Benitez – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Thu, 05 Sep 2013 22:36:49 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Benfica spielt, Chelsea trifft: Blues gewinnen Europa-League-Finale mit 2:1 https://ballverliebt.eu/2013/05/16/benfica-spielt-chelsea-trifft-blues-gewinnen-el-finale-mit-21/ https://ballverliebt.eu/2013/05/16/benfica-spielt-chelsea-trifft-blues-gewinnen-el-finale-mit-21/#comments Wed, 15 May 2013 22:32:04 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8749 Benfica spielt, Chelsea trifft: Blues gewinnen Europa-League-Finale mit 2:1 weiterlesen ]]> Für zehn Tage darf sich Chelsea Champions-League-Titelträger und Europa-League-Titelträger nennen. Weil man das Glück hatte, dass Finalgegner Benfica trotz zum Teil haushoher Überlegenheit kein Tor gelang und man selbst eiskalt agierte. Und wie die Bayern vor einem Jahr war auch Benfica an der Niederlage letztlich selber schuld.

Chelsea FC - SL Benfica 2:1
Chelsea FC – SL Benfica 2:1

361 Tage vor diesem Finale stellte sich Chelsea in München gegen die Bayern hinten rein und sah sich an, was der Gegner so macht. Das machten sie gut, mit einer strikten Defensiv-Taktik die Bayern zu zermürben. Auch im Europa-League-Finale gegen Benfica war Chelsea alles andere als das aktivere Team. Dennoch kann man die Spiele nicht eins zu eins miteinander vergleichen.

Chelsea fehlt die Balance

Denn war es gegen die Bayern der klare Matchplan, sich auf das Reagieren zu verlegen, öffnete Cheslea in diesem Spiel ziemlich viele Räume, weil die Balance innerhalb des Teams in der ersten Halbzeit überhaupt nicht passte. Mata, der von seiner Positionierung her die Kreise von Matić stören sollte, ließ dem Serben völlig freie Hand. So konnte der 1.94-m-Schrank, der Sechser im 4-1-3-2 von Benfica-Coach Jorge Jesus, mühelos das Spiel lenken. Zudem rückte er auch immer wieder weit auf in den Raum zwischen Mata und dem Chelsea-Duo Lampard/David Luiz.

Außerdem zeigte Oscar auf der linken Offensiv-Position von Chelsea kein gesteigertes Interesse daran, den oft und gut aufrückenden Benfica-RV André Almeida (der einzige Portugiese in der Start-Formation) defensiv zu verfolgen. Durch den aus dem Halbfeld agierenden Salvio und eben Almeida sah sich Ashley Cole oft zwei Benfica-Spielern gegenüber.

Benfica presst und schaltet schnell um…

Die Blues hatten zusätzlich dazu noch Probleme im Aufbau, weil Cardozo und Rodrigo sehr gezielt auf die beiden Innenverteidiger Cahill und Ivanović pressten. Was Benfica vor allem sehr gut machte, war das Umschalt-Verhalten und die generelle Raumaufteilung im Mittelfeld. Außerdem zeigten sie immer wieder ein gutes Auge für den freien Mann, den es aufgrund der zahlenmäßigen Überlegenheit im Zentrum (4 gegen 3) zwangsläufig gab.

Dieses personelle Übergewicht von Benfica führte dazu, dass Lampard und David Luiz oft recht eng standen, aber die Halbfelder weder von Ramires noch von Oscar ausreichend abgedeckt wurden. Benfica bespielte diese Räume sehr gut und schnürte Chelsea phasenweise komplett hinten ein – auch, weil man eben nicht nur im Zentrum eine Überzahl hatte, sondern durch die viel nach vorne arbeitenden Außenverteidier Almeida und Melgarejo permanent auch auf den Außenbahnen im numerischen Vorteil war.

…verschludert aber die besten Chancen

Benfica hatte das Spiel also komplett im Griff, spielte sich in der Hälfte von Chelsea fest und kam permanent gefährlich in den Strafraum – allerdings wurden dabei die besten Möglichkeiten verstolpert, wurde noch einmal abgespielt, traute sich keiner mal abzudrücken. Man hätte zur Halbzeit-Pause schon locker mit 3:0 in Führung liegen können, es wäre auch in der Höhe verdient gewesen, aber was Benfica im Strafraum aufführte, hatte zuweilen Comedy-Charakter.

