baumgartlinger – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sun, 19 Jun 2016 06:07:11 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 ÖFB-Team ultra-defensiv zum 0:0 – mit Glück und auch Geschick https://ballverliebt.eu/2016/06/19/oefb-team-portugal-defensiv-oesterreich-ronaldo-euro-2016/ https://ballverliebt.eu/2016/06/19/oefb-team-portugal-defensiv-oesterreich-ronaldo-euro-2016/#comments Sat, 18 Jun 2016 23:37:29 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12668 Österreich ermauert und erzittert und erkämpft sich im zweiten Gruppenspiel der EM ein äußerst glückliches 0:0 gegen Portugal. Teamchef Koller stellte das ÖFB-Team dabei extrem defensiv ein und profitierte auch von der Abschlussschwäche des Gegners, Ronaldo verschoss zudem einen Elfmeter. Immerhin: Mit diesem Punkt hat Österreich den Achtelfinal-Einzug noch selbst in der Hand.

Portugal - Österreich 0:0
Portugal – Österreich 0:0

Junuzovic verletzt, Harnik auf dem Flügel in absoluter Un-Form, Alaba seit Monaten ein schönes Stück von seinem Leistungspotenzial entfernt, dann auch noch den Rückschlag der 0:2-Auftaktniederlage gegen Ungarn im Rücken – und Portugal vor der Brust. Mit all diesen Parametern änderte Marcel Koller die Herangehensweise gegenüber den üblichen Gepflogenheiten völlig.

Strikte Defensive

Mit zwei Viererketten, die recht eng beinander standen, zog Österreich einen dichten Kordon vor dem eigenen Strafraum auf; davor waren Alaba und Harnik an vorderster Front aufgestellt. Man überließ Portugal (in einem 4-3-3 statt wie beim 1:1 gegen Island in einem 4-4-2) recht bereitwillig den Ball und achtete darauf, dass durch das Zentrum nichts durchkam.

Die Schlüsselspieler dafür waren Julian Baumgartlinger und Stefan Ilsanker, die in der Mittelfeld-Viererkette die beiden mittleren Positionen einnahmen. Diese beiden hatten ganz offensichtlich keine nennenswerten Aufgaben im Spielaufbau, sondern waren einzig und allein dafür verantwortlich, dass Moutinho und André Gomes keine Steilpässe durch die Reihen durchspielen konnten.

Doppeln der Außenstürmer bei Vertikalläufen

Das klappte vorzüglich, weswegen der jeweilige Mittelstürmer der Portugiesen (zu Spielbeginn Nani, oft aber auch Ronaldo) keine sinnvollen Anspiele aus der Tiefe bekamen. Österreich drängte Portugal also auf die Flügel.

Hier war die Strategie darauf ausgelegt, dass der jewilige Außenstürmer Portugals, sobald er einen Lauf in den Strafraum bzw. in Richtung einer Position für eine aussichtsreiche Flanke startete, von zwei Österreichern verfolgt wird. Vor allem auf der linken Abwehrseite mit Fuchs (plus Arnautovic bzw. Ilsanker) wurden diese Situationen sehr gut gelöst, auch auf der anderen funktionierte zumindest dieser Move ganz gut.

Rechte Abwehrseite zu durchlässig

Portugal blieb damit quasi nur noch die Option, mit Bogenläufen zwischen die Linien zu kommen bzw. über die Außenverteidiger (Vieirinha rechts nicht so gut, der Neo-Dortmunder Raphaël links aktiver) hinter die Ketten des ÖFB-Teams zu kommen.

Gegen den defensiv ausgesprochen disziplinierten und eifrigen Arnautovic gab es kaum ein Durchkommen, aber Sabitzer auf der anderen Seite agierte defensiv ziemlich durchlässig. Praktisch immer, wenn Portugal gefährlich wurde, geschah dies über einen Vorstoß über die Seite von Sabitzer und Klein und eine Flanke vor den Fünferraum, zwischen die österreichischen Ketten hinein.

Ronaldo scheiterte nach Raphaël-Flanke knapp (21.), Nani setzte den Ball nach Raphaël-Flanke an den Pfosten (29.).

Österreichs Offensive

Der Aufbau der Österreicher – in den seltenen Fällen, in denen es einen solchen gab – ging eben nicht über Baumgartlinger, der spielte Pässe fast immer quer oder zurück, sicherte die Kugel ab. Es ging bei Österreich viel eher über die Außenverteidiger mit ihren Vorderleuten, und da im Speziellen einmal mehr fast ausschließlich über Fuchs und Arnautovic – oder über lange Bälle auf den Zielspieler Harnik.

In diesen Situationen wäre vermutlich Janko die geschicktere Option gewesen, aber es war recht offensichtlich, dass Koller hier Harniks Tempo als wichtiger für die defensive und auf Gegenstöße in möglichst offenen Raum ausgerichtete Spielanlage erachtete als den nach seiner Blessur gegen Saisonende ohnehin nicht ganz fitten Hünen Marc Janko.

Die portugiesische Strategie gegen einen geordneten Aufbau von hinten heraus bestand darin, dass die drei aus der Offensivkette (Ronaldo, Nani, Quaresma) sich nahe zur Abwehrkette bzw. zu Almer orientierten, sodass auch hier eher der lange Ball die Option war. Weil Österreich aber praktisch nie geordnet von hinten aufbaute, gab es diese Situation auch nur zwei-, dreimal.

Portugals Offensive

Auffälligstes Feature des portugiesischen Teams waren die ständigen Positionswechsel von Ronaldo, Nani und Quaresma. Jeder nahm jede Position ein (bis auf Quaresma in der Mitte), oft passierten diese Rochaden im Minutentakt. Moutinho und André Gomes wurden im Zentrum darauf limitiert, Querpässe zu spielen und kamen daher nicht ganz wie gewünscht zur Geltung.

Aufgrund der Kopfballstärke von Ronaldo waren gerade die Crosses fast immer brandgefährlich, auch, weil hier oft nicht ganz klar war, wie vor dem Tor die Zuordnung zu sein hatte. Jedenfalls kam Portugal so deutlich zu oft zu wirklich großartigen Torchancen, die Robert Almer ebenso großartig parierte.

Wenige Torchancen für ÖFB-Team

Genau nach 37 Minuten und 30 Sekunden, nach einem Eckball für Portugal, schaltete Österreich plötzlich völlig unvermittelt für fünf Minuten in den altbekannten Aggressiv-Modus um. Sofort wirkte Portugal etwas gehetzt, hatte sich ein wenig in defensiver Sicherheit gewogen – die einzige echte Torchance bis dahin war eine von Harnik knapp verpasste Flanke gleich zu Spielbeginn.

Auch in dieser Phase kam Österreich zu einer starken Chance, aber Vieirinha kratzte die Freistoß-Flanke gerade noch vor Harnik von der Linie. Sehr viel mehr Chancen hatte das ÖFB-Team im kompletten Spiel nicht, wie auch die Expected-Goals-Grafik beweist.

Die Kräfte schwinden

Garniert wurde die grundsätzliche Sicherheit in der Mitte des Feldes lange Zeit auch noch durch das gute Auge und das gute Timing von Sebastian Prödl beim Herausrücken, der auch zwei, drei Szenen durch beherztes Verlassen seiner Position entschärfte. So ab der 70. Minute etwa schlichen sich vermehrt Unsauberkeiten im Abdecken des Sechserraumes ein – höchstwahrscheinlich durch das Schwinden der Kräfte.

Die Abstände wurde in dieser Phase immer wieder etwas zu groß und Portugals Dreier-Angriff (dann mit João Mário statt Quaresma) lauerte da bereits gezielt in genau diesem Raum zwischen den Ketten. In dieser Phase nahm die Gefährlichkeit Portugals wieder zu und vor allem Ronaldo erkannte und nützte die kleinen Nachlässigkeiten immer mehr.

Hintereggers Ringkampf-Einlage gegen Ronaldo, die zum Elfmeter-Pfiff führte (78.) ist da nur die plakativste Szene gewesen. Glück für Österreich, dass Ronaldo – der ansonsten ein sehr engagiertes und auch ansprechendes Spiel abgeliefert hat, auch wenn man das seinem zunehmend genervten bis verzagten Gesichtsausdruck nicht ganz entnehmen konnte – den Strafstoß an den linken Pfosten knallte.

Alaba und Sabitzer

David Alaba in seiner Rolle als De-facto-Sturmspitze als klar schwächsten Österreicher zu bezeichnen, wäre (angesichts der Ungewohnheit der Rolle und Sabitzers Auftritt) ein wenig unfair. Aber die Tatsache, dass Koller den Bayern-Legionär nach einer Stunde durch Alessandro Schöpf ersetzte (der seine Aufgaben gegen den Ball schon präziser erfüllte als Alaba), spricht schon Bände.

Und auch Marcel Sabitzer muss man als Under-Performer bezeichnen. Nicht nur, dass er defensiv gegen Raphaël oft zu wenig herhielt, war er auch ein limitierender Faktor im Vorwärtsgang. Praktisch immer, wenn er an den Ball kam, beschleunigte er das Tempo im Gegenstoß nicht (so wie Fuchs und Arnautovic auf der anderen Seite), sondern nahm den Schwung heraus, verzettelte sich in Zweikämpfe, brachte seine Mitspieler nicht eingesetzt.

Ein wirkliches Upgrade gegenüber Martin Harnik, der diese Position zuletzt recht formschwach bekleidet hat, war Sabitzer also nicht.

Fazit: Mut zur Feigheit. Und viel Glück.

Man muss es Marcel Koller zugute halten, dass er nicht sklavisch an dem Fußball festhält, der ihm vorschwebt, wenn aufgrund von Verletzungen, Sperren und Formschwächen zwei der der Schlüsselspieler im Zentrum mehr oder weniger nicht zur Verfügung stehen (Junuzovic und Alaba) und auch Stammkräfte anderswo (Dragovic) fehlen. Koller weiß, dass sein Spiel ohne Junuzovic vor allem gegen einen spielstarken Gegner wie Portugal nicht durchzuführen ist. Darum lässt er es bleiben. Gerade Herbert Prohaska hielt ja 1998 nibelungentreu am seit Monaten formschwachen Andi Herzog fest, statt auf Hannes Reinmayr zu setzen, der eine tolle Saison gespielt hatte.

Die ultra-defensive Herangehensweise in diesem Spiel hat – wenn auch mit einem gehörigen Batzen Glück – zum erhofften Punkt geführt, wird in dieser Form aber garantiert nur eine Option für den Extremfall bleiben. Anstatt die Stärken des Stamm-Kaders zu betonen, wurde beim 0:0 gegen Portugal so gut es geht um die neu aufgetretenen Schwachpunkte herumgespielt.

Das sah alles andere als schön aus (4:23 Torschüsse und 0:10 Ecken, die 41% Ballbesitz wirken etwas viel, die 75%-Passquote ist eine Steigerung gegenüber dem Ungarn-Spiel), ging auch in diversen Situationen beinahe schief, aber es ist auch das Zeichen eines mutigen Trainers, in so einer Situation alles umzuwerfen, was bisher war. Es war nicht ganz das 5-5-0 von Andi Heraf bei der U-20-WM gegen Argentinien letztes Jahr, aber weit weg davon war es auch nicht. (Unterschied: Heraf stellte damals gegen ein schwaches Team ohne Not auf feig, Koller hatte im Grunde kaum eine andere Wahl).

Dieses 0:0, so glücklich der Tanz auf der Rasierklinge auch war, ermöglicht Österreich nun noch ein paar Tage auf das Achtelfinale zu hoffen. Mit einem Sieg gegen Island ist man fix Dritter (mit einem Sieg ab vier Toren Differenz ist man auch fix einer der besten vier Dritten, danke @LukasMatzinger). Sollte Ungarn etwas gegen Portugal holen, ist für Österreich sogar noch der zweite Platz möglich.

Es ist davon auszugehen, dass man gegen Island wieder anders agieren wird als beim 0:0 gegen Portugal. Andererseits kann Island ja mit der Bürde des Gestaltenmüssens recht wenig anfangen. Das letzte Duell mit den Isländern gab es im Übrigen vor zwei Jahren, es endete mit einem 1:1.

euro gruppe

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Ohne Baumgartlinger keine Lösung nach Terims Umstellung https://ballverliebt.eu/2016/03/29/oesterreich-tuerkei-baumgartlinger-koller-terim/ https://ballverliebt.eu/2016/03/29/oesterreich-tuerkei-baumgartlinger-koller-terim/#comments Tue, 29 Mar 2016 21:39:29 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12259 Ohne Baumgartlinger keine Lösung nach Terims Umstellung weiterlesen ]]> Österreich verliert das Testspiel gegen die Türkei mit 1:2. Das Ergebnis ist nicht schlimm, zumal die Gegentore aus einem Freistoß und einem Torwart-Patzer entstanden. Was hingegen sehr wohl etwas Sorge bereitet: Ohne Julian Baumgartlinger, der krank fehlte, konnte Marcel Koller nicht so reagieren, wie das nach der intelligenten Umstellung des türkischen Trainers Fatih Terim notwendig gewesen wäre.

2016 03 29 Aut-Tur 1-2

Vor Terims Umstellung

Der Hauptunterschied in der österreichischen Herangehensweise zum Spiel gegen Albanien war die deutlich tiefere Positionierung von Stefan Ilsanker gegenüber Julian Baugartlinger. Der offene Sechserraum, der gegen Albanien noch das Hauptproblem war, war durch diese Maßnahme deutlich stabiler besetzt.

Durch die tiefe Position von Ilsanker und die hohe von Junuzovic, der gemeinsam mit Okotie wieder vorne presste, ergab sich bei Österreich sowas wie ein 4-1-3-2. Die Pressingwege passten (mit einigen Ausnahmen, wo die zweite Welle nicht so recht nachrückte), man zwang die Türken zu langen Bällen. Die viel rochierenden Außenstürmer Arda und Çalhanoğlu kamen kaum zur Geltung, die beiden Achter Oğuzhan und Ozan waren kaum ein Faktor.

