Burger – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Tue, 02 Apr 2019 09:45:15 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Nina Burger: Die Grande Dame tritt ab https://ballverliebt.eu/2019/04/01/nina-burger-die-grand-dame-tritt-ab/ https://ballverliebt.eu/2019/04/01/nina-burger-die-grand-dame-tritt-ab/#comments Mon, 01 Apr 2019 10:14:03 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=15712 Nina Burger: Die Grande Dame tritt ab weiterlesen ]]> Bei 109 Einsätzen ist Schluss: Nina Burger, die Grande Dame des österreichischen Frauenfußballs, beendet am kommenden Dienstag ihre fast 14 Jahre währende Karriere in Österreichs Frauen-Nationalteam. Im Sommer kehrt sie nach vier Jahren in der deutschen Bundesliga auch zurück nach Österreich, beendet ihre Profi-Laufbahn.

Nina Burger debütierte 2005 für die ÖFB-Frauen. Damals waren jene Spielerinnen, die sich am Samstag für die U-17-EM qualifizierten, gerade einmal drei Jahre alt. Sie ist Rekord-Teamspielerin, Rekord-Torschützin, war bei der EM dabei und hat dort getroffen. Sie war die erste und ist (noch) die einzige Österreicherin mit 100 Länderspiel-Einsätzen.

Durchaus passend ist es aber für jene Stürmerin, die für so viele Meilensteine und Bestmarken bei den ÖFB-Frauen gesorgt hat, dass ihr letztes Match im Nationalteam am kommenden Dienstag auch eine Premiere sein wird.

Viel gelaufen, wenig mitgespielt

Erstmals treffen die ÖFB-Frauen nämlich auf Schweden – damit haben sie nun endgültig alle einigermaßen relevanten Nationalteams in Europa zumindest einmal auf ihrem Spielplan gehabt. Für Nina Burger wird des der Abschied im Nationalteam. 13 Jahre, 7 Monate und 8 Tage nach ihrem Debüt als 17-Jährige, die gerade drei Bundesliga-Spiele für Neulengbach absolviert hatte. Gegen Leoben, St. Margarethen und Erlaa.

Nina Burgers Debüt 2005 gegen England

„Viel Laufarbeit, aber wenig Ballkontakte“, sagt Burger heute über ihr erstes Länderspiel, das 1:4 gegen England am 1. September 2005. Wie aus der Pistole geschossen kommt auch der Austragungsort: „Amstetten!“ An viele Details ihres ersten Lehrgangs, damals noch unter Teamchef Ernst Weber, kann sie sich jedoch nicht mehr erinnern. „Ist doch schon a bisserl her“, sagt sie.

Auch, dass sie gemeinsam mit Torhüterin Bibi Reischer (damals 18 und ebenfalls von Neulengbach) und Defensiv-Spielerin Cilli Metzler (die damals 17-jährige Vorarlbergerin spielte bei Wacker Innsbruck) debütierte, hatte die Rekord-Teamspielerin nicht mehr auf dem Schirm.

Sehr wohl weiß sie aber noch, dass ihre zweites Länderspiel in Ungarn deutlich erfreulicher verlief als das erste: „3:0 gewonnen, dabei zwei Tore gemacht!“ Es sollte noch 51 weitere folgen. Rekord für Österreich. Genau wie ihre bisher 108 Länderspiel-Einsätze.

Schon länger nachgedacht

Burger, Jahrgang 1987, hatte sich schon nach der so erfolgreichen EM 2017 mit dem Halbfinal-Einzug mit dem Gedanken getragen, ihre Karriere zu beenden. Es siegte aber doch die Lust darauf, sich vielleicht auch für eine WM zu qualifizieren. Das hat nicht geklappt. Außerdem hatte sie 2018 viel mit kleineren Blessuren zu kämpfen gehabt. „Alles für sich nix Schlimmes, aber es hat mich schon daran gehindert, zu zeigen, was ich kann.“

Also wurde nach Ende der WM-Quali vereinbart: Jetzt wird mal geschaut, dass sie wieder ganz gesund wird, und beim Cyprus Cup Anfang März gibt’s dann eine Entscheidung. „Und die ist jetzt so ausgefallen, dass ich die im Herbst startende EM-Qualifikation nicht mehr absolvieren werde“, so Burger, die bei der PK mit tränenerstickter Stimme zugibt: „Jetzt grad isses ein bissl Herzschmerz.“

Heim in den Wienerwald

Ihr Klub, der Bundesliga-Mittelständler SC Sand, ist längst darüber informiert, dass es im Sommer zurück in die niederösterreichische Heimat gehen wird. Das Ende der Karriere als Berufs-Fußballerin bedeutet auch die Rückkehr ins reguläre Berufsleben – wie schon vor ihrem Wechsel nach Deutschland 2015 bei der Polizei.

Sportlich wird es beim SV Neulengbach weitergehen, jenem Klub, bei dem sie jedes ihrer zehn Bundesliga-Jahre mit dem Meistertitel abgeschlossen hat. „Das ist einfach auch ein Herzensklub für mich, dem ich sehr viel zu verdanken habe“, so Burger, die auch ankündigt: „Ich werde dem Fußball auf jeden Fall erhalten bleiben!“ Für den B-Lizenz-Trainerkurs ist sie schon angemeldet, vor allem das Training im Athletikbereich interessiert sie.

2019/20 also ein Kampf Nina Burger gegen Fanni Vago und Mateja Zver von St. Pölten um die Torjägerinnen-Krone? Burger grinst. „Najo, moi schauen…“

Rekorde mit begrenzter Lebensdauer?

Die vielen Premieren, welche die heute 31-Jährige in ihrere Karriere gesetzt hat, nimmt ihr niemand mehr weg.

  • Erstes Tor für Österreich bei einer Frauen-WM, beim 1:0 gegen die Schweiz? Check.
  • Erste Österreicherin in der besten Liga der Welt, der amerikanischen NWSL? 17 Einsätze und vier Tore für Houston im Jahr 2014, Check.
  • Erste Österreicherin mit 100 Länderspiel-Einätzen? Erreicht im März 2018, Check.
  • Erste Österreicherin mit 31 oder mehr Team-Toren? Nina hat Gerti Stallinger im April 2014 überholt, Check.
  • 72 Länderspiele hintereinander absolviert? Von November 2010 bis Juni 2018, Check.

„Mein großes Glück war, nie schlimm verletzt gewesen zu sein“, ist Burger dankbar. Diese 72 Matches am Stück dürften auch ein Rekord für die Ewigkeit sein. Ihre Aufnahme in den Legenden-Klub des ÖFB hat sie sich redlich verdient. „Sie ist ein echtes Aushängeschild für den Frauenfußball“, bestätigt ÖFB-Präsident Leo Windtner.

Manche ihrer Bestmarken haben aber wohl eine begrenzte Lebensdauer Den Titel der Rekord-Teamspielerin wird sie bei normalem Lauf der Dinge noch vielleicht anderthalb Jahre innehaben, ehe Sarah Puntigam sie eingeholt und überflügelt haben wird.

„Mein Rekord an Einsätze wird sowieso bald erreicht sein, schließlich gibt es jetzt immer zehn bis fünfzehn Länderspiele pro Jahr – als ich ins Team gekommen bin, waren es vier oder fünf“, sagt sie. Das wird auch durch die Tatsache verdeutlicht, dass die neun Spielerinnen mit den meisten Länderspiel-Einsätzen derzeit aktiv sind – während Sonja Spieler 17 Jahre für die ÖFB-Frauen am Ball war und Gerti Stallinger 15 Jahre.

Als Burger 2013 ihren 50. Einsatz absolvierte, war sie die jüngste Spielerin mit dieser Marke. Seither haben elf Teamkolleginnen diese Marke unterboten. Sarah Puntigam hat dabei sogar noch ein ganzes Jahr mit einem Kreuzbandriss verloren, das war 2011.

Und die (bisher) 53 Tore von Nina Burger? „Die werden wohl noch ein bisserl länger halten“, glaubt sie: „Einerseits ist es schon schön, diese Rekorde selbst inne zu haben. Aber andererseits würde ich mir schon wünschen, dass sie auch in absehbarer Zeit gebrochen werden. Wenn jemand meinen Tor-Rekord bricht, hieße das, dass jemand über sehr lange Zeit sehr konstant sehr erfolgreich spielt. Und das wäre gut für das Team!“ Um das sie sich aber ohnehin keine Sorgen macht, wie sie sagt. „Mädels, ihr seid’s a Wahnsinn! Ihr seid zu so viel noch fähig.“

Nici Billa, derzeit 23 Jahre alt, steht bei 20 Treffern in 52 Einsätzen. Burger hat dafür 39 Spiele gebraucht.

Der letzte ÖFB-Kader mit Nina Burger

Tor: Melissa Abiral (24, St. Pölten, 0 Länderspiele/0 Tore), Vanessa Gritzner (21, Sturm Graz, 0/0), Manuela Zinsberger (23, Bayern/GER, 54/0). Abwehr: Verena Aschauer (25, Frankfurt/GER, 63/7), Gini Kirchberger (25, Freiburg/GER, 68/1), Katharina Schiechtl (26, Bremen/GER; 45/6), Viktoria Schnaderbeck (28, Arsenal/ENG, 67/12), Carina Wenninger (28, Bayern/GER, 88/4), Laura Wienroither (20, Hoffenheim/GER, 4/0). Mittelfeld: Barbara Dunst (21, Duisburg/GER, 26/0), Jasmin Eder (26, St. Pölten, 44/1), Laura Feiersinger (25, Frankfurt/GER, 71/12), Julia Hickelsberger (19, St. Pölten, 3/0), Jenny Klein (20, Hoffenheim/GER, 12/1), Nadine Prohaska (28, Sand/GER, 92/7), Sarah Puntigam (26, Montpellier/FRA, 93/13), Sarah Zadrazil (26, Potsdam/GER, 68/8). Angriff: Nici Billa (23, Hoffenheim/GER, 52/20), Nina Burger (31, Sand/GER, 108/53), Lisa Makas (26, Duisburg/GER, 54/18), Elisabeth Mayr (22, Leverkusen/GER, 4/0), Viki Pinther (20, Sand/GER, 23/1). Teamchef: Dominik Thalhammer (48).

Und, nur so als Gag: Das war der erste ÖFB-Kader mit Nina Burger für die WM-Quali-Spiele gegen England un in Ungarn im September 2005:

Tor: Birgit Leitner (24 Jahre, Bayern/GER, 12 Länderspiele/0 Tore), Bianca Reischer (18, Neulengbach, 0/0). Abwehr: Susi Gahleitner (20, Neulengbach, 1/0), Susanne Just (20, Neulengbach, 5/0), Cäcilia Metzler (17, Innsbruck, 0/0), Katharina Pregartbauer (23, Innsbruck, 23/0), Sonja Spieler (27, Bayern/GER, 47/10). MIittelfeld: Nina Aigner (25, Bayern/GER, 24/5), Natascha Celouch (19, Neulengbach, 3/0), Melanie Fischer (19, Bayern/GER, 8/2), Irene Fuhrmann (24, Landhaus, 11/2), Mariella Rappold (17, LUV Graz, 0/0), Katrin Walzl (18, Landhaus, 1/0). Angriff: Nina Burger (17, Neulengbach, 0/0), Marion Gröbner (19, Kleinmünchen, 1/0), Maria Gstöttner (21, Neulengbach, 15/3), Gertrud Stallinger (37, Kleinmünchen, 52/30). Teamchef: Ernst Weber (56).

Die 2002er sind bei der U-17-EM

Mit einem Kraftakt haben sich die U-17-Mädchen des ÖFB für die EM in Bulgarien qualifiziert. Im letzten Eliterunden-Spiel gegen Belgien musste ein Sieg her, nach 40 Minuten lag Österreich schon 0:2 im Rückstand. Nach einer Stunde hatte man zum 2:2 ausgeglichen, in der 91. Minute gelang das entscheidende 3:2 und in der 94. Minute sogar das 4:2.

Durch diese Last-Minute-Entscheidung sind die 2002er der zweite Jahrgang nach den 1997ern, die zu einer EM fahren – diese waren sowohl bei der U-17 als auch bei der U-19 mit dabei. Dieses Jahr findet das Turnier Anfang Mai statt, am Freitag wird ausgelost.

KADER U-17 (2002): Tor: Kristin Krammer (St. Pölten), Celine Leitner (Neulengbach). Abwehr: Michaela Croatto (St. Pölten), Valentina Kröll (Innsbruck), Julia Magerl (Sturm Graz), Patricia Pfanner (Vorderland), Franziska Pittl (Innsbruck), Leonie Salzgeber (Dornbirn), Viktoria Sommer (Neulengbach). Mittelfeld: Livia Brunmair (Vienna), Katja Dorn (Sturm Graz), Sophie Hillebrand (Bergheim), Vanessa Kraker (Wolfsberg), Lilli Purtscheller (Innsbruck), Ines Sarac (Rottenmann), Cecilija Rados (Bergheim), Laura Wurzer (Innsbruck). Angriff: Chiara D’Angelo (Bodensdorf), Christina Edlinger (St. Pölten), Lara Felix (St. Pölten), Annabel Schasching (St. Pölten), Katja Wienerroither (Bergheim). Teamchef: Markus Hackl (41).

In dieser Woche hat auch die U-19 noch die Chance, sich für die EM-Endrunde in Schottland zu qualifizieren. Das wird allerdings schwierig, weil man dafür an Deutschland vorbei müsste. Die anderen beiden Gruppengegner sind Griechenland und Tschechien, zumindest vor diesen beiden sollte das Team schon landen.

KADER U-19 (2000): Tor: Andrea Gurtner (Altenmarkt), Milena Zink (Neulengbach). Abwehr: Anna Bereuter (Vorderland), Julia Mak (Sturm Graz), Sabina Milovanovic (Neulengbach), Veronika Pototschnig (Altenmarkt), Jana Sachs (Vorderland), Yvonne Weilharter (Sturm Graz, 3 A-Länderspiele). Mittelfeld: Celina Degen (Sturm Graz), Stefanie Großgasteiger (Sturm Graz), Katharina Fellhofer (Neulengbach), Jana Kofler (Bergheim), Maria Plattner (Innsbruck). Lena Triendl (Innsbruck), Claudia Wenger (Neulengbach). Angriff: Melanie Brunnthaler (Landhaus/Austria), Jessica Frieser (Sturm Graz), Lisa Kolb (Sturm Graz), Linda Mittermair (Neulengbach), Stefanie Schneeberger (Altenmarkt). Teamchef: Michael Steiner (44).

