Billa – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Wed, 29 Jul 2020 12:01:19 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Top-Transfers, Torrekord und Corona: 2019/20 bei den ÖFB-Frauen https://ballverliebt.eu/2020/07/06/zadrazil-billa-corona-frankfurt-bayern-frauen/ https://ballverliebt.eu/2020/07/06/zadrazil-billa-corona-frankfurt-bayern-frauen/#respond Mon, 06 Jul 2020 07:30:02 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17045 Top-Transfers, Torrekord und Corona: 2019/20 bei den ÖFB-Frauen weiterlesen ]]> Corona hat bei den Männern für eine monatelange Pause gesorgt. Den Frauenfußball, der nicht von TV-Geldern am Leben erhalten wird, haben die Folgen der Pandemie aber noch wesentlich härter getroffen: Fast alle nationalen Ligen wurden komplett abgebrochen, die EM wurde von 2021 auf 2022 verschoben.

Und doch haben sich seit März einige Dinge getan – nicht nur der Transfer von Sarah Zadrazil von Turbine Potsdam zu Bayern München.


WM-Vergabe als Macht-Match FIFA gegen UEFA

Die Weltmeisterschaft 2023 wird in Australien und Neuseeland stattfinden. Die Ozeanien-Bewerbung hatte von allen Kandidaten den bestbewerteten Antrag gestellt und die vermeintlich größten Konkurrenten Japan (wegen der Olympia-Verschiebung) und Brasilien hatten im Vorfeld der Vergabe zurückgezogen. Und doch wurde es gegen Kolumbien, dessen Bewerbung objektiv kaum mehr als ein mittelguter Scherz war, eine Zitterpartie.

Denn UEFA und der Südamerika-Verband CONMEBOL stimmten für Kolumbien – um sich der Blutsbrüderschaft für der Vergabe der Herren-WM 2030 zu versichern und um die eigene Macht gegenüber der FIFA zu testen. Hätten sie die Stimmen der afrikanischen Delegierten für sich und gegen Infantinos FIFA gedreht, wäre die WM nach Kolumbien gegangen.

„Ich bin echt froh, dass es Australien und Neuseeland geworden sind“, freut sich auch ÖFB-Teamspielerin Sarah Zadrazil: „Die haben in den letzten Jahren einiges auf die Beine gestellt und gut besuchte Stadien. Ich bin mir sicher, dass das ein Mega-Event wird!“ Österreich rechnet sich Chancen auf die Teilnahme aus, auch weil das Teilnehmerfeld von 24 auf 32 erweitert wird.

Das Finale geht im Olympiastadion von Sydney über die Bühne, das Eröffnungsspiel in Auckland. Zwei der fünf Städte in Australien werden wohl noch rausfallen, am ehesten wohl Launceton in Tasmanien und Newcastle. Perth dürfte als Heimatstadt von Australiens Stürmerin Sam Kerr, ein tatsächlicher Superstar Down Under, gesetzt sein.

EM von 2021 auf 2022 verlegt

Die Europameisterschaft in England wurde im Zuge der Corona-Verschiebungen von 2021 auf 2022 nach hinten gespült. Rein vom Verlauf der EM-Qualifikation wäre dies nicht notwendig gewesen, die im Frühjahr abgesagten Spiele werden im Herbst nachgeholt, statt Mitte September werden die Matches nun bis Anfang Dezember absolviert.

Aber durch die Olympia-Verlegung auf Sommer 2021 würden sich die beiden Turniere überschneiden bzw. direkt hintereinander gespielt werden und gegen die ebenfalls auf Sommer 2021 verschobene Herren-EM käme man auch medial nicht zur Geltung. Im Sommer 2022 gibt es keine Herren-WM (Katar, Dezember, eh schon wissen), dort passt die Frauen-EM wunderbar rein.

Die bei den ÖFB-Frauen für April bzw. Juni geplanten Quali-Spiele finden nun im Herbst statt (27. Oktober gegen Frankreich, 27. November in Frankreich, 1. Dezember gegen Serbien). Das ursprünglich als Abschluss angesetzte Auswärtsspiel in Kasachstan ist weiterhin am 22. September geplant.

War bzw. ist die lange Pause ohne Kader-Zusammenkunft ein Problem? „Nein, die ist kein Problem“, beruhigt Teamchef Dominik Thalhammer: „Wir hatten einen virtuellen Lehrgang. Nur: Es ist gut, dass im September Kasachstan der Gegner ist und nicht Frankreich.“ So bekommt man noch eine Chance, sich auf den Gruppenfavoriten einzuschießen, so wie das eigentlich beim Trainingslager Anfang März der Fall war.

Abbrüche und Notprogramme

Direkt nach diesem Trainingslager erwischte Corona Europa und in allen europäischen Ligen bis auf Deutschland und Dänemark wurde die Saison komplett abgebrochen.

In den USA wird aktuell mit einem Mini-Turnier in Utah zumindest ein Meister mit Sternchen ermittelt – ohne Orlando, wo nicht rechtzeitig alle Beteiligten coronanegativ wurden, dafür mit einem eleganten Fersen-Volley-Assist von Washingtons Ashley Sanchez.

In Österreich kam es ein paar Tage vor dem am 21. März geplanten Rückrundenstart zur Unterbrechung. Zumindest die Frage nach dem Meister war zwar schon beantwortet, offiziell wird der Titel 2020 aber nicht vergeben.

Dass Auf- und Abstieg ausgesetzt wurden, ist gut für Wacker Innsbruck, aber schlecht für die Vienna. Diese wurdem am Weg zum souveränen Zweitliga-Titel ausgebremst, die Ambitionen bleiben aber. Rekord-Teamspielerin Nina Burger ist neue Sportchefin, Gina Babicky und Claudia Wasser wurden von De-facto-Meister St. Pölten verpflichtet.

Wenn der Aufstieg 2021 gelingt, stellt die Vienna sofort einen Kader, der für die obere Bundesliga-Tabellenhälfte reicht – was wiederum zeigt, dass man gerade in Österreich bei den Frauen mit vergleichsweise geringem finanziellen Einsatz relativ schnell vorne mitmachen kann. Auge, Rapid (gar kein Frauenteam) und Austria (maximal halbherziges Engagement bei Landhaus).

ÖFB-Spielerinnen in den Top-Ligen

Der DFB drückte die sechs fehlenden Spieltage ab Ende Mai durch, mit dem erwarteten Meister (zum vierten Mal in Folge Wolfsburg) und dem erwarteten Zweiten (zum vierten Mal in Folge Bayern München). Zittern musste Wolfsburg nur im Cup-Finale, das man nach einem 3:3 gegen Essen im Elfmeterschießen gewann.

Für die zahlreichen Österreicherinnen war es im Ganzen eine recht erfolgreiche Saison. Nici Billa behauptete mit 18 Treffern ihren zweiten Platz in der Torschützenliste und hatte mit Hoffenheim bis zum letzten Spieltag die Chance, sogar Zweiter zu werden. Auch Laura Wienroither und Katharina Naschenweng kamen im Frühjahr bei Hoffenheim oft zum Einsatz.

Carina Wenninger war in der Abwehr von Vizemeister Bayern gesetzt, ebenso die bei in Potsdam vor einem Jahr zur Kapitänin aufgestiegene Sarah Zadrazil sowie Marie Höbinger im Turbine-Mittelfeld; dank eines starken Endspurts setzte man sich im Kampf um Platz vier gegen Essen und Frankfurt durch.

In Frankfurt, wo nun die Fusion mit der Eintracht vollzogen wird, kam Barbara Dunst in allen 22 Saisonspielen zum Einsatz, Verena Aschauer stand seit September stets in der Startformation. Laura Feiersinger, die im Frühjahr verletzt war, ist rechtzeitig für die sechs Geisterspieltage genesen, Yvonne Weilharter wurde regelmäßig eingewechselt. Ein Frankfurt-Transfer von Gini Kirchberger, die als Stamm-Innenverteidigerin in Freiburg im soliden Mittelfeld landete, wird kolportiert. Frankfurt stellt einen sehr jungen, sehr talentierten Kader und Essen verliert praktisch alle Top-Spielerinnen an finanzkräftigere Klubs. So sollte Platz vier 2021 das Frankfurter Minimalziel sein.

Auch Viktoria Pinther (drei Tore seit Neustart) und Nadine Prohaska erreichten mit Sand (wo Marina Georgieva weiterhin nicht sehr oft zum Einsatz kommt, nun dafür Innsbruck-Torhüterin Jasmin Pal kommt), was erreichbar war. Lisa Makas, die weiterhin Probleme am oftmals kreuzbandverletzten Knie hat, konnte Duisburg nach der Corona-Pause nicht mehr helfen, sie wird nach St. Pölten zurück kehren. Der MSV schaffte dennoch hauchdünn vor Köln mit Sabrina Horvat den Klassenerhalt.

Die 2. Liga wurde nicht fertig gespielt, der überlegene Tabellenführer Werder Bremen (mit Katharina Schiechtl und Julia Kofler) darf aber dennoch aufsteigen.

In der englischen Liga hat es Manuela Zinsberger und Viktoria Schnaderbeck bei Arsenal ein bissi blöd erwischt. Nach dem Herbstmeistertitel haben sie die beiden direkten Duelle gegen Chelsea und Manchester City verloren, sind dadurch auf den dritten Platz abgerutscht und die Saison wurde nicht mehr fortgesetzt – damit ist das Finalturnier im Europacup im August die letzte Chance, 2020/21 auch international spielen zu dürfen. Erstaunlich: Liverpool, Meister von 2013 und 2014, hat das Frauen-Team in den letzten Jahren grob vernachlässigt und muss nun sogar absteigen.

Auch in Frankreich wurde die Saison beim üblichen Stand (Lyon vor PSG) nach 16 von 22 Spieltagen abgebrochen, Sarah Puntigam belegte mit Montpellier zu diesem Zeitpunkt den vierten Platz – weit weg vom Dritten Bordeaux, aber auch sehr deutlich vor dem Rest der Liga.

Sarah Zadrazil: Schritt zum Großklub

Vier Jahre war Sarah Zadrazil der Fixpunkt im Mittelfeld-Zentrum des zweimaligen Champions-League-Siegers Turbine Potsdam. „Es war eine unglaublich schöne Zeit“, bilanziert die Salzburgerin, „ich habe hier Freunde für’s Leben kennen gelernt und mich auch sportlich super entwickelt.“ Einziger Wermutstropfen: „Leider konnte ich mit Turbine keine Titel gewinnen!“

Und es ist gut möglich, dass die vier Zadrazil-Jahre mit den Plätzen drei, vier, drei und vier überhaupt die letzten Saisonen waren, in denen Turbine des des oberen Tabellendrittels war. Die Entwicklung, dass die großen Vereine aus dem Männer-Bereich den Frauenfußball immer mehr übernehmen, stellt alteingesessene Frauen-Klubs wie Potsdam zunehmend in den Nachteil. Nicht zuletzt deshalb wird bei Turbine ab sofort mit Hertha BSC eng kooperiert.

 

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Jetzt ist es offiziell! Ich freue mich wirklich sehr ab der kommenden Saison Teil der @fcbfrauen zu sein! 🔴⚪ #newchapter

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In der jungen Truppe von Turbine gehörte die 27-Jährige längst zu den absoluten Routiniers, nun setzt Zadrazil den Schritt zu einem Top-Klub – nämlich zu Bayern München. Der Abo-Vizemeister ist trotz guter Kader-Besetzung in der inhaltlichen Entwicklung zuletzt eher stagniert, das Spiel war oft ein wenig zu umständlich. Zwar fügte man dem VfL Wolfsburg dessen einzige beiden Punktverluste in dieser Saison zu, es gab aber auch Niederlagen gegen Leverkusen und Hoffenheim sowie ein Remis gegen Duisburg.

