Botswana – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Mon, 13 Feb 2012 23:16:17 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Mehr als nur eine Feel-Good-Story: Das war der Afrika-Cup 2012 https://ballverliebt.eu/2012/02/13/mehr-als-nur-eine-feel-good-story-das-war-der-afrika-cup-2012/ https://ballverliebt.eu/2012/02/13/mehr-als-nur-eine-feel-good-story-das-war-der-afrika-cup-2012/#comments Mon, 13 Feb 2012 22:57:00 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6696 Mehr als nur eine Feel-Good-Story: Das war der Afrika-Cup 2012 weiterlesen ]]> „Sie haben die Kraft gefunden, als ob es vorherbestimmt gewesen wäre. Ich habe ihnen gesagt, wenn wir ins Finale kommen, spielen wir in Libreville, wo es den Flugzeugabsturz gegeben hat. Das war vor unserem ersten Spiel gegen Senegal – jenes Land, wo die Mannschaft damals hingeflogen wäre. Das hatte eine ganz eigene Bedeutung.“ – Hervé Renard, Teamchef von Sambia.

Ballverliebt-Allstars des Afrika-Cups 2012

Es ist, global betrachtet, eine der größten Feel-Good-Storys der Fußball-Geschichte. Außenseiter Sambia, die No-Name-Truppe, holt als krasser Außenseiter genau dort den ersten kontinentalen Titel, wo vor 19 Jahren die beste Mannschaft, die das Land jemals hatte, bei einem Flugzeug-Unglück auf so tragische Weise ausgelöscht worden war. Im Kleinen ist der Titelgewinn für Sambia aber ein ganz, ganz deutlicher Fingerzeig für die gefallenen Giganten Afrikas. Weniger für die Ivorer, die im Endspiel das Elfmeterschießen verloren haben, ohne davor in sechs Turnierspielen auch nur ein einziges Gegentor kassiert zu haben.

Nein, es ist ein Fingerzeit für Nationalmannschaften wie jene von Nigeria und Kamerun. Weil der unerwartete Lauf Sambias zum Titelgewinn zeigt: Mit Kontinuität und Teamgeist kommt man weiter. Mit internem Streit, Individualismus und ständig wechselnden Teamchefs auf der Seitenlinie nicht. Freilich, zwischen dem sehr ordentlichen Auftritt in Angola vor zwei Jahren und dem großen Wurf jetzt war Sambias Teamchef Hervé Renard auch anderthalb Jahre nicht im Amt. Aber er vertraute fast ausschließlich auf jene Spieler, die schon länger zusammen spielen und er kannte auch die Verhältnisse.

Starke Defensive, flinke Offensiv-Kräfte

Die Grundformation von Sambia

Und er schuf auf dem Platz die Voraussetzungen, um die Stärken der Spieler optimal zu nützen, um für das Team einen Mehrwert zu erzielen. Wichtigstes Element war dabei das zentrale defensive Viereck mit den beiden Innenverteidigern Himoonde und Sunzu (die gemeinsam bei TP Mazembe in der DR Kongo spielen und in den letzten drei Jahren zweimal die Champions League gewonnen hat und das Finale der Klub-WM erreichte) und den beiden Sechsern. Einer davon war immer Nathan Sinkala, der sogar noch in der heimischen Liga spielt. Dieses Quartett machte es den Gegnern praktisch unmöglich, durch die Mitte vor das Tor des sicheren Goalies Kennedy Mweene zu kommen.

Das restliche Mittelfeld, das war ein weiteres Kern-Merkmal von Sambia, agierte extrem flexibel. Den Part neben Sinkala konnten Lungu, Chansa und auch Kasonde einnehmen, jeder von den dreien konnte aber genauso gut eine der Außenpositionen einnehmen. Durch dieses ständige Wechseln im Mittelfeld, das oft sogar im eigenen Ballbesitz in hohem Tempo im Aufbauspiel vollzogen wurde – indem die Außen nach innen zogen und die Sechser entsprechend verschoben – entblößte man gegnerische Sechser immer wieder.

Hinzu kam der äußerst aktive Kapitän Chris Katongo, der immer und überall unterwegs war, und der flinke und torgefährliche Stürmer Emmanuel Mayuka. Die Young Boys aus Bern reiben sich vergnügt die Hände, weil der 21-Jährige seinen Wert verzehnfacht hat und nun über 11 Millionen Euro wert sein dürfte. Ein tolles Beispiel von hervorragendem Scouting – da können sich viele Teams aus Österreich eine ganz dicke Scheibe abschneiden.

Das Spiel von Sambia war nicht spektakulär und vor allem im Semifinale gegen Ghana agierte man schon übervorsichtig, aber es war perfekt auf die Spieler zugeschnitten und jeder Spieler hielt sich daran. Auch, wenn es Spektakel-Fans und Vorurteilsbeladene ungern sehen: Aber auch beim Afrika-Cup führt der Weg zum Titel nur über disziplinierte Defensive, ein passendes Konzept, funktionierendes Kollektiv und der Bereitschaft, Ergebnis-Fußball dem Erlebnis-Fußball vorzuziehen.

Warten auf Fehler war nicht genug

Was ja im Übrigen nicht nur für Champion Sambia gilt, sondern auch für die anderen drei Teams im Halbfinale. Allen voran Überdrüber-Top-Favorit Côte d’Ivoire. Nach der reinen Papierform darf es nie passieren, dass ein Team mit Spielern aus dem Kongo, der Schweiz, der zweiten russischen Liga und einem Quartett aus der selbst im afrikanischen Vergleich sportlich irrelevanten südafrikanischen Liga die Weltstars von Man City, Chelsea und Arsenal auch nur fordern kann.

Die Grundformation der Côte d'Ivoire

Die Ivorer verließen sich im ganzen Turnier eher darauf, auf Fehler beiden Gegnern zu lauern und diese dann gnadenlos auszunützen. Das hat funktioniert, weil es keinem Gegner gelungen ist, gegen die von der individuellen Klasse allen 15 Konkurrenten fraglos haushoch überlegene Mannschaft fehlerfrei zu spielen – im Übrigen auch Sambia nicht. Aber das eine Geschenk, den Elfmeter in der zweiten Hälfte, verschoss Drogba.

Teamchef François Zahoui, der als Spieler vor 20 Jahren beim bislang einzigen Titelgewinn dabei war, vertraute vor allem auf seine komplett schussfeste Defensive. Sol Bamba und Kolo Touré spielten ein fast fehlerfreies Turnier, Boubacar Barry war der klar beste Torhüter des Afrika-Cups.

Was aber nicht übertünchen kann, dass auch die Ivorer keineswegs frei von Problempositionen waren. Rechts hinten konnten weder Igor Lolo noch Jean-Jacques Gosso überzeugen, Salomon Kalou nahm an einigen Spielen nur am Rande teil – sein Ersatzmann Max Gradel von St. Etienne machte, wann immer er spielen durfte, einen deutlich flinkeren, frischeren, willigeren und fleißigeren Eindruck als Kalou. Und dass Gervinho, der andere Außenstürmer im 4-3-3, nicht gerade die Effizienz in Person ist, wissen Arsenal-Fans nur allzu gut.

Das bittere für die Ivorer ist natürlich, dass sie genau wissen: Dieses Turnier war eine einmalige Chance. Teams wie Kamerun, Nigeria und Ägypten nicht dabei, man spazierte mit angezogener Handbremse ins Finale, und doch klappte es auch beim vierten Anlauf dieser Mannschaft nicht mit dem Titel, der ihnen längst zustehen würde. Ihr Glück ist es, dass es schon nächstes Jahr die Chance zur Wiedergutmachung gibt. Das wird dann die ultimativ allerletzte Chance für Leute wie Drogba, Zokora und Kolo Touré, doch noch was zu holen. Ein wenig mehr Unternehmungsgeist könnte dabei nicht schaden, hinten ist man gut gerüstet.

