Domenech – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Thu, 31 May 2012 08:48:14 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Euro-Classics 2008 – Die Todesgruppe https://ballverliebt.eu/2012/05/31/euro-classics-2008-die-todesgruppe/ https://ballverliebt.eu/2012/05/31/euro-classics-2008-die-todesgruppe/#comments Thu, 31 May 2012 08:48:14 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7191 Euro-Classics 2008 – Die Todesgruppe weiterlesen ]]> Der Weltmeister, Italien. Der Vize-Weltmeister, Frankreich. Die personell großartig besetzten Holländer. Und Underdog Rumänien, der eine starke Qualifikation absolviert hat. Die Gruppe C der Euro2008, in Bern und Zürich ausgetragen, wurde unisono als die „Todesgruppe“ des Turniers bezeichnet…

Holland - Italien 3:0 (2:0)

Holland – Italien 3:0 (2:0)

Womit kann Italien nicht umgehen? Mit Pressing! Die Holländer traten von Beginn an dominant auf und setzten dem Weltmeister mit schnellem Gegenpressing bei Ballverlusten zu. Und mit hohem Tempo vor allem von Sneijder und Van der Vaart, die den personellen Nachteil im offensiven Zentrum des 4-2-3-1 von Bondscoach Marco van Basten so ausgleichen konnten.

Roberto Donadoni, der italienische Teamchef, hatte wie bei italienischen Mannschaften üblich ein Trio vor die Viererkette gestellt. Davor allerdings baute er auf Breite im Spiel: Di Natale und Camoranesi kamen von den Flanken, ganz vorne stand Luca Toni. Die Folge war, dass die Holländer mit De Jong und vor allem Orlando Engelaar im Zentrum seelenruhig das Spiel aufbauen konnten. Van der Vaart und Sneijder versuchten, durch ihre Laufwege Löcher zu reißen, was aber kaum gelang – so musste ein Weitschuss herhalten, den Van Nistelrooy fünf Meter vor dem Tor aufnahm und zum 1:0 versenkte. Nicht aus Abseits-Postion, denn Panucci hob dieses neben dem Tor liegend auf.

Die Italiener mussten nun etwas aufrücken und wurden nur wenige Minuten nach dem Rückstand dafür bestraft: Ein sensationeller Konter über Van Bronckhorst und Kuyt, den Sneijder mit einem Drehschuss vollendete, sorgten für das 2:0.

Holland stellte das Pressing nun komplett ein und ließ den Gegner kommen, blieb aber im Zweikampf giftig. Vor allem Kuyt machte gegen Zambrotta ein hervorragendes Spiel. Donadoni stellte nach einer Stunde erstmals um, brachte Del Piero (für Di Natale) und ging auf ein etwas schiefes 4-4-2, eine Viertelstunde vor Schluss kam Cassano (für Camoranesi) und aus dem System wurde ein wiederum etwas schiefes 4-3-1-2, mit Cassano hinter den Spitzen. Die Maßnahme fruchtete: Nun gab es endlich auch sinnvolle Aktionen durch das zuvor verwaiste Zentrum, Italien war – obwohl immer etwas langsam wirkend – die bestimmende Mannschaft und hatte drei große Ausgleichs-Chancen. Ehe ein weiterer blitzsauberer Konter der Holländer zehn Minuten vor Schluss das 3:0 zur Folge hatte. Die Entscheidung.

Rumänien - Frankreich 0:0

Rumänien – Frankreich 0:0

Schleppend hatte sie allerding zuvor begonnen, diese Gruppe. Was beim Spiel im Zürcher Letzigrund an beiden Teams lag. Zum einen also an den Rumänen, die in einem 4-1-4-1 mit einem sehr kompakten Mittelfeld auftraten und die Franzosen kommen ließen. Offensiv gab’s zwei Optionen: Lange Bälle auf Stürmer Daniel Niculae, der diese mit seinem robusten Körper halten sollte, oder über Adrian Mutu. Der damalige Fiorentina-Spieler spielte einen Linksaußen, der aber viele Freiheiten genoss und sich deutlich öfter im Zentrum aufhielt als Banel Nicolita auf der anderen Seite.

So mussten die Franzosen das Spiel machen, und das gelang nicht. Raymond Domenech ließ in einem 4-2-2-2 spielen. Die Probleme wurden schnell offensichtlich: Von der Doppel-Sechs mit Toulalan und Makélélé gab’s wenig Ideen gegen die drei Rumänen im Zentrum, Ribéry wirkte auf Rechts deplaziert und Malouda rieb sich in Zweikämpfen mit Cosmin Contra von Getafe auf. So blieben Flanken, die Sagnol und Abidal zum Teil von 40 Meter von der Grundlinie entfernt Richtung Strafraum segeln ließen. Alles harmlos.

Den Franzosen ging zwar Henry mit einer Zerrung ab, ja, aber Domenech versuchte erst in der 78. Minute, mit Nasri (statt Benzema) das kreative Loch im Zentrum zu schließen und auf ein 4-2-3-1 zu gehen. Doch Nasri – dessen Wechsel zu Arsenal schon festgestanden war – wurde auf der Zehn von seinem Team ignoriert, es spielte auch die Schlussphase uninspiriert über die Außen. So gab’s ein logisches 0:0.

Stand nach dem ersten Spieltag: Holland 3, Frankreich, Rumänien 1, Italien 0.

Italien - Rumänien 1:1 (0:0)

Italien – Rumänien 1:1 (0:0)

Nach der Pleite gegen Holland drehte Roberto Donadoni sein Team komplett um: Fünf personelle Wechsel nahm er vor, dazu begann er in jenem System, das in der letzten halben Stunde gegen Holland guten Druck nach vorne ausüben konnte. Im 4-3-1-2 spielte nun Camoranesi auf der Zehn, er zeigte dabei deutlichen Rechtsdrall. Auch im defensiven Mittelfeld gab’s Wechsel: Statt Gattuso und Ambrosini von Milan kamen De Rossi und Perrotta von der Roma.

Damit gab es keinen echten Tackler mehr, sondern drei Ballverteiler. Maßnahmen, die Wirkung zeigten, zumal auch Grosso und Zambrotta massiv nach vorne marschierten und für Breite im Spiel sorgten. Italien hatte das Spiel komplett im Griff und kam auch zu einigen guten Chancen, allerdings zeigte wie schon gegen Holland vor allem Luca Toni eine grausame Leistung.

Die Rumänen ihrerseits versuchten, die offensive Ausrichtung der Italiener zu nützen, indem sie ihrerseits in den Rücken der Mittelfeld-Achse zu kommen versuchten und den Platz hinter den oft weit aufgerückten italienischen Außenvertedigern zu nützen. Zudem waren Mutu und Co. vor allem mit gut platzierten Weitschüssen immens gefährlich.

