Dragovic – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Fri, 24 Mar 2017 22:30:55 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Brauchbar, aber nicht überragend: Österreich siegt mit neuem System https://ballverliebt.eu/2017/03/24/oesterreich-moldawien-dreierkette-arnautovic-quali/ https://ballverliebt.eu/2017/03/24/oesterreich-moldawien-dreierkette-arnautovic-quali/#comments Fri, 24 Mar 2017 22:29:48 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13410 Brauchbar, aber nicht überragend: Österreich siegt mit neuem System weiterlesen ]]> Eine ordentliche Vorstellung, viele ungenützte Torchancen und eine Dreierkette in der Abwehr: Das bot das ÖFB-Team beim 2:0-Pflichtsieg über Moldwien. Die Gäste agierten überwiegend harmlos, die Österreicher linkslastig. Alaba – diesmal auf der Außenbahn aufgestellt – bestimmte mit Hinteregger und Arnautovic die ÖFB-Offensive klar. Der Sieg hält Österreich in der WM-Quali am Leben, mehr aber auch nicht.

Österreich – Moldawien 2:0 (0:0)

Im neuen System – angegeben als 3-4-3, in der Realität aber fast eher ein 3-1-3-3 – spielten hinten Prödl zentral, Dragovic rechts und Hinteregger links. Vor ihnen war Ilsanker der klare Sechser, der sehr viel tiefer agierte als Junuzovic vor ihm.

Vielbenützte linke Seite

Auffallend war von Beginn an die Linkslastigkeit im österreichischen Spiel. Hinteregger war zuweilien ein echter Linksverteidiger und Arnautovic vor ihm der Linksaußen, während Alaba immer wieder ins links Halbfeld hinein zog. Durch diese flexible Auslegung ihrer Positionen bildeten Hinteregger, Alaba und Arnautovic ein sehr effektives Dreieck, das Moldawien nur schwer in den Griff bekam.

Beziehungsweise, eigentlich nicht in den Griff bekam. Denn durch ihre individuelle Klasse und ihren klaren technischen Vorsprung gegenüber Dedov und Golovatenco – und ihrer permanenten Überzahl – konnte das linke Österreich-Trio auch durch überraschende Aktionen, Richtungswechsel und den gelegentlichen Fersler Räume öffnen. Wann immer es gefährlich wurde (und das war gar nicht so selten der Fall) ging der Aufbau über diese Seite.

Kaum benützte rechte Seite

Dieser Effekte verstärkte sich noch, weil so gut wie jeder Ball, der im Zentrum gewonnen wurde, augenblicklich auf die linke Seite in Richtung Arnautovic gespielt wurde. Die sehr vertikal agierende linke Seite wurde aber deutlich konterkariert durch die kaum konstruktiv ins Geschehen eingreifende rechte Seite.

Dragovic agierte, wie schon die ganze Saison, merklich verunsichert und wurde von den Moldawiern auch am ehesten angegangen. Valentino Lazaro bekam nie den Zug nach vorne hin, den Alaba hatte und der Salzburger vermied auch Risiko-Pässe. Viel eher folgte, wenn er nicht schnell und leicht Sabitzer fand, der Querpass zu Ilsanker oder gar der Rückpass zu Dragovic. Entsprechend in der Luft hing dann auch Sabitzer.

Die Vermutung liegt nahe, dass Koller das in der Pause angesprochen hat, denn in der zweiten Hälfte suchte Lazaro deutlich öfter den Weg nach vorne, zumeist mit dem Ball am Fuß. Das passierte jedoch ohne großen Effekt – so fiel es Koller wohl leicht, ihn nach 70 Minuten für Janko zu opfern.

Kontrolle über den Gegner

Einen eigenen Aufbau oder auch allzu gefärhlich-rasantes Umschaltspiel brachte Moldawien nicht auf den Rasen. Im Gegenteil, wirklich „gefährlich“ (wenn man das überhaupt so bezeichnen kann) wurden die Gäste nur aus Standardsituationen – von denen es gegen Ende der ersten Hälfte aber schon beunruhigend viele gab.

Defensiv hatte Österreich den Gegner aus dem Spiel heraus an der kurzen Leine. Die Formationen im Gegenpressing funktionierten gut. Die Zeit, die moldawische Spieler ohne Druck am Ball hatten, war kurz. Und wenn man doch mal über die Mittellinie kam, wurde der Gegenspieler recht flott isoliert. Das ist auch ein Verdienst der Dreierkette.

Starkes Zentrum trotz flügellastigem Spiel

Junuzovic gab eher den Balance-Spieler im offensiven Zentrum, ein beliebtes Anspiel-Ziel von Ilsanker im Aufbau war er nicht – wie in alten Rieder 3-3-3-1-Zeiten unter Paul Gludovatz verliefen auch im nicht gänzlich artfremden 3-1-3-3 von Marcel Koller die dicken Aufbau-Pfeile auf den Außenbahnen.

Was nicht heißt, dass Junuzovic von geringerer Bedeutung gewesen wäre. Er war immer anspielbar, lief viel und letztlich bereitete er auch das 2:0 vor (wiewohl das natürlich nie entstanden wäre, wäre Epureanu nicht ausgerutscht, aber sei’s drum). Ilsanker hinter ihm verteilte die Bälle – nicht selten mit langen Pässen, weil sich vor ihm das schon gewohnte Loch zu den Offensivspielern auftat – und er sorgte zudem mit seiner Übersicht dafür, dass Moldawien nicht viel zustande brachte.

Nicht ohne Schwächen

Mit zwei Ausnahmen jedoch, woran man sieht, wie fragil dennoch das ganze Gebäude war. Denn beide Male – einmal nach einem ungeschickten Zweikampf im Halbfeld, vor allem aber nach seiner genau vors Tor geköpfelten Rettungsaktion – wurde es relativ bis sehr gefährlich.

Österreich bearbeitete Moldawien und erarbeitete sich immer wieder gute Tormöglichkeiten. In der 75. Minute war es aber eine bestenfalls mittelgute Chance, die zum verdienten 1:0 führte (Arnautovic-Flanke natürlich von links, Kopfball Sabitzer). Diese Führung führte aber nicht zu größerer Sicherheit, sondern im Gegenteil kam in der Schlussphase der Gegner zu längeren Phasen in der Offensive und zu einer großen Chance, die erschütternd kläglich von Cebotaru vergeben wurde.

