Belgien – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sat, 14 Oct 2023 09:09:12 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Österreich reagiert (zu) spät auf gnadenlose Belgier – 2:3 https://ballverliebt.eu/2023/10/14/oesterreich-reagiert-zu-spaet-auf-gnadenlose-belgier-23/ https://ballverliebt.eu/2023/10/14/oesterreich-reagiert-zu-spaet-auf-gnadenlose-belgier-23/#comments Fri, 13 Oct 2023 23:34:37 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=19289 Österreich reagiert (zu) spät auf gnadenlose Belgier – 2:3 weiterlesen ]]> Am Ende wäre sich das Remis fast noch ausgegangen. Das ÖFB-Team von Ralf Rangnick liefert Belgien einen Kampf bis zur letzten Minute, unterliegt aber doch mit 2:3. Die Niederlage ist nicht unverständlich, hätte aber nicht sein müssen.

Beide Teams waren vor dem Spiel so gut wie sicher bei der Europameisterschaft 2024 in Deutschland dabei. Es war klar, den Vorsprung von 7 Punkten auf Schweden würden beide in den letzten drei Runden nicht mehr hergeben. Der Gruppensieg und wichtige Punkte für Setzranglisten waren aber im Spiel.

Enorm viele Ausfälle

Das musste beide ersatzgeschwächt antreten. Belgien musste auf Thibaut Courtois (Real), Kevin De Bruyne (ManCity), Leandro Trossard (Arsenal) und Thomas Meunier (BVB) verzichten. Österreich kam mit den Ausfällen von Marko Arnautovic (Inter), David Alaba (Real), Stefan Posch (Bologna), Philipp Mwene (Mainz) und Michael Gregoritsch (Freiburg), sowie den nicht vollfitten Marcel Sabitzer (BVB), Sasa Kalajdzic (Wolverhampton) und Christoph Baumgartner (RB Leipzig) argumentierbar sogar noch deutlich schlechter weg. Die Liste ließe sich noch fortführen.

Die Erwartungen vor dem Spiel mussten demnach als gedämpft gelten.

EM Quali 2024: Österreich gegen Belgien - Taktikanalyse

Rangnick musste improvisieren. Manprit Sarkaria (Sturm Graz) begann im Angriff, Nicolas Seiwald auf der ungewohnten rechten Verteidigerposition. Die Formation war mehr ein 4-2-3-1 als 4-4-2, zeigte sich am Feld aber ohnehin ziemlich flexibel. Das konterfixierte 4-4-2 von Domenico Tedescos Belgien war demgegenüber relativ geradlinig.

Flexibles ÖFB-System

Im Ballbesitz rückten Österreichs Außenverteidiger Seiwald und Maxi Wöber (Gladbach) gerne auf, Grillitsch kippte neben die Innenverteidigung heraus, um eine Dreierkette in einem 3-5-2 zu bilden. Damit schuf Österreich im Mittelfeld Breite und Überzahl im Zentrum. Wobei man vor allem versuchte, den Raum hinter der Mittelfeldlinie der Belgier mannstark zu besetzen. 4-5 Leute tummelten sich dort mitunter.

Spielte Belgien den Ball vom Tormann weg, stellte man sich hingegen in ein 4-1-3-2, in dem Grillitsch den Sechser und Baumgartner den zweiten Stürmer gaben. All die Bewegung war interessant anzusehen und hatte vor allem den Effekt, dass Belgien die meiste Zeit über taktisch deaktiviert schien. Eigene, zwingende Chancen gelangen Österreich über weite Strecken dann auch nicht. Dennoch zeigten sich eher verständliche Schwächen in der Abstimmung und auch eher unverständliche Konzentrationsfehler im Abspiel sorgten immer wieder für ungute Momente.

Die Belgier auf der anderen Seite ließen mit dem Ball die Außenbahnspieler Dodi Lukebakio (Sevilla) und Jeremy Doku (Manchester City) in die Angriffsreihe drängen, standen oft eher in einem 4-2-4. Über sie suchte man den direkteren Weg nach vorne – vor allem in den vielen Phasen, als die zentralen Stürmer bei der österreichischen Innenverteidigung gut aufgehoben waren. Die österreichische 5-Mann-Zustellversuche beim Spiel von hinten wurde entweder mit einem Abschlag weiter zurück gezwungen oder über die Breite doch oft zu einfach umspielt.

Qualität macht im entscheidenden Moment den Unterschied

Schlussendlich muss man in einem Spiel der vielen Ausfälle über die Qualität der Verbliebenen sprechen. Die machten den wesentlichen Unterschied. Das 0:1 (12.) durch Lukebakio entsprach zwar schon irgendwie der bereits angesprochenen belgischen Ausrichtung über außen durchzukommen – war aber auch keine zwingend herausgespielte Torchance, sondern einfach ein knappes Laufduell mit Philipp Lienhart (Freiburg), dass der rechte Flügel der Gäste auch aus der Balance kommend noch gut abschloss.

Auf der anderen Seite scheiterten die Österreicher bei ihren 2-3 größeren Chancen vor der Pause. Der deutlich vermehrte Ballbesitz versandete sonst zu oft. Belgien ließ hinter der Abwehr nicht viel Platz – damit verminderte man die Chance, dass der 36-jährige Innenverteidiger Jan Vertonghen (Anderlecht) auf sein Tempo getestet wurde. War die Möglichkeit doch einmal offen, machte Österreich entweder den Pass oder den Lauf nicht. Das bemühte und gut eingestellte Rumpfteam hatte merkbare Limitierungen in der Kreativität.

Auch nach der Pause hatte Österreich aber mehr vom Spiel, ohne ganz zwingend zu werden. Baumgartner setzte einen Weitschuss knapp daneben, Wöber traf aus spitzem Winkel das Tor nicht (Sarkaria hätte mit etwas mehr Selbstverständnis als Teamspieler vielleicht aus selbst was versuchen statt ablegen können).

Kurze Schockstarre bei Österreich

Die erste wirklich herausgespielte Aktion der Belgier setzte Romelu Lukaku (AS Roma) an die Latte. Österreich hatte Glück, die Rechnung glich sich aber umgehend aus. Ein kurz abgespielter Freistoß auf Lukebakio wurde gleich zwei mal abgefälscht und landete beim 0:2 (55.) im kurzen Eck.

Völlig überrumpelt wurde man dann drei Minuten später. Eigentlich in klarer Überzahl gegen zwei Angreifer schien der Schock vom Gegentor noch zu wirken. 1 cleverer Pass von Dolu, ein cleverer Lauf von Lukaku – 0:3. Folgerichtig aus dem Spielverlauf war nichts davon, viel vorzuwerfen hatte sich Österreichs improvisierte Elf auch nicht, aber die Kaltblütigkeit der Belgier war nunmal bei zumindest zwei der Treffer auch kein bloßer Zufall.

Im Rückblick ärgerliches Zögern

Ich hatte zu dem Zeitpunkt “Game over” auf dem Zettel notiert und dabei gar nicht viele Vorwürfe an die ÖFB-Elf gehabt. Was ich vermisste, war vielleicht ein früheres Eingreifen von der Bank. Ja, die Möglichkeiten waren beschränkt. Dass etwa Sabitzer und Kalajdzic einen Unterschied machen könnten, war auf der anderen Seite klar. Natürlich ist auch nicht unverständlich, dass man beide frisch Genesenen nicht unnötig früh riskieren wollte.

Das Spiel tröpfelte in der Folge vor sich hin. Rangnick reagierte schließlich in der 66. Minute mit einem Dreifachtausch. Muhammed Cham (Clermont), Kalajzdic und Samson Baidoo (Salzburg) kamen für Danso, Sarkaria und Baumgartner. Kurz darauf brachte Tedesco Johan Bakayoko (PSV) für Lukebakio und Rangnick noch Alexander Prass (Sturm Graz) für Wöber. In dem Moment hätte man das als “Spielpraxis geben” verzeichnen können. Wenn Rangnick der Meinung war, früher zu wechseln wäre unnütz gewesen, wäre das irgendwie verständlich. (Nach einem langen Tag wollte ich offen gesagt nicht mehr auf die Pressekonferenz nach dem Spiel warten, um es ihn zu fragen.) Kurioserweise widerlegte das ÖFB-Team die These jedenfalls in der Folge.

Österreich kommt doch noch zurück

In der 72. Minute erwachte Österreich dann plötzlich wieder. Konrad Laimer (Bayern) eroberte im Pressing den Ball selbst, machte Meter und zog ab. Nicht nur war das ein Tor, wie man sich das vermutlich im Gameplan so vorgestellt hatte. Anders als bei anderen Versuchen des Tages ging Laimer auch auf Platzierung statt Kraft, schlenzte den Ball ins Eck. 1:3 – das Happel erwachte.

Großchancen blieben bei Österreich dann aber erstmal aus. In der 77. Minute hätte es eine geben können, aber die ÖFB-Spieler verzichteten darauf, den Abschluss zu suchen.

Eine Minute später war die Hoffnung bei Österreich aber endgültig zurück. Amadou Onana (Everton) traf Xaver Schlager (RB Leipzig) etwas unglücklich, aber klar. Er sah Gelb-Rot. Rangnick brachte Sabitzer für Wimmer. Und kurz nach Minute 80 bekam Wout Faes (Leicester) den Ball im Strafraum an die Hand. Aus irgendeinem Grund übersah das nicht nur der Schiedsrichter – auch der Videoassistent brauchte eine Ewigkeit, um ein klares Handspiel zu erkennen. Zwischen dem Vergehen und dem Tor zum 2:3 vom Punkt durch Sabitzer vergingen mehr als drei Minuten.

Unzwingendes Drängen in Schlussphase

Tedesco nahm Bakayoku nach nur 17 Minuten wieder vom Platz, auch Doku vom Feld, wollte das Ergebnis irgendwie drüber bringen. Österreich kam noch zu einer Chance durch Grillitsch (90., ein Schuss etwas über das Tor), ansonsten verzögerte Belgien das Spiel aber über die Zeit.

Was dabei half? Die in der zweiten Spielhälfte bei 8 Wechseln, 4 Toren, einem Ausschluss, mehreren Verletzungspausen, einem 3 Minuten langen VAR-Check und minutenlangem, (quälend ungeahndeten) belgischem Zeitspiel mit 6 Minuten geradezu lächerlich bemessene Nachspielzeit. Der spanische Schiedsrichter Jesus Gil Manzano hat das Spiel sonst an sich gut gepfiffen. Die Zeitlupe gab ihm bei fast allen am ersten Blick im Stadion seltsam wirkenden Pfiffen recht. Er braucht aber eine Nachschulung beim Lesen der Uhr.

Fazit

Lange Rede, kurzer Sinn: Zwei stark ersatzgeschwächte Teams lieferten sich ein gut aufeinander eingestelltes Spiel, in dem je nach Vorliebe der etwas günstigere Spielverlauf oder die etwas höhere übrig gebliebene, individuelle Qualität den Unterschied machte.

Belgien ist nach diesem Sieg schon fix bei der EM 2024 und wird ziemlich sicher Gruppensieger. Wenn die roten Teufel am Montag erwartungsgemäß Schweden zumindest ein Unentschieden abringen oder Österreich gleichzeitig und gleichermaßen erwartungsgemäß in Aserbaidschan gewinnt (oder im November im Estland), fahren auch die Österreicher hin.

Man ist sehr versucht zu garantieren: Irgendetwas davon wird passieren. Vermutlich alles.

]]>
https://ballverliebt.eu/2023/10/14/oesterreich-reagiert-zu-spaet-auf-gnadenlose-belgier-23/feed/ 2
Die Top-8 der EM: Echte Top-Teams und einige Glücksritter https://ballverliebt.eu/2021/07/12/die-top-8-der-em-echte-top-teams-und-einige-gluecksritter/ https://ballverliebt.eu/2021/07/12/die-top-8-der-em-echte-top-teams-und-einige-gluecksritter/#comments Mon, 12 Jul 2021 15:38:02 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17680 Die Top-8 der EM: Echte Top-Teams und einige Glücksritter weiterlesen ]]> Europameister Italien, Finalist England, Halbfinalist Spanien: Auch wenn sich viele prominente Namen schon im Achtelfinale aus dieser EM verabschiedet haben, hatte die Finalphase immer noch einiges an Prominenz zu bieten. Die meisten Teams, die im Viertelfinale vertreten waren, haben sich den Platz unter den Top-8 der EM redlich verdient. Es waren aber auch Glücksritter dabei, die es bei einem Turnier mit 16 Teams wohl eher nicht so weit geschafft hätten.

Hier der dritte und letzte Teil unserer Team-Analysen der nun zu Ende gegangenen EM: Jene acht Teams, die im Viertelfinale, Semifinale und Finale dabei waren.

Italien: Stabil, balanciert, clever

Da schau her: Italien kann auch feinen, attraktiven Vorwärts-Fußball spielen. Die Truppe ohne echte Superstars begeisterte in der Vorrunde, in der sie – zugegeben ohne allzu große Gegenwehr – dreimal locker gewann. In der K.o.-Runde zeigte Italien, dass man auch harzige Spiele (wie gegen Österreich im Achtelfinale) gewinnen, solche gegen wirklich starke Teams drüberverteidigen (wie gegen Belgien im Viertelfinale) und solche gegen dominante Teams ohne großen Schaden aussitzen kann (wie gegen Spanien im Halbfinale).

Das prominenteste Feature war die asymmetrische Angriffsformation, in der links der Außenverteidiger Leonardo Spinazzola – bis zu seiner Verletzung gegen Belgien – hoch aufrückte, um Insigne nach innen dribbeln zu lassen, während rechts der Achter Nicolò Barella erst Berardi, dann Chiesa ähnlich unterstützte. Dafür sorgten Jorginho und Verratti aus dem Sechserraum für die Gestaltung und der defensivere Rechtsverteidiger Di Lorenzo gemainsam mit den Juve-Zwillingen für die stabile Abwehr.

Italien zeigte sich als gut balanciertes Team mit einer Handvoll Alternativen im Kader – Locatelli vertrat Verratti in der Vorrunde stark, Emerson war als Spinazzola-Ersatz sehr ordentlich, Belotti und Bernardeschi sorgten im Angriff für Entlastung der Starter. Mancini musste allerdings auch nie wirklich tief in seinen Kader greifen.

Ob das jetzt wirklich der strukturelle Neustart ist, der nach der verpassten WM-Teilnahme von 2018 nötig war, oder doch „nur“ wieder ein gutes Abschneiden aufgrund von sehr gutem Coaching, wie 2012 mit Prandelli und 2016 mit Conte, bleibt aber trotz des EM-Titels noch abzuwarten. Gerade die Innenverteidigung wird spannend – denn hinter Bonucci und Chiellini ist aktuell nur Inters Alessandro Bastoni als gutklassiger Nachrücker in Sicht.

England: Viel Talent, tendenziell zu zögerlich

45 Minuten lang hatte England die Dänen im Halbfinale hergespielt. Als das Tor in der 104. Minute endlich fiel, stellte Southgate auf ein 5-4-1 um und erweckte den Halbfinal-Gegner wieder zum Leben. Im Endspiel gelang schon in der 2. Minute das Führungstor, aber danach kam nicht mehr allzu viel – und bis zur 120. Minute gab es nur einen einzigen offensiven Wechsel.

Das junge englische Team, das ein Produkt von 10 Jahren gezielter Aufbauarbeit (Stichwort „England DNA“) ist, langweilte sich kraftsparend durch die Vorrunde, trieb im Achtelfinale die deutschen Geister der Vergangenheit aus und überfuhr ein defensiv heillos überfordertes Team der Ukraine im Viertelfinale mühelos. Aber Southgate scheute in Halbfinale und vor allem im Finale, nach einem sich erarbeiteten Vorteil weiter die Daumenschrauben anzuziehen. Die Defensive war mega-stabil (kein einziges Gegentor aus dem Spiel in sieben Partien), das Mittelfeld mit Rice und Phillips defensive herausragend, aber die Verbindung ins Angriffsdrittel war ausbaufähig. Es war am Ende etwas zu viel Kontrolle und etwas zu wenig Kaltblütigkeit.

England hatte den ersten großen Titel seit 1966 mit sechs Heimspielen, einer unproblematischen Gruppe und den jeweils leichteren Gegnern in Viertel- und Halbfinale auf dem Tablett, ließ die Möglichkeit aber aus den Händen flutschen. Dieses englische Team kann über Jahre hinweg eine starke Rolle bei WM- und EM-Turnieren einnehmen. Aber ob die Chance noch einmal so groß wird wie 2021?

