Confed-Cup – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sun, 25 Jun 2017 18:23:56 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Braucht der Fußball Videobeweis, Netto-Spielzeit und andere Regeländerungen? https://ballverliebt.eu/2017/06/25/braucht-der-fussball-videbeweis-netto-spielzeit-und-andere-regelaenderungen/ https://ballverliebt.eu/2017/06/25/braucht-der-fussball-videbeweis-netto-spielzeit-und-andere-regelaenderungen/#comments Sun, 25 Jun 2017 17:57:31 +0000 In dieser Folge des Ballverliebt.eu Fußball-Podcasts bekommen Tom und Philipp Besuch. Kevin Bell (früher Fanreport, jetzt im Medienteam des ÖFB) ist zu Gast, denn er kennt sich im Regelwerk von vielen internationalen Sportarten gut aus und das passt. Wir sprechen diesmal nämlich über den Videobeweis, wie er beim Confed Cup bisher so funktioniert, was seine Zukunft sein kann und warum Herbert Prohaska und der ORF wirklich daneben liegen. Auch die wichtigsten Regeländerungen, die im aktuellen und teilweise radikalen IFAB-Vorschlag zu finden sind, nehmen wir ein wenig unter die Lupe. Wie ist die Idee einer Netto-Spielzeit für den Fußball zu bewerten? Braucht der Fußball ein Tie Break? Es ist eine super Show geworden, vor allem weil wir Philipps Redepart an manchen Stellen um ungelogene 753 Prozent beschleunigt haben. Warum? Das merkt ihr schon selbst, wenn ihr reingehört habt.

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Der Confederations Cup geht los https://ballverliebt.eu/2017/06/16/start-confederations-cup/ https://ballverliebt.eu/2017/06/16/start-confederations-cup/#respond Fri, 16 Jun 2017 14:34:49 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13568 Der Confederations Cup geht los weiterlesen ]]> Es geht wieder los: Das unterhaltsamste Fußball-Großturnier, bei dem es um überhaupt nichts geht – der Confederations Cup. Die stets im Jahr vor der WM stattfindende Generalprobe wird von den Teilnehmern eher mit Knurren hingenommen und von den Zusehern belächelt bis verschmäht. Trotzdem hat die Erfahrung gezeigt: Der Confed-Cup bietet oft recht kurzweilige Spiele.

Beginnzeiten in Mitteleuropäischer Zeit

Qualitätsvolle Teilnehmer – die sechs Kontinentalmeister, der Weltmeister und der Gastgeber – sorgen in der Regel für ein recht akzeptables Niveau, es wird einiges ausprobiert, und wenn man früh ausscheidet, nimmt einem das in der Regel auch keiner Übel.

Dass die Fernsehstationen in Österreich, Deutschland und der Schweiz das Turnier so flächendeckend und prominent platziert übertragen, liegt aber natürlich nicht daran, dass die Verantwortlichen das Turnier so super finden, sondern an vertraglichen Verpflichtungen.

Darauf kann mach achten, wenn man will

Deutschland kommt mit einer B-Elf daher, die wirklichen Stars dürfen ein Jahr vor der WM allesamt Urlaub machen. Es ist nur ein Bayern-Spieler dabei (Kimmich) und auch nur ein Dortmunder (Ginter), dafür gleich vier Kicker aus Hoffenheim, spannende Jungspunde wie Amin Younes (Ajax) und Benjamin Henrichs (Leverkusen).

Mexiko begeisterte letztes Jahr bei der Copa América Centenario mit einer ungeheuer offensiven und spektakulären Spielweise und einem 3-Raute-3-System. Chile ist nicht mehr ganz die Wahnwitz-Truppe wie in den Bielsa- und Sampaoli-Jahren, rückt aber mit allen Stars von Vidal über Alexis Sánchez bis Gary Medel an.

Bei Russland gibt es ein Wiedersehen mit Ex-Tirol-Goalie Stanislav Tchertchessov, der die Sbornaja (wieder ohne einen einzigen Legionär) für die Heim-WM aufbauen soll. Auch Australien (kampfstark), Kamerun (willensstark) und Portugal (spielstark, wenn sie denn wollen) können für Unterhaltung sorgen.

Das einzige Team, das merklich schwächer ist als alle anderen, ist jenes aus Neuseeland. Da sind Spieler im Kader aus der 6. englischen Liga (!), der 4. deutschen Liga, aus der 2. nordamerikanischen Liga und auch von einem Klub aus Indonesien. Die Kiwis werden, obwohl in der ohnehin schwächeren der beiden Gruppen, kaum eine Chance haben.

Titelverteidiger ist Brasilien – und wer den Confed-Cup gewinnt, wird danach nicht Weltmeister. So war es zumindest bis jetzt immer.

