Blaszczykowski – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Thu, 05 Sep 2013 22:36:42 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Heynckes stellt Robben in die Zentrale, Dortmund fehlt die Kraft: Bayern gewinnt die Champions League! https://ballverliebt.eu/2013/05/27/heynckes-stellt-robben-in-die-zentrale-dortmund-fehlt-die-kraft-bayern-gewinnt-die-champions-league/ https://ballverliebt.eu/2013/05/27/heynckes-stellt-robben-in-die-zentrale-dortmund-fehlt-die-kraft-bayern-gewinnt-die-champions-league/#comments Mon, 27 May 2013 11:54:10 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8776 Heynckes stellt Robben in die Zentrale, Dortmund fehlt die Kraft: Bayern gewinnt die Champions League! weiterlesen ]]> In der Bundesliga haben die Bayern in dieser Saison praktisch jeden existierenden Rekord gebrochen, international wurde Juventus klar 4:0 besiegt und Barcelona mit 7:0 zu Kleinholz zersägt – aber alles wäre nur halb so viel Wert gewesen, wenn es dennoch nicht zum Titel in der Champions League gereicht hätte. Und Dortmund tat alles, um es in einem hochklassigen und spannenden Finale genau dazu kommen zu lassen. Letztlich fehlte dem BVB trotz eines vor allem zu Beginn perfekten Matchplans aber die Effizienz – und auch die Kraft.

Bayern München - Borussia Dortmund 2:1 (0:0)
Bayern München – Borussia Dortmund 2:1 (0:0)

Wüstes Pressing, das ganz hoch startet, den Gegner so einschüchtern und diese Dominanz letztlich in Siege ummünzen – so wurde Dortmund 2011 und 2012 deutscher Meister. So schied Dortmund in der letzten Saison aber auch sang- und klanglos in einer schwachen Gruppe als Letzter aus. Nicht nur, weil man teils derbe Abwehr-Schnitzer einbaute. Sondern auch, weil hintenraus die Kraft fehlte. Beim 0:3 in Marseille gab’s zwei Tore nach der 60. Minute, beim 1:3 bei Olympiakos die endgültige Entscheidung in Minute 78, den K.o.-Schlag beim 1:2 bei Arsenal in der 86. Minute und beim 2:3 daheim gegen Marseille führte man bis zur 85. Minute noch mit 2:1.

Vintage Dortmund

In dieser Saison hat BVB-Coach Jürgen Klopp das Pressing deutlich zurücknehmen lassen. Üblicherweise legt Dortmund nun die Pressing-Linie in den Bereich direkt vor der Mittellinie. Nicht aber so in diesem Finale. Da ließ Klopp wieder, wie früher, in den ersten 20, 25 Minuten extrem hoch und extrem heftig pressen. So neutralisierte der das Ballbesitz-Spiel der Bayern und seine Mannschaft war die klar gefährlichere.

Dafür rückte mit Reus der nominelle Zehner so weit auf, dass Dortmund in einem 4-4-1-1 bzw. gar in einem 4-4-2 auf dem Platz standen – ganz ähnlich wie das in der letzten Saison mit Kagawa in dieser Rolle so hervorragend funktioniert hatte. Wie generell die Marschroute der Borussia jener beim 5:2 im Pokalfinale vor einem Jahr ziemlich exakt entsprach. Reus und Lewandowski pressten vor allem auf die Innenverteidiger der Bayern, während die Außenspieler Blaszczykowski und Großkreutz die AV der Bayern, Lahm und Alaba, bearbeiteten – hier aber fast nie alleine, sondern mit Unterstützung entweder der ballnahen Stürmer oder der aufrückenden eigenen Außenverteidiger.

Bayern mit Problemen

Den Münchnern behagte das überhaupt nicht. Schweinsteiger, der sich beim Aufwärmen eine Oberschenkelzerrung zugezogen hatte und damit längst nicht die gewohnte Präsenz im Mittelfeld verbreiten konnte, kippte oft zwischen die Innenverteidiger ab, um etwas von dem massiven Druck abzufedern, den Dortmund ausübte. Das änderte aber nichts daran, dass die Bayern ihr Spiel nicht eröffnet bekamen, sich auf lange Bälle verlegen mussten und damit das offensive Mittelfeld nicht wie gewünscht einbinden konnte.

Andererseits schaltete Dortmund überfallsartig um, wenn man den Ball eroberte – ein Verdienst vor allem des sehr umsichtigen Ilkay Gündogan und von Jakub Blaszczykowski, der nicht nur selbst das Umschaltspiel ankurbelte, sondern auch einige gute Chancen hatte, die Neuer aber hervorragend parierte. Wie überhaupt Dortmund in diesen ersten 20 bis 25 Minuten mindestens ein Tor aus der Überlegenheit schießen hätten müssen, wenn nicht zwei.

Würgegriff wird gelöst

Wie früher, löste Dortmund nach rund 25 Minuten den Würgegriff etwas. Dante und Boateng hatten nun etwas mehr Luft zum Armen, Lahm und Alaba – die beide nicht die gewohnte Abenteuerlust ausstrahlten – konnten sich nun etwas mehr um den Aufbau kümmern. Das erlaubte vor allem Ribéry, etwas einzurücken, ohne die Außenbahn zu verwaisen. So konnte das Mittelfeld-Zentrum, das Dortmund bis dahin komplett im Griff hatte, etwas angebohrt werden.

Ein Problem blieb aber bestehen: Von einer ziemlich massiven Unachtsamkeit abgesehen, hatte Schmelzer Robben ganz gut unter Kontrolle, auch dank der Hilfe des sehr fleißigen Kevin Großkreutz. Und Thomas Müller, der (wie Reus) eher als hängende Spitze agierte, weniger als Zehner, konnte nicht dauerhaft sein gefürchtetes Spiel zwischen den Linien aufziehen. Er hatte gegen Ende der ersten Halbzeit zwar einige gute Aktionen, eine konstante Gefahr, wie etwa gegen Barcelona, war er aber nicht.

Robben ins Zentrum, Müller nach rechts

Zweite Halbzeit
Zweite Halbzeit

Schon in der ersten Halbzeit hatten Müller, Robben und Ribéry immer wieder rochiert, nach dem Seitenwechsel kam es aber zu einer entscheidenden und auch dauerhaften Umstellung: Arjen Robben nahm nun halblinks zentral die Position der hängenden Spitze ein, während Thomas Müller auf die rechte Seite wechselte.

So musste sich Schmelzer auf einen neuen und vom Typ her völlig anderen Gegenspieler einstellen, während Robben im Zentrum nicht Müllers Arbeit zwischen den Linien zu verrichten versuchte, sondern vertikal ging und die Eins-gegen-Eins-Situationen suchte. Hieß: Die Bayern trachteten nun nach jener Direktheit im Zug zum Tor, die in der ersten Hälfte vor allem Dortmund gezeigt hatte.

Bayern erobern auch Zentrale

Bei der Borussia agierte Reus nun etwas tiefer, wodurch sich nun tatsächlich ein 4-2-3-1 ergab – wohl auch, weil Schweinsteiger mehr Vertrauen in seinen Oberschenkel fand und zunehmend aktiver wurde. Damit hatte auch Martínez eine Rückversicherung, wodurch er mit mehr Risiko in die Zweikämpfe gehen konnte – die Bayern eroberten immer mehr auch die Zentrale.

Der Clou an der Maßnahme, Robben ins Zentrum zu stellen, war zudem, dass er damit auch direkt mit Ribéry zusammen spielen konnte. Erstaunlich, dass das nicht schon viel öfter so praktiziert wurde, es funktionierte nämlich hervorragend – und ein Vertikal-Lauf von Robben leitete auch das mittlerweile nicht mehr unverdiente 1:0 für die Bayern durch Mandzukic ein.

Dortmund gleicht aus, kann aber nicht nachsetzen

In der direkten Folge verlor Dortmund ein wenig die Kompaktheit. Bender und Gündogan rückten auf, um das Spiel in die Hand zu nehmen, Subotic und Hummels rückten aber nicht entsprechend mit auf. In diese Lücke hinein versuchten die Bayern vor allem mit hohen Bällen zu kommen – also eher ein direktes Nützen entstehender Unordnung, als der Bayern-typische kontrollierte Aufbau. Ehe Dantes ungeschicktes Elfer-Foul den Ausgleich für Dortmund ermöglichte.

Nachsetzen konnte die Borussia aber nicht. Das extrem laufintensive Spiel der ersten Hälfte im Allgemeinen und das extreme Pressing in der Anfangsphase im Speziellen forderten ihren Tribut – Dortmund schien langsam, aber sicher K.o. zu gehen. Die Räume wurden auch nach dem 1:1 nicht mehr konsequent genug zugestellt, die Kompaktheit in der Zentrale ging zuweilen völlig flöten – die Abwehrlinie wurde aber dennoch relativ hoch zu stellen versucht. Ein Traum für Robben und seine neue Positionierung.

