Copa America – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Mon, 01 Jul 2013 22:01:03 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.1 Die ’11-Besten https://ballverliebt.eu/2011/12/29/die-11-besten/ https://ballverliebt.eu/2011/12/29/die-11-besten/#comments Wed, 28 Dec 2011 23:02:28 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6279 Die ’11-Besten weiterlesen ]]> Das Jahr 2011 verlässt uns, aber die Erinnerungen an viele tolle Spiele aus den vergangenen zwölf Monaten wird uns natürlich bleiben. Darum gibt’s wie schon letztes Jahr noch mal die besten, interessantesten, richtungsweisendsten Spiele. Die Reihenfolge dieser elf Spiele aus 2011 ist natürlich willkürlich und nicht allzu eng zu sehen!

Platz 11 | Premier League | Chelsea – Liverpool 0:1

Chelsea-Liverpool 0:1

„Das sieht nach einem durchaus tauglichen Konzept aus, was Kenny Dalglish da mit seiner Dreierkette gefunden hat. Und Chelsea? Da könnte das Luxusproblem “Torres und Drogba und Anelka” zu einem tatsächlichen werden. Die Variante mit Drogba und Torres vorne und Anelka als Zehner dahinter war ein totaler Flop.“ – Die einen waren mit King Kenny auf der Bank auf dem Weg nach oben, zum Teil mit unüblichen Aufstellungsvarianten. Die anderen begannen zu erkennen, dass es vielleicht doch keine so einfach war, Torres sinnvoll einzubauen. Er verlor hier sein erstes Spiel im Chelsea-Dress ausgerechnet gegen sein altes Team. Süße Rache, nennt man so etwas wohl.

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Platz 10 | Asien-Cup | Japan – Syrien 2:1

Japan - Syrien 2:1

„In der offensiven Dreierreihe wird rochiert, was das Zeug hält. Da taucht Matsui schon mal auf der ganz anderen Seite auf, Kagawa in der Mitte oder gar als Sturmspitze, Honda mal zurückhängend, mal auf die Seiten, dann wieder ganz vorne. Fàbregas, Nasri, Rosický und Konsorten lassen grüßen. Und vorne macht Ryoichi Maeda, was bei Arsenal einen Robin van Persie ausmacht. Vom Toreschießen mal abgesehen.“ – Was der Italiener Alberto Zaccheroni aus den Japanern gemacht hat, war atemberaubend. Ein Tempo, eine Ballsicherheit eine Dominanz: Man war beim ganzen Asien-Cup, nicht nur im Gruppenspiel gegen Syrien, die mit sehr viel Abstand beste Mannschaft. Und wenn man etwas konsequenter im Ausnützen der Torchancen gewesen wäre, hätte das Arsenal Asiens nicht so sehr um den Titel zittern müssen.

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Platz 9 | Europa League | ZSKA Moskau – FC Porto 0:1

ZSKA Moskau - FC Porto 0:1
„Zwei der interessantesten Trainer Europas: Wunderkind André Villas-Boas vom FC Porto und der etwas schrullige Leonid Slutski von ZSKA Moskau. So unterschiedlich die beiden Trainer der zwei womöglich aufregendsten Mannschaften sind, die sich unter den letzten 16 der diesjährigen Europa League befinden, so ähnlich ist das Leistungsvermögen.“ – Auf dem Weg zum Sieg in der Europa League mit Porto bekam es André Villas-Boas im Achtelfinale mit einem ähnlich tollen Team und einem ganz anderen Trainer-Typen zu tun. Die beiden Mannschaften neutralisierten sich. Und wer weiß, womöglich wäre der Portugiese heute nicht Chelsea-Coach, hätte nicht Fredy Guarín das 1:0-Goldtor erzielt. In einem Spiel, das gezeigt hat, wie ähnlich sich so verschiedene Typen doch sein können.
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Platz 8 | Frauen-WM | USA – Brasilien 2:2 n.V., 5:3 i.E.

USA - Brasilien 2:2 n.V., 5:3 i.E.
„Kurioserweiser übernahmen die US-Amerikanerinnnen sofort wieder das Kommando. Mit der ganzen Wut über den harten Strafstoß samt Ausschluss und der überaus kleinlichen Entscheidung, den Elfer wiederholen zu lassen, drückten sie das brasilianische Team nun vor allem über die Flanken nach hinten.“ – Es war beileibe nicht das beste Spiel der Frauen-WM in Deutschland, dieses Viertelfinale. Im Gegenteil: Zwei hypernervöse Teams überboten sich lange in Fehlpässen. Aber die ganze Dramatik, die der Partie durch eine schreckliche Schiedsrichter-Leistung und dem US-Ausgleich in der 122. Minute eigen war, ließ sie doch zum zentralen Spiel des Turniers werden. Ein Spiel, in dem krass benachteiligte US-Girls Brasilien bestraften.
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Platz 7 | Europa League | SV Ried – Brøndby IF 2:0

SV Ried - Brøndby IF 2:0
„Weswegen Brøndby umso mehr schauen musste, über die Flügel nach vorne zu kommen. Damit hatte Ried das Ziel im Grunde erreicht: Die Mitte zwar offenlassen, aber keine Kreativität zulassen, das Spiel des Gegners so auf die Flügel zu verlagern, und dort den numerischen Vorteil ausspielen.“ – Zwar waren die Rieder letztlich die einzige österreichische Mannschaft, die sich nicht für die EL-Gruppenphase qualifizieren konnte, aber dennoch sind die Innviertler der große Gewinner des Jahres 2011. Nicht nur wegen des Cup-Siegs, sondern auch deshalb, weil man dank einer konsequent verfolgten Vereinsphilosophie auch den Abgang der halben Mannschaft verkraften konnte und zum zweiten Mal hintereinander Herbstmeister wurde. Weil sich eben nicht nur Brøndby am Rieder System die Zähne ausbiss.
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Platz 6 | EM-Qualifikation | Frankreich – Bosnien 1:1

Frankreich - Bosnien 1:1
„Was alles in einem irren Tempo geschah, weil der Spielplan der Bosnier in einem Guss funktionierte: Pressing, Ball erobern, blitzschnell umschalten und die freien Räume ausnützen. Die Franzosen wussten in der ersten Viertelstunde überhaupt nicht, wie ihnen geschah.“ – Bosnien ist die wohl beste Nationalmanschaft Europas, die bei der EM nicht dabei sein wird. Denn bevor Dzeko und Co. im Playoff gegen Portugal die Nerven verließen, spielten sie Frankreich komplett her und nur zwei Faktoren rettete den Bleus das Remis und die direkte Qualifikation: Eine Umstellung von Blanc und ein starker Nasri.
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Platz 5 | Deutsche Bundesliga | Bayern München – Borussia Dortmund 1:3

Bayern München - Borussia Dortmund 1:3
„Dortmund verfügt über ein hervorragendes Flügelspiel und nahm Ribéry und Robben ziemlich aus dem Spiel. Die beiden sahen sich, wann immer sie am Ball waren, sofort mit mindestens zwei Gegenspielern konfrontiert; oftmals sogar mit noch mehr. Das, und das für die Borussia so typische aggressive Pressing führte dazu, dass die Bayern nicht zu einem geordneten Spielaufbau kamen.“ – Die Bayern-Kapitel „Van Gaal“ endete als großes Missverständnis. Wirre Aufstellungs-Varianten, die Unfähigkeit, aus Fehlern zu lernen und natürlich atmosphärische Störungen führten zum vorzeitigen Ende. Und natürlich die brutale Überlegenheit von Dortmund, die sich vor allem im direkten Duell zeigte. Jürgen Klopp manövrierte seinen Kontrahenten auf jeder Position aus und machte damit im Titelrennen den Deckel drauf.
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Platz 4 | EM-Qualifikation | Aserbaidschan – Österreich 1:4

Aserbaidschan - Österreich 1:4
„Willi Ruttensteiner hatte es angekündigt, und er machte es auch wahr: Der Interims-Teamchef wollte vom ÖFB-Team beim Spiel in Aserbaidschan frühes Pressing sehen, er wollte die Gastgeber unter Druck setzen, sie gar nicht erst zur Entfaltung kommen lassen. Und tatsächlich: Die Spielanlage der Österreicher war gegenüber den letzten Spielen kaum noch wiederzuerkennen.“ – Kaum war Constantini nicht mehr Teamchef, war sofort zu erkennen, was für ein Potential wirklich in der Mannschaft steckt. Ja, es war „nur“ Aserbaidschan, aber jeder Spieler machte den Eindruck, genau zu wissen, welche Aufgabe er genau hat. So machte vor allem die Art und Weise des Spiels beim 4:1 in Baku Freude.
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Platz 3 | La Liga, Copa del Rey, Champions League | Der Clásico-Vierteiler

1:1-Remis, 1:0 n.V. Real, 2:0 Barça, 1:1-Remis
„Real ging viel aggressiver zu Werke als beim 1:1 am Wochenende, störte deutlich früher, presste auf den Gegner und stand teilweise verteufelt hoch – die Mittelfeldreihe machte sich genau dort breit, wo Barcelona eigentlich das eigene Spiel aufziehen wollte. So kamen die Katalanen kaum wirklich dazu und Real war gut im Spiel.“ – Groß war die Vorfreude auf vier Clásicos in nur 17 Tagen, aber nachdem die letzte Schlacht geschlagen war, blieben im Rückspiegel vor allem Härteeinlagen in Erinnerung. Und nach den Titeln in Liga und Champions League ein Punktsieg für Barcelona. Nach den Spielen am 16. April (1:1 in Madrid in der Liga), am 20. April (1:0 n.V. für Real im Cupfinale), am 27. April (2:0 für Barça im CL-Semi-Hinspiel in Madrid) und am 3. Mai (1:1 in Barcelona im CL-Semi-Rückspiel).
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Platz 2 | Copa América | Uruguay – Chile 1:1

Uruguay - Chile 1:1
„Und in dieser Tonart ging es weiter: Chile spielte nun Rambazamba-Fußball wie in besten Bielsa-Tagen, zudem kam mit Paredes statt dem müder werdenden Suazo noch ein frischer Mann. Die Chilenen spielten sich in einen Rausch, in dem Uruguay unterzugehen drohte.“ – Die Copa América wurde zum Triumph für Uruguay, aber eine Mannschaft setzte der Celeste schon in der Gruppe ganz extrem zu: Chile! Jenes Team, dass unter Claudio Borghis Vorgänger Marcelo Bielsa bei der WM für tollen Offensivfußball stand, zeigte in diesem grandiosen Spiel ein Feuerwerk. Das mit Abstand beste Spiel einer eher enttäuschenden Copa. Weil Chile weiterhin ein Team zum Verlieben ist.
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Platz 1 | La Liga | FC Barcelona – Villarreal CF 5:0

FC Barcelona - Villarreal CF 5:0
„Weil es dank des Verzichts auf eine nominelle Abwehr mehr Ballverteiler gibt, weil die Breite dennoch gegeben ist, und weil Messi und Fàbregas jetzt schon zuweilen miteinander harmonieren, als spielten sie schon seit Jahren zusammen. Pep Guardiola ist gerade dabei, die Pyramide mit diesem 3-3-4-ähnlichen System wieder zurückzudrehen. Womit er potentiell ein neues Kapitel der Fußballgeschichte aufschlägt.“ – Im Grunde war es „nur“ ein Liga-Spiel. Aber was Barcelona hier spielte, war ein Blick in eine mögliche Zukunft. Ob es ein Modell für die ganze Fußball-Welt ist oder nur für eine Mannschaft von der Qualität Barças, ist eine andere Frage. Aber Villarreal war tatsächlich nicht die letzte Mannschaft, die dieser Formations-Variante rein gar nichts entgegensetzen konnte. Weil Barcelona damit noch stärker aussieht als vorher.

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Das Team von Ballverliebt bedankt sich für das Interesse im Jahr 2011 und wir würden uns freuen, wenn ihr unsere Analysen auch im Jahr 2012 fleißig lest. Ein gutes neues Jahr euch allen!

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Copa, Platz 3: Guerrero nützt den Platz https://ballverliebt.eu/2011/07/24/copa-platz-3-guerrero-nutzt-den-platz/ https://ballverliebt.eu/2011/07/24/copa-platz-3-guerrero-nutzt-den-platz/#respond Sun, 24 Jul 2011 09:55:47 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5415 Copa, Platz 3: Guerrero nützt den Platz weiterlesen ]]> Drei Tore und ein Assist – Paulo Guerrero krönt ein starkes Turnier mit einer tollen Leistung und ermöglicht so im Duell der krassen Außenseiter im kleinen Finale seinem Team aus Peru einen 4:1-Sieg und somit den dritten Platz. Erstaunlich, denn keines der vier Tore war ein direktes Resultat des eigentlichen Plans der Peruaner.

