Batista – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sun, 17 Jul 2011 01:46:07 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Copa, VF 1/2: Argentinien ist raus! https://ballverliebt.eu/2011/07/17/copa-vf-12-argentinien-ist-raus/ https://ballverliebt.eu/2011/07/17/copa-vf-12-argentinien-ist-raus/#comments Sun, 17 Jul 2011 01:37:34 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5327 Copa, VF 1/2: Argentinien ist raus! weiterlesen ]]> Es hatte sich schon in der Gruppenphase angedeutet. Und im Viertelfinale war es nun soweit: Gastgeber Argentinien scheidet bei der Copa América aus! Weil Uruguay auch in Unterzahl das Konzept eisenhart durchzog, Torhüter Muslera eine Weltklasse-Leistung bot. Und Tévez im Elfmeterschießen nicht traf. Der Lohn für Uruguay: Halbfinale gegen Senstations-Team Peru, das Kolumbien eliminierte!

Argentinien - Uruguay 1:1 n.V., 4:5 i.E.

Die Formation, die Sergio Batista in dieses Viertelfinale schickte, war die selbe wie beim überzeugenden 3:0 gegen Costa Rica. Allerdings schafften es die Urus, wie nicht anders zu erwarten war, deutlich besser, damit umzugehen: Sie spielten kompromisslos gegen den Mann, sehr körperlich und robust. Ohne den weiterhin nicht fitten Edinson Cavani griff Teamchef Tabárez auf jenes 4-4-2 zurück, mit dem er Mexiko mit 1:0 geschlagen hatte.

Der frühe Führungstreffer für Uruguay – Diego Pérez war am langen Pfosten alleinegelassen worden, sodass er die Kopfballablage nach einem Freistoß über die Linie drücken konnte – spielte der Celeste natürlich zusätzlich in die Hände. Was Tabárez spielen ließ, hatte mitunter etwas von Manndeckung

Mann gegen Mann

So passte in der Zentrale Egídio Arévalo explizit auf Messi auf, Diego Pérez übernahm den wiederum auf halblinker Position agierenden Di María; der von der linken Flanke nach innen ziehenden Kun Agüero wurde von Maxi Pereira, mit der Ausnahme von ein oder zwei Szenen, zur Unsichtbarkeit degradiert.

Der Schlüsselspieler bei Uruguay war aber einmal mehr Álvaro Pereira auf der linken Mittelfeldseite. Er schaffte es zum einen, den gegen Costa Rica noch sehr starken Mariano Zabaleta weit hinten zu binden, was dem argentinischen Spiel das letzte Fünkchen Breite nahm. Und andererseits war er der Hauptlink zwischen Defensive und dem Stürmerduo Forlán/Suárez. Keine neue Rolle für ihn: Das war schon bei der WM in Südafrika sein Job.

Ausgleich änderte nichts, Ausschluss wenig…

Argentinien kam nach einer Viertelstunde zum Ausgleich, Higuaín hatte sich bei einem Freistoß von Messi im Rücken von Lugano gelöst. Weiterhin attackierte die Uru-Mittelfeldreihe relativ hoch und früh, während sich die Abwehrkette eher passiv dahinter aufreihte. Im Spiel nach vorne war vor allem Suárez von der argentinischen Hintermannschaft kaum anders als mit Foul zu stoppen.

Aber weil auch die Urus mit einiger Härte weitermachten, zeichnete sich bald ab, dass das Spiel nicht mit 11 gegen 11 zu Ende gehen würde. Kurz vor der Pause war es dann so weit: Diego Pérez, der Bewacher von Di María, sah nach einem taktischen Foul kurz vor der Halbzeit die Ampelkarte. Die Reaktion von Uruguay: Praktisch keine. Tabárez ließ einfach in einem 4-3-2 weiterspielen.

…weil Zanetti völlig nutzlos war

Das ging sich aus, weil von Zanetti auf der Position des Rechtsverteidigers nicht die geringsten Impulse kamen, der Oldie völlig nutzlos für das Spiel der Argentinier war. Überspitzt formuliert reichte es völlig aus, ihn von Álvaro González und Maxi Pereira von der weite böse Blicke zuzuwerfen. Die Dreierkette im Mittelfeld teilte sich nun Messi und Di María einfach untereinander auf, auch weil Gago weiterhin keine wirkliche Rolle zugedacht bekam. Es gab niemanden, den er zu bewachen hatte – allenfals Álvaro Pereira, der nun aber selbst vermehrt defensiv zu tun hatte.

Das Signal zum Schlussspurt war die Einwechslung von Javier Pastore für den abmontierten Di María. Der neue Mann ging ind Zentrum und Messi wich etwas weiter auf den rechten Flügel aus, die beiden Edeltechniker spielten viel besser zusammen als das zuvor mit Di María geklappt hatte. Dass die Uru-Defensive ob der vermehrten Laufarbeit müder wurde, spielt da natürlich auch eine Rolle.

Muslera rettet, Mascherano „gleicht aus“

Auch, wenn Uruguay aus Kontern ständig brandgefährlich blieb, war Argentinien am Drücker, und nur einige unglaubilche Rettungstaten von Fernando Muslera im Uru-Tor hielten das 1:1 fest. Ehe Javier Mascherano auf dem Feld wieder für Gleichstand sorgte: Obwohl es kaum mehr als ein Allerweltsfoul war, musste der Sechser in Minute 86 mit Gelb-Rot vom Platz. So ging es mit gleich vielen Spielern und gleich vielen Toren in die Verlängerung.

Batista hatte schon zuvor Tévez für den gegen Maxi Pereira absolut chancenlosen Agüero gebracht, in Unterzahl fädelten sich dann Tévez, Messi und Pastore vor Gago (und dann vor Biglia, der als echter Sechser dann hineinkam) als kreative Dreiekette auf, Higuaín arbeitete vorne gegen Lugano und Scotti. Erstaunlich: Der verletzungsbedingte frühe Tausch von Scotti für Victorino blieb trotz eigenem und gengerischem Ausschluss der einzige von Tabárez bis zur 109. Miunte. Da gingen die müde gelaufenen Álvaro Pereira und Elgidio Arévalo (der zudem am Rande des Ausschlusses wanderte).