Ähnliches Problem bei Ghana

Die Grundformation von Ghana

Die Black Stars waren fast ein Abziehbild der Ivorer: Nach vorne tat man sich extrem hart gegen die zumeist recht gut verteidigende Gegner. Vor allem Kwadwo Asamoah kam überhaupt nicht ins Turnier, von Sulley Muntari kam zu wenig und André Ayew alleine konnte die Mannschaft letztlich nicht herausreißen.

Der Unterschied zu den „Elefanten“: Hinten wurde gepatzt. Torhüter Adam Kwarasey, der eigentlich Larsen heißt und Norweger ist, machte nicht den sichersten Eindruck, Kapitän John Mensah musste sich in einem Spiel für das Team opfern und einen Ausschluss hinnehmen, die Ersatzleute Vorsah und Jonathan Mensah konnten ihn nicht ersetzen. Zudem fehlte Teamchef Stevanovic auf den Außenbahnen die Linie: Mal spielte Inkoom statt Pantsil rechts hinten, mal vor Pantsil rechts vorne und Ayew dafür links, dann musste Inkoom auch mal links hinten ran, weil dort weder Masahudu Alhassan noch Lee Addy eine überzeugende Figur gemacht haben. Schon gegen Tunesien im Viertelfinale musste ein Geschenk in Form eines schlimmen Goalie-Fehlers zur Rettung herhalten, gegen Sambia im Semifinale fehlte dann jede Inspiration – und das kleine Finale gegen Mali war ohnehin mehr eine Bestrafung.

Es ist sicher noch zu früh zu sagen, dass die große Zeit von Ghana mit dem U20-WM-Titel 2009, dem Finalzeinzug beim Afrika-Cup vor zwei Jahren und dem Viertelfinale bei der WM vorbei ist. Aber bei den Black Stars muss man nun aufpassen, nicht in jene unübersichtliche Mischung aus Altstars über dem Zenit, fehlendem Teamgeist auf dem Platz und zu vielen Trainerwechseln zu verfallen, die Kamerun und Nigeria vorläufig in den Orbit gejagt hat. Ghana steht fraglos am Scheideweg.

Mali wird Dritter – wenn auch eher zufällig

Dass in solchen Turnieren Teams, die schlechter spielen als manche Konkurrenten letztlich weiter kommen als diese, das ist nichts Neues. Mali ist so ein Beispiel: Sowohl Guinea in der Gruppe als auch Gabun im Viertelfinale war man eigentlich recht deutlich unterlegen, auch inhaltlich, aber ein Tausenguldenschuss (gegen Guinea) und ein Elfmeterschießen (gegen Gabun) reichten für den überraschenden Einzug ins Halbfinale.

Die Grundformation von Mali

Und das, obwohl mit Seydou Keita der eigentliche Star und klar beste Spieler der Mannschaft ein erschreckend anonymes Turnier spielte. Er stand oft viel zu hoch, um seine Stärken in Passgenauigkeit und Spieleröffnung ausspielen zu können. Sein Können im Pressing gegen den gegnerischen Spielaufbau kam auch nicht allzu häufig zum Einsatz.

Dafür sprangen andere in die Presche, wie vor allem Adama Tamboura. Der Linksverteidiger vom französischen Zweitligisten Metz ist eine DER Entdeckungen in diesem Turnier (auch wenn er mit 26 Jahren nicht mehr der Jüngste ist), auch die beiden Sechser Samba Diakité und Bakaye Traoré zeigten gute Abstimmung – kein Wunder, die sind bein Nancy auch Teamkollegen. Nach vorne wurde es dann halt immer dünner, aber damit passt man ja ins Bild bei diesem Turnier. Der dritte Platz ist für Mali sicher ein riesiger Erfolg, wie groß die Nachhaltigkeit sein wird, steht aber auf einem ganz anderen Blatt Papier.

Die Gastgeber: Gleicher Erfolg, unterschiedliche Aussichten

„Nachhaltigkeit“ ist auch das Stichwort bei den beiden Gastgebern. Ihre insgesamt acht Spiele waren, gemeinsam mit dem Finale, die einzigen mit einer guten Zuschauerkulisse – bei anderen Spielen, vor allem dem Viertelfinale zwischen Sambia und dem Sudan mit nur 200 (!!!) Zuschauern fanden vor teils erschreckend leeren Rängen statt. Bei Eintritts-Preisen, die einen durchschnittlichen Wochenlohn als unterstes Limit haben, ist das aber auch kein Wunder.

Die Grundformation von Gabun

Die Ansätze bei den beiden Ausrichtern war grundverschieden. Gabun mit dem Deutsch-Franzosen Gernot Rohr als Teamchef hat vor zwei Jahren trotz des Aus in der Vorrunde schon angedeutet, dass man eine junge Mannschaft mit viel Entwicklungspotential ist, die tollen Auftritte hier waren der beinahe logische nächste Schritt. Die Hingabe und der Schwung, den die mit einem Schnitt von 25 Jahren noch recht junge Truppe gezeigt hat, konnte einen mitreißen – vor allem der Über-Thriller gegen Marokko im mit Abstand besten und aufregendsten Spiel des Turniers war eine Augenweide.

Aber auch das System und die generelle Spielanlage war eine äußerst positive Erscheinung. Die Außenverteidiger Moussono und Mouele marodierten nach vorne wie kaum jemand anderer in diesem Turnier, das Sturm-Trio war ständig in Bewegung, gut am Ball und der Wille, nach vorne zu spielen und die Partien an sich zu reißen, war fast immer erkennbar – aber nie über eine gesamte Partie. Und genau dieser Aspekt, der sicher auch auf fehlende internationale Erfahrung zurück zu führen ist, kostete dem Team mit dem positivsten Fußball ein noch besseres Resultat als das Viertelfinale.

Die Zukunftsaussichten sind aber nicht so schlecht. Wenn man die richtigen Lehren aus dem eigenen Auftreten zieht, und die aus dem Titelgewinn von Sambia – sprich, auf Kontinuität zu setzen – ist angesichts der wahrlich nicht übertrieben schweren Quali-Gruppe mit Burkina Faso, Niger und Congo die Teilnahme am WM-Playoff für Brasilien beinahe Pflicht.

Die Grundformation von Äquatorialguinea

Da wird es er wild zusammengekaufte Haufen, der für Äquatorialguinea aufläuft, wesentlich schwerer haben. Nicht nur, weil mit Tunesien ein starker Gegner wartet, sondern vor allem, weil der Mannschaft die Basis fehlen dürfte. Das Team ist deutlich älter und hat viel weniger Spieler, die noch viel Entwicklungspotential nach oben zeigen. Rechtsverteidiger Kily David ist so einer, Sechser Ben Konaté sicher auch – aber im Großen und Ganzen lebte der zweite Co-Gastgeber schon viel mehr von der Spezialsituation Heimturnier und der Euphorie, die die zwei (glücklichen) Siege gegen Libyen und den Senegal entfachten.

Sicher, praktsich alle Spieler sind über sich hinausgewachsen, aber für Teamchef Gilson Paulo, der die Mannschaft erst kurz vor dem Turnier übernommen hatte, wird ein dauerhaftes Etablieren unter den besseren Teams Afrikas sicher kein leichteres Unterfangen als es das Heimturnier war.

Sudan und Liyben: Die arabischen Überraschungen

Ägypten, Sieger der letzten drei Ausgaben, war nicht qualifiziert – aber mit den Nachbarn Sudan und Liyben gab es dennoch zwei Teams aus dem arabischen Sprachraum, die mit schönen Erfolgen nach Hause zurückkehren.

Die Grundformation des Sudan

Das trifft vor allem auf den Sudan zu – die 23 Kader-Spieler kehren tatsächlich alle nach Hause zurück, Teamchef Mohamed Abdalla hatte nicht einen einzigen Legionär mit dabei. Die Spielanlage des Sudan war der von Sambia nicht unähnlich: Durch die Mitte zumachen, über die Außen Gegenstöße setzen, mit Mustafa Haitham gab es eine sehr aktive hängende Spitze und mit Mudathir einen Stürmer, der nicht viele Chancen braucht.