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Confed-Cup 2013: Wenig bedeutendes Turnier, sehr bedeutende Erkenntnisse https://ballverliebt.eu/2013/07/02/confed-cup-2013-wenig-bedeutendes-turnier-sehr-bedeutende-erkenntnisse/ https://ballverliebt.eu/2013/07/02/confed-cup-2013-wenig-bedeutendes-turnier-sehr-bedeutende-erkenntnisse/#comments Tue, 02 Jul 2013 00:04:57 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8953 Confed-Cup 2013: Wenig bedeutendes Turnier, sehr bedeutende Erkenntnisse weiterlesen ]]> Ja, das hat durchaus Spaß gemacht. Eine ziemliche Dichte an ziemlich feinen Teams, in einem Turnier, dass war weltweite Aufmerksamkeit, aber vergleichsweise geringe Bedeutung hat. Das Resultat: Ein ausgesprochen gutklassiges Turnier mit vielen unterhaltsamen Spielen, aber (vom Gastgeber abgesehen) ohne den Druck des Gewinnen-Müssens. Ein Jahr vor der WM also eine Gelegenheit zu probieren und Erkenntnisse zu sammeln. Nicht unbedingt nur taktische, auch solche das Klima betreffend.

1.: Brasilien ist auf einem guten Weg

Grundformation von Brasilien beim Confed-Cup 2013
Grundformation beim Confed-Cup 2013

Wie viel der Sieg beim Confed-Cup im geschichtlichen Großen Granzen wert ist, darüber lässt sich trefflich diskutieren. Sicher ist aber: Gastgeber Brasilien ist sportlich auf bestem Weg, für die Heim-WM in einem Jahr gerüstet zu sein. Das Duo Thiago Silva/David Luiz in der Innenverteidigung ist auf Nationalteam-Ebene womöglich das beste der Welt, mit Marcelo und Dani Alves kommt man zumindest bei den acht teilnehmenden Nationen dem Ideal der zwei guten Außenverteidiger am Nächsten, das Mittelfeld-Zentrum hält dicht, nach vorne gibt es mit Neymar und Oscar einiges an Talent – wiewohl die beiden ihr bestmögliches Zusammenspiel noch nicht gezeigt haben.

Hauptmerkmal der Seleção unter Luiz Felipe Scolari ist vor allem die extrem druckvolle Anfangsphase in jeder Partie gewesen. Japan und Mexiko geriet da schon vorentscheidend ins Hintertreffen, Spanien im Finale musste auch einem frühen Rückstand hinterherlaufen. Allen Spielen gemein war aber auch, dass Brasilien die Intensität nach dieser starken Anfangsphase – mit dem Finale als Ausnahme – danach deutlich zurückschraubte. Man cruiste, wenn möglich auf der frühen Führung im Halbgas-Modus dem Sieg entgegen. Gegen Japan und Mexiko klappte das, gegen Italien (wo es kein schnelles Tor gab) nicht, auch Uruguay überstand diese Phase im Semifinale.

Brasilien bei der Copa América 2011
Brasilien bei der Copa América 2011

Vergleicht man die Truppe mit jener, die vor zwei Jahren bei der Copa América – wo es nach einer mühsamen Gruppenphase das Aus im Viertelfinale gegeben hatte – so erkennt man vieles nicht mehr wieder. Nicht nur personell. Beim Turnier in Argentinien machte die Seleção unter Mano Menezes nicht nur einen seltsam langsamen und uninspirierten Eindruck, sondern ließ vor allem zwei Dinge komplett vermissen: Kompaktheit im Mittelfeld und Breite im Spiel nach vorne.

„Zu wenig Bewegung, zu wenig Tempo, sehr statisches Spiel und vor allem: Ein zu großer Abstand, bzw. zu wenig Kontakte zwischen den sechs Spielern hinten und den vier vorne“, analysierten wir im ersten Gruppenspiel, dem 0:0 gegen Venezuela.

„Weil die Brasilianer wieder ein veritables Loch zwischen defensivem Mittelfeld und Offensivreihe ließen, hatten die drei Paraguayer im Mittelkreis das Zentrum sehr gut unter Kontrolle, weil wiederum nur Ramires einen Link zwischen der Defensive und Ganso und Co. darstellte. Auch von den Außenverteidigern kam wieder gar nichts“, hieß es in der Analyse vom zweiten Gruppenspiel, einem 2:2 gegen Paraguay.

„Das brasilianische Spiel verfiel in den alten Trott: Wenig Breite, viel Platz zwischen Defensive und Offensive und ein Offensiv-Quartett, dass nicht gut harmonierte, wenn der Ball doch einmal vorne war“, im Viertelfinale gegen Paraguay – das letztlich im Elferschießen verloren wurde.

Im zentralen Mittelfeld ist von der Copa 2011 keiner mehr übrig: Luiz Gustavo sorgt für Umsicht und defensive Stabilität, Paulinho – die große Entdeckung des Turniers – für den Schub nach vorne, und Oscar versuchte, sich durch extrem viel Laufarbeit immer anspielbar zu machen. Scolari packte also vor allem körperliche Präsenz ins Zentrum. Während Marcelo auf der linken AV-Position ein Fixpunkt ist, kämpft Scolari rechts hinten mit den gleichen Problemen wie seit Jahren: Dani Alves performt in der Seleção einfach nicht, Maicon ist längst endgültig kein Thema mehr, und viele Alternativen hat Scolari nicht.