Chelsea konnte in der ersten Hälfte überhaupt keine sinnvolle Form der Spielgestaltung etablieren. Mata und Oscar waren inexistent, der auf die Abwehr ausgeübte Druck ließ oftmals keine Zeit zur kontrollierten Eröffnung und die Präsenz von Matić im Zentrum ist enorm. So ergrätschte sich ein zunehmend frustrierter Fernando Torres gegen Ende der ersten Hälfte zuweilen in der eigenen Hälfte die Bälle. Ohne erfüllten Endzweck allerdings, weil er keine Anspielstationen hatte.

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Die unterschiedlichen Spielanlagen werden deutlich: Benfica spielte sich in der gegnerischen Hälfte fest, Chelseas Zugang war direkter und deutlich ungenauer

Ramires wird konsequenter, Chelsea löst sich etwas

Gegen Ende der ersten Hälfte drückte Ramires dann merklich konsequenter gegen Melgarejo, was Benfica – die nach der mit ungemeinem Tempo vorgetragenen ersten halben Stunde den Fuß etwas vom Gas nehmen mussten – zusätzlich schadete. Nicht, dass Chelsea auf einmal alles im Griff gehabt hätte, aber man löste sich ein wenig aus der totalen Umklammerung der ersten rund 30 Minuten.

Nach dem Seitenwechsel war bei Chelsea deutlich das Bemühen erkennbar, schneller umzuschalten und mit mehr Leuten und mit mehr Nachdruck aufzurücken. Das war zwar immer noch ein schönes Stück davon entfernt, wirklich als flinkes Umschaltspiel durchzugehen, bedeutete aber eine deutliche Verbesserung gegenüber der ersten Halbzeit. Benfica blieb spielbestimmend, spielte sich aber nicht mehr so leicht in den Strafraum – weil nun auch Oscar nach hinten mehr tat und die Halbfelder, die in der ersten Halbzeit oft brachlagen, besser verteidigt wurden.

Gegentor verursacht Bruch

Benfica hätte also schon längst hoch führen müssen, stattdessen ließ man einen weiten Abwurf von Cech zu Torres kommen, der mit dem direktestmöglichen Konter für die Chelsea-Führung nach einer Stunde sorgte. Ein unfassbar billiges Gegentor, das bei Benfica die Wirkung eines verheerenden Kinnhakens hatte. Man hing in den Seilen und nur ein eher dämlicher von Azpilicueta verursachter Handelfmeter, den Cardozo wuchtig zum 1:1 versenkte, holte Benfica wieder zurück.

Dennoch war deutlich zu erkennen, dass Benfica das Pulver verschossen hatte. Das Team wirkte körperlich dem Ende deutlich näher als Chelsea. Es passierte kein flinkes Umschalten mehr, das Chelsea echte Probleme bereitet hätte. Die Maßnahme von Jorge Jesus, Ola John zu bringen und Gaitán als Linksverteidiger gegen Ramires zu stellen, brachte auch nicht den erhofften frischen Wind.

Keine spielerischen Glanztaten von Chelsea

Das Hauptmittel von Chelsea, um die Offensiv-Kräfte ins Spiel einzubinden, blieben weiterhin lange Seitenwechsel, zumeist von Cole in Richtung Ramires. Dieser setzte Gaitán, der ja kein gelernte Außenverteidiger ist, ziemlich zu und ließ die linke Seite von Benfica somit ziemlich verpuffen. Das waren alles keine spielerischen Glanztaten, die Chelsea lieferte, aber der Eindruck der körperlichen Überlegenheit, vor allem für den immer wahrscheinlicheren Fall einer Verlängerung, wurden immer deutlicher.

Zu der es allerdings nicht mehr kam. In der dritten Minute der Nachspielzeit bekam Chelsea noch eine Ecke zugesprochen, bei der sich kein Benfica-Spieler für Ivanović interessierte. So konnte der Serbe den Ball per Kopf über Benfica-Goalie Artur hinweg ins Tor befördern. Der Siegtreffer für die Blues.

Fazit: Benfica verliert überlegen geführtes Spiel

Eigentlich hatte Benfica so ziemlich alles richtig gemacht. Man übernahm die Initiative, bearbeitete die von Chelsea offen gelassenen Halbfelder, war druckvoller, flinker, schneller im Umschalten und giftiger im Zweikampf. Alleine die Ausbeute vor dem Tor ist mit „inkonsequent“ nur sehr mangelhaft beschrieben. Das Finale hätte schon zur Halbzeit zu Gunsten von Benfica entschieden sein müssen.

