Bendtner – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Thu, 14 Jun 2012 00:12:56 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Deutschland zeigt Oranje, wie’s gemacht wird – verdienter 2:1-Sieg https://ballverliebt.eu/2012/06/14/deutschland-zeigt-oranje-wies-gemacht-wird-verdienter-21-sieg/ https://ballverliebt.eu/2012/06/14/deutschland-zeigt-oranje-wies-gemacht-wird-verdienter-21-sieg/#respond Thu, 14 Jun 2012 00:05:48 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7483 Deutschland zeigt Oranje, wie’s gemacht wird – verdienter 2:1-Sieg weiterlesen ]]> Schaut her, Holländer, so geht das – Deutschland lieferte zumindest eine Stunde lang Anschauungs-Unterricht. Bert van Marwijk hingegen machte den gleichen Fehler wie gegen Dänemark und setzte auf eine extrem statische und unbewegliche Mittelfeld-Zentrale, die wurde von den Deutschen zerstört wurde. Dennoch gibt’s für Holland immer noch die Chance auf das Viertelfinale, weil Portugal die Dänen mit 3:2 besiegt. Trotz eines Riesen-Lochs hinter Cristiano Ronaldo.

Deutschland - Holland 2:1 (2:0)

Vorne wird gepresst, hinten wird gewartet – das war eines der größten Probleme der Holländer beim 0:1 gegen Dänemark: Die Mannschaft zerfiel in zwei Teile, einen offensiven und einen defensiven, die wenig miteinander zu tun hatten. Dänemark nützte diese fehlende Balance bei Oranje aus. Genau wie das extrem passive Spiel von De Jong und Van Bommel im Zentrum, die sich beide als reine Zerstörer ohne Aufgabe nach vorne verstanden.

Holland statisch und vorsichtig

Dennoch vertraute Bondscoach Bert van Marwijk der selben Formation wie gegen Dänemark (von der Rückkehr des von einer Verletzung genesenen Stamm-IV Joris Mathijsen mal abgesehen). Anstatt also weiterhin hoch zu pressen und dahinter das Mittelfeld aufrücken zu lassen, verzichtete Van Marwijk auf das Pressing der vier Offensiv-Leute. Anstatt also selbst zu versuchen, das Kommando zu übernehmen, Ballverluste bei den Deutschen zu provozieren und dazu Schweinsteiger und Khedira unter Druck zu setzen, passierte genau das Gegenteil.

Die Holländer standen zwar sehr kompakt, dabei aber auch extrem statisch. Wieder kam von De Jong und Van Bommel in der Vorwärtsbewegung nichts, das Tempo wurde verschleppt, es wurde kaum einmal ein Risiko-Pass versucht, sondern viel eher immer wieder hinten herum gespielt. Kurz: Es fehlte das Überraschungsmoment, es fehlte die Dynamik, es fehlte der Zug zum Tor. Viel gefährlich man mit direkten Pässen sein konnte, wurde in einigen Situationen in der ersten Viertelstunde zwar offensichtlich, aber dennoch kamen solche Versuche viel zu selten.

Deutschland macht’s richtig

Wie man es richtig macht, zeigte die deutsche Mannschaft. Hummels und vor allem Badstuber versuchten, wann immer möglich, den Vorwärtspass; Schweinsteiger und Khedira schalteten sich mit ihrer Dynamik immer wieder nach vorne ein. Der ballführende Holländer wurde immer mit zwei Leuten angepresst, so wurden auch die sich ständig wiederholenden harmlosen Querpässe bei Oranje provoziert. Es wurde konsequent nachgerückt, um keine Löcher zwischen den Reihen aufzureißen. Und im Umschalten wurde sofort Zug zum Tor entwickelt.

Mit seinen intelligenten Laufwegen schuf Özil auch immer wieder Platz für die nachrückenden Mitspieler aus dem Zentrum. Weil De Jong dem deutschen Zehner in Manndeckung nahm, um ihn aus dem Spiel zu halten, blieb oft dem langsamen Van Bommel mehr Arbeit im Zentrum gegen den sich diesmal oft zurückfallen lassenden Gomez und den aufrückenden Schweinsteiger und Khedira.