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„Radikale“ ÖFB-Frauen ziehen nach 4:1-Sieg Bilanz https://ballverliebt.eu/2018/09/05/wm-quali-bilanz-oefb-frauen-finnland/ https://ballverliebt.eu/2018/09/05/wm-quali-bilanz-oefb-frauen-finnland/#comments Wed, 05 Sep 2018 14:59:22 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=15185 „Radikale“ ÖFB-Frauen ziehen nach 4:1-Sieg Bilanz weiterlesen ]]> Nina Burger erfüllte geduldig Autogramm- und Fotowünsche, bekam von zwei jungen Fans sogar ein Buch geschenkt. Sarah Puntigam gab bestens gelaunt ein Interview nach dem anderen, Dominik Thalhammer wurde von seinen Töchtern bestens bewacht, Debütantin Yvonne Weilharter war vom Interesse an ihrer Person sichtlich etwas überrascht.

Nach dem lockeren 4:1-Sieg über Finnland zum Abschluss der WM-Qualifikation war die Stimmung war im Lager der ÖFB-Frauen sichtbar gelöst. Die erste Quali nach dem EM-Wunder endete – wie die drei davor – mit einem zweiten Platz. Zum Playoff hat es nicht gereicht. Aber es war ein schöner Abschluss. Auch, weil das finnische Team mit den neuen Elementen im österreichischen Spiel heillos überfordert war.

Österreich – Finnland 4:1 (2:1)

Das Spiel

Was genau war das, bei Österreich? Angegeben war es mit 4-1-3-2, zumeist turnte aber auch Sarah Puntigam hinten herum – wie letztes Jahr – und bildete eine Dreierkette, dann tauchten Kirchberger und Wenninger auch mal am gegnerischen Strafraum auf, während etwa Feiersinger tiefer stand und absicherte.

„Wir haben aus einer Dreierkette aufgebaut und darin viel die Positionen gewechselt, um hinter die vorderste Linie der Finninnen zu kommen“, erklärte Gini Kirchberger nach dem Spiel. Finnland spielte wie schon in Helsinki mit einem 3-4-3, in dem die nominelle Mittelstürmerin Engman hängend agierte.

Anders als im Juni spielten die Wing-Backs nun höher, so konnte Finnland die Halbfelder besser kontrollieren. Dafür waren die Schnittstellen zwischen Dreierkette und Wing-Backs offen wie ein Scheunentor. Unzählige Male chippte Österreich aus dem Mittelfeld Pässe in diesen Raum, und stets konnte sich Finnland nur damit helfen, im Zurücklaufen die Bälle – im besten Fall – irgendwie ins Seitenaus zu klären.

Aber selbst, wenn der Ball schon im Strafraum war, gelang das blinde Rausdreschen nicht immer. Wie vor dem 1:0 durch Billa, als Summanen den Ball genau auf die Füße der Torschützen „klärte“. Wie beim 2:0 durch Zadrazil, als Finnland einen Eckball nicht und nicht klären konnte. Wie beim 3:1 durch Pinther, nachdem es gleich drei Finninnen nicht schafften, Kathi Schiechtl vom Ball zu trennen. Dafür war beim 4:1 gleich überhaupt gar keine Spielerin in Blau bei Nici Billa, die mühelos traf.

Zugegeben, das ist keine ganz neue Schwäche bei Finnland.

Selbst, als sich der Rückstand immer weiter erhöhte, schob die finnische Dreierkette aber nach vorne, worduch Österreich immer wieder Raum im Rücken der Abwehr vorfand. Wenn Finnland mal aufzubauen versuchte, regierte der gepflegte Rückpass. Israel hatte beim Spiel in Österreich nicht einen einzigen Ballkontakt im ÖFB-Strafraum, für Finnland gab es (vom Tor nach einem Konter über die linke Angriffsseite abgesehen) auch keine einzige herausgespielte Torchance. Manu Zinsberger musste nur einmal eingreifen. Bei einem direkten Freistoß.

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Kein Playoff. Woran lag’s?

Mit diesem Sieg beendet Österreich die WM-Quali auf dem zweiten Platz. Wegen des Punktverlustes gegen Serbien und den beiden Niederlagen gegen Spanien ist Österreich der schwächste Gruppenzweite, nur die vier besten aus den sieben Gruppen (Holland, Schweiz, Belgien, Dänemark) spielen in Halbfinale und Finale um ein weiteres WM-Ticket.

Also, woran lag’s?

Die simple Antwort wäre: An diesem vermaledeiten 1:1 gegen Serbien. Nur: Selbst wenn es noch ein 2:1-Sieg geworden wäre, hätte es nicht zum Playoff gereicht. Um ein Tor gegenüber Dänemark. „Das 1:1 tut deswegen nicht aber weniger weh“, so Sarah Zadrazil. „Es schmerzt noch, genauso wie das 0:1 gegen Spanien – wir haben es in der eigenen Hand gehabt“, will sich Gini Kirchberger aber nicht auf (vor allem gegen Ende der Quali) einige unerwartete Resultate in den anderen Gruppen ausreden.

„Der April war ein kaputter Monat für uns“, blickt Teamchef Dominik Thalhammer zurück auf den Doppelspieltag mit dem 1:1 gegen Serbien und dem 0:1 gegen Spanien, jeweils daheim: „Vier, fünf Spielerinnen sind damals nicht fit gewesen, haben Verletzungen mitgeschleppt. Das können wir nicht auffangen.“ Und Nina Burger, die gegen Finnland wegen einer Hamstring-Verletztung erstmals seit sieben Jahren bei einem Länderspiel zusehen musste, sagt: „Den Weg können wir nicht gehen, ohne Steine überwinden zu müssen. Aber: Wir haben Fortschritte gemacht. Wir wollen dem Gegner immer voraus sein, nur so haben wir eine Chance.“

Gegner stellen sich auf Österreich ein

Nina Burger (hier im Interview mit Lukas Lorber) hat verletzt gefehlt.

Die EM hat bewirkt, dass Österreich nun nicht mehr so leicht mit dem Überraschungs-Effekt punkten kann. „Die anderen haben unsere Stärken jetzt mehr am Radar“, bestätigt Sarah Zadrazil. Die Kontrahenten überlegen sich etwas. „So wie Finnland: Die spielen seit Jahr und Tag ein 4-4-2, nur in den beiden Spielen gegen uns auf einmal 3-4-3“, so Thalhammer. Finnland hat das nur eben gar nicht gut gemacht und man hat im ÖFB-Lager hinter vorgehaltener Hand schon eingeräumt, dass diese finnische System-Adaption in der Praxis sogar ein Entgegekommen war.

Andere Gegner haben es cleverer gemacht, wie Gini Kirchberger sagt: „Viele Teams spielen gegen uns nicht mehr hinten raus, sondern schlagen die Bälle weit nach vorne. Dadurch kommen wir gar nicht mehr in unser Pressing, weil die anderen Teams sich damit dem entziehen.“ Wie etwa Serbien, aber auch Belgien  beim Cyprus Cup. Die erste Halbzeit im Heimspiel gegen Spanien war auch deshalb so gut, weil Spanien sich anpressen ließ. Und das sah so erstaunlich dominant aus, weil vor allem schwächere Teams gegen Österreich genau das in dieser Form nicht zulassen.

Thalhammers radikales Rochaden-Spiel

Den großen Knall gab es im sportlichen Sinn letzten November beim 0:4 in Mallorca, wo man mehr oder weniger mit der EM-Strategie ins Spiel ging und Prügel kassierte. Darum gibt es auch bei Österreich Adaptionen in der Spielweise, vor allem am Ballbesitz wurde gefeilt. Das betraf beim Cyprus Cup etwa die Laufwege in der Offensive. Nun, vor dem 4:1 gegen Finnland, ging es um die Positionierung in der Spieleröffnung.

„Was wir tun, ist radikal!“

„Das ist nicht nur ein bisschen neu. Was wir tun, ist radikal“, sagt Thalhammer über das nun erstmals in einem Bewerbsspiel praktizierte Rochaden-Spiel in der Abwehr. „Vorne zu rochieren, im Angriff, das ist eh üblich. Aber hinten, in der Abwehr, in der Spieleröffnung: Das ist alles andere als normal!“ Die Positionswechsel und das situative Aufrücken von Puntigam, Kirchberger und Wenninger wirkten oft noch nicht optimal abgestimmt. Dem geistig recht unbeweglichen Team aus Finnland zog man damit aber innerhalb von Minuten den Zahn.

Thalhammer: „Dass die Innenverteidiger teilweise höher stehen als die Stürmer, erfordert von den Spielerinnen Mut. Aber durch die ständigen Rochaden und den ständigen Wechsel zwischen Dreier- und Vierer-Kette bekommt der Gegner keinen Zugriff.“

4:1 gegen Finnland: Versöhnlicher Abschluss vor 1.800 Zusehern. Das ergibt einen Qualifikations-Schnitt von 2.500 Zuschauern pro Heimspiel.

Aufbruch in eine neue Zeit

Diese WM-Kampagne war für die ÖFB-Frauen ein Selbstfindungstrip. Was ist der Antrieb, jetzt wo die mediale Präsenz da ist? Wie adaptiert man das eigene Spiel, wenn einen die Gegner kennen? Und: Wie weit ist eine Steigerung auf dem individuellen Level noch realisierbar? Davon hängt schließlich auch ab, wie viel man mit Hirnschmalz kompensieren muss.

Vielleicht war es auch eine Übergangszeit: Die Zeit bis zur EM 2017 auf der einen Seite, und das inhaltlich veränderte Team in der Zeit nach der WM-Quali für 2019 auf der anderen. „Wir sind immer noch wir, so gesehen hat sich nichts geändert“, meint Sarah Zadrazil zwar, aber: „Es gab trotzdem eine extreme Weiterentwicklung.“

„Wir sind um zwei bis drei Klassen besser als noch bei der EM“, sagte Thalhammer nach dem 4:1-Sieg gegen Finnland. Im Herbst ritt man noch auf der EM-Welle, im Frühjahr kollidierten die neuen Ideen im Spielaufbau mit Verletzungen von Schlüsselkräften. Diese Phase, mit dem eher enttäuschenden Cyprus Cup und den Punktverlusten im Heimspiel-Doppel gegen Serbien und Spanien, entschieden das Playoff-Rennen zu Ungunsten Österreich.

Dabei wird aber auch die gestiegene Erwartungshaltung deutlich. Der zweite Gruppenplatz war (wie schon bei der EM-Quali 2015/16) nie auch nur im Geringsten im Zweifel. Man hat Finnland auswärts problemlos kontrolliert und daheim vernichtet. „Das Ziel war ganz klar die Qualifikation für die WM“, stellt Sarah Zadrazil klar, „aber in Europa ist alles eng beieinander. Es gibt nur acht europäische WM-Plätze. Da reicht es nicht mehr, nur gegen die Kleinen zu gewinnen.“

Europameister muss ins Playoff

Diese Aussage wird durch die ganze WM-Qualifikation untermauert. Sie bot so viele unerwartete Ergebnisse wie noch nie, und der letzte Spieltag überbot noch einmal alles.

So lag Europameister Holland in Oslo schon nach sechs Minuten 0:2 im Rückstand – durch die einzigen beiden norwegischen Torschüsse. Am Ende gewann Norwegen 2:1, überholte die Niederlande am letzten Drücker und fährt direkt zur WM, während Holland ins Playoff muss.

Auch die Schweiz verspielte am letzten Doppelspieltag mit einem 1:2 in Schottland und einem 0:0 in Polen noch den Gruppensieg. Schottland hingegen sichert sich 14 Monate nach dem überforderten Auftritt bei der EM erstmals das WM-Ticket. Das ist eine kleine Sensation. Zumal man unter Shelley Kerr zwar Fortschritte gegenüber der Zeit unter Anna Signeul machte (ja, das ist die jetzige Finnland-Trainerin). Aber man ist immer noch meilenweit davon entfernt, zur europäischen Spitze zu gehören und kommt spielerisch eher unbeholfen daher.

Besonders bitter traf es Island. Zu Beginn der Qualifikation gewann man 3:2 in Deutschland, versenkte die Playoff-Chance aber mit zwei Remis gegen Tschechien. Im letzten Spiel gegen die Tschechinnen hat Wolfsburg-Legionärin Sara Björk Gunnarsdottir beim Stand von 1:1 in der Nachspielzeit einen Elfmeter vergeben. Wäre der Ball drin gewesen, stünde Island nun im Playoff…

…und nicht die Duselschwestern aus Dänemark. Nach der Beinahe-Niederlage gegen Kroatien (1:1 in der Nachspielzeit) unterlag das Team von Trainer Lars Söndergaard daheim Schweden mit 0:1. Belgien nützte den Patzer von Island und rettete sich mit einem 2:1-Heimsieg über Italien ins Playoff. Wales kassierte in England ein 0:3 und mit den ersten Gegentoren war auch die WM-Chance dahin.

Blick in die Zukunft

Im Oktober und im November werden in zwei K.o.-Runden die Playoffs ausgespielt, mit Holland natürlich als Favoriten. Alle anderen Teams sind auf dem Markt für Testspiele, auf den sich auch Österreich wirft. Durch die Stärke in den letzten Jahren sind die ÖFB-Frauen auch für Top-Teams interessant. Es wurde noch nichts offiziell kommuniziert, aber es ist wohl sicher, dass Österreich im Herbst noch gegen ein, zwei echte Top-Teams spielt.

Und personell? Da liegt die im September 2019 startende EM-Qualifikation (die im Februar ausgelost wird) noch weit in der Zukunft. Ob Nina Burger dann, fast auf den Tag genau 15 Jahre nach ihrem Team-Debüt, weiterhin dabei ist, wird sich zeigen. Die etatmäßige Kapitänin Viktoria Schnaderbeck hat verletzungsbedingt nur 14 Liga-Spiele in den letzten zwei Jahren absolviert und musste sich zuletzt wieder einer Knie-OP unterziehen. Sollte sie sagen, „net bös sein, aber ich schau auf meine Vereinskarriere“, könnte ihr niemand böse sein.

Auf der anderen Seite drückt schon das eine oder andere Talent nach. Viktoria Pinther (19) hat gegen Finnland erstmals getroffen und geht nun in die deutsche Bundesliga. Jenny Klein (19) ist eh schon seit einem Jahr relativ fix als Ergänzungsspielerin dabei. Laura Wienroither (19) ist nach dem Kreuzbandriss von Kathi Naschenweng teamintern wohl zum Einser-Back-up für Aschauer links hinten aufgerückt und wird bei Hoffenheim sicher ihren Weg machen. Yvonne Weilharter (17) ist die erster 2000er, die im A-Nationalteam zum Einsatz kam – wenn auch in einem falsch bepflockten Trikot („Weilhartner“).

Sicher ist aber: Am Grundstock des Teams wird sich so bald nichts ändern. Diese Gruppe wird annähernd unverändert in ihre vierte Turnier-Qualifikation gehen.