Nun verliert Bayern die DFB-Teamspielerinnen Leupolz (Chelsea) und Hendrich (Wolfsburg), rüstet dafür kräftig auf: Neben Zadrazil kommen Lea Schüller und Klara Bühl für die Offensive, die Französin Viviane Asseyi für den Flügel, die Schwedin Hanna Glas als Turbo auf der rechten Seite sowie Marina Hegering als spielstarke Innenverteidigerin. Zadrazil weiß, dass es keine Ausreden gibt: „Das Ziel sollte sein, nächste Saison um alle Titel mitzuspielen.“

Nici Billa mit der Saison ihres Lebens

Dabei verbrachten die Bayern-Frauen die Saison 2019/20 eher damit, sich den Angriffen von Hoffenheim zu erwehren und zumindest Platz zwei zu retten. Erst der 3:0-Sieg im direkten Duell nach der Corona-Pause brachte die Münchnerinnen wirklich auf Kurs. Dazu war das im Vergleich deutlich weniger prominent besetzte Team aus Hoffenheim spielerisch das deutlich attraktivere und in sich gewachsene Team als die Bayern, die zuweilen eher wie eine Ansammlung von Einzelspielerinnen wirkten.

„Wir haben gezeigt, dass wir eine super Mannschaft haben, die sehr viel Ehrgeiz und Wille mitbringt“, bilanziert Billa die für sich selbst ebenso wie für den Klub erfolgreichste Saison überhaupt bisher und auch Zadrazil bestätigt: „Hoffenheim hat in den letzten Jahren hinweg eine super Entwicklung gezeigt, ist eine sehr eingespielte Mannschaft, die mehr über den Teamgeist als über Einzelspieler kommt.“

Ob Hoffenheim auch nächstes Jahr um den zweiten Platz mitspielt? Da bremst die Zweite der Torjägerliste: „Unser Trainer Jürgen Ehrmann hat nach zwölf Jahren sein Amt an Co-Trainer Gabor Gallai weitergegeben, man kann also nicht automatisch sagen, Platz zwei ist unser Ziel.“ Aber: „Weiterentwickeln wollen wir uns auf jeden Fall!“

Das soll auch individuell für Celina Degen gelten. Die zentrale Mittelfeldspielerin von Sturm Graz, die letztes Jahr auch schon beim A-Nationalteam zumindest Kaderluft schnuppern durfte, stößt für 2020/21 als nächste Österreicherin zum Klub – während Jenny Klein, die in ihren zwei Jahren in Hoffenheim keinen Fuß in die Bundesliga-Tür bekommen hat, ebenso wie Adina Hamidovic von Bremen zu St. Pölten zurückkehrt.

Weitere Personalien

 

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Very happy to announce the extension of my contract 😁 @mhscofficiel @11friends_agentur

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Sarah Puntigam kam in allen 16 Liga-Spielen von Montpellier zum Einsatz – damit hat sie vor 18 Monaten zuletzt ein Match verpasst – und ihr Vertrag wurde zuletzt auch verlängert. Zu ihren neuen Teamkolleginnen für 2020/21 gehört auch die junge Holländerin Ashleigh Weerden, die als kommende Weltklasse-Offensivspielerin gilt.

Auch Viktoria Schnaderbeck bleibt ihrem aktuellen Verein treu, bei Arsenal schätzt man ihre Spielintelligenz. „Sie kann gut aufbauen, aber sie ist vor allem außergewöhnlich gut im Spiel gegen den Ball und im Organisieren von defensiven Umschaltsituationen“, so Trainer Joe Montemurro. Schon vor der Corona-Pause waren sich die Londoner und die Steirerin mehr oder weniger einig, die letzten Details zu Vertragsverlängerung wurden dann eben online finalisiert.

Wien, nur Wien, äh, Göteborg

Ende August wird aus den acht noch verbliebenen Europacup-Teilnehmern (neben Arsenal noch Lyon und PSG, Wolfsburg und die Bayern, Barcelona und Atlético Madrid sowie Glasgow City) der Sieger der Women’s Champions League gekürt. Allerdings nicht im Wiener Austria-Stadion, sondern im Baskenland.

Bitter für Wien: Während alle anderen geplanten Europacup-Finalorte von 2020 nun eben 2021 drankommen, wurde Wien ersatzlos gestrichen. Nächstes Jahr ist das Endspiel, wie festgelegt, in Göteborg: Die Schweden bestanden auf den Termin, weil nächstes Jahr dort 400 Jahre Stadtrecht gefeiert wird und das Finale ein Fixpunkt in den Planungen ist. Wien kann sich wieder bewerben, aber frühestens für 2024. Zuvor sind noch Turin und Eindhoven dran.

Willkommen, Schalke und Real Madrid

Der spanische Großklub hatte den Zeitplan schon 2019 angekündigt, Corona hat an dem Plan auch nichts geändert: Real Madrid wird ab der Saison 2020/21 offiziell ein eigenes Frauen-Team stellen. Letztes Jahr wurde das Team von CD Tacón übernommen, dieses spielte noch ein Jahr unter altem Namen, aber schon im Di-Stéfano-Stadion von Real Madrid.

So ließ man das Lehrgeld (1:9 und 0:6 gegen den FC Barcelona, uiuiui) noch Tacón abholen. Mehr als ein anonymer Mittelfeldplatz war nicht drin, weil man die meisten Gegentore der Liga (!) geschluckt hat – dafür ist die durchaus prominent besetzte Offensive um die schwedischen WM-Dritten Asllani und Jakobsson schon im oberen Drittel dabei. Dass es in der kommenden Saison und nach zahlreichen Transfers um den Titel gehen soll, liegt auf der Hand.

Und auch Schalke 04 hat sich nun für den Frauenfußball entschieden. Anders als in Madrid geschieht das in Gelsenkirchen allerdings quasi organisch, von unten, in der Kreisliga B. Damit wandern die Augen diesbezüglich auch wieder auf Borussia Dortmund, wo man sich dem Frauenfußball noch immer strikt verweigert.

Neben einer ziemlich dämlichen Ausrede (der Frauenfußball hätte im Klub keine Tradition, najo, wie auch, wenn man ihn nicht reinlässt) gibt der BVB aber auch einen validen Grund an: Man möchte die gewachsenen Frauenfußball-Klubs in der Region nicht kannibalisieren. Damit ist wohl vor allem der langjährige Erstligist SGS Essen gemeint. Nach der Fusion in Frankfurt und der Kooperation Potsdam-Hertha haben nur noch zwei der zwölf Erstligisten weder Namen noch Unterstützung eines großen Herren-Klubs: Essen und Sand. Selbst Absteiger FF USV Jena hat sich nun beim FC Carl Zeiss eingegliedert.

Dies ist ein Trend, der auch ohne Corona passiert wäre, aber von den ungewöhnlichen Umständen beschleunigt werden: Die Folgen der Professionalisierung im Frauenfußball hat nun mal zur Folge, dass man ohne den finanziellen Hintergrund der großen Herren-Klubs nicht mehr mithalten wird können.

Frag nach in Neulengbach.

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Nici Billa Fußballerin des Jahres – und wie geht’s den anderen? https://ballverliebt.eu/2019/12/17/nici-billa-fussballerin-des-jahres-und-wie-gehts-den-anderen/ https://ballverliebt.eu/2019/12/17/nici-billa-fussballerin-des-jahres-und-wie-gehts-den-anderen/#comments Tue, 17 Dec 2019 22:58:39 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=16569 Nici Billa Fußballerin des Jahres – und wie geht’s den anderen? weiterlesen ]]> Österreichs Fußballerin des Jahres heißt Nici Billa. Die 23-jährige Tirolerin ist nicht nur im Nationalteam in die Fußstapfen von Nina Burger getreten, sondern hat vor allem auf Klub-Ebene das mit Abstand beste Halbjahr ihrer Karriere hinter sich – Billa hat einen großen Anteil daran, dass Hoffenheim sensationell auf Platz zwei überwintert. Aber auch andere Österreicherinnen spielen bei ihren Klubs in guter Form.

Beim 5:1 über Potsdam (mit Zadrazil und Höbinger) erzielte Nici Billa drei Tore.

Drei Tore in der Saison 2017/18, immerhin neun in der letzten Saison – und nun das: 14 Billa-Tore in 13 Spielen.

Klubs aus dem Herren-Bereich wie Wolfsburg und Bayern gehen mit vergleichsweise großem finanziellem Aufwand auf die Titel im Frauenfußball los, viele andere (wie Leverkusen, Köln und Gladbach) haben zwar Frauen-Abteilungen, diese fristen bei ihren Vereinen aber ein desinteressiertes Schattendasein.

Nicole Billas TSG Hoffenheim ist kein Spitzenklub. Seit dem Aufstieg in die deutsche Frauen-Bundesliga 2013 pendelte der Verein stets zwischen Platz sechs und acht. Hoffenheim versteht sich als Talenteschmiede. Der Kader hat sich gegenüber der Vorsaison kaum geändert; mit Maximiliane Rall und Lena Lattwein sind nun zwei der Jungen im erweiterten Kreis des DFB-Teams. Nici Billa kann sich nach dem Ende ihrer Ausbildung zur Kleinkind-Pädagogin im Sommer nun voll auf den Fußball konzentrieren, zudem ist das System jetzt voll auf sie als Sturmspitze zugeschnitten. In vergangenen Jahren hatte sie auch oft auf die Flügel ausweichen müssen.

Die einzige Niederlage kassierte man (logisch) gegen Dominator Wolfsburg, dazu gab es ein Remis in Frankfurt. Alle andere Spiele wurden gewonnen, zuhause hat Hoffenheim noch eine komplett weiße Weste – 4:0 gegen Köln, 7:0 gegen Essen, 5:1 gegen Potsdam, sogar die Bayern wurden 1:0 besiegt.

Hinzu kommen Billas fünf Tore im Länderspiel-Herbst als Burger-Nachfolgerin in der Sturmspitze. Nachdem sie gemeinsam mit Lisa Makas 2014/15 im Trikot von St. Pölten die heimische Liga kaputt geschossen hat (Billa 27 Tore, Makas 20 Tore in 18 Spielen), haben die Jahre danach zur Reife beigetragen. Nun wird geerntet – und nach zweifacher Junioren-Weltmeisterin im Kickboxen (2008 und 2009) ist Billa nun eben auch Österreichs Fußballerin des Jahres 2019.

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Die anderen Österreicherinnen in Deutschland

Sarah Zadrazil (Fußballerin des Jahres 2018) hat ein schwieriges erstes halbes Jahr als Kapitänin von Traditions-Klub Turbine Potsdam hinter sich. Die Abgänge von drei Teamspielerinnen im Sommer (Huth und Rauch, dazu die Schwedin Ilestedt) waren kaum zu kompensieren. Nach zwischenzeitlich vier Niederlagen am Stück robbte sich Turbine zumindest wieder auf den fünften Platz nach vorne und Jung-Teamspielerin Marie Höbinger spielte sich dabei in die Mannschaft.

Laura Feiersinger, Verena Aschauer und Barbara Dunst sind allesamt Stammkräfte beim FFC Frankfurt, der im Sommer mit der Eintracht fusionieren wird und aktuell einige vielversprechende Talente unter Vertrag hat (Freigang, Kleinherne, Pawollek, Mauron, Shekira Martinez); Yvonne Weiharter wird regelmäßig eigewechselt. Carina Wenninger, die einzige verbliebene Österreicherin bei Bayern München, spielt auch unter dem neuen Trainer Jens Scheuer regelmäßig.

Gini Kirchberger ist bei Freiburg absolut gesetzt, ganz nach Wunsch läuft es aber trotz Top-Talent Klara Bühl im Angriff nicht. Bei Sand ist Routinier Nadine Prohaska immer dabei, Stürmerin Viki Pinther meistens (wiewohl sie noch ohne Torerfolg ist); Verteidigerin Marina Georgieva selten. Duisburg kämpft mit Lisa Makas (zwei Tore, davon ein tolles gegen Wolfsburg) wie erwartet gegen den Abstieg, ebenso wie Aufsteiger Köln (Abwehrspielerin Sabrina Horvat Stamm).

Billas Hoffenheim-Kolleginnen haben hingegen einen schweren Stand. Linksverteidigerin Katharina Naschenweng ist anderthalb Jahre nach ihrem Kreuzbandriss zumindest schon zweimal eingewechselt worden, aber Laura Wienroither und Jenny Klein hängen bei der Zweitliga-Reserve in der Warteschleife. Katharina Schiechtl ist mit Bremen auf dem überlegenen Weg zum direkten Wiederaufstieg.

