewohnt bedächtig, fast passiv. Damit kopierte man die Spielweise von Norwegen ziemlich genau. Es wirkte so, als wollte man die Norwegerinnen entweder ein wenig locken, mehr Verantwortung im Gestalten des Spiels aufzubürden – im Wissen, dass Norwegen das gegen gute Gegner (und ein solcher ist Österreich mittlerweile) eigentlich nicht kann.

Norwegen agierte nicht ganz so statisch, wie das noch beim glücklichen Sieg in Steyr vor zwei Monaten der Fall war. Zunächst beschränkte man sich darauf, die österreichischen Außenverteidiger anzupressen und zu isolieren, ließ aber die rot-weiß-rote Innenverteidigung ziemlich unbehelligt; Hegerberg und Herlovsen stellten sich eng und kreierten so einen Deckungsschatten, der Schnaderbeck und Wenninger eine vertikale Eröffnung verunmöglichte.

Hinten kippte Sechser Maren Mjelde gerne ab, die Außenverteidiger rückten etwas auf – so wollte man die Eröffnung an den österreichischen Stürmerinnen Billa und Burger vorbei erleichtern. Klappte aber nicht so richtig.

Es war ein fürchterliche Schnitzer von Nora Holstad (bei den Bayern die IV-Kollegin von Schnaderbeck und Wenninger), die einen an sich harmlosen Ball von Prohaska scharf machte und Nina Burger nach einer Viertelstunde zum 1:0 für Österreich abstaubte. Ein paar Minuten später sprang auf der anderen Seite Maren Mjelde der Ball an der Strafraumgrenze vor den Fuß, ihr Weitschuss schlug zum 1:1 ein.

Zweites Spielviertel: Österreich presst hoch

Halb durch die erste Hälfte schaltete Österreich auf das Spiel um, das Österreich in den letzten Jahren ausgezeichnet hat: Aggressives Pressing tief in der gegnerischen Hälfte. Nici Billa ließ sich dazu von der Spitze etwas nach hinten fallen und kreierte so ein 3-gegen-2 im Spielfeld-Zentrum. Mit ihr, der giftigen Zadrazil und der ebenso nun aggressiveren Puntigam flutete Österreich den norwegischen Sechserraum.

Norwegen bekam genau diesen Raum zwischen Mittelkreis und Strafraum in dieser Phase überhaupt nicht zugemacht und Österreich erspielte sich ein deutliches spielerisches Übergewicht. Man hatte den Favoriten klar an der Kandarre, aber es gelang Österreich nicht, bis zur Pause die Führung zu erzielen, die klar verdient gewesen wäre.

Drittes Spielviertel: Leichte Beruhigung

Nach dem Seitenwechsel war bei Norwegen das Bemühen, das Spiel zu beruhigen und konzentrierter um die österreichischen Drucksituationen herum zu spielen, klar zu erkennen. Ballnahe Mitspielerinnen liefen sich nun konsequenter frei und das Team war recht offensichtlich von Teamchef Finjord in der Pause auf die präferierten österreichischen Pressingwege und -winkel hingewiesen worden.

So wich der totale Druck, den Österreich vor der Pause ausgeübt hatte, einer eher ruhigen Phase. Das norwegische Team hatte nun erstmal was es wollte (etwas Ruhe und niedrigeres Tempo), auch das österreichische schien zunächst nicht unzufrieden (mit der nicht vorhandenen Gefahr, die Norwegen ausstrahlte).

Bis nach knapp einer Stunde eine Flanke in den österreichischen Strafraum gesegelt kam. Viki Schnaderbeck ist großartig im Antizipieren und Ablaufen, aber sie ist nicht das böseste Luftkampf/Kopfball-Ungeheuer auf dem Feld. Isabell Herlovson ist das schon. Und so führte Norwegen ein wenig aus dem Nichts 2:1.

Viertes Spielviertel: Hektik bei Österreich

War die Reaktion auf das erste Gegentor noch positiv und aktiv, fielen die ÖFB-Frauen nach diesem zweiten Gegentor merklich in das bekannte Muster zurück, dass solche Ereignisse doch kräftig am Fokus nagen.

Zwar funktionierte das Anlaufen und das Gewinnen der Bälle durch das gewohnte hohe Pressing nun wieder besser als zu Beginn der zweiten Hälfte, aber wenn man mal den Ball hatte, fehlte die Ruhe, auch wirklich etwas damit zu machen. Zu schnell folgte entweder ein Abschluss (aus 25 bis 30 Metern), ein Fehlpass oder eine kleine Schlampigkeit, mit der potenzielle Chancen schnell im Keim erstickt wurden. Die einzige wirklich von A bis Z durchgespielte Angriffsaktion von Österreich aber führte fast zu einem Tor (Feiersingers Rück/Querpass auf Burger, die drüber schoss).

Durch das erhöhte Risiko boten sich Norwegen im Rücken der österreichischen Abwehr nun natürlich Räume, mehr als ein-, zweimal musste man sich aber nicht Sorge machen – umso weniger, als Finjord zehn Minuten vor Schluss Stürmerin Herlovsen vom Platz nahm und die routinierte DM-Spielerin Ingvild Stensland brachte. Passt schon, signalisierte das, wir müssen keines mehr machen.

Wenige Augenblicke später stand in Norwegens Abwehr alles falsch, was nur irgendwie falsch stehen kann. Billa steht nicht im Abseits, Moe-Wold und Lund rennen beide zu ihr, dafür steht überhaupt niemand mehr vor dem Tor bei Feiersinger – und die bringt den eigentlich zu ungenauen Querpass über die Linie.