Dazu waren die Deutschen einfach auch gedankenschneller, was durch die beiden hervorragend herausgespielten Tore verdeutlicht wurde. Die Laufwege von Özil, die Übersicht von Schweinsteiger, der Torriecher von Gomez – all dem hatten die statischen und phantasielosen Holländer praktisch nichts entgegen zu setzen. Die 2:0-Führung von Deutschland zur Pause ging vollauf in Ordnung.

Anderes Bild nach der Pause

Dass es nach dem Seitenwechsel nicht in ähnlicher Manier weiter ging, lag an zwei Faktoren. Zum einen ließ die Intensität im deutschen Spiel nach: Es wurde nicht mehr so konsequent gepresst, man ließ sich etwas weiter hinten hineindrängen. Zudem wurde nicht mehr so direkt und so schnell der Weg nach vorne gesucht. Man hatte den Eindruck, die Deutschen betrachteten insgeheim das Spiel bereits als gewonnen, nachdem es vor der Pause gar so leicht gegangen war, und legten den Schongang ein.

Zum anderen natürlich, und das trug sicher noch viel mehr zum völlig anderen Bild in der zweiten Hälfte bei, waren die zwei Wechsel von Bert van Marwijk, der damit einhergehenden System-Änderung und der anderen Spielweise bei den Holländern. Statt des einmal mehr ausnehmend schwachen Van Bommel und des einmal mehr komplett wirkungslosen Afellay kamen Van der Vaart und Huntelaar ins Spiel.

Wirkung entfaltet sich erst nach und nach

2. Halbzeit

Wobei das in den ersten Minuten nach Wiederanpfiff noch gar keine so große Wirkung zeigte. Nicht nur, weil Van Persie, der nun auf der rechten Seite agierte, isoliert blieb und sich Sneijder und Robben oft gegenseitig behinderten, weil beide von der linken Flanke kommen wollten. Sondern auch, weil Van der Vaart seine Rolle im zentralen Mittelfeld zunächst ähnlich tief stehend anlegte wie Van Bommel. Mitunter war Van der Vaart noch wesentlich tiefer als De Jong positioniert, stand gegen den Ball auf einer Höhe mit den Innenverteidigern, und holte sich die Bälle von hinten ab.

Aber immerhin: Nun kamen aus dem Mittelfeld-Zentrum auch konkrete Pässe für den Spielaufbau, nun wurde vorne auf die Gegner gepresst – wiewohl auch diesmal nicht in ausreichendem Maße nachgerückt wurde. Außerdem löste sich der Knoten auf der linken Seite, als Robben wieder auf rechts ging und Van Persie als hängende Spitze hinter Huntelaar agierte.

Nach und nach traute sich auch Van der Vaart wirklich nach vorne aufzurücken, sodass sich ein etwas schiefes 4-1-3-2 bildete. Von den fünf Defensiv-Spielern kam zwar immer noch zu wenig, aber dennoch hatten die Holländer hier – zwischen der 65. und der 80. Minute – ihre beste Phase. In die fiel auch das verdiente Anschlusstor durch Van Persie.

Eine Schwachstelle blieb aber: Arjen Robben. Nach seinem Horror-Saisonfinale mit den Bayern steht er immer noch komplett neben sich. Ihm fehlt nicht nur die Form, sondern ganz offensichtlich vor allem die innere Ruhe, um seine Leistung zu bringen. Wäre die rechte Seite nicht wieder ein Komplett-Ausfall gewesen, hätten die Holländer für noch viel mehr Druck sorgen können.

Hummels mit Problemen

Was auch daran lag, dass Mats Hummels zunehmend Probleme mit seinem Stellungsspiel bekam. Die Anwesenheit eines zweiten Stürmers schien ihn deutlich mehr zu verunsichern als Holger Badstuber, jedenfalls ermöglichten eher billige Fehler des gegen Portugal noch so starken Dortmunders, dass sich in dieser Phase immer wieder etwas Chaos in der deutschen Abwehr breitmachte.