So entwickelte sich eine sehr sehenswerte Partie, in der Mutu nach einer Stunde einen schweren Patzer von Zambrotta zur rumänischen Führung nützte, die im direkten Gegenzug von Panucci (nach einem Eckball) ausgeglichen wurde. Doch weil beide Teams wegen des guten Auftretens der Holländer im ersten Spiel wussten, dass sie eigentlich gewinnen mussten, gaben auch beide weiterhin Gas. Die Italiener rückten immer mehr auf, wodurch sich für die ballsicheren Rumänen Platz ergab. Zehn Minuten vor Schluss schien das Pendel dann zu Gusten der Rumänen auszuschlagen, als Panucci im Strafraum Niculae niederriss – doch Mutu scheiterte mit seinem Elfer an Buffon. So blieb’s beim 1:1.

Holland - Frankreich 4:1 (1:0)

Holland-Frankreich 4:1 (1:0)

Das französische Team hatte viele Probleme, das gespannte Verhältnis der Spieler zu Domenech war nur eines davon. Das Team war außerdem alt. Zidane hatte zwei Jahre davor aufgehört. Thuram, 36, bekam zusehens Tempo-Probleme. Makélélé, 35, in seiner Glanzzeit für bombensicheres Passspiel berühmt, wusste sich oft nur noch mit Härteeinlagen zu helfen. Thierry Henry, 30, hatte eine schwierige Saison in Barcelona, und ihm fehlte es zudem nach einer Muskelzerrung an Spielpraxis. Kapitän Vieira, 31, konnte wegen Knieproblemen überhaupt nicht eingreifen, für ihn musste Toulalan spielen. Ein braver Kämpfer, aber mehr auch nicht.

So verwundert es nicht, dass die Équipe Tricolore gegen Holland zunächst einen ähnlich leblosen Auftritt hinlegte wie zuvor gegen Rumänien, auch nachdem die Holländer schon nach zehn Minuten durch einen Kuyt-Kopfball nach einer Ecke in Führung gegangen waren.

Dabei war die Überlegung hinter Domenechs System-Umstellung gut gewesen: Er stellte im 4-2-3-1 auf, mit Franck Ribéry auf der Zehn, wodurch das kreative Loch in der Theorie geschlossen wurde. In der Praxis auch, aber erst nach einer halben Stunde.

Die Holländer stellten ihr anfängliches Pressing nach dem 1:0 wiederum ein, aber von den Franzosen kam gar nichts. Erst, als Ribéry merkte, dass Orlando Engelaar in seinem Positions-Spiel immer übermütiger wurde, riss er das Spiel an sich. Mit seinen Dribblings und Tempo-Läufen in Engelaars Rücken zog er Gegenspieler auf sich, so entstanden Löcher und vor allem Govou nützte diese immer wieder. Zur Halbzeit wäre der Ausgleich durchaus verdient gewesen.

Marco van Basten nahm Engelaar umgehend aus dem Spiel und brachte Arjen Robben, der wegen einer Leisten-Verletzung die erste Partie aussetzen hatte müssen, für die linke Seite. Dafür ging Sneijder ins Zentrum und Van der Vaart auf die Acht. Logisch: Denn während auf der rechten Flanke der defensiv bekannt starke Kuyt den bemühten Evra unter Kontrolle hatte, konnte Sagnol gegen den einrückenden und gegen den Ball inkonsequenten Sneijder ungehindert durchgehen. Mit Robben hatte Sagnol zu tun, wodurch das Spiel der Franzosen sich nun komplett nur noch über die Mitte abspielte.

Das zwar nicht schlecht, aber nach einer Stunde schlug es in die Drangphase der Franzosen dennoch ein – Van Nistelrooy hielt mit einem Fersler den Ball für Robben im Spiel, dieser ging zur Grundlinie durch, flankte auf den kurz zuvor für Kuyt eingewechselten Van Persie, und es stand 2:0. Das Risiko von Van Basten, nun auf beiden Seiten auf eine defensive Absicherung im Mittelfeld zu verzichten, hatte sich ausgezahlt.

Domenech reagierte, indem er mit Gomis (statt Malouda) einen zweiten Stürmer brachte und wieder auf jenes 4-2-2-2 ging, das schon gegen Rumänien nicht funktioniert hatte. Auch, wenn das zwischenzeitliche Anschlusstor der Franzosen über die rechte Seite fiel (Flanke Sagnol, Tor Henry): Weiterhin war einzig Ribéry ein ständiger Gefahrenherd. Und als Robben nur acht Sekunden nach Wiederanpfiff nach dem 1:2 mit einem Kunstschuss aus spitzem Winkel das 3:1 erzielte, war die Partie entschieden. Holland hatte den Weltmeister und den Vize-Weltmeister mit insgesamt 7:1 Toren geschlagen – Sneijder setzte in der Nachspielzeit noch ein viertes Tor drauf – und war damit Gruppensieger.

Frankreich hatte zwar ab der 30. Minute eine an sich gar nicht so schlechte Leistung gezeigt, doch lebte diese praktisch ausschließlich von Franck Ribéry. Mit 24 Jahren der Zweitjüngste im Team.

Stand vor dem letzten Spieltag: Holland 6, Rumänien 2, Italien, Frankreich 1.

Holland - Rumänien 2:0 (0:0)

Holland – Rumänien 2:0 (0:0)

Die Lage für die Rumänen war klar: Nach dem beiden respektablen Remis gegen Italien und Frankreich würde gegen Holland ein Sieg in jedem Fall zum Viertelfinal-Einzug reichen. Angesichts der Tatsache, dass Marco van Basten ob des schon feststehenden Gruppensiegs seine Reservisten spielen ließ und sich die etatmäßigen Starter auf der Bank mehr um die Blähungen von Rafael van der Vaart kümmerten als ums Match, standen die Vorzeichen gar nicht so schlecht.

Doch die Rumänen wirkten seltsam gehemmt. Ähnlich wie im Spiel gegen Frankreich zog man sich sehr weit zurück, überließ den Holländern den Ballbesitz (bis zu 65%) und harrte der Dinge. Oranje spielte in dieser Partie eher mit einem 4-4-1-1, weil Robin van Persie – nominell auf der Zehn – sehr weit aufrückte und zuweilen als zweiter Stürmer neben Huntelaar stand. Holland machte es gegen die passiven Rumänen nicht ungeschickt: Afellay und De Cler sorgten für die Breite im Spiel, Robben orientierte sich eher feldeinwärts, und vorne waren Huntelaar und Van Persie ständige Gefahrenherde.