Defensiv arbeitete auch Guido Burgstaller auf der rechten ÖFB-Seite äußerst stabil, da verdiente er sich gute Noten. Im Vorwärtsgang aber war der Nürnberger keine Offenbarung: Wenn es gefährlich nach vorne ging, war so gut wie immer Marko Arnautovic beteiligt (wie beim 1:0). Denn was die Türken gut machten: Sie ließen sich nicht darauf auf, das Pressing kurz zu umspielen und Österreich damit den kurzen Weg zum Tor zu eröffnen, sondern achteten darauf, wenn möglich die Kugel weit weg zu schlagen. So war Österreich zu einem eigenen Aufbau gezwungen.

Selbst gefährlich wurde die Türkei praktisch nur aus Weitschüssen und Freistößen. So baute auch Çalhanoğlu kurz vor der Halbzeitpause einen Freistoß zum 1:1 ein.

Nach Terims Umstellung

Es gibt auf der Welt kaum eine Handvoll Trainer, die ein dermaßen präzises In-Game-Coaching beherrschen wie Fatih Terim. Bei der EM 2008 etwa stellte er in jedem der fünf Spiele in einem anderen System auf, und in jedem der fünf Spiele stellte er auch innerhalb des Matches um, um auf den Spielverlauf und den Gegner zu reagieren.

Zweite Hälfte
Zweite Hälfte

Und Terim tat auch in diesem Testspiel, was Terim am besten kann: Umstellen. Es kam ein neuer Rechtsverteidiger (Şener für Gönül, der mit Arnautovic etwas überfordert war) und RM Volkan Şen für Achter Oğuzhan. Aus dem 4-1-4-1 wurde nun ein recht klares 4-2-3-1, Çalhanoğlu ging in die Mitte und blieb dort, Arda besetzte nun durchgänig die linke Angriffsseite.

So war im denfensiven Zentrum (wo nun zwei statt einer standen) mehr Stabilität gegeben, weil man Österreich den Weg zu Junuzovic und Okotie durch das Zentrum nahm – Alaba kam da alleine kaum mehr durch. So wurde auch die Tatsache ausgenützt, dass Österreich keinen Passgeber im Sechserraum hatte: Ilsanker ist ein braver Zweikämpfer, aber keiner, der (wie Baumgartlinger) die Übersicht und die Passgenauigkeit hat, um die türkische Doppelsechs mit Ozan und İnan zu durchspielen, ohne gleichzeitig noch dazu Çalhanoğlu aus den Augen zu verlieren.

Das zweite türkische Tor hatte mit dieser Umstellung natürlich nichts zu tun, das war ein individueller Schnitzer von Ramazan Özcan. Aber Österreich fand im kompletten restlichen Spiel keine wirkliche Antwort auf die veränderte türkische Raumaufteilung.

Auch Baumgartlinger unersetzbar

Im Laufe der Qualifikation hieß es immer wieder, es gäbe nur einen ÖFB-Spieler, der in der Spielanlage wirklich unersetzbar wäre – Zlatko Junuzovic. Dieses Spiel erbrachte aber den Beweis, dass auch ohne einen Julian Baumgartlinger (vor allem in seiner aktuellen Top-Form) das Spiel heftig krankt. Ilsanker ist einfach ein völlig anderer Spielertyp, dem es an Baumgartlingers extremer Übersicht und dessen Auge für den richtigen Pass fehlt. Veli Kavlak hat keine Spielpraxis und Florian Grillitsch (der für diese Position auch in Frage käme) kennt die Mannschaft und die Abläufe noch nicht.

Ohne diesen Dreh- und Angelpunkt fehlte Koller der entscheidende Baustein, um auf Fatih Terims Anpassungen reagieren zu können. Ob dann vorne ein Hinterseer, ein Janko oder ein Jantscher kommt, macht keinen wirklichen Unterschied, wenn der Quarterback fehlt. Terim, der Spieleleser, erkannte dies in der ersten Halbzeit und stellte sich darauf ein.

Diese Fähigkeit macht die Türkei bei der EM zu einer potenziellen Überraschung, obwohl die individuelle, internationale Qualität (von Arda und Çalhanoğlu abgesehen) nicht vorhanden ist – aber die Kombination aus einer sicheren Defensive mit einem soliden Goalie, der keinen Blödsinn macht, und dem Auge von Terim und eben dem Duo von Bayer bzw. Barça ist einiges drin.

Für Koller hingegen war es die Bestätigung, dass er Baumgartlinger braucht. Die Zeit, bis zur EM noch einen Alternativplan aus dem Hut zu zaubern, wird er vermutlich nicht haben und in zwei Tests (einem davon gegen Malta), in dem es eigentlich nur noch um das allerletzte Eingrooven geht, sollte das wohl auch nicht mehr geschehen.

Was die beiden Tests gegen Albanien und die Türkei gezeigt haben: Wie unendlich wichtig der Sechserraum ist. Defensiv wie offensiv.

 

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Staubtrocken und konsequent: Österreich zerlegt Schweden 4:1 https://ballverliebt.eu/2015/09/09/staubtrocken-und-konsequent-oesterreich-zerlegt-schweden-41/ https://ballverliebt.eu/2015/09/09/staubtrocken-und-konsequent-oesterreich-zerlegt-schweden-41/#comments Wed, 09 Sep 2015 07:15:00 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=11597 Staubtrocken und konsequent: Österreich zerlegt Schweden 4:1 weiterlesen ]]> Es ist vollbracht: Mit einer vor allem gegen den Ball herausragenden Leistung gewinnt Österreich 4:1 in Schweden und löst damit erstmals seit 18 Jahren wieder auf sportlichem Weg das Ticket zu einem Großereignis. Das hat das Team von Marcel Koller einem erschreckend einfallslosen Gegner und einer wachen und sehr aufmerksamen eigenen Vorstellung zu verdanken.

Schweden - Österreich 1:4 (0:2)
Schweden – Österreich 1:4 (0:2)

Schwedens Förbundskapten Erik Hamrén machte seine Formation schon viele Stunden vor dem Anpfiff öffentlich und die Positionierung von Offensiv-Flügelmann Seb Larsson als Rechtsvertediger ließ keinen anderen Schluss zu, als dass Schweden versuchen würde, über die Flügel zum Erfolg zu kommen – und auf dieser Seite die Kreise von Arnautovic und Fuchs einzudämmen.

Nach außen verteidigt…

Das Rezept von Österreich dagegen war ebenfalls auf die Außenbahnen ausgereichtet – allerdings im defensiven Sinne. Vor allem bei Larsson war auffällig, dass sobald er von IV Granqvist den Ball quer zugespielt bekam, zwei Österreicher voll auf Larsson liefen. Das zwang ihn dazu, den Ball schnell wieder los zu werden. Auch dadurch kam der im Hinspiel noch so starke Erkan Zengin vor ihm überhaupt nicht ins Spiel.

Das dämliche Elfer-Foul von Kim Källström, dass schon wieder zu einem frühen Rückstand der Schweden führte, tat natürlich das Übrige, dass sich Österreich mit dem 1:0 im Rücken voll auf die Strategie gegen den Ball konzentrieren konnte.

…und zwar konsequent

Das hieß: Man überließ den Schweden durchaus den Ball, aber sobald es einen Querpass gab, wurde der Ballweg und der Passempfänger in Richtung außen gedrängt. Nicht selten verschob Österreich schon konsequent nach außen, da war der schwedische Pass kaum gespielt. Kurzum: Der Schwede, der einen Horizontalpass bekommen sollte oder daran dachte, mit dem Ball in Richtung Außenlinie zu dribbeln, hatte schon verloren.

Die Folge davon war, dass Schweden von immer weiter hinten die langen Bälle auspackte, weil es anders nicht gelang, die Kugel irgendwie in die Nähe der Sturmspitzen Ibrahimovic und Berg zu bringen. Aus dem Spiel heraus wurde Schweden praktisch nie gefährlich, es mussten schon zwei Freistöße herhalten, um ernsthafte Torschüsse anzubringen.

Baumgartlinger deluxe

Im Mittelfeld-Zentrum war neben Ballverteiler David Alaba, der sich wesentlich tiefer als gegen Moldawien positionierte, vor allem Julian Baumgartlinger in überragender Form. Sein Blick für die Situation und für die unspektakuläre Lösung von potenziell kritischen Situationen entschäfte einige schwedische Umschaltgelegenheiten schon im Ansatz.

Paradebeispiel war eine Szene nach rund einer halben Stunde, als Österreich im Vorwärtsgang den Ball verlor und ein großer Raum zwischen den Reihen entstand, aber Baumgartlinger drängte den schwedischen Spieler so geschickt ab, dass er nicht nur die kritische Situation entschärfte, sondern gleichzeitig dem Rest des Teams die Zeit gab, sich zu formieren, sollte der Schwede doch an ihm vorbei kommen.

Wach und aufmerksam

Wie überhaupt sich das österreichische Team durch eine extreme geistige Wachheit auszeichnete. Es gelang praktisch immer, die Laufwege und die Positionierungen so zu gestalten, dass es einen potenziellen Not-Anspielpartner gab oder zumindest einen Mitspieler in der Nähe, der zur Not sofort zur Stelle war.

So musste Österreich oft nicht einmal in Gegenpressing-Modus schalten, weil der Ball im Grunde schon wieder gewonnen war, noch ehe er richtig verloren war. Dadurch wurden die Schweden zunehmend mürbe und auch hektisch. Das 2:0 durch Harnik kurz vor der Pause war der Blattschuss: Alleine in den fünf Minuten vor der Halbzeit ergaben sich durch das entstehende schwedische Chaos drei weitere hochkarätige Möglichkeiten für Österreich.

Hamréns Panikreaktion

Hatte Hamrén vor zwei Jahren im entscheidenden Spiel gegen Österreich mit geschickten Adaptierungen zur Halbzeit noch das Match zum kippen gebracht, fiel ihm diesmal zunächst überhaupt nichts ein. Nach einer Stunde dann folgte ein Wechsel, den man nur als Panikreaktion interpretieren kann: Für den unsichtbaren RM Zengin kam Thelin, ein Stürmer.

Ab 62. Minute
Ab 62. Minute

Nun agierte Ibrahimovic hinter den Spitzen Thelin und Berg, Forsberg (der sehr hoch stand und zuweilen als dritter Stürmer unterwegs war) weiter auf der linken Seite mit dem zunehemend frustrierter Olsson; dafür tat sich vor Seb Larsson ein riesiges Loch auf.

Die linke Seite von Österreich war, wie gewohnt, die Produktivere und nun stand der arme Larsson alleine gegen Fuchs und Arnautovic. Schweden versuchte nun noch mehr, die linke Angriffsseite mit Olsson und Forsberg zu forcieren, das eklatante Ungleichgewicht in der Formation bewirkte aber eine wachsende Instabilität innerhalb der schwedischen Formation.

Mit anderen Worten: Österreich fand nun genüsslich Platz, sich in Kontersituationen über das Spielfeld zu kombinieren und hätte eigentlich schon viel früher den Sack zumachen müssen als „erst“ in der 76. Minute, als Marc Janko das schon längst überfällige 3:0 markierte.

Das vierte Tor durch Harnik war dann nur noch die Draufgabe und Ibrahimovic‘ Ehrentreffer in der Nachspielzeit nur noch von statistischem Wert. Schweden war geschlagen und ergab sich in das Schicksal, von einer extrem abgebrühten Mannschaft klassisch ausgeknockt worden zu sein.

Fazit: Abgezockt und staubtrocken

Eine solche  absolute Stabilität, eine solche Abgezocktheit, ein solches Vertrauen in die eigenen Stärken und den eigenen Matchplan, ohne dabei auch bei klarer Führung schlampig zu werden, ist zutiefst un-österreichisch und gerade deshalb so bemerkenswert. Selbst in Situationen, in denen Schweden doch einmal gefährlich wurde, gab es keine echte Panik – im Zweifel wurde der Ball halt doch einmal rausgebrochen.

Die Maßnahme, das schwedische Spiel so konsequent nach außen zu verteidigen griff bei Trekronor-Team voll, es gab auch nie so etwas wie einen wirklichen Alternativ-Plan. Nur eine Panik-Reaktion von Hamrén, die von seiner Mannschaft auch ebenso panisch und wenig durchdacht ausgeführt wurde.

So gesehen war dieses Spiel, der (bisherige) Höhepunkt dieser Spieler-Generation, ein Spiegelbild der ganzen Qualifikation. Wie passend, dass genau damit der Gruppensieg und damit das EM-Ticket fixiert werden konne.

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Mittelfeld aufgerissen, keine Gefahr erzeugt – 1:1 gegen Bosnien https://ballverliebt.eu/2015/03/31/mittelfeld-aufgerissen-keine-gefahr-erzeugt-11-gegen-bosnien/ https://ballverliebt.eu/2015/03/31/mittelfeld-aufgerissen-keine-gefahr-erzeugt-11-gegen-bosnien/#comments Tue, 31 Mar 2015 21:58:21 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10931 Mittelfeld aufgerissen, keine Gefahr erzeugt – 1:1 gegen Bosnien weiterlesen ]]> Man wurde das Gefühl nicht so wirklich los, dass dieses Spiel für die Legionäre eher eine Fleißaufgabe von mäßiger Relevanz und geringer Konsequenz war. Andererseits konnten sich Spieler aus der österreichischen Liga, die beim 1:1 gegen Bosnien mehr als sonst zum Einsatz kamen, nicht nachhaltig beweisen. Mit dem Resultat gegen den WM-Teilnehmer kann man leben, aber mit dem Spiel nicht so ganz.

Österreich - Bosnien 1:1 (1:0)
Österreich – Bosnien 1:1 (1:0)

Die personellen Wechsel gegenüber der Stammformation hatten auf die Spielanlage Österreichs weniger Einfluss als die gegenüber den letzten Spielen wieder deutlich höhere Positionierung von Zlatko Junuzovic, der oft annähernd auf einer Höhe mit Marc Janko agierte. Etwa beim 5:0 in Liechtenstein war Junuzovic noch deutlich weiter hinten positioniert und verschob vorwiegend horizontal.

Das Loch weder geschlossen noch umspielt

Hier aber kam er wieder seiner Rolle als zweiter Presser gegen die Spieleröffnung nach. Der Umstand, dass Alaba aber oft wieder sehr tief agierte, ließ in Kombination mit Junuzovic‘ sehr hohem Spiel viel Raum im Mittelfeld, in dem es kaum Österreicher gab, aber einige Bosnier. Diese agierten recht passiv, zogen sich in zwei Viererketten zurück und überließen Österreich den Ball.