Unterhaltsame und spannende Verlängerung

Der von beiden Teams gut genützte vermehrte Platz auf dem Feld sorgte ebenso für eine äußerst kurzweilige Verlängerung wie die Tatsache, dass beide Mannschaften ganz offensichtlich kein dringendes Bedürfnis hatten, ins Elfmeterschießen zu gehen und dieses somit aktiv verhindern wollten. Chancen gab es auf beiden Seiten und letztlich wäre ein Sieg weder für Uruguay noch für Argentinien nicht unverdient gewesen.

Am Ende ging es aber doch ins Shoot-Out. Bei dem Lionel Messi zwar für Argentinien seinen Versuch sicher verwertete, das taten danach aber auch alle fünf Urus – Forlán, Suárez, Scotti, Gargano und Cáceres. Bei Argentinien allerdings brauchten Pastore und Higuaín schon mächtig Glück. Tévez hatte das nicht: Der überragende Muslera parierte seinen Versuch.

Womit der Gastgeber aus dem Turnier raus ist…

Fazit: Unglücklich verloren, aber verdient ausgeschieden

…und Sergio Batista seinen Job wohl los. Denn seine Mannschaft war in diesem Spiel gegen Uruguay sicherlich nicht die klar schlechtere Mannschaft. Aber über das Turnier gesehen hat Argentinien einfach viel zu wenig gezeigt, um irgend welche Ansprüche auf einen Halbfinal-Einzug oder gar mehr zu stellen. Der haarsträubende Auftritt gegen Bolivien, danach sie exakt selben Fehler gegen Kolumbien – Batista hat sich selbst geschlagen. Ein einziger Sieg bei einem Heimturnier, und das gegen eine U23 aus Costa Rica, ist für einen Titelanwärter eine beschämende Bilanz.

Batista schaffte es nicht, Messi dauerhaft zum funktionieren zu bringen. Er fand keine Antwort auf den Mangel an Außenverteidigern (Dreierkette wäre eine Idee gewesen). Er konnte nicht konsequent für Breite sorgen. Es kam zu wenig aus dem Mittelfeld hinter Messi. Alles spielerische Brandherde, die nicht einmal ausgetreten wurden, geschweige denn gelöscht.

So darf sich Uruguay über ein vermeintlich leichtes Halbfinale gegen Peru freuen. Die Celeste zog ihr gut funktionierendes Defensiv-Konzept auch nach dem Ausschluss unbeirrt durch und wurde damit belohnt, dass Messi viel auf sich alleine gestellt war, weil Di María, Agüero, Zabaleta und damit auch Higuaín kaum ein Faktor waren. Außerdem hat ein Team das Weiterkommen einfach verdient, dass nach 120 aufregenden und kräftezehrenden Minuten noch fünf Elfmeter so bombensicher verwandeln kann.

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Was kann Kolumbien wirklich? Mäßig gegen Costa Rica, stark gegen ein nicht funktionierendes Team aus Argentinien, überhaupt nicht gefordert von Bolivien. Es war nicht möglich, Kolumbien einzuschätzen – aber Peru legte die Stärken der Cafeteros lahm und offenbarte so deren Schwächen.

Peru - Kolumbien 2:0 n.V.

Das größte Problem der Kolumbianer in ihrer Formation war das zu große Loch zwischen den fünf defensiven Spielern und den offensiven. In diesem Bereich konnten sich die Peruaner ohne große Mühe so stellen, dass es den Kolumbianern nicht möglich war, durch das Zentrum Guarín und Aguilar zu bedienen.

Was aber nötig gewesen wäre, denn durch die hohe Positionierung von Advincula und vor allem Vargas waren die im Turnierverlauf so starken kolumbianischen Außenverteidiger Zuñíga und Armero so zurückgedrängt, dass sie auf den Flügeln das im Zentrum entstandenen Loch nicht umgehen konnten. Die Folge: Kolumbien hatte es extrem schwer, den Ball sinnvoll in die gegnerische Hälfte zu bringen. Die wenigen echten Chancen, die es gab, vergab vor allem Falcao.

Peru neutralisiert Guarín

Beim Außenseitern aus Peru war die Aufteilung im Mittelfeld durchaus interessant. Hier stand mit Balbín der Sechser recht tief, Cruzado spielte schräg vor ihm aber weder einen zweiten Sechser, noch war er auf der Höhe der Offensivreihe. Er mischte sich auch nicht, wie für einen Achter sonst üblich, in das Spiel nach vorne ein – er hatte nur einen Auftrag: Die Kreise von Fredy Guarín so nachhaltig wie möglich zu stören.

Chiroque neben ihm rückte indes immer wieder in die Spitze auf und spielte mitunter beinahe auf einer Höhe mit Guerrero. Peru-Teamchef Makarián hatte offenbar deutlich weniger Angst vor Aguilar, an dem das Spiel auch ohne Sonderbewachung vorbei lief. Die Offensive der Peruaner hatte vor allem zwei Mittel zu Bieten: Lange Bälle zum einen und Vargas zum anderen. Letzterer sorgte er für viel Betrieb, aber wenig Gefahr.

Zusätzliche Kontrolle im Mittelfeld

In der Halbzeit ließ Makarián Advincula in der Kabine und brachte mit Carlos Lobatón dafür einen zusätzlichen Mann für das defensive Mittelfeld, einen, über den das Umschalten von Defensive auf Offensive laufen kann. Er stand etwas tiefer im Zentrum, wodurch Peru im Ballbesitz ein recht klares 4-3-3 spielte. So gelang es weiterhin, die Flügel in Schach zu halten und im Zentrum hatte Peru die gegnerische Offensive nun auch im Griff.

Wenn es mal so weit ist, dass Mondbälle von Innenverteidiger Yepes noch die gefährlichste Variante sind, dem Gegner zuzusetzen, spricht das nicht für Kolumbien – die Gelben agierten auch nach der Pause behäbig und uninspierert, langsam und auch etwas lustlos.

