Côte d’Ivoire – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Thu, 15 Jan 2015 10:00:10 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.6.2 Unappetitlicher Ausrichter – aber ein appetitlicher Afrikacup? https://ballverliebt.eu/2015/01/15/unappetitlicher-ausrichter-aber-ein-appetitlicher-afrikacup/ https://ballverliebt.eu/2015/01/15/unappetitlicher-ausrichter-aber-ein-appetitlicher-afrikacup/#comments Thu, 15 Jan 2015 08:55:29 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10795 Unappetitlicher Ausrichter – aber ein appetitlicher Afrikacup? weiterlesen ]]> „Eine Parodie von einem Land!“ so beschreibt Kurt Wachter, früher Koordinaten von FARE (Football against Racism in Europe), Äquatorialguinea. Jenes Land also, in dem nach dem panikhaften Rückzug des eigentlich vorgesehenen Veranstalters Marokko der Afrikacup stattfindet. „Die weißen Besucher aus Europa brauchen nicht mal einen Pass oder bei Flügen eine Boarding-Karte“, erzählt er, der vor drei Jahren beim Afrikacup schon im Land war, „die Einheimischen werden dafür drangsaliert.“ Es ist eine der unappetitlichsten Diktaturen der Welt, dessen Oberschicht dank Erdöl zu großem Reichtum kam, die als einziges Land bereit war, zwei Monate vor Turnierstart die Ausrichtung zu übernehmen.

Das darf man bei dem Turnier nicht vergessen.

Die Todesgruppe

Algerien. Teamchef: Christian Gourcuff
Algerien. Teamchef: Christian Gourcuff

Vier potenzielle Halbfinalisten alle in einer Gruppe – das ist fies, für die Beteiligten. Klarer Favorit in dieser Gruppe C ist Algerien. Schon bei der WM haben die Wüstenfüchse den stabilsten Eindruck hinterlassen, sowohl auf dem Feld als auch hinter den Kulissen. Christian Gourcuff, der nach der WM das Amt des Teamchefs von Vahid Halilhodzic übernommen hat, führt die hervorragende Arbeit seines Vorgängers recht nahtlos weiter und veränderte auch personell wenig.

Vor zwei Jahren spielte Algerien beim Afrikacup einen sehr gepflegten Fußball, aber schoss keine Tore. Dieses Manko wurde bei der WM behoben, und nach dem überzeugenden Sieg gegen Südkorea und dem großartigen Auftritt im Achtelfinale gegen Deutschland strotzt das Team auch nur so vor Selbstvertrauen. Zudem ist die algerische Mannschaft so ausgeglichen gut besetzt wie kaum ein anderer Teilnehmer. Mit M’Bolhi (Philadelphia) einen für afrikanische Verhältnisse sehr soliden Torhüter. Mit Ghoulam (Napoli) und Mandi (Reims) gute Außenverteidiger, mit den Routiniers Halliche und Bougherra eine sichere Innenverteidigung. Bentaleb (Tottenham) und Lacen (Getafe) bilden ein gutes zentrales Gespann, Feghouli ist bei Valencia absoluter Leistungsträger, Brahimi (Sporting) und Slimani (Porto) spielten starke Spiele in der Champions League.

Nur die Geographie spricht gegen Algerien: Zum einen wurde praktisch nie ein Maghreb-Team südlich der Sahara Champions, zum anderen fehlt es an der Publikums-Unterstützung, die es in Marokko gegeben hätte.

Ghana. Teamchef: Avraam Grant
Ghana. Teamchef: Avraam Grant

Ghana hätte grundsätzlich auch seit Jahren das Potenzial für den großen Wurf, scheitert aber regelmäßig mehr an sich selbst als an den Gegnern. Wer auch immer gerade Teamchef war – und von denen gab es in den letzten Jahren alarmierend viele – schaffte es nicht, eine echte Einheit zwischen sich, dem Team (das auch untereinander) und dem Verband zu schaffen. Avraam Grant ist nun auch schon der zweite Trainer seit der WM, bei der man so ziemlich alles verkehrt machte, was man verkehrt machen kann, und dennoch beinahe ins Achtelfinale eingezogen wäre – in einer echt nicht leichten Gruppe.

Die Stärken und Schwächen sind altbekannt. Die Abwehr ist solide, aber der Torhüter ist ein gigantisches Problem. Das Zusammenspiel nach vorne ist grundsätzlich gut, aber Kapitän Asamoah Gyan braucht einfach viel zu viele Chancen. Dazu gibt es seit Jahren immer wieder Kandidaten, denen im Zweifel ihr Ego vor dem Team geht – Gyan ist da oft ganz vorne dabei, auch die Ayew-Brüder sind als problematisch bekannt. Immerhin hat Grant auf notorische Unruhestifter wie Sulley Muntari und Kevin-Prince Boateng verzichtet.

Südafrika. Teamchef: Ephraim Mashaba
Südafrika. Teamchef: Ephraim Mashaba

Auf dem Papier sollten Algerien und Ghana durchgehen, aber auch Südafrika sollte man nicht unterschätzen. Nach dem Heim-WM 2010, bei der man überfordert war und dem erschreckenden Auftritt beim Heim-Afrikacup 2013 scheint man nun unter Ephraim „Shakes“ Mashaba – der im Sommer Ex-Admira-Kicker Gordon Igesund abgelöst hat – die Kurve bekommen zu haben. Unter Mashaba ist eine klare taktische Marschrichtung zu erkennen, die unter Igesund völlig fehlte.

Das Spiel der Bafana Bafana unter Mashaba ist ballbesitzorientiert. Die aufrückenden Außenverteidiger sorgen für die Breite im Spiel, während die Mittelfeld-Außen Manyisa (Orlando Pirates) und Masango (Kaizer Chiefs) nach innen rücken. Der bullige Tokelo Rantie (vom englischen Zweitligist Bournemouth) bearbeitet vorne den Strafraum, während sein fast zierlicher Sturmpartner Bongani Ndulula (AmaZulu) um ihn herum wuselt.

Was Südafrika aber auf den Kopf fallen könnte, ist die fehlende individuelle Klasse. Der Großteil der Mannschaft rekrutiert sich zwar weiterhin aus der selbst im afrikanischen Vergleich wertlosen südafrikanischen Liga und viele Resultate in der Qualifikation waren knappe, erkämpfte Arbeitssiege. Aber immerhin sehen die Beobachter in Südafrika nach einer langen Dürreperiode wieder so etwas wie Hoffnung.

Senegal. Teamchef: Alain Giresse
Senegal. Teamchef: Alain Giresse

Die Hoffnungen auf ein gutes Abschneiden beim Senegal ruhen zu einem beträchtlichen Teil auf Sadio Mané. Der Ex-Salzburger, der ein wesentlicher Bestandteil des Premier-League-Wunders von Southampton ist, meldete sich nun doch trotz einer Wadenverletzung fit.

Unter Teamchef Alain Giresse, der vor drei Jahren Mali auf den dritten Rang geführt hat, setzte in der Qualifikation auf ein 3-4-1-2, in dem Mané hinter den beiden Spitzen spielt. Überhaupt ist es beim Senegal schon lange so, dass es eine große Auswahl an Offensiv-Optionen gibt, aber der Rest der Mannschaft nicht so prominent besetzt ist. Die Dreierkette ist in der Regel mit Sané (Bordeaux), Mbodji (Genk) und Djilobodji (Nantes) besetzt, davor bilden Gueye (Lille) und Kouyaté (der bei West Ham eine großartige Saison spielt) die Basis im Mittelfeld. Die Außenbahnen gehören M’Bengue (Rennes) und Badji (Brann Bergen).

Wie es den individuellen Stärken der Mannschaft entspricht, legt der Senegal gerne den Vorwärtsgang ein. Ob das Team als Ganzes stark genug ist, um an die großen Erfolge vor zehn, fünfzehn Jahren anzuschließen – als man im WM-Viertelfinale und im Afrikacup-Finale stand – ist auch angesichts der harten Gruppe aber fraglich.

Der alte Großadel

Kamerun. Teamchef: Volker Finke
Kamerun. Teamchef: Volker Finke

In der Gruppe D treffen zumindest zwei nominelle afrikanische Schwergewichte aufeinander. Gespannt darf man vor allem auf den Kamerun sein. Denn nach der unfassbar peinlichen WM, als weder intern (Grüppchenbildung, Streit um die Prämien, in Frage gestellte Autorität des Trainers) noch auf dem Feld (viel zu passiv, viel zu undiszipliniert) auch nur irgendetwas stimmte, hat Volker Finke das Team nun doch in den Griff bekommen.

Das Samuel Eto’o sein krankhaftes Ego in den Mittelpunkt stellt, dass Alex Song Gegenspielern über das halbe Feld nachrennt nur um ihnen einen Faustschlag in den Rücken zu verpassen, dass Benoit Assou-Ekotto während des Spiels Mitspieler watscht – all das gibt es nun nicht mehr, weil keiner der drei Dickköpfe mehr dabei ist. Stattdessen hat Finke, wie schon einst in Freiburg, die Pressing-Maschine angeworfen. Stéphane Mbia, Europa-League-Sieger von Sevilla, hat er dabei vom Mittelfeld in die Verteidigung zurückgezogen.

Die Abwehr, seit Längerem schon ein besonderes kamerunisches Sorgenkind, soll dank der extrem proaktiven Spielweise gar nicht erst groß gefordert werden. Dazu beteuern die Spieler, die Lektionen gelernt zu haben – zum einen aus dem eigenen, regelmäßigen An-sich-selbst-Scheitern der Ära Eto’o, zum anderen aus den Titelgewinnen von Sambia 2012 und von Nigeria 2013. Beide waren ja jeweils als geschlossene Einheit und mit Ruhe im Kader Afrikacup-Sieger geworden.

Côte d'Ivoire. Teamchef: Hervé Renard
Côte d’Ivoire. Teamchef: Hervé Renard

Stichwort Sambia: Dort führte ja Hervé Renard die Chupolopolo vor drei Jahren zum sensationellen Turniersieg. Der blode Franzose mit der Vorliebe für weiße Hemden wurde nun vom ivorischen Verband verpflichtet, um nach dem Team-Rücktritt von Didier Drogba den Umbruch einzuleiten und gleichzeitig möglichst jenen Titel zu holen, der in den letzten zehn Jahren mit bemerkenswerter Konsequenz stets verpasst wurde.

Nun ist Yaya Touré der unumstrittene Boss im Team. Wie schon bei der WM wird Wilfried Bony, einer der beständigsten und besten Premier-League-Stürmer des letzten Jahres (und daher von Swansea zu Man City wechseln wird), Drogbas Rolle als Sturmspitze übernehmen. Genügend Talent für ein gutes Abschneiden ist immer noch da, dazu sind die Ivorer fast schon traditionell das wohl körperlich robusteste Team des Kontinents. Aber es fehlt ein wenig an der Ausgeglichenkeit im Kader: Die Außenverteidiger Tiene (Montpellier) und Aurier (hin und wieder bei PSG im Einsatz) sind keine echten Topleute, Kolo Touré (Liverpool) wird immer langsamer und sein IV-Partner Viera (Rizespor) hat kaum Erfahrung. Die Position neben Newcastles Tioté ist nur mit Notlösungen bestückt, egal ob Diomandé (St. Etienne), Serey-Dié (bei Basel am Abstellgleis) oder Doukouré (Metz) spielt.

Schon in der Quali bekam man es mit Kamerun zu tun, verlor auswärts 1:4 und kam daheim nicht über ein 0:0 hinaus.

Dass das Viertelfinale das absolute Minimal-Ziel ist, ist klar – daran darf auch Mali nichts ändern. Mit Altstar Keita (Roma), Linksaußen Maiga (Metz) und Linksverteidiger Tamboura (Randers) gibt es einzelne Spieler von guter Qualität, für das Viertelfinale ist es aber wohl zu wenig – wiewohl man nicht außer Acht lassen darf, dass Mali zuletzt fast immer über den Erwartungen blieb. Die letzten zwei Afrikacups schloss Mali jeweils auf dem dritten Platz ab. Mit Kadern, die auf dem Papier kaum über die Gruppenphase hinauskommen hätte sollen.

Guinea, wie schon 2012 vom Franzosen Michel Dussuyer betreut, kommt mit nur einem einzigen Spieler zum Turnier, der halbwegs regelmäßig in einer guten Mannschaft einer starken Liga spielt – Ibrahima Traoré von Borussia Mönchengladbach. Auch der Salzburg-Legionär Naby Keita ist dabei und Ex-Milan-Linksverteidiger Kevin Constant (Trabzonspor). Für diese Truppe wäre jeder Punktgewinn ein schöner Erfolg. Das Viertelfinale ist Utopie.

Der Finalist und der Gastgeber

Burkina Faso. Teamchef: Paul Put
Burkina Faso. Teamchef: Paul Put

Überraschender Finalist vor zwei Jahren war die Mannschaft aus Burkina Faso mit ihrem umstrittenen belgischen Teamchef Paul Put, der wegen eines Manipulations-Skandals aus seiner Heimat geflüchtet war. Er hatte dem Underdog eine klare, erfolgreiche, aber auch nicht besonders aufregende taktische Marschroute verpasst, die diese mit großem Erfolg umsetzte. Nach dem Finale 2013 schrammte man nur knapp an einer WM-Teilnahme vorbei, scheiterte haarscharf an Algerien.

Das Mittelfeld-Zentrum mit Djakaridja Koné (Evian) und Kaboré (Kuban Krasnodar) agiert sehr defensiv, schirmt die Abwehr mit Kapitän Bakary Koné (Lyon) und Yago (Toulouse) zusätzlich ab. Dafür gehen die Außenverteidiger Bambara (U. Cluj) und Koffi (Zamalek Kairo) konsequent mit nach vorne, wo die eher schmächtigen Pitroipa (früher Freiburg, HSV und Rennes, jetzt Al-Jazira in Abu Dhabi) und Zongo (Almería) zwei eher schmächtige Wusler von Außen gerne nach innen ziehen. Als hängende Spitze agiert Alain Traoré (Lorient), vorne streiten sich der jähzornige Schlacks Bancé (mittlerweile bei HJK Helsinki) und der Admiraner Issiaka Ouedraogo um den Startplatz.

Die Kaderqualität reicht normalerweise bestenfalls für das Viertelfinale. Aber erstens war das vor zwei Jahren auch schon so, und zweitens ist man in einer recht leichten Gruppe gelandet.

Obwohl da auch der unverhoffte Gastgeber wartet. Dass Äquatorialguinea mit den eigenen Fans im Rücken zu einigem fähig ist, hat der Viertelfinal-Einzug beim Heim-Afrikacup vor drei Jahren gezeigt. Aber, mal ehrlich: Eine Ansammlung aus Kickern von spanischen Nachwuchs- und Amateurliga-Mannschaften, aus den Ligen von Andorra, Malta, Vietnam und Indien – mit Spielmacher Javier Balboa (Estoril) und den Zweitliga-Kickern Nsue (rechte Außenbahn, Middlesbrough) und Randy (linke Außenbahn, Iraklis) gibt es nur drei halbwegs ernst zu nehmende Spieler im Kader. Dazu wurde vor zwei Wochen noch Teamchef Goikoetxea entlassen, der Argentinier Estebán Becker ist kurzfristig eingesprungen.

Deutlich höher ist der andere Co-Gastgeber von 2012, Gabun, einzuschäten. Das Team um Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang hat sich nicht nur auf sportlichem Wege qualifiziert, sondern verfügt auch über einige Spieler, die noch wissen, wie sich ein großes Turnier auf eigenem Boden anfühlt. Die Mittelfeld-Achse mit Poko (Bordeaux) und Madinda (Celta Vigo) war ebenso Teil einer aufregenden Mannschaft wie Innenverteidiger Ecuele-Manga (Cardiff) und der starke Torhüter Didier Ovono (Oostende). Um sie herum hat der portugiesische Teamchef Jorge Costa – der als Spieler beim FC Porto unter Mourinho Champions League und UEFA-Cup gewonnen hat – eine junge Truppe geformt, die ungeschlagen durch die Quali ging. Gruppengegner Burkina Faso wurden dabei vier Punkte abgeknöpft.

Der vierte im Bunde der Gruppe A ist die Mannschaft aus dem Congo. Auf dem Papier kein echter Viertelfinal-Kandidat, aber die No-Name-Truppe von Afrikacup-Veteran Claude le Roy hat in der Qualifikation Nigeria hinter sich gelassen. Die prominenteste Spieler im Kader sind Sechser Delvin N’Dinga, der 2007 bei der U-20-WM gegen Österreich spielte und später für Auxerre und Olympiakos in der Champions League aktiv war, und Thievy Biefouma von Primera-Division-Klub Almería.

Die Gruppe der Geheimtipps

Tunesien. Teamchef: Georges Leekens
Tunesien. Teamchef: Georges Leekens

Ähnlich wie bei Südafrika spielt auch der Großteil des tunesischen Kaders in der heimischen Liga. Der Unterschied zur Bafana Bafana: Die Liga der Adler von Karthago ist tatsächlich halbwegs stark. Das hat sich seit dem letzten Afrikacup, der für Tunesien mit einem verdienten Vorrunden-Aus geendet hat, nicht verändert.

Sehr wohl verändert hat der Belgier George Leekens, der den etwas überforderten Sami Trabelsi ablöste, aber den Kader. Mit Abwehrchef Aymen Abdennour (Monaco) und Flügelspieler Youssef Msakni (Lekhwiya in Katar) sind nur zwei Stammspieler von 2013 auch jetzt in der engeren Auswahl, mit Torhüter Mathlouthi (ES Sáhel) und Spielmacher Yassine Chikhaoui (FC Zürich) gibt es nur zwei weitere, die schon länger im Kreis der Nationalmannschaft sind. Aber bei allem Talent im Vorwärtsgang ist das Toreschießen selbst das wohl größte Problem Tunesiens. Das war schon vor zwei Jahren so, und auch den Viertelfinal-Einzug 2012 hatte man eher der individuellen Klasse von Msakni und Bilel Ifa (der Rechtsverteidiger ist nicht mehr dabei) zu verdanken.

Dennoch ist Tunesien ein nicht zu unterschätzender Underdog und zudem ist der Verband – als einer der wenigen in Afrika – nicht dafür berüchtigt, „poorly run“ zu sein.

Der vermutlich härteste Gegner dürfte die Mannschaft aus Kap Verde werden. Das Team von der Inselgruppe profitierte in den letzten Jahren von ausgezeichnetem Scouting nach irischem Vorbild (viele Portugiesen mit kapverdischen Wurzeln wurden eingebürgert) und von der hervorragenden Arbeit von Luis Antunes. Der ehemalige Teamchef nahm vor einem Jahr ein lukratives Angebot aus der angolanischen Liga an, sein Nachfolger Rui Aguas war klug genug, nicht alles über den Haufen zu werfen.

Bis auf den zurückgetretenen Innenverteidiger Nando Neves kommt Kap Verde mit der gleichen Besetzung an wie vor zwei Jahren, als man im Viertelfinale als klar überlegenes Team unglücklich gegen Ghana verlor. Man setzt auf ein 4-3-3 mit spielintelligenten Stürmern, die sich darin verstehen, die Spieleröffnung des Gegners zu kappen. Technisch ist man sowieso auf der Höhe und man kann auch einige Spieler aus guten Teams in guten Ligen aufbieten. So etwa Flügelstürmer Ryan Mendes (Lille), Stürmer Heldon (Sporting Lissabon), Achter Babanco (Estoril) oder Angreifer Djaniny (Santos Laguna in Mexiko). Das Viertelfinale ist absolut möglich, auch ein Halbfinal-Einzug ist absolut im Bereich des Möglichen.

Das ist es für Sambia so gut wie sicher nicht. Der Überraschungs-Titelträger von 2012 ist vor zwei Jahren mit dem Vorrunden-Aus auf dem Boden der Realität gelandet, auch Erfolgstrainer Hervé Renard ist nicht mehr mit an Bord. Der Nukleus des Meister-Kaders ist zwar immer noch dabei, aber der Überraschungs-Effekt ist längst weg. Die Gegner wissen, wie man den Sambiern beikommt – indem man ihnen den Ball gibt, nämlich. Wenn Sambia flink umschalten und kontern kann, sind die Chupolopolo gefährlich. Diesen Gefallen wird ihnen aber vor allem Kap Verde im wahrscheinlichen Schlüsselspiel um den Viertelfinal-Einzug nicht machen.

