Bradley – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sun, 26 Jun 2011 21:40:32 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Quirlige Tri schlägt biedere US-Boys https://ballverliebt.eu/2011/06/26/quirlige-tri-schlagt-biedere-us-boys/ https://ballverliebt.eu/2011/06/26/quirlige-tri-schlagt-biedere-us-boys/#comments Sun, 26 Jun 2011 10:31:08 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5053 Quirlige Tri schlägt biedere US-Boys weiterlesen ]]> Schlechte Abwehrreihen, viele Ungenauigkeiten, aber dadurch viele Tore und einige Spannung prägten das fußballerisch eher maue, aber dennoch recht unterhaltsame Finale des Gold-Cups. In dem sich die höhere Klasse der schnellen „Tri“ aus Mexiko verdient durchsetzte.

Mexiko - USA 4:2

95.000 Fans bei einem Fußballspiel in den Staaten – ja, das geht. Im der rappelvollen Rose Bowl ging zwar Mexiko nach den gezeigten Leistungen im Turnier als leichter Favorit, aber die Amerikaner gingen nach einem Eckball früh in Führung: Bradley war Castro entwischt, und schon stand’s 1:0.

Die Mexikaner waren aber dennoch von Anfang an bemüht, das Spiel zu gestalten und versuchten das vor allem über die rechte Seite. Weil Giovani dos Santos statt einer hängenden Spitze einen fast klassischen Rechtsaußen gab und hinter ihm Barrera und Juarez fleißig nach vorne marschierten, ging fast alles für diese Flanke: Dempsey kam so offensiv gar nicht zur Geltung und LV Eric Lichaj war heillos überfordert. Er war schnell von den Mexikanern als Schwachstelle ausgemacht worden und wurde entsprechend bearbeitet.

Dennoch hatte die Tri Schwierigkeiten Javier Hernández in der Mitte zu bedienen. Der Shooting-Star von Manchester United bewegte sich gegen die recht statische amerikanische Innenverteidigung sehr viel, aber Bocanegra und Goodson konnten es halbwegs verhindern, dass Hernández an den Ball kam. Die linke Seite der Mexikaner hingegen fiel völlig ab: Carlos Salcído, vor einem Jahr bei der WM noch der beste Linksverteidiger des Tunriers, machte eine schreckliche Partie und wurde nach einer halben Stunde folgerichtig ausgetauscht.

Systematisch waren beide Teams sehr ähnlich aufgestellt, die Flankentendenz von Giovani war der einzige echte Unterschied. Beide spielten mit 4-4-2-Varianten. Bei beiden spielte ein zentraler Mittelfeldmann tief (Bradley bzw. Torrado), bei beiden lief das Spiel am anderen ziemlich vorbei (am völlig unsichtbaren Jones, der wie ein kompletter Fremdkörper in der Mannschaft wirkt, allerdings mehr als an Israel Castro). Somit wurde bei beiden Teams versucht, das Mittelfeld schnell zu überbrücken, nicht selten mit langen Bällen.

Amerikaner doppeln nach, werden aber geschwächt

Keine gute Figur machte aber auch die Innenverteidigung der Mexikaner in der 21. Minute, als mit einer Serie von schnellen, kurzen Pässen Márquez und Moreno ausgehebelt waren und Landon Donovan (der für ihn ungewohnt als Sturmspitze spielen musste) mühelos zum 2:0 einschieben konnte. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt bereits Rechtsverteidiger Steven Cherundolo verletzungsbedingt aus dem Spiel – Bornstein ging auf die linke Seite, dafür ging Lichaj nach rechts. Was für Guardado und den statt Salcído eingewechselten Torres-Nilo eine Einladung erster Güte war.

Zudem begann nun die recht statische US-Innenverteidigung, vom schnellen Hernández ein ums andere Mal überrumpelt zu werden, viel besser ging es Bornstein mit Giovani und Barrera auch nicht. So fiel, nachdem schon Hernández den Pfosten getroffen hatte, Barrera nach einem schnell ausgeführten Freistoß zum Anschlusstreffer und Guardado nützte ein Komplett-Blackout noch vor der Pause zum verdienten 2:2-Ausgleich.