Die rechte Seite mit einem schwachen Dani Alves und dem ebenfalls nicht überzeugenden Hulk ist der wohl größte Schwachpunkt, den es für die WM noch zu beheben gilt. Im Tor ist Júlio César immer noch ein guter Mann, aber nicht mehr der Weltklasse-Keeper vergangener Tage. Und bei allem Respekt vor seiner sehr ansprechenden Performance bei diesem Turnier: Brasilien hatte auch schon mal bessere Mittelstürmer als Fred. Der noch dazu der einzige echte, gelernte Mittelstürmer im ganzen Kader war.

2. Pressing- und ballbesitzorientierte Europäer werden’s schwer haben.

Grundformation von Spanien
Grundformation von Spanien

Man sollte sehr vorsichtig sein, Spanien nach einem mauen Turnier und nach den Vernichtungen von Real und vor allem Barcelona im CL-Semifinale schon abschreiben zu wollen. Immerhin wurde die U-21 gerade einmal mehr Europameister.

Aber: Der Confed-Cup zeigte sehr wohl, dass es für Teams, die ihr Spiel auf Pressing und Ballbesitz anlegen, vor allem aufgrund der klimatischen Bedingungen – heiß und schwül – sehr schwer sein wird. Vor allem, wenn man bedenkt, dass den Top-Klubs aus Spanien und Deutschland, deren Nationalteams so spielen, wieder eine lange Saison mit vielen Europacup-Partien bevorsteht.

Spanien war körperlich im Halbfinale gegen Italien schon schwer am Limit und im Finale dann komplett tot, obwohl man in der Gruppenphase das billige Trainingsspielchen gegen Tahiti hatte, anstatt drei echte Ernstkämpfe absolvieren zu müssen. Angesichts dieser Erkenntnisse gilt es, bei der WM danach zu trachten, nach zwei Gruppenspielen den Aufstieg geschafft zu haben und Verlängerungen in der K.o.-Phase auf jeden Fall zu vermeiden. Vor allem für Teams aus den hinteren Gruppen, also E bis H, wäre eine Verlängerung wohl tödlich, weil diese Teams im weiteren Turnierverlauf immer einen Tag weniger zur Regeneration haben als jene aus den vorderen Gruppen.

Darauf gilt es sich vor allem eben für Deutschland und für Spanien, aber auch für Bosnien und Holland einzustellen, will man wirklich eine Chance auf den Titel haben. Denn würde im Viertelfinale etwa die ohnehin starke Truppe aus Kolumbien, die Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit noch dazu wie kaum eine zweite kennt, und man ist physisch schon derart bedient wie Spanien beim Confed-Cup schon nach zwei ernsthaft geführten Spielen, wird garantiert Schluss sein.

3.: Reaktive Teams aus Europa dürften im Vorteil sein

Auch, wenn sich Italien im Gruppenspiel gegen Japan – dem wohl aufregendsten bei diesem Turnier – nicht so besonders geschickt anstellte, ist es dennoch so, dass man die Italiener groß auf der Rechnung haben muss. Weil Prandelli bei seinem Team, anders als etwa Del Bosque mit Spanien, aus einer Vielzahl von Systemen (4-3-2-1 gegen Mexiko und Japan, 4-4-1-1 gegen Brasilien, 3-4-2-1 gegen Spanien und wieder 4-3-2-1 gegen Uruguay), Formationen und Taktiken wählen kann, einige extrem vielseitige Spieler zur Verfügung hat (Marchisio, Giaccherini, De Rossi, etc.) sich dabei am Gegner orientiert und überhaupt kein Problem damit hat, selbst das Spiel nicht zu machen.

Dreimal verwendete Italien das 4-3-2-1
Dreimal verwendete Italien das 4-3-2-1

Weil Italien in der Regel nicht bzw. nur wenig presst, was vor allem gegen Spanien im Halbfinale auffällig war, spart das Team einiges an Kraft. Durch den relativ breiten Kader und angesichts der Tatsache, dass Prandelli zu regelmäßigen Umstellungen neigt – mal spielte Marchisio, mal Aquilani, gegenüber wechselten sich Giaccherini und Candreva ab, Pirlo bekam immer wieder seine Pausen, durch die Wechsel zwischen Dreier- und Viererkette auch Barzagli bzw. Bonucci – bekommen viele Akteure auch im Regelfall ihre Downtime.

Dass das Klima reaktive Mannschaften bevorzugt, kann aber auch für andere europäische Mannschaften von Vorteil sein. Hodgsons England fällt einem da spontan ein, auch die Schweizer. Die Portugiesen, sollten sie sich qualifizieren, könnten das auch.

Sicher ist nur: Vor allem für die europäischen Teams wird das Wetter ein ganz entscheidender Punkt werden.