Ballverliebt gibt es nur mit deiner Hilfe!

Ballverliebt braucht deine Hilfe zum Weitermachen. Wenn du Artikel wie diese, kritische Analysen und Podcasts von uns magst und weiter von uns lesen und hören willst, dann unterstütze uns bitte. Der Preis eines Getränks pro Monat hilft schon sehr. Mehr dazu findest du hier.

Become a Patron!

Spanien: Neue Spieler, alter Stil

Es ist ein neues Spanien, aber mit altbekannten Tugenden. Es war das Team mit dem meisten Ballbesitz der EM (67,2 Prozent) und der höchste Passgenauigkeit (89,6 Prozent), übte damit Dominanz über die Spiele aus – wobei sich zumindest fünf der sechs Gegner auch bewusst defensiv eingestellt hatten. Es gab unzählige Halbchancen, von denen in den ersten zwei Spielen nur eine genützt wurde. Es gab auch zahlreiche Top-Chancen – in den kommenden zwei Matches erzielte Spanien ZEHN Tore.

Aber am Ende, als es darauf an kam, fehlten einfach wieder die Tore. Es war wieder der ewige spanische Grat zwischen einem Stürmer, der sich aufreibt, aber im Strafraum präsent ist (Morata) und einer falschen Neun, die für mehr Dominanz in Mittelfeld und Zehnerraum sorgt, dafür ist im Strafraum zu wenig los. Das geht sich mit einer starken Abwehr aus – wie 2010 und 2012, als man in zusammen 13 Spielen nur drei Tore kassierte, davon kein einziges in einem K.o.-Spiel.

Diesmal war das Mittelfeld mit dem unfassbaren Pedri extrem stark, die Angriffsreihe zumindest in Ordnung, aber die Abwehr der Schwachpunkt. Weder die Paarung Laporte/Pau Torres noch die Paarung Laporte/Eric Garcia überzeugte vollends und Unai Simón war ein ständiger Unsicherheitsfaktor. Fünf Gegentore in drei K.o.-Spielen, das geht sich einfach irgendwann nicht mehr aus.

Dennoch: Die stark verjüngte Truppe hat Zukunft. Mit Pedri (der für seine 18 Jahre eine nicht zu glaubende Reife und Übersicht bewies) als legitinem Xavi-Nachfogler, mit den jungen Flügelspielern Ferrán Torres und Dani Olmo, mit dem immer noch erst 24-jährigen Rodri als demjenigen, der Busquets auf der Sechs ablösen wird und, durchaus bemerkenswert, keinem einzigen Kaderspieler von Real Madrid. Luis Enrique ist vor der EM alles andere als unumstritten gewesen. Im Ganzen hat er und sein Team aber für überwiegend zufriedene Gemüter im eigenen Land gesorgt.

Dänemark: Kein normales Turnier

Mit normalen Maßstäben ist die Performance des dänischen Teams bei diesem Turnier nicht zu beurteilen. Der Herzstillstand von Christian Eriksen nach 44 Minuten des ersten Spiels hat alles verändert: Von der mentalen Einstellung des Teams über die Wahrnehmung von Außen bis hin zum System und auch ein wenig des Spielstils.

Ohne Eriksen fehlte Hjulmand der Zehner, um den herum das 4-2-3-1 aufgebaut war. Also installierte er ein 3-4-3 ohne Zehner, dafür mit einer offensiveren Doppelbesetzung der Außenbahnen – vor allem das Duo mit dem großartigen Joakim Mæhle und dem jungen Mikkel Damsgaard auf der linken Seite sorgte für ordentlich Wirbel. Da Damsgaard erst für Eriksen ins Team gerutscht war, hätte es dieses Wirbelwind-Duo sonst gar nicht gegeben.

Ein weiterer Aspekt der dänischen Flexibilität war das situative Aufrücken von Andreas Christensen in den Sechserraum – vor allem gegen Russland beim 4:1-Sieg im emotionalen dritten Gruppenspiel im gefühlt randvollen Parken – um im Mittelfeld-Zentrum schon für mehr Stabilität zu sorgen. Das Aufrücken eines Innenverteidigers wurde somit zum defensiven Move.

Der körperliche Stress, den vor allem die drei Spiele gegen Russland (daheim), Wales (in Amsterdam) und Tschechien (in Baku) verursacht haben sorgte in Kombination mit dem nicht besonders tiefen Kader dafür, dass die emotionale Welle, auf der Dänemark ins Halbfinale geritten ist, dort an einer englischen Mauer gebrochen wurde. Ja, den entscheidenden Elfmeter hätte es eher nicht geben sollen. Aber das Team war einfach leer.

Dennoch: Diese EM war für Dänemark mit der dritten EM-Halbfinal-Teilnahme nicht nur ein sportlicher Team-Erfolg – und für den überragenden Kasper Schmeichel auch ein persönlicher – sondern sie hat auch den Weg in eine wahrscheinliche Zukunft ohne Eriksen vorgezeigt. Und, dass es Danish Dynamite nach der quälend lähmenden Spielweise unter Hjulmands Vorgänger Åge Hareide doch noch gibt.

Belgien: Letzte Chance… vorbei?

Durch die Vorrunde war Belgien im Cruise-Modus gegangen, mit kurzen Tempo-Verschärfungen. Eden Hazard und Kevin de Bruyne, angeschlagen ins Turnier gegangen, wurden geschont. Die betagten Herren in der Abwehr rotierten raus und wieder rein. Das Achtelfinale gegen Portugal wurde zu einer Demonstration in der richtigen Balance aus Vorsicht und und Gegner locken, einem Katz-und-Maus-Spiel mit den ähnlich veranlagten Portugiesen, das ein Glücksschuss entschied.

Belgien schien sich immer irgendwie für die spätere Turnierphase schonen zu wollen, ja nicht zu früh zu viele Körner verpulvern, die man später brauchen könnte. Zu diesem „später“ ist es aber nicht mehr gekommen. Weil man im Viertelfinale im wahrscheinlich hochklassigsten Spiel dieses Turnieres den Italienern zweimal einen halben Meter zu viel Platz ließ, aus wenig zwei Tore kassierte, und man das gegen Italien nun mal nicht wieder gut machen kann.

Natürlich werden Kevin de Bruyne und Romelu Lukaku, die beide ein recht vernünftiges Turnier gespielt haben, zumindest noch einen EM-Zyklus zur Weltspitze gehören; wird Youri Tielemans ein großartiger Sechser bleiben und Jérémy Doku ein großartiger Außenstürmer werden. Und doch fühlt es sich so an, als wäre dies die letzte Chance für Belgien gewesen. Die Abwehr ist zu alt und zunehmend zu langsam, das hat das Italien-Spiel gezeigt. Kein Innenverteidiger im Kader war jünger als 25 Jahre, zehn Spieler gehören schon zur Ü-30-Fraktion.

Das auf Augenhöhe geführte, aber durch einen Eckball 0:1 verlorene WM-Halbfinale gegen Frankreich 2018 – ein Wendepunkt wie das gegen Maradona verlorene WM-Halbfinale von 1986?

Schweiz: Gläsernen Plafond durchbrochen

Die Vorrunden-Spiele der Schweiz ließen einen Exploit wie jenen im Achtelfinale gegen Frankreich nicht gerade erahnen. Tempolos beim 1:1 gegen Wales, heillos überfordert beim 0:3 gegen Italien und, ja, klar besser beim 3:1 über die Türkei, aber die Türken waren bei dieser EM auch wirklich unterirdisch schlecht.

Teamchef Petkovic baute nach den ersten beiden Spielen seine linke Seite etwas um – Rodriguez einen Schritt nach hinten, dafür der gerade gegen die Türkei überragende Zuber rein und Innenverteidiger Schär raus – und das sorgte für spürbare Belebung. Ebenso viel wird es aber wohl die psychologische Gemengelage gewesen sein, welche den Schweizern das erstmalige Durchbrechen des gläsernen Achtelfinal-Plafonds ermöglicht hat. Man ging die Franzosen von Beginn an aktiv an und erkannte die französische Arroganz, als der Weltmeister das Match vermeintlich doch gewonnen hatte.

Man sah Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri an, dass sie das Gefühl hatten, allen etwas beweisen zu müssen. Für Seferovic galt ähnliches. Sie trugen die Nati gemeinsam mit dem gewohnt starken Torhüter Yann Sommer, sie führten das Comeback gegen Frankreich an und auch ohne den im Viertelfinale gelbgesperrten Xhaka setzten sie dem Gegner 120 Minuten lang zu, weil dieser es wiederum mit verringertem Tempo versucht hatte, einen Führung gegen die Schweizer über die Zeit zu bringen.

Ein wenig erinnerten die K.o.-Partien der Schweizer an jene der ÖFB-Frauen bei der EM 2017: Im ersten Spiel einen auf dem Papier deutlich besseren Kontrahenten ins Elferschießen hinein nerven und ihn dort mit breiter Brust bezwingen, aber in der nächsten Runde – trotz bester Absichten – mit der noch historischeren Chance vor Augen nicht mehr die 100 Prozent im Kopf zusammen zu bekommen. Gegen Frankreich haben alle fünf Schweizer getroffen. Gegen Spanien haben drei von vier vergeben.

Was machen die Schweizer nun mit diesem Turnier? Der als etwas unbeweglich gescholtene Vladimir Petkovic geht auf jeden Fall gestärkt aus der EM hervor. Die Teilnahme an der WM in Katar wird dennoch ein Kraftakt. Man ist in der Quali-Gruppe mit Italien gelandet – und wird vermutlich durch die Playoff-Lotterie müssen.

Tschechien: Solide wie immer

Gehört Tschechien zu den besten acht Teams Europas? Nein, ganz sicher nicht. Aber man machte das Maximum aus den Möglichkeiten. Bezwang ein im Spiel klar besseres, aber auch sehr harmloses schottisches Team. Kam gegen ein undynamisches und suchendes Kroatien zu einem 1:1, was schon für das Achtelfinale reichte. Neutralisierte dort Holland geschickt und schlug zu, als sich Oranje dezimierte.

Patrik Schick machte die Tore, fünf an der Zahl, niemand traf bei dieser EM öfter. Souček war ein umsichtiger und fleißiger Motor im Mittelfeldzentrum, man merkt ihm die Erfahrung aus der Premier League an. Slavia Prag war in den letzten drei Jahren zweimal im Europa-League-Viertelfinale, hat dabei etwa Sevilla und Leicester besiegt, holte in der Champions League Auswärtspunkte bei Inter und in Barcelona. An Qualität fehlt es nicht.

Die Tschechen verstanden es gut, den Gegnern – vor allem Kroatien in der ersten Hälfte, Holland im Achtelfinale und Dänemark im Viertelfinale in der zweiten Hälfte – die Zeit zum Spielaufbau zu nehmen. Die Anlaufstrukturen waren gut, Tschechien ein unangenehmer und vor allem einigermaßen furchtloser Gegner. Die eigene Kreation lief vor allem über Außenverteidiger Coufal, Souček und lange Bälle, aber in erster Linie war das Spiel darauf angelegt, den Gegner nicht zur Entfaltung kommen zu lassen.

Immerhin: Das war deutlich weniger plump als der ultra-defensive Zugang, der 2016 zum EM-Desaster geführt hat. Und es war auch erfolgreicher. Gute Mittelklasse kann man den Tschechen nun guten Gewissens zuschreiben. Vom Unterhaltungswert war es eher nur so mittel, aber was die Tschechen gemacht haben, hat durchaus funktioniert.

Ukraine: Mehr als zugestanden

Was ist jetzt die wahre Ukraine? Jene, die sich gegen Holland und Schweden ins Spiel zurück gekämpft hat? Oder jene, die sich Österreich und England ohne spürbare Gegenwehr opferte und dabei erstaunliche defensive Unzulänglichkeiten offenbarte?

Dass die erste Wahl auf der Sechs (Taras Stepanenko) verletzungsbedingt nur sporadisch zur Verfügung stand, merkte man vor allem, wenn er nicht dabei war (also gegen Österreich und England). Dass Shevchenko die erste Wahl auf der linken Außenbahn (Viktor Tsygankov) verletzungsbedingt nur sporadisch und dessen Back-up (Marlos) aus dem gleichen Grund de facto gar nicht zur Verfügung stand, merkte man vor allem, weil die linke Seite immer die Problemzone war. Malinovski, eigentlich ein Achter, war dort so schwach, dass der Teamchef ihn in der K.o.-Phase strich und lieber auf ein 5-3-2 umstellte.

Das hat im Achtelfinale gegen Schweden funktioniert, weil er Alexander Zinchenko als linken Wing-Back postierte und dieser dort Raum vorfand, den er bespielen konnte. Das ging im Viertelfinale gegen England gar nicht, weil Zinchenko als Achter von Rice und Phillips aufgeschluckt wurde. Hinzu kam, dass Jarmolenko als einzige wirkliche Alternative im Vorwärtsspiel gewohnt unkonstant war und gegen starke Gegenspieler wie Alaba oder Maguire kein Land sah.

Die Ukraine hat zumindest eine Runde mehr erreicht, als dem jungen und nicht gänzlich talentfreien, aber doch überwiegend biederem Team mit zwei bis drei Spielern von internationalem Potenzial zustehen würde. Denn die Limits nicht nur in der Offensive, sondern vor allem in der Abwehr wurden beim 0:4 gegen England im Viertelfinale nur allzu offensichtlich.

Kurzer Ausblick

Die zweite EM-Endrunde mit 24 Teams war wesentlich unterhaltsamer und kurzweiliger als die ausgesprochen zähe Erstauflage von 2016. Die kommende Europameisterschaft steigt in drei Jahren in Deutschland, die zehn Spielorte sind Berlin, Dortmund, Düsseldorf, Frankfurt, Gelsenkirchen, Hamburg, Köln, Leipzig, München und Stuttgart.

Schon zuvor ist natürlich die WM in eineinhalb Jahren in Katar auf dem Spielplan, zu der die Qualifikation ja bereits im Gange ist und für die sich 13 europäische Teams qualifizieren werden – die offensichtlichen Kandidaten auf die zehn Direkt-Tickets sind Italien, England, Spanien, Dänemark, Belgien, Frankreich, Portugal, Deutschland, Kroatien und Holland. Die zehn Gruppenzweiten und die zwei besten nicht anderweitig qualifizierten Nations-League-Gruppensieger spielen im März 2022 um die verbleibenden drei Plätze. Das wird ein Gemetzel.

Link Tipps:
Analyse der Vorrunden-Verlierer (FIN, HUN, MKD, POL, RUS, SCO, SVK, TUR)
Analyse der Achtelfinalisten (AUT, CRO, FRA, GER, NED, POR, SWE, WAL)

]]>
https://ballverliebt.eu/2021/07/12/die-top-8-der-em-echte-top-teams-und-einige-gluecksritter/feed/ 1
LASK in die Champions League? Saisonstart in Deutschland und England https://ballverliebt.eu/2019/08/19/lask-in-die-champions-league-saisonstart-in-deutschland-und-england/ https://ballverliebt.eu/2019/08/19/lask-in-die-champions-league-saisonstart-in-deutschland-und-england/#respond Mon, 19 Aug 2019 21:05:54 +0000 Der LASK steht vor zwei extrem wichtigen Spielen gegen den FC Brügge, die er aber auch gelassen angehen kann. Brügge ist mehr als nur ein unangenehmer Gegner. Über das Duell des österreichischen und belgischen Vizemeister und was beide richtig machen sprechen wir in dieser Folge des Ballverliebt Fußball Podcast ausführlich. Darüber hinaus geht es aber auch in gebotener Länge um den Saisonstart in der deutschen Liga am vergangenen Wochenende und die Aussichten der Top-Klubs in England nach den ersten beiden Runden. Wir wünschen viel Spaß!

Wir brauchen deine Hilfe zum Weitermachen.

Wenn du unseren Podcast magst und weiter von uns hören willst, dann unterstütze uns bitte. Der Preis eines Getränks pro Monat, hilft uns schon sehr weiter. Dafür bekommst du manche Beiträge (wie zum Beispiel diesen) auch etwas früher zu hören oder auch zu sehen. Mehr dazu findest du hier.

Become a Patron!