Mexiko bleibt dran

Nach der Pause wurde das von vielen ungenauen Pässen und wenig konkreten Aktionen geprägte Spiel zwar nicht besser, aber die Mexikaner blieben konsequenter. Gegen die Amerikaner, die in der Defensive weiterhin zu weit von den Gegenspielern wegblieben, konnte mit schnellen Kombinationen zum Erfolg gekommen werden. Und als Barrera eine dieser Aktionen, die nicht durch einen ungenauen Pass abgebrochen wurden, zum 3:2 abschloss, war die Tri endgülig auf der Siegerstraße.

US-Teamchef Bob Bradley reagierte auf das offene Mittelfeld, indem er auf ein 4-2-3-1 umstellte. Supertalent Juan Agudelo kam statt den unauffälligen Bedoya und ging in die Spitze, dahinter fädelten sich Donovan (links), Dempsey (zentral) und Adu (rechts) auf. Und tatsächlich gelang es mit dem zusätzlichen Mann im Mittelfeld nun besser, das Spiel etwas in die Hand zu nehmen, und beinahe wäre das auch belohnt worden. Doch Dempsey traf nur die Latte.

US-Defensive überfordert und langsam

Hernández und vor allem Giovani blieben aber ein ständiger Gefahrenherd, der für die überforderten Außen- und die langsamen Innenverteidiger nie wirklich unter Kontrolle gebracht werden konnte. So war es kein Wunder, dass nach einem völlig verunglückten Rettungsversuch aus der Ecke der Ball bei den Mexikanern landete, Tim Howard eher unmotiviert herauskam und Giovani mit einem sehenswerten Heber das 4:2 besorgte.

Was für Bob Bradley aber immer noch kein Anlass war, volles Risiko zu gehen: Anstatt alles nach vorne zu werden, ersetzte er Adu positionsgetreu mit Sacha Kljestan. Doch auch er konnte den mexikanischen Sieg nicht mehr gefährden.

Fazit: Mäßiges Niveau trotz vieler Tore, Bob Bradley vor dem Aus

Mexiko war über die ganze Spielzeit gesehen das klar bessere Team und darf sich zu Recht Goldcup-Sieger nennen, vor allem die quirlige Abteilung Attacke war der US-Defensive klar überlegen. Die Amerikaner schafften es aber auch zu lange nicht, das Mittelfeld unter Kontrolle zu bringen (wo war Jones?) und vorne fehlte es trotz der beiden frühen Tore an Durchschlagskraft – sowohl Donovan, eigentlich Flügelmann im Mittelfeld, als auch Adu, eigentlich eher hängende Spitze, sind eher Vorbereiter als Torjäger.

Generell sagt nicht nur das Finale, sondern das ganze Turnier mehr über das US-Team als über die Mexikaner aus. Bei der Tri weiß man spätestens seit dem Auftritt in Südafrika, dass es eine mit starken, jungen Spielern gespickte Mannschaft ist, die technisch stark ist und hohes Tempo gehen kann. Bei den Amerikanern aber stagniert die Mannschaft, es war ein ganz schwacher Goldcup für das Team aus den Staaten.

Schon in der Gruppe gab es ein peinliches 0:1 gegen Panama, mit einem Zittersieg gegen Guadelupe wurde erst im letzten Moment das Viertelfinale gesichert. Weil die MLS (die sportlich deutlich anzieht, in den letzten Jahren) nicht pausierte, konnte Bob Bradley nur auf einen einzigen seiner Stammspieler aus der heimischen Liga zurückgreigen (Donovan), die Mannschaft war nicht kompakt, es fehlt an der Abstimmung, es gibt – vor allem, wenn Donovan ganz vorne spielen muss – niemanden, der das Spiel in die Hand nimmt. Kurz: Das Team stagniert. Es wäre keine Überraschung, sollte der schon länger nicht mehr unumstrittene Bradley nun tatsächlich den Hut nehmen müssen.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2011/06/26/quirlige-tri-schlagt-biedere-us-boys/feed/ 1
Weltmacht? Nicht auf dem Fußballplatz https://ballverliebt.eu/2010/01/12/weltmacht-nicht-auf-dem-fusballplatz/ https://ballverliebt.eu/2010/01/12/weltmacht-nicht-auf-dem-fusballplatz/#comments Tue, 12 Jan 2010 18:20:16 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=1758 Weltmacht? Nicht auf dem Fußballplatz weiterlesen ]]> WM-SERIE, Teil 7: U.S.A. | Immer dabei, selten mittendrin: Das US-Team ist zum sechsten Mal hintereinander bei einer Endrunde, dort wechselten sich respektable Resultate aber oft mit Totalabstürzen ab. Ein Trumpf könnte diesmal die leichte Gruppe sein.