Peru - Venezuela 4:1

Ein Spiel, bei dem man nochmal was gewinnen, aber nicht wirklich etwas verlieren kann – so veränderten beide Teamchefs ihre Formationen zu etwas offensiver orentierten Systemen. Veneuzelas César Farías brachte Orozco in die Startaufstellung und stellte ihn an die Spitze einer Raute hinter den Stürmern Fedor und Maldonado. Im defendiven Mittelfeld kehrte Rincón nach abgesessener Sperre zurück, er spielte dort grundsätzlich alleine, wiewohl Sejías von der linken Seite sich nach innen orientierte, wenn Orozco – und das machte er gerne – Richung linker Außenbahn zog.

Überzahl im Zentrum bringt Peru Übergewicht

Sergio Markarían hingegen opferte einen Abwehrspieler, ging auf eine Dreierkette, und hatte dafür einen zusätzlichen Mann im Mittelfeld. Corzo arbeitete als gelernte Außenverteidiger deutlich mehr nach hinten als Yotún auf der linken Seite, sodass die Abwehr von der rechten Flanke her verstärkt wurde, wenn es notwendig war.

Mit dem personellen Vorteil im Mittelfeld hatte Peru aber relativ wenig Probleme, den Ball zu kontrollieren und man versuchte, das eher eng stehende Zentrum der Venezolaner über die Flanken zu umspielen und so auch deren Abwehrkette auseinander zu ziehen. Ersteres gelang recht gut, zweiteres weniger. Peru hatte mehr Ball, aber kaum zwingende Torchancen.

Venezuelas Mittelfeld wird flacher

Nach einer halben Stunde erkannte Venezuela, dass Rincón alleine gegen zwei potentielle Ballverteiler – Lobatón und Cruzado – auf Dauer nicht mithalten kann, weswegen Sejías nun tiefer und zentraler stand aus der Raute vermehrt eine flache Mittelfeldreihe wurde. So wurde der Platz für Peru besser abgeschnitten und der Ball weiter vom eigenen Tor ferngehalten. Eigene Angriffe, die es durchaus gab, scheiterten aber ein ums andere Mal daran, dass Maldonado und Fedor ins Abseits tappten.

Nachdem Peru durch das besser stehende Mittelfeld der Venezolaner noch weniger durchkam, nützten sie kurz vor der Halbzeit aber eine Situation, in der der Gegner aufgerückt war, zu einem schnellen Konter über Guerrero, der durch das entblößte Zentrum schnell Richtung Tor zog und er dort die mitgelaufene hängende Spitze Chiroque bediente – doch noch das 1:0 vor der Pause.

Starker Start, dann dezimiert

In der Halbzeit brachte Farías dann mit Lucena – dem Elferschießen-Pechvogel im Semfinale – einen echten zentralen Mittelfeldmann statt Seíjas, und prompt war das Spiel der Venezolaner deutlich sicherer nach hinten und damit agierten auch die Offensivspieler deutlich sicherer, zumal zum gewohnten 4-4-2 zurückgekehrt wurde. Venezuela hatt die erste Viertelstunde nach Wiederanpfiff im Griff und der Ausgleich lag in der Luft, ehe Tomas Rincón nach einem heftigen Einsteigen gegen Lobatón die rote Karte sah.

Was natürlich zur Folge hatte, dass Peru erst den zurück gewonnen Platz im Mittelfeld ausnützte – ein langer Ball fand Guerrero, der nach einem Doppelpass mit Chiroque das 2:0 schoss – und sich dann gegen die zehn Mann zurücklehnen konnte und auf Konter spielen.

Anschluss und Entscheidung

Peru überließ Venezuela nun die Initiative, aber ohne das Rückgrat im Mittelfeld fehlten gegen die ja im ganzen Turnier schon defensiv sehr gut stehenden Peruaner die Mittel. Weswegen das Spiel entschieden schien, ehe Arango zehn Minuten vor Schluss doch auf 1:2 verkürzen konnte.

Peru kam nun wieder etwas ins Schwimmen und zitterte sich eher dem Ende entgegen, aber da Venezuela nun natürlich aufmachte mit Macht auf den Ausgleich drängte, ergaben sich mehr Räume. Die Guerrero mit zwei späten Treffern ausnützte und so jenen 4:1-Endstand herstellte, der wohl um ein Tor zu hoch ausfällt.

Fazit: Guerrero nützt den Platz – viermal

Peru hatte von Beginn an den Vorteil, im Zentrum besser aufgestellt zu sein, verpasste es aber, daraus wirklich Kapital zu schlagen. Denn so gut die Mannschaft defensiv steht, so sehr fehlen und Farfán und ohne Pizarro die kreativen Elemente, wenn man selbst das Spiel machen will. So fielen letztlich alle vier Tore aus Situationen, in denen Guerrero gegen ein entblößtes (beim ersten), dezimiertes (beim zweiten) oder aufmachendes (beim dritten und vierten) Zentrum durch seine Beweglichkeit und sein Tempo den Platz ausnützen konnte.

Dennoch kann auch Venezuela mit dem Turnierverlauf überglücklich sein, Platz vier ist der größte Erfolg der Verbandsgeschichte. Und man muss Farías zu Gute halten, dass er mit der Maßnahme, eine Raute spielen zu lassen – obwohl es nicht funktioniert hat – positiven Fußball spielen wollte. Dass das nicht die Stärke seiner Mannschaft ist, wurde zwar deutlich, aber auch in der im Herbst startenden WM-Qualifikation wird Venezuela nur sehr selten tatsächlich selbst für die Spielgestaltung sorgen müssen.

(phe)

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Copa, SF2: Unverdient und ohne Sieg https://ballverliebt.eu/2011/07/21/copa-sf2-unverdient-und-ohne-sieg/ https://ballverliebt.eu/2011/07/21/copa-sf2-unverdient-und-ohne-sieg/#comments Thu, 21 Jul 2011 04:19:31 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5377 Copa, SF2: Unverdient und ohne Sieg weiterlesen ]]> Wer ein Spiel nicht gewinnen will, wird es auch nicht gewinnen. Das zeigte Paraguay in diesem Halbfinale gegen Venezuela. Wer in einem Turnier fünf Partien spielt und keine einzige davon gewinnt, kann trotzdem ins Endspiel kommen. Auch das zeigte das erschreckend passive Team aus Paraguay…

Paraguay - Venezuela 0:0 n.V., 5:3 i.E.

Eine starke halbe Stunde gegen Ecuador, dann im zweiten Gruppenspiel eine ordentliche Leistung gegen Brasilien – dann war’s vorbei mit der Herrlichkeit bei Paraguay. Ohne vollen Erfolg, ohne jedes Tempo und ohne echten Siegeswillen, aber mit Glück im Elfmeterschießen (weil sich die Seleção einfach noch doofer anstellte) kam Paraguay dennoch ins Semifinale. Wo es gegen das neben Peru zweite Sensationsteam ging: Venezuela! Die Mannschaft des jungen Teamchefs César Farías hatte zwar im Viertelfinale gegen Chile keine Chance, war aber eiskalt bei Standards. Hatte im Halbfinale nichts zu verlieren. Und die gute Erinnerung, im Gruppenspiel gegen Paraguay durch zwei späte Tore noch ein 3:3 geholt zu haben.

Mühsames Spiel

Es entwickelte sich von Beginn an eine eher zähe Partie. Paraguay flutete die Mittelfeldzentrale, indem sich die beiden Außen, Barreto und Santana, sehr weit nach innen orientierten und die komplette Mannschaft extrem mit dem Ball mit verschob. So wurde das Spiel für Venezuela so schmal wie möglich gemacht. Im eigenen Spiel nach vorne wurde durch aufrückende Außenverteidiger – vor allem Marcos Cáceres auf der rechten Seite – versucht, das auszugleichen.

Außerdem wich vorne Nelson Valdez auf die rechte Seite aus und war immer wieder ein direkter Anspielpartner von Cáceres. In diesen Fällen fehlte dann allerdings die Unterstützung, Valdez konnte kaum Flankenbälle zu Barrios in die Mitte bringen. Die weit innen platzierten Barreto und Santana wurde hauptsächlich von den beiden venezolanischen Sechsern bewacht (Di Giorgi ersetzte hier den gesperrten Rincón), die Außen im Mittelfeld oder gar die Außenverteidiger ließen sich nicht nach innen ziehen.

Wenig Platz, wenig Chancen

Was zur Folge hatte, dass das paraguayanische Spiel stockte: Weil sich die gegnerischen Außen eben nicht aus der Position ziehen ließen, aber mit Rondón und Alejandro Moreno auch die beiden Stürmer nach hinten arbeiteten, entstand nirgendwo ein Platz, den Paraguay ausnützen hätte können. Und zu allem Überfluss rückten auch immer wieder einige Venezolaner so weit vor, dass Paraguay schon in der Spieleröffnung kaum Platz blieb.

Dennoch: Defensiv stand Paraguay recht sicher. Riveros und Ortigoza zeigten zwar wenig Wirkung nach vorne, in der Rückwärtsbewegung waren Rondón und Moreno aber gut aufgehoben. Das extreme Verschieben von Paraguay brachte zwar nach vorne nichts, hatte nach hinten aber den Effekt, dass auch Venezuela kaum Raum zur Spielgestaltung blieb. Wodurch sich Chancen praktisch nur aus Standardsituationen ergaben. Ein Kopfballtor von Vizcarrondo wurde wegen Abseits zur Recht nicht anerkannt, bei der einzigen wirklich herausgespielten Chance der ersten Hälfte wurde das Torgestänge getestet (42.).

Schlafwagenfußball

Hatte man schon in der ersten Halbzeit kaum einmal das Gefühl, dass eine Mannschaft wirklich bereit wäre, die Initiative zu übernehemen, stand in der zweiten dann schon „0:0“ in ganz großen Buchstaben über dem Spiel. Das Tempo war nun endgültig entwichen, die Partie spielte sich beinahe in Zeitlupe ab. Das Verhindern eines möglicherweise entscheidenden Fehlers stand an erster Stelle.

Da half auch die Einwechslung von Marcelo Estigarribia auf Seiten von Paraguay nichts. Der Flügelspieler von Newell’s Old Boys war in seinen ersten beiden Einsätzen bei dieser Copa ein ständiger, quirliger Unruheherd, aber in diesem Halbfinale fügte er sich nahtlos in das unglaublich langsam geführte Spiel beider Mannschaften ein. So war die Verlängerung nach 90 torlosen Minuten die logische Konsequenz.

Venezuela klar am Drücker…

Dort allerdings drückte Venezuela merklich auf’s Gas. Farías hatte schon kurz zuvor mit Maldonado einen gelernten Stürmer statt César González auf der rechten Seite gebracht. Das zeigte Wirkung: Während die Paraguayer schon alleine von der Seitenlinie kein gutes Beispiel mitbekamen – sowohl Teamchef Gerardo Martino als auch sein Assistent Jorge Pautasso wurden auf die Tribüne verbannt – machte Venezuela einen deutlich stabileren Eindruck und traf innerhalb weniger Minuten zwei weitere Male den Pfosten. Erst nach einem abgefälschten Maldonado-Schuss, dann nach einer Ecke.

Nach dem Ausschluss (102.)

Venezuela hatte das Spiel in der Verlängerung unter Kontrolle, und das verstärkte sich, als Paraguay auch auf dem Platz die Nerven wegwarf – Jonathan Santana flog mit seiner zweiten Verwarnung vom Feld und es dauerte ewig, bis sich das dezimierte Team darauf einstellen konnte. Denn die Seite von Santana blieb erst verwaist und wurde dann nur halbherzig von Ortigoza verteidigt, was der venezolansiche Linksverteidiger Cichero zu konsequenten Vorstößen nützte, die (endlich) mit Tempo vorgetragen wurden und fast immer für Gefahr sorgten.

…aber Paraguay findet rechtzeitig die Nerven wieder

Es dauerte eine knappe Viertelstunde, ehe die nun von Kondi-Trainer Elvio Paolorosso als Chef auf der Bank geleiteten Paraguayer reagierten und Estigarribia die Seite wechselte, um Cichero einzubremsen. In dieser Phase hielten nur zwei Paraguayer ihre ansonten ziemlich zerfallende Mannschaft (Darío Veron hatte Glück, nach einem unsportlichen Rempler nur Gelb zu sehen) im Spiel: Torhüter Justo Villar, der einige Chancen stark zunichte machte, und Innenverteidiger Paulo da Silva.