Mit Steilpässen in den Rücken der Abwehr oder mit Läufen in eben jenen und von dort geschlagenen Flanken (wie von Müller) hatten die Bayern genug Möglichkeiten, schon früher wieder die Führung herzustellen, aber ein exzellenter Roman Weidenfeller hielt die Borussia noch im Spiel. Bis zur 89. Minute, als bei einem weiteren hohen Ball in die Spitze die BVB-Abwehr nicht mit Robben UND Ribéry zu Rande kam und der Holländer zum 2:1 verwertete. Die Entscheidung.

Fazit: Dortmund geht zum alten Erfolgsrezept und scheitert

Für dieses eine Spiel ging Klopp zum alten Rezept zurück, das gegen die Bayern einst so großen Erfolg gebracht hat – und letztlich scheiterte man nicht daran, dass dieses Vorhaben falsch gewesen wäre. Im Gegenteil: Die Bayern fühlten sich sichtlich unwohl, und so lange Dortmund das hohe Pressing aufrecht erhalten konnte, waren die Münchner im Grunde chancenlos. Die Borussia ist letztlich daran gescheitert, dass man die frühe Überlegenheit nicht in Tore ummünzen konnte und dass in der Schlussphase die Kraft fehlte.

Die Bayern behielten nach der auch mit Glück ohne Schaden überstandenen Anfangsphase die Ruhe und nützten jeden kleinen Teilrückzug von Dortmund gnadenlos aus, um sich selbst immer mehr Kontrolle zu krallen. Die Maßnahme von Jupp Heynckes, Robben ins Zentrum zu stellen und damit statt der Kampfkraft Müllers auf die vertikalen Laufwege des Holländers gegen eine eher hoch stehende Abwehr zu setzen, machte sich voll bezahlt – beide Bayern-Tore waren dieser Umstellung geschuldet.

Dass die Bayern über die ganze Saison gesehen die klar beste Mannschaft Europas waren, darüber kein ohnehin kein Zweifel bestehen. Jetzt haben sie es mit dem letztlich nicht unverdienten Finalsieg in der Champions League auch Schwarz auf Weiß.

(phe)

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Die tollen Kroaten, die feinen Bosnier, das EM-Gastgeber-Duell und das dänische 3:0 in Tschechien https://ballverliebt.eu/2013/03/25/die-tollen-kroaten-die-feinen-bosnier-das-em-gastgeber-duell-und-das-danische-30-in-tschechien/ https://ballverliebt.eu/2013/03/25/die-tollen-kroaten-die-feinen-bosnier-das-em-gastgeber-duell-und-das-danische-30-in-tschechien/#comments Mon, 25 Mar 2013 00:30:40 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8517 Die tollen Kroaten, die feinen Bosnier, das EM-Gastgeber-Duell und das dänische 3:0 in Tschechien weiterlesen ]]> WM-Quali kompakt – quasi Häppchen in Form von Kurz-Analysen von der Jagd nach den Startplätzen für Brasilien 2014! Wo Kroatien mit einer aufregenden Mannschaft wahrscheinlich dabei sein werden. Die Bosnier, die Griechenland 3:1 besiegten, mit einem sehr schiefen 4-2-3-1 ebenso. Auch die Ukraine war systematisch schräg unterwegs und gewann auswärts in Polen. Während Dänemark in einem seltsamen Spiel in Tschechien die Chance auf das WM-Ticket wahren konnte!

Kroatien – Serbien 2:0 (2:0). Mandžukić 23, Olić 37.

Kroatien - Serbien 2:0 (2:0)
Kroatien – Serbien 2:0 (2:0)

Schon bei der EM unter Slaven Bilić war das kroatische Team eines der interessanteren des Turniers, und das ist auch unter Nachfolger Igor Štimac so. Er lässt das Team in einem Hybrid aus 4-2-3-1 und 4-4-2 antreten. Der große Rivale Serbien hatte der gewaltigen Klasse dieses Teams auf fast jeder Position nichts entgegen zu setzen.

Einzige Schwachstelle bei Kroatien ist die Innenverteidigung. Ćorluka und der alte Šimunic sind keine Spieleröffner, erstens, und könnten mit internationalen Klasse-Stürmern sicherlich nicht mithalten. Štimac geht aber deswegen keinen Kompromiss im zentralen Mittelfeld ein und stellt eine robuste Absicherung hin – nein, er wählt den Weg mit zwei Passgebern. Der gebürtige Linzer Mateo Kovačić (im Winter von Dinamo Zagreb zu Inter Mailand gewechselt) und Luka Modrić sind für die Impulse aus dem Zentrum zuständig. Vor allem der 18-jährige Kovačić beeindruckt dabei mit seiner extremen Ruhe am Ball und der Resistenz gegen Pressing-Versuche des Gegners. Was Modrić kann, ist eh bekannt.

Die beiden nominellen Außenspieler, Rakitić und Kranjčar, rücken sehr weit ein und erlauben den extrem offensiven Außenverteidigern Srna und Strinić das hinterlaufen. Damit ist nicht nur Überzahl im Zentrum hergestellt, sondern auch die Breite. Vorne steht Ivica Olić als hängende Spitze und Mario Mandžukić als Knipser. Beide arbeiten extrem viel.

Die Serben, die sich unter Teamchef Siniša Mihajlović im völligen Umbau befinden, waren komplett überfordert. Das teilweise heftige kroatische Pressing verhinderte jeden Versuch von Spielaufbau bei den Serben, die Flügelspieler waren von Strinić und Srna komplett abgemeldet, Kolarov war ein komplettes Desaster (das 1:0 für Kroatien resultierte etwa aus einem schlimmen Schnitzer von Kolarov), Ivanović wurde hinten festgenagelt und konnte Strinić und Olić trotzdem nie Einhalt gebieten. Die beiden armen Teufel, die im serbischen 4-4-1-1 vorne agierten, sahen kaum einen Ball. Kroatien kam zu einem mühelosen und nie gefährdeten 2:0-Sieg.

In der Gruppe A liegt Kroatien punktgleich mit Spitzenreiter Belgien an zweiter Stelle. In dieser Form ist davon auszugehen, dass sich die Kroaten für die WM qualifizieren werden. Dieses aufregende Team wäre sicher eine Bereicherung für das Turnier.

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Bosnien – Griechenland 3:1 (2:0). Džeko 30, 54, Ibišević 35; Gekas 90.

Bosnien - Griechenland 3:1 (2:0)
Bosnien – Griechenland 3:1 (2:0)

Dass auch die Bosnier ein ziemlich attraktives Team sind, ist schon seit längerem bekannt. Nun haben sie nach zwei Play-off-Niederlagen endlich auch eine Gruppe bekommen, in der sie sich durchsetzen sollten und endlich eine Endrunde erreichen dürften.

Der interessanteste Aspekt im Team von Safet Sušić, wie es sich beim womöglich schon vorentscheidenden Spitzenspiel der Gruppe gegen EM-Viertelfinalist Griechenland darstellte, ist die Assymmetrie im 4-2-3-1. Weil Sušić sowohl Edin Džeko von Man City als auch Vedad Ibišević von Stuttgart in seiner Start-Formation haben will, stellt er Ibišević nominell auf die rechte Mittelfeld-Seite. Er spielt aber recht weit innen und rückt auch oft ins Sturmzentrum, wodurch Rechtsverteidiger Mujdža gezwungen ist, extrem offensiv zu agieren, um die Flanke nicht offen zu lassen.

Auf der anderen Seite jedoch agiert Lulić (von Lazio) eher aus der Tiefe heraus und er hält auch die Außenbahn. Somit kann Linksverteidiger Zukanović hinten bleiben und sich, wie in diesem Spiel, um Salpingidis kümmern, ohne dass nach vorne etwas abgehen würde.

Das Hauptaugenmerk im Zentrum bei Zahirović und Medunjanin liegt im gezielten Pressing, dabei unterstützen sie vor allem Zehner Misimović. Weil sich aber die Griechen darauf recht gut eingestellt hatten und mit Torosidis und Holebas auf den Flügeln sowie dem robusten Salpingidis und dem großen Samaras vorne Anspielpunkte hatte, konnte Bosnien das gewohnte schnelle Umschaltspiel nicht etablieren. Stattdessen bestand der Spielaufbau vor allem aus langen Flankenwechseln auf Lulić oder Ibišević bzw. auf den robust verteidigten Džeko. Das klappte gar nicht.

Nach rund 20 Minuten erkannte Džeko das Problem und ließ sich extrem weit zurückfallen – also sogar hinter die Mittelfeld-Reihe – um besser anspielbar zu sein, während Misimović und vor allem Ibišević sich vorne anboten. Damit war Griechenland im Zentrum in Unterzahl und Bosnien flugs 2:0 in Front. Die Tore waren zwar ein Freistoß und ein Elfer-Nachschuss (der ziemlich erbärmlich verteidigt wurde), waren aber ein logisches Produkt der etwas veränderte Spielanlage der Bosnier.

Die das Spiel mit der Führung im Rücken in der Folge beinahe nach Belieben kontrollierten. Griechenlands Teamchef Fernando Santos nahm in der Pause Linksverteidiger Tzavellas raus und brachte mit Gekas einen neuen Mittelstürmer, dafür ging Samaras auf die linke Angriffs- und Holebas auf die linke Abwehrseite. So wollte er mehr Zug Richtung bosnischen Strafraum bringen – doch konnte diese Maßnahme nicht greifen, ehe Džeko, wieder nach einem Freistoß, das 3:0 markierte. Die Entscheidung.

