Am 2. Dezember 2015 spielte zum ersten und bis heute auch letzten Mal ein Österreicher in der Kampfmannschaft von Real Madrid. Philipp Lienhart, der bei Real auf 43 Einsätze in der 2. Mannschaft sowie auf sieben Spiele in der Youth League gekommen ist, wurde beim 3:1-Sieg im Cup gegen Cadiz in der Schlussphase eingewechselt.
Lienhart, längst bei Freiburg eine fixe Größe in der Deutschen Bundesliga, ist Innenverteidiger. Die Vermutung liegt nahe, dass auch Alaba bei Real auf dieser Position eingeplant ist.
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Auch der Vertrag von Real-Klublegende Sergio Ramos läuft im Sommer aus, wie bei Alaba und den Bayern macht auch Ramos nicht mehr den unbedingten Eindruck, um jeden Preis beim Klub bleiben zu wollen – Real will nur ein Jahr verlängern, Ramos hätte gerne zwei. Alabas Verpflichtung stellt für Real so gesehen eine Sicherheit dar, sollte Ramos tatsächlich nach 16 Jahren den Klub verlassen. Es soll ein Angebot für Ramos aus der Premier League geben, auch PSG-Sportchef Leonardo wird Interesse nachgesagt.
Ramos‘ Partner in der Innenverteidigung, Raphaël Varane, hat noch bis 2022 Vertrag und ist sieben Jahre jünger als Ramos. Dahinter wird es mit Innenverteidigern aber dünn: Éder Militão, das ist mittlerweile klar, genügt den Anforderungen von Zinédine Zidane nicht und Nacho ist für Zidane ein solider Back-up, aber mit seinen 31 Jahren auch keine langfristige Option mehr.
Ferland Mendy hat, seit er 2019 für viel Geld von Lyon gekommen ist, Marcelo die Planstelle als Linksverteidiger abgenommen. Marcelo, ein Jahrzehnt lang unumstritten auf seiner Position, steht vor dem Abgang von Real. Mendy hat die Defensive bei den Madrilenen spürbar stabilisiert: Mit ihm in der Startelf gab es seit seiner Ankunft in Madrid nur halb so viele Gegentore wie mit Marcelo, ist aber auch ganz generell ein völlig anderer Spielertyp.
Mendy ist kein nach vorne stürmender, verkappter Flügelstürmer, sondern in erster Linie ein Verteidiger. Dadurch muss Ramos nicht mehr für seinen Linksverteidiger mitarbeiten. Mendy ist ein Mann der sicheren Pässe, es fehlt ihm im Aufbauspiel ein wenig an Ambition – hier hätte Alaba fraglos Vorteile gegenüber dem 25-jährigen Franzosen.
Auch möglich wäre natürlich eine analoge Partnerschaft mit Alaba zentral und Mendy links, wie es vor allem in der letzten Saison so paradehaft mit Alaba und dem schnellen Alphonso Davies bei den Bayern funktioniert hat: Mit zwei Verteidigern, die nach vorne denken.
David Alaba dreams of joining Real Madrid as a free agent according to @FabrizioRomano.
We’ve profiled him against Ferland Mendy as a left back and against Sergio Ramos who he might replace at centre back.
Is the Austrian what Los Merengues need?#rmfc #bayern pic.twitter.com/udtiJOXx3F
— Vizi Football (@ViziFootball) January 6, 2021
Dass sich Alaba selbst immer gerne als Mittelfeld-Kreativspieler betrachtet hat, ist kein Geheimnis, und im Nationalteam – vor allem unter Marcel Koller – durfte er sich auch im Zentrum austoben. Bei Bayern München hat er diese Gelegenheit selten bekommen, seit Pep Guardiola 2016 gegangen ist, nicht einmal mehr sporadisch.
Das kreative Mittelfeld von Real ist mit Kroos (31) und Modric (35) schon sehr auf der alten Seite. Alaba wird keinen der beiden auf ihrer Position ablösen – dafür wird sich Real schon andere namhafte Spieler holen – aber als Rotationsoption ist ein Alaba im Zentrum zumindest kurzfristig nicht auszuschließen.
Aus Sicht von Real Madrid ergibt eine Verpflichtung von Alaba Sinn. Er ist auf vielen Positionen einsetzbar, taktisch sehr variabel. Er hat die Erfahrung von über 400 Einsätzen für Bayern München, er weiß als zweifacher Champions-League-Sieger, wie man Erfolg hat und Leistungsdruck ist ihm nicht fremd.
Er ist 28 Jahre alt, seit zehn Jahren im europäischen Spitzenfußball unterwegs, und dabei doch immer noch sechs Jahre jünger als etwa ein Sergio Ramos – und noch dazu viel disziplinierter: Holt sich Ramos im Schnitt in jedem dritten Spiel eine gelbe Karte ab, waren es bei Alaba selten mehr als zwei pro Saison. Von Ramos‘ 26 Ausschlüssen ganz zu schweigen – verglichen mit keinem einzigen von Alaba im Profibereich (seine einzige rote Karte kassierte Alaba 2008 in der U-17-Bundesliga).