So hatte Venezuela im Grunde erst großes Pech, den hochverdienten Sieg nicht einzufahren. Und dann kam auch noch dazu, dass für das Elfmeterschießen der zerbröselnde Gegner wieder zu sich fand – denn kein einziger der Strafstöße von Paraguay im Shoot-Out waren in irgend einer Weise haltbar, alle fünf Spieler knallten ihre Elfer am chancenlosen Renny Vega vorbei ins Tor – mit einer Überzeugung, die man in den 120 Minuten davor nicht im Ansatz erkennen konnte.

Da reichte es aus, dass zwischen all den auch von Venezuela bombensicher verwandelten Versuche ein einziger Spieler der Vinotinto ausließ – Franklin Lucena war der Unglücksrabe, dessen schwach geschossener Elfer sichere Beute von Justo Villar wurde. Die Entscheidung.

Fazit: Ein Treppenwitz der Fußballgeschichte

Es hat in der Fußballgeschichte wohl noch nie einen Finalisten gegeben, der dermaßen unverdient in ein Endspiel gekommen ist. Paraguay spielte anderthalb gute Partien (gegen Ecuador und das Gruppenspiel gegen Brasilien), lieferte danach eine solide (VF gegen Brasilien) und zwei absolut unterirdische Leistungen (die beiden gegen Venezuela). Paraguay hat im ganzen Turnier kein einziges Spiel gewonnen, hatte das schon im Viertelfinale auch eigentlich nicht vor und auch in diesem Semifinale konnte das Team bis auf knallharte Elfmeter rein gar nichts zeigen, was eine Finalteilnahme auch nur im Entferntesten rechtfertigen würde.

Da kann einem das Team aus Venezuela schon fast leid tun. Ja, auch sie haben 90 Minuten lang nur versucht, das Tempo nicht allzu hoch werden zu lassen und fehler zu vermeiden. Aber in der Verlängerung drehte die Vinotinto mächtig auf, traf insgesamt dreimal Aluminium und hatte noch weitere sehr gute Chancen.

Wenn schon ein Team aus diesem lange Zeit extrem drögen Spiel das Finale verdient gehabt hätte, dann nur Venezuela. Dass Paraguay ohne einen einzigen Sieg – und, noch schlimmer: sogar ohne den Willen, ein Spiel gewinnen zu wollen – ins Endspiel kommt ist nichts anderes als ein trauriger Treppenwitz der Fußballgeschichte.

(phe)

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Copa, SF1: Suárez nützt Torwartfehler – Uruguay steht im Endspiel https://ballverliebt.eu/2011/07/20/copa-sf1-suarez-nutzt-den-torwartfehler-uruguay-steht-im-endspiel/ https://ballverliebt.eu/2011/07/20/copa-sf1-suarez-nutzt-den-torwartfehler-uruguay-steht-im-endspiel/#respond Wed, 20 Jul 2011 09:59:38 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5370 Copa, SF1: Suárez nützt Torwartfehler – Uruguay steht im Endspiel weiterlesen ]]> Sicher stehen und keine Fehler machen – das klappte bei Überraschungs-Semifinalist Peru gegen Favorit Uruguay 52 Minuten lang wunderbar. Einmal im Rückstand, fehlte aber die Klasse, das Spiel zu drehen. Weshalb die beiden Tore von Suárez den Finaleinzug für Uruguay bedeuten!

Uruguay - Peru 2:0

In ihrer ersten Partie bei dieser Copa América standen sich diese beiden Mannschaften schon einmal gegenüber. Da trotzte Peru mit einer starken Defensivleistung dem Favoriten ein 1:1 ab, weil es gelang, die Flügel der Urus auszuschalten – das war auch in diesem Halbfinale, in welches das Team von Sergio Markarián sensationell schaffte, die Marschroute.

Gegenseitige Blockade

Erstaunlicherweise war es zunächst nicht das Team aus Peru, welches sich zurückzog. Nein, Uruguay zwang mit einer recht passiven Anfangsphase und zwei tief stehenden Viererketten dem Außenseiter das Spiel auf – und dieser war damit auch einigermaßen überfordert. Weil Uruguay eben so tief stand und mit Vargas und Guerrero die Spitzen in Sergio Markariáns 4-4-1-1 im Getümmel untergingen, blieb oft nur die Option „Langer Ball“, diese wurden aber leichte Beute der Uru-Defensive.

Besonders kreativ war aber auch die Celeste nicht, als sie sich nach einigen Minuten entschied, doch am Spiel teilzunehmen. Weil beide Mannschaften in einem sehr ähnlichen System spielten, standen sich zwei recht defensive Mittelfeld-Zentralen gegenüber, die sich gegenseitig blockierten. Dennoch versuchte es auch Uruguay vermehrt über die Mitte – Forlán und vor allem Suárez gingen kaum auf die Flügeln, wie das in den vergangenen Spielen noch der Fall gewesen war. Vor allem Suárez steigerte sich früh in Frust hinein: In den ersten fünf Minuten legte er sich zweimal mit den Referees an (einmal zu Recht, einmal zu Unrecht) und kassierte nach einem eher dämlichen Foul auch gleich die gelbe Karte.

Action auf den rechten Flügeln

So fehlte es auch an der Breite im Spiel beider Teams. Lediglich auf den jeweiligen rechten Flügeln kam so etwas wie Action auf: Maxi Pereira preschte bei jeder sich bietenden Gelegenheit nach vorne, weil er vom früh verwarnten Yotún wenig zu befürchtet hatte und auch defensiv vom jungen Peruaner kaum gestört wurde. In diesem Fällen blieb Martín Cáceres hinten, wodurch im Bellbesitz bei Uruguay hinten eine Dreierkette entstand. Allerdings schaffte es Maxi Pereira nicht oft, Bälle auch wirklich in die Mitte zu bringen.

Der sehr aktive Luís Advíncula auf peruanischer Seite drückte den sonst sehr gefährlichen Álvaro Pereira nach Kräften zurück und verwickelte ihn in viele Zweikämpfe, aber spätestens beim starken Martín Cáceres war auch bei ihm Schluss: Oft kam Advíncula gar nicht dazu, Flanken zu schlagen oder nach innen zu ziehen. So ging es mit einem logischen 0:0 in die Halbzeit.

Wer den ersten Fehler macht…

Die zweite Hälfte schickte sich an, ähnlich zu verlaufen wie die erste – bis Peru-Goalie Fernández einen Weitschuss von Forlán nach vorne abprallen ließ. Suárez ließ sich nicht zweimal bitten und versenkte den Ball zum 1:0. Ein individueller Fehler warf die ganze, an sich gut funktionierende Marschroute der Peruaner über den Haufen.

Der Außenseiter musste nun natürlich aufmachen, selbst aktiver werden und höher stehen. Und genau das nützte wiederm Suárez nur wenige Minuten später: Die Abseitsfalle überlistend, nützte er nach einem langen Ball von hinten den vielen Platz hinter der peruanischen Defensive und besorgte somit aus einem Konter das 2:0 – die Vorentscheidung.

…und nicht für Druck sorgen kann…

Markarián brachte mit Chiroque (für Advíncula) einen neuen Mann für die rechte Seite. Der wuselige Chiroque sollte dringend benötigtes Tempo in die ansonsten nicht gerade mit übertriebener Schnelligkeit gesegnete Mannschaft bringen, um die nun naturgemäß wiederum sehr dichte uruguayanische Defensive zu knacken. Zudem kam mit Lobatón (statt Yotún) ein zusätzlicher Mann für das Mittelfeldzentrum, um dort Überzahl herzustellen und die Kontrolle zu erhalten.

Die Formation hatte nun aber deutliche Schlagseite nach rechts, weil es links am Flügelspieler fehlte: Nach dem Austausch von Yotún musste Linksverteidiger Vílchez die komplette Seite übernehmen; Vargas und Guerrero wichen zwar immer wieder dorthin aus, aber Druck kam über die Flanke, die er weiterhin recht umtriebige Maxi Pereira verteidige, nicht.

…fliegt raus

Endgültig geschlagen war Peru, als sich Vargas zwanzig Minuten vor dem Ende zu einem Ellbogen-Schlag ins Gesicht von Coates hinreißen ließ. Der Referee stand nur einen Meter daneben und zögerte keine Sekunde, Vargas die korrekte rote Karte zu zeigen.

Von einer Szene abgesehen, in der Torhüter Muslera nicht ganz auf der Höhe war, spielte Uruguay den Vorsprung nun trocken über die Zeit. Peru fehlten ohne Vargas und mit einem Mann weniger schlichtweg die Mittel, um das Team aus Uruguay noch wirklich zu gefährden.

Fazit: Höhere Klasse setzt sich durch

Spektakulär war es wahrlich nicht: Etwa 50 Minuten kam Uruguay nur schwer durch und sorgte auch Peru nicht für großen Druck, dann zwei schnelle Tore, und die letzte halbe Stunde wurde verwaltet. Am Ende setzte sich mit Uruguay aber die klar besser besetzte Mannschaft durch, weil Peru einen Fehler zu viel machte. Es lässt sich aber dennoch nicht leugnen, dass bei Uruguay zu viel über die Mitte ging und es einen individuellen Fehler beim Gegner brauchte, um zum Torerfolg zu kommen.

Peru stand mit ganz wenigen Ausnahmen defensiv wieder einmal sehr diszipliniert und ließ vor allem Suárez aus dem Spiel heraus kaum zur Geltung kommen, weil man das Zentrum gut zumachte und der Favorit es versäumten, über die Flügel mehr Druck auszuüben. Um selbst das Spiel in die Hand nehmen zu können, fehlte neben der individuellen Klasse einen Pizarro oder Farfán vor allem die Schnelligkeit, welche diese beiden gegen die ebenso sehr sichere Hintermannschaft der Urus bringen hätten können

Internationale Klasseleistung war das von Uruguay eher nicht – aber manchmal reicht es ja auch aus, die wenigen Fehler des Gegnern zu nützen.

(phe)

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Copa, VF 3/4: Chile und Brasilien eliminieren sich selbst https://ballverliebt.eu/2011/07/19/copa-vf-34-chile-und-brasilien-eliminieren-sich-selbst/ https://ballverliebt.eu/2011/07/19/copa-vf-34-chile-und-brasilien-eliminieren-sich-selbst/#comments Tue, 19 Jul 2011 11:25:36 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5359 Copa, VF 3/4: Chile und Brasilien eliminieren sich selbst weiterlesen ]]> Beobachter hatten nach dem ersten, überraschend verlaufenen Viertelfinal-Tag schon gewitzelt: „Wenn’s normal läuft, gibt’s ein Semifinale Paraguay gegen Venezuela!“ Und siehe da: genau so kam es auch. Weil Brasilien wieder nicht in der Lage war eine wenig aufregende Mannschaft aus Paraguay zu knacken. Und weil Chile gegen Venezuela aus der drückenden Überlegenheit zu wenig machte.

Paraguay - Brasilien 0:0 n.V., 2:0 i.E.

Der Modus macht’s möglich – wie schon in der Gruppenphase treffen Brasilien und Paraguay gleich in der ersten K.o.-Runde aufeinander. Und wieder schaffte es die Seleção nicht, den Außenseiter zu biegen – obwohl Paraguay wie schon gegen Venezuela nicht gerade viel Flair anbieten konnte.

Dafür eine konsequente Defensive. Teamchef Gerardo Martino brachte statt des offensiv etwas stärkeren Nestor Ortigoza im Zentrum Victor Cáceres, der sich explizit um Ganso kümmerte. Auch auf den Flügeln, wo üblicherweise das Spiel der Paraguayer aufgezogen wird, hatten die Spieler vornehmlich defensive Aufgabe – nämlich jene, die Außenverteidiger bzw. die Außenstürmer zu stoppen.

In den alten Trott

Was zur Folge hatte, dass das brasilianische Spiel ziemlich in den alten Trott verfiel: Wenig Breite über die Außenverteidiger, viel Platz zwischen Defensive und Offensive und ein Offensiv-Quartett, dass nicht gut harmonierte, wenn der Ball doch einmal vorne war. Besonders enttäuschend war in dieser Phase Maicon: War er gegen Ecuador noch eine dramtische Verbesserung gegenüber Dani Alves, kam hier wiederum nichts wirklich nennenswertes von ihm.

