Platz 11 | Premier League | Chelsea – Liverpool 0:1
„Das sieht nach einem durchaus tauglichen Konzept aus, was Kenny Dalglish da mit seiner Dreierkette gefunden hat. Und Chelsea? Da könnte das Luxusproblem “Torres und Drogba und Anelka” zu einem tatsächlichen werden. Die Variante mit Drogba und Torres vorne und Anelka als Zehner dahinter war ein totaler Flop.“ – Die einen waren mit King Kenny auf der Bank auf dem Weg nach oben, zum Teil mit unüblichen Aufstellungsvarianten. Die anderen begannen zu erkennen, dass es vielleicht doch keine so einfach war, Torres sinnvoll einzubauen. Er verlor hier sein erstes Spiel im Chelsea-Dress ausgerechnet gegen sein altes Team. Süße Rache, nennt man so etwas wohl.
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Platz 10 | Asien-Cup | Japan – Syrien 2:1
„In der offensiven Dreierreihe wird rochiert, was das Zeug hält. Da taucht Matsui schon mal auf der ganz anderen Seite auf, Kagawa in der Mitte oder gar als Sturmspitze, Honda mal zurückhängend, mal auf die Seiten, dann wieder ganz vorne. Fàbregas, Nasri, Rosický und Konsorten lassen grüßen. Und vorne macht Ryoichi Maeda, was bei Arsenal einen Robin van Persie ausmacht. Vom Toreschießen mal abgesehen.“ – Was der Italiener Alberto Zaccheroni aus den Japanern gemacht hat, war atemberaubend. Ein Tempo, eine Ballsicherheit eine Dominanz: Man war beim ganzen Asien-Cup, nicht nur im Gruppenspiel gegen Syrien, die mit sehr viel Abstand beste Mannschaft. Und wenn man etwas konsequenter im Ausnützen der Torchancen gewesen wäre, hätte das Arsenal Asiens nicht so sehr um den Titel zittern müssen.
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Platz 9 | Europa League | ZSKA Moskau – FC Porto 0:1
Platz 8 | Frauen-WM | USA – Brasilien 2:2 n.V., 5:3 i.E.
Platz 7 | Europa League | SV Ried – Brøndby IF 2:0
Platz 6 | EM-Qualifikation | Frankreich – Bosnien 1:1
Platz 5 | Deutsche Bundesliga | Bayern München – Borussia Dortmund 1:3
Platz 4 | EM-Qualifikation | Aserbaidschan – Österreich 1:4
Platz 3 | La Liga, Copa del Rey, Champions League | Der Clásico-Vierteiler
Platz 2 | Copa América | Uruguay – Chile 1:1
Platz 1 | La Liga | FC Barcelona – Villarreal CF 5:0
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Das Team von Ballverliebt bedankt sich für das Interesse im Jahr 2011 und wir würden uns freuen, wenn ihr unsere Analysen auch im Jahr 2012 fleißig lest. Ein gutes neues Jahr euch allen!
Kein Rio Ferdinand – verletzt. Kein Nemanja Vidic – gesperrt. Kein Wunder, dass sich Liverpool gegen die Zweitbesetzung in der Innenverteidigung von Manchester, bestehend aus Wes Brown und Chris Smalling, durchaus Chancen ausrechnete. Im Endeffekt waren es aber weniger diese beiden, die United den Tag verhagelten – das war eine Kollektivleistung.
Denn von Anfang an hatte man den Eindruck, Man Utd wollte dieses Spiel aussitzen; einen Punkt mitnehmen und gewinnen, wenn es sich halt anbietet. Der Spielaufbau war behäbig, Scholes mangelte es im Zentrum am Tempo, Nani stand schon in den 44 Minuten, bevor er von einer rüden Attacke von Carragher aus dem Spiel getreten wurde, neben sich. Rooney und Berbatov hingen vorne in der Luft. Dass der alte Ryan Giggs der mit Abstand aktivste Spieler seiner Mannschaft war, spricht nicht für United. Mehr als ein Weitschuss von Berbatov, der den Pfosten küsste, kam von United kaum.