Das Arsenal-Duo: Zinsberger und Schnaderbeck

Die ÖFB-Kapitänin und die ÖFB-Torhüterin sind gemeinsam in England unter Vertrag – bei Meister Arsenal. Für Schnaderbeck ist es nach einer wegen Verletzungen verlorenen Saison 2018/19 die erste echte für Arsenal, für die von den Bayern gekommene Zinsberger ist sie das tatsächlich. Und, naja, es läuft.

Die Bilanz zu Weihnachten: 27 von 30 möglichen Punkten in der Liga (nur gegen Chelsea ging’s daneben), 13 von 15 möglichen Punkten in der Ligacup-Vorrunde, vier Siege in vier Spielen in der Champions League.

Arsenals Stamm-Elf in der Liga

Zinsberger ist die Nummer eins in der Liga (9 von 10 Spielen absolviert), ihre Konkurrentin Pauline Peyraud-Magnin im Ligacup. Im Europacup kam Zinsberger bisher einmal zum Einsatz, die Nr. 2 des französischen Nationalteams dreimal.

Schnaderbeck gehörte zu Saisonbeginn an sich nicht zur ersten Elf, spielte aber dann doch fünfmal von Anfang an (in der Innenverteidigung bzw., ungewohnt, als Linksverteidigerin) und kam in der Ligacup-Gruppenphase regelmäßig zum Einsatz. In der Champions League war die 28-Jährige beim Rückspiel gegen die Fiorentina im Einsatz.

Arsenal wird getragen von einer staken Achse von Europameister Holland: Torjägerin Miedema (die 14 der 29 Liga-Tore Arsenals erzielt hat), Van de Donk (die als Achter, Zehner und Außenstürmerin zum Einsatz kommt) sowie Neuzugang Roord als offensiv denkender Sechser. Hinzu kommen die drei besten schottischen Spielerinnen (Kapitänin Little, Flügelspielerin Evans und Verteidigerin Beattie).

In der Liga thront Arsenal an der Spitze, in der Champions League steht man nach deutlichen Erfolgen über die Fiorentina (4:0 und 2:0) sowie Slavia Prag (5:2 und 8:0) im Viertelfinale gegen Paris St. Germain, im Ligacup ist man als souveräner Gruppensieger ebenso im Viertelfinale und in den FA Cup ist man noch nicht eingestiegen. Theoretisch sind also noch alle vier Titel möglich.

Und in Frankreich: Sarah Puntigam

PSG – Montpellier 1:1 (1:0)

Eben gegen den französischen Vizemeister Paris St. Germain hat Montpellier zuletzt auswärts in der französischen Liga ein 1:1 erreicht. Das ist für sich ganz gut. Und die Saison läuft für Sarah Puntigam auch besser als die letzte, die nach vier Pleiten in den ersten sechs Spielen schon im Oktober verloren war.

Und doch: Neben der einkalkulierten Niederlage gegen Lyon gab es noch eine weitere gegen Bordeaux sowie Punkteteilungen gegen Guingamp und Soyaux, und schon hat man als Liga-Vierter fünf Punkte Rückstand auf den angepeilten zweiten Rang und damit die Qualifikation zum Europacup.

Die 28-jährige Steirerin kann in Montpellier auch ihre Vielseitigkeit ausspielen: Sie kommt zumeist links hinter der defensiv, nun ja, zuweilen eher passiven Sakina Karchaoui zum Einsatz, aber auch im Mittelfeld-Zentrum. Die Liga ist wohl etwas stärker als die deutsche und dürfte in der Breite die aktuell beste in Europa sein, auch hinter Abonnement-Meister Lyon ist durchaus Qualität da.

Frankreich, England, Deutschland: Dies sind aktuell zweifellos die besten Frauenfußball-Ligen des Kontinents (vor Spanien und Schweden). In allen drei sind Österreicherinnen am Ball. So darf es bleiben.

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1:0-Arbeitssieg: Wichtige drei Punkte für ÖFB-Frauen in Serbien https://ballverliebt.eu/2019/10/08/oesterreich-serbien-frauen-billa-2019/ https://ballverliebt.eu/2019/10/08/oesterreich-serbien-frauen-billa-2019/#comments Tue, 08 Oct 2019 21:53:33 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=16440 1:0-Arbeitssieg: Wichtige drei Punkte für ÖFB-Frauen in Serbien weiterlesen ]]> Eine Halbzeit lang waren die ÖFB-Frauen sehr stabil, sehr reif und deutlich besser als Gegner Serbien. In der zweiten Hälfte wurde Österreich fahriger, konnte nicht mehr überzeugen und musste länger um den 1:0-Sieg kämpfen, als nötig gewesen wäre. Aber immerhin gab es diesen Erfolg im Auswärtsspiel beim Topf-3-Team der EM-Qualifikation.

Serbien – Österreich 0:1 (0:1)

Teamchef Dominik Thalhammer schickte ein 4-1-4-1 auf das Feld, allerdings ohne die nominelle Kapitänin Viktoria Schnaderbeck (angeschlagen) und Sarah Puntigam (taktische Überlegungen). Ohne Puntigam spielte Zadrazil den Solo-Sechser hinter Dunst und Feiersinger – wie schon gegen Nordmazedonien.

Konzentrierte erste Hälfte

Die ÖFB-Frauen begannen sehr aktiv. Sie achteten darauf, stets Überzahl in Ballnähe zu kreieren und den Serbinnen keine Zeit zu geben, Ballbesitzphasen zu etablieren. Besonders die Torfrau Kostic wurde konsequent angelaufen, was bei dieser jedes Mal zu dezenter Panik und zu unkontrollieren, oft kurzen Abschlägen führte

Auch im Mittelfeld wurde die ballführende Serbin schnell eingekesselt. Österreich erzwang dadurch viele Ballgewinne im Mittelfeld bzw. in der gegnerischen Hälfte und schaltete schnell um. Nach zehn Minuten verwertete Nici Billa per Fallrückzieher sehenswert zum da schon verdienten 1:0-Führungstor.

Gute Antizipation in der Defensive

Angeleitetet von der zumeist sehr umsichtigen Sarah Zadrazil gelang es der Defensive der ÖFB-Frauen, die recht simplen Aufbauwege der Serbinnen zu antizipieren. Durch geschicktes Aufrücken der Innenverteidigung bzw. durch situatives Einrücken der Außenverteidigerinnen in den Sechserraum wurden viele der serbischen Steilpässe abgefangen. Immer wieder führten auch technische Schwächen der Serbinnen dazu, dass Pässe in die Spitze nicht verarbeitet werden konnten.

Generell agierte die Abwehrkette aber wesentlich konventioneller als beispielsweise im EM-Quali-Auftaktspiel daheim gegen Nordmazedonien. Dort waren mit Schnaderbeck und Puntigam auch zwei gelernte Sechser nominell auf den Außenverteidiger-Positionen aufgeboten. Beim Spiel in Serbien waren es Kathi Schiechtl und Verena Aschauer, seit Jahren die Stamm-AV des Frauen-Nationalteams.

Passiver Beginn nach Wiederanpfiff

Die Vorstellung in der ersten Halbzeit war nicht spektakulär, aber recht erwachsen. Nicht unähnlich dem 2:0-Sieg in Finnland vor eineinhalb Jahren – auch das war das Auswärtsspiel beim Topf-3-Team. Die erste Viertelstunde nach dem Seitenwechsel aber war diesmal seltsam passiv, wodurch Serbien spürbar besser ins Spiel kam.

Die Pressingläufe wurden in dieser Phase bei Österreich bestenfalls halbherzig durchgeführt, das Umschalten war zu langsam, die Pässe ungenau, vor allem jene in Richtung Angriffsdrittel. Dass Julia Hickelsberger einmal mehr aus dem Spiel getreten wurde – wie schon gegen Nordmazedonien – mag dazu beigetragen haben. Die unerschrockene 20-Jährige war in viele Eins-gegen-Eins-Situationen gegangen, damit band sie die serbische LV Ilic hinten und sorgte auch oft für Unruhe.

Die Entwicklung gipfelte in einer Sequenz rund um die 60. Minute, als sich Österreich fast minutenlang in einem 4-4-2-Block tief formierte, die Serbinnen nicht anlief und diese zu zwei, drei ordentlichen Torabschlüssen gekommen waren. Dass dieser Rückzug Absicht war, um die Serbinnen herauszulocken, wäre zwar möglich – die Aussagen nach dem Spiel sprechen aber dagegen und es würde auch keinen Sinn machen. Schließlich hatte man Serbien mit hohem Anlaufen zuvor gut im Griff gehabt.

Kontrolle zurück erkämpft

Mit Prohaska, die die verletzte Hickelsberger ersetzte, änderte sich auch das Gefüge ein wenig. Prohaska nämlich agierte in der Mitte, dafür kam Barbara Dunst auf die Außenbahn – wo sie bei ihrem neuen Klub in Frankfurt auch spielt (wenn auch dort links, nicht wie in Serbien dann rechts). Die Spielanlage der ÖFB-Frauen stellte sich ab etwa der 65. Minute wieder spürbar aktiver dar.

Es gelang nun wieder besser, den Serbinnen die Zeit am Ball zu nehmen. Diese behalfen sich damit, schnelle Steilpässe zu versuchen. Hierbei hatten sie mehr Erfolg als vor der Pause, aber insgesamt hatte Österreich das Spiel zumindest wieder einigermaßen unter Kontrolle gebracht. Aus zwei Standards hätte auch das 2:0 fallen können, welches das Spiel schon vor dem Abpfiff nach 93 Minuten entschieden hätte.

Fazit: Mehr Bauchweh als nötig

Einer guten ersten Hälfte folgt eine schlampige, schwache zweite – das Muster des Auftakt-Spiels gegen Nordmazedonien war auch beim Match in Niš zu erkennen. Positiv ist, dass dieses Spiel in Serbien dennoch gewonnen wurde, denn um unter die drei besten Gruppenzweiten zu kommen und sich damit ohne Playoff für die EM 2021 in England zu qualifizieren, wird man gegen die „Kleinen“ nichts abgeben dürfen.

Dieser 1:0-Sieg in Serbien war also ein ganz großer Schritt in Richtung EM-Ticket.

Serbien ist eine halbwegs brauchbare Mittelklasse-Truppe, aber mehr auch nicht. In Relation sind die Serbinnen nicht mal in der Nähe dessen, was Österreich an Potenzial hat. Das wurde vor allem in der ersten Halbzeit deutlich, als Serbien vom konsequenten Überzahlschaffen und Anlaufen der ÖFB-Spielerinnen der Zahn eigentlich schon gezogen wurde.

So ließ man die Serbinnen wieder zurück ins Spiel kommen und hatte mehr Mühe, den knappen 1:0-Sieg über die Zeit zu arbeiten, als nach der wirklich guten ersten Spielhälfte notwendig gewesen wäre. Wieder wurde man zu ungenau, zu schlampig, war man im Umschalten nicht gedankenschnell genug und traf im Angriffsdrittel die falschen Entscheidungen. Aus dem Spiel heraus hat man sich keine echte Torchance mehr erarbeitet. Es mussten ruhende Bälle herhalten.

Für das Ranking der Gruppenzweiten, das zu diesem frühen Zeitpunkt noch keine wirkliche Aussagekraft hat, ist Österreich nun zumindest weiterhin auf Kurs zu den laut Papierform erwarteten Punkten (also null gegen Frankreich und alle gegen die anderen). Von den möglichen Zweiten hat bisher nur Wales (mit einem 2:2 daheim gegen Nordirland) und die Ukraine (mit einem 2:3 in Irland) Federn gelassen.

 

Bei den Gruppenzweiten gilt: Man kann sich den Platz in den Top-3 nicht in den ersten Spielen sichern (zumal davon auch nur Tschechien und Russland gegen ihre jeweiligen Gruppenköpfe gespielt haben – und die Ukraine, die zweimal 0:8 gegen Deutschland unterging). Man kann ihn aber jetzt schon verlieren. Ausrutscher gegen die „Kleinen“ sind und bleiben verboten.

