De Gea – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Tue, 11 Dec 2012 19:31:03 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.1 Man United von Athletic komplett zerlegt: Ein 2:3 mit Option auf Debakel https://ballverliebt.eu/2012/12/06/man-united-von-athletic-komplett-zerlegt-ein-23-mit-option-auf-debakel/ https://ballverliebt.eu/2012/12/06/man-united-von-athletic-komplett-zerlegt-ein-23-mit-option-auf-debakel/#comments Thu, 06 Dec 2012 14:19:33 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8131 Man United von Athletic komplett zerlegt: Ein 2:3 mit Option auf Debakel weiterlesen ]]> Auch, wenn United die Europa League nicht mit dem gleichen Ernst behandelt, wie man die Champions League behandeln würde: So war das von Sir Alex sicherlich nicht geplant. Sein Team wurde von Athletic Bilbao am Nasenring durch’s Old Trafford gezogen und kann von Glück reden, nicht sieben oder acht Tore kassiert zu haben. Die Basken waren in allen Belangen haushoch überlegen. Nur an David de Gea bissen sie sich die Zähne aus.

Manchester United – Athletic Club 2:3 (1:1)

Die mit 26 Charter-Maschinen angereisten Athletic-Fans kaperten die Stimmung auf den Rängen – in gleichem Maße, wie ihre Mannschaft das Spiel auf dem Rasen kaperte. Man achtete darauf, Ballkontrolle zu erlangen und vor allem, Manchester selbige nicht auch nur im Ansatz zu erlauben. Das geschah natürlich mit dem von Bielsa-Teams gewohnten heftigem Pressing, das vor allem die Zentrale zum Ziel hatte.

Ohne den verletzten Vidic und den geschonten Ferdinand spielten Chris Smalling und Jonny Evans in der United-Innenverteidiger, vor den beiden spielte Phil Jones als Sechser. Vor allem auf dieses Trio presste Athletic, was das Zeug hielt; eine geordnete Spieleröffnung konnte so natürlich nicht stattfinden. Entweder man behalf sich mit Querpässen auf Evra und Rafael, oder man drosch den Ball weit nach vorne.

Iturraspes Sonderrolle

Jon Iturraspe, der Sechser von Marcelo Bielsa, lässt sich üblicherweise zwischen die Innenverteidiger fallen, um den Außenverteidigern ein gefahrloses Aufrücken zu ermöglichen. Gegen das 4-4-1-1 von United machte Iturraspe das aber nicht, stattdessen stand er für seine Verhältnisse außerordentlich hoch und kümmerte sich um Wayne Rooney, der für die Hausherren als hängende Spitze hinter Javier Hernández spielte. Das machte er auch sehr gut, sodass Rooney kaum zur Geltung kam.

Daher orientierte sich Rooney mit Fortdauer der ersten Halbzeit immer mehr in Richtung der rechten Angriffsseite, um dort in der Schnittstelle zwischen Athletic-IV San José und dem (auch ohne die zentrale Absicherung durch Iturraspe recht weit aufrückenden) LV Aurtenetxe anspielbar zu sein. Das ging zweimal ganz gut, aber die Passversuche in den Strafraum fanden keine Abnehmer.

Athletic mit Vorteilen im Zentrum

Das Duell Iturraspe-Rooney nahm beide aus der Gleichung ein wenig heraus. Theoretisch standen sich nun im Zentrum als zwei Duos gegenüber: De Marcos und Herrera für Bilbao; Giggs und Jones für United. Dennoch hatte Athletic nicht nur Vorteile im Zentrum, sondern überrannte Manchester dort geradezu. Das war möglich, weil De Marcos und Herrera sehr wach waren, viele Bälle von United abfingen und, wenn United den Ball hatte, sofort draufpressen. Weil die beiden sehr viel rochierten und mit ihren kurzen, flinken Sprints Ryan Giggs so oft stehen ließen, dass dieser bald gar nicht mehr wirklich dagegen hielt.