Auch, wenn das Tempo bei den Holländern nicht rasend war, hatte man die Rumänen doch gut im Griff. Bei Adrian Mutu hatte man den Eindruck, dass ihm sein verschossener Elfer aus dem Italien-Spiel immer noch nachhängt, Nicolita kam gegen De Cler überhaupt nicht zum Zug – so war Razvan Cocis der auffälligste bei Rumänien. Der Mann von Lok Moskau half hinten aus und war mit seinen Vorstößen lange noch der gefährlichste Spieler seines Teams. Und er war es auch, der kurz vor der Pause die einzige wirkliche Torchance hatte, aber aus wenigen Metern über das Tor hämmerte. Ansonsten kam Rumänien nur aus Weitschüssen zum Abschluss.

Und wurde nach der Pause auch hinten schludrig. So stand Tamas bei einer Flanke von Afellay nur entspannt neben Huntelaar, sodass dieser problemlos zum 1:0 nach 54 Minuten verwerten konnte. Erstaunlicherweise wurde das Spiel der Rumänen aber weiterhin nicht aktiver und auch von der Bank kamen nur direkte Wechsel, aber keine echten Impulse. Selbst im Schongang hatte Holland alles im Griff und Van Persie nützte kurz vor dem Schluss eine weitere Schlafmützigkeit zum 2:0-Endstand.

Die Holländer nahmen den leichten Sieg gerne mit, taten aber selbst nicht sehr viel dazu. Das Tempo war überschaubar, das Pressing ebenso, und selbst im Rückstand und im Wissen um den Stand im Parallelspiel schafften es die Rumänen nie, aus der eigenen Lethargie zu erwachen. So haben sie das Viertelfinale letztlich selbst verbockt.

Frankreich - Italien 0:2 (0:1)

Frankreich – Italien 0:2 (0:1)

Schlimmer kann eine erste halbe Stunde nicht verlaufen wie für die Franzosen in diesem Entscheidungsspiel um den Einzug ins Viertelfinale. Nach acht Minuten reißt sich Franck Ribéry bei einem Foul an Zambrotta das Syndesmose-Band – somit musste der einzige Spieler, der das französische Team am Leben erhalten hatte, raus. Für ihn kam Nasri, aber schon 15 Minuten später musste auch der wieder raus. Abidal hatte nach einer Notbremse an Toni die rote Karte gesehen, mit Boumsong kam ein neuer Innenverteidiger.

Somit waren die Franzosen, die zum 4-2-2-2 aus der ersten Partie zurückgingen, gefühlt schon geschlagen. Einer weniger, ein Tor hinten, und der beste Spieler weg, was sollte da noch möglich sein. Zumal man nun auf ein 4-2-3 wechselte und im Mittelfeld nicht mehr viel übrig war. Toulalan rückte bei Bedarf etwas auf.

Seltsamerweise wirkten aber die bis dahin starken Italiener mindestens genauso irritiert wie die Franzosen. Es stellte sich ein Gefühl von Unkonzentriertheit ein, durch das die Franzosen – die  zu diesem Zeitpunkt schon wesentlich deutlicher als 0:1 im Rückstand hätte liegen müssen – merklich Luft schnappen konnten.

Fabio Grosso war ungewohnt zurückhaltend, obwohl seinem Gegenspieler Govou erstens wenig gelang und der durch die personell ausgedünnte Offensive der Franzosen auch wenig Anspielstationen hatte. Das Mittelfeld-Trio rückte immer wieder etwas gar weit auf, ohne dass jemand den Blick nach hinten behielt, so konnten Henry (zentral) und Benzema (von der linken Seite) zwischen die Reihen stoßen. Und auch das Offensiv-Trio wirkte ungenügend abgestimmt.

Trotzdem musste Italien nie Sorge haben, den Sieg zu verspielen. Frankreich kam im ganzen Spiel zu zwei ernsthaften Torchancen und mit dem 2:0 nach einer Stunde, einem abgefälschten Freistoß, war das Spiel im Grunde schon entschieden. Was man merkte: Die Franzosen steckten auf und den Italienern fehlte die Notwendigkeit, das eigene Spiel auf die Reihe zu bekommen. Die Folge: Eine unansehnliche letzte halbe Stunde.

Endstand der Gruppe: Holland 9, Italien 4, Rumänien 2, Frankreich 1

Italien war nur in einem Spiel wirklich gut, kam aber letztlich dennoch verdient als Gruppenzweiter ins Viertelfinale. In einer überalterten und uninspirierten französischen Mannschaft gab es nur einen Spieler, der Verantwortung übernehmen wollte, und der musste im entscheidenden Spiel nach zehn Minuten raus. Die Rumänen agierten nach einer starken Qualifikation viel zu zurückhaltend, ja fast feig. Gegen Frankreich und Holland wurde viel zu wenig Initiative übernommen und außer dem Hoffen auf Mutu war an Offensiv-Plan nicht viel zu erkennen.

Die Holländer waren ohne Zweifel die klar beste Mannschaft der Gruppe, allerdings mit zwei kleinen Einsprüchen. Erstens waren die Gegner schwach und mit sich selbst beschäftigt, zweitens kam in den beiden Spielen gegen Italien und Frankreich der Spielverlauf entgegen. In beiden gab’s eine verhältnismäßig frühe Führung, nach der man sich zurückziehen und auf Konter lauern konnte. Zwei Kontertore gegen Italien, eines gegen Frankreich – und Rumänien forderte das B-Team einfach nicht,

(phe)

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Die ’10-Besten (oder: Ein halber Jahresrückblick) https://ballverliebt.eu/2010/12/31/die-10-besten-oder-ein-halber-jahresruckblick/ https://ballverliebt.eu/2010/12/31/die-10-besten-oder-ein-halber-jahresruckblick/#comments Fri, 31 Dec 2010 12:33:01 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3631 Die ’10-Besten (oder: Ein halber Jahresrückblick) weiterlesen ]]> Seit der WM in Südafrika im Sommer analysiert Ballverliebt Spiele regelmäßig – und zum Jahreswechsel gibt’s noch mal die zehn besten, interessantesten, richtungsweisendsten Spiele. Die Reihenfolge ist willkürlich und nicht allzu eng zu sehen!

Platz 10 | Champions League-Quali | Salzburg – Hapoel Tel Aviv 2:3

Salzburg - Hapoel Tel Aviv 2:3

„Zusätzlich zur taktischen Schwäche fiel eine unglaubliche Schwerfälligkeit bei den Salzburger auf. Abseits des Balles wurde herumgetrabt. Weder gab es hartes Pressing, noch eine schnelle Rückwärtsbewegung des Mittelfeld.“ – Konnte nach dem 0:1 auf den Färöern noch argumentiert werden, es wäre bei den Bullen da ja um nichts mehr gegangen, war spätestens nach diesem 2:3 im Hinspiel der letzten CL-Qualirunde gegen Hapoel Tel-Aviv klar: International hatte Salzburg in diesem Herbst nicht viel zu bestellen. Denn wer nicht rennt, krieg eine auf den Deckel.