Darum war es auch so wichtig, dass es zumindest das 1:0 in Serbien gegeben hat. WM-Viertelfinalist Italien (3:2 in Israel, 1:0 in Georgien, 2:0 gegen Malta und Bosnien) tut sich etwa schon gegen die Nachzügler unendlich schwer. Allerdings: Die wirklich wichtigen Spiele – also jene gegen die Gruppenköpfe und jene gegen die direkten Konkurrenten um den dritten Platz – haben praktisch alle noch vor sich. Auch Island und Dänemark, die sich bisher nur gegen die Nachzügler warmgeschossen haben.

Und Polen hat überhaupt noch gar nicht eingegriffen. Also.

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EM-Reise der ÖFB-Frauen endet in der Schlacht von Breda https://ballverliebt.eu/2017/08/04/oesterreich-frauen-daenemark-halbfinale-em/ https://ballverliebt.eu/2017/08/04/oesterreich-frauen-daenemark-halbfinale-em/#comments Thu, 03 Aug 2017 22:48:27 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13903 EM-Reise der ÖFB-Frauen endet in der Schlacht von Breda weiterlesen ]]> Die großartige EM-Reise der ÖFB-Frauen ist zu Ende: In einem physisch recht harten und taktisch zuweilen recht wilden Semifinale gegen Dänemark fallen 120 Minuten lang keine Tore, ehe Österreich im Elfmeterschießen unterliegt. Geprägt wurde die Partie aus österreichischer Sicht durch die Mischung aus unbedingtem Willen und sich leerenden Kraftreserven.

Dänemark – Österreich 0:0 n.V.

Vor exakt vier Wochen hatte Österreich das dänische Team im letzten EM-Test regelrecht vorgeführt. Dass man jenes Spiel aber in keinster Weise als Referenz für das Halbfinale des EM-Turniers heranziehen kann, wurde schnell klar.

ÖFB-Teamchef Dominik Thalhammer vertraute wieder dem 5-4-1 / 4-4-2 – Hybridsystem, allerdings wegen des Kreuzbandrisses von Lisa Makas mit verändertem Personal und leicht adaptierten Rollenverteilungen. Statt Makas rückte Nici Billa ins linke Mittelfeld, dafür übernahm Sarah Zadrazil die zentral-offensive Rolle von Billa. Kirchberger war wieder retour in der Innenverteidigung, Schnaderbeck rückte auf die Sechs.

Schnelles Aufrücken bei Ballgewinn

Auffällig war, dass seitens der ÖFB-Frauen von Beginn an ins 5-4-1 geswitcht wurde, sobald Dänemark in die Aufbau-Formation kam. Andererseits wurde die defensive Struktur aber schnell aufgelöst, sobald Österreich den Ball in der gegnerischen Hälfte hatte. In diesen Situationen wurde konsequent aufgerückt – so sehr, dass selbst Carina Wenninger in der Nähe des dänischen Strafraums auftauchte, um zu pressen.

In einer dieser Situationen prallte der Ball aus kurzer Distanz auf die über Kopfhöhe gestreckten Arme von Maja Kildemoes, aber Sarah Puntigam zielte beim fälligen Elfmeter zu hoch.

Wie schon gegen Spanien wurde bei Österreich vorwiegend mit langen Bällen aufgebaut (ein Stilmittel, das schon im Dänemark-Test vermehrt eingesetzt wurde). Vorteil ist, dass man damit nicht anfällig dafür, im Mittelfeld in der Vorwärtsbewegung den Ball zu verlieren (wie das etwas beim Test in Holland sehr oft und mit schwerwiegenden Folgen passiert war). Andererseits war es von Burger, Feiersinger und Zadrazil schon sehr viel verlangt, vorne Bälle zu behaupten.

Dänemark viel vertikaler als Spanien

Dänemark spielte wieder mit dem asymetrischen 3-4-1-2, in dem der rechte Wing-Back (Theresa Nielsen) im Zweifel zurück rückte und Sanne Troelsgaard rechts ausfüllte, während der linke Wing-Back (Katrine Veje) auch gegen den Ball eher im Mittelfeld blieb. Pernille Harder spielte als etwas zurückgezogene Spitze zumeist hinter Nadim und Troelsgaard, genoss aber viele Freiheiten in jede Richtung.

Die dänische Reaktion auf die extrem statische und damit sehr harmlose Spielweise von Spanien gegen Österreichs 5-4-1 war, dass man nicht so horizontal spielte wie Spanien im Viertelfinale, sondern deutlich schneller den Vertikalball suchte, oder von den Außenpositionen in bzw. vor den Strafraum in den Zwischenlinienraum flankte – oder mit Dribblings versuchte, Österreicherinnen in 1-gegen-1-Situationen zu verwickeln und so durchzukommen.

Eine Schlacht mit vielen Opfern

Die Folge waren vor allem mehr und schnellere dänische Ballverluste, die wiederum von Österreich dazu genützt wurden, selbst wieder den Ball schnell nach vorne zu bringen, nachzurücken und Dänemark so zum vorübergehenden Rückzug zu zwingen. So entstand ein Spiel, das wenig wirkliche Struktur entwickeln konnte und oft eher wild wirkte.

Außerdem begünstigte dieses gehetzte Spiel Zweikämpfe von hoher Intensität. Das bekam etwa Nici Billa zu spüren, die noch vor der Pause mit einem Knochenmarksödem an der Fußwurzel ausgewechselt werden musste. So wie auch Line Jensen, deren Bänder im Knie bei einem unglücklichen Duell mit Nadine Prohaska Schaden genommen haben, auch sie musste raus. Sarah Puntigam wurde von einer Gegenspielern im Gesicht getroffen, was zu Zahnschmerzen führte – und Manu Zinsberger bekam einen Schlag auf’s Jochbein.

Zu umständlich und zu ungenau

Wenn Österreich vorne in Strafraumnähe kam, wurde augenscheinlich versucht, sich in möglichst gute Schusspositionen zu bringen. Dabei wurden aber sehr oft die mittelguten Shot Locations nicht genommen – das sah sehr umständlich aus und ermöglichte es der dänischen Abwehr, letztlich die Szenen zu klären, bevor ein österreichischer Abschluss kam.

Laura Feiersinger kann symbolhaft für die Vorstellung ihres Teams gelten: Vollster Einsatz, gerannt und gekämpft und sich bis zur letzten Erschöpfung in das Spiel festgebissen, aber im entscheidenden Moment zu ungenau und nicht mit der geistigen Frische gesegnet, mit der Österreich durch das bisherige Turnier gesegelt ist. Dass sich der Kraft-Tank der ÖFB-Frauen nach vier intensiven Spielen leerte, merkte man mit Fortdauer des Spiels immer deutlicher.

Dänemark adaptiert System und Besetzung

2. Halbzeit

In der zweiten Hälfte adaptierte Dänemarks Trainer Nils Nielsen seine Formation ein wenig, diese ging – obwohl im Ballbesitz weiterhin eine Dreierkette hinten verteidigte – nun deutlicher in Richtung 4-2-3-1. Mit Frederikke Thøgersen kam eine dribbelstarke als neue Gegenspielerin für Aschauer, die eher kraftvolle Troelsgaard ging ins Mittelfeld-Zentrum – die schwer gelb-rot-gefährdete Maja Kildemoes hatte weichen müssen.

Mit dieser Umstellung konnte Nielsen für sein Team ein zuvor tendenziell ausgeglichenes Match immer mehr zu Gunsten seines Teams drehen. Troelsgaard schaffte es zunehmend besser, die Kreise der nach innen ziehenden Prohaska und der nach vorne pressenden Zadrazil einzuengen – umso mehr war Österreich offensiv auf den langen Ball in Richtung Feiersinger oder Burger limitiert. Und Aschauer war weiterhin viel defensiv gebunden und konnte selten gefahrlos nach vorne mitgehen.

Kaum noch Kraft

Österreich wollte zwar immer noch bei möglichst jedem Ballgewinn nach vorne aufrücken, aber es gelang immer seltener, sich vorne festzusetzen. Auf der anderen Seite häuften sich nun dafür die Chancen für Dänemark: Einmal rettete Zinsberger aus kürzester Distanz gegen Simone Boye, einmal entschärfte sie einen scharfen Schuss von Pernille Harder, dann war sie gegen Katrine Veje da. Auch bei den vielen Halbchancen der Däninnen war die Bayern-Legionärin sicher zur Stelle.

Als nach 90 torlosen Minuten die Verlängerung folgte, waren die leeren Akkus bei Österreich – wo nun Viktoria Pinther den Platz von Sarah Puntigam eingenommen hatte – immer deutlicher zu erkennen. Dänemark war in dieser halben Stunde die strukturiertere Mannschaft. Das Turnier zum einen, vor allem aber sicherlich auch das extrem physisch intensiv geführte Halbfinale sorgten dafür, dass sich Österreich nur noch ins Elfmeterschießen schleppen konnte.

Dort hielt Manuela Zinsberger zwar wieder einen Schuss, aber weder Feiersinger, noch Pinther oder Aschauer konnte ihre Versuche verwerten. Dänemark steht damit im Endspiel.

Fazit: Dänemark routinierter und mit mehr Reserven

Dass Sarah Zadrazil einmal recht früh im Spiel vorne draufpresste und nach danach verwundert die Arme gehoben hat, weil niemand mitgemacht hatte, zeigt, wie extrem diszipliniert die ÖFB-Frauen über das ganze Turnier gespielt haben – weil diese kleine und im Grunde bedeutungslose taktische Unsauberkeit so unüblich war, dass sie auffiel.

So weit es die Kräfte zuließen, war Österreich auch in diesem Halbfinale gegen Dänemark wieder taktisch diszipliniert und trat als absolute Einheit auf; aber wie schon gegen Spanien war die Präzision im Angriffsdrittel zu gering und damit die Torchancen kaum vorhanden. Andererseits schaffte man es aber – auch dank der einmal mehr sehr starken Manuela Zinsberger im Tor – wieder ohne Gegentor zu bleiben.

Österreich hat in 510 Turnierminuten nur ein einziges Gegentor kassiert – das ist die beste Quote von allen 16 Teilnehmern (auch Finalist Holland hat nur einen Gegentreffer geschluckt, aber 60 Minuten weniger gespielt). Wohlgemerkt aber ist Österreich vor dem Turnier im FIFA-Ranking nur die Nr. 14 unter den 16 Teilnehmern gewesen.

In diesem Halbfinale, dessen Erreichen alleine schon eine der größten Sensationen in der Geschichte des Frauenfußballs darstellt, war Dänemark die etwas bessere, etwas routiniertere Mannschaft. Und auch jene, die noch mehr Kraftreserven übrig hatte.

Holland – England 3:0

Holland – England 3:0 (1:0)

Der Gegner im Finale – und zweifellos der Favorit im Endspiel – ist Gastgeber Holland. Wie Dänemark stehen die niederländischen Frauen ebenso zum ersten Mal überhaupt in einem großen Finale. Und zwar hochverdient: Gegen das bislang recht souveräne Team aus England war man in allen Belangen besser. Nach 22 Minuten sorgte Miedema per Kopf für die Führung, damit hatte Holland den Gegner, wo Holland den Gegner haben wollte.

Das englische Spiel ist davon abhängig, nicht in Rückstand zu geraten. Da nämlich treten die Schwächen in der eigenen Spielgestaltung zu Tage, vor allem gegen ein Team von hoher Qualität. Dass Holland speziell im Mittelfeld das beste Team dieser EM ist, zeigten Danielle van de Donk und vor allem die einmal mehr überragende Jackie Groenen in der Folge. Man ließ England nie wirklich gefährlich werden, hielt die Lionesses immer auf Distanz – und als Van de Donk nach einer Stunde einen völlig verunglückten Rückas von Fara Williams zum 2:0 verwertete, war das die Entscheidung. Das 3:0 in der Nachspielzeit (Millie Bright fälschte nach einem Konter ins eigene Tor ab) war nur noch Draufgabe.

Vor allem die relative Leichtigkeit, mit der Holland dieses (auf dem Papier) vorweggenommene Finale für sich entschied, war extrem beeindruckend. Oranje ist bisher sicherlich jenes Team, das am stabilsten gespielt hat und die wenigsten Schwächen offenbarte. In einem Finale, mit dem vor dieser EM wirklich niemand gerechnet hat, ist Dänemark der klare Außenseiter.

