Boyd – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sat, 08 Sep 2012 02:46:06 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 1:2-Blamage in Jamaika deckt Schwächen von Klinsmanns US-Team auf https://ballverliebt.eu/2012/09/08/12-blamage-in-jamaika-deckt-schwachen-von-klinsmanns-us-team-auf/ https://ballverliebt.eu/2012/09/08/12-blamage-in-jamaika-deckt-schwachen-von-klinsmanns-us-team-auf/#comments Sat, 08 Sep 2012 02:37:51 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7793 1:2-Blamage in Jamaika deckt Schwächen von Klinsmanns US-Team auf weiterlesen ]]> Schnell laufen können sie, die Jamaikaner – zumindest auf der Tartanbahn, das ist nicht erst sein Olympia in London bekannt. Ihre Fußball spielenden Landsmänner können zwar weder ein international konkurrenzfähiges Tempo gehen, noch zeigen sie sonst etwas besonders Aufregendes. Es reichte aber dennoch, um eine erschreckend biedere US-Mannschaft in der WM-Quali mit 2:1 zu besiegen. Kein Ruhmesblatt für Jürgen Klinsmann.

Jamaika – USA 2:1 (1:1)

Es waren 36 Sekunden gespielt, als Clint Dempsey den Ball zum 1:0 für die Amerikaner ins Tor von Jamaika drosch. Ein perfekter Beginn in diesem WM-Quali-Spiel für das Team von Jürgen Klinsmann (und Assistent Andi Herzog). Die eine Mannschaft betreuen, die sich zuletzt zwar feine Testspiel-Ergebnisse gegen gute Gegner holen konnte. Aber sich gegen „kleine“ Teams schwer tut, wie schon beim mühsamen und alles andere als überzeugenden 3:1-Heimsieg gegen Antigua im Juni.

Der Grund dafür: Das US-Team von Klinsmann präsentiert sich als Arbeitertruppe. Im Mittelfeld ist robuste Körperlichkeit gefragt. Es gibt keinen Sechser von internationaler Klasse, der als Taktgeber fungieren könnte. Es fehlt an Außenverteidigern, die offensiv stark genug sind, um im Vorwärtsgang zu überzeugen. Kurz: Team USA anno 2012 ist eine äußerst wenig Glanz verbreitende Arbeiter-Mannschaft.

Das übliche Rauten-Problem

Klinsmann lässt sein Team in einem 4-4-2 mit Mittelfeld-Raute spielen. Vor der Abwehr steht Rasta-Mann Kyle Beckerman als Sechser, flankiert von Jermaine Jones und Maurice Edu. Wie üblich bei Teams mit Raute – einen in der MLS durchaus weiter verbreiteten System – hat man damit den Mittelkreis unter Kontroller, neigt aber dazu, Räume auf den Flanken herzugeben.

Vor allem, wenn die Außenverteidiger – diesmal Michael Parkhurst vom dänischen Meister Nordsjælland und Fabian Johnson von 1899 Hoffenheim – einen eher zurückhaltenden Part spielen. Das erlaubte es den Jamaikanern, auf den Flanken 2-gegen-1-Situationen herzustellen; vor allem in Person von RV Lovel Palmer. Die Flanken, die von den recht eindimensionalen Jamaikanern Richtung Strafraum segelten, hatten aber eine beängstigende Streuung und verursachten keinerlei Gefahr.

Unsicherheit und wenig Phantasie im US-Mittelfeld

Kyle Beckerman (der bei Salt Lake spielt) ist ein Spieler mit einem hervorragenden Auge und einem zumeist sehr sicheren Passspiel. Was Beckerman allerdings völlig fehlt, ist Tempo – vor allem, wenn ein schneller Antritt gefragt ist, hat der kleine Mann mit der großen Frisur erhebliche Probleme. Das wurde nicht nur beim Foul, das den Freistoß zum 1:1-Ausgleich zur Folge hatte, deutlich. Wann immer es die Jamaikaner schafften, mit Tempo durch die Mitte zu kommen, kam Beckerman ins Schwitzen.

Das zwang wiederum Edu und (vor allem) den Schalker Jermaine Jones, noch zentraler zu spielen und auszuhelfen. Das alles wirkte sich natürlich wiederum auf die immer mehr unterbesetzten Flügel aus, wodurch die Jamaikaner vor allem nach dem Ausgleich deutlich besser ins Spiel kamen.