Er ist und bleibt eine Randsportart, der Soccer in den Staaten. Er leidet nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit, das keineswegs, aber zum echten Volkssport wird es der „Association Football“, wie die offizielle Bezeichnung im Land der offensichtlich doch nicht ganz so unbegrenzen Möglichkeiten lautet, wohl nicht mehr schaffen. Das ist einerseits schade, weil das Land groß genug ist, auch im Fußball genügend Talent zusammen zu bringen, um mehr aus sich zu machen. Andererseits ist es immer wieder ulkig mit anzusehen, dass die in den meisten anderen Bereichen so dominante USA zumindest hier noch so ein wenig den Exotenstatus innehat.

Was natürlich mehr an der inner-amerikanischen Wahrnehmung liegt, weniger an den gezeigten Leistungen. Denn da hat man den Nord- und Mittelamerikanischen Platzhirschen Mexiko mit einigen wichtigen Siegen (wie beispielsweise dem 2:0-Erfolg im WM-Achtelfinale 2002) schon so weit zermürbt, dass dieser das Gefühl der grenzenlosen fußballerischen Überlegenheit gegenüber den Staaten längst eingebüßt hat. Es ist ein Hin und Her – im letzten Sommer gab es ein 5:0 der Mexikaner gegen ein Reservisten-Team der Amerikaner, in der WM-Quali (in der die US-Boys die Gruppe knapp gewinnen konnten) gab es jeweils Heimsiege.

Zum Aufschwung der letzten Jahre entscheidend beigetragen hat da natürlich die Tatsache, dass zahlreiche Akteure im US-Team durch Erfahrungen aus Europa, vor allem dem Stahlbad Premier League, an Qualität deutlich mehr gewonnen haben, als das in der MLS, der eigenen Meisterschaft, möglich wäre. Die Liga, die in Europa hauptsächlich durch die Werbefigur David Beckham (der seit zwei Jahren hauptberuflich bei den L.A. Galaxy über das Feld trabt) wahrgenommen wird, hat sich ihren Platz in der amerikanischen Sportlandschaft gesichert und der Zuschauerschnitt von 16.000 in der abgelaufenen Saison kann sich, wie auch das sportliche Niveau, durchaus mit europäischen Mittelklasse-Ligen vergleichen. Zu mehr reicht es aber nicht, weswegen viele den Sprung nach Europa wagen.

Angesichts der Tatsache, dass der Fußball im eigenen Land nicht so im Licht der Öffentlichkeit steht wie etwa Football oder Basketball, lässt sich natürlich auch mit viel mehr Ruhe arbeiten. So ist der 52-jährige Bob Bradley erst der zweite Teamchef, der die Mannschaft in den letzten zwölf Jahren betreut. Der einstige Meistertrainer der Chicago Fire übernahm das Amt nach der WM in Deutschland von Bruce Arena, nachdem man mit Wunschkandidat Jürgen Klinsmann keine Einigung erzielen konnte. Eine gute Entscheidung, wie sich zeigte: Bradley konnte den ruhigen, seriösen Kurs von Arena, der mit dem Viertelfinal-Einzug bei der Endrunde in Südkorea einen der größten Erfolge der US-Fußballgeschichte einfahren konnte, weiterführen: Mit trockenem Abwehrspiel, großer taktischer Disziplin, mit Kampfkraft und Teamgeist – so sieht das Spiel des US-Teams im Normalfall aus.