Und auch, weil Linksaußen Iker Muniain einfach überall zu finden war – auch im offensiven Zentrum; genau wie sich Stoßstürmer Llorente oft zwischen die Reihen fallen ließ und Rechtsaußen Susaeta dank des ihm permanent hinterlaufenden Kollegen Iraola ebenso ins Zentrum ziehen konnte. Die Hausherren liefen der Musik in der Feldmitte gnadenlos hinterher und kamen nur dann selbst zu guten Möglichkeiten, wenn es gelang, mit schnellen Pässen flinker zu sein als Athletic in der Rückwärtsbewegung. In den zwei, drei Situationen, in denen Manchester das schaffte, gab es sofort Gefahr und Rooney besorgte nach einer zur kurzen Abwehr von Athletic-Goalie Iraizoz nach einem Hernández-Schuss das 1:0.

Athletic nicht geschockt und mit Vorteilen auf den Außenbahnen

Die Basken waren vom Gegentor aber nicht im geringsten irritiert – im Gegenteil, nun wurde noch mehr Druck ausgeübt. Der letzte Feldspieler von Athletic stand zuweilen kaum 40 Meter vom United-Tor entfernt. Allerdings gelang es Manchester dennoch auch über die Flügel nicht, ein wenig Kontrolle ins Spiel zu bringen. Denn auch dort waren die Gäste überlegen.

Das Problem war, dass die Außenverteidiger Rafael und Evra von den Außenstürmern des Gegners oft weit nach innen gezogen wurden und Uniteds Flügelspieler im Mittelfeld dadurch einerseits zur Defensivarbeit gezwungen waren und andererseits es an der Hilfe nach vorne fehlte. Ashley Young arbeitete dabei hervorragend gegen Aurtenetxe und konnte so seine Seite, gemeinsam mit Rafael noch halbwegs unter Kontrolle bringen – nach vorne ging aber gar nichts, weil Muniain auch defensiv extrem viel machte. Umso anfälliger war bei United dafür die andere Flanke, sodass Athletic vor allem dort United das Leben zur Hölle machte.

Das war möglich, weil vor Evra auch Park Ji-Sung einen deutlichen Drall Richtung Feld-Mitte hatte – vermutlich hatte er das Gefühl, Giggs in der Arbeit gegen den Ball unterstützen zu müssen. Das ließ allerdings den Raum für Iraola völlig frei, und der Rechtsverteidiger von Bilbao preschte nach vorne, was das Zeug hielt. Niemand stellte sich ihm in den Weg, und er musste auch defensiv nichts befürchten – denn wenn Giggs zu seinen zweifellos geschickten Pässen nach vorne ansetzte, waren immer noch San José und Javi Martínez da, um auszubügeln.

Nur De Gea hält dagegen

Logischerweise wurde kurz vor der Halbzeit längst überfällige Ausgleich über die rechte Angriffsseite der Basken eingeleitet, ehe Llorente per Kopf verwertete. Wie überhaupt es Manchester alleine dem glänzend spielenden Torhüter David de Gea zu verdanken hatte, dass die Gäste nicht da schon längst enteilt waren. Manchester war im eigenen Stadion im Würgegriff des Gegnern und hatte nicht die geringste Idee, wie man sich daraus befreien konnte.

Woran sich erstaunlicherweise auch nach der Halbzeitpause zunächst nichts änderte. Im Gegenteil: Wie auf einer schiefen Ebene rollten die blitzschnellen Angriffe auf De Gea zu, der allerdings alles hielt, was auf sein Tor kam. Der massive Unterschied zwischen den Teams wurde aber auch dann deutlich, wenn United den Ball hatte. Da wirkte das Spiel nämlich wie in lähmender Zeitlupe. Es gab keine Ideen nach vorne, man war nur darauf bedacht, irgendwie mal kurz Durchschnaufen zu können.