Damit du die nächste Show nie verpasst, kannst du uns praktisch überall abonnieren, wo es Podcasts gibt. Hier eine kleine Auswahl der bekanntesten Möglichkeiten. (Bist du neu bei Podcasts? Hier erklären wir dir Podcasts schnell und einfach!)

Apple Podcasts

Castbox

Pocketcasts

Overcast

Stitcher

Spotify

Youtube

Whatsapp

Der RSS-Feed für andere Player

Credits: Intro-Soundkomposition von Ballverliebt.eu mit Sounds von paulw2k, Wanga, CGEffex. Swoosh von GameAudio. Background von orangefreesounds

]]>
https://ballverliebt.eu/2019/08/19/lask-in-die-champions-league-saisonstart-in-deutschland-und-england/feed/ 0
Europas Große bei der WM 2018: Dominanz trotz zwei Totalausfällen https://ballverliebt.eu/2018/07/16/wm-2018-bilanz-europa-frankreich-kroatien-belgien-england-spanien-portugal-deutschland-italien-holland/ https://ballverliebt.eu/2018/07/16/wm-2018-bilanz-europa-frankreich-kroatien-belgien-england-spanien-portugal-deutschland-italien-holland/#comments Mon, 16 Jul 2018 17:18:47 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=15055 Europas Große bei der WM 2018: Dominanz trotz zwei Totalausfällen weiterlesen ]]> Einer von Europas Schwergewichten war gar nicht dabei (Italien), ein weiteres ist in der Vorrunde gescheitert (Deutschland), die Sieger der letzten drei EM-Turniere (Spanien und Portugal) haben es nur bis ins Achtelfinale geschafft – und dennoch kamen alle vier Halbfinalisten bei diesem WM-Turnier aus Europa.

Die Vorherrschaft des alten Kontinents war 2018 in Russland so erdrückend wie selten zuvor. Frankreich darf sich ab sofort einen zweiten Stern in sein Verbandslogo stellen. Aber auch Kroatien, Belgien und England gehen allesamt mit gestärkten Positionen aus dieser WM hervor.

Wir brauchen deine Hilfe zum Weitermachen.

Wenn du Artikel wie diese von uns magst und weiter von uns lesen und hören willst, dann unterstütze uns bitte. Der Preis eines Getränks pro Monat, ist alles was es dafür braucht. Mehr dazu findest du hier.

Become a Patron!

LINK-TIPP: Europas Große bei der WM 2014

Frankreich: Zum zweiten Mal Weltmeister

Dass es immer Spaß gemacht hätte, den Franzosen zuzusehen, könnte man nicht behaupten. Aber: Als erst drittes Team in der WM-Geschichte haben sie vier K.o.-Spiele in 90 Minuten gewonnen. Sie haben in vier der sieben Spiele kein Gegentor erhalten. Und wenn es notwendig war, stets selbst die Tore erzielt. Sie haben sich im Finale gegen Kroatien nicht eine einzige echte Torchance herausgespielt und dennoch 4:2 gewonnen.

Frankreich ist sicher ein korrekter Weltmeister. Sie haben, wenn es darauf ankam, die wenigsten Schwächen gezeigt. Sie lagen im ganzen Turnier nur in 8 von 679 gespielten Minuten im Rückstand. Und man hatte stets den Eindruck, dass man immer noch zusetzen könnte, wenn man müsste.

Die Grundausrichtung von Didier Deschamps war defensiv. Das ist angesichts der zur Verfügung stehenden Offensiv-Kräfte zwar etwas frustrierend, passt aber sehr gut zu Spielern wie Antoine Griezmann und vor allem Kylian Mbappé. Deren Tempo, kombiniert mit Olivier Giroud (der zwar null Torgefahr ausstrahlte, aber stets Gegenspieler band und somit Räume freimachte) und dem unauffälligen, aber hoch-effektiven Spiel von Paul Pogba – es funktionierte einfach. Dazu passt auch, dass mit Pavard und Hernández eher die defensivstärkeren Außenverteidiger gegenüber Sidibé und Mendy zum Einsatz gekommen sind.

Diese französische Generation ist nur ein Tor gegen Portugal vor zwei Jahren davon entfernt, nun Welt- UND Europameister zu sein. Und angesichts der Jugend des Weltmeisterteams und der enormen Qualität vieler Spieler, die es nicht einmal in den 23-Mann-Kader geschafft haben, spricht wenig dagegen, dass auch die kommenden Turniersiege nur über Frankreich gehen. Wie bei Spanien vor zehn Jahren. Wie bei den Franzosen selbst vor 20 Jahren.

Kroatien: Verdienter Finaleinzug

„Vizeweltmeister Kroatien“ klingt einerseits immer noch ein wenig seltsam. Andererseits hat das Vier-Millionen-Land vom Balkan in seinen Reihen Leistungsträger von Real Madrid, FC Barcelona, Juventus Turin, Inter Mailand, Atlético Madrid und Liverpool.

Zlatko Dalić, der als Spieler keine große Nummer war und als Trainer bislang auch nicht, hatte grundsätzlich zwei Formationen, unter denen er wählte. Die eine, gegen Nigeria und gegen Russland, war  ein 4-2-3-1 mit Modrić und Rakitić vor der Abwehr und Kramarić auf der Zehn. Es brannte wenig an, aber die Abstände im Aufbau waren oft zu groß. Viel besser funktionierte das 4-3-3, welches in allen anderen Spielen zum Einsatz kam: Hier agierte das kreative Duo höher und mit Brozović gab es eine Absicherung. Diese Raumaufteilung war die Basis zu jener Balance, welche die Kroaten auszeichnete.

Angesichts der Abwehr, die den individuell schwächsten Teil der Mannschaft darstellt, setzte Kroatien auf Ballbesitz (55 Prozent im Turnierverlauf – das ist der höchste Wert der Halbfinalisten und Platz 7 generell) und Luka Modrić war der Lenker, er hatte die Ideen, er verteilte die Bälle. Rebić (nur Tempo) und Perišić (Tempo und Technik) brachten die Pace in ein sonst eher von gemäßigter Geschwindigkeit geprägtes Team.

Kroatien stellte ein gut balanciertes Team, das unermüdlich kämpfte, in jedem der vier K.o.-Spiele im Rückstand lag, drei davon noch drehte und dabei dreimal über 120 Minuten musste. Man hat sich den Finaleinzug redlich verdient.

Belgien: Nuancen haben entschieden

Ähnlich wie Kroatien (bisherige Bestmarke: Platz drei 1998) hat auch Belgien mit dem Bronze-Rang (bisherige Bestmarke Vierter 1986) das beste WM-Resultat der Verbandsgeschichte erreicht. Vollauf verdient – und selbst im Halbfinale gegen Frankreich haben nur Nuancen gegen Belgien entschieden. Ein verlorenes Kopfballduell, ein nicht gegebener Freistoß. Und dann wird man eben „nur“ Dritter.

Roberto Martínez stellte die wohl spannendste Truppe der WM auf den Rasen. Aus dem gewohnten 3-4-3 heraus, zunächst mit De Bruyne neben Witsel in der Mittelfeld-Zentrale, war man gegen Panama und Tunesien überlegen, geriet im Achtelfinale gegen Japan aber schwer in die Bredouille. Erst, als der Teamchef Mertens opferte, De Bruyne nach vorne stellte und Marouane Fellaini für die Zentrale brachte, erhielt man Oberhand im Mittelfeld. Das schützte die eher langsame Abwehr (sicher am Ehesten die Schwachstelle) und belebte gleichzeitig die Offensive. Innerhalb einer halben Stunde wurde gegen Japan aus einem 0:2 ein 3:2.

Gegen Brasilien wurde De Bruyne als falsche Neun ins Zentrum gestellt und der Gegner bei Kontern aufgemacht – assistiert, wie schon gegen Japan, vom überragenden Romelu Lukaku. Seine Laufwege waren das mit Abstand Beste, was Spieler auf seiner Position an dieser Weltmeisterschaft zeigten. Dazu kam noch Eden Hazard, der (anders als noch unter Wilmots) mannschaftsdientlich arbeitete und gleichzeitig dennoch für individuelle Glanzpunkte sorgte. Und dass der großartige und unterschätzte Rechts-Verteidiger Thomas Meunier im Halbfinale gegen Frankreich gelbgesperrt fehlte, war auch ein wichtiger Faktor zur 0:1-Niederlage.

Martínez war sich auch nicht zu schade, auch mal Gegner in Manndeckung zu nehmen (wie Pogba, dem Fellaini im Halbfinale permanent auf den Füßen stand). Das asymmetrische Pendel-System zwischen 3-4-3 und 4-3-3 (mit Meunier bzw. Chadli, die gegen den Ball nach hinten rückten) neutralisierte viel von der brasilianischen bzw. französischen Offensive.

38 Jahre nach dem EM-Finale und 32 Jahre nach dem WM-Halbfinale (mit Ceuelemans, Gerets, Pfaff, Vercauteren und dem jungen Scifo) hat diese belgische Generation nun gezeigt, dass sie tatsächlich echte Weltklasse ist. Die Auftritte bei WM 2014 und EM 2016 hatten das ja lediglich andegeutet.

England: Das Ende der Lethargie

Fast ein Jahrzehnt lang waren die englischen Fans gegenüber ihrem Nationalteam in einer gewissen Lethargie versunken. Die bleiernen Jahre unter Roy Hodgson, der erst nur den Verfall verwaltete und dann die Verjüngung nur halbherzig anging, rissen auf der Insel niemanden mit.

Und dann wurde die FA zu ihrem Glück gezwungen. Nach dem ebenso schnellen wie unrühmlichen Ende der Amtszeit von Sam Allardyce legte man die Three Lions in die Hände von Gareth Southgate. Jener Spieler, dessen Elfer-Fehlschuss im Halbfinale der Heim-EM 1996 den Engländern mutmaßlich den Titel gekostet hat, krempelte alles um – vor allem die mentale Seite. Er ist der Meinung, dass man sich eben doch auf ein Elferschießen einstellen kann – und ließ es methodisch und psychologisch unterstützt trainieren.

Er verstand es, zwischendurch auch mal für Lockerheit im Team zu sorgen (wie die Plansch-Einlage mit den aufblasbaren Einhörnen), während es unter Capello schon mal halbe Meutereien gab, weil der Trainer Nutella vom Speiseplan gestrichen hat. Auf die Medien gingen Southgate und sein Team vor dem Team aktiv zu, nachdem man zwei Jahrzehnte – begonnen vor allem mit den Gascoigne-Eskapaden – ein feindseliges Misstrauen gehegt hatte.

Und: Es wurde intensiv an Standards gefeilt. Neun der zwölf Tore Englands fielen aus Freistößen, Eckbällen und Elfmetern. Spielerisch war man, das sagte Southgate nach dem verlorenen Platz-drei-Spiel auch selbst, sicher nicht unter den Top-4 des Turniers. Aber: Nun haben es Verband und auch Fans schwarz auf weiß, dass diese Generation durchaus Potenzial hat. Individuell sind sie wohl schwächer als in den Nuller-Jahren mit Gerrard, Lampard, Ferdinand, Beckham und Rooney. Aber die jetzigen Spieler sind teamfähiger.

Spanien: Sich selbst ins Bein geschossen

Das Kontrastprogramm zum demonstrativen, ruhigen Zusammenhalt im englischen Lager war die Delegation aus Spanien. Mit dem Rauswurf von Teamchef Julen Lopetegui zwei Tage vor dem ersten Spiel hat sich der Weltmeister von 2010 eindrucksvoll selbst ins Knie geschossen. Zumal hier keinerlei sportliche Gründe ausschlaggebend waren – Lopetegui hatte dem Team die lange vermisste Vertikalität zurück gegeben – sondern ausschließlich das gekrängte Ego von Verbands-Präsident Rubiales. Weil er vom bevorstehenden Wechsel des Trainers Real Madrid nur ein paar Minuten vor allen anderen informiert worden war.

Mit dem eilig installierten Hierro als Ersatz-Trainer ohne Detailwissen um die Pläne und Gedankengänge Lopeteguis kehrten die Spanier zu jenem Horizontal-Geschiebe ohne Drang nach vorne zurück, dessen Vorhersebarkeit und relativ leichte Kontrollierbarkeit ihnen schon in den späten Del-Bosque-Jahren immer wieder zum Verhängnis geworden war. Das fiel im wilden Auftakt-3:3 noch nicht so auf, mit Nachos Wundertor und Diego Costas individueller Bulligkeit. Aber schon gegen den Iran kam damit nur ein äußerst dünnes 1:0 heraus, gegen Marokko hätte Spanien schon beinahe verloren und in 120 Minuten gegen Russland spielte man zwar über 1.100 Pässe, blieb aber völlig harmlos und verlor dann auch noch das Elfmeterschießen.

2008, 2010 und 2012 hat Spanien die Turniere gewonnen. Das letzte Mal, dass Spanien bei einer anderen Endrunde als diesen dreien ein K.o.-Spiel überstanden hat, ist 16 Jahre her – ein Elferschießen-Sieg im Achtelfinale 2002 gegen Irland. Weiterin stellt Spanien einen der unbestreitbar besten Kader der Welt. Aber wie vor dem Titel-Hattrick ist man auch diesmal viel zu früh ausgeschieden.

Luis Enrique (der neue Teamchef) und José Francisco Molína (der neue Verbands-Sportchef) werden mittelfristig vor der Aufgabe stehen, das Team peronsell etwas umzubauen, schließlich stehen nach dem Rücktritt von Iniesta auch die internationalen Karrieren von langjähirgen Stützen wie Kapitän Ramos, Verteidiger Piqué und Offensiv-Allrounder David Silva tendenziell vor dem Ende. Der spanische Talente-Pool scheint unerschöpflich, aber gerade in der Defensive kommt gerade eher keine Weltklasse nach.

Portugal: Wenig Flair, wenig Blödsinn

Der Europameister hatte einst ein Überangebot an Offensiv-Superstars. Figo, Rui Costa, Deco, dann auch noch Cristiano Ronaldo – jetzt es es nur noch einer, und selbst der wird nicht jünger. Auch, wenn Ronaldo gerade für viel Geld zu Juventus Turin gewechselt ist: Viel mehr als die EM 2020 hat er wohl nicht mehr drin. Bei der WM in Katar ist Ronaldo knapp 38 Jahre alt.

Das gegenüber dem EM-Titel nur an zwei Positionen veränderte Team (Guedes statt Nani, Bernardo Silva statt Renato Sanches) zeigte sich wieder sehr solide und mit der Tendenz, keinen Blödsinn zu machen. Ein Ronaldo-Hattrick rettete das 3:3 gegen Spanien, dann verteidigte man den knappen Sieg gegen Marokko über die Zeit und gegen den Iran sah es bis kurz vor Schluss genauso aus. Im Achtelfinale zerschellte man an der individuellen Klasse von Cavani und der humorlosen Defensive aus Uruguay, aber das ist auch anderen schon passiert. Die Maßnahme, es gegen die Urus konsequent mit Flanken vor das Tor zu probieren, ist auf jeden Fall hinterfragenswert. Aber davon abgesehen kann sich Portugal nicht allzu viele Vorwürfe machen.

Und wie sieht es um die Zukunft aus? Gonçalo Guedes ist ein potenziell hoch-aufregender Spieler, der vor allem über die linke Außenbahn Weltklasse sein kann. Bernardo Silva gehört rechts zum Stammpersonal von Manchester City. Diese beiden können das Team ein Jahrzehnt tragen. Mehr als ordentlicher europäischer Durschnitt ist der Rest zwar sicher nicht. Aber das war es vor zwei Jahren beim EM-Titel auch nicht – und doch holte man den Titel. Weil Portugal ein gut coachbares Team ist und man im Verband auch immer ein Händchen für passende Teamchefs hat. Der Superstar-Streichler Scolari, der frech spielende Bento, der pragmatische Santos.

Santos hat einen Vertrag bis zur EM 2020 und der Verband steht zu diesem Kontrakt. Sollte sich Ronaldo – mit 154 Einsätzen Portugals Rekord-Teamspieler – entschließen, dass er schon jetzt seine internationale Karriere zu beenden, kann Santos‘ Pragmatismus der richtige Ansatz sein, oder aber genau der falsche. Dies ist eine Frage, die der portugiesische Verband für sich selbst beantworten wird müssen. Spätestens in zwei Jahren.

