Del Neri – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Fri, 05 Nov 2010 10:48:12 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Doppelte angezogene Handbremse https://ballverliebt.eu/2010/11/04/doppelte-angezogene-handbremse/ https://ballverliebt.eu/2010/11/04/doppelte-angezogene-handbremse/#comments Thu, 04 Nov 2010 20:07:29 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3218 Doppelte angezogene Handbremse weiterlesen ]]> Beide Teams brauchten einen Sieg. Aber keine der beiden Mannschaften spielte auch so – Juventus Turin und die Salzburger Bullen trennen sich mit einem 0:0, das keinem weiterhilft. Das Spiel mutete seltsam an, weil bis zum Schlusspfiff keines der beiden Teams den Eindruck erweckte, mit aller Macht den Erfolg anzustreben.

Juventus Turin - RB Salzburg 0:0

Systematisch gab’s keine Unterschiede zum Hinspiel: Juve agierte auch im heimischen Olimpico mit einem 4-4-2, in dem die Mittelfeldreihe ziemlich auf einer Linie agierte und mit Del Piero als mitunter hängender Spitze hinter Amauri. Dafür musste der gelernte Außenstürmer Simone Pepe, wie zuletzt schon in der Serie A, als Linksverteidiger aushelfen. Zum einen aus der Not geboren – De Ceglie ist nicht fit – und zum anderen natürlich, um über diese Seite nach vorne aktiv werden zu können.

War nur in der ersten halben Stunde nicht. Die Turiner ließen den Salzburgern über weite Strecken den Ball, pressten auch nicht wirklich, sondern empfingen die Bullen hinter der Mittellinie mit der doppelten defensiven Viererreihe. Bei den Salzburgern spielte Jantscher statt des verletzten Dusan Svento, ansonsten war es das gewohnte Personal. Schiemer agierte als Sechser vor allem gegen den Ball extrem defensiv und ließ sich beinahe auf die Höhe der Innenverteidiger fallen, sobald Juve in Ballbesitz kam – und sei es 40 Meter vor ihm. Die Folge war, dass Krasic links und Marchisio rechts, sobald sie die Situation erkannte hatten, immer wieder kurz nach der Mittellinie nach innen zogen und sich des vielen Platzes bedienten. Somit wurden nachtürlich Schwegler bzw. Hinteregger immer wieder weit in die Mitte gezogen, was für Motta und vor allem Pepe Räume hätte schaffen können. Wenn diese ihn auch ausgenützt hätten.

Passives Juve, kontrolliertes Salzburg

Denn Juve wirkte wie schon beim 1:1 im Hinspiel gerade in der ersten halben Stunde extrem passiv, als ob man einen Salzburger Sturmlauf erwartet hätte. Der junge Manuel Giandonato (der 19-Jährige gab seine Startelf-Premiere) und Mohamed Sissoko im Zentrum agierten recht defensiv und schalteten sich nur zögerlich in die Offensive ein.

Bei den Bullen wechselten Zárate und Jantscher im Laufe der ersten Hälfte mitunter die Seiten, was sich allerdings kaum auswirkte. Der Chef im Salzburger Mittelfeld war ohnehin David Mendes da Silva: Der Holländer war nominell auf halblinks postiert, war aber im Grunde überall zu finden, wo es defensiv Löcher gab oder es offensiv nicht über die Flanken ging. Pokrivac indes war der Enforcer im Mittelfeld, er eroberte viele Bälle.

Nach einer halben Stunde (der gute Marchisio-Freistoß war wohl ein Weckruf) stieg Juve allerdings dann doch ein wenig auf’s Gas, nachdem die Bullen zwar das Spiel offen hielten, aber keine wirklich gefährlichen Aktionen vor das Tor bringen konnten. Hier passten Pepe (unterstützt von Marchisio) und Motta hervorragend auf, Wallner machte gegen Bonnucci und Legrottaglie keinen Stich.