Fazit: Viel Licht, aber auch ein wenig Schatten

Eine Stunde lang präsentierte sich Österreich als das Team am Kommandostand, diktierte Tempo und Rhythmus des Spiels. Gerade in der Phase vor der Pause war das stolze Norwegen nur Passagier, das war genau die Art von Spiel, die Österreich so gut kann und die bei Norwegen die größten Schwächen offenbaren lässt. Da haben die ÖFB-Frauen gezeigt, dass sie von ihrer grundsätzlichen Klasse durchaus auf Augenhöhe mit Norwegen sein können. Wichtig zu sehen ist efinitiv, dass danach zwar die Ruhe fehlte, aber der Wille immer da war. Österreich steckte nie auf. Das ist eine durchaus nennenswerte Qualität.

Es wurde aber auch deutlich, dass es nach der ersten Elf (auch natürlich etwa durch die Verletzung von Offensiv-Allrounderin Lisa Makas) ein wenig an Spielerinnen fehlt, die man ohne Substanzverlust einwechseln kann. Es ist kein Zufall, dass Thalhammer beim Heimspiel gegen Norwegen nur einmal wechselte und nun beim Auswärtsspiel auch nur zweimal (davon einmal in der 90. Minute).

Dies ist aber praktisch allen Topf-2-Teams gemein und Österreich ist neben der Schweiz und Belgien das bisher einzige dieser Topf-2-Teams, das in dieser EM-Qualifikation dem Gruppenkopf auch nur einen Punkt abnehmen konnte. Damit wird zu 99 Prozent nach dem nächsten Spieltag (Österreich am Montag gegen Israel in Horn, tags darauf Norwegen in Wales) der zweite Platz fix sein.

Und die EM-Qualifikation kann Österreich auch nur noch sehr theoretisch verspielen.

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Quali-Party für ÖFB-Frauen eine Frage der Zeit https://ballverliebt.eu/2016/05/31/quali-party-fuer-oefb-frauen-eine-frage-der-zeit/ https://ballverliebt.eu/2016/05/31/quali-party-fuer-oefb-frauen-eine-frage-der-zeit/#comments Tue, 31 May 2016 08:01:40 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12496 Quali-Party für ÖFB-Frauen eine Frage der Zeit weiterlesen ]]> DASS sich die ÖFB-Frauen erstmals für eine EM qualifizieren werden, steht vor diesem Doppel-Spieltag weitgehend außer Frage. Damit bleiben vor dem Auswärtsspiel in Oslo (2. Juni) und dem Heimspiel gegen Israel in Horn (dem insgesamt 50. Länderspiel von Teamchef Dominik Thalhammer am 6. Juni, beide live in ORF Sport +) noch zwei Fragen übrig: Geht es sich schon jetzt aus, das auch rechnerisch zu fixieren? Und: Gelingt die Revanche für die Heim-Niederlage gegen Norwegen?

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Zur Erinnerung: Vor zwei Monaten verloren die ÖFB-Frauen mit dem 0:1 gegen Norwegen erstmals seit zwei Jahren wieder ein Spiel. Dabei fehlte weniger die Klasse als eher ein paar personelle Alternativen und die internationale Abgezocktheit in engen Pflichtspielen gegen starke Gegner. Das ist ein Level, auf dem Österreich erst eine Handvoll Spiele hinter sich hat, also ein kein Beinbruch, sondern ein Schritt im Lernprozess.

Bei Österreich hat sich seither einiges getan: Sarah Zadrazil, die mit dem College fertig ist, hat bei Turbine Potsdam unterschrieben – einer der renommiertesten Klubs der Welt, der zuletzt aber ein wenig abgerutscht ist und wo Bernd Schröder nach 45 Jahren (!) das Trainer-Amt zugunsten der Rente abgibt. Laura Feiersinger, die nach ihrer schweren Verletzung von 2014 keinen Weg mehr in die Stamm-Formation der Bayern gefunden hat, geht für die neue Saison zu Nina Burger zum Liga-Vierten und Cup-Finalist SC Sand. Verena Aschauer (die praktisch alle Saisonspiele absolviert hat) und Lisa Makas (die seit ziemlich genau einem Jahr wegen zwei Kreuzbandrissen ausfällt) bekamen ihre Verträge in Freiburg nicht verlängert und sind auf Klubsuche.

Fix Zweiter nach diesem Doppelspieltag?

Es gab für die ÖFB-Frauen noch nie einen Auswärts-Punkt gegen ein Topf-1-Team (ein 0:4 in England 2006, ein 0:3 in Norwegen 2007, ein 0:3 in England 2010, ein 0:3 in Dänemark 2011 und ein 1:3 in Frankreich 2013). Gäbe es diesmal einen, wäre das ein Bonus auf dem Weg zur EM. Dazu müsste Österreich entweder Gruppensieger werden oder unter die besten sechs der acht Gruppenzweiten kommen. Die verbleibenden Zweiten spielen sich im Playoff einen weiteren Platz aus.

Österreich - Norwegen 0:1 (0:1)
Österreich – Norwegen 0:1 (0:1)

Um Gruppensieger zu werden, müssten die ÖFB-Frauen nun in Norwegen gewinnen (mit +1 von 2:1 aufwärts oder mit +2, um den Direktvergleich zu gewinnen). Das wäre schön, aber für die EM-Quali zweitrangig. Die Voraussetzungen sind grundsätzlich gleich wie vor dem Heimspiel gegen WCL-Siegerin Ada Hegerberg und Co.: Norwegen wird wieder einen recht schematischen, typisch nordischen 4-4-2-Langball-Fußball zeigen, mit zwei eher statischen Sechsern und gelernten Stürmerinnen auf den Außenbahnen. Österreich wird versuchen, mit Pressing, schnellem Umschalten und eigener Initiative dagegen zu halten.

Fix ist aber: Eine Quali-Party im hohen Norden, wie sie die Männer im Herbst in Stockholm hatten, geht sich auch rechnerisch nicht aus. Selbst bei einem Sieg. Den zweiten Platz auch theoretisch fixieren kann Österreich auf jeden Fall erst im Heimspiel gegen Israel, weil Wales im ersten Teil dieser Doppelrunde spielfrei ist.