Die Qualität des Champions hat der Sudan freilich nicht und für den Viertelfinal-Einzug brauchte es schon auch Geschenke von Burkina Faso im letzten Gruppenspiel, aber pures Glück war das alles nicht. Was der Mannschaft fehlte, war die Breite in der eigenen Spielgestaltung, weil die Mittelfeld-Außen viel einrückten, die Außenverteidiger aber nicht konsequent hinterliefen. Aber der erste Sieg bei einem Spiel des Afrika-Cups seit 42 Jahren ist ein feiner Erfolg.

Die Grundformation von Libyen

Eine weitere echte Feel-Good-Story, die aufgrund des Vorrunden-Aus leider etwas unterging, war der Auftritt von Libyen. Schon alleine die Tatsache, dass sich die Mannschaft trotz des tobenden Bürgerkrieges, ausgesetzter Meisterschaft und mit natürlich gestrichenen Heimspielen überhaupt qualifiziert hat, zumal mit einigen Kickern, die selbst an der Front gekämpft hatten, ist schon ein Wunder.

Aber der Auftritt beim Turnier selbst, der von Spiel zu Spiel couragierter wurde, toppte das dann sogar noch. Gegen Äquatorialguinea wirkte man noch gehemmt, aber den späteren Champion Sambia hatte man schon am Rande der Niederlage und gegen den Senegal folgte dann die Krönung: Mit einer geschickten Umstellung, mit modernem Systemfußball, mit einem passenden Konzept und dessen disziplinierter Ausführung gelang doch tatsächlich ein 2:1-Erfolg.

Für das Viertelfinale hat es nicht gereicht, aber die Libyer sind dennoch ohne jeden Zweifel einer der ganz großen Gewinner dieses Afrika-Cups.

Seltsames Turnier von Senegal

Die Grundformation von Senegal

In der ersten Hälfte des ersten Spiels gegen Sambia wurden zwei Schläfrigkeiten in der senegalesischen Abwehr eiskalt ausgenützt – der Anfang vom Ende für die vorher als heiße Mit-Favoriten gehandelte Mannschaft. In der Folge gab es nicht nur gegen Sambia, sondern auch in der zweiten Partie gegen Äquatorialguinea Chancen am laufenden Band. Ja, die Spielanlage von Senegal mit ihrem Mittelding aus 4-2-3-1 und 4-2-4 war recht eindimensional. Aber die an sich guten Laufwege von Ba und Cissé und der ungeheure Schwung von Issia Dia auf der rechten Seite bereitete den beiden Gegnern große Probleme. Vor allem im zweiten Spiel hätte es statt der 1:2-Niederlage in der letzten Minute eigentlich einen Kantersieg geben müssen. So war Senegal ausgeschieden, die Luft war raus, der Auftritt gegen Libyen blutleer und das Punktekonto stand auch nach drei Spielen immer noch auf Null. Peinlich.

Was Senegal zum Verhängnis wurde, war neben der schlechten Chancen-Verwertung vor allem fehlende Kompaktheit im Mittelfeld und eine Abwehrkette, die nicht auf der Höhe war. Teamchef Amara Traoré, der von draußen kaum Impulse geben konnte, ist jedenfalls schon nicht mehr im Amt.

Unaufgeregte Maghreb-Teams

Was angesichts der sonst weit verbreiteten Hire-&-Fire-Politik in afrikanischen Verbänden etwas überraschend war: Eric Gerets darf trotz den enttäuschenden Vorrunden-Aus auch weiterhin die Mannschaft aus Marokko betreuen. Auch, wenn der Auftritt der Mannschaft das Verpassen des Viertelfinales durchaus rechtfertigte.

Die Grundformation von Marokko

Und auch der Teamchef selbst mit seinem vorschnellen Signal zum geordneten Rückzug im Mega-Match gegen Gabun seinen Teil dazu beigetragen hat. Das Hauptproblem Marokkos war die Abhängigkeit von Houssine Kharja. Er sollte seine Mitspieler aus der Tiefe heraus dirigieren und einsetzen. Das wussten aber auch die Gegner und stellten den Italien-Legionär so gut es ging zu – und kein anderer übernahm die Verantwortung. Zu wenig Nachdruck gegen Tunesien, zu früh sicher gefühlt und Gabun ins Spiel zurücklassen, und schon war das Turnier vorbei.

Woran es Marokko vor allem fehlt, sind Führungsfiguren. Boussoufa und Hadji sind Schönwetter-Spieler, Kharjas Nebenmann Hermach fehlt es an der Klasse und im Sturmzentrum macht Chamakh einfach zu wenig aus seinen Anlagen.

Die Grundformation von Tunesien

Da fußte die Abordnung aus Tunesien schon auf deutlich mehr Säulen. Sami Trabelsi vertraute einem recht großen Block von Akteuren aus der eigenen, sportlich durchaus sehenswerten Liga. Der Vorteil dabei: Die Mittelfeld-Zentrale mit Korbi und Traoui war gut eingespielt, als im dritten Spiel mit Ragued erstmals ein dritte Mann eingezogen wurde, stand man noch sicherer.

Zudem machten zwei Spieler auf sich Aufmerksam: Rechtsvertediger Bilel Ifa (21), der recht bald in der französischen Liga auftauchen dürfte, ud vor allem Youssef Msakni. Der auch erst 21-Jährige mit dem Lausbuben-Gesicht ist ein Offensiv-Allrounder, wie man ihn sich wünscht: Er kann über die Flanken kommen (hier eher über die linke), der kann hinter den Spitzen spielen, und er kann auch selbst Tore schießen.

Tunesien ist nach einem sportlichen Durchhänger in den letzten Jahren wieder zurück auf der Spur nach oben: Mit einer kompakten und sicheren Defensive, fleißigen Außenverteidigern (auch Chammam, der im Turnierverlauf Jemal ersetzte) und einem offensiven Alleskönner mit viel Potential. Wer weiß, wie viel Tunesien schon diesmal erreichen hätte können, wenn nicht der sonst so sicherer Torhüte Mathlouthi im Viertelfinale gegen Ghana daneben gegriffen hätte.

Die Grundformation von Guinea

Die Pechvögel aus Guinea

Es gibt eine Mannschaft, das das Viertelfinale absolut verdient gehabt hätte, aber durch einen Glücktreffer von Mali außen vor blieben: Das Team aus Guinea. Unter ihrem französischen Teamchef Michel Dussuyer, dessen Vater im Turnierverlauf verstarb, zeigten die Westafrikaner sehenswerten Angriffsfußball. Im ersten Spiel gegen Mali scheiterten sie an der Chancenverwertung, aber gegen Botswana gab’s beim 6:1 kein Halten mehr. War aber alles nicht mehr genug, genau wie das achtbare 1:1 gegen Ghana – bei dem sich die Mannschaft wohl etwas zu früh aufgegeben hat.

Auch Guinea ist im Grunde eine Mannschaft, die sich ansehnlicher präsentiert hat als es der Kader annehmen hätte lassen. Zwei Burschen aus der Drittliga-Mannschaft von Stuttgart, jede Menge Spieler aus wenig prickelnden Vereinen aus Ländern wie Schweiz, Belgien und der Türkei, Zweitliga-Kicker aus Frankreich – aber es war klar ersichtlich, dass es im Team stimmt. Jeder rannte für den anderen, bis auf die letzte halbe Stunde gegen Ghana war das Bestreben, positiven Fußball zu zeigen und Tore zu erzielen, immer sichtbar.

Die Grundformation von Angola

Das war zu wenig

Andere Teams, denen man mehr zugetraut hätte, haben sich selbst geschlagen. Angola etwa: WM-Teilnehmer von 2006, zuletzt dreimal das Viertelfinale erreicht, aber diesmal war doch ein deutlicher Rückschritt zu erkennen. Wenn die Mannschaft schon hinten nicht besonders sicher steht – was ja auch schon beim Heim-Turnier vor zwei Jahren nicht der Fall war – dann muss zumindest nach vorne etwas gehen. Aber von den Flanken kam zu wenig Konkretes, aus der Zentrale gab’s nur Alibi-Fußball und Flavio, einer der WM-Torschützen von vor sechs Jahren, ist deutlich über seinen Zenit hinaus.