Jones und Edu versuchten im Ballbesitz, sich schnell nach vorne zu orientieren und Zehner Dempsey zu unterstützen. Darauf stellte sich der Gegner aber gut ein, machte durch geschicktes Einrücken der Außenverteidiger (die ja kaum was zu befürchten hatten) die Räume gut eng. Die recht phantasielosen Amerikaner fanden dagegen kein Mittel.

Jamaika mit dem 2:1 – die Entscheidung

Die Jamaikaner erkannten, dass es den Amerikanern extrem schwer fiel, das Spiel selbst zu gestalten. So wurde der Gastgeber nach Seitenwechsel noch mutiger, setzte das US-Mittelfeld weiter unter Druck und nützte den Raum auf den Flügeln weiter aus. Auch die Flanken wurden nun etwas besser und nach einer Stunde war es wieder Beckerman, der eine schlechte Figur abgab: Weil er unverständlicherweise von seinem Gegenspieler abließ, musste Jones eingreifen und foulen. Auch diesen Freistoß hämmerte Jamaika ins Tor – das 2:1.

Nun reagierte Klinsmann und erlöste den überforderten Beckerman, brachte mit Williams (von Hoffenheim) einen neuen Sechser. Das grundsätzliche Problem – null Kreativität und die Unfähigkeit, Dempsey und die Stürmer einzubinden – konnte aber auch er nicht lösen. Eine Viertelstunde vor Schluss kamen dann mit Shea (statt Edu) für den linken Flügel und dem Rapidler Boys (statt Altidore) neue Kräfte.

Jamaika ließ nun ein wenig von den US-Boys ab, stellte sich etwas tiefer auf uns sah sich an, was der Favorit denn so im Spielaufbau unter Druck des Spielstands anzubieten hatten. Und das war weiterhin sehr wenig: Viele Pässe vor allem im Mittelfeld landeten zum Teil meilenweit von einem Mitspieler entfernt; lange Bälle auf die Stürmer konnten diese nicht halten und Dempsey, dem es sichtlich an der Spielpraxis fehlt, fand überhaupt nicht statt.

So hatte Jamaika kaum Mühe, das 2:1 über die Zeit zu spielen.

Fazit: US-Team unfähig zur Spielgestaltung – selbst gegen Fußballzwerge

Die Amerikaner müssen nun zwar keine übertriebene Angst haben, die Finalrunde in der Concacaf-Zone zu verpassen – vor Guatemala und Antigua zu bleiben, werden sie ja doch wohl schaffen. Aber die eklatanten Schwächen in der eigenen Spielgestaltung und die völlige Abwesenheit jeder Phantasie im Aufbau eigener Spielzüge dürfen ein Jahr nach seinem Amtsantritt schon etwas Besorgnis erregen.

Das muss bei einer WM-Endrunde nicht mal ein grundsätzliches Problem sein – dort sind die US-Boys eher Außenseiter, können sich gegen starke Gegner darauf verlegen, organisiert zu stehen. Außerdem wird der in diesem Spiel mit einer Oberschenkel-Verletzung ausfallende Landon Donovan viele Schwächen im Team zudecken können. Aber eine echte Weiterentwicklung gegenüber der WM in Südafrika oder dem über weite Strecken uninspirierten Auftritt beim Gold-Cup vor Klinsmanns Amtsantritt ist nicht zu erkennen.

Über Jamaika lässt sich sagen, dass die auf der ganzen Welt verteilte Mannschaft (4x MLS, 2x zweite englische Liga, je 1x Premier League, Norwegen, Schweden, Türkei und – kein Scherz – Vietnam) trotz des Sieges gegen die Amerikaner natürlich keine Welt-Eroberer sind. Mit dem Kreieren eigener Chancen waren auch sie zumeist überfordert, das Tempo war mäßig und die meisten Flanken unbrauchbar. Aber sie sind hinten organisiert gestanden, haben im richtigen Moment die Initiative an sich gerissen und den offensichtlichen Schwachpunkt Beckerman angebohrt und zwei Freistöße versenkt.

Das wird für die Finalrunde ziemlich sicher reichen. Für eine Teilnahme bei der WM in Brasilien aber ziemlich sicher nicht.