Grundsätzliche Qualität hätte auch die DR Kongo zu bieten, hier ist es aber wiederum ein heilloser Verband, der viel kaputt macht. 2013 war der damalige Teamchef Le Roy sogar drei Tage vorm Turnierstart entnervt zurückgetreten, konnte dann aber zum Bleiben überredet werden. Der aktuelle Trainer Florent Ibengé – einer von nur drei afrikanischen Trainern neben Südafrikas Mashaba und Sambias Honour Janza – kann aber eben durchaus auf Qualität zurückgreifen. Zum einen vom afrikanischen CL-Finalisten Vita Club, den Ibengé ebenfalls trainiert, zum anderen auf Europa-Legionäre wie die Stürmer Dieumerci Mbokani (Dynamo Kiew) und Yannick Bolasie (Crystal Palace), Achter Youssouf Mulumbu (West Bromwich) und dem hochtalentierten Innenverteidiger Mangulu Mbemba (Anderlecht).

afrikacup

Es ist dies die bereits 30. Auflage des Turniers, zum zweiten Mal nach 2012 (als mal Co-Gastgeber neben Gabun war) ist Äquatorialguinea der Austragungsort. Rekordsieger ist Ägypten mit sieben Triumphen, aber nach dem Titel-Hattick 2006, 2008 und 2010 unter dem legendären Hasan Shehata gab’s nun den Nicht-Qualifikations-Hattick – kein Ruhmesblatt.

Aber auch Titelverteidiger und WM-Achtelfinalist Nigeria hat sich nicht qualifiziert, weil man – wie nicht anders zu erwarten war – nach dem Abgang von Teamchef Stephen Keshi, der den Laden halbwegs zusammen gehalten hat, alles wieder im puren Chaos versank. Auch Angola – ein Land mit reicher Liga und unzulänglichen Strukturen – hat den Cut nach fünf Teilnahmen en suite nicht geschafft. Dabei hatte man sich selbst als aufstrebende Fußball-Macht betrachtet.

afrikacup finals

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Afrika bei der WM 2014: Super-Ansätze und Super-Chaos – einmal mehr https://ballverliebt.eu/2014/07/01/super-ansaetze-und-super-chaos-bei-afrikas-teams-einmal-mehr/ https://ballverliebt.eu/2014/07/01/super-ansaetze-und-super-chaos-bei-afrikas-teams-einmal-mehr/#comments Tue, 01 Jul 2014 10:25:22 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10362 Afrika bei der WM 2014: Super-Ansätze und Super-Chaos – einmal mehr weiterlesen ]]> Man würde es ja so gerne sagen. Dass das Klischee vom afrikanischen Fußball, der sich durch amateurhafte und/oder korrupte Funktionäre, vorsintflutliche Strukturen, haarsträubende Fehler und ungesunder Team-Hierarchien selbst aus dem Rennen nimmt, nicht mehr stimmen würde. Das Traurige ist nur: Bei dieser WM haben vier von fünf afrikanischen Teilnehmer wieder ein unerschütterliches Talent dafür gezeigt, sich selbst ins Bein zu schießen. Manche mehr als andere natürlich, und schließlich schafften ja auch erstmals zwei CAF-Teams den Sprung ins Achtelfinale.

Das war aber eher starken Trainern zu verdanken, die ein funktionierendes Team formten und das Chaos im Umfeld abzuschirmen versuchten. Aber keiner generellen Trendwende.

Algerien: Geringer Beinschuss-Faktor

Die rühmliche Ausnahme bildete ausgerechnet jenes Team aus dem afrikansichen Quartett, von dem man sich m Vorfeld am wenigsten erwartet hatte. Weil es sich in der Quali extrem schwer tat und es jenes Team ist, von dem einem die wenigsten Spieler geläufig sind. Aber schon in unserer Abschluss-Analyse nach dem letzten Afrika-Cup sagten wir nach dem algerischen Vorrunden-Aus

„Algerien machte schon ziemlich viel richtig. Ein gutklassiger Kader mit vielen Spielern aus europäischen Top-Ligen, mit Vahid Halilhodzic ein guter Teamchef. Dazu eine aktive Spielanlage und das Bemühen, das Spiel selbst zu gestalten. Aber halt keinen, der die Tore schießt. Bis auf die Stürmerposition hat man einen deutlich besseren Fußball gezeigt hatte als zumindest vier der Viertelfinalisten.“

Algerien: Eigeninitiative, Teamwork, präzise taktische Vorbereitung. Bravo!
Algerien: Eigeninitiative, Teamwork, präzise taktische Vorbereitung. Bravo!

Was soll man sagen: Nun fielen auch die Tore. Obwohl es nicht so gut begann, mit einer für Halilhodzic ungewöhnlich defensiven Herangehensweise gegen Belgien, die am Ende auch bestraft wurde und die ihm heftige Kritik einbrachte. Die algerische Öffentlichkeit verlangte fliegende Fahnen, der Verband entschloss sich nach diesem Spiel, nach der WM nicht mit Halilhodzic weiterzumachen. Der einzige Unruheherd bei den Wüstenfüchsen – und nichts, was es in ähnlicher Form nicht auch außerhalb Afrikas gäbe.

Zumal Algerien dann gegen Südkorea alles auspackte, was man kann. Exzellente Technik, flinke Spieler, eine aktive Spielanlage und erstaunlicherweise auch sehr guter Abschluss. Wie überhaupt es Halilhodzic exzellent verstand, seine Mannschaft sehr gut auf den Gegner einzustellen. Dazu passte das Teamgefüge, keiner der vermeintlichen Stars scherte aus, jeder stellte sich immer voll und ganz in den Dienst der Mannschaft. Der erstmalige Achtelfinal-Einzug war der verdiente Lohn.

Und auch die Deutschen irritierte man völlig. Man kappte das schnelle Passspiel mit geschickten, kurzen Pressingläufen, zog das funktionierende Konzept eisenhart durch und wurde am Ende nur von einem praktisch nicht zu verteidigenden Geniestreich von André Schürrle geschlagen.

Wie sehr es im Team stimmt und wie gut die Spieler das Erreichte einordnen können, wurde nach dem Achtelfinale klar: Alle herzten ihren scheidenden Teamchef und auch im den Interviews überwog der Stolz über die großartige WM schon der Enttäuschung über das knappe Aus.

Nigeria: Großer Beinschuss-Faktor, aber starker Trainer

Mit Afrikameister Nigeria schaffte es noch ein weiteres CAF-Team über die Gruppenphase hinaus. Ganz ähnlich wie bei Algerien ist auch bei den Super Eagles ein überwiegend junger Kader unterwegs, in dem die Stinkstiefel aussortiert wurden (wie Taye Taiwo) oder erfolgreich ins Teamgefüge integriert (Yobo, Odemwingie). Der Grund dafür, dass das klappte, hat einen Namen: Stephen Keshi.

Denn was hinter den Kulissen passierte, spottete mal wieder jeder Beschreibung. Da boykottierten die Spieler das Training, weil sie die Achtelfinal-Prämien sofort haben wollten – aus alter Erfahrung, weil sie wussten, dass sie der Verband sonst einbehält. Am Ende zahlte der Staatspräsident und die offizielle FIFA-Prämien werden mal wieder in den Kassen der Funktionäre verschwinden. Keshi ist den Verbands-Oberen schon lange ein Dorn im Auge, weil er nicht, so wie andere einheimische Trainer in der Vergangenheit, kuschte – sondern jeden Missstand offen ansprach und anprangerte. Nur der Erfolg bewahrte dem unbequemen Keshi vor seiner Entlassung.

Nigiera:
Nigiera: Junge Truppe, klares Konzept, aber etwas einfallslos in der eigenen Spielgestaltung.

Dass er nun, nach einem schönen Erfolg – und das ist das Erreichen des Achtelfinals in jedem Fall – selbst den Hut nimmt, ist nur konsequent. Wie schon beim Triumph beim Afrika-Cup war die Spielanlage eher reaktiv und fußte auf schnelles Umschalten, gute Versorgung der Flügel und das Spiel aus einer guten Defensive heraus. Das geht, weil Vincent Enyeama (seinen Fehlern im Achtelfinale gegen Frankreich zum Trotz) ein Torhüter auf hohem internationalen Niveau ist und weil der alte Yobo den früh verletzten Godfrey Oboabona umsichtig ersetzte.

Nur gegen den sehr destruktiven Iran, als man gezwungen war, das Spiel selbst zu gestalten, agierte man etwas hilflos.

Aber sonst war das sehr okay. Auch das Fehlen von Stamm-Linksverteidiger Elderson Echiejile fiel nicht so sehr ins Gewicht, weil Juwon Oshaniwa einen guten Job machte. Der einzige, der wirklich abfiel, war John Obi Mikel: Der Mann von Chelsea spielte ein fürchterliches Turnier, produzierte Fehlpässe am laufenden Band, brachte nach vorne überhaupt nichts und war nach hinten zuweilen ein ziemliches Risiko.

Wie die Zukunftsprognose für Nigeria aussieht, hängt davon ab, ob es wieder einen ähnlich starken Charakter auf der Trainerbank geben wird wie Stephen Keshi. Das Talent, in den nächsten Jahren noch einiges zu erreichen, hat der ausgesprochen junge Kader allemal.

Wie man den nigerianischen Verband kennt, wird sich dieser aber davor hüten, wieder einen starken Mann zu installieren, der sich so bedingungslos vor die Mannschaft stellt. Ist schlecht fürs Geschäft.

Côte d’Ivoire: Hauptsächlich sportlicher Beinschuss-Faktor

Mit einem unglaublich dämlichen Elfmeter in der Nachspielzeit der letzten Gruppenpartie verdaddelten die Ivorer ihren sicher scheinenden Platz in der Runde der letzten 16. Was aber eigentlich wieder nur perfekt in die jüngere Geschichte der „Elefanten“ passt. Die fraglos talentierteste Ansammlung von Spielern in der Geschichte des ivorischen Fußballs hat noch immer einen Weg gefunden, grandios zu scheitern.

Côte d'Ivoire:
Côte d’Ivoire: Ausgeglichen ordentlich besetztes Team, aber wieder  bezwang man sich selbst.

Statt seit dem Durchbruch von Didier Drogba, den Touré-Brüdern so um 2004 herum einen Afrika-Titel nach dem anderen einzusacken und bei einer WM mal zumindest ins Viertelfinale zu kommen, stehen nun drei Vorrunden-Ausscheiden und kein einziger Afrika-Titel zu Buche.

Dabei hatte man auch diesmal alles in der eigenen Hand, hätte die nötige Qualität dazu gehabt und auch der Verband ist einer der besonneneren am afrikanischen Kontinent – er hat aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt, als man etwa nach dem Viertelfinal-Aus im Afrikacup 2010 Vahid Halilhodzic in einer Panik-Aktion feuerte und Sven-Göran Eriksson, der das Teamgefüge nicht kannte, bei der WM ohne Chance war.

Nein, man hielt gegen die massive Kritik von Fans und Medien nach dem letzten Kontinental-Turnier an Sabri Lamouchi fest und versuchte, Ruhe und Geschlossenheit zu demonstrieren. Durchaus nicht un-erfolgreich. Lamouchi traute sich, den schon deutlich altersmüden Drogba auf die Joker-Rolle zu degradieren, sein „Ersatz“ Bony gab ihm mit zwei Toren in den drei Spielen auch durchaus recht.

Mit Serge Aurier hatte man einen der besseren Rechtsverteidiger im Turnier, mit Barry einen der bessern afrikanischen Torhüter. Auch abseits des Platzes machte man einen durchaus geschlossenen Eindruck. Und trotzdem hat es wieder nicht funktioniert.

Schön langsam gehen einem da die Erklärungen aus.

Ghana: Sehr hoher Beinschuss-Faktor

Vor vier Jahren waren die Black Stars nur eine von Luis Suárez‘ mittlerweile bedenklich vielen unsportlichen Aktionen bzw. einen verwandelten Elfmeter vom Halbfinale entfernt. Schlechter ist die Mannschaft, rein vom Potenzial her, seit dem Turnier in Südafrika nicht geworden. Aber Teamchef James Kwesi Appiah hat genau das, was sein nigerianischer Kollege Keshi geschafft hat, nicht auf die Reihe bekommen: Er verzichtete nicht auf die Stinkstiefel.

Ganz im Gegenteil: Mit der Nominierung des als äußerst schwierig bekannten Kevin-Prince Boateng – der seit der letzten WM ja nie für Ghana gespielt hat – machte sich Appiah ein Fass auf, das meilenweit gegen den Wind nach Fäulnis roch. Eine Entscheidung, die noch seltsamer wird, wenn man bedenkt, dass Appiah den gebürtigen Berliner im ersten Spiel auf die Bank setzte. Ungeschickt. Und zu allem Unglück ging die Partie gegen die USA dann auch noch verloren.

Ghana
Ghana: Gute Mannschaft, interessantes Konzept, aber zwischenmenschliche Problemfälle.

Spätestens da war das Tischtuch zerrissen. Gegen die Deutschen spielte Boateng zwar von Beginn an, wirklich zu funktionieren begann das ghanaische Konzept aber erst, als er wieder ausgewechselt worden war. Vor dem letzten Gruppen-Match gegen Portugal eskalierte der Streit, Boateng und sein Buddy Muntari wurden suspendiert. Und trotz allem Chaos fehlte bis zu zehn Minuten vor Schluss nur ein Tor, um trotz allem das Achtelfinale zu erreichen.

Weil das Konzept und die beteiligten Spieler durchaus gut und interessant waren und von der Raumaufteilung her an jene von Red Bull Salzburg erinnert. Ein Absicherer vor der Abwehr, vier extrem hoch stehende Offensiv-Kräfte und konsequent nach vorne preschende Außenverteidiger. Gegen die USA war man fast 90 Minuten das deutlich dominierende Team, Deutschland hatte man am Rande der Niederlage und gegen Portugal kosteten nur zwei haarsträubende individuelle Fehler den Sieg.

Dumm gelaufen für James Kwesi Appiah. Nicht seine taktischen Entscheidungen kosteten die nächste Runde, sondern seine personellen schon vor dem Turnier. Eine verschenkte Chance.

Kamerun: Extremer Beinschuss-Faktor

Er hat um seine Machtlosigkeit gewusst, das war schnell deutlich. Volker Finke wusste, dass er dem Chaos in seiner Mannschaft, in seinem Verband und im ganzen Umfeld hilflos ausgeliefert war. Seine Körpersprache zeigte während des ganzen, für Kamerun einmal mehr sehr kurzen Turniers die innere Emigration, in die sich Finke zurückgezogen hatte. Er ließ die WM über sich ergehen.

Weil Kamerun wie schon in den letzten Jahren in der Geiselhaft von Samuel Eto’o steckt. Egal, wer Trainer ist, egal, wer die Mitspieler sind: Der Rekordtorjäger bestimmt alles und ist der Hauptgrund dafür, dass die „Unzähmbaren Löwen“ tatsächlich unzähmbar sind – für ihre Trainer. Egal, ob die nun Finke heißen, Clemende, Le Guen, Pfister, Haan oder Schäfer. Niemand bekam die Macht eingeräumt, für professionelle Bedingungen zu sorgen. Das war schon vor Eto’o so und hat sich mit dem Ego-Shooter nur noch verstärkt.

Seit dem Viertelfinal-Einzug 1990 hat Kamerun bei fünf WM-Teilnahmen noch genau ein einziges Spiel gewonnen – 2002 gegen jene verunsicherten Saudis, die ein paar Tage davor 0:8 gegen Deutschland verloren hatten. Bei den letzten beiden Afrika-Meisterschaften war Kamerun nicht mal unter den 16 qualifizierten Teams. Und die WM erreichte man nur, weil Togo keine gelben Karten zusammenzählen konnte.

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Kamerun: Ein Desaster. Undiszipliniert, passiv, unwillig und zerstritten. Der arme Volker Finke.

Und auch auf dem Feld stimmte praktisch gar nichts. Teams von Volker Finke, vor allem jene in Freiburg, waren immer bekannt für eine extrem aktive Spielanlage, für Pressing, für flinke Angriffe und einen guten Teamgeist. All das war bei Kamerun nicht erkennbar.

Gegen Mexiko stand man nur doof in der Gegend herum und übte nicht den geringsten Druck auf den ballführenden Gegner aus. Gegen Kroatien fing man mit dem giftigen Aboubakar statt des verletzten Eto’o vorne zwar vielversprechend an, dafür passte hinten nichts, Song flog mit einer Aktion vom Platz, für die selbst ein Einzeller zu intelligent wäre, und dann gerieten auch noch Benoit Assou-Ekotto und Benjamin Moukandjo aneinander. Gegen Brasilien ging’s nur noch um Schadensbegrenzung.

Kamerun vereinte bei dieser WM (wie auch schon bei der letzten, als man auch alle drei Spiele verlor) alle negativen Klischees über den afrikanischen Fußball. Anzeichen auf Besserung gibt es keine.

Nächste Kontinental-Meisterschaft: Jänner 2015 in Marokko

Erstmals haben zwei afrikanische Teams das Achtelfinale erreicht und zwei weitere hatten realistische Chancen und hätten es beinahe geschafft. Eine umso erstaunlichere Quote, wenn man bedenkt, wie unglaublich niveaulos der letzte Afrikacup von anderthalb Jahren war. Was aber auch nur zeigt: Das sportliche Potenzial für erfolgreiches Abschneidens auf der großen Bühne wäre ja absolut da, aber immer noch verhindern vor allem Unprofessionalität außerhalb des Platzes gute Resultate.

Das Traurige ist: Selbst das ausgesprochen gute Abschneiden von Algerien, das gute von Nigeria und das Potenzial der Ivorer und von Ghana reicht nicht als Versprechen dafür, dass es jetzt auch gut weitergeht. Nigeria wird vermutlich wieder im Chaos versinken, wenn Keshi nicht mehr Teamchef ist. Bei den Ivorern steht ein Generationswechsel an, bei Ghana gibt es zu viele Egomanen und wie Christian Gourcuff bei Algerien das Werk von Vahid Halilhodzic weiterführt, kann auch keiner beurteilen.

Die Gefahr besteht, dass alles wieder in der Dahinwurschtelei versinkt, auch bei jenen Teams, die eigentlich auf einem guten Weg sind. So etwas wie „benefit of the doubt“ gibt es bei den Erfahrungen, die man mit afrikanischen Teams in den letzten Jahrzehnten gemacht hat, ja leider nicht.

(phe)

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Afrika-Cup 2013: Unter den Blinden ist der Einäugige König https://ballverliebt.eu/2013/02/12/afrika-cup-2013-unter-den-blinden-ist-der-einaugige-konig/ https://ballverliebt.eu/2013/02/12/afrika-cup-2013-unter-den-blinden-ist-der-einaugige-konig/#respond Tue, 12 Feb 2013 02:40:40 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8338 Afrika-Cup 2013: Unter den Blinden ist der Einäugige König weiterlesen ]]> Zu sagen, es wäre nicht so besonders prickelnd gewesen, ist ein handfestes Understatement. Nein – was den Zuschauern beim Afrika-Cup 2013 in Südafrika geboten wurde, war zuweilen von einer erschreckenden Erbärmlichkeit. Das war nicht nur kein Fortschritt, das war ein ordentlicher Rückschritt. Zumindest, was die spielerische Note anging. Das Problem, dass dem zu Grunde liegt, ist ein typisch afrikanisches: Chaos im Umfeld. Letztlich warf mit Stephen Keshi selbst der Teamchef von Champion Nigeria entnervt von fehlender Rückendeckung vom Verband zunächst das Handtuch. Ballverliebt analysiert.

Ballverliebt-Allstars vom Afrika-Cup 2013
Ballverliebt-Allstars vom Afrika-Cup 2013

In nur einem Jahr von „Nicht qualifiziert“ bis „Afrika-Meister“! Nigeria schoss nicht nur von Null auf Hundert, sondern setzte dabei auch ähnlich viele symbolische Zeichen, wie das der Sensations-Titel von Sambia im letzten Jahr getan hatte. Die Message ist die selbe: Ein Verband, der den Trainer halbwegs in Ruhe lässt und dafür sorgt, dass es keinen Streit um die Prämien gibt; ein ausgeglichen besetzter Kader, in dem im Zweifel Teamfähigkeit mehr zählt als fußballerische Qualität; und ein halbwegs funktionierendes Konzept im Spiel nach vorne.