Aufbäumen in Ansätzen

Umso bitterer wäre es gewesen, durch einen wirklich dämlichen Elfmeter – Rodríguez hatte Moreno umgerissen – dann doch in Rückstand zu geraten, aber Falcao nahm die Einladung nicht an und knallte den Strafstoß links am Tor vorbei. Hernán Darío Gómez brachte in der Folge Rodallega für den völlig enttäuschenden Ramos, das Problem wurde damit aber nicht behoben: Ohne Unterstützung von hinten waren die kolumbischen Außenstürmer völlig wertlos.

So orientierte sich Rodallega oftmals in die Mitte und Guarín wich etwas aus, wirklich gebracht hat das aber kaum – so war ein kolumbianisches Aufbäumen in Ansätzen zwar erkennbar, aber wirklich zwingend war das lange nicht. Und doch hätte Guaríns Lattenschuss in der Nachspielzeit beinahe doch noch für den späten Sieg gesorgt.

Peru nützt die Fehler aus

Auch in der Verlängerung änderte sich das Bild des Spieles nicht – Peru legte die Seiten lahm und machte die Mitte zu. Unterschied zur regulären Spielzeit: Der Kolumbianische Schlussmann Neco Martínez patzte! Er konnte einen Freistoß wegen eines Crashs mit seinem eigenen Mitspieler Yepes nicht festhalten und Lobatón wuchtete den Ball von der Strafraumgrenze zum 1:0 unter die Latte.

Die Reaktion von Kolumbien? Außer Panik-Wechseln keine. Mit Teó Gutiérrez und Jackson Martínez kamen noch zwei Stürmer, aber ohne die ausgewechselten Aguilar und Sánchez fehlten nun nicht nur Spieler, welche die vielen Spitzen nun bedienen hätten können, sondern auch die Absicherung nach hinten. So fand Peru bei Kontern natürlich mehr Platz vor – und nachdem Martínez wieder zu kurz geklärt hatte und Vargas zum 2:0 traf, war alles entschieden.

Fazit: Kolumbien fehlt der Plan B

Peru hat gezeigt: Wenn man die so starken Außenverteidiger Zuñíga und Armero aus dem Spiel nimmt, steht das komplette Spiel der Kolumbianer still. Das alleine wäre aus Sicht der Unterlegenen noch halb so schlimm, aber es wurde 120 Minuten lang offensichtlich, dass es keinen Plan B gibt, wenn von den Außen nichts kommt und Guarín ständig einer auf den Füßen steht.

So hat Peru letztlich verdient gewonnen, weil man den eigenen Matchplan wunderbar durchgebracht hat und spät, aber doch auch selbst getroffen hat. Ja, zweimal auf Einladung des kolumbianischen Schlussmannes, aber immerhin. Im Semifinale sind die Peruaner wiederum Außenseiter und müssen das Spiel nicht selbst gestalten – und das liegt ihnen ja besonders.

(phe)

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Copa, Tag 10: Messi in der Wohlfühlzone https://ballverliebt.eu/2011/07/12/copa-tag-10-messi-in-der-wohlfuhlzone/ https://ballverliebt.eu/2011/07/12/copa-tag-10-messi-in-der-wohlfuhlzone/#comments Tue, 12 Jul 2011 03:29:05 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5193 Copa, Tag 10: Messi in der Wohlfühlzone weiterlesen ]]> Drittes Spiel – und endlich schafft es Argentinien, eine überzeugende Leistung abzuliefern. Vor allem Messi kommt nach einigen Umstellungen sehr gut zur Geltung, endlich gibt es Breite im Spiel und ein Mittelfeld mit Energie. Was nach dem 3:0 aber nicht unerwähnt bleiben darf: Wirklich schwer hat es Costa Rica dem Barcelona-Star nicht gemacht.

Argentinien - Costa Rica 3:0

Das 4-3-3 im Barcelona-Stil hat bei Argentinien nun schon zweimal nicht funktioniert – und nachdem sich nun auch Spieler beklagt hatte, lenkte Batista doch ein. Er stellte Messi nominell von der Zehn auf den rechten Flügel, wiewohl Messi eher aus dem Halbfeld kam und die Flanke selbst eher Zabaleta überließ. Und Angel di María war erstmals in der Startelf. Estaunlicherweise aber nicht als linker Flügel (das war Agüero), sondern halblinks aus der Zentrale heraus kommend.

Endlich Breite

Die signifikanteste Änderung in der Spielweise der Argentinier war gegen die erwartungsgemäß eher defensiv ausgerichteten Costaricaner (von Cubero den gesperrten Guzman ersetzte und Elizondo den zuletzt mäßigen Madrigal, im Grunde aber alles gleich blieb) die Tatsache, dass es endlich echte Breite im Spiel nach vorne gab. Vor allem Mariano Zabaleta hielt sich viel in der gegnerischen Hälfte auf und bot sich für Messi als Anspielstation an.

Aber auch Zanetti bemühte sich auf der linken Flanke redlich, nach vorne zu gehen und sich anzubieten. Er musste auch nicht die ganze Flanke abdecken, weil Kun Agüero sehr viel weiter außen positioniert war als Messi auf der anderen, auch Higuaín bewegte sich viel und gut. Die Folge war ein dominanter Auftritt der Argentinier, die erstmals wirklich kompakt wirkten.

Di Marias ungewohnte Rolle

Vor allem aus dem Mittelfeld kamen viel mehr Impulse. Der Wechsel von den äußerst blassen Cambiasso und Banega zu den viel forscheren Gago (der seine defensivere Rolle gegen Elizondo hervorragend spielte) und vor allem Di María tat dem Spiel gut.

Er kam von innen und ging mit dem Ball nach außen, während Agüero vor ihm den entgegengesetzten Weg ging. So wurde die Schnittstelle zwischen der costaricanischen Dreierkette mit dem Wing-Back Salvatierro immer wieder aufgerissen und es entstand Platz im Strafraum.

Mangelnde Chancenverwertung

Nur eines muss sich das überzeugend auftretende Team aus Argentinien vor der Pause vorwerfen lassen: Dass aus den vielen Chancen nicht schon längst die überfällige Führung gefallen war. Vor allem Higuaín tat sich im Vernebeln bester Chancen hervor, Agüero ließ auch Möglichkeiten liegen, Burdisso traf nach einer Ecke nur die Latte.