Andererseits aber zeigte Marcelo Estigarribia, der zwei so tolle Spiele zum Auftakt gemacht hatte, wie schon in seinem letzten Gruppenspiel nach vorne praktisch gar nichts. Auf der anderen Seite ist Vera (der wieder statt Barreto spielte) ohnehin mehr auf der defensiven Seite daheim. So hatte Paraguay das Spiel defensiv zwar gut im Griff und man ließ Brasilien wenig Zeit am Ball und somit kaum Gelegenheit, sich wirklich zu entfalten, aber selbst konnte man auch kaum Torgefahr erzeugen. Ein torloses Remis zur Halbzeit war die logische Folge.

Maicon wacht auf

Nach dem Seitenwechsel sah man endlich wieder mehr von Maicon. Von Estigarribia war nichts zu befürchten, und so traute sich Maicon wieder mehr nach vorne, was dem Spiel seiner Mannschaft extrem gut tat. Brasilien schaffte es nun, den Ball kontrolliert in die gegnersiche Hälfte zu bringen und sich dort festzusetzen. Das war zwar immer noch nicht annähernd so gut wie gegen Ecuador, aber immerhin eine deutliche Verbesserung gegenüber der ersten Halbzeit.

Nach einer Stunde reagierte Martino und brachte mit dem genesene Barreto statt Vera die offensivere Variante auf dem rechten Flügel – wenn schon von Estigarribia auf links nichts kam. Der Effekt allerdings hielt sich eher in Grenzen, weil auch Barreto eher gegen André Santos spielte als umgekehrt. In der zweiten Hälfte zog die Seleção deutlich an der Daumenschraube und hätte auch genug Chancen gehabt, die verdiente Führung zu erzielen. Torhüter Villar hatte etwas dagegen.

Ball kommt nicht in die Spitze

Das Problem bei Paraguay blieb, den Ball in die Spitze zu Valdez und Barrios zu bekommen. Zwar spielte Valdez zumeist in einer eher hängenden Position, letztlich aber doch zu hoch, um aus dem tief stehenden Mittelfeld und von den wirkungslosen Außen bedient zu werden. So nahm Gerardo Martino den in der Luft hängenden Barrios vom Platz und brachte Hernán Pérez, der zentral hinter Valdez ein Mittelding aus Zehner und hängender Spitze gab.

Das nahm zwar Lucas Leiva wiederum etwas aus der Rechnung, sorgte aber nicht dafür, dass Paraguay besser nach vorne spielte. Wirklich geholfen hat auf der anderen Seite auch der Schritt, den bulligen Fred in die Spitze zu stellen und Pato statt des ausgewechselten Neymar (der wiederum haupsächlich durch seine lächerliche Frisur, und nicht durch sein Spiel auffiel) auf den Flügel zu stellen. So ging es in die Verlängerung.

Zwei Mann weniger, gegenseitige Blockade

Dort setzte sich das Spiel – das zudem von einer Peinlichkeit von erbärmlich schlechtem Rasen zusätzlich gehandicapt war – der zweite Halbzeit fort, ehe mit Lucas Leiva und Antolín Alcaraz zwei Spieler aus der Premier League (Liverpool bzw. Wigan) nach einer Rauferei ihre jeweiligen Teams um einen Mann dezimierten. Die gegenseitige Blockade wurde davon allerdings eher verschärft, zumal mit Lucas Silva und Elano (statt Ganso und Pato) bei Brasilien auch eher zentrale Spieler kamen.

Bei Paraguay ging man auf ein 4-4-1, indem Edgar Barreto vom rechtn Mittelfeld nach hinten rückte und von dort Dario Verón auf die frei gewordene Position von Alcaraz in der Zentrale. Paraguay wusste nun endgültig, dass man in diesem Spiel kein Tor mehr erzielen würde und drehte an der Zeit, Brasilien kam auch in der restlichen Spielzeit nicht zum Zug – und so musste es ins Elfmeterschießen gehen

Wo die Brasilianer zum Teil am fürchterlichen Untergrund scheiterten, denn ganze Rasenstücke im mit tonnenweise Sand bearbeiteten Geläuf bei den Strafstößen herausgerissen. Aber während nach Elano (der den Ball gefühlte fünf Meter über das Tor hob) auch Thiago Silva, André Santos und Fred nicht in der Lage waren, sich darauf einzustellen, reagierte Paraguay richtig: Estigarribia und Riveros chipten den Ball nur leicht in die Mitte und verzichteten auf Härte. Was das richtige Rezept war.

Fazit: Aufregend war’s nicht…

War die Verlängerung vom Spiel Argentiniens gegen Urguay noch wegen des Siegeswillens beider Teams durchaus sehenswert, waren das 120 eher mühsame Minuten. Paraguay machte nicht wirklich Anstalten, das Heft selbst in die Hand zu nehmen und beschränkte sich darauf, eine ohnehin nicht übertrieben gut geölte brasilianische Mannschaft in Schach zu halten.

Der Seleçãao gelang es wieder einmal nicht, für die nötige Breite zu sorgen und auch das Loch zwischen Ramires und dem Offensiv-Quartett ist in weiten Phasen wieder beängstigend groß gewesen. So passt es ins Bild, dass es dieses nicht funktionierende schafft sogar alle vier Elfmeter im Shoot-Out zu verballern.

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Chile war in einem von defensiver Disziplin geprägten Turnier die mit Abstand attraktivste Mannschaft. Doch weil erst Teamchef Borghi die erste Halbzeit verschenkte und dann sein Team ein Füllhorn an Möglichkeiten, reichten Venezuela zwei Freistöße zum äußerst glücklichen 2:1-Sieg…

Venezuela - Chile 2:1

Marcelo Bielsa interpretierte als chilenischer Teamchef sein 3-4-3 immer, es gab bei ihm – egal gegen wen – nur einen Sechser. Dass Claudio Borghi in der Herangehensweise an eine Partie da etwas vorsichtiger zu Werke geht, ist bekannt. Gegen Venezuela hat er es aber ein wenig übertrieben: Mit Carmona und Medel stellte er gleich zwei Sechser auf, und das bei einem Kontrahenten, von dem klar war: Der wird nicht stürmen, sondern tief stehen und abwarten.

Ein verschenkter Mann

So kam es dann auch: Die Venezuelaner spielten in den Gruppenspielen, in denen sie der Außenseiter waren – also gegen Brasilien und Paraguay defensiv und nahmen nur gegen die biederen Ecuadorianer das Heft selbst in die Hand. Chile ist nun alles andere als bieder, und so reihten sich die beiden Viererketten, die Teamchef Farias in gewohnter Besetzung auflaufen ließ, auch dementsprechend tief ein.

Was für das 3-4-1-2 von Borghi bedeutete: Einer seiner beiden Sechser war verschenkt. Mit den beiden Offensiven im venezolanischen Team, diesmal Fedor und Maldonado, wäre die Dreierkette mit nur einem defensiven Mittelfeldspieler ebenso spielend zurecht gekommen. Angesichts der (zumindest) acht gegnerischen Mann zwischen dem Duo Medel/Carmona und dem venezolanischen Tor war es für Chile schwierig, den Ball sinnvoll nach vorne zu bringen.

Flügel ausgeschaltet

Was auch daran lag, dass die gut nach hinten arbeitenden Flügel-Duos bei Venezuela ihren jeweiligen, auf sich alleine gestellten Gegenspieler (Isla bzw. Vidal) gut im Griff hatte. Jimenez im Zentrum kam alleine gegen die vielbeinige Abwehr kaum durch. Womit Chle immer mehr auf lange Bälle zurück griff – für die körperlich eher kleingewachsene Albiroje gegen die Kanten in der venezolanischen Abwehr kein taugliches Mittel.

Der Außenseiter hatte das Spiel defensiv also relativ komfortabel im Griff, kam aber selbst kaum einmal zu echten Gegenstöen. Claudio Bravo im chilenischen Tor sah vor der Pause im Grunde nur einen einzigen Ball auf sein Tor zusegeln – und der war auch prompt drin. Venezuelas Abwehrhüne Vizcarrondo verwertete einen Freistoß zur überraschenden Führung. Eigentlich logisch, dass es nur ein Standard sein konnte.

Mit Valdivia kommt wieder Schwung

Wie schon bei der Weltklasse-Partie gegen Uruguay kam ins chilenische Spiel so richtig Schwung, als Jorge Valdivia in die Partie kam, Teamchef Borghi beließ mit Carmona einen seiner defensiven Mittelfeldspieler in der Kabine. Jiménez wich ging nun nach links und Vidal verstärkte zusätzlich das Zentrum. Die Folge war ähnlicher Rambazamba-Fußball wie gegen Uruguay.

Venezuela hatte nicht im Ansatz die Mittel, sich wirklich des unglaublichen Angriffswirbels zu erwehren, den das Team aus Chile nun über sie hereinbrechen ließ. Lediglich Torhüter Renny Vega verhinderte mit einigen starken Aktionenen den Ausgleich, auch das Torgestänge musste herhalten. Aber wie so oft bei Chile: Der Ertrag stimmte mit dem Gezeigten überhaupt nicht überein. Alleine zwischen Halbzeit und dem letztlich überfälligen Ausgleich von Suazo in Minute 69 hätte man eigentlich vier bis fünf Tore schießen müssen.

So kommt, was kommen musste…

Venezuela hatte also mächtig Glück, dass es mit einem 1:1 in die Schlussphase ging und nicht mit jenem aussichtslosen Rückstand, den man sich aufgrund der zweiten Hälfte eigentlich verdient gehabt hätte. Und die mangelhafte Torausbeute der Chilenen sollte sich rächen – weil zehn Minuten vor Schluss ein zweite Freistoß in den Strafraum flog, Torhüter Bravo nur kurz klären konnte und Cichero zum sensationellen 2:1 verwertete.

Wenn das nicht schon der Todesstoß für Venezuela war – im direkten Gegenzug gab es eine weitere hundertprozentige Torchance – dann war es nach der gelb-roten Karte für Gary Medel endgültig vorbei. In den letzten Minuten verzichtete Chile darauf, die Planstelle auf der Sechs nachzubesetzen. Natürlich, es brauchte den Ausgleich, aber so kam Venezuela in dieser Phase noch zu einigen Kontern. Den Ausgleich fing sich Venezuela nicht mehr – dafür eine unglaublich dämliche rote Karte: Der vorbelastete Tomas Rincón verpasste einem Gegenspieler am Mittelkreis (!) eine Kopfnuss.

So ist Venezuela zwar im Halbfinale. Muss dort aber ohne den wichtigsten Mann im defensiven Mittelfeld auskommen.

Fazit: Eigentlich eine Schande

Dass die Kolumbianer als Favorit gegen Peru geflogen sind, durfte noch mit einem Schulterzucken quittiert werden. Dass die Großmächte Argentinien und Brasilien es im ganzen Turnier kaum gebacken bekamen und letztlich scheiterten, war bis zu einem gewissen Grad folgerichtig.

Aber dass nun die wahrscheinlich beste und mit Sicherheit attraktivste Mannschaft des von defensiver Disziplin geprägten Turniers nun auch die Koffer packen muss, ist eigentlich eine Schande. Chile hat sich das Aus aber selbst zuzuschreiben: Es waren mehr als genug Chancen da, um Venezuela mit einer demütigend hohen Niederlagen aus dem Turnier zu kegeln.

Hatte die letzte große chilenische Mannschaft Ende der 90er-Jahre bis auf ein Weltklasse-Sturmduo (Salas und Zamorano) kaum etwas zu bieten, ist es bei der aktuellen genau umgekehrt: Im Spiel nach vorne ist Chile derzeit das weltweite Nonplusultra. Aber es gibt niemanden, die die Unzahl an Chancen auch in Zählbares ummünzen könnte.

So reichten dem Team aus Venezuela zwei ordinäre Standardsituationen zum überraschenden Semifinal-Einzug.

(phe)

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Copa, VF 1/2: Argentinien ist raus! https://ballverliebt.eu/2011/07/17/copa-vf-12-argentinien-ist-raus/ https://ballverliebt.eu/2011/07/17/copa-vf-12-argentinien-ist-raus/#comments Sun, 17 Jul 2011 01:37:34 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5327 Copa, VF 1/2: Argentinien ist raus! weiterlesen ]]> Es hatte sich schon in der Gruppenphase angedeutet. Und im Viertelfinale war es nun soweit: Gastgeber Argentinien scheidet bei der Copa América aus! Weil Uruguay auch in Unterzahl das Konzept eisenhart durchzog, Torhüter Muslera eine Weltklasse-Leistung bot. Und Tévez im Elfmeterschießen nicht traf. Der Lohn für Uruguay: Halbfinale gegen Senstations-Team Peru, das Kolumbien eliminierte!