Links:
4:0 in Serbien
2:0 gegen Israel und 0:4 in Spanien
1:1 gegen Serbien und 0:1 gegen Spanien
2:0 in Finnland
6:0 in Israel

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Aus Spaß am Gegner ärgern: ÖFB-Frauen eliminieren Spanien https://ballverliebt.eu/2017/08/01/frauen-em-oesterreich-spanien-viertelfinale/ https://ballverliebt.eu/2017/08/01/frauen-em-oesterreich-spanien-viertelfinale/#comments Tue, 01 Aug 2017 13:52:09 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13887 Aus Spaß am Gegner ärgern: ÖFB-Frauen eliminieren Spanien weiterlesen ]]> Mit einer über 120 Minuten sehr konzentrierten Leistung und guten Nerven im Elfmeterschießen eliminieren die ÖFB-Frauen Spanien und stehen damit sensationell im Halbfinale der Europameisterschaft. Der Schlüssel dazu war, wie schon gegen Frankreich, das die gegnerische Offensivreihe von den restlichen Spielerinnen des Gegners abschnitt.

Österreich – Spanien 0:0 n.V.

Spanien zeigte bei den bisherigen Spielen – vor allem beim 0:2 gegen England, aber auch bei der von viel Panik begleiteten, peinlichen 0:1-Niederlage gegen Schottland – die Tendenz, viel Ballbesitz zu haben, aber wenig daraus zu machen. Das war auch gegen Österreich nicht anders, allerdings auch aus viel eigenem Verschulden.

Links die spanische Offensiv-Reihe, rechts die beiden Sechser und die Abwehrkette. Dazwischen: Viel Platz für Österreich, mit disziplinierter Positionierung die Zufuhr für die Angreiferinnen aus Spanien zu kappen.

Das nominelle 4-3-3 des spanischen Teams wurde wegen der hohen Positionierung von Amanda Sampedro (eigentlich ein Achter) in der Realität eher zu einem 4-2-4. War es in der Vorbereitung – vor allem beim Algarve Cup, wo Spanien ungeheuer stark war – so, dass die Abstände zwischen den Mannschaftteilen sehr eng gehalten wurden, so war hier die Offensive durch den großen Abstand von Vornherein vom restlichen Team abgetrennt.

Jagd auf zweite Bälle

Das zwang Spanien vermehrt zu längeren Bällen aus dem Rückraum. Was wohl eine Reaktion auf die viel zu horizontale Spielweise aus dem England-Spiel war, konnte durch den großen Abstand der Mannschaftsteile hier aber nicht funktionieren. Und zwar auch, weil sich Österreich die perfekte Antwort auf diese Spielanlage des spanischen Teams parat hatte.

Die ÖFB-Frauen machten diesmal nicht so sehr Jagd auf die Ballführende, sondern auf zweite Bälle. Sprich: Wenn ein längerer Ball in Richtung der spanischen Offensive segelte, wurde konsequent auf den Abpraller gegangen. Das selbe galt, wenn eine Spanierin ein kurzes Anspiel nicht sofort unter Kontrolle bringen konnte. Sofort klebte ihr eine Österreicherin auf den Füßen, sofort war der Ball weg.

Viele Weitschüsse von Spanien

Nachdem sie sich kaum in den Strafraum kombinierten konnten, versuchten es die Spanierinnen vermehrt mit Schüssen aus der zweiten Reihe. Über den Tag hatte es in Tilburg zwei, dreimal ordentlich geschüttet – der Rasen war also alles andere als staubtrocken. Aber: Die wenigsten dieser Schüsse kamen wirklich auf das Tor, und wenn, war Zinsberger zur Stelle. Auch kleine Fehler in der Abwehr (Viktoria Schnaderbeck ließ sich z.B. zweimal etwas zu viel aus der Position ziehen, zog aber jeweils das Offensivfoul) wurden nicht genützt.

Bei Österreich wurde nach Ballgewinnen schnell umgeschaltet, im die Pässe im Offensivdrittel wurden aber oft überhastet gespielt, waren zu ungenau und damit für die spanische Defensive ohne größere Probleme zu verteidigen. Im Grunde hatte Österreich im ganzen Spiel nur zwei wirkliche Torchancen (Billa 18., Prohaska 53.) – aber laut Expected-Goals-Statistik waren diese beiden Chancen alleine gefährlicher als alle spanischen Versuche.

Man sieht also: Die Torschuss-Statistik von 20:4 für Spanien erzählt nicht einmal annähernd die ganze Wahrheit. Die vermeintliche Riesen-Chance für Burger in der 70. Minute, die den Ball etwas zu spät von Feiersinger zugesteckt bekommen hat, war übrigens Abseits – das passierte Österreich recht häufig, nämlich achtmal.

Reaktionen auf entstehende Defizite

In der zweiten Halbzeit stand Österreich als Ganzes ein wenig höher und ging nun auch vermehrt auf Ballgewinne schon im Mittelfeld los, das hieß: Gezielteres Pressing auf Losada und Meseguer im Zentrum, aber auch auf die Außenspielerinnen. Auch hier allerdings wurden die Ballgewinne oftmals nicht genützt, die für die verletzte Lisa Makas eingewechselte Nadine Prohaska beispielsweise verlor relativ viele der gut erkämpften Bälle schnell wieder. Und mit Fortdauer des Spiels fand auch das Nachrücken aus dem Mittelfeld nicht mehr wie gewünscht statt, das monierte Teamchef Dominik Thalhammer in der 72. Minute auch lautstark.

Vermutlich als Reaktion darauf – also, um Spanien in Umschaltphasen nicht zu große Räume zwischen Mittelfeld und Angriff anzubieten – und wegen der in dieser Phase bemerkbaren Häufung von eher billigen Fouls, um spanische Gegenstöße zu verhindern, wurde in dieser Phase vermehrt auf 5-4-1 umgestellt. Also auf jenes System, das Österreich auch gegen Frankreich mit hoher Präzision und mit großem Erfolg eingesetzt hatte.

Österreichische Fünfer-Abwehr (links) und davor das Vierer-Mittelfeld: Kein Platz und keine Anspielmöglichkeit für Spanien im Raum zwischen den beiden Ketten.

Thalhammer meinte am Tag nach dem Spanien-Spiel sinngemäß, dass es seinem Team eine diebische Freude bereiten würde, wenn es gelingt, dass sich starke Gegner daran die Zähne ausbeißen würde. Das Stellen von Deckungsschatten (Aufgabe der Mittelfeld-Kette) und das Herstellen des richtigen Abstands der beiden Ketten (Aufgabe der Abwehr-Kette) funktionierte auch gegen Spanien annähernd perfekt.

Kleine Adaption in der Verlängerung

Verlängerung: Österreich im 5-3-1-1

Auch nach 90 Minuten hatte kein Team ein Tor erzielt, so ging es in die Verlängerung. Auch dort aber veränderte Spaniens Trainer Jorge Vilda die Spielanlage und auch das System seines Teams nicht: Sogar die eingewechselte Alexia Putellas, eigentlich eine Flügelstürmerin, übernahm genau die Sechser-Position von Vicky Losada, für die sie eingewechselt worden war.

Dominik Thalhammer jedoch adaptierte das System sehr wohl: Aus dem 5-4-1 wurde immer mehr ein 5-3-1-1, in dem Laura Feiersinger sich zentral zwischen dem Mittelfeld und Stürmerin Nina Burger positionierte. Daran änderte sich auch nichts, als Viktoria Pinther (eigentlich eine klare Sturmspitze) für Sarah Zadrazil eingewechselt wurde: Pinther reihte sich genau auf der Zadrazil-Position ein und rückte auch in die Mitte, wenn sich Feiersinger situativ wieder zurück in ihre Position im rechten Mittelfeld fallen ließ.

Gemeinsam mit Nina Burger presste Feiersinger weiterhin auf Meseguer und Putellas und nahmen ihnen so die Zeit für gezielte lange Bälle. Aber auch ganz vorne blieben sie aktiv: Noch in der 115. Minute lief Burger die spanische Torfrau Panos in hohem Tempo an, als diese einen Ball nicht sofort unter Kontrolle brachte.

Spanien versuchte es weiterhin vor allem mit Weitschüssen, die auch immer den Geruch von Gefahr hatten, aber praktisch immer nicht genau genug waren. Genau gepasst hätte nur ein Heber der eingewechselte Torrecilla in Minute 115, da war Zinsberger allerdings gerade noch zur Stelle.

So wie auch danach beim Elfmeter von Silvia Meseguer – das war, neben den fünf verwandelten Versuchen von Feiersinger, Burger, Aschauer, Pinther und Puntigam der Schlüssel zum Sieg im Elfmeterschießen.

Fazit: „Diese Mannschaft hat’n Plan!“

ARD-Kommentator Bernd Schmelzer kam nach dem Spiel mit einer begeisterten Miene in den Medienbereich unterhalb der Tribüne: „Da hat man’s wieder gesehen: Diese Mannschaft hat’n Plan!“ Und dieser wurde auch gegen Spanien immer wieder leicht adaptiert und neuen Gegebenheiten bzw. dem Kraftlevel des Teams angepasst.

Spaniens Teamchef Jorge Vilda hingegen änderte über 120 Minuten nur das Personal, aber weder wurde die Spielanlage geändert, noch das System – und auch an dem großen Loch zwischen Aufbau und Offensivreihe hat sich nichts geändert. Im Mittelfeld wurde durchaus versucht, vertikal zu agieren, aber es fehlten vorne die freien Anspielstationen.

Österreich ließ sich nie aus der Ruhe bringen, machte diszipliniert die Räume eng und hielt Spanien überwiegend bei Weitschüssen. Dass man selbst nur selten Torgefahr erzeugen konnte, rüttelte nicht am Vertrauen der ÖFB-Frauen in ihre grundsätzlichen Stärken – das sah man dann auch beim Elfmeterschießen.

Vor allem dort sprach aus den Gesichtern der österreichischen Schützinnen die Freude an ihrem Tun, und nicht die Angst vor dem Scheitern.

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1:1 gegen Frankreich – wieder zeigen ÖFB-Frauen auf https://ballverliebt.eu/2017/07/23/oesterreich-frankreich-frauen-em-remis/ https://ballverliebt.eu/2017/07/23/oesterreich-frankreich-frauen-em-remis/#comments Sat, 22 Jul 2017 22:39:33 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13803 1:1 gegen Frankreich – wieder zeigen ÖFB-Frauen auf weiterlesen ]]> Österreichs Fußballerinnen haben bei der Frauen-EM auch im zweiten Spiel für Aufsehen gesorgt: Gegen den Titelkandidaten Frankreich erreichten die ÖFB-Frauen ein erstaunliches 1:1, womit die Tür zum sensationellen Viertelfinal-Einzug nun schon relativ weit offen steht. Wie schon beim Auftakt-Sieg gegen die Schweiz waren auch gegen Frankreich die passende Taktik und das Quäntchen Glück entscheidend.

Österreich – Frankreich 1:1 (1:0)

Mit einer zweigeteilten Taktik gingen die ÖFB-Frauen in ihr zweites EM-Spiel: Abwechselnd tief stehen und hoch Druck ausüben war die Devise. Für diese zwei verschiedenen Spielanlagen kamen auch zwei verschiedene Systeme zum Einsatz.

Zwei Systeme

Variante mit Viererkette

Wenn Österreich agierte, hoch stand und die französische Eröffnung anpresste, geschah das aus einem 4-2-3-1 heraus, dass auch schnell zu einem 4-4-2 werden konnte (Billa rückte dann von der Zehn nach vorne). So ergaben sich geschickte Anlaufwinkel auf die eindimensionale und vorhersehbare Spieleröffnung des französischen Teams.

Wenn Österreich defensiv agierte, rückte Puntigam aus dem Mittelfeld zurück – allerdings, wie in dieser Variante schon öfter gesehen und üblich, nicht zwischen die beiden Innenverteidigerinnen, sondern zwischen Kirchberger und der Linksverteidigerin Aschauer. Billa nahm dann den Platz im Mittelfeld-Zentrum ein und Österreich machte mit einem 5-4-1 die Räume eng.

Dass die Variante 5-4-1 deutlich mehr Spielzeit bekam als die Variante 4-2-3-1, lag auch am Spielverlauf – und an der Art und Weise, wie das französische Team spielt, wenn es das Spiel gestalten muss.

EINSCHUB: Das französische Team

Dazu muss man etwas ausholen. Frankreich ist grundsätzlich ein Team, das den Ball gerne hat und dem Gegner das Spiel aufdrücken will. Das war schon unter den früheren Trainern Bini und Bergeroo so, das hat sich unter Echouafni – zumindest gegen auf dem Papier unterlegene Teams – nicht geändert. Vor allem aber, wenn Frankreich gegen ein gutes Team spielt, das defensiv agiert, gibt es Probleme bzw. eindeutige Auffälligkeiten.

Hier die Passweg-Grafik von der zweiten Halbzeit gegen England beim SheBelieves-Cup im März – England versuchte da, eine Führung mit einer defensiven Spielweise über die Zeit zu bringen.

Man sieht: Viel Herumgefummel an den Außenbahnen und wenig Ideen, um durch Ketten durch in den Strafraum zu kommen. Unter Echouafni hat sich (anders als beim Spiel gegen England praktiziert) aber eher ein 4-1-4-1 eingebürgert.

Beim Test gegen Südafrika – also ein deutlich unterlegenes Team, gegen das Frankreich sehr viel Ballbesitz hat – spielte zwar Sandrine Toletti statt Amandine Henry auf der Sechs, aber das Prinzip ist auch mit Henry sehr ähnlich. Der Aufbau bei Frankreich funktioniert vornehmlich über die Außenverteidiger, im Zentrum wird das Spiel nur verlagert – von der einen Seite zur anderen und, wenn dort nix weitergeht, wieder zurück zur einen.

Wenn man um diese französischen Eigenheiten weiß – viel Zusammenspiel auf den Flügeln, wenig konkreter Aufbau im Zentrum und, wenn die Ideen ausgehen, eher sinnlose hohe Flanken – kann man sich wunderbar darauf einstellen. Und genau das hat ÖFB-Teamchef Dominik Thalhammer gemacht.

Lass sie ruhig den Ball haben

Frankreichs Trainer Olivier Echouafni brachte ein recht klares 4-3-3 auf das Feld, in dem zunächst Delie (eigentlich Mittelstürmerin) rechts agierte, dafür Thiney (eigentlich auf dem Flügel daheim) im Zentrum. Dieses Trio versuchte, sich zwischen den beiden österreichischen Ketten so zu bewegen, dass sie Löcher rissen und diese dann bearbeiten konnten. Die Österreicherinnen spielten in ihrem 5-4-1 aber extrem diszipliniert und auch kompakt, dass der französische Angriff kaum zur Geltung kam.