Von Costa Rica war nicht allzu viel zu sehen: Elizondo kam nicht zur Entfaltung, Josué Martinez hatte gegen Di María große Schwierigkeiten, und Sechser Cubero wusste nicht so recht, wie er es gegen Messi anlegen sollte – orientierte er sich zu viel auf den Superstar, blieb die Zentrale blank. Leal wurde von Zabaleta extrem nach hinten gedrückt, Salvatierra war gegen Di María und Agüero heillos überfordert. Ledlglich Joel Campbell konnte zeigen, dass er durchaus großes Talent hat und mit dem Ball umgehen kann. Kaum anzunehmen, dass der 19-Jährige noch lange in seiner Heimat spielt.

Messi bekommt Platz und Unterstützung

Praktisch mit dem Halbzeitpfiff ging Argentinien dann doch noch in Führung – Goalie Moreira konnte einen satten Distanzschuss von Gago nur nach vorne abklatschen, Agüero stand richtig und ließ sich die Chance nicht nehmen. Mit dem Erfolgserlebnis und dem dank der starken ersten Hälfte gewonnen Selbstvertrauen ging der Gastgeber auch mit breiter Brust in die zweite Hälfte.

Wo sich Messi auch wegen eher ungeschickten Wechseln von Costa-Rica-Teamchef La Volpe (selbst Argentinier) noch besser zur Geltung kam: Aus der Dreierkette blieb Calvo draußen, dafür ging Cubero zurück, was in der Zentrale einiges an Platz öffnete. Zwar gingen abwechselnd Cubero und Acosta aus der Dreierkette nach vorne, so war aber weder das Mittelfeld wirklich abgesichert noch die Dreierkette komplett.

So hatte Messi mehr Platz zwischen den Reihen, in dem er arbeiten konnte, und zudem mit Zabaleta auf der einen Seite, Di María und Agüero auf der anderen und Higuaín vorne auch immer anspielbare Optionen. Und der Zehner nützte es weidlich aus, endlich in der Wohlfühlzone angekommen zu sein. Messis Pass auf Agüero in der 53. Minute bereitete das 2:0 vor, zehn Minuten später schloss Di María eine recht baugleiche Situation mit einem krachenden Schuss zum 3:0 ab. Schon zuvor war ein klarer Strafstoß an Higuaín nicht gegeben worden.

Spiel entschieden

Womit das Spiel entschieden war und La Volpe mit Vallé (statt Elizondo) nun doch wieder einen Sechser einzog, um nicht vollends unter die Räder zu kommen. Schließlich kann auch die Tordifferenz entscheiden, wenn es darum geht, welche Gruppendritte noch ins Viertelfinale einziehen.

Auch Batista sah, dass das Spiel gelaufen war und verhalf Pastore (für Higuaín) und Biglia (für Di María) zu ihren ersten Auftritten bei dieser Copa, stellte sein System auf ein 4-3-1-2 um. Messi orientierte sich mehr zu Agüero in die Spitze, Pastore agierte als Zehner dahinter. Was der schmale Mann von Palermo kann, wurde in den Minuten, in denen er in einem längst entschiedenen Spiel ran durfte aber nicht klar.

Nur der dann noch vor Agüero eingewechselte Lavezzi durfte nach dem Spiel frustriert sein. Erst ging ein Schuss von ihm an den Pfosten, und dann holte er sich mit einem absolut sinnlosen Foul im Mittelfeld in der 92. Minute auch noch eine gelbe Karte ab. Womit er im Viertelfinale gesperrt sein wird…

Fazit: Die Albiceleste zeigt, was sie können könnte

Das dritte Spiel der Argentinien, und zum ersten Mal hatte man den Eindruck, dass da eine funktionierende Mannschaft auf dem Platz stand. Vor allem Messi genoss es sichtlich, endlich einmal etwas Hilfe vom Flügel zu bekommen und sich gut bewegende Mitspieler um ihn herum befangen. Der Unterschied zwischen Cambiasso/Banega hinter ihm zu Gago/Di María ist eine wie Tag und Nacht. Agüero machte eine starke Partie, und auch Higuaín bewegte sich sehr gut und arbeitete viel, lediglich seine Chancenverwertung war schwach.

So dürfte Batista im Spiel der letzten Chance doch noch die Kurve gekriegt und eine Formation gefunden zu haben, in der Messi funktionert. Allerdings muss man dazusagen, dass die frisierte U23 von Costa Rica eigentlich kein Gradmesser sein darf und im Viertelfinale (geht alles nach Papierform, gegen Uruguay) sicher nicht mehr so unglaublich viel Platz zwischen den Reihen vorhanden sein wird, in dem Messi agieren kann.

Und Costa Rica? Hat sich im Rahmen der Möglichkeiten bei dieser Copa recht ordentlich präsentiert und darf dank des Sieges gegen Bolivien noch vom Viertelfinale träumen. Das wird erreicht, wenn Paraguay gegen Venzuela verliert. Und zwar nur dann. Allzu wahrscheinlich sieht das aber nicht aus.

(phe)

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Copa, Tag 5: Kolumbien vergrößert die argentinischen Schmerzen https://ballverliebt.eu/2011/07/07/copa-tag-5-kolumbien-vergrosert-die-argentinischen-schmerzen/ https://ballverliebt.eu/2011/07/07/copa-tag-5-kolumbien-vergrosert-die-argentinischen-schmerzen/#respond Thu, 07 Jul 2011 03:36:26 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5132 Copa, Tag 5: Kolumbien vergrößert die argentinischen Schmerzen weiterlesen ]]> Zweites Spiel, zweite Enttäuschung für den Gastgeber der Copa América: Auch gegen Kolumbien kommt Argentinien nicht über ein glückliches Remis hinaus. Was an eigenen taktischen Unzulänglichkeiten ebenso liegt wie an einer hervorragend eingestellten Elf aus Kolumbien, in der jeder genau wusste, was er zu tun hat.