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„Ich hätt‘ sie gerne hier – aber für das große Ganze ist es anders besser!“ https://ballverliebt.eu/2014/04/04/ich-haett-sie-gerne-hier-aber-fuer-das-grosse-ganze-ist-es-anders-besser/ https://ballverliebt.eu/2014/04/04/ich-haett-sie-gerne-hier-aber-fuer-das-grosse-ganze-ist-es-anders-besser/#respond Fri, 04 Apr 2014 11:59:55 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10036 „Ich hätt‘ sie gerne hier – aber für das große Ganze ist es anders besser!“ weiterlesen ]]>

„Als Teamchef der Nationalmannschaft hätte ich sie gerne hier. Aber für das große Ganze im österreichischen Frauen-Fußball ist es besser, wenn sie in der U-19-Eliterunde spielt – darum macht sie das jetzt auch.“

Dominik Thalhammer über Nicole Billa

Sie ist, wenn nichts schiefgeht, die Nationalteam-Stürmerin der Zukunft, hat im Herbst schon im A-Team gespielt. Dennoch ist Nicole Billa, 17 Jahre alt, nicht im Kader für das WM-Quali-Doppel mit den Spielen in Bulgarien (Samstag) und Frankreich (Mittwoch). Weil zeitgleich die U-19 in der Eliterunde um das Ticket für die EM-Endrunde kämpft – in einer Gruppe, in der das auch alles andere als unmöglich scheint. Es geht gegen Irland, die Türkei und Holland.

group 7Thalhammer hat mit dieser Maßnahme natürlich alles andere als Unrecht. Und natürlich: Bei den „Großen“ wäre ein Punktverlust in Bulgarien ebenso eine Sensation wie ein Punktgewinn in Frankreich, ob nun mit oder ohne die Kapitänin der U-19 von Teamchefin Irene Fuhrmann. Gerade in Frankreich wird es ohnehin hart, nicht nur, weil Frankreich eben so stark ist. Sondern auch, weil bei Österreich mit Flügelspielerin Laura Feiersinger (Schien- und Wadenbeinbruch) und Abwehr-Chefin Carina Wenninger (Kreuzbandriss) zwei absolute Stützen ausfallen.

Auch als krasser Außenseiter Mut zeigen

Beim Gruppenletzten in Lovetch sollte nichts schief gehen, das weiß auch Teamchef Thalhammer: „Da sollte es schon ein klarer Sieg werden. Wir dürfen aber nicht ungeduldig werden und mit Gewalt versuchen, immer sofort vertikal zu spielen!“ Das war beim äußerst mühsamen Heimspiel gegen die Bulgarinnen das Problem. Die Folge war eine hohe Ungenauigkeit und damit zu wenig klare Aktionen. Das 4:0 sieht besser aus als es war – und war doch zu wenig, wenn man bedenkt, dass Bulgarien gegen Frankreich im Herbst 0:10 und 0:14 verloren hat.

In Le Mans ist Österreich natürlich krasser Außenseiter, obwohl das Hinspiel mit 1:3 noch ein akzeptables Resultat brache. Damals waren aber Wenninger und Feiersinger noch dabei und Frankreich ist mittlerweile kein Team mehr, dass abstellt, wenn es schnell 3:0 oder 4:0 führt. „Es gibt zwei Möglichkeiten“, sagt Thalhammer, „entweder, man stellt sich tief und achtet nur darauf, die Räume eng zu machen. Irgendwann fängt man sich gegen ein Klasse-Team wie Frankreich aber garantiert ein Tor ein, wenn man so agiert.“ Darum ist auch vor den zu erwartenden über 10.000 Zusehern in der neuen, modernen Arena in Le Mans die zweite Möglichkeit gefragt: Mut zeigen! Zumal dem Teamchef das im Herbst in Ritzing gegen Frankreich gezeigte Pressing noch zu wenig war.

Anders gesagt: Wenn schon verlieren, dann wenigstens nicht, ohne zumindest versucht zu haben, etwas zu holen.

Die Gruppen-Lage

Finnland spielt nun zweimal gegen Ungarn, es ist zu erwarten, dass Suomi da beide Spiele gewinnt und damit den Vorsprung auch Österreich auf sechs Punkte vergrößert. Das ist aber kein Drama, weil Finnland noch beide Spiele gegen Frankreich vor sich hat, und da vermutlich nichts holen wird. Die Entscheidung, ob es für Österreich den zweiten Platz geben kann, wird beim Heimspiel im Juni gegen Finnland fallen.

Die sieben Gruppensieger sind fix bei der WM in Kanada, die vier besten Zweiten spielen sich einen weiteren Platz aus. In den meisten Gruppen sind die Favoriten voran, ehe nun die Halbzeitmarke in der Quali genommen wird.

group 1

So wie etwa Deutschland. Nach der spielerisch äußert mauen EM, in der sich das wegen vielen Verletztungen neuformierte Team vor allem dank der extrem starken Defensive zum Europameister machte, wird nun wieder gewirbelt – man hat zueinander gefunden. Russland wäre auf dem Papier der Haupt-Kandidat für den zweiten Platz, aber ein 0:9 in Deutschland war ein früher Schlag, und die Niederlage gegen Österreich beim Algarve Cup zeigt, dass Russland nicht besser wird – vor anderthalb Jahren setzte sich diese Mannschaft noch im EM-Playoff gegen Österreich durch. Irland hat durchaus Chancen, Zweiter zu werden, ob es aber für das Playoff reicht, ist eher fraglich.

group 2

Spanien setzt den klaren Aufwärts-Trend fort, der sich schon durch den ebenso überraschenden wie verdienten Viertelfinal-Einzug bei der EM im letzten Sommer gezeigt hat, ist auf bestem Weg zur ersten WM-Teilnahme. Italien, das Topf-1-Team der Gruppe, hat im Herbst in Madrid schon verloren und wird angesichts der starken Tordifferenz von Spanien Probleme haben, noch Erster zu werden. Dass Italien einer der vier besten Zweiten wird, davon ist allerdings auszugehen.

group 3Die überraschendste Gruppe ist aber sicher jene, in der die Schweiz führt – und zwar dank Auswärtssiegen in Island (EM-Viertelfinalist) und Dänemark (EM-Halbfinalist). Man muss allerdings auch sagen, dass Teamchefin Martina Voss mit Flügelspielerin Dickenmann (Lyon), Stürmerin Bachmann (Malmö), den Außenverteidigerinnen Wälti (Potsdam) und Maritz (Wolfsburg), den Offensiv-Allroundern Bürki (Bayern) und Crnogorcevic (Frankfurt) sowie IV Abbé (Freiburg) über jede Menge Klassespielerinnen verfügt und mit IV-Leuchtturm Rahel Kiwic einen fast schon unfairen Vorteil im Luftkampf hat – sie ist 1,84 m groß. Sicher sollte sich die Schweiz aber noch lange nicht fühlen: Dänemark (5:3 über die USA!) und Island (Norwegen und Schweden besiegt!) zeigten beim Algarve Cup extremen Aufwärtstrend. Israel ist nicht ernst zu nehmen, da gab’s bisher einen leichten Spielplan.

group 4Schweden kämpf mit Post-Heim-EM-Depression und hat die Weiterentwicklungen, die Teamchefin Sundhage seither implementieren will (zB 4-1-3-2 statt flachem 4-4-2) noch nicht so ganz intus – das wurde vor allem beim peinlich knappen 1:0 in Bosnien (wo nur ein Elfeter den Sieg sicherte) deutlich. Natürlich wird man Schottland aber noch überholen und Erster werden, daran besteht kaum ein Zweifel. Schottland ist jedoch trotzdem ein recht sicherer Kandidat für das Playoff der besseren Gruppenzweiten. Schon die EM verpassten die Schottinnen nur durch ein Gegentor in der 122. Minute des Playoff-Rückspiels.

group 5EM-Finalist Norwegen hat ja die auf Sicht anstehende Verjüngung einstweilen verschoben, der Kurs in Richtung WM-Endrunde stimmt allerdings. Die Verfolger Holland und Belgien wurden beide bereits besiegt. Bei Oranje spielt sich mit Vivianne Miedema eines der größte Talente überhaupt in den Vordergrund: Die 17-Jährige (!), die wohl nicht mehr lange in Heerenveen spielen wird, scorte bereits acht Tore. Belgien (im August Testspiel-Verlierer in Österreich) holte in Holland allerdings ein 1:1, ließ sich noch nicht abschütteln. Debütant Albanien hat überraschend bereits einen Sieg in der Tasche (1:0 gegen Griechenland) – Teamchef ist dort übrigens der frühere Unterhaching-Stürmer Altin Rraklli.

group 6

In der Gruppe 6 lässt sich bedingt durch den Spielplan noch nicht allzu viel sagen – außer, dass sich England nach der Horror-EM (peinliches Gruppen-Aus) und dem Ende der 15-jährigen Amtszeit von Hope Powell als Teamchefin ein wenig erfangen hat. Unter Neo-Trainer Mark Sampson gab’s vier Siege, allerdings ist dieses wohl auch die leichteste aller Gruppen. Laut Papierform müsste eigentlich die Ukraine Zweiter werden, hier ist allerdings die Frage, wie sich die politische Lage im Land auf das Umfeld auswirkt. Das Spiel am Samstag gegen Weißrussland, das ursprünglich auf der Krim in Simferopol angesetzt war, wurde erst nach Soporoshje im „Hauptland“ verlegt und dann ganz abgesagt.

In den anderen Kontinenten ist die Quali teils noch gar nicht angelaufen, teils noch nicht so richtig in die Gänge gekommen. In Asien werden die fünf Plätze beim Asien-Cup in Vietnam im Mai verteilt (vermutlich Weltmeister Japan, dazu Australien, China, Südkorea und ein weiterer – Nordkorea wurde ja wegen der Doping-Vergehen 2011 ausgeschlossen). In Ozeanien holt sich Neuseeland im September seinen Startplatz ab, die drei Plätze in Afrika (vermutlich Nigeria, Äquatorialguinea und einer aus dem Trio Ghana, Kamerun, Südafrika) werden im Oktober in Namibia ausgespielt. In der Concacaf-Zone geht es im Oktober um drei Fix- und einen Playoff-Platz (neben Veranstalter Kanada werden sich wohl USA, Mexiko und ein weiterer fix qualifizieren), ehe im November auch Südamerika zwei Fix-Tickets (so gut wie sicher Brasilien und Kolumbien) und ein Team für das Playoff ermittelt.

(phe)

Kader von Österreich

A-Nationalteam, WM-Quali: Tor: Anna-Carina Kristler (26 Jahre, Sturm Graz, 20 Länderspiele), Manuela Zinsberger (18, Neulengbach, 5). Abwehr: Verena Aschauer (20, Cloppenburg/GER, 17), Romina Bell (20,  AIC Yellow Jackets/USA, 7), Gini Kirchberger (20, Cloppenburg/GER, 20), Heike Manhart (21, Szombathely/HUN, 23), Jenny Pöltl (20, St. Pölten, 18), Julia Tabotta (19, St. Pölten, 4). Mittelfeld: Jasmin Eder (21, St. Pölten, 13), Nadine Prohaska (23, St. Pölten, 41), Sarah Puntigam (21, Kriens/SUI, 39), Viktoria Schnaderbeck (23, Bayern München/GER, 31), Lisi Tieber (23, Sturm Graz, 15), Katja Trödthandl (24, Landhaus, 14). Angriff: Nina Burger (26, Neulengbach, 55), Lisa Makas (21, St. Pölten, 31), Jelena Prvulovic (19, Landhaus, 3), Sarah Zadrazil (21, ETSU Buccaneers/USA, 14).

U-19-Team, EM-Quali-Eliterunde: Tor: Carolin Größinger (St. Pölten), Jasmin Pal (Innsbruck). Abwehr: Tina Charwat (Landhaus), Marina Georgieva (St. Pölten), Maria Hasler (Innsbruck), Simone Krammer (Kleinmünchen), Sophie Maierhofer (LUV Graz), Katharina Naschenweng (Kärnten), Irina Wurzinger (Sturm Graz). Mittelfeld: Katharina Aufhauser (Neulengbach), Isabella Dujmenovic (Neulengbach), Barbara Dunst (LUV Graz), Teresa Knauseder (Kleinmünchen), Carina Mahr (St. Pölten), Franziska Sottner (Landhaus). Angriff: Nicole Billa (St. Pölten), Annelie Leitner (U. Guatemala), Valentina Schwarzlmüller (Innsbruck).