Nach einer kurzen Orientierungsphase kontrollierte Bosnien also den stärksten Gruppengegner und gewann hochverdient. Damit führt man die Gruppe dank der hervorragenden Tordifferenz de facto vier Punkte vor den Griechen an und hat bereits beide Spiele gegen diese absolviert. Es sollte als endlich mit einer Endrunde klappen.

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Polen – Ukraine 1:3 (1:3). Piszczek 17; Jarmolenko 2, Gusev 6, Sosulia 45.

Polen - Ukraine 1:3 (1:3)
Polen – Ukraine 1:3 (1:3)

Die beiden Gastgeber der letzten EM sind in ihrer Gruppe (gegen England und Montenegro) beide schon ziemlich im Hintertreffen – sowohl für Polen als auch für die Ukraine war das ein Spiel der letzten Chance.

Der Schlüssel, um mit Polen umzugehen, hat sich seit der EM nicht verändert: Die extrem starke rechte Seite mit Piszczek und Błaszczykowski muss kontrolliert werden, denn der Rest der Mannschaft genügt internationalen Ansprüchen nicht. Michailo Fomenko, der das Amt des ukrainischen Teamchefs von Oleg Blochin übernommen hatte, ließ sich auch etwas einfallen: Ein extrem schiefes 3-4-3, mit dem die starke polnische Seite personell in Unterzahl gestellt werden sollte.

Während also Andrej Jarmolenko de facto alleine die rechte Angriffsseite beider Ukraine bildete und sich mit dem unauffälligen Rybus und dem schwachen Boenisch vor allem in der Anfangsphase einen Spaß machte, blieb mit Shevchuk der linke Wing-Back hinten und achtete auf Błaszczykowski, während Linksaußen Gusev an der Seitenlinie blieb und sich um Piszczek kümmerte. Unterstützt wurden die beiden, wenn es ernst wurde, von Sechser Stepanenko und dem linken Mann in der Dreier-Abwehr, Alexander Kutcher.

Der Clou war, dass dann immer noch mit Fedetski und Khacheridi zwei Innenverteidiger übrig waren, um Lewandowski nicht zur Geltung kommen zu lassen. Zusätzlich spielte den Ukrainern natürlich massiv in die Hände, mit zwei Weitschüssen in den ersten sieben Minuten – die von Boenisch bzw. Wasilewski aber leicht zu unterbinden gewesen wären – blitzschnell 2:0 in Front lagen und sich in der Folge auf die Defensive konzentrieren konnten.

Natürlich kann man Klasse-Leute wie Piszczek und Błaszczykowski nie ganz kaltstellen, wie die hervorragend herausgespielte Aktion zum Anschlusstreffer wie Piszczek zeigt, aber im Großen und Ganzen hatte die Ukraine die Angelegenheit im Griff. Und als kurz vor der Pause Boenisch einmal mehr schlief, schlug es durch den fleißig laufenden Stürmer Sosulia von Dnipropetrovsk zum 3:1 für die Ukrainer ein.

Polens Teamchef Waldemar Fornalik, der wie sein Gegenüber nach der EM übernommen hatte, brachte für die zweite Hälfte Kosecki statt Rybus und ließ den neuen Mann deutlich höher agieren, um Jarmolenko effektiver nach hinten zu drücken. Weil aber erstens mit Fedetski der rechte Mann in der Dreierkette der Ukraine mehr aufrückte und zweitens Boenisch weiterhin grobe Schwächen im Zweikampf und auch im Positionsspiel zeigte, kam Polen trotz des Wechsels nicht zurück ins Spiel – im Gegenteil, die Ukrainer hatten zwei Topchancen und hätten schon 5:1 führen können, als nach einer Stunde mit Obraniak ein neuer Zehner bei den Polen kam.

Fomenko reagierte prompt und brachte Tymoschuk statt des müdegelaufenen Stepanenko. So wurde Obraniak neutralisiert – und die Ukrainer kontrollierten den 3:1-Sieg ohne gröbere Probleme über die Zeit. Nach dem Punktverlust in Moldawien und der Heimniederlage gegen Montenegro wahrte die Ukraine somit die verbliebene Mini-Chance, aber es wurde auch deutlich, dass die spielerischen Mittel begrenzt sind – und man wird nicht in jedem Spiel zwei Weitschuss-Tore erzielen und danach kontern können.

Eine Teilnahme an der WM ist für die Ukrainer damit ebenso unwahrscheinlich wie für die Polen. Mit einer Heimniederlage gegen die Ukraine im Gepäck werden wohl zwei Überraschungen gegen England und Montenegro nötig sein, um nach von der Endrunde träumen zu dürfen. Dafür ist die Mannschaft mit der Konzentration auf die rechte Seite aber wohl zu berechenbar.

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Tschechien – Dänemark 0:3 (0:0). Cornelius 57, Kjær 67, Zimling 82.

Tschechien - Dänemark 0:3 (0:0)
Tschechien – Dänemark 0:3 (0:0)

Jeweils Unentschieden gegen die seit Jahren wertlosen, sich aber auf dem Weg nach oben befindenden Bulgaren bedeuteten sowohl für Tschechien als auch für Dänemark einen eher durchwachsenen Start in die WM-Quali.

Grundsätzlich haben sich aber beide Teams gegenüber der EM nicht großartig verändert. Tschechien ist weiterhin ein eher gesichts- und konturloses Team: Keine glanzvollen Spieler, kein ungewöhnliches System, kein besonderes Flügelspiel. Ein ordentliches, aber nicht brutales Pressing gegen die gegnerische Spieleröffnung. Solide Arbeiter, die aber auch keinen Kampf-Fußball zeigen. Auf die Frage, wofür das tschechische Team Anno 2013 steht, wird man eher ratlose Blicke ernten.

Und auch die Dänen sind sich treu geblieben: Ein 4-4-1-1 mit extrem nach vorne pushenden Außenverteidigern, die von einem zwischen die Innenverteidiger abkippenden Sechser (in diesem Fall Stokholm) abgesichert werden; einrückende Außenstürmer, in Eriksen einen trickreichen, aber noch immer nicht besonders gefährlichen zentralen Gestalter – und vorne ein Pflock von einem Stürmer. In Abwesenheit des nach einer Alko-Fahrt suspendierten Bendtner ist das der Shooting-Star der dänischen Liga, Andreas Cornelius vom FC Kopenhagen.

Dadurch, dass beide Teams darauf achteten, die Räume zwischen Mittelfeld und Abwehr eng zu halten, war im Spiel nach vorne jeweils erhöhte Präzision gefordert. Die es aber nicht gab: Viele schlampige Abspiele (vor allem von Jørgensen und Krohn-Dehli) und die Tatsache, dass Eriksen von Plašil und Darida gut in Schach gehalten wurde, hinderte die Dänen an Torchancen.

Aber auch die Tschechen konnten sich nicht nach vorne kombinieren, weil immer ein Däne da war, der das zu verhindern wusste. Mit ihrer sehr kompakten und taktisch äußerst disziplinierten Defensiv-Arbeit im Mittelfeld schafften es so auch die Skandinavier, von Tschechien nicht nachhaltig in Gefahr gebracht zu werden. Die Folge: Ein zwar intensives, aber in Ermangelung von konkreten Aktionen nicht besonders unterhaltsames Spiel und ein logisches 0:0 zur Pause.

In der zweiten Hälfte stieg bei Dänemark nach vorne die Konzentration und damit auch die Genauigkeit und Cornelius drosch bei seinem Start-Elf-Debüt nach knapp einer Stunde einen Ball, der ihm eher zufällig an der Strafraumgrenze vor die Füße gefallen war, unhaltbar für Cech in den Winkel. Der tschechische Teamchef Bilek brachte im Gegenzug mit Rosický einen echten Gestalter statt Kämpfer Jiráček. Ein guter Wechsel, denn in das auffallend unkonkrete Offensiv-Spiel der Tschechen kam sofort viel mehr Direktheit und Zug zum Tor.

Die Gastgeber waren also drauf und dran, das Spiel auszugleichen, als Simon Kjær nach einem Eckball per Kopf das 2:0 erzielte. Das lässt sich eine so kompakte Mannschaft wie jene der Dänen natürlich nicht mehr nehmen – und Zimlings 3:0 in der Schlussphase machte den Deckel drauf.

Was nichts daran ändert, dass es ein seltsames Spiel war. Keines der beiden Teams wusste wirklich zu überzeugen und vor allem in der Offensive ist extrem viel pures Stückwerk. Dennoch: Bei den Dänen ist ein konkreterer Plan zu erkennen als bei den Tschechen, denen in der Startformation eklatant die Kreativität und die Qualität im gegnerischen Strafraum abgeht. Mit David Lafata muss ein Stürmer ran, der vor Jahren bei der Wiener Austria keinen bleibenden Eindruck hinterließ.