Ganz anders dafür Liverpool. Vom Anpfiff weg gingen die Reds ein deutlich höheres Tempo als der Gegner, vor allem die Art und Weise, wie das Team mit dem von Kenny Dalglish ausgegebenen 4-4-1-1 umging, war stark. So arbeitete sich Dirk Kuyt, wie man das von ihm kennt, einen Wolf; Meireles und Rodríguez rückten immer wieder weit ein bzw. wechstelten ganz die Seiten, um den Außenverteidigern Raum zu schaffen – und das defensive Mittelfeld von United, gebildet aus Carrick und Scholes, zu testen.
Der überragende Mann auf dem Feld war aber Luis Suárez. Man kann von ihm, vor allem seit seinem Handball im WM-Viertelfinale und der Art und Weise, wie er sich dafür feiern ließ, halten was man will – aber der Uru ist nun mal ein sesationeller Fußballer und das zeigte er in seiner Rolle als hängende Spitze auch. Gegen das Trio Meireles, Rodríguez, Suárez waren Carrick/Scholes überfordert und Suárez nützte das weidlich aus. Er bewegte sich viel, narrte seinen Gegenspieler fast im Minutentakt und war praktisch bei jeder gefährlichen Aktion beteiligt.
Wundertor zum 1:0
Kaum eine Szene demonstriert das so eindrucksvoll wie jene, die nach 34 Minuten zum 1:0 für Liverpool führte. Suárez degradierte die halbe Mannschaft von United in deren Strafraum zu Slalomstangen, in die Hereingabe vor das Tor musste Dirk Kuyt nur noch den Fuß hineinhalten. Zweifellos eine der Szenen, die in jedem Highlight Reel dieser Saison einen Stammplatz haben wird!
United reagierte erstmal gar nicht. Im Gegenteil, nur wenige Minuten später servierte Nani den Ball mit einer seltsam unmotivierten Kopfballvorlage wiederum Dirk Kuyt. Der Holländer konnte wieder nur sehr wenig für sein Glück, außer der Tatsache, dass er eben richtig stand – und problemlos zum 2:0 einköpfen konnte. Doch noch immer lief Manchester nicht heiß. Das kam erst kurz vor der Pause.
Attentat auf Nani
Als nämlich Jamie Carragher völlig unnötigerweise mit Anlauf und gestrecktem Bein Nani auf Kniehöhe niederholzte und dafür nur Gelb sah – eine äußerst kulante Entscheidung von Referee Dowd. Ebenso wie jene, Rafael kurz darauf nach einem kaum weniger brutalen Einsteigen gegen Lucas mit Gelb leben zu lassen. Nani jedenfalls musste raus und für ihm kam Javier Hernández.
Das hatte eine Formationsumstellung zur Folge, am 4-4-2 änderte Sir Alex aber nichts. Rooney ging zurück ins linke Mittelfeld und versuchte dort, seine Tempo-Vorteile gegenüber Carragher auszuspielen; Giggs orientierte sich noch weiter in die Zentrale und Rafael übernahm de facto die Position rechts im Mittelfeld.
Vor allem aber kam United mit einer ganz anderen Einstellung aus der Halbzeitpause. Die Red Devils agierten nun deutlich williger, aggressiver, williger und schneller als in der ersten Hälfte und bekamen so das Spiel recht schnell in den Griff – zwei Drittel Ballbesitz in der Anfangsphase der zweiten Hälfte inklusive.