Löw versuchte, mit Kroos statt Özil einen frischen Mann für die Zentrale zu bringen, um Van der Vaart wieder etwas weiter nach hinten zu drücken und so den Holländern jenen Punch aus dem Mittelfeld zu nehmen, der in den Minuten davor für das Aufkommen von Oranje verantwortlich war. Das, wie auch die Hereinnahme des geschickt an der Zeit drehenden Lars Bender (für Müller), ging auf und Deutschland gewann mit 2:1.

Fazit: 45 Minuten zu spät, Bert van Marwijk…

Die zweite Hälfte hat ganz eindeutig gezeigt, was Holland in der ersten gefehlt hat. Man kann Bert van Marwijk zu Gute halten, dass er seine massiven Fehleinschätzungen für die Startformation erkannt und sie für die zweite Hälfte erfolgreich korrigiert hat. Man könnte aber auch sagen: Das statische Mittelfeld-Zentrum hat gegen Dänemark schon nicht funktioniert, wie hätte es dann gegen Deutschland funktionieren sollen – noch dazu, wenn man das Spiel eigentlich gewinnen muss? Dass im holländischen Kader durchaus das Potential vorherrscht, aus dem Mittelfeld nachzurücken, dort Kreativität und Druck zu entwickeln, wurde in der zweiten Hälfte klar. Zu spät, denn ein 0:2 gegen Deutschland aufzuholen, ist kaum möglich.

Für Deutschland muss die zweite Hälfte als Warnschuss gelten. Man hat das Spiel dank einer intelligenten Vorstellung in der ersten Halbzeit gewonnen, aber nach dem Seitenwechsel ließ man sich zu leicht zurückdrängen, ließ sich die Initiative zu leicht nehmen – und das noch dazu gegen einen schwer verunsicherten Gegner, der gerade komplett umgestellt hatte. Anstatt in die Findungsphase der Holländer, die ja immerhin eine Viertelstunde dauerte, voll hinein zu bohren, wurde es dem Gegner ermöglicht, ins Spiel zurück zu kommen.

Das kann Löw nicht gefallen.

Gegen Deutschland war es ein recht klares 4-1-4-1, in dem die Portigiesen spielten. Gegen Dänemark war es nun eine anderen Situation: Nicht nur, dass der Gegner nicht so stark ist wie das deutsche Team, nein, vor allem mussten die Portugiesen gewinnen. Weshalb sich die Spielanlage etwas offensiver gestaltete. Was auch heißt: Nani und vor allem Cristiano Ronaldo spielten wesentlich höher, was aus dem System eher ein 4-3-3 machte.

Portugal - Dänemark 3:2 (2:1)

Vor allem Cristiano Ronaldo stand nicht nur recht hoch, sondern auch recht zentral. Zudem presste im Zentrum vor allem Meireles zuweilen recht heftig gegen das dänische Duo mit Kvist und Zimling. Dass letzterer schon nach einer Viertelstunde verletzt raus musste und statt ihm Jakob Poulsen kam, trug nicht gerade zur Sicherheit der dänischen Zentrale bei.

Zumal sich auch keiner der beiden, wie noch gegen Holland, zwischen die Innenverteidiger fallen ließ. Das war gegen Portugal, wo es keinen zentral spielenden offensiven Spieler gibt, nicht nötig. Doch gegen die aggressiven Gegenspieler schafften sie es nicht, für Struktur im dänischen Spiel zu sorgen. Auch, weil es diesem an der Breite fehlte: Krohn-Dehli und Rommedahl zogen sehr früh nach innen.

Das Problem dabei war, dass wenn die Außenverteidiger Jacobsn und Simon Poulsen aufrückten, war man für das extrem schnelle Umschalten der Portugiesen von Defensive auf Offensive anfällig. Vor allem über die Seite von Cristiano Ronaldo ging da relativ viel, weil Jacobsen gegen ihn und Coentrão nicht selten auf sich alleine gestellt war.

Dänen fehlen die Mittel

Als die Dänen noch überlegten, wie sie denn nun sinnvoll vor das gegnerische Tor kommen sollten, stand es dann auch schon 0:2 – erst verwertete Pepe eine Ecke, dann ließ man sich von einem schnellen Gegenstoß versenken.