Dieser Rückfall kann viele Ursachen haben. Zum einen die körperliche Müdigkeit nach 75 Minuten. Zum anderen ein Gefühl des Sackenlassens nach der endlich erzielten Führung. Oder aber, dass mit dem Wechsel Janko für Lazaro ein wenig Unwucht ins Team kam. Die ohnehin kaum Wirkung entfaltende rechte Seite wurde aufgegeben, Sabitzer war da eher alleine unterwegs – aber vorne zwei Stürmer. In der Theorie wäre wohl geplant gewesen, dass Burgstaller eher die Flügelposition vor Sabitzer übernimmt. Als Harnik für die letzten zehn Minuten kam, stimmte die Aufteilung wieder.

Und in der Nachspielzeit kam dann noch das 2:0, die Entscheidung, der Endstand.

Standardsituationen

Ein oft geäußerter Kritikpunkt am ÖFB-Team ist die Schwäche bei Standardsituationen. In diesem Spiel war nicht alles furchtbar, aber einiges sehr wohl einfallslos.

Es gab zwei Freistöße aus einigermaßen aussichtsreicher Position. Der erste davon (33.) wurde in den Lauf des richtig startenden Arnautovic gespielt, es entstand eine Torchance – gut so. Der zweite, in der Schlussphase, wurde ohne erkennbares Ziel in den Strafraum gehoben.

Erstaunlich ist aber die Art und Weise, wie die 13 Eckbälle gespielt wurden – vor allem die Unterschiede, was die Seite betrifft.

Mit einer Ausnahme sahen alle sieben von Zlatko Junuzovic getretenen Eckstöße von der rechten Seite gleich aus: Einfach mal vor das Tor. Da war die Abwechslung bei Alabas Ecken von der linken Seite deutlich höher, und zweimal wurde es auch tatsächlich wirklich gefährlich. Es waren jene beiden, die auffällig hoch, fast bogenlampen-artig, an das lange Fünfer-Eck getreten wurden.

Fazit: Brauchbar, aber nicht optimal

Keine Frage, es war im ganzen eine überwiegend brauchbare Vorstellung des ÖFB-Teams. Die Dreierkette hinten könnte zwar einen weniger verunsicherten rechten Mann vertragen, aber zumeist sah das recht sicher aus. Auch Ilsanker als Ballverteiler auf der Sechs war (mit wenigen Ausnahmen) recht gut. Allerdings: Der Gegner hat auch kaum wirkliche Prüfungen gestellt.

Der frappante Unterschied zwischen der gut funktionierenden linken und der klar abfallenden rechten Außenbahn ist nicht gesund, mit dem aktuellen Personal und ohne den gesperrten Schöpf aber auch nur mit Notlösungen besetzbar. Und die Chancenverwertung muss ganz klar besser sein: Wenn von den drei guten Tormöglichkeiten alleine in den ersten zehn Minuten schon eine sitzt, wird der Abend deutlich weniger mühsam.

Dass Ilsanker in Irland gesperrt ist, schmerzt; ist aber dank des zurück kehrenden Baumgartlinger auffangbar. Die Gelbsperre von Marko Arnautovic aber, der in Hochform agiert und auch gegen Moldawien eine ausgezeichnete Leistung bot, wiegt schwer.

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Mittelfeld aufgerissen, keine Gefahr erzeugt – 1:1 gegen Bosnien https://ballverliebt.eu/2015/03/31/mittelfeld-aufgerissen-keine-gefahr-erzeugt-11-gegen-bosnien/ https://ballverliebt.eu/2015/03/31/mittelfeld-aufgerissen-keine-gefahr-erzeugt-11-gegen-bosnien/#comments Tue, 31 Mar 2015 21:58:21 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10931 Mittelfeld aufgerissen, keine Gefahr erzeugt – 1:1 gegen Bosnien weiterlesen ]]> Man wurde das Gefühl nicht so wirklich los, dass dieses Spiel für die Legionäre eher eine Fleißaufgabe von mäßiger Relevanz und geringer Konsequenz war. Andererseits konnten sich Spieler aus der österreichischen Liga, die beim 1:1 gegen Bosnien mehr als sonst zum Einsatz kamen, nicht nachhaltig beweisen. Mit dem Resultat gegen den WM-Teilnehmer kann man leben, aber mit dem Spiel nicht so ganz.

Österreich - Bosnien 1:1 (1:0)
Österreich – Bosnien 1:1 (1:0)

Die personellen Wechsel gegenüber der Stammformation hatten auf die Spielanlage Österreichs weniger Einfluss als die gegenüber den letzten Spielen wieder deutlich höhere Positionierung von Zlatko Junuzovic, der oft annähernd auf einer Höhe mit Marc Janko agierte. Etwa beim 5:0 in Liechtenstein war Junuzovic noch deutlich weiter hinten positioniert und verschob vorwiegend horizontal.

Das Loch weder geschlossen noch umspielt

Hier aber kam er wieder seiner Rolle als zweiter Presser gegen die Spieleröffnung nach. Der Umstand, dass Alaba aber oft wieder sehr tief agierte, ließ in Kombination mit Junuzovic‘ sehr hohem Spiel viel Raum im Mittelfeld, in dem es kaum Österreicher gab, aber einige Bosnier. Diese agierten recht passiv, zogen sich in zwei Viererketten zurück und überließen Österreich den Ball.

Dem ÖFB-Team gelang es nicht nachhaltig, das Loch im Zentrum entweder zu schließen oder es zu umspielen. Medunjanin und Hadžić in der bosnischen Zentrale machten die Passwege nach vorne gut zu (dafür machten sie sonst sehr wenig), dazu wurde Arnautovic auf seiner Seite von Mujdža und Vršajević konsequent gedoppelt. Mit Fortdauer des Spiels versuchte Arnautovic immer öfter, nach innen zu dribbeln, eine Belebung für die österreichische Offensive war dies aber nicht.