Es gilt: Österreich ist dann fix zumindest Zweiter, wenn man am Ende dieses Doppels mehr als sechs Punkte Vorsprung auf Wales hat. Heißt: Österreich wird das schaffen, wenn man selbst gegen Israel am Dienstag gewinnt und gleichzeitig Wales daheim gegen Norwegen nicht gewinnt.

Beides ist sehr, sehr wahrscheinlich.

Fix qualifiziert nach diesem Doppelspieltag?

Ob es sich sogar schon ausgeht, um am Dienstag gegen Israel in Horn nach dem Spiel die Waldviertel-Metropole partymäßig auf den Kopf stellen zu können (sprich: Ob Österreich da schon fix bei der Endrunde in Holland ist), hängt vor allem von den anderen Gruppen ab.

weqÖsterreich gehört da neben Finnland und Italien zu den wenigen Teams, die gegen die Teams aus den schwächeren drei Lostöpfen noch ohne Punktverlust sind; selbiges gilt für Island und Schottland (beide direkten Duelle stehen noch aus). Die Zweiten aus diesen vier Gruppen sind mit hoher Wahrscheinlichkeit bei der EM dabei – und auf jeden Fall, wenn sie sich gegen die Kleinen keine Blöße mehr geben.

Belgien hat gegen Serbien nur Remis gespielt, dafür in England ein überraschendes 1:1 mitgenommen (wo man in hell-hellblau gegen weiße Engländerinnen spielte, das war nicht so super); ist damit einen Punkt hinter dem Fahrplan – aber als derzeit prognostiziert fünftbester Zweiter immer noch auf Kurs zur ersten EM-Teilnahme.

Dänemark hat in Polen nur 0:0 gespielt, ist damit schon zwei Punkte hinter dem Fahrplan – ebenso wie die Ukraine nach einem 2:2 daheim gegen Rumänien. Die Däninnen, recht tief gefallener Semifinalist der letzten EM vor drei Jahren, kann sich immerhin des zweiten Platzes relativ sicher sein, die Ukraine darf auf keinen Fall gegen Rumänien verlieren. Stand jetzt sieht es so aus, als sollte Dänemark oder Ukraine/Rumänien einer der nicht direkt Qualifizierten sein und ins Playoff müssen.

Richtig lustig ist das Schneckenrennen um den zweiten Platz in der Deutschland-Gruppe. Russland hat da in der Nachspielzeit ein 3:3 gegen Ungarn gerettet und damit die Chance auf Platz zwei gewahrt. Neben einem Pflichtsieg gegen die Türkei und einer erwarteten Niederlage gegen Deutschland spielt Russland noch zweimal gegen Kroatien. Ein Sieg aus diesen beiden Matches reicht Russland, Kroatien müsste beide gewinnen. Ungarn ist wohl raus. Aber egal, wer’s wird, die zweifelhafte Ehre eines Playoff-Platzes hat der Zweite dieser Gruppe fix. Ein Playoff-Duell zwischen Russland und der Ukraine ist derzeit also das wahrscheinlichste Szenario. Da freut sich die UEFA.

Was heißt das für Österreich?

Für Österreich gilt: Damit nach dem Spiel in Horn alles fix ist, braucht es sieben Punkte mehr auf dem Konto, als zumindest zwei andere Gruppenzweite aus dem letzten Doppel-Spieltag im September holen können (wo Österreich einmal spielfrei ist dann noch in Wales antritt).

Gibt es eine Niederlage in Norwegen und einen Sieg gegen Israel, hätte man diesen Abstand nur vor einem Team (dem aus der RUS/CRO/HUN-Gruppe), wenn alles andere programmgemäß läuft. Dann müsste zumindest noch die Ukraine (gegen Griechenland) oder Dänemark (Heimspiele gegen Polen und die Slowakei) zumindest einmal verlieren. Möglich, aber eher unwahrscheinlich. Von einer belgischen Niederlage in Estland phantasieren wir lieber nicht einmal.

Bei einem Remis in Norwegen und einem Sieg gegen Israel würde es reichen, wenn die Ukraine gegen Griechenland nicht gewinnen würde. Auch sehr unwahrscheinlich. Sollte es aber tatsächlich gelingen, die Spiele in Oslo und Horn beide zu gewinnen, wäre auch theoretisch alles fix mit der Teilnahme.

Das sind natürlich alles nur Rechenspielchen. Dänemark hat noch ein Spiel gegen Schweden offen, Belgien noch eines gegen England, Finnland noch eines gegen Spanien. Natürlich könnten diese Topf-2-Teams da noch was mitnehmen und einen etwaigen österreichischen Patzer gegen Israel oder gar im September in Wales noch nützen. Aber ALLE? No way. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, dass sich Österreich nicht erstmals für eine EM qualifiziert.

Es ist zu 99 Prozent davon auszugehen, dass (selbst bei einer Niederlage in Oslo) ein Sieg gegen Israel reichen wird, um Platz zwei zu fixieren. Und dann genügt, nach menschlichem Ermessen, auch ein Remis in Wales am 20. September, um nicht mehr aus den Top-6-Zweiten rauszufallen. Und es ist gar nicht mal unmöglich, dass man sich sogar eine Niederlage erlauben wird können.

Aber das ist Zukunftsmusik. Jetzt erstmal: Statement setzten in Oslo und daheim gegen das elendig ungut zu bespielende, ultra-defensive israelische Team die drei eingeplanten Punkte einfahren.