Es gelang den Skandinaviern nicht, in den Rücken der Abwehr zu kommen und auch zu selten, den viel auch nach hinten arbeitenden Bendtner einzusetzen. Pepe und Bruno Alves machten, wie schon im Deutschland-Spiel gegen Gomez, zumeist einen guten Job. Den Anschlusstreffer kurz vor der Pause, eingeleitet durch einen klugen Flankenwechsel und eine Rückgabe vor die zu weit nach hinten gerückte Innenverteidigung, konnten sie aber nicht verhindern.

Selbst als sich Portugal in der zweiten Halbzeit merklich zurückzog und noch mehr auf Konter lauerte, gelang es zu selten, Überzahl-Situationen herzustellen. Nicht auf der Seite von Rommedahl, weil sich dieser dafür zu zentral positionierte. Nicht über jene von Krohn-Dehli, weil dieser gegen João Pereira keinen Stich machte und ebenfalls zur Mitte tendierte – dort aber von den aggressiven Moutinho und Meireles aus dem Spiel genommen wurden. Ebenso wie Eriksen, dem Veloso auf den Füßen stand.

Gefahr nur über die rechte Seite

Am gefährlichsten wurde es, wenn es Rechtsverteidiger Lars Jacobsen im Rücken des nicht gerade mit vollem Einsatz verteidigenden Ronaldo gelang, Coentrão entweder auszuspielen oder den Platz zu nützten, den dieser gab, wenn er eingerückt war. Solche Situationen ergaben sich aber erst dann immer öfter, als Rommedahl schon nicht mehr im Spiel war und durch Tobias Mikkelsen ersetzt worden war. Wenig überraschend fiel auch der Ausgleich, erneut durch Bendtner, nach einer präzisen Flanke über diese Seite.

Portugals Teamchef Paulo Bento musste nun natürlich alles riskieren und brachte Silvestre Varela für Meireles – der gleiche Wechsel wie gegen Deutschland. Erstaunlicherweise schaffte es Portugal tatsächlich, nach einer eher lethargisch geführten zweiten Hälfte den Schalter wieder umzulegen – das sehenswerte Siegtor von Varela belohnte das.

Fazit: Dänen stoßen an Limits, aber auch Portugal nicht frei von Sorgen

Als Dänemark gegen Holland das Spiel vom Gegner auf sich zukommen sah, verstand es die Mannschaft gut, die Kontrolle über das Mittelfeld zu bekommen und über Gegenstöße zum Erfolg zu kommen. Als man nun selbst das Spiel gestalten musste, und das gegen einen im Mittelfeld recht geschickt pressenden Kontrahenten, der noch dazu blitzschnell umschalten kann, wurden die Limits dieser Mannschaft offensichtlich. Noch dazu, nachdem mit Niki Zimling ein guter Taktgeber verletzt ausgefallen war.

Die Portugiesen sind wieder zurück im Turnier, weil sie sich bei aller Vorsicht und trotz der sehr reaktiven Spielweise wesentlich frecher und flinker zu Werke gingen als beim 0:1 gegen Deutschland. Dass allerdings hinter Cristiano Ronaldo ein ziemlich fieses Loch in der Defensiv-Arbeit klaffte, darf durchaus Grund zur Sorge geben. Nicht nur, weil die Dänen beide ihre Tore über diese Seite eingeleitet haben. Sondern auch, weil man nun gegen Holland spielt – ein Team, das gewinnen muss. Portugal wird daher wohl auch im dritten Gruppenspiel nicht die Spielgestaltung selbst übernehmen müssen; aber sicherlich die Flanke hinter Ronaldo besser schließen als gegen Dänemark

(phe)

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Das Dynamit ist aus. Her mit dem Beton! https://ballverliebt.eu/2010/05/22/das-dynamit-ist-aus-her-mit-dem-beton/ https://ballverliebt.eu/2010/05/22/das-dynamit-ist-aus-her-mit-dem-beton/#respond Sat, 22 May 2010 09:23:58 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2061 Das Dynamit ist aus. Her mit dem Beton! weiterlesen ]]> WM-SERIE, Teil 26: DÄNEMARK | Vor mittlerweile 18 Jahren wurde „Danish Dynamite“ sensationell Europameister. Erfrischender Offensiv-Fußball ist immer noch das Credo der Dänen, aber statt Dynamit gibt’s derzeit eher nur Schweizerkracher – echte Topstürmer fehlen.