Die Grundformation von Nigeria
Die Grundformation von Nigeria

Das alles brachte Nigeria am Besten zusammen. Ausgerechnet. War doch das Team vom Olympiasieger 1996 in den letzten 15 Jahren immer ein Garant für Trouble all the way. Aber Stephen Keshi sortierte alle Stinkstiefel von Odemwingie bis Taye Taiwo aus. Er lud nur Spieler ein, die er für teamfähig hielt. Dabei waren auch einige aus jener Mannschaft, die in Kolumbien 2011 bei der U-20-WM aufzeigten und ins Viertelfinale kamen – wie IV Kenneth Omeruo und Flügel-Joker Ahmed Musa.

Das taktische Konzept war nicht besonders kompliziert, funktionierte aber. Ein körperlich extrem robustes Mittelfeld-Trio im 4-3-3, das die nach innen ziehende Flügelstürmer bedient, während die Außenverteidiger nach vorne preschen und für die Breite sorgen. That’s about it.

Das war nicht so schlecht – in fact, es war das klar Beste des Turnieres – aber von Weltklasse reden wir hier beileibe nicht. In diesem Turnier hat es gereicht, immerhin. Und es ist zudem auch ein Ausruf an die anderen Länder: Ihr braucht nicht krampfhaft einen europäischen Trainer. Die afrikanischen haben auch Qualität.

Als Team muss man funktionieren…

Burkina Faso vertraute mit Paul Put einem Belgier, der nur deshalb in Afrika arbeitet, weil er in der Heimat in einen Skandal um Spielmanipulationen beteiligt ist. Dass Put aber auch ein durchaus patenter Trainer ist, zeigte er in diesem Turnier. Wie bei Nigeria galt auch hier: It’s not very fancy, but it works.

Die Grundformation von Burkina Faso
Die Grundformation von Burkina Faso

Die Burkinabé scheiterten letztes Jahr sang- und klanglos mit drei Niederlagen, weil es der damalige Teamchef Paulo Duarte schwer an der nötigen Flexibilität mangelt. Put vertraute auf fast exakt dasselbe Personal, aber er verpasste dem Team ein klares Konzept nach vorne: Während das defensive Zentrum strikt defensiv ausgerichtet ist, marschieren die Außenverteidiger nach vorne, unterstützen die Flügelstürmer. Dazu ein extrem flexibler und beweglicher Zehner hinter einer aktiven Spitze. So machte Burkina Faso (mit Ausnahme des 4:0 gegen Äthiopien, als der Gegner einbach) zwar nicht viele Tore, bekam aber auch recht wenige.

Und weil auch hier der Teamgeist stimmte und man sich nicht als Ansammlung von Individualisten verstand, führte der Weg für Pitroipa und Co. bis ins Finale. Der größte Erfolg in der Geschichte des Verbands.

…dann braucht’s nur noch ein Konzept

Zu den vielen Teams, wo’s nicht nach Wunsch lief, später mehr. Vorher gilt es noch die beiden weiteren positiven Überraschungen des Turniers zu würdigen. Bei beiden stimmte das Mannschafts-Gefüge. Und beide hatten ein klares Konzept.

Die Grundformation von Kap Verde
Die Grundformation von Kap Verde

Zum einen natürlich der Debütant aus Kap Verde. Im Konzept von Teamchef Lucio Antunes beginnt die Abwehr-Arbeit beim Positionsspiel der Offensiv-Reihe im 4-3-3. Diese pressen zwar nicht extrem auf die gegnerische Spieleröffnung, sondern kappen durch ihr flaches und enges Positionsspiel die Passwege für die Spieleröffnung der anderen Mannschaft – ganz ähnlich, wie es etwa auch John Herdman beim kanadischen Frauen-Nationalteam mit macht. Herdman brachte das Konzept die olympische Bronze-Medaille, Antunes beinahe ins Semifinale des Afrika-Cups.

Auch, wenn man im Viertelfinale als klar besseres Team gegen Ghana verlor, zeigte man doch, dass man Kamerun nicht aus Zufall in der Qualifikation eliminiert hatte. Der Plafond dürfte damit zwar erreicht sein, aber Antunes und seine Spieler demonstrierte eindrucksvoll, was man mit einem Konzept – und natürlich auch einem Grundmaß an individueller Klasse – herauszuholen ist.

Die Grundformation von Äthiopien
Die Grundformation von Äthiopien

Diese individuelle Klasse und die internationale Erfahrung fehlte dem Team aus Äthiopien komplett, weshalb es letztlich „nur“ einen Punkt gab. Aber wie das Team von Sewnet Bishaw auftrat, war bemerkenswert. Der Plan war, den Gegner kommen zu lassen und nach Ballgewinn überfallsartig umzuschalten und mit schnellen, kurzen Pässen den Gegner beim Stellen der Abwehr zu verwirren. Schnelle Lochpässe sah das Konzept kaum vor.

Dass man aufgrund von Ausschlüssen und Wechseln alle drei Torhüter einsetzt und dennoch im letzten Spiel sogar noch ein Feldspieler in den Kasten muss, mag der fehlenden Routine und der Übermotivation geschuldet sein. Es sollte aber nicht darüber hinweg täuschen, dass Äthiopien ein Musterbeispiel ist, wie es geht: Teamgeist, ein klares Konzept und ein Teamchef, der in Ruhe arbeiten kann.

Vor allem aber war es ausgerechnet die international unroutinierste Truppe von allen, die das beste Umschaltverhalten von Defensive auf Offensive zeigte. Was ein ganz mieses Licht auf viele andere Teams wirft.

Die Grundformation von Mali
Die Grundformation von Mali

Während Mali zum zweiten Mal hintereinander Dritter wurde. Dabei aber, wie schon letztes Jahr, keinerlei Glanz verbreitete. Die diesmal vom jungen Franzosen Patrice Carteron gecoachte Truppe unterschiedet sich kaum von jener aus dem letzten Jahr. Auch diesmal war die körperliche Robustheit Trumpf, um die Gegner vom eigenen Tor wegzuhalten.

Innerhalb dieses Konzeptes profitiert die Mannschaft durchaus davon, dass die Flügelspieler Modibo Maiga und Samba Diakité nicht mehr, wie letztes Jahr noch, in Frankreich spielen, sondern im Stahlbad der Premier League. Die Last des Gestaltens lag wiederum hauptsächlich bei Seydou Keita. Der ist ein sehr guter Achter, aber kein wirklicher Spielmacher. Entsprechend un-filigran war Mali dann auch. Aber äußerst stabil – auch psychisch. Bei afrikanischen Mannschaften ja nichts selbstverständliches.

Der da vorne wird’s schon richten

Bei vielen anderen galt: Safety first. Vor allem bei Außenseitern und vor allem bei Teams von Verbänden, die mit dem Begriff „Kontinuität“ nicht so richtig viel anfangen können.

In vielen Ländern haben Teamchefs eine Halbwertszeit von deutlich unter einem Jahr. Zwei, drei Testspiele, oft auf mangelhaftem Geläuf, dann soll’s beim Afrika-Cup sofort funktionieren, und wenn’s das erwartbarerweise nicht tut, setzt man einfach den nächsten, zumeist europäischen, Trainer auf die Bank. Von Nachhaltigkeit braucht man da gar nicht erst anfangen zu reden – schon kurzfristige Spielkultur stellt sich da nicht sein. Wie auch? Wenn der Trainer weiß, dass schnelle Ergebnisse gefragt sind, wird erstmal an einer stabilen Defensive gearbeitet. Weil das einfach leichter und schneller geht. Dass es oft jahrelanger Aufbauarbeit bedarf, um einer Nationalmannschaft das spielerische Handwerkszeug mitzugeben, um ein Spiel selbst aufzuziehen, sieht man nicht zuletzt derzeit in Österreich mit Marcel Koller.

Die Grundformation von Togo
Die Grundformation von Togo

Weshalb auch hier gilt: Unter den Blinden in der Einäugige König. Oder anders formuliert: Wer vorne einen Emmanuel Adebayor hat, kann es sich leisten, dass sonst auf dem Weg nach vorne überhaupt nichts los ist. Didier Six, der achte Teamchef seit Togos WM-Teilnahme vor sieben Jahren, ließ seine Mannschaft mit langen Bällen seinen Superstar anspielen, während zwei, maximal drei Spieler gemächlich aufrückten und der Rest hinten dem Ball nachwinkte und Adebayor alles Gute wünschte.

Das brachte Togo immerhin ins Viertelfinale, war aber weniger dem eigenen Glanz zu verdanken, als mehr der Tatsache, dass es andere nicht viel besser machten, aber keinen Superstürmer vorne hatten.

Die Grundformation von Angola
Die Grundformation von Angola

Ein ähnliches Konzept verfolgte auch Angola. Vorne einen starken Stürmer hinstellen, der die Bälle halten und auch selbst verwerten kann. Die Erkenntnisse des letzten Turniers bestätigten sich aber: Die starke Zeit von Angola, als man bei der WM und in drei Afrikacup-Viertelfinals hintereinander, ist vorbei. Die Stützen von einst hören auf, und es kommt kaum etwas nach, weil die meisten nachrückenden Spieler im eigenen Saft einer heimischen Liga schmoren, die zwar hervorragend zahlt, aber sportlich keinen echten Wert hat. Da konnte selbst ein an sich guter Stürmer wie Manucho nichts mehr retten.

Die Grundformation von Tunesien
Die Grundformation von Tunesien

Tunesien hingegen hat nicht einmal einen Stürmer von Format. An sich nicht schlimm. Aber Sami Trabelsi ist zwar schon in seinem zweiten Afrika-Cup Teamchef seines Heimatlandes, gegenüber dem letzten Auftritt war dieses Turnier kein Schritt nach vorne. Letztes Jahr gab’s, angetrieben von den starken Msakni und Ifa, den Einzug ins Viertelfinale. Mehr Konzept als damals war diesmal nicht zu erkennen, dafür hatten Msakni und Ifa keine Gala-Form. Die Folge: Es kam überhaupt kein Tempo, überhaupt kein Zug, überhaupt kein Druck in die Mannschaft. Aus dem Mittelfeld kamen keine Impulse. Und Saber Khalifa ist eben kein Emmanuel Adebayor. Die logische Folge: Das Aus in der Vorrunde. Konsequenz: Sami Trabelsi ist zurückgetreten. Und kam damit vermutlich nur seiner Entlassung zuvor.

Denn natürlich braucht es grundsätzlich Kontinuität auf dem Trainerposten. Aber wenn nicht der Funken einer Weiterentwicklung zu erkennen ist, bringt alles Festhalten am Teamchef nichts.

Ebenfalls auffällig: Alle diese Teams spielen mit einem 4-3-3, dem Mode-System dieses Afrika-Cups. Am Inhaltlichen mangelte es aber allen. Sei es, dass das Mittelfeld-Trio kein Tempo reinbrachte (Tunesien) oder dass die Außenverteidiger zu wenig machten (Togo) – man hatte den Eindruck, die Trainer lassen halt ein 4-3-3 spielen, weil’s grade Mode ist oder weil Gernot Rohr damit letztes Jahr guten Erfolg hatte.

Tore schießen: Schon schwer.

Rohr war 2012 Teamchef von Gabun und führte ein talentiertes, aufregendes Team beinahe ins Semifinale, scheiterte erst im Elferschießen an Mali. Und ließ eben in einem klaren 4-3-3 spielen. Ähnlich, wie es nicht nur die Hälfte des aktuellen Felds tat, sondern eben auch er selbst wieder. Diesmal als Teamchef des Niger.

Die Grundformation des Niger
Die Grundformation des Niger

Die Unterschiede: Zum einen drehte Rohr gegenüber seiner Zeit in Gabun das Mittelfeld-Dreieck um, und zum anderen fehlt es den Nigrern schlicht an der individuellen Klasse, die letztes Jahr etwa ein Pierre-Emerick Aubameyang mitbrachte. Man muss jedoch sagen, dass man hier den Schwung der letztjährigen Teilnahme mitgenommen hat, sichtlich einen Schritt nach vorne gemacht hat, ist kompakter, in sich gewachsener.

Was auch an Rohr liegt, der ein Gespür dafür haben dürfte, aus wenig viel zu machen. Die Spieler kommen immer mehr zu afrikanischen Spitzenklubs vor allem aus Tunesien. Eine Schwäche konnte Rohr aber nicht beheben: Die unglaubliche Harmlosigkeit vor dem Tor. Ihren treffsichersten Spieler, Moussa Maazou, stelte Rohr auf den Flügel. Dort sorgte er zwar für Betrieb, aber nicht für Torgefahr. Die Nigrer holten beim 0:0 gegen die D.R. Kongo zwar ihren ersten Punkt, blieben aber in allen drei Spielen torlos.

Die Grundformation von Algerien
Die Grundformation von Algerien

Algerien spielte auf deutlich höherem Niveau, scheiterte aber ebenso an der eigenen Harmlosigkeit. Was schade ist, denn sonst machte Algerien schon ziemlich viel richtig. Ein gutklassiger Kader mit vielen Spielern aus europäischen Top-Ligen, mit Vahid Halilhodzic ein guter Teamchef. Dazu eine aktive Spielanlage und das Bemühen, das Spiel selbst zu gestalten. Aber halt keinen, der die Tore schießt. Gegen Tunesien hätte man einen Kantersieg feiern müssen, verlor aber 0:1. Gegen Togo drückte man und drückte man auf den Ausgleich, kassierte dann in der Nachspielzeit das 0:2. Womit das Aus schon besiegelt war – obwohl man bis auf die Stürmerposition einen deutlich besseren Fußball gezeigt hatte als zumindest vier der Viertelfinalisten.

Nachhaltigkeit vor/nach dem Heimturnier?

Eine ganz besondere Ärmlichkeit an spielerischem Niveau zeigten hingegen das Heimteam bei diesem Turnier und jenes beim nächsten, also Südafrika und Marokko.

Die Grundformation von Marokko
Die Grundformation von Marokko

Den Marokkanern bringt es zwei Jahre, ehe man selbst den Afrika-Cup ausrichtet, überhaupt nichts, sich auf die Verletzung von Younes Belhanda auszureden. Sein Ersatz Abdelaziz Barrada war noch der beste in einer marokkanischen Mannschaft, in der sonst recht wenig passte. Vor allem Spieleröffnung und -aufbau waren von lähmender Langsamkeit, quälender Phantasielosigkeit und erschütternder Planlosigkeit geprägt. Es wurde verschleppt, statt schnell gemacht. Es war furchtbar.

Wie soll das weitergehen bei Marokko? In zwei Jahren steht eben das Heimturnier an. Vermutlich wird es so kommen wie meistens in Afrika: Man wird acht Monate vor dem Turnier in einem Anfall von akuter Panik den Teamchef tauschen – noch ist Rachid Taoussi im Amt – schnell schnell irgendeinen routinierten, semi-bekannten Europäer oder einen nationalen Feuerwehrmann holen, das Turnier so halbwegs über die Bühne bringen, und danach so weiter wurschteln wie davor. Nachhaltigkeit: Null.

Es sei denn, die Marokkaner lernen von Nigeria. Kann man ja auch nie ausschließen.

Die Grundformation von Südafrika
Die Grundformation von Südafrika

Viel lernen muss auch Südafrika noch. Konnte man vor zweieinhalb Jahren bei der WM noch sagen, dass das Turnier für die relativ junge Mannschaft noch etwas zu früh kam, muss man nun konstatieren: Schrecklich! Nicht nur, dass man sich keinen Millimeter nach vorne entwickelt hat, nein, es wird immer noch schlimmer.

Es gibt nicht einmal eine Ahnung von Spielkultur. Man ist heillos damit überfordert, über das Mittelfeld einen eigenen Angriff aufzubauen. Dean Furman etwa, einziger Weißer in der Stammformation, ist zwar ein vorbildlicher Kämpfer. Aber, mit Verlaub, es hat einen Grund, warum er nur dritte Liga spielt, in England. Katlego Mphela, seit Jahren konstanter Torschütze in der sportlich selbst im afrikanischen Vergleich komplett wertlosen südafrikanischen Liga, trifft nichts. Phala und Parker bringen keine vernünftige Flanke zu Stande. Einziges Mittel, um vor das Tor zu kommen: Langer Hafer von ganz hinten, und dann Hoffen und Beten.

Der Veranstalter hat sich nur mit Wucht und Wille ins Viertelfinale durchgemogelt. Aber inhaltlich war Südafrika, traurig aber wahr, in einem schlechten Turnier die schlechteste Mannschaft.

Wenn sich Qualität selbst schlägt

Ein Aus im Viertelfinale ist für den Gastgeber durchaus achtbar – für den großen Turnierfavoriten aber nichts weniger als eine absolute sportliche Katastrophe. Die sich die Ivorer aber zu einhundert Prozent selbst zuzuschreiben haben. Denn man zeigte von dem, was man eigentlich kann, wenig bis gar nichts.

Die Grundformation der Côte d'Ivoire
Die Grundformation der Côte d’Ivoire

Wo war etwa das extrem effektive Mittelfeld-Pressing, das Teamchef Sabri Lamouchi beim souveränen und nie gefährdete 3:0-Testsieg in Österreich spielen ließ? Nichts davon zu sehen. Und das kann auch nicht mit Erwartungsdruck zu tun haben, mit Nervosität in einer so dermaßen routinierten Mannschaft auch nicht.

Wie schon letztes Jahr unter François Zahoui spielte man nun auch unter Lamouchi langsam und abwartend, ohne viel Initiative zu zeigen. Vor allem aber kann man Lamouchi eines anlasten: Seine Personalentscheidungen. Ya-Konan kann aus dem Mittelfeld extrem gefährlich sein, er spielte kaum. Gradel ist flink und wendig; aber beim Turnier spielte der sich seit Jahren auf dem absteigenden Ast befindende Kalou. Lacina Traoré hatte in der Vorbereitung schon gut in die Mannschaft gefunden, Lamouchi ließ ihn nur einmal von Beginn an ran.

Und als es dringend nötig war, konnte man den Schalter nicht von Abwarten auf Angreifen umlegen. Diese Generation der Ivorer hat keinen Titel gewonnen. Vermutlich hielt man an den lebenden Denkmälern aber zu lange fest. Ein Schnitt, wie ihn Nigeria vollführte, ist bei den Ivorern unumgänglich. Er kann aber nur funktionieren, wenn der Teamchef – wer immer es sein wird – vom Verband die Rückendeckung bekommt, die notwendig ist, wenn man Nationalhelden auf das Altenteil schieben muss.

Die Grundformation von Ghana
Die Grundformation von Ghana

Während für Ghana einen ähnlichen Weg wie Nigeria gegangen ist: Einen einheimischen Trainer installieren und sich von Stinkstiefeln wie Inkoom und den Ayew-Brüdern trennen. Der Unterschied zu Nigeria: Bei Ghana klappte es nicht. Weil Asamoah Gyan vorne zu wenig mitarbeitete. Weil sich bei Isaac Vorsah jetzt zeigt, was schon länger auffällt – nämlich, dass er maßlos überschätzt wird. Dass John Paintsil seine beste Zeit längst hinter sich hat. Und vor allem: Dass sich die Jungen schon weiter wähnen, als sie sind. Badu und Rabiu, die U-20-Weltmeister von 2009, waren keine wirkliche Hilfe. Lediglich Mubarak Wakaso und Christian Atsu, die als Flügelstürmer einiges an Schwung brachten, wussten zu gefallen – wie auch Albert Adomah. Der ist mit seinen 25 Jahren aber schon zu alt, um wirklich noch auf den internationalen Durchbruch hoffen zu dürfen.

Ansonsten hat John Appiah aber noch nicht den Schlüssel gefunden, den sein nigerianischer Kollege Keshi schon gefunden hat. Wenn er die richtigen Schlüsse aus diesem Turnier zieht und weitermachen darf, kann man im Lager von Ghana aber viel aus diesem Turnier mitnehmen.