Wieder staubt Kuyt ab
Nachdem Van der Sar schon kurz zuvor bei einer Hereingabe des erneut sehr starken Meireles nicht allzu sicher ausgesehen hatte, patzte der Routinier dann aber in der 65. Minute erneut, und diesmal entscheidend: Einen Freistoß von Suárez (wem sonst?) ließ der Holländer nur kurz nach vorne abklatschen, und wieder stand Landsmann Kuyt goldrichtig. Ein erstaunlicher Hattrick vom Blondschopf – denn bei keinem der drei Tore war er ursächlich beteiligt, jedes der drei Tore hätte jeder Landesliga-Kicker genauso gemacht. Die Arbeit erledigte zumeist Suárez – Kuyt staubte mit seinem Riecher für die Situation dreimal ab und erntet so die Lorbeeren.
Das Spiel war damit natürlich entschieden und United wusste das auch. So hatte Kenny Dalglish auf Seiten Liverpools ohne Gefahr die Gelegenheit, Neo-Stürmer Andy Carroll seine ersten 20 Minuten im Dress der Reds zu geben. Hernández‘ Ehrentreffer zum 1:3-Endstand in der Nachspielzeit war nur Kosmetik.
Fazit: Liverpool mit mehr Wille, United mit mehr Fehlern
Manchester United hat sich diese Niederlage selbst zuzuschreiben. Zum einen, weil es von Beginn an ersichtlich wurde, dass Liverpool den Sieg unbedingt wollte und United mit dem Langsam machen des Spiels nie Erfolg hatte. Zum anderen, weil der Tabellenführer schlicht und einfach zu viele Fehler machte: Nanis wirre Rückgabe vor dem 0:2, Van der Sars Abklatscher vor dem 0:3.
Außerdem versuchte es Sir Alex seltsamerweise während des ganzen Spiels nicht, Suárez in seinen Kreisen einzuengen. Scholes und Carrick waren damit überfordert, und als Fletcher in der 83. Minute kam, war alles schon zu spät. Solche Spiele wären eine Einladung vor allem für Arsenal – nur müssten die diese dann auch annehmen. Und nicht 0:0 gegen Sunderland spielen.
(phe)
]]>Wie schon zuletzt gegen Stoke ließ Kenny Dalglish auch an der Stamford Bridge seine vor allem auf der Insel völlig ungewohnte Dreier-Abwehrkette ran, aber ihre Spielweise unterschied sich nicht nur in der Besetzung vom 2:0 gegen die Potters. Denn da war der zentrale Mann Kyrigiakos wie ein Libero oftmals weit mit nach vorne geprescht, beim Spiel gegen Chelsea aber blieb das aus. Zum einen, weil die Blues mit zwei Stürmern agierten. Und zum anderen, weil diesmal Martin Skrtel in der Mitte spielte – ein rustikaler Zweikämpfer und Ball-Wegdrescher, aber kein Mann für den kontrollierten Spielaufbau.
Das in Zahlen kaum zu definierende Dalglish-System war auf den Gegner perfekt abgestimmt, zumindest defensiv. Die Mittelfeld-Raute von Chelsea, die vier Spieler am Mittelkreis versammelte und so sicherlich auf einen numerischen Vorteil im Mittelfeld gehofft hatte, wurde von ebenso vielen Liverpool-Spielern neutralisiert. Vor allem Lucas Leiva machte einen sensationellen Job gegen Nicolas Anelka: Der Franzose, dessen Position die des Zehners ohnehin nicht ist, fand de facto nicht statt. Oftmals ließ er sich noch weiter zurückfallen, was ihm noch weniger lag; wenn er auf die Seiten auswich, stand ihm der jeweilige Außenmann der Dreierkette oder der Wing-Back auf den Füßen.
So blieb Chelsea nur das Spiel über die Außenverteidiger Cole und Bosingwa, die beide quasi im Alleingang für ihre Flanken zuständig waren. Sie wurden aber beide schon recht früh von den Liverpool-Wingbacks Kelly und Johnson empfangen. Die Folge: Chelsea kam (von einem Leichtsinns-Querpass von Maxi Pereira in der 2. Minute, den Torres abfing) nicht sinnvoll in den Liverpool-Strafraum. Es blieben nur Fernschüsse, die keine Gefahr darstellten.