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Platz 9 | U21-EM-Qualifikation | Österreich – Weißrussland 3:3

Österreich - Weißrussland 3:3

„Nach dem Tor zum 2:3 wussten alle im Stadion: Oje, jetzt wird’s noch einmal eng! Denn dass der Schalter nun nicht mehr umgelegt werden konnte, war schon vorher ersichtlich.“ – Das wohl am besten besetzte U21-Team der ÖFB-Geschichte hatte in Pasching gegen die starken Weißrussen alles im Griff und führte komfortabel mit 3:1, doch nach eher verwirrenden Wechseln von Teamchef Andi Herzog wurde die Partie noch hergegeben und es schaute nur ein Remis heraus. Im kommenden Sommer sind die Weißrussen bei der EM dabei. Österreich nicht. Aber nicht nur das vercoachte 3:3 war ärgerlich.

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Platz 8 | Weltmeisterschaft | Frankreich – Mexiko 0:2

Frankreich - Mexiko 0:2

„Denn die französische Mannschaft implodierte nach der Pause regelrecht. Keinerlei Laufbereitschaft war mehr erkennbar, kein Einsatz für den Mitspieler, kein Aufbäumen, nichts. Aguirre hingegen hatte ein in sich funktionierendes Team geformt.“ – Frankreich bei der WM, das war allerbeste Unterhaltung. Zumindest abseits des Platzes. Denn sportlich war das Team von Raymond Domenech ein einziges Desaster, was sich vor allem beim 0:2 gegen die starken Mexikaner zeigte. Die spielten mit der Équipe Tricolore nämlich Hollywood.

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Platz 7 | Champions League | Tottenham – Inter Mailand 3:1

Tottenham - Inter 3:1

„Schon nach einer halben Stunde zeigte sich bei Inter Ratlosigkeit. Nur einmal musste sich Modric 25 Meter vor dem Tor gegen Eto’o mit einem Foul helfen, ansonsten reichte reichte das Spiel der Schwarzblauen nicht einmal bei Kontern bis in den Strafraum.“ – Ohne Frage, Tottenham ist eine der Mannschaften des Herbstes 2010. Nicht nur die gute Verpflichtung von Rafael van der Vaart, sondern vor allem der Durchbruch von Flügelflitzer Gareth Bale ist dafür verantwortlich. Der Waliser trieb gegen Inter mit Maicon einen der besten Rechtsverteidiger der Welt an den Rande des Wahnsinns. Die Spurs waren das Team mit dem Weltklasse-Momentum.

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Platz 6 | Weltmeisterschaft | Deutschland – Arentinien 4:0

Deutschland - Argentinien 4:0

„Die Argentinier waren sichtlich beeindruckt von der Power der Deutschen. Es entstand ein riesenhaftes Loch im Mittelfeld, das die Deutschen konsequent ausnützten. Symbolhaft war, wie Burdisso minutenlang seinen Kollegen deutete, sie sollen soch ein wenig weiter zurück kommen, um einen Spielaufbau zu ermöglichen.“ – Für Diego Maradona war es wohl die schlimmste Niederlage seines Fußballerlebens: Argentinien hatte im WM-Viertelfinale gegen die in diesem Spiel überragenden Deutschen nie auch nur den Funken einer Chance. Das blutjunge deutsche Team hingegen deutete an, wozu es fähig sein kann. By deconstructing Diego.

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Platz 5 | Weltmeisterschaft | Deutschland – Uruguay 3:2

Deutschland - Uruguay 3:2

„Beide Teams suchten nun die Entscheidung möglichst schon in der regulären Spielzeit, hatten aber keine panische Angst vor einer Niederlage – so wogte das Spiel hin und her, mit mehr Ballbesitz für Deutschland und mehr Geradlinigkeit auf Seiten der Südamerikaner.“ – Und nochmal die Deutschen. Aber vor allem: Uruguay! Die Südamerikaner waren die Überraschung bei der WM, das Team des zum besten WM-Spieler gewählten Diego Forlán belegte letztlich den vierten Rang. Nach einem flammenden Plädoyer für die Beibehaltung des kleinen Finales. Denn es war eine sensationelle Partie, geführt mit offenem Visier.

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Platz 4 | EM-Qualifikation | Belgien – Österreich 4:4

Belgien - Österreich 4:4

„Kavlak war laufstark, trickreich, mit dem Blick für den Mitspieler. Er riss das Spiel an sich, war in dieser Phase der klar beste Mann am Platz. Umso unverständlicher, dass er nach 56 Minuten den Platz für Jimmy Hoffer verlassen musste – die reinste Selbstkastration.“ – Wer hätte das gedacht? Das ÖFB-Team kann mit den Secondos in der Offensive tatsächlich einen gepflegten Fußball spielen, wie das beim hochdramatischen 4:4 in Brüssel deutlich wurde. Wenn man sie denn lässt. Denn der Teamchef hatte im einzigen signifikanten Länderspiel des Jahres etwas gegen den Sieg. Denn dann kamen die Wechsel.

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Platz 3 | Deutsche Bundesliga | Mainz – Dortmund 0:2

Mainz - Dortmund 0:2

„Bei Dortmund beteiligten sich wirklich alle Spiele am ganzen Platz am Pressing. So war es in der 26. Minute Außenverteidiger Schmelzer, der durch seine aggressive Bewegung Richtung Bungert dessen Fehlpass provozierte, der zum nicht unverdienten 1:0 durch Mario Götze geführt hat.“ – Die beiden Mannschaften, die den Herbst in der deutschen Bundesliga bestimmt haben, im direkte Duell. Es war ein Festival des konsequenten Pressing, das für beide Teams richtungsweisend war. Denn für Mainz war nach diesem Spiel der Höhenflug beendet, der BVB zog weiter voll durch. Die Mainzer fanden in Dortmund ihren Meister.

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Platz 2 | Weltmeisterschaft | Chile – Spanien 1:2

Chile - Spanien 1:2

„Die Chilenen waren die erste Mannschaft seit Ewigkeiten, welche die Spanier nicht nur mit spielerischen Mitteln kontrolliert, ja beinahe knebelt – und nicht mit extrem disziplinierter Defensive entnervt.“ – Das beste Team der Endrunde in Südafrika gegen das aufregendste, und noch dazu ging es für beide noch um das Weiterkommen: Bei all den spannenden Partien in der K.o.-Phase ging dieses extrem gute und hochinteressante Match in der Erinnerung etwas unter. Letztlich setzten sich die Spanier durch, weil sie kaltschnäuziger waren, dank des Ergebnisses im Parallelspiel kamen beide weiter. Nach einem echten Kracher.