Kader: Tor: Jasmin Pal (19 Jahre, Wacker Innsbruck, 0 Länderspiele/0 Tore), Manuela Zinsberger (20, Bayern München, 19/0). Abwehr: Marina Georgieva (19, St. Pölten, 0), Virginia Kirchberger (23, Köln, 36/0), Sophie Maierhofer (19, Werder Bremen, 11/1), Katharina Schiechtl (23, Werder Bremen, 14/4), Viktoria Schnaderbeck (25, Bayern München, 49/2), Carina Wenninger (25, Bayern München, 54/3). Mittelfeld: Verena Aschauer (22, Freiburg, 32/4), Barbara Dunst (18, St. Pölten, 4/0), Jasmin Eder (23, St. Pölten, 28/0), Laura Feiersinger (23, Bayern München, 41/6), Nadine Prohaska (25, St. Pölten, 61/7), Sarah Puntigam (23, Freiburg, 58/9), Sarah Zadrazil (23, Potsdam/GER, 34/4). Angriff: Nicole Billa (20, Hoffenheim, 19/8), Nina Burger (28, Sand, 76/42), Stefanie Enzinger (26, Sturm Graz, 2/0).

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Österreich gewinnt den Cyprus-Cup (plus: noch viel mehr) https://ballverliebt.eu/2016/03/12/oesterreich-cyprus-olympia-frauenfussball-shebelieves-nadeshiko/ https://ballverliebt.eu/2016/03/12/oesterreich-cyprus-olympia-frauenfussball-shebelieves-nadeshiko/#comments Sat, 12 Mar 2016 19:30:40 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12148 Österreich gewinnt den Cyprus-Cup (plus: noch viel mehr) weiterlesen ]]> Ein Freistoß von der halbrechten Seite segelt in den polnischen Strafraum, eine Abwehrspielern verlängert die Kugel genau vor Katharina Schiechtl – und die Bremen-Legionärin sagt „Danke“. Das entscheidende 2:1 im Finale des Cyprus Cup für Österreich, es war die 89. Minute. Der erste Sieg bei einem der renommierten März-Turniere für Österreich.

Dies ist ein ziemlich ausführlicher Artikel. Zur Übersicht, folgende Themen werden behandelt: Erst geht es im Österreich beim Cyprus Cup, die ÖFB-Frauen haben mit drei Siegen und einem Remis das durchaus namhafte Turnier gewonnen. Dann werfen wir einen Blick auf das europäische Olympia-Quali-Turnier und dort im Speziellen auf das Team der Schweiz. Außerdem fand noch der hochkarätig besetzte SheBelieves Cup in den USA statt, wo die vier derzeit besten Nationalteams der Welt untereinander waren. Und am Ende geht der Blick noch nach Japan, weil der Teilnehmer an den letzten drei Finals von großen Welt-Turnieren die Qualifikation für Olympia sensationell verpasst hat.

Österreich gewinnt den Cyprus Cup

„Im Herbst haben wir mit zwei Sechsern gespielt“, erklärt Teamchef Dominik Thalhammer, nun nur noch mit einem. Das Grundgerüst mit dem Ball war ein 4-1-4-1 bzw. 4-3-3, mit nur einer defensiven Mittelfeld-Spielerin. Durch die doppelte Besetzung auf der Acht/Zehn konnten die Außenstürmer auch wirklich außen bleiben. „Im alten System tendierten die Mittelfeld-Außen dazu, früh einzurücken. So hat uns die Breite gefehlt, wenn die Außenverteidigerinnen nicht sehr weit nach vorne gerückt sind“, so der Teamchef.

Nun kann die Abwehrkette ein wenig flacher bleiben, mit zwei hohen Außenstürmern und zwei offensiv denkenden Achtern stellt man die Abwehr eines destruktiven und tief stehenden Gegners vor die Frage, wie sie es anstellen soll, nicht auseinander gezogen zu werden.

Experiment gegen Irland

Österreich - Irland 2:0 (1:0)
Österreich – Irland 2:0 (1:0)

Gegen Irland im ersten Spiel probierte man aber noch eine weitere Neuerung aus: Aus der Abwehr rückte Viki Schnaderbeck in den Sechserraum auf. So standen zwei Sechser (eher eng), davor zwei Achter (mit größerem Abstand), zwei weit agierende Außenstürmer und Mittelstürmerin Nina Burger. Ein wenig in Richtung WM-System, so wie ganz früher, mit einem aufbauenden, zentralen Viereck.

Wirklich funktioniert hat es offenbar noch nicht, die Abstände zwischen den Spielerinnen waren oft nicht optimal, „aber das ist nicht ungewöhnlich, wenn man etwas zum ersten Mal in einem echten Match ausprobiert“, so der Trainer. In jedem Fall aber hat man Irland doch einigermaßen verwirrt, mit dieser Raumaufteilung, und mit zwei vertikalen Pässen (einmal an die Strafraumgrenzen und einmal in den Rücken der aufgerückten irischen Abwehr) wurden die beiden Tore zum 2:0-Sieg eingeleitet.

In der letzten halben Stunde, nach dem Tor zum 2:0, zog sich das österreichische Team etwas zurück und testete das staubige Nach-Hause-Bringen eines Ergebnisses. Die Folge war eine optische irische Überlegenheit, die aber nicht wirklich etwas einbrachte.

Riegelknacken gegen Ungarn

Österreich - Ungarn 2:1 (0:0)
Österreich – Ungarn 2:1 (0:0)

Die Irinnen wollten durchaus mitspielen, Ungarn zwei Tage später nicht. Das war genau so erwartet worden; die ÖFB-Frauen stellten sich in einem 4-3-3 auf, erstmals mit Barbara Dunst in der Startformation. Die 18-Jährige vom nationalen Meister FSK St. Pölten ist eine Starkstrom-Spielerin, rastlos und unangenehm für jede Gegenspielerin. Mit ihr war der Teamchef auch recht zu zufrieden.