Das alles kann ja mal passieren, das ist auch keine Schande. Anders als der Umgang der angolanischen Autoritäten, die sich als ganz schlechte Verlierer zeigten: Reporter wurde gewaltsam von der Mannschaft abgeschottet, Berichterstattung darüber unter Androhung von Strafen zu verhindern versucht. Das gab kein gutes Bild ab.

Die Grundformation von Burkina Faso

Zu wenig Konkretes – das ist auch der sportliche Vorwurf, den sich Burkina Faso machen lassen muss. Aus der Zentrale von Marseille-Sechser Kaboré kam viel zu wenig, Alain Traoré haderte früh mit sich, den Mitspielern, den Referees, mit Gott und der Welt, Joker Aristide Bancé irrlichterte wirr über den Platz, Bakary Koné schoss hinten Böcke am laufenden Band und Moumouni Dagano wirkt vorne wie ein Dinosaurier. Der flinke Jonathan Pitroipa, der einzige noch verbleibende Spieler von höherer Qualität, war mit der ganzen Verantwortung auf seinen schmalen Schultern sichtlich überfordert. Und letztlich half es auch nicht, dass von der Trainerbank keine hilfreichen Impulse kamen: Teamchef Paulo Duarte hielt stur an seinem steifen 4-2-3-1 fest.

Die Folge: Drei Niederlagen und das Vorrunden-Aus.

Die Grundformation von Niger

Chancenlose Debütanten

Drei Niederlagen war auch die Bilanz, die man von den zwei Debütanten erwartet und auch bekommen hat. Wobei das Team aus Niger bei seiner Afrika-Cup-Premiere vor allem defensiv gar keine so schlechte Figur gemacht hat: Der Versuch, den Gegnern keinen Platz und keine Zeit am Ball zu lassen, Kompakt und sicher zu stehen und nach Ballgewinn über die flinken Issoufou und Maazou nach vorne zu kommen, war stets erkennbar und wurde auch ganz okay ausgeführt.

Die individuelle Qualität der eher zufällig gegenüber den Südafrikanern qualifizierten Mannschaft war natürlich nicht mit jener der Gruppengegner zu vergleichen, und doch hätte man Marokko beinahe einen Punkt abgetrotzt. Leider wurde das alles überschattet von der eher unwürdigen Posse hinter den Kulissen und an der Seitenlinie, wo man dem erfolgreichen Teamchef Harouna Doula (immerhin Afrikas Trainer des Jahres 2011) im Franzosen Rolland Courbis einen Anstands-Wauwau vor die Nase setzte, der dann auch bei den Spielen seinen dicken Bauch Kommandos gebend in der Coaching-Zone präsentierte, während sich Doula etwas indigniert auf der Trainerbank einigelte.

Die Grundformation von Botswana

Fehlende Qualität vor allem im Spiel nach vorne war letztlich auch bei Botswana der limitierende Faktor. Abgesehen vom 1:6 gegen Guinea, wo man in Unterzahl komplett auseinander fiel, stand man mit zwei Viererketten und einem Sechser dazwischen recht sicher, machte Ghana und Mali das Leben mit gutem Lauf- und Stellungsspiel verteufelt schwer und verlor diese beiden Spiele nur knapp.

Aber im Angriff… Jerome Ramathlhakwane versuchte zwar, mit viel Laufarbeit fehlende Ideen von hinten auszugleichen, aber außer Mondbällen aus der eigenen Hälfte hatte Botswana überhaupt nichts anzubieten. Kein Wunder, dass schon in der Quali kein Team, das den Cut geschafft hat, weniger Tore erzielt hat. Durchaus erstaunlich, dass es trotzdem zu zwei Treffern – einem Elfmeter und einem Konter – gereicht hat.

Aber für Botswana gilt genau wie für Niger: Schön, mal dabei gewesen zu sein. Es wird auch in Zukunft nicht allzu oft passieren.

Fazit: Was bleibt?

Genau natürlich wie der Titelgewinn für Sambia eine Ausnahme ist. Die Mannschaft aus dem 13-Millionen-Einwohner-Land im Süden des Kontinents wird sich nun genausowenig zu einem dauerhaften Titelkandidaten aufschwingen wie das Griechenland nach dem Titel 2004 oder der Irak nach dem Erfolg beim Asien-Cup 2007 gelungen ist.  Schon hinter einer WM-Teilnahme in Brasilien steht ein dickes Fragezeichen, muss man doch in der Gruppe an Ghana vorbei, um überhaupt in die entscheidenden Playoffs einzuziehen.

Aber die Mannschaft ist jung genug, um noch einige weitere Afrika-Cups zu absolvieren und kann nächstes Jahr in Südafrika oder in drei Jahren in Marokko auch wieder eine gute Figur abgehen. Der Unterschied: Ab sofort werden vor allem Underdogs gegen den Afrika-Meister doppelt und dreifach motiviert in die Spiele gehen.

Für Didier Drogba und seine Ivorer geht es nächstes Jahr noch einmal um alles oder nichts, aber es wird nicht leichter. Kamerun, Nigeria, Ägypten und Ausrichter Südafrika werden die Scharte der verpassten Quali ausmerzen wollen. Dass das vor allem bei afrikanischen Funktionären zumeist in kontraproduktiver Übermotivation umschlägt, ist dabei aber natürlich nichts Neues.

Aber wer weiß, vielleicht sorgt das Signal, das Sambia ausgesendet hat, beim einen oder anderen ja doch für etwas mehr Mitdenken.

(phe)

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Guinea gibt auf – Mali bleibt im Turnier https://ballverliebt.eu/2012/02/01/guinea-gibt-auf-mali-bleibt-im-turnier/ https://ballverliebt.eu/2012/02/01/guinea-gibt-auf-mali-bleibt-im-turnier/#respond Wed, 01 Feb 2012 22:40:18 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6626 Guinea gibt auf – Mali bleibt im Turnier weiterlesen ]]> Guinea kam erst durch die gut stehende Defensive von Ghana nicht durch und streckte nach einem Ausschluss schon 20 Minuten vor Schluss die Waffen. Obwohl nur ein Tor gefehlt hätte! Do darf sich Mali nach einem überlegen geführten aber nur mühsame gewonnen Spiel gegen Botswana über einen Platz im Viertelfinale freuen.

Ghana - Guinea 1:1

Ghana – Guinea 1-1 (1-1). 1-0 Badu 28′ / 1-1 A. Camara 45′

Guinea war das Team in Zugzwang, und angesichts auch der generellen Spielanlage der Mannschaften verwundert es nicht, dass es auch die Mannschaft von Teamchef Dussuyer war, die in der Anfangsphase die deutlich aktivere war. Dussuyer vertraute auf die gleiche Aufstellung, die Botswana mühelos mit 6:1 geschlagen hat und hatte auch diesmal die Absicht, schnell mit vertikalem Spiel durch das enge Mittelfeld der Ghanaer durchzukommen.

Alleine, das gelang nicht – weil die Zuspiele in die Spitze entweder überhastet und damit zu ungenau waren, und weil es die Ghanaer dennoch verstanden, den Gegner 25 bis 35 Meter vor dem eigenen Tor so anzugehen, dass es kaum möglich war, präzise Bälle nach vorne zu schlagen.

Druck prallt an Ghana ab

Auffällig war, dass die Abwehrkette von Guinea im Ballbesitz extrem weit aufrückte, zum Teil schon in den Anfangsminuten in der gegnerischen Hälfte stand. Was einerseits natürlich dabei half, Ghana zurück zu drängen und die Kontrolle über den Ballbesitz zu haben, die Hintermannschaft aber andererseits extrem anfällig für schnelle Gegenstöße machte. In einigen Situationen rettete nur die Geistesgegenwart von Bobo Baldé und Kamil Zayatte bzw. ein ungenauer Pass aus der Tiefe seitens der Ghanaer.

Die Spielweise der Ghanaer sorgte aber dafür, dass der Schwung der Guineer recht schnell entwich und den Außenseiter dazu zwang, immer mehr quer zu spielen. Das ging auf Kosten des Tempos und der Torgefährlichkeit, und genau das wollte Ghana natürlich auch erreichen. Auch, weil das für die Flügelspieler André Ayew und Samuel Inkoom, die immer wieder die Flügel wechselten, vermehrt Gelegenheiten ergab, nach Ballverlusten von Guinea schnell angespielt zu werden.