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Platz 1 | Primera Division | Barcelona – Real Madrid 5:0

Barcelona - Real Madrid 5:0

„Barcelona sammelte zwei Drittel Ballbesitz. Was auch deshalb möglich war, weil Real körperlich überhaupt nicht dagegen hielt! In den ersten 30 Minuten gab es ein einziges (!) Foul. Das mit dem Räume eng machen klappte also nicht, physisch hielt Real nicht dagegen, und so verdiente sich Barcelona das 2:0 vollauf. Real war schlicht nicht anwesend.“ – Das wohl meistgehypte Spiel des Herbstes, es war eine einzigartige Machtdemonstration des FC Barcelona. Zu keinem Zeitpunkt hatte das Starensemble aus Madrid auch nur die geringste Chance, es gab schließlich die ärgste Vernichtung seit Generationen. Und für José Mourinho seine schlimmste Demütigung.

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Das Team von Ballverliebt bedankt sich für das Interesse im Jahr 2010 und wir würden uns freuen, wenn ihr unsere Analysen auch im Jahr 2011 fleißig lest. Ein gutes neues Jahr euch allen!

(phe/tsc/gpi)

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Day 12 / A – Die Spielintelligenz macht’s https://ballverliebt.eu/2010/06/22/day-12-a-die-spielintelligenz-machts/ https://ballverliebt.eu/2010/06/22/day-12-a-die-spielintelligenz-machts/#comments Tue, 22 Jun 2010 18:05:24 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2315 Day 12 / A – Die Spielintelligenz macht’s weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Tag 12 – Gruppe A | Der Gastgeber kommt gegen die komplett implodierende Equipe Tricolore immerhin zum Ehrensieg – warum Uruguay und Mexiko ins Achtelfinale einziehen, zeigen sie aber im direkten Duell. Das ein hochinteressantes taktisches Lehrspiel war.

Südafrika – Frankreich 2:1 (1:0)

Südafrika - Frankreich 2:1

Bunt durchgewürfelt – so präsentierten beide Teamchefs ihre Mannschaften. Die Franzosen spielen nach den diversen Eklats mit Squillaci (statt Abidal), Clichy (statt Evra), Alou Diarra (statt Toulalan), Gourcuff (statt Malouda), Cissé (statt Anelka) und Gignac (statt Govou) – unverändert blieb dafür das 4-3-3. Gourcuff, der in der Mittelfeldzentrale für die Kreativität zuständig war, konnte sich allerdings nicht wie gewünscht in Szene setzen, Gignac fühlte sich auf der linken Seite sichtlich nicht wohl. Zudem bekam Gignac von Sagna hinter ihm sehr wenig Unterstützung. Etwas besser lief es auf der linken Seite, wo Clichy den aktiven aber auch eher wirkungslosen Ribéry etwas besser unter die Arme greigen konnte. Wirklich gefährlich nach vorne zum bulligen Cissé brachte aber keiner etwas – seine beste Szene hatte er, als er einen Konter über die rechte Seite praktisch alleine vortrug. War sicher auch nicht im Sinne des Erfinders, Konterstürmer ist Cissé nun wirklich keiner. Nach einer Stunde kam dann der spielstärkere Henry für den Panathinaikos-Legionär.

Parreira brachte nicht nur vier neue Spieler (Ngcongca links hinten für Gaxa, Khubani für Letsholonyane sowie Sibaya für Dikgacoi im defensiven Mittelfeld, dazu Parker als hängende Spitze für den Mittelfeld-Mann Modise), sondern eben mit dem 4-4-2 auch ein neues System. Pienaar kam vermehrt über die rechte Seite, hatte aber wie Tshabalala auf der anderen einige Freiheiten, zudem hatten die beiden mit der zweiten Spitze vorne nun mehr Anspielstationen. Die beiden zentralen Defensiven hatten Gourcuff gut im Griff, Diarra und (der heute extrem schwache) Diaby waren defensiv gebunden.

Die Südafrikaner standen einigermaßen hoch und störten den französischen Spielaufbau früh (was ihnne die Franzosen aber nicht allzu schwer machten) und gingen dann auch in Führung – nach einem Eckball, den Torhüter Lloris falsch einschätzte und bei dem Diaby gegen Torschützen Khumalo nicht gut aussah. Die Gastgeber hatten damit sichtlich an Selbstvertrauen getankt, und der Ausschluss von Gourcuff (nach einem frontalen Ellbogencheck im Luftkampf) schien die Franzosen endgültig zu erlegen. Es dauerte nämlich ewig, ehe Ribéry und Gignac reagierten und sich ins Mittelfeld zurück rückten. So spielten die Bleus minutenlang mit einem 4-2-3, und die Südafrikaner nützten die Räume im Mittelfeld weidlich aus. Das 2:0, erneut sah Diaby nicht gut aus, war die logische Folge.

In der Pause brachte Domenech dann Malouda für den auf der rechten Seite nicht besonders effektiven Gignac, mit der Folge, dass sich Malouda und Ribéry auf links gegenseitig den Platz wegnahmen (weil keiner der beiden in der Mitte spielen möchte), rechts dafür vor Sagna de facto gar keiner mehr war. Die Südafrikaner machten weiterhin mächtig Druck, vor allem die linke Seite über den starken Außenverteidiger Masilela machte viel Druck gegen den alleine gelassenen Sagna, dazu hätte alleine Mphela zwei Treffer machen müssen. Bis auf Clichy, Ribéry und dem vorne fleißigen, aber ziemlich in der Luft hängenden Henry machte bei den Franzosen nun keiner den Eindruck mehr, sich wirklich gegen die Niederlage stemmen zu wollen. So überrascht es nicht, dass ausgerechnet Ribéry es war, der die sich aufgrund der nun natürlich stürmischen Südafrikaner bietenden Räume nützte und Malouda das Anschlusstor auflegte.

Was den Südafrikanern sichtlich so ein wenig den Schwung nahm – damit war klar, dass es nicht für das Achtelfinale reichen würde. Der allerletzte Zug zum Tor, wie er über lange Zeit zuvor erkannbar war, erlahmte merklich. Und als Domenech dann noch Govou für die rechte Seite einwechselt hatte (Malouda hatte sich indes mit der Tolle im Zentrum abgefunden), brachte das endgültig Beruhigung für das französische Spiel. Den Südafrikanern fehlte nun die Kraft und auch der letzte Nachdruck, auf weitere Tore zu gehen – wozu auch.

Fazit: Die Südafrikaner zeigten noch, dass im Team durchaus Qualität steckt, gewinnen absolut verdient und gehen erhobenen Hauptes. Die Franzosen ließen sich eine Stunde von den Gastgebern überrollen und verlieren daher auch folgerichtig. Viele Lichtblicke außer Ribéry gibt’s bei den Franzosen nicht.

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Mexiko – Uruguay 0:1 (0:1)

Uruguay - Mexiko 1:0

Gegen die Franzosen war es auf Seiten der Mexikaner vor allem Linksverteidiger Salcído, der über seine Seite das grandiose Spiel der Tri aufzog. Urguays Teamchef Óscar Tabárez hat das natürlich gesehen und versuchte, dessen Offensivdrang zu nehmen. Es oblang in erster Linie Diego Pérez, die Wege von Salcído zu stören, unterstützt von Maxi Pereira, und es gelang: Zwar war Salcído viel am Ball, viel Zielbringendes nach vorne bracht der Eindhoven-Legionär aber nicht zu Stande. Kein Wunder, dass die beste Chance der Mexikaner ein Gewaltschuss aus dreißig Metern war.