Probleme im Spielaufbau

Die rechte Seite mit Klein und Sabitzer agierte sehr zurückhaltend, gerade Klein achtete im Zweifel immer darauf, möglichst wenig Risiko zu gehen und eher den Rückwärtsgang einzulegen, kein Wunder, war doch sein Gegenspieler Hajrović durchaus ein Aktivposten im Umschaltspiel. Sabitzer vor ihm fehlte es auch dadurch allerdings merklich an der Bindung zum Spiel.

Das bosnische Forechecking bestand genau aus Pjanić und Džeko, die versuchten, den österreichischen Innenverteidigern die Zeit zum Suchen von Anspielstationen zu nehmen und sie so zu langen Bällen zu zwingen. Es gab bei Bosnien aber keine nennenswerte zweite Pressingwelle, die anderen acht Feldspieler machten eben vorwiegend defensiv die Räume eng.

Die Folge von alledem war ein Spiel, in dem Österreich zwar mehr Ball hatte, aber selten gefährlich vor das gegnerische Tor kam. Als sowohl Alaba als auch Baumgartlinger aber für einmal beide weit aufrückten, rissen sie sofort die Löcher, die zum Anspiel auf Janko und in der Folge zum 1:0 führten.

Bosnien dreht die Partie

Besser wurde die österreichische Spielgestaltung nach der verletzungsbedingten Auswechslung von David Alaba in der zweiten Hälfte natürlich auch nicht. Zudem baute Bosniens Teamchef Baždarević ein wenig um, brachte einen neuen Linksverteidiger (Sunjic) und einen weiteren Mann für die Mittelfeld-Zentrale (Bešić). So gelang es Bosnien, im Raum um den Mittelkreis nicht mehr nur Österreich zu stoppen, sondern in der Tat dort die Kontrolle über das Spiel zu erlangen.

Natürlich: Fuchs, Alaba, Harnik und Janko waren da nicht auf dem Feld, und das merkte man. Der Wechsel von Harnik für Arnautovic machte da keinen gravierenden Unterschied. Andererseits legte Baždarević nach und brachte mit Štilić (statt Medunjanin) einen frischen Spieler als Verbindung zwischen Mittelfeld und Angriff. Mag der schnelle Ausgleich durch Hajrović in Minute 48 noch ein wenig gegen den Spielverlauf gefallen sein, baute Bosnien in der Folge durchaus Druck auf.

Viele Wechsel

Nicht zuletzt Edin Džeko hätte um ein Haar das 2:1 erzielt. Spätestens ab der 70. Minute aber nahmen die vielen Wechsel (jeweils sechs pro Team) dem Spiel den Fluss und auch den Rhythmus. Generell kann man den beiden Mannschaften, wenn schon nicht Lethargie, dann doch eine gewisse Zurückhaltung im Tempo attestieren. Klar, es war halt doch nur ein Freundschaftsspiel. Dass sich die Bosnier durchaus provozieren ließen und vor allem in der zweiten Halbzeit auch kräftig austeilten, mag aber ein Indiz dafür sein, dass die enttäuschende WM und die noch enttäuschendere EM-Quali durchaus ihren Tribut fordert.

Bemerkenswert ist in der Schlussphase noch gewesen, dass Aleks Dragovic, wie zuletzt vor anderthalb Jahren in Stockholm, für die letzte halbe Stunde auf die Position des Sechsers aufrückte. Das war gut für die defensive Kontrolle, ein Ersatz im Spielaufbau für einen Julian Baumgartlinger ist Dragovic aber nicht.

Fazit: Spieler aus heimischer Liga keine Alternative

Ein echter Schritt nach vorne war dieses Spiel natürlich nicht, dazu passte es auch nicht gut genug in den Kalender. Die größte Erkenntnis ist, dass es Alaba und Baumgartlinger wohl nicht mehr gewohnt sind, dass Junuzovic gar so hoch spielt, das Loch im Mittelfeld war jedenfalls eine erstaunliche Schwäche, die im Juni in Russland auf gar keinen Fall wieder so passieren darf.

Dazu konnte Koller die Gelegenheit nützen, sich mal Spieler wie Djuricin, Suttner und Sabitzer über einen längeren Zeitraum im Team anzusehen. Keiner der drei wird den Teamchef aber nachhaltig beeindruckt haben: Djuricin wird weiterhin (bestenfalls) Stürmer Nummer drei hinter Janko und Okotie bleiben, Suttner (bestenfalls) Linksverteidiger Nummer zwei hinter Fuchs und mit Ulmer als ernsthafter Konkurrenz. Auch Sabitzer war kaum ein Faktor, was aber auch an der fehlenden Unterstützung von Klein lag.

Dass es gerade den Spielern aus der heimischen Bundesliga an Tempohärte fehlt, sprach Koller nach dem Spiel ja auch offen an. Es wird also so bleiben: Im Zweifel wird auch in Zukunft der Legionär spielen. Was auf Sicht für Kevin Wimmer und gegen Martin Hinteregger spricht.

Der zuletzt ja auch in der SportZeitung gesagt hat, gar keine großen Ambitionen zu hegen, Salzburg zu verlassen und mit einer Karriere in Österreich absolut zufrieden wäre. Marcel Koller wird das nicht zu Freudensprüngen veranlasst haben.

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Aus und vorbei: Schwedens Umstellungen beenden Österreichs WM-Chancen https://ballverliebt.eu/2013/10/12/aus-und-vorbei-schwedens-umstellungen-beenden-osterreichs-wm-chancen/ https://ballverliebt.eu/2013/10/12/aus-und-vorbei-schwedens-umstellungen-beenden-osterreichs-wm-chancen/#comments Sat, 12 Oct 2013 00:23:07 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9666 Aus und vorbei: Schwedens Umstellungen beenden Österreichs WM-Chancen weiterlesen ]]> Aus der Traum! Österreich verliert 1:2 in Schweden und wird damit die Quali-Gruppe auf dem dritten Rang beenden. Obwohl das ÖFB-Team in der ersten Hälfte sehr viel richtig machte und verdient vorne war, doch Schweden reagierte richtig und drehte das Spiel. Eine Niederlage, die nicht sein hätte müssen, die aber aufzeigt, woran es noch fehlt.