Argentinien - Uruguay 1:1 n.V., 4:5 i.E.

Die Formation, die Sergio Batista in dieses Viertelfinale schickte, war die selbe wie beim überzeugenden 3:0 gegen Costa Rica. Allerdings schafften es die Urus, wie nicht anders zu erwarten war, deutlich besser, damit umzugehen: Sie spielten kompromisslos gegen den Mann, sehr körperlich und robust. Ohne den weiterhin nicht fitten Edinson Cavani griff Teamchef Tabárez auf jenes 4-4-2 zurück, mit dem er Mexiko mit 1:0 geschlagen hatte.

Der frühe Führungstreffer für Uruguay – Diego Pérez war am langen Pfosten alleinegelassen worden, sodass er die Kopfballablage nach einem Freistoß über die Linie drücken konnte – spielte der Celeste natürlich zusätzlich in die Hände. Was Tabárez spielen ließ, hatte mitunter etwas von Manndeckung

Mann gegen Mann

So passte in der Zentrale Egídio Arévalo explizit auf Messi auf, Diego Pérez übernahm den wiederum auf halblinker Position agierenden Di María; der von der linken Flanke nach innen ziehenden Kun Agüero wurde von Maxi Pereira, mit der Ausnahme von ein oder zwei Szenen, zur Unsichtbarkeit degradiert.

Der Schlüsselspieler bei Uruguay war aber einmal mehr Álvaro Pereira auf der linken Mittelfeldseite. Er schaffte es zum einen, den gegen Costa Rica noch sehr starken Mariano Zabaleta weit hinten zu binden, was dem argentinischen Spiel das letzte Fünkchen Breite nahm. Und andererseits war er der Hauptlink zwischen Defensive und dem Stürmerduo Forlán/Suárez. Keine neue Rolle für ihn: Das war schon bei der WM in Südafrika sein Job.

Ausgleich änderte nichts, Ausschluss wenig…

Argentinien kam nach einer Viertelstunde zum Ausgleich, Higuaín hatte sich bei einem Freistoß von Messi im Rücken von Lugano gelöst. Weiterhin attackierte die Uru-Mittelfeldreihe relativ hoch und früh, während sich die Abwehrkette eher passiv dahinter aufreihte. Im Spiel nach vorne war vor allem Suárez von der argentinischen Hintermannschaft kaum anders als mit Foul zu stoppen.

Aber weil auch die Urus mit einiger Härte weitermachten, zeichnete sich bald ab, dass das Spiel nicht mit 11 gegen 11 zu Ende gehen würde. Kurz vor der Pause war es dann so weit: Diego Pérez, der Bewacher von Di María, sah nach einem taktischen Foul kurz vor der Halbzeit die Ampelkarte. Die Reaktion von Uruguay: Praktisch keine. Tabárez ließ einfach in einem 4-3-2 weiterspielen.

…weil Zanetti völlig nutzlos war

Das ging sich aus, weil von Zanetti auf der Position des Rechtsverteidigers nicht die geringsten Impulse kamen, der Oldie völlig nutzlos für das Spiel der Argentinier war. Überspitzt formuliert reichte es völlig aus, ihn von Álvaro González und Maxi Pereira von der weite böse Blicke zuzuwerfen. Die Dreierkette im Mittelfeld teilte sich nun Messi und Di María einfach untereinander auf, auch weil Gago weiterhin keine wirkliche Rolle zugedacht bekam. Es gab niemanden, den er zu bewachen hatte – allenfals Álvaro Pereira, der nun aber selbst vermehrt defensiv zu tun hatte.

Das Signal zum Schlussspurt war die Einwechslung von Javier Pastore für den abmontierten Di María. Der neue Mann ging ind Zentrum und Messi wich etwas weiter auf den rechten Flügel aus, die beiden Edeltechniker spielten viel besser zusammen als das zuvor mit Di María geklappt hatte. Dass die Uru-Defensive ob der vermehrten Laufarbeit müder wurde, spielt da natürlich auch eine Rolle.

Muslera rettet, Mascherano „gleicht aus“

Auch, wenn Uruguay aus Kontern ständig brandgefährlich blieb, war Argentinien am Drücker, und nur einige unglaubilche Rettungstaten von Fernando Muslera im Uru-Tor hielten das 1:1 fest. Ehe Javier Mascherano auf dem Feld wieder für Gleichstand sorgte: Obwohl es kaum mehr als ein Allerweltsfoul war, musste der Sechser in Minute 86 mit Gelb-Rot vom Platz. So ging es mit gleich vielen Spielern und gleich vielen Toren in die Verlängerung.

Batista hatte schon zuvor Tévez für den gegen Maxi Pereira absolut chancenlosen Agüero gebracht, in Unterzahl fädelten sich dann Tévez, Messi und Pastore vor Gago (und dann vor Biglia, der als echter Sechser dann hineinkam) als kreative Dreiekette auf, Higuaín arbeitete vorne gegen Lugano und Scotti. Erstaunlich: Der verletzungsbedingte frühe Tausch von Scotti für Victorino blieb trotz eigenem und gengerischem Ausschluss der einzige von Tabárez bis zur 109. Miunte. Da gingen die müde gelaufenen Álvaro Pereira und Elgidio Arévalo (der zudem am Rande des Ausschlusses wanderte).

Unterhaltsame und spannende Verlängerung

Der von beiden Teams gut genützte vermehrte Platz auf dem Feld sorgte ebenso für eine äußerst kurzweilige Verlängerung wie die Tatsache, dass beide Mannschaften ganz offensichtlich kein dringendes Bedürfnis hatten, ins Elfmeterschießen zu gehen und dieses somit aktiv verhindern wollten. Chancen gab es auf beiden Seiten und letztlich wäre ein Sieg weder für Uruguay noch für Argentinien nicht unverdient gewesen.

Am Ende ging es aber doch ins Shoot-Out. Bei dem Lionel Messi zwar für Argentinien seinen Versuch sicher verwertete, das taten danach aber auch alle fünf Urus – Forlán, Suárez, Scotti, Gargano und Cáceres. Bei Argentinien allerdings brauchten Pastore und Higuaín schon mächtig Glück. Tévez hatte das nicht: Der überragende Muslera parierte seinen Versuch.

Womit der Gastgeber aus dem Turnier raus ist…

Fazit: Unglücklich verloren, aber verdient ausgeschieden

…und Sergio Batista seinen Job wohl los. Denn seine Mannschaft war in diesem Spiel gegen Uruguay sicherlich nicht die klar schlechtere Mannschaft. Aber über das Turnier gesehen hat Argentinien einfach viel zu wenig gezeigt, um irgend welche Ansprüche auf einen Halbfinal-Einzug oder gar mehr zu stellen. Der haarsträubende Auftritt gegen Bolivien, danach sie exakt selben Fehler gegen Kolumbien – Batista hat sich selbst geschlagen. Ein einziger Sieg bei einem Heimturnier, und das gegen eine U23 aus Costa Rica, ist für einen Titelanwärter eine beschämende Bilanz.

Batista schaffte es nicht, Messi dauerhaft zum funktionieren zu bringen. Er fand keine Antwort auf den Mangel an Außenverteidigern (Dreierkette wäre eine Idee gewesen). Er konnte nicht konsequent für Breite sorgen. Es kam zu wenig aus dem Mittelfeld hinter Messi. Alles spielerische Brandherde, die nicht einmal ausgetreten wurden, geschweige denn gelöscht.

So darf sich Uruguay über ein vermeintlich leichtes Halbfinale gegen Peru freuen. Die Celeste zog ihr gut funktionierendes Defensiv-Konzept auch nach dem Ausschluss unbeirrt durch und wurde damit belohnt, dass Messi viel auf sich alleine gestellt war, weil Di María, Agüero, Zabaleta und damit auch Higuaín kaum ein Faktor waren. Außerdem hat ein Team das Weiterkommen einfach verdient, dass nach 120 aufregenden und kräftezehrenden Minuten noch fünf Elfmeter so bombensicher verwandeln kann.

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Was kann Kolumbien wirklich? Mäßig gegen Costa Rica, stark gegen ein nicht funktionierendes Team aus Argentinien, überhaupt nicht gefordert von Bolivien. Es war nicht möglich, Kolumbien einzuschätzen – aber Peru legte die Stärken der Cafeteros lahm und offenbarte so deren Schwächen.

Peru - Kolumbien 2:0 n.V.

Das größte Problem der Kolumbianer in ihrer Formation war das zu große Loch zwischen den fünf defensiven Spielern und den offensiven. In diesem Bereich konnten sich die Peruaner ohne große Mühe so stellen, dass es den Kolumbianern nicht möglich war, durch das Zentrum Guarín und Aguilar zu bedienen.

Was aber nötig gewesen wäre, denn durch die hohe Positionierung von Advincula und vor allem Vargas waren die im Turnierverlauf so starken kolumbianischen Außenverteidiger Zuñíga und Armero so zurückgedrängt, dass sie auf den Flügeln das im Zentrum entstandenen Loch nicht umgehen konnten. Die Folge: Kolumbien hatte es extrem schwer, den Ball sinnvoll in die gegnerische Hälfte zu bringen. Die wenigen echten Chancen, die es gab, vergab vor allem Falcao.

Peru neutralisiert Guarín

Beim Außenseitern aus Peru war die Aufteilung im Mittelfeld durchaus interessant. Hier stand mit Balbín der Sechser recht tief, Cruzado spielte schräg vor ihm aber weder einen zweiten Sechser, noch war er auf der Höhe der Offensivreihe. Er mischte sich auch nicht, wie für einen Achter sonst üblich, in das Spiel nach vorne ein – er hatte nur einen Auftrag: Die Kreise von Fredy Guarín so nachhaltig wie möglich zu stören.

Chiroque neben ihm rückte indes immer wieder in die Spitze auf und spielte mitunter beinahe auf einer Höhe mit Guerrero. Peru-Teamchef Makarián hatte offenbar deutlich weniger Angst vor Aguilar, an dem das Spiel auch ohne Sonderbewachung vorbei lief. Die Offensive der Peruaner hatte vor allem zwei Mittel zu Bieten: Lange Bälle zum einen und Vargas zum anderen. Letzterer sorgte er für viel Betrieb, aber wenig Gefahr.

Zusätzliche Kontrolle im Mittelfeld

In der Halbzeit ließ Makarián Advincula in der Kabine und brachte mit Carlos Lobatón dafür einen zusätzlichen Mann für das defensive Mittelfeld, einen, über den das Umschalten von Defensive auf Offensive laufen kann. Er stand etwas tiefer im Zentrum, wodurch Peru im Ballbesitz ein recht klares 4-3-3 spielte. So gelang es weiterhin, die Flügel in Schach zu halten und im Zentrum hatte Peru die gegnerische Offensive nun auch im Griff.

Wenn es mal so weit ist, dass Mondbälle von Innenverteidiger Yepes noch die gefährlichste Variante sind, dem Gegner zuzusetzen, spricht das nicht für Kolumbien – die Gelben agierten auch nach der Pause behäbig und uninspierert, langsam und auch etwas lustlos.

Aufbäumen in Ansätzen

Umso bitterer wäre es gewesen, durch einen wirklich dämlichen Elfmeter – Rodríguez hatte Moreno umgerissen – dann doch in Rückstand zu geraten, aber Falcao nahm die Einladung nicht an und knallte den Strafstoß links am Tor vorbei. Hernán Darío Gómez brachte in der Folge Rodallega für den völlig enttäuschenden Ramos, das Problem wurde damit aber nicht behoben: Ohne Unterstützung von hinten waren die kolumbischen Außenstürmer völlig wertlos.

So orientierte sich Rodallega oftmals in die Mitte und Guarín wich etwas aus, wirklich gebracht hat das aber kaum – so war ein kolumbianisches Aufbäumen in Ansätzen zwar erkennbar, aber wirklich zwingend war das lange nicht. Und doch hätte Guaríns Lattenschuss in der Nachspielzeit beinahe doch noch für den späten Sieg gesorgt.

Peru nützt die Fehler aus

Auch in der Verlängerung änderte sich das Bild des Spieles nicht – Peru legte die Seiten lahm und machte die Mitte zu. Unterschied zur regulären Spielzeit: Der Kolumbianische Schlussmann Neco Martínez patzte! Er konnte einen Freistoß wegen eines Crashs mit seinem eigenen Mitspieler Yepes nicht festhalten und Lobatón wuchtete den Ball von der Strafraumgrenze zum 1:0 unter die Latte.