Argentinien - Kolumbien 0:0

Wenn der argentinische Teamchef Sergio Batista überzeugt ist, auf dem richtigen Weg zu sein, rückt er nur ungern davon ab – selbst wenn das letzte Spiel gezeigt hat, dass er sich mit seinem Versuch, Barcelona zu imitieren, ohne dabei die Flügel adäquat zu besetzen, auf einem Holzweg befindet. So verzichtete er auch gegen Kolumbien auf die Dienste von Kun Agüero, der gegen Bolivien noch ordentlich Schwung in ein recht lahmes Spiel der Albiceleste gebracht hatte.

Wieder kaum argentinisches Flügelspiel

Dafür waren Tévez und Lavezzi wieder auf den Außenpositionen zu finden – zumindest nominell. Denn in der Praxis kamen beide eher aus dem Halbfeld als vom Flügel, was das argentinische Spiel sehr eng machte. Auch deshalb, weil Zanetti, der gegen Bolivien schon ein Totalausfall war, diesmal auf der linken Seite das machte, was er schon im Eröffnungsspiel gemacht hatte; gar nichts nämlich. Tévez war völlig auf sich alleine gestellt, am ehesten bekam er noch von Cambiasso Bälle. Aber auch so war seine Leistung schlecht: Er setzte sich in kaum einer Eins-gegen-eins-Situation durch, stand oft im Abseits, brachte seine Bälle nicht an den Mann.

Die einzige leichte Verbesserung, die bei Argentinien zu erkennen war, betifft den rechten Flügel. Zwar agierte auch Lavezzi wieder im überschaubaren Bereich, aber Mariano Zabaleta sorgte zumindest auf seiner Seite für deutlich mehr Vorwärtsbetrieb als bei Zanetti zu erkennen war.

Kolumbien presst im Zentrum

Der kolumbianische Teamchef Hernán Dario Gómez hatte schon vor dem Spiel zu Protokoll gegeben, dass er er für sinnlos erachtete, Messi manndecken zu wollen. Zwar ließ er ihn durch Sánchez durchaus bewachen, beließ es aber nicht dabei: Denn hinzu kam heftiges Pressing  in der Mittelfeldzentrale. Es war vor allem der Job von Fredy Guarín, auf den ballführenden Argentinier zu pressen, solange der Ball bei Mascherano, Banega oder dem noch etwas höher stehenden Cambiasso war. So wurde das Spiel auf die Flügel gezwungen und Messi, der höher stand als gegen Bolivien, war etwas abgeschnitten.

So hatte Kolumbien das Zentrum im Griff, und zudem brachten die Außenverteidiger Zuñíga und Armero sowohl defensiv als auf offensiv herausragende Leistungen. Sie erkannten, dass sie sich gefahrlos von Tévez und Lavezzi nach innen ziehen lassen konnten, weil es keine argentinischen Außen gab, die nachrückten. Gleichzeitig marschierten sie aber beide nach Ballgewinnen konsequent nach vorne, um die ständig rochierenden Ramos und Moreno zu unterstützen und die gegnerische Defensive auseinander zu ziehen, somit die extrem unsicheren Milito und Burdisso im Zentrum bloßzustellen.

Klarer Plan, klare Chancen – aber nur bei Kolumbien

Der Unteschied war greifbar: Während sich Batista praktisch ausschließlich auf die individuelle Klasse seiner Spieler verließ, ohne ihnen einen offensichtlichen Matchplan mit auf den Weg zu geben, wusste bei den Kolumbianern jeder genau um seine Rolle, und die ganze Mannschaft hielt sich mit großer Disziplin und großem Einsatz an die Direktiven: Defensiv pressen im Zentrum, offensiv kommen über die Außen. So war Kolumbien das klar bessere Team und hatte auch die klar besseren Chancen.

Es ist ausschließlich der Abschlussschwäche der Kolumbianer zu verdanken, dass die mit der Situation etwas überfordert wirkenden Argentinier nicht schon zur Pause mit 0:2 im Rückstand lagen – denn erst vergab Ramos alleine vor dem Tor stehend (19.), dann konnte Dayro Moreno einen haarsträubenden und viel zu kurzen Rückpass von Milito nicht nützen (25.), nachdem der in den Pass gesprintete Ramos elfmeterreif von Burdisso gefoult worden war; doppeltes Glück also für die Argentinier.

Umstellungen? Diesmal erst noch später

Hatte Batista gegen Bolivien noch in der Halbzeit umgestellt, einen zentralen Stürmer gebracht und das Flügelspiel aktiviert, blieb er diesmal tatenlos. So verstrich eine weitere Viertelstunde, ehe er sich doch zu einem Doppelwechsel durchringen konnte: Gago und Agüero kamen für Cambiasso und den einmal mehr enttäuschenden Lavezzi.

Immerhin, beide Maßnahmen zeigten durchaus Wirkung. Vor allem Fernando Gago brachte statt des hibbeligen Cambiasso deutliche Beruhigung ins defensive Mittelfeld, er strahlte mehr Ruhe am Ball aus, ließ sich vom Pressing nicht aus der Ruhe bringen und hielt seine Fehlpassquote gering. Und vor allem nahm der den zuvor sehr dominanten Guarín komplett aus der Gleichung. So war es mit der defensiven Kontrolle, die Kolumbien eine Stunde lang im Mittelfeld hatte, vorbei.

Breite fehlt immer noch

Ab ca. Minute 70

Was aber nichts daran änderte, dass es vorne immer noch an der Breite fehlte, um in der kolumbianischen Defensive Platz zu schaffen. Agüero nahm im Grunde nur die Position von Lavezzi ein, er machte das zwar mit mehr Klasse und mehr Energie, aber letztlich auch ohne echte Wirkung zu erzielen. Erst, als Batista 20 Minuten vor Schluss Higuaín statt des im Mittelfeld wegen des erhöhten Drucks und der dominanteren Rolle von Gago obsolet gewordenen Banega brachte, besserte sich die Situation.

Denn nun rochierten Tévez, Agüero und Higuaín vorne so, dass das Zentrum besetzt war, gleichzeitig aber auch die Flügel (vor allem der extrem fleißige Hugaín tat sich da hervor). Die letzten 10 bis 20 Minuten waren die mit Abstand besten der Argentinier in diesem Spiel, dennoch fehlte es offenbar am Glauben daran, wirklich noch etwas bewegen zu können – der gedankenversunkene Geischtsausdruck von Messi zehn Minuten vor Schluss, als ihn die Kamera in einer Behandlungspause lange in Großaufnahme zeigte, sprach Bände.