Stilistisch bedeutete der Wechsel von Arena auf Bradley eine leichte Korrektur zu offenerem Spiel, die aber sanft vollzogen und beim Confed-Cup letztes Jahr mit dem Vorstoß ins Finale (das dann nur knapp verloren wurde) belohnt wurde. Der Weg dorthin war allerdings typisch amerikanisch, ähnlich wie bei der WM 2002: Ein gutes und zwei schreckliche Spiele in der Vorrunde, sich so irgendwie in die nächste Runde schleppen, um dort dann aufzutrumpfen. Wenn das klappt, gut – es geht aber nicht immer auf. Bei der letzten WM in Deutschland gab es ein gutes Spiel gegen Italien, aber zwei enttäuschende Niederlagen gegen Ghana und die damals schon schwächelnden Tschechen, und das reichte in diesem Fall eben nicht. Und bei der WM in Frankreich 1998 waren die Amerikaner gar die schlechteste aller 32 Mannschaften.

Diesmal wird wieder viel erwartet – auch wegen der als eher leicht einzuschätzenden Gruppe, die den US-Boys zugelost wurde. Die Position, auf der die Amerikaner immer am wenigsten Sorgen hatten, ist auch diesmal stark besetzt: Die des Torhüters. Tim Howard ist der Nachfolger von Kasey Keller und Brad Friedel; der Everton-Schlussmann gilt zu Recht als einer der besten Torhüter auf der Insel und soll auch bei der Endrunde in Südafrika sicherer Rückhalt sein.

Vor ihm bilden üblicherweise Kapitän Carlos Bocanegra und Milan-Legionär Oguchi Onyewu das favorisierte Innenverteidiger-Gespann von Teamchef Bob Bradley. Doch hinter Onyewu, der nach vielen Jahren in Lüttich und auffällig starken Spielen beim Confed-Cup nach Italien gewechselt war, steht noch ein Fragezeichen: Im Herbst riss die Achillessehne. Zwar sollte der 1.93m-Riese mit den nigerianischen Wurzeln rechtzeitig wieder fit sein, aber ob seiner mangelnden Spielpraxis darf sich Jonathan Spector von West Ham realistische Chancen ausrechnen, in der Startformation zu stehen. Der ist zwar eigentlich ein Außenbahnspieler, nahm aber in den ersten Testspielen nach Onyewus Verletzung dessen Position in der Zentrale ein. Ansonsten ist Spector ein Kandidat für die rechte Außenposition, um die er mit dem Routinier Steve Cherundolo, langjähriger Bundesliga-Legionär für Hannover, kämpft. Links hinten ist Jonathan Bornstein gesetzt. Der 25-Jährige von Chivas Los Angeles ist im Übrigen ein Volksheld in Honduras: Er erzielte in der Nachspielzeit des für die US-Boys schon bedeutungslosen letzten Quali-Spiels gegen Costa Rica noch den Ausgleich, der den Costaricanern die entscheidenden zwei Punkte kostete und Honduras doch noch das WM-Ticket sicherte.

Im Mittelfeld verfügt Bradley vor allem in der Zentrale über Variationsmöglichkeiten auf den zwei offenen Plätzen; je nach Bedarf mit zwei Defensiven, oder aber auch einem zentralen offensiven Mann. Die etwas defensive Variante wäre die mit Ricardo Clark, einen klassischen Sechser, der auch über einen kraftvollen Schuss verfügt. Nicht unwichtig, sollte es notwendig sein, die Brechstange auszupacken. Ihn bringt Bob Bradley vor allem dann, wenn er im Mittelfeld auf Spielkontrolle aus ist. Für eine offensivere Spielauslegung in der Mittelfeld-Zentrale wäre statt ihm Benny Feilhaber vorgesehen – jener gebürtige Brasilianer, der über seinen Großvater (einen österreichischen Kriegsflüchtling) auch einen rot-weiß-roten Pass sein Eigen nennt. Dass der aus der HSV-Jugend hervorgegangene 25-Jährige regelmäßig zum Einsatz kommt, mag überraschen, schließlich spielt er beim dänischen Mittelständler Aarhus, und somit weder in einer starken Liga noch bei einem Verein, der international vertreten ist.