Dem ÖFB-Team gelang es nicht nachhaltig, das Loch im Zentrum entweder zu schließen oder es zu umspielen. Medunjanin und Hadžić in der bosnischen Zentrale machten die Passwege nach vorne gut zu (dafür machten sie sonst sehr wenig), dazu wurde Arnautovic auf seiner Seite von Mujdža und Vršajević konsequent gedoppelt. Mit Fortdauer des Spiels versuchte Arnautovic immer öfter, nach innen zu dribbeln, eine Belebung für die österreichische Offensive war dies aber nicht.

Probleme im Spielaufbau

Die rechte Seite mit Klein und Sabitzer agierte sehr zurückhaltend, gerade Klein achtete im Zweifel immer darauf, möglichst wenig Risiko zu gehen und eher den Rückwärtsgang einzulegen, kein Wunder, war doch sein Gegenspieler Hajrović durchaus ein Aktivposten im Umschaltspiel. Sabitzer vor ihm fehlte es auch dadurch allerdings merklich an der Bindung zum Spiel.

Das bosnische Forechecking bestand genau aus Pjanić und Džeko, die versuchten, den österreichischen Innenverteidigern die Zeit zum Suchen von Anspielstationen zu nehmen und sie so zu langen Bällen zu zwingen. Es gab bei Bosnien aber keine nennenswerte zweite Pressingwelle, die anderen acht Feldspieler machten eben vorwiegend defensiv die Räume eng.

Die Folge von alledem war ein Spiel, in dem Österreich zwar mehr Ball hatte, aber selten gefährlich vor das gegnerische Tor kam. Als sowohl Alaba als auch Baumgartlinger aber für einmal beide weit aufrückten, rissen sie sofort die Löcher, die zum Anspiel auf Janko und in der Folge zum 1:0 führten.

Bosnien dreht die Partie

Besser wurde die österreichische Spielgestaltung nach der verletzungsbedingten Auswechslung von David Alaba in der zweiten Hälfte natürlich auch nicht. Zudem baute Bosniens Teamchef Baždarević ein wenig um, brachte einen neuen Linksverteidiger (Sunjic) und einen weiteren Mann für die Mittelfeld-Zentrale (Bešić). So gelang es Bosnien, im Raum um den Mittelkreis nicht mehr nur Österreich zu stoppen, sondern in der Tat dort die Kontrolle über das Spiel zu erlangen.

Natürlich: Fuchs, Alaba, Harnik und Janko waren da nicht auf dem Feld, und das merkte man. Der Wechsel von Harnik für Arnautovic machte da keinen gravierenden Unterschied. Andererseits legte Baždarević nach und brachte mit Štilić (statt Medunjanin) einen frischen Spieler als Verbindung zwischen Mittelfeld und Angriff. Mag der schnelle Ausgleich durch Hajrović in Minute 48 noch ein wenig gegen den Spielverlauf gefallen sein, baute Bosnien in der Folge durchaus Druck auf.

Viele Wechsel

Nicht zuletzt Edin Džeko hätte um ein Haar das 2:1 erzielt. Spätestens ab der 70. Minute aber nahmen die vielen Wechsel (jeweils sechs pro Team) dem Spiel den Fluss und auch den Rhythmus. Generell kann man den beiden Mannschaften, wenn schon nicht Lethargie, dann doch eine gewisse Zurückhaltung im Tempo attestieren. Klar, es war halt doch nur ein Freundschaftsspiel. Dass sich die Bosnier durchaus provozieren ließen und vor allem in der zweiten Halbzeit auch kräftig austeilten, mag aber ein Indiz dafür sein, dass die enttäuschende WM und die noch enttäuschendere EM-Quali durchaus ihren Tribut fordert.

Bemerkenswert ist in der Schlussphase noch gewesen, dass Aleks Dragovic, wie zuletzt vor anderthalb Jahren in Stockholm, für die letzte halbe Stunde auf die Position des Sechsers aufrückte. Das war gut für die defensive Kontrolle, ein Ersatz im Spielaufbau für einen Julian Baumgartlinger ist Dragovic aber nicht.

Fazit: Spieler aus heimischer Liga keine Alternative

Ein echter Schritt nach vorne war dieses Spiel natürlich nicht, dazu passte es auch nicht gut genug in den Kalender. Die größte Erkenntnis ist, dass es Alaba und Baumgartlinger wohl nicht mehr gewohnt sind, dass Junuzovic gar so hoch spielt, das Loch im Mittelfeld war jedenfalls eine erstaunliche Schwäche, die im Juni in Russland auf gar keinen Fall wieder so passieren darf.

Dazu konnte Koller die Gelegenheit nützen, sich mal Spieler wie Djuricin, Suttner und Sabitzer über einen längeren Zeitraum im Team anzusehen. Keiner der drei wird den Teamchef aber nachhaltig beeindruckt haben: Djuricin wird weiterhin (bestenfalls) Stürmer Nummer drei hinter Janko und Okotie bleiben, Suttner (bestenfalls) Linksverteidiger Nummer zwei hinter Fuchs und mit Ulmer als ernsthafter Konkurrenz. Auch Sabitzer war kaum ein Faktor, was aber auch an der fehlenden Unterstützung von Klein lag.

Dass es gerade den Spielern aus der heimischen Bundesliga an Tempohärte fehlt, sprach Koller nach dem Spiel ja auch offen an. Es wird also so bleiben: Im Zweifel wird auch in Zukunft der Legionär spielen. Was auf Sicht für Kevin Wimmer und gegen Martin Hinteregger spricht.

Der zuletzt ja auch in der SportZeitung gesagt hat, gar keine großen Ambitionen zu hegen, Salzburg zu verlassen und mit einer Karriere in Österreich absolut zufrieden wäre. Marcel Koller wird das nicht zu Freudensprüngen veranlasst haben.

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Alaba war überall, dann half Arnautovic: Österreich erzwingt 1:0 über Irland https://ballverliebt.eu/2013/09/11/alaba-war-uberall-dann-half-auch-arnautovic-osterreich-erzwingt-10-uber-irland/ https://ballverliebt.eu/2013/09/11/alaba-war-uberall-dann-half-auch-arnautovic-osterreich-erzwingt-10-uber-irland/#comments Wed, 11 Sep 2013 01:38:24 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9454 Alaba war überall, dann half Arnautovic: Österreich erzwingt 1:0 über Irland weiterlesen ]]> Spielerisch war’s arm. Bei den Iren sowieso, aber auch bei Österreich war da nicht viel los. Viel Kampf, viel Krampf, und letztlich nützte David Alaba einen haarsträubenden irischen Abwehr-Schnitzer zum erzwungenen 1:0-Sieg. In dem sehr vieles nicht wunschgemäß funktionierte, einige ÖFB-Spieler deutlich außer Form sind, es weiter keinen wirklichen Plan B gibt und fast alles an einem 21-Jährigen hängt. Und an einem Vielgeschmähten, dessen Einwechslung aber das Spiel in Österreichs Richtung lenkte.

Österreich - Irland 1:0 (0:0)
Österreich – Irland 1:0 (0:0)

Rückblende, März 2011. Österreich steht vor einem wichtigen Heimspiel in der EM-Quali, daheim gegen Belgien. Einen Gegner, den man ein halbes Jahr davor am Rande einer Niederlage hatte, es war Aufbruchstimmung, ein Heimsieg gegen Belgien schien schon ausgemachte Sache zu sein. Damit wäre man drei Punkte vor Belgien und der Türkei gewesen, mit einem Spiel in der Hinterhand. Wie’s ausging, ist bekannt: Österreich spielte seltsam gehemmt, traute sich wenig, verlor sang- und klanglos 0:2. Der endgültige Anfang vom Ende der Ära Constantini.

Trap kopiert die Deutschen

Dieses Spiel gegen Irland fühlte sich recht ähnlich an. Österreich fehlte nach dem chancenlosen 0:3 in München und dem halbherzig bestrittenen Test gegen Griechenland das Selbstverständnis, Österreich spürte den extremen Druck des Gewinnen-Müssens, und Österreich hatte mit einem Gegner zu kämpfen, der zwar nicht besonders gut Fußball spielen kann, aber doch recht genau wusste, wie man Österreich nerven kann.

Dabei hat Trapattoni offenbar Video geschaut und sich von den Deutschen dabei einiges ab. Wie diese nämlich verdichtete er in seinem 4-4-1-1 vor allem das Zentrum, indem er die Mittelfeld-Außen nach innen und die beiden Viererketten sehr nahe aneinander rücken ließ. Gleichzeitig ging bei Ballgewinn einer aus dem zentralen Mittelfeld-Duo (fast immer Green) und einer der Flügelspieler nach vorne, um das Zusammenspiel mit Robbie Keane zu suchen.

Zu viele Fehlpässe und Schwächen im Zweikampf

Mit anderen Worten: Irland machte die Räume vor dem eigenen Sechzehner sehr eng und verwickelte Österreich in Zweikämpfe, und ließ die Gastgeber somit nicht das Pressing- und Umschaltspiel aufziehen, das dieser unter Marcel Koller eigentlich schon recht gut einstudiert hatte. Diesem Plan A beraubt war Österreich auf Wucht und Willen reduziert. Die Pässe waren überhastet und dadurch ungenau. Kavlak und Baumgartlinger waren im Passspiel untereinander ganz okay, aber die leichten Passwege nach vorne waren nicht vorhanden.

Um das Getümmel im Zentrum, durch das man nicht durchkam, zu überbrücken, griff Österreich schon nach einer Viertelstunde vermehrt auf lange Bälle zurück. Ein kleiner Sieg für Irland, so hatten diese nämlich den Gegner quasi auf ihr Niveau gezogen und ihm das eigene Spiel aufgedrückt. Was auch für die Physis im Zentrum galt: Hier zeigte Österreich Schwächen im Zweikampf, bekam auch deshalb keinen echten Zugriff auf das Spiel.

Probleme auf den Außen und mit der Kompaktheit

Auch die Mittelfeld-Außen trugen nicht viel zum Aufbauspiel bei. Burgstaller gab sich Mühe und versuchte, über seine Physis ins Spiel zu kommen. Sein Defensiv-Verhalten war sehr diszipliniert, er rückte oft weit mit Walters nach hinten und sorgte immerhin auch dafür dass Irland-RV Coleman kaum zur Geltung kam. Nach vorne kam von Burgstaller aber eher wenig. Wie auch von Martin Harnik. Dieser war, wie man es von ihm gewohnt ist, sehr geradlinig und wollte auch Zug zum Tor zeigen. Doch man konnte es ihm auch in diesem Spiel ansehen, dass er einfach seit Monaten seiner Top-Form hinterherläuft.

Ebenfalls ein Problem war das Defensiv-Verhalten von Fuchs und Garics, wenn Irland schnell umschalten konnte. Vor allem auf der Seite von Garics – der von Harnik deutlich weniger Hilfe bekam als Fuchs von Burgstaller – entpuppte sich gegen Ende der ersten Halbzeit als latente Gefahrenherd, in dessen Folge auch Prödl, Dragovic und Baumgartlinger ins Schwitzen kamen.

Ein weiteres latentes Problem, das von den Iren aber nicht konsequent angebohrt wurde, war die fehlende vertikale Kompaktheit von Österreich. Immer wieder zogen die einzelnen Mannschaftsteile zu weit auseinander. Das war im Aufbau ein Problem, weil die Passwege zu lang wurden (und damit das Fehlpass-Risiko stieg), und das war auch defensiv nicht ungefährlich, weil sich den Iren da eben Raum bot.

Alaba

Derjenige Österreicher, der den Laden noch am Ehesten zusammen hielt, war David Alaba. Bei den Bayern Linksverteidiger, im Team normalerweise auf der Acht, spielte er hier in Ermangelung des wohl länger ausfallenden Zlatko Junuzovic auf der Zehn, war aber in Wahrheit überall zu finden. Viel anzupressen – wie es bei Koller normalerweise der Job dieser Position ist – gab es nicht, weil Irland selten von hinten das Spiel aufzubauen versuchte.

So holte sich Alaba die Bälle von hinten, wich auf die Flügel aus (vor allem den linken), scheute keinen Zweikampf, wollte immer anspielbar sein. Baumgartlinger machte defensiv einen guten Job, brachte aber nach vorne nichts, so blieb die ganze Last auf Alabas Schultern hängen. Und er war auch in den ein, zwei Szenen beteiligt, in denen es Irland doch einmal erlaubte, dass Österreich schnell von Defensive auf Offensive umschaltet und es da auch immer sofort gefährlich wurde.

Erster Wechsel brachte wenig

Nach einer von Kampf und Krampf statt Rasse und Klasse geprägten ersten Hälfte wechselte Koller für den zweiten Spielabschnitt den angeschlagenen Veli Kavlak aus und brachte Christoph Leitgeb. Damit änderte sich aber an keinem einzigen der Problemfelder auch nur irgendetwas. Leitgeb – der gefühlt ja irgendwie vereinslos ist – bemühte sich vor allem, keinen Mist zu bauen. Er half brav mit, zwischen Baumgartlinger und Alaba aufzuräumen, machte keine haarsträubenden Fehler.

Aber er brachte halt auch sehr wenig. Keine überraschenden Pässe, keine Tempowechsel, (logischerweise) wenig Zutrauen in sich selbst. Leitgeb war halt da. Und zeigte nebenbei auch Eigenwilligkeiten im Pressingspiel. Was erstaunlich ist, schließlich wird in Salzburg sehr großen Wert darauf gelegt. Aber immer wieder setzte er im Anpressen eines Gegners zwei-, dreimal ab und startete von Neuem. So als wäre er sich nicht sicher, ob der diesen Spieler wirklich anpressen soll und ob das in die momentane Raumaufteilung passt.

Da hätte man sicherlich etwas progressiver wechseln können. Denn der einzige sichtbare Unterschied zur ersten Halbzeit war zunächst nur, dass die Außenspieler weiter einrückten und mehr verschoben, wohl um die Unterzahl im Zentrum auszugleichen. Diese Maßnahme blieb aber ohne positiven Effekt. Im Gegenteil: Gerade Burgstaller musste nun umso mehr laufen, um Coleman nicht an der allzu langen Leine zu halten.