4.: Südamerikanische Dominanz zu erwarten

Schon in Südafrika trumpften vor allem die südamerikanischen Teams „hinter“ Brasilien und Argentinien auf. Uruguay erreichte das Halbfinale, Paraguay das Viertelfinale, Chile das Achtelfinale (und scheiterte dort an Brasilien). Mit Spaniens 2:1 gegen Chile  gab es bis zum Achtelfinale in 19 Spielen gegen nicht-südamerikanische Teams nur eine einzige Niederlage.

Auch Uruguay zeigte sich vom System her flexibel
Auch Uruguay zeigte sich vom System her flexibel

Eine ähnliche Dominanz darf man auch nächstes Jahr erwarten – nicht nur, weil es einige richtig gute Teams aus den Conmebol-Verband sein werden, die teilnehmen, sondern auch, weil diese die klimatischen Bedingungen einfach gewöhnt sind.

Dabei ist Uruguay, trotz des Semifinales beim Confed-Cup, nicht mal der heißeste Kandidat. Óscar Tabárez ist zwar immer noch ein interessanter Trainer, dem Flexibilität in Systemfragen sehr wichtig ist – er switchte zwischen Dreier- und Viererkette, zwischen zwei und drei Stürmern, zwischen flachem und etwas windschief-rautenförmigen Mittelfeld. Aber das Team ist tendenziell überaltert und über den Zenit, den es 2010 und 2011 erreichte, schon ein wenig hinaus. Es ist seither sehr wenig frisches Blut und neuer Konkurrenzkampf in den Kader gekommen.

Zu wenige Tore: Mexiko
Zu wenige Tore: Mexiko

Aber das sehr gut funktionierende Team aus Kolumbien um die Neo-Monegassen Falcao und James Rodríguez und dem hochinteressanten Teamchef José Néstor Pekerman kann durchaus ein Kandidat für das Semifinale sein. Auch Chile, mit Jorge Sampaoli ebenso mit einem aufregenden Trainer im Amt, ist einiges zuzutrauen.

Die Kenntnis um das Klima wäre grundsätzlich auch bei Mexiko vorhanden. Dort scheitert es aber an anderer Stelle: Das Team von Juan Manuel de la Torre ist erstens ziemlich eindimensional, vom 4-4-1-1 mit Giovani als hängender Spitze geht er nicht ab – wiewohl in den U-Teams etwa durchaus eher mit Dreierkette agiert wird. Und, zweitens, ist Mexiko bei aller Spielstärke, erschreckend harmlos vor dem Tor. Nur drei in sechs Quali-Finalrundenspielen, in den ersten zweieinhalb Spielen beim Confed-Cup nur ein Elfer-Tor. Obwohl mehr als genug Chancen dagewesen wären.

5.: Japan kann viel, muss es sich aber auch zutrauen

Japan: Personell seit 2011 unverändert
Japan: Personell seit 2011 unverändert

Wer vom ziemlich flachen Auftritt Japans beim Auftakt-0:3 gegen Brasilien enttäuscht war, wurde im zweiten Spiel gegen Italien wieder in die Realität versetzt: Wie schon beim Asien-Cup, den Japan nach Strich und Faden zerlegte, zeigte sich das Team von Alberto Zaccheroni (auch er so ein feiner Trainer!) von seiner guten Seite: Ramba-Zamba-Tempofußball, mit viel Vertrauen in das eigene Können.

Wie den Mexikanern fehlt es aber auch Japan an den Toren. Maeda ist ein fleißiger Arbeiter, aber kein Goalgetter, Mike Havenaar fehlt da auch die internationale Klasse. Interessantes Detail: Obwohl es einige neue Alternativen in europäischen Top-Ligen gibt, vor allem in Deutschland, ist es beim Confed-Cup die exakt gleiche Grundformation gewesen wie vor zweieinhalb Jahren beim Asien-Cup. Heißt: Die Mannschaft ist eingespielt, kenn sich in- und auswendig. Sie kann auch bei der WM aufzeigen, wenn Zac einen Weg findet, mit dem Klima umzugehen und wenn sich die Japaner auch wirklich etwas zutrauen.

6.: Die Afrikaner werden wieder früh heimfahen. Das wird aber nicht am Klima liegen.

Nigeria hat fraglos Potenzial. Nicht so viel, um in der K.o.-Runde bei der WM weit zu kommen. Nein, sie werden froh sein müssen, die Vorrunde zu überstehen. Aber immerhin ist man in Nigeria mit Stephen Keshi auf einem guten Weg – sportlich.

Nigeria fehlten zwei wichtige Spieler
Nigeria fehlten zwei wichtige Spieler

Man war gegen Uruguay auf Augenhöhe, traute sich gegen Spanien im Mittelfeld zu attackieren. Zudem ist man noch stärker, wenn mit Victor Moses von Chelsea und Mittelstürmer Emmanuel Emenike von Spartak Moskau, die verletzt fehlten. Linksaußen Nnamdi Oduamadi zeigte durchaus auf, der in Italien spielende 22-Jährige ist eine der Entdeckungen dieses Turniers. Die Qualifikation für die WM sollte gelingen (wenn es auch ziemlich wahrscheinlich nicht besonders glanzvoll geschehen wird) und es ist auch kein Afrika-Cup mehr im Weg, nach dem afrikanische Verbände ja gerne den Panik-Button drücken.