So aber erlaubte man Chelsea zurück ins Spiel, man stellte sich deutlich besser auf das Angriffsverhalten der Portugiesen ein und war vor allem eiskalt vor dem Tor. Das siebente verlorenen Europacup-Finale von Benfica in Serie mag man mit dem Guttmann-Fluch begründen – Tatsache ist aber, dass es mehr mit der Unfähigkeit zu tun hatte, die klare Überlegenheit auch in die nötigen Tore umzumünzen.

(phe)

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Milito und die Mourinho-Rolle https://ballverliebt.eu/2010/12/18/milito-und-die-mourinho-rolle/ https://ballverliebt.eu/2010/12/18/milito-und-die-mourinho-rolle/#respond Sat, 18 Dec 2010 19:07:25 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3488 Milito und die Mourinho-Rolle weiterlesen ]]> Inter Mailand holt sich mit einem souveränen und nie gefährdeten 3:0-Erfolg über das kongolesische Überraschungsteam TP Mazembe den Titel bei der Klub-WM. Neben der deutlich höheren Klasse führt vor allem ein Schachzug von Benítez zum Sieg: Milito darf wieder in seiner Mourinho-Rollen agieren.

Inter Mailand - TP Mazembe 3:0

Inter war natürlich der klare Favorit, und entsprechend stellte sich das Spiel auch von Beginn an dar: Mazembe stand tief und erwartete das Team von Rafa Benítez weit hinter der eigenen Mittellinie. Inter fiel zunächst nicht allzu viel anderes ein als sich den Ball in der Defensive hin- und herzuschieben. Allzu viele Löcher gewährten die Kongolesen in ihrem schon gewohnten 4-1-4-1 nicht. So war auch das Tempo in den Anfangsminuten äußerst überschaubar. Ehe Inter für einmal mit einem weiten Ball das Spiel schnell machte, und Pandev sich gegen den zu spät kommenden Mihayo durchsetzen konnte – das 1:0 für den Favoriten in der 13. Minute.

Auffällig bei Inter: Diego Milito durfte wieder in jener Rolle spielen, in der er unter Mourinho in der Rolle des Quasi-Spielmachers in der Sturmzentrale spielen. Er lief hier sehr viel, schloss Lücken und setzte seine nach innen ziehenden Stürmerkollegen Eto’o und Pandev immer wieder gut ein, band zudem Abwehrspieler und gewährte dadurch den Außenstürmern und auch den aufgerückten Außenverteidigern Räume.

Mazembe musste nun natürlich ein wenig aufrücken und auch aufmachen. Bei Ballgewinn rückten die Afrikaner schnell mit sieben Mann auf, um die Inter-Defensive so unter Druck setzen zu können. Vergeblich: In der 17. Minute setzte sich Milito auf der linken Seite durch und flankte den Ball zurück zur Strafraumgrenze zu Eto’o – der Kameruner war völlig frei, weil die Mazembe-Abwehr sich näher zum Tor orientiert hatte. Das 2:0 spielte Inter natürlich in die Hände, und Milito hätte ganz alleine auf Mazembe-Goalie zulaufend in der 24. Minute schon das 3:0 erzielen können. Hätte.

Inter schaffte es im 4-3-3 durch geschicktes Stellungsspiel, praktisch in jedem Bereich des Feldes eine Überzahl herzustellen, bzw. die Räume extrem eng zu machen. Die Außenverteidiger Maicon und Chivu rückten viel auf (vor allem Maicon), Thiago Motta wetzte als zentraler (grundsätzlich defensiver) Box-to-Box-Midfielder rauf und runter, Zanetti und Cambiasso verschoben viel, halfen den Außenverteidigern – und die drei Stürmer leisteten viel Defensiv-Arbeit. Gegen den Ball brachte Inter blitzschnell alle Mann hinter selbigen und drückten die Entfernung zwischen vordestem Stürmer und Innenverteidigung oftmals auf weniger als 30 Meter.

Durch die nun deutlich defensivere Spielweise der schon 2:0 führenden Europäern fehlte es Mazembe schilcht und einfach an der Klasse, sich konstruktiv und gefährlich vor das Inter-Tor zu spielen. Was den Nerven sichtlich nicht gut tat und gegen Ende der ersten Hälfte die Gangart um einiges rauer werden ließ.