Aber auch die anderen Mexikaner brachten wenig zu Stande. Stoßstürmer Cuauhtémoc Blanco, statt des verletzten Vela als Außenangreifer aufgeboten, war auf rechts ein kompletter Flop. Zum einen fehlte es ihm an der Geschwindigkeit, zum anderen and er Hilfe des recht defensiv denkenden Außenverteigers Osorio. So hing Blanco rechts draußen komplett in der Luft; sodass er mit Fortdauer der ersten Hälfte immer weiter zum wesentlich agileren Guille Franco in die Mitte zog. Franco konnte sich damit etwas mehr ins Mittelfeld fallen lassen, um seine dort festhängenden Kameraden zu unterstützen.

Das Mittelfeld der Urus presste nämlich vor allem zu Beginn der Partie schon auf Höhe der Mittllinie konsequent, störten den Spielaufbau von Márquez und Torrado im Zentrum komplett, und stießen vor allem über Álvaro Pereira, der in Blanco defensiv keine relevanten Gegenspieler hatte und weil Osorio sich sehr zurückhielt, über ihre linke Seite nach vorne. Die Mexikaner verlegten sich gewzungenermaßen immer mehr auf lange Bälle, womit der schmächtige Giovani gegen die Schränke in der Uru-Defensive komplett aus dem Spiel war.

Durch den kaum gebremsten Offensivdrang von Álvaro Pereira konnt sich Suárez ziemlich ins Zentrum orientieren, war Forlán erlaubte, hinter den Spitzen mit seiner extremen Laufstärke als Spielmacher das Spiel aufzuziehen. Durch das gute Ausnützen der strategischen Überlegenheit ging die 1:0-Pausenführung der Südamerikaner absolut in Ordnung. Mexikos Teamchef Aguirre reagierte auf die Unterlegenheit seines Teams und den Spielstand im Parallelspiel (in dem Südafrika 2:0 führte) und brachte mit Barrera einen offensiveren Spiele auf die linke Seite statt Guardado, um Salcído besser zu unterstützen.

Weil sich aber Pérez äußerst kosequent um den neuen Mann kümmerte, verpuffte diese Maßnahme komplett, und am Spiel änderte sich gar nichts. Weswegen Aguirre nach etwa einer Stunde seine Formation komplett umdrehte: Er ließ die Viererkette auf und stellte auf 3-4-3 um: Castro kam für Innenverteidiger Moreno ins linke Halbfeld, der Sechser Márquez rückte in die zentrale Verteidigung zurück, Salcído ging ins linke Mittelfeld, Barrera wechselte auf die rechte Außenbahn, wo er Giovani unterstützen sollte. Zudem kam mit dem quirligen Hernández ein Mittelstürmer für den verschenkten Blanco, Franco war nun Rechtsaußen – ein radikaler Umbau gegen die immer noch extrem hoch verteidigenden und vor allem die Zentrale komplett zustellenden Uruguayer, um das Spiel wieder mehr in die Breite zu ziehen.

Und prompt rissen Barrera und Giovani die Seite von Uru-LV Fucile komplett auf, weil sich dieser nun ohne viel Unterstützung gleich zwei schnellen Leuten gegenüber sah – und sich logischerweise auch sofort Gelb abholte. Die Mexikaner hatten nun – natürlich auch, weil die Uruguayer ob der für sie komfortablen Gruppensiutation etwas zurückfallen ließen – ihre beste Phase im gesamten Spiel. Und wäre es notwendig gewesen, der Ausgleich wäre nur noch eine Frage der Zeit gewesen, hätte nicht das französische Anschlusstor im Parallelspiel das bis dahin hochinteressante Spiel zerstört, weil somit die Luft komplett raus war und sich beide Teams mit dem Resultat arrangierten.

Fazit: Uruguay  schaffte es eine Stunde lang hervorragend, die Mexikaner in Schach zu halten und darf sich daher über den Sieg freuen. Die Frage, ob die Tri noch den Ausgleich geschafft hätte, wenn sie es in der letzten Viertelstunde noch nötig gewesen, ist müßig – es hätte keinen Unterschied mehr gemacht.

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Das war die Gruppe A: Der Gastgeber Südafrika versuchte es vor allem mit Schwung und Heimvorteil, die mangelnde sportliche Klasse auszugleichen. Weil das aber nur in drei Halbzeiten (die 2. gegen Mexiko und beide gegen Frankreich) funktionierte, reichte es schon zu Recht nicht für das Achtelfinale, aber schämen muss sich die Bafana Bafana sicher nicht. Die katastrophale Bild, welches die Franzosen abgaben, mag man als gerechte Strafe für die umstrittene Qualifikation sehen. In der Mannschaft stimmte gar nichts, es war ein wildes Jeder gegen Jeden – und im Grunde war es nur Franck Ribéry, der im ganzen Tohuwabohu Verantwortung übernahm. Es wäre keine Überraschung, sollte Laurent Blanc ihn zum Kapitän machen.

Dass es die beiden lateinamerikanischen Teams sind, die weiterkommen, geht absolut in Ordnung. Gruppensieger Uruguay zeigte sich hinten extrem sicher, die Qualität im Angriff war eh keine Überraschung. Zudem verstanden sie es, die in der ersten Hälfte gegen Südafrika und im Spiel gegen Frankreich so großartige Mannschaft aus Mexiko hervorragend in Schach zu halten. Die Tri ist eine Mannschaft mit der richtigen Mischung, die hervorragenden Fußball zeigen kann und, das hat vor allem das Spiel gegen Uruguay gezeigt, mitten unter dem Spiel das komplette System über den Haufen werfen kann und damit alles besser wird.

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Day 7 – Hollywood https://ballverliebt.eu/2010/06/18/day-7-hollywood/ https://ballverliebt.eu/2010/06/18/day-7-hollywood/#respond Fri, 18 Jun 2010 00:40:40 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2264 Day 7 – Hollywood weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Tag 7 | Argentinien dreht Südkorea einmal auf links. Die Mexikaner führen die Franzosen vor, indem sie ihnen zeigen, wie variables Offensivspiel geht. Und, eigentlich unglaublich: Griechenland spielt mit zehn Nigerianern Hollywood und erdrückt diese in offensivem Dauerdruck!