Im Gegenteil: Frankreich wurde durch den österreichischen Riegel dazu gezwungen, das Spiel rund 35 bis 40 Meter vor dem Tor von Manuela Zinsberger sehr horizontal anzulegen. Das bedeutete viel Ballbesitz (rund zwei Drittel) bei wenig Raumgewinn. Das Motto schien quasi zu sein: Lass den Französinnen ruhig den Ball, wenn wir diszipliniert stehen, wird nicht viel passieren.

Nadelstiche gegen Panik-anfällige Spielerinnen

Eine Schüttelfrost-Taktik – also tatsächlich alle paar Minuten konsequent zwischen den beiden Spielanlagen hin- und herwechseln – gab es nicht. Eher wurden immer mal wieder Nadelstiche gesetzt, denn noch etwas ist bei Frankreich bekannt: Die Zentralverteidigung (vor allem Renard) und Torhüterin Bouhaddi verfallen schnell in Panik, wenn sie angepresst werden.

Bouhaddi verbockte alleine in der ersten Halbzeit zwei Abstöße, die postwendend wieder gefährlich auf ihr Tor zurück kamen. Das war nicht überraschend. Sehr wohl überraschend war aber, dass sich das bei Standards eigentlich recht gute französische Team nach einer halben Stunde von einem Einwurf übertölpeln ließ. Lisa Makas zog von der Strafraumgrenze ab, traf und brüllte sich den geballten Frust von zwei Seuchenjahren (18 Monate out wegen zwei Kreuzbandrissen) von der Seele.

Kraftschwund nach der Pause

Nach der Halbzeitpause kam Frankreich relativ schnell nach einem Eckball zum Ausgleich (Zinsberger war etwas zu klein, Schnaderbeck stand gegen Henry nicht richtig). Angesichts der Spielanteile nicht ganz unverdient, aber aus österreichischer Sicht natürlich ärgerlich.

In der Folge merkte man bei Österreich so zwischen der 60. und 70. Minute – wie schon gegen die Schweiz – dass das laufintensive und in seiner Diszipliniertheit sehr fordernde Spiel gegen einen starken Gegner seinen Tribut forderte: Die beiden Ketten gingen in einigen Situationen zu weit auf. Das erlaubte es den Französinnen – wo in der Offensive mittlerweile die angestammten Positionen eingenommen wordern waren, also Delie zentral und Le Sommer bzw. Thiney und dann Diani auf den Flügeln – sich konkreter in Richtung österreichisches Tor zu spielen.

Hier zeichnete sich aber einige Male Manuela Zinsberger aus, die gefährliche Schüsse entschärfte. Da die grundsätzliche Taktik allerdings funktionierte, brachte Trainer Thalhammer nur frischen Ersatz, nahm aber keine Verschiebungen vor. Heißt: Pinther ersetzte die müdegelaufene und vorne etwas isolierte Burger. Prohaska löste Makas ab und zog wie gewohnt etwas mehr ins Zentrum als die Torschützin. Und Eder nahm genau die Position der sichtlich kaputten Billa ein.

Mit etwas Glück in der Schlussphase bei einigen französischen Angriffen brachte Österreich das 1:1 dann auch drüber.

Fazit: Guter Plan und das nötige Glück

Natürlich braucht es auch eine Portion Glück, um gegen einen so starken Gegner in einem Pflichtspiel einen Punkt zu holen. Das hatte Österreich durchaus. Aber man neutralisierte auch über weite Strecken, so gut es eben ging, das französische Aufbauspiel. Das Trainerteam erarbeitete gegen Frankreichs Spielanlage die richtige Taktik und das Team setzte diese, so lange es kräftemäßig drin war, auch diszipliniert um.

Der Lohn für die gute Arbeit bisher ist, dass es schon wirklich sehr gut mit dem Viertelfinale aussieht. Dieses ist Östererich nämlich nur noch dann zu nehmen, wenn die Schweiz am letzten Gruppenspieltag gegen Frankreich gewinnt (was sehr unwahrscheinlich ist) und Österreich gleichzeitig noch höher gegen Island verliert. Aktuell ist übrigens Frankreich Tabellenführer: Bei einem Unentschieden im direkten Duell und gleichter Tordifferenz entscheiden die weniger erhaltenen gelben und roten Karten.

Da hat Österreich bisher drei, Frankreich nur zwei. Island, Österreichs Gegner im letzten Gruppenspiel am Mittwoch, ist übrigens nach dem 1:2 gegen die Schweiz bereits fix ausgeschieden.

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1:0 bei Frauen-EM-Debüt: Historischer Sieg der ÖFB-Frauen https://ballverliebt.eu/2017/07/18/frauen-em-oesterreich-schweiz-historischer-sieg/ https://ballverliebt.eu/2017/07/18/frauen-em-oesterreich-schweiz-historischer-sieg/#comments Tue, 18 Jul 2017 19:15:00 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13749 1:0 bei Frauen-EM-Debüt: Historischer Sieg der ÖFB-Frauen weiterlesen ]]> Mit einer bärenstarken ersten Hälfte und einem enorm willensstarken Auftritt nach dem Seitenwechsel kommen die ÖFB-Frauen bei ihrem ersten großen Turnier-Spiel überhaupt zu einem 1:0-Sieg über die Schweiz. Dieser gelang, weil man selbst seine Stärken lang genug auf den Rasen brachte und man so den Gegner entnervte.

Die große Schwäche des Teams aus der Schweiz – das vor zwei Jahre im WM-Achtelfinale stand – ist die langsame Innenverteidigung. Die Österreicherinnen – allen voran Nina Burger und Nici Billa – pressten also von der ersten Minute an die routinierte Caro Abbé, die große Rahel Kiwic und die Torhüterin Gaëlle Thalmann an.

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Schweiz gehetzt und unterlegen

So hatte die Schweiz zunächst nie die Gelegenheit, sich wunschgemäß zu stellen, um das Tempo und die individuelle Klasse der Offensivkräfte auszuspielen. Das 4-1-3-2 der Schweiz lässt traditionell die defensiven Halbräume sehr weit offen, speziell bei Ballverlusten im Mittelfeld. Auch diesen Schwachpunkt nützte Österreich gut aus, indem schnell in diesen freien Raum aufgerückt wurde. Vor allem Sarah Puntigam tat sich dabei hervor.

Durch das hohe Pressing und den Umstand, dass Österreich überall auf dem Platz praktisch sofort Überzahl in Ballnähe hatte, wurde die Schweiz sichtlich verunsichert. Trainerin Martina Voss-Tecklenburg sagte zwar nach dem Spiel auf SRF, dass man genau gewusst hätte, wie Österreich spielen würde. Hat aber nicht danach ausgesehen.

Führung und Spielweise zeigen Wirkung

Nach zehn Minuten und einer kleinen Unterbrechung – Lisa Makas bekam den Turban nach dem Ellbogen-Einsatz von Crnogorcevic – ließ Österreich erstmals ein wenig vom Druck ab, stellte sich und erwartete die Schweizerinnen. Diese ließen sich ein wenig locken und wurden promt für eine Nachlässigkeit im eigenen Sechserraum bestraft: Ballgewinn, schneller Pass von Zadrazil auf Burger, Tor (15.).

Auch bei der 20-Minuten-Marke ließ sich das druckvolle österreichische Team wieder etwas fallen, zuweilen mit Puntigam zwischen Kirchberger und Aschauer. Die schnellen Schweizerinnen – Ramona Bachmann war im Übrigen am Flügel aufgestellt, erst rechts, dann halb durch die erste Halbzeit auf links, gegen die lange Schiechtl – bekamen so nicht den Raum zwischen den Linien, in dem sie so großen Schaden anrichten können.

Die Folge des ungemütlichen Spiels der Österreicherinnen: Die Akteure aus der Schweiz legten sogar schon Pässe daneben, wenn sie nicht unter Druck standen. Die ÖFB-Frauen hatten zwar kaum wirkliche Torchancen, aber sie ließen der Schweiz deren Stärken zu keinem Zeitpunkt der ersten Hälfte ausspielen.

Auch individuell stark

Neben der umsichtigen Puntigam glänzte bei Österreich vor allem Laura Feiersinger. Sie zeigte defensiv eine herausragende Leistung mit einem überragenden Stellungsspiel; sie war im Umschaltspiel auf die Offensive immer einen Schritt schneller als ihre Gegenspielerinnen, sie setzte permanente Impulse und lief wie aufgezogen.

Auch Sarah Zadrazil muss man hervorheben. Offensiv war es vom Assist abgesehen nicht ihre beste Partie, aber defensiv war sie stark und es waren vor allem wieder die kleinen, unauffälligen Dinge, die sie so wertvoll machen – das Nachgehen nach einer eigenen Ecke, um einen gezielten Schweizer Befreiungsschlag zu verhindern, oder das Ziehen eines billigen Fouls, um eine Schweizer Druckaktion zu beenden.

Leider hat sich Zadrazil gegen Ende am Knöchel verletzt, vermutlich ist ihr Turnier schon vorbei. Auch die recht offensichtliche Gehirnerschütterung bei Lisa Makas hat nicht gut ausgesehen. War also wohl ein Pyrrhus-Sieg.

Anderes Spielgesicht nach einer Stunde

In der 57. Minute reagierte Martina Voss-Tecklenburg auf die chaotische Leistung mit einem Doppelwechsel (Abbé und Humm raus), drei Minuten später musste Kiwic per roter Karte aus dem Spiel: Sie hatte als letzte Abwehrspielerin Nina Burger umgerissen. Brunner kam für Reuteler. Nach dieser hektischen Phase bekam das Spiel dann ein völlig anderes Gesicht.

Die Schweiz ging nun mit einem 4-2-3 volles Risiko, bei Österreich – wo in dieser Phase nach einer Stunde extrem intensiven Spiels merkbar die Kräfte nachließen – wurde das Spiel entsprechend der neuen Schweizer Formation und des gesteigerten Drucks des Gegners adaptiert.

Billa nämlich ging nun aus dem Mittelfeld nach vorne, Prohaska rückte eher ein wenig ein (Makas war zuvor mehr an der Linie geblieben) und es wurde vor allem im Zentrum auf Ballgewinne gegangen. So wollte man die sich nun noch weiter öffnenden Räume in der Schweizer Defensive nützen, obwohl mit Brunner und Wälti nun zwei deutlich mobilere Innenverteidiger auf dem Platz standen als die beiden Immobilien Abbé und Kiwic zuvor.

Dafür kam ein Stilmittel nun sehr häufig zum Einsatz, das im April im Lehrgang vor dem Testspiel in England vermehrt eingeübt wurde: Die Chips aus dem Mittelfeld gegen eine aufrückende Abwehr-Kette. Vier-, fünfmal gelang es Österreich damit, die Schweizer Abwehr zu testen oder gar auszuhebeln, aber die äußerst aufmerksame Torhüterin Thalmann kam stets gut heraus.

Hektische Schlussphase

Viel Plan war im Vorwärtsgang bei der Schweiz zwar auch in der Schlussphase nicht zu erkennen – Bachmann verlor sich oft in aussichtslosen Dribblings, Pässe landeten irgendwo im Nirgendwo, Chancen waren eher Zufallsprodukte – aber die eine oder andere gefährliche Situation hatte Österreich dann doch zu überstehen. Dazu kam noch einmal Glück dazu, als Referee Bibiana Steinhaus einen von Aschauers Ellbogen abgefälschten Schuss nicht als absichtliches Handspiel wertete.

Nach 77 Minuten kam die etatmäßige Kapitänin Viktoria Schnaderbeck (die wegen einer Knieverletzung nicht von Beginn an spielen konnte) für Schiechtl ins Spiel, wenig später brachte Thalhammer auch Pinther für Billa – und just eine Minute später verletzte sich Sarah Zadrazil. Damit musste auch Österreich in den letzten zehn Minuten zu zehnt überleben.

Österreich ging in dieser Schlussphase auf ein 5-3-1 über, in dem man den Strafraum möglichst frei von Schweizerinnen halten wollte. Burger war nun die Alleinunterhalterin ganz vorne, die eingewechselte Pinther (eigentlich eine Sturmspitze) musste auf der linken Seite für die Balance sorgen.

Weil sich die ÖFB-Frauen sensationell gegenseitig unterstützten, Torhüterin Manuela Zinsberger stets die Ruhe bewahrte und diese auch zu jedem Zeitpunkt ausstrahlte, und weil die Brechstangen-Versuche der Schweizerinnen immer mehr an Genauigkeit vermissen ließen, klappte es aber doch mit dem historischen Sieg beim ersten großen Turnier-Spiel.

Fazit: Der bessere, ausgeklügeltere Plan hat gewonnen

Österreich – das Team mit dem jüngsten EM-Kader (23,3 Jahre) und einer mit 24,1 Jahren auch im Vergleich extrem jungen Startformation (nur Wenninger und Burger sind älter als 25 Jahre) – agierte eine Stunde lang extrem abgebrüht, unbeeindruckt vom großen Anlass und mit einer Selbstverständlichkeit, als wäre man alle zwei Jahre wie selbstverständlich bei einem großen Turnier dabei. Das ist, noch mehr als das Ergebnis, das eigentlich Unglaubliche an diesem EM-Debüt.

Das Team aus der Schweiz – wohlgemerkt, 11 der 14 eingesetzten Spielerinnen spielten 2015 ein WM-Achtelfinale vor 54.000 Zusehern – wirkte wie überrannt von der extrem präzise eingestellten und sehr aggressiv auftretenden österreichischen Mannschaft. Das erging schon Australien so, auch Finnland, auch Norwegen, auch Dänemark – erstaunlich, dass es die vermeintlich großen und auf jeden Fall ambitionierten Teams immer noch nicht verstanden haben.

Der Sieg ist verdient, weil Österreich eine Stunde lange einen exakt ausgearbeiteten Plan hatte und diesen annähernd perfekt umgesetzt hat. Und weil die Schweiz danach nur mit Brechstange und Wucht zu antworten gewusst hat. Die Schweiz, wo das Viertelfinale als Minimalziel ausgegeben worden ist, kann sich im Grunde schon mehr oder weniger als in der Vorrunde gescheitert betrachten. Für Österreich ist das Viertelfinale nun absolut möglich.

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Mit einem Hauch von Streich, Risiko der ÖFB-Frauen aber nicht belohnt – 1:2 in Turku https://ballverliebt.eu/2013/09/27/mit-einem-hauch-von-streich-risiko-der-ofb-frauen-aber-nicht-belohnt-12-in-turku/ https://ballverliebt.eu/2013/09/27/mit-einem-hauch-von-streich-risiko-der-ofb-frauen-aber-nicht-belohnt-12-in-turku/#comments Thu, 26 Sep 2013 22:32:52 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9539 Mit einem Hauch von Streich, Risiko der ÖFB-Frauen aber nicht belohnt – 1:2 in Turku weiterlesen ]]> Wer eine Chance auf das WM-Play-Off haben will, muss Spiele gewinnen – sie nicht zu verlieren, kann schon zu wenig sein. Dementsprechend spielten die ÖFB-Frauen auswärts bei EM-Teilnehmer Finnland, dem Hauptgegner um Platz zwei in der Gruppe, auch voll auf Sieg, gingen aber mit einem 1:2 und ganz ohne Punkte vom Platz. Auf dem Weg zur WM ein fast nicht mehr gutzumachender Rückschlag. Auf dem Weg zu einer auch spielerisch guten Mannschaft aber ein wichtiger Schritt nach vorne.