Schweden - Österreich 2:1 (0:1)
Schweden – Österreich 2:1 (0:1)

Damit war eher nicht zu rechnen: Aleksandar Dragovic spielt als Sechser in einem 4-1-4-1. Als Kettenhund für Ibra? Nein: Als Balleroberer und Spieleröffner. Was in der ersten Halbzeit gut funktioniert hat. Wie überhaupt die ersten 45 Minuten aus österreichischer Sicht äußerst positiv zu bewerten sind.

Kollers 4-1-4-1 und die Rolle von Dragovic

Marcel Koller stellte Junuzovic und Alaba vor Dragovic zentral auf. Warum er das tat, wurde auch schnell klar: Die beiden pressten  hoch und aggressiv auf die beiden in der Zentrale aufgestellten Schweden, Elm und Svensson. So drückten sie die Gastgeber nach hinten, verhinderten einen geordneten Aufbau über die Mitte (in Form etwa von somit praktisch nicht vorhandenen Pässen in den Lauf von Ibrahimovic) und versuchten so, Ballgewinne in der Nähe des gegnerischen Sechzehners zu provozieren. Die ersten beiden Ziele gelangen gut, Letzteres auch aufgrund der Routine und der Absicherung durch eine sehr flache Abwehr-Vierkette nicht so sehr.

Die Gefahr, wenn die beiden Achter beide pressen, besteht im Gegenzug darin, dass hinter ihnen Platz frei wird. Das verhinderte Dragovic durch mutiges Aufrücken. So unterband er, dass Schweden durch die österreichische Pressinglinie hindurch auf Ibrahimovic und Elmander spielen konnten. Wenn Dragovic den Ball hatte, machte er keine spektakulären Dinge damit, er machte aber auch wenig verkehrt.

Erstaunlich im Bezug auf den Umgang der Schweden mit Dragovic waren zwei Dinge: Zum einen, dass es überhaupt keinen Druck gab, der auf den gelernten Innenverteidiger auf der völlig ungewohnten Position ausgeübt wurde, und zweitens, dass Ibrahimovic als hängende Spitze fast nie zentral hinter Elmander spielte, sondern immer links oder recht schräg versetzt. So ging er Dragovic aus dem Weg. Wenn der Plan war, ihn aus der Position zu ziehen und damit Raum für Elmander zu schaffen, ging er schief.

Probleme von hinten heraus

Wenn Österreich in der Abwehr den Ball hatte und es darum ging, das Spiel zu eröffnen, passierte das zumeist in Form von langen Bällen. Das ging ein-, zweimal fast gut (wie bei einem Pass auf Alaba, den Isaksson noch abfangen konnte), zumeist landeten diese Pässe aber eher im Nirwana. Über die rechte Seite mit Garics und Harnik ging ebenso relativ wenig, weil sich Schwedens RM Kacaniklic deutlich höher orientierte und auch wesentlich agiler wirkter als sein Pendant auf der anderen Seite, Seb Larsson. So fehlte es Harnik an Hilfe von Garics und damit an der Bindung zum Spiel.

Auf der anderen Seite jedoch klappte das Zusammenspiel von Fuchs und Arnautovic recht gut. Larsson konnte den beiden rwenig entgegensetzen und auch der schwedische LM Lustig  konnte den flinken Moves von Arnautovic nicht viel entgegen setzen. Am besten aber war das Spiel nach vorne, wenn der Ball bei Junuzovic und vor allem Alaba war: Dann nämlich kam sehr schnell eine Vertikalität ins Spiel, die den Schweden zusetzte.

Genauso im Übrigen wie die sehr giftige Zweikampfführung seitens der Österreicher, und auch deren Gedankenschnelligkeit. Während Österreich nach Ballverlusten schnell nachsetzte und oft auch ein Nebenmann half, ließen die Schweden nach Ballverlusten recht flink vom Gegenspieler ab und stellten sich. Dass Österreich mit einer 1:0-Führung in die Halbzeit ging, war hochverdient und man sah Förbundskapten Erik Hamrén seine Sorgen am Ende des ersten Spielabschnitts an.

Hamrén reagiert richtig

Er kam aber mit der richtigen Lösung daher, nach dem Seitenwechsel änderte Schweden nämlich einige entscheidende Punkte. Zum einen wurde Dragovic deutlich weniger Zeit am Ball gelassen. Mal bearbeitete ihn nun doch Ibrahimovic, mal schob Svensson etwas nach vorne, in jedem Fall aber konnte Dragovic nun nicht mehr so aufrücken, wie er das noch in der ersten Hälfte völlig ungehindert machen konnte.

Zum zweiten schob Schweden die Außenverteidiger weiter nach vorne. Waren Lustig und Olsson in der ersten Halbzeit praktisch immer annähernd auf einer Linie mit den Innenverteidigern, waren sie ihren Vorderleuten Larsson und Kacaniklic nun eine größere Hilfe als noch zuvor, als die Schweden hauptsächlich durch die Mitte nach vorne kommen wollten, obwohl Österreich da sehr gut zumachte.

Dadurch, dass die Schweden das Spiel breiter machten, mussten auch Alaba und Junuzovic (bzw. dann Leitgeb) mehr horizontal verschieben, um an den Außenbahnen zu helfen, was wiederum um Svensson und Elm im Zentrum mehr Zeit zum Aufbauen gab. Und als nach knapp einer halben Stunde in der zweiten Hälfte das österreichische Zentrum mürbe gespielt war, kam mit Ballverteiler Källström statt dem Balleroberer Elm einer, der das Ausnützen sollte.

Schweden klar spielbestimmend

Schlussphase
Schlussphase

Ein weiteres Element, dass zum Umschwingen des Pendels in die schwedische Richtung beitrug, war die wesentlich aggressivere Zweikampfführung nach der Pause. Hatte Österreich in diesem Bereich davor klar die Oberhand, fuhren die Schweden nun schon mal einen Härtegang nach oben – wie etwa Svensson gegen Janko. Der Ausgleich durch Olsson nach 56 Minuten war zudem hervorragend herausgespielt: Die Schweden zwangen mit ihrer guten Kombination die österreichische Defensive zu drei Richtungswechseln innerhalb von kaum fünf Sekunden, da ergibt sich bei der besten Defensive schon mal ein Loch. Vor allem, wenn mit Olsson auf einmal der Linkverteidiger im Zentrum aufraucht.