Doch obwohl auch Côte d’Ivoire an sich die Qualität hätte, zumindest ordentlich abzuschneiden, ist nicht zu erwarten, dass alle fünf afrikanischen Teilnehmer im kommenden Jahr zu den „Geläuterten“ gehören wird. Was nach dem Afrika-Cup Anfang des Jahres galt, gilt nämlich natürlich weiterhin: So lange die nationalen Verbände nicht professionell arbeiten, können sich die Teams sportlich nicht entwickeln. Nicht zuletzt stritt man auch in Nigeria auch vor diesem Turnier mal wieder um die Prämien.

Und der sportliche Wert der allermeisten Teams aus Afrika ist, das wurde beim von Nigeria gewonnen Turnier deutlich, jämmerlich. Weshalb man davon ausgehen kann, dass sich der größte Teil dss Quintetts nächstes Jahr sehr schnell wieder von der WM verabschieden wird. Und es wird nichts mit dem Klima zu tun haben.

7.: Tahiti – ein witziger Farbtupfer

Immerhin: Tahiti schon ein Tor
Immerhin: Tahiti schoss ein Tor

Dass die mit dem längst aufs sportliche Altenteil des griechischen Mittelständlers Panthrakikos geschobenen Marama Vahirua verstärkte Hobbykicker-Auswahl aus Tahiti die Bude dreimal angefüllt bekommen würde, war von vornherein klar. Ob man die Bilanz von 1:24 Toren jetzt als Erfolg sehen möchte oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen. Zum Vergleich: Bei der U-20-WM vor vier Jahren kam man mit 0:21 Toren davon.

Man wusste um die Chancenlosigkeit und präsentierte sich als witziger Farbtupfer. Teamchef Eddy Etaeta ließ alle drei Torhüter je ein Spiel ran, gegen Nigeria gab es sogar ein Tor. Die Grundausrichtung war mit dem 5-4-1 klar defensiv, aufgrund des eklatanten Klasse-Unterschieds half das aber natürlich auch wenig.

Aber die Teilnahme kann Tahiti keiner mehr nehmen, mit einem Spiel gegen Spanien vor 71.800 Zuschauern im Maracanã. Dass es 0:10 verloren wurde, was soll’s. Marama Vahirua übrigens hat seine Karriere nach dem Turnier beendet.

Fazit: Feines Turnier mit interessanten Erkenntnissen

Das Turnier hat einige schöne Spiele produziert und einen schönen Überblick über die allgemeinen Formkurven gegeben. Vor allem Italien hat einiges ausprobiert. Spanien wird sich etwas überlegen müssen, in Richtung WM. Die nachrückenden Teams wie Mexiko und Japan haben ihre Möglichkeiten angedeutet, mehr aber (noch?) nicht.

In jedem Fall aber ist dieser Confed-Cup ein Plädoyer dafür gewesen, dieses Turnier nicht mehr per se zu belächeln, weil es ja sportlich um nicht allzu viel geht. Dazu war der Unterhaltungswert zu hoch und die Erkenntnisse daraus zu bedeutend.

(phe)

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Pressen, Zustellen, Umschalten: Brasilien fertigt Spanien mit 3:0 ab https://ballverliebt.eu/2013/07/01/pressen-zustellen-umschalten-brasilien-fertigt-spanien-mit-30-ab/ https://ballverliebt.eu/2013/07/01/pressen-zustellen-umschalten-brasilien-fertigt-spanien-mit-30-ab/#comments Mon, 01 Jul 2013 10:19:45 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8949 Pressen, Zustellen, Umschalten: Brasilien fertigt Spanien mit 3:0 ab weiterlesen ]]> Brasilien hat zum dritten Mal hintereinander den Confederations Cup gewonnen – indem man Welt- und Europameister Spanien regelrecht vorgeführt hat. Die Seleção presste die sichtlich müden Spanier hoch an, schaltete schnell um und nahm den Iberern im Mittelfeld die Optionen. Dagegen war kein Kraut gewachsen. Zumal der Spielverlauf für Spanien auch ungünstig war: Frühes 0:1, Elfer verschossen, und dann auch noch in Unterzahl.

Brasilien - Spanien 3:0 (2:0)
Brasilien – Spanien 3:0 (2:0)

Natürlich hilft es, mit einem 1:0-Vorsprung in ein Finale zu gehen. Das reingenudelte Tor von Fred in der 2. Minute brachte Brasilien jenes Sicherheitsnetz, mit dem sie den Spaniern mit allen möglichen Mitteln begegneten – nichts davon war wirklich neu, aber in dieser Konsequenz und in dieser Fülle vereint, hatten die sicher auch müden Spanier nichts entgegen zu setzen.