Aber trotz des 3:0-Erfolgs vermittelte auch Dänemark nicht den Eindruck, dass man zwingend viel Geld auf eine WM-Teilnahme setzen sollte. Freilich: Viel dramatisch negatives ist resultatsmäßig noch nicht passiert (Remis gegen Tschechien und in Bulgarien, Niederlage in Italien). Aber dieser Sieg war auch das erste positive Ausrufezeichen. Sollte im nächsten Spiel daheim gegen Bulgarien ein weiterer Dreier folgen, stimmt der Fahrplan in Richtung Play-Off.

(phe)

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Klopps Mittelfeld-Trio zeigt Wirkung: Dortmund holt 1:1 bei den Bayern https://ballverliebt.eu/2012/12/02/klopps-mittelfeld-trio-zeigt-wirkung-dortmund-holt-11-bei-den-bayern/ https://ballverliebt.eu/2012/12/02/klopps-mittelfeld-trio-zeigt-wirkung-dortmund-holt-11-bei-den-bayern/#comments Sun, 02 Dec 2012 01:52:10 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8101 Klopps Mittelfeld-Trio zeigt Wirkung: Dortmund holt 1:1 bei den Bayern weiterlesen ]]> Erstmal schauen, dann man den Bayern-Wirbelwind bremst – dachte sich Dortmund. Erstmal schauen, dass wir kein Tor kriegen, ein Remis ist ja auch okay – dachten sich die Bayern. Die daher nie volles Risiko gingen, das Dortmunder Defensiv-Konzept mit einem zentralen Mittelfeld-Trio auszuhebeln. Erst, als Klopp die Räume aufmacht, kommen die Bayern zu Chancen. Dennoch blieb’s beim 1:1.

Bayern München – Borussia Dortmund 1:1 (0:0)

Das bestimmende Element in diesem Spiel war logischerweise die Aufteilung im Mittelfeld bei Borussia Dortmund. Jürgen Klopp stellte sein Team in einem 4-3-3 auf, in dem neben Sven Bender und Ilkay Gündogan auch Jakub Blaszczykowski in die Zentrale beordert wurde. Ziel dieser für Dortmund ungewohnten Formation war klar: Durch die Mitte nichts zulassen und auf den Außenbahnen Überzahl herstellen.

Effekte der Dortmunder Mittelfeld-Dreierkette

Obwohl Dortmund auf das übliche Pressing verzichtete und zudem ziemlich desaströse Zweikampfwerte aufwies – nur 39% wurden gewonnen – ging der Plan durchaus auf.

Zweikämpfe des BVB-Mittelfeld-Trios: vor allem Gündogan (8) und Kuba (16) schnitten auf den Halbpositionen viele Bayern-Angriffe ab.

Kuba Blaszczykowski rückte immer nach außen, wenn es galt, den Weg für Ribéry abzuschneiden; während sich Bender und Gündogan beide eher um das andere Halbfeld kümmerten. Logisch – denn hier rückte Schweinsteiger aus der Tiefe immer wieder auf, um Toni Kroos zu unterstützen. Das Trio agierte durchaus gut abgestimmt und verhinderte praktisch jeden Versuch der Bayern, durch die Mitte zu kommen und so Mandzukic einzusetzen.

Bayern-Zehner Kroos spielte fast nur horizontal, weil er durch das dichte Mittelfeld-Trio von Dortmund kein Durchkommen sah.

Druch die vertikale Inexistenz von Kroos war das Spiel der Bayern auf die Außenbahnen gezwungen. Genau das wollte Klopp ohne Zweifel erreichen, und hier griff der eigentliche Clou in seinem System: Durch das geschickte Rausschieben von Gündogan und Blaszczykowski sahen sich Ribéry und Müller permanenter Unterzahl gegenüber.

Müller (25) war isoliert und holte sich auch keine Bälle von hinten; Ribéry (7) hatte einen schweren Stand und brachte kaum was vors Tor.

Ribéry hatte permanent Blaszczykowski auf seinen Füßen stehen, und hatte er den überwunden, stand immer noch Piszczek vor ihm. Der Franzose arbeitete auch viel nach hinten, war sich für keinen Defensiv-Zweikampf zu schade, brachte nach vorne aber wenig Konkretes zu Stande. Auf der anderen Seite war Thomas Müller, was die Rückwärtsbewegung angeht, deutlich fauler und er blieb isoliert – weil der es mit Gündogan und Schmelzer zu tun hatte und Bender einen guten Job machte, wenn es darum ging, Schweinsteiger bei begrenzter Wirkung zu halten.

Bayern defensiv diszipliniert, aber ohne offensives Risiko

Die Bayern spielten mit einer sehr hohen Verteidigungslinie und sammelten viel Ballbesitz, erwischten die Dortmunder aber kaum einmal in Unordnung. Andererseits ließen sie aber auch bei sich selbst keine zu: Wenn der Ball verloren wurde, geschah das Umschalten von Offensive auf Defensive blitzschnell, man bekam extrem flink genug Leute hinter den Ball und kam so auch kaum in Gefahr. Lediglich, wenn es Fehlpässe in der Vorwärtsbewegung gab, konnte Dortmund Neuer wirklich prüfen, wie bei Reus‘ Schuss kurz vor der Halbzeit.

Die andere Seite der Medaille war aber, dass auch die Außenverteidiger Lahm und Alaba ihre Rollen eher konservativ anlegten und es vermieden, sich allzu weit nach vorne zu bewegen – um nicht den Dortmunder Flügelstürmern Götze und Reus Raum in ihrem Rücken zu geben.

Lahm (21) und Alaba (27) vor der Halbzeit-Pause: Sehr zurückhaltend. Alaba kam trotz hoher Verteidiguns-Linie kaum über die Mittellinie, und auch Lahm kam nicht in einmal in die Nähe der Grundlinie.

Nach der Pause öffnet sich das Spiel

Nach dem Seitenwechel wich bei beiden Seiten die Vorsicht ein wenig dem Willen zu mehr Gestaltung. Dortmund achtete nun darauf, die Bälle schneller in die Spitze zu bekommen und mehr nachzurücken. Das hatte zur Folge, dass die Borussia ihre Präsenz in der gegnerischen Hälfte deutlich erhöhte. Aber auch die Bayern zeigten sich eine Spur offensiver.

Vor allem Lahm (21) tauchte in der 2. Hälfte deutlich öfter in der gegnerischen Hälfte auf, auch Alaba (27) zeigte mehr Konkretes.

Vor allem Philipp Lahm hatte die Zeichen der Zeit erkannt und belebte mit vermehrten Vorstößen die vor der Pause praktisch tote rechte Seite der Bayern merklich. Das alles änderte aber nichts daran, dass sowohl Lewandowski bei Dortmund als auch Mandzukic bei Bayern eher frustrierende Abende verlebten, weil sie kaum ins Spiel kamen und auch weiterhin ihre Kollegen nicht mit letzter Konsequenz nachrückten.

So war es auch folgerichtig, dass die Tore aus einer feine Einzelleistung von Kroos waren (1:0) und schlampiges Verteidigen eines Eckballs (1:1), und nicht aus taktischen Fehlleistungen oder Stellungsfehlern aus dem Spiel heraus.

Klopp stellt um – und gibt Spiel aus der Hand

Unmittelbar vor dem Tor zum Dortmunder Ausgleich, rund eine Viertelstunde vor Schluss, stellte Jürgen Klopp um: Er nahm Blaczszykowski vom Feld und brachte Perisic, stellte damit sein System auf das gewohnte 4-2-3-1 um.

Schlussphase

Eine Entscheidung, die sich als nicht so glücklich herausstellen sollte. Denn mit dem Auflassen des Mittelfeld-Trios und der Umstellung auf ein Duo, das sich um die defensive Zentrale kümmern sollte, öffnete Klopp den Bayern genau jene Räume, die sie in den 75 Minuten davor nicht hatten.

Das nützte der Tabellenführer auch schnell aus. Vor allem Thomas Müller blühte auf, nun da er etwas Platz zum Bearbeiten hatte – zudem musste Neven Subotic bei Dortmund angeschlagen raus und Felipe Santana war nicht sofort voll im Spiel. Logische Folge: Die Bayern kamen in der Schlussphase massiv auf und Roman Weidenfeller musste in drei, vier Situationen sein ganzes Können auspacken, um Dortmund zumindest noch das 1:1 zu retten.

Fazit: Klopp macht’s lange richtig – und vercoacht dann fast noch

Die Bayern hatten schon beim 1:1 in Nürnberg mit einem Mittelfeld-Trio, das die Mitte zumachte und auf den Flügeln aufpasste, große Probleme. Sehr ähnlich gestaltete sich dieses Spiel, in dem Klopp erst einmal darauf achtete, dass man die in dieser Saison so flink nach vorne Spielenden Bayern erstmal einbremst und über die trickreichen Reus und Götze die Kanäle Richtung Tor bearbeitet.

Auf der anderen Seite wussten die Bayern, dass auch ein Remis ein recht akzeptables Resultat ist und gingen daher auch nie das letzte Risiko. Die Außenverteidiger blieben lange zurückhaltend; kein Tor zu kassieren war auch hier wichtiger als selbst eines zu erzielen. So steht letztlich ein logisches und auch leistungsgerechtes Remis – wäre da nicht die letzte Viertelstunde gewesen.