Zwei eher unerwartete Tore

Das Spiel hatte sich in seiner Pattstellung schon ein wenig eingerichtet, als Ghana nach etwa einer halben Stunde durch einen sehenswerten Weitschuss von Emmanuel Badu in Führung ging. Das wirkte auf die Mannschaft aus Guinea wie ein Schock: Bis kurz vor der Halbzeitpause brachte man kaum noch etwas zu Stande. Ghana war mit der Führung auf dem Weg zum Gruppensieg doppelt abgesichert und lehnte sich entsprechend wieder ein wenig zurück.

Und hatte dennoch ein wenig Pech, quasi mit dem Halbzeitpfiff den nicht gerade in der Luft liegenden Ausgleich hinnehmen zu müssen. Abdoul Camara, auf der linken Seite einer der wenigen verbliebenen Aktivposten in seiner Mannschaft, drehte aus dem Lauf heraus einen Heber um John Pantsil herum, der über Kwarasey hinweg ins Tor plumpste. Ob das so beabsichtigt war, ist die eine Sache, aber rein vom Skill her sicher eines der besseren Tore in diesem Turnier.

Guinea gibt sich geschlagen

Guinea war damit wieder voll im Rennen um das Viertelfinale und versuchte nach dem Seitenwechsel auch, wieder ins Spiel zu kommen, aber wie schon in der ersten Hälfte rannten sie sich dreißig Meter vor dem Tor fest, musste deutlich mehr quer spielen als ihnen lieb war und konnten kaum wirklichen Druck ausüben. Wie gewohnt stand Ghana hinten einfach extrem sicher.

Und als mit Mamadou Bah der Sechser von Guinea in der 70. Minute Gelb-Rot sah, war das Spiel gelaufen. Guinea schien aufgesteckt zu haben, womöglich mit dem Wissen um die Führung von Mali im Parallelspiel. Was aber eigentlich absolut unverständlich war, denn dennoch hätte nur ein einziges Tor gefehlt, um selbst den Einzug ins Viertelfinale zu schaffen und Mali zu eliminieren, und Ghana machte keine wirklichen Anstalten, die Überzahl gegen die im 4-4-1 weiterspielenden Gegner auch auszunützen. Womit das in der Schlussphase sehr zerfahrene Spiel seinem logischen 1:1 entgegen ging.

Fazit: Ghana gewohnt sicher – aber warum hat Guinea aufgesteckt?

Natürlich werden fehlende Kraftreserven eine große Rolle dabei gespielt haben, dass es Guinea in den letzten 20, 25 Minuten auch mit einem Mann weniger gegen die nicht gerade Vollgas gehende Mannschaft aus Ghana nicht mehr schaffte, Druck auszuüben. Was ja nur natürlich wäre. Aber dass so überhaupt keine Ambition (oder wirkliche Emotion) zu erkennen war, und die Kapitulation bei praktisch jedem Spieler greifbar wirkte, ist angesichts der wirklich starken ersten zwei Spiele von Guinea schon ein wenig enttäuschend.

Ghana wiederum agierte gewohnt sicher, wurde nur von einem Tausendgulden-Heber überwunden und zieht souverän als Gruppensieger ins Viertelfinale ein. Im Grunde liefen alle Gruppenspiele der Black Stars sehr ähnlich ab: Hinten nichts anbrennen lassen, im Mittelfeld den Druck des Gegners absorbieren und das Spiel eröffnen, über die Flanken nach vorne kommen und die wenigen sich bietenden Torchancen eiskalt ausnützen. Weil die Tunesier aber ein recht ähnliches Konzept verfolgen, ist da ein Geduldsspiel zu erwarten.

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Mali – Botswana 2-1 (0-0). 0-1 Ngele 51′ / 1-1 G. Dembélé 57′ / 2-1 Keita 75′

Mali - Botswana 2:1

Mehr als gewinnen konnte Mali zum Viertelfinal-Einzug nicht machen – dass sich Ghana gegen Guinea nicht hängen lässt, hatten sich nicht in der eigenen Hand. Bei Botswana kehrte Teamchef Stanley Thosane nach dem 1:6-Debakel gegen Guinea wieder zu seinem 4-1-4-1 zurück, bei dem die beiden Viererketten sehr tief standen und sich den Maliern quasi als Menschenmauer entgegen stellten.

Dabei wurde aber nicht auf die Spielweise vergessen, die gegen Ghana zu einem beachtlich knappen 0:1 geführt hat: Möglichst keine schnellen Pässe des Gegners zulassen, sondern ihm den Raum nehmen. Das funktionierte nicht so richtig, weswegen man immer mehr dazu überging, einfach den eigenen Strafraum zu belagern.

Mali greift an

Bei Mali stand nominell ein 4-2-3-1 auf dem Feld, aber durch die extrem aktive Rolle der Außenverteidiger – vor allem Drissa Diakité von Nizza machte auf der rechten Seite einen Irrsinns-Betrieb – bildete sich zumeist eine Viererkette bestehend aus den Außenverteidigern und den beiden Sechsern.

Der jeweilige Rechtsaußen, Abdou Traoré und Modibo Maiga wechselten sich hierbei ab, konnte dadurch de facto als zweite Spitze zu Garra Dembélé aufrücken. Dadurch, dass sich Botswana aber immer mehr im eigenen Strafraum zusammen zog, kam Mali oftmals problemlos zur Grundlinie durch, schaffte es aber nicht, die Spieler im Zentrum zu bedienen.

Keita kommt nach vorne nicht zum Zug

Und im Zentrum war Seydou Keita als Zehner einfach etwas zu hoch postiert, um einen echten Einfluss auf das Spiel nehmen zu können. Zumeist stand er auf seiner Position schon mitten im Getümmel, war somit nur schwer anzuspielen und hatte es noch schwerer, eine gestalterische Rolle nach vorne einzunehmen. Die allermeisten Bälle spielte der Mann vom FC Barcelona zurück, einfach weil sonst nirgendwo Platz war.

Mali dominierte Spiel und Ballbesitz nach Belieben und Botswana machte auch bei den wenigen Entlastungsangriffen nie den Eindruck , wirklich ein Tor schießen zu können, bis es kurz nach dem Seitenwechsel aber doch passierte. Mogakolodi Ngele schloss einen Konter zum völlig überraschenden 1:0 für den klar unterlegenen Außenseiter ab.

Mali dreht Spiel noch

Mali ließ sich davon aber nicht nachhaltig schocken und spielte weite nach vorne. Und es war für die Psyche der Mannschaft extrem wichtig, dass sich Garra Dembélé nur wenige Minuten nach dem Rückstand für eine extrem laufstarke Vorstellung mit einem Abstaubertor belohnte – der Freiburg-Legionär war vor allem in der ersten Halbzeit ständig unterwegs, wicht viel auf die Flügel aus und versuchte, immer anspielbar zu sein. Nach dem Seitenwechsel ging im deutlich die Luft aus, verständlicherweise, aber mit seinem Tor – vorbereitet über die linke Seite – öffnete er die Tür zum Viertelfinale.

Die Seydou Keita mit einer seiner wenigen auffälligen Aktionen eine Viertelstunde vor Schluss mit seinem Treffer zum 2:1 endgültig aufstieß. Mali hatte bis zum Schlusspfiff das Spiel gegen die zwar weiterhin diszipliniert verteidigenden, aber letztlich komplett harmlosen Gäste komplett im Griff und kam nie mehr in die Gefahr einen Ausgleich zu kassieren.

Fazit: Nicht überzeigend, aber weiter

Der Sieg reichte letztlich auch zum Viertelfinal-Einzug. Verglichen mit Guinea war Mali wahrscheinlich nicht das bessere Team, aber im entscheidenden Moment – also im direkten Vergleich zu Turnierbeginn – hatte man das glücklichere Ende für sich und diesen Vorteil gab man nicht mehr aus der Hand.