Liverpool hatte hinten Überzahl, in der Zentrale zumindest Gleichstand – was hieß, dass es vorne zwangsläufig dünn wurde mit dem Personal. Kuyt lief sich die Lunge aus dem Leib und kämpfte wie ein Berseker, rieb sich so aber ziemlich auf. Raul Meireles war derjenige Spieler, der bei den Reds noch am ehesten vorne unterstützend wirkte, auch Maxi Rodríguez ging, wenn sich die Gelegenheit bot, gerne mal mit. Aber mehr als schnelle Gegenstöße waren nicht möglich. Die beste Chance der ersten Halbzeit hatte Rodríguez, der eine Traumflanke von Gerrard (der im Duell mit Lampard Punktsieger war) aus zwei Metern Entfernung an die Latte knallte.
Torres raus, Schwung rein
Bewegung kam erst in das statische und für englische Verhältnisse auch nicht allzu schnelle Spiel, als in der 66. Minute Fernando Torres den Platz verließ. Er spielte so, wie er in dem (noch) ungewohnten blauen Trikot ausshieht: Blass. Für ihn kam mit Salomon Kalou ein Flügelstürmer, Ancelotti stellte also von dem 4-4-2 mit Raute, das seinem Team sichtlich nicht liegt, auf das gewohnte 4-3-3 um. Kalou spielte den Rechtsaußen, Anelka den Linksaußen.
Das bedeutete für Liverpool: Erst mal abtasten und austesten, wie man selbst darauf reagieren sollte. Johnson und Kelly blieben nun erst einmal hinten, um auzuloten, inwieweit sie gegen die nun vorhandenen Außenstürmer und die so entstehende Breite im Chelsea-Spiel Agger bzw. Carragher helfen sollten. Und genau in diese Phase fiel ein Konter über Gerrard, der sich auf der rechten Seite gegen Lampard durchsetzte. Seine Flanke vor das Tor segelte sowohl an Terry und Ivanovic (die sich beide auf Kuyt konzentrierten, der in die Flanke zu laufen drohte), als auch am unsicher nur halb herauslaufenden Cech vorbeisegelte. Meireles sagte am zweiten Pfosten „Danke“ – 1:0 für Liverpool.
Was Ancelotti zu einem erneuten Wechsel zwang. Malouda kam für Essien, kurz darauf auch mit Innenverteidiger David Luiz der zweite Neuzugang des Transder Deadline Day. Vor allem die Spielweise und Positionierung von Malouda sorgte nun aber eher für Verwirrung in den eigenen Reihen als beim Gegner. Der Franzose spielte, als ob er nicht genau wüsste, wo er jetzt genau sein sollte und was im Detail sein Job war. Er kam zumeist über die halblinke Position im Mittelfeld, ging aber oft auch so halb in die Spitze und so halb auf die andere Seite, aber wirklich Bindung zum Spiel fand er nie.
Chelsea glich die etwas verlorene Maßnahme Malouda daruch aus, dass einer der Innenverteidiger – zumeist der dabei eher starksige Terry – nach vorne mit ging. Liverpool reagierte darauf, indem die Flügelspieler nun hinten blieben und mit Gerrard (über rechts) und dem für Maxi Rodríguez eingewechselten Fábio Aurélio (über links) die Konter vortrugen. Meireles wich in der Schlussphase Poulsen, der Malouda zusätzlich neutralisierte.
Es fehlte den Blues eindeutig an den Mitteln, sich gegen die massierte Liverpool-Defensive durchzuspielen – und ein wenig Pech hatten sie am Ende auch noch: Weder ein zumindest nicht völlig unverdächtiges Handspiel von Lucas, noch ein Bodycheck von Johnson gegen Ivanovic – beide Aktionen im eigenen Strafraum – wurden geahntet.