Argentinien – Südkorea 4:1 (2:1)

Argentinien - Südkorea 4:1

Maradona veränderte sein Team gegenüber dem 1:0 über Nigeria nur geringfügig – Maxi Rodríguez kam für den angeschlagenen Verón in die Mannschaft. Nicht verändert hat sich aber die windschiefe Formation: Jonás Gutiérrez war wieder der Alleinunterhalter auf der rechten Seite, was ihm diesmal aber wesentlich weniger gelang als gegen Nigeria – weil er auch sehr wenig Unterstützung hatte, denn Tévez spielte diesmal vermehrt über die linke Seite.

So war das argentinische Spiel ganz extrem linkslastig: Mit einem deutlich verbesserten Di María, der ja nun mit Tévez einen Mitspieler auf seiner Seite vor sich hatte, dazu Messi noch einen zweiten Aufbauspieler, der viel über diese Seite kam, plus Higuaín, der als Sturmspitze im Zentrum wartete. Auf der anderen Seite aber: Nichts. Nur Jonás Gutiérrez, der ein armer Hund war; zwar oft den Ball hatte, aber wenig damit anfangen konnte. Kein Wunder also, dass kein einziges der vier Tore mit seiner Seiter auch nur das geringste zu tun hatte.

Umso erstaunlicher aber, dass es die Südkoreaner diesmal nie vermochten, dieses Manko auch nur im Ansatz auszunützen. Zumal Park Ji-Sung diesmal nicht direkt in der Mittelfeld-Zentrale spielte, sondern in einem 4-4-1-1 vorgerrückt hinter Park Chu-Yong aufgestellt war. Was negative Folgen hatte: Messi konnte sich problemlos bis auf die Sechserposition zurückfallen lassen, sich dort die Bälle holen, und mit schnellen Solo-Läufen oder via Doppelpass mit Mascherano und/oder Maxi Rodríguez den flinken Weg nach vorne suchen konnte. Die koranische Defensivabteiltung stand diesen Aktionen oft eher hilflos gegenüber. Dass Demichelis mit seinem peinlichen Leichtsinnsfehler das Gegentor verschuldete, sorgte dafür, dass die Argentinier in der zweiten Hälfte noch wach bleiben musste. Was der verletzungsbedingte Ausfall von Samuel bedeuten könnte, wurde nicht klar, zu harmlos waren die Koreaner.

Zudem nützten die robuten Argentinier ihre physische Überlegenheit bei Standardsituationen und profitierten auch von Unzulänglichkeiten der Südkoreaner im Stellungsspiel. Das Eigentor zum 0:1 mag noch Pech gewesen sein, das Abwehrverhalten beim 0:2 war aber schon sehr mangelhaft. Enttäuschend war die Leistung der Koreaner als Ganzes, auch nachdem Teamchef Huh in der Pause den jungen Ki rausnahm und dafür den routinierteren Kim Nam-Il brachte. Damit brachte er zwar etwas Beruhigung ins defensive Mittelfeld, beraubte sich aber der Optionen nach vorne, weil der 33-Jährige im Spielaufbau nicht den Schwung des 21-jährigen Ki mitbringt.

Eine Viertelstunde vor Schluss reagierte die argentinische Bank auf die zunehmende Wirkungslosigkeit von Tévez auf der linken Seite und brachte Kun Agüero – eine Maßnahme, die sich sofort bezahlt machte. Agüero unterstützte Messi in der Zentrale und zog die beiden Bilderbuch-Konter mit seinem jungen Kollegen gemeinsam auf und ermöglichte Hugaín seinen Hattrick – worauf sich dieser zehn Minuten vor dem Schluss seinen Abgangsapplaus abholen durfte.

Fazit: Die Argentinier gewinnen vierdient, weil sie die Schwächen der Koreaner ausnützten und offensiv einfach deutlich mehr Power hatten, zwei Standards und zwei wunderschöne Konter abschlossen. Interessant wird, wie das Spiel ohne den gelbgesperrten Jonás Gutiérrez aussehen wird – der mutmaßliche Back-up Otamendi kann das in dieser Form nicht spielen. Die Koreaner brauchen nun ein Erfolgserlebnis gegen Nigeria, das sollte aber trotz der hohen Niederlage möglich sein – vor allem nachdem die Nigerianer gegen die Griechen genau gar nichts zeigen konnten.

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Griechenland – Nigeria 2:1 (1:1)

Griechenland - Nigeria 2:1

Wer hätte das gedacht? Maurermeister Otto Rehhagel entdeckt auf seine alten Tage sogar noch den Offensiv-Fußball! Auch, wenn’s einen Anlass wie den saublöden Ausschluss des Nigerianers Sani Kaita brauchte. Denn Rehhagel ließ mit einem immer noch eher vorsichtigen 3-5-2 beginnen, mit drei echten Innenverteidigern (Kyrgiakos, Papadopoulos und Papastathopoulos), dazu gelernte Außenverteitiger im Mittelfeld (Vyntra rechts und Torosidis links), einem klassischen Sechser (Tziolis), zwei potentiellen Spielgestaltern im Halbfeld (Karagounis und Katsouranis), einem offensiven Freigeist (Salpingidis) und einer statischen Sturmspitze (Gekas). Das Mittelfeld versuchte, den Nigerianern mittels Pressing die Zeit für den Spielaufbau zu nehmen, was ganz gut gelang. Selbst wurden die Griechen aber auch nicht torgefährlich.

Die Nigerianer wurden von Lars Lagerbäck diesmal mit einem 4-4-1-1 auf den Platz geschickt, vorne mit Centerstürmer Aiyegbeni und mit Odemwingie als hängende Spitze; Kalu Uche rutsche im linken Mittelfeld für Obasi in die Mannschaft. Schon früh auffällig: Die Außenverteidiger Taiwo und Odiah rückten extrem weit in die Zentrale, wodurch sie den Griechen außen viel Platz gaben, den diese aber nicht nützen konnten. Da weder die Nigerianer ein Mittel gegen das griechische Pressing fanden, noch die Griechen gegen die bullige Abwehr, die in der Zentrale Gekas zu viert zustellte, verlief das Spiel eine halbe Stunde lang ziemlich dröge, von Nigerias Freistoß-Zufallstor zum 1:0 aus heiterem Himmel (wieder war es Vyntra, der mit einem individuellen Fehler diesen verursachte – er verschuldete schon gegen Südkorea ein Gegentor) einmal abgesehen. Als aber in der 33. Minute mit Sani Kaita der rechte Mittelfeld-Mann der Nigerianer zu Recht ausgeschlossen wurde, setzte Rehhagel alles auf eine Karte.

Er brachte sofort mit Samaras einen schnellen, kopfballstarken Stürmer für Papastathopoulos aus der Dreier-Abwehrkette und stellte nominell auf ein 4-3-3 um, dass sich in der Praxis aber eher als 2-5-3 darstellte. Heißt: Nur noch zwei Verteidiger hinten, das Fünfer-Mittelfeld wie gehabt, und vorne Samaras als ständiger Unruheherd zu Salpingidis und Gekas dazu. Zudem blühte der zuvor unsichtbar Katsouranis auf, Karagounis fing das Spiel nun auch tatsächlich zu lenken an. Die Folge: Die nigerianische Defensive, welche die Flanken immer noch bereitwillig herschenkte, sah mit sich einem Dauerdruck wütend anrennender Griechen konfrontiert, den man in dieser Form noch nie gesehen hat. Dass die Hellenen noch vor der Pause den Ausgleich erzwingen konnten, war wichtig und da schon überfällig.