Finnland - Österreich 2:1 (1:0)
Finnland – Österreich 2:1 (1:0)

Anstoß, Ball auf die rechte Seite, Hereingabe, Schuss von Zadrazil – schon die ersten 24 Sekunden beim WM-Quali-Spiel in Turku waren deutlich konkreter als das meiste, was beim trotz des klaren Ergebnisses eher mauen 4:0 in der Start-Partie gegen Bulgarien. Wie generell vieles sehr viel besser aussah, im Spiel beim EM-Teilnehmer Finnland.

Österreich zuweilen in einem 3-1-6

Finnland spielte, anders als bei der EM, nicht in einem extrem defensiven 4-4-1-1, sondern stellten, wenn in Ballbesitz, eine der zentralen Mittelfeld-Spielerinnen – Emmi Alanen, in diesem Fall – höher, was beiden Stürmerinnen eine höhere Positionierung erlaubte (wiewohl es zumeist Engman war, die immer vorne blieb). Gegen den Ball wurde es ein klares, typisch nordisches 4-4-2.

Bei Österreich hingegen kam eine schon im Test gegen Belgien gezeigte Variente wieder zum Einsatz: Die abkippende Sechs. Gegen das Kanonenfutter aus Bulgarien war das nicht nötig gewesen, aber gegen Finnland kippte Viki Schnaderbeck, die diesmal die teil deutlich tiefere Postion im zentralen Mittelfeld spielte, wieder zwischen die Innenverteidigerinnen zurück. Was Vorteile hatte, aber nicht optimal funktionierte.

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Wenn Schnaderbeck abkippte, entstand ein 3-1-6 gegen das finnische, kompakte 4-4-2

Mit der Kapitänin als Quasi-Libero rückten die Außenverteidigerinnen extrem weit auf und die Mittelfeld-Außen extrem weit ein, während zwischen diesen beiden Reihen nur noch Sarah Puntigam übrig blieb – quasi ein 3-1-6. Finnland stand in diesen Situationen mit zwei Viererketten relativ eng und seht kompakt. Die beiden Stürmerinnen Engman und Talonen gingen das Defensiv-Trio überhaupt nicht an, was Österreich die Ballkontrolle erleichterte, aber aufgrund der großen Abstände waren in letzter Konsequenz längere Bälle vonnöten. Der Raum zwischen den Ketten wurde zu wenig bearbeitet.

Der SC Freiburg unter Streich
Der SC Freiburg unter Streich: Von der Formation her sah das ziemlich ähnlich aus.

Von der Idee erinnert das sehr an den SC Freiburg unter Christian Streich, der im Aufbau mit einer sehr ähnlichen Formation spielen lässt: Auch bei ihm kippt die Sechs ab, rücken die AV weit auf und bleibt der Achter am Mittelkreis; allerdings stehen bei Streich die Mittelfeld-Außen hinter den Stürmern, nicht mit ihnen auf einer Reihe.

Interessant: Obwohl „3-1-6“ nach absolutem Hochrisiko klingt, war das die Formation und waren das die Situationen, in denen Österreich am allerwenigsten Angst vor den generell nicht besonders kreativen und auch nicht besonders angriffslustigen Finninnen haben musste.

Druck und Risiko

Kurioserweise waren eigene Standards bei Österreich aber immer mit drohender Höchstgefahr verbunden. Schon in der ersten Halbzeit wurde dabei nämlich hohes Risiko gegangen: Eine Spielerin am Mittelkreis, eine vorm gegnerischen Strafraum – das war’s aber manchmal schon mit der Absicherung.

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Schon in der 1. Halbzeit wurde bei eigenen Standards fast alles nach vorne geworfen.

Nun sind Standards schon mal grundsätzlich nicht die ganz große Stärke des ÖFB-Teams und in der 19. Minute konnte ein finnischer Konter nur mit größter Mühe und dank einer beherzt mit nach hinten laufenden Laura Feiersinger zur Ecke für Finnland geklärt werden.

Hohen Druck auszuüben klappte aus dem Spiel heraus besser, vor allem dank einer wirklich starken Leistung von Sarah Zadrazil, die gegenüber dem Bulgarien-Match statt Lisa Makas in die Mannschaft gerückt war. Sie presste gut auf die finnische Innenverteidigung und auch Torfrau Korpela – fast immer waren Panik-Abschläge und damit Ballgewinn für Österreich die Folge. Nina Burger verschob mehr horizontal, übte Druck auf die finnischen Außenverteidiger aus und versuchte, die Flügelspielerinnen zu unterstützen.

So konnten zwar nicht Torchancen am laufenden Band produziert werden, man hielt Finnland aber sehr gut aus der eigenen Hälfte draußen.

Finnland mit bekannten Stärken

Die Erkenntnisse von der EM waren recht klar und Finnland bestätigte sie auch in diesem Spiel: Wenig Phantasie im Zentrum, aber körperlich gut und außerdem gefährlich bei Standardsituationen. Die 19-jährige Nora Heroum, die gegenüber der EM (wo sich im Zentrum und am rechten Flügel spielte) auf die linke Seite gerückt war, wurde von Feiersinger und Manhart komplett kaltgestellt, umso gefährlicher war allerdings Marianna Tolvanen auf der anderen Außenbahn. Sie verwickelte Verena Aschauer in 1-gegen-1-Situationen und behielt dabei zumeist die Oberhand, ebenso wie gegen Nadine Prohaska.

Die ganz eng vor's Tor gezogenen Eckbälle waren Finnlands größte Waffe. So fiel auch das 1:0 für die Gastgeber.
Die ganz eng vor’s Tor gezogenen Eckbälle waren Finnlands größte Waffe. So fiel auch das 1:0 für die Gastgeber.

Die wenigen finnischen Chancen in der ersten Halbzeit: Flanke von Tolvanen (14.), Engman nach einer Ecke (26.), Tolvanen nach Solo gegen Prohaska und Puntigam (31.). Und aus. Mehr war nicht – bis zur 42. Minute, als eine weitere fies praktisch auf die Torlinie gezogene Flanke von Kristler an die Latte gelenkt wurde, von dort direkt Westerlund auf die Füße (nicht Engman, wie fälschlicherweise offiziell angegeben) – und drin war der Ball.

Beim ersten Mal, als diese Variante so kam – eben in der 26. Minute – unterlief Kristler den Ball. Ihr einziger kleiner Fehler: Ansonsten hatte sie den Strafraum sicher im Griff.

Finnland verwaltet…

Mit der Führung im Rücken sah Finnland nach dem Seitenwechsel natürlich wenig Veranlassung dazu, die Spielanlage zu ändern. In dieser Phase hatte Österreich wie gehabt viel vom Ball, versuchte damit aber vor allem durch das Zentrum durchzukommen. Das ging erstaunlicherweise gar nicht sooo schlecht, wenn man bedenkt, dass Finnland da eigentlich am sichersten steht. Alleine: Wenn es um den letzten Pass ging, war Österreich oft ein wenig zu zaghaft, fehlte auch ein wenig die Übersicht. Es mag auch eine Kraftfrage gewesen sein, dass im Umschalten das Tempo zu fehlen begann. Abschlüsse wurden zu überhastet und zumeist von außerhalb des Strafraums versucht.

Auch mögliche Abspiele auf die an der Abseitslinie lauernde Nina Burger wurden gerne verpasst. Finnland erkannte in dieser Phase vermehrt die eigenen Vorteile in Sachen Zweikampf und versuchte, Österreich in mehr solche zu verwickeln. In der 57. Minute traute sich Stürmerin Talonen auch zum allerersten Mal, die Dreierkette mit der abgekippten Schnaderbeck anzugehen.

…und wird bestraft

Dafür war Tolvanen, in der ersten Hälfte noch einziger finnischer Gefahrenherd, kein echter Faktor mehr. ÖFB-Teamchef Thalhammer brachte schon recht früh in der zweiten Halbzeit Jenny Pöltl statt Prohaska und wie schon gegen Bulgarien war die burgenländische US-Legionärin ein belebendes Element. So war Tolvanen mehr gebunden und kam nicht mehr so zur Geltung. Kurz nach ihrer Einwechslung kam auch endlich mal eine vernünftige Flanke – bei diesen hatte Finnland bei der EM ja die größten Schwächen gezeigt.

Der Scout vom franzöischen Verband interessierte sich vor allem für die finnischen Standards. Die filmte er mit seinem iPad.
Während das französische Team 4:0 in Kasachstan gewann, filmte der französische Scout eifrig finnische Standard-Situationen mit seinem iPad.

Zum Ausgleich brauchte es letztlich aber einen Energieanfall von Viktoria Schnaderbeck, die an der rechten Strafraumkante alleine durch zwei finnische Verteidigerinnen durchging, einen Stanglpass zur Mitte schickte und Nina Burger zum 1:1 traf. Angesichts der gezeigten Initiative des Teams in rot bzw. der fehlenden solchen beim Team in weiß: Absolut verdient. Bei Finnland zeigte der Treffer zunächst auch merklich Wirkung.

Österreich wird nicht belohnt

Statt nun auf halten zu spielen, gab Österreich nach dem Ausgleich weiter Vollgas. Logisch und richtig: Denn will man unter die vier besseren der sieben Gruppenzweiten kommen, sind drei Auswärtspunkte in Finnland besser als einer. Zwei Minuten nach dem Ausgleich hatte Pöltl nach einer Hereingabe von Zadrazil die Chance auf die Führung, Korpela hielt aber.

In Minute 86 kam Finnland zu einem Entlastungsangriff, es war der erste wirklich ernsthaft zu Ende gespielte Angriff in der zweiten Halbzeit. Eine Flanke von Noksko-Koivistö auf die eingewechselten Sällström von links, Kristler pariert, Talonen schießt, Kristler pariert erneut – aber der Abpraller kommt zu Alanen, die verwertet. Das 2:1 für Finnland, der Endstand.

Schluss, aus: Die Enttäuschung sitzt tief. Zu recht.
Schluss, aus: Die Enttäuschung sitzt tief. Zu recht.

Fazit: Der Weg stimmt, das Resultat nicht

„Finnland hat aus wenig viel gemacht. Wir haben viel gemacht und zu wenig herausgeholt!“ Mit diesem Fazit trifft Teamchef Thalhammer das Spiel recht genau. Österreich machte deutlich mehr für das Spiel, zeigte die wesentlich variablere Anlage als der recht eindimensionale Gastgeber und zog sich am eigenen Schopf aus einer Durchhänger-Phase Mitte der zweiten Hälfte. Chancen wären genug da gewesen: Neben Zadrazils Abschluss in der 1. Minute war auch bei Ecken Wenninger zweimal nahe dran (44., 53.), Feiersinger nach einem Solo (30.), dazu eben auch viele zu hastig abgeschlossene Situationen.

Es ist viel der internationalen Erfahrung geschuldet, die Finnland hat, dass der Gastgeber in einem Spiel, nach dem Teamchef Jeglertz selbst die „teilweise zu große Passivität“ bei seinem Team beklagte, am Ende halt doch den Platz als Sieger verlässt und Österreichs Chancen auf eine Play-Off-Teilnahme damit ganz dramatisch sinken lässt. Mit drei Niederlagen (wenn man die beiden wahrscheinlichen gegen Frankreich mitrechnet) braucht es schon ein paar günstige Resultate in den anderen Gruppen, damit sich das noch ausgeht. Sechs eigene Siege in den verbleibenden acht Spielen vorausgesetzt.

Unübersehbar ist aber in jedem Fall, dass innerhalb eines Jahres der Schritt von einem fast reinen Konter-Team zu einer Mannschaft vollzogen wurde, die die spielerische Lösung sucht. Das ist kein leichter Weg, aber die Richtung stimmt. Auch wenn das Resultat in Finnland nicht stimmte.

PS: Der „Harter-Hund-Award“ für dieses Match geht an Finnlands Keeper Tinja-Riikka Korpela, die sich schon in der Anfangsphase einen Bänderriss im Knöchel zuzog, deren Saison beendet ist – die das Spiel aber dennoch durchgespielt hat.

(phe)

Group 7

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Schlampig und überhastet – 4:0 gegen Bulgarien sieht besser aus als es war https://ballverliebt.eu/2013/09/22/schlampig-und-uberhastet-40-gegen-bulgarien-sieht-besser-aus-als-es-war/ https://ballverliebt.eu/2013/09/22/schlampig-und-uberhastet-40-gegen-bulgarien-sieht-besser-aus-als-es-war/#comments Sat, 21 Sep 2013 22:59:43 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9524 Schlampig und überhastet – 4:0 gegen Bulgarien sieht besser aus als es war weiterlesen ]]> Hauptsache gewonnen, und am Ende schaute mit dem 4:0 über Bulgarien sogar noch ein ganz anständiges Ergebnis heraus. Das aber nicht darüber hinweg täuschen sollte, dass die ÖFB-Frauen beim Start in die WM-Quali vieles von dem vermissen ließen, was sie in den letzten Testspielen auszeichnete. Zu wenig breite, zu wenig Spielwitz, aber zu viele Ungenauigkeiten: Die Zutaten zu einem ziemlich zähen Spiel, das erst in den letzten zehn Minuten ein hohes Resultat bekam.

Österreich - Bulgarien 4:0 (1:0)
Österreich – Bulgarien 4:0 (1:0)

4:0 klingt schon mal gut. Damit ist Österreich auch Tabellenführer (wiewohl das wenig aussagt, weil es erstens der 1. Spieltag war und zweitens Topfavorit Frankreich da auch noch gar nicht gespielt hat). Dennoch: Die Leistung der ÖFB-Frauen zum Start in die WM-Quali war trotz des nie gefährdeten Sieges gegen Bulgarien alles andere als gut.

Biedere und defensive Gäste

Zur bulgarischen Mannschaft muss man nicht viele Worte verlieren. Die Mannschaft spielte in einem sehr defensiv ausgerichteten 4-1-4-1, in dem vor allem Linksverteidigerin Boycheva (die in der 2. deutschen Liga spielt) gegen Laura Feiersinger sehr zurückgezogen agierte und praktisch nie aufrückte – noch weniger als ihr Pendant auf der rechten Seite, Monika Rashgeva. Vor Sechser Petrakieva verschoben die Halbfeld-Spielerinnen vor allem vertikal, im Versuch, an den Außenbahnen Überzahlsituationen zu schaffen.