Die Vorgabe für dieses Spiel war, Geduld zu haben. „Oft wurde in der Vergangenheit zu schnell der vertikale Pass gespielt, obwohl dieser nur mit hohem Risiko oder nur ungenau spielbar war“, so Thalhammer. Die Schlussfolgerung: Länger den Ball auch öfter mal quer spielen, den Gegner zum Verschieben zwingen, Löcher abwarten. Eine Vorgabe, die erfüllt wurde: „Das erste Tor entstand aus dem 14. Ballkontakt dieser Ballbesitz-Phase“, freut sich der Teamchef, Sarah Zadrazil war als letzte am Ball, als kurz nach dem Seitenwechsel das 1:0 fiel.

Am Ende stand ein 2:1 (Billa erzielte nach einer Ecke das Siegtor, Bernadett Zágor hatte entgegen des Spielverlaufs den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt) zu Buche, und weil Italien gegen Irland nur zu einem Remis kam, bedeutete das: Ein Punkt im letzten Gruppen-Match, und Österreich würde im Finale stehen.

Defensiv-Test gegen Italien

Österreich - Italien 0:0
Österreich – Italien 0:0

Das Spiel gegen den laut Weltrangliste stärksten Teilnehmer am Cyprus Cup, Italien (Nr. 13, Österreich ist derzeit 27.), war eher eine Trockenheizer-Partie. Die spanische Unparteiische Frías Acedo pfiff auf beiden Seiten viel ab, es gab viele Standard-Situationen, aber sehr wenig Spielfluss.

Italiens Teamchef Antonio Cabrini, Weltmeister von 1982, ging in diesem Turnier vom gewohnten 4-3-3 ab und spielte mit einem 4-4-2 durch. Sprich: konsequentere Besetzung der Außenpositionen und zwei Mittelstürmer, dafür ein Posten weniger zum Aufbauen. So segelten vor allem die langen Bälle von den Vieren hinten auf die Vier da vorne, bzw. die Flanken von den Mittelfeld-Außen in Richtung Strafraum. Italien hatte aber grundsätzlich zunächst mehr vom Spiel und traf auch einmal die Torumrandung.

Nach einer halben Stunde lief die österreichische Pressing-Maschine dann an, was Italien merklich zu schaffen machte und sichtlich nervte, auch kam die Defensive der Azzurre schon ein wenig ins Schwimmen, wenn Druck auf sie ausgeübt wurde. Halb durch die zweite Halbzeit änderte sich das Spiel wiederum radikal, weil Sarah Puntigam nach einem Handspiel mit Gelb-Rot vom Platz musste. Der erste Ausschluss bei den ÖFB-Frauen seit 21 Jahren (damals Gerti Stallinger in einem EM-Quali-Spiel im Horr-Stadion gegen Jugoslawien).

In den verbleibenden 25 Minuten konnte Österreich damit die Variante „Abwehrschlacht“ probieren – das entspricht nicht den Vorstellungen und dem Naturell des Teams, kann aber auch mal nötig sein. Italien machte wiederum Druck, vor allem über die Außenpositionen. „Da haben wir zu viel zugelassen“, moniert Thalhammer, „die Flanken müssen wir besser verteidigen.“ Vor allem, da Norwegen (in vier Wochen Gegner in der EM-Quali) auf eine praktisch idente Spielanlage baut wie Italien in diesem Spiel. Allerdings sagt Thalhammer auch: „Ausgespielt haben die uns nicht!“ Womit es beim 0:0 blieb, Nina Burger hatte in der Nachspielzeit sogar noch die Chance auf den Siegtreffer.

Mühsam gegen Polen

Österreich - Polen 2:1 (1:1)
Österreich – Polen 2:1 (1:1)

In der anderen Gruppe hatte sich Polen durchgesetzt, war deshalb der Finalgegner des ÖFB-Teams. Schnaderbeck rückte für die gesperrte Puntigam auf die Sechs, dafür verteidigte hinten Gini Kirchberger von Köln neben Carina Wenninger von den Bayern innen.

Polens Teamcher Wojciech Basiuk, das wurde schnell deutlich, wusste, wie Österreich spielen will. Er wies seine Spielerinnen an, dem ÖFB-Team gar nicht erst die Gelegenheit zu geben, in das Pressingspiel zu kommen, indem die Bälle schnell los zu werden waren – und zwar hoch und weit in die Richtung von Stürmerin Ewa Pajor. Das funktionierte einerseits ganz gut, weil Österreich tatsächlich nicht so richtig ins gewünschte Spiel kam (dem frühen 1:0 durch Nina Burger zum Trotz), andererseits aber wiederum nicht so richtig, weil Pajor alleine relativ wenig ausrichtete und der Ball zumeist längst wieder bei Österreich war, ehe das polnische Mittelfeld aufrücken konnte. Der Ausgleich (rund 10 Minuten nach dem 1:0) kam hingegen zustande, weil es Polen einmal schaffte, auf spielerischem Weg die erste Pressinglinie zu umspielen, die folgende Flanke verwertete Ewelina Kamczyk (die 19-Jährige stieg vor zwei Jahren direkt von der U-17 ins A-Team auf).

Dieses Spiel zeigte, dass gerade Topf-3-Teams, die sich etwas überlegen, Österreich zuweilen noch vor Probleme stellen können (wie im Herbst auch Wales mit einem durchaus geschickt aufgestellten 3-4-3). Das schnelle Rausbringen des Balles aus der Abwehr in Verbindung mit „drei, vier sehr schnellen Spielerinnen“ (O-Ton Thalhammer) machte Polen zu einem unguten Gegner. Österreich hatte in der Folge mehr vom Spiel, traf auch einmal die Latte (Billa), zwingende Torchancen gab es aber kaum – ehe Schiechtl aus einem Standard kurz vor dem Ende doch noch das Tor erzielte.

Bilanz

„Im Grunde haben wir alle Ziele erreicht“, ist Teamchef Thalhammer zufrieden: „Es war eine Weiterentwicklung in allen Bereichen und wir arbeiten gezielt an Details. Es gab einige gute Erkenntnisse was das Offensivspiel betrifft und unser Verhalten im Ballbesitz, aber auch bei Pressing-Situationen. Da sind wir oft nicht genau genug im Anlaufen, und das Gegenpressing ist manchmal etwas zu ungestüm.“ Sprich: Wenn man im Gegenpressing ein Foul verursacht, ist das nicht so furchtbar hilfreich.