Deutschland: Zu selbstzufrieden und mit Wirbel

Da fliegt der Titelverteidiger nach der Vorrunde nach Hause und es wird über alles diskutiert, nur nicht über das Sportliche. Dass Sportdirektor Bierhoff und DFB-Präsident Grindel nun der Öffentlichkeit Özil nach dem Turnier als Sündenbock zum Fraß vorwerfen, nachdem sie selbst vor dem Turnier den Umgang mit den Erdogan-Fotos mit-verbockt haben. Über das teflon-hafte, überbordende Marketing-Blabla, mit dem Bierhoff das DFB-Team einhüllt. Darüber, ob es richtig ist, die Weiterarbeit von Löw einfach so durchzuwinken.

Tatsache ist jedenfalls: Dem Ballbesitz-Spiel fehlte die defensive Absicherung, weswegen Deutschland anfällig für Konter wurde. Das hat Mexiko gnadenlos ausgenützt, auch gegen Schweden geriet man deswegen in Rückstand. Das Offensivspiel an sich mit 67 Prozent Ballbesitz war gar nicht so sehr das Problem. Ja, man hatte Schwierigkeiten, massierte Defensiven wie jede der Schweden und der Koreaner auszuspielen. Aber: Der Expected-Goals-Wert ist der sechstbeste aller Teams in der Vorrunde. Mesut Özil spielte – wenn man alle Ressentiments bezüglich seines Verhaltens vor und während des Turniers beiseite schiebt  sich nicht von seiner Körpersprache täuschen lässt – ein sehr ordentliches Turnier. Andere aber nicht.

Sami Khedira war ein Haupt-Baustein der fehlenden Absicherung nach hinten. Thomas Müller wirkte überspielt und über seinem Zenit. Timo Werner konnte gegen destruktive Kontahenten sein Tempo nie ausspielen. Es gibt keinen Linksverteidiger von internationalem Format. Warnzeichen vor der WM in Form von mäßigen Testspiel-Auftritten wurden nicht als Warnzeichen erkannt, weil mäßige Testspiele eher die Regel als die Ausnahme sind. Selbst nach dem 0:1 gegen Mexiko und dem Last-Minute-2:1 gegen Schweden schimmerte die Einstellung durch, dass man natürlich gegen Südkorea den nötigen Sieg einfahren würde, weil man eben Deutschland ist.

Das Team, welches im Kern seit 2010 zusammen spielt, ist nun an seinem Ende angelangt. Mehr über Hintergründe und ein kleiner Ausblick auf die unmittelbare Zukunft gibt es HIER.

Wer hat gefehlt?

Italien und Holland. Die Probleme der Italiener, die nach langem Überlegen nun Robert Mancini als neuen Trainer installierten, haben wir HIER schon ausführlich dargelegt.

Neuer niederländischer Bondscoach ist seit einem halben Jahr Ronald Koeman. Der ehemalige Everton, der Ajax und Eindhoven schon insgesamt drei holländischer Meistertiteln geführt hat, steht vor einer Mammutaufgabe. Seit bald einem Jahrzehnt ist der ständige Strom an neuen Oranje-Talenten weitgehend versiegt – für vier der letzten fünf U-21-EM-Endrunden hat man sich nicht qualifiziert.

In der WM-Quali wirkte die von Danny Blind Elftal ungecoacht, beging elementare taktische Fehler, war leicht auszurechnen und relativ easy zu neutralisieren. Die Niederländer mit dem höchsten internationalen Profil sind derzeit ein Innenverteidiger (Virgil van Dijk) und  ein Spieler, der bei seinem ersten Anlauf in der Premier League gescheitert ist (Memphis Depay), dazu noch Georgino Wijnaldum. Große Stücke hält man auf Nachwuchs-Talent Tahith Chong – der 18-jährige Außenstürmer mit der wuscheligen Frisur wird bei Manchester United an Premier-League-Niveau herangeführt.

Das Minimalziel kann es nur sein, sich nach zwei verpassten Turnieren – sowas hat es bei den Niederlanden seit 30 Jahren nicht mehr gegeben – zumindest mal wieder für die WM 2020 zu qualifizieren.

So geht es weiter

Alle diese sieben Teams spielen im Herbst in der Top-Gruppe der neuen Nations League um den Sieg in diesem Bewerb und um eine Hintertür, sollte die 2019 gespielte EM-Qualifikation in die Binsen gehen.

Weltmeister Frankreich trifft in seiner Dreiergruppe auf Deutschland und die Niederlange. Belgien bekommt es mit Island und der Schweiz zu tun. Europameister Portugal trifft auch Italien und Polen. Und schließlich muss Kroatien gegen England und Spanien antreten.

Wir brauchen deine Hilfe zum Weitermachen.

Wenn du Artikel wie diese von uns magst und weiter von uns lesen und hören willst, dann unterstütze uns bitte. Der Preis eines Getränks pro Monat, ist alles was es dafür braucht. Mehr dazu findest du hier.

Become a Patron!

]]>
https://ballverliebt.eu/2018/07/16/wm-2018-bilanz-europa-frankreich-kroatien-belgien-england-spanien-portugal-deutschland-italien-holland/feed/ 2
ÖFB-Frauen beim Cyprus Cup: Neues probiert, nicht alles funktioniert https://ballverliebt.eu/2018/03/09/cyprus-cup-oesterreich-2018-bilanz/ https://ballverliebt.eu/2018/03/09/cyprus-cup-oesterreich-2018-bilanz/#comments Fri, 09 Mar 2018 11:19:19 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=14518 ÖFB-Frauen beim Cyprus Cup: Neues probiert, nicht alles funktioniert weiterlesen ]]> „Die Ergebnisse hätten besser sein können.“ Ein Sieg, ein Remis, zwei Niederlagen und der siebente Platz – dass der Auftritt der ÖFB-Frauen rein von den Zahlen her kein Grund für Jubelstürme war, weiß auch Teamchef Dominik Thalhammer. Es war erkennbar, was ihm vorschwebt. Es war aber auch erkennbar, dass es noch Zeit braucht.

Mehr Varianten im Spiel nach vorne hatte Thalhammer angekündigt. In der Praxis stellte sich dem eigenen Gestalten aber vor allem ein Problem: Der Verbindung zwischen Abwehr und Sechserraum zur den offensiven Spielerinnen. Es klappte selten, den Ball durch die gegnerischen Mittelfeld-Ketten nach vorne zu bringen. So folgen viele lange Bälle über das Mittelfeld drüber.

Warum das so war? Zum einen, weil nach der EM niemand mehr Österreich unterschätzt und jeder weiß, wie wichtig Puntigam und Zadrazil für das Spiel sind (und zwar in jeder der vielen möglichen) Spielanlagen – und entsprecht spielt. Zum anderen, weil nun neue Automatismen einstudiert werden und diese noch nicht greifen. „Es ist komplexer geworden“, sagt Thalhammer über die Weiterentwicklung gegenüber dem erfolgreichen EM-Jahr 2017.

Komplexere Strategie

Bei der EM gab es gegen starke Teams (Frankreich, Spanien) eine Zielspielerin vorne, das Spiel war sehr direkt. Thalhammer: „Jetzt ist es komplexer, darum wurden auch mehr Fehler gemacht.“ Der Idealvorstelung kommt das Tor zum 2:0 gegen Tschechien am nächsten – ein Chip von Zadrazil auf Feiersinger, die im Rücken der aufrückenden tschechischen Abwehr plötzlich völlig frei stand.

„Wir können nicht fünf Abwehrspielerinnen ausdribbeln. Darum müssen wir andere Wege finden, im Angriffsdrittel zu agieren, um zu Chancen zu kommen.“ Aufeinander abgestimmte Laufwege, um Löcher zu reißen: So soll es gehen. Thalhammer: „So bekommt die gegnerische Abwehr Stress. Aber man muss dafür selbst viel wahrnehmen und schnell entsprechend reagieren können. Das ist sehr anspruchsvoll.“ Und das braucht Zeit.

Diese Laufwege sind auch der Grund, weshalb Laura Feiersinger – eigentlich auf dem rechten Flügel daheim – viel im Mittelfeld-Zentrum gespielt hat. „Sie ist sehr laufstark und hat ein gutes Gespür für die richtigen Wege“, erklärt Thalhammer. Wenn einen der Gegner einlädt, wie Tschechien, klappt die Umsetzung schon gut. Wenn einen der Gegner anläuft oder sich eisern hinten einbunkert (wie Belgien bzw. Wales), haut das noch nicht so hin.

Zu wenig Tore, Besetzung der linken Seite

Drei Tore in vier Spielen, davon eines (jenes gegen Wales) eher ein Flipper-Zufallstreffer – viel ist das nicht. „Man kann immer noch mehr herausspielen, das ist uns auch bewusst. Es hat viele Situationen gegeben, in denen wir im Spiel nach vorne nicht die Schnittstelle treffen, oder eine falsche Entscheidung treffen.“ Aber auch beim Finale zwischen Spanien und Italien (2:0) habe es nicht viele Torszenen gegeben.

Die etatmäßige linke Seite mit Verena Aschauer und Lisa Makas hat verletzungsbedingt gefehlt, das merkte man auch. Katharina Naschenweng von Sturm Graz ist die Körperlichkeit auf internationalem Niveau nicht gewohnt und dass sich Routinier Nadine Prohaska vor ihr in der Defensive tendenziell zu passiv verhielt, half ihr auch nicht gerade. Recht zufrieden ist der Teamchef mit Sophie Maierhofer: „Sehr solide.“

Die neue Vision

Vor dem Turnier wurde angekündigt, dass es eine „neue Vision“ braucht, einen neuen Grund-Antrieb. Die öffentliche Anerkennung, dessen Erreichen jahrelang Triebfeder war, ist ja nun da. Von heute auf morgen geht das aber nicht. „Wir sind diesbezüglich noch in der Findungsphase, aber auch die alte Vision hatte sich ja nicht von heute auf morgen gebildet“ so der Trainer.

Wichtig war ihm beim Cyprus Cup vor allem, die Zeit zu nützen, sowohl was sportliche Dinge anbelangt („Man kann viel im Detail arbeiten und wir haben Veränderungsprozesse eingeläutet“) als auch gruppendynamische Gesichtspunkte („Es sind viele Prozesse im Bereich der Teamentwicklung angestoßen worden“).

Der enge Zeitplan von vier Spielen in acht Tagen war „grenzwertig“: „Die Belastungssteuerung bei den Aufstellungen viel bestimmt“, sagt Thalhammer. Der sich andererseits über die Gelegenheit freute, Back-up-Torhüterin Jasmin Pfeiler Einsatzzeit geben zu können und auch junge Spielerinnen auf das Feld zu schicken – wie Jenny Klein und Viktoria Pinther, die mehr als nur Kurzauftritte erhielten.

Und Laura Wienroither, die nachnominiert wurde, durfte debütieren. Laura junior, die im Herbst auch oft mit der gleichen Frisur wie Feiersinger gespielt hatte, ist die erste Oberösterreicherin im Nationalteam seit acht Jahren. Die energiegeladene 19-Jährige ist mit 1.65m kleinste Spielerin im Kader und bei Meister SKN St. Pölten Linksverteidigerin. In der letzten Viertelstunde gegen Wales spielte sie rechts hinten.

0:2 gegen Spanien

Österreich – Spanien 0:2 (0:1)

Im Auftaktspiel gegen Spanien stellte sich Österreich in einem 4-4-2 (defensiv) bzw. 4-3-3 (im Ballbesitz) auf und Unterschiede zur Spielanlage beim 0:0 n.V. im EM-Viertelfinale und zum 0:4 im November in der WM-Quali waren deutlich zu erkennen.

Die ÖFB-Frauen standen viel höher, Sarah Puntigam rückte zumindest vor der Pause fast nie in die Abwehrkette zurück. Die Zweikampfführung war deutlich aggressiver. In diesem (rein vom Resultat) belanglosen Spiel ging man also das Risiko ein, hinten Räume oder Standards herzugeben, mit dem Benefit, dass man aktiv Ballgewinne suchte, um schnell umzuschalten.

Der Unterschied zu den beiden Spielen letztes Jahr war hierbei, dass nicht eine Spielerin in Kopf-durch-die-Wand-Manier alleine auf die spanische Abwehr zulief, sondern mit drei, vier Spielerinnen Passoptionen auch im Angriffsdrittel gestellt wurden.

Andererseits jedoch wurde im Angriffspressing nicht konsequent aus dem Mittelfeld heraus nachgerückt, was Raum hinter der Pressingwelle eröffnete. Das 0:1 resultierte aus einer Unterzahl auf der linken Abwehrseite (Prohaska wurde zunächst beim spanischen Pass auf Sampedro überhoben, dann half sie Naschenweng nicht, als auch Spaniens RV Corredera aufrückte), das 0:2 aus einem individuellen Fehler der eingewechselten Marina Georgieva.

Erstmals seit dem EM-Halbfinale war auch Viktoria Schnaderbeck wieder im Einsatz, die verletzt den ganzen Herbst gefehlt hatte.

Tore: 0:1 (35.) O. García, 0:2 (78.) Mari Paz. Wechsel: Schnaderbeck für Wenninger (Halbzeit), Maierhofer für Naschenweng (Halbzeit), Enzinger für Pinther (64.), Georgieva für Kirchberger (75.), Dunst für Prohaska (75.), Eder für Puntigam (82.).

2:0 gegen Tschechien

Österreich – Tschechien 2:0 (0:0)

Im Spiel gegen eine tschechische B-Elf (nur vier Stammkräfte wurden von Trainer Karel Rada eingesetzt) kam bei Österreich erstmals ein 3-1-4-2 zum Einsatz.

Solange die beiden tschechischen Viererketten einigermaßen diszipliniert standen (also in der ersten Hälfe), wurde das Problem mit der Involvierung des Mittelfeld-Zentrums bei Österreich erstmals bei diesem Turnier wirklich sichtbar. So hatte Tschechien zwei große Chancen auf die Führung (einmal nach Ballverlust von Schnaderbeck, einmal durch Elfmeter nach zu kurzem Rückpass der aufgerückten Kirchberger).

In der zweiten Halbzeit  rissen die beiden tschechischen Sechser (Buzkova und Svitkova) aber riesige Löcher auf. Österreich schaffte es sehr gut, Gegner aus der Position zu ziehen und damit auch in Tornähe Räume zu schaffen und zwei Tore zu erzielen (jeweils Assist Zadrazil und Abschluss Feierisinger).

Dennoch: es waren nicht alle auf der Höhe. Prohaska war (wie schon gegen Spanien) defensiv nicht immer konsequent und nach vorne uneffektiv, und Gini Kirchberger wurde zwischen ihrer höheren Positionierung (um für Prohaska abzudecken) und den ungewohnten Aufgaben in der Spieleröffnung (was generell nicht ihre große Stärke ist) aufgerieben. Sie stabilisierte sich in der zweiten Hälfte aber merklich.

Tore: 1:0 (68.) Feiersinger, 2:0 (70.) Feiersinger. Wechsel: Zinsberger für Pfeiler (Halbzeit), Schiechtl für Prohaska (Halbzeit), Zadrazil für Klein (Halbzeit), Dunst für Feiersinger (71.), Enzinger für Burger (75.), Georgieva für Schnaderbeck (75.).

0:2 gegen Belgien

Österreich – Belgien 0:2 (0:1)

68 Spiele hintereinander war Nina Burger immer in der Startformation gestanden – mutmaßlich ein Rekord für die Ewigkeit. Erstmals seit Oktober 2011 (gegen Armenien) startete ein Spiel ohne Burger. Gegen Belgien begannen Pinther und die von einer Grippe genesene Billa ganz vorne.

Wieder gab es aber Probleme, die Offensive einzusetzen. Das Team aus Belgien ging gezielt die österreichische Abwehrkette an und hinderte sie so schon am ersten Pass. Dabei agierte Belgien sehr fluid, aus dem grundsätzlichen 4-1-3-2 wurde schnell auch ein 4-2-3-1, je nach Bedarf und Situation. Diese Vorwärts-Verteidigung ist bei den in der Vergangenheit eher staubigen Belgierinnen neu.

Bis zum 0:1-Rückstand (Fehler Zinsberger) fand Österreich kaum ein passendes Mittel, die größte Chance resultierte aus einem Solo von Schiechtl. Erst als sich die ÖFB-Frauen nach dem Rückstand etwas zurücknahmen und Belgien mehr selbst machen musste, merkte man, dass das eigene Kreieren bei den Belgierinnen auch keine Offenbarung war.