Bis etwa zur 3. Minute versuchten die Außenspielerinnen im Mittelfeld, die ballführende Österreicherin anzupressen. Solo-Stürmerin Gospodinova sah im ganzen Spiel vielleicht vier, fünf Bälle. Im Aufbau limitiert und technisch Österreich unterlegen, versuchte Bulgarien vor allem, über körperbetontes Spiel das Ergebnis zu halten.

Zu eng und ungenau

Und trotzdem lag es neben dem humorlosen Gegner vor allem an den Österreicherinnen selbst, warum es nicht so recht klappte. Zum einen fehlte dem Spiel die Breite: Laura Feiersinger rückte immer wieder zuweilen recht weit ein, ohne dass aber Heike Manhart hinter ihr konsequent nachrückte. Oft zog sich viel im Zentrum zusammen, wo Bulgarien mit drei Leuten vor einer sich ebenso gerne recht eng zusammen ziehenden Viererkette stand. Dass einige Male sogar Viktoria Schnaderbeck (die diesmal den offensiveren Part gegenüber Puntigam gab) auf die rechte Außenbahn ging und Flanken zu schlagen versuchte, war so wohl eher nicht im Sinne des Erfinders.

fff
Österreich machte das Spiel nicht breit genug. Die Mittelfeld-Außen rückten weit ein, aber die Außenverteidiger rückten nicht entsprechend auf. So spielte Österreich dem defensiven Gegner, der das Zentrum verdichtete, zusätzlich in die Karten – genauso wie auch mit vielen Ungenauigkeiten im schlampigen Passspiel.

Hinzu kam, dass extrem viele Pässe bei Österreich unglaublich ungenau gespielt wurden, wodurch aus dem, was eigentlich als flüssiges Kombinationsspiel gedacht war, ziemlich abgehacktes Stückwerk wurde. Von all dem gedankenschnellen Handeln, der Kontrolle im Ballbesitz, dem herausspielen von Chancen gegen eine nicht direkt wendige Viererkette – wie das ja im letzten Test gegen Belgien, einem deutlich besseren Team als Bulgarien, wunderbar klappte – war praktisch nichts zu sehen.

Weder Führung noch Seitenwechsel löst Verkrampfung

Auch das 1:0 von Nina Burger nach einer halben Stunde – die weit aufgerückte Carina Wenninger hatte sie mit einem guten Pass in die Schnittstelle freigespielt – löste die Verkrampfung nicht und Verena Aschauers Lattenschuss aus 35 Metern zwei Minuten später war fast ein wenig bezeichnend für das generelle Spiel. Weil es so gar nicht gelang, bei allem Ballbesitz auch Zugriff auf den Strafraum zu bekommen, wurden nach dem Seitenwechsel auch immer mehr Schüsse von außerhalb des Strafraums versucht. Kein Problem für die erstaunlich sichere bulgarische Torfrau Shahanska.

Kaum jemand im ÖFB-Team erreichte wirklich Normalform, auch nach der Pause nicht. Laura Feiersinger etwa spielte ihre große Stärke – Eins-gegen-eins-Situationen – zu selten aus. Einmal in der ersten Hälfte, zwei oder dreimal in der zweiten. Immer wurde es sofort gefährlich. Stürmerin Lisa Makas suchte zu selten selbst den Abschluss, das Mittelfeldzentrum produzierte zu viele Fehlpässe, die Außenverteidiger fanden kaum ins Spiel. Andererseits kann man die Innenverteidiung mit Kirchberger und Wenninger und Goalie Kristler kaum bewerten – sie waren praktisch nicht gefordert. Wenn doch, brannte nichts an.

Gute Umstellung bringt Schwung

Ab 55. Minute
Ab 55. Minute

In der 55. Minute besetzte Teamchef Thalhammer die linke Außenbahn neu. Mit Jenny Pöltl, der nur 1.60m kleinen und eher unscheinbaren Neo-US-Legionärin, sollte nun Schwung in die bis dahin recht schwunglose Seite kommen; Nadine Prohaska ging dafür statt der ausgewechselten Puntigam ins Zentrum.

Und tatsächlich: Zwar wurden die Aktionen nicht merkbar genauer, aber mit der recht aktiven Pöltl kam neben einer frischen Kraft auch endlich sowas wie Breite und auch Zug zum Tor ins Spiel. Auf diese Weise wurde den körperlich schon nach einer Stunde deutlich nachlassenden Bulgarinnen zusätzlich zugesetzt.

Und als Laura Feiersinger in der 81. Minute das 2:0 gelang, nachdem sie von der zuvor für Makas eingewechselten Zadrazil (die dann auch noch das 4:0 vorbereitete) in Position gebracht wurde, war es mit der bulgarischen Gegenwehr dann vorbei. Ein Schuss von Feiersinger aus extrem spitzem Winkel wurde von Linksverteidigern Boycheva ins eigene Tor gelenkt, und am Ende belohnte sich Pöltl mit ihrem ersten Treffer im 12. Länderspiel. Der 4:0-Endstand.

Fazit: Schön war’s nicht, aber Ergebnis passt

Natürlich: Vor einem bulgarischen Tor brauchte man sich in den 90 Minuten praktisch nie fürchten, also war auch als es lange nur 1:0 stand der Sieg an sich nie gefährdet. Die drei späten Tore lassen den Sieg noch halbwegs hoch ausfallen, wiewohl die Leistung keine war, auf die man aufbauen könnte. Erfreulich aber, dass nach dem Spiel auch niemand versuchte, das Spiel schönzureden: Es war mühsam, es war zäh, es war nicht besonders gut (Hier ein Video mit den Toren und Stimmen zum Spiel).

Ein Pflichtsieg, nicht mehr, nicht weniger.

(phe)

Group 7

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Eine Mannschaft, ein Ziel: WM in Kanada! https://ballverliebt.eu/2013/09/19/eine-mannschaft-ein-ziel-die-wm-in-kanada/ https://ballverliebt.eu/2013/09/19/eine-mannschaft-ein-ziel-die-wm-in-kanada/#respond Thu, 19 Sep 2013 21:38:45 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9491 Eine Mannschaft, ein Ziel: WM in Kanada! weiterlesen ]]> Acht Tickets hat die FIFA den europäischen Mannschaften zugesprochen, für die Endrunde der Frauen-WM im Jahr 2015 in Kanada. An diesem Wochenende startet die sieben Qualifikations-Gruppen – und mit dabei ist natürlich auch Österreich. Letztes Jahr erst im Play-Off an der Teilnahme an der vor zwei Monaten ausgetragenen EM gescheitert, peilt die im Schnitt erst 21,5 Jahre alte Truppe nun Gruppenplatz zwei hinter den praktisch unschlagbaren Französinnen an. Der kann zum Play-Off reichen.

Zum Start geht’s am Samstag in Vöcklabruck gegen Bulgarien – da ist ein klarer Sieg zu erwarten – und am Mittwoch auswärts gegen EM-Teilnehmer Finnland. Ballverliebt stellt die Mannschaft vor, die für Rot-Weiß-Rot an den Start geht.

Voraussichtliche Startformation Österreichs
Voraussichtliche Startformation Österreichs

Zehn Monate sind vergangen, seit Österreichs Fußball-Frauen zum ersten Mal überhaupt in den Play-Offs für ein großes Turnier gespielt haben. Gegen Russland klappte es mit dem letzten Schritt nicht, die EM fand ohne Österreich statt – nun beginnt der nächste Anlauf. Der ungleich schwerer wird, weil für die Weltmeisterschaft 2015 in Kanada nur acht Plätze an Teams aus Europa gehen, davon sieben an die Gruppensieger.

group 7

Zum Start im Rennen um dieses achte Ticket geht es am Samstag in Vöcklabruck gegen Bulgarien, vier Tage später in Turku gegen Finnland. Ersteres ist ein Pflichtsieg, zweiteres schon eine vorentscheidende Partie im Rang um jenen zweiten Platz, der es sein muss, will man eine Chance haben. Die vier besseren Zweiten aus den sieben Gruppen ermitteln in K.o.-Duellen, wer die Gruppensieger nach Kanada begleitet.

Bei Österreich ist seit der EM-Quali manches gleich geblieben, manches hat sich aber auch grundlegend verändert. Hier ein Überblick.

Tor

Geht als Nr. 1 in die WM-Quali: Anna-Carina Kristler (Foto: Gerhard Möhsner)
Geht als Nr. 1 in die WM-Quali: Anna-Carina Kristler (Foto: Gerhard Möhsner)

Vor zwei Jahren ging Anna-Carina Kristler als Nummer eins in die Quali, wurde dann von Jasmin Pfeiler verdrängt und erlangte am Ende ihren Platz zurück. Auch weil sich Pfeiler in der Zwischenzeit in die Karenz verabschiedet hat, hat sich die 25-jährige Kärntnerin Kristler als klarer Einser-Goalie etabliert.

Sie verfügt über gute Reflexe und ist stark auf der Linie, mitunter war sie in der Vergangenheit jedoch etwas wackelig beim Herauslaufen, hat ihre Fehlerquote (die ihr vor anderthalb Jahren zwischenzeitlich den Startplatz gekostet hatten) mittlerweile aber deutlich reduziert. Kann sich zudem nicht über fehlende Beschäftigung bei ÖFB-Frauenliga-Aufsteiger Sturm Graz beklagen.

Ihr Einsatz war vor zwei Wochen noch äußerst fraglich: Im Liga-Spiel gegen Altenmarkt wurde sie von Olga Lasová ziemlich abgeräumt. Der Verdacht auf Oberschenkelbruch bewahrheitete sich gottlob aber nicht.

Ihr Back-up ist nun Manuela Zinsberger, 17 Jahre jung und hoch veranlagt, von Abo-Meister Neulengbach.

Verteidigung

Vor Kristler gab es die größten personellen Veränderungen. Aus der Abwehrkette von der EM-Quali ist nur noch Carina Wenninger übrig – Rechtsverteidigerin Marion Gröbner (10 Jahre Nationalspielerin), Innenverteidigerin Susi Höller (5 Jahre) und Kapitänin Marlies Hanschitz (10 Jahre), die auf links spielte, sind nicht mehr mit dabei.

Abwehr-Chefin Carina Wenninger (Foto: Gerhard Möhsner)
Abwehr-Chefin Carina Wenninger (Foto: Gerhard Möhsner)

Die mit 1,78 m recht große Wenninger ist seit vier Jahren Stammspielerin bei Bayern München, hat trotz ihrer erst 22 Jahre schon 36 Länderspiele in den Beinen (sie debütierte, wie auch Puntigam und Schnaderbeck, schon mit 16 Jahren) und ist auch außerhalb des Platzes für die Gruppe enorm wichtig – nicht umsonst setzten sich alle dafür ein, dass sie letztes Jahr trotz ihrer Gelbsperre zum Rückspiel nach Russland mitfliegen durfte.

Ihre neue Partnerin in der Zentrale ist jene Spielerin, die die gesperrte Wenninger in Rostov ersetzt hatte: Virginia Kirchberger vom deutschen Bundesliga-Aufsteiger Cloppenburg. Ihre Klubkollegin Verena Aschauer, die gegen Ende der EM-Quali als linke Mittelfeldspielerin ins Team kam und gegen Dänemark mit ihrem wunderbaren Tor das sensationelle 3:1 gegen den späteren EM-Halbfinalisten einleitete, ist die neue Linksverteidigerin.

Rechts dürfte nun Heike Manhart endlich ihre Position im Nationalteam gefunden haben. Die Steirerin war schon im zentralen Mittelfeld aufgeboten, auch schon links offensiv, musste im ÖFB-Trikot auch immer wieder verletzt vorzeitig vom Platz. Ob die platinblonde 20-Jährige, die ihrem ehemaligen Trainer vom FC Südburgenland, Csaba Mittersiller, zum ungarischen Top-Klub Szombathely folgte, eine Lösung aus Mangel an Alternativen ist oder sich wirklich festsetzt, wird sich zeigen. Zuletzt im Test gegen Belgien sah das schon mal nicht völlig verkehrt aus.

Mittelfeld

Die Besetzung des Mittelfelds blieb gegenüber der ersten Quali-Kampagne unter Dominik Thalhammer personell unverändert, die genaue Rollenverteilung wurde aber in den Trainingslagern und den fünf Testspielen im Jahr 2013 verfeinert. Gerade hier soll die Vorgabe umgesetzt werden, ballsicherer zu werden, mehr selbst aktiv zu werden, gedankenschneller zu handeln und sich mehr Chancen herauszuspielen. Was damit genau entgegen dem zuletzt bei der EM ganz massiv etablierten Trend geht, vor allem reaktiven Umschalt-Fußball zu spielen. Auch hier gilt aber: Das hat gegen Belgien, und auch dem vernehmen nach beim 2:2 in Irland im Juni, schon recht gut funktioniert.

Im Zentrum agiert weiterhin das bewährte steirische Duo mit Viktoria Schnaderbeck und Sarah Puntigam, die schon vor viereinhalb Jahren beim Algarve Cup erstmals zusammen agierten, als 18- bzw. 16-Jährige. Mehr als in der Vergangenheit lässt sich nun eine der beiden – zumeist eher Schnaderbeck – zwischen die Innenverteidiger fallen, um den Außenverteidigern das Aufrücken zu ermöglichen. Die jeweils andere – eben zumeist die letzten Winter von den Bayern in die Schweiz gewechselte Puntigam – agiert höher. Dadurch, dass sich beide schon lange kennen, ist die Abstimmung gut. Leichtes Problem war zuletzt nur, dass der Abstand zwischen Abwehr und Rest der Mannschaft mitunter etwas groß war.

Gefährlich von der rechten Seite: Laura Feiersinger (Foto: Gerhard Möhsner)
Gefährlich von der rechten Seite: Laura Feiersinger (Foto: Gerhard Möhsner)

Dass die AV aufrücken können, ist wichtig für die Außen-Spielerinnen im Mittelfeld. Auf der linken Seite hat sich Nadine Prohaska festgesetzt. Sie ist an sich gelernte zentrale Mittelfeld-Spielerin und hat dadruch ein Gespür für gutes Defensiv-Verhalten – vor allem gegen aufrückende AV des Gegners oft nicht unwichtig.

Auf der rechten Seite ist Laura Feiersinger gesetzt. Anders als ihr Vater, der ja Libero war, ist bei ihr vor allem der Vorwärtsgang gefragt. Mit ihrem Tempo, ihrem Zug nach vorne und ihrer Spielfreude ist sie von essenzieller Bedeutung für das Team. Im Trikot der Nationalmannschaft hat sie zwar bisher „nur“ fünf Tore erzielt, darunter waren aber zwei ganz extrem wichtige – nämlich jene bei den beiden 1:0-Siegen gegen Portugal in der EM-Quali. Sie ist zudem eine von drei aktuellen Team-Spielerinnen von Bayern München; mit Kirchberger, Puntigam und Prohaska gibt es dazu noch drei ehemalige im Kader.