Die Grundformation der D.R. Kongo
Die Grundformation der D.R. Kongo

Die richtigen Spieler, aber nicht die nötige Ruhe im Umfeld hatte indes die D.R. Kongo auf Lager. Streit um die Prämien, Streik-Drohungen, Rücktritt von Teamchef Le Roy zwei Tage vorm ersten Spiel, Rückkehr von Le Roy am Tag vor dem Auftakt – der mutigen Aufholjagd beim 2:2 gegen Ghana zum Trotz, das konnte nicht gutgehen.

Was wirklich schade ist, denn mit diesem Kader wäre auch das Semifinale nicht unrealistisch gewesen. Vor allem, weil mit Youssouf Mulumbu und Cedric Makiadi zwei absolute Könner auf im zentralen Mittelfeld die Fäden ziehen konnten. Dazu kennt sich das Gerippe der Mannschaft von TP Mazembe, einer der besten Klubmannschaften des Kontinents, in- und auswendig.

Aber vor allem im letzten Gruppenspiel wurde deutlich, dass man vor dem Turnier gestritten hatte, anstatt sich zielgerichtet vorzubereiten. Zu viel wollte Dieumerci Mbokani alleine machen, zu wenig spielte man zusammen, nicht kompakt genug war das Auftreten. So gab’s das Aus in der Vorrunde.

Ein klarer Fall eines Verbandes, der den sportlichen Erfolg verhindert, statt ihn fördert.

Und der Titelverteidiger?

Das muss sich der sambische Verband nicht vorwerfen. Letztes Jahr wurde Sambia zum Vorbild, indem man mit einer eingeschworenen Truppe ohne Stars, aber mit einem klaren Konzept und einem Trainer, der arbeiten darf, sensationell den Titel holte. Diesmal verlor man zwar kein Spiel, aber man gewann auch keines. Der Titelverteidiger scheiterte in der Vorrunde.

Die Grundformation von Sambia
Die Grundformation von Sambia

Die große Stärke von Sambia war 2012 das unglaublich explosive Umschalten von Defensive auf Offensive, mit dem man aus einer sicheren Abwehr heraus die Gegner zermürbte. Dazu gab es ein sehr fluides Mittelfeld, das kaum Fehler machte und Stürmer, die kaum Chancen brauchten. Kein Team hatte beim Turnier letztes Jahr so wenig Torschüsse zu verzeichnen als Sambia. Und doch holte man den Titel.

All das fehlte Sambia diesmal. Man war im Rampenlicht, das ist ungewohnt. Man musste sich nichts mehr beweisen, man hatte auch nicht den emotionalen Antrieb, den es 2012 gegeben hatte.

Jedenfalls fehlte der Punch aus dem Mittelfeld komplett. Dieser wäre aber notwendig gewesen, weil die Gegner den Titelverteidiger kommen ließen. Anders als letztes Jahr, als man ja selbst der große Außenseiter war. Rainford Kalaba, überragender Spieler beim Titelgewinn, tauchte unter. Und die Stürmer schossen einfach keine Tore.

Gegen Äthiopien wäre man beinahe von den eigenen Waffen, dem schnellen Umschalten, besiegt worden. Gegen Nigeria verwandelte bezeichnenderweise Keeper Mweene den späten Elfer zum Ausgleich. Und als es gegen Burkina Faso unbedingt einen Sieg brauchte, fehlte es an der Durchschlagskraft.

Dennoch: In der WM-Quali schaut es für Sambia gut aus und mit Ghana hat man dort einen Gruppengegner, dem es selbst gerade nicht so gut geht. Und es ist dem sambischen Verband durchaus zuzutrauen, Hervé Renard nicht zu feuern, sondern mit dem ebenso gewieften wie schwierigen Franzosen weiter zu machen.

Es wäre wieder mal ein Signal an den restlichen Kontinent.

Fazit: Sportlich war’s nicht schön. Nigerias Signale sind das schon.

Ohne Frage: Von allen kontinentalen Meistern – Spanien, Uruguay, Japan, Mexiko – ist Nigeria (von Ozeanien-Meister Tahiti natürlich abgesehen) mit Abstand die schwächste Mannschaft. Das generelle Niveau des Turnieres war schlecht. Aber dennoch gehen von dem Titelgewinn der jungen nigerianischen Mannschaft mit ihrem Trainer Stephen Keshi positive Signale aus. Es gibt den einen oder anderen afrikanischen Verband, der’s kapiert hat – Keshis Rücktritt legt allerdings den Verdacht nahe, dass Nigeria nicht dazu gehören dürfte. Sein Rücktritt vom Rücktritt sagt: Liebe Freunde, reißt euch zusammen.

Das Chaos bei vielen anderen – auch etwa bei Kamerun, Ägypten und Senegal, die gar nicht dabei waren – sorgt mit seinem kurzsichtigen Denken dafür, dass die Lücke von den „kleineren“ Teams zur kontinentalen Spitze kleiner wird. Das ist aber kein Zeichen für gestiegene Qualität, im Gegenteil, sondern im Falle Afrikas ist es eine Nivellierung auf äußerst bescheidenem Level. Die Hilflosigkeit mancher Mannschaften macht es möglich, dass eine intelligent spielende Truppe wie jene aus Kap Verde beinahe ins Semifinale einzieht und sich das absolut verdient.

Die echte Weltspitze enteilt den afrikanischen Teams dabei immer mehr. Erst, wenn die Länder mit dem größten Potential ihre Probleme auf die Reihe kriegen – wie etwa Nigeria auf einem guten Weg ist – kann sich das ändern. Zumal dann immer noch die Leistungslücke geschlossen werden muss.

Und der Afrika-Cup 2013 hat gezeigt: Das kann dauern.

(phe)

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Angepresst zu werden mag das ÖFB-Team gar nicht – 0:3 gegen die Ivorer https://ballverliebt.eu/2012/11/15/angepresst-zu-werden-mag-das-ofb-team-gar-nicht-03-gegen-die-ivorer/ https://ballverliebt.eu/2012/11/15/angepresst-zu-werden-mag-das-ofb-team-gar-nicht-03-gegen-die-ivorer/#comments Thu, 15 Nov 2012 01:57:08 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8010 Angepresst zu werden mag das ÖFB-Team gar nicht – 0:3 gegen die Ivorer weiterlesen ]]> Das gab’s in den ziemlich genau zwölf Monaten unter Marcel Koller eigentlich noch nie: Gegen die Ivorer wirkte das ÖFB-Team seltsam gehemmt, etwas körperlos. Das eigene Pressing griff nicht, dafür fand man gegen jenes der Ivorer gegen Alaba und Leitgeb kein Mittel. So stand am Ende ein 0:3. Absolut kein Drama, aber es wird immer klarer, woran es noch hapert.

Österreich – Côte d’Ivoire 0:3 (0:1)

Dass jeder der Ivorer ein potentieller Bodybuilder ist, also der Afrikacup-Finalist dieses Jahres physisch dem ÖFB-Team haushoch überlegen war, ist kein Geheimnis – über die Zweikämpfe zu versuchen, ins Spiel zu kommen, wäre also von Haus aus aussichtslos gewesen. Das versuchte Österreich zum Glück dann auch gar nicht. Eher wollte man den Gegner mit dem mittlerweile gewohnten, eigenen Pressing zu Fehlern zwingen und mit gutem Passspiel aus dem Zentrum heraus punkten.

Battleground Mittelfeld-Zentrale

Marcel Koller stellte in seinem 4-4-1-1 mit Alaba und Leitgeb zwei Spieler ins Zentrum, die eher Passgeber sind als Balleroberer. Ein Zeichen dafür, dass man einerseits die Ivorer grundsätzlich eher defensiv erwartete und andererseits auch als Bekenntnis zum eigenen Gestaltungswillen verstanden werden kann. Das Problem dabei: Die Ivorer haben sich unter Sabri Lamouchi, der nach dem Afrikacup das Trainer-Amt übernommen hatte, vom gemächlichen Spiel unter François Zahoui, bei dem in erster Linie auf gegnerische Fehler gelauert wurde, verabschiedet.

Die Schlüsselspieler für die Spielanlage der Ivorer (die in der Start-Elf auf Drogba, Yaya Touré und Kalou verzichteten) waren Cheikh Tioté von Newcastle und der Hannoveraner Didier Ya-Konan. Die Aufgabe dieses Duos, das vor Sechser Romaric agierte, war klar definiert: Mit heftigem Pressing gegen Alaba und Leitgeb den österreichischen Spielaufbau schon im Keim ersticken.

Alaba läuft sich frei, Leitgeb geht unter

Das funktionierte gut. Alaba konnte sich durch sein äußerst flexibles Positionsspiel immer wieder etwas befreien, aber hinten neben den Innenverteidigern kann er das Spiel natürlich nicht so lenken wie aus der Mittelfeld-Zentrale heraus. Christoph Leitgeb hingegen, der gegenüber Alaba etwas vorgezogener agierte, wurde hergespielt. So viel Druck und so wenig Zeit am Ball hat er in der heimischen Liga nicht, er kennt die Situation nicht. Die Folge: Nach vorne war Leitgeb eine Vorgabe, komplett inexistent.

Und wenn es zu defensiven Zweikämpfen kam, war er den Kraftbröckerln aus Afrika unterlegen oder er stellte sich nicht besonders geschickt an (wie vor dem 0:1, dass in der Folge dieses Zweikampfs aber auch einfach absolut genial von den Ivorern gespielt war). Leitgeb wurde schon vor Jahren von Arsène Wenger als zwar grundsätzlich talentiert, aber als mit damals 23 schon deutlich zu alt für einen Wechsel ins Ausland abgeschrieben. Jetzt, mit 27 Jahren, und einer eher hilflosen Vorstellung gegen international handelsübliches Pressing, kann er sich wohl endgültig von der Hoffnung auf den Sprung aus der heimischen Liga verabschieden.

Veränderte Voraussetzungen für Baumgartlinger und Kavlak

Ab ca. 60. Minute

Julian Baumgartlinger und Veli Kavlak, die zur zweiten Hälfte bzw. nach einer Stunde ins Spiel kamen, hatten andere Grundbedingungen als ihre Vorgänger, weil Lamouchi inzwischen (mit der Einwechslung von Drogba) auf ein 4-4-2 umgestellt hatte und auch, weil die Ivorer nach einer Stunde dank eines Fehlgriffs von Lindner schon 2:0 in Front lagen.

Die beiden wurden von Razak und Romaric (bzw. dann von Yaya Touré) nicht so angegangen wie ihre Kollegen zuvor, mussten aber darauf achten, dass sich nun statt einem gleich zwei zentrale Stürmer in ihrem Rücken anboten, während auf den Flügeln weiterhin zwei gefährliche und schnelle Spieler darauf lauerten, die Kanäle zwischen Abwehr und Mittelfeld des ÖFB-Teams zu bearbeiten. Als dies einmal nicht gelang und man Lacina Traoré (vom Neo-Geldadel von Anshi Machatshkala) mit Tempo in den Zweikampf mit Prödl schickte, bedeutete dies prompt das 0:3.

Problemfeld Flügel

Dadurch, dass das Mittelfeld-Zentrum des ÖFB-Teams also, was das Kreativ-Spiel anging, weitgehend ausgeschaltet war, kam dem Flügelspiel eine noch größere Bedeutung zu. Hier ergaben sich allerdings einige Probleme. Zum einen, dass von den Außenverteidigern nichts kam: Gyuri Garics war ein Totalausfall – schreckliche Pässe, fehlende Übersicht im Defensiv-Verhalten, billig verlorene Zweikämpfe – und Markus Suttner ist zwar ein braver Linksverteidiger in der österreichischen Liga, aber eine Weltklasse-Mannschaft wie jene der Ivorer ist ihm um zwei Nummern zu hoch. Einen Christian Fuchs kann er in keinster Weise ersetzen.

Die fehlende Hilfe von hinten hieß, dass Arnautovic und Jantscher praktisch auf sich alleine gestellt waren. Was bei Jantscher hieß, dass er praktisch nur mit langen Bällen von Alaba oder Pogatetz angespielt wurde, und sich Jantschers Gegenspieler Arthur Boka natürlich längst platziert hatte, wenn der Österreicher den Ball bekam bzw. ihn unter Kontrolle hatte. Natürlich war der Russland-Legionär somit wirkungslos. Ihm das zum Vorwurf zu machen und ihm eine schlechte Leistung zu unterstellen, ist aber nicht ganz fair. Er wurde nie so eingesetzt, dass er mal mit Tempo auf die gegnerische Verteidigung zugehen hätte können.

Wen man dafür lobend erwähnen muss, ist Marko Arnautovic. So richtig viel wollte ihm zwar nicht gelingen. Aber er scheute keinen Zweikampf, versuchte immer anspielbar zu sein und arbeitete vor allem mit vollstem Einsatz in der Defensive mit. Selbst in der 87. Minute grätschte er am eigenen Strafraum einen Ball ab, während der frisch eingewechselte Harnik auf der anderen Außenbahn vorne stand und wartete.

Vorne: Der eine fleißig, der andere unglücklich

In der Rolle der Pressing-Maschine, die zuletzt in der Regel Zlatko Junuzovic (der auf der Stadion-Vidiwall übrigens als „Slatko Junuzovic“ vorgestellt wurde) ausfüllte, spielte diesmal Andreas Ivanschitz. Seine Rolle darf aber keinesfalls als „Spielmacher“ missinterpretiert werden: In Kollers System hat die hängende Spitze gar nicht die Aufgabe, das Spiel zu gestalten, dafür sind Sechser und Achter da. Nein, hier geht es primär darum, mit Forechecking die gegnerische Spieleröffnung zu erschweren. Und das machte Ivanschitz ausgesprochen gut. Er lief unermüdlich den ballführenden Ivorer an. Zwar provozierte er nicht die erhofften Ballverluste (wie das etwa gegen die Türkei zwei Tore ermöglichte), aber verlangsamte den Aufbau des Gegners durchaus.

So fleißig und so ansprechend Ivanschitz war, so unglücklich verlief der Abend für Marc Janko. Der ein, zwei Chancen eher billig vergab, und auch ein, zweimal schwere Anspiele nicht aufs Tor brachte. Zudem bewegte er sich nicht so, dass er zumindest halbwegs risikolos anspielbar war. So hing er eher in der Luft, war kaum involviert und sein Frust wurde sicher nicht kleiner angesichts der Tatsache, dass das Linzer Publikum jede missglückte Aktion von ihm mit höhnischem Applaus quittierte.

Weimann, wirkungsloser Wusler

Nach rund einer Stunde kam Andi Weimann, zuletzt Doppel-Torschütze für Aston Villa gegen Man United, für Ivanschitz in die Partie. Er war nun nicht mehr derjeniger, der alles anpressen sollte – gegen einen sich zurück ziehenden Gegner, der 2:0 führt, auch gar nicht mehr nötig – sondern präsentierte sich als Angriffs-Hilfe für Marc Janko. Weimann wuselte rund um Janko herum, kam eher aus der Tiefe, rochierte auch viel.

Alleine: Wirkung konnte Weimann nicht die geringste erzielen. Er band keinen Gegenspieler, seine Laufwege rissen somit keine Löcher auf, in denen dann ein Kollege stoßen konnte. Ein klares Anzeichen dafür, dass man in zwei Tagen vor so einem Match einen relativen Neuankömmling wie Weimann nicht sinnvoll ins System einbauen kann, vor allem, wenn er gar nicht für die Startformation vorgesehen ist. Was der England-Legionär tatsächlich einbringen kann, wird man erst sehen können, wenn er mal über einen längeren Zeitraum mit der Mannschaft arbeiten kann.

Fazit: Gegnerisches Pressing größtes Problem

Ganz ohne Christian Fuchs und Zlatko Junuzovic, lange ohne Harnik und Baumgartlinger, und das gegen einen Gegner von Weltklasse-Format – das ist dem ÖFB-Team noch zu steil. Das ist eine Erkenntnis des Abends: Es gibt, dem immer größeren Pool an Alternativen zum Trotz, gewisse Spieler, die Koller nicht ohne massiven Qualitäts-Verlust ersetzen kann.

Die wesentlich wichtigere Lehre aus dem Spiel ist aber eine ganz andere: Österreich kann pressen, und an guten Tagen (wie gegen Deutschland) sogar so gut, dass man selbst Weltklasse-Teams damit schwer in Bedrängnis bringt. ABER: Wenn man selbst von einer gegnerischen Mannschaft so sehr das Zentrum angepresst bekommt, gibt es noch überhaupt kein Mittel dagegen. Zumindest nicht, wenn ein Spieler wie Leitgeb – der im Alltag ja nie mit Pressing eines ohnehin besseren Gegners konfrontiert wird – auf dem Feld steht. Man kann davon ausgehen, dass Schwedens Teamchef Erik Hamrén genau das auch erkennen wird, wenn er sich dieses Spiel ansieht.

Hier muss Marcel Koller Gegenstrategien entwickeln. Zwar wird es natürlich helfen, wenn mit Fuchs ein Linksverteidiger gehobener internationaler Klasse im Team ist, wenn ein Junuzovic (noch dazu wenn, wie derzeit, in Über-Form) spielt, und so weiter. Aber die anderen Teamchefs sind natürlich auch nicht blöd und werden ihre Notizen zu diesem Spiel machen.

Und in ihren Notizblöcken wird stehen: „Spielgestalter anpressen. Das mag Österreich gar nicht“.

(phe)

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Mehr als nur eine Feel-Good-Story: Das war der Afrika-Cup 2012 https://ballverliebt.eu/2012/02/13/mehr-als-nur-eine-feel-good-story-das-war-der-afrika-cup-2012/ https://ballverliebt.eu/2012/02/13/mehr-als-nur-eine-feel-good-story-das-war-der-afrika-cup-2012/#comments Mon, 13 Feb 2012 22:57:00 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6696 Mehr als nur eine Feel-Good-Story: Das war der Afrika-Cup 2012 weiterlesen ]]> „Sie haben die Kraft gefunden, als ob es vorherbestimmt gewesen wäre. Ich habe ihnen gesagt, wenn wir ins Finale kommen, spielen wir in Libreville, wo es den Flugzeugabsturz gegeben hat. Das war vor unserem ersten Spiel gegen Senegal – jenes Land, wo die Mannschaft damals hingeflogen wäre. Das hatte eine ganz eigene Bedeutung.“ – Hervé Renard, Teamchef von Sambia.

Ballverliebt-Allstars des Afrika-Cups 2012

Es ist, global betrachtet, eine der größten Feel-Good-Storys der Fußball-Geschichte. Außenseiter Sambia, die No-Name-Truppe, holt als krasser Außenseiter genau dort den ersten kontinentalen Titel, wo vor 19 Jahren die beste Mannschaft, die das Land jemals hatte, bei einem Flugzeug-Unglück auf so tragische Weise ausgelöscht worden war. Im Kleinen ist der Titelgewinn für Sambia aber ein ganz, ganz deutlicher Fingerzeig für die gefallenen Giganten Afrikas. Weniger für die Ivorer, die im Endspiel das Elfmeterschießen verloren haben, ohne davor in sechs Turnierspielen auch nur ein einziges Gegentor kassiert zu haben.

Nein, es ist ein Fingerzeit für Nationalmannschaften wie jene von Nigeria und Kamerun. Weil der unerwartete Lauf Sambias zum Titelgewinn zeigt: Mit Kontinuität und Teamgeist kommt man weiter. Mit internem Streit, Individualismus und ständig wechselnden Teamchefs auf der Seitenlinie nicht. Freilich, zwischen dem sehr ordentlichen Auftritt in Angola vor zwei Jahren und dem großen Wurf jetzt war Sambias Teamchef Hervé Renard auch anderthalb Jahre nicht im Amt. Aber er vertraute fast ausschließlich auf jene Spieler, die schon länger zusammen spielen und er kannte auch die Verhältnisse.

Starke Defensive, flinke Offensiv-Kräfte

Die Grundformation von Sambia

Und er schuf auf dem Platz die Voraussetzungen, um die Stärken der Spieler optimal zu nützen, um für das Team einen Mehrwert zu erzielen. Wichtigstes Element war dabei das zentrale defensive Viereck mit den beiden Innenverteidigern Himoonde und Sunzu (die gemeinsam bei TP Mazembe in der DR Kongo spielen und in den letzten drei Jahren zweimal die Champions League gewonnen hat und das Finale der Klub-WM erreichte) und den beiden Sechsern. Einer davon war immer Nathan Sinkala, der sogar noch in der heimischen Liga spielt. Dieses Quartett machte es den Gegnern praktisch unmöglich, durch die Mitte vor das Tor des sicheren Goalies Kennedy Mweene zu kommen.