Die ablösefreie Verfügbarkeit von Alaba ist für Real Madrid – trotz eines kolportierten Jahresgehaltes von 11 Millionen Euro – eine angemessen kostengünstige Gelegenheit, mehrerer potenzielle Problemfelder abzudecken. Das Transferbudget selbst wird dadurch nicht belastet, womit davon auszugehen ist, dass Alaba nicht der einzige prominente Name sein wird, der dem tendenziell überalterten Kader etwas Auffrischung verpassen wird. Logische Namen wie Kylian Mbappé (22, PSG) und Erling Håland (20, Dortmund) geistern ebenso durch die Gerüchtespalten wie Mittelfeld-Talent Eduardo Camavinga (18, Rennes) für den Kreativbereich sowie Boubacar Kamara (21, Marseille) als möglicher Back-up für Casemiro.
Nüchtern betrachtet ist dieser Schritt sowohl für Alaba als auch für Real Madrid ein lohnender. Für beide Seiten gibt es zahlreiche Vorteile und keine nennenswerten Nachteile.
Nur: Ein „Ich möchte eine neue Herausforderung“ oder ein „ich will auch noch eine andere Liga sehen“ hätte Alaba auch mit viel weniger zerschlagenem Porzellan haben können. Er ist mit neun Titeln deutscher Rekordmeister, heuer könnte ein zehnter dazukommen, er ist eine Allzeit-Größe bei Bayern München. Dass sein Umfeld – der erst im März 2020 engagierte Berater Zahavi, Vater George – innerhalb weniger Monate Alabas Image so zielsicher in das eines geldgierigen Bengels dreht, das während einer beispiellosen Krisensituation darum feilscht, ob er nun 15 oder 17 und 20 Millionen Euro im Jahr verdient, war nicht nötig.
Und Alaba selbst muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass er selbst nichts dazu beigetragen hat, diesen Eindruck zu zerstreuen – außer einem dünnen „diese Summen stimmen ja gar nicht“ ist da nichts gekommen.
Nur: Dass man bei einem österreichischen Fußballer im Zusammenhang mit einem Wechsel zu Real Madrid davon sprechen muss, dass zumindest ein halbwegs gesichtswahrender Ausweg aus dieser monatelangen, eher unwürdigen Saga gefunden wurde, gab es in der nicht gerade kurzen Geschichte des heimischen Fußballs auch noch nie.
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]]>Tipp: Die große Bundesliga-Vorschau als Text gibts hier von Philipp.
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Wir sprechen in dieser Folge an folgenden Stellen vor allem über diese Klubs:
00:50 – RB Leipzig
07:45 – SC Freiburg
11:30 – Eintracht Frankfurt
15:15 – TSG 1899 Hoffenheim
18:45 – SV Darmstadt 98
22:30 – Werder Bremen
30:40 – FC Augsburg
35:50 – FC Ingolstadt
38:25 – Hamburger SV
43:00 – 1. FC Köln
46:30 – Vfl Wolfsburg
51:15 – Hertha BSC
53:45 – Mainz 05
58:10 – Schalke 04
1:02:25 – Borussia Mönchengladbach
1:05:45 – Bayer 04 Leverkusen
1:09:05 – Borussia Dortmund
1:14:00 – Bayern München
1:20:45 – Wir finalisieren unsere Meistertipps
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]]>Im schlechteren Fall, wenn er sehr gut eingestellt und hochklassig besetzt ist, macht der Gegner aber auch einfach gekonnt die Luken dicht und schützt pragmatisch vor allem anderen (ja auch vor dem Ziel, selbst ein Tor zu schießen) die kritische Zone – und recht häufig haben ballbesitzorientierte Mannschaften dem nichts mehr entgegenzuzsetzen. Zu fanatisch versuchen sie oft ihr mit viel mühsamer Arbeit einstudiertes und sonst ja so erfolgreiches Ding durchzuziehen und fahren sich in der Folge an den immer gleichen Stellen fest.
Der Grund ist, dass Ballbesitz mit zwei Elementen hochgehalten wird, die in solchen seltenen Fällen kontraproduktiv werden können. Die Stärke und gelegentlich eben auch das Problem des Ballhaltens ist die indoktrinierte Risikoscheue – vor allem wenn ein Team nicht in Hochform agiert und vor Selbstvertrauen und Mut strotzt. Das zeigt sich an:
1. Sichere Pässe. Um den Ball nicht zu verlieren, spielt man ihn eben nicht in das Mini-Loch in der Abwehr, das sich gerade so irgendwie andeutet, sondern in eine Zone, in der ihn ein Mitspieler ziemlich sicher erreicht. Real Madrid hat gegen die Bayern mehrere Seiten aus Jose Mourinhos Anti-Barcelona-Buch kopiert. In den 30 Metern zentral vor dem Tor, da war man kompakt, agierte stets in Überzahl und ließ keine einfachen Pässe zu. Die Seitenlinien wurden großteils vorgegeben, man verschob deshalb auch nicht sehr stark und blieb gegen Spielverlagerungen unanfällig. Erst wenn zum Beispiel die Zangler Ribery und Robben versuchten in die Mitte zu ziehen, wurden sie gedoppelt und prallten ab. An der Outlinie sollen sie doch ruhig tanzen. Und in der Abwehr ließ man den Gegner sowieso ungestört hin und her passen, presste selbst bei schlechten Pässen nicht drauf.