Marcel Koller brachte nach rund einer Stunde Leitgeb für Junuzovic, der nach seiner Verletzungpause deutlich noch nicht die Luft für 90 derart intensive Minuten hat. In einem ohnehin an Präsenz einbüßenden Zentrum war der Salzburg-Reservist leider kein Upgrade gegenüber Junuzovic. Das zuvor schon erlahmende Pressingspiel der beiden Achter war nunmehr de facto inexistent, auch deshalb machte es durchaus Sinn, dass Hamrén danach Källström brachte.

Auch Remis hält nicht

Schon in dieser Phase ging es nur noch darum, zumindest as Remis über die Zeit zu retten. Weimann kam für den nicht besonders auffälligen Harnik, fiel aber – wie schon gegen Irland – in erster Linie durch eine für einen Premier-League-Stammspieler erstaunlich holprige Ballbehandlung auf. Weder konnte er auf dem Flügel für Belebung sorgen, noch konnte er den durchaus ansprechend spielenden Janko nach seiner Auswechslung (ein Krampf, auch auf lange fehlende Spielpraxis zurückzuführen) adäquat ersetzen.

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass das Spiel auch 1:1 geendet wäre, wenn nicht Schweden einen Weltklassestürmer wie Ibrahimovic in seinen Reihen hätte. Seine starke Ballmitnahme nach dem Pass von Källström (ein Duo übrigens, das sich privat absolut nicht ausstehen kann), sein einkalter Abschluss zum 2:1 fünf Minuten vor dem Ende – die Entscheidung.

Fazit: Schwedens Umstellungen brachten mehr

Eine Halbzeit lang hat Österreich vieles richtig gemacht: Auf’s Zentrum gepresst, aktiv gespielt, gedankenschnell gehandelt, damit auch verdient in Führung. Doch auf die Umstellungen, die Schweden danach eine nach dem anderen ausgepackt hat, fehlten die adäquaten Reaktionen. Dabei kann man die Entscheidung, statt des müdegelaufenen Junuzovic ausgerechnet Leitgeb zu bringen, durchaus hinterfragen: Baumgartlinger oder Kavlak hätten wohl mehr defensive Stabilität bewirkt, Ivanschitz wohl mehr gebracht, wenn man gegen Elm und Svensson wieder proaktiv agieren hätte wollen. Mit Leitgeb gab’s weder das eine noch das andere.

Trotzdem ist der Sieg der Schweden mehr eine Sache davon, was das Trekronor-Team richtig gemacht hat, als davon, was das ÖFB-Team falsch gemacht hat. Hamrén – der in Schweden wegen seiner Zögerlichkeit und seiner mitunter fragwürdigen Enscheidungen durchaus unter Beschuss steht – hat die Problemstellen erkannt und die Spielanlage entsprechend adaptiert. Um aber etwa auf deutlich nach vorne geschobenen schwedischen Außenspieler zu reagieren, fehlt Koller auch das Personal. Wen außer Weimann hätte er bringen sollen? Einen Sabitzer kann man aufgrund seiner ihm (noch) fehlenden internationalen Erfahrung in so einer Situation nicht bringen und sich erwarten, dass er das Spiel herumreißt.

Letztlich waren die Schweden sowohl in diesem Spiel als auch über die ganze Quali nicht unbedigt ein besseres Team als jenes aus Österreich, aber ein etwas reiferes; auch von Ibrahimovic abgesehen. Leute wie Seb Larsson, Rasmus Elm oder Johan Elmander sind keine Weltbesieger, aber sie kennen solche Situation und können mit einem unerwartet auftretenden Gegner besser umgehen als ein österreichisches Team, das erstmals in dieser Lage war.

Dennoch: Die Richtung stimmt beim ÖFB-Team. Das hat diese Quali eindeutig gezeigt.

(phe)

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Deutschland schickt Österreich in permanente Unterzahl – lockeres 3:0 die Folge https://ballverliebt.eu/2013/09/07/deutschland-schickt-osterreich-in-permanente-unterzahl-lockeres-30-die-folge/ https://ballverliebt.eu/2013/09/07/deutschland-schickt-osterreich-in-permanente-unterzahl-lockeres-30-die-folge/#comments Sat, 07 Sep 2013 00:44:15 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9443 Deutschland schickt Österreich in permanente Unterzahl – lockeres 3:0 die Folge weiterlesen ]]> Klare Sache: Deutschland hat mit Österreich keine wirkliche Mühe und kommt zu einem relativ lockeren 3:0-Sieg. Weil man in der Offensiv-Zone sehr flexibel agierte und Österreich in ständige Unterzahl schickte. Dadurch, und durch das Fehlen von Zlatko Junuzovic, konnte das Pressing des ÖFB-Teams nie das gewohnte und auch nötige Ausmaß erreichen, um den designierten Gruppensieger zu gefährden.

Deutschland - Österreich 3:0 (1:0)
Deutschland – Österreich 3:0 (1:0)

Extremes Anpressen der deutschen Spieleröffnung, dem übermächtig scheinenden Gegner keine Zeit lassen, so Ballgewinne erkämpfen: Das Erfolgsrezept aus dem 1:2 im Hinspiel, als Österreich einem Punktgewinn nicht nur verdammt nahe war, sondern ihn sich auch mehr als verdient hätte, war auch beim Rückspiel in München erkennbar. Dummerweise aber nur in den ersten fünf Minuten.

Deutschland stellt 4-gegen-2-Überzahl her

Denn dann Begann die deutsche Marschroute zu greifen, weil dann die Außenverteidiger Lahm und Schmelzer nach vorne aufrückten. So konnte Deutschland das Geschehen nach dem eigenen Gusto gestalten und dieser funktionierte sehr gut. Der Schlüssel waren die Außenverteidiger, die „ausführenden Organe“ war das Offensiv-Quartett der DFB-Mannschaft.