Die die Umstellung von Klopp, weg vom Mittelfeld-Trio, eröffnete den Bayern die Chance, das Spiel doch noch zu gewinnen. So ist der Punkt für Dortmund zwar immer noch nicht völlig unverdient, aber wenn der BVB das Spiel noch verloren hätte, dann hätte sich Klopp das wohl auf die eigene Kappe zu heften gehabt.

Aber – es ging ja nochmal gut.

(phe)

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Jiracek macht den Unterschied – Polen verpasst den Aufstieg https://ballverliebt.eu/2012/06/17/jiracek-macht-den-unterschied-polen-verpasst-den-aufstieg/ https://ballverliebt.eu/2012/06/17/jiracek-macht-den-unterschied-polen-verpasst-den-aufstieg/#respond Sat, 16 Jun 2012 22:49:10 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7526 Jiracek macht den Unterschied – Polen verpasst den Aufstieg weiterlesen ]]> Turnier-Fehlstarter Tschechien holte sich im Duell mit Co-Gastgeber Polen heute den Gruppensieg. Nach 72 Minuten war es Flankenflitzer Jiracek, der in einem mittelklassigen Spiel dem dominanteren Team zum Sieg verhalf. Trotz, oder vielleicht gerade wegen der Hop-oder-Drop-Ausgangssituation ließen beide Teams das letzte Risiko vermissen.

Tschechien -- Polen 1:0 (0:0)

Es ist nicht so, dass man den Tschechen oder den Polen Feigheit vorwerfen müsste. Ein Offensivspektakel sieht jedoch anders aus, und auch diese Anmerkung muss letztlich im Lichte der dem starken Regen geschuldeten Platzverhältnisse gesehen werden. Letztlich wirkte sich die Tatsache, dass Sieg und Niederlage heute mit Aufstieg oder Ausscheiden gleichbedeutend waren, aber doch lange auf das Geschehen am Rasen aus.

Kein Weg führt durchs Zentrum

Tschechen-Coach Michal Blek schickte ein 4-2-3-1 auf den Rasen, dessen Ausrichtung in der Defensive das Zustellen der Mitte war, während Angriffe in der Regel über die Seiten gefahren wurden.Ähnlich legte es auch Franciszek Smuda an, wenngleich sein Team über weiter Strecken als 4-1-4-1 mit Dudka als Vorstopper vor der Abwehr bzw. Antreiber im hinteren Zentrum agierte. Offensiv baute das Team auf die Dortmund-Achse Blaszczykowski-Lewandowski, was eine deutliche Rechtslastigkeit des Angriffspiels zur Folge hatte. Dort funktionierte das Zusammenspiel mit Obraniak und Murawski in der Regel auch harmonischer.

Im Zentrum neutralisierten sich beide Mannschaften über 70 Minuten. Ging der Ball doch einmal über die Mitte, wurde es dort sehr schnell so eng, dass die agierende Mannschaft entweder den Weg zurück bzw. auf die Seite antreten musste, oder den Ballbesitz durch einen ungenauen Pass oder im Zweikampf verlor. Hier standen beide Teams vor dem eigenen Sechzehner dicht, diszipliniert und verschoben ihre Reihen konsequent mit. Die Innenverteidiger beider Teams rückten nach vorne nicht besonders weit und oft erst mit Verzögerung nach.

Vertrauen in die Flügel

Auf den Flügeln war es individuelle Klassen, die den Unterschied darüber machte, ob einem der Teams ein Ball in den Strafraum glückte. Konkret hieß auf Seiten der Tschechen die treibende Kraft Jiracek, der gut mit Gebe Selassie zusammenarbeite und vorn Support von Kolar bekam. Bei den Polen ließ der bereits erwähnte Blaszczykowski seine Gegner im Zusammenspiel mit Obraniak verzweifeln. Sein Hintermann, Pisczek, spielte nach vorne deutlich verhaltener als sein Pendant bei den Tschechen. Die Feldbreite wurde von beiden Teams nicht übermäßig effizient genutzt.

Insgesamt wirkten die Tschechen frischer und besser abgestimmt, spielten weniger fehlerbehaftet und waren bereits in der an gefährlichen Chancen armen ersten Halbzeit feldüberlegen Für beide Mannschaften ergaben sich gefährliche Situationen aber oft nur aus hoch gespielten Standards und dem folgenden Getümmel im Strafraum. Vereinzelte Konter brachten aufgrund der stets auf Backup bedachten Matchpläne so gut wie keine Überzahlsituationen und endeten selten mit nennenswerter Gefahr. Angesichts dessen verwundert es wenig, dass ein Weitschuss von Boenisch auf das Tor vot.t, zumal auch das Spiel in die Breite bei den Polen eher mangelhaft.

Jiracek belohnt sich im Konter

In der zweiten Halbzeit änderte sich das Bild der Partie. Der Wandel war kein drastischer, jedoch erhöhten beide Truppen ihre Risikobereitschaft angesichts der verstreichenden Zeit und des Spielstands in der Parallelpartie, der bei einem 0:0 in Breslau sowohl die Griechen als auch die Russen in die KO-Runde geschickt hätte. Das punktuelle Pressing wurde verstärkt, die Abwehr- und Mittelfeldreihen rückten früher auf.

Es waren die Tschechen, die letztlich von dieser Veränderung profitieren sollten, obwohl Polen zuerst mit einer personellen Änderung aufwartete. Der für den brav ackernden, aber letztlich kaum auffallenden und immer unsichtbar werdenden Polanski schickte Smuda Grosicki auf das Grüne, der nach einer kurzen Schwungphase aber ebenfalls gesichtslos bleiben sollte. Nach einer Stunde war anhand  des steigenden Drucks der Tschechen und einer wachsenden Fehlerquote beim Gastgeber langsam zu merken, an welchem Team die verstreichende Zeit größere Spuren hinterließ. Polen trug seine Angriffe zwar beherzt vor, scheiterte aber nicht selten schon deutlich vor der Strafraumgrenze in seinen Bemühungen.

So auch beim entscheidenden und einzigen Gegentor in der 72. Minute, als Unglücksrabe Wasilewski im vorderen Mittelfeld einen Kurzpass in den Lauf von Milan Baros setzte, der davonzog und schließlich Jiracek bediente, dem ein Haken ausreichte, um seinen Gegenspieler am nassen Rasen zu versetzen und den Ball mit einem Flachschuss einzunetzen. Der gerechte Lohn für das Arbeitstier am rechten Flügel und das überlegene Team.

Gastgeber bemüht, aber harmlos

Smuda reagierte mit einem Doppeltausch, jedoch konnten auch Brozek und Miercejewski das Ruder nicht mehr herumreissen. Die Tschechen gingen es nun gelassener an und strahlten selbst dabei noch mehr Gefahr aus, als die immer überstürzend spielenderen Polen. Im Verlauf der letzten zehn Minuten ersetzte Blek nicht nur den Torschützen, sondern auch sein Gegenüber auf der linken Seite, Pilar, mit frischen Kräften in Form von Rajtorac und Rezek. Kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit war dann auch für Baros der Arbeitstag vorbei.

Mehr durch Zufall als durch spielerisches Geschick hatte „Kuba“ in der letzten der vier Minuten Nachspielzeit dann doch noch den Ausgleich am Fuß. Gerettet hätte es die Russen, die nach einem beeindruckenden 4:1-Start gegen die Tschechen, deren Viertelfinalauftritt nun zur allgemeinen Überraschung daheim im TV verfolgen müssen. Genauso wie die Polen, die dafür zumindest kein Flugticket benötigen.

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Błaszczykowski schießt Polen zurück ins Turnier – Tschechen wackeln wieder https://ballverliebt.eu/2012/06/12/blaszczykowski-schiest-polen-zuruck-ins-turnier-tschechen-wackeln-wieder/ https://ballverliebt.eu/2012/06/12/blaszczykowski-schiest-polen-zuruck-ins-turnier-tschechen-wackeln-wieder/#respond Tue, 12 Jun 2012 21:57:50 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7471 Błaszczykowski schießt Polen zurück ins Turnier – Tschechen wackeln wieder weiterlesen ]]> Nein, einen Sieg hat es für Polen auch im zweiten Spiel der Heim-EM nicht gegeben. Aber das 1:1 gegen die Russen fühlt sich fast wie einer an, zumal man es nach dem Traumtor von Błaszczykowski und einer ansprechenden Leistung in der eigenen Hand hat, ins Viertelfinale zu kommen. Jetzt muss nur noch ein Sieg gegen die Tschechen her – und das scheint möglich, weil diese trotz Blitz-Führung zum 2:0 gegen Griechenland wieder keine gute Figur gemacht haben.

Polen - Russland 1:1 (0:1)

Russland hatte gegen die Tschechen viele Freiheiten. Was daran lag, dass die Tschechen im eigenen defensiven Mittelfeld zu viel Räume gewährt haben – genau diesen Fehler wollte Franciszek Smuda, der polnische Teamchef, natürlich nicht machen. Darum machte er aus dem 4-4-1-1 der ersten Partie nun gegen die Russen ein 4-1-4-1, um eben genau den Aufbau der Russen über Shirokov und Siryanov zu verhindern, und die Sbornaja damit auf die Flügel zu drängen.