Und das, obwohl die ob ihres kräftezehrenden Spiels die Kolumbianer nur noch bedacht waren, das mehr als verdiente Unentschieden über die Runden zu bringen. Nach und nach nahm Gómez seine Angreifer aus dem Spiel – erst Falcao, dann noch Ramos und Moreno. Was sich in der 89. Minute noch rächen sollte: Denn Falcao hätte das Geschenk eines abgefangenen Querpasses von Burdisso wohl nicht so leichtfertig neben das Tor gesetzt als der für ihn eingewechselte Teo Gutierrez, als er alleine auf Romero zulief…

Fazit: Die selben Probleme, immer wieder

Zum zweiten Mal setzte Batista seine Startformation komplett in den Sand, seine Mannschaft wirkte planlos und hatte keine Antwort auf das intelligente Spiel der Kolumbianer. Wieder fehlte es an der Breite (wo blieb Di María?), wieder fehlte es am Tempo, wieder fehlte es an der Spielgenauigkeit. Wieder lieferten Lavezzi und Tévez eine enttäuschendes Spiel ab, wieder waren Cambiasso schwach und Zanetti richtig schlecht, wieder wackelte die Defensive, wieder waren die Mitspieler nicht in der Lage, Messi in Szene zu setzen, weil es wieder an der Gedankenschnelligkeit fehlte (wo war Pastore?), wieder brachte erst Agüero Schwung.

Immerhin, die Einwechslungen von Batista zeigten auch in diesem Spiel Wirkung, auch wenn das Resultat am Ende eine Enttäuschung bleibt. Nachdem seine Startformation aber nun schon zum zweiten Mal nicht funktioniert hat, muss man schon die Frage stellen, wo notwendige Konsequenz und eine gewisse Unbeirrbarkeit medialen Forderungen gegenüber aufhört, und wo selbstverliebte Sturheit anfängt.

Den Kolumbianern muss man ein Kompliment aussprechen für den hervorragenden Matchplan und die überzeugende Vorstellung. Vorwerfen muss sich das Team von Hernán Dario Gómez lediglich die mangelnde Chancenverwertung. Denn hätte Kolumbien dieses Spiel mit 3:0 gewonnen, hätte das den Chancen entsprochen und wäre  auch nicht ganz unverdient gewesen.

(phe)

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Copa, Tag 1 – Batistas „Experiment Barça“ grandios gescheitert https://ballverliebt.eu/2011/07/02/copa-tag-1-batistas-experiment-barca-grandios-gescheitert/ https://ballverliebt.eu/2011/07/02/copa-tag-1-batistas-experiment-barca-grandios-gescheitert/#comments Sat, 02 Jul 2011 03:50:23 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5088 Copa, Tag 1 – Batistas „Experiment Barça“ grandios gescheitert weiterlesen ]]> 1:1 gegen Bolivien! Was für ein Fehlstart für Gastgeber und Top-Favorit Argentinien in die Copa América. Der noch schlimmer hätte kommen können, denn erst Kun Agüeros Prachttreffer glich ein tölpelhaftes Gegentor aus. Nachdem das Experiment, Barcelona kopieren zu wollen, kompletten Schiffbruch erlitten hatte.

Argentinien - Bolivien 1:1

Wie holt man das Beste aus Lionel Messi heraus? Der Antwortversuch von Argentiniens Teamchef Sergio Batista: Indem man das Team um ihn herum so spielen lässt, wie das der FC Barcelona macht. Mit dieser Taktik ging der Gastgeber in das vermeintlich leichte Eröffnungsspiel gegen Bolivien – die Erinnerung an das peinliche 1:6 vor zwei Jahren in der WM-Quali lebte zwar noch, aber das Eröffnungsspiel der Copa América fand schließlich im wundervollen neuen Stadion von La Plata auf Seehöhe statt, nicht auf 3600 Meter in La Paz. Kein Grund zur Sorge also. Oder doch?

Minimum acht Mann hinter dem Ball

Bolivien verlegte sich, wie kaum anders zu erwarten war, auf die Defensive. Das machte die Mannschaft von Teamchef Gustavo Quinteros allerdings hervorragend: Dem argentinischen Mittelfeld, das versuchte, mit Kurzpässen den Ballbesitz zu halten und auf den Moment zu warten, in dem der extrem tief stehende Messi seinen Turbo zündet, wurde kaum Platz und Zeit gelassen. Selbst die beiden Stürmer Marcelo Moreno und Edivaldo Rojas halfen mit, Banega, Cambiasso und Messi Bälle nicht verarbeiten zu lassen.

Mascherano ließ sich im Ballbesitz zwischen Gabriel Milito und Nicolás Burdisso fallen, um von hinten heraus das Spiel zu lenken, ihm fehlten aber oftmals die Anspielstationen. Und selbst, wenn das Spiel zumindest mal im Mittelfeld angekommen war, hatte Bolivien immer noch minimum acht Mann hinter dem Ball. Und was das argentische Hauptproblem dabei war: Es fehlte komplett die Anspielstation in der Spitze. Messi stand so extrem tief, dass die bolivianischen Innenverteidiger keinen Gedanken daran verschwenden mussten, wie sie es anstellen sollten, vom aus der tiefe kommenden Superstar nicht aus der Position gezogen zu werden. Weil der Superstar in der Tiefe, sprich auf Höhe des Mittelkreises, verharrte und kaum am Spiel teilnahm.

Auch die Flügel lahmen

Durch das Zentrum ging also nichts, auch nachdem sich Cambiasso weiter nach vorne orientiert hatte. Und auch über die Flügel kamen die Argentinier nicht so zum Zug, wie sie sich das gewünscht hätten. Carlos Tévez, der etwas überraschend den Vorzug vor Ángel di María erhalten hatte, musste sich zumeist gegen zwei Bolivianer – Lorgio Álvarez und Joselito Vaca – behaupten; Ezequiel Lavezzi auf der anderen Seite erwischte einen rabenschwarzen Tag. Dem Napolitaner gelang nichts, aber auch gar nichts.