Die beiden Außen rücken nun entweder hoch auf, wodurch sich ein 4-2-4 ergibt (mit dem vor allem die Abseitslinie hervorragend bespielt werden kann, wie sich gegen Belgien zeigte), oder rücken ein wenig ein, um von den AV die Breite hineinbringen zu lassen.

Angriff

Drei Tore fehlen Nina Burger noch, dann hat sie Gerti Stallinger eingeholt. Ein viertes, und die – man möchte es angesichts ihrer erst 25 Jahre kaum glauben – älteste Spielerin im Kader ist alleinige Rekord-Torschützin im ÖFB-Trikot. Stallinger hat zwischen 1990 und 2005 für ihre 30 Treffer 56 Länderspiele gebraucht, für Burger (deren ersten vier Länderspiele gleichzeitig die letzten vier für Stallinger waren) ist die Partie gegen Bulgarien die 48. im Trikot mit dem Bundesadler vorne drauf. Ihr selbst ist diese Marke zwar laut eigener Aussage egal, sie zeigt aber schon, wie sehr die Mannschaft von Burger abhängig ist.

Nina Burger ist bald Österreichs Rekord-Torschützin (Foto: Gerhard Möhsner)
Nina Burger ist bald Österreichs Rekord-Torschützin (Foto: Gerhard Möhsner)

Ihre Partnerin im Angriff steht auch in der Wahrnehmung im Schatten von Burger – was Lisa Makas gegenüber aber eigentlich nicht ganz fair ist. Die 21-Jährige von Cupsieger St. Pölten-Spratzern ist vor allem durch ihre Laufwege wichtig, die gegnerische Abwehrketten auseinander ziehen soll. Was allerdings dennoch nichts daran ändert, dass sie im Nationalteam ruhig etwas torgefährlicher werden könnte: Fünf ihrer acht Tore im ÖFB-Trikot erzielte Makas in ihren ersten vier Länderspielen.

Dennoch kann sich Makas ihres Platzes vor allem nach dem Kreuzbandriss von Conny Haas ziemlich sicher sein, weil es (noch?) keine wirklichen Alternativen gibt. Laura Feiersinger kann in der Spitze spielen, ist aber auf dem rechten Flügel besser aufgehoben; genau wie Team-Küken Jelena Prvulovic. Maria Gstöttner ist seit 2008 nur noch im Ausnahmefall dabei.

Die Gruppe

Die Ausgangslage ist recht simpel: Frankreich ist für alle außer Reichweite. Trotz des peinlichen Viertelfinal-Aus bei der EM, das Ex-Teamchef Bruno Bini den Job gekostet hat, ist Frankreich dennoch die wohl talentierteste und beste Mannschaft des Kontinents. Alles andere als das Punktemaximum am Ende der Qualifikation wäre eine kleine Sensation.

Auftaktgegner Bulgarien sammelte zuletzt in der EM-Quali in zehn Spielen null Punkte und 1:54 Tore, Kasachstan gewann zwar gegen die Schweiz (wie auch immer das zugegangen sein mag), wurde aber in Deutschland mit 0:17 abgeschossen. Und die Ungarinnen beendeten ihre Gruppe in der EM-Qualifkation als Vorletzter mit zehn Punkten, wobei es aber sechs dieser Punkte eben gegen Bulgarien gab. Kurz gesagt: Wenn man den Anspruch hat, in dieser Gruppe Zweiter zu werden, darf man in diesen sechs Spielen sehr wenig liegen lassen. Wenn man einer der vier besseren Zweiten werden will, müssen sechs möglichst klare Siege her.

scheduleBleibt Finnland. Bei der EM im Sommer schied Finnland nach der Vorrunde aus, mit zwei (glücklichen) Remis gegen Italien und Dänemark und einer 0:5-Ohrfeige von Schweden. Im Spiel nach vorne eher bieder, im Verteidigen von Flanken schwach, und beim Spiel in Turku auch ohne Kapitänin Saari (Verteidigerin) und Stürmer Sällström (beide verletzt). Aber mit der internationalen Erfahrung auch einer Heim-EM vor vier Jahren, und mit dem Selbstverständnis, in dieser Gruppe natürlich Zweiter zu werden.

Der erste Doppel-Spieltag

Dass es gegen Bulgarien einen Sieg gibt, steht eigentlich außer Frage und sollte, wenn nichts dramatisch schief geht, nur eine Frage der Höhe sein. In Finnland wird sich zeigen, wie weit die Mannschaft wirklich schon ist. Mit Zählbarem im Gepäck aus Turku heimzureisen, ist sicher nicht leicht, aber auch sicher nicht unmöglich.

(phe)

Ein ganz ganz großes Dankeschön an Gerhard Möshner und die Freunde des ÖFB-Frauen-Nationalteams dafür, dass wir die Bilder verwenden dürfen!

Kader: Tor: Anna-Carina Kristler (25 Jahre, Sturm Graz, 16 Länderspiele), Manuela Zinsberger (17, Neulengbach, 1). Abwehr: Verena Aschauer (19, Cloppenburg, 9), Gini Kirchberger (20, Cloppenburg, 13), Heike Manhart (20, Szombathely, 15), Julia Tabotta (19, St. Pölten, 2), Lisi Tieber (23, Sturm Graz, 10), Carina Wenninger (22, Bayern München, 36). Mittelfeld: Laura Feiersinger (20, Bayern München, 23), Jenny Pöltl (20, Eastern Tennessee State, 11), Nadine Prohaska (23, St. Pölten, 33), Sarah Puntigam (20, Kriens, 31), Viktoria Schnaderbeck (22, Bayern München, 23), Katja Trödthandl (24, Landhaus, 13), Sarah Zadrazil (20, Eastern Tennessee State, 8). Angriff: Nina Burger (25, Neulengbach, 47), Lisa Makas (21, St. Pölten, 23), Jelena Prvulovic (19, Landhaus, 2). Teamchef: Dominik Thalhammer (42, seit zweieinhalb Jahren)

Kader Bulgarien: Tor: Stanimira Matarova (24 Jahre, Sportika Blagoevgrad), Roxana Shahanska (21, NSA Sofia). Abwehr: Neli Atanasova (21, NSA), Nikoleta Boycheva (19, Magdeburg), Anelia Kukunova (19, Ekomet Plovdiv), Lidia Nacheva (20, Levante/ESP), Joana Papazova (21, NSA), Monika Rashgeva (20, NSA), Radoslava Slavcheva (29, Medik Konin/POL). Mittelfeld: Polina Georgieva (Supersport Sofia), Borislava Kireva (24, NSA), Liliana Kostova (25, Apollon Limassol/CYP), Dejana Petrakieva (31, NSA), Kristina Petrunova (21, Sportika). Angriff: Velislava Dimitrova (19, Magdeburg), Mariana Gagova (19, NSA), Valentina Gospodinova (26, NSA), Velika Koshuleva (22, NSA). Teamchef: Emil Kartselski (34, neu).

Kader Finnland: Tor: Tinja-Riikka Korpela (27 Jahre, Lilleström, 47 Länderspiele), Siiri Välimaa (23, NiceFutis, 0). Abwehr: Tuija Hyyrynen (25, Umeå, 56), Laura Kivistö (32, Vantaa, 12), Emma Koivisto (19, Espoo, 5), Susanna Lehtinen (30, Örebro, 71), Nea-Stina Liljedal (20, Espoo, 0), Katri Nikso-Koivisto (30, Lilleström, 77), Anna Westerlund (24, Piteå, 59). Mittelfeld: Emmi Alanen (22, Umeå, 29),>Adelina Engman (18, Åland, 9), Annika Kukkonen (23, Sunnanå, 41), Nora Heroum (19, Espoo, 15), Marianna Tolvanen (20, Espoo, 32), Leena Puranen (26, Jitex Mölndal, 55). Angriff: Juliette Kemppi (19, Åland, 0), Heidi Kivelä (24, Vantaa, 4), Jaana Lyytikäinen (30, Åland, 34), Sanna Talonen (29, Örebro, 90). Teamchef: Andrée Jeglertz (41, seit vier Jahren).

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Wieder Schritt nach vorne gemacht – nach 2:1 über Belgien kann WM-Quali kommen https://ballverliebt.eu/2013/08/16/wieder-schritt-nach-vorne-gemacht-nach-21-uber-belgien-kann-wm-quali-kommen/ https://ballverliebt.eu/2013/08/16/wieder-schritt-nach-vorne-gemacht-nach-21-uber-belgien-kann-wm-quali-kommen/#comments Fri, 16 Aug 2013 00:17:44 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9335 Wieder Schritt nach vorne gemacht – nach 2:1 über Belgien kann WM-Quali kommen weiterlesen ]]>

„Als wir im Februar in Belgien getestet haben, sind wir hergespielt worden. Nach dem Play-Off gegen Russland war mir spätestens da klar: So reicht das nicht. Wir brauchen mehr Kontrolle im Ballbesitz, mehr gedankenschnelles Handeln. Heute, ein halbes Jahr später, haben wir gegen den gleichen Gegner das Spiel kontrolliert, wenn wir den Ball hatten – und eigentlich auch, wenn wir ihn nicht hatten!“

– Dominik Thalhammer, 14. August 2013

Österreich - Belgien 2:1 (1:0)
Österreich – Belgien 2:1 (1:0)

Fünf Testpiele hatten die ÖFB-Frauen, um sich auf die im September startende WM-Qualifikation vorzubereiten – davon vier gegen zum Zeitpunkt des Spiels in der Weltrangliste besser klassierte Teams. Und die über weite Strcken absolut überzeugende Vorstellung beim 2:1 gegen Belgien legt den Schluss nahe: Man ist gerüstet.

Adjustierungen im Mittelfeld

Die Devise in der Zeit zwischen EM-Play-Off gegen Russland und dem ersten WM-Quali-Spiel am 21. September gegen Bulgarien war klar: Gegen gute Teams mehr Initiative und gegen Kanonenfutter konsequenter im Spiel nach vorne. Der Schlüssel dazu ist die Raumaufteilung im Mittelfeld und das Breitmachen des Spiels im eigenen Ballbesitz. Vom grundsätzlichen System des 4-4-2 ging Thalhammer nicht ab, sehr wohl wurden aber entscheidende Feinheiten in der Interpretation der einzelnen Positionen adjustiert.

Sehr positiv ist, dass das zentrale Mittelfeld-Duo mit Sarah Puntigam und Neo-Kapitänin Viki Schnaderbeck sehr gut aufeinander abgestimmt ist. Die beiden wechselten sich in der Vergangenheit schon ab, wenn es darum ging, sich nach vorne einzuschalten, bzw. dafür abzusichern. Neu ist aber, dass die defensivere der beiden – zumeist Schnaderbeck – zwischen die Innenverteidiger abkippt und so den Außenverteidigern erlaubt, weiter nach vorne zu schieben. Ganz ohne Probleme funktioniert das aber noch nicht – zuweilen war der Abstand zwischen der Reihe mit den IV und dem abgekippten Sechser zum Rest der Mannschaft etwas gar groß.

Gut zu erkennen: Aus dem 4-4-2 wurde zuweilen ein 4-1-3-2 (hier mit Puntigam auf der Sechs)
Aus dem 4-4-2 wurde zuweilen ein 4-1-3-2 (hier mit Puntigam auf der Sechs)

So wurde aus dem tendenziell flachen 4-4-2 von früher zuweilen ein 4-1-3-2. Eine weitere Möglichkeit, die die Mannschaft aus der Schublade ziehen kann, ist nun ein weites Aufrücken der Mittelfeld-Außen Feiersinger und Prohaska. Immer wieder spielten sie auf einer Linie mit den Sturmspitzen Burger und Makas, wodurch ein 4-2-4 entstand. Das hatte gleich zwei Effekte, die den Belgierinnen extrem zusetzten.

Belgiens Abwehrkette…

Zum einen nämlich konnte Belgien so nicht von hinten heraus einen geordneten Spielaufbau etablieren, weil jeder aus der Viererkette sofort eine Österreicherin auf den Zehen stand – so war der Ball sehr oft sehr schnell wieder weg, weil auch mögliche schnelle Passrouten gut zugestellt wurde (Stichwort: Gedankenschnelles Handeln). Österreich stellte geschickt Überzahlsituationen her und ließ Belgien so nie zur Entfaltung kommen.

Und zum anderen zeigte sich die belgische Abwehr extrem anfällig bei Steilpässen in den Rücken der Abwehr. Weil Österreich die Abseitslinie oft mit vier Spielerinnen bearbeitete, war es den Belgierinnen zumeist unmöglich, immer alle unter Kontrolle zu halten, wodurch es Österreich oft gelang, das Abseits auszuhebeln. So entstand das 1:0 in der 12. Minute: Feiner Pass von Feiersinger in den Lauf von Makas hinter die belgische Kette, Querpass auf die mitgelaufene Burger, Tor.

Erstaunlicherweise ließ sich vor allem Heleen Jaques, in der letzten Saison immerhin beim deutschen Top-Klub Turbine Potsdam unter Vertrag, beinahe im Minutentakt von solchen Steilpässen ausmanövrieren.

…wirkte überfordert

Sehr erfreulich aus österreichischer Sicht ist, dass Laura Feiersinger ihre Form-Delle vom Frühjahr – womöglich auch verursacht von System-Experimenten bei ihrem Klub Bayern München – überwunden haben durfte. Sie war überall zu finden, scheute keinen Zweikampf, hatte ein blendendes Auge für kluge Pässe und bildete vor allem mit Nina Burger ein Duo, das die belgische Abwehr vor beinahe unlösbare Probleme stellte. Hier war es vor allem Lorca van de Putte – die bei Kristianstad in der starken schwedischen Liga spielt – die einen arg verwirrten Eindruck machte.

Immer öfter rückte sie nämlich ein, vermutlich um Anspiele auf Nina Burger zu verhindern – dabei ließ sie aber ihre Außenbahn völlig frei, und weil auch die belgische LM Demoustier nicht half, hatte Feiersinger immer und immer wieder ganz freie Bahn und weit und breit keinen Gegenspieler.

Dass Österreich zur Halbzeit nur mit 1:0 führte, schmeichelte den Belgierinnen ganz massiv – sie hatten nur eine einzige echte eigene Torchance (Pfostenschuss von Mermans), hinten aber mehr Glück als Geschick.

Fünffach-Wechsel hilft Belgien

2. Halbzeit
2. Halbzeit

Nach einem Fünffach-Wechsel für die zweite Halbzeit kam Belgien nicht nur personell komplett neu auf’s Feld, sondern agierte auch deutlich aktiver. Ohne Jaques, Van de Putte und Demoustier (die allesamt einen rabenschwarzen Tag erwischten) machte das Gästeteam einen deutlich kompakteren und willigeren Eindruck. Was sich aber nicht änderte: Die wackelige Defensive.