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Achtbar aus der Affäre gezogen: ÖFB-Frauen 1:3 gegen Top-Team Frankreich https://ballverliebt.eu/2013/11/01/achtbar-aus-der-affare-gezogen-ofb-frauen-13-gegen-top-team-frankreich/ https://ballverliebt.eu/2013/11/01/achtbar-aus-der-affare-gezogen-ofb-frauen-13-gegen-top-team-frankreich/#comments Fri, 01 Nov 2013 00:29:05 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9785 Achtbar aus der Affäre gezogen: ÖFB-Frauen 1:3 gegen Top-Team Frankreich weiterlesen ]]> Brav gespielt, den Gegner eine Zeitlang wirklich geärgert, aber gegen das übermächtige Team aus Frankreich letztlich natürlich verdient 1:3 verloren: So lief das letzte WM-Quali-Spiel der ÖFB-Frauen in diesem Kalenderjahr. In dem man bis zum französischen Doppelschlag nach etwa einer Viertelstunde zeigte, dass man auch vor diesem Gegner keine Angst hat. Aber Frankreich danach ausspielte, individuell deutlich besser zu sein.

Österreich - Frankreich 1:3 (0:2)
Österreich – Frankreich 1:3 (0:2)

Neuer Teamchef (Bergeroo statt Bini), neues System (4-4-2 statt 4-2-3-1), neue Besetzung (Delannoy statt George, Henry statt Soubeyrand, Houara statt Franco), mit Cammy Abily fehlte der etatmäßige Boss am Feld mit einer Knöchelverletzung – und es gibt eine neue Position für Louisa Nécib (links im Mittelfeld statt auf der Zehn): Bei Frankreich hat sich seit dem Viertelfinal-Aus bei der EM vieles verändert. Was sich nicht verändert hat: Dass das neben Deutschland die beste Mannschaft Europas ist.

Couragierter österreichischer Beginn

Das Österreich davon, trotz der massiven Fortschritte in den letzten zwei Jahren, ein schönes Stück entfernt ist, ist ganz klar. Und doch versteckte sich das ÖFB-Team in der Anfangsphase überhaupt nicht. Es wurde in der eigenen Hälfte auf die ballführende Französin gepresst, wenn möglich wurde auch gedoppelt. Hinzu kam, dass die Gäste in 1-gegen-1-Situationen oft schlampig und eindimenstional agierten, dadurch oft hängen blieben – vor allem an Schnaderbeck und Puntigam.

Diese beiden staffelten sich diesmal horizontal. Wenn Österreich das Spiel selbst macht, kippt in der Regel eine von den beiden ab, gegen den Gruppenfavoriten war aber defensive Stabilität gefragt. So staffelten sich bei Österreich die zwei Viererketten, in denen der Ball gewonnen werden sollte, um dann die beiden Spitzen Burger (zumeist hängend) und Makas (zumeist vorne) bedient werden sollten.

Das ÖFB-Team wurde in der Anfangsphase zwar selbst nicht gefährlich, neutralisierte aber den Gegner so gut es ging. In der ersten Viertelstunde kam Frankreich nur zu einer echten Tormöglichkeit. Ganz offenbar hatte Frankreich nicht damit gerechnet, so frech vom Außenseiter angegangen zu werden.

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Durch das eigene 4-4-2 und die sich ins Mittelfeld fallende Burger bei Österreich hatte Frankreich im Zentrum Unterzahl, agierte zudem in Zweikämpfen mit zu wenig Ernsthaftigkeit und hatte etwas Probleme mit dem österreichischen Pressing. Bei den Gastgebern staffelte sich das Mittelfel-Zentrum (roter Strich) diesmal horzontal statt vertikal.

Doppelschlag und französische Assymetrie

Nach einer Viertelstunde tanzte die aufgerückte Boulleau Österreichs RV Manhart aus, gab zur Mitte und Nécib verwertete zum 1:0, zwei Minuten später rückten die Gastgeber bei einem Freistoß nicht heraus und Amandine Henry schoss aus 20 Metern zum 2:0 ein. Mit diesem Doppelschlag war das Spiel für Frankreich dann doch auf Schiene und bei Österreich war ein ziemlicher Bruch zu sehen. Die Courage war schlagartig gewichen, man agierte passiver, ließ Frankreich mehr gewähren.

Die Gäste spielten in der Folge immer assymetrischer. Nécib auf der linken Seite zog viel in Richtung ihrer gewohnten Position in der Mitte, überließ die Außenbahn LV Boulleau (die deutlich mehr nach vorne tat als RV Houara). Doch obwohl Heike Manhart mit den beiden überhaupt nicht zurecht kam und weder dem schnellen Giftzwerg Boulleau noch der techisch versierten Nécib (bei der zudem ihre üblichen, aus allzu großer Lässigkeit entstehenden Schlampigkeiten nicht Überhand nahmen) viel entgegen setzen konnte, konzentrierte sich das französische Angriffsspiel vor allem auf die andere Seite.

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Weil sich die österreichischen Viererketten zentral zusammen zogen, hatte Élodie Thomis (ganz rechts, 3x unterstrichen) extrem viel Platz. Im Aufbau spielte Frankreich ein 4-2-4

Wo sich Frankreichs RM Élodie Thomis ganz an der Seitenlinie postierte, während die österreichischen Ketten sich sehr zentral zusammen zogen und Frankreich so nach außen drängten. Durch ihr extremes Tempo und ihr gutes Timis war Thomis der größte Gefahrenherd. Aschauer versuchte nach Kräften, Thomis nach ihren Vertikalläufen am Flanken zu hindern, zumeist gelang ihr das auch. Nur nach vorne war so natürlich wenig möglich.

Österreich linkslastig, Frankreich individuell überlegen

Was ein wenig erstaunte: Obwohl Nécib viel einrückte und über Laura Feiersinger eigentlich mehr Platz gewesen wäre, konzentrierten sich Österreichs Offensiv-Bemühungen vor allem auf die andere, die linke Seite. Vor allem Lisa Makas – die oftmals auf diese Außenbahn auswich – versuchte, sich anspielbar zu machen und Bälle zu halten. Das Risiko im Aufbau über diese Seite war aber natürlich, dass bei Ballverlust sofort Thomis ihren Turbo zünden konnte.

Was Frankreich sehr gut machte: Die überlegene individuelle Klasse ausspielen. Sieben in der Startformation spielen bei CL-Final-Dauergast Lyon, die restlichen vier beim Top-Klub Paris St. Germain, das ist eine andere Liga. Da wurde stark antizipiert, im richtigen Moment der Körper reingestellt oder auch mal der Ellbogen ausgefahren. In Defensiv-Zweikämpfen brannte überhaupt nichts an und wenn Österreich mit längeren Bällen die Spitzen in Szene setzen wollte, war die extrem schnelle Delannoy zur Stelle und lief diese ab. Sogar gegen die wirklich nicht langsame Lisa Makas.

Gäste schalten zurück

Frankreich verlegte sich immer mehr auf’s verwalten und bohrte nach dem Seitenwechsel auch zunehmend die Seite von Heike Manhart an. Die Folge waren diverse Freistöße aus dem Halbfeld, die Nécib in den Strafraum chippte – bei einer dieser Situationen war nach einer Stunde dann die 1.85m große Wendie Renard zur Stelle und nickte zum 3:0 ein. Wenn eine so große Spielerin, die noch dazu Kopfball-Spezialistin ist, mit einem Freistoß genau in ihren Lauf gefüttert wird, ist sie ganz einfach nicht zu verteidigen.

Dass Carina Wenninger nur wenige Minuten später nach einer Freistoß-Flanke von Feiersinger das 1:3 erzielte, schien Frankreich kaum zu beunruhigen, gab aber Österreich noch einmal Auftrieb. Zumal mit Nicole Billa (statt Makas) in der Spitze und Lokalmatadorin Jenny Pöltl für die linke Seite (statt Puntigam, Prohaska ging ins Zentrum) noch zusätzlicher Schwung kam. Besonders imponieren war etwa, wie die 17-jährige Billa, mit der geballten Länderspiel-Erfahrung von zwölf Minuten aus dem Ungarn-Spiel, die um anderthalb Köpfe größere Renard austanzte.

Die beste Chance für Österreich hatte in der Schlussphase dann noch Burger, die allerdings nach ihrem Lauf in den Rücken der französischen Abwehr den Moment für das Abspiel oder den Abschluss verpasst hat. So verwaltete Frankreich das 3:1 trocken über die Zeit.

Fazit: Frankreich spielte die Klasse aus

Letztlich war es ein Spiel, das man so erwarten konnte: Österreich hält couragiert und frech dagegen, bis Frankreich in Führung geht und den Sieg routiniert über die Zeit schaukelt. Bei den Gästen war es Dienst nach Vorschrift, nicht mehr – hinfahren, gewinnen, wieder heimfahren.

Dabei wurden natürlich die Unterschiede in puncto individueller Klasse deutlich, vor allem gegen Nécib war das ÖFB-Team zumeist machtlos. Es gab zwei, drei eher halbherzige Versuche, eine Mittelfelspielerin zwischen die IV fallen zu lassen und so das Spiel mit sieben Spielerinnen vor dem Ball in die französische Hälfte zu schieben; Teamchef Thalhammer deutete seinem Team immer wieder an – auch bei 0:2 bzw. 1:3 – gegen den Favoriten konsequenter herauszurücken.

Wobei aber nach dem Doppelschlag in den Minuten 16 und 18 klar war: Frankreich wird dieses Spiel gewinnen. Dieses Team ist einfach zu gut, um sich so etwas gegen ein aufstrebendes Mittelklasse-Team wie Österreich noch nehmen zu lassen.

(phe)

PS: Im Parallelspiel gewann Finnland daheim gegen Kasachstan erstaunlich knapp mit 1:0, ist damit nun Gruppenerster. Das 4:0 von Ungarn gegen Bulgarien hat schon nur noch statistischen Wert. Für Österreich ist der Länderspiel-Herbst damit vorbei, Frankreich absolviert im November noch beide Spiele gegen Bulgarien, dazu empfängt Ungarn Kasachstan. Im April geht’s für Österreich dann nach Bulgarien und nach Frankreich.

group 7

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Souveränes 3:0 in Ungarn: Österreich besteht die Auswärts-Prüfung problemlos https://ballverliebt.eu/2013/10/27/souveranes-30-in-ungarn-osterreich-besteht-die-auswarts-prufung-problemlos/ https://ballverliebt.eu/2013/10/27/souveranes-30-in-ungarn-osterreich-besteht-die-auswarts-prufung-problemlos/#comments Sun, 27 Oct 2013 10:11:51 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9767 Souveränes 3:0 in Ungarn: Österreich besteht die Auswärts-Prüfung problemlos weiterlesen ]]> Was den Entwicklungsstand der ÖFB-Frauen angeht, waren in diesem Herbst zwei Spiele besonders interessant: Das bei EM-Teilnehmer Finnland (wo man mindestens auf Augenhöhe war) – und das in Ungarn, dem Topf-4-Team der Sechsergruppe. Um die Frage zu beantworten, wie es dem Team auswärts gegen einen Gegner mit halbwegs Qualität gelingt, das Spiel zu gestalten. Nach dem nie gefährdeten 3:0 in Budapest steht fest: Mannschaften wie diesen ist man schon meilenweit enteilt. Erst, als das Spiel entschieden war, ließ man es ein wenig schleifen.

Ungarn - Österreich 0:3 (0:2)
Ungarn – Österreich 0:3 (0:2)

Stamm-Goalie Kristler fehlte verletzt und Sarah Zadrazil, die zuletzt in Finnland eine starke Partie als Nina Burgers Sturmpartnerin ablieferte, bekam von ihrem US-Uni-Team keine Freigabe. Eine andere Spielanlage bedeuteten diese Änderungen (Makas zurück statt Zadrazil, Zinsberger statt Kristler mit dem Startelf-Debüt) nicht: Wille zum Gestalten, weit abkippende Sechs, einrückende Mittelfeld-Außen und aktive Außenverteidiger.