Nicklas Bendtner ist bei Arsenal nicht gerade das, was man einen Publikumsliebling nennt. Der 22-jährige Torjäger ist nämlich nicht direkt der effektivste seiner Zunft, und ein Teamplayer wie sein Konkurrent Robin van Persie ist er auch nicht. Während aber Arsène Wenger bei den Gunners durchaus Alternativen zu Bendtner hat, ist der dänische Teamchef Morten Olsen vor dessen zehnjährigen Amtsjubiläum auf ihn angewiesen. Obwohl auch bei den 15 Toren in der Qualifikation nur drei auf das Konto von Nicklas Bendtner gingen.

So ist der Offensiv-Fußball, der die Dänen in den Neunzigern mit dem EM-Titel und den sagenhaften Auftritten bei der WM 1998, als sie sich ins Viertelfinale bombten und dort Brasilien einen legendären Kampf boten, zwar bis heute das Idealbild in Olsens 4-3-3. Aber ganz deutlich ist er auch dem Pragmatismus gewichen, dass vor allem Angesichts des nicht allzu sprengkräftigen Angriffs die Abwehr stehen muss. Und wie diese Umstellung gelang! Während in den letzten fünf Qualispielen (nach höheren Erfolgen gegen die Underdogs Malta und Albanien) nur vier Treffer gelangen, wurde die Abwehr in der kompletten Vorrausscheidung nur fünf Mal bewzungen. Und zwei dieser Gegentreffer gab’s beim dramatischen 3:2-Erfolg in Portugal.

Dass die schwere Gruppe gar als Sieger noch vor Portugal und Schweden beendet wurde und die Qualifikation nach zwei verpassten Turnieren diesmal nie in Frage stand, darf so vor allem als Erfolg von Trainerfuchs Morten Olsen gelten – des ersten Dänen, der 100 Länderspiele sowohl als Spieler als auch als Teamchef absolviert hat. Er hat die Zeichen der Zeit erkannt und er hatte die Fähigkeit, aber auch das Standing in Dänemark, die Angriffslust zu Gunsten einer gestärkten Abwehr zu opfern. Einer Abwehr, die zwar nicht über die ganz großen Stars verfügt, aber ihren Job staubtrocken erledigt.




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So stellen die Dänen nicht mehr ein extrem spektakuläres Team wie mit den Laudrup-Brüdern bei den Erfolgen in den Neunzigern, sondern eher eine kontrollierte, zum Ansehen beinahe langweilige Mannschaft. Das Fehlen eines echten Stars (und ein solcher ist Bendtner als Arsenal-Reservist ja eigentlich nicht) darf aber nicht als Schwäche fehlinterpretiert werden. Im Gegenteil, die Dänen waren immer dann am Stärksten, wenn der Teamgeist stimmte, und sich in der Mannschaft keiner herausnahm, nur medienwirksame Alleingänge zu starten. Zumal jeder um seine Rolle innerhalb des Teams weiß, was auch nicht zwingend mit fußballerischen Qualitäten zusammen hängt. Dass Sechser Christian Poulsen von Juventus Turin auf dem Platz etwa ein vertiabler Dreckskerl ist, der die Gegner so lange auf das Heftigste provoziert, bis diese auszucken, weiß man nicht erst seit Francesco Tottis Spuckattacke auf den heuten 30-Jährigen bei der Euro2004.

Zudem stimmt auch die Mischung zwischen Routiniers und Jungspunden in der Mannschaft. Martin Jørgensen etwa war schon 1998 dabei und spielte über zehn Jahre für Udinese und die Fiorentina in der Serie A, ehe er vor einem halben Jahr in die Heimat zurück kehrte. Dennis Rommedahl und Jon Dahl Tomasson sind ebenso routinierte Kräfte. Auf der anderen Seite gibt es aber etwa den 21-jährigen Innenverteidiger Simon Kjær, der in Palermo seit zwei Jahren Stammkraft ist und auch seinen Platz im Team sicher hat, oder eben auch den 22-jährigen Stoßstürmer Nicklas Bendtner.