Arnautovic bringt den nötigen Funken

Ab 60. Minute
Ab 60. Minute

In der 60. Minute kam Marko Arnautovic für Burgstaller, gleichzeitig rückte Leitgeb tendenziell etwas weiter zu Alaba auf. Das hatte zwei positive Effekte, die das Pendel auf die Seite von Österreich ausschlagen ließen. Erstens war Arnautovic von Beginn an ein großer Aktivposten und für die Iren der Gefahrenherd Nummer eins. Er vertendelte auch einige Bälle im 1-gegen-1, aber Coleman traute sich dennoch fast nicht, aufzurücken.

Zum anderen konnte Alaba im 4-1-4-1, das es nun eher war, auf die halblinke Seite zu Arnautovic und Fuchs gehen. Weil Fuchs nun extrem viel nach vorne machte (Baumgartlinger bzw. vor allem Dragovic sicherten ab), war das Dreigestirn Alaba, Fuchs, Arnautovic vereint und sorgte über die linke Angriffsseite für viel Druck.

Irland beeindruckt

Aus dem Spiel heraus war das zwar nicht torgefährlich – auch, weil Weimann erstaunlich viele technische Schwächen offenbarte und sich kaum durchsetzten konnte – aber Irland zeigte sich merklich beeindruckt. Mit der Einwechslung von Marc Janko kam dann auch noch davor fehlende Präsenz in den Strafraum.

Was sich bei den Iren in gesteigerter Unsicherheit manifestierte. Vor allem der bis dahin recht sichere Torhüter Forde wurde in der Schlussphase extrem flatterhaft, seine Vorderleute ließen sich davon anstecken. Schon die Eckballserie zwischen 70. und 75. Minute überstand man nur mit Mühe, und als Arnautovic in Minute 84 Fuchs schickte und dieser flankte, „klärte“ Wilson genau vor die Füße von Alaba – dieser drosch den Ball ins Tor. Dass genau diese drei Spieler den entscheidenden Treffer einleiteten und abschlossen: Sicher kein Zufall.

Fazit: Einsatz kaschiert die vielen Schwächen

Vor zweieinhalb Jahren wurde so ein wichtiges Spiel, in dem es nicht laufen wollte, ohne echtes Aufbäumen mit 0:2 verloren. Nun wird in so einem wichtigen Spiel, in dem es nicht so recht laufen will, mit viel Einsatz sogar der Sieg erzwungen. Plakativ formuliert: Das ist der Unterschied zwischen damals und heute. Und der Torjubel von Alaba, der sofort zu Marcel Koller lief, sagt aus: Für diesen Trainer gehen wir durchs Feuer. Auch das war bei seinem Vorgänger ja nicht so sehr der Fall.

Dieser Einsatz und dieser Sieg kaschieren so ein wenig die vielen Schwächen und die vielen Problemzonen, die sich in der österreichischen Mannschaft aber trotz des Erfolgs offenbarten und die man auf keinen Fall außer Acht lassen darf. Die Formkurve bei vielen auch zentralen Akteuren zeigt nach unten (v.a. bei Harnik, Fuchs war dafür deutlich besser als in München), manchen fehlt es an Spielpraxis (Ivanschitz, Arnautovic, Leitgeb), Weimann ist ein braver Kämpfer, der aber nicht torgefährlich genug ist.

Es gibt, es wiederholt sich ja alles immer wieder, keinen Plan B wenn der Gegner Österreich die Möglichkeit zu Pressen und die Umschaltphasen von Defensive auf Offensive wegnimmt (das kann natürlich in dieser Quali-Kampagne nicht mehr gemacht werden). In diesem Spiel sah sehr viel auf individuelle Initiative und Ideen vor allem von Alaba aufgebaut aus. Zufallsfußball, bis zu einem gewissen grad, ein Hauch von Constantini. Das ging gut, weil hinten dichtgehalten wurde und Alaba vorne einen haarsträubenden irischen Abwehrfehler nützte.

Ebenso weiterhin eine recht massive Problemzone sind die Standardsituationen. Da kommt einfach zu wenig dabei heraus. Und es bleibt dabei, einen Junuzovic kann diese Mannschaft nicht adäquat ersetzen.

Im Englischen heißt es „grinding out results“, die nötigen Ergebnisse ohne Glanz erarbeiten. Darum geht es in dieser Phase der Qualifikation. Weiterentwicklung gibt es danach wieder. Jetzt zählt erstmal nur das Spiel in der „Friends“, die Auswärtspartie in Schweden. Verlieren ist da verboten – es zählt nur, was am Ende dabei herauskommt.

(phe)

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Österreich nimmt den Schweden deren Stärken – diszipliniert zum 2:1-Sieg! https://ballverliebt.eu/2013/06/08/osterreich-nimmt-den-schweden-deren-starken-diszipliniert-zum-21-sieg/ https://ballverliebt.eu/2013/06/08/osterreich-nimmt-den-schweden-deren-starken-diszipliniert-zum-21-sieg/#comments Sat, 08 Jun 2013 01:31:36 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8825 Österreich nimmt den Schweden deren Stärken – diszipliniert zum 2:1-Sieg! weiterlesen ]]> Die Chance lebt weiter! Nachdem Österreich den hohen Erwartungen gerecht wurde und mit Schweden den eigentlichen Favoriten um den zweiten Gruppenplatz im vollen Happel-Stadion mit 2:1 besiegt hat. Weil man nach nervösem Beginn auch wegen der da noch eher glücklichen Führung zur Sicherheit fand. Und vor allem, weil man Schweden geschickt die Stärken nahm. Es war keine glanzvolle Leistung, sondern in erster Linie eine disziplinierte – was den Sieg aber fast noch wertvoller macht.

Österreich - Schweden 2:1 (2:0)
Österreich – Schweden 2:1 (2:0)

Nervös war er, der Beginn der Österreicher. Und gleich mehrere Aspekte sorgten dafür, dass die Schweden in der Anfangsphase die klar spielbestimmende Mannschaft waren, und es war nur dem ziemlich erstaunlichen Unvermögen von Elmander und Olsson (West Broms Jonas von den „Olsson Twins“, sein nicht verwandter Namenskollege Martin von Blackburn war nicht im Kader) vor dem Tor zu verdanken, dass Österreich nicht schon nach zehn Minuten 0:2 hinten lag.

Österreichs Probleme zu Beginn

Das ÖFB-Team presste die Schweden vor allem dann an, wenn diese sich in der Rückwärtsbewegung befanden. So sollte es dem Gegner schwer gemacht werden, aus der Bedrängnis heraus einen ordentlichen Spielaufbau zu gestalten. Ansonsten hielt sich Österreich mit dem Druck ausüben aber ziemlich zurück. Vor allem wurde zum Problem, dass sich Achter Alaba nach vorne orientierte, Baumgartlinger aber etwas zu weit zurück hing und so den sich zurück fallen lassenden Ibrahimovic und auch das schwedische Zentral-Duo Elm/Källström gegen sich hatte.

Zudem zeigte sich Österreich zunächst von der körperlich robusten Gangart der Schweden beeindruckt und das Passspiel war äußerst unpräzise. Die Trekronor hielten den Ball besser, kontrollierter und länger in den eigenen Reihen und hatten vor allem den Zentrum gut unter Kontrolle. Auch auf den Außenbahnen war Schweden zunächst etwas besser, weil sich die österreichischen AV Garics und Fuchs etwas zu sehr zurückhielten.

Präsenz im Zentrum…

Schon in den Minuten vor dem Elfmeter wurde das Mittelfeld von Österreich etwas kompakter, auch weil Alaba und Junuzovic zuweilen die Positionen tauschten. Nach dem 1:0 – ein Elfmeter, bei dessen Entstehung Isaksson die Suppe auslöffeln musste, die ihm Olsson mit ziemlich ungeschicktem Stellungsspiel eingebrockt hatte – stieg auch die Selbstsicherheit, nach dem 2:0 – Janko-Kopfball, nachdem Harnik völlig unbedrängt flanken durfte und Granqvist nicht dicht genug am Mann war – sogar noch mehr. Baumgartlinger rückte nun mit deutlich mehr Präsenz auf und auch die Abwehrkette dahinter ließ das Loch nicht zu groß werden. So wurden Elm und Källström gut aus dem Spiel gehalten.

Was den Schweden zusätzlich immer mehr Sorgen bereitete, waren die unglaublichen Aktionsradien, die Alaba und Junuzovic an den Tag legten. Der Bremen-Legionär presste nicht nur die schwedischen Innenverteidiger an, sondern schaltete sich auch in den Aufbau ein und wich dazu viel in Richtung der Außenbahnen aus, um dort zu helfen, die nötigen Dreiecke zu bilden. Es gab kaum eine gezielte Aktion nach vorne, an der Junuzovic nicht beteiligt gewesen wäre.

…und Kontrolle auf den Außenbahnen

Höchst unterschiedlich gestaltete sich bei Österreich die Spielgestaltung auf den beiden Flanken. Defensiv aber lange mit dem gleichen Effekt: Schweden wurde in Schach gehalten. Das geschah auf der rechten Seite mit dem unglaublich forschen und vor allem ungeheuer schnellen Martin Harnik. Nachdem er über weite Strecken der frustrierenden Saison mit Stuttgart ein Formtief mit sich herumschleppte, scheint ihm sein Doppelpack im Pokal-Finale deutlichen Auftrieb gegeben zu haben. Jedenfalls sprühte Harnik nur so vor Spielfreude und machte dem ziemlich überforderten Gladbacher Oscar Wendt den Abend zu einer nicht gerade vergnügenssteuerpflichtigen Veranstaltung. Dass Hamrén den armen Teufel durchspielen ließ, muss man nicht zwingend verstehen.

Auf der linken Seite war Marko Arnautovic trotz seiner Suspendierung bei Bremen dabei. Im Vorwärtsgang wirkte er, wenn es in Richtung Tor ging, oft etwas überhastet. Er zog nach innen und suchte zumeist zu früh den Abschluss, war mit seinen Versuchen aus der Distanz nicht der größte Gefahrenherd. Was er aber sehr gut machte: Er war ein unglaublich mühsamer, zäher und unguter Gegenspieler für Mikael Lustig. Arnautovic degradierte den Mann von Celtic offensiv zum Statisten.

Kein schwedischer Schablonen-Fußball mehr? Doch.

Damit waren den Schweden beide Außenverteidiger genommen, was sich im flachen 4-4-1-1 mit zwei Sechsern aber ohne Kreativität im Zentrum ein recht massives Hindernis für die Gäste war. Denn ohne die Unterstützung von hinten waren die Mittelfeld-Außen Kacaniklic und Seb Larsson ziemlich auf sich alleine gestellt und die offensiv weiterhin vergleichsweise zurückhaltenden Garics und Fuchs hatten wenig Mühe, ihre direkten Gegner unter Kontrolle zu halten.

Seit Erik Hamrén das Teamchef-Amt von Lars Lagerbäck übernommen hat, heißt es, gab es so ein wenig die Abkehr vom althergebrachten, schematischen und etwas hölzernen 4-4-2-Fußball schwedischer Prägung. Das mag so sein, wenn die Außenverteidiger etwas Raum zum Atmen haben. In diesem Spiel aber zeigten die Schweden 90er-Jahre-Fußball par excellence. Weil eben auch Elm und Källström keine Ideen hatten, bliebe nur noch ein Mittel: Lange Bälle auf die beiden Stürmer, zumeist auf Ibrahimovic, die möglichst die Kopfbälle holen sollen und entweder den Sturmparter einsetzen sollen, oder den Ball halten, bis Kollegen aufgerückt sind.

Bei einem dieser Kopfballduelle holte sich Emanuel Pogatetz jenes Cut, das sein Spiel nach einer halben Stunde zu Gusten von Sebastian Prödl beendete. In der Regel bereitete das aber keine wirklichen Probleme.

Hamrén stellt um…

Und zwar deshalb, weil die rot-weiß-rote Defensive wusste, worauf sie sich einzustellen hatte. Zudem lief im Spiel nach vorne vor allem über die Schaltstelle Alaba und den ständig bohrenden Harnik einiges, es gab zahlreiche Chancen, den Sack zuzumachen. Erst mit einer leichtes System-Adjustierung von Hamrén kamen die Schweden wieder zurück ins Spiel.

Schlussphase
Schlussphase

Nach 70 Minuten nämlich nahm er Sechser Källström vom Feld und brachte mit Ola Toivonen einen nominellen Stürmer. Hamrén stellte damit auf ein 4-1-3-2 um, in dem Svensson (zuvor schon für Elm gekommen) alleine vor der Abwehr stand, und nun mit Toivonen ein viel horizontal verschiebender Zehner auf dem Platz war. Damit wurde der de facto als Spielgestalter sehr hoch agierende Alaba zwischen die Stühle gerückt, er musste weiter nach hinten gehen – womit die österreichische Kontrolle im Zentrum weg war.

…und Koller reagiert sofort

Koller reagierte sofort und brachte mit Schiemer (statt Junuzovic) einen zweikampf- und kopfballstarkten Mann als Gegenspieler von Toivonen, das erlaubte es Alaba, wieder etwas aufzurücken und sich im Zweifel um Anders Svensson zu kümmern. Bei Entlastungsangriffen hieß die Abwesenheit von Junuzovic nun, dass Arnautovic immer mehr auf eigene Faust versuchte, eine Positionierung zwischen Zehner und Außenbahn wählte; aber den für den verletzten Janko spielenden Weimann zu selten einsetzte.

Hinten schlug es zehn Minuten vor Schluss durch Elmander doch noch ein, nachdem der ansonsten sehr sichere Garics das Abseits aufgehoben hatte. Kurz darauf ging der müdegelaufene Torschütze raus, Toivonen übernahm die Position in der Spitze und Jimmy Durmaz jene auf der Zehn. In der Tat entwickelte Schweden noch einmal sehr viel Druck. Dabei kamen zwar keine zwingenden Torchancen heraus, aber immerhin ein klares Elfer-Foul von Schiemer am aufgerückten Granqvist. Das der italienische Referee aber, wie so vieles in diesem Spiel auf beiden Seiten, aber nicht sah. Zum Glück für Österreich.