Die Reaktion von Kolumbien? Außer Panik-Wechseln keine. Mit Teó Gutiérrez und Jackson Martínez kamen noch zwei Stürmer, aber ohne die ausgewechselten Aguilar und Sánchez fehlten nun nicht nur Spieler, welche die vielen Spitzen nun bedienen hätten können, sondern auch die Absicherung nach hinten. So fand Peru bei Kontern natürlich mehr Platz vor – und nachdem Martínez wieder zu kurz geklärt hatte und Vargas zum 2:0 traf, war alles entschieden.

Fazit: Kolumbien fehlt der Plan B

Peru hat gezeigt: Wenn man die so starken Außenverteidiger Zuñíga und Armero aus dem Spiel nimmt, steht das komplette Spiel der Kolumbianer still. Das alleine wäre aus Sicht der Unterlegenen noch halb so schlimm, aber es wurde 120 Minuten lang offensichtlich, dass es keinen Plan B gibt, wenn von den Außen nichts kommt und Guarín ständig einer auf den Füßen steht.

So hat Peru letztlich verdient gewonnen, weil man den eigenen Matchplan wunderbar durchgebracht hat und spät, aber doch auch selbst getroffen hat. Ja, zweimal auf Einladung des kolumbianischen Schlussmannes, aber immerhin. Im Semifinale sind die Peruaner wiederum Außenseiter und müssen das Spiel nicht selbst gestalten – und das liegt ihnen ja besonders.

(phe)

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Copa, Tag 12: Brasilien findet in die Spur https://ballverliebt.eu/2011/07/14/copa-tag-12-brasilien-findet-in-die-spur/ https://ballverliebt.eu/2011/07/14/copa-tag-12-brasilien-findet-in-die-spur/#respond Thu, 14 Jul 2011 10:18:43 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5243 Copa, Tag 12: Brasilien findet in die Spur weiterlesen ]]> Breite durch aufrückende Außenverteidiger, Kompaktheit im Zentrum durch mehr Initiative aus dem defensiven Mittelfeld – genau das hat Brasilien in den ersten beiden Spielen gefehlt. Und genau das war gegen Ecuador zu sehen, weshab es auch einen klaren Sieg gab. Nur hinten offenbarten sich noch Schwächen.

Brasilien - Ecuador 4:2

Zweimal war das Spiel der Brasilianer nicht wirklich überzeugend. Vor allem über die Flanken war viel zu wenig gekommen! Darum ließ Mano Menezes für das dritte Gruppenspiel gegen Ecuador Dani Alves auf der Bank und ließ stattdessen Maicon als Rechtsverteidiger auflaufen. Mit positivem Effekt.

Doch auch wenn das die einzige nennenswerte personelle Änderung war (Robinho kehrte noch für Jádson in die Startelf zurück, der Vollständigkeit halber), präsientierte sich die Seleção deutlich kompakter und sicherer. Das lag an mehreren Faktoren. Neben dem fleißigen Maicon rückte nämlich nun auch Ramires praktisch permanent in die Offensivreihe auf – zuletzt hatte er das nur sporadisch gemacht, was ein Riesenloch hatte entstehen lassen.

Klare Leistungssteigerung bei Brasilien

Außedem hielten Neymar und Robinho, die wieder nach Herzenslust rochierten, ihre Flanken besser und starteten Läufe nach innen, wenn hinter ihnen die Außenverteidiger aufgerückt waren. Zudem stand nun auch Lucas Leiva deutlich höher. Die Folge war, dass Brasilien ein recht dominantes und vor allem ballbesitzorientiertes Spiel in der gegnerischen Hälfte aufziehen konnte. Die Breite war nun ebenso vorhanden wie die Kompaktheit im Zentrum, auch Pato bewegte sich vorne sehr viel.

So blieb Ecuador kaum etwas anderes übrig, als mit ihren zwei Viererketten tief zu stehen und zu versuchen, die Brasilianer wenigstens nicht zum Torabschluss kommen zu lassen. Wenn es zur Entlastung kam, dann aber wiederum nicht durch Christian Noboa im Zentrum – etwas enttäuschend, schließlich ist er beim russischen Meister von zwei der letzten drei Jahre das Um und Auf im Mittelfeld – sondern über die Seiten. Dann nämlich, wenn sich Arroyo und Benítez im Rücken der aufgerückten Außenverteidiger aufmachten. Versuche durch das Zentrum endete spätestens bei Lucas Leiva.

Tor über die Flanke, Tor aus einem Goalie-Fehler

Kein Wunder, dass das längst verdiente brasiliansiche Führungstor nach einer halben Stunde von einem der aufgerückten AV vorbereitet wurde: André Santos schlug eine Flanke ins Zentrum, wo Pato den Ball zum 1:0 über die Linie spitzelte. Das Spiel schien damit auf Schiene.

Schien, denn die ganze Dominanz hilft der Seleção recht wenig, wenn es hinten individuelle Fehler gibt. So rutschte Torhüter Júlio César ein an sich harmloses Schüsschen von Caicedo aus 20 Metern Entfernung unter dem Körper durch und schon stand es wie aus heiterem Himmel 1:1.

Nachlässig verteidigt

Was die Brasilianer aber nicht wirklich aus der Fassung brachte, wie sich gleich nach Wiederanpfiff zeigen sollte. Wenn man das Spiel breit macht, entstehen zwangsläufig Lücken in der gegnerischen Verteidigung – das 2:1 durch Neymar war aber eher auf nachlässiges Verteidigen zurück zu führen. Zwei Ecuadorianer machen die Gasse auf, der komplett durchs Zentrum eingeletete Angriff wurde eiskalt zum 2:1 abgeschossen.

Brasilien wieder auf Kurs? Naja – auch die Seleção machte hinten Fehler. Wenige Minuten nach der Führung verschlief Ganso einen Klärungsversuch von Maicon, erneut kam Caicedo zum Schuss von der Strafraumgrenze, und der weder von Thiago Silva noch von André Santos wirklich bedrängte Stürmer schoss zum 2:2 ein.

Nach drittem Tor einen Gang zurück

Und wieder waren die Brasilianer nicht geschockt, blieben um Vorwärtsgang und wurden belohnt: Nur zwei Minuten nach dem Ausgleich patzte auch Ecuador-Keeper Eligaza, indem er einen Weitschuss von Neymar direkt vor die Füße von Pato abprallen ließ – das 3:2, die erneute brasilianische Führung.

Nun schaltete die Seleção in dem bis dahin mit hohem Tempo und hoher Intensität geführten Partie doch einen Gang zurück, ließen die Ecuadorianer ein wenig kommen und nützten die Räume, die sich somit boten, kosequent für schnelle Konter. So hatte Ecuador zwar nun mehr vom Ball, aber Brasilien strahlte dennoch mehr Torgefahr aus. Bis durch einen der vielen energiegeladenen Flankenläufe von Maicon zur Entscheidung kam: Neymar musste die tolle Vorarbeit nur noch verwandeln. Das 4:2 war zwanzig Minuten vor Schluss die Entscheidung.

Fazit: Brasilien findet in die Spur

Nach einem schlechten Spiel (gegen Venezuela) und einem mäßigen (gegen Paraguay) war in dieser Partie nun die erste wirklich starke Leistung der Brasilianer zu sehen. Endlich wurde das Loch im Zentrum geschlossen, endlich gab es echtes Flügelspiel, und schon rollt die Geschichte. Logischerweise wurden zwei der Treffer von den diesmal eben konsequent aufrückenden Außenverteidiger vorbereitet, allzu viele Chancen benötigte man nicht für die Tore.

Nur eine latente Schwammigkeit in der Defensive kann Mano Menezes durchaus Kopfschmerzen bereiten. Die Fehler von Júlio César häufen sich in der letzten Zeit markant und in der Rückwärtsbewegung arbeiten nicht immer alle mit der nötigen Ernsthaftigkeit. Das sollte im Viertelfinale gegen die rasant nachlassende Mannschaft aus Paraguay noch kein Problem sein. Aber in einem möglichen Semfinale gegen Chile…

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Geheimtipp Paraguay? So nicht! Gegen Venezuela zeigte die Albiroja eine schreckliche Leistung und strahlte null Torgefahr aus. Drei Standards mussten es richten, und dann wurde aus einem 3:1 in der Nachspielzeit sogar noch ein 3:3. Mit dem Venezuela sicher besser leben kann.

Paraguay - Venezuela 3:3

Die Bürde des Nicht-Verlieren-Dürfens, obwohl man weder gegen Ecuador noch gegen Brasilien verloren hatte, lag schwer auf Paraguay. Ebenso wie die Tatsache, dass Edgar Barreto für die rechte Seite immer noch nit fit ist und Enrique Vera da keinen Ersatz darstellt. Und auch sonst sah das Team aus Paraguay sehr gehemmt und unabgestimmt aus.

Da wäre zum Beispiel Marcelo Estigarribia. Der Mann auf dem linken Flügel spielte zwei tolle Partien, tauchte hier aber komplett ab – er war unsichtbar. Er stand viel zu hoch, um vom eh fleißigen Aurliano Torres von hinten angespielt zu werden. So war Torres gezwungen, entweder selbst ohne Unterstützung nach vorne zu gehen, oder lange Bälle Richtung Estigarribia zu versuchen. Beides klappte nicht nach Wunsch.

Alles durch die Mitte

So liefen bei Paraguay bald alle Versuche, irgendwie nach vorne zu kommen, durch die Mitte – genau dort, wo die wenigste Kreativität ist und die konsequentesten Gegenspieler. Gerade gegen Ecuador im ersten Spiel zeigte Paraguay ein extrem druckvolles Flügelspiel, davon war gegen die soliden, aber weiß Gott nicht überragenden Venezolaner überhaupt nicht zu sehen.

Im Gegenteil, nicht nur, dass nach vorne nichts ging, hinten wurden auch ziemliche Schnitzer eingebaut. So nütze Rondón schon nach wenigen Minuten einen allzu lässigen Ballverlust von Ortigoza dazu, von der Strafraumgrenze zum 1:0 zu verwandeln.

Auch Tempo fehlt

Aber nicht nur die Stoßrichtung versprach bei Paraguay keinen Erfolg, auch das Tempo. Dieses fehlte nämlich ebenso wie ein durchdachtes Angriffssspiel. So war es Venezuela ein leichtes, die Passwege zuzustellen und die Ballführenden unter Druck zu setzen. Und nach Ballgewinn ging es recht schnörkellos in Richtung paraguayanisches Tor.

So war es logisch, dass Paraguay nur aus Standards oder Abwehrfehlern zum Torerfolg kommen konnten. Nach einer halben Stunde kombinierten sie dann beides – auf das Flippertor, das nach einer Ecke über diverseste Umwege zum 1:1 im Tor landete, wäre jeder Billard-Spieler neidisch. Mit drei Banden kam Paraguay da nämlich nicht aus, ehe der aufgerückte Alcaraz den Ball über die Linie drosch.

Experiment mir Dreierkette

Wohl um dem indisponierten Estigarribia Rechnung zu tragen, stellte Paraguay noch in der ersten Hälfte auf einer Dreierkette hinten um – lediglich Aureliano Torres schob nach vorne, auf der anderen Seite gab es Vera etwas defensiver. Die Belebung der linken Seite blieb aber aus, und so wurde nach der Pause wieder auf ein 4-4-2 umgestellt.

Estigarribia aber durfte weitermachen. Und so ähnelte das Spiel nach der Pause dem von davor frappant: Zu wenig Tempo, keinerlei Flügelspiel, und Hoffen auf Standards. Da allerdings war Paraguay auf Zack, denn nach einer Stunde verlängerte Barrios tatsächlich eine Ecke zum unverdienten 2:1 in die Maschen.

Auch von Venezuela kommt wenig

Bei den Venezolanern kamen in der Folge Kapitän Arango und Stürmer Fedor für Orozco und Arismendi in positionsgetreuen Wechseln, aber dennoch zeigten die Weinroten weiterhin wenig Initiative, selbst das Spiel nach vorne anzugehen. So plätscherte das bislang wohl schwächste Spiel dieser Copa seinem ereignisreichen Ende entgegen.