Was einmal mehr zeigt, wie gut auch die Nachwuchsarbeit in diesem kleinen Land funktioniert. Gute Leistungen bei den nationalen Vereinen sind oft das Sprungbrett etwa nach Holland, von wo aus es nicht selten in die echten Topligen geht. In der vermutlichen ersten Elf spielen jeweils drei in Italien und England, dazu gibt’s Legionäre aus Deutschland und eben Holland; und Italien-Heimkehrer Jørgensen. Nur Jakob Poulsen die heimische Liga noch nicht verlassen.

Der Einsertorwart dafür schon lange. Thomas Sørensen stand schon beim Achtelfinal-Einzug vor acht Jahren zwischen den Pfosten. Dennoch steht hinter dem langjährigen Premier-League-Torhüter ein Fragezeichen: Eine Ellbogen-Verletzung macht seinen Start unsicher. Sollte der 34-Jährige nicht rechtzeitig fit werden, springt Stephan Andersen ein. Er ist zwar auch ein ordentlicher Torhüter, an internationaler Erfahrung mangelt es ihm aber im Gegensatz zu Sørensen.

In der Abwehr kann Olsen am Ehesten ein wenig rotieren. In der Innenverteidigung sollten Simon Kjær und Per Krøldrup gesetzt sein, mit dem gelernten Innenverteidiger Daniel Agger auf der linken Seite. Es ist aber genauso möglich, dass der Liverpool-Legionär Agger ins Zentrum geht, und dafür Patrick Mtiliga auf der linken Seite spielt. Da Mtiliga aber mit beinahe dreißig Jahren den Durchbruch noch nicht geschafft hat, und auch im Nationalteam bislang keine Rolle spielte, wird dies eher nur die Notlösung sein. Auf der rechten Seite führt indes kein Weg an Lars Jacobsen vorbei. Für den 30-Jährigen von Blackburn ist es das erste große Turnier.

Im Dreier-Mittelfeld setzt Olsen vor allem auf die Erfahrung eines Christian Poulsen. Der bereits angesprochene Sechser von Juventus versteht es nicht nur, der eigenen Mannschaft Rhythmus zu geben, sondern vor allem, jenen des Gegners zu stören. Ihm zur Seite steht Jakob Poulsen vom dänischen Absteiger Aarhus – gerade aufgrund der sicherlich eher angeknacksten Psyche ist er wohl einer der potentiellen Schwachpunkte. Anders als sein Klubkollege in Aarhus, Martin Jørgensen. Der 34-jährige Routinier hat in seiner Laufbahn schon viel erlebt und wird seine internationale Karriere mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nach dem Turnier in Südafrika beenden. Er ist zweifellos der vielseitigste Mittelfeldmann: Grundsätzlich ist ein ein Achter, der das Offensivspiel der Mannschaft lenkt. Er kann aber genauso als Flügelstürmer eingesetzt werden und spielte bei der Fiorentina einige Zeit sogar als Rechtsverteidiger.

Ihn auf Sicht zu ersetzen, wird eine der wichtigsten Aufgaben nach dem Turnier sein. Im Turnier aber ist es auch an den anderen Spielern, Jørgensen zu unterstützen und natürlich auch selbst initiativ zu werden. Das sollte für die ähnlich routinierten Außenstürmer kein Problem sein! Jon Dahl Tomasson, der auf der linken Angriffsseite spielen wird, aber genauso in die Mittefeldzentrale oder in die Spitze gehen kann, gewann in seiner langen Laufbahn schon zwei Europacups und erzielte schon über 50 Tore im Nationalteam. Dass er den Uralt-Rekord von Tist Nielsen brechen wird, steht eigentlich außer Frage, womöglich schafft er das sogar schon in den Vorbereitungsspielen.

Auf der rechten Seite ist das Revier von Dennis Rommedahl. Er ist zwar sehr schnell, im Gegensatz zu Tomasson fehlt es ihm aber eklatant an Torgefahr. Seine Flanken sollen vor allem Mittelstürmer Nicklas Bendtner bedienen. Hier wird das Alternativen-Problem von Morten Olsen am deutlichsten sichtbar: Der zweite Anzug sitzt vor allem in der Offensive nicht. Fallen spieler wie Tomasson, Bendtner oder Jørgensen aus, gibt es keinen gleichwertigen Ersatz. Das wurde etwa bei einem Testspiel in Österreich augenscheinlich, welches eine Mannschaft ohne einige Stützen verlor.