Sir Alex stellt um

Zwischen 60. und 75. Minute

Erst nach einer Stunde, in der sein Team zuweilen vorgeführt wurde, stellte Ferguson um. Statt des verletzten Smalling kam Carrick; und für den überforderten Park Ji-Sung wurde Anderson eingewechselt. Damit einher ging auch eine System-Änderung: United stand nun in einem 4-1-4-1; in dem Rooney auf die linke Seite wanderte.

Das war eine gute Maßnahme. Weil sich Iturraspe, der nun keinen Zehner mehr als Gegenspieler hatte, nun zurückfallen ließ und Bilbao eine Dreierkette bildete, hatte United nun die ständige Unterzahl im Mittelfeld in den Griff bekommen. Iraola hatte mit Rooney nun erstmals im ganzen Spiel einen Gegenspieler und in der Mitte hatte Giggs nun mit Carrick eine Absicherung UND mit Anderson einen Partner, um De Marcos und Herrera einzubremsen.

Die Folge: Der Angriffswirbel von Athletic kam merklich zum erlahmen und Manchester beruhigte das Spiel, hielt Bilbao weiter vom eigenen Tor weg und konnte Luft holen. Nach vorne gelang aber weiterhin wenig, weil der schwache Hernández gegen die Dreierkette chancenlos war und der Mexikaner auch kaum Hilfe erhielt.

Ferguson macht Umstellung rückgängig

Dumm nur: Den Gästen gelang dennoch das 2:1 – und obwohl Torschütze De Marcos im Abseits stand, entsprach das knappe Ergebnis immer noch nicht einmal annähernd dem Spielverlauf. Sir Alex hätte, wie die Spielanlage ab der 60. Minute vermuten lässt, mit einem Remis durchaus leben können. Im Rückstand war er aber gezwungen, wieder eine Angriffs-Option einzuwechseln. Darum kam nun Nani für Giggs und Rooney war wieder im Zentrum als hängende Spitze gefragt.

Schlussphase

Womit auch Iturraspe wieder aufrückte und sich liebevoll um Rooney kümmerte. Obwohl die Raumaufteilung von davor nun wieder hergestellt war, dominierte Athletic aber nicht die Schlussphase, wie sie das Spiel vor der 60. Minuten dominiert hatten. Was zum einen an Anderson lag, der gegen den Ball deutlich präsenter war als Giggs. Und natürlich auch daran, dass die Gäste ihrem ungemein laufintensiven Spiel Tribut zollen mussten.

Dennoch: Groß in Gefahr kam auch das eigene Tor nicht mehr, obwohl Nani Aurtenetxe einige Probleme bereitete und United ziemlich weit aufgerückt war, um zumindest den Ausgleich noch zu erzwingen. Genau das nützte Athletic aber kurz vor dem Ende, als ein weiter Freistoß in die weitgehend verwaiste Hälfte von United De Marcos fand. Dessen Schuss wurde war von De Gea glänzend pariert, aber weil Rafael nur dumm da stand, als Muniain hinter ihm angesprintet kam, konnte der Jungstar per Abstauber auf 3:1 stellen.

Und doch kam Manchester in der Nachspielzeit noch zu einem Tor, weil Rooney einen korrekten Hand-Elfmeter sicher verwandelte. Womit für das Rückspiel zumindest ein kleiner Hoffnungsschimmer gerettet wurde.

Fazit: Athletic um zwei Klassen stärker

Das Ergebnis von 3:2 für Athletic ist eigentlich blanker Hohn. Wenn die Basken 7:2 oder 8:2 gewonnen hätten, hätte sich bei Manchester niemand beschweren dürfen. Das Team von Marcelo Bielsa zeigte sich flinker, wacher, schneller, übte mehr Druck aus, erzeugte mehr Torgefahr, war in der Zentrale dominant und dominierte die Flügel. Rooney war, trotz seiner zwei Tore, kaum ein Faktor, Hernández fand überhaupt nicht statt. Giggs sah gegen das heftige Pressing noch älter aus, als er ist.