Weil nämlich Özil praktisch überall zu finden war, immer wieder auf die Flügel auswich. Weil dafür Reus von links in die Mitte zog und dort seine Technik und sein Tempo ins Spiel brachte. So konnte sich das österreichische Zentrum mit Alaba und Kavlak nie auf ein ausrechenbares System einstellen. Hinzu kam, dass Müller sich mit Fuchs einen ziemlichen Spaß machte, weniger horizontal agierte wie Reus, sondern vertikaler.

Zudem ließ sich Klose auch immer wieder etwas fallen. So hatte Deutschland im Raus zwischen Strafraumgrenze und Mittelkreis eine 4-gegen-2-Überzahl, weil Ivanschitz und Arnautovic durch die deutschen Außenverteidiger gebunden waren.

Junuzovic fehlt an allen Ecken und Enden

Zwar kam Deutschland nicht wie sicherlich erwünscht durch und die gefährlichsten Szenen waren eher weitere, höhere Bälle von den Flanken und dem Halbfeld in die Schnittstellen der Viererkette. Diese Überzahl sorgte aber sehr wohl dafür, dass es Deutschland praktisch immer problemlos gelang, nach einem Ballverlust durch schnelle Pressing-Pfeilspitzen und schnelleres Denken als der Gegner diesem den eigenen Aufbau zu unterbinden und schnell selbst wieder in Ballbesitz zu kommen.

Wegen der dergestalt gebundenen Mittelfeld-Reihe war die hängende ÖFB-Spitze Andi Weimann kaum im Spiel (zumal ihm der serbische Referee nicht nur jeden Körperkontakt mit einem Gegner abpfiff, sondern im Grunde auch jede Annäherung zu einem Deutschen auf weniger als einen Meter) und die vorderste Spitze Martin Harnik überhaupt nicht. Beide liefen zwar viel und mühten sich redlich, aber viel kam nicht dabei heraus.

In all diesen Teilbereichen machte sich das Fehlen des angeschlagenen Zlatko Junuzovic bitter bemerkbar. Auf der Position des zentralen Pressers auf der Position der hängenden Spitze in Kollers längst gewohntem 4-4-1-1 gibt es keinen besseren als ihn, weil er – anders als der gelernte Stürmer Weimann – nach anderthalb Jahren als Sechser/Achter bei Bremen ein gutes Gespür dafür hat, wann er zurück rücken muss. Weimann jedenfalls machte das nicht.

Dragovic‘ Aufrücken und Fuchs‘ Fehler

Die auch dadurch entstehende massive Unterzahl vor der Abwehrkette veranlasste vor allem Aleksandar Dragovic dazu, diese immer wieder zu verlassen und aufzurücken. So wurde die Personalnot gegen Özil und Reus zwar etwas gelindert, logischerweise entstand so aber natürlich ein Loch in der Kette. Ein Risiko, dem mit Einrücken von Garics begegnet wurde, aber so fehlte natürlich dieser wiederum auf der Außenbahn. Was vom mauen Schmelzer zwar nicht bestraft wurde, aber es war eindeutig nicht der Weisheit letzter Schluss.

Ebenso wie Christian Fuchs. Es ist eine nicht mehr ganz neue Erkenntnis, dass das ÖFB-Team auf einen Fuchs in guter Form kaum verzichten kann. Dummerweise kennt Fuchs gute Form nur noch vom Hörensagen. Er kam nicht in die Zweikämpfe gegen Müller und Lahm, er konnte kaum Flanken verhindern, zudem waren seine Pässe nicht selten der pure Horror und die Flanken vor’s gegnerische Tor, die ihn in der deutschen Bundesliga so berüchtigt machten, gibt es nicht mehr. Bei Schalke wird Fuchs seinen Stammplatz aller Voraussicht nach an Dennis Aogo verlieren – und das leider völlig zu Recht.

Flexibilität wird belohnt

Was natürlich auch nicht geholfen hat, war die Tatsache, dass Veli Kavlak immer wieder minutenlang an der Seitenlinie an seiner lädierten Nase behandelt werden musste und sich somit zusätzlich nie wirklich ein Rhythmus in der österreichischen Mittelfeld-Zentrale entwickeln konnte. Frappierend war auch der Unterschied in den Rochaden der Offensiv-Trios: Während Reus, Özil und auch Müller permanent ihre Positionen wechselten, hielten sich Ivanschitz, Arnautovic und Weimann beinahe sklavisch an ihre Positionen. Für fünf Minuten halb durch die erste Hälfte tauschten Arnautovic und Ivanschitz mal, aber das war’s auch schon.

Durch eine dieser vielen deutschen Rochaden und eine der vielen verlorenen Duelle von Fuchs entstand nach einer halben Stunde auch das 1:0 für die Deutschen, das sich da schon abgezeichnet hatte. Die latente österreichische Hilflosigkeit verbunden mit dem praktisch nicht mehr vorhandenen anpressen des Gegners und die selbstichere Körpersprache der Deutschen ließ schon da das Spiel zumindest vorentschieden erscheinen.

Hoffnungsschimmer

Zweite Halbzeit
Zweite Halbzeit

Was es aber noch nicht war. Kam Österreich vor der Pause kaum einmal dazu, drei Pässe aneinander zu reihen, ehe der Ball wieder weg war – vor allem auf David Alaba konzentrierten sich die Deutschen natürlich – wurde zu Beginn der zweiten Hälfte eine sich kurzfristig aufmachende Schwachstelle bei Deutschland angebohrt. Weil Schmelzer den Ellbogen von Harnik ins Gesicht bekam (die Handbewegung von Harnik legt den Schluss nahe, dass er sich zumindest Gelb dafür verdient hätte), musste Höwedes als Linksvertediger kommen.

Durch eine generell entschlossenere Herangehensweise nach Ballgewinn und flinkeres Umschalten als zuvor gelang es in den fünf Minuten nach Wiederanpfiff dreimal (!), durch einen Steilpass in die völlig offene Schnittstelle zwischen Boateng und Höwedes hindurch in passable Flankenpositionen zu kommen. Hier fehlte dann allerdings jene Konsequenz, die Kroos in der 51. Minute bei seinem Weitschuss zum 2:0 zeigte.