So tröpfelte das Spiel ohne Highlights vor sich hin, denn das Team aus Bolivien zeigte wenig Willen, selbst die Agenden der Gestaltung zu übernehmen. Und in den wenigen Versuchen zeigte die Mannschaft, dass sie das auch nicht kann. Die einzige Bedrohung für die argentische Hintermannschaft waren schnelle Konter – denn bei Ballgewinn Umschalten ging sehr gut.

Systemwechsel in der Pause, Rückstand danach

2. Halbzeit

Es war in diesen 45 Minuten jedem, wirklich jedem klar geworden: Das Experiment, Barcelona kopieren zu wollen, war komplett gescheitert. Vor allem die Flügel und eine Option in der Spitze ging ab, und dieses Problem hat Batista natürlich erkannt und in der Pause korrigiert: Tévez ging von der linken Seite nach vorne, dafür übernahm Di María den Flügel und der blasse Cambiasso blieb draußen.

Und doch begann der zweite Spielabschnitt für Argentinien mit einem Schock: Einen bolivianischen Eckball lenkte Edivaldo Rojas mit der Ferse Richtung erstem Pfosten ab, der dort postierte Banega versuchte äußerst tölpelhaft, den Ball zu stoppen, und Torhüter Romero bekam die Kugel erst zu fassen, als der Referee schon auf Tor entschieden hatte.

Und beinahe hätte Bolivien nur wenige Minuten später der Albiceleste den Todesstoß versetzt! Ganz alleine lief Moreno auf Goalie Romero zu, verschlampte das Pflicht-Tor aber auf fahrlässige Art und Weise und zeigte somit, warum er in Europa (bei Donetsk und Bremen) praktisch nie spielt. Er arbeitet zwar viel, ist aber harmlos ohne Ende.

Erst Agüero erfüllt das Spiel mit Leben

Nach dem Systemwechsel vom 4-3-3 auf der Grundlage des Barcelona-Systems auf ein 4-2-3-1 fühlte sich das argentinische Team aber dennoch sichtlich wohler – vorne rührte mit Tévez ein laufstarker und an sich auch torgefährlicher Mann die zuvor komplett unterbeschäftigte bolivianische Inneverteidigung ein wenig um, Di María sorgte auf dem linken Flügel für deutlich mehr Zug nach vorne, auch Messi wurde nun vermehrt eingebunden. Nur Lavezzi auf der rechten Seite stand weiterhin komplett neben sich. Ihm versprangen Bälle, er verlor Zweikämpfe, und als er doch mal mit einem schönen Solo durchkam, segelte die komplett abgerissene Flanke meterhoch über das Tor (58.).

Eigentlich unverständlich, dass Batista 70 Minuten damit wartete, den armen Kerl auszutauschen. Als für ihn aber Kun Agüero den Platz betrat, war von einer Sekunde auf die andere Leben im Spiel des Gastgebers zu erkennen. Nun konnte Argentinien endlich über beide Seiten Druck machen, mit Messi zentral und Tévez vorne. Und so dauerte es auch nicht lange, bis die bolivianische Defensive für einmal nicht ganz mitkam: Ein schnell abgespielter Freistoß, eine umsichtige Brust-Ablage des aufgerückten Burdisso, ein Volleyschuss von Agüero – und fünf Minuten nach seiner Einwechslung hatte Agüero schon getroffen.

Bolivien verteidigt den Punkt

Die Bolivianer wussten: Wenn sie gegen die nun in Schwung kommenden Argentinier mit einem Punkt rausgehen, können sie immer noch hoch zufrieden sein. So versuchten sie es auch (mit Ausnahme eines Schusses des eingewechselten Chávez) gar nicht mehr, eventuell doch noch den eigenen Siegtreffer zu erzielen, sondern nur noch, jenen des Gegners zu verhindern. Vor allem über die Seite von Agüero kam weiterhin viel Wirbel, aber letztlich musste sich Argentinien tatsächlich mit dem 1:1 begnügen.

Fazit: „Experiment Barcelona“ ist gescheitert

Es dauerte genau 45 Minuten, dann war der Spuk vorbei – Argentinien kann trotz Messi nicht wie Barcelona spielen. Dazu fehlte im Mittelfeld das ballsichere Personal, dazu wurde Messi viel zu wenig eingebunden, dazu kam zu wenig von den Flügeln (vor allem von Zanetti), als dass der fehlende Mann vorne zu kompensieren gewesen wäre. Wenn alle Stricke reißen, muss halt doch der lange Ball herhalten, wenn man wie Barcelona spielen will, aber nicht Barcelona ist. Und dafür bräuchte es einen Mann in der Spitze.

Es darf angenommen werden, dass Sergio Batista im zweiten Gruppenspiel gegen Kolumbien mit jener Formation startet, die am Ende auf dem Feld war, also mit Di María und Agüero über die Flügel in einem 4-2-3-1. Darin fühlte sich das Team sichtlich wohler, und so wurde nach dem dämlichen Gegentor und der Schrecksekunde, als Moreno das 0:2 hatte machen müssen, ein dennoch verdienter Punkt gerettet.

Den Bolivianern muss aber bei aller Konzentration auf den Gastgeber auch ein Kompliment gemacht werden. Der Außenseiter war top eingestellt, das defensive 4-4-2 passte genau zum Matchplan, sodass der haushohe Favorit mehr als nur geärgert werden konnte. Und am Ende könnte das der Punkt sein, der Bolivien zumindest als einem der zwei besseren Gruppendritten ins Viertelfinale hievt.

(phe)

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Verunsicherte, Experimentierende und heiße Außenseiter – Vorschau zur Copa America https://ballverliebt.eu/2011/07/01/verunsicherte-experimentierende-und-heise-ausenseiter-vorschau-zur-copa-america/ https://ballverliebt.eu/2011/07/01/verunsicherte-experimentierende-und-heise-ausenseiter-vorschau-zur-copa-america/#comments Fri, 01 Jul 2011 08:08:56 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5078 Verunsicherte, Experimentierende und heiße Außenseiter – Vorschau zur Copa America weiterlesen ]]> Als ob Gastgeber Argentinien nicht so recht an eine Euphorie geglaubt hat… Die Copa America 2011 sieht nur ein einziges Spiel, das Finale, in Buenos Aires, dafür kommen Provinzstädte wie Jujuy, Salta und San Juan zu Ehren. Sportlich ist der Veranstalter Favorit – aber einer mit Fragezeichen. Das steht aber nicht nur beim argentinischen Team.