Während sich Clark und Feilhaber um einen Platz streiten, hat der Nebenmann den seinen sicher: Die Allzweck-Waffee in der Mittelfeld-Zentrale kommt aus Teamchef Bob Bradleys eigenem Haus, es ist sein Sohn Michael. Der kann sowohl eine zurückgezogenere, als auch eine nach vorne orientierte Rolle spielen und hat zudem bei Borussia Mönchengladbach in einer starken Liga einen Stammplatz, was ihn trotz seines noch nicht allzu reifen Alters (Bradley junior ist erst 22 Jahre alt) zu einem schwer verzichtbaren Fixpunkt macht.

Solche gibt es auch auf den Außenpositionen im Mittelfeld, die von zwei gelernten Stürmern eingenommen werden. Rechts ist dies üblicherweise Clint Dempsey, der sich bei Fulham zu einer fixen Größe entwickelt hat und vor allem durch seine Schnelligkeit punkten kann. Links ist es an Landon Donovan, die Stürmer in Szene zu setzen. Donovan ist eine sehr ambivalente Figur: Obwohl der 28-Jährige schon weit über 100 Länderspiele auf dem Buckel hat, dabei zahllose Tore erzielen konnte und immer derjenige war, von dem die meiste Kreativität ausgegangen war, gilt er zumindest in Europa immer noch als stecken gebliebenes Talent. Weder bei Bayer Leverkusen noch bei den Münchner Bayern konnte er sich durchsetzen, nun versucht es der Kalifornier bei Everton, sich doch noch einen bleibenden Namen auf dem alten Kontinent zu machen. Ähnlich wie sein Teamkollege von L.A. Galaxy, David Beckham, ist er nach Saisonende der MLS auf Leihbasis über den Atlantik gewechselt.

Mit der geballten Kreativität und der durchaus vorhandnen Klasse des Mittelfelds kann aber die Abteilung Attacke nicht ganz mithalten. Hier hat Bob Bradley viele Kandidaten, aber keinen Top-Mann zur Verfügung. Da wäre zum Beispiel Conor Casey. Der robuste Strafraumstürmer konnte sich nach guten Leistungen in der zweiten deutschen Liga nicht nachhaltig empfehlen und spielt heute genauso in der MLS wie der 31-Jährige Hawaiianer Brian Ching, der die US-Liga überhaupt noch nie verlassen hat. Mehr über seine Schnelligkeit kommt Charlie Davies, der nach zwei guten Jahren in Schweden nun in Frankreich bei Sochaux aber unterzugehen droht. Eine weitere Option ist Jozy Altidore, der bei der U20-WM in Kanada 2007 erstmals auf sich aufmerksam machte, und bei Hull City in der Premier League zwar im Abstiegskampf steckt und vor dem Tor recht harmlos agiert, aber wenigstens regelmäßig zum Einsatz kommt. Anders als Freddy Adu: Das einstige Wunderkind ist mittlerweile 20 Jahre alt, wird von einem Verein zum nächsten geschoben, spielte im Herbst bei einem bedeutungslosen Klub wie Belenenses Lissabon überhaupt keine Rolle und versucht sich nun bei Aris Saloniki wohl vergeblich, an der Seite von Landsmann Eddie Johnson noch auf den WM-Zug aufzuspringen.

Alles, was sich da vorne um die Plätze streitet, ist also wahrlich nichts Weltbewegendes, weshalb es nicht verwundert, dass sich die Amerikaner vor allem gegen physisch starke Abwehrreihen (wie etwa in der WM-Quali gegen Mexiko) schwer tun. So ist es auch nicht zu erwarten, dass im Auftaktspiel bei der WM-Endrunde gegen England den Abwehr-Tiere Terry und Ferdinand viel entgegen zu setzen sein wird. Das erste Spiel der Amerikaner in Südafrika ist überhaupt ein sehr zentrales: Nicht nur, dass zahlreiche US-Boys in England ihr Geld verdienen; es kann auch den Ton für den weiteren Verlauf der WM setzen. Schaffen es die Amerikaner, den Engländern zumindest einen Punkt abzunehmen, ist dies die halbe Miete für das Achtelfinale. Setzt es eine Auftaktniederlage, womöglich noch mit einer schlechten Leistung, steht man gegen Slowenien und Algerien schon unter Druck. Natürlich sind die US-Boys der programmierte Zweite in dieser Gruppe, und die „kleinen“ Gruppengegner sollten im Normalfall keine elementaren Hürden darstellen. Aber da die beiden immerhin Russland bzw. Ägypten in der Qualifikation eliminiert hatten, dürfen sie auch nicht unterschätzt werden.