Und Negatives? „Da kann ich nichts finden“, überlegt der Trainer, „alle sind fit wieder heimgekommen, das ist sehr wichtig. Außerdem haben wir gesehen, dass da ein Team auf dem Platz steht, das sehr stabil ist, egal was passiert. Ob es nun ein vermeidbares Gegentor, ein Ausgleich oder gar ein Ausschluss ist.“

Die nächsten Aufgaben warten am 6. und am 10. April im Vorwärts-Stadion von Steyr. Da kommen in der EM-Qualifikation Kasachstan (sollte ein klarer Sieg für Österreich werden) und Gruppenfavorit Norwegen. Und, nur um es noch einmal zu erwähnen: Die ÖFB-Frauen sind nun seit 17 Spielen oder ziemlich exakt zwei Jahren ungeschlagen, Gegner waren in dieser Zeit etwa Australien (WM-Viertelfinalist), Finnland (EM-Teilnehmer), Spanien (WM-Teilnehmer) und Italien (EM-Viertelfinalist).

Die Olympia-Quali

Schweden - Norwegen 1:0 (1:0)
Schweden – Norwegen 1:0 (1:0)

Norwegen spielte parallel zum Cyprus Cup in der europäischen Olympia-Qualifikation (Deutschland und Frankreich sind wegen ihrer WM-Leistungen schon qualifiziert, hier ging es um den dritten und letzten UEFA-Platz) und verpasste das Turnier in Rio, für das in der Vierergruppe (mit Schweden, Schweiz und Turnier-Gastgeber Holland) der ersten Platz notwendig gewesen wäre.

Unter Roger Finjord, seit einem halben Jahr Chef-Trainer, spielt der Weltmeister von 1995 und Olympiasieger von 2000 in einem 4-4-2, das im Aufbau eigentlich ein 4-2-4 ist: Zwei statische Sechser im Zentrum, gelernte Außenstürmer an den Flanken, eine bullige und eine trickreiche Stürmerin im Zentrum.

Wenn Norwegen aber gezwungen ist, das Spiel gegen einen Gegner von halbwegs Klasse zu gestalten, wird das alles sehr bieder – was aber zum insgesamt eher enttäuschenden Niveau bei diesem Mini-Turnier passt. Schweden etwa machte in erster Linie zu (passive Viererkette hinten, drei zentrale und defensiv denkende Leute im Mittelfeld), schlich und mauerte und mogelte sich zum Gruppensieg (frühes Tor und dann nix mehr beim 1:0 gegen Norwegen, klares Abseits-Tor beim 1:0 gegen die Schweiz, profitiert von einem Mörder-Bock in der holländischen Abwehr beim 1:1).

Schweden hat sich seit der Heim-EM 2013 in eine gravierende spielerische Krise manövriert, auch wegen personeller Aderlässe: Öqvist ist Mama, Göransson in der Anonymität von Mittelständler Vittsjö untergetaucht, Sjögran ist Sportdirektorin in Malmö und die dünnhäutige Asllani hat sich mit der zuweilen undiplomatischen Teamchefin Pia Sundhage überworfen. Kurz: Schweden hat derzeit nicht das Personal für ein Offensivspiel der Marke Sundhage, weshalb Pia den pragmatischen Weg gewählt hat und mauerte.

Holland war die einzige Mannschaft, die konsequent versucht hat, selbst ein Spiel aufzuziehen, das diesen Namen auch verdient, zerlegte so die Schweiz, aber gegen Schweden und Norwegen fehlte die individuelle Klasse (wohl auch, weil Außenstürmerin Lieke Martens und Abwehrchefin Stefanie van der Gragt verletzt fehlten). Der Weg zur Heim-EM im kommenden Jahr stimmt bei Oranje unter Bondscoach Arjan van der Laan aber.

Die Sache mit der Schweiz und Martina Voss

Holland - Schweiz 4:3 (1:1)
Holland – Schweiz 4:3 (1:1)

Das einigermaßen deutlich schwächste Team im Turnier war das aus der Schweiz. Das lag zum einen daran, dass Führungsspielerinnen wie Ramona Bachmann und Lara Dickenmann komplett von der Rolle waren. Aber auch daran, dass das System und die Spielanlage an Naivität kaum zu überbieten waren.

Die deutsche Trainierin Martina Voss-Tecklenburg stellte nach der WM vom flachen 4-4-2 auf ein 4-1-3-2 um, in dem die Außen im Mittelfeld recht breit stehen. Ziel: Mit vier Offensiven auf der ganzen Breite angreifen, plus einen zentralen Zehner, plus offensiv denkene Außenverteidiger (wie Ana Maria Crnogorcevic, die eigentlich Außenstürmerin ist). So überfährt man unterklassige Gegner wie Georgien und Nordirland in der EM-Quali im Herbst 4:0 und 8:1, eh klar. Beim 3:0 in Italien im Oktober hatte man schon Glück, dass Italien (damals im 4-3-3) die klare Überzahl im Zentrum wegen akutem Kreativitätsmangel nicht nützte – und, dass Azzurre-Goalie Giuliani zweimal grob daneben griff; das Resultat von 3:0 täuscht darüber hinweg, dass die Schweiz in Cesena sicherlich nicht die bessere Mannschaft war.

Italien - Schweiz 0:3 (0:0)
Italien – Schweiz 0:3 (0:0)

Nun ging es aber gegen wirklich gute Gegner, und schon die realtiv spielstarken Holländerinnen machten die offenen Halbräume, die Schweiz über 70 Minuten nicht zumachte, zu ihrem persönlichen Spielplatz. Spielerinnen wie Trainerin beklagten sich nach der Lehrstunde (in der man nur wegen konditioneller Mängel bei Holland in der Schlussphase noch von 1:4 auf 3:4 verkürzt hatte) über „zu große Räume“, die man Oranje im Mittelfeld gewährt hatte. Das ist aber außschließlich Voss anzukreiden.