Fazit: Torres ein Nicht-Faktor, die Liverpool-Defensive stark
Das sieht nach einem durchaus tauglichen Konzept aus, was Kenny Dalglish da mit seiner Dreierketten und den damit verbundenen weiteren Umstellungen gefunden hat. Zumindest, wenn es gegen weniger gut besetzte Mansnchaften geht (wie gegen Stoke), oder man sich gegen starke Teams auf die Defensive verlegt (wie diesmal). Zudem zeigt sich der eigentlich als Sechser bzw. Achter geholte Meireles immer mehr als wunderbarer Dreh- und Angelpunkt für schnelle Konter.
Eine Frage bleibt beim neuen System aber weiterhin offen: Die nämlich nach dem Plan B, wenn Liverpool – vor allem gegen starke Mannschaften – in Rückstand gerät und selbst das Spiel zu machen hat. So oder so aber hat Kenny Dalglish die Defensive der Reds zu einem kaum überwindbaren Hindernis für die Gegner gemacht (dies ist das vierte Zu-Null-Spiel in Folge), was dem Rest der Mannschaft sichtlich Sicherheit verleiht.
Und Chelsea? Da könnte das Luxusproblem „Torres und Drogba und Anelka“ zu einem tatsächlichen werden. Die Variante mit Drogba und Torres vorne und Anelka als Zehner dahinter war in diesem Spiel ein totaler Flop – der Franzose machte gegen Lucas keinen Stich, Drogba und Torres waren nur physisch anwesend.
Und vor allem der Spanier somit ein absoluter Nicht-Faktor. Was den Sieg für die Reds umso mehr zu einer Art süßen Rache macht. Zumindest für jetzt hat Torres (zumindest sportlich…) nicht den besseren Deal gemacht.
(phe)
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Wenn man die Formation in wenigen Worten beschreiben soll, würde ich es so Versuchen. Ein 3-4-2-1 mit einem asymmetrischen Viereck im zentralen Mittelfeld. Die Konzentration liegt auf einem Kurzpassspiel mit vielen Dreiecken und dem Versuch viel Kontrolle über den Ball zu bekommen.
Dalglish holte also einige ungewöhnliche Konzepte hervor. In der Dreierabwehr agierte Kyrgiakos als Libero zwischen Skrtel und Agger. Immer wieder konnte einer dieser drei auch mit nach vorne stoßen und sich mit vertikalen Läufen ins Offensivspiel einbringen. Skrtels Mitarbeit im Offensivpressing brachte ihm in der 11. Minute sogar eine gute Schussmöglichkeit ein. Wie ungewohnt das für den Slowaken ist, zeigte er bei der nervösen Ausführung auch.
Im allgemeinen blieb mit diesem Rückgriff auf eine 3er-Abwehr (die immer häufiger in verschiedenen Varianten beobachtbar ist, seit sich ihr Revival bei der WM durch Chile oder beim Angriffsverhalten Spaniens ein wenig andeutete) den beiden bisherigen Außenverteidigern – Johnson und Kelly – so manche Defensivaufgabe erspart. Vor allem für Johnson ist das eine Erleichterung, da er als hervorragender Flügelspieler für die Offensive gilt, in der Defensivarbeit aber so manche Schwäche zeigt. Er und Kelly konnten sich also oft an den Flügeln nach vorne begeben. Etwa auf der Höhe des 16ers versuchten sie Bälle zur Mitte zu bringen. Ganz runter zur Grundlinie begaben sie sich selten. Zudem schien es ihre Aufgabe zu sein, selbst in den Strafraum zu ziehen, wenn der Ball über die ihnen gegenüberliegende Flanke nach vorne gespielt wurde.
Diese tief sitzenden Flügelspieler waren aber nur neue Optionen und kein alleiniger Schwerpunkt des Liverpooler-Angriffsspiels. Der lag in der Arbeit aus dem Zentrum, wo sich mit Lucas, Aurelio, Gerrard und Meireles gleich vier Leute einfanden. Lucas spielte dabei den am tiefsten sitzenden Mittelfeldmann. Er gelangte sehr oft an den Ball und verteilte ihn sicher in die Breite. Bei 74 Pässen passierten ihm nur 8 Fehler. Ähnliche war die Aufgabe von Aurelio etwas weiter rechts, der allerdings einen Tick höher aufrückte und so auch öfter einen vertikalen Kurzpass probierte.