(phe)

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Vorteil durch aktive Spielanlage: Rapid nach 3:0 über PAOK in EL-Gruppenphase https://ballverliebt.eu/2012/08/31/vorteil-durch-aktive-spielanlage-rapid-nach-30-uber-paok-in-el-gruppenphase/ https://ballverliebt.eu/2012/08/31/vorteil-durch-aktive-spielanlage-rapid-nach-30-uber-paok-in-el-gruppenphase/#comments Thu, 30 Aug 2012 23:10:05 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7761 Vorteil durch aktive Spielanlage: Rapid nach 3:0 über PAOK in EL-Gruppenphase weiterlesen ]]> Zum dritten Mal in vier Jahren zieht Rapid in die Gruppenphase der Europa League ein! Mit einer sehr aktiven Spielanlage, einer intelligenten Ausrichtung der rechten Seite, Toren zum richtigen Zeitpunkt und einem diesmal ausdrücklich pass-orientierten Wechsel in der zweiten Hälfte wurde PAOK mit 3:0 bezwungen. Womit sechs weiteren Europacup-Spielen nichts mehr im Wege steht.

Rapid Wien – PAOK Thessaloniki 3:0 (1:0)

Im Hinspiel war PAOK klar besser, es brauchte aber einen fragwürdigen Wechsel von Rapid-Trainer Peter Schöttel, um den Griechen noch das 2:1 zu ermöglichen. Was gezeigt hat: PAOK ist ein Gegner, der grundsätzlich von der Qualität her besser besetzt ist als Rapid. Die Hütteldorfer aber dennoch nicht chancenlos sind, weil die Griechen die ihren zu wenig nützten.

Die Gestaltung der rechten Seite

Auffällig war bei Rapid in diesem Rückspiel vor allem die Art und Weise, wie man auf der rechten Seite agierte. Durch den Ausfall von Schimpelsberger rückte hier wieder Christopher Trimmel auf jene RV-Position, die er schon in der Vorbereitung und in den ersten Wochen dieser Saison gespielt hat. Der gelernte Offensiv-Mann ging dort natürlich sehr viel nach vorne, was es wiederum Deni Alar erlaubte, mehr in die Spitze zu gehen. Hinter Trimmel kippte Heikkinen dafür nach außen ab und achtete darauf, dass im Rücken von Trimmel nichts anbrannte.

Letztlich war es eine mögliche Lösungsvariante für das Hofmann-Loch, die Peter Schöttel zum funktionieren brachte: Steffen Hofmann war vor allem unter Peter Pacult in einem 4-4-2 auf der rechten Seite aufgeboten, hielt sich dort aber nur höchst selten auf. So wurden die damaligen Rechtsverteidiger (zumeist Andi Dober) zu Hofmanns persönlicher Putzfrau, musste RV und RM spielen und machte dabei nichts so richtig. Mit Hofmann auf der Zehn und einem gelernten Offensiven auf der RV-Position geht das auf: Weil aus dem defensiven Mittelfeld einer absichern kann, ohne dass im Zentrum Unterzahl entsteht, Hofmann immer noch gestalten kann und mit dem in die Spitze gehenden RM auch vorne zwei Anspielstationen warten.

PAOK ziemlich passiv, Rapid nicht immer mit Übersicht

Was Rapid zusätzlich in die Karten spielte, war die erstaunlich passive Herangehensweise von PAOK. Die Griechen standen mit zwei Viererketten, die sie recht eng zusammenschoben. Dadurch sollte verhindert werden, dass sich Rapid zwischen den Linien ausbreiten kann. Nach vorne kam man so zwar nicht, aber man verhinderte zumindest, dass sich Rapid nach vorne spielen konnte.

Die Hausherren waren so nämlich gezwungen – vor allem in Person der extrem fleißigen Hofmann und Ildiz – von hinten heraus längere Bälle durch die Reihen in die Spitze zu versuchen. Diese kamen aber zumeist nicht an. Zudem fehlte in einigen Situationen so ein wenig die Übersicht, wurden freie Optionen übersehen. Vor allem dann, wenn sich diese auf den Flügeln befanden – fast immer wurde die Lösung durch das Zentrum versucht und fast nie gefunden. Markus Katzer war etwa einmal kurz vorm Zuck-Aus, als er völlig freie Bahn gehabt hätte, Boyd es aber selbst versuchte und in der Mitte hängenblieb.

Dass der Weg über die Außen – vor allem die etwas vernachlässigte linke Seite – aber durchaus eine valable Option ist, wurde nach einer halben Stunde klar: Der erste vernünftig fertig gespielte Angriff über diese Seite, eine Flanke von Burgstaller, und ein Kopfball des mal wieder in die Mitte gerückten Alar besorgten das verdiente 1:0. Mit diesem Resultat wäre Rapid bereits weiter gewesen.