Dort lauerten zwar Arshavin und Dzagoyev, dazu die Außenverteidiger Shirkov und Anyukov, aber für erstere standen ja als Hilfe für Boenisch und Piszczek die Kollegen aus dem Halbfeld bereit, und auf Letztere sollten Błaszczykowski und Obraniak Druck ausüben, sodass diese gar nicht erst zu ihren gefährlichen Vorstößen kommen konnten.

Polens Strategie gegen den Ball

Teil A des Plans ging ganz gut auf. Shirokov versuchte zwar wiederum, mit seinen vertiaklen Vorstößen auch ohne Ball Unruhe zu stiften, aber Dudka agierte recht umsichtig und die polnische Defensive als Ganze ließ sich davon überhaupt nicht beeindrucken. Siryanov postierte sich deutlich tiefer, mitunter auf eine Höhe mit Sechser Denisov; er hatte so zwar mehr vom Ball, aber weil Polanski und Murawski die Räume exzellent zustellten, kamen kaum russische Anspiele an – da brauchte es gar kein Pressing von Seiten der Polen.

Das Verteidigen gegen die Außenstürmer Arshavin und Dzagoyev klappte dagegen nur so halb. Obraniak arbeitete sehr gut defensiv und half Boenisch – mit Abstand dem schlechtesten Teil der polnischen Mannschaft – so gut er konnte. Dzagoyev war über die meiste Zeit des Spiels kaltgestellt. Aber Arshavin war überall zu finden: Er sah schnell, dass er gegen Błaszczykowski und Piszczek wenig anrichten konnte und verlegte sich schnell darauf, sich ins Halbfeld zu positionieren, den Raum zwischen polnischem Mittelfeld und Abwehr zu bearbeiten und verließ sich auf seine Qualitäten am Ball.

Russland nicht so gut wie gegen Tschechien

Man kann auch sagen: Arshavin agierte oftmals recht eigensinnig, verpasste regelmäßig den Zeitpunkt zum Abspiel und rannte sich immer wieder in der polnischen Verteidigung fest. Aus dem Spiel heraus waren die Russen etwas zu statisch und ausrechenbar, um gegen die diszipliniert und kompakt stehenden Polen etwas auszurichten. Fast logisch daher, dass das 1:0 für Russland in der 37. Minute nach einem Standard fiel: Dzagoyev verwertete einen Arshavin-Freistoß per Kopf.

Die Polen zeigten sich gegenüber dem 1:1 gegen die Griechen also deutlich verbessert, was ihre Abwehrarbeit anging und auch, was die generelle psychische Lage betrifft: Die Übernervosität von gerade der zweiten Hälfte gegen Griechenland war deutlich verfolgen. Was aber in den vier Tagen natürlich nicht korrigiert werden kann, ist die unglaubliche Rechtslastigkeit im Spiel. Piszczek und Błaszczykowski tragen das Aufbauspiel quasi alleine.

Polen versuchen, ihre Stärken ins Spiel zu bringen

Das ist zwar sehr eindimensional, aber wenn man vorne einen Robert Lewandowski hat, kann sich das trotzdem ausgehen. In der abgelaufenen Saison gab es kaum Stürmer in Europa, die Bälle besser halten können, abdecken, Zeit gewinnen bis die Mitspieler aufgerückt sind – und dabei dennoch so gedanken- und handlungsschnell sind, dabei jederzeit den Abschluss suchen zu können. Seine unbestrittenen Tempo- und Technik-Vorteile gegen Beresutski und Ignashevitch (die beiden russischen Innenverteidiger sind fraglos die limitiertesten Kicker in ihrem Team) konnte er zwar kaum ausspielen, aber alleine seine Präsenz sorgte für Entlastung.

Bei alldem war aber doch klar, dass die Polen um den Umstand wussten, fußballerisch nicht mit den Russen mithalten zu können. Natürlich war das Einziehen einen Zerstörers im Mittelfeld und das damit verbundene Verzichten auf eine hängende Spitze dem geschuldet und, keine Frage, die Polen überließen den Russen ganz bewusst die Initiative. Weil sie wussten: Die größten Chancen, zum Torerfolg zu kommen, bestehen, wenn man nach Ballgewinn in den Rücken der aufgerückten Außenverteidiger kommt und die gegnerischen Innenverteidiger mit Tempo kommt.

Nach Ausgleich nicht auf Defensive umgestellt

Natürlich war das Ausgleichstor von Błaszczykowski nach einer Stunde in erster Linie ein herausragender Schuss, den Malafeev nie im Leben halten kann, aber die Entstehung war genau so: Schneller Gegenzug, der spätere Torschütze bekommt einen Ball in den Lauf hinter Shirkov, Lewandowski zieht einen Innenverteidiger, und Błaszczykowski kann abziehen.

Interessanterweise gab Smuda in der Folge seinen Vorsichts-Kurs auf: Er hatte einerseits bemerkt, dass die Russen an diesem Tag nicht so stark in der Vorwärtsbewegung waren und wollte daher zweitens etwas mehr Struktur in die eigene Spielgestaltung bringen. Daher nahm er Dudka vom Feld und brachte mit Mierzejewski einen kreativeren Mittelfeld-Spieler, der genauere Pässe mit mehr Übersicht spielen kann.

Und tatsächlich: Das Zentrum der Polen verlor nicht etwa an Balance, sondern konnte nun Bälle auch besser halten. Das bewirkte, dass Shirokov und Siryanov sind nun endgültig aus dem russischen Spielaufbau verabschiedeten. Advocaat versuchte daher, mit Ismailov statt dem (trotz seines Tores) diesmal nicht so starken Dzagoyev jenen Flügel zu stärken, auf dem Boenisch stand. Ein Wechsel dessen Wirkung verpuffte, womit es beim korrekten 1:1 blieb.

Fazit: Polen verdient sich den Punkt, von den Russen kam zu wenig

Die Polen haben gezeigt, dass sie mit der passenden taktischen Marschroute auch einem Gegner wie Russland Paroli bieten können. Sie haben das Zentrum der Sbornaja sehr gut neutralisiert und sie damit ausrechenbarer gemacht. Zudem gelang es Lewandowski hervorragend, die russische Abwehr zu beschäftigen und die starke rechte Seite muss als Punktsieger gegen Shirkov gelten.

Die Russen verließen sich zu sehr auf Einzelaktionen von Arshavin. Im Mittelfeld fehlte es an den nötigen Laufwegen, um das kompakte und robuste, aber spielerisch nicht unbedingt auf Top-Niveau stehende polnische Zentrum auseinander zu reißen. Vor allem Siryanov und Shirokov müssen sich anlasten lassen, einen etwas lustlosen Eindruck gemacht zu haben, als man nicht so leicht durchkam wie gegen das recht offene tschechische Zentrum.

Im Endeffekt war es ein interessantes und flottes Spiel, nachdem wohl beide Teams mit dem Resultat leben können. Die Russen, weil die die Gruppe immer noch anführen und sie mit einem Sieg gegen die Griechen diese auch gewinnen. Und die Polen, weil sie den Einzug ins Viertelfinale in eigener Hand haben: Ein Erfolg gegen Tschechien, und alles ist gut. Und der ist allemal möglich.

Überfahren ist er worden, im ersten Spiel, von Blaszczykowski und Piszczek. Dennoch durfte José Holebas auch gegen die Tschechen als Linksverteidiger anfangen – und wieder ging’s schief. Einmal ließ er Jiráček innen entwischen, einmal Gebre Selassie außen, und nach fünf Minuten waren die Tschechen schon mit 2:0 voran. Die schnellste Zwei-Tore-Führung der EM-Geschichte…

Tschechien - Griechenland 2:1 (2:0)

Was die Tschechen aber auch gut heraus gefordert haben. Michal Bilek reagierte auch von der Aufstellung her gut auf die Problemstellen beim 1:4 gegen Russland. Oder, viel mehr, setzte er dort fort, wo er schon beim ersten Spiel reagiert hatte: Statt nämlich Plašil auf die Sechs zu stellen, ohne einen Tackler um sich herum – was sie gegen die flinken Russen anfällig für Konter gemacht hatte – zog er Plašil auf die Acht und ließ Hübschmann hinter ihm die Aufräum-Arbeit machen.

Das klappte zunächst hervorragend, weil Plašil und Rosický ein ganz gutes Verständnis untereinander hatten, und weil Jirácek den defensiv wie erwähnt überforderten Holebas permanent narrte, ihn überlief, ihn aus der Position zog – was auch für den exzellenten Theo Gebre Selassie ein Fest war. Die Tschechen kontrollierten das Spiel.

Tschechen lassen Zügel schleifen

Man könnte allerdings auch sagen, dass sie sich selbst einlullten. Mit der billigen frühen Führung im Rücken ließ schon im Laufe der ersten Hälfte die Initiative immer mehr ein. Was der selbe Fehler war, den die Polen schon gegen die Griechen gemacht hatten. Und in selbem Maße kam auch Holebas, defensiv entlastet, immer besser ins Spiel.