Das Hauptproblem aus österreichischer Sicht war, dass man die Räume nicht nützte, die Belgien im Anlaufen aufmachte. „Und in der zweiten Hälfte haben wir dann oft auch zu kurz gespielt“, moniert Thalhammer. Ein Gegentor nach einem Freistoß brachte die Entscheidung.

Tore: 0:1 (36.) Coryn, 0:2 (74.) Jaques. Wechsel: Burger für Pinther (34.), Puntigam für Klein (Halbzeit), Dunst für Billa (Halbzeit), Naschenweng für Prohaska (63.), Enzinger für Feiersinger (70.), Maierhofer für Schnaderbeck (81.).

1:1 gegen Wales

Österreich – Wales 1:1 (1:0)

Im Spiel um Platz sieben gegen Wales war Steineklopfen angesagt. Die Waliserinnen agierten sehr defensiv, die Grundordnung des 5-4-1 wurde erst in der Schlussphase aufgelöst.

Österreich versuchte aus einem 4-2-2-2 (mit Nina Burger in ihrem 100. Länderspiel wieder zurück in der Startformation) heraus, wiederum durch gegenläufige Laufwege Löcher zu reißen – daher auch die eingerückte Positionierung der Mittelfeld-Außen Zadrazil und Dunst; die AV Schiechtl und Maierhofer sorgten für die offensive Breite. Auch nach der frühen Führung (Weitschuss von Puntigam) blieb Wales beim passiven Stellen der Ketten, ohne wirklich Druck auszuüben.

Die walisische Abwehr agierte zuweilen etwas schwindlig, aber große Torgefahr kam dennoch fast nie auf. Auf der anderen Seite kam Wales zwar zu zwei, drei guten Einschussmöglichkeiten, aber dass ein Missverständnis zwischen Zinsberger und Kirchberger nach einem verunglückten Rückpass von Maierhofer kurz vor Schluss tatsächlich für den Ausgleich sorgt, hatte sich ganz und gar nicht abgezeichnet.

Tore: 1:0 (13.) Puntigam, 1:1 (86.) Green. Wechsel: Zinsberger für Pfeiler (Halbzeit), Wenninger für Schnaderbeck (Halbzeit), Dunst für Feiersinger (Halbzeit), Enzinger für Billa (62.), Klein für Eder (65.), Wienroither für Schiechtl (78.).

Was bedeutet der Cyprus Cup für die WM-Quali?

Am 5. April (Heimspiel gegen Serbien) und 10. April (Heimspiel gegen Spanien) geht es in der WM-Qualifikaiton weiter. „Wir haben auch jetzt in Zypern wieder gesehen, dass wir gegen alle Gegner Lösungen finden können. Aber: Wir dürfen natürlich nicht so viele Fehler machen“, sagt Thalhammer mit einem Blick auf diese Spiele. Spanien hat das Turnier auf Zypern gewonnen, dabei aber recht wenig rotiert – die Aufstellung gegen Österreich war exakt jene wie beim 2:0 im Finale gegen Italien. Der Turniersieg war das klare Ziel der spanischen Delegation, wie diese auch selbst bestätigte.

Finnland hat im Jänner beim 0:0 in Israel Punkte in der WM-Quali abgegeben und war auch beim Cyprus Cup nicht direkt überragend (0:4 gegen die Schweiz, 0:1 gegen Wales). Video-Analyst Wolfgang Fiala war abgestellt, um die finnischen Spiele zu beobachten. „Sie agieren noch direkter als 2013/14, als wir gegen sie in der damaligen WM-Quali gespielt haben“, berichtet Thalhammer. „Sie sind mit ihrer neuen Trainerin noch in der Phase der Findung, aber wir dürfen sie auf keinen Fall unterschätzen.“

Weniger diplomatisch formuliert könnte man auch sagen: Finnland spielt einen schönen Mist und die größte Gefahr ist, dass man schon vor den beiden Spielen im Juni (auswärts) und September (daheim) glaubt, dass es eine g’mahte Wies’n wird.

Die drei anderen März-Turniere

Beim SheBelieves Cup in den USA standen alle vier Teilnehmer (die Nummern 1, 2, 3 und 6 der Weltrangliste) unter Erwartungsdruck. Deutschland, nachdem Bundestrainerin Steffi Jones schon vor dem Turnier schwer angezählt war – erschütternde Auftritte, nur ein Punkt und ein 0:3 gegen Frankreich (die höchste Niederlage seit acht Jahren) haben ihre Position nicht gerade gestärkt. Frankreich, weil es nach einem 0:4-Test-Debakel in Deutschland (ohne das Jones wohl schon damals gefeuert worden wäre) im Herbst um Rehabilitation ging – die Leistungen schwankten zwischen blutleer beim 1:4 gegen England und stark beim 3:0 gegen Deutschland.

England, weil es nach der peinlichen Posse um seine Bestellung die ersten Spiele überhaupt für Neo-Teamchef Phil Neville waren – der Eindruck war positiv, das Team willig und fast hätte man das Turnier sogar gewonnen. Ein vielversprechender Beginn. Und Weltmeister USA, weil man jetzt, anderthalb Jahre vor der nächsten WM, schön langsam wissen möchte, wie und mit welchem Personal sich Trainerin Jill Ellis die Marschroute zur Titelverteidiung denn nun wirklich vorstellt. Eine echte Antwort darauf gab es nicht, aber immerhin den Turniersieg.

Die dritte Auflage des SheBelieves Cups könnte auch die letzte gewesen sein: Deutschland überlegt die Rückkehr an die Algarve, England jene nach Zypern – der logistische Aufwand der USA-Reise steht für sie in keinem Verhältnis zum Nutzen des Turniers.

Zumal der Algarve Cup weiterhin stark besetzt ist. Die Jubiläums-Auflage des Turniers (Nummer 25) sah erstmals zwei Sieger: Schweden und Europameister Holland, die im Finale gestanden wären, wurden beide zum Sieger erklärt, nachdem das Endspiel buchstäblich ins Wasser gefallen war.

Portugal hat mit Siegen gegen Norwegen (!), China (!!) und Australien (!!!) und dem resultierenden dritten Platz die Erwartungen auf unglaubliche Weise übertroffen. Japan ist in ein 2:6 gegen Holland gelaufen, Norwegen tritt auf der Stelle, China wurde erstaunlicher Vorletzter. Der erste Auftritt von Lars Söndergaard als Trainer von Vize-Europameister Dänemark verlief zwar sieglos, aber zwei Remis gegen Island und knappe Niederlagen gegen Holland und Vize-Weltmeister Japan sind keine Schande.

Der erstmals ausgetragene Turkish Women’s Cup in Alanya ersetzt den gestrichenen Istria Cup, gewonnen wurde er von Frankreich B (verstärkt etwa mit Claire Lavogez). Final-Gegner Mexiko dürfte unter dem neuen Trainer Fortschritte machen, erst dahinter folgen die europäischen Topf-3-Teams wie Ukraine, Polen, Rumänien und Nordirland.

100. Länderspiel, einmal anders

Während Nina Burger ihr 100. Länderspiel 90 Minuten plus Elfmeterschießen auskosten durfte, hat DFB-Bundestrainerin Steffi Jones ihrer Spielerin Lena Goeßling den Hunderter gleich zweimal vergällt: Im Herbst wurde sie für das Spiel gegen Frankreich in ihrer Heimatstadt Bielefeld gar nicht einberufen, nun war es doch so weit – mit einer Einwechslung in der Nachspielzeit.

Auch so kann man sich Feinde machen.

]]>
https://ballverliebt.eu/2018/03/09/cyprus-cup-oesterreich-2018-bilanz/feed/ 2
Die EURO-Top-8: Überraschungen und zu kurz Gekommene https://ballverliebt.eu/2016/07/12/die-euro-top-8-ueberraschungen-und-zu-kurz-gekommene/ https://ballverliebt.eu/2016/07/12/die-euro-top-8-ueberraschungen-und-zu-kurz-gekommene/#comments Tue, 12 Jul 2016 13:31:02 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12795 Weltmeister Deutschland, Gastgeber Frankreich, Geheimfavorit Belgien: Solche Teams hat man unter den besten acht Mannschaften des Turniers erwartet. Island und Wales hingegen eher weniger. Hier der dritte und letzte Teil unserer Team-Analysen der EM 2016: Jene acht Teams, die im Viertelfinale, Semifinale und Finale dabei waren.

Portugal: Pragmatisch zum Titel

Team PortugalMit Spielern wie Rui Costa, Figo und Ronaldo stand Portugal in der Vergangenheit in erster Linie für schöngeistigen Angriffs-Fußball, dem es auch in Ermangelung eines echten Knipsers ein wenig am Endzweck mangelt. Die portugiesische Mannschaft, die nun endlich den Bann gebrochen und jenen großen Titel einfuhr, den sich Portugal längst verdient hatte, ist genau das nicht. Oder: War genau das in der K.o.-Phase dieser EM nicht.

In der Gruppenphase hatte Ronaldo alleine mehr Torschüsse als neun Teams bei diesem Turnier, er rettete in einem Chaos-Spiel noch das 3:3 gegen Ungarn und damit den Platz im Achtelfinale. Von da an konzentrierte man sich darauf, die Gegner zu neutralisieren – und das klappte vorzüglich. Adrien Silva, nominell auf der Zehn, war eher vorderster Manndecker als Spielgestalter; weil es weiterhin keinen wirklichen Center-Forward von adäquatem Niveau gibt, spielte Trainer Fernando Santos gleich ganz ohne einen solchen. Der Pragmatiker stellte sein Team punktgenau auf jeden Gegner ein, ohne Rücksicht darauf, ob das nun attraktiv aussieht oder nicht.

Portugal agierte bei dieser EM nicht herzerwärmend und hat wohl kaum neue Fans dazugewonnen. Mit einem Blick auf die Trophäe, die sich der Verband ab sofort in den Wandschrank stellen darf, werden Ronaldo und Co. das aber verschmerzen können.

Frankreich: Fast nie das Optimum erreicht

Team FrankreichDer Gastgeber landete im schweren Turnier-Ast und hat auf dem Weg ins Finale trotzdem nur eine einzige Klassemannschaft vorgesetzt bekommen. Der Halbfinal-Sieg gegen Deutschland hatte auch deutlich mehr mit Glück zu tun als mit einem patenten Matchplan – man stand 80 der 90 Minuten eingeschnürt am eigenen Strafraum.

Wie überhaupt Frankreich individuell einige herausragende Leistungen präsentierte. Allen voran natürlich Torschützenkönig Antoine Grizemann, aber auch Spätzünder Dimitri Payet und das für 25 Millionen Euro zu Barcelona wechselnde Abwehr-Juwel Samuel Umtiti. Aber als Deschamps im Achtelfinale seine Formation gefunden hat – aus dem 4-3-3 bzw. 4-2-3-1 der Vorrunde wurde ein 4-4-2 mit Grizemann als etwas hängender Spitze neben Giroud, dafür musste Kanté aus dem Mittelfeld-Zentrum weichen – wurde nichts mehr verändert.

Es kamen auch keine Impulse mehr von Deschamps. Der einstige Weltklasse-Mittelfeld-Regisseur vermochte es wie schon vor zwei Jahren bei der WM nicht, seinem Team eine neue Richtung zu geben, wenn es nicht funktionierte. Damals rannte man 80 Viertelfinal-Minuten ohne wirklichen Plan einem 0:1 gegen Deutschland hinterher, hier verließ sich Deschamps im Finale darauf, dass einer seiner Einzelkönner schon noch für die Entscheidung sorgen würde.

Hinzu kamen die immer gleichen Wechsel (Gignac für Giroud, Coman für Payet). Obwohl Frankreich das Finale erreichte und dort erst durch einen Weitschuss in der Verlängerung bezwungen wurde: Man wird das Gefühl nicht los, dass Deschamps das gigantische Potenzial dieses Kader nicht auszuschöpfen vermag.

Deutschland: Sehr solide, aber nicht perfekt

Team DeutschlandSehr stabil, gruppentaktisch extrem unanfällig für Fehler, flexibel im Gestalten der Matchpläne: Von alles 24 Teams bei diesem Turnier war jenes von Weltmeister Deutschland vermutlich das Kompletteste.

Man kam gegen schwächere Gegner nie in die Gefahr, etwas liegen zu lassen; begnügte sich gegen Mittelklasse-Team Polen mit einem 0:0, als man merkte, dass man nicht durchkommt; überraschte und kontrollierte Italien und dominierte Frankreich beinahe nach Belieben. Letztlich waren es zwei Punkte, die den Deutschen den Titel raubten: Individuelle Fehler (Handspiele im Strafraum, in erster Linie) und die Tatsache, dass man auf zwei, drei Positionen halt doch nicht ganz optimal besetzt ist. Nach dem Ausfall von Mario Gomez (eh auch schon nur im äußerst weiteren Sinne ein europäischer Klassespieler) gab es bei aller Dominanz keine Präsenz mehr im Strafraum; Linksverteidiger Jonas Hector macht nichts kaputt, er bringt aber auch nichts; und Joshua Kimmich war – wie schon bei den Bayern – offensiv stark, aber defensiv wechselten sich grandiose Aktionen mit Anfängerfehlern ab.

Das Turnier war beliebe kein Fehlschlag für den DFB und mit Leuten wie Julian Weigl und Leroy Sané (die schon im Kader waren) sowie Julian Brandt und Mahmoud Daoud (die noch nicht dabei waren) gibt es gerade im Mittelfeld spannende junge Spieler mit großer Zukunft. Die Problemstellen Außenverteidiger und Stoßstürmer bleiben aber weiterhin eher dünn besetzt.

Wales: Alles auf das Top-Quartett ausgerichtet

Team WalesMit Deutschland im Halbfinale hatte man rechnen können, mit Wales eher nicht. Das ist nicht nur mit einer nicht übertrieben problematischen Auslosung (Russland und Slowakei in der Gruppe, Nordirland im Achtelfinale) zu erklären. Die Waliser verfügen über eine äußerst intelligent zusammen gesetzte Truppe mit vier Schlüsselspielern – Joe Allen als Taktgeber auf der Sechs, für den Bartträger Joe Ledley die Drecksarbeit erledigt, davor/daneben Aaron Ramsey als raumübergreifender Verbindungs-Spieler zwischen Mittelfeld und Angriff und natürlich Superstar Gareth Bale.

Um alle vier aus diesem Quartett bestmöglich in Szene setzen zu können, adaptierte der clevere Chris Coleman sein System dahingehend. Weil er nicht links und rechts jeweils zwei Spieler einsetzen konnte (wie im 4-2-3-1 oder 4-4-2) UND einen weiteren Stürmer an die Seite von Gareth Bale stellen, besetzte er die Außenbahnen nur Singulär und installierte dafür hinten eine Dreierkette. So hat er noch einen zehnten Feldspieler übrig, den er neben/vor Bale und Ramsey stellen konnte. Meistens war das Hal Robson-Kanu, auch Sam Vokes kam als Stürmer zum Einsatz.

Wales war eines der wenigen Teams, die sowohl das Heft in die Hand nehmen, als auch defensiv stehen und Druck absorbieren können. Bei aller Qualität der ersten Elf muss aber auch gesagt werden: Wenn aus dem Schlüssel-Quartett einer ausfällt, gibt der Kader keinen annähernd gleichwertigen Ersatz her. Das wurde vor allem im Halbfinale gegen Portugal deutlich, als Aaron Ramsey gesperrt fehlte. Dennoch kann Wales mit dem Turnier überaus glücklich sein und es besteht absolut die Möglichkeit, dass man mit dieser Gruppe von Spielern auch noch die WM 2018 und die EM 2020 erreicht.

Italien: Erfrischend großartiges Coaching

Team ItalienZu beneiden war Antonio Conte ja nicht, als er vor zwei Jahren die Squadra Azzurra übernahm. Das Loch einer verlorenen Generation, das sich nach den heute 30-Jährigen auftut, wird immer mehr deutlich. Im Grunde geht es für Italiens Teamchefs dieser Tage nur darum, die Zeit möglichst ohne Blamage zu überbrücken, bis wieder eine breitere Basis an jungen Spielern durchkommt.

Neben dem verletzten Marco Verratti (23) gibt es nur zwei Spieler (Florenzi und De Sciglio), die deutlich unter 30 Jahre alt sind, auf die sich Conte (und vorläufig auch Nachfolger Ventura) verlassen können; nur für Buffon steht ein designierter Nachfolger bereit (Milan-Wunderkind Gigio Donnarumma nämlich). So war es Contes Aufgabe, aus den routinierten, aber gerade in Mittelfeld un Angriff nicht höchsten Ansprüchen genügenden Spielern eine patente Truppe zu formen.