Das restliche Mittelfeld, das war ein weiteres Kern-Merkmal von Sambia, agierte extrem flexibel. Den Part neben Sinkala konnten Lungu, Chansa und auch Kasonde einnehmen, jeder von den dreien konnte aber genauso gut eine der Außenpositionen einnehmen. Durch dieses ständige Wechseln im Mittelfeld, das oft sogar im eigenen Ballbesitz in hohem Tempo im Aufbauspiel vollzogen wurde – indem die Außen nach innen zogen und die Sechser entsprechend verschoben – entblößte man gegnerische Sechser immer wieder.

Hinzu kam der äußerst aktive Kapitän Chris Katongo, der immer und überall unterwegs war, und der flinke und torgefährliche Stürmer Emmanuel Mayuka. Die Young Boys aus Bern reiben sich vergnügt die Hände, weil der 21-Jährige seinen Wert verzehnfacht hat und nun über 11 Millionen Euro wert sein dürfte. Ein tolles Beispiel von hervorragendem Scouting – da können sich viele Teams aus Österreich eine ganz dicke Scheibe abschneiden.

Das Spiel von Sambia war nicht spektakulär und vor allem im Semifinale gegen Ghana agierte man schon übervorsichtig, aber es war perfekt auf die Spieler zugeschnitten und jeder Spieler hielt sich daran. Auch, wenn es Spektakel-Fans und Vorurteilsbeladene ungern sehen: Aber auch beim Afrika-Cup führt der Weg zum Titel nur über disziplinierte Defensive, ein passendes Konzept, funktionierendes Kollektiv und der Bereitschaft, Ergebnis-Fußball dem Erlebnis-Fußball vorzuziehen.

Warten auf Fehler war nicht genug

Was ja im Übrigen nicht nur für Champion Sambia gilt, sondern auch für die anderen drei Teams im Halbfinale. Allen voran Überdrüber-Top-Favorit Côte d’Ivoire. Nach der reinen Papierform darf es nie passieren, dass ein Team mit Spielern aus dem Kongo, der Schweiz, der zweiten russischen Liga und einem Quartett aus der selbst im afrikanischen Vergleich sportlich irrelevanten südafrikanischen Liga die Weltstars von Man City, Chelsea und Arsenal auch nur fordern kann.

Die Grundformation der Côte d'Ivoire

Die Ivorer verließen sich im ganzen Turnier eher darauf, auf Fehler beiden Gegnern zu lauern und diese dann gnadenlos auszunützen. Das hat funktioniert, weil es keinem Gegner gelungen ist, gegen die von der individuellen Klasse allen 15 Konkurrenten fraglos haushoch überlegene Mannschaft fehlerfrei zu spielen – im Übrigen auch Sambia nicht. Aber das eine Geschenk, den Elfmeter in der zweiten Hälfte, verschoss Drogba.

Teamchef François Zahoui, der als Spieler vor 20 Jahren beim bislang einzigen Titelgewinn dabei war, vertraute vor allem auf seine komplett schussfeste Defensive. Sol Bamba und Kolo Touré spielten ein fast fehlerfreies Turnier, Boubacar Barry war der klar beste Torhüter des Afrika-Cups.

Was aber nicht übertünchen kann, dass auch die Ivorer keineswegs frei von Problempositionen waren. Rechts hinten konnten weder Igor Lolo noch Jean-Jacques Gosso überzeugen, Salomon Kalou nahm an einigen Spielen nur am Rande teil – sein Ersatzmann Max Gradel von St. Etienne machte, wann immer er spielen durfte, einen deutlich flinkeren, frischeren, willigeren und fleißigeren Eindruck als Kalou. Und dass Gervinho, der andere Außenstürmer im 4-3-3, nicht gerade die Effizienz in Person ist, wissen Arsenal-Fans nur allzu gut.

Das bittere für die Ivorer ist natürlich, dass sie genau wissen: Dieses Turnier war eine einmalige Chance. Teams wie Kamerun, Nigeria und Ägypten nicht dabei, man spazierte mit angezogener Handbremse ins Finale, und doch klappte es auch beim vierten Anlauf dieser Mannschaft nicht mit dem Titel, der ihnen längst zustehen würde. Ihr Glück ist es, dass es schon nächstes Jahr die Chance zur Wiedergutmachung gibt. Das wird dann die ultimativ allerletzte Chance für Leute wie Drogba, Zokora und Kolo Touré, doch noch was zu holen. Ein wenig mehr Unternehmungsgeist könnte dabei nicht schaden, hinten ist man gut gerüstet.

Ähnliches Problem bei Ghana

Die Grundformation von Ghana

Die Black Stars waren fast ein Abziehbild der Ivorer: Nach vorne tat man sich extrem hart gegen die zumeist recht gut verteidigende Gegner. Vor allem Kwadwo Asamoah kam überhaupt nicht ins Turnier, von Sulley Muntari kam zu wenig und André Ayew alleine konnte die Mannschaft letztlich nicht herausreißen.

Der Unterschied zu den „Elefanten“: Hinten wurde gepatzt. Torhüter Adam Kwarasey, der eigentlich Larsen heißt und Norweger ist, machte nicht den sichersten Eindruck, Kapitän John Mensah musste sich in einem Spiel für das Team opfern und einen Ausschluss hinnehmen, die Ersatzleute Vorsah und Jonathan Mensah konnten ihn nicht ersetzen. Zudem fehlte Teamchef Stevanovic auf den Außenbahnen die Linie: Mal spielte Inkoom statt Pantsil rechts hinten, mal vor Pantsil rechts vorne und Ayew dafür links, dann musste Inkoom auch mal links hinten ran, weil dort weder Masahudu Alhassan noch Lee Addy eine überzeugende Figur gemacht haben. Schon gegen Tunesien im Viertelfinale musste ein Geschenk in Form eines schlimmen Goalie-Fehlers zur Rettung herhalten, gegen Sambia im Semifinale fehlte dann jede Inspiration – und das kleine Finale gegen Mali war ohnehin mehr eine Bestrafung.

Es ist sicher noch zu früh zu sagen, dass die große Zeit von Ghana mit dem U20-WM-Titel 2009, dem Finalzeinzug beim Afrika-Cup vor zwei Jahren und dem Viertelfinale bei der WM vorbei ist. Aber bei den Black Stars muss man nun aufpassen, nicht in jene unübersichtliche Mischung aus Altstars über dem Zenit, fehlendem Teamgeist auf dem Platz und zu vielen Trainerwechseln zu verfallen, die Kamerun und Nigeria vorläufig in den Orbit gejagt hat. Ghana steht fraglos am Scheideweg.

Mali wird Dritter – wenn auch eher zufällig

Dass in solchen Turnieren Teams, die schlechter spielen als manche Konkurrenten letztlich weiter kommen als diese, das ist nichts Neues. Mali ist so ein Beispiel: Sowohl Guinea in der Gruppe als auch Gabun im Viertelfinale war man eigentlich recht deutlich unterlegen, auch inhaltlich, aber ein Tausenguldenschuss (gegen Guinea) und ein Elfmeterschießen (gegen Gabun) reichten für den überraschenden Einzug ins Halbfinale.

Die Grundformation von Mali

Und das, obwohl mit Seydou Keita der eigentliche Star und klar beste Spieler der Mannschaft ein erschreckend anonymes Turnier spielte. Er stand oft viel zu hoch, um seine Stärken in Passgenauigkeit und Spieleröffnung ausspielen zu können. Sein Können im Pressing gegen den gegnerischen Spielaufbau kam auch nicht allzu häufig zum Einsatz.

Dafür sprangen andere in die Presche, wie vor allem Adama Tamboura. Der Linksverteidiger vom französischen Zweitligisten Metz ist eine DER Entdeckungen in diesem Turnier (auch wenn er mit 26 Jahren nicht mehr der Jüngste ist), auch die beiden Sechser Samba Diakité und Bakaye Traoré zeigten gute Abstimmung – kein Wunder, die sind bein Nancy auch Teamkollegen. Nach vorne wurde es dann halt immer dünner, aber damit passt man ja ins Bild bei diesem Turnier. Der dritte Platz ist für Mali sicher ein riesiger Erfolg, wie groß die Nachhaltigkeit sein wird, steht aber auf einem ganz anderen Blatt Papier.

Die Gastgeber: Gleicher Erfolg, unterschiedliche Aussichten

„Nachhaltigkeit“ ist auch das Stichwort bei den beiden Gastgebern. Ihre insgesamt acht Spiele waren, gemeinsam mit dem Finale, die einzigen mit einer guten Zuschauerkulisse – bei anderen Spielen, vor allem dem Viertelfinale zwischen Sambia und dem Sudan mit nur 200 (!!!) Zuschauern fanden vor teils erschreckend leeren Rängen statt. Bei Eintritts-Preisen, die einen durchschnittlichen Wochenlohn als unterstes Limit haben, ist das aber auch kein Wunder.

Die Grundformation von Gabun

Die Ansätze bei den beiden Ausrichtern war grundverschieden. Gabun mit dem Deutsch-Franzosen Gernot Rohr als Teamchef hat vor zwei Jahren trotz des Aus in der Vorrunde schon angedeutet, dass man eine junge Mannschaft mit viel Entwicklungspotential ist, die tollen Auftritte hier waren der beinahe logische nächste Schritt. Die Hingabe und der Schwung, den die mit einem Schnitt von 25 Jahren noch recht junge Truppe gezeigt hat, konnte einen mitreißen – vor allem der Über-Thriller gegen Marokko im mit Abstand besten und aufregendsten Spiel des Turniers war eine Augenweide.

Aber auch das System und die generelle Spielanlage war eine äußerst positive Erscheinung. Die Außenverteidiger Moussono und Mouele marodierten nach vorne wie kaum jemand anderer in diesem Turnier, das Sturm-Trio war ständig in Bewegung, gut am Ball und der Wille, nach vorne zu spielen und die Partien an sich zu reißen, war fast immer erkennbar – aber nie über eine gesamte Partie. Und genau dieser Aspekt, der sicher auch auf fehlende internationale Erfahrung zurück zu führen ist, kostete dem Team mit dem positivsten Fußball ein noch besseres Resultat als das Viertelfinale.

Die Zukunftsaussichten sind aber nicht so schlecht. Wenn man die richtigen Lehren aus dem eigenen Auftreten zieht, und die aus dem Titelgewinn von Sambia – sprich, auf Kontinuität zu setzen – ist angesichts der wahrlich nicht übertrieben schweren Quali-Gruppe mit Burkina Faso, Niger und Congo die Teilnahme am WM-Playoff für Brasilien beinahe Pflicht.

Die Grundformation von Äquatorialguinea

Da wird es er wild zusammengekaufte Haufen, der für Äquatorialguinea aufläuft, wesentlich schwerer haben. Nicht nur, weil mit Tunesien ein starker Gegner wartet, sondern vor allem, weil der Mannschaft die Basis fehlen dürfte. Das Team ist deutlich älter und hat viel weniger Spieler, die noch viel Entwicklungspotential nach oben zeigen. Rechtsverteidiger Kily David ist so einer, Sechser Ben Konaté sicher auch – aber im Großen und Ganzen lebte der zweite Co-Gastgeber schon viel mehr von der Spezialsituation Heimturnier und der Euphorie, die die zwei (glücklichen) Siege gegen Libyen und den Senegal entfachten.

Sicher, praktsich alle Spieler sind über sich hinausgewachsen, aber für Teamchef Gilson Paulo, der die Mannschaft erst kurz vor dem Turnier übernommen hatte, wird ein dauerhaftes Etablieren unter den besseren Teams Afrikas sicher kein leichteres Unterfangen als es das Heimturnier war.

Sudan und Liyben: Die arabischen Überraschungen

Ägypten, Sieger der letzten drei Ausgaben, war nicht qualifiziert – aber mit den Nachbarn Sudan und Liyben gab es dennoch zwei Teams aus dem arabischen Sprachraum, die mit schönen Erfolgen nach Hause zurückkehren.

Die Grundformation des Sudan

Das trifft vor allem auf den Sudan zu – die 23 Kader-Spieler kehren tatsächlich alle nach Hause zurück, Teamchef Mohamed Abdalla hatte nicht einen einzigen Legionär mit dabei. Die Spielanlage des Sudan war der von Sambia nicht unähnlich: Durch die Mitte zumachen, über die Außen Gegenstöße setzen, mit Mustafa Haitham gab es eine sehr aktive hängende Spitze und mit Mudathir einen Stürmer, der nicht viele Chancen braucht.

Die Qualität des Champions hat der Sudan freilich nicht und für den Viertelfinal-Einzug brauchte es schon auch Geschenke von Burkina Faso im letzten Gruppenspiel, aber pures Glück war das alles nicht. Was der Mannschaft fehlte, war die Breite in der eigenen Spielgestaltung, weil die Mittelfeld-Außen viel einrückten, die Außenverteidiger aber nicht konsequent hinterliefen. Aber der erste Sieg bei einem Spiel des Afrika-Cups seit 42 Jahren ist ein feiner Erfolg.

Die Grundformation von Libyen

Eine weitere echte Feel-Good-Story, die aufgrund des Vorrunden-Aus leider etwas unterging, war der Auftritt von Libyen. Schon alleine die Tatsache, dass sich die Mannschaft trotz des tobenden Bürgerkrieges, ausgesetzter Meisterschaft und mit natürlich gestrichenen Heimspielen überhaupt qualifiziert hat, zumal mit einigen Kickern, die selbst an der Front gekämpft hatten, ist schon ein Wunder.

Aber der Auftritt beim Turnier selbst, der von Spiel zu Spiel couragierter wurde, toppte das dann sogar noch. Gegen Äquatorialguinea wirkte man noch gehemmt, aber den späteren Champion Sambia hatte man schon am Rande der Niederlage und gegen den Senegal folgte dann die Krönung: Mit einer geschickten Umstellung, mit modernem Systemfußball, mit einem passenden Konzept und dessen disziplinierter Ausführung gelang doch tatsächlich ein 2:1-Erfolg.

Für das Viertelfinale hat es nicht gereicht, aber die Libyer sind dennoch ohne jeden Zweifel einer der ganz großen Gewinner dieses Afrika-Cups.

Seltsames Turnier von Senegal

Die Grundformation von Senegal

In der ersten Hälfte des ersten Spiels gegen Sambia wurden zwei Schläfrigkeiten in der senegalesischen Abwehr eiskalt ausgenützt – der Anfang vom Ende für die vorher als heiße Mit-Favoriten gehandelte Mannschaft. In der Folge gab es nicht nur gegen Sambia, sondern auch in der zweiten Partie gegen Äquatorialguinea Chancen am laufenden Band. Ja, die Spielanlage von Senegal mit ihrem Mittelding aus 4-2-3-1 und 4-2-4 war recht eindimensional. Aber die an sich guten Laufwege von Ba und Cissé und der ungeheure Schwung von Issia Dia auf der rechten Seite bereitete den beiden Gegnern große Probleme. Vor allem im zweiten Spiel hätte es statt der 1:2-Niederlage in der letzten Minute eigentlich einen Kantersieg geben müssen. So war Senegal ausgeschieden, die Luft war raus, der Auftritt gegen Libyen blutleer und das Punktekonto stand auch nach drei Spielen immer noch auf Null. Peinlich.

Was Senegal zum Verhängnis wurde, war neben der schlechten Chancen-Verwertung vor allem fehlende Kompaktheit im Mittelfeld und eine Abwehrkette, die nicht auf der Höhe war. Teamchef Amara Traoré, der von draußen kaum Impulse geben konnte, ist jedenfalls schon nicht mehr im Amt.

Unaufgeregte Maghreb-Teams

Was angesichts der sonst weit verbreiteten Hire-&-Fire-Politik in afrikanischen Verbänden etwas überraschend war: Eric Gerets darf trotz den enttäuschenden Vorrunden-Aus auch weiterhin die Mannschaft aus Marokko betreuen. Auch, wenn der Auftritt der Mannschaft das Verpassen des Viertelfinales durchaus rechtfertigte.

Die Grundformation von Marokko

Und auch der Teamchef selbst mit seinem vorschnellen Signal zum geordneten Rückzug im Mega-Match gegen Gabun seinen Teil dazu beigetragen hat. Das Hauptproblem Marokkos war die Abhängigkeit von Houssine Kharja. Er sollte seine Mitspieler aus der Tiefe heraus dirigieren und einsetzen. Das wussten aber auch die Gegner und stellten den Italien-Legionär so gut es ging zu – und kein anderer übernahm die Verantwortung. Zu wenig Nachdruck gegen Tunesien, zu früh sicher gefühlt und Gabun ins Spiel zurücklassen, und schon war das Turnier vorbei.

Woran es Marokko vor allem fehlt, sind Führungsfiguren. Boussoufa und Hadji sind Schönwetter-Spieler, Kharjas Nebenmann Hermach fehlt es an der Klasse und im Sturmzentrum macht Chamakh einfach zu wenig aus seinen Anlagen.

Die Grundformation von Tunesien

Da fußte die Abordnung aus Tunesien schon auf deutlich mehr Säulen. Sami Trabelsi vertraute einem recht großen Block von Akteuren aus der eigenen, sportlich durchaus sehenswerten Liga. Der Vorteil dabei: Die Mittelfeld-Zentrale mit Korbi und Traoui war gut eingespielt, als im dritten Spiel mit Ragued erstmals ein dritte Mann eingezogen wurde, stand man noch sicherer.

Zudem machten zwei Spieler auf sich Aufmerksam: Rechtsvertediger Bilel Ifa (21), der recht bald in der französischen Liga auftauchen dürfte, ud vor allem Youssef Msakni. Der auch erst 21-Jährige mit dem Lausbuben-Gesicht ist ein Offensiv-Allrounder, wie man ihn sich wünscht: Er kann über die Flanken kommen (hier eher über die linke), der kann hinter den Spitzen spielen, und er kann auch selbst Tore schießen.

Tunesien ist nach einem sportlichen Durchhänger in den letzten Jahren wieder zurück auf der Spur nach oben: Mit einer kompakten und sicheren Defensive, fleißigen Außenverteidigern (auch Chammam, der im Turnierverlauf Jemal ersetzte) und einem offensiven Alleskönner mit viel Potential. Wer weiß, wie viel Tunesien schon diesmal erreichen hätte können, wenn nicht der sonst so sicherer Torhüte Mathlouthi im Viertelfinale gegen Ghana daneben gegriffen hätte.

Die Grundformation von Guinea

Die Pechvögel aus Guinea

Es gibt eine Mannschaft, das das Viertelfinale absolut verdient gehabt hätte, aber durch einen Glücktreffer von Mali außen vor blieben: Das Team aus Guinea. Unter ihrem französischen Teamchef Michel Dussuyer, dessen Vater im Turnierverlauf verstarb, zeigten die Westafrikaner sehenswerten Angriffsfußball. Im ersten Spiel gegen Mali scheiterten sie an der Chancenverwertung, aber gegen Botswana gab’s beim 6:1 kein Halten mehr. War aber alles nicht mehr genug, genau wie das achtbare 1:1 gegen Ghana – bei dem sich die Mannschaft wohl etwas zu früh aufgegeben hat.

Auch Guinea ist im Grunde eine Mannschaft, die sich ansehnlicher präsentiert hat als es der Kader annehmen hätte lassen. Zwei Burschen aus der Drittliga-Mannschaft von Stuttgart, jede Menge Spieler aus wenig prickelnden Vereinen aus Ländern wie Schweiz, Belgien und der Türkei, Zweitliga-Kicker aus Frankreich – aber es war klar ersichtlich, dass es im Team stimmt. Jeder rannte für den anderen, bis auf die letzte halbe Stunde gegen Ghana war das Bestreben, positiven Fußball zu zeigen und Tore zu erzielen, immer sichtbar.