Argentinien ist Gastgeber, Argentinien ist der Topfavorit, im Vorfeld wird nur über die Albiceleste berichtet – nur im Land des Veranstalters kommt man nach der beinahe nationalen Katastrophe des River-Abstiegs erst langsam zu sich. Für Teamchef Sergio Batista ist es ein Jahr nach Amtsübernahme eine zwiespältige Situation: Einerseits muss er den ersten Titel seit 1993 holen, andererseits will er schon in Richtung WM 2014 aufbauen und ein wenig experimentieren.

Gruppe A: Eine Barça-Kopie für Messi

Bei der Copa wird es Batista mit einem 4-3-3 versuchen, in dem Messi die falsche Neun gibt, also genau wie bei Barcelona. Nur: Ob ihn Mascherano, Cambiasso und Banega genauso bedienen können wie Xavi, Iniesta und Busquets bei den Katalanen? Nicht das einzige Fragezeichen. Offen ist auch die Frage, wer auf den Flügeln spielt. Batista wollte eigentlich Mega-Talent Pastore als Mann hinter einem höher stehenden Messi aufbauen, auf dem Flügel ist das schmächtige Kerlchen von Palermo eher nicht zu Hause. Tévez hat nicht das beste Verhältnis mit Batista, seit er offen für Madarona Partei ergriffen hatte. Milito und Higuaín sind im Zentrum stärker, Agüero genauso. Lavezzi und Di María düfen sich da größere Hoffnungen machen. Dazu kommt eine Defensive, die große Kopfschmerzen bereitet. Mit dem Duo Burdisso/Milito innen, und Rojo und dem antiken Javier Zanetti auf den Außen ist man hier nicht übertrieben gut besetzt…

Immerhin, in der Gruppe gibt es nur einen nennenswerten Gegner – Kolumbien. Das Team um Porto-Superstürmer Radamel Falcao ist nicht zu unterschätzen, zumal das Team fast schon sprichwörtlich stark in der Defensive steht. Argentiniens Auftaktgegner Bolivien wird wie seit der WM-Teilnahme 1994 eigentlich immer kaum eine Rolle spielen, die Gäste aus Costa Rica füllen auch eher das Feld auf, als dass sie eine wirkliche Chance hätten.

Gruppe B: Menezes testet

Brasiliens Teamchef Mano Menezes ist in einer eher luxuriösen Situation – und dann auch wieder nicht. Für die Seleção sind es die letzten Bewerbsspiele für zwei Jahre, bis zum Confed-Cup 2013. Die nützt Menezes, um kräftig zu experimentieren und viele Junge einzubauen: Neymar und Ganso springen da in erster Linie ins Auge, André Santos und Thiago Silva hinten, Pato vorne. Auch, wenn das in Brasilien keiner offen sagt, aber Menezes muss die Copa nicht gewinnen, und läuft alles normal, wird er sie auch nicht gewinnen. Aber wichtige Erkenntnisse wird er schon mitnehmen.

Paraguay ist bei der WM ins Viertelfinale gekommen, ohne etwas Außergewöhnliches dafür tun zu müssen und ohne annähernd das Potential auszuschöpfen, außerdem ist Erfolgs-Teamchef Gerardo Martino geblieben, sodass von diesem Team einiges zu erwarten ist. Ecuador will nach der verpassten WM wieder Schwung aufnehmen – vor allem über den Flügel von Antonio Valencia. Und von Venezuela soll nach starken Ergebnissen im Nachwuchsbereich in Zukunft einiges zu sehen, aber ob das schon bei dieser Copa etwas wird? Die Gruppengegner sind schon stark…

Gruppe C: Die heißen Geheimtipps

Uruguay und Chile – zwei der ganz großen positiven Überraschungen bei der WM! Und beide rechnen sich gute Chancen aus, den experimentierenden Brasilianern und den verunsicherten Argentiniern den Titel weg zu schnappen. Chile versucht das mit Arturo Vidal und Alexis Sánchez, aber ohne den im Streit mit dem Verband abgewanderten Ex-Teamchef Marcelo Bielsa – Nachfolger Claudio Borghi lässt nicht ganz so spektakulär spielen wie „El Loco“, aber die Chilenen müssen dennoch als möglicher Kandidat auf ein gutes Abschneiden gelten, zumal die Gruppenspiele alle in Andenstädten unweit der chilenischen Grenze stattfinden.

Und der WM-Vierte aus Uruguay ist natürlich auch nicht zu unterschätzen. Bei der Celeste gibt es aber einen signifikaten Unterschied zur Weltmeisterschaft: Nach einem schrecklichen Jahr bei Atlético Madrid ist nicht mehr Diego Forlán der Mann, auf den sich alles konzentriert, sondern Edinson Cavani. Der langhaarigen Superstürmer von Napoli hat eine sensationelle Saison hinter sich und strotzt vor Selbstvertauen, so ist es ihm durchaus zuzutrauen, sein Team weit zu führen.

Degegen wird Peru eher ein Prügelknabe werden: Mit Claudio Pizarro und Jefferson Farfán fallen dem eh schon schlechtesten südamerikanischen Team der letzten Jahre auch noch die besten Spieler verletzt aus. Und Mexiko wird nach dem Sieg beim Gold-Cup eher mit einer B-Truppe daherkommen – etwa ohne Javier Hernández, ohne Salcído, ohne Rafa Márquez, ohne Torrado. Die Tri nimmt das Turnier eher mit, aber nicht so richtig ernst.

Mit dem Match Argentiniens gegen Bolivien geht es also los. Eine vermeintlich leichte Aufgabe zum Start für den Favoriten. Was aber auch die Gefahr birgt, dass bei einer Niederlage der Katzenjammer nach dem River-Abstieg nahtlos verlängert wird…

(phe)

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