Basel – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Tue, 25 Mar 2014 11:07:37 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.1 Salzburg legt die Saat: Mit Pressing-Fußball endlich in Europa angekommen https://ballverliebt.eu/2014/03/24/salzburg-legt-die-saat-mit-pressing-fussball-endlich-in-europa-angekommen/ https://ballverliebt.eu/2014/03/24/salzburg-legt-die-saat-mit-pressing-fussball-endlich-in-europa-angekommen/#comments Mon, 24 Mar 2014 22:15:24 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10002 Salzburg legt die Saat: Mit Pressing-Fußball endlich in Europa angekommen weiterlesen ]]> Es begann mit einer erstaunlich guten Leistung gegen Fenerbahçe, es endete mit einem Selbstfaller gegen Basel – dazwischen sorgte Salzburg in der ersten „echten“ Europacup-Saison unter Roger Schmidt mit hochattraktivem Tempo-Fußball und extrem aggressivem Pressing für eine der besseren Europacup-Saisonen, die je ein österreichisches Team absolviert hat. Ballverliebt blickt noch einmal auf die insgesamt 14 Spiele der Bullen auf internationalem Parkett zurück.

Fenerbahçe

1:1 (0:0) gegen Fenerbahçe
1:1 (0:0) gegen Fenerbahçe

Schon Fenerbahçe bekam in der ersten Quali-Runde zur Champions League zu spüren, was für ein unguter Gegner Salzburg sein kann. Die Türken bekamen keine Zeit am Ball, kamen so nicht wirklich zu Geltung und lief der Musik eher hinterher. Eine System-Umstellung in der zweiten Hälfte – auf 4-2-3-1 – und eine aktivere Spielweise ließ Fener besser ins Spiel kommen, doch Alan markierte halb durch die zweite Hälfte das 1:0. Bei dem es auch geblieben wäre, hätte nicht Ulmer in der Nachspielzeit den Ball im Strafraum an die Hand bekommen und Fenerbahçe den fälligen Elfmeter zum 1:1 verwandelt.

1:3 (1:3) bei Fenerbahçe
1:3 (1:3) bei Fenerbahçe

Im Rückspiel startete Salzburg wie aus der Pistole geschossen, ging durch Soriano schon nach vier Minuten in Führung, kassierte in der Folge aber zwei billige Tore als Resultat von etwas naivem Abwehrverhalten – vor allem Ramalho, der bis kurz davor noch Regionalliga für Liefering gespielt hatte, wirkte zuweilen etwas überfordert. In rasendem Tempo aber sollte der zu diesem Zeitpunkt 21-Jährige in den folgenden Wochen und Monaten zum unumstrittenen Stammspieler und Leistungsträger werden.

Dennoch blieben die Bullen spielbestimmend, wiewohl schon zu merken war, dass Fenerbahçe – drei Monate davor noch im Europa-League-Halbfinale – immer noch zulegen könnte, wenn es nötig gewesen wäre. Nach einer halben Stunde fiel das 3:1, und obwohl Salzburg genug Chancen gehabt hätte, den Rückstand aufzuholen, klappte es nicht mehr. Ein Gefühl, das man später in der Saison noch einmal haben sollte.

Žalgiris

5:0 (3:0) gegen Žalgiris
5:0 (3:0) gegen Žalgiris

Wegen des drohenden Ausschlusses von Fenerbahçe in Folge des Manipulations-Skandals spielte Salzburg schon nur unter Protest, doch während etwa Metalist Kharkiv wegen ähnlichen Vergehens sehr rasch aus der CL-Quali genommen worden war, zog sich die Sache bei Fener hin. Salzburg wurde im Play-Off zur Europa-League-Gruppenphase indes gegen Žalgiris Vilnius gelost.

Die Litauer erlebten dann, was auch in der österreichischen Bundesliga noch viele erleben sollten: Einen Abschuss erster Güte. Schon im mit 8.000 Zusehern sehr überschaubar besetzten Hinspiel (nachdem jenes gegen Fener ausverkauft gewesen war) machten sich die Bullen einen Spaß, Soriano traf dreimal, auch Mané durfte mal und sogar Innenverteidiger Hinteregger trug sich in die Schützenliste ein.