Zwar hatte man durch die aktivere eigene Spielweise und eine bessere Abdeckung der Spielfeldbreite nun die allergrößten Problemzonen beseitigt, aber wie unfassbar passiv die belgischen Abwehr-Leute einer Makas-Flanke zusahen, die ewig in der Luft hing, und sich keine für die am zweiten Pfosten stehende Nina Burger zuständig fühlte, war schon eher erstaunlich. Das 2:0 für Österreich war die Folge.

In der Schlussphase war dann schließlich nur noch Belgien am Drücker. Das war vor allem auf den körperlichen Zustand der Spielerinnen zurückzuführen: Während Belgiens Teamchef Yves Serneels insgesamt sechs Wechsel durchführte und damit nur vier Feldspielerinnen die volle Distanz gingen, wechselte Thalhammer nur zweimal – ein signifikanter Unterschied. Belgien kam jedenfalls noch zum Anschlusstreffer, aber nicht mehr zum Ausgleich – anders als etwa Irland im Testspiel Mitte Juni. Da endete das Spiel nach 2:0-Führung für Österreich noch 2:2.

Fazit: Große Schritte vorwärts wurden schon gemacht – aber die Bewährungsprobe kommt erst

Das ist die Formation, mit der Teamchef Thalhammer in die WM-Qualifikation gehen will – daher ließ er diese schon in Dublin praktisch unverändert durchspielen, darum tauschte er auch gegen Belgien nur äußerst sparsam. Einspielen war angesagt. Und über weite Strecken sah das richtig gut aus: Die Belgierinnen – gegen die es zuvor in fünf Spielen ebensoviele Niederlagen und 4:15 Tore gegeben hatte – kamen erst zur Geltung, als sie durch die Wechsel Kräftevorteile hatten. Bis dahin aber erlaubte ihnen Österreich kaum einmal einen echten Spielaufbau, wurden die Schwächen erkannt und angebohrt, hatte Österreich alles im Griff.

Was aber nicht heißt, dass alles supergut war. Bei eigenen Eckbällen ist etwa noch ziemlich Luft nach oben, da fehlt noch die Variation (die mit Finnland etwa ein Gegner in der WM-Quali sogar in einem ziemlich gehobenem Maße hat) und auch die Genauigkeit. Auch die Chancenverwertung wird noch besser werden müssen, um in Bewerbsspielen gegen Teams wie Finnland (und natürlich auch Frankreich) auch etwas holen zu können. Dass es nach 70 Minuten „nur“ 2:0 stand, ist angesichts der vor allem inhaltlichen Dominanz zu wenig und es wurde auch deutlich, dass mit einem Gegentor und nachlassenden Kräften durchaus noch eine gewisse Labilität vorhanden ist.

Das wird am 21. September in Vöcklabruck beim Quali-Start gegen Bulgarien wohl noch kein Problem sein – bei allem Respekt, aber gegen ein Team, das in den zehn Spielen der EM-Quali für 2013 null Punkte holte und 1:54 Tore ansammelte, muss ein klarer und deutlicher Sieg her. Aber schon vier Tage später in Turku, wenn es zum wohl einzigen relevanten Gegner um Gruppenplatz zwei geht (dem Team aus Finnland nämlich), wird man sehen, wie weit das Team ist, wenn es im Ernstkampf gegen einen EM-Teilnehmer geht.

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Stehend v.l.n.r.: Schnaderbeck, Wenninger, Kristler, Manhart, Makas, Kirchberger, Puntigam. Hockend v.l.n.r.: Aschauer, Prohaska, Burger, Feiersinger.

(phe)

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Österreich zeigt im Playoff Russlands Schwächen auf, nützt sie aber nicht – 0:2 https://ballverliebt.eu/2012/10/22/osterreich-zeigt-im-playoff-russlands-schwachen-auf-nutzt-sie-aber-nicht-02/ https://ballverliebt.eu/2012/10/22/osterreich-zeigt-im-playoff-russlands-schwachen-auf-nutzt-sie-aber-nicht-02/#comments Mon, 22 Oct 2012 00:27:50 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7974 Österreich zeigt im Playoff Russlands Schwächen auf, nützt sie aber nicht – 0:2 weiterlesen ]]> Österreich spielt, Russland trifft: Trotz einer ordentlichen Leistung verlieren die ÖFB-Frauen das Playoff-Hinspiel daheim mit 0:2. Dabei fehlt es dem jungen rot-weiß-roten Team nicht an den Spielanteilen, und schon gar nicht – ganz generell gesprochen – am Potenzial, die recht un-beeindruckenden Russinnen zu biegen. Sehr wohl aber an der internationalen Erfahrung. Noch.

Österreich – Russland 0:2 (0:2)

Gegen Dänemark hatte es wunderbar funktioniert – so schickte Teamchef Thalhammer nicht nur wieder die exakt selbe Besetzung wie beim überraschenden 3:1 gegen den Gruppensieger auch im Playoff-Hinspiel gegen Russland auf das Feld. Sondern auch mit einer recht ähnlichen taktischen Ausrichtung.

Guter Druck, aber wenig Torgefahr

Wieder wurde versucht, auf die gegnerische Spieleröffnung Druck zu machen – man wusste, dass die russische Defensive Probleme mit der Ballbehandlung hat. Mehr als die Außenverteidigerinnen wurde hierbei allerdings die Abwehr-Zentrale angegangen, Nina Burger und Laura Feiersinger erkämpften sich immer wieder Bälle – allerdings war hier eine Szene schon nach rund 15 Sekunden absolut bezeichnend für den restlichen Spielverlauf. Nina Burger hatte sich einen Ball toll erkämpft, geht damit Richtung russischem Tor, verpasst dort aber sowohl den Zeitpunkt zum Abspiel als auch jenen zum Abschluss.

Solche und ähnliche Szenen wiederholten sich über den Lauf des Spiels immer wieder. Mal wurde zu überhastet abgeschlossen, noch öfter allerdings lief man sich in der gegnerischen Abwehr fest. Und wenn es wirklich notwendig wurde, war die exzellente russische Torfrau Elvira Todua zur Stelle. Leider schloss Top-Torjägerin Burger bei ihrer unglücklichen Performance für Neulengbach im Europacup gegen Cluj an: Voller Einsatz, viele gewonnene Zweikämpfe, aber im Zug zum Tor seltsam gehemmt.

Schnaderbeck überragend – aber…

Die mit Abstand fleißigste Spielerin im österreichischen Trikot war Viktoria Schnaderbeck. Sie spulte Kilometer ohne Ende ab, war immer dort, wo die Action war. In ihrer Rolle war der größte Unterschied zum Dänemark-Spiel: Die Bayern-Legionärin war nämlich deutlich höher postiert als ihre Klub-Kollegin Sarah Puntigam. Durch diese versetzte Tiefe ergab sich die Rolle von Schnaderbeck als Ankurblerin und als Schnittstelle zwischen Defensive und den Stürmerinnen. Sie suchte auch, wenn es die Gelegenheit ergab, den Abschluss – wenn auch ohne Fortune.

Aber! Durch die versetzte Anordnung den Duos in der zentrale wurden natürlich andererseits Passrouten für das russische Mittelfeld offen. Was insofern problematisch war, da die Gäste durch ihr relativ klares 4-3-3 ohnehin eine Überzahl im Zentrum hatten. Das wussten sie zwar in den seltensten Fällen zu konstruktiven Aktionen zu nützen, es verhinderte aber letztlich einen stringenten österreichischen Spielaufbau durch das Zentrum.

Dadurch blieben den ÖFB-Frauen zwei Optionen: Entweder über die Flügel – dort unterstützten war die AV Hanschitz und Gröbner durchaus ihre Vorderleute Aschauer bzw. Tieber, auch wurden die russischen Außenstürmerinnen nach hinten gedrückt und in ihrer Gefahr de facto neutralisiert. Aber im Spiel gegen den Ball standen die Russinen gut. Oder, andere Option, der lange Ball in Richtung Burger und Feiersinger. Das war deutlich unkomplizierter, aber auch nicht von sehr viel mehr Wirkung geprägt.

Russland: Von der Idee ähnlich wie die Herren

Der neue russische Teamchef Sergej Lavrentiev lässt sein Team, wie erwähnt, in einem 4-3-3 auflaufen. Das ist das gleiche wie bei den Herren, nur wird das vor allem auf den Außenpositionen ganz anders interpretiert. Während bei den spektakulären Männern die oberste Maxime für die Außenverteidiger „ab nach vorne!“ heißt, gilt bei den deutlich weniger aufregenden Frauen für die Außenstürmerinnen eher „ab nach hinten“. Im Ballbesitz orientierten sich Terekhova und Sochnova sofort sehr hoch und sehr weit nach außen, gegen den Ball arbeiteten sie aber sehr diszipliniert nach hinten.

Deutlich mehr Überschneidungen gibt es im Zentrum. Vor Sechser Olesya Mashina, die sich vornehmlich horizontal bewegt, sind Morosova und Savchenkova für die horizontale Bewegung zuständig. Eine der beiden orientiert sich zumeist nach vorne, während die andere absichert. Hintergrund ist natürlich einerseits, Dreiecke mit den Flügelspielern zu bilden. Das gelang ob der vielen Defensivarbeit der dort aufgestellten Spielerinnen aber nicht. Und andererseits natürlich, um eine österreichische Spielgestaltung aus dem defensiven Zentrum heraus zu verhindern. Das klappte ganz gut.

ROTE LINIE: Viki Schnaderbeck agierte deutlich höher als Sarah Puntigam. ORANGE LINIE: Die Außenstürmerinnen von Russland verrichteten viel Defensiv-Arbeit, standen zuweilen sogar hinter den beiden zentral-hohen Spielerinnen im Dreier-Mittelfeld. SCHWARZE LINIE: Eine aus dem russischen Dreier-Mittelfeld rückte auf, während die andere neben Sechser Mashina absicherte. (Bild: phe)

Schwach am Ball, stark vorm Tor

Die größten Probleme bekam die russische Abwehrkette nicht, wenn sie den Ball auf sich zu kommen sahen. Sondern, wenn sie ihn hatten und etwas damit machen sollten: Das sah zuweilen recht wirr und unkoordiniert aus, nicht gerade von viel Plan gesegnet. Spieleröffnung von hinten fand daher praktisch nicht statt, und trotz der Überzahl im Mittelfeld-Zentrum kamen auch Morosova und Savchenkova kaum zur Geltung. Von hinten bis vorne bei bei Russland die Fehlquass-Quote erstaunlich.

Ihre besten Momente hatten die Gäste, wenn es gelang, schnell in die Spitze zu kommen. Dort konnten sie ihre größte Stärke ausspielen: Ihre Routine. Denn viele Chancen brauchten die Russinnen wahrlich nicht. Genau genommen hatten sie im ganzen Spiel nur zwei ernsthafte Tormöglichkeiten. Und tatsächlich waren beide auch drin. Erst ein Konter, als Terekhova flankte, Shlyapina vor dem Tor Höller aus der Position zog und Gröbner nicht früh genug eingerückt war, um Savchenkova am 1:0 zu hintern. Und kurz vor der Halbzeit, als Shlyapina mit einem Lochpass bedient wurde und wiederum Gröbner den Fehler machte, die russische Spitze nicht Abseits zu stellen. Zack bumm, 0:2, und beide Gegentore aus heiterem Himmel.

Respekt vor Toren aus dem Nichts

Mit der komfortablen Führung im Rücken konnten sich die Russinnen nach dem Seitenwechsel natürlich noch mehr darauf verlegen, hinten nichts anbrennen zu lassen. Vom Gegner ging an sich nicht die geringste Gefahr aus – aber weil das auch in der ersten Halbzeit so war und man sich trotzdem zwei Tore eingefangen hatte, merkte man Österreich nun schon an, dass man dem russischen Braten nicht traute.

Weshalb man sich lange nicht mehr traute, konsequent von hinten heraus nachzurücken. Teamchef Thalhammer bedeutete seiner Hintermannschaft immer wieder, sie solle sich doch im Ballbesitz weiter nach vorne orientieren. Das tat sie allerdings erst wieder in der Schluss-Viertelstunde. Und kaum tat sie das, bereitete man der gegnerischen Hintermannschaft wieder deutlich mehr Probleme.

Zu wenig Präzision

Denn die hatten sie über weite Strecken der zweiten Hälfte nur punktuell. Thalhammer brachte nach einer Stunde Lisa Makas als neue Stürmerin, dafür ging Laura Feiersinger auf den rechten Flügel (für die ausgewechselte Tieber). Davon erhoffte er sich wohl mehr Akzente aus der Tiefe, aber auch gegen Feiersinger arbeiteten Medved (trotz früher gelber Karte) und Sochnova gut.

Zudem fehlte nun auch wieder dem rot-weiß-roten Team die Präzision. Das war schon in der Anfangsphase so, als man einige billige Fehlpässe schlug – nach einer Viertelstunde hatte man sich aber erfangen, fand man die Sicherheit. Die hatte nach dem zweiten Gegentor wieder verflüchtigt, was es der russischen Defensive zusätzlich leicht machte. Der Spielverlauf spielte den Gästen in die Hände, und sie hatten die Routine, das über die Zeit zu bringen.

Fazit: Das Potenzial ist da, die Abgeklärtheit noch nicht

Keine Frage: Von der individuellen Klasse, vom spielerischen Potenzial und auch vom taktischen Standpunkt braucht sich diese österreichische Mannschaft vor Russland überhaupt nicht verstecken – im Gegenteil. In solchen Spielen kommt aber natürlich noch der Aspekt der internationalen Erfahrung dazu, und der fehlt dieser blutjungen Rasselbande (Ø-Alter: 21,8 Jahre) ganz einfach noch. Doch genau, um sich diese Erfahrung zu holen, sind solche Spiele – und letztlich auch solche Niederlagen – unerlässlich.

Mit dem 2:0-Auswärtssieg im Rücken müsste für Russland schon ein mittelschweres Wunder her, um das EM-Ticket im Rückspiel noch zu verspielen. Aber zum Aufbauen großer Hoffnungen taugt dieses Spiel aus russischer Sicht garantiert nicht. Denn wenn es gegen eine Greenhorn-Truppe wie Österreich offensichtlich wird, dass die Abwehr mit dem Ball nicht umgehen kann und es aus dem Mittelfeld heraus keine nennenswerte Kreativität gibt, werden das die europäischen Schwergewichte bei der EM-Endrunde zweifellos beinhart ausnützen.

Aber wer weiß, vielleicht gelingt das ja auch schon dem europäischen Mittelgewicht Österreich im Rückspiel.

(phe)

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