Der trotz des Rückstands und des knappen Resultats souveräne Vorstellung gegen Botswana kann kein Maßstab sein (vor allem, weil Guinea diesen Gegner 6:1 besiegt hatte) und letztlich fehlt es der Mannschaft, zumindest in dieser Aufstellung mit einem Seydou Keita auf der Zehn, an der lenkenden Figur und man schaffte es drei Spiele hinweg nicht, aus dem Spiel heraus große Torgefahr zu entwickeln. Was für Mali sprechen könnte: Im Viertelfinale gegen den sehr aktiv auftretenden Co-Gastgeber Gabun wird man das auch nicht müssen.

Für Botswana endet das Turnier mit drei Niederlagen. Zu sagen, die Mannschaft wäre auf diesem Niveau komplett überfordert gewesen, wäre sicher eine Übertreibung. Nimmt man das Spiel gegen Guinea aus, wo man in Unterzahl einfach auseinander gefallen ist und seiner internationalen Unerfahrenheit Tribut zollen musste, wurde zumindest diszipliniert verteidigt und weder Ghana noch Mali gelang es trotz teils massiver Feldüberlegenheit, eine Vielzahl von großen Torchancen zu erarbeiten.

Aber im Spiel nach vorne wird die Suppe beim Debütanten gegen die Abwehrreihen von Ländern, deren Spieler praktisch allesamt in europäischen Top-Ligen beschäftigt sind, schon ziemlich dünn. Mehr als lange Bälle und schnelle Gegenstöße war da nicht drin. Das reichte für einen Elfer und ein Kontertor. Für mehr aber auch nicht.

(phe)

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Ghana mit Dienst nach Vorschrift, Guinea mit 6:1-Schützenfest https://ballverliebt.eu/2012/01/28/afrika-cup-tag-8/ https://ballverliebt.eu/2012/01/28/afrika-cup-tag-8/#respond Sat, 28 Jan 2012 22:48:24 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6591 Ghana mit Dienst nach Vorschrift, Guinea mit 6:1-Schützenfest weiterlesen ]]> Ja, es kann vorkommen, dass so ein Turnier echte Kräfteverhältnisse nicht widerspiegelt. Guinea  war schon gegen Mali das bessere Team, verlor aber – und steht trotz dem 6:1 gegen Botswana vor dem Aus. Anders als Ghana: Die Black Stars lieferten gegen ein weiter eher harmloses Team aus Mali Dienst nach Vorschrift ab und holten einen 2:0-Sieg.

Ghana - Mali 2:0

Ghana – Mali 2-0 (0-0). 1-0 Gyan 62′ / 2-0 A. Ayew 74′

Selbst das Gestalten des Spiel zu übernehmen – das macht das Team aus Ghana nur, wenn es unbedingt sein muss. So verlegte sich auch erst einmal darauf, das Tempo aus dem Spiel zu nehmen und die Malier möglichst in Schach zu halten. Das Team um Bacelona-Mittelfeldmann Seydou Keita hingegen war seinerseits nicht gerade darauf aus, den Gegner zu überrennen und dadurch hinten offener als notwendig zu sein. Womit die Partie kein großes Vergnügen für die Beobachter war.

Auffällig war bei Ghana, dass fast alles über die rechte Seite ging. André Ayew war der mit Abstand aktivste Offensiv-Mann seiner Mannschaft, er wurde auch gut von seinem Hinterman John Pantsil unterstützt. Im Gegensatz dazu war auf der linken Seite Muntari bei Drissa Diakité in guten Händen und Kwadwo Asamoah, der in die Startformation gerückt war, nahm eher nur am Rande am Spiel teil.

Keita stört Ghanas Aufbau

Bei Mali war wieder einmal die Rolle von Seydou Keita im Interessantesten. Er war wiederum auf der Zehnerposition aufgestellt, kümmerte sich aber weniger um die direkten Pässe nach vorne auf Solo-Spitze Diabaté (das übernahm eher der sehr fleißige Maiga auf dem rechten Flügel), sondern – ganz ähnlich wie Yaya Touré bei den Ivorern – um das Stören der ghanaischen Spieleröffnung mit Emmanuel Badu und Anthony Annan. Keita, der einen deutlich fitteren Eindruck machte als noch beim 0:1 gegen Guinea, ist es von Barcelona gewohnt, heftiges Pressing zu spielen, und so war es ihm kaum ein Problem, die beiden Sechser von Ghana damit aus dem Spiel zu nehmen.

Grundsätzlich waren aber beide Mannschaften darauf bedacht, erst einmal keine Fehler zu machen. Risikopässe gab es praktisch gar nicht, im Zweifel wurde der Ball zurück gespielt. Den etwas sichereren Eindruck im Passspiel machte Mali, wiewohl eben kaum schwere Bälle gespielt wurden. Und so entstanden auch nur aus Standardsituationen Torchancen, die beste hatte Mali aus einem Freistoß, der vom linken Pfosten auf den rechten sprang und von dort zurück ins Feld.

Ayew und Gyan entscheiden

In der zweiten Hälfte stieg Ghana etwas aufs Gas, verschob etwas nach vorne und wurde direkter im Spiel nach vorne – wiederum hauptsächlich über André Ayew und John Pantsil. Sturmspitze Gyan merkte das natürlich und orientierte sich seinerseits tendenziell auf die Seite der beiden. Ihre malischen Gegenspieler Abdou Traoré und Adama Tamboura hatten ihre liebe Mühe. Dennoch brauchte es einen von Gyan hervorragend platzierten Freistoß, um nach einer Stunde in Führung zu gehen.

Eine Reaktion von Mali blieb weitgehend aus. Angriffe versandeten an der gut gestaffelten Defensive der Ghanaer und der einzige echte Schwachpunkt, der in der Strafraumbeherrschung sehr unbeholfene Kwarasey im Tor von Ghana, wurde nicht ausgenützt. Anders als der nun richtig aufblühende André Ayew, der eine sehr umsichtige Vorlage per Ferse von Gyan zum 2:0 nützte – der Entscheidung.

Fazit: Ghana trocken, Mali zu harmlos

Ghana zeigte sich so, wie man Ghana eben kennt: Staubtrocken in der Defensive, ohne den großen, kollektiven Glanz in der Vorwärtsbewegung, aber mit der hohen individuellen Klasse vor allem von André Ayew eiskalt im Ausnützen der wenigen, echten Torchancen. So ist der Viertelfinal-Einzug zwar noch nicht theoretisch fixiert, aber in der Praxis wird wohl nichts mehr schiefgehen.

Mali fehlte in den eigenen Angriffen nie Qualität, um die Abwehr von Ghana wirklich ins Wanken zu bringen. Dennoch ist nicht alles negativ: Seydou Keita war deutlich präsenter als in der ersten Partie, man ließ in der Defensive nicht viel zu, zudem machte Torhüter Diakité erneut einen sicheren Eindruck, war bei beiden Toren ohne jede Chance. Dass in der letzten Viertelstunde nicht mehr auf den Ausgleich ging, mag einerseits mit dem Wissen um die Aussichtslosigkeit erklärbar sein, aber auch damit, dass man immer noch in der Pole-Position um das Viertelfinale ist. Denn – aufgepasst, liebe Südafrikaner – es zählt der Direktvergleich. Und den hat Mali gegen Guinea nun mal gewonnen.

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Guinea – Botswana 6-1 (4-1). 1-0 S. Diallo 15′ / 1-1 Selolwane 23′ (p) / 2-1 S. Diallo 25′ / 3-1 A. Camara 42′ / 4-1 I. Traoré 45′ / 5-1 M. Bah 82′ / 6-1 Soumah 85′

Guinea - Botswana 6:1

Mit etwas mehr Mut zur Offensive wollte Botswanas Teamchef Stanley Tshosane spielen lassen – was hieß, dass er den im ersten Spiel gesperreten Stürmer Dispy Selolwane aufstellte und ihn als Mittelding aus hängender Spitze und Zehner hinter dem vordersten Mann, Jerome Ramatlhakwana, spielen ließ.