2:0 bei Žalgiris
2:0 bei Žalgiris

Auffällig ist im Rückblick, dass die Position von Kampl in dieser Saisonphase noch nicht fixiert war, sondern er entweder zentral oder auf dem Flügel agierte – je nachdem, wer neben ihm, Mané und Ilsanker der vierte Mittelfeld-Mann war. Leitgeb spielte in den Überlegungen von Roger Schmidt zu diesem Zeitpunkt keine echte Rolle, nachdem er nur geblieben war, weil sich kein anderer Klub für ihn interessiert hatte.

Mal spielte Meilinger, zurück von seiner Leihe in Ried, auf dem Flügel, mal Hierländer zentral vor bzw. neben Ilsanker und wenn Berisha in der Mitte spielte, hatte das System fast schon etwas 4-2-3-1-haftes. Nach dem etwas gelangweilten 2:0-Sieg im Rückspiel in Vilnius bekam Salzburg die Gruppe mit Elfborg, Esbjerg und Standard Lüttich – ein Aufstieg in die K.o.-Phase wurde sofort als absolute Pflicht gesehen. Wie sich zeigen sollte, zu Recht.

Elfsborg daheim, Esbjerg auswärts

4:0 (2:0) gegen Elfsborg
4:0 (2:0) gegen Elfsborg

Dass Fenerbahçe nach den Duellen mit Arsenal doch noch aus dem Bewerb genommen wurde, sorgte für einiges Murren – realistisch betrachtet hätte es aber vermutlich keinen Unterschied gemacht, da die Türken gegen die Gunners chancenlos waren und es Salzburg vermutlich kaum besser ergangen wäre.

So also ging es in eine in der Tat mäßig attraktive Gruppe, die mit einem besseren Trainingsspielchen begann. Der zu diesem Zeitpunkt schon so gut wie entthronte Meister der ohnehin schwachen schwedischen Liga, IF Elfsborg, stellte sich von Beginn an mit einem 4-5-1 ganz tief hinten rein und betete, dass das Ausmaß der sportlichen Katastrophe sich in Grenzen halten möge. Nach diversen verdaddelten Chancen sorgte Alan nach etwas über einer halben Stunde für die Führung, Soriano doppelte noch vor der Pause per Elfmeter nach. Zwei weitere Treffer des Spaniers sorgten für einen auch in der Höhe verdienten 4:0-Erfolg für Salzburg.

Und dafür, dass Elfsborg-Coach Lennartsson von einer Spieler-Revolte aus dem Amt gejagt wurde, die Kicker selbst waren mit der ultra-destruktiven Spielweise nämlich überhaupt nicht einverstanden.

2:1 (2:0) in Esbjerg
2:1 (2:0) in Esbjerg

Im Spiel beim dänischen Cupsieger Esbjerg fehlte Ilsanker, daher rückte Ramalho ins Mittelfeld und Rodnei bekam wieder seine Chance – der aus Kaiserslautern geholte Brasilianer kam aber nie über die Rolle des wackeligen Ersatz-Mannes hinaus. Zu wenig solide waren seine Leistungen.

In Esbjerg wurde bei Salzburg erstmals jener Eindruck deutlich, den man im ganzen Europacup-Herbst haben sollte: Diese fast schon aufreizende Langeweile und die totale Selbstverständlichkeit, mit der die Bullen durch diese Gruppe marschierten. Je ein Alan-Tor am Anfang und am Ende der ersten Hälfte sorgten für eine lockere 2:0-Führung. Mit dieser im Rücken schläferte sich Salzburg danach aber beinahe selbst ein, rutschte vom Verwalten-Modus immer mehr in den Zitter-Modus und gab nach dem Gegentor in der 89. Minute beinahe sogar noch den Sieg aus der Hand.