Österreichischer Sieg früh auf Schiene

So weit nichts Neues, und tatsächlich war die Spielanlage jener vom Spiel in Finnland praktisch identisch. Unterschied: Der Gegner hatte weniger Niveau als in Turku. Auch das erlaubte es der österreichischen Dreierkette, die sich im Aufbau bildete, deutlich weiter nach vorne zu schieben. Das allzu große Loch, dass dabei gegen Belgien und in Finnland davor aufgerissen wurde, verkleinerte sich dadurch; außerdem standen die nominellen Mittelfeld-Außen diesmal nicht auf einer Höhe mit den Sturmspitzen, sondern bearbeiteten dahinter den Platz zwischen den Reihen.

Das 1:0 für Österreich fiel schon in Minute 7: Eine Freistoß-Flanke von Puntigam (die diesmal als tieferer der beiden zentralen Mittelfeld-Leute begann) beförderte Burger in ihrem 50. Länderspiel der Ball an die Latte, die ungarische Abseitsfalle schnappte nicht zu und Carina Wenninger konnte völlig mühelos zu ihrem zweiten Tor im Nationalteam einköpfeln. Was allerdings nicht dafür sorgte, dass die Ungarinnen aktiver wurden.

Das „Problem Jakabfi“ ist keines

Die mit sehr viel Abstand beste Spielerin Ungarns ist Zsanett Jakabfi, Stammkraft bei Triple-Sieger Wolfsburg. Wenn sie denn fit ist. Denn das war sie in den letzten Monaten nicht, und das merkte man. Hastig einberufen und ohne mit der Mannschaft trainiert zu haben, war sie auf dem rechten Flügel im 4-4-2 von Teamchef Attila Vágó postiert. Potentiell ein extremer Gefahrenherd – vor allem ob der teilweise recht weit innen agierenden Prohaska – aber das Spiel lief komplett an Jakabfi vorbei, sie hatte kaum Ballkontakte und sie brachte Verena Aschauer nur sehr selten in Verlegenheit.

Bei Ungarn versuchten die Mittelfeld-Außen Jakabfi und Kaján, im Aufbau weit nach vorne zu schieben – vor allem Jakabfi – aber umso nahmen sie sich selbst aus dem Spiel, weil Österreich da geschickt die Passwege zustellte. Andererseits aber ließ sich Boglárka Szabó aus dem Zentrum zwischen Innenverteidiger fallen, wenn es hinten gefährlich wurde. So ergab sich ein Wall aus drei eng stehenden Verteidigierinnen im Zentrum.

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Wenn bei Österreich Puntigam abkippte (ganz links), staffelte sich das ungarische ZM vertikal und LM Kaján ging viel weiter zurück als RM Jakabfi. So hatte Österreich viel Raum zur Spieleröffnung.

Aber durch die Assymetrie auf den ungarischen Flügeln – Kaján links rückte gegen den Ball deutlich weiter zurück als Jakabfi rechts – und drm in der Defensive vertikal statt horizontal gestaffelten Duo im zentralen Mittelfeld waren auf dieser Seite deutlich mehr Optionen zur Spieleröffnung für Österreich, weil Ungarn da große Räume offen ließ. Darum war es auch Carina Wenninger, die rechte Innenverteidigerin, die oftmals mit dem Ball nach vorne in den freien Raum ging.

Man muss sich schon fragen, warum die Ungarn das ÖFB-Team dreimal beobachtet haben (gegen Belgien, gegen Bulgarien und in Finnland), wenn sie dann im Positionsspiel gegen den Ball erst recht alles falsch machen. Gefährlich wurde Ungarn jedenfalls nur aus Ecken: In Minute 9 streicht eine solche einen Meter am österreichischen Tor vorbei, und in Minute 42 kratzte Heike Manhart (die ja in der ungarischen Liga spielt) einen Schuss von Vágó wiederum nach einem Eckball von der Linie. Letzteres war die einzige echte Schrecksekunde im ganzen Spiel.

Klare Sache und Billa-Debüt

Durch die Mitte, wo sich die Ungarinnen in der Abwehrkette verdichtete, kam Österreich nicht so oft durch, und wenn, war meist Lisa Makas mit ihrem Tempo und ihrer Technik daran beteiligt (wie etwa auch schon bei ihrer sensationellen Vorarbeit im Europacup-Spiel gegen Sassari Torres). Nur im Abschluss haperte es. Die gefährlichsten Szenen kamen aber zustande, wenn es gelang, über die Außen mit Tempo in den Rücken der ungarischen Abwehr zu kommen.

Wie beim 2:0, als Aschauer durchging, flankte, und die ungarischen Innverteidigerinnen Demeter und Tóth beide den Ball klären wollten, dabei übereinander stolperten und den Ball dabei ins eigene Tor beförderten. Undwie beim 3:0, als Nina Burger steil geschickt wurde und ebenso zur Grundlinie durchging, zurücklegte, und Lisa Makas nach einer Stunde doch noch ihr Tor machte.

26. Oktober 2013 um 18.33 Uhr: Der Moment, in dem Nicola Billa im Team debütiert.
Budapest, 26. Oktober 2013, 18.33 Uhr: Der Moment, in dem Nicola Billa (Nr. 9) im Team debütiert.

Was die Gelegenheit gab, Nicole Billa ihr Teamdebüt zu ermöglichen. Die 17-Jährige, die Kapitänin vom U-19-Team ist, startete zuletzt mächtig durch, nach einer Saison in Innsbruck ging sie im Sommer zu St. Pölten und fällt auch dort durch eine Eiseskälte vor dem Tor auf.

Dass sie ihre größte Chance auf den ersten Treffer im ersten Spiel in der Nachspielzeit vergab, indem sie halb im Fallen aus zwei Metern über das Tor schoss, kann da schon mal passieren. Ungarn war zu diesem Zeitpunkt im Übrigen schon nur noch zu zehnt: Zsanett Jakabfi, im ganzen Spiel weitgehen unsichtbar, hatte in der 87. Minute angeschlagen das Feld verlassen, das Wechselkontingent war aber schon erschöpft.

Da wird sich Wolfsburg schön beim ungarischen Verband bedanken, der Jakabfi völlig unvorbereitet in die Schlacht warf.

Fazit: Nicht glanzvoll, aber problemlos

Mit dem 2:0 und dann dem 3:0 im Rücken franzte das österreichische Spiel ein wenig aus, es wurde zu eng, es fehlte ein wenig die Genauigkeit. Aber bis die Partie entschieden war, agierte Österreich konzentriert, umsichtig und bis auf wenige Ausnahmen souverän. Der Sieg stand nie in Frage. Es wurde versucht, die Schwächen von Ungarn anzubohren, man hatte immer das Heft des Handeln in der Hand und Schnitzer von Ungarn wurden ausgenützt. Kein ultimativ glazvoller Sieg, aber ein souveräner Erfolg gegen einen passiven und defensiven Gegner.

So leicht wird’s am Donnerstag in Ritzing gegen Frankreich natürlich nicht werden.

(phe)

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Adaptierungen bremsen St. Pölten aus: Nach 4:2 ist Neulengbach auf Meister-Kurs https://ballverliebt.eu/2013/10/21/adaptierungen-bremsen-st-polten-aus-nach-42-ist-neulengbach-auf-meister-kurs/ https://ballverliebt.eu/2013/10/21/adaptierungen-bremsen-st-polten-aus-nach-42-ist-neulengbach-auf-meister-kurs/#respond Mon, 21 Oct 2013 19:34:06 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9733 Adaptierungen bremsen St. Pölten aus: Nach 4:2 ist Neulengbach auf Meister-Kurs weiterlesen ]]> Angesagte Revolutionen haben die Angewohnheit, nicht stattzufinden. So ein wenig ist das auch im vermutlich bereits vorentscheidenden Spiel in der Meisterschaft zwischen Abo-Frauen-Meister Neulengbach und dem Herausforderer St. Pölten der Fall gewesen. Weil Letzterer nach dem Cupsieg im Juni und einem wesentlich überzeugenderen Europacup-Auftritt zwar auf der Überholspur war. Aber beim großen Rivalen wegen dessen Adaptierungen 2:4 ausgebremst wurde.

SV Neulengbach - FSK St. Pölten 4:2 (1:2)
SV Neulengbach – FSK St. Pölten 4:2 (1:2)

Das Cupfinale hat St. Pölten, vormals Spratzern, gegen Neulengbach gewonnen; ebenso das letzte Liga-Duell im Frühjahr. Im Europacup lieferte der Vize-Meister gegen ein deutlich besseres Team passable Spiele ab, der Abo-Meister gegen ein sicherlich um nichts besseres Team eine Zitterpartie.

Was auch daran lag, dass Neulengbachs Gegner deren teilweise gigantisches Loch zwischen Abwehr und Mittelfeld mit extrem schnellen Spielerinnen vollpackte und von den Außenverteidigerinnen so gut wie nichts kam. Das hätte St. Pölten auch im Liga-Spitzenduell auszunützen versucht, das funktionierte aber nur eine Viertelstunde lang. Weil es bei Neulengbach entscheidende Adaptierungen gab.

St. Pölten kopiert sich selbst

St. Pölten, wenn man so will der Herausforderer, achtete darauf, defensiv kompakt zu stehen, Neulengbach auf die Außen zu drängen – schließlich empfielt es sich nicht, Nina Burger im Strafraum an en Ball kommen zu lassen – und nach Ballgewinn die zwei schnellen Spitzen ins Spiel zu bringen, die sich ihrerseits zwischen den Reihen von Neulengbach breit zu machen versuchten.

ASV Spratzern - SV Neulengbach 3:3 n.V. (3:3, 0:1), 4:3 i.E.
Spratzern – Neulengbach 3:3 nV (3:3, 1:0), 4:3 iE

Im Grunde also eine Kopie des Matchplans, mit dem St. Pölten letzten Juni im Cupfinale exzellent gefahren ist und bis zur 88. Minute mit 3:0 geführt hat. Zudem hat man nun statt der eher verspielten Brasilianerin Darlene mit Nicole Billa deutlich mehr Direktheit zum Tor. So war diesmal auch nicht nur der Matchplan eine Kopie vom Cupfinale, sondern auch der Spielverlauf: Neulengbach hatte deutlich mehr vom Ball, aber St. Pölten machte die Tore.

Einmal lief Makas der Abwehr davon und legte für Billa quer, einmal ließ sich Celouch von einem Freistoß auf die in ihrem Rücken gestartete Prohaska überraschen. Eine Viertelstunde gespielt, St. Pölten führte 2:0. Und das, obwohl auch viele lange Bälle von hinten in Richtung Makas und Billa überhastet waren und ihre Abnehmer nicht fanden.

Zwei inhaltliche Änderungen…

Es gab aber auch ganz signifikante Unterschiede sowohl zum Cupfinale als auch zu Neulengbachs Spiel zuletzt gegen Apollon Limassol. Trainer Hannes Uhlig ging nämlich von seinem flachen  4-4-2 mit passiven Außenverteidigern ab, opferte eine Stürmerin zugunsten einer Verbindungsspielerin zwischen der Doppelsechs und Spitze Burger.

Diese Rolle nahm Dominika Škorvánková ein, die Slowakin zeigte einen großen Aktionsradius und eine sehr ansprechende Leistung. Der zweite Unterschied war, dass mit Vojtekova links und vor allem Bíróová rechts die Außenverteidigerinnen deutlich aktiver aufrückten und vor allem dafür sorgten, dass bei St. Pölten über die Mittelfeld-Außen Kohn und Mahr keine Zeit am Ball und damit keine Zeit für einen sinnvollen Aufbau über die Außen hatten.

…mit denen St. Pölten nicht umgehen konnte

Bei St. Pölten hat sich gegen Sassari Torres gezeigt, dass man auf den Außenbahnen Probleme bekommt, wenn der Gegner mit aufrückenden AV spielt und so für 2-gegen-1-Situationen gegen die eigenen Außenverteidiger sorgt. Zudem spielte St. Pölten ewig nicht (wenn überhaupt jemals?) gegen ein Team mit einem so guten Unruheherd zwischen zwischen den Reihen wie es Škorvánková in diesem Spiel war. Bei Sassari gab es diese Position nicht (bzw. zwar ähnlich, aber einimensional gespielt und damit für St. Pölten leicht ausrechenbar), genauso wenig wie bei Neulengbach (wo ja üblicherweise 4-4-2 gespielt wird) und andere Teams in der Liga haben einfach nicht die Qualität.