Umstellung durch 2:0 gekontert

Mit den zwei engen Viererketten ohne erkennbares Spiel nach vorne war PAOK in der ersten Hälfte auf Standards angewiesen, weshalb es logisch war, dass Trainer Giorgos Donis (wie schon im Hinspiel) in der Halbzeit umstellen würde. Er nahm LM Bertrand Robert und Stürmer Giannou raus, brachte dafür einen zentralen Passgeber neben García (nämlich Fotakis) und einen Offensiv-Allrounder (nämlich Lawrence). Bitter für PAOK: Bevor diese Umstellungen greifen konnten, sorgte Boyd per Kopfball nach einer Freistoß-Flanke für das 2:0 für Rapid.

2. Halbzeit

In der Theorie spielte PAOK nun ebenfalls in einem 4-2-3-1, in der Praxis war das aber ein extrem schiefes Gebilde, das eher Chaos in die eigene Mannschaft brachte, als das es solches bei Rapid ausgelöst hätte. Das Spiel bei PAOK hatte, so wie es nun interpretiert wurde, eine ziemlichen Linksdrall. So wurde Trimmel hinten festgesetzt und Alar deutlich abgeschnitten. Jedoch standen sich Kace und Georgiadis, die irgendwie beide den LM spielen zu wollen schienen, gegenseitig auf den Füßen. Ein Effekt, der vom nach vorne preschenden Lino noch verstärkt wurde.

Lawrence bewegte sich überall – von der Zehn über das rechte Halbfeld bis ganz nach vorne. Nur auf der Außenbahn war er nicht zu finden, die hatte Etto alleine über. Während sich also links drei PAOK-Spieler gegenseitig behinderten, war auf der rechten weitgehend gähnende Leere.

Wenig Wunder also, dass es den Griechen nicht gelang, jegliche Form von Zugriff auf den Rapid-Strafraum zu bekommen. Gefährlich wurde es nur bei individuellen Schnitzern in der Rapid-Abwehr (wie Sonnleitners arg missglückte Kopfball-„Rückgabe“), aus Weitschüssen oder aus Eckbällen.

Gestalter-Mittelfeld statt Zerstörer-Mittelfeld

Anders als noch beim Hinspiel (als er in Überzahl ein Zerstörer-Mittelfeld einzog und auch dadurch noch das 1:2 kassierte) entschied sich Peter Schöttel, diesmal den anderen Weg zu gehen: Er nahm Heikkinen vom Feld und brachte dafür Prager. Das bedeutete nun, dass mit Prager und Ildiz zwei Passgeber, zwei Spieleröffner in der Zentrale agierten. Diese hatten durch das eher wilde System von PAOK zwar nicht den Platz, für viel Ruhe am Ball zu sorgen.

Allerdings gelang es sehr wohl, Bälle geschickt und oft auch recht genau in die sich bietenden Räume in der entblößten Abwehr der Griechen – die natürlich alles riskieren und aufmachen mussten – zu spielen. Das sorgte zwar lange nicht für die endgültige Entscheidung in Form eines dritten Tores. Es brachte aber sehr wohl immer wieder Entlastung und signalisierte auch den Griechen, dass man jederzeit für ein drittes Tor im Konter gut ist. Das kam letztlich in der 93. Minute durch Steffen Hofmann – ein Empty-Net-Tor, wie man es sonst nur vom Eishockey kennt. PAOK-Goalie Glykos war mit nach vorne gekommen…

Fazit: Feine Leistung, verdienter Sieg, schöner Prestige-Erfolg

So sehr man nach dem Hinspiel verleitet war, Peter Schöttel ob seines allzu vorsichtigen Wechsels in Überzahl zu kritisieren, so sehr darf man ihm nun gratulieren. Mit seiner Maßnahme, die rechte Seite so offensiv zu gestalten und dennoch nicht auf die nötige Absicherung zu vergessen, hebelte er die vorsichtige und passive Spielanlage von PAOK aus, verschaffte seinem Team zusätzliche Kontrolle. Zudem fiel das zweite Tor zu einem perfekten Zeitpunkt, nämlich bevor die Umstellungen von PAOK-Trainer Donis greifen konnten.

In der Schlussphase behielt seine Mannschaft die Nerven in einem ausreichenden Ausmaß, hätte aber schon früher den Sack endgültig zumachen können – die gestalterisch denkende Mittelfeld-Zentrale ermöglichte immer wieder gute Konterchancen. Das Resultat ein ein verdienter Sieg für Rapid, der einen schönen Prestige-Erfolg bedeutet – eben die erneute Qualifikation für die Gruppenphase der Europa League.

Und auch, wenn noch längst nicht alles Gold war, was glänzte: Das ist doch was.

(phe)

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