Hinter ihm gab es diesmal zwar zwei Sechser statt nur einem beim 0:1 gegen Ghana, aber die hohe Positionierung Selolwanes und seine mangelhafte Bereitschaft, mehr in der Defensive mitzuarbeiten, erlaubte der Zentrale der Guineaner die Ballhoheit. Mamadou Bah konnte aus dem Zentrum heraus fast immer unter mehreren freien Mitspielern auswählen, Sadio Diallo und Pascal Feindouno hielten die Bälle gut, Abdoul Camara und Ibrahima Traoré auf den Flügeln machten viel Betrieb.

Botswana nach vorne limitiert

Die Offensivbemühungen von Botswana beschränkten sich wiederum nur darauf, nach Ballgewinn lange Bälle zu den beiden Spitzen zu schlagen. Das war auch schon gegen Ghana das einzige Rezept und darauf hatte sich auch Guinea eingestellt. Nennenswerte Torgefahr konnte Botswana daher nicht ausstrahlen.

Dafür warteten die Guineaner geduldig auf ihre Chancen, die sich dann auch realtiv flott ergaben und nach einer Viertelstunde war das 1:0 schon hochverdient. Auch vom zwischenzeitlichen Ausgleich nach einem Elfmeter – ein schrecklicher Rückpass von Bobo Baldé auf Torhüter Yattara, der von Ramatlhakwana abgefangen wurde, zwang den Goalie zum Foul – ließ man sich nicht aus der Ruhe bringen.

Schneller Aufbau

Ghana hatte Mühe, mit einem eher langsamen Aufbauspiel durch die dicht gestaffelte Abwehr der Botswaner durchzukommen und hatten Probleme damit, schon im Mittelfeld angegriffen zu werden. Die Vorgabe von Guineas Teamchef Michel Dussuyer, möglichst flink mit schnellen Pässen und auch mit Solo-Läufen diese Zone zu überbrücken, war unübersehbar.

Damit kam Botswana nicht zurecht und so stand’s zur Pause durch einen späten Doppelschlag bereits 4:1, zudem war der erst wenige Minute davor für den verletzten Sechser Nato eingewechselte Patrick Motsepe nach einem derben Foul zu Recht vom Platz gestellt worden. Somit war die einzige verbleibende Frage für die zweite Hälfte: Wie hoch wirds?

Favoriten bleiben am Gaspedal

Die Guineaner wussten also schon zur Halbzeit, dass das Spiel gewonnen war, sie gaben aber dennoch weiterhin Vollgas. Bei Botswana wurde, einem weiteren Wechsel zur Halbzeit zum Trotz, die rechte Mittelfeldseite unbesetzt gelassen – Tshepo Motlhabankwe hatte hier den Laden nun ganz alleine dicht zu machen. Guinea verabsäumte es, vermehrt diese Seite anzubohren, aber das machte für das Spiel keinen Unterschied.

Der Favorit ließ Ball und Gegner laufen, hatte im zweiten Spielabschnitt rund 80 Prozent Ballbesitz, verlagerte das Spiel immer wieder gut von einer Seite auf die andere und wartete geduldig ab, bis sich im Abwehrverbund ein Loch ergab. Guinea hatte jede Menge Chancen, darunter ein Lattenpendler von Feindouno, der zwar wahrscheinlich hinter der Linie war, aber nicht als Tor gegeben wurde.

Botswana wusste natürlich auch, dass es nur noch um Schadensbegrenzung ging, und sendete frisch gewonnen Bälle praktisch gar nicht mehr lang in die Spitze sondern versuchte nach Kräfte, die Kugel zu halten um zumindest für kurze Zeit nicht von den Guineanern unter Druck gesetzt zu werden. So kam der Außenseiter in der ganzen zweiten Hälfte nur ein einziges Mal ernsthaft vor das Tor von Naby Yattara. Und gerade, als es so aussah, als sollte es tatsächlich beim 4:1 bleiben, gelang Guinea doch noch mal ein Doppelschlag.

Fazit: Guinea hat das bevorstehende Aus nicht verdient

Es ist keine Überraschung – mit einem Mann weniger gegen ein individuell klar besser bestztes Team hatte Botswana natürlich nicht den Funken einer Chance. Das Team aus Guinea hatte es gegen eine Mannschaft, die das Mittelfeld zu lange zu offen ließ und so gut wie gar keine ernsthafte Offensive anzubieten hatte natürlich sehr leicht.

Aber der Eindruck aus dem ersten Spiel, der unglücklichen Niederlage gegen Mali – nämlich, dass Guinea eigentlich die klar bessere Mannschaft ist als jene, die nun vor dem Viertelfinaleinzug steht – konnte man auch diesmal gewinnen. Zum einen natürlich aus der Ballsicherheit und der sehr ansprechenden spielerischen Darbietung. Zum anderen aber vor allem daran, dass man auch nach dem 4:1 noch eine Halbzeit lang am Gaspedal blieb, obwohl die Höhe des Sieges nichts an den geringen Chancen auf das Weiterkommen ändert. Weil ja eben der Direktvergleich zählt.

(phe)

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Ghana mit Mühe, Mali mit Glück: Zwei 1:0-Siege ohne Glanz https://ballverliebt.eu/2012/01/24/ghana-mit-muhe-mali-mit-gluck-zwei-10-siege-ohne-glanz/ https://ballverliebt.eu/2012/01/24/ghana-mit-muhe-mali-mit-gluck-zwei-10-siege-ohne-glanz/#respond Tue, 24 Jan 2012 22:38:38 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6538 Ghana mit Mühe, Mali mit Glück: Zwei 1:0-Siege ohne Glanz weiterlesen ]]> Mitfavorit Ghana startet mit einem 1:0-Arbeitssieg gegen Underdog Botswana in den Afrika-Cup: Kreative Highlights konnten die Black Stars nicht setzen, aber auch in Unterzahl gab’s die drei Punkte. Die in einer zerfahrenen Partie auch Mali einfahren konnte – wenn auch glücklich. Denn Barcelona-Star Seydou Keita war zwar auf dem Platz, fehlte beim 1:0 über Guinea aber dennoch an allen Ecken und Enden

Ghana - Botswana 1:0

Ghana – Botswana 1-0 (1-0). 1-0 Mensah 25′

Keine Überraschung: Der Debütant aus Botswana überließ dem Turnier-Mitfavorit Ghana recht bereitwillig die Bürde der Spielgestaltung. Was aber nicht heißt, dass der Außenseiter nur hinten drin stand und sich die Bälle um die Ohren schlagen ließ: Vor allem im Zentrum wurde versucht, den Ghanaern möglichst die Räume eng zu machen und vor allem Muntari nicht ins Spiel zu lassen. Dieser wich somit sehr viel nach hinten und auf die rechte Seite aus, konnte aber nie wirklich dem Spiel seinen Stempel aufdrücken.

Black Stars tun sich schwer

Der Inter-Reservist war dadurch gezwungen, sich aus seiner Zehner-Position weiter zurückzuziehen, um eine mögliche Anspielstation zu bleiben. Von hinten heraus war es vor allem Anthony Annan, der viele Ballkontakte hatte und mit Übersicht die Bälle verteilte – oder, wenn die weiter vorne nicht mehr so recht weiter wussten, sie auch wieder entgegen nahm.

Bei den Black Stars fehlte dabei aber trotz der Energie, die vor allem die rechte Seite mit dem wuseligen Inkoom und dem energiegeladenen André Ayew ausstrahlte, so ein wenig das Tempo, um die robust verteidigenden Botswaner auszuspielen. Zugriff auf den Strafraum gab es kaum, Torhüter Marumo wurde selten wirklich geprüft.

Bostwana bietet nach vorne nicht viel an

Den Vorwärtsgang einzulegen trauten sich die Außenseiter nicht wirklich zu. Entlastung gab es zumeist nur über lange Bälle in Richtung der einzigen Spitze Jerome Ramatlhakwane, der die Bälle aber kaum halten konnte. Es wird interessant sein, wie sehr sich das Spiel der Botswaner vorne ändert, wenn der diesmal gesperrter Stürmerstar Dipsy Selolwane zurück in die Mannschaft kommt.