Fazit: Zwei Teams auf Augenhöhe

„Das Schlimmste an dieser Niederlage“, schreibt Anders Lindblad von der Broadsheet-Zeitung Svenska Dagbladet, „ist, dass Österreich nicht mal speziell gut war!“ Das ist wohl ein etwas zu harsches Urteil. Aber in der Tat: Es war vor allem ein Spiel, in dem in erster Linie kein Österreicher negativ auffiel und kaum ein blöder individueller Schnitzer passiert ist. Nach dem nervösen Start wurde zudem die Ruhe bewahrt, zwei individuelle Böcke – erst von Olsson, dann von Granqvist – zur Toren umgemünzt und die Spielanlage von Schweden geschickt neutralisiert.

Kurzum: Österreich machte nichts Spektakuläres, nahm den Schweden aber deren Stärken. Es wurde halbwegs gepresst, aber nicht annähernd so wild wie gegen die Türkei. Es wurde schnell umgeschaltet, aber nicht so überfallsartig wie gegen Deutschland. Es war – von den ersten 15 und den letzten 15 Minuten abgesehen – eine ausgewogene Leistung. Keine absolut glanzvolle, aber eine über weite Strecken sehr disziplinierte. Außerdem reagierte Koller diesmal sofort auf eine Umstellung beim Gegner und wartete nicht zu, wozu er ja sonst neigt.

Vor allem für die Selbstsicherheit im Team ist dieser 2:1-Sieg wichtig. Weil er eingefahren wurde in eine Phase des extremen Hypes in einer absoluten Schnittpartie gegen einen direkten Gegner um Platz zwei, gegen ein Team das (vermeintlich) auf Augenhöhe ist. Die Situation war vor zwei Jahren beim 0:2 gegen Belgien genauso. Dieses Team ist nun zwei Jahre weiter, was sie gezeigt hat. Schweden ist ein guter Gegner, aber vom individuellen Potential her doch annähernd auf Augenhöhe. Eine knappe Partie, bei der sich über ein Remis auch keiner beschweren hätte dürfen, wurde gewonnen. Das sind die wichtigen Erfahrungen.

Und was noch viel wichtiger ist als der Sieg an sich und die damit immer noch lebende Chance auf Endrang zwei: Mögliche Gegner einer Vertragsverlängerung mit Marcel Koller bzw. der Fortsetzung des eingeschlagenen Weges stehen jetzt argumentativ auf ziemlich dünnem Eis.

(phe)

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Bitteres 1:2 gegen Deutschland – aber Österreich zeigt eine tolle Leistung https://ballverliebt.eu/2012/09/12/bitteres-12-gegen-deutschland-aber-osterreich-zeigt-eine-tolle-leistung/ https://ballverliebt.eu/2012/09/12/bitteres-12-gegen-deutschland-aber-osterreich-zeigt-eine-tolle-leistung/#comments Wed, 12 Sep 2012 02:05:36 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7833 Bitteres 1:2 gegen Deutschland – aber Österreich zeigt eine tolle Leistung weiterlesen ]]> Was für einen Unterschied ein Jahr macht! Vor 12 Monaten spielte Österreich gegen Deutschland noch drucklos und wie das Kaninchen vor der Schlange – nun traute sich das ÖFB-Team richtig was zu und gab Deutschland eine richtig harte Nuss zu knacken. Zwar gewann der Favorit letztlich mit 2:1. Verdient hatte sich Österreich mit dieser Leistung die Niederlage aber nicht.

Österreich – Deutschland 1:2 (0:1)

Realistisch betrachtet wird keiner der Gruppengegner viele Punkte machen – so gesehen war auch für Österreich (oder gerade für Österreich) dieses Spiel für die Psyche wohl wichtiger als für die Tabelle. Und so gesehen darf das ÖFB-Team erhobenen Hauptes aus diesem Spiel kommen und die kommenden, sicherlich mühsamen Spiele gegen Kasachstan angehen. Denn die Leistung der Mannschaft von Marcel Koller war über weite Strecken ausgezeichnet.

Baumgartlinger und Kavlak…

Das auffälligste Feld von Interesse in diesem Spiel war auf beiden Seiten der Umgang mit dem Raum hinter den zentralen Mittelfeld-Spielern. Beide Mannschaften ließen hier nämlich ein veritables Loch, allerdings mit einem sehr unterschiedlichen Hintergrund und auch recht unterschiedlichen Auswirkungen.

Österreich spielte mit dem unter Koller schon gewohnten 4-4-1-1 mit Junuzovic als hängender Spitze, die in vorderster Front gegen den deutschen Spielaufbau pressen sollte. Und Pressing war auch das Zauberwort bei Kavlak und Baumgartlinger. Diese beiden standen auch gegen den Ball sehr hoch und setzten ihre deutschen Counterparts so gut es ging unter Druck, sorgten aber vor allem dafür, dass die Passwege in ihren Rücken so gut es ging zugestellt waren.

Dazu rückten auch Ivanschitz und Arnautovic von den Flügeln ein. Auf diese Art und Weise hatten Özil und Klose vorne zwar reichlich Platz zwischen den Reihen, es war aber kaum möglich, diese beiden auf gewünschtem Wege anzuspielen. Versuchten es die Deutschen hoch, rückte Pogatetz aus der Abwehrkette heraus und pflückte die Kopfbälle weg. Versuchten sie es flach, blieb man oft an der gut gestaffelten Mittelfeld-Kette hängen, was ob des brutal schnellen Umschaltens der Österreicher auch keine gute Idee war. Und kam doch mal ein Ball durch, rückten Baumgartlinger und Kavlak so flink zurück, dass plötzlich überhaupt kein Platz mehr da war.

… vs. Khedira und Kroos

Sowohl Sami Khedira als auch Toni Kroos verstehen sich eher als Spielgestalter. Wenn zwei solche Spielertypen nebeneinander spielen, empfiehlt sich ein gutes Verständnis zwischen den beiden. Das gibt es bei Khedira und Kroos allerdings nicht, was sich vor allem bei Ballverlust zeigte. Nachdem oft beide im Vorwärtsgang waren, fehlte die zentrale Absicherung, was Österreich konsequent auszunützen versuchte.

Vor allem Ivanschitz preschte immer wieder zwischen die Reihen und war dort eine gern genommene Anspiel-Option unmittelbar nach Ballgewinn. Eben weil sich die Mittelfeld-Kette der Österreicher so eng zusammen zog, waren die Passwege im Umschalten von Defensive auf Offensive nie besonders lang. Das stellte das deutsche Mittelfeld vor ein Dilemma: Einerseits muss die angreifende Mannschaft natürlich danach trachten, das Spielfeld und damit den vom Gegner zu verteidigenden Raum so groß wie möglich zu machen.

Weil aber Österreich eine ständige Gefahr im schnellen Umschalten ist, geht das nicht ganz ohne Sicherheits-Mechanismus – sonst hätte die Österreicher ja nach Ballgewinn freie Bahn. Daher rückten auch das deutsche Mittelfeld zusammen. Das hatte wiederum den Effekt, dass auf jener Seite, auf der sich der Ball gerade nicht befand, unüblich große Räume entstanden (Thomas Tuchel bezeichnete das jüngst in einem Interview als „ballentfernten Halbraum“).

Genau diese wurden von Österreich nach Balleroberung gesucht: Es gab im ÖFB-Team praktisch keine langen, hohen Bälle nach VORNE – aber immer wieder hohe Flankenwechsel in den freien Raum, in dem ein österreichischer Spieler wartete. So war das deutsche Team zu schnellem Verschieben gezwungen, was früher oder später immer mal Löcher reißen lässt. In diesem Raum hinter Khedira und Kroos entfachte Österreich große Gefahr und mangels Unterstützung aus dem Mittelfeld kam die deutsche Defensive immer wieder kräftig ins Schwimmen.

Der Gamble

Die hohe Positionierung des österreichischen Mittelfeld und den sich ergebenden Raum zwischen diesem un der relativ tief stehenden Innenverteidigung war ein ziemlich riskantes Spiel bei den Österreichern. Einerseits warf diese Spielweise dem deutschen Spielaufbau auf konstanter Ebene Stöckchen zwischen die Beine und ermöglichte ein massives, schnelles Aufrücken von vielen Spielern nach Balleroberung. Das Heim-Team kam dadurch zu einer ganzen Reihe von guten Torchancen, und hätte nach einer halben Stunde eigentlich schon führen müssen.

Andererseits barg das aber natürlich immer das Risiko, dass sich die Deutschen doch einmal durchkombinieren können. Dann ist der Weg zu weit für die Abwehr und es wird brandgefährlich. Letztlich kostete genau das kurz vor der Halbzeit den Gegentreffer. Durch den davor kaum in Erscheinung getretenen Marco Reus ging der heftig strauchenlde Favorit mit 1:0 in Führung.

Österreichisches Pressing lässt merklich nach

Unter Marcel Koller hat sich Österreich zu einer veritablen Pressing-Maschine entwickelt – das zeigte sich auch in diesem Spiel. Der Platz und die Zeit für den ballführenden Deutschen wurde ziemlich konsequent kurz gehalten, auch dadurch bewegte sich die deutsche Fehlpass-Quote auf einem ungewohnt hohen Niveau. Es passiert Mannschaften von der Klasse Deutschlands auch nur höchst selten, dass sie sich von einem auf dem Papier nicht zumindest halbwegs gleichwertigen Gegner solchen Pressing gegenüber sieht. Vor allem Philipp Lahm hatten sich die Österreicher als Opfer ausgesucht.

Die Verwirrung und die leichte Planlosigkeit darüber, wie man dem österreichischen Pressing denn nun entgehen kann, war immer wieder erkennbar. Durch das 1:0 kurz vor der Pause wurde dem ÖFB-Team aber merklich ein Schlag in die Magengrube versetzt, zumal das kräfteraubende Spiel nun ein wenig seinen Tribut forderte und man nach dem Seitenwechsel auf ein allzu heftiges Pressing verzichtete.

Deutschland kam deutlich besser aus der Halbzeit heraus und versuchte nicht ohne Erfolg, das dichte österreichische Mittelfeld über die Seiten zu umgehen. Das 2:0 entstand zwar aus einer Abseits-Position, war aber wegen der etwas verloren gegangenen Ordnung und Konsequenz im Mittelfeld bis zu einem gewissen Grad folgerichtig.

Arnautovic und Schmelzer

Ein Duell, dass vor allem nach dem 0:2 immer mehr in den Fokus rückte, war indes jenes von Marko Arnautovic gegen Marcel Schmelzer. Während Ivanschitz auf der anderen Seite eher einrückte und Fuchs für die Breite im Spiel nach vorne sorgte, blieb Arnautovic auf seiner rechten Außenbahn viel eher nahe der Seitenlinie. Dort konnte er sich mit Fortdauer der Partie immer besser gegen den Linksverteidiger von Borussia Dortmund durchsetzen. Sein gewonnener Zweikampf mit Schmelzer war der Schlüssel zum 1:2-Anschlusstreffer nach rund einer Stunde.

In der Folge hatte Schmelzer seinem Gegenspieler immer weniger entgegen zu setzen, was zu einem immer verzweifelter werdenden Gesichtsausdruck bei Bundestrainer Löw führte, wann immer dieser nach „Maaarceeeel!“ schrie. Das Glück von Schmelzer: Die Flanken, die Arnautovic von der linken Seite in den Strafraum schlug, hatten eine erstaunliche Streuung und blieben praktisch alle völlig unbrauchbar. Hier wäre viel mehr möglich gewesen.

Schlussphase

Sowas wie Brechstange

Mit der Führung im Rücken konnten sich die Deutschen im Mittelfeld natürlich auch ein wenig zurück ziehen. Das nahm Österreich logischerweise den Platz, in dem sie sich in der ersten Hälfte noch so genüsslich hatten ausbreiten können. Andere Strategien waren nun gefordert.

Also ging es nun eher daran, über die Flanken nach vorne zu kommen und in der Mitte Abnehmer zu finden. Das klappte mit Guido Burgstaller, der nach einer Stunde den extrem fleißigen, aber auch eher glücklosen Martin Harnik ersetzt hatte, nicht wie gewünscht. Auch, weil sich der Rapidler – der einzige in der österreichischen Liga spielende Teilnehmer im ganzen Spiel – ähnlich wie Harnik eher als mitspielender Mittelstürmer sieht, viel auch Richtung Außenbahnen ging. In der Schlussphase gab es mir Marc Janko dann einen echten Anspielpunkt im Strafraum.

Der auch Gegenspieler bindet – was in Minute 88 fast zum Erfolg geführt hätte, weil sich Badstuber bei einer Flanke von links zu weit weg stand und Schmelzer sich nicht um Janko UND Arnautovic kümmern konnte – und Letzterer den Ball aber nicht im Tor unterbringen konnte. Es wäre das Tor zu einem sicherlich verdienten Remis gewesen.

Fazit: Trotz der Niederlage geht Aufwärtstrend beim ÖFB-Team weiter

Vor einem Jahr war das österreichische Mittelfeld noch eine komplett Pressing-freie Zone. Jetzt wird sogar auf Deutschland ein Druck ausgeübt, wie es das die DFB-Elf von einem Topf-4-Team wohl noch nie erlebt hat. Dieses Spiel bestätigte eindrucksvoll den Aufwärtstrend, den Österreich unter Marcel Koller gemacht hat. Endlich traut sich auch ein rot-weiß-rotes Team gegen einen übermächtig scheinenden Gegner zu, selbst die Initiative zu ergreifen. Und stellt sich, überspitzt formuliert, nicht mehr nur auf das Feld und hofft, dass sich die sportliche Katastrophe in Grenzen halten möge.

Bei Deutschland zeigte sich einmal mehr, dass man einen Bastian Schweinsteiger in guter Form einfach nicht ersetzen kann. Toni Kroos wirkte auf dieser Position verloren: Nach vorne blieb er wirkungslos, nach hinten fehlte ihm die dafür notwendige geistige Schärfe. Das eröffnete Österreich viele gute Tormöglichkeiten. Es war generell keine gute Leistung des EM-Semifinalisten. Was aber natürlich nichts daran ändert, dass das immer noch die klar stärkte Mannschaft in dieser Gruppe ist, die sich in den verbleibenden neun Spielen recht sicher für die WM qualifizieren wird.