Und das ist Conte vollauf gelungen. Mit den vier alten Herren von Juventus in der Abwehr hatte Conte eine hervorragende Basis, auf der er sein restliches Team aufbauen konnte. Das italienische Team ist taktisch eines der am besten ausgerüsteten des ganzen Turniers, jeder weiß immer was die anderen tun und vorhaben. Als einziger Trainer dieser EM ließ Conte außerdem signifikant asynchron spielen – mit Giaccherini, nominell linker Achter, als de-facto-Außenstürmer vor dem defensiven De Sciglio; dafür übernahm rechts Wing-Back Florenzi die offensive Außenbahn und Parolo sicherte im Halbraum ab.

Mit extrem viel Hirnschmalz, großartiger taktischer Einstellung und ohne den Druck allzu hoheer Erwartungen war der vermutlich schwächste italienische Kader seit Jahrzehnten eine der positiven Überraschungen des Turniers. Der Gedanke ist nicht einmal abwegig, dass Italien Europameister geworden wäre, hätte man das Elferschießen gegen die Deutschen gewonnen.

Belgien: Erschreckend schwaches Coaching

Team BelgienSo großartig die Italiener gecoacht wurden, so übel war die Figur, die Belgien in diesem Bereich machte. Zyniker sagen, dass es im Team unter Marc Wilmots keine Trennlinien mehr zwischen Flamen und Wallonen gibt – weil diese nun zwischen Befürwortern (um Eden Hazard) und Gegnern (um Thibaut Courtois und Kevin de Bruyne) des Teamchefs verläuft.

Kaum ein Kader bei dieser EM war individuell so stark besetzt, annähernd ohne markante Schwachstellen, wie jene der Belgier. Ein Weltklasse-Goalie, eine starke Innenvertdigiung (auch ohne den verletzten Kompany), ein gleichermaßen energiegeladenes wie kreatives Mittelfeld-Zentrum, junge und extrem talentierte Außenspieler und ein gutklassiger Stürmer – Belgien hatte alles, was es zum EM-Titel braucht. Außer einem Trainer, der das auch drauf hat. Gerade gegen geschickte Teams wie Italien und Wales wurde überdeutlich, wie unsagbar schlecht Belgien gecoacht war.

Wilmots stellte, überspitzt formuliert, elf Leute auf, und verließ sich darauf, dass einem davon schon was Sinnvolles einfallen würde – gerade Hazard nimmt sich viele Freiheiten, was dem Vernehmen nach sogar einigen Mitspielern (wie De Bruyne) merklich missfällt. Ein tiefergreifendes Verständnis für die Pläne der Nebenspieler war aber ebenso wenig erkennbar wie eingeübte oder gar überraschende Varianten bei Standards.

Von selbst wird Wilmots, der noch Vertrag bis zur WM 2018, keinesfalls zurücktreten und seine Entlassung würde dem klammen Verband eine Million Euro an Abfindung kosten – außerdem bekam Michel Preud’Homme, Wunschkandidat der Verbandsspitze, gerade erst seine Kompetenzen bei Meister Club Brügge erweitert.

Polen: Wenig gezeigt, viel erreicht

Team Polen„Nicht enttäuschend, aber doch zumindest unterwältigend – trotz des Einzugs ins Viertelfinale.“ So hieß es an dieser Stelle vor zwei Jahren über Belgien. Dieser Satz gilt praktisch baugleich über das polnische Team bei dieser EM. Und auch: „Ihr Spiel hatte immer so ein wenig die Aura von Dienst-nach-Vorschrift, von Uninspiriert- und Biederkeit.“ Genau.

Grundsätzlich baute Adam Nawalka eine funktionierende Mischung als Klasseleuten wie Glik, Krychowiak, Milik und Lewandowski mit unbekannten Spielern aus der polnischen Liga (wie Pazdan, Jedrzejczyk, Maczynski und Kapustka). Weil sich die gegnerischen Abwehrreihen auf Lewandowski konzentrierte, öffenten sich für Arek Milik die Räume, so war er der deutlich gefährlichere der beiden Stürmer.

Allerdings: Das den Gegner stets kontrollierende, aber zurückgenommene und kontrollierte Spiel der Polen vor allem in den Spielen gegen die Ukraine und die Schweiz, aber auch bis zu einem gewissen Grad gegen die geschickten Portugiesen, versprühte nicht nur keinen Glanz – bei aller internationalen Routine wird man auch das Gefühl nicht los, dass dieser Kader mit einer etwas mehr nach vorne gerichteten Spielanlage besser fahren würde.

Aber auch so reichte es für den Sicherheits-Fußball von Adam Nawalka zu einem Viertelfinale, das dem Potenzial des Teams auch durchaus entspricht. Es ist vermutlich die beste polnische Mannschaft seit 34 Jahren.

Island: Langweiliger Fußball, mitreißender Anhang

Team IslandDie beste Nationalmannschaft des Landes seit immer stellt die derzeitige Truppe von Island. Zwar deutete sich die Qualität der Truppe schon seit Jahren an – etwa mit dem WM-Playoff 2013, aber auch mit den Siegen über Holland und die Türkei in der EM-Quali. Aber dass sich die Isländer gar ins Viertelfinale durchkämpfen würden, kam dann doch ein wenig überraschend.

Dabei klafft auch bei keinem Team die Attraktivität des Spiels und die wahrgenommene Attraktivität bei den Fans und Sympathisanten weiter auseinander als bei Island. Keine der 23 anderen Mannschaften spielte einen simpleren, langweiligeren und vorhersehbareren Fußball als Island. Knallhartes Verteidigen in zwei mitteltief stehenden Ketten, eisenhartes Einhalten der Abstände, strikte Zonen-Verteidigung und nicht einmal der Versuch von spielerischem Glanz prägten das Team von Lars Lagerbäck und Heimir Hallgrimsson. Dass die weiten Einwürfe von Aron Gunnarsson das mit Abstand auffälligste Element in Islands Angriffsspiel ist, spricht Bände.

In krassem Gegensatz dazu steht die aufgeschlossene, fröhliche und einladende Grundstimmung der großartigen Fans genauso wie innerhalb der Mannschaft – ein Phänomen, das auch schon vor drei Jahren bei Islands Frauen bei ihrer EM („Was die Mannschaft an Glamour am Platz vermissen ließ – biederes 4-4-2, kompakt stehen, schnell kontern – machte sie durch ihre überbordende Freude an ihrem Tun wett“) extrem positiv auffiel. Und der isländische Aufschwung ist auch kein Zufall im Sinne einer plötzlichen goldenen Generation, sondern das Produkt einer extremen Infrastruktur-Offensive und zielgerichteter Nachwuchsarbeit.

Gylfi Sigurdsson, Gunnarsson, Bjarnason, Sightorsson und Finnbogason waren 2011 bei der U-21-EM dabei und haben auf dem Weg dorthin Deutschland (mit Hummels, Höwedes, Schmelzer, Großkreutz und Lars Bender) mit 4:1 abgeschossen; 18 Mann aus dem damaligen 23er-Kader haben bereits Länderspiele absolviert. Und auch die aktuelle U-21 ist nach einem Sieg über Frankreich auf dem Weg zur Endrunde.

Es ist also durchaus möglich, dass sich der brutal simple, aber gleichzeitig extrem zielgerichtete isländische Fußball in Zukunft öfter bei Endrunden-Turnieren zeigt.

Das war’s

Damit ist das Kapitel „EURO 2016“ geschlossen und der Blick geht nach vorne. Erstmal auf die demnächst startende Qualifikation für die WM in zwei Jahren in Russland. Dann, zwischendurch, ist auch der Confed-Cup (im Juni 2017, mit Europameister Portugal, Weltmeister Deutschland und Gastgeber Russland). Und natürlich die Nations League, das Quasi-Freundschtsspiel-Turnier, mit drei Doppelspieltagen im Herbst 2018.

Die nächste EM-Endrunde (deren Quali von März bis November 2019  steigt) wird bekanntlich über ganz Europa verstreut ausgetragen: Vorrunden- und Achtelfinalspiele in Amsterdam, Bilbao, Budapest, Bukarest, Brüssel, Dublin, Glasgow und Kopenhagen; Vorrunden- und Viertelfinalspiele in Baku, München, Rom und St. Petersburg und dem „Final Four“ in London.

Link-Tipps:
Analyse der Vorrunden-Verlierer (ALB, AUT, CZE, ROU, RUS, SWE, TUR, UKR)
Analyse der Achtelfinal-Verlierer (CRO, ENG, ESP, HUN, IRL, NIR, SVK, SUI)

]]>
https://ballverliebt.eu/2016/07/12/die-euro-top-8-ueberraschungen-und-zu-kurz-gekommene/feed/ 5
EURO 2016: Der Podcast zum Halbfinale https://ballverliebt.eu/2016/07/04/euro-2016-der-podcast-zum-halbfinale/ https://ballverliebt.eu/2016/07/04/euro-2016-der-podcast-zum-halbfinale/#respond Mon, 04 Jul 2016 00:05:54 +0000 Und da waren es nur noch vier! Die Deutschen, die Franzosen, die Portugiesen und die Waliser machen sich bei der EURO 2016 die Sache mit dem Titel aus. Wie es im Viertel- und Achtelfinale dazu gekommen ist und was sie sich vom Halbfinale erwarten, darüber sprechen Tom und Philipp in der aktuellen Podcast-Folge. Da schimpfen sie über die Belgier, da zweifeln sie an den Franzosen, relativieren die Isländer, hadern mit der Regelung für Gelbsperren und wundern sich über die deutsche Debatte rund um Mehmet Scholl. Aber wir beantworten auch wieder zahlreiche Fragen, die ihr uns geschickt habt (macht das doch bitte auch weiterhin, zum Beispiel unter diesem Beitrag auf ballverliebt.eu oder auf unserer Facebook-Seite oder auf Twitter). Viel Spaß mit dem Podcast zum Halbfinale!

Shownotes zum EURO 2016 Halbfinal-Podcast

00:01:20 – Frankreich haut Island raus
00:07:57 – Belgien zeigt gegen Wales bekannte Schwächen
00:10:55 – Die Sache mit den Gelben Karten, ein bisserl Österreich und andere Fragen
00:18:15 – Deutschland ringt Italien nieder
00:22:08 – Wir beantworten Userfragen zur Renaissance der Dreierkette
00:27:30 – Polen scheitert an Portugal
00:30:05 – Halbfinale 1: Portugal gegen Wales
00:34:20 – Halbfinale 2: Deutschland gegen Frankreich
00:41:28 – Was war da mit Mehmet Scholl?
00:45:56 – Letzte Fragen, Antowrten und Anweisungen

Wenn ihr unsere Arbeit unterstützen wollt, teilt bitte unseren Beitrag mit euren Freunden!

Vergesst nicht, den Podcast zu abonnieren. Eine Vielzahl an Möglichkeiten findet ihr über den folgenden Button. Bekannte Optionen sind zum Beispiel iTunes oder Stitcher. Positive Bewertungen auf diesen Plattformen helfen uns auch sehr. Danke!

Credits: Intro-Soundkomposition von Ballverliebt.eu mit Sounds von paulw2k, Wanga, CGEffex. Swoosh von GameAudio. Background von orangefreesounds

]]>
https://ballverliebt.eu/2016/07/04/euro-2016-der-podcast-zum-halbfinale/feed/ 0
Die einzige Euro 2016-Vorschau, die ihr hören müsst https://ballverliebt.eu/2016/06/02/podcast-euro-2016-vorschau/ https://ballverliebt.eu/2016/06/02/podcast-euro-2016-vorschau/#comments Thu, 02 Jun 2016 12:39:10 +0000 Yeah! In wenigen Tagen beginnt endlich die Europameisterschaft in Frankreich! Wir werden sie in gewohnter Qualität begleiten und nach dem großen Erfolg unserer ersten Podcast-Staffel zur Saison 2015/16 werden wir unsen Expertentalk auch zur EURO 2016 fortsetzen. In der ersten Folge geben wir euch einen Überblick über das, was wir uns von den 24 Teams in diesem Sommer erwarten. Wer wird Europameister? Kann Weltmeister Deutschland wieder seine Form finden? Gewinnt Spanien zum dritten Mal in Folge den Titel? Holt Frankreich sein drittes Heimturnier in Folge? Wie weit kann Österreich kommen? Und welche Teams raufen um den Status als schwächste Mannschaften der EURO? Wir haben die Antworten!

Wenn ihr unsere Arbeit unterstützen wollt, teilt bitte unseren Beitrag mit euren Freunden!

Shownotes und Lesetipps:

00:01:18 – Gruppe A: FRA, ROM, ALB, SUI
00:11:15 – Gruppe B: ENG, RUS, WAL, SVK
00:23:40 – Gruppe C: GER, UKR, POL, NIR
00:35:45 – Gruppe D: ESP, CZE. TUR, CRO
00:48:55 – Gruppe E: BEL, ITA, IRL, SWE
01:01:10 – Gruppe F: POR, ISL, AUT, HUN
01:22:50 – Die Tipps: Wer wird Europameister?

Vergesst nicht, den Podcast zu abonnieren. Eine Vielzahl an Möglichkeiten findet ihr über den folgenden Button. Bekannte Optionen sind zum Beispiel iTunes oder Stitcher. Positive Bewertungen auf diesen Plattformen helfen uns auch sehr. Danke!

Credits: Intro-Soundkomposition von Ballverliebt.eu mit Sounds von paulw2k, Wanga, CGEffex. Swoosh von GameAudio. Background von orangefreesounds

]]>
https://ballverliebt.eu/2016/06/02/podcast-euro-2016-vorschau/feed/ 1
Österreich ist Belgien. Mit zwei Jahren Verzögerung https://ballverliebt.eu/2014/11/21/oesterreich-ist-belgien-mit-zwei-jahren-verzoegerung/ https://ballverliebt.eu/2014/11/21/oesterreich-ist-belgien-mit-zwei-jahren-verzoegerung/#comments Fri, 21 Nov 2014 22:34:22 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10695 Österreich ist Belgien. Mit zwei Jahren Verzögerung weiterlesen ]]> Daran können sich nur Fußball-Fans halbwegs bewusst erinnern, die schon annähernd 30 Jahre alt sind: Österreich hat wieder ein Nationalteam, auf das man sich einigermaßen verlassen kann. Bei dem man nicht vor jedem Spiel Angst haben muss, dass es einen Totalausfall gibt. Das gab’s seit 1997, dem unaufhaltsamen Run zur WM in Frankreich, nicht mehr. Die Entwicklung der letzten Jahre erinnert dabei frappant an jene von Belgien. Ein Vergleich.

Die Entwicklung von Österreich und Belgien im Elo-Ranking seit 1995
Die Entwicklung von Österreich und Belgien im Elo-Ranking seit 1995

Der mittlere Vergangenheit

WM 2002: Belgien - Brasilien 0:2
WM 2002: Belgien – Brasilien 0:2

Belgien war in den späten 1990er-Jahren in etwa, was die Schweizer heute sind: Verpasste Turniere waren eher die Ausnahme als die Regel, aber eine wirkliche Rolle spielte man dabei eigentlich nie.

Die letzte WM-Endrunde ohne Belgien war 1978, und 2000 hatte man die EM im eigenen Land. Bei der allerdings schon nach der Vorrunde Schluss war. Zwei Jahre später gab’s das letzte Ausrufezeichen mit dem Achtelfinal-Einzug bei der WM. Dort hatte man den späteren Weltmeister Brasilien recht eindeutig an der Kandarre, war das über weite Strecken klar bessere Team, verlor aber 0:2. Für lange Zeit war es das letzte Spiel Belgiens bei einer Endrunde.

In der Quali für die EM 2004 lag man einen Punkt hinter Gruppensieger Bulgarien nur auf Rang drei, die WM 2006 war nach einem Punkt aus den ersten drei Spielen schon früh abzuschreiben – am Ende gab’s abgeschlagen Rang vier. Die Vorausscheidung zur EM 2008 beendete Belgien gar nur auf Gruppenplatz fünf. Hinter Finnland.