Natürlich war das sich anbahnende Angriffsspiel der Hellenen eher durchschaubar. Setzte auf lange Bälle Richtung Samaras, mehr auf Willen als auf Klasse. Und auf die Tatsache, dass die Tschechen das Spiel schon gewonnen glaubten. Aber Maniatis und Fotakis im Zentrum bekamen nun immer mehr Zeit am Ball und das Bemühen, das Spiel von hinten heraus zu lenken, war durchaus erkennbar.

Griechen versuchen es, aber es fehlt das Zwingende

Natürlich: Dass Petr Čech den Griechen mit einem ähnlichen Aussetzer wie vor vier Jahren gegen die Türkei den Anschlusstreffer schenkte, half natürlich. Aber man darf auch nicht verschweigen, dass bei Fernando Santos wie schon im ersten Spiel die Wechsel gut funktioniert haben. Mit Gekas kam ein schnellerer, wendigerer Mann für das Sturmzentrum, dafür ging Samaras auf den Flügel; dazu konnte Fortounis seine Pässe aus dem Zentrum heraus besser gestalten als zuvor auf dem Flügel. Als Santos merkte, dass Fortounis‘ Pässe (und wohl auch seine Kräfte) nachließen, warf er Kostas Mitroglou in die Schlacht: Einen grimmigen, robusten Spieler, der den Tschechen zusätzliche Probleme bereitete.

Anders hingegen die Wechsel von Michal Bilek. Er sah sich in der Pause gezwungen, den am Rande der gelb-roten Karte wandelnden Rosický in der Kabine zu lassen. Sein Ersatz Kolař agierte zwar giftig, aber hat natürlich nicht annähernd die Klasse von Rosický, wenn es um das Lenken und das Gestalten des Spiels geht. In der Spitze bewegte sich Milan Baroš schlecht und war so kaum eine Anspiel-Option. Und Jiráček, so gut er im Vorwärtsgang ist, zeigte ungewohnte Schwächen in den Zweikämpfen.

So konnten die Griechen in der Schlussphase mit de facto vier Stürmern angreifen, aber in der letzten Konsequenz fehlte dann doch die Klasse. Die Tschechen hatten das Spiel komplett aus der Hand gegeben und hingen in den Seilen wie ein überraschend getroffener Boxer, aber die wirklich zwingenden Chancen auf das 2:2 konnten sich die Hellenen nicht mehr heraus arbeiten.

Fazit: Tschechen fühlen sich zu früh sicher, Griechen können es nicht nützen

Vielleicht ging es am Beginn des Spiels zu einfach – aber das wäre auch als Erklärung zu einfach. Die Tschechen standen zunächst zwar im Zentrum durch die höhere Positionierung und die Absicherung hinter Plašil deutlich sicherer als noch gegen die Russen, aber dennoch fehlt es im restlichen Team – den wirklich exzellenten Rechtsverteidiger Gebre Selassie mal ausgenommen – an der Qualität. Und wenn dann noch ein Gefühl von vermeintlich sicherem Sieg hinzu kommt, kann die Mannschaft den Schalter nicht mehr umlegen.

Die Griechen, das muss man ihnen zu Gute halten, sind unter Fernando Santos längst nicht mehr so negativ wie in den späten Rehhagel-Jahren (in den früheren war das ja durchaus offensiver, auch bei der vermeintlich so negativ angelegten Euro 2004). Allerdings fehlt es an einem Passgeber im Mittelfeld, der das Auge und die Klasse hat, so einem Spiel eine Struktur zu geben; an echten Flügelstürmern, die auch mal brauchbare Flanken schlagen können; an Außenverteidigern, wo man nicht entweder gegen den Ball Angst haben muss (Holebas) oder in der Vorwärtsbewegung beim Gegner keine Angst verbreiten (Torosidis).

Beide haben das Viertelfinal-Ticket zwar noch in eigener Hand. Aber ob es für die Griechen gegen die Russen reicht, nachdem diese beim 1:1 gegen Polen gesehen haben, dass es mit Halbgas nicht geht? Zweifelhaft. Und auch die Tschechen werden am letzten Spieltag gegen den Gastgeber Probleme haben, wenn man wieder so nachlässig agiert und so bereitwillig dem Gegner das Spiel überlässt.

(phe)

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Reality Check für Polen, verdienter Sieg für Russland https://ballverliebt.eu/2012/06/09/reality-check-fur-polen-verdienter-sieg-fur-russland/ https://ballverliebt.eu/2012/06/09/reality-check-fur-polen-verdienter-sieg-fur-russland/#comments Sat, 09 Jun 2012 02:29:11 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7412 Reality Check für Polen, verdienter Sieg für Russland weiterlesen ]]> EURO 2012 / Tag 1 | Die Russen machen’s nicht ungeschickt. Kräfte eher ein wenig sparen und, wie beim 4:1-Sieg zum Start in die EM gegen Tschechien, die Post nur in ausgewählten Aktionen abgehen lassen – dort aber so richtig. Beim Gastgeber Polen ging die Post nur eine Viertelstunde lang ab. Dann verlor man gegen Griechenland den Faden und letztlich sogar fast noch das Spiel…

Russland - Tschechien 4:1 (2:0)

Sie sind zur Ausnahme geworden, die Teams, die zu einem großen Teil von einem einzelnen Spieler abhängig sind. Die Tschechen aber sind so eine Mannschaft: Tomáš Rosický ausgenommen, ist das tschechische Team Anno 2012 eine recht gesichtslose Truppe, der es an der individuellen Klasse fehlt. Umso größer war die Erleichterung, dass der Mann von Arsenal doch noch rechtzeitig fit geworden ist. Oder zumindest fit genug, um dabei zu sein.

Gerenell ist bei den Tschechen das Zentrum das Prunkstück. Nicht nur wegen Rosický, sondern auch wegen Jaroslav Plašil: War er in der Vergangenheit oft am Flügel zu finden, stellt ihn Teamchef Michal Bilek als tief stehenden Sechser auf, der die Bälle verteilt. Zwischen Plašil und Rosický war dann noch Petr Jiráček zu finden, der etwas hinter Rosický versetzt ebenso viel vertikal verschob. Mit dieser gesunden Mischung aus Energie (Jiráček), Technik (Rosický) und Übersicht (Plašil) hielt man das russische Dreier-Mittelfeld zunächst gut in Schach.

Ab durch die Schnittstelle

Was auch an Theo Gebre Selassie lag. Der Rechtsverteidiger mit dem typisch tschechischen Namen nützte die zuweilen recht zentrale Positionierung von Arshavin aus um einiges an Betrieb nach vorne zu veranstalten. Gefährlich wurden die Tschechen in dieser Phase zwar nicht, aber es gelang zumindest, die Russen vom eigenen Strafraum fernzuhalten.

Die Strategie im Spiel nach vorne bei den Russen war hingegen ebenso simpel wie erfolgreich: Schnelles Umschalten nach Ballgewinn, und vor allem: Mit so wenigen Pässen wie möglich vor das gegnerische Tor zu kommen. Hoch wurde dabei gar nicht gespielt – sondern praktisch alles flach und vor allem mit einer ganz klaren Stoßrichtung: Ab durch die Schnittstellen zwischen Innenverteidiger und Außenverteidiger. Fast immer, wenn mehrere Russen auf Čech zuliefen, kam der Pass zwischen Sivok und Kadlec bzw. zwischen Hubník und Gebre Selassie durch. Was möglich war, weil Kershakov innen immer zumindest einen Innenverteidiger auf sich zog und der entsprechende Außenverteidiger im Zustellen des entstehenden Raumes den russischen Gegenspieler im Rücken aus den Augen verlor. So stand’s schnell 2:0, ohne dass die Russen viel für das Spiel gemacht hätten.

Rosickýs Bindung zum Spiel gekappt

Die Tschechen blieben zwar auch in der Folge das Team mit mehr Ballbesitz, aber weil sich Rosický innerhalb des russischen Mittelfeld-Dreiecks immer mehr aufrieb, war von ihm immer weniger zu sehen. Jiráček merkte das zwar und versuchte, durch höhere Positionierung Rosickýs fehlende Bindung zum Spiel auszugleichen, aber es gelang nicht, Zugriff auf den Strafraum zu bekommen. Baroš konnte seine Tempo-Vorteile gegenüber Ignashevich und Beresutski nie ausspielen.

Im Gegenteil: Immer mehr gelang es dem russischen Mittelfeld-Trio, das fehlen eines Tacklers im tschechischen Mittelfeld auszunützen und mit schnellem Ausschwärmen der Offensiv-Spieler – also der der Angreifer plus einem aus dem Mittelfeld – die tschechische Abwehr immer wieder in 4-gegen-4-Situationen zu verwickeln und damit schwer in Verlegenheit zu bringen.

Sicherung im Mittelfeld, aber hinten bleibt’s problematisch

Bilek erkannte das Problem und brachte mit Tomáš Hübschmann einen echten, gelernten Sechser statt des auf der rechten Flanke eher glücklosen Rezek. Das hatte den Effekt – auch nach dem Anschlusstreffer durch Pilař – dass die Tschechen im Zentrum zunächst etwas sicherer standen, es aber Rosický immer mehr an Unterstützung im Spiel nach vorne Fehler. Im Laufe der zweiten Hälfte tauchte er immer mehr unter, war fast unsichtbar. Womit seine Mannschaft im Spiel nach vorne ein ziemliches Problem hatte.