Ghana ging nach knapp einer halben Stunde durch einen Eckball in Führung, am Spiel selbst änderte sich aber wenig: Viel Ballbesitz für die Black Stars, die Mehrheit davon aber am Mittelkreis mit den Innenverteidigern und Annan davor, mit zehn bis elf Gegenspielern zwischen sich und dem Tor und wenig Zeit am Ball, sobald man in die Menge hineinkam. Vor allem, weil Muntari komplett abgemeldet war.

Erst in Überzahl traut sich der Außenseiter

Erst, als das Team aus Ghana halb durch die zweite Hälfte dezimiert wurde, kam etwas Bewegung in die eher ereignisarm vor sich hin plätschernde Partie. Annan verlängerte einen Befreiungsschlag der Botswaner direkt in den Lauf von Ramatlhakwane, Abwehr-Boss Mensah musste das ausbaden. Er riss den Stürmer nieder und sah völlig zu Recht wegen Notbremse die rote Karte.

Ghanas serbischer Teamchef Goran Stevanovic (der zuvor schon Inkoom ins rechte Mittelfeld gestellt und den für Jordan Ayew gekommenen Masahudu Alhassan nach links hinten) nahm Muntari vom Platz und brachte mit Jonathan Mensah einen neuen Innenverteidiger. Ghana spielte ab sofort in einem 4-4-1 und machte das, was man schon vor zwei Jahren nicht nur bei der WM, sondern vor allem beim Finaleinzug beim Afrika-Cup in Angola gemacht hatte: Unspektakulär und trocken eine knappe Führung über die Zeit verteidigen.

Denn nun trauten sich die Botswaner zu, auch selbst etwas für das Spiel zu tun – natürlich, denn mit einem Mann mehr und nur einem Tor Rückstand, da kann noch etwas gehen. Theoretisch, denn Ghana verwaltete ohne selbst noch große Initiative zu übernehmen das 1:0 über die Zeit.

Fazit: Ghana, wie man es kennt

Ghana präsentierte sich zwar nicht gerade als Offensiv-Wunder, das war aber angesichts der jüngeren Vergangenheit dieser Mannschaft auch nicht zu erwarten. Die Black Stars konnten sich kaum Gelegenheiten durch den hellblauen Wall erarbeiten, der ihnen in der gegnerischen Hälfte wenig Zeit am Ball ließ, wartete aber geduldig und nützte dann halt eine Standardsituation. Nach hinten brannte nicht viel an.

Botswana zeigte sich als Mannschaft, die sich wohl nicht ganz zu Unrecht qualifiziert hat, der aber auf das Niveau, um bei so einem Turnier mehr als eine Statistenrolle zu spielen, doch etwas fehlt. Vor allem in punkto Tempo und Genauigkeit im eigenen Aufbauspiel haperte es doch ziemlich, dafür stand man defensiv recht gut organisiert. Das war nicht komplett schlecht, aber letztlich auch nicht gut genug.

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Mali – Guinea 1-0 (1-0). 1-0 B Traoré 31′

Mali - Guinea 1:0

Seydou Keita war im Vorfeld alles andere als fit – aber die große Star des Teams aus Mali schleppte sich auf das Feld. Und dort in die Rolle der Nummer zehn im 4-2-3-1, das Teamchef Alain Giresse ausgegeben hat. Der Mann vom FC Barcelona war dort aber nicht besonders gut aufgehoben: Zu weit vorn war die Positionierung des Mannes, der das Spiel seines Teams lenken sollte.

Vor allem angesichts der Spielweise der Mannschaft aus Guinea. Diese machte nämlich von Beginn an die Räume für die Malier sehr eng und spielte durchaus ansehnliches Pressing, ließ den Gegnern kaum Zeit am Ball und provozierte so immer wieder schnelle Ballverluste. Mit Angriffsspiel über die Flügel sollte dann die nötige Torgefahr entstehen.

Mali gut in Schach gehalten

Was auch gut funktionierte und Soumbeyla Diakité im Tor von Mali musste auch einige Male in höchster Not retten – was er hervorragend machte. Ismael Bangoura, Solo-Spitze von Guinea im 4-1-4-1, war viel unterwegs, Lass Bangoura auf der rechten Seite trug den Ball immer wieder gut nach vorne – vernachlässigte dabei aber etwas die Defensivarbeit.

So kam Mali, wenn überhaupt, über die linke Seite mit Tamboura (von Metz) und Maiga (von Sochaux) nach vorne. Wenn sie die Gelegenheit bekamen, sich vor das Tor Guineas zu spielen, machten es die Adler aber recht ungeschickt – wie Girondins-Stürmer Diabaté fast schon konstant im Abseits herumtapste machte keinen besonders spielintelligenten Eindruck.

Glückliche Führung

Und doch kam Mali nach einer halben Stunde etwas aus heiterem Himmel zur 1:0-Führung, als Bakaye Traoré nach einem eigentlich schon geklärten Freistoß aus 20 Metern draufhielt und der abgefälschte Freistoß am sonst glänzend spielenden Torhüter Naby Yattara vorbei ins Netz flog.

Die Folge war, dass aus dem robusten Spiel beider Mannschaften – vor allem jener aus Guinea – nun ein richtig dreckiges wurde. Viele Fouls ließen den Spielfluss, der zuvor schon nicht aufkommen wollte, nun völlig zum erliegen kam, unterstützt vom tunesischen Referee, der viel durchgehen ließ. Mali kam ob der harten Gangart noch weniger ins Spiel als vor der Führung, Guinea verabsäumte es, sich seiner spielerischen Stärke zu besinnen.

Guinea verliert die klare Linie

Was sich nach der Pause noch verstärkte. Die Malier hatten erkannt, dass sie gegen diese Mannschaft mit der an diesem Tag vorhandenen Form nicht mit spielerischen Mitteln vorbeikommen können, also verlegten sie sich darauf, die Guineaner relativ tief stehend zu erwarten und hinten den Laden dicht zu halten. Das konnten sie sich erlauben, weil es dem Team aus Guinea immer mehr an der Genauigkeit fehlte und der Frust über den Rückstand sichtbar nach außen getragen wurde.

Das besserte sich erst, als Teamchef Michel Dussuyer mit Abdoul Camara einen neuen Mann für die linke Angriffsseite brachte. Er mischte mit seiner Schnelligkeit die Außenbahn ziemlich auf und verlieh seiner Mannschaft noch ein wenig neuen Schwung, aber auch er konnte nicht verhindern, dass der letzte Pass in den Strafraum einfach nicht ankommen wollte. Sodass Mali in einer unglaublich zerfahrenen und unansehnlichen Partie den 1:0-Sieg über die Zeit würgen konnte.

Fazit: Seydou Keita war zwar da, fehlte aber an allen Ecken und Enden

Es wurde überdeutlich, wie sehr die Mannschaft aus Mali in der Vorwärtsbewegung von einem gesunden Seydou Keita abhängig ist. Er war in dieser Partie weder fit noch auf einer Position eingesetzt, in der er der Mannschaft gegen die robusten Guineaner helfen konnte. Praktisch auf sich alleine gestellt blieb den verbleibenden Maliern ein Glückstreffer und eine, zugegeben, wirklich gute Abwehrarbeit, um den glücklichen 1:0-Sieg einzufahren.

Doch auch, wenn das auf dem Weg ins Viertelfinale schon die halbe Miete scheint: Gegen Ghana wird Mali in dieser Form keine Chance haben und wie gut es das Team aus Botswana versteht, den gegnerischen Zehner aus der Partie zu nehmen, musste Sulley Muntari schon erfahren. Diesmal hat die Defensive Mali noch gerettet.

Und zwar gegen eine Mannschaft aus Guinea, die letztlich aber doch mehr an sich selbst gescheitert ist als am Gegner. Der Spielansatz, Mali mit Pressing (zumindest in der Anfangsphase) und einer harten Gangart nicht zur Entfaltung und Keita somit nicht ins Spiel kommen zu lassen, war zweifellos der richtige, aber sie verpassten es doch, die nötige Genauigkeit und auch die nötige Ruhe an den Tag zu legen, um zumindest noch zum Remis zu kommen.

(phe)

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