Als in Minute 85 Riveros nämlich das 3:1 für Paraguay erzielte (natürlich nach einer Standardsituation), war das Spiel vermeintlich entschieden. Das dachten wohl auch die Spieler von Paraguay, die nun auch hinten sorglos wurden. So hinderten sie Fedor nicht daran, aus spitzem Winkel abzuziehen und zum 2:3 zu verkürzen. Und dann war es ein Eckball, bei dem nicht aufgepasst wurde, was Perozo tatsächlich noch zum 3:3-Ausgleich nützen konnte…

Fazit: Paraguay hätte Sieg nicht verdient

Kaum zu glauben, dass es die gleiche Mannschaft war, die gegen Ecuador (bis zum verletzungsbedigten Barreto-Austausch) so dominiert hat und nun gegen Venezuela eine im Grunde unterirdische Leistung zeigte. Bei Paraguay passte, bis auf die Standards, rein gar nichts. Kein Flügelspiel, keine Kreativität, null Tempo, haarsträubende Fehlpässe. Dass es dennoch möglich war, 3:1 zu führen, spricht auch nicht gerade für Venezuela. Im Viertelfinale – Paraguay muss gegen Brasilien ran, Venezuela gegen Chile – werden es beide sehr, sehr schwer haben.

(phe)

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Copa, Tag 10: Messi in der Wohlfühlzone https://ballverliebt.eu/2011/07/12/copa-tag-10-messi-in-der-wohlfuhlzone/ https://ballverliebt.eu/2011/07/12/copa-tag-10-messi-in-der-wohlfuhlzone/#comments Tue, 12 Jul 2011 03:29:05 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5193 Copa, Tag 10: Messi in der Wohlfühlzone weiterlesen ]]> Drittes Spiel – und endlich schafft es Argentinien, eine überzeugende Leistung abzuliefern. Vor allem Messi kommt nach einigen Umstellungen sehr gut zur Geltung, endlich gibt es Breite im Spiel und ein Mittelfeld mit Energie. Was nach dem 3:0 aber nicht unerwähnt bleiben darf: Wirklich schwer hat es Costa Rica dem Barcelona-Star nicht gemacht.

Argentinien - Costa Rica 3:0

Das 4-3-3 im Barcelona-Stil hat bei Argentinien nun schon zweimal nicht funktioniert – und nachdem sich nun auch Spieler beklagt hatte, lenkte Batista doch ein. Er stellte Messi nominell von der Zehn auf den rechten Flügel, wiewohl Messi eher aus dem Halbfeld kam und die Flanke selbst eher Zabaleta überließ. Und Angel di María war erstmals in der Startelf. Estaunlicherweise aber nicht als linker Flügel (das war Agüero), sondern halblinks aus der Zentrale heraus kommend.

Endlich Breite

Die signifikanteste Änderung in der Spielweise der Argentinier war gegen die erwartungsgemäß eher defensiv ausgerichteten Costaricaner (von Cubero den gesperrten Guzman ersetzte und Elizondo den zuletzt mäßigen Madrigal, im Grunde aber alles gleich blieb) die Tatsache, dass es endlich echte Breite im Spiel nach vorne gab. Vor allem Mariano Zabaleta hielt sich viel in der gegnerischen Hälfte auf und bot sich für Messi als Anspielstation an.

Aber auch Zanetti bemühte sich auf der linken Flanke redlich, nach vorne zu gehen und sich anzubieten. Er musste auch nicht die ganze Flanke abdecken, weil Kun Agüero sehr viel weiter außen positioniert war als Messi auf der anderen, auch Higuaín bewegte sich viel und gut. Die Folge war ein dominanter Auftritt der Argentinier, die erstmals wirklich kompakt wirkten.

Di Marias ungewohnte Rolle

Vor allem aus dem Mittelfeld kamen viel mehr Impulse. Der Wechsel von den äußerst blassen Cambiasso und Banega zu den viel forscheren Gago (der seine defensivere Rolle gegen Elizondo hervorragend spielte) und vor allem Di María tat dem Spiel gut.

Er kam von innen und ging mit dem Ball nach außen, während Agüero vor ihm den entgegengesetzten Weg ging. So wurde die Schnittstelle zwischen der costaricanischen Dreierkette mit dem Wing-Back Salvatierro immer wieder aufgerissen und es entstand Platz im Strafraum.

Mangelnde Chancenverwertung

Nur eines muss sich das überzeugend auftretende Team aus Argentinien vor der Pause vorwerfen lassen: Dass aus den vielen Chancen nicht schon längst die überfällige Führung gefallen war. Vor allem Higuaín tat sich im Vernebeln bester Chancen hervor, Agüero ließ auch Möglichkeiten liegen, Burdisso traf nach einer Ecke nur die Latte.

Von Costa Rica war nicht allzu viel zu sehen: Elizondo kam nicht zur Entfaltung, Josué Martinez hatte gegen Di María große Schwierigkeiten, und Sechser Cubero wusste nicht so recht, wie er es gegen Messi anlegen sollte – orientierte er sich zu viel auf den Superstar, blieb die Zentrale blank. Leal wurde von Zabaleta extrem nach hinten gedrückt, Salvatierra war gegen Di María und Agüero heillos überfordert. Ledlglich Joel Campbell konnte zeigen, dass er durchaus großes Talent hat und mit dem Ball umgehen kann. Kaum anzunehmen, dass der 19-Jährige noch lange in seiner Heimat spielt.

Messi bekommt Platz und Unterstützung

Praktisch mit dem Halbzeitpfiff ging Argentinien dann doch noch in Führung – Goalie Moreira konnte einen satten Distanzschuss von Gago nur nach vorne abklatschen, Agüero stand richtig und ließ sich die Chance nicht nehmen. Mit dem Erfolgserlebnis und dem dank der starken ersten Hälfte gewonnen Selbstvertrauen ging der Gastgeber auch mit breiter Brust in die zweite Hälfte.

Wo sich Messi auch wegen eher ungeschickten Wechseln von Costa-Rica-Teamchef La Volpe (selbst Argentinier) noch besser zur Geltung kam: Aus der Dreierkette blieb Calvo draußen, dafür ging Cubero zurück, was in der Zentrale einiges an Platz öffnete. Zwar gingen abwechselnd Cubero und Acosta aus der Dreierkette nach vorne, so war aber weder das Mittelfeld wirklich abgesichert noch die Dreierkette komplett.

So hatte Messi mehr Platz zwischen den Reihen, in dem er arbeiten konnte, und zudem mit Zabaleta auf der einen Seite, Di María und Agüero auf der anderen und Higuaín vorne auch immer anspielbare Optionen. Und der Zehner nützte es weidlich aus, endlich in der Wohlfühlzone angekommen zu sein. Messis Pass auf Agüero in der 53. Minute bereitete das 2:0 vor, zehn Minuten später schloss Di María eine recht baugleiche Situation mit einem krachenden Schuss zum 3:0 ab. Schon zuvor war ein klarer Strafstoß an Higuaín nicht gegeben worden.

Spiel entschieden

Womit das Spiel entschieden war und La Volpe mit Vallé (statt Elizondo) nun doch wieder einen Sechser einzog, um nicht vollends unter die Räder zu kommen. Schließlich kann auch die Tordifferenz entscheiden, wenn es darum geht, welche Gruppendritte noch ins Viertelfinale einziehen.

Auch Batista sah, dass das Spiel gelaufen war und verhalf Pastore (für Higuaín) und Biglia (für Di María) zu ihren ersten Auftritten bei dieser Copa, stellte sein System auf ein 4-3-1-2 um. Messi orientierte sich mehr zu Agüero in die Spitze, Pastore agierte als Zehner dahinter. Was der schmale Mann von Palermo kann, wurde in den Minuten, in denen er in einem längst entschiedenen Spiel ran durfte aber nicht klar.

Nur der dann noch vor Agüero eingewechselte Lavezzi durfte nach dem Spiel frustriert sein. Erst ging ein Schuss von ihm an den Pfosten, und dann holte er sich mit einem absolut sinnlosen Foul im Mittelfeld in der 92. Minute auch noch eine gelbe Karte ab. Womit er im Viertelfinale gesperrt sein wird…

Fazit: Die Albiceleste zeigt, was sie können könnte

Das dritte Spiel der Argentinien, und zum ersten Mal hatte man den Eindruck, dass da eine funktionierende Mannschaft auf dem Platz stand. Vor allem Messi genoss es sichtlich, endlich einmal etwas Hilfe vom Flügel zu bekommen und sich gut bewegende Mitspieler um ihn herum befangen. Der Unterschied zwischen Cambiasso/Banega hinter ihm zu Gago/Di María ist eine wie Tag und Nacht. Agüero machte eine starke Partie, und auch Higuaín bewegte sich sehr gut und arbeitete viel, lediglich seine Chancenverwertung war schwach.

So dürfte Batista im Spiel der letzten Chance doch noch die Kurve gekriegt und eine Formation gefunden zu haben, in der Messi funktionert. Allerdings muss man dazusagen, dass die frisierte U23 von Costa Rica eigentlich kein Gradmesser sein darf und im Viertelfinale (geht alles nach Papierform, gegen Uruguay) sicher nicht mehr so unglaublich viel Platz zwischen den Reihen vorhanden sein wird, in dem Messi agieren kann.

Und Costa Rica? Hat sich im Rahmen der Möglichkeiten bei dieser Copa recht ordentlich präsentiert und darf dank des Sieges gegen Bolivien noch vom Viertelfinale träumen. Das wird erreicht, wenn Paraguay gegen Venzuela verliert. Und zwar nur dann. Allzu wahrscheinlich sieht das aber nicht aus.

(phe)

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Copa, Tag 9: Kolumbien spaziert locker zum Gruppensieg https://ballverliebt.eu/2011/07/10/copa-tag-9-kolumbien-spaziert-locker-zum-gruppensieg/ https://ballverliebt.eu/2011/07/10/copa-tag-9-kolumbien-spaziert-locker-zum-gruppensieg/#comments Sun, 10 Jul 2011 21:49:29 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5185 Copa, Tag 9: Kolumbien spaziert locker zum Gruppensieg weiterlesen ]]> Im Schongang, ohne Mühe, mit Halbgas – alles Attribute, die auf den souveränen 2:0-Sieg von Kolumbien gegen die erschreckend harmlosen Bolivianer zutreffen. Unnötiger Kräfteverschleiß wurde erfolgreich vermieden.

Kolumbien - Bolivien 2:0

Hoch stehen und dem kolumbianischen Mittelfeld den Platz zum Lenken nicht gewähren – das war die Marschroute des bolivianischen Teams in der ersten Phase des Spiels. Teamchef Quinteros war nach den beiden Ausschlüssen beim Kollaps gegen Costa Rica zu personellen Umstellungen gezwungen, aber am 4-4-2 änderte er nichts.

Bei Kolumbien startete die erwartete Stammelf, mit dem einzigen sichtbaren Unterschied, dass Ramos und Moreno höher standen als in den Spielen zuvor und aus dem 4-1-4-1 somit eher ein 4-3-3 wurde. Fredy Guarín und Radamel Falcao kennen das ja, unter André Villas-Boas bei Porto wurde ja genauso gespielt, und auch dort haben diverse Gegner versucht, hoch zu stehen (sehr eindrucksvoll ist etwa Villarreal im EL-Semifinale daran gescheitert).

Auch Dayro Moreno beherrscht den Lochpass

Dem kolumbianischen Team fehlte es zunächst am Tempo vor allem im Umschalten nach Ballgewinn, aber auch an der Bewegung, um die beiden bolivianischen Viererketten in Verlegenheit zu bringen. Somit plätscherte das Spiel eine Viertelstunde lang vor sich hin, ehe nicht der eigentlich dafür vorgesehene Guarín, sondern Dayro Moreno aus der Tiefe einen sensationellen Lochpass auf Falcao spielte, der alleine acht Bolivianer aus dem Spiel nahm. Falcao musste nur noch den vielen Raum im Rücken der Viererkette nützen und schob mühelos zum 1:0 ein.

Womit wiederum die Bolivianer gefragt waren, schließlich brauchten sie einen Sieg, um noch ans Viertelfinale denken können zu dürfen. Aber wie schon gegen Costa Rica zu sehen war, können die Männer aus dem Hochland ein Spiel nicht selbst gestalten – und was gegen die U23 von Costa Rica nicht geht, funktioniert gegen das abgebrühte Team aus Kolumbien noch viel weniger.

Elfmeter entscheidet Spiel…

Den Kolumbianern boten sich nun etwas mehr Räume, vor allem über die Flügel, weil Bolivien dort am ehesten versuchte, nach vorne zu kommen. So war es fast logisch, dass sich mit Zuñíga und Armero die beiden bisher wohl besten Außenverteidiger dieser Copa genüsslich nach vorne einschalteten, und es Armero war, der im gegnerischen Strafraum recht plump von Amador gelegt.