Anders als die Russen. Sie stießen weiterhin nach Ballgewinn schnell vor und durch die starken Laufwegen von Kershakov war in der tschechischen Innenverteidigung (die mit Hubník und Sivok auch nicht gerade auf internationalem Niveau besetzt ist) ständig Chaos. Mit den permanenten Schnittstellen-Pässen wurde das Duo zusätzlich zermürbt. Das ermöglichte Kershakov einige gute Möglichkeiten, die er aber allesamt recht fahrlässig vernebelte; was schade ist, denn seine Leistung an sich war ansprechend.

Die Russen schafften es gut, die Tschechen kein Tempo aufnehmen zu lassen und schonten so letztlich auch ihre eigenen. Ehe es in der Schlussphase noch zweimal gelang, die tschechische Abwehr auszuhebeln: Erst mit einem starken Steilpass auf Dzagoyev, dann mit einer starken Einzelleistung des eingewechselten Pavlyuchenko.

Fazit: Ohne große Anstrengung zum 4:1

Die Russen haben eigentlich alles richtig gemacht: Das Tempo des Spiels kontrolliert und nach dem 2:0 niedrig gehalten, somit die Kräfte nicht überansprucht und dennoch die Schwächen des Gegners gnadenlos angebohrt und letztlich klar mit 4:1 gewonnen.

Bei den Tschechen darf es durchaus für Kopfschmerzen sorgen, wie sehr die Mannschaft von Rosický abhängig ist und wie sehr sie in der Luft hängt, wenn der Mann von Arsenal vom Gegner aus dem Spiel genommen wird. Was übrig bleibt ist, wie erwähnt, eine etwas konturlose Mannschaft ohne echten Plan, wie man einen Gegner von der Klasse der Russen aushebeln kann.

Wo ist der Gastgeber aus Polen am Stärksten? Natürlich über die rechte Seite mit den Dortmunder Meister-Kickern Piszczek und Błaszczykowski. Umso erstaunlicher, wie sehr die Griechen diese Seite defensiv zunächst offen ließen! In das Eröffnungsspiel dieser Europameisterschaft startete der Champion von 2004 mit einem 4-3-3, in dem Linksaußen Giorgios Samaras sehr hoch stand und hinter ihm José Holebas (einer von drei „Deutschen“ auf dem Feld, neben Boenisch und Polanski bei den Polen) die Aufgabe überließ, mit dem Power-Duo der Borussia alleine fertig zu werden.

Polen - Griechenland 1:1 (1:0)

Wenig überraschend war der schmächtige Holebas mit den beiden, die immer wieder auf ihn zukamen, heillos überfordert und die Polen dominierten das Spiel über die rechte Seite. Auch deshalb, weil vor allem Holebas zu billigen Abspielfehlern neigte. Das Umschalten bei den Polen klappte schnell, und immer wieder wurde Lewandowski in der Mitte bedient. Das 1:0 nach einer Viertelstunde – Błaszczykowski schickt Piszczek, dessen Flanke landet bei Lewandowski – hatte sich abgezeichnet.

Schwachstelle Boenisch

So stark beim Gastgeber die rechte Seite war, so überschaubar waren die Bemühungen auf der linken. Sebastian Boenisch, der als Linksverteidiger aufgestellt war, lieferte eine zuweilien grausame Vorstellung ab. Er war nur damit beschäftigt, die Kreise des keineswegs überragenden Ninis einzuengen – was ihm auch nicht gelang, und er nur das Glück hatte, dass die Flanken von Ninis auch schwach waren. Maciej Rybus vor ihm musste viel alleine machen.

Die Polen müssen sich aber nicht nur vorwerfen lassen, aus den vorhandenen Chancen nicht das zweite und das dritte Tor nachgelegt zu haben, sondern danach auch Spiel aus der Hand gleiten lassen zu haben. Hier muss vor allem die Mittelfeld-Zentrale erwähnt werden: Murawski und Polanski brachten im Spiel nach vorne sehr wenig und das merkten die Griechen dann auch. Vor allem Maniatis auf der halbrechten Position stellte sein Positionsspiel entsprechend um.

Griechen langsam und unkreativ

War er zuvor noch eher ziellos aufgerückt und zwischen Ninis und Gekas eine verschmähte Option gewesen, beschäftigte der mit Abstand jüngste und beweglichste Grieche im Zentrum dann vermehrt Murawski. Seinen Vorwärtsdrang vermissten die Polen in der Folge, weil Polanski keine Kreativität zeigte.

Freilich: Genau diese Kreativität ging bei Griechenland komplett ab. Mehr als lange Bälle in die grobe Richtung von Samaras und Gekas gab es kaum, die Flanken von Ninis waren nicht der Rede wert, das Zentrum machte zwar gut Druck, aber verlangsamte eigene Angriffe zumeist und legte den Rückwärtsgang ein. Der (völlig überzogene) Ausschluss von Sokratis Papastathopoulos und die Änderung, die Greichenlands Teamchef Fernando Santos für die zweite Hälfte vornahm, zeigten allerdings Wirkung.

Gute Änderungen von Santos

Santos ersetzte Ninis durch Salpingidis. Er hatte natürlich erkannt, dass Boenisch die ganz große Schwachstelle in der polnischen Defensive ist, und wollte die durch den gelernten Stürmer Salpingidis vermehrt anbohren. Was der Mann von PAOK auch sehr geschickt machte, auch unterstützt von Mainatis im Mittelfeld. Dieser hat das Auge für schnelle Pässe in den Lauf. Das kam in der ersten Halbzeit nicht zur Geltung, weil niemand da war, den Maniatis schicken hätte können. Doch nun erwischten Manaitis und Salpingidis Boenisch ein ums andere mal auf dem falschen Fuß, sodass sich im Rücken von Boenisch die Griechen gut ausbreiten konnten. Auf diese Weise fiel das 1:1 wenige Minuten nach Wiederanpfiff.

Was den Griechen erlaubte, aus dem eher risikoreichen 4-2-3 in den Minuten zwischen Ausschluss und Ausgleich ein 4-4-1 machen zu können, in dem sich die Flügelspieler Samaras und Salpindigis zurückzogen. Darauf reagierten die Polen nicht besonders intelligent: Błaszczykowski zog immer mehr ins Zentrum und ließ Piszczek die Flanke alleine zur Bearbeitung. Das klappte aber nicht, weil Samaras defensiv nur deutlich mehr tat und somit auch Holebas Sicherheit verlieh. Piszczek alleine konnte das nicht aushebeln, und im Zentrum war Błaszczykowski verschenkt.

Polen immer schwächer

Ehe es in der 68. Minute einmal mehr Boenisch war, der weiteres Unheil für seine Mannschaft anrichtete. Bei einem Pass in den Rücken der Viererkette war es Boenisch, der die Abseitsfalle komplett verschlief, Salpingidis somit in eine reguläre Position stellte und dem polnischen Goalie Szczęsny nichts anderes übrig blieb, als den Griechen zu legen. Klares Foul, klare Torchance verhindert – und damit klarerweise die rote Karte. Der Keeper von Arsenal wusste, was los war, und begab sich ohne zu protestieren vom Feld.

Dass sein Ersatzmann Przemysław Tytoń den Elfmeter von Karagounis parierte, hielt die Polen im Spiel – denn angesichts der Tatsache, wie sie das Spiel ab der 20. Minute aus der Hand gegeben hatten, wären sie wohl kaum wieder zurückgekommen. Die Abstände zwischen Verteidigung und Mittelfeld waren nun oft viel zu groß, die griechischen Angreifer konnten sich dort genüsslich breitmachen. Zusammenhängende Aktionen gab es kaum noch, Lewandowski war kaum im Spiel – und auch von der Bank kamen keine Impulse. Der erzwungene Wechsel von Tytoń (für Rybus) war der einzige, den der polnische Teamchef Smuda während der gesamten Partie vornahm.

Fazit: Zumindest ist noch nichts verloren

Spannend war das Spiel, keine Frage. Aber hohe Qualität hatte es über weite Strecken nicht zu bieten: Das Aufbauspiel war langsam, baute praktisch nur auf die Eingespieltheit der Dortmund-Connection (bei den Polen) bzw. auf lange Bälle (bei den Griechen). Der Gastgeber hätte das Spiel klar gewinnen müssen, ließ sich von den leichten Adjustierungen beim Gegner aber aus dem Konzept bringen.

Dabei waren die Hauptfaktoren sicherlich zum einen die fehlende Eingespieltheit in einer doch eher bunt aus Polen, Deutschen und Franzosen zusammen gewürfelten Mannschaft – und natürlich die enorme nervliche Belastung einem EM-Spiels im eigenen Land. Die höhere Qualität haben zweifellos dennoch die Polen, und mit dem Remis ist zumindest noch nicht allzu viel in Scherben.

Aber nun wartet mit Russland die mit sehr viel Abstand beste Mannschaft der Gruppe.

(phe)

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