So bekam Neulengbach das Spiel nach dem 0:2 nicht nur in den Griff, sondern dominierte es praktisch nach Belieben, kam zu guten Chancen und erstickte Aufbau-Versuche von St. Pölten schon im Keim. Außerdem wurden Versuche der Gäste, mal mit etwas mehr Leuten nach vorne zu kommen, eiskalt bestraft: Beim 1:2 lief Radojičić auf der linken Seite durch und schloss ab, beim 2:2-Ausgleich war es Škorvánková, die ein wenig zu viel Platz bekam.

Und weil weder Mona Kohn vor der Pause noch die oft erstaunlich weit eingerückt agierende Jasmin Eder danach ein defensiver Prüfstein für Neulengbach-RV Bíróová waren, konnte diese oft den Vorwärtsgang einlegen und Flanken schlagen. Eine davon konnte St. Pölten mit viel Glück noch klären, etwas später verwertete Nina Burger halb durch die zweite Hälfte zum 3:2, und als Marlies Hanschitz zwei Minuten später zum 4:2 traf, war alles entschieden.

Fazit: Adaptierungen bringen verdienten Sieg

St. Pölten fand nie ein Mittel, gegen den Druck von Außen und gegen die Unterzahl im Zentrum anzukommen und war, der frühen 2:0-Führung zum Trotz, mit dem 2:4 sogar noch gut bedient. Einfach nur kompakt stehen und schnell die flinken Spitzen bedienen kann zwar funktionieren (wie im Hinspiel gegen Sassari oder im Cupfinale gegen Neulengbach), wenn der Gegner aber mit etwas Unerwartetem kommt, fehlt ein wirklicher Plan B.

Neulengbach aber hatte mit den guten Adaptierungen gegenüber dem, nun ja, nicht so guten Apollon-Spiel Balance innerhalb der Mannschaft, Vorteile sowohl im Zentrum als auch auf den Außenbahnen, brachte Breite ins Spiel. Dass die Innenverteidigung gegenüber Billa und vor allem Makas teils eklatante Geschwindigkeits-Nachteile hat, wurde dadurch kompensiert, dass man St. Pölten schon sehr hoch anging und andere Optionen als lange und hohe Bälle eliminierte, damit selten in gefährliche Laufduelle verwickelt wurde.

Mit diesem Sieg hat Neulengbach schon jetzt eine Hand am 12. Meistertitel in Folge, weil St. Pölten nun drei Verlustpunkte Rückstand und zudem, traditionellerweise, die deutlich schwächere Tordifferenz hat. Vorbehaltlich eines (immer möglichen, aber erfahrungsgemäß sehr unwahrscheinlichen) Punktverlustes gegen eines der restlichen acht Teams kann St. Pölten nicht mehr aus eigener Kraft Meister werden.

(phe)

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Schon im Spiel aus eigenen Fehlern gelernt – 2:2 bei St. Pöltens WCL-Premiere https://ballverliebt.eu/2013/10/10/schon-im-spiel-aus-eigenen-fehlern-gelernt-22-bei-st-poltens-wcl-premiere/ https://ballverliebt.eu/2013/10/10/schon-im-spiel-aus-eigenen-fehlern-gelernt-22-bei-st-poltens-wcl-premiere/#comments Wed, 09 Oct 2013 23:15:40 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9657 Schon im Spiel aus eigenen Fehlern gelernt – 2:2 bei St. Pöltens WCL-Premiere weiterlesen ]]> Geglückte Premiere: Österreichs Frauen-Vizemeister St. Pölten ging beim Europacup-Debüt gegen den letztjährigen Viertelfinalisten Sassari Torres aus Italien keineswegs unter, sondern hätte beinahe sogar gewonnen und kam zu einem 2:2. Was neben schludrigen Gästen auch daran lag, dass man aus einer äußerst zittrigen Anfangsphase schon während des Spiels die richtigen Schlüsse zog.

FSK St. Pölten/Spratzern - Sassari Torres Calcio 2:2 (0:0)
FSK St. Pölten/Spratzern – Sassari Torres Calcio 2:2 (0:0)

Noch als ASV Spratzern war man letzte Saison zum zweiten Mal in Serie Vizemeister geworden (punktgleich mit Neulengbach), im Sommer erfolgte der Umzug aus der Vorstadt auf den Voithplatz und die Umbenennung auf FSK St. Pölten-Spratzern, und nun gab’s das erste Europacup-Spiel für den Klub – gegen einen Klub, der auf internationaler Bühne routiniert ist. Sassari Torres ist amtierender italienischer Meister, war letztes Jahr im Viertelfinale und konnte auf fünf Spielerinnen aus dem italienischen EM-Kader zurückgreifen; wäre Sandy Iannella fit gewesen, wären’s sogar sechs gewesen.

Überforderung zu Beginn

Trainerin Entacher brachte das erwartete 4-4-1-1 an den Start, zu Beginn passte aber sehr wenig – die Nervosität war greifbar. Die beiden Viererketten standen extrem tief, während die Stürmerinnen Makas und Billa weit vorne agierten. Dazu wurde nach Ballgewinn seitens St. Pöltens immer zu schnell und zu überhastet versucht, die Spitzen zu bedienen; ein Nachrücken war durch die große Ungenauigkeit aber nicht möglich.

Hinzu kam noch, dass die linke Abwehrseite von St. Pölten größte Probleme hatte: Nina Klima hielt Gegenspielerin Domenichetti sehr oft nicht stand, auch weil Torres-Rechsverteidigerin Bartoli konsequent aufrückte und 2-gegen-1-Situationen herstellte – St.-Pölten-LM Tabotta musste nämlich immer auch ein Auge auf der hervorragend harmonierenden Panico und Conti haben.

Assymetrischer Gegner

Sassari kam aus einem 4-3-3, das sehr assymetrisch interpretiert wurde und mit Panico vorne ansatzweise eine falsche Neun zu bieten hatte. Wenn RV Bartoli nach vorne ging, was sehr häufig der Fall war, rückte LV Tucceri ein und bildete eine Dreierkette. Der am häufigsten angesetzte Spielzug im Aufbau durch die Mitte war ein Ball auf die nach hinten rückende Sturmspitze Panico, die auf den im Gegenzug nach vorne in den sich im Idealfall bietenden Raum sprintenden Achter Conti ablegte.

Die von Sandy Mändly besetetzte linke Halbposition war wesentlich zurückhaltender als ihr Pendant Conti, auch Linksaußen Fuselli war, weil auf sich alleine gestellt, deutlich weniger auffällig als Rechtsaußen Domenichetti. Die Italienerinnen verstanden es gut, das Zentrum zu kontrollieren und St. Pölten mit dem für die Gastgeber ungewohnt hohen Tempo zu beschäftigen. Dass Torres da nicht schon längst 2:0 in Führung lag, hatte auch mit Glück bzw. Pech (je nach Sichtweise) zu tun.

St. Pölten fängt sich und wird belohnt

Nach etwa einer halben Stunde hatte St. Pölten den Move mit Panico und Conti durchschaut und verwickelte Conti früher und konsequenter in Zweikämpfe, so nahm man dem Spiel der Gäste viel von seiner Vertikalität. Die Anspiele in die Spitze, vor allem auf Makas, waren nun nicht mehr ganz so ungenau und ein Nackrücken war besser möglich. Außerdem tauschten kurzfristig Tabotta und Klima die Plätze, war für etwas mehr Stabilität gegen Domenichetti sorgte.

Nun brauchten die Gäste ein wenig Glück und auch den Einsatz der hervorragenden Schweizer Team-Torfrau Gaëlle Thalmann, dass zwei gute Möglichkeiten von St. Pölten ungenutzt blieben. Der Trend setzte sich aber nach dem Seitenwechsel fort, was letztlich auch mit dem Führungstreffer durch U-19-Teamkapitänin Nicole Billa belohnt wurde. Sie verwertete eine Flanke von Makas am langen Pfosten stehend zum 1:0.

Überzahl bringt Gastgeber aus der Ruhe

Wenige Minuten später glich Linksaußen Fuselli, für einmal auf die rechte Seite gewechselt, von Panico bedient zum 1:1 aus. Was St. Pölten aber nicht schockte. Anders als zu Spielbeginn wurden die Italienerinnen nun hoch angepresst, womit diese überhaupt nicht umgehen konnten. Die erneute Führung für St. Pölten nach einer unglaublichen Vorarbeit von Lisa Makas, die im Strafraum alle Gegenspielerinnen austanzte und dann die freistehende Billa bediente, war die Folge.

Nicht, dass Torres völlig aus dem Spiel gewesen wäre. Die individuelle Klasse sorgte immer wieder für brenzlige Situationen vorm St. Pöltener Tor, wenn etwa Panico zwischen den Reihen agieren konnte und niemand sie stellte, wenn sich die AV etwas zu weit nach innen ziehen ließen, zweimal musste auch Aluminium retten. Und auch der Ausschluss von Bartoli nach etwa einer Stunde sorgte nicht dafür, dass Torres-Coach Manuela Tesse von ihren drei Stürmerinnen abrückte – fortan wurde halt mit einem 4-2-3 weitergespielt.

Gegner im Griff und doch 2:2 kassiert

Letzte halbe Stunde
Letzte halbe Stunde

Ohne die dritte Spielerin im Zentrum fehlte den Gästen aber nun nicht nur die Überzahl und damit die Kontrolle über das Zentrum, sondern auch jeder vertikaler Impuls aus diesem Bereich des Platzes. Allerdings vermochte es auch St. Pölten nicht, Kapital aus der Überzahl zu schlagen, weil nun mehr als bei 11 gegen 11 darauf geachtet wurde, nur ja nichts mehr zuzulassen, als auf ein mögliches drittes Tor zu gehen.

So plätscherte das Spiel einem 2:1-Heimsieg entgegen, bis Tesse in Minute 88 mit Sabina Marchese noch eine neue Spielern brachte, die kaum ein Minute am Feld für den 2:2-Endstand sorgte: Statt einen Freistoß aus 30 Metern in den Strafraum zu chippen, womit alle rechneten, spielte Panico ihn auf die Richtung Eckfahne kreuzende Mändly ab, der Knäuel im Sechzehner löste sich in ihre Richtung auf, Mändly flankte, Marchese stand frei. Und drin war der Ball.

Fazit: Schnell gelernt, gut verkauft

Natürlich ist Sassari Torres durch die höhere internationale Erfahrung und die Auswärtstore weiter der klare Favorit auf den Achtelfinal-Einzug, aber Österreichs Vizemeister hat sich wesentlich besser verkauft, als man das erwarten konnte; schließlich hat bis auf die Nationalteam-Stammkräfte Prohaska und Makas keine aus dem Team jemals gegen einen so starken Gegner gespielt.

Doch mal lernte schnell aus der Anfangsphase, in der man einen eher hilflosen Eindruck machte, und schaffte es danach gut, den Spielaufbau des Gegners zu stören und brachte viel mehr Ruhe in die eigenen Aktionen. Mit der schnellen Makas und der trotz ihrer Jugend vor dem Tor eiskalte Billa verfügt St. Pölten zudem über ein wirklich gutes Sturmduo.

Klar hatte St. Pölten auch Glück. Wären die Italienerinnen konsequenter mit ihren Chancen umgegangen, hätte man auch in ein Debakel laufen können. So steht am Ende aber ein 2:2, das fast sogar ein 2:1 hätte werden können. Und fix ist schon jetzt: Für die heimische Liga, in der man auch heuer Neulengbach vor sich herjagt – das direkte Duell im Herbst steigt am 19. Oktober in Neulengbach – sind die Erfahrungen aus den beiden Spielen gegen den italienischen Meister immens wertvoll.

(phe)

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Nicole Billa (l.) und ihre Kolleginnen holten ein mehr als achtbares 2:2
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