WM 1998: Österreich - Italien 1:2
WM 1998: Österreich – Italien 1:2

Österreich hat zuletzt 1998 aus eigener Kraft eine Endrunde erreicht, nachdem man für die EM 1996 nur knapp gescheitert war. In Frankreich gab’s nach Remis gegen Kamerun und Chile ein 1:2 gegen Italien und damit das Vorrunden-Aus.

Knapp ein Jahr danach passierte das 0:9 in Spanien und damit der gefühlt große Bruch, der nach Platz drei (Quali EM 2000) und Platz zwei inklusive Play-Off-Niederlage gegen die Türkei (Quali WM 2002) auch sportlich eintrat. Die EM 2004 verpasste man meilenweit, die WM 2006 kaum weniger deutlich. Bei der Heim-EM 2008 gab es ein Remis gegen Polen und knappe Niederlagen gegen Kroatien und Deutschland.

Dem ganz ordentlichen Aufrtitt 2008 zum Trotz war man von einer europäischen Mittelklasse-Mannschaft (1998) auf den Status eines internationalen Nobodys abgesutscht. Bei der Quali-Auslosung für die WM 2010 wurde das ÖFB-Team nur noch aus dem fünften Topf gezogen.

Der Tiefpunkt (BEL 2009, AUT 2011)

28. März '09: Belgien - Bosnien 2:4
28. März ’09: Belgien – Bosnien 2:4

Trotz des Desasters mit Rang fünf in der EM-Quali für 2008 durfte Belgiens Teamchef René Vandereycken weiter machen und der Weg in Richtung WM in Südafrika ging – zumindest was die Resultate betrifft – auch ganz gut los. Nach dem mühsamen 3:2 daheim gegen Estland, einem 1:1 in der Türkei und einem sicheren 2:0 gegen Armenien standen nach drei Spielen sieben Punkte zu Buche.

Das 1:2 gegen Europameister Spanien war noch kein Beinbruch, aber als es nach der Winterpause daheim ein 2:4 gegen Bosnien gab und vier Tage später in Zenica ein 1:2, hatte Vandereycken seinen Kredit endgültig verspielt.

Die Saat für eine bessere Zukunft war gelegt – beim 2:4 in Gent hatte das Team ein Durchschnitts-Alter von 25,7 Jahren, beim 1:2 in Bosnien (wo Kompany, Witsel und Mirallas statt Daems, Defour und De Camargo spielten) sogar nur 24,6 Jahre. Aber viel von der Fußballwelt hatten die Jungen noch nicht gesehen. Dembélé (21, Alkmaar) und Vermaelen (23, Ajax) spielten in der Eredivisie, Defour (20, Lüttich) und Witsel (20, Lüttich) in der heimischen Liga. Fellaini (21) hatte ein halbes Jahr Everton hinter sich, Kompany (22) war gerade zu Man City gewechselt.

Alles Talent half erstmal nichts. Nach den drei Niederlagen, die Vandereycken den Job kosteten, kamen unter Nachfolger Franky Vercauteren zwei weitere (0:5 in Spanien, 1:2 in Armenien) hinzu. Nach fünf Pflichtspiel-Pleiten in Folge gab’s zwar ein 2:0 über die Türkei, aber nach der abschließenden 0:2-Blamage in Estland standen aus zehn Spielen nur ebenso viele Punkte zu Buche.

Im Elo-Ranking war man auf Platz 72 abgerutscht. Der absolute Tiefpunkt.

10. August '10: Österreich - Slowakei 1:2
10. August ’10: Österreich – Slowakei 1:2

Nach der Heim-EM 2008 übernahm Karel Brückner das ÖFB-Team. Ein Missverständnis, das schon nach sieben Spielen wieder beendet wurde. Es kam Didi Constantini – eine verheerende Fehlbesetzung. Das Loch an Talenten, unter dem seine Vorgänger gelitten hatten, war mittlerweile geschlossen.

Die Halbfinalisten der U-20-WM 2007 (Junuzovic, Harnik, Prödl, Kavlak, dazu Hoffer) drängten ins Nationalteam, immer mehr vor allem junge Spieler wechselten aus der heimischen Liga ins höherwertige Ausland. Aber die Resultate wurden dennoch schlechter und schlechter. In keinem einzigen Spiel war die Mannschaft taktisch auch nur annähernd auf der Höhe. Und auch vom Selbstverständnis warf man als Fußballzwerg nur bei tief stehender Sonne einen langen Schatten.

So konnte sich Constantini nicht mal vor einem Heimspiel gegen Litauen dazu durchringen, sein Team als Favorit zu bezeichnen. In der Quali für die WM 2010 gab’s einen schmeichelhaften dritten Platz, Lichtjahre hinter Frankreich und Serbien. Das Rennen um die EM-Teilnahme 2012 ging – zumindest resultatsmäßig – ganz gut los (sieben Punkte in drei Spielen). Doch dann setzte es serienweise Niederlagen. 0:2 gegen Belgien, 0:2 in der Türkei, 1:2 gegen Deutschland, 2:6 in Deutschland.

Im Elo-Ranking war Rang 75 im Sommer 2011 der Tiefpunkt – nach einem ganz besonders planlosen Auftritt in einem Testspiel gegen die Slowakei. Zwei Jahre nach der belgischen Talsohle.

Wackelig, aber im Aufwind (BEL 2011, AUT 2013)

Auf Vercauteren folgte in Belgien Dick Advocaat, der seinen Vierjahres-Vertrag aber nach nur einem Spiel (einem Test-0:1 gegen Kroatien) wieder auflöste, um russischer Teamchef zu werden. Also übernahm George Leekens die „Roden Duivels“. Die großen Talente, die ein, zwei Jahre davor noch zu grün hinter den Ohren waren, entwickelten sich langsam.

25. März '11: Österreich - Belgien 0:2
25. März ’11: Österreich – Belgien 0:2

Zum Start in die Quali für die EM 2012  lief es aber noch nicht rund. Einem vernünftigen 0:1 gegen Deutschland folgte ein 2:3 in der Türkei, und nach dem Pflitchtsieg in Kasachstan gab’s ein ziemlich wildes 4:4 daheim gegen Österreich. Der Zug in Richtung Platz zwei war aber noch nicht abgefahren und die internationale Erfahrung wuchs. Thomas Vermaelen war mittlerweile zu Arsenal gewechselt, Fellaini war bei Everton absoluter Leistungsträger, Kompany hatte sich bei Man City etabliert, auch Dembélé spielte nun für Fulham in der Premier League.

Was immer mehr zu sehen war. Im ersten Pflichtspiel nach der Winterpause wurde Österreich in Wien 2:0 besiegt, danach Aserbaidschan geschlagen und der Türkei ein 1:1 abgerungen. Es reichte am Ende nicht ganz für den Playoff-Platz, zwei Punkte fehlten am Ende auf die Türken. Punkte, die schon im Herbst 2010 verloren wurden. Ende 2011 aber war Belgien ein echter Geheimtipp für eine erfolgreiche nächste Qualifikations-Kampagne. Ohne George Leekens. Er wurde 2012 durch Marc Wilmots ersetzt.

7. Juni '13: Österreich - Schweden 2:1
7. Juni ’13: Österreich – Schweden 2:1

Bis auf den Torhüter, den Rechtsverteidiger und einen Innenverteidiger war jenes ÖFB-Team, das im März 2011 sang- und klanglos gegen Belgien verlor, personell absolut identisch mit dem aktuellen. Arnautovic war bei Bremen unter Vertrag, Janko bei Twente, Fuchs in Mainz. Dragovic, Baumgartlinger und Junuzovic waren noch bei der Austria.

Das Team hatte damals ein Durchschnitts-Alter von 25,2 Jahren und mit Macho, Dag und Pogatetz sind gegenüber heute drei Ü-30-Spieler weggefallen. Nach dem Ende der Amtszeit von Constantini übernahm der Schweizer Marcel Koller. Er hatte die Mammut-Aufgabe vor sich, einem talentierten Team voller aufstrebender Spieler auch jenes inhaltliche Rüstzeug mit auf den Weg zu geben, das seine Vorgänger nicht vermitteln konnten. Ein Versäumnis, das Garics und Pogatetz öffentlich ansprachen und dafür wie Aussätzige behandelt wurden, statt dass auf ihre inhaltliche Kritik eingegangen worden wäre.

Koller musste praktisch bei Null anfangen und so dauerte es eine gewisse Zeit, bis sich eine gewisse Stabilität einstellte – genau wie bei den Belgiern fast genau zwei Jahre davor. Grandiosen Leistungen wie beim 1:2 gegen Deutschland im September 2012 standen noch Totalausfälle wie beim 0:3 gegen die Ivorer oder dem 0:0 in Kasachstan gegenüber. In Irland klappte das Team nach dem verletzungsbedingten Aus von Junuzovic zusammen und rettete mit Glück ein 2:2. Dennoch: Durch den 2:1-Heimsieg gegen Schweden, den programmierten Zweiten der Gruppe, hatte man selbst endlich wieder eine realistische Chance auf Platz zwei, auch nach dem zähen 1:0 gegen Irland.

Wie zwei Jahre zuvor bei den Belgiern reichte es nicht ganz – gegen den direkten Gegner ums Playoff hatte es zu wenige Punkte gegeben. Das 1:2 in Stockholm war ein Punkt zu wenig.

Durchbruch (BEL 2012-14 – AUT ab 2014?)

WM 2014: Belgien - Argentinien 0:1
WM 2014: Belgien – Argentinien 0:1

Durch die Qualifikation für die WM 2014 in Brasilien radierte Belgien mit einer schon beängstigenden Kosntanz. 2:0 in Wales, ein 1:1 gegen Kroatien, 3:0 auswärts in Serbien, 2:0 gegen Schottland, 2:0 in und 1:0 gegen Mazedonien, 2:1 gegen Serbien, 2:0 in Schottland. Die Teilnahme an der WM-Endrunde war schon vor dem Gang nach Zagreb mehr oder weniger fix, nach dem 2:1-Sieg in Kroatien war es auch rechnerisch geschafft.

Marc Wilmots hatte ein Team aus Fußballern im besten Alter, verteilt auf europäische Top-Klubs. Fellaini wechselte 2013 um über 30 Millionen Euro von Everton zu Man Utd, Witsel um 40 Millionen von Benfica zu St. Petersburg, Eden Hazard um die gleiche Summe von Lille zu Chelsea, Dembélé im Jahr davor um knapp 20 Millionen von Fulham zu Tottenham. Dazu entwickelte sich ein regelrechtes G’riss um Milchgesicht Kevin de Bruyne und noch viel mehr um Weltklasse-Goalie Thibaut Courtois.

Bei der Endrunde in Brasilien gewann Belgien alle drei Vorrunden-Spiele, ohne auch nur einmal das volle Potenzial auszuschöpfen, rang im Achtelfinale die USA nieder und scheiterte erst im Viertelfinale an Argentinien. Der größte Erfolg seit dem Halbfinal-Einzug im Jahr 1986.

15. November '14: Österreich - Russland 1:0
15. Nov. ’14: Österreich – Russland 1:0

Ähnlich unwiederstehlich wie die Belgier im Herbst 2012 startete Österreich nun im Herbst 2014 in die Qualifikation für die EM 2016 in Frankreich. Und das, nachdem es in Testspielen gute Resultate trotz nicht so guter Vorstellungen gegeben hatte.

Einem 1:1 zum Quali-Start gegen Schweden folgte ein zäher 2:1-Sieg in Moldawien, ehe es in den Heimspielen gegen Montenegro und gegen Gruppen-Favorit Russland jeweils 1:0-Siege durch Tore des wiedererstarkten Rubin Okotie gab. Schon nach vier Spielen hat man auf den ersten Verfolger vier Zähler Vorsprung.

Weil Koller dem Team mittlerweile mehrere Strategien beigebracht hat, die diese auch beherrschen. Weil in der Abwehr Dragovic in einer Form spielt, die seine Zeit bei europäischen Mittelgewichten wie Basel und Dynamo Kiew bald beenden lassen dürften. Weil es auch gelingt, einen noch vor Kurzem absolut unverzichtbaren Spieler wie Bayern-Star David Alaba zumindest für einzelne Spiele zu ersetzen. Weil das Team nun mit einem Schnitt von 25,9 Jahren im besten Alter ist. Und es seit Jahren eingespielt ist.

Zwei Jahre, um ein Trümmerfeld zu beseitigen

Auf dem Weg zur EM in Frankreich kann sich Österreich nun fast nur noch selbst schlagen, weil sich die direkten Gegner bisher nur gegenseitig die Punkte wegnahmen. Österreich hält auch im Herbst 2014 den Zwei-Jahres-Rückstand, den man auf die Belgier hat, recht genau ein. Die Unterschiede sind klein. Belgien exportiert seine Spieler halt eher nach England und Österreich eher nach Deutschland.

Der Rückstand auf Belgien sind letztlich genau die unsäglichen Jahre unter Didi Constantini und seinem Co-Trainer Manfred Zsak. Das heißt nicht, dass unter einem fähigeren Trainerteam die fünf Punkte geholt worden wären, die nach 2010/11 auf die Türken gefehlt haben (bzw. die drei auf Belgien), keineswegs. Das Team hatte damals noch nicht die internationale Erfahrung, die es heute hat.

Aber: Marcel Koller brauchte zwei Jahre, um aus dem ihm hinterlassenen inhaltlichen Trümmerhaufen zu einem stabil funktionierenden Team nach taktischen Maßstäben des 21. Jahrhunderts zu formen. Das wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich schneller gegangen, hätte der Schweizer ein Fundament gehabt, auf dem er aufbauen hätte können.

Erstmals seit langer, langer Zeit muss sich Österreich im Herbst 2014 nicht mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft trösten und erstmals seit langer, langer Zeit muss man nicht im Jetzt die Talente für ein Später heranführen, sondern hat eine Nationalmannschaft, bei der man nicht an die Zukunft denken muss, sondern die Stärke im Jetzt ausnützen kann. Hatte das 98er-Team seinen Zenit bei der WM mit 29,8 Jahren im Schnitt schon überschritten, ist das aktuelle um vier Jahre jünger – 25,9 Jahre.

Wenn das 2016 in Frankreich ebenso ins Viertelfinale führt wie bei den Belgiern 2014 in Brasilien, wäre das ein absoluter Traum. Aber schon alleine, wenn es gelingt, sich überhaupt auf sportlichem Wege die Teilnahme an einem Turnier zu sichern – zum ersten Mal nach 18 Jahren und erst zum zweiten Mal in 26 Jahren – wäre das ganz, ganz, ganz viel wert.

]]>
https://ballverliebt.eu/2014/11/21/oesterreich-ist-belgien-mit-zwei-jahren-verzoegerung/feed/ 3
Europas zweite Reihe bei der WM: Von „recht gut“ bis „Katastrophe“ – und mit Luft nach oben https://ballverliebt.eu/2014/07/15/europas-zweite-reihe-von-recht-gut-bis-katastrophe-und-mit-luft-nach-oben/ https://ballverliebt.eu/2014/07/15/europas-zweite-reihe-von-recht-gut-bis-katastrophe-und-mit-luft-nach-oben/#comments Tue, 15 Jul 2014 20:09:52 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10393 Europas zweite Reihe bei der WM: Von „recht gut“ bis „Katastrophe“ – und mit Luft nach oben weiterlesen ]]> Sie sind die Länder mit den nicht ganz so großen Ligen im Rücken, die Nationalmannschaften, die sich zumeist eher aus Legionären rekrutieren – sie sind Europas zweite Reihe. Die sich mit sehr unterschiedlicher Fortune in Brasilien präsentiert haben. Mit dem Erreichten können manche von ihnen, vor allem Belgien und die Schweiz, durchaus zufrieden sein. Aber was sie alle gemeinsam haben: Sie haben nicht in allen Bereichen ihr Optimum ausgeschöpft.

Belgien: Enttäuschend zum nicht enttäuschenden Ergebnis

Das mit den Belgiern ist so eine Sache. Sie galten als Geheimtipp und sie wurden dann auch Gruppensieger und schieden erst im Viertelfinale knapp gegen Argentinien aus. Eigentlich eine Super-WM für ein Team, das 12 Jahre bei keinem Turnier mehr dabei war. Aber dennoch hatte das Spiel der Roten Teufel, bei allem Talent, immer so ein wenig die Aura von Dienst-nach-Vorschrift, von Uninspiriert- und Biederkeit.

Belgien
Belgien: Das talentierte Team hatte viel Kontrolle in seinen Spielen, aber wenig echten Zug zum Tor.