Mazembe fehlen die Mittel

In der Halbzeit brachte Mazembe-Coach Lamine N’Diaye mit Mukok Kanda einen Stürmer für Mittelfeld-Mann Kasongo; der Neue reihte sich in offensiverer Rolle in die Mittelfeld-Kette ein, spielte somit eher eine hängende Spitze als einen echten zweiten Zentrumsstürmer. Nachhaltigen Effekt blieb diese Umstellung aber schuldig: Inter spielte die Partie recht trocken herunter, ließ die Kongolesen weiterhin kaum zu Chancen kommen und kamen so auch kaum einmal in echte Gefahr. Bezeichnenderweise hatte der aufgerückte Innenverteidiger Mihayo mit einem Weitschuss die erste halbwegs nennenswerte Torchance für Mazembe.

Benítez stellte im Laufe der zweiten Hälfte zweimal innerhalb seines Systems um: Zanetti rückte in die LV-Position zurück, als Stankovic für Chivu kam; später ersetzte Jungspund Biabiany den fleißigen Milito. Das hieß, dass Eto’o in die Mitte rückte und Pandev auf die linke Seite. Und nachdem Biabiany in der 85. Minute mit einer technisch äußerst sehenswerten Aktion das 3:0 für Inter erzielte, war das natürlich die endgültige Entscheidung.

Fazit: Inter in allen Belangen besser

Kaum darf Milito wieder in seiner Mourinho-Rolle spielen, läuft das Spiel von Inter Mailand – wobei in diesem Spiel natürlich nicht nur die konzentrierte Leistung und das gut umgesetzte taktische Grundkonzept von Inter zum souveränen und nie auch nur im Ansatz gefährdeten 3:0-Sieg führten, sondern in erster Linie natürlich die deutlich höhere individuelle Klasse. Die beiden guten Spiele und der Titel bei der Klub-WM haben Rafa Benítez seinen Posten wieder etwas sicherer gemacht. Und die Kongolesen sollten sich über das Finalresultat nicht grämen – alleine das Erreichen des Endspiels ist für den afrikanischen Fußball im Allgemeinen und für TP Mazembe im Speziellen schon ein sensationeller Erfolg.

(phe)

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Liverpool sieht Rot https://ballverliebt.eu/2010/05/09/liverpool-sieht-rot/ https://ballverliebt.eu/2010/05/09/liverpool-sieht-rot/#comments Sun, 09 May 2010 11:17:31 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=1994 Liverpool sieht Rot weiterlesen ]]> Die Reds stehen vor einem Scherbenhaufen. Gerüchte um den Abgang von Rafa Benitez nach Turin zur Alten Dame verstärken den Eindruck, dass der Liverpool FC derzeit am Boden liegt. Eine Ursachensuche.

Seine Erfolge sprechen für ihn. Die Saison 2009/2010 nicht. Vor dem letzten Saisonspiel nur Platz Sieben in der Tabelle. In der Champions-League-Gruppenphase ausgeschieden, später in der Europa-League im Halbfinale. Rafael Benitez blickt also zurück auf eine Katastrophensaison, deren Ursache er im häufigen Fehlen seiner Superstars sieht. Damit hat er zwar nicht unrecht, denn Liverpool erzielt im Schnitt ohne Torres nur 1,27 Tore pro Spiel, Experten (hier empfehle ich die Fußball-Matrix von Christoph Biermann) geben dem Spanier allerdings meist nur drei Jahre Halbwertszeit, bevor sein System brüchig wird. Der Beginn bei Liverpool war 2004, sein letzter Erfolg war das Champions-League-Finale 2007. Zufall?

Das Rafa-System

Rafael Benitez gilt als Vertreter des Systemfußballs: alles muss einstudiert werden, Spielzüge werden anhand der gegnerischen Beobachtungen trainiert. Damit nimmt er die individuelle, kreative Klasse von elf Mann am Feld und setzt sie in die Maschine Mannschaft. Jedes Rädchen muss seinen Zweck haben und erfüllen. Die Problematik ergibt sich aus der Durchschaubarkeit auf längere Sicht. Hinzu kommt das in England bereits alternde 4-4-2-System, das den Reds offensive Übermacht unterschlägt. Selten können sie gegen Ende eines Spiels zulegen. Gegen Atletico Madrid – zum Beispiel – konnte der Druck nicht erhöht werden, Liverpool schied trotz Sieges aus.




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Die Rafa-Statistik

Fassen wir die nackten Zahlen ins Auge: Liverpool neigt dazu, gegen Ende beider Halbzeiten Gegentreffer zu kassieren. Gleichzeitig schießen sie ihre Tore oft in den ersten zwanzig Minuten. Wenn sie zur Pause führen, gewinnen sie auch. Wenn sie zur Pause zurück liegen, verlieren sie zumeist. Der Torschnitt an der Anfield Road liegt bei 2,3 Toren, auswärts nur bei 1,0.  Im Schnitt erzielen sie ihre Tore auswärts um zwanzig Minuten später, erhalten sie jedoch zehn Minuten früher. Eine eklatante Away-Schwäche im Vergleich zu Chelsea und Manchester United, bei denen die Zahlen klar weniger weit auseinander klaffen. Wenn dann auch noch drei Heimspiele verloren werden, sieht es düster aus im Hinblick auf die Tabelle. Summa Summarum bleibt alles viel zu wenig für die Top Four.