Standard Lüttich

2:1 (0:0) gegen Standard Lüttich
2:1 (0:0) gegen Standard Lüttich

Mit was für Eiern diese Truppe ausgestattet ist, zeigte sich erstmals so wirklich im Heimspiel gegen Standard Lüttich. Die Belgier kamen in einem fast schon schmerzhaft eindimensionalen 4-4-2 daher, in dem sie es aber gut verstanden, die Räume extrem eng zu machen. Daran änderte auch der Ausschluss von Stürmer Carcela nichts.

Bemerkenswert war aber, wie nach der (an Dämlichkeit kaum zu überbietenden) gelb-roten Karte für Mané gespielt wurde. Da war nämlich nix mit einen Stürmer opfern und Balance auf die dezimierte Seite bringen, nein, da beackerte Linksverteidiger Ulmer die komplette Außenbahn einfach ganz alleine weiter. Und er machte das mit einer Wucht und einem Furor, dass den Belgiern ganz anders wurde, dass Soriano nach der Pause das 1:0 erzielte, und dass sich Kanu zu einer Tätlichkeit hinreißen ließ. Mit neun Feldspielern gegen acht ließen die Bullen nichts mehr anbrennen; Ramalho erzielte in der Schlussphase das 2:0 und das Elfmeter-Tor von Mujangi-Bia (nach einem Foul von Hinteregger) war nur noch Kosmetik.

3:1 (2:0) bei Standard Lüttich
3:1 (2:0) bei Standard Lüttich

Christoph Leitgeb hatte sich zwischenzeitlich beim ÖFB-Team Selbstvertrauen geholt und sicherte sich nun auch bei Salzburg jenen Platz im Mittelfeld, den Schmidt bis dahin immer eher vakant gelassen hatte. Im strömenden Regen von Lüttich hatte Salzburg deutlich besseren Zugriff auf das Spiel wie noch beim eher zähen Heimsieg, schon nach wenigen Sekunden hätte Kampl die Führung erzielen müssen. Kurz vor der Halbzeit sorgte ein Doppelschlag durch Svento und Kampl dann doch für die verdiente 2:0-Führung – Lüttich konnte nicht mit dem hohen, aggressiven Pressing der Bullen umgehen und kam kaum selbst zur Entfaltung.

Und dann wurde auch noch das zarte Pflänzchen Hoffnung, das nach dem Anschlusstreffer zum 1:2 nach knapp einer Stunde aufkam, auf das spektakulärste zertreten: Alans unglaublicher Fallrückzieher zum 3:1 legte die Partie auf Eis und bescherte Salzburg schon nach dem drittletzten Spiel fix das Ticket für die K.0.-Runde.

Elfsborg auswärts und Esbjerg daheim

1:0 (1:0) bei Elfsborg
1:0 (1:0) bei Elfsborg

Womit noch zwei weitgehend sinnfreie Spiele blieben, in denen es „nur noch“ um die endgültige Fixierung des Gruppensieges ging. Daher ließ Roger Schmidt in Borås auch einige Stammkräfte außen vor: Soriano, Kampl waren ohnhin angeschlagen, Ramalho und Leitgeb spielten auch nicht, Alan nur zehn Minuten, dafür kam Florian Klein in den Genuss, mal als defensiver Mittelfeld-Mann zu agieren.

Das Tor von Marco Meilinger kurz vor der Halbzeit fixierte den 1:0-Sieg in einem Spiel, an das man sich dann auch nicht weiter erinnern muss. Für die Schweden war die Saison längst gelaufen, die Kulisse von 3.000 Zusehern im November-kalten Westschweden war auch nicht gerade prickelnd. Klar: Auch diese B-Elf konnte das Salzburg-typische Pressing gut ausführen und kam gegen die erneut überforderten Schweden zu einer Fülle an Chancen, aber Berisha und Nielsen sind nun mal nicht Alan und Soriano.