Die Grundformation von Angola

Das war zu wenig

Andere Teams, denen man mehr zugetraut hätte, haben sich selbst geschlagen. Angola etwa: WM-Teilnehmer von 2006, zuletzt dreimal das Viertelfinale erreicht, aber diesmal war doch ein deutlicher Rückschritt zu erkennen. Wenn die Mannschaft schon hinten nicht besonders sicher steht – was ja auch schon beim Heim-Turnier vor zwei Jahren nicht der Fall war – dann muss zumindest nach vorne etwas gehen. Aber von den Flanken kam zu wenig Konkretes, aus der Zentrale gab’s nur Alibi-Fußball und Flavio, einer der WM-Torschützen von vor sechs Jahren, ist deutlich über seinen Zenit hinaus.

Das alles kann ja mal passieren, das ist auch keine Schande. Anders als der Umgang der angolanischen Autoritäten, die sich als ganz schlechte Verlierer zeigten: Reporter wurde gewaltsam von der Mannschaft abgeschottet, Berichterstattung darüber unter Androhung von Strafen zu verhindern versucht. Das gab kein gutes Bild ab.

Die Grundformation von Burkina Faso

Zu wenig Konkretes – das ist auch der sportliche Vorwurf, den sich Burkina Faso machen lassen muss. Aus der Zentrale von Marseille-Sechser Kaboré kam viel zu wenig, Alain Traoré haderte früh mit sich, den Mitspielern, den Referees, mit Gott und der Welt, Joker Aristide Bancé irrlichterte wirr über den Platz, Bakary Koné schoss hinten Böcke am laufenden Band und Moumouni Dagano wirkt vorne wie ein Dinosaurier. Der flinke Jonathan Pitroipa, der einzige noch verbleibende Spieler von höherer Qualität, war mit der ganzen Verantwortung auf seinen schmalen Schultern sichtlich überfordert. Und letztlich half es auch nicht, dass von der Trainerbank keine hilfreichen Impulse kamen: Teamchef Paulo Duarte hielt stur an seinem steifen 4-2-3-1 fest.

Die Folge: Drei Niederlagen und das Vorrunden-Aus.

Die Grundformation von Niger

Chancenlose Debütanten

Drei Niederlagen war auch die Bilanz, die man von den zwei Debütanten erwartet und auch bekommen hat. Wobei das Team aus Niger bei seiner Afrika-Cup-Premiere vor allem defensiv gar keine so schlechte Figur gemacht hat: Der Versuch, den Gegnern keinen Platz und keine Zeit am Ball zu lassen, Kompakt und sicher zu stehen und nach Ballgewinn über die flinken Issoufou und Maazou nach vorne zu kommen, war stets erkennbar und wurde auch ganz okay ausgeführt.

Die individuelle Qualität der eher zufällig gegenüber den Südafrikanern qualifizierten Mannschaft war natürlich nicht mit jener der Gruppengegner zu vergleichen, und doch hätte man Marokko beinahe einen Punkt abgetrotzt. Leider wurde das alles überschattet von der eher unwürdigen Posse hinter den Kulissen und an der Seitenlinie, wo man dem erfolgreichen Teamchef Harouna Doula (immerhin Afrikas Trainer des Jahres 2011) im Franzosen Rolland Courbis einen Anstands-Wauwau vor die Nase setzte, der dann auch bei den Spielen seinen dicken Bauch Kommandos gebend in der Coaching-Zone präsentierte, während sich Doula etwas indigniert auf der Trainerbank einigelte.

Die Grundformation von Botswana

Fehlende Qualität vor allem im Spiel nach vorne war letztlich auch bei Botswana der limitierende Faktor. Abgesehen vom 1:6 gegen Guinea, wo man in Unterzahl komplett auseinander fiel, stand man mit zwei Viererketten und einem Sechser dazwischen recht sicher, machte Ghana und Mali das Leben mit gutem Lauf- und Stellungsspiel verteufelt schwer und verlor diese beiden Spiele nur knapp.

Aber im Angriff… Jerome Ramathlhakwane versuchte zwar, mit viel Laufarbeit fehlende Ideen von hinten auszugleichen, aber außer Mondbällen aus der eigenen Hälfte hatte Botswana überhaupt nichts anzubieten. Kein Wunder, dass schon in der Quali kein Team, das den Cut geschafft hat, weniger Tore erzielt hat. Durchaus erstaunlich, dass es trotzdem zu zwei Treffern – einem Elfmeter und einem Konter – gereicht hat.

Aber für Botswana gilt genau wie für Niger: Schön, mal dabei gewesen zu sein. Es wird auch in Zukunft nicht allzu oft passieren.

Fazit: Was bleibt?

Genau natürlich wie der Titelgewinn für Sambia eine Ausnahme ist. Die Mannschaft aus dem 13-Millionen-Einwohner-Land im Süden des Kontinents wird sich nun genausowenig zu einem dauerhaften Titelkandidaten aufschwingen wie das Griechenland nach dem Titel 2004 oder der Irak nach dem Erfolg beim Asien-Cup 2007 gelungen ist.  Schon hinter einer WM-Teilnahme in Brasilien steht ein dickes Fragezeichen, muss man doch in der Gruppe an Ghana vorbei, um überhaupt in die entscheidenden Playoffs einzuziehen.

Aber die Mannschaft ist jung genug, um noch einige weitere Afrika-Cups zu absolvieren und kann nächstes Jahr in Südafrika oder in drei Jahren in Marokko auch wieder eine gute Figur abgehen. Der Unterschied: Ab sofort werden vor allem Underdogs gegen den Afrika-Meister doppelt und dreifach motiviert in die Spiele gehen.

Für Didier Drogba und seine Ivorer geht es nächstes Jahr noch einmal um alles oder nichts, aber es wird nicht leichter. Kamerun, Nigeria, Ägypten und Ausrichter Südafrika werden die Scharte der verpassten Quali ausmerzen wollen. Dass das vor allem bei afrikanischen Funktionären zumeist in kontraproduktiver Übermotivation umschlägt, ist dabei aber natürlich nichts Neues.

Aber wer weiß, vielleicht sorgt das Signal, das Sambia ausgesendet hat, beim einen oder anderen ja doch für etwas mehr Mitdenken.

(phe)

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Sambias „Date with Destiny“ – Außenseiter holt den Afrika-Cup! https://ballverliebt.eu/2012/02/13/sambias-date-with-destiny-ausenseiter-holt-den-afrika-cup/ https://ballverliebt.eu/2012/02/13/sambias-date-with-destiny-ausenseiter-holt-den-afrika-cup/#respond Mon, 13 Feb 2012 01:59:06 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6683 Sambias „Date with Destiny“ – Außenseiter holt den Afrika-Cup! weiterlesen ]]> Vor 19 Jahren stürzte vor Gabuns Hauptstadt Libreville das Flugzeug mit dem Nationalteam Sambias ab – keiner überlebte. Nun schließt sich der Kreis – denn just in Libreville vollendet Sambia ein Rendez-Vouz mit dem Schicksal. Indem die Mannschaft von Teamchef Hervé Renard die haushoch favorisierten Ivorer nach 120 torlosen Minuten im Elfmeterschießen bezwangen!

Sambia - Côte d'Ivoire 0:0 n.V., 8:7 i.E.

Die No-Name-Truppe aus Sambia – vor zwei Jahren bei letzten Turnier schon stark und erst im Elferschießen gegen Nigeria ausgeschieden – präsentierte sich im Turnierverlauf defensiv kompakt und flink über die Flügel. Die Ivorer zeigten nüchternen Ergebnis-Fußball, kassierten kein einziges Gegentor und profitierten vorne zumeist von Fehlern des Gegners. Wer ein Finale erwartete, in dem beide Teams hinten deutlich bessere Figur machen als vorne, hatte die Lage ganz gut eingeschätzt.

Sambia lässt sich nicht auseinander ziehen

Sambia musste schon nach wenigen Minuten aus Verletzungsgründen Linksverteidiger Joseph Kasonde aus dem Spiel nehmen. Nyambe, sein Ersatz, wurde von den Ivorern prompt als mögliche Schwachstelle angebohrt – aber der 24-Jährige, der in der sambischen Liga spielt, hielt sehr ordentlich dagegen. Die Ivorer zeigten sich äußerst Linkslastig, weil Gervinho sich, im Gegensatz zu Kalou auf der anderen Seite, auch immer wieder mal fallen ließ und mit dem nach vorne preschenden Gosso gut zusammen spielte.

Das Problem bei den Ivorern war aber, dass es dennoch nicht gelang, die Viererkette Sambias auseinander zu ziehen. Zum einen, weil Kalaba und Lungu sich nicht zu schade waren, viel Defensivarbeit zu verrichten, noch viel mehr aber, weil man die Ivorer problemlos wie einen Trichter ins Zentrum drängen konnte. Und dort war, wie kaum anders zu erwarten war, alles dicht. Daran änderte auch die wiederum eher hohe Positionierung von Yaya Touré nichts: Sambia stand diszipliniert und annähernd fehlerfrei.

Ivorer komplett harmlos

So war die linke Seite unproduktiv und die rechte mit einem komplett unsichtbaren Salomon Kalou de facto inexistent – war für den diesmal auf dieser Seite aufgestellten Rainford Kalaba für Sambia eine willkommene Einladung war, seine Schnelligkeit und seine Technik gegen Tiéné auszuspielen. Sambia zeigte, wenn am Ball, deutlich mehr Zug zum Tor.

Das Problem Sambias in der Vorwärtsbewegung war eher, dass man mit vier, maximal fünf nach vorne laufenden Spielern zumeist dennoch in Unterzahl blieb. Denn bei den Ivorern kristallisierten sich immer mehr zwei Blöcke heraus – Defensive und Offensive. Verbindungen gab es im Zentrum so gut wie keine, so blieben nur die Flügel, und dort wiederum nur der linke.

Richtige Umstellung von Zahoui

Bewegung ins Patt kam erst, als der ivorische Teamchef François Zahoui nach einer Stunde umzustellen begann. Die wichtigste Änderung war, dass Salomon Kalou (endlich) vom Platz genommen wurde und vom deutlich aktiveren Max Gradel ersetzt wurde. Das brachte augenblicklich Schwung auf die linke Angriffsseite. Zwar wurden die Bälle ins Zentrum kaum besser, aber die Spielanlage generell etwas ausgewogener. Mit dem ihm auch entgegen kommenden Gradel vor ihm blühte auch Linksverteidiger Tiéné deutlich auf. Folge des Drucks war der Elfmeter, den Chansa und Nyambe in Co-Produktion mit ihrem Rempler an Gervinho verursachten. Aber wie schon im Viertelfinale gegen Äquatorialguinea vergab Didier Drogba.

Was Sambia bis dahin überhaupt nicht geschafft hatte, war es, die im Semifinale gegen Mali so offensichtlich aufgedeckten Defensiv-Schwächen des ivorischen Rechtsverteidigers Jean-Jaques Gosso auszunützen. Lungu, der zumeist sein Gegenspieler war (er und Kalaba wechselten zwar häufiger, aber grundsätzlich spielte Lungu links), war nicht flink genug im Umschalten, um Gosso am falschen Fuß zu erwischen.

Felix Katongo neutralisiert Gradel

Darum brachte Renard statt des in der Anfangsphase eingewechselten Nyambe nun mit Felix Katongo einen neuen Mann für die rechte Angriffsseite (gegen Gradel und Tiéné), Kalaba ging nach links (gegen Gervinho und Gosso) und Lungu dafür nach links hinten. Die Folge war, dass Sambia für den Rest der regulären Spielzeit immer mehr Vorteile auf seine Seite schaffen konnte: Denn der frische Felix Katongo nahm mit seinem schnellen Spiel nach vorne den Druck, den Gradel davor entfachen konnte, komplett aus dem Spiel.

Dennoch ging es mit einem 0:0 in die Verlängerung. Dort wurden die Konditionsvorteile auf Seiten Côte d’Ivoires aber immer offensichtlicher, zudem hatte Zahoui mit Ya-Konan (statt Zokora) und Bony (statt Yaya Touré) noch weitere Offensivkräfte von gute Qualität für das Mittelfeld gebracht, um Chansa und Sinkala im Zentrum weiter zu zermürben. Die Ivorer hatten das Spiel nun wieder recht sicher im Griff, aber Tor gelang keines mehr.

Und im Elfmeterschießen wurde endgültig alle widerlegt, die afrikanischen Fußballern schwache Nerven nachsagen. Die ersten vierzehn Schützen trafen alle zumeist bombensicher, erst beim Stand von 7:7 und einem Elfmeterpunkt, der aufgrund des mitgenommenen Rasens mehr ein Erdloch war, gab’s die ersten Fehlschüsse. Kolo Touré (schlecht geschossen und von Mweene gehalten) und letzlich Gervinho (rechts daneben) verpassten, während nach Kalabas Fehlschuss Innenverteidiger Stophira Sunzu traf – und Sambia sensationell zum ersten Titel schoss.

Fazit: Mehr als die Summe der Einzelteile

Die Ivorer werden immer mehr zum Portugal Afrikas: Tolle Fußballer, immer irgendwie dabei, aber letztlich doch nichts gewonnen. Dabei sah das im Turnierverlauf so staubtrocken aus, eigentlich nichts schief gehen konnte. Wäre da nicht diese latente Unfähigkeit gewesen, aus der individuellen Überlegenheit auch Chancen heraus zu arbeiten, die dann auch genützt werden. Die Ivorer lebte in der Offensive das ganze Turnier schon eher von den Fehlern der gegnerischen Defensiv-Reihen, und von denen hat Sambia in 120 in Wahrheit nur einen echten gemacht – aber Drogba konnte den Elfmeter in der zweiten Hälfte nicht nützen.

So schreibt Sambia eine der wundervollsten Storys der Fußball-Geschichte und holt genau in jener Stadt, die bislang für das traurigste Kapitel im Fußball Sambias gestanden war sensationell den Titel. Und das mit einer Mannschaft, in der es nicht einen einzigen Spieler gibt, der international einen klangvollen Namen gehabt hätte – Kapitän Chris Katongo konnte sich einst nicht mal in Bielefeld durchsetzen, die Meisten spielen abseits der Weltöffentlichkeit in afrikanischen Ligen. Wer kannte vor dem Turnier schon Namen wie Rainford Kalaba oder Nathan Sinkala?

Hervé Renard, der blonde Teamchef aus Frankreich, der schon mal zu cholerischen Anfällen neigt (wie im Finale gegen Nkausu oder einem der Co-Trainer im Gruppenspiel gegen Äquatorialguinea) und eher wie ein eitler Schönling wirkt als ein akribischer Arbeiter, hat es geschafft, seiner Mannschaft, die im Kern schon lange zusammen ist, ein exakt passendes Konzept zu verpassen. Mit einer fast durchgängig bombensicheren Defensive (nur gegen den Sudan im zweiten Gruppenspiel wackelte die), einem äußerst flexiblen Mittelfeld und den zwei großen Entdeckungen des Turniers, Rainford Kalaba vom zweifachen Champions-League-Sieger TP Mazembe und Emmanuel Mayuka von den Young Boys Bern, hat Renard fast mehr als das Optimum herausgeholt.

Und einmal mehr den Beweis angetreten, dass mit mit einer Mannschaft, die stärker ist als die Summe ihrer Einzelteile, und einem gewissen Maß an Kontinuität tatsächlich Großes erreichen kann. Was auch der Finaleinzug alleine schon gewesen wäre. Aber mit dem gewonnenen Elfer-Schießen gab es tatsächlich sogar noch die Krönung.

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Spiel um P3: Mali – Ghana 2-0 (1-0). 1-0 Diabaté 23′ / 2-0 Diabaté 80′

Mali - Ghana 2:0

Es ist ja oft so, in kleinen Finals: Der Underdog, der froh war das Semifinale erreicht zu haben, geht mit deutlich größerer Konsequenz in diese Partie, als der Favorit der noch immer sauer ist, das Finale verpasst zu haben.

Das konnte man auch in dieser Partie beobachten. Ghanas Teamchef Goran Stevanovic brachte zwar außer Mohammed Abu keinen Turnier-Neuling, aber so richtig ernst nahmen die Black Stars die Partie nicht. Es fehlte der Zug zum Tor, das direkte Spiel nach vorne vor allem über die Flügel. Es fehlte auch das Tempo, um womöglich durch die von Mali gut zugestellte Zentrale nach vorne zu kommen.

Das Überraschungsmoment war bei Ghana zwar schon im ganzen Turnier zu kurz gekommen, aber auch in dieser an sich bedeutungslosen Partie vermied man es, etwas mehr Risiko zu gehen.

Giresse mit genauem Plan

Anders Alain Giresse: Er stellte sein 4-2-3-1 ins Eck und ließ seine Mannschaft in einem eigenwilligen Mittelding aus 4-2-2-2, Mittelfeld-Raute und Tannenbaum auflaufen. Zu Cheikh Diabaté stellte er mit Garra Dembélé eine (zumeist hängende) Spitze, dahinter agierte Seydou Keita von der rechten Seite nach innen ziehend.

Auf der Außenbahn selbst marschierte Rechtsverteidiger Ousmane Coulibaly nach vorne, die Defensiv-Agenden hatte zumeist Samba Diakité über. Er zog, wann immer nötig, im Rücken von Keita (und auch Coulibaly) nach Außen, sein Hauptgegenspieler war André Ayew. Diakités Pendant auf der halblinken Seite, Samba Sow, spielte deutlich höher – mitunter auf einer Höhe mit Keita – und hielt den Flügel mehr. Gemeinsam mit Tamboura hatten die beiden Ghanas Angriffsseite mit Pantsil und Inkoom komplett im Griff.

Ghana psychisch nicht ganz auf der Höhe

So hatte Ghana zwar deutlich mehr Ballbesitz, aber mangels Tempo, Überraschungsmoment und vor allem Genauigkeit im Spiel nach vorne gab es nur wenige Torchancen. Da war Mali effektiver: Diabaté sorgte nach einem Eckball für die 1:0-Führung Malis. Am Spiel Ghanas änderte sich nichts. Was auch daran lag, dass Jordan Ayew (und später der für Inkoom schon in der ersten Hälfte eingewechselte Tagoe) vorne die wenigen Bälle, die ankamen, nicht halten konnten.

Da half es auch wenig, dass Stevanovic mit Muntari statt des mit der Spieleröffnung überforderten Abu etwas mehr Linie ins Spiel brachte: Durch die geschickt spielende Mannschaft Malis gab es kein Durchkommen, wiewohl Ghana in der Phase zwischen Muntaris Einwechslung und dem Ausschluss von Isaac Vorsah einen deutlich geordneteren Eindruck machten. In Unterzahl schienen sich die psychisch sichtlich noch vom Semifinale gezeichneten Ghanaer in die Niederlage zu fügen und Diabatés 2:0 aus einem schnellen Konter über den hervorragenden Tamboura machte den Deckel drauf.

Fazit: Mali belohnt sich im Belohnungs-Spiel

Auch, wenn es beim Turnier-Dritten etwas seltsam klingt, aber das war wohl die beste Leistung von Mali bei diesem Afrika-Cup. Wirkte das Team bislang zumeist uninspiriert und behäbig und war der Einzug ins Semifinale mit sehr viel Glück verbunden, was die Vorstellung gegen Ghana deutlich präziser und mit mehr Leben umgesetzt als das in den Spielen davor der Fall war. Man merkte deutlich, dass diese Partie um den dritten Platz für Mali eine Belohnung war, für die lustlos und ohne echten Drive agierende Mannschaft aus Ghana eher eine Bestrafung.

(phe)

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Gervinhos Solo bringt Entscheidung – Ivorer ohne Gegentor ins Endspiel https://ballverliebt.eu/2012/02/09/gervinhos-solo-bringt-entscheidung-ivorer-ohne-gegentor-ins-endspiel/ https://ballverliebt.eu/2012/02/09/gervinhos-solo-bringt-entscheidung-ivorer-ohne-gegentor-ins-endspiel/#respond Thu, 09 Feb 2012 01:09:04 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6672 Gervinhos Solo bringt Entscheidung – Ivorer ohne Gegentor ins Endspiel weiterlesen ]]> Nüchterner Ergebnis-Fußball zeichnet die Ivorer bei diesem Turnier aus. Auch, wenn beim hochverdienten Halbfinal-Sieg gegen Mali in der ersten halben Stunde Chancen am laufenden Band herausgespielt (und vergeben) wurden, bestätigte sich dieser Eindruck auch hier. Denn nach der Führung ging es vor allem darum, nichts mehr Anbrennen zu lassen.