Falcao verwandelte sicher, womit die Bolivianer natürlich endgültig geschlagen waren. Das Tempo wich nun merklich aus dem Spiel, weil beide Teams wussten, dass der Leistungsunterschied viel zu groß war, um noch ernsthaft von einer radikalen Wende träumen zu können.

…und beendet es

Und so verwundert es nicht, dass die verbleibende Stunde zu einem tempo- und einsatzarmen Freundschaftsspiel mutierte. Die Kolumbianer verteidigten nicht mehr allzu konsequent am Mann, konnten aber mit geschicktem Stellungsspiel die vielen Ungenauigkeiten im bolivianischen Aufbau nützen, um die Partie zu jedem Zeitpunkt ohne jede Mühe im Griff zu haben.

Die Bolivianer versuchtes es ihrerseits sehr wohl, mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln noch für so etwas wie Torgefahr zu sorgen, aber dazu fehlte es an der Präzision und an der Durchschlagskraft. So konnte es sich Hernán Dario Gómez erlauben, die gelbvorbelasteten Guraín und Moreno vom Platz zu nehmen, ohne die geringsten Befürchtungen haben zu müssen.

Fazit: Bolivien einfach zu schwach

Von den zehn südamerikanischen Teams ist jenes aus Bolivien, dem beachtlichen 1:1 zum Auftakt gegen Argentinien zum Trotz, schon mit einigem Abstand das Schwächste. Es fehlt jeglicher Plan, wie auf eine halbwegs durchdachte Art und Weise die Stürmer ins Spiel gebracht werden sollen, und ist der Ball doch einmal vorne, verstümpert vor allem Marcelo Moreno. Bolivien hat in 270 Minuten Copa América ein einziges Tor zu Wege gebracht, und das war ein über die Linie genudeltes halbes Eigentor aus einer Ecke. Das ist kein Zufall.

Die Kolumbianer mussten sich wirklich nicht anstrengen, um zu einem extrem kräfteschonenenden und nie auch nur im geringsten gefährdeten 2:0 im Schongang zu kommen. Nun warten für den damit feststehenden Sieger der Gruppe A allerdings fünf freie Tage, ehe es gegen einen Gruppendritten ins Viertelfinale geht – genug Zeit also, um nach diesen 90 Minuten Bewegungstherapie den Rhythmus zu verlieren. Als Gradmesser für den weiteren Turnierverlauf kann diese Partie natürlich nicht herhalten, weil man auf kein so schwaches Team mehr treffen wird.

(phe)

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Copa, Tag 8: Brasilien behebt Fehler nicht https://ballverliebt.eu/2011/07/10/copa-tag-8-brasilien-behebt-fehler-nicht/ https://ballverliebt.eu/2011/07/10/copa-tag-8-brasilien-behebt-fehler-nicht/#respond Sun, 10 Jul 2011 13:55:54 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5165 Copa, Tag 8: Brasilien behebt Fehler nicht weiterlesen ]]> Wieder konnte Brasilien nicht überzeugen. Weil beim glücklichen 2:2 gegen Paraguay wieder die selben Fehler gemacht wurde! So verdienen sich die Paraguayer den Punkt, weil sie genau diese Schwächen ausnützten. Gruppenerster ist aber vorläufig Venezuela – 1:0 gegen Ecuador!

Brasilien - Paraguay 2:2

Paraguay hat gegen Ecuador zumindest bis zum verletzungsbedingten Austausch von Edgar Barreto nach einer halben Stunde gezeigt, dass die Mannschaft aus einem 4-4-2 durchaus beachtlichen Druck nach vorne entwickeln kann – vor allem über die Flügel. Das war im Spiel gegen Brasilien nicht gefragt: Gerardo Martino stellte seine Mannschaft ein, gegen ein Brasilien zu spielen, wie es die Seleção gegen Venezuela vergeblich versucht hat. Und siehe da: Brasilien machte hier die gleichen Fehler.

Kaum brasilianische Flügel, keine Kontrolle im Zentrum

Was der diesmal im 4-1-4-1 agierenden Mannschaft aus Paraguay extrem in die Hände spielte. Martino zog Santa Cruz aus der Spitze ab und stellte ihn ins rechte Mittelfeld, dafür rückte von dort Vera als Sechser zusätzlicher Mann in die Mittelfeldzentrale. Dort kümmerte er sich in erster Linie um Ganso, Agenden in der Spieleröffnung standen da eher zurück.

Weil die Brasilianer wieder ein veritables Loch zwischen defensivem Mittelfeld und Offensivreihe ließen, hatten die drei Paraguayer im Mittelkreis das Zentrum sehr gut unter Kontrolle, weil wiederum nur Ramires einen Link zwischen der Defensive und Ganso und Co. darstellte. Auch von den Außenverteidigern kam wieder gar nichts – André Santos traute sich gegen Santa Cruz nicht nach vorne, der auch gegen Venezuela schon sehr zurückhaltende Dani Alves war auch diesmal kaum sichtbar. Wobei aber Marcelo Estigarribia erneut eine sehr ansprechende Leistung bot.

Zu wenig Tempo vorne, zu wenig kompakt hinten

Bei Brasilien fehlte es im Spielaufbau aber nicht nur an der Kompaktheit, sondern daraus folgend auch am Tempo. Nur, wenn es mit schnellen Kurzpässen versucht wurde, kam die Seleção sinnbringend vor das Tor von Justo Villar. Und, wenn Paraguay in der defenisven Mittlefeldzentrale nicht aufpasste: Als der Platz zwischen den Reihen einmal zu groß war, nützte das der ansonsten sehr unauffälligen Jádson zur 1:0-Pausenführung.

Dennoch wurde Jádson zur Pause ausgewechselt, aber mit dem für ihn gekommenen Elano wurde das Spiel der Brasilianer noch enger im Mittelfeld. Und doch fehlte hinten mitunter die Ordnung, wenn Paraguay nach Ballgewinn schnell konterte, und so stellte Santa Cruz zehn Minuten nach Wiederanpfiff auf 1:1 – nachdem Estigarribia im Rücken von Dani Alves den Ball nach vorne getragen hatte. Und wenige Minuten später war es erneut Alves, der sich nach einem harmlosen langen Ball von Riveros abkochen ließ, der zuvor für Barrios eingewechselte Valdez verwertete zum 2:1 für Paraguay.

Ramires und Neymar gehen, Ideenlosigkeit bleibt

Menezes nahm in der Folge mit Ramires seinen Achter heraus und brachte mit Lucas einen neuen Flügelstürmer, somit ging er auf ein 4-4-2; mit Lucas auf dem linken und Neymar auf der rechten Steite. Viel gebracht hat dieser Wechsel nicht: Weil Paraguay weiterhin sehr sicher in der Defensive stand und es am Flügelspiel bei Brasilien weiter fehlte, blieben oftmals weiterhin nur lange Bälle.

Dem trug Menezes Rechnung, indem er zehn Minuten vor Schluss mit Fred noch einen echten Zentrumsstürmer brachte, der sich neben Pato stellte. Eine Maßnahme, die noch belohnt wurde – kurz vor Schluss kam ein Ball (natürlich durch die Mitte) bei Fred an, der zwischen zwei paraguayanischen Abwehrspieler hindurch noch noch den glücklichen Ausgleich erzielte. Ja, er stieß duch eine seltene Lücke in der Defensive, es war aber auch einfach wirklich gut gemacht.

Fazit: Brasilien wie Argentinien – Probleme nicht behoben

Wie auch Gastgeber Argentinien machte Brasilien die selben Fehler wie in der ersten Partie: Zu wenig Breite, zu viel durch das Zentrum, zu großer Abstand zwischen Defensive und Offensive. Paraguay ging von Vornherein mit der Vorgabe, genau das Ausnützen, in die Partie, und das war der richtige Matchplan.

Zudem blieben auch diesmal Ganso (gut bewacht von Vera) und Neymar (zu viel klein-klein) blass, Jádson wandelte früh am Rande der gelb-roten Karte und musste daher in der Halbzeit bleiben, Elano brachte keine echte Verbesserung. So verdiente sich Paraguay mindestens den Punkt und Brasilien steht nun im letzten Gruppenspiel gegen Ecuador schon ziemlich unter Druck. Nicht nur, dass ein gutes Resultat her muss, nein, es sollten auch endlich die so offensichtlichen billigen Schwachpunkte behoben werden.

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Eine wirklich attraktive Partie war der Sieg von Venezuela gegen Ecuador nicht. Aber für die Weinroten war es dennoch ein guter Auftritt – denn nach der guten Defensivleistung gegen Brasilien war man gegen schwache Ecuadorianer das nach vorne klar aktivere Team. Womit der Erfolg hochverdient ist.

Venezuela - Ecuador 1:0

Die Formation war bei Venezuela identisch mit der beim 0:0 gegen Brasilien, auch die Besetzung (lediglich Maldonado spielte statt Rondón) – aber die Herangehensweise war ganz anders. Von Beginn an übernahmen die Venezolander die Initiative, vor allem über die Flügel mit César González und Juan Arango. Die beiden, die auch durchaus rochierten, drückten die ecuadorianischen Flügel ziemlich hinten hinein, was zur Folge hatte, dass die Gelben nicht zur Geltung kamen. Denn auch ihr Spiel war auf die Flügel ausgerichtet.

Méndez und Arroyo hatten aber viel Defensiv zu tun, vor allem die seltsamen uninitiativen Noboa und Castillo schafften es nicht, das Spiel selbst zu beruhigen. So kam Venezuela früh zu einigen Chancen, die allerdings ungenützt blieben – der ecuadorianische Torhüter „El Polaco“ Eligaza konnte diese aber entschärfen. Je länger die Partie dauerte, desto weniger kam Venezuela aber durch die zwei Viererbänke durch, die letzte Viertelstunde vor der Halbzeit entwich der Schwung aus dem venezolanischen Spiel und damit auch das Niveau der Partie.

Gewaltschuss bringt die Führung

Auch im zweiten Spielabschnitt blieben zunächst die Weinroten spielbestimmend, weiterhin über die extrem fleißigen Flügel. Arango uund González rückten zudem immer wieder ein, damit die aufrückenden Außenverteidiger die hinterlaufen konnten, das was ohne Gefahr möglich, weil bei Ecuador die hängende Spitze zu fahrig agierte (Benítez) und sein Sturmpartner trotz erkennbarer Spielfreude in der Luft hing (Caicedo).

Zufall ist es aber keiner, dass die bemühten, aber nicht gerade Funken versprühenden Venezolaner durch einen Gewaltschuss in Führung gingen: César González zog nach einem Zuspiel von Arango aus 20 Metern ab, dem machtlose Goalie Elizaga war die Sicht versperrt.

Spät, aber doch legt Ecuador zu

Erst im letzten Spielviertel kam Ecuador zu mehr Spielbesitz und zu etwas gesteigerten Offensivbemühungen, allerdings auch, weil der Gegner das zuließ. Die Venezolaner spielten das aber geschickt, weil sie es sehr gut schafften, die Zentrale zuzumache und Ecuador somit auf die Flügel zu zwingen. Von dort ging aber keinerlei Gefahr aus, weil die Flanken schlecht und die Innenverteidiger sich nur selten überlaufen ließen.

So sammelte Ecuador in der Schlussviertelstunde zwar sehr viel Ballbesitz, aber die fehlende Fähigkeit, ein Spiel selbst zu gestalten, wurde überdeutlich – daran änderten auch die Einwechslungen von Offensiv-Akteuren nichts. Ohne wirkliche Gefahr auszustrahlen, verlor Ecuador die Partie somit verdient. Auch, wenn Venezuela die Möglichkeiten zum Konter eher fahrlässig ausließ.

Fazit: Venezuela kann auch selbst, daher Sieg verdient.

Vor allem in den ersten 20 bis 30 Minuten jeder Halbzeit wurde deutlich, dass Venezuela sich nicht nur wie gegen Brasilien defensiv stellen und verteidigen kann, sondern vor allem mit Arango und González auch selbst in der Lage ist, zumindest gegen ein offensiv völlig indisponiertes Team wie Ecuador selbst die Spielgestaltung in die Hand zu nehmen – und auch bereit war, das zu tun.

Bei Ecuador fehlte jegliches Flair im Spiel nach vorne, was aber nicht nur mit dem verletzungsbedingten Fehlen von Antonio Valencia erklärt werden kann. Schließlich war der Mann von Manchester United schon in der ersten Partie kaum ein Faktor auf dem Flügel. Auch Christian Noboa konnte wieder keine Struktur in seine Mannschaft bringen. Und selbst, als es am Ende nötig war, konnten kaum Chancen erarbeitet werden. Und das reicht nun mal nicht.

(phe)

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