Kurz nach der Pause reagierte Del Neri auf das nach vorne nicht überzeugende Spiel seiner Mannschaft und nahm mit Giantonato einen defensiven Mittelfespieler raus; dafür ging Marchisio nach halblinks, Pepe rückte ins Mittelfeld und der eingewechselte Liviero machte nun den Linksverteidiger. Das Signal war klar: Mehr Zug nach vorne im Mittelfeld, die Bullen mit mehr Offensivspielern weiter hinten binden. Juve machte die Räume im Mittelfeld nun wesentlich besser eng als vor dem Seitenwechsel; die Turiner versuchten nun vermehrt, den ballführenden Salzburger quasi einzukesseln.

Die Italiener (ja, bei Juve waren immerhin neun solche auf dem Platz) konnten nun das Spiel schon auf Höhe der Mittellinie kontrollieren und kamen mit schnellen Steilpässen auch vermehrt vor das Salzburger Tor – ohne allerdings viel damit anfangen zu können. Andererseits aber versuchten nun auch die Bullen den vermehrten Platz hinter der Juve-Mittelfeldreihe auszunützen, vor allem Schiemer traute sich vermehrt in den offenen Raum.

Del Neri bringt die Kindergarten-Fraktion

Nach einer Stunde nahm Del Neri dann den recht wirkungslosen Krasic vom Platz und brachte mit ÖFB-Junior Marcel Büchel (das ist der, den Andi Heraf vor der U19-EM öffentlich zur Sau machte) eine frische Kraft für die linke Seite; Simone Pepe wechselte auf rechts. Der Wuschelkopf fügte sich recht ordentlich ein. Stevens reagierte auf die aufgerückte Mittelfeldreihe der Turiner, indem er Christoph Leitgeb für Pokrivac einwechselte. Er sollte als offensiv stärkerer Spieler diese Räume ausnützen; der Blondschopf war auch gleich viel unterwegs – links, rechts, zentral, aber Zug zum Tor war nicht sofort zu erkennen.

Juventus - Salzburg 0:0 (Schlussphase)

Doch je näher sich das Spiel seinem Ende näherte, desto mehr legten die Bullen ihre Angst vor einem Gegentor ab, Leitgeb und Jantscher suchten und fanden sich nun häufiger, und gegen den offensiv unsichtbaren Pepe traute sich auch Hinteregger immer mehr nach vorne – Salzburg kontrollierte das Spiel ab der 70. Minute (wenn auch immer noch mit nicht ganz gelöster Handbremse), Juve fand kaum mehr statt. Weshalb Del Neri mit Giannetti einen weiteren Jungspund vor die Spitze brachte und im Mittelfeld auf eine Dreierkette umstellte (Sissoko, Marchisio, Büchel), mit Del Piero zentral hinter den Spitzen Giannetti und Amauri – also auf ein 4-3-1-2.

Juventus versuchte in der Nachspielzeit noch, das goldene Tor doch noch zu erzielen, aber mehr als eine schaumgebremste Schlussoffensive war auch das nicht. Seltsamerweise schienen beide Teams mit der torlosen Punkteteilung nicht ganz unzufrieden zu sein. Zu der es letztlich auch kam.

Fazit: Ein 0:0 mit zwei Verlierern

Angesichts der Ausgangsposition in der Gruppe – beide Mannschaften brauchten einen Sieg – mutet dieses Spiel äußerst seltsam an. Denn beide Mannschaften schienen über weite Strecken des Spiels kein allzu großes Problem damit zu haben, mit einem 0:0 aus der Partie zu gehen – bei Salzburg war das Bemühen noch etwas mehr zu erkennen. Aber das Signal, das Juve-Coach Del Neri mit dem Einwechseln seiner Kindergarten-Fraktion setzte, war schon etwas seltsam. Wenn man keine echten Optionen mehr auf der Bank hat (so wie etwa die Bayern in Cluj), dann lässt man Wechsel halt bleiben.

So gab’s beiderseitige Kontrolle im Mittelfeld, wenige sprühende Ideen nach vorne, mehr Handwerk als Glanz. Die Vorteile im Spielverlauf pendelten immer wieder leicht, letztlich konnte sich aber keine Mannschaft als die Bessere etablieren. Womit das 0:0 im Endeffekt zwar korrekt ist, aber keinem auch nur irgendwas weiterhilft.