Côte d'Ivoire - Mali 1:0

Irgendwie hat es Mali geschafft, sich ins Semifinale durchzumogeln. Da ging es aber gegen den Top-Turnierfavoriten Côte d’Ivoire. Teamchef Alain Giresse griff dabei wieder auf das gewohnte 4-2-3-1 zurück, allerdings in etwas anderer Besetzung als beim mit mehr Glück als Verstand überstandenen Viertelfinale gegen Gabun: Zwar stellte er mit Samba Sow erneut einen gelernten Sechser auf die offensive Außenbahn (diesmal die linke), aber er eliminierte mit Abdou Traoré und Modibo Maiga zwei Stammkräfte des Turniers komplett aus dem Kader.

Die Rolle von Yaya Touré

Was sich auch nicht veränderte, war die hohe Rolle von Seydou Keita. Dieser sollte Didier Zokora und Cheikh Tioté, die beiden tief stehenden Ivorer im nominellen 4-3-3, am Spielaufbau stören. Das machte er an sich nicht so schlecht, es brachte aber relativ wenig, weil Yaya Touré dafür seine Gegenspieler narrte. Und zwar mit seiner Flexibilität im Positionsspiel und seinem guten Auge für Laufwege: Er tauchte praktisch überall auf, wo der Ball in der Nähe war. Das wiederum erlaubte vor allem Salomon Kalou, sich mitunter neben Drogba als zweite Spitze zu orientieren.

Gegen den Ball agierten die Ivorer in einem 4-1-4-1, in dem Zokora den Sechser gab und Tioté mit Yaya Touré die Mitte zumachte. Im Ball verwandelte sich die Formation der Ivorer aber blitzschnell in jenes 4-2-4, das sie schon im Eröffnungsspiel gegen den Sudan angewendet haben. Darin marschierte vor allem Rechtsverteidiger Gosso mit nach vorne. Die Folge war ein brutales Übergewicht der Ivorer, das sich auch in vielen guten Tormöglichkeiten zeigte.

Gosso als ivorische Schwachstelle

Zwei Pfostenschüsse, zwei recht unsichere Aktionen des im Turnierverlauf eigentlich recht sicheren Torhüters Soumbeila Diakité, ein Schuss von Kalou knapp über das Tor – die Favoriten hätten das Spiel schon in der ersten halben Stunde komfortabel für sich entscheiden können, über einen 0:3-Rückstand hätte sich Mali nicht beschweren können.

Nach und nach aber entdeckten die Malier die große Schwachstelle beim Gegner: Rechtsvertediger Jean-Jacques Gosso. Der ist eigentlich gelernter Sechser und ist rechts hinten nur ein Notnagel, weil Igor Lolo dort auch nicht überzeugen konnte. Wann immer schnelles Umschalten nach hinten gefragt war, hatte Gosso große Probleme und der schon das ganze Turnier beeindruckend starke malische Linksverteidiger Adama Tamboura lief in Gossos Rücken immer und immer wieder davon.

Mali kommt auf und wird bestraft

Alleine, Kapital konnte man auch aus dem konsequenten Anbohren dieser Schwäche nicht schlagen, weil die Flanken sichere Beute der bombensicheren ivorischen Innenverteidigung wurden. Aber immerhin gelang es Mali so, nach etwa einer halben Stunde die Wucht aus dem Angriffsspiel des Gegners merklich rauszuziehen und alles sah nach einem 0:0 zur Pause aus.

Ehe Gervinho an der Mittellinie den Ball bekam, einen Malier tunnelte und der robusten, aber langsamen Verteidigung Malis davonlief. Der Flügelstürmer von Arsenal blieb auch vor dem Tor (ungewohnt) cool und verwertete zur verdienten 1:0-Führung. Eine späte Belohnung für eine aktive Performance, genau zu einem Zeitpunkt, als Mali das Schlimmste überstanden zu haben glaubte.

Ivorer lassen sich nicht locken

Damit musste Mali im zweiten Spielabschnitt zwar eigentlich mehr tun, aber weil die Ivorer sich nicht locken ließen und ihr gewohnt trockenes Defensivspiel nicht aufgaben, fand man schlicht kein Mittel. Mit hohen Bällen auf den an sich eh dafür prädestinierten Mittelstürmer-Hünen Diabaté konnte man Kolo Touré und Bamba nicht im Ansatz gefährden, zumal die Flanken oft viel zu ungenau kamen.

Und um mit spielerischen Mitteln nach vorne zu kommen, fehlte es Mali zum einen an der individuellen Qualität auf den Außenpositionen im Mittelfeld und vor allem am eklatant fehlenden Tempo. So hatte man nie wirklich das Gefühl, Mali könnte ernsthaft den Ausgleich erzielen – zumal es nie gelang, in einen Spiel- und Angriffsrhythmus zu kommen. Die Partie versandete in vielen Nicklichkeiten und Unterbrechungen – so war der Sieg für die Ivorer, so knapp das Resultat auch war, kaum jemals in Gefahr.

Auch nicht, als mit Garra Dembélé eine neue Offensivkraft für den wirkungslosen Yatabaré eingewechselt wurde. Der körperlich robuste Dembélé hätte zwar theoretisch vorne gemeinsam mit Diabaté etwas umrühren können, aber so richtig traute sich Giresse sein System nicht aufzugeben. So kam Dembélé auch eher über die Flanke und war dort kaum ein Faktor.

Fazit: Côte d’Ivoire bleibt unspektakulär und unüberwindbar

Natürlich waren die Ivorer die um längen bessere Mannschaft, aber das waren ja schließlich auch Gabun und Guinea gewesen. Den einzigen Vorwurf, den sich der Favorit gefallen lassen muss, ist dass der Sack nicht schon in der ersten halben Stunde zugemacht wurde und es einer (wenn auch wirklich exzellenten) Einzelaktion bedurfte, um aus der klaren Überlegenheit auch Zählbares herauszuholen.

Aber immerhin: Diesmal kamen Drogba, Kalou und Co. wenigstens zu vielen guten Chancen. Im bisherigen Turnierverlauf zeichneten sich die „Elefanten“ eher dadurch aus, nach vorne eher nüchtern zu spielen und Fehler der Gegner eiskalt auszunützen. Es bleibt aber dabei, dass die Ivorer einen recht unterkühlten Eindruck machen und im Endeffekt puren Ergebnisfußball zeigen. Das wird sich sicher auch im Finale gegen Sambia nicht ändern, denn wie in allen Spielen zuvor ist die Côte d’Ivoire auch da der klare Favorit.

(phe)

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Papierform entsprochen: Côte d’Ivoire und Sambia mit 3:0-Siegen weiter https://ballverliebt.eu/2012/02/05/der-papierform-entsprochen-cote-divoire-und-sambia-mit-30-siegen-weiter/ https://ballverliebt.eu/2012/02/05/der-papierform-entsprochen-cote-divoire-und-sambia-mit-30-siegen-weiter/#respond Sat, 04 Feb 2012 23:42:42 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6636 Papierform entsprochen: Côte d’Ivoire und Sambia mit 3:0-Siegen weiter weiterlesen ]]> Einmal in Führung, gab’s keine Zweifel mehr: Das galt am ersten Viertelfinal-Tag beim Afrika-Cup sowohl für Côte d’Ivoire (gegen Co-Gastgeber Äquatorialguinea) als auch für Sambia (gegen den Sudan). Beide Favoriten feierten letztlich souveräne und verdiente 3:0-Siege gegen Mannschaften, die es mit guter Defensive versuchten und nach vorne harmlos blieben, als es darauf ankam.

Äquatorialguinea - Côte d'Ivoire 0:3

Äquatorialguinea – Côte d’Ivoire 0-3 (0-1). 0-1 Drogba 36′ / 0-2 Drogba 69′ / 0-3 Y. Touré 81′

Das sein Team das Spiel gegen den Turnierfavoriten Côte d’Ivoire selbst machten würde können, das glaubte mit Gilson Paulo der Teamchef von Co-Gastgeber Äquatorialguinea nicht. Darum versuchte er es auch gar nicht, sondern überließ den Ivorern bereitwillig den Ball – aber nicht, ohne in der Offensive ein wenig umzustellen.

Dort blieb Ex-Österreich-Legionär Thierry Fidjeu-Tazemeta, in allen Gruppenspielen die Sturmspitze, nämlich draußen. Dafür spielte seine Mannschaft de facto ohne Sturmspitze, weil sich Balboa, Ekanga und auch der nominell auf die rechte Seite gestellte Ekedo darin versuchten, das Mittelfeld-Trio der Ivorer an der Spieleröffnung zu stören. David hatte, nicht zum ersten Mal, die rechte Seite praktisch für sich alleine.

Defensives Mittelfeld-Trio bei den Ivorern

François Zahoui stellte Yaya Touré wiederum ins Zentrum seines Mittelfeld-Trios. Aber diesmal spielte er nicht extrem hoch, so wie er das vor allem im ersten Turnierspiel gegen den Sudan gemacht hat, sondern extrem tief, als erster Mann vor den Innenverteidigern. Dort entzog er sich zwar ein wenig seinen Gegenspielern, aber viel Produktives in der Aufbauarbeit konnte er dort nicht leiten. Immerhin: Defensiv hatten die Ivorer nicht das Geringste zu Befürchten.

Im Spiel nach vorne wurden durch das vom Außenseiter verdichtete Zentrum natürlich die Außenverteidiger wichtiger. Und Kafouba Coulibaly: Der Mann vom OGC Nizza nützte die defensive Ausrichtung von Zokora und Yaya Touré, um sich seinerseits ins Spiel nach vorne einzuschalten. Die Ivorer sammelten zwei Drittel Ballbesitz, schafften es gegen das extrem defensiv eingestellte Team aus Äquatorialguinea kaum, zu Chancen zu kommen.

Elfer verschossen, Fehler genützt

So brauchte es zwei individuelle Schnitzer auf Seiten der Gastgeber, um den Ivorern auch zählbare Vorteile zu verschaffen. Erst rempelte Konaté im Strafraum Zokora um, aber Drogba verschoss den fälligen Elfmeter. Nur, um es wenig später eiskalt auszunützen, dass Fernando ein Ball beim Stoppen zu weit wegsprang: Drogba luchste ihm den Ball am, ließ noch Doe aussteigen und verwertete sicher zum 1:0.

Gilson Paulo brachte für die zweite Hälfte mit Fidjeu nun doch seinen Anspielpunkt in der Spitze, aber eigentlich war das Spiel schon mit Drogbas Führungstor zumindest vorentschieden. Denn wie gewohnt räumte das Innenverteidiger-Duo  mit Kolo Touré und Sol Bamba alles weg, was auch nur in die Nähe des eigenen Tores kam.

Gastgeber nach vorne hilflos

Äquatorialguinea wirkte hilflos: Durch die Mitte fanden Juvenal und Ekanga (bzw. später Bolado) gegen das sichere Dreier-Mittelfeld der Ivorer kein Durchkommen, Gosso und Boka hatten die Flügel bombenfest im Griff – so gingen dem Gastgeber rasch die Ideen aus. Problemlos spielte der Favorit die Zeit herunter und nahm dann noch einen paradoxen Wechsel vor: Indem Stürmer Bony für den defensiven Mittelfeld-Mann Zokora kam, stieg Zahoui vom Gas.

Die Erklärung ist ganz einfach: Aus dem 4-3-3 wurde nun, mit Bony und Drogba vorne, ein 4-4-2. Weil damit die Flügelstürmer zurück gingen, waren beide Flanken defensiv doppelt besetzt und mit zwei Viererketten konnten die Ivorer nun gleichmäßiger die Räume zustellen. Und entschieden die Partie dann auch noch vorzeitig – wenn auch nicht aus dem Spiel heraus, sondern aus zwei Standardsituationen: Erst versenkte Drogba eine solche per Kopf zum 2:0, zehn Minuten vor dem Ende zirkelte Yaya Touré eine Banane von einem Freistoß direkt in den Winkel.

Fazit: Der Papierform entsprochen

Geht man nach den Platzierungen in Weltrangliste (18 und 151) bzw. Elo-Raking (14 und 134), dürfte Äquatorialguinea gegen Côte d’Ivoire nicht den Funken einer Chance haben. Und genauso kam es auch. Die defensiv brutal sichere stehenden Ivorer kamen gegen die harmlosen Gastgeber nie ins Wanken und nach der so erstaunlichen Vorrunde des Co-Gastgebers wurden diesem ganz deutlich die Grenzen aufgezeigt.

Sicher: Offensiv war das bei den Ivorern noch lange keine Glanzleistung. Ein schlimmer Abwehrschnitzer und zwei Standards sorgten letztlich für die drei Tore. Aber wer diese wenigen Chancen nützt und hinten eine Abwehr hat, die so überhaupt nichts zulässt, kann sich das, zumindest gegen diesen Gegner, noch erlauben.

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Sambia – Sudan 3-0 (1-0). 1-0 Sunzu 15′ / 2-0 C. Katongo 66′ / 3-0 Chamanga 86′

Sambia - Sudan 3:0

Mit einem Gruppensieger Sambia konnte man nicht wirklich rechnen. Mit dem Sudan im Viertelfinale aber noch weniger! Weshalb das Team von Hervé Renard auch der Favorit in diesem Spiel war. Das sah offenbar auch Ahmed Abdalla auf der Bank des Sudan so, denn die Spielanlage seines Teams war darauf ausgerichtet, den Sambiern den Ball zu überlassen und sie dort zu stören, wo sie am verwundbarsten sind: In der Spieleröffnung.

Dazu zog er Haitham, der in den Gruppenspielen eine hängende Spitze gegeben hatte, ganz auf die Zehn zurück, wodurch ein recht klares 4-2-3-1 entstand. Die Haupftaufgabe von Haitham war es, Pässe auf die beiden zentralen Mittelfeld-Leute des Sudan, Sinkala und Chansa, zu verhindern, während sich die Außenstürmer darum kümmerten, dass Sambia das nicht über die Flügel umgeht.

Erst der Rückstand…

Das klappte hervorragend und Sambia tat sich extrem schwer, sinnvoll aus der eigenen Hälfte herauszukommen. Dennoch lief das Spiel für den Sudan ziemlich unglücklich ab. Zum einen passierte das, was auf keinen Fall passieren durfte: Nach einer Viertelstunde nützte Sambia, wenn schon aus dem Spiel nichts ging, nach einem Freistoß in Führung.

Dadurch konnte man nun selbst das Spiel so gestalten, wie man das am liebsten hat: Nämlich sich zurücklehnen und den Gegner mal machen lassen, gleichzeitig aber extrem konzentriert verteidigen und der gegnerischen Offensive Platz und Zeit nehmen.

…dann die Verletzungen

Zum anderen, mindestens genauso schlimm, musste der Sudan schon vor der Pause beide Sechser verletzungsbedingt tauschen. Die in der Gruppenphase so soliden Ala Eldin und Nizar waren für die Ordnung und die Kompaktheit im Zentrum extrem wichtig und ohne die beiden fehlte das, und die Sambier versuchten auch, das auszunützen.

Die beiden Mittelfeld-Außen Kalaba und Lungu, die ohnehin permanent die Seiten tauschen, zogen nun vermehrt während des Spiels auch mit dem Ball am Fuß von Außen ins Zentrum. Dadurch stifteten sie Verwirrung in der sudanesischen Zentrale und machten den Weg für die Außenverteidiger auf, die die Außenlinie entlang nach vorne gehen konnten.

Spiel nach einer Stunde endgültig entschieden

Was sie aber nicht oft machten, weil es gar nicht notwendig war. Das Team aus dem Sudan verlegte sich ohne das gewohnte Duo im Zentrum schon zu Beginn der zweiten Halbzeit in seiner Verzweiflung auf lange Bälle nach vorne, in der Hoffnung, dass die da vorne irgendwie gehalten werden können. Aber die Defensive der Sambier agierte diszipliniert und räumte trocken auf, sodass man nie das Gefühl hatte, der Sudan könnte tatsächlich ausgleichen.

Und als in der 65. Minute Innenverteidiger Saif Eldin im Strafraum Kalaba legte, dafür seine zweite gelbe Karte kassierte und Katongo den fälligen Elfmeter im Nachschuss zum 2:0 verwertete, war das Spiel entschieden. Zwei Tore hinten und ein Mann weniger – aussichtslos. Das wussten auch die Sudanesen, weshalb das schon davor eher zerfahrene und unansehnliche Spiel vor einer Null-Kulisse im leeren Stadion von Bata (satte 200 Zuschauer waren da) nicht unterhaltsamer wurde. Das 3:0 des eingewechselten Chamanga kurz vor dem Schluss war nur noch Kosmetik.

Fazit: Sambia nützt das Pech des Sudan souverän

Erst hat das Gegentor aus einem Standard den Matchplan der Sudanesen verhaut, dann kamen noch die Verletzungen von zwei Schlüsselspielern dazu, und am Ende gab’s auch noch einen Ausschluss – dieses Viertelfinale lief für das Team aus dem Sudan ganz doof. Sambia tat sich gegen das gut verteidigende Mittelfeld des Sudan zu Beginn schwer, aber nach dem Führungstor wurde es immer leichter.

Die Mannschaft stand diszipliniert und sicher, ließ wenig zu und nützte das Pech des Gegners zu einem souveränen Sieg. Aber auch, wenn der Spielverlauf Sambia entgegen gekommen ist – dennoch hat die klar bessere Mannschaft hochverdient gewonnen.

(phe)

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Auch die Reserve der Ivorer kommt nicht ins Wanken – Sudan überholt Angola https://ballverliebt.eu/2012/01/30/auch-die-reserve-der-ivorer-kommt-nicht-ins-wanken-sudan-uberholt-angola/ https://ballverliebt.eu/2012/01/30/auch-die-reserve-der-ivorer-kommt-nicht-ins-wanken-sudan-uberholt-angola/#respond Mon, 30 Jan 2012 22:27:45 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6607 Auch die Reserve der Ivorer kommt nicht ins Wanken – Sudan überholt Angola weiterlesen ]]> Ein Remis hätte Angola gereicht, und die Ivorer hätten – so wie sie gespielt haben – auch nichts dagegen gehabt. Doch die Angolaner bringen sich gegen souverän stehende Ivorer mit zwei schrecklichen Schnitzern selbst auf die Verliererstraße. Und weil der Sudan zwei ebenso schreckliche Schnitzer bei Burkina Faso ausnützte, rutschte der Außenseiter sogar noch ins Viertelfinale.

Côte d'Ivoire - Angola 2:0

Côte d’Ivoire – Angola 2-0 (1-0). 1-0 Eboué 33′ / 2-0 Bony 65′

Gleich neun Spieler tauschte der ivorische Teamchef François Zahoui aus, ließ die Reservisten ran. Ein deutliches Anzeichen dafür, dass man dieses Match als Pflicht erachtete, die man halt möglichst unbeschadet überstehen musste. Und nicht genug damit, dass nur die zwei Innenverteidiger im Team verblieben, warf Zahoui auch sein gewohntes 4-3-3 über den Haufen und stellte seine Mannschaft ein einem sehr konservativen, flachen 4-4-2 auf. Die Devise wurde schnell klar: Defensiv mit zwei Viererketten sicher stehen, über die Flügel nach vorne kommen und in der Mitte sollte der gelernte Stürmer Didier Ya-Konan für zusätliche Optionen sorgen.

Besonderes Bedürfnis, das Tempo hochzuhalten und mit aller Macht auf den Sieg zu gehen, hatten aber auch die Angolaner nicht. Ihnen fehlten zwei gesperrte Spieler, und das Fehlen beider sollte sich letztlich negativ bemerkbar machen: Zum einen musste Wilson den exzentrischen Torhüter Carlos ersetzen. Das machte er grundsätzlich nicht so schlecht, aber ein Abstimmungsfehler zu viel unterlief ihm dann doch. Und Flávio, die hängende Spitze im 4-4-1-1. Das Fehlen seiner Laufarbeit und seiner Fähigkeit, Bälle zu halten, war eines der größten Hindernisse im Spiel nach vorne.