Die Erkenntnisse der WM und der Spiele seither sprechen eine eindeutige Sprache: Geht es gegen deutlich schwächere Teams (wie Ecuador bei der WM), spielt man die individuelle Überlegenheit und die relative Offensivstärke gnadenlos aus. Gegen stärkere Gegner aber passt man die Strategie nicht an und rennt blindlings in offene Messer. So war es bis zu einem gewissen Grad beim eher peinlichen 1:2 gegen Kamerun bei der WM, so hätte es in Cesena gegen Italien werden können (wenn die es etwas intelligenter gespielt hätten), und so war es absolut bei 3:4 in Holland nun in der Olympia-Quali.

Immerhin: Gegen die zentral stark aufgestellten Schwedinnen stellte Voss tatsächlich auf ein 4-2-3-1 um (mit Zehnder und Wälti auf der Sechs) und hielt Schweden halbwegs an der Leine, ehe man das Pech hatte, dass das Referee-Gespann ein Tor für das Trekronor-Team anerkannte, bei der Torschützin Caroline Seger auf der Torlinie stand, also klar Abseits war. Im letzten Spiel gegen Norwegen (als die Schweiz schon aus dem Rennen um das Olympia-Ticket war) kam wieder das offene 4-1-3-2 zum Einsatz, was nur deshalb funktionierte, weil Norwegen eben ohne Aufbau via Zentrum spielt.

Österreich - Schweiz 1:2 (0:1)
Österreich – Schweiz 1:2 (0:1)

Martina Voss war als Spielerin gemeinsam Europameisterin und Vize-Weltmeisterin mit Silvia Neid, und gemeinsam ist ihnen das Vertrauen auf individuelle Klasse, das Überrennen der Gegner über die Flügel und offenbar auch die Abneigung, den eigenen Matchplan auf den Gegner anzupassen (womöglich, weil sie es unter ihrem damaligen Teamchef Gero Bisanz auch nicht anders gelernt hatten). Für die EM im kommenden Jahr wird sich die Schweiz natürlich völlig ohne Probleme qualifizieren, aber dort wird es das nächste Mal wieder spannend, inwieweit sich Voss da auf starke Gegner anpasst. Interessant wäre wieder mal ein Spiel der Schweiz gegen Österreich: Derzeit sieht es so aus, als wäre die Schweiz individuell besser aufgestellt, Österreich inhaltlich.

Das letzte Duell gab es im August 2012 in Altach, die Schweiz gewann damals 2:1 (Tore von Moser und Dickenmann bzw. Puntigam). Gerade Österreich, damals noch am Anfang der Entwicklung ist inhaltlich aber überhaupt nicht mit 2012 zu vergleichen.

Das Turnier der Großen in den USA

Das März-Turnier mit dem vermutlich dämlichsten Namen aller Zeiten („SheBelieves Cup“) war jenes mit dem wohl höchsten Niveau aller Zeiten. Gastgeber und Weltmeister USA gewann die Premiere mit drei Siege in drei Spielen vor Deutschland (6 Punkte), England und Frankreich (je 1 Punkt). Nun haben manche das Turnier ernster genommen (USA) als andere (Frankreich), ein paar schöne Erkenntnisse lassen sich auch dem durchaus ansehnlichen Cup aber schon ziehen.

USA - England 1:0 (0:0)
USA – England 1:0 (0:0)

Erstaunlich ist vor allem, dass die USA ohne Abby Wambach (der Sturmtank hat aufgehört) und Megan Rapinoe (die oft eigensinnige Flügelflitzerin riss sich das Kreuzband) viel flexibler ist. Im aktuellen Mix aus 4-2-3-1 und 4-4-1-1 kippen die beiden Sechser in der Regel seitlich ab, um die aufrückenden AV abzusichern; WM-Final-Star Carli Lloyd nimmt sich im Dienste der Mannschaft eher zurück. Und: Trainerin Jill Ellis baut jetzt, noch vor Rio, die Jungen ein.

Lindsey Horan, eigentlich ein Offensivgeist, fremdelt mit ihrer Rolle im defensiven Mittelfeld noch etwas. Emily Sonnett, der Nr.-1-Draft-Pick, spielte in der Innenverteidigung auf sicher und hielt sich an der routinierten Becky Sauerbrunn an. Und Mallory Pugh ist the real deal: Das 17-jährige Mädel (die schon vor anderthalb Jahren bei der U-20-WM die einzige US-Spielerin war, die auf der Höhe des Geschehens war) ist unerhört schnell, technisch schon extrem gut und hat auch durchaus Spielverständnis.

Allerdings: Furchtbar viel kommt, von diesen drei abgesehen, auf absehbare Zeit auch nicht nach und Trainerin Ellis rotiert auch eher ungarn. Mit Crystal Dunn als bullige und Christen Press als international routinierte Alternative für Pugh, und eher wieder mit Julie Johnston (wie bei der WM) statt Sonnett wird Ellis so in die Olympischen Spiele gehen. Ob Rapinoe rechtzeitig fit wird, muss sich zeigen – und ob ihre Rückkehr dem US-Spiel überhaupt gut täte, ebenso.

2016 03 03 Ger-Fra 1-0Bei Deutschland wurden von Noch-Bundestrainerin Silvia Neid ein paar neue Leute ausprobiert (Kerschowski und Blässe am Flügel, Hendrich als RV, Doorsoun als LV), andere Leute weiter mit einer kaum nachvollziehbahren Nibelungen-Treue bedacht (die IV mit Krahn, 30, und Bartusiak, 33, beide eher von der Holzfuß-Fraktion und nicht gerade die weiblichen Wiedergänger von Javi Martinez und Jerome Boateng) und im ersten Spiel mit einem 4-1-4-1 geteasert.