(phe)

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Gute Wechsel retten Juve den Punkt https://ballverliebt.eu/2010/10/22/gute-wechsel-retten-juve-den-punkt/ https://ballverliebt.eu/2010/10/22/gute-wechsel-retten-juve-den-punkt/#comments Fri, 22 Oct 2010 15:01:10 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3053 Gute Wechsel retten Juve den Punkt weiterlesen ]]> Salzburg holt den ersten Punkt in der laufenden EL-Gruppenphase. Gegen eine recht biedere Mannschaft von Juventus Turin zeigten die Bullen eine ordentliche Leistung, sodass das Resultat von 1:1 absolut in Ordnung geht. Gelungene Wechsel von Juve-Coach Del Neri retteten den Rossoneri in der zweiten Hälfte den Punkt.

RB Salzburg - Juventus Turin 1:1

Der italienische Fußball ist komplett am Sand. Das zeigte sich bei der WM recht deutlich. Das zeigt sich aber auch auf Klub-Ebene, wie bei der schockierenden Leistung von Milan bei Real Madrid. Und das wurde auch beim recht uninspirierten Auftritt von Juventus in Salzburg einigermaßen klar. Nur Inter ist da international noch relevant – dort spielen aber keine Italiener.

Konservative Formationen

Bei Juventus waren es im Europa-League-Spiel in Salzburg deren sieben. Juve-Trainer Gigi del Neri ließ sein Team in einem 4-4-2 auflaufen, in dem mit Alessandro del Piero einer der beiden Stürmer etwas zurückgezogen agierte; aber oft nicht weit genug hinten, um es wirklich als 4-4-1-1 bezeichnen zu können. Bei den beiden Spielern im zentralen Mittelfeld orientierte sich Sissoko eher nach hinten, Marchisio eher nach vorne. Von den Flügeln war der Uruguayer Jorge Martínez auf rechts der etwas aktivere der beiden, er hatte im jungen Martin Hinteregger bei dessen Europacup-Debüt einen eifrigen Gegenspieler. Simone Pepe auf der anderen Seite kam gegen Christian Schwegler überhaupt nicht zur Geltung.

Bei Salzburg wurde offenkundig, dass sich die Mannschaft als Außenseiter wesentlich leichter tut. So war die Aufstellung von Stevens diesmal gut durchdacht und erfüllte ihren Zweck. Die zentralen Positionen in der offensiven Kette im 4-1-4-1 waren mit David Mendes da Silva und Nikola Pokrivač mit eher defensiven Akteuren besetzt. Die beiden rückten so nach hinten, wenn es notwendig war. Andererseits glänzte aber Mendes da Silva mit einigen guten Bällen nach vorne und Pokrivač als Unterstützung von Hinteregger und Švento auf der vor der Pause deutlich aktiveren linken Salzburger Seite. Die rechte mit Gonzalo Zárate blieb blass, auch weil Mendes da Silva dieser Flanke eher die kalte Schulter zeigte.

Den Bullen wurde es von Juve aber nicht allzu schwer gemacht, das Spiel offen zu halten, denn die Turiner verzichteten vollständig auf jedes Pressing; Alessandro del Piero rieb sich in vielen Eins-gegen-Eins-Situationen auf und bremste jeden Angriffsversuch; an Simone Pepe auf der linken Angriffsseite lief das Spiel völlig vorbei. Durchdachter Spielaufbau suchte man bei Juventus vergebens. So durften sich die Italiener auch nicht beschweren, als Švento nach einem weiteren guten Pass von Mendes da Silva Grygera und Bonnucci austanzte und nach etwas mehr als einer halben Stunde auf 1:0 für die Bullen stellte. Angedeutet hatte sich das nicht, unverdient war es aber auch nicht.