Die Rafa-Taktik
Taktisch sind die Reds typisch britisch. 4-4-2 mit Karo im Mittelfeld. Zwei Stürmer, wobei einer den klassischen Strafraumstürmer stellt, der Zweite meist auf die Flügel ausweicht, um Druck über die Seiten zu erzeugen. Zuletzt schwächeln Benayoun und Co. ins Besondere in der Offensive. Gegen Chelsea waren Topchancen Mangelware. Die Bälle gehen zumeist im Mittelfeld verloren, auf den Flügeln fehlt Tempo und im Strafraum fehlt Torres. Hinzu kommt, dass Rafa Benitez selten mit echten Außenverteidigern spielt, sondern eher auf Varianten zurück greift. Agger glänzt eher als Innenverteidiger, Mascherano kommt aus dem defensiven Mittelfeld, Carragher spielt ebenfalls bevorzugt im Zentrum und Kyrgiakos ist schon wegen seiner Größe der klassische Innenverteidiger. Eindeutiges Versagen bei der Kaderplanung. Kein Wunder, dass Benitez zuletzt fünf Verstärkungen für die nächste Saison forderte. Schon haben wir das nächste Problem: 350 Millionen Pfund Schulden, 55 Millionen Pfund Verlust in einem Jahr. Vereinsinterner Negativ-Rekord.

Die Spieler
Betrachten wir Spieler im Einzelnen: Mascherano schlug gegen Chelsea keine einzige Flanke in den Strafraum, die einen Abnehmer fand. Vielmehr versuchte er die Verantwortung auf Gerrard abzuwälzen, den er von der rechten Seite aus suchte. Ebenfalls auffällig sind seine vielen Pässe zurück. Selbiges Problem findet sich bei Steven Gerrard. In den ersten sechzig Minuten kommt er auf gerade einmal fünf Pässe nach vorne. Für den Kapitän und Kreativposten zu wenig. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Benitez gegen die Blues mit einem verstärkten Mittelfeld aufstellte, um einen Druckaufbau seitens Chelsea zu verhindern und das eigene Spiel zu stabilisieren. Der sprichwörtliche Griff ins Klo: Fehlende Organisation, wenig Bewegung, keine Kreativität und technische Unsicherheiten. Stürmer Kuyt wich zudem oft auf die Flügel aus, um diese zu unterstützen, die Flügelspieler gegenüber suchten den Weg in den Strafraum; Chelsea konnte wundervoll kontern über eine gänzlich menschenverlassene rechte oder linke Liverpool-Seite.

Die Tabellensituation
Die Probleme bei Liverpool sind offensichtlich. Schon der Blick auf die Tabelle verrät alles. Vor dem letzten Spieltag stehen die Reds bei achtzehn Siegen, acht Remis und elf Niederlagen. Aston Villa, einen Tabellenplatz vor den Reds, steht bei 17-13-7. Die Villains sind gleichzeitig die einzige Mannschaft in den Top Sieben, die weniger Tore als Liverpool erzielte. Im Angriff bzw. eigentlich schon im Spielaufbau finden sich eindeutige Mängel, die sich schon an der fehlenden Sicherheit im Flügelspiel erkennen lassen. Und das liegt daran, dass Liverpools Abwehrreihe keine öffnenden Pässe spielen kann. Das Schema, das der rechte Außenverteidiger entweder auf den rechten Flügelspieler spielt, oder zurück ins Zentrum, bleibt sogar für Laien erkennbar.

Geht Rafa?

Die Wechselgerüchte von Rafa Benitez werden sich wahrscheinlich bewahrheiten. Liverpool befindet sich seit 2007 in einer Abwärtsspirale, die aktuelle Saison ist deren trauriger Höhepunkt. Die Reds haben zu wenige Spieler, die Verantwortung übernehmen, die das Spiel lenken können. Nur weil im Strafraum ein Fernando Torres steht, hat man das Spiel nicht gewonnen. Und 1,27 Torschnitt pro Spiel ohne den Superstar sprechen hier Bände. Jetzt geht es wohl an einen Neuaufbau.

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