3:0 (1:0) gegen Esbjerg
3:0 (1:0) gegen Esbjerg

Für das letzte Gruppenspiel nahm Gegner Esbjerg, obwohl es ja immer noch (zumindest theoretisch) um den Gruppensieg ging, auch das komplette Reserve-Team nach Salzburg mit, um dort die Weihnachtsfeier abzuhalten. Anders gesagt: So richtig ernst nahmen auch die Dänen das spiel nicht mehr, entsprechend kampffrei überließen sie es den Bullen dann auch.

Alan holzte zwar zweimal aus zwei Metern über das jeweils leere Tor, aber nicht mal das konnte einen lockeren 3:0-Sieg der Bullen verhindern – Mané traf doppelt, dazu netzte auch Kampl. Damit war das Kunststück aus dem Herbst 2009, als Salzburg schon einmal alle sechs Europa-League-Gruppenspiele gewann, wiederholt. Der erste Klub, dem dies ein zweites Mal gelang.

Ajax

Der holländische Renommier-Klub kam als einer der Gruppendritten aus der Champions League in die erste K.o.-Runde der Europa League; zwei Tage vor Salzburgs 1:0 in Borås bezwang Ajax immerhin den FC Barcelona. Allgemeiner Tenor in Österreich war aber dennoch: Da ist ein Weiterkommen absolut möglich wenn nicht gar wahrscheinlich. Realistisch betrachtet, war das wohl eine überzogene Erwartungshaltung.

3:0 (3:0) bei Ajax
3:0 (3:0) bei Ajax

Es hat aber niemand auch nur im Ansatz für realistisch gehalten, wie die Realität dann tatsächlich aussah. Denn am Tag, an dem Österreichs Nordische Kombinierer bei Olympia Team-Bronze holten, überfuhren die Bullen Ajax mit einer Wildheit, einer Überlegenheit, einer alles niederwalzenden Selbstverständlichkeit, die bei den Spielern von Ajax nur hilfloses Schulterzucken und Blicke zu Tage förderte, in denen sich die Frage manifestierte, was denn das für ein Frachtzug war, der da gerade Kleinholz aus ihnen gemacht hat.

Wohl hatte sich Ajax nicht vorstellen können, dass sich Salzburg, diese in der Liga unterforderte Mannschaft, die eine unsagbar leichte Gruppe überstanden hatte, auch gegen sie, das große Ajax, das hohe Offensiv-Pressing zeigen trauen würde. Das Gegenteil war der Fall, die Salzburger wetzten mit einem fast schon nie gesehenen Furor auf den jeweils ballführenden Holländer, sodass deren Akteure nach fünf Minuten höchst verwirrt waren, nach zehn Minuten hilflos, nach einer Viertelstunde im Rückstand, nach einer halben Stunde der Widerstand gebrochen war und Ajax nach Sorianos Tor von der Mittellinie zum 3:0 nach erst 35 Minuten vom dritten Blattschuss getroffen endgültig leblos im Straßengraben lag.

3:1 (0:0) gegen Ajax
3:1 (0:0) gegen Ajax

Salzburg konnte sich sogar leisten, bereits in der zweiten Halbzeit des Hinspiels auf Halbgas umzuschalten und verschonte Ajax so vor einer durchaus möglichen noch schlimmeren Peinlichkeit. Das wirklich erstaunliche aber: Selbst nach der Lehrstunde im Hinspiel hielt es Ajax-Coach Frank de Boer nicht für nötig, seine Taktik für das Rückspiel wirklich zu überdenken.

Denn auch im ausverkauften Klessheimer Stadion fühlte sich kein Ajax-Mittelfeld-Akteur bemüßigt, den in der Spieleröffnung unter Dauerdruck stehenden Verteidigern zu helfen, wurde wieder im Zentrum erstaunlich durchschaubar agiert, hingen die Stürmer wieder in der Luft.

Und wenn der Gegner schon nicht mal versucht, was dagegen zu halten, dann kann mit ihm auch ruhig nochmal eine mitgeben. Salzburg stellte in der zweiten Halbzeit innerhalb von 20 Minuten erneut auf 3:0, das Gegentor in der Schlussphase machte keinen Unterschied mehr. Ajax wurde mit einem Gesamtscore von 1:6 aus dem Bewerb geprügelt und musste froh sein, dass Salzburg damit sogar noch Gnade walten hatte lassen.