2. Sichere Laufwege. Das ist scheinbar dasselbe, aber eigentlich die zweite Seite der mentalen Medaille. Um seinem Mitspieler dabei zu helfen, den Ball zu halten, rennt man eben auch nicht in das riskante Loch, sondern bietet sich möglichst einfach an. Da in der Mitte die Räume eng waren, gingen die Bayern-Spieler in Madrid auch kaum in diese Zone – schon gar nicht im Kollektiv, um das engmaschige Netz zu zerreißen. Mario Mandzukic war über weite Strecken des Spiels vollkommen auf sich allein gestellt, im Strafraum von 2-3 bedingungslos agierenden Spielern gedeckt und damit abmontiert.
Erst als Thomas Müller und Mario Götze ins Spiel kamen, änderte sich das, weil es vor allem in Müllers Natur liegt, Räume einzunehmen, die andere gar nicht erst erkennen. Und wenn dort, wo es weh tut, schonmal ein Mitspieler rumschwirrt, zieht das eben auch andere an. In der Schlussphase hatten die Bayern dann öfters plötzlich 3-4 Spieler im Strafraum. Und wäre es nicht sehr spät im Spiel gewesen, hätten sich dadurch auch öfter jene Räume vor der Box aufgetan, aus denen Toni Kroos oder einer der Außenverteidiger gerne schießt.
Pep Guardiola hat diese Maßnahmen zur Adaptierung (wohlgemerkt im Auswärts-Hinspiel) erst spät getroffen, obwohl man davon ausgehen darf, dass sie sicher auch ihm recht offensichtlich erschienen. Aber sie haben eben ein Problem, besonders wenn der Gegner erst mit Cristiano Ronaldo und später mit einem frischen Gareth Bale auf blitzschnelle Konter lauert. Und dieses Problem mögen ballbesitzorientierte Teams und Trainer nicht: Sie sind riskanter.
Und Risiko nimmt man erst, wenn man muss.
Zum Beispiel beim Rückspiel? (tsc)
]]>Während Bayerns 4-2-3-1 ein Dauerbrenner ist, ließ Jürgen Klopp gegen Ballbesitz-dominierende Gegner wie die Münchner zuletzt erfolgreich sein System kippen. Spielverlagerung interpretiert es als 4-5-1, Philipp hat es hier als 4-3-3 beschrieben.
Dies beschneidet die Offensivfähigkeiten des BVB etwas, dass Dortmund dadurch aber nicht zuviel an Potenz verliert, liegt daran, dass sie an den Seiten extrem flinke Spieler haben und dass das Zentrum mit Druck umgehen kann. Und defensiv scheint es besser geeignet um bedächtig vorgehenden Mannschaften den Schrecken der Breite zu nehmen und gleichzeitig die Mitte abzudichten. Der Kniff auch gegen den englischen Meister Manchester City gut funktioniert und im Dezember immerhin mit einem 1:1 in München die Serie der Spiele gegen Bayern ohne Niederlage verlängert.
Dortmund spielt ohnehin schon seit Jahren ein beeindruckendes Umschaltspiel. Aber auch die Bayern haben in dieser Saison an schneller Vertikalität gewonnen. Durch die Mitte zu Kontern ist gegen die Bayern schwierig, das hat zuletzt schon Arsenal trotz Speedy Walcott feststellen müssen. Mit Lewandowski hat Dortmund dort einen anderen Charakter stehen, der Bälle behaupten und an die flinken Außenspieler abgeben kann. Ob wir heute zwei Teams sehen, die sich neutralisieren, oder ein flottes Hin und Her, die entscheidenden Positionskämpfe dürften sich zwischen David Alaba und Mario Götze bzw. Philip Lahm und Marco Reus abspielen. Wer kann die Flügelspieler des Gegners neutralisieren und seine eigenen vorne in Stellung bringen?
Zur Einstimmung nochmal unsere beiden letzten Analysen von Spielen zwischen Bayern und Dortmund:
Bundesliga 2012/13, 13. Spieltag: 1:1
DFB-Cup 2011/12, Finale: 5:2 für Dortmund
(tsc)
]]>Die ersten sechs Klubs sind gegenüber dem Vorjahr unverändert. Real Madrid schafft als erster Fußballklub über eine halbe Milliarde Umsatz, Barcelona folgt knapp dahinter, Manchester United, Bayern München und Chelsea haben schon einigen Respektabstand. Arsenal hält den sechsten Platz knapp, dahinter hat sich Manchester City dank Meistertitel und Champions League herangepirscht. Auch Italiens Meister Juventus stößt in die Top 10. Inter und Schalke fallen demgegenüber aus diesen heraus.
Würde man die österreichische Bundesliga zusammenrechnen, käme sie mit 155,1 Mio. Euro Umsatz (Zahlen von Deloitte, Näheres bei 90minuten) übrigens auf Rang 15 dieser Liste.
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