Für Österreich kommen nun die beiden mit Abstand wichtigsten Spiele des Jahres zu – das Kasachstan-Doppel im Oktober. Hier wird man nicht auf Räume zwischen den Reihen lauern können. Hier wird das ÖFB-Team gefordert sein, gegen einen kompakten und unangenehmen Gegner ein Bollwerk zu knacken. Und der Test gegen die destruktiven und erschreckend biederen Rumänen im Juni hat gezeigt: Hier hat dieses Team wohl noch die größten Schwächen.

Also, Vorsicht: Schweinespiele voraus.

(phe)

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Marcel Koller, Spiel 1: Positive Ansätze, durchwachsene Ausführung https://ballverliebt.eu/2011/11/16/marcel-koller-spiel-1-positive-ansatze-durchwachsene-ausfuhrung/ https://ballverliebt.eu/2011/11/16/marcel-koller-spiel-1-positive-ansatze-durchwachsene-ausfuhrung/#comments Wed, 16 Nov 2011 00:32:06 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6074 Marcel Koller, Spiel 1: Positive Ansätze, durchwachsene Ausführung weiterlesen ]]> Der Ansatz: Positiver Fußball, das Spiel selbst in die Hand nehmen – auch auswärts bei guten Gegnern. Die Ausführung in Lemberg: Bemüht, aber mit einigem Ungleichgewicht ohne ohne echte Durchschlagskraft. Das Resultat: Eine unglückliche 1:2-Niederlage, die einige Erkenntnisse liefert.

Ukraine - Österreich 2:1

Neunmal Deutschland. Einmal Holland. Und nur noch ein einziger Österreicher, der auch in Österreich spielt: Dummerweise war ausgerechnet Fränky Schiemer, wenn auch auf einer Position, die er eigentlich nicht kann, der mit sehr viel Abstand schlechteste Mann am Platz, verschuldete beide Gegentore zumindest mit und offenbarte so, dass auch unter Marcel Koller die Position des Rechtsverteidigers wohl die größte Baustelle bleibt.

Im ersten Spiel unter dem Schweizer war Österreich bemüht, das Heft in die Hand zu nehmen, hatte deutlich mehr Ballbesitz und setzte die Ukraine zum Teil recht früh unter Druck. Zwei Gegentore (eines halb durch die erste Hälfte, das andere in der Nachspielzeit) bescherten dem nicht wirklich beeindruckenden EM-Co-Gastgeber einen etwas schmeichelhaften 2:1-Erfolg, der aber eher zweitrangig ist. Viel wichtiger als das Resultat, zumal in einem Testspiel, sind die Erkenntnisse, die man nach einer Woche gemeinsamen Trainings unter Koller ziehen kann.

Umschalten nach Ballgewinn

Hier machten die Österreicher die beste Figur. Vor allem in der Anfangsphase, als die Ukrainer gerne mit einigen Leuten aufgerückt waren, ging das Umschalten sehr schnell und in deutlich geplanten Wegen: Schneller Pass auf einen sich etwas zurückfallen lassenden Spieler aus der Offensivreihe (zumeist Ivanschitz bzw. Arnautovic), der legt kurz für einen aus der hinteren Reihe ab (zumeist Alaba bzw. Fuchs), und starten steil nach vorne. Von hinten kommt dann entweder der Pass in den Lauf (Alaba) oder ein Dribbling (Fuchs).

Nach dem 0:1 klappte das nicht mehr wie davor. Das lag zu einem großen Teil natürlich daran, dass die Ukrainer sich zurückzogen, nicht mehr mit so vielen Spielern herausrückten und mit zwei Viererketten die Räume, durch die das ÖFB-Team zuvor hatte stoßen können, zumachten.

Spieleröffnung mit Zeit

Was deutlich wurde: Auch, wenn die Österreicher durchaus versuchten, das Spiel selbst zu gestalten – was gegen die sich etwas einigelnden Ukrainer auch gelang – bleibt eine Erkenntnis dieses Spiels, dass sich das ÖFB-Team mit der Reaktion immer noch deutlich leichter tut als mit der Aktion. Sprich: Umschalten und kontern geht besser als selbst das Geschehen nach vorne gestalten. Das ist nicht verwunderlich und auch ganz logisch, schließlich fehlte der Mannschaft in den letzten Jahren eine durchgängige Philosophie des eigenen Gestaltens, wurde selbst ein biederes Team wie Litauen stark geredet und es vermieden, selbst das Heft in die Hand zu nehmen.

Wie holprig das alles noch ist, wurde vor allem nach dem 0:1 deutlich. Nicht nur, dass Almers Abschläge eine Streuung wie eine Schrotflinte hatten und im Aufbau unbrauchbar waren. Nein, die Viererkette stand danach viel tiefer als zuvor (als sie sich im Ballbesitz knapp hinter der Mittellinie positionierte), sodass die schnellen Pässe auf Arnautovic und Ivanschitz nicht mehr möglich waren. Es war immer wieder zu sehen, dass Alaba und Baumgartlinger diese Pässe antizipierten und lossprinteten, aber der entsprechende erwartete Ball nach vorne nicht gespielt wurde. Immer mehr wurde daher auf lange Bälle zurückgegriffen – oder, was mehr Erfolg versprach, die linke Seite ins Spiel gebracht.

Die linke Seite

Es war schon beim Ivanschitz-Comeback in Aserbaidschan zu erkennen, wie gut er und sein ehemaliger Mainzer Teamkollege Christian Fuchs harmonieren. Diese beiden waren auch in diesem Spiel klar die besten Österreicher. Fuchs orientierte sich, wie das auch so sein muss, extrem weit nach vorne, legte dabei zumeist auf Ivanschitz ab und hinterlief ihn. So hatte Ivanschitz die Wahl, entweder in die Mitte zu spielen, selbst zu gehen oder wiederum Fuchs steil anzuspielen.

Der ukrainische Rechtsvertediger Fedetski hatte damit Probleme und Jarmolenko war viel in der Defensive gebunden. Die Ukrainer schafften es auch nicht, anders als die Gegner in den letzten Spielen, im Rücken von Fuchs den Platz zu nützen und dort eigene Angriffe aufzuziehen. Zum einen, weil Aliev immer recht zentral blieb und zum anderen, weil Pogatetz hier gut abdeckte. Es ist beinahe logisch, dass der zwischenzeitliche Ausgleich zum 1:1 über diese Flanke vorbereitet wurde: Fuchs eroberte den Ball, ging nach vorne und seine präzise Flanke fand den passenden Abnehmer.

Die Abwehrkette

Der Plan in der Anfangsphase war ganz deutlich, dass die beiden Innenverteidiger Prödl und Pogatetz sehr weit Richtung Außen verschoben und Baumgartlinger davor zentral absicherte, damit die Außenverteidiger schon im Aufbau nach vorne gehen konnten und dort anspielbar waren. Aber je länger das Spiel lief, umso mehr wurde klar, dass nur Fuchs sich dabei wirklich wohl fühlte, Schiemer aber überhaupt nicht.

Somit verlegte sich der einzige Spieler in der Partie, der es noch nicht aus der österreichischen Liga heraus geschafft hat, sehr auf die Defensive, sodass aus der Abwehr des ÖFB-Teams oftmals eine etwas windschiefe Dreierkette wurde: Fuchs preschte, wann immer es ging, nach vorne, Schiemer aber blieb hinten und sicherte ab. Mit doppelt negativem Effekt: Einerseits zog er gegen den flinken Konoplianka immer wieder den Kürzeren und war bei beiden Gegentoren recht ursächlich beteiligt, andererseits tötete er damit seine Seite offensiv komplett ab.

Die rechte Seite

Harnik und Kavlak: Arme Hunde

Denn ohne den wirklich absolut inferioren Schiemer, der nicht die geringste Hilfe war, musste Harnik alles auf eigene Faust machen. Das Unbehagen war dem Stuttgart-Legionär deutlich anzumerken: Er sah, dass Schiemer defensiv gravierende Probleme hatte und zuweilen haarsträubende Fehl- und Risikorückpässe spielte, war sich aber seiner Verantwortung auch im Spiel nach vorne bewusst.

Die generelle Linkslastigkeit des Spiels – Fuchs/Ivanschitz, dazu die zumeist über die halblinke Seite aufziehenden Alaba und Arnautovic – nahm Harnik zusätzlich aus dem Spiel. Er versuchte es, indem er nach innen zog und sich zumindest in der Zentrale anbot, aber auch das half nichts. Die rechte Seite blieb einsames und unbespieltes Gelände, auch nachdem Harnik nach einer Stunde Veli Kavlak hatte weichen müssen.

Baumgartlinger und Alaba

Das Duo im defensiven Mittelfeld harmoniert an sich recht gut und die Frage, wo da ein Paul Scharner reinpasst, stellt sich durchaus – auch, wenn David Alaba vor allem in der zweiten Hälfte deutlich abbaute, sich nur noch auf Sicherheitsbälle verlegte und eine Leistung zeigte, die wohl irgendwo zwischen „brav“ und „dezent“ liegt. Zu Beginn der Partie war Alaba ein deutlicher Aktivposten, stets bemüht immer anspielbar zu sein. Ein Achter mit deutlichem Zug nach vorne, gut eingebunden ins schnelle Spiel nach vorne, eben vor allem nach schnellem Umschalten. Zumindest bis zur Pause.

Julian Baumgartlinger spielte seinen Part als Sechser vor der Viererkette sehr ordentlich. Er eroberte viele Bälle und versuchte sie wie in besten Tagen, diese mit möglichst wenig Risiko möglichst gewinnbringend weiter zu leiten. Man merkt ihm die Spielpraxis, die er in den letzten Wochen in Mainz immer mehr bekommt, durchaus an. Je länger das Spiel dauerte, umso mehr wurde Baumgartlinger der dominante Teil dieses Duos. Eine Leistung, auf die man aufbauen kann.

Arnautovic

Beim Bremer ist es so eine Sache: Entweder er geigt richtig auf, reißt das Spiel an sich und damit die ganze Mannschaft mit, oder es gelingt ihm wenig bis gar nichts. In Lemberg klappte bei ihm leider kaum etwas. Ihm versprangen einige Bälle (was sicher auch, aber nicht nur mit dem Baustellenrasen zusammen hängt), er konnte Zuspiele nicht verarbeiten und brachte kaum einen Pass wirklich an.

Seine Rolle war im System recht klar definiert: Gegen den Ball sollte er vorne praktisch auf einer Höhe mit Janko stehen und die gegnerische Spieleröffnung stören – hier wurde aus der österreichischen Formation ein 4-4-2 – bei eigenen Angriffen aber ließ sich Arnautovic eher etwas fallen, agierte von hinten heraus, um mit Steilpässen die im Vorfeld von Marcel Koller geforderten Bälle aus der Tiefe zu spielen. Das Highlight in seinem Spiel war sicher das Tor, das – sagen wir mal so – jeweils zu einem Drittel Janko (der den Ball vors Tor brachte), Kutcher (der wohl als letzter dran war) und Arnautovic (der den Einsatz des ukrainischen Innenverteidigers provozierte) gehört.

Das war gut

Das Bemühen war klar ersichtlich, dass auch gegen einen vom Potenzial her sich in etwa auf Augenhöhe befindenden Gegner das Spiel selbst gemacht werden sollte. Das war ja unter Constantini, wie erwähnt, nicht mal daheim gegen klar schwächere Kontrahenten immer so. Gerade in der Anfangsphase wurde der Gegner schon sehr hoch angepresst, was es den Ukrainern unmöglich machte, selbst das Geschehen konstant und zielführend in die österreichische Hälfte zu verlagern. Selbst in der Phase nach dem 0:1, als beim ÖFB-Team nach vorne kaum mehr etwas ging, wurde so zumindest ein nachhaltiges Aufkommen der Ukrainer verhindert.

Dazu war natürlich einmal mehr die linke Seite das Prunkstück der Mannschaft. Fuchs zeigte vor allem im direkten Vergleich mit Schiemer, wie wichtig ein funktionierender offensiver Außenverteidiger ist, wenn man die Initiative übernehmen will. Der Schalker war ständig im Vorwärtsgang und dank Pogatetz brannte in seinem Rücken relativ wenig an.

Das war nicht gut

Anders als beim eh schon übervorsichtigen Schiemer, der sich mit dieser Leistung recht nachhaltig für weitere Einsätze als Rechtsverteidiger disqualifiziert hat. Ein Glück, dass Gyuri Garics nach fast einem Jahr endlich wieder spielen kann – sollte er in Bologna über den Winter Spielpraxis sammeln können, führt an dem von Constantini auf so schäbige Weise verstoßenen Italien-Legionär kein Weg vorbei.

So bemüht das ÖFB-Team war, das eigene Spiel dem Gegner aufzuzwingen, so wenig zwingend war das in diesem Spiel letztlich. Aber, wie erwähnt, das braucht Zeit und einige Spiele, die mit diesem Ansatz, positiven Fußball selbst spielen zu wollen, durchgezogen werden. Nur so kann sich die Mannschaft so weit finden, dass Automatismen entstehen und das alles konkreter und mit mehr Torgefahr aufziehen zu können.

Ausblick

Zweifellos, die Spieler dazu sind absolut vorhanden. Fuchs und Ivanschitz links sowieso, Baumgartlinger und Alaba sind beides spielintelligente Jungs mit dem Blick nach vorne gerichtet, Janko arbeitet vorne viel – jetzt braucht es nur noch ein Gegenstück zu Fuchs auf der rechten Seite.

Gegen Finnland – ein Team, das nicht annähernd die Qualität der Ukrainer hat – darf man beim nächsten Test im Februar schon erwarten, dass der grundsätzliche Ansatz der gleiche sein wird. Positiven Fußball, den will Marcel Koller sehen.

Und wir auch.

(phe)

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2:6 in Deutschland – weil ohne Druck im Mittelfeld jede Abwehr schlecht aussieht https://ballverliebt.eu/2011/09/02/26-in-deutschland-weil-ohne-druck-im-mittelfeld-jede-abwehr-schlecht-aussieht/ https://ballverliebt.eu/2011/09/02/26-in-deutschland-weil-ohne-druck-im-mittelfeld-jede-abwehr-schlecht-aussieht/#comments Fri, 02 Sep 2011 21:39:19 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5632 2:6 in Deutschland – weil ohne Druck im Mittelfeld jede Abwehr schlecht aussieht weiterlesen ]]> Es wäre zu billig, die Schuld für die vielen Gegentore beim 2:6 des ÖFB-Teams in Deutschland nur in der österreichischen Hintermannschaft zu suchen. Ja, sie haben nicht gut ausgesehen – aber das eigentliche Problem war das komplett fehlende Pressing im Mittelfeld. Das hat es den Deutschen leicht gemacht.