Erster Fehler, erstes Gegentor

Aber das war zunächst kein Problem, weil den Angolanern das Remis ja auch reichte, um die Gruppe vor dem Sudan zu beenden und ins Viertelfinale zu kommen. So ähnelte die Partie eine halbe Stunde lang frappant jener zwischen Äquatorialguinea und Sambia: Keine bemühte sich wirklich, etwas für das Spiel zu tun und es plätscherte ereignisarm vor sich hin.

Und das wäre wohl auch so geblieben, hätte nicht der angolanische Verteitiger Miguel bei einer ivorischen Flanke von der linken Seite den Ball nur unzureichend getroffen. Anstatt in hohem Bogen Richtung Mittelkreis zu dreschen, legte er dem hinter ihm lauernden Eboué die Kugel direkt vor die Füße, dieser hatte keine Mühe – das 1:0.

Ivorer mit kontrollierter Leistung

Die Ivorer machten genauso weiter wie davor – also hinten sicher stehen und bei eigenen Angriffen in den Rücken der angolanischen Flügelstürmer stoßen – aber das Team aus Angola war nun unter dem Druck, den Ausgleich erzielen zu müssen. Und genau dabei fehlte einer wie Flávio: Das Mittelfeld der Ivorer hielt den unzulänglichen Versuchen, durch die Mitte zum Erfolg zu kommen, mit großer Ruhe und wenig Problemen stand.

Das änderte sich auch nicht, als Angola nach dem Seitenwechsel an der Temposchraube zu drehen versuchte. Die Ivorer verloren hinten praktisch nie die Übersicht, gewannen die entscheidenden Zweikämpfe und als sich nach einer Stunde die Angolaner das 2:0 selbst schossen, war zumindest über den Sieger des Spiels die Entscheidung gefallen. Innenverteidiger Massunguna wollte einen harmlosen 50-Meter-Ball des für Eboué eingewechselten Kader Keita zu Torhüter Wilson zurückköpfen, dieser war aber aus seinem Tor herausgestürmt. Wilfried Bony brachte noch seine Fußspitze dran, aber es war zu 95% ein Eigentor.

Alles nach vorne

Angola musste nun danach trachten, zumindest noch ein Tor aufzuholen und hoffen, dass Sudan im Parallelspiel keines mehr schießt (bzw. noch eines bekommt). Teamchef Lito Vidigal warf alles an Stürmern hinein, was er zur Verfügung hatte, gab dafür die Ordnung auf. Manucho (vorne), Nando Rafael (links), Vunguidica (rechts) und Cabulunga (auf der Zehn) warteten vorne auf die langen Bälle aus der eigenen Hälfte, aber außer aus zwei Standards wurde Angola nicht mehr gefährlich. Weil die Ivorer nie die Ruhe und die Abgeklärtheit verließen.

Fazit: Angola fehlte der Plan nach vorne, Ivorer extrem souverän

Im Endeffekt ist Angola verdient und an sich selbst gescheitert. Der Auftaktsieg gegen Burkina Faso war schon glücklich, das Remis gegen den Sudan keine Offenbarung und gegen die Ivorer schafften sie es nicht, selbst den nur mit Halbgas spielenden Gegner ins Wanken zu bringen. Die Ivorer wären problemlos mit einem 0:0 zufrieden gewesen, aber zwei solche Einladungen auf Tore mussten sie einfach annehmen.

Die Ivorer bestätigen ihre Favoritenrolle auf den Turniersieg immer mehr, denn vorne nützen sie die wenigen sich bietenden Chancen und hinten sind sie praktisch unüberwindbar. In drei Spielen gab es kein einziges Gegentor und zumindest aus dem Spiel heraus machte die Defensive keinen Wackler. Das ist bislang die mit viel Abstand stabilste Mannschaft des Turniers, und viele Kräfte hat sich auch noch nicht gelassen.

Nur, wie sich das komplette Rausrotieren der Mannschaft auf den Rhythmus auswirkt, ist eine offene Frage.

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Sudan – Burkina Faso 2-1 (1-0). 1-0 Mudathir 33′ / 2-0 Mudathir 80′ / 2-1 Ouedraogo 90′

Sudan - Burkina Faso 2:1

Der harmlosen Vorstellung gegen die abgeklärten Ivorer folgte eine beherzte gegen Angola – so hatte der Sudan noch die Chance, sich mit einem eigenen Sieg und einer Niederlage von Angola, eines davon musste mir mehr als einem Tor Differenz ausgehen, sensationell für das Viertelfinale zu qualifizieren.

Bedenkt man das, war die Spielweise der Sudanesen gegen die bereits fix eliminierte Mannschaft aus Burkina Faso seltsam gehemmt. Die Sudaner, an körperlicher Robustheit den eher filigranen Burkinern deutlich überlegen, kamen zunächst überhaupt nicht in die Partie. Das Team von Paulo Duarte, der auf den angeschlagenen Alain Traoré verzichten musste und dafür Pitroipa auf die Zehn seines 4-2-3-1 stellte, führte die technische deutlich feinere Klinge, dominierte den Ballbesitz und zeigte sich durchaus gewillt, das Spiel zu machen.

Vor allem Charles Kaboré von Olympique Marseille versuchte sich als Achter mit einigem Erfolg daran, dem Angriffsspiel seiner Mannschaft Struktur zu verleihen. Dennoch konnte man die anfängliche Verwirrung in der sudanesischen Abwehr – Innenverteidiger Nagm Eldin musste schon nach wenigen Minuten nach einem unglücklichen Zusammenprall mit Pitroipa ausgewechselt werden – nicht in Tor ummünzen.

Sudan gegen den Spielverlauf 1:0

Nachdem der Anfangsschwung verflogen war, verflachte das Spielniveau zusehens. Die Sudanesen kamen aus dem Spiel heruas überhaupt nicht sinnvoll vor das Tor des Gegners: Versuchte man, sich nach vorne zu spielen, wurden die Aktionen schnell zu umständlich, direkte Bälle nach vorne fanden ihr Ziel nur äußerst selten. Da auch bei den Burkinern die Präzision sank und sank, wurde aus einer flotten Partie immer mehr ein unansehnliches Fehlpass-Festival.

Was sich auch nicht änderte, nachdem Mudathir einen fürchterlichen Stellungsfehler von Innenverteidiger Mamadou Tall komplett entgegen des Spielverlaufs zum 1:0 für den Sudan nützte. Die Roten fanden weiterhin nicht zu einem flüssigen Kombinationsspiel, bei den Burkinern wirkte vorübergehend der letzte Wille gebrochen. Nach dem Motto: Bei diesem Turnier will es nun mal nicht klappen, für uns.

Sudan gegen den Spielverlauf 2:0

In der zweiten Hälfte brachte Duarte nach einer Stunde den Admiraner Issiaka Ouedraogo, damit einen zweiten nominellen Stürmer. Das hieß aber nicht, dass er groß an seinem 4-2-3-1 rüttelte: Ouedraogo musste auf die zentrale Mittelfeldposition gehen. Diese interpretierte er zwar relativ offensiv und nicht annähernd so fahrig wie vor allem Bancé im ersten Spiel gegen Angola, aber es ist schon erstaunlich, dass Duarte trotz Rückstand in einer Partie, deren Ausgang für sein Team völlig gleichgültig war, nicht die Doppelsechs aufzulösen (die ob der harmlosen Sudanesen ohnehin überflüssig war), sondern stattdessen einen Flügelstürmer vom Platz zu nehmen.

Dennoch schien ein Ausgleichstreffer der Burkiner, die sich in dieser Phase wieder fingen und das Spiel wieder deutlich in die eigene Hand nahmen, wenn schon nicht eine Frage der Zeit, dann doch zumindest deutlich naheliegender als ein 2:0 für den Sudan. Aber wie es oft so ist: Weiter Abschlag vom sudanesischen Keeper Akram Richtung Mudather, Burkina Fasos sonst starker Goalie Diakité zögert, und Mudather schiebt zum 2:0 ein.

Eigentlich völlig unverdient, aber angesichts des Zwischenstandes und des Spielverlaufs im Parallelspiel war das de facto der Viertelfinal-Einzug. Daran änderte auch das späte Anschlusstor von Ouedraogo, der tief in der Nachspielzeit quasi mit dem Schlusspfiff den Ball am wild herausstürmenden Akram vorbei ins Tor köpfelte, nichts mehr.

Fazit: Unverdienter Sieg, nicht unverdienter Viertelfinal-Einzug

Keine Frage, es war alles andere als eine Meisterleistung, die der Sudan da ablieferte und dass man gegen die deutlich aktivere und technisch wesentlich bessere Mannschaft aus Burkina Faso zu einem Sieg gekommen ist, entspricht den Spielverlauf überhaupt nicht. Man muss dem Team von Mohamad Abdalla aber zu Gute halten, dass man hinten weitgehend dicht gehalten hat – was allerdings sicher auch zu einem großen Teil an der in unfassbarem Ausmaß fehlenden Präzision der Burkiner lag – und vorne die zwei horrenden Fehler, die die Burkiner machten, eiskalt ausgenutzt haben.

Und letztlich muss man auch sagen, dass das Team aus dem Sudan deutlich mehr aus den vorhandenen Möglichkeiten gemacht hat als sie mit deutlich mehr Erwartungen ins Turnier gestarteten Burkiner und vor allem Angolaner. So gesehen ist der Viertelfinal-Einzug nicht ganz ungerechtfertigt.

(phe)

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2:0 – Ivorer lösen ohne Anstrengung das Viertelfinal-Ticket https://ballverliebt.eu/2012/01/26/20-ivorer-losen-ohne-anstrengung-das-viertelfinal-ticket/ https://ballverliebt.eu/2012/01/26/20-ivorer-losen-ohne-anstrengung-das-viertelfinal-ticket/#respond Thu, 26 Jan 2012 21:16:41 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6572 2:0 – Ivorer lösen ohne Anstrengung das Viertelfinal-Ticket weiterlesen ]]> Zweite Spiel, zweite kräfteschonende Leistung – zweiter Zu-Null-Sieg: Mit geradezu italienischer Nüchternheit kommen die Ivorer zum 2:0-Sieg über Burkina Faso und lösen damit das Viertelfinal-Ticket. Was sie wirklich drauf haben, lässt sich aber noch nicht sagen. Und das wird wohl auch nach dem letzten Spiel gegen jene Angolaner so bleiben, die sich beim 2:2 gegen den Sudan selbst eingeschläfert haben.

Côte d'Ivoire - Burkina Faso 2:0

Côte d’Ivoire – Burkina Faso 2-0 (1-0). 1-0 Kalou 16′ / 2-0 B. Koné 82′ (Eigentor)

Didier Zokora war nach abgelaufener Sperre wieder zurück – dafür baute François Zahoui seine Defensive um: Gosso ging statt Igor Lolo, der diesmal nicht dabei war, auf die Position des Rechtsverteidigers, Zokora übernahm die halbrechte Position im Mittelfeld des 4-3-3, Cheikh Tioté von Newcastle ging von dort auf halblinks. Die gewonnene Stabilität war ebenso ersichtlich wie die gewonnene Unterstützung für den Linksaußen vorne – das war in den Anfangsminuten Kalou, bald wechselte er mit Gervinho aber die Seiten.

Die Ivorer gingen nach einer Viertelstunde eher billig in Führung – Kalou nützte nach einer Flanke von der rechten Seite den Freiraum, der entstanden war, weil Bakary Koné nach einem Zusammenprall mit Drogba behandelt wurde – und spätestens ab da erinnerte ihr Spiel wieder frappant an jedes beim 1:0 gegen den Sudan: Sich zurückziehen, sicher stehen, warten, dass die Zeit vergeht.

Burkiner über die Flügel harmlos und im Zentrum gestört

Wirklich nützen konnte die ivorische Passivität aber auch das Team aus Burkina Faso nicht. Das lag vor allem daran, dass über die Flügel recht wenig zu sehen war: Nakoulma, der über rechts kommen sollte, zeigte überhaupt nichts und Jonathan Pitroipa auf der linken Seite war ziemlich auf sich alleine gestellt. Hatte er beim ersten Spiel gegen Angola noch mit Paul Koulibaly einen äußerst aktiven Linksverteidiger hinter sich, zeigte Saidou Panedeteguiri kaum etwas. Zu sehr war er damit beschäftigt, möglichst Gervinho nicht zur Geltung kommen zu lassen.

Dass auch durch das Zentrum kaum etwas vorne ankam, lag in erster Linie an Yaya Touré. Er war so ein wenig der unbesungene Held in dieser Mannschaft: Was er macht, ist unauffällig und auch unspektakulär, aber durch seine geschickten Laufwege und seine Fähigkeit, ein Spiel lesen zu können, erstickte er mit gezieltem Pressing viele Angriffe der Burkiner schon, bevor sie entstanden.

Ivorer spielen Sieg trocken über die Zeit

In der zweiten Hälfte bequemten sich die Ivorer dann doch wieder etwas weiter nach vorne. Das machte ihnen aber kaum Mühe: Die Burkiner machten schon zu diesem Zeitpunkt einen recht zermürbten Eindruck und so fiel es dem Favoriten leicht, Ball und Gegner zu kontrollieren. Viele konkrete Chancen erarbeiteten sie sich zwar nicht, aber sie gaben sich damit zufrieden, dass nach hinten bestenfalls ein paar Weitschüsse den Weg Richtung Tor fanden. Der sichere Boubacar Barry im ivorischen Tor parierte all diese aber sicher.

Paulo Duarte, Teamchef von Burkina Faso, versuchte es mit grundsätzlich logischen Wechseln – Rouamba im Zentrum für den komplett wirkungslosen Kere, dann auch Bancé für den ebenso seit Anpfiff untergetauchten Nakoulma – aber all das verpuffte ohne Wirkung. Und als dann auch noch Bakary Koné einen harmlosen Ball, der von Artur Boka (hatte Tiéné links hinten ersetzt) ins eigene Tor verlängerte, war die Partie endgültig gelaufen.

Fazit: Wieder ein sehr kontrollierter Sieg

Einmal mehr brannten die Ivorer kein Feuerwerk ab, aber wieder kamen sie zu einem Sieg ohne sich dabei wirklich angestrengt zu haben. Das Mittelfeld, vor allem Yaya Touré, dominierte das Spielfeld und ließ das Team aus Burkina Faso zu keinem Zeitpunkt wirklich gefährlich werden. Das wahre Leistungsvermögen dieser Mannschaft lässt sich auch nach dem damit fixierten Viertelfinal-Einzug nicht seriös einschätzen, vor allem die Abwehr selbst wurde wegen der dominanten Performance des Mittelfeldes noch nicht geprüft.

Für Burkina Faso ist das Turnier dafür vorbei: Nach dem für sie bereits bedeutungslosen letzten Spiel gegen den Sudan steht die Heimreise an. Waren die Burkiner gegen Angola noch mindestens gleichwertig und hatten sie dieses Spiel noch eher unglücklich verloren, wurden die die Unzulänglichkeiten brutal aufgezeigt: Es fehlt ein torgefährlicher Stürmer – Dagano ist das nicht mehr. Es fehlt an Struktur im Spiel aus der defensiven Zentrale – hier kamen keinerlei Impulse. Und es fehlt letztlich auch an der Qualität was die Außenverteidiger betrifft. Auf sich alleine gestellt konnten Pitroipa und Traoré nichts ausrichten.

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Angola – Sudan 2-2 (1-1). 1-0 Manucho 5′ / 1-1 M. Ahmed 33′ / 2-1 Manucho 48′ (p) / 2-2 M. Ahmed 74′

Angola - Sudan 2:2

Für die Angolaner fing das Spiel gleich gut an: Nagm Eldin vertändelte den Ball gegen Manucho, dieser nützte die Unpässlichkeit schon nach fünf Minuten zum 1:0 für den Favoriten. Der den frühen Treffer zum Anlass nahm, sich sofort ein wenig zurück zu ziehen.

Die Sudanesen, die sich gegen gelangweilte Ivorer zwar redlich mühten, aber kaum etwas zustande brachten, waren nun gefordert: Die Angolaner überließen ihnen den Ball und sahen sich an, was das Team aus dem Sudan zu anbot. Und das war auch diesmal nicht allzu viel – vor allem drängte sich alles durch die Mitte.

Im 4-4-1-1, das Teamchef Mohamad Abdalla auch diesmal in leicht veränderter Besetzung, aber unveränderter Form aufbot, spielten die beiden nominellen Außen Tahir (der einzige Neue in der Aufstellung, von Goalie Akram abgesehen) und Mohamed Ahmed in relativ zentralen Rollen, wobei die Breite im Spiel an sich von den Außenverteidigern Ballah und Moiawa kommen hätte sollen.

Fast alles durch die Mitte

Wohlgemerkt: Hällte sollen. Denn breit gemacht wurde von den Sudanesen gar nichts: In äußerst überschaubarem Tempo sollte es durch die Mitte gehen, wie die angolanischen Sechser Gilberto und Macanga, immer wieder ünterstützt auch durch den gerne aus der Viererkette aufrückenden Zuela, dicht machte. Kein Wunder, dass der Ausgleich nach einer halben Stunde über die einzige konsequent über den Flügel vorgetragenen Angriff fiel: Flanke auf den nach innen gerückten Mohamed Ahmed, und der traf zum 1:1.

Angolas Teamchef brachte für die zweite Hälfte mit Deutschland-Legionär Nando Rafael einen neuen Offensiv-Mann für den wirklungslosen Flavio und auch diesmal gelang kurz nach dem Start ein Tor: Manucho verwandelte einen Elfmeter zum 2:1. Womit das Spielchen im Grunde von vorne begann: Angola drehte an der Zeit, der Sudan schaffte es kaum aus dem Zentrum heraus.

Einladung zum Ausgleich

Den „Schwarzen Gazellen“ half es natürlich auch nicht, dass sich Nando Rafael bei einer seiner ersten Aktionen an der Schulter verletzte und bis zu seinem Austausch eine Viertelstunde vor Schluss ähnlich wirkungslos war wie Flavio vor ihm. Das eigentliche Problem war aber eher, dass sich die Angolaner mit ihrer Spielweise mehr oder weniger selbst eingeschläfert haben.

Was gegen das ausnehmend harmlose Team aus dem Sudan noch nicht so schlimm gewesen wäre, hätte die Defensive nicht in der 73. Minute den Gefallen aus der 5. Minute zurückgegeben: Ein völlig ungefährlicher 70-Meter-Mondball von Nagm Eldin in den Strafraum der Angolaner klärten gleich drei Abwehrspieler nicht – stattdessen legten sie den Ball dem einschussbereiten Mohamed Ahmed vor die Füße. Das 2:2 aus dem Nichts.

Mit diesem Nackenschlag kam Angola merklich ins Wanken: Ähnlich wie im ersten Spiel gegen Burkina Faso galt es ab sofort nur noch, die Schulssphase unbeschadet zu überstehen, zudem hatte sich Torhüter Carlos schon vor dem Ausgleich eine gelbe Karte wegen Zeitschindens abgeholt. Genau wie im ersten Spiel – weswegen er gegen Die Ivorer im entscheidenden Spiel nun fehlt.

Fazit: Angola bestraft sich selbst für Un-Leistung

Ein einschläferndes Match – Angola verabsäumte es nach beiden Toren komplett, nachzusetzen und gegen die harmlosen Sudanesen schon frühzeitig den Sack zuzumachen. Eine Spielweise, für die sich die Mannschaft von Lito Vidigal selbst bestrafte und die nun dafür sorgt, statt einem sorgenfreien letzten Gruppenspiel nun noch zittern zu müssen. Und das gegen den klar stärksten Vorrunden-Gegner – wiewohl wahrscheinlich selbst eine Niederlage nichts mehr ausmachen würde.

Weil der Sudan, der die Burkiner schlagen müsste um noch eine Chance zu haben, nur stumpfe Waffen zur Verfügung hat: Kaum nennenswertes Flügelspiel, sehr begrenztes Tempo. So hätten sie die pomadigen Angolaner wohl nicht bestrafen können, wenn sich diese das zweite Tor nicht praktisch selbst geschossen hätten. Bei allem Bemühen ist das doch eher ein geschenkter Punkt, und wird gegen Burkina Faso nicht deutlich an der Temposchraube gedreht, wird er auch der einzige bleiben.

(phe)

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