Unmittelbar davor spielten Meireles und Gerrard. Der zuletzt so starke Meireles fungierte etwas stärker in der Rolle als hängende Spitze in der Nähe von Kuyt und versuchte dort ins Kurzpassspiel einzugreifen. Diese Rolle könnte in zukünftigen Einsätzen dieses Systems eher Suarez zuteil werden, während Meireles etwas weiter hinten Aurelio ersetzen könnte. Es gelang dem Portugiesen an diesem Abend jedenfalls nicht so gut wie zuletzt, dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken. Auch wenn es zu einem Tor reichte, war er (40 Pässe, 11 Fehler) deutlich weniger integriert als Gerrard.
Dieser genoss viele Freiheiten und blühte in dieser Rolle einmal mehr als Dirigent des Reds-Spiels auf. 77 Pässe, davon lediglich 16 Fehlpässe verzeichnete die Guardian Statistik für ihn – und das über den ganzen Platz verteilt. Er ist nach wie vor das Bindeglied dieser Mannschaft. Im Unterschied zu früher kann diese Aufgabe aber auch Meireles übernehmen, wenn der Kapitän ausfallen sollte.
Sowohl Meireles aber vor allem Gerrard holten die Bälle durchaus ab und zu aus der Tiefe, was Lucas und Aurelio veranlasste, vor zu gehen. Wer auch immer im Liverpooler Spielaufbau den Ball hatte, konnte so aus bis zu sechs Anspielstationen nach vorne auswählen. Das verlieh dem Spiel der Mannschaft eine enorm dynamische und positive Aura. Das personelle Übergewicht im Mittelfeld und die freie Zuteilung von Kyrgiakos machte es für den Gegner auch enorm schwierig, einen Weg durch die Mitte zu finden. Viel zu schnell waren die Roten an ihren Gegenspielern dran.
Bleibt noch ein kurzes Wort zur Rolle von Kuyt, die in zukünftiger Vewendung wahrscheinlich maßgeschneidert auf das Spiel von Carroll passen würde. Der immer verlässliche Holländer kämpfte vorne um jeden Ball, war immer anspielbar, ließ auf die nachkommenden Spieler abtropfen. Ein Tor blieb im verwehrt, wäre aber durchaus verdient gewesen.
Im Prinzip gelang es zumindest Stoke mit seinem 4-2-3-1 trotz ehrlichem Bemühen und starker Laufarbeit über die gesamte Spielzeit nicht, eine Schwäche im System auszumachen. Schlussmann Bergovic verhinderte für die Gäste Schlimmeres. Insbesondere John Carew war als Solospitze komplett aus dem Spiel und konnte nur dann in Erscheinung treten, wenn er weit weg von dieser Position um Bälle raufte.
Ist das die rote Zukunft?
Wenn am Sonntag Chelsea durch die Integration von Torres mit einer 4-4-2 -Variante antreten sollte und Liverpool bei dieser Variante bleibt, darf man gespannt über deren Rezepte sein. Kenny Dalglish gibt den Gegnern zumindest einmal eine neue Nuss zu knacken.
Eine Frage bleibt natürlich offen: Wird Dalglish dieses System tatsächlich weiterhin nützen, oder war es ein speziell auf Stoke zugeschneidertes Konzept? Dafür spricht seine Jagd nach Blackpools Charly Adam im Jänner. Die ergibt in einer solchen Formation durchaus mehr Sinn, weil man dazu eine hohe Dichte an zentralen Mittelfeldspielern braucht. In den bisherigen Systemen erschien mir Adam ein Luxus-Bankerldrücker zu sein. Die Art und Weise wie Liverpool auftrat legt durchaus nahe, das Experiment fortzusetzen. (tsc)
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