Lagerbäck reagierte in der Pause und brachte für Odemwinige nun Obasi, der das durch den Ausschluss entstandene Loch rechts stopfen und Konter einleiten sollte. Das funktionierte einmal ganz gut, nur scheiterte er am starken griechischen Schlussmann Tzorvas. Auf der anderen Seite war es der überragende Torhüter Enyeama, der mit sehenswerten Paraden das 1:1 für die nun im Grunde hoffnungslos unterlegenen Afrikaner rettete. Dass ein klarer Fehler von ihm – er ließ einen Schuss prallen, Torosidis staubte ab – zum 1:2 führte, ist bitter für ihn, aber ohne seine Glanzleistungen zuvor wäre dieses hochverdiente Tor schon viel früher gefallen.

Fazit: Unglaublich, aber wahr – Die Griechen überzeugten mit druckvollem Power-Offensivfußball gegen, zugegeben, numerisch unterlegene Nigerianer. Das Pech der Griechen: Nun wartet Argentinien. Die Nigerianer fanden schon mit elf Spielern offensiv nicht statt und hatten über das Spiel gesehen nicht den Funken einer Chance. Ohne klare Leistungssteigerung werden die Super Eagles auch gegen Südkorea keine haben.

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Frankreich – Mexiko 0:2 (0:0)

Frankreich - Mexiko 0:2

Die Zeit war für Frankreichs Teamchef Domenech nach dem enttäuschenden 0:0 gegen Uruguay gekommen, etwas umzustellen. Und er tat es: Der enttäuschende Gourcuff raus, Ribéry nominell von links in die Mitte, dafür Malouda neu ins Team nach links. So sah es auf dem Papier aus, aber die vier offensiven Kräfte der Franzosen – eben Malouda und Ribéry, dazu Govou rechts und Anelka in der Spitze – rochierten sehr viel. Vor allem Ribéry tauchte eigentlich überall auf, aber auch Anelka ging mitunter auf links, dafür Govou in die Mitte und Malouda blieb etwas zurück. Das sah alles ganz gefällig (wenn auch mitunter etwa unkoordiniert) aus, brachte aber nicht den gewünschten Effekt – sprich, echte Torgefahr.

Diese entwickelten schon viel eher die Mexikaner, obwohl diese ihre Grundausrichtung eher in Abwarten und Gegner kommen lassen bestand. Zu Beginn des Spiels klappte das noch nicht, weil alle Konterbemühungen über den von den Franzosen zugestellten Mittelkreis gingen – also, entweder von außen in die Zentrale, oder gleich von dort ausgehend. Das besserte sich aber mit Fortdauer der ersten Hälfte, als vor allem Salcído auf links immer öfter unter konsequenter Umgehung der Zentrale den Weg nach vorne suchte (weil er ob des praktisch inexistenten Govou auch jede Menge Zeit dazu hatte), dort unterstützt von den wieselflinken Vela und Giovani.

Dass Aguirre aus seiner mexikanischen Mannschaft im Gegensatz zu Domenech aus der seinen eine in sich funktionierende Mannschaft geformt hat, zeigte sich spätestens nach einer halben Stunde, als der starke Vela mit einer Hamstring-Verletzung ausgetauscht werden musste. Pablo Barrera nahm seinen Platz im Team ohne Reibungsverluste ein; Giovani übernahm halt vorne etwas mehr Verantwortung. So war der 21-Jährige zunächste der klare Boss im mexikanischen Angriff, denn Guille Franco war hauptsächlich mit Wortgefechten mit dem Schiedsrichter zu Gange. Dass Aguierre ihn nicht zur Halbzeit in der Kabine ließ, ist schon ein wenig verwunderlich.

Dafür nahm Domenech den lauffreudigen, aber unglücklichen Anelka raus und brachte für ihn Gignac – und schwächte so seine Mannschaft vorentscheidend. Denn Gignac stand nur vorne drin und wartete auf Anspeiele (und versiebte die wenigen, die kamen, kläglich). Ribéry ging nun auf links, war dort bei Osorio aber gut aufgehoben, Malouda ging in die Mitte und zeigte, dass er sich dort nicht wohl fühlt. Der wie im ersten Spiel unterirdische Govou durfte noch bis zur 69. Minute weitertraben, ehe er ausgewechselt wurde – aber nicht für den gedemütigten Henry, sondern für Valbuena. Der genauso wirkunggslos blieb wie Govou.

Denn die französische Mannschaft implodierte nach der Pause regelrecht. Keinerlei Laufbereitschaft war mehr erkennbar, kein Einsatz für den Mitspieler, kein Aufbäumen, nichts. Aguirre erkannte das natürlich und brachte für den defensiven Juárez Stürmer-Jungstar Hernández, weil er sah, dass ein Sieg gegen eine solche französische Mannschaft absolute Pflicht war. Diese Maßnahme fruchtete: Hernández erzielte prompt das 1:0, nachdem die Franzosen vergeblich auf Abseits gespielt hatten. Im Grunde war das Spiel entschieden, da konnte es sich Aguirre sogar leisten, die Immobilie Blanco zu bringen. Er wuchtete seinen massigen Körper noch eine halbe Stunde durch die Gegend und verwertete den Elfmeter zum 2:0, als die Entscheidung im Grunde längst gefallen war.

Denn die Mexikaner spielten nun vollends Hollywood mit Frankreich – hinten sicherten nur noch Osorio, Moreno und Rodríguez ab, sie standen dabei extrem hoch und hatten gegen die einfallslosen und statischen Franzosen keine Mühe. Davor teilten sich Torrado und Márquez die Spieleröffnung, Salcído rückte von links hinten endgültig ins linke offensive Mittelfeld, rechts übernahm diese Rolle Barrera, der junge Hernández spielte zentral, Giovani überall und Blanco war vorne die Spitze. Und aus dieser Grundformation rochierten die Mexikaner, dass es nur so eine Freude war und sich die Franzosen hinten und vorne nicht mehr auskannten. Das Elferfoul der heillos überforderten Abwehr vor dem 2:0 war die logische Folge.

Fazit: Die Franzosen fingen engagiert an, aber spätestens die Leistung in der zweiten Hälfte ist selbst mit „Bankrotterklärung“ fast noch zu wohlwollend beschrieben. Die Mexikaner erkannten dies und verarschten das französische Team gegen Ende regelrecht. So sind sie ein Kandidat für das Viertelfinale – mindestens.

(phe)

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