Gute Umstellungen von Del Neri

Salzburg - Juventus 1:1 (Zweite Hälfte)

In der Halbzeit stellte Del Neri dann um: Für den unsichtbaren Pepe kam Neuzugang Miloš Krasić für die rechte Seite, dafür wechselte Martínez auf die linke. Wie es seine Art ist, blieb Krasić aber nicht stur an der Seitenlinie, sondern zog immer wieder nach innen, mitunter bis in die andere Seite des Platzes. So machte er es auch vor seinem Tor drei Minuten nach Wiederanpfiff, auch wenn dieses umstritten war – der auf dem Hosenboden liegende Hinteregger reklamierte ein Foulspiel.

Auch wenn Krasić ansonsten keine wirkliche Alternative im Spiel nach vorne war, schaffte er es doch, Hinteregger und Švento zu binden und somit deutlich einzubremsen. Der auf die andere Flanke gewechselte Martínez konnte nun etwas mehr auf sich aufmerksam machen und hatte einige gute Szenen gegen Schwegler; Zárate kümmerte sich nicht allzu viel um die Defensivarbeit. Der Uru wandelte aber nach etwa einer Stunde hart am Ausschluss und war wohl nur noch einen bösen Blick zum Schiedsrichter von diesem entfernt, weshalb Del Neri reagieren musste. Er nahm Martínez vom Platz und brachte mit Felipe Melo einen Sechser.

Marchisio ging nun auf die Flanke und der eingewechselte Brasilianer übernahm dessen Posten im zentralen Mittelfeld. Und sofort schwang sich Felipe Melo auf, der beste Mann seiner Mannschaft zu werden. Defensiv hatte er (den für den angeschlagenen Mendes da Silva gekommenen) Leitgeb gut im Griff, und mit punktgenauen 40m-Pässen setzte er Amauri und Del Piero immer wieder gekonnt ein. Die Bullen hatten hier auch etwas Glück, nicht in Rückstand zu geraten – vor allem, nachdem Krasić einen starken Pass von Felipe Melo fahrlässigerweise allein stehend über das Salzburger Tor jagte.

Es muss allerdings gesagt werden, dass dies nun die einzige Form des Juve-Offensivspiels war. Weiterhin gab es keinerlei Pressing, kaum Druck über die Seiten, Del Piero war nur aus Freistößen eine Gefahr. Allerdings war es auf Salzburger Seite nicht so, dass das wirklich ausgenützt worden wäre: Wallner war bei den umsichtigen Innenverteidigern Chiellini und Bonnucci in guten Händen, Švento hatte nun mit Krasić zu tun und blieb spätestens bei Grygera (und später bei Marco Motta) hängen, Leitgeb kam gegen den starken Felipe Melo kaum zur Geltung und Zárate zeigte konstant wenig. So darf es durchaus verwundern, dass der Argenitinier erst zehn Minuten vor Schluss seinen Platz für Jakob Jantscher räumen musste.

Dieser zeigte sich dann gegenüber seiner schlechten Form der letzten Wochen etwas verbessert und auch durchaus aktiv und willig, aber der Siegtreffer gelang den Salzburgern nicht mehr. Auch, weil das ungarische Schiri-Gespann nicht auf die hirnlosen Reklamationen der Salzburger hereingefallen sind, der Pass auf den drei Meter im Abseits stehenden Roman Wallner wäre von einem Juve-Spieler gekommen – zwar wurde der Pass fraglos von einem italienischen Bein abgefälscht; um das Abseits aufzuheben, muss aber eine aktive Bewegung vorhanden sein – und die war eindeutig nicht gegeben.

Fazit: Neutralisation auf mäßigem Niveau

Keine Frage, mit eventuellem Champions-League-Niveau hatte dieses Spiel wenig bis gar nichts zu tun. Salzburg zeigte gemessen an den letzten Wochen aber eine durchaus ansprechende und taktisch zumeist recht durchdachte Leistung. Diese reichte, um eine wirklich nicht auf europäischem Niveau agierende Mannschaft von Juventus Turin in Schach zu halten.

Der Punkte geht für beide Mannschaften in Ordnung; Salzburg hatte etwas mehr vom Spiel und Juventus die etwas besseren Chancen. Auf das Potential des Gruppenersten Manchester City fehlen beiden Teams aber Welten.

(phe)

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