Pressen, Zustellen, Umschalten

Die Seleção presste Spanien extrem hoch an, auch schon in den anderthalb Minuten vor dem ersten Tor. Es ist keine neue Erkenntnis, dass Spanien genau das gar nicht mag, nur hat das noch sehr selten ein Gegner auch tatsächlich mit einem Tor bestraft. Es haben auch schon einige Teams probiert, den Weltmeister hoch anzupressen, wie etwa die Portugiesen im letztjährigen EM-Semifinale, aber die Ballsicherheit und die Klasse, wie auch die physische Verfassung erlaubte es den Spaniern dennoch immer, ihre Dreiecke im Mittelfeld zu bilden und somit zumindest halbwegs die defensive Kontrolle zu bewahren.

Italien versuchte es im Semifinale mit praktisch keinem Pressing, aber mit konsequentem Zustellen der Dreiecke und mit blitzartigem Umschalten von Defensive auf Offensive. Die Passivität im direkten Spiel gegen den Ball war bei den Italienern auch den heißen und luftfeuchten Gegebenheiten geschuldet. Die Brasilianer sind diese Bedingungen viel mehr gewohnt, hatten zudem im Halbfinale 30 Minute weniger zu spielen und einen Tag mehr Pause. Das erlaubte ihnen, Spanien anzupressen, die Dreiecke zuzustellen UND blitzschnell umzuschalten.

Spanien platt

Mit der Kombination aus allen diesen Voraussetzungen kam Spanien überhaupt nicht klar. Vor allem das brasilianische Zentrum mit Paulinho, Oscar und auch Luiz Gustavo ließ Xavi und Iniesta kaum Luft zum Atmen, Spanien fehlte die Zeit, um die Bälle zu verarbeiten und die offenen Mitspieler, um im Ballbesitz zu bleiben. Hinzu kam noch, dass die Spieler schlicht und einfach körperlich platt wirkten: Es fehlte die übliche Bewegung im Spiel ohne Ball, es gab so gut wie kein eigenes Pressing – all das verstärkte den Effekt natürlich noch. So gab es kaum einmal echte Torgefahr vor dem Gehäuse von Júlio César, aber zahlreiche gute Chancen für Brasilien, aus dem schnellen Umschalten heraus zu erhöhen.

Mit der Zeit ergaben sich auch immer mehr Räume für die Brasilianer zwischen dem spanischen Mittelfeld – das weiterhin dafür sorgen wollte, dass es nach vorne geht – und der spanischen Verteidigung, die auf die permanenten Gegenangriffe mit einer tieferen Abwehrlinie reagierte. Piqué musste darüber hinaus immer wieder für den mit Neymar überforderten Arbeloa aushelfen; Arbeloa machte auch diesmal sehr wenig nach vorne.

Del Bosque versucht’s mit Wechseln

So war Spanien auf beiden Flanken jeweils nur mit einem Mann vertreten: Links wie gewohnt mit Alba, weil sich Mata eher zentral orientierte; rechts mit Pedro, weil Arbeloa wenig half. Mit Neymar und Marcelo auf der einen Seite und der defensiven Unterstützung von Luiz Gustavo auf der anderen hatte Brasilien beide Außenbahnen im Griff – und das Zentrum durch das hohe Pressing und das geschickte Positionsspiel sowieso. Das 2:0 für die Seleção nach 45 Minuten war vollauf verdient.

Für den offensiv nutzlosen, defensiv unsicheren und gelbvorbelasteten Arbeloa brachte Del Bosque für die zweite Hälfte Azpilicueta, der sich gleich einmal damit einführte, dass es sich beim ersten brasilianischen Angriff aus der Position ziehen ließ und Fred die ihm gewährte Zeit am Ball zum 3:0 nützte.

Del Bosque brachte daraufhin Navas für Mata – Pedro ging auf die linke Seite – um mehr Optionen zu haben, das Spiel breit zu machen. Bei einem 0:3-Rückstand und klarer körperlicher Unterlegenheit natürlich nur noch eine kosmetische Maßnahme, zumal mit Ramos‘ verschossenem Elfmeter und der roten Karte für Piqué das Spiel längst gelaufen war. In Unterzahl spielte dann Busquets einen Hybrid aus Innenverteidiger und Sechser, Brasilien ließ es beim 3:0 bewenden.

Fazit: Guter Plan mit überlegener Physis umgesetzt

Scolari machte nichts anderes, als alle aktiven Mittel auszuschöpfen, die andere Teams schon gegen Spanien versucht haben – hohes Anpressen, Passwege zustellen, schnell umschalten. Die Spanier, die offenbar körperlich nicht mehr in der Lage waren, das gewohnte eigene Pressing zu etablieren, sich nicht genug freizulaufen und Räumen, die immer größer wurden, hatten keine Chance. Der 3:0-Sieg ist nicht einmal zu hoch.

Natürlich: Mit der Total-Vernichtung von Barcelona im CL-Halbfinale, dem schon recht mühsamen Auftritt gegen Italien im Semi und dem chancenlosen Finale bröckelt der Eindruck der spanischen Dominanz in diesem Jahr. Ob es wirklich schon eine Zeitenwende ist, steht aber auf einem anderen Blatt Papier. Die klimatischen Bedingungen in Brasilien sind Gift für pressing-orientierte europäische Mannschaften. Auch ist sicher mehr Gegenwehr von Spanien zu erwarten, sollte es ein echter Ernstkampf sein, und nicht „nur“ das Finale eines besseren Test-Turniers.