Nur De Gea spielte stark und verhinderte jenen Kantersieg von Bilbao, den sich die Basken zweifellos verdient hätten.

(phe)

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Schweiz nah dran, aber effizientere Spanier holen den EM-Titel https://ballverliebt.eu/2011/06/25/schweiz-nah-dran-aber-effizientere-spanier-holen-den-em-titel/ https://ballverliebt.eu/2011/06/25/schweiz-nah-dran-aber-effizientere-spanier-holen-den-em-titel/#comments Sat, 25 Jun 2011 21:56:14 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5041 Schweiz nah dran, aber effizientere Spanier holen den EM-Titel weiterlesen ]]> „Spanien ist Europameister“ – nicht zum ersten Mal gibt es in jüngerer Vergangenheit eine solche Meldung. Im Finale der U21-EM in Dänemark machte es das Team der Schweiz mit Zauberzwerg Shaqiri und Supertalent Xhaka den Iberern lange sehr schwer. Doch die Albiroja nützte die wenigen Chancen besser.

Spanien - Schweiz 2:0

U17-Weltmeister sind sie schon, die Schweizer. Amtierender sogar – zumindest, bis in zwei Wochen in Mexiko der Nachfolger gekürt wird. Mit Granit Xhaka und dem im Finale eingewechselten Pajtim Kasami sind sogar zwei dieser Truppe diesmal dabei gewesen. Beim Finale der U21-Europameisterschaft. Dessen Erreichen ein weiterer Beweis für die hervorragende Arbeit ist, die in diesem Land geleistet wird. Und was die Spanier können, der Gegner im Finale, ist ohnedies bekannt. Welt- und Europameister bei den „Großen“, und auch im U-Bereich sind die Iberer derzeit in der Weltspitze. Nicht umsonst gelten sie bei der U20-WM in Kolumbien, die in diesem Sommer stattfindet, als aussichtsreicher Mitfavorit.

Pierluigi Tami, Teamchef der Schweizer, tauschte gegenüber dem Semifinale gegen Tschechien nicht nur personell aus – U17-Weltmeister Xhaka konnte nach abgesessener Sperre wieder mitmachen, Hochstrasser blieb dafür draußen – sondern veränderte auch das System. Aus dem 4-1-4-1 im Semifinale wurde ein 4-4-2, in dem allerdings die Flügelspieler im Mittelfeld (Shaqiri und Emeghara) oftmals weit aufrückten, sodass es in der Praxis gerne ein 4-2-4 war. Ebenso erstaunlich auch die Rolle von Xhaka: Statt als zentraler Offensivmann im Mittelfeld stand der Jungstar vom FC Basel extrem tief, oftmals tiefer als der Sechser Fabian Lustenberger, und nahm überwiegend Defensiv-Aufgaben wahr.

Defensiv-Arbeit im der gegnerischen Hälfte

Der Clou an der Zwei-Stürmer-Variante bei den Schweizern war aber weniger, dass vorne mehr Anspielstationen gewesen wären. Nein, vielmehr waren Mehmedi und Fabian Frei die vordersten Verteidiger: Sie kümmerten sich abwechselnd, und mitunter auch gemeinsam, um Javi Martínez. Der ist bei den Spaniern, die gegenüber dem 3:1-Sieg nach Verlängerung gegen Weißrussland unverändert aufliegen, der wichtigste Mann in der Spieleröffnung, aber da der Weltmeister aus Südafrika (wo er als Back-up für Busquets im Kader stand) war komplett kaltgestellt.