Deutschland - Österreich 6:2

Das Spiel der letzten Chance, die erhoffte Fortsetzung des ordentlichen Auftritts beim 1:2 in Wien – das war die Ausgangslage beim österreichischen Team. In einem Spiel, dass im Land von Rot-weiß-rot bis zum Erbrechen gehypt wurde. Dem die deutsche Öffentlichkeit aber bestenfalls schaumgebremst bis gleichgültig entgegen geblickt wurde. Gespielt haben die beiden Mannschaften dann eher umgekehrt zum jeweiligen Build-up. Was man aber sicher nicht nur auf das frühe 1:0 für den Gastgeber durch einen Weitschuss von Özil zurückführen kann und darf.

Harnik und Arnautovic vorne

Von all den möglichen Varianten wurde beim österreichischen Team ein Mittelding aus 4-4-1-1 und 4-4-2 gewählt. Als wirklich hängende Spitze kann man Harnik in diesem Spiel nicht bezeichenen. So richtig als echte Spitze Aranautovic auch nicht. Eher haben beide auf annähernd einer Höhe (zumeist war Arnautovic ein, zwei Schritte weiter vorne) beide so ein wenig eine hängende Spitze gegeben – allerdings jeweils auf den Halbpositionen. Die Position im zentralen offensiven Mittelfeld war somit nicht so richtig besetzt.

Das hatte den Vorteil, dass sich beide immer wieder auch realtiv weit nach hinten fallen lassen konnten, um dort eher anspielbar zu sein (was nicht so recht funktionierte), allerdings andererseits den Nachteil, dass Druck auf die Spieleröffnung der Deutschen nicht einmal im Ansatz möglich war. Hummels und Badstuber konnten sich die Bälle genüsslich hin- und herschieben und sich überlegen, was sie denn jetzt damit machen sollten, ohne dass es irgend einen Druck eines Österreichers gab.

Dag und Lahm

Interessant war die Rolle von Ekrem Dag auf der rechten Mittelfeldseite gegen Philipp Lahm. Der Besiktas-Legionär stand extrem hoch und wirkte wie eine Wand auf Lahm – er kam an der Seitenlinie nicht durch und konnte somit auch Lukas Podolski nicht wirklich ins Spiel einsetzen: Mit Steilpässen kaum und mit kurzen Anspielen schon gar nicht.

Lahm merkte jedoch schnell, dass Dag zwar hoch stand und gegen ihn gut defensiv die Flanke zumachte, aber offensiv nicht die geringste Bedrohung darstellte. So entschied sich Lahm alsbald, seine Flanke halt zu verlassen und in die Mitte zu ziehen. Dag entschloss sich in den meisten Fällen dazu, draußen zu bleiben und sich nicht von Lahm nach innen ziehen zu lassen.

Voller Druck auf Baumgartlinger, volles Pensum von Alaba

Ein großes Problem im österreichischen Spiel war, dass mit dem wenigen Ballbesitz wenig anfing. Gewonnene Bälle waren zumeist in Windeseile wieder verloren, weil die Deutschen ein durchaus sehenswerten Pressing anboten, vor allem auf Julian Baumgartlinger. Alaba wurde eher noch in Ruhe gelassen – der Bursche von den Bayern ist das Tempo und das Pressing aus der Bundesliga gewohnt und verfügt bekanntermaßen über ein waches Auge und extreme Spielintelligenz. Wenig überraschend kamen auch die meisten intelligenten Aktionen von ihm – obwohl er hinten absichern sollte, nach vorne einleiten, und auch noch für den dezent überforderten Royer auf der linken Seiten aushelten musste. Ein bissl viel für einen alleine.

Letztere hat zwar der Neo-Mainzer Baumgartlinger auch, aber er ist nach der kurzen Zeit in der Bundesliga das hohe Tempo nicht gewohnt und vor allem nicht das Pressing, schließlich gibt es das in der österreichischen Bundesliga de facto überhaupt nicht; schon gar nicht auf dem Niveau, wie es Kroos, Schweinsteiger und Co. anboten. So ließen die Deutschen Alaba etwas mehr Zeit am Ball und etwas mehr Raum zum Wirken, nahmen ihm aber die Anspielstationen; während sofort mindestens einer, zumeist aber eher zwei Mann auf Baumgartlinger stürzten, sobald der nur daran dachte, einen Ball anzunehmen.

Probleme im Spielaufbau

So fand geregelter Spielaufbau beim ÖFB-Team kaum statt. An Laufbereitschaft und -arbeit fehlte es nicht, aber wie selbst Franz Beckenbauer vor einigen Monaten geäußert hat, werden wahnsinnig viele leere Meter gemacht. Was dadurch natürlich noch verstärkt wurde, dass viele Anspiele nicht knapp am Empfänger vorbeigingen (was man ja mit wenig Zeit am Ball und dem Pressing der Deutschen erklären könnten), sondern immer wieder völlig ins Nirwana segelten.

In diesen Situationen entstand immer mehr der Eindruck, dass der eine nicht weiß, wo der andere hinläuft, sprich, die Laufwege überhaupt nicht passten bzw. aufeinander abgestimmt waren. Schnelle Konter ließ das deutsche Team kaum zu und so war die österreichische Mannschaft gefordert, neben Tempogegenstößen auch ineinander greifende Pässe und Laufwege aus geringerem Tempo anzubieten. Und so etwas gab es nur im überschaubaren Maß.

Wenig Platz zum Kombinieren

Was die Österreicher vom Prinzip her allerdings recht gut machten: Die Verteidigung rückte auf, wodurch angesichts des tief stehenden Duos Arnautovic/Harnik vorne der bespielbare Raum für die Deutschen sehr, sehr eng wurde. Das DFB-Team hatte somit zwar theoretisch eine systembedingte Überzahl im Zentrum, kam aber nicht wirklich dazu, diese auch auszuspielen. Immer wieder blieb nur der lange Ball, was angesichts der kopfballstarken Innenverteidigung mit Pogatetz und Schiemer kein allzu erfolgreiches Rezept war.

Was die Österreicher gar nicht gut machten, war das fehlende Pressing auf die deutschen Kreativspieler – bei einer hoch stehenden Verteidigungslinie ein absolutes Muss, weil sonst ein einziger halbwegs angekommender Pass durch die Schnittstellen ausreicht, um den vielen Platz hinter einer solchen hoch stehenden Abwehrreihe gnadenlos auszunützen. Druck auf Özil und Kroos und vor allem Schweinsteiger wurde seitens der Österreicher aber nicht annähernd in ausreichendem Umfang gezeigt.

Deutschland wurde folgerichtig immer dann gefährlich, wenn es durch das Tempo und die Ballsicherheit der in Ruhe gelassenen Mittelfeldspieler und des hervorragenden Spielverständnisses von Klose gelang, sich schnell und flach durchzukombinieren. So fiel das 2:0 und kurz darauf auch das 3:0, was das Spiel im Grunde schon entschied – dem Tor von Arnautovic kurz vor Schluss, als das DFB-Team etwas schleißig verteidigte und der Bremen-Legionär per Kopf in die lange Ecke traf, zum Trotz.

Deutschland verwaltet Führung

Dass die Österreicher gleich zu Beginn nach einem eigenen Eckball in den Konter laufen und das 1:4 kassieren, hat natürlich nicht geholfen, aber wirklich zurückgebracht hat das ÖFB-Team auch der fast postwendende eigene zweite Treffer nach einem technisch äußerst feinen Zusammenspiel von Arnautovic (der mit Badstuber und Hummels beide Innenverteidiger auf sich zog) und Harnik (der damit freie Bahn hatte) auch nicht.

Das Problem blieb weiterhin bestehen: Es wurde kaum Druck auf das deutsche Mittelfeld aufgebaut, das somit nie die Angst haben musste, von einem aggressiven Gegner angegangen zu werden oder sich unter dauerhaften massivem Zeitdruck um eine Anspielstation umsehen zu müssen. Auch, weil Alaba nach dem Seitenwechsel noch tiefer stand als zuvor.

Hinzu kam, dass Höwedes (der Royer in der ersten Hälfte zwar komplett abmontierte, aber nach vorne eher harmlos blieb) durch Jerome Boateng ersetzt wurde, der es im Verbund mit Thomas Müller schaffte, Christian Fuchs vollends aus dem Spiel zu nehmen.

Bis zum Schluss kein Druck

Auffällig wurde nach einer Stunde, dass sich jeweils einer aus dem Duo Arnautovic/Harnik weiter ins Mittelfeld zurück fallen ließ. Doch auch hier wurde hauptsächlich der leere Raum abgedeckt, als mal wirklich den ballführenden Deutschen anzugehen. Ob es angesichts des Spielstandes von 2:4 gegen einen deutlich besseren Gegner wirklich etwas gebracht hätte, steht auf einem anderen Blatt Papier. Aber es hätte zumindest an die Spieler im DFB-Trikot das Signal ausgesendet, dass man sich noch nicht ganz aufgegeben hat.

Die Einwechslung von Hoffer für den überforderten Royer (Arnautovic ging dafür auf die Flanke) war sicher nicht verkehrt, brachte aber letztlich nichts – weil keine wirklichen Chancen herausgespielt werden konnten und in der absoluten Schlussphase die Deutschen noch zweimal die Leichtigkeit des unbedrängten Seins aus dem Mittelfeld heraus ausnützten und noch zu zwei späten Toren zum 6:2-Endstand kamen.

Fazit: Wer keinen Druck ausübt, überfordert seine Abwehr

Österreich spielte von Beginn an, wie man sich einen kompletten Underdog bei einem Bewerbsspiel in Deutschland vorstellt: Tief stehen, nur die Räume eng machen, aber null Druck auf den Gegner ausüben. Kurz: Versuchen, das Ausmaß der sportlichen Katastrophe in Grenzen zu halten. Und weil, wenn schon drucklos, dennoch nicht einmal robust auch mal der Körper reingestellt wurde, merkte Deutschland schnell: Hier gibt’s Zeit, hier gibt’s keine Fouls – es muss sich nur noch durch den engen Raum durchgespielt werden.

Dass es für Österreich in dieser EM-Qualifikation und für Teamchef Constantini wohl überhaupt das Spiel der wirklich allerletzten Chance war, merkte man weder der Mannschaft noch dem Trainer an. Es wurde nicht einmal versucht, das deutsche Team zu ärgern, zu nerven, zu piesacken – und wenn man Weltklassespieler wie Schweinsteiger, Kroos und Özil so komplett in Ruhe lässt, kommen natürlich Tempoangriffe auf die Abwehr zu. Dass diese dem dann nicht standhalten kann, ist folgerichtig.

Darum ist es auch zu billig, die Schuld nur bei der Abwehr zu suchen. Sechs Gegentore sind die logische Folge eines mutlosen Auftritts, bei dem von Beginn an nicht an die eigene Chance geglaubt wurde. Man kann in Deutschland verlieren. Man kann in Deutschland auch hoch verlieren.

Aber man darf nicht schon von vornherein dem übermächtigen Gegner den Eindruck vermitteln, bereits kapituliert zu haben.

(phe)

PS: An unsere vielen Leser aus Deutschland: Bitte nicht böse sein, dass es hier praktisch nur um das ÖFB-Team geht. Liegt aber weniger daran, dass das ein österreichischer Blog ist, sondern eher daran, dass dieses Spiel einfach deutlich mehr über die Mannschaft aus Österreich aussagt als über jene aus Deutschland. Das werdet auch ihr einsehen, wie ich hoffe ;-)

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Möglich wäre so einiges… https://ballverliebt.eu/2011/06/04/moglich-ware-so-einiges/ https://ballverliebt.eu/2011/06/04/moglich-ware-so-einiges/#comments Sat, 04 Jun 2011 00:40:49 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4935 Möglich wäre so einiges… weiterlesen ]]> Durch ein spätes Tor von Mario Gomez verliert eine beherzt kämpfende österreichische Mannschaft gegen Deutschland mit 1:2. Die letzte Chance auf den EM-Ticket ist damit dahin, aber diesmal wusste die Mannschaft aus eigener Bundesliga-Erfahrung, wie man den DFB-Spielern beikommen kann. Was nur offenlegt, was mit diesem Team so alles möglich wäre.

Österreich - Deutschland 1:2

Denn anders als bei so manchem planlosen Auftritt gegen Mannschaften, deren Spieler man nur vom DVDs kennt, hatte das österreichische Team diesmal einen recht genauen Plan zu bieten, wie man die Deutschen Nerven kann. Denn Mehmet Scholl dürfte schon recht gehabt haben, als er sagte: „Den Österreichern ging’s heute doch gar nicht mehr um Platz zwei in der Gruppe. Sondern darum, die Deutschen zu ärgern!“ Und das gelang.

Gemeinschaftsjob Özil

Österreich überließ dem DFB-Team erwartungsgemäß erst einmal die Initiative, nichts anderes sagte die Aufstellung in einem 4-4-1-1 auch aus. Die Aufgabe, Mesut Özil aus dem Spiel zu halten, wurde dabei auf mehrere Schultern aufgeteil. Etatmäßig war es Stefan Kulovits, der sich um den Mann von Real Madrid kümmerte, aber er machte das nur, wenn Özil nicht zu hoch stand und nicht gerade auf die Seiten auswich. Es war nämlich kein Problem, der Bewachung von Kulovits zu entgehen, wenn er einfach ein paar Schritte aufrückte und sich zwischen den Linien breit machte. Pogatetz und Scharner standen sehr tief und rückten auch nicht auf, um Özil zu bewachen.

Allerdings wurde ihm sofort die Zeit am Ball genommen, wenn er ihn doch einmal bekam. Er versuchte viel, auf die Seiten auszuweichen und die Hilfe von Müller und (vor allem) Podolski zu suchen. Hier machte sich aber die Maßnahme von Constantini bezahlt, mit Klein und Dag im Grunde zwei Rechtsverteidiger aufzustellen, außerdem kam im Fall der Fälle auch Baumgartlinger hinzu. Podolski war, bis auf seinen Lattenkracher aus 20m in der 8. Minute, kaum wirklich ein Faktor.