Dieser System-Test wurde aber extrem halbherzig absolviert, schnell kam man wieder auf das gewohnte, berechenbare Neid’sche 4-4-2, das dann auch beinhart durch das restliche Turnier durchgezogen wurde. So als ob Neid sagen würde: Ich habe mich zehn Jahre nicht um die Entwicklung einer taktischen Alternative geschert, warum sollte ich jetzt, ein paar Monate vor Ende meiner Amtszeit, damit anfangen. Nach Olympia übernimmt Steffi Jones, ob sie das Amt der Bundestrainerin etwas weltoffener anlegt als Neid, weiß noch niemand.

England zeigte sich etwas weniger systemvariabel als sonst, spielte aus einem 4-1-3-2 heraus das Turnier weitgehend durch und testete vor allem das Stören des Aufbaus von spielstärkeren Teams. Das gelang gut: Die USA fand trotz des 1:0-Sieges nie eine wirkliche Lösung, genauso die berechenbaren Deutschen (die nur wegen eines Eigentors und eines geschenkten Elfers 2:1 gewannen) und das Spiel gegen Frankreich endete 0:0. Zwar holte England also nur einen Punkt aus den drei Spielen, furchtbar unzufrieden wird Trainer Mark Sampson aber nicht sein.

Dafür spielte Frankreich diesmal ein bisschen „Little Britain“ und variierte das System (4-1-4-1 gegen Deutschland, 4-4-2 gegen die USA, 4-2-3-1 gegen England) – wenn auch nicht die Spielanlage. Frankreich will natürlich immer noch den Ball, ist technisch exzellent, erarbeitet sich Chancen – braucht aber zu viele und im entscheidenden Moment klappts einfach nicht. Irgendwie wie immer halt. Immerhin: Kheira Hamraoui zeigte im DM auf und ist eine echte Alternative zu Cammy Abily und Amandine Henry.

Was das für Rio bedeutet? Einerseits sollte man natürlich erst einmal die Auslosung der drei Gruppen am 14. April abwarten. Aber: Weltmeister USA ist stärker als bei der WM im letzten Jahr und ist der klare Favorit auf die fünfte Goldmedaille im sechsten olympischen Frauen-Turnier. Frankreich – bei der WM die deutlich stärkste Mannschaft, aber im Viertelfinale im Elferschießen an Deutschland gescheitert – hat es drauf, muss es aber erst einmal im Kopf zusammenbringen.

Deutschland wird genauso daherkommen wie immer und von jedem Gegner mit einem kleinen Stück Hirnschmalz und der nötigen individuellen Klasse dazu vor gravierende Schwierigkeiten gestellt werden. Algarve-Cup-Sieger Kanada ist Außenseiter, Veranstalter Brasilien (beim heuer mäßig besetzten Algarve Cup immerhin im Finale) ist nicht so gut und hat den größten Druck.

Sayonara, Norio-san

Und Japan? Nun ja: Jenes Team, das in allen drei großen Finals seit 2011 stand (2x Weltmeisterschaft und 1x Olympia) ist die größte Sensation der #RoadToRio. Nach einem verdienten 1:3 gegen Australien, einem peinlichen 1:1 gegen Südkorea und einem bitteren 1:2 gegen China stand schon nach drei der fünf Spiele fest, dass die Nadeshiko keine Chance mehr auf eines der beiden asiatischen Tickets für Olympia hat.

Trainer Norio Sasaki, der vor acht Jahren ein Mitläufer-Team übernommen und es zur zeitweise deutlich besten Mannschaft der Welt gemacht hat, nahm seinen Hut. Das blamable Scheitern ist zu einem gewissen Grad auch seine Schuld: Er hat es verabsäumt, einen wirklichen Generationswechsel zu vollziehen. Das Team, das sich letztes Jahr ins WM-Finale schleppte, hatte ein geradezu biblisches Durchschnitts-Alter, bis auf Homare Sawa (die 36-jährig ihre Karriere beendete) sortierte er aber weiterhin niemanden aus.

Ob Sasaki aber auch an der Schlampigkeit im Passspiel Schuld ist, das sein Team bei dem Olympia-Quali-Turnier gezeigt hat? Japans Anlage ist auf präzisen Pässen in der gegnerischen Hälfte ausgelegt, um die körperlichen Nachteile auszugleichen. Ständig aber musste Spielerinnen ungenauen Pässen nachlaufen, passierte billige Abspielfehler, wurde das Tempo heraus genommen. So kann man selbst als Japan Teams wie Australien und China nicht unter Druck setzen, selbst gegen die beiden koreanischen Teams mühte man sich ab. Eine entsetzte Homare Sawa gab zu Protokoll, dass der Fokus fehle, die Bereitschaft, auch wenn es nicht läuft konzentriert zu bleiben. Kurz: Japan wirkte alt und satt.

Aya Miyama, die das Spiel gestalten soll, spielt nur Alibi-Pässe. Die routinierte Yuki Ogimi konnte sich im Strafraum überhaupt nicht durchsetzen, die Zeit von RM Shinobu Ohno ist längst vorbei. Und Innenverteidigerin Azusa Iwashimizu, die wirklich schon alles gesehen hat, ist seit dem für sie desaströsen WM-Finale gegen die USA und Carli Lloyd komplett neben der Spur.

Wer auch immer Norio Sasaki nachfolgt – heißeste Kandidatin ist Japans Junioren-Teamchefin Asasko Takakura – hat nun gemütlich drei Jahre Zeit, um bis zur WM 2019 in Frankreich einen Generationswechsel zu vollziehen. Normalerweise dürften aus der aktuellen Stammformation dann kaum noch mehr als drei oder vier Leute übrig sein.

By the way: Australien und China fliegen für den asiatischen Verband nach Rio.

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