Die Folge war, dass das Angriffsspiel der Spanier sehr eindimensional war und sich in der Form einer Sanduhr auf dem Feld präsentierte, vor allem auf der linken spanischen Seite: Außenverteidiger gibt nach innen ab, vor dem schweizer Strafraum wieder zurück nach außen. Auf Rechts zeigte zwar Emeghara massive Schwächen in der Rückwärtsbewegung, nagelte aber Montoya schon alleine duch seine Präsenz und die ständige Gefahr von schnellen Vorstößen hinten fest;, Mata ging immer wieder zentral, wurde dort aber gut von Xhaka aufgenommen.

Auf links hatte Didac Vila zwei Möglichkeiten: Entweder selbst mit dem Ball marschieren, was gegen den giftigen Shaqiri kaum zum Erfolg führte. Oder, was er vermehrt tat, kurz auf Alcantara oder den recht tief agierneden Muniain ablegen und auf den Doppelpass gehen. Das Problem dabei: Durch die Eliminierung von Martínez wurde auch diese Variante seinem Platz beraubt und der wie das Amen im Gebet erfolgende Pass in den Lauf des Flügelspielers (Alcantara auf Muniain bzw. Muniain auf Didac, je nachdem) konnte von den Schweizern problemlos abgefangen werden. Kein Zweifel, dass in der Vorbereitung genau auf diesen sich ständig wiederholenden Pass nach Außen aufmerksam gemacht wurde.

Wenige Chancen

Nicht uninteressant, das sei an dieser Stelle auch erwähnt, die tiefere Positionierung von Iker Muniain (und auch Mata, der jedoch nicht zur Geltung kam) gegenüber dem Halbfinale gegen Weißrussland. Diese gab dem Bilbao-Jungstar nämlich eine größere Flexibilität in seinem Aktionsradius: Er konnte zentral nach vorne gehen bzw. in die Mitte ziehen und den aufrückenden Didac bedienen, er konnte Richtung Eckfahne laufen und auf das Anspiel von Alcantara lauern, er war aber auch schnell zur Stelle, wenn Shaqiri (der selbst oft sehr weit einrückte) ihn defensiv forderte. In einer ansonsten nach Halt suchenden Mannschaft war Muniain der beste Mann.

Die Schweizer konnten, weil sie eben sehr clever auf die etwas eindimensionalen Spanier eingestellt waren und die Iberer durch eine hohe Verteidigungslinie und der durchaus Druck ausübenden De-Facto-Viererkette vorne den spanischen Ballbesitz auf 55% drücken und hatten auch durch aufmerksames Spiel in der Verteidigung kaum Mühe, die Spanier in Schach zu halten und aus dem Spiel kaum jemals auch nur in die Nähe des Tores kommen zu lassen.

Auf der anderen Seite hing durch die defensive Rolle von Mehmedi und Frei vorne und der tiefen Positionierung von Xhaka fast die ganze Spielgestaltung an Shaqiri hängen. Der kam zwar auch zur besten Chance, als er mit einem ansatzlosen Drehschuss De Gea prüfte, aber die spanische Defensive schaffte es ansonsten auch ohne massivere Anstrengungen, die Offensivbemühungen der Schweizer zu unterdrücken. So war es ein auf hohem taktischen Niveau geführtes gegeseitiges Neutralisieren ohne echte Höhepunkte.

Rückstand und Reaktion

Bis zur 41. Minute. Für einmal verschoben die schweizer Ketten bei einem hohen spansichen Seitenwechsel auf Didac Vila, dieser hatte, von Koch und Shaqiri alleine gelassen, alle Zeit der Welt für eine präzise Flanke, und Ander Herrera musste nur noch den Kopf hinhalten und zum etwas überraschend fallenden 1:0 einzunicken. Ein Tor, bis zu einem gewissen Grad aus heiterem Himmel, das die Schweizer nun zur Reaktion zwang.