Geht es programmgemäß zu, wartet im Achtelfinale Deutschland. Das käme den Amerikanern nicht ungelegen, denn mit der DFB-Auswahl ist noch eine Rechnung offen, aus dem Jahr 2002. Damals spielte man im Viertelfinale den späteren Finalisten zwar an die Wand, verlor aber gegen eine erscheckend schlechte deutsche Mannschaft mit 0:1.

Man sieht sich im Leben also womöglich wirklich mitunter zweimal.

————————————————

U.S.A.
weißes Trikot, blaue Hose, Nike – Platzierung im ELO-Ranking: 16.

Spiele in Südafrika:
England (Abendspiel Sa 12/06 in Rustenburg)
Slowenien (Nachmittagsspiel Fr 18/06 in Johannesburg/E)
Algerien (Nachmittagsspiel Mi 23/06 in Pretoria)

TEAM: Tor: Brad Guzan (25, Aston Villa), Tim Howard (31, Everton), Troy Perkins (28, Valerenga Oslo). Abwehr: Jonathan Bernstein (25, Chivas L.A.), Carlos Bocanegra (31, Rennes), Steve Cherundolo (31, Hannover), Clarence Goodson (28, Kristiansand), Frankie Hejduk (35, Columbus), Chad Marshall (25, Columbus), Oguchi Onyewu (28, Milan), Jonathan Spector (24, West Ham). Mittelfeld: Kyle Beckerman (28, Salt Lake), Michael Bradley (22, M’gladbach), Ricardo Clark (27, Houston), Clint Dempsey (27, Fulham), Landon Donovan (28, Everton), Benny Feilhaber (25, Aarhus), Stuart Holden (24, Houston), Sacha Kjlestan (24, Chivas L.A.), Logan Pause (28, Chicago). Angriff: Jozy Altidore (20, Hull), Conor Casey (29, Colorado), Brian Ching (32, Houston), Jeff Cunningham (33, Dallas), Charlie Davies (23, Sochaux), Eddie Johnson (26, Aris Saloniki).

Teamchef: Bob Bradley (52, US-Amerikaner, seit Dezember 2006)

Qualifikation: 8:0 gegen und 1:0 auf Barabados. 1:0 in Guatemala, 1:0 auf Kuba, 3:0 gegen Trinidad, 6:1 gegen Kuba, 1:2 auf Trinidad und 2:0 gegen Guatemala. 2:0 gegen Mexiko, 2:2 in El Salvador, 3:0 gegen Trinidad, 1:3 in Costa Rica, 2:1 gegen Honduras, 1:2 in Mexiko, 2:1 gegen El Salvador, 1:0 auf Trinidad, 3:2 in Honduras und 2:2 gegen Costa Rica.

Endrundenteilnahmen: 9 (1930 Dritter, 34 Achtelfinale, 38 Vorrunde, 90 Vorrunde, 94 Achtelfinale, 98 Vorrunde, 2002 Viertelfinale, 06 Vorrunde)

>> Ballverliebt-WM-Serie
Gruppe A: Südafrika, Mexiko, Uruguay, Frankreich
Gruppe B: Argentinien, Nigeria, Südkorea, Griechenland
Gruppe C: England, USA, Algerien, Slowenien
Gruppe D: Deutschland, Australien, Serbien, Ghana
Gruppe E: Holland, Dänemark, Japan, Kamerun
Gruppe F: Italien, Paraguay, Neuseeland, Slowakei
Gruppe G: Brasilien, Nordkorea, Elfenbeinküste, Portugal
Gruppe H: Spanien, Schweiz, Honduras, Chile

* Anm.: Die Platzierungen im ELO-Ranking beziehen sich auf den Zeitpunkt der Auslosung.

]]>
https://ballverliebt.eu/2010/01/12/weltmacht-nicht-auf-dem-fusballplatz/feed/ 3