Die Brasilianer aber, das ist sicher, muss man für die WM auf der Rechnung haben. Sie machen nichts inhaltlich Außergewöhnliches, nichts taktisch besonders Innovatives – aber was sie machen, machen sie sehr gut; vor allem aber gibt es wenige echte Schwachstellen. Und sie kommen mit dem Wetter zurecht.

(phe)

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Frustrieren statt aktiv ärgern: Fast wäre Italiens Strategie aufgegangen https://ballverliebt.eu/2013/06/28/frustrieren-statt-aktiv-argern-fast-ware-italiens-strategie-aufgegangen/ https://ballverliebt.eu/2013/06/28/frustrieren-statt-aktiv-argern-fast-ware-italiens-strategie-aufgegangen/#comments Thu, 27 Jun 2013 23:20:03 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8942 Frustrieren statt aktiv ärgern: Fast wäre Italiens Strategie aufgegangen weiterlesen ]]> Spanien, Spanien, immer wieder Spanien! Doch wie schon letztes Jahr im EM-Halbfinale rettete sich der Welt- und Europameister gegen einen taktisch hervorragend agierenden Gegner nur mit viel Mühe ins Elferschießen und zog über diesen Umweg doch wieder ins Finale ein. Dabei hatte in diesem Confed-Cup-Semifinale Italien eigentlich alles richtig gemacht. Man frustrierte die Spanier, anstatt sie aktiv zu ärgern. Eine etwas bessere Chancen-Verwertung, und der Plan wäre aufgegangen.

Spanien - Italien 0:0 n.V.
Spanien – Italien 0:0 n.V.

Kein europäisches Spitzen-Nationalteam ist, was das verwendete System angeht, so flexibel wie Italien. In der Vorrunde experimentierte Prandelli mit einem 4-3-2-1, in dem mit Marchisio und Aquilani zwei Achter bzw. mit Giaccherini in Wing-Back die Positionen hinter Balotelli einnahmen; danach gab es gegen Brasilien ein 4-4-1-1 mit Diamanti hinter der Solo-Spitze; dazu Candreva – tatsächlich gelernter Flügelstürmer – und wiederum Marchisio auf den Außenbahnen.

Genau angepasstes System

Gegen Spanien packte Prandelli die in Italien weit verbreitete Dreierkette in der Juve-Besetzung aus. Weil sich die Wing-Backs Maggio und Giaccherini im nominellen 3-4-2-1 aber sehr weit zurückzogen und sich Candreva und Marchisio, auf dem Papier hinter Gilardino (der den verletzten Balotelli ersetzte) dafür die zentralen Mittelfeld-Leute Pirlo und De Rossi flankierten, entstand ein 5-4-1, wie es Tahiti bei diesem Confed-Cup verwendete.

Damit passte Prandelli System und Spielweise exakt dem Gegner und den Gegenbenheiten an. Im Zentrum entstand so eine 4-gegen-3-Überzahl der Italiener. Auf der linken Abwehrseite ein 2-gegen-1, weil Arbeloa am Aufbauspiel de facto nicht teilnahm, sondern nur Querpässe auf Piqué oder Xavi ablieferte. Und auf der rechten Abwehrseite gab es im Grunde ebenfalls eine 2-gegen-1-Überzahl für Italien, weil zwar Alba sehr oft vorne auftauchte, David Silva hingegen im Halbfeld untertauchte.

Pressing der Italiener gab es allerdings keines – das war wohl aber wiederum den Gegebenheiten geschuldet. Das EM-Halbfinale gegen Portugal hat ebenso wie das CL-Semifinale von Barça gegen die Bayern gezeigt, dass es die Spanier überhaupt nicht mögen, wenn sich ein Gegner traut, sie aktiv und relativ hoch anzupressen. Bei Temperaturen um die 30 Grad und einer Luftfeuchte von an die 80 Prozent ist das aber schlicht nicht praktikabel. Weshalb Italien nach dem Motto „Frustrieren statt Ärgern“ spielte.

Spanien ratlos

Man hielt Spanien also vom eigenen Tor fern, indem man die Mitte überlud und das (ohnehin bei Spanien nur mäßig ausgeprägte) Flügelspiel unterband. Gleichzeitig wurde kein Druck auf den ballführenden Spanier ausgeübt – allerdings wurde blitzschnell umgeschaltet, sobald die Italiener den Ball hatten. Zwei schnelle Pässe in der Mitte, eine Verlagerung auf Candreva rechts oder Giaccherini links, eine Hereingabe auf Gilardino. Es war gar nicht notwendig, dass mehr als drei Italiener vorne ankamen, gegen das ungewohnt langsame Umschalten der Spanier reichte es aus, um einige gefährliche Situationen zu provozieren.