Österreich streckt die Waffen

Womit das Spiel dann aber doch durch war. Das ÖFB-Team streckte danach weitgehend die Waffen, stellte das ohnehin nur noch zart vorhandene Pressing völlig ein und ließ die letzten 40 Minuten über sich ergehen. Das Team vermittelte den Eindruck eines „Okay, verloren, was soll’s – Kräfte sparen für das Irland-Match“. Und weil auch Deutschland wusste, dass nichts mehr passieren wird, verausgabte man sich auch nicht mehr als notwendig.

Was allerdings auch nicht notwendig gewesen wäre, sind die Härteeinlagen von österreichischer Seite, die die letzte halbe Stunde prägten. Kavlaks Frust mag verständlich sein, aber sein Attentat auf Kroos‘ Kniekehle hat sich nichts anderes als Rot verdient (es gab Gelb), Klein – der für den vom Platz humpelnden Garics gekommen war – bekam für ein ähnliches Foul zu Recht Gelb, Fuchs kam für eine Kopie des Klein-Fouls ohne Karte davon.

Schwung kam nur noch in die Partie, als Koller seine Flügel neu besetzte. Vor allem der für Arnautovic gekommene Marcel Sabitzer traute sich öfter, über die linke Seite durchzugehen. Zwar fehlten auch ihm die nötige Präzision, aber er versuchte es wenigstens. Und dass es kurz vor Schluss noch das 3:0 durch Müller gab, konnte auch der beste Österreicher nicht mehr verhindern – Torhüter Robert Almer.

Fazit: Zu wenig, um Deutschland gefährden zu können.

Von der 1. bis zur 5. Minute und von der 46. bis zur 51. machte Österreich den Eindruck, tatsächlich etwas holen zu können. Letztlich setzte sich aber die individuelle Klasse der Deutschen durch, verbunden mit der permanenten Überzahl vor dem österreichischen Strafraum, der durch die guten und nicht berechenbaren Laufwegen von Özil und Reus zustande gekommen war.

Österreich hingegen agierte über weite Strecken viel zu passiv, die Spieler waren zu weit voneinander entfernt, und einmal mehr wurde deutlich, dass es kein Gegenmittel gibt, wenn man selbst angepresst wird. Das man nach dem 0:2 jegliches Bemühen einstellte, dem Spiel eine Wende zu geben, ist mit einem Blick auf die Gruppenkonstellation und das anstehende, extrem wichtige Spiel gegen Irland, nicht ganz unverständlich.

Rückschlüsse lassen sich aus diesem Spiel natürlich einige ziehen. Kaum welche allerdings im Hinblick auf eben dieses Spiel gegen Irland – weil dort alles anders sein wird. Ausgangslage bei sich selbst und beim Gegner, Spielanlage des Gegners, Stärken und Schwächen beim Gegner. Hier täte man gut daran, eher das Spiel in Dublin und das 2:1 gegen Schweden heranzuziehen.

Dummerweise wird Junuzovic auch gegen Irland nicht dabei sein können.

(phe)

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Basel kannte die Bayern ganz exakt – Vogel feiert Punktsieg über Heynckes https://ballverliebt.eu/2012/02/22/basel-kannte-die-bayern-ganz-exakt-vogel-mit-klarem-punktsieg-uber-heynckes/ https://ballverliebt.eu/2012/02/22/basel-kannte-die-bayern-ganz-exakt-vogel-mit-klarem-punktsieg-uber-heynckes/#comments Wed, 22 Feb 2012 22:48:32 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6778 Basel kannte die Bayern ganz exakt – Vogel feiert Punktsieg über Heynckes weiterlesen ]]> Als Kleiner muss man sich umso mehr auf das eigene Hirnschmalz verlassen. Genau das tat Basel-Trainer Heiko Vogel: Er stellte sein Team 100-prozentig exakt auf das (zugegeben erschreckend vorhersehbare) Spiel der Bayern ein. Mit großem Erfolg, denn am Ende gewann das Team mit Aleksandar Dragovic gegen jenes mit David Alaba mit 1:0.

FC Basel - Bayern München 1:0

Statisch, vorhersehbar und inhaltlich nicht besonders aufregend – so präsentierten sich die Bayern in den letzten Wochen. Was ihnen in der deutschen Bundesliga den Rückfall von Platz eins auf Rang drei bescherte. Weil die Konkurrenten der Münchener natürlich auch Video schauen: Mit guter Defensiv-Organisation ist den Bayern beizukommen, weil jegliches Überraschungmoment fehlt.

Bayern wie immer, Basel erwartet es genau so

Basel-Trainer Heiko Vogel ließ seine Mannschaft in einem flachen 4-4-2 auflaufen und das wurde von den Schweizern so interpretiert, wie man es heutzutage interpretieren muss, will man damit Erfolg haben: Als reines Konter-System. Die beiden zentralen Mittelfeld-Leute, der routinierte Benni Huggel und U-21-Vize-Europamesiter Granit Xhaka, machten die Mitte extrem eng, wodurch es für Bayern-Zehner Toni Kroos kaum Möglichkeiten zur Entfaltung gab.

Die Mittelfeld-Außen spielten relativ weit innen. Das verlieh dem Zentrum zusätzliche Stabilität, die Auslegung ihrer Rollen war für Fabian Frei und Xherdan Shaqiri aber sehr auf ihre Gegner abgestimmt: Während Frei weiter außen blieb, blieb Shaqiri weiter innen, auch in der Rückwärtsbewegung. Das lud Robben und Ribéry genau zu ihrem Spiel ein: Robben zog in Freis Rücken nach innen, wurde dort aber vom mit ihm nach innen gehenden Basel-LV Park begleitet, während sich Frei auf der Außenbahn um den sehr passiven Rafinha kümmerte.