Die Mittelfeldkette der Österreicher verschob sehr gut und machte den Raum im Zentrum gut dicht, Alaba rückte da aber oftmals viel weiter ein als Dag auf der anderen Seite – schlicht, weil über Müller wenig kam und Fuchs ihn recht gut im Griff hatte. Vorstöße von Lahm unterband Alaba, so gut es ging. Die Folge: Deutschland hatte zwar klar mehr Spielanteile und auch einige Torschüsse, die wenigsten davon aber von innerhalb des Strafraums bzw. aus dem Spiel heraus.

Was auffiel: Pressing wurde beim ÖFB-Team nur vereinzelt gezeigt und es machte auch keinen wirklich eintrainierten Eindruck. Zwar war das Motto „einer presst, zwei lauern“ zumeist schon erkennbar, aber es gingen nur ganz bestimmte Spieler auch tatsächlich gegen die Ballführenden: Fuchs und Alaba auf der linken Seite, mit Abstichen Pogatetz und Hoffer, besonders viel dafür Harnik. Fällt was auf? Genau, das sind exakt jene Spieler, die in der deutschen Bundesliga spielen. Andere, wie etwa Klein und vor allem Kulovits, waren da kaum ein Faktor. Vor allem Kulovits deckte, wenn Özil nicht in der Nähe war, oftmals nur den leeren Raum ab.

Schlüsselfigur 1: Harnik macht den Rooney

Interessant war bei Österreich die Rolle von Martin Harnik. Der Stuttgarter übernahm jene Rolle, die in der Schlussphase der Saison von Manchester United Wayne Rooney mit großem Erfolg gespielt hatte: Jene als Mittelding aus hängender Spitze und Spielmacher. Der laufstarke Harnik – jener Spieler, vor dem Bundestrainer Löw laut eigener Aussage am meisten Respekt hatte – war überall auf dem Platz zu finden.

Hauptsächlich zentral, aber auch links, rechts, auch mal nach hinten arbeiten, mit großer Explosivität aus der Etappe kommen, keinen Zweikampf scheuen. So konnte Harnik durchaus die Tatsache, dass Sami Khedira seit einigen Wochen verletzungsbedingt kein Spiel mehr gemacht hatte, ausnützen. Khedira hatte gegen die spritzige Körperlichkeit von Harnik oftmals das Nachsehen.

Schlüsselfigur 2: Baumgartlinger, der bessere Scharner

Es ist ja keinen allzu neue Erkenntnis – aber Jules Baumgartliner ist derzeit ohne jeden Zweifel der beste Sechser bzw. Achter, den Österreich hat. Die Übersicht und die Spielintelligenz des 23-jährigen Austrianers ist derzeit unübertroffen. Defensiv montierte er (in Gemeinschaft mit anderen, siehe oben) Mesut Özil ziemlich ab, er unterstützte sehr oft Dag und Klein gegen Podolski, erledigte seine Defensivaufgaben sehr ordentlich.

Vor allem aber: Anders als Paul Scharner, der, wenn er im Nationalteam dort spielen darf, oft übermotiviert alles zerreißen und alle Mittelfeld-Agenden selbst übernehmen will, hat Baumgartlinger das Gespür zu erkennen, wann er nach vorne gehen kann oder muss und vor allem, wann er in der Vorwärtsbewegung den möglichst einfachen, aber sinnvollen Pass anbringen kann. Das ist alles andere als spektakulär und sieht auch nicht wirklich auffällig aus, als Backbone einer Mannschaft braucht es aber genau solche Spieler: Einfache Pässe mit möglichst geringem Risiko zum Ballverlust, die in der Spieleröffnung oder -gestaltung aber doch etwas bringen. Baumgartlinger war eine Augenweide.

Schlüsselfiguren 3/4: Fuchs und Alaba, die Müller/Lahm-Abmonteure

David Alaba hatte einen Monsterjob zu lösen: An ihm war es, den deutschen Kapitän Philipp Lahm zu so wenig Entfaltung wie möglich kommen zu lassen. Dabei war es sicher kein Nachteil, dass der zu Hoffenheim verliehene Bayern-Legionär zum einen aus seiner Zeit bei den Münchnern Lahm sehr genau kennt und weiß, wie ihm zuzusetzen ist. Und zum anderen, dass es sich der 18-Jährige absolut zutraute, das nicht mit reagieren zu tun, sondern mit agieren! Alaba stand um einiges höher als Ekrem Dag, sein Pendant auf der rechten Seite, setzte Lahm durchaus unter Druck und zermürbte ihn mit robustem Körperspiel zusätzlich.

Das alles wäre natürlich nicht möglich gewesen, wenn nicht Christian Fuchs hinter ihm gespielt hätte, der womöglich beste Linksverteidiger der abgelaufenen Bundesliga-Saison. Der Mainz-Legionär begann zwar eher fahrig und einige Zuspiele nach vorne landeten eher weit weg vom geplanten Passempfänger, aber defensiv bekam er Müller schnell in den Griff und nach etwa 20 Minuten verband er sich auch immer mehr mit Alaba vor ihm.

Österreich wird aktiver

Wie gut das ÖFB-Team Özil und vor allem Müller im Griff hatte, zeigt sich exemplarisch daran, dass beide ihre wohl beste Szene in der 29. Minute hatten, als sich Özil tief in der eigenen Hälfte – also komplett out of position – aufhielt und an den aufgerückten Alaba und Fuchs vorbei Müller ins Laufduell mit Baumgartlinger schickte. Letztere musste das taktische Foul nehmen und sah dafür Gelb. Dem Würgegriff konnten sie sich mit zunehmender Spieldauer immer mehr nur noch dann entziehen, wenn sie ganz andere Wege gingen.

Bei den Österreichern dauerte es zwar bis zur 24. Minute, ehe der este gemeinschaftlich aufgezogene Angriff über Fuchs und Alaba, mit Baumgartlinger aufgerückt und einem ebenso nach vorne gekommenen Scharner gezeigt wurde. Zwar wurde die Aktion von einem recht harmlosen 25m-Schuss von Scharner mit überschaubarem Erfolg abgeschlossen, aber es war so etwas wie der Startschuss.

Kroos fehlt es an Optionen in der Spieleröffnung: Özil ist isoliert, Schmelzer spielte schlecht - oft blieben nur lange Risikopässe. Bei Balleroberung schoss Österreich schnell nach vorne, vor allem über die Seite von Lahm

Fuchs ging nun noch mehr nach vorne, auch Klein traute sich immer mehr zu, Baumgartlinger bewegte sich gut und verteilte die Bälle zumeist sehr ordentlich; vor allem über die Seiten ging es nun nach Balleroberung sehr flink und flüssig. Die Folge: Wirklich gute Torchancen für die Österreicher häuften sich, Hoffer und Harnik vergaben dabei die besten.

Bastian Schweinsteiger fehlt eklatant

Das deutsche Spiel krankte, die Innenverteidigung einmal ausgenommen, im Grunde überall. Schmelzer zeigte eine ganz schwache Leistung und konnte Podolski überhaupt nicht helfen, andererseits kannte auch Poldi keinen Rückwärtsgang – ebenso wie Müller, weshalb Lahm gegen Alaba und Fuchs alleine stand und eigentlich ein armer Hund war. Zudem war Özil isoliert und Gomez hing in der Luft.

Der größte Schwachpunkt beim DFB-Team war aber das defensive Mittelfeld. Khedira fehlte sichtlich die Matchpraxis und Toni Kroos kann, vor allem ohne einen fitten Nebenmann, den verletzt fehlenden Bastian Schweinsteiger in keinster Weise ersetzen. Nicht nur, dass ihm permanent Harnik um die Ohren lief und er somit viel defensiv gebunden war, nein, in der Vorwärtsbewegung waren oftmals alle Anspielstationen zu. So war er gezwungen, oft statt des einfachen kurzen Passes einen langen zu nehmen, oftmals hoch, auf einen Spieler, der gut gedeckt war, sich schlecht bewegte – oder beides. Die Folge war wenig Tempo und kaum Spielfluss nach vorne und teils haarsträubende Fehlpässe, welche die Österreicher dankbar annahmen.

Deutschland war in dieser Phase nur noch aus Standardsituationen in der Lage, halbwegs sinnvoll für das Tor von Sturm-Goalie Gratzei zu kommen. Folgerichtig daher, dass kurz vor der Halbzeit Mario Gomez aus einem Eckball die Kugel über die Linie stolperte. Eine zu diesem Zeitpunkt glückliche Führung, denn die größere Torgefahr hatte in den 20 bis 30 Minuten zuvor eindeutig Österreich ausgestrahlt.

Gleiche Charakteristik nach Ausgleich

Kurz nach der Pause wurde das ÖFB-Team doch noch für die sehr ansprechende Phase vor der Halbzeit belohnt, indem Arne Friedrich eine Flanke von Alaba quasi unter dem bereitstehenden Harnik hindurch ins eigene Tor beförderte. Am grundsätzlichen Charakter des Spiels änderte das 1:1 aber nichts: Österreich stand weiterhin in der Grundformation tief und überließ den Deutschen den Ball, um schnell zu kontern.

Was sich ebenso nicht änderte, war die mangelnde Bereitschaft von Müller und Podolski, nach hinten zu arbeiten. Das versuchte Löw in den Griff zu bekommen, indem er Müller und Özil ihre Plätze tauschen ließ. Er muss schnell erkannt haben, dass auch das keine signifikante Verbesserung bedeutete, so nahm Löw kurz darauf Podolski vom Platz und brachte dafür Schürrle. Özil ging wieder in die Mitte, dort ist er für die Mannschaft dann doch wertvoller.

Ab Minute 70

Personelle Änderungen

Halb durch die zweite Hälfte wechselte dann auch Constantini: Statt des braven und vor allem defensiv recht umsichtigen Dag kam mit Zlatko Junuzovic ein deutlich offensiverer Mann für die rechte Seite. Der Austrianer schob auch sofort deutlich weiter nach vorne als der Beşiktaş-Legionär. Mit der Folge, dass Schmelzer nun noch weniger nach vorne brachte und sich die Fehlerquote des Dortmunder Blondschopfes nicht senkte – aber ohne wirkliche Chancen zu kreieren.

Bei den Deutschen war für Khedira nach 70 Minuten Schluss, für ihn rückte Hummels ins defensive Mittelfeld auf und Badstuber übernahm den Platz in der Innenverteidigung. Das deutsche Mittelfeld-Duo mit Kroos und Hummels stand sehr souverän, was aber auch an Martin Harnik lag.

Der nach seiner extrem hohen Laufleistung ganz einfach am Ende war. Er ging nun etwas weiter nach vorne und wartete eher auf Anspiele, als dass er sich die Bälle noch selbst holen konnte. Zehn Minuten vor Schluss hatte er dann seinen Arbeitstag beendet, angesichts seines Einsatzes ist es erstaunlich, dass er überhaupt so lange durchhielt. Statt seiner kam Daniel Royer zu seinem Länderspiel-Debüt.

Wer weniger Chancen braucht, gewinnt

Der Rieder ging auf die rechte Seite und Junuzovic dafür ins Zentrum, er stand dort aber – Harnik ist an sich Stürmer, Junuzovic Spielmacher – tiefer als Harnik zuvor, war so aber ohne große Hilfe zwischen Hummels und Kroos eingeklemmt. Dennoch sah alles nach einem 1:1 aus – wenn da nicht die Kaltschnäuzigkeit wäre, welche die Deutschen auszeichnet.

Nach einem an sich geklärten Eckball von links konnte Lahm von der rechten Seite zurückflanken und am zweiten Pfosten stand der bullige Gomez ausgerechnet gegen den kleinen Royer. Ein Mis-Match, das der Torschützenkönig der deutschen Bundesliga natürlich eiskalt ausnützte und zum 2:1 traf. Dem Endstand

Fazit: Man sieht, was möglich wäre…

Ob Emanuel Pogatetz von Mirko Slomkas 10-Sekunden-Drill bei Hannover berichtet hat? Offensichtlich, so überfallsartig liefen die österreichischen Konter. Ob David Alaba von der Arbeit bei Bayern München weiß, wie Philipp Lahm beizukommen ist? Offensichtlich, so konsequent, wie der Jungspund den DFB-Kapitän anrennen ließ. Diese Liste ließe sich noch fortsetzen – aber der Punkt ist klar: Die Österreicher hatten ganz offensichtlich einen recht genauen Plan, wie man sich gegen die fußballerisch natürlich klar überlegene Mannschaft aus Deutschland durchsetzen will und kann, und alle haben sich sehr diszipliniert daran gehalten.

Woran man sieht, was mit dem vorhandenen Spielermaterial tatsächlich möglich wäre, zumal einige wirklich gute Spieler aus den verschiedensten Gründen ja gar nicht dabei waren: Es ist möglich, Teams wie Deutschland zumindest ordentlich zu nerven und an einem Tag wie diesem einen Punkt mitzunehmen, der durchaus verdient gewesen wäre. Dass Deutschland in der 90. Minute das Tor noch macht und Österreich nicht ist letztlich ein Zeichen dafür, wer eine Spitzenmannschaft ist.

Natürlich war das eines der schwächeren Bewerbsspiele der deutschen Mannschaft und sowohl in der Halbzeit als auch in der Nachbetrachtung bemängelte das DFB-Betreuerteam um Jogi Löw und Hansi Flick vor allem eines: „Mangelde Seriosität“ bei ihrer Mannschaft. Die halbe österreichische Mannschaft ist in Deutschland aktiv, kennt die Spieler nicht nur vom Band, sondern aus der persönlichen Praxis. Das merkte man: Vor allem die Bundesligisten Pogatetz, Fuchs, Alaba und Harnik wussten sehr genau, gegen wen man wie spielen muss.

Und es ist gut möglich, dass nach dem sicherlich besten Constantini-Länderspiel (neben jenem in Belgrad) bald noch ein weitere dazukommt. Denn seine wundervolle Leistung vor den Augen der deutschen Bundesliga-Manager hat Julian Baumgartlinger auf dem Weg zurück ins Ausland sicher nicht geschadet…

(phe)

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