Wie überhaupt das Spiel der Spanier ungewohnt langsam und behäbig wirkte. Was womöglich auch an den klimatischen Bedingungen lag, vor allem aber zweifelsfrei daran, dass es die Italiener extrem geschickt verstanden, dem Welt- und Europameister jene Dreiecke im Aufbau zuzustellen, die für die Spanier so extrem wichtig sind – ebenso wie die Optionen auf den Steilpass. Torres rieb sich zwischen der Fünfer- und der Viererkette auf, Silva und Pedro hatten permanent drei Gegenspieler, und so fehlten von hinten heraus einfach die Optionen.

Und hinzu kam noch, dass nach dem zweiten, dritten gefährlichen Konter deutlich wurde, dass Spanien eine Heidenangst vorm schnellen italienischen Umschalten hatte und so die Risiko-Pässe nach vorne noch mehr vermied.

De Rossi zurück in die Abwehr

Für die zweite Hälfte brachte Prandelli dann Montolivo statt Barzagli. Damit rückte Daniele de Rossi ins Zentrum der Dreier-Abwehr zurück, wie er das bei der EM schon gegen Spanien und gegen Kroatien gemacht hatte. Damit hatte Italien nun drei Ballverteiler im defensiven Zentrum, außerdem gingen die Wing-Backs nun deutlich mehr nach vorne. Die Spanier waren in der ersten Hälfte so mürbe gemacht worden, dass sie dem italienischen Treiben recht wenig entgegen zu setzen hatten.

Del Bosque versuchte, den entstehenden Platz hinter Giaccherini besser zu nützen, indem er mit Jesus Navas einen echten Flügelstürmer statt David Silva brachte. Der Andalusier konnte diese Vorgabe allerdings überhaupt nicht erfüllen, er war kaum einmal ins Spiel eingebunden. In der zweiten Halbzeit hatte Italien deutlich mehr Ballbesitz als Spanien (!) und konnte so den Gesamtprozentsatz annähernd auf 50 Prozent heben.

Was auch daran lag, dass es bei den Spaniern überhaupt kein Umschalten gab. Viel zu langsam brachte man Spieler vor den Ball, das Spiel wurde nach Ballgewinn nicht beschleunigt, so konnte sich Italien problemlos stellen und so etwas wie Torgefahr kam eigentlich nie auf.

Wilde Variante von Del Bosque

Was zu Beginn aussah wie eine Taktik, die ausgelegt war, nicht zu verlieren, entpuppte sich als taugliches Mittel, gegen Spanien zu gewinnen. Dazu hätte eine der durchaus vorhandenen Torchancen der Italiener aber auch verwertet werden müssen. Das geschah nicht, darum ging es in die Verlängerung.

Verlängerung
Verlängerung

In der Vicente del Bosque etwas ganz Wildes probierte: Er brachte Javi Martínez, der bei den Bayern eine grandiose Saison als umsichtiger und de facto fehlerfreier Stabilisator im defensiven Mittelfeld absolviert hatte – und der Baske ersetzte Fernando Torres positionsgetreu.

Martínez versuchte, durch seine Laufwege Löcher im italenischen Defensiv-Verbund zu reißen, anders als Torres der eher auf Zuspiele gelauert hatte. Außerdem war er wegen seiner Kopfballstärke ein willkommener Anspielpunkt auch für lange Bälle.

Bis kurz vor Schluss kontrollierte Italien das Geschehen weiterhin recht sicher, wurde aber selbst kaum mehr wirklich gefährlich. Erst in den letzten Minuten vorm Elfmeterschießen kam man noch ziemlich ins Schwitzen, Spanien konnte trotz zwei, drei großer Chancen den Shoot-Out aber nicht mehr verhindern.

In dem alle Schützen sicher trafen, ehe mit Leonardo Bonucci der 13. Spieler scheiterte. Und Spanien damit nach 120 Minuten wohl nicht ganz verdient ins Finale gegen Brasilien einzieht.

Fazit: Italien machte eigentlich alles richtig

Wie schon letztes Jahr in Danzig war Italien auch diesmal der klare taktische Punktsieger, holte wie im Vorrundenspiel der EM ein Remis – und scheiterte letztlich im Elferschießen. Was aber nicht darüber hinweg täuschen darf, dass die Taktik von Prandelli, die von seiner gewohnt italienisch-disziplinierten Truppe fast perfekt umgesetzt wurde, punktgenau passte. Nur ein starker Casillas und eine damit verbunden nicht ausreichende Chancenverwertung verhinderte einen verdienten italienischen Sieg.

Das sah alles nicht spektuakulär aus und vor allem in der 2. Hälfte fehlte der Partie deutlich das Tempo dafür, es wirklich als großes Spiel bezeichnen zu können. Zudem wären beide in gleicher Situation in einem „echten“ Bewerbsspiel sicher mit noch etwas mehr Punch am Werk (wiewohl die tropischen Bedingungen da sicher ein verhinderndes Wort mitgesprochen hätten). Aber es war ein weiteres Beispiel dafür, dass Spanien eben doch nicht unschlagbar ist.

Für die WM nächstes Jahr ja keine ganz unwichtige Erkenntnis.

(phe)

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