Das ist ohne Frage der größte Stolperstein der Dänen auf dem Weg ins Achtelfinale. Dass die erste Mannschaft es vom Potential her absolut drin hat, auch bei ihrer vierten Teilnahme an einem Weltturnier die Vorrunde zu überstehen – das schafften sie bislang immer – steht außer Zweifel. Den Japanern ist die dänische Mannschaft an körperlicher Robustheit weit überlegen, dem Team aus Kamerun fehlte es zuletzt an Teamgeist. Schafft es die Hintermannschaft der Dänen, in diesen Spielen halbwegs dicht zu halten, steht einem Achtelfinale, vermutlich gegen Italien, nicht mehr viel im Wege.

Eben nur noch die leidige Schwäche vor des Gegners Tor. Elektrisierende Spieler wie einst die Laudrups oder noch früher Preben Elkjær-Larsen gibt es nicht. Aber egal, wie dieses Turnier für den Europameister von 1992 ausgeht, Morten Olsen hat seinen Platz in der Hall of Fame des dänischen Fußballs sicher.

Auch ganz ohne Dynamit.

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DÄNEMARK
rotes Trikot, weiße Hose, adidas – Platzierung im ELO-Ranking: 17.

Spiele in Südafrika:
Holland (Mittagsspiel Mo 14/06 in Johannesburg/S)
Kamerun (Abendspiel Sa 19/06 in Pretoria)
Japan (Abendspiel Do 24/06 in Rustenberg)

TEAM: Tor: Stephan Andersen (28, Brøndby), Jesper Christiansen (32, FC Kopenhagen), Thomas Sørensen (34, Stoke). Abwehr: Daniel Agger (25, Liverpool), Lars Jacobsen (30, Blackburn), Per Krøldrup (30, Fiorentina), William Kvist (25, FC Kopenhagen), Simon Kjær (21, Palermo), Simon Poulsen (25, Alkmaar), Patrick Mtiliga (29, Málaga). Mittelfeld: Thomas Enevoldsen (22, Groningen), Jesper Grønkjær (32, FC Kopenhagen), Daniel Jensen (30, Bremen), Martin Jørgensen (34, Aarhus), Thomas Kahlenberg (27, Wolfsburg), Christian Poulsen (30, Juventus), Jakob Poulsen (26, Aarhus), Michael Silberbauer (28, Utrecht). Angriff: Mikkel Beckmann (26, Randers), Nicklas Bendtner (22, Arsenal), Michael Krohn-Dehli (27, Brøndby), Søren Larsen (28, Duisburg), Dennis Rommedahl (31, Ajax Amsterdam), Jon Dahl Tomasson (33, Feyenoord).

Teamchef: Morten Olsen (60, Däne, seit Juli 2000)

Qualifikation: 0:0 in Ungarn, 3:2 in Portugal, 3:0 auf und 3:0 gegen Malta, 3:0 gegen Albanien, 1:0 in Schweden, 1:1 gegen Portugal, 1:1 in Albanien, 1:0 gegen Schweden, 0:1 gegen Ungarn.

Endrundenteilnahmen: 3 (1986 Achtelfinale, 98 Viertelfinale, 2002 Achtelfinale)

>> Ballverliebt-WM-Serie
Gruppe A: Südafrika, Mexiko, Uruguay, Frankreich
Gruppe B: Argentinien, Nigeria, Südkorea, Griechenland
Gruppe C: England, USA, Algerien, Slowenien
Gruppe D: Deutschland, Australien, Serbien, Ghana
Gruppe E: Holland, Dänemark, Japan, Kamerun
Gruppe F: Italien, Paraguay, Neuseeland, Slowakei
Gruppe G: Brasilien, Nordkorea, Côte d’Ivoire, Portugal
Gruppe H: Spanien, Schweiz, Honduras, Chile

* Die Platzierung im ELO-Ranking bezieht sich auf den Zeitpunkt der Auslosung

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