Ribéry hingegen wurde mit Shaqiris zentralerer Rolle eingeladen, eher auf der Flanke zu verbleiben – was Steinhöfer wusste und sich entsprechend verhielt. Die Bayern hatten so zwar viel Ballbesitz, aber keine Ideen nach vorne. Die Flanken waren furchtbar – in der ersten Hälfte kam nur eine einzige an – und das ganze Spiel des Favoriten war statisch und langsam. Es fehlten die Tempowechsel, es gab nichts Überraschendes.

Basel kontert über die Außenbahnen

Auch direkte Bälle auf Gomez brachten keinen Erfolg, weil dieser gegen Abraham und vor allem dem bärenstarken Dragovic überhaupt keine Chance hatte. Kamen die Basler in Ballbesitz, ging es dafür relativ schnell: Dann schwärmten die Flügelspieler aus und mit langen Bällen auf die Flanken wurde versucht, schnell in den Rücken vor allem des mehr nach vorne spielenden Lahm zu kommen. Steinhöfer war ein dankbarer Abnehmer für diese Bälle.

Gegen den passiveren Rafinha stießen auf der anderen Seite Fabian Frei und Park Joo-Ho mit schnellem und vor allem flachen Spiel durch zu kommen. Auch bei Kontern galt also: Die Stärken und vor allem die Schwächen der Bayern waren jedem Basel-Spieler ganz offensichtlich bekannt und genau denen entsprechend wurde in jeder Situation auch gehandelt.

Und weil Bayern-Trainer Jupp Heynckes auch nichts grundlegend veränderte, stellte seine Mannschaft den Schweizermeister auch vor keine allzu gravierenden Probleme. Ehe Heiko Vogel in der Schlussphase frische Kräfte für die beiden Außenbahnen brachte. Mit Erfolg: Valentin Stocker brachte viel Schwung auf die linke Seite, auf der Fabian Frei in der zweiten Hälfte etwas nachgelassen hatte, und etwa zehn Minuten vor Schluss wurde mit dem Kameruner Jacques Zoua (statt Shaqiri) auch rechts neue Wucht gebracht. Die Folge: Genau diese beiden erarbeiteten sich den späten 1:0-Siegtreffer der Schweizer.

David Alaba

Gerade in solchen Spielen wird deutlich, wie sehr den Bayern Bastian Schweinsteiger fehlt. Mit seiner Präsenz auf dem Feld, seinen Führungsqualitäten und seiner Fähigkeit, auch während dem Spiel das Team in eine andere Richtung zu lenken macht es noch viel mehr den Unterschied aus, als das die immer eindimensionaler werdenden Robben und Ribéry tun.

Tymoschuk und Alaba verleihen zwar Stabilität im Zentrum, das war gegen Basel aber nicht gefragt. Ohne Schweinsteiger fehlen die Impulse nach vorne.

Nicht falsch verstehen: David Alaba machte eine sehr ordentliche Partie, Anatoli Tymoschuk auch. Das Duo im zentralen defensiven Mittelfeld der Bayern war sehr viel unterwegs, spielte wenige Fehlpässe (Alaba 91,5%, Tymoschuk 87,3% angekommene Pässe) und verlieh dem Zentrum damit vor allem defensiv eine enorme Stabilität. Die war in dieser Partie aber nicht gefragt: Zum einen hatten die Bayern ohnehin 60% Ballbesitz, und zum anderen gab es bei Basel ganz einfach kein offensives Mittelfeld, gegen das es noch dazu zwei Sechser brauchte. Die Schweizer kamen ohnehin nur über die Flügel.

Und nach vorne fehlten von den beiden die Impulse. Alaba versuchte zwar immer wieder, das Spiel schnell zu machen, auch mal selbst den Abschluss zu suchen (wie bei zwei Schüssen aus der zweiten Reihe), aber er fand keine Löcher im Basler Abwehrverbund. Und dass Tymoschuk den Ball in der Vorwärtsbewegung fast immer gleich auf Arjen Robben spielte, war einer Unberechenbarkeit des Bayern-Spiel auch nicht gerade zuträglich.

Bombensicher: Aleskandar Dragovic

Die Pässe von Aleks Dragovic

Ein wichtiger Faktor, der zum Sieg von Basel beigetragen hat, war zweifellos auch das IV-Duo der Schweizer mit David Abraham und Aleksandar Dragovic. Die beiden ließen Mario Gomez überhaupt nicht zum Zug kommen und wenn doch einmal Gefahr im Verzug war, wurde das schnell realisiert und entsprechend gehandelt.

Zudem war der österreichische Nationalspieler sehr sicher im Passspiel. Von den 38 Pässen, die Dragovic in der eigenen Hälfte spielte, landeten nur zwei in einer potentiell gefährlichen Position beim Gegner. Ansonsten wurde vermehrt darauf geachtet, aus der Defensiv-Zentrale nicht mit Risiko-Bällen zu agieren, sondern den Ball erst einmal in den eigenen Reihen zu halten.

Im Fall von Dragovic waren das hauptsächlich Bälle zu seinem Partner Abraham und, ganz besonders, auf die linke Seite zu Park und Fabian Frei. Was wiederum genau in den offensichtlichen Matchplan von Trainer Heiko Vogel passte.

Fazit: Basel war perfekt eingestellt

Natürlich hatten die Bayern mehr Ballbesitz. Aber das deutlich intelligentere Spiel zog der FC Basel auf: Jeder Spieler wusste genau über seine ganz spezifisch auf den Gegenspieler ausgerichteten Aufgaben und erfüllte diese auch. So muss man dieses Spiel – auch wenn es 0:0 ausgegangen wäre – als klaren Punktsieg des jungen Heiko Vogel gegen den routinierten Jupp Heynckes betrachten. Letzterer hat bis zum späten Gegentor rein gar nichts an der Ausrichtung, am System oder an der Spielanlage.

Erst nach dem Rückstand stellte er auf ein 4-4-2 um, was den Baslern aber den Platz im Zentrum bescherte, um erst recht das Spiel souverän herunter ticken zu lassen. Ob der 1:0-Vorsprung für das Rückspiel reicht, um tatsächlich nach Manchester United auch die Bayern aus dem Bewerb zu kegeln und ins Viertelfinale einzuziehen, wird sich zeigen. Sicher ist aber: Mit diesem Trainer ist das Basel absolut zuzutrauen.

(phe)

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