Marc Wilmots hat eine kompakte Mannschaft geformt, mit einer bärenstarken Abwehr, aber man bekam das eigene Spiel nach vorne selten wirklich gefährlich aufgezogen – dazu fehlte auch so ein wenig das Tempo. Die Außenverteidiger sind umgeschulte Innenverteidiger, die zwar ihr möglichstes machten, aber kein Gegner musste ihre Flanken fürchten.

Auch Marouane Fellaini fehlte aus dem Zentrum heraus die Direktheit und der Zug zum Tor, Eden Hazard wirkte ein wenig überspielt, dazu konnte der als Stamm-Mittelstürmer ins Turnier gegangene Romelu Lukaku überhaupt nicht überzeugen und verlor seinen Platz bald an Neo-Liverpooler Divock Origi. Dries Mertens, der ebenso im Turnierverlauf ins Team rutschte, war noch der mit dem meisten Punch.

So hat Belgien mit dem Viertelfinal-Einzug nicht direkt enttäuscht, aber gemessen an den Erwartungen irgendwie doch zumindest unterwältigend agiert. Was für das Team spricht: Nur eine Stammkraft hat sicher das letzte große Turnier gespielt, bis auf Daniel van Buyten können alle noch mindestens eine WM spielen und auf den Erfahrungen aufbauen.

Schweiz: Zu konservativ für den großen Wurf

Auch noch recht jung ist das Team aus der Schweiz. Auch dieses hat mit dem Achtelfinal-Einzug ein ordentliches Resultat zu Buche stehen, auch dieses verlor wie danach Belgien knapp gegen Argentinien. Und wie die Belgier schafften es auch die Schweizer nicht so richtig, aus einer extrem talentierten Mannschaft auch einen wirklich attraktiven Fußball herauszuholen. Was auch an der konservativen Grundhaltung von Ottmar Hitzfeld liegen mag.

Schweiz
Schweiz: Ein Top-Kader und ein gutes Team, aber nicht so aufregend, wie es hätte sein können.

Denn eine außergewöhnliche Spielanlage oder gar Experimente gibt es bei dem 65-Jährigen nicht. Er verstand es, der Nati ein nicht besonders komplizierte, aber grundsätzlich funktionierende Spielweise einzuimpfen, mit einer klaren Ordenung. Zwei starke Außenverteidiger, ein kampfstarken Sechser, ein guter Passgeber auf der Acht. Nur vorne wollte es nicht so recht flutschen.

Shaqiri startete in den ersten beiden Spielen auf der rechten Seite, tauschte dann jeweils in der Halbzeit mit Granit Xhaka die Plätze, und jedesmal wurde es deutlich besser. Erst im dritten Spiel konnte sich Hitzfeld überwinden, Shaqiri von Beginn an auf die Zehn zu stellen – der Bayern-Spieler dankte es mit drei Toren gegen Honduras.

Auch in der Abwehr zögerte Hitzfeld lange, ehe er sich über die funktionierende Lösung drübertraute. Johan Djourou, der beim HSV eine Katastrophen-Saison gespielt hat, konnte sich der Nibelungentreue von Hitzfeld sicher sein – warum auch immer, schließlich war Djourou auch bei der WM ein ständiger Unsicherheitsfaktor. Nach der Verletzung von Nebenmann Steve von Bergen gab Hitzfeld aber immer noch nicht dem (von Experten schon vorm Turnier statt Djourou geforderten) Schär die Chance, sondern Senderos – und kassierte beim 2:5 gegen Frankreich die Rechnung.

Erst im dritten Spiel kam Schär, und mit ihm gab es in 210 Spielminuten nur noch ein Gegentor – das in der 118. Minute gegen Argentinien von Di María. Nun übernimmt Vladimir Petkovic für Hitzfeld, der sich nun endgültig in die Fußball-Pension verabschiedet. Der 50-Jährige, der zuletzt Lazio trainierte, übernimmt eine gutklassige Mannschaft, aus der man noch viel herausholen kann. Wenn man sich traut.

Griechenland: Wenig Glanz, aber wieder achtbar

Es ist so eine Sache mit den Griechen. Der praktisch flächendeckend als fußballhistorische Katastrophe aufgenommene EM-Titel von 2004 hängt ihnen noch immer nach. Dabei darf man aber nicht den Fehler machen, Negative Spielweise mit Pragmatismus zu verwechseln. Denn was Fernando Santos bei Hellas spielen lässt, ist nicht mehr der plumpe Destruktivismus der späten Rehhagel-Jahre, sondern einfach jene Spielweise, die am besten zu seiner Mannschaft passt.

Griechenland
Griechenland: Ein Team aus braven Arbeitern: Zusehen macht wenig Spaß, aber wieder einmal wurde die Gruppe überstanden – und das verdient.

Was aber nicht heißt, dass Griechenland immer nur verteidigt. Ganz im Gegenteil. Über weite Strecken des Spiels gegen die Ivorer waren sie die aktivere Mannschaft, was mit dem späten Siegtor und damit dem Achtelfinal-Einzug belohnt wurde. Gegen Costa Rica war man ebenso die fast über die ganzen 120 Minuten, jedenfalls aber in der letzten Stunde mit einem Mann mehr, zuweilen drückend überlegen. Und dass man in Unterzahl gegen Japan darauf schaut, das Spiel zumindest nicht zu verlieren, kann man dem Team schwer zum Vorwurf machen.

Im Grunde war Griechenland aber doch das, was Griechenland halt meistens ist: Eine nicht gerade prickelnde Mannschaft, die aus einer gesicherten Abwehr heraus vor allem dann seine Stärken hat, wenn man schnell und direkt umschalten und die Offensivkräfte die noch offenen Räume bearbeten können. Einen dezidiert kreativen Spieler im Mittelfeld gibt es nicht, es wird Fußball gearbeitet, nicht zelebriert.

Was das griechische Team unter Fernando Santos immerhin in zwei Versuchen zweimal in die K.o.-Phase einer EM bzw. einer WM gebracht hat. Und angesichts der Tatsache, dass der Kader nicht übertrieben alt ist und immer wieder Leute nachkommen – wie die U-19, die vor zwei Jahren Vize-Europameister war – muss damit auch noch nicht Schluss sein, nur weil Santos nach vier Jahren als Teamchef nicht mehr weitermacht.

Kroatien: Unter Wert geschlagen

Schon bitter. So furchtbar viel haben die Kroaten gar nicht falsch gemacht, und doch ging’s nach der Vorrunde nach Hause. Wegen eines erstaunlichen Paradoxons – obwohl man mit Modric und Rakitic zwei Gestalter im Mittelfeld-Zentrum stehen hatte und keinen Balleroberer, war es vor allem die fehlende Durchschlagskraft am Weg nach vorne, die das Aus bedeuteten. Und keine defensive Instabilität, wie man annehmen hätte können.

Team Kroatien
Kroatien: Zweieinhalb Spiele okay bis stark, aber dennoch hat es nicht fürs Achtelfinale gereicht.

Gegen Brasilien hätte man mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht verloren, wenn nicht der Referee einen Elfmeter gepfiffen hätte, den man nicht hätte pfeifen sollen. Gegen Kamerun nützte man die eklatanten Schwächen des Gegners konsequent aus. Nur gegen Mexiko wurde – vielleicht auch, weil Teamchef Kovac von seinem 4-4-1-1 abging und ein 4-3-3 versuchte, in dem sich das Team merklich nicht sonderlich wohl fühlte – es verpasst, die auf dem Papier bestehenden Stärken auszuspielen.

Weil vorne die hängende Spitze als Anspielstation fehlter – in den ersten beiden Spielen konnten weder Mateo Kovacic noch Sammir da wirklich überzeugen – war man dem mexikanischen Pressing ausgeliefert. Dennoch: Rakitic und Modric haben beide noch zumindest eine WM im Tank, mit Dejan Lovren sollte es auch bald wieder einen Innenverteidiger von Format geben, die meisten Spieler haben noch Steigerungspotenzial.

Wenn man Kovac die Zeit lässt, kann da bei der EM in zwei Jahren durchaus einiges herausschauen.

Bosnien: Zu viel Respekt gezeigt

Die große Stärke in der Qualifikation, die bei Bosnien schon lange überfällig war: Die herausragende Offensive mit dem brandgefährlichen Sturm-Duo Edin Dzeko und Vedad Ibisevic, mit Zvjedzan Misimovic dahinter an der Spitze der Mittelfeld-Raute. So fegte man über die Gegner hinweg – weshalb es schon sehr erstaunlich ist, dass Teamchef Safet Susic in der nicht gerade unüberwindbaren Gruppe mit dem Iran und Nigeria vom Erfolgs-Konzept abwich.

Bosnien
Bosnien: Beim Debüt zu wenig Mut gezeigt und auch etwas Pech gehabt. Da war mehr möglich.

Nicht nur, das er gegen Argentinien und Nigeria Ibisevic opferte und mit nur einer Spitze agierte, nein, auch sonst zeigte Bosnien vor allem im entscheidenden Spiel gegen Nigeria deutlich zu viel Respekt vor dem Anlass und deutlich zu wenig von dem Punch nach vorne, der Bosnien sonst auszeichnet. Die Herangehensweise war zu verhalten, zu langsam.

Natürlich war auch Pech dabei. Pech, dass ein korrekter Treffer gegen Nigeria nicht zählte, Pech, dass Dzeko in der Nachspielzeit den Pfosten traf, Pech, dass Messi eine leblose argentinische Mannschaft im Alleingang rettete, Pech, dass wegen der anderen Ergebnisse das Aus schon vor dem letzten Spiel feststand.

Aber das Vorrunden-Aus alleine am Pech festzumachen, würde zu kurz greifen. Der Abwehr fehlt es an internationalem Format, Misimovic ganz dramatisch am Tempo (noch ein weiterer Grund, warum es keine gute Idee war, ihm eine Anspielstation in der Spitze zu nehmen). Aber es gab auch einen Spieler, der positiv überraschte: Es ist kaum anzunehmen, dass der erst 21-jährige Sechser Muhamed Besic, der Messi an der ganz kurzen Leine hatte, noch lange bei Ferencváros in der sportlich völlig wertlosen ungarischen Liga spielt.

Vieles deutet darauf hin, dass dies eine einmalige, wenn man so will goldene Generation der Bosnier ist, die mit dem nahenden Karriere-Ende von Misimovic bald ihren ersten elementaren Baustein verliert. Wie lange man mit der Taktik auf hohem Niveau Erfolg haben wird, Flüchtlings-Kinder zu finden, die in anderen Ländern gut ausgebildet wurden, wird sich erst zeigen müssen. Die erste Teilnahme und den ersten Sieg bei einer WM kann Bosnien keiner mehr nehmen. Jedoch auch nicht die Gewissheit, dass mehr möglich gewesen wäre.

Russland: Bestenfalls biederer Durchschnitt

Furchteinflößend für die Gegner war das ja nicht von den Russen. Im Gegenteil. Die Auftritte der Sbornaja erinnerten mit einer erschreckenden Ähnlichkeit jener der Engländer vor vier Jahren. Was auch daran liegen mag, dass damals wie heute Fabio Capello der Trainer ist. Bei Österreichs Gruppengegner in der anstehenden EM-Quali stimmte über alle drei Spiele gesehen so gut wie nichts und so schaffte man es sogar in der vermutlich schwächsten Gruppe, auszuscheiden.

Russland
Russland: Weit von vergangener Form entfernt. Bieder, hölzern, harmlos und fehleranfällig.

Torhüter Akinfejev wirkte unsicher und machte teils haarsträubende Fehler. Die Innenverteidigung ist langsam und hüftsteif. Von den Außenverteidigern kommt zu wenig. Für die Position im linken Mittelfeld hatte Capello nur Notlösungen zu bieten. Kurz: Russland war von einer ungeheuerlichen Harmlosig- und Biederkeit.

Es war auch nie erkennbar, wofür diese Mannschaft eigentlich inhaltlich stehen möchte. Es gab kein echtes Pressing, keinen vernünftigen Aufbau, Alibi-Pässe im Mittelfeld. Lichtjahre von dem entfernt, was das russische Team 2008 unter Guus Hiddink zu einer der aufregendsten des Turniers gemacht hat.

Die russische Liga hat aber auch ein ähnliches Problem wie die englische, die Capello ja davor als Rekrutierungs-Becken zur Verfügung hatte, wenn auch nicht so extrem: Annährernd die Hälfte aller Spieler der russischen Liga, in der alle 23 Kader-Spieler unter Vertrag stehen, sind keine Russen – und viele besetzen bei den Klubs auch Schlüsselpositionen.

Anders gesagt: Wenn es bessere Spieler gegeben hätte, wären sie auch mit dabei gewesen. So aber konnte Capello nur Durchschnitt aufbieten, dazu sind nur zwei Stammspieler jünger als 27 Jahre. Sieht mittelfristig nicht so gut für Russland aus.

Portugal: Was schief gehen kann, ging schief

Es war ein ziemlicher Total-Kollaps, den die Portugiesen hingelegt haben – jene Portugiesen, die praktisch in der selben Besetzung vor zwei Jahren beinahe das EM-Finale erreicht hätten. Das ist aber nur in Einzelfällen wirklich Spielern anzulasten, gar beim Teamchef die Schuld zu suchen, wäre eigentlich völlig verkehrt.

Portugal
Portugal

Ob man Pepe im ersten Spiel wirklich ausschließen muss, sei mal dahingestellt, aber besonders intelligent war seine Aktion gegen Thomas Müller in keinem Fall. Nur: Fábio Coentrão schon im ersten Spiel verletzt zu verlieren, dazu mit Almeida (im ersten Spiel) und Postiga (im zweiten Spiel) mit Muskelblessuren nach jeweils 20 Minuten zu verlieren, was will man da machen.

Einen an sich verlässlicher Innenverteidiger, einen sehr guten Linksverteidiger und den Einser-Stürmer schon im ersten Spiel zu verlieren, das dann auch noch 0:4 in die Binsen ging, das verkraftet kein Team. So musste Veloso von der Sechs auf die Linksverteidiger-Position auswandern (wo er sich sichtlich unwohl fühlte), musste der international völlig unerfahrene William Carvalho auf der Schlüsselposition im defensiven Mittelfeld ran, musste der Dritte-Wahl-Stürmer Éder ganz vorne aushelfen. Und zum Drüberstreuen verletzte sich im letzten Spiel auch noch Torhüter Beto.

Derart verunsichert hätte man beinahe gegen die kampfstarken, aber individuell schwach besetzten US-Amerikaner verloren, da half dann auch der abschließende Sieg gegen Ghana nichts mehr. Und natürlich hätte Cristiano Ronaldo mehr zeigen können, aber wenn rund um ihn herum alles einstürzt, kann man das frühe Ausscheiden nicht dem Star von Real Madrid anlasten.

Es war ein Turnier nach dem Motto „Pech gehabt“. Abhaken, nach vorne schauen. Was soll’s.

Nächste Kontinental-Meisterschaft: Juni 2016 in Frankreich

Angesichts der Tatsache, dass sich neben dem Gastgeber noch 23 weitere Mannschaften für die aufgeblähte EM in zwei Jahren qualifizieren, ist anzunehmen, dass die komplette zweite Reihe aus Europa, die in Brasilien dabei war, auch dort dabei sein sollte. Einige davon werden auch sicher eine realistische Chance haben, dort gut auszusehen – vor allem Belgien, Kroatien und Portugal, aber auch die Schweizer.

Allen diesen Teams, den Mid-Majors aus dem alten Kontinent, ist beim Turnier in Brasilien aber eines gemeinsam: Bei allen herrschte Luft nach oben, niemand kann von sich sagen, das spielerische UND das resultatsmäßige Optimum herausgeholt zu haben. Die größten Sorgenkinder unter diesen Teams sind sicher die Russen (die mit Schweden, Österreich und Montenegro eine gemeine Quali-Gruppe haben) und die Bosnier, die wohl schon über dem Zenit sein dürfte (aber in der Gruppe mit Belgien, Israel und Wales kaum Probleme haben dürfte, sich zu qualifizieren).

Und klar ist auch: Viele Teams aus dieser zweiten Reihe sind nicht mehr auf Augenhöhe mit so manchem Vertreter der (vermeintlich) Großen, sondern hat diese schon überholt. Stellt sich nur die Frage, für wie lange.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2014/07/15/europas-zweite-reihe-von-recht-gut-bis-katastrophe-und-mit-luft-nach-oben/feed/ 5