Die erste, noch vor der Pause, war der Seitentausch von Shaqiri mit Emeghara. Er sollte Muniain offensichtlich durch seine offensivere Grundausrichtung ähnlich aus dem Spiel nehmen wie er das mit Mata bzw. Montoya auf der anderen Flanke gemacht hatte. Diese Maßnahme wurde aber nach dem Seitenwechsel wirder verworfen, Shaqiri ging zurück auf seine angestammte rechte Außenbahn. Dafür nahm Tami einige Minten nach Wideranpfiff – nachdem er gesehen hatte, dass es keine Besserung in Sachen Offensive gab – einen Doppelwechsel vor.

Doppelwechsel verpufft

Ab der 55. Minute

Statt Frei und Emeghara betraten Mario Gavranovic (für ganz vorne) und Amir Abrashi (für rechts) das Feld; Shaqiri rückte auf die halbrechte bis zentrale Position und Xhaka rückte nun endgültig ins Mittelfeld auf. Die beisen Basel-Spieler mit kosovarischen Wurzeln sollten nun den zentralen Offensiv-Hub geben, das wurde aber von zwei Faktoren torpediert. Zum einen war das eine sich sichtbar einschleichende Kombination aus ausgehender Kraft und zunehmender Frustration, die sich in einigen eher derben Aktionen manifestierte (wie der rüden Sense von Berardi gegen Montoya).

Und zum anderen die nicht wirklich geklärte Frage, wer denn nun Emegharas linke Seite übernehmen soll, nachdem der junge Mann von GC Zürich den Platz verlassen hatte. Der Vermutung liegt nahe, dass es Gavranovic hätte sein sollen, er kam tendenziell von dieser Seite. Aber während Emeghara „nur“ schlampig in der Defensive war, ließ Gavranovic sie ganz bleiben. Mata merkte das natürlich und nützte den sich bietenden Platz gegen den gelbvorbelasteten Berardi. Spanien hatte das Spiel im Griff.

Entscheidung statt Schlussoffensive

So wurden die Schweizer, die das ganze Spiel über schon massive Schwierigkeiten hatten, die Spitzen gefährlich zu bedienen, auch nur noch aus einem Standard gefährlich, als Neu-Nürnberger Timm Klose den Ausgleich per Kopf nach einem Shaqiri-Freistoß nur knapp verpasste. Besser machte es Thiago Alcântara auf der anderen Seite, als er einen Freistoß aus etwa 30 Metern über den verdutzten und zu weit vor seinem Tor stehenden Yann Sommer zum 2:0 versenkte, als alle noch mit einem Wechsel (Jeffrén war für Adrián gekommen) beschäftigt waren.

Das Tor brachte die Schweizer Schlussoffensive natürlich zum erliegen – es war die Entscheidung.

Fazit: Schweizer clever, aber Spanier effizienter

Mit der Maßnahme, Javi Martínez zu doppeln und den Spaniern so das Metronom zu nehmen, trafen die Schweizer die exakt richtige Entscheidung, auch die schnellen Pässe auf die Außen hatte man gut im Griff. Die Eidgenossen verpassten es aber, auch selbst aus dem Spiel heraus einigermaßen gefährlich vor David de Gea aufzutauchen. Das gelang nur bei Shaqiris Chance in der ersten Halbzeit.

Einmal in Führung, konnten die Spanier ohne größere Befürchtungen auf Verwalten spielen, weil bei den Schweizern erst zu viel von Shaqiri abhing und dann, als er mit Xhaka einen Partner gehabt hätte, die linke Seite offen gelassen wurde, was eine Einladung für die Spanier war. Es fehlte den Schweizern an den Mitteln, selbst für die Spielgestaltung zu sorgen, als es gefragt gewesen wäre. Womit letztlich beide Teams verdient im Finale standen – die Spanier wegen ihrer auch individuellen Klasse, die Schweizer wegen cleverer Arbeit in Verbindung mit einem tollen Jahrgang – und dann auch das richtige Team gewonnen hat.

PS: Das Spiel um Platz drei, welches wegen der Olympia-Quali notwendig geworden war, entschied Weißrussland dank eines späten Tores mit 1:0 gegen Tschechien für sich.

(phe)

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