Basel

Aus der Euphorie wurde bei einigen Beobachtern durch die Gala-Auftritte gegen Ajax zusehens Übermut. Klar: Die Salzburger erinnerten in all ihrer Intensität, ihrer Go-for-it-Mentalität, ihrem ultra-heftigen Pressing und ihrem Aus-dem-Nichts-Kommen frappant an jene megageile Truppe von Athletic Bilbao, die vor zwei Jahren bis ins Finale marodierte und auf dem Weg dorthin auch Manchester United der Lächerlichkeit preisgab, wie Salzburg Ajax der Lächerlichkeit preisgegeben hatte.

0:0 in Basel
0:0 in Basel

Der Schweizer Serien-Meister aus Basel stellte sich aber nicht so naiv an wie Ajax. Man versuchte nicht, aus einem (falschen) Gefühl der Überlegenheit heraus, Salzburg das eigene Spiel aufzudrücken. Stattdessen entschied sich Murat Yakin dafür, sein Team voll und ganz auf den Gegner aus Salzburg einzustellen. Was hieß: Statt dem gewohnten 4-1-4-1, das Basel in der Regel spielt, gab’s eine Dreier-Abwehrkette gegen das Salzburg-Sturmduo mit Soriano und Winter-Neuzugang Zulj (er den gesperrten Alan ersetzte), hatte dank der Dauer-Besetzung beider Flügel durch die Degen-Zwillinge aber auch gegen Kampl und Mané immer Überzahl.

Die Folge: Salzburg kontrollierte das Spiel, konnte dadurch aber nicht das gewohnte Pressing- und Umschaltspiel aufziehen. Nicht, dass es nicht dennoch einige großartige Torchancen gegeben hätte, aber in der Not rettete für Basel der künftige Gladbach-Torhüter Yann Sommer oder die fehlende Genauigkeit der Bullen im Torabschluss. So stand am Ende ein 0:0, mit dem aber auch keines der beiden Teams so richtig unzufrieden sein wollte.

1:2 (1:0) gegen Basel
1:2 (1:0) gegen Basel

Für das Rückspiel behielt Yakin seine Dreierkette bei, stellte aber mit dem nun wieder fitten Marco Streller einen zweiten echten Stürmer auf das Feld. Was aber auch nichts geholfen hätte, wenn Salzburg etwas weniger schludrig mit den zahlreichen Top-Torchancen in der ersten Hälfte umgegangen wäre. Wobei den Bullen sicher auch half, dass Basel-Abwehrchef Suchý nach einem ganz besonders dämlichen und überdies ziemlich rüden Foul an der Mittellinie schon nach acht Minuten vom Platz flog.

Zwar konnte sich Basel in einer durch wildgewordene Idioten im Basler Fan-Block verursachten Spielunterbrechung nach einer halben Stunde etwas sammeln, aber die 1:0-Pausenführung durch Soriano war hoch-hochverdient. Kurz nach Wiederanpfiff schoss Soriano aus zwei Metern daneben – zwei Minuten später glich Basel nach einem Eckball aus. Und nach zehn weiteren Zeigerumdrehungen verflog sich Keeper Gulácsi nach einer weiteren Ecke, Sauro verwertete zum 2:1. Nachdem überdies Referee Gräfe Basel-Verteidiger Ajeti nach einem Kopfstoß fälschlicherweise nur Gelb gezeigt hatte.

So brilliant Salzburg gegen Ajax spielte, so sehr man das Duell mit Basel da schon längst hätte für sich entschieden haben müssen, so sehr scheiterten die Bullen nun an der Blockade im Kopf. Mané und Kampl brachten keinen Pass mehr an den Mann und verloren Bälle am laufenden Band, es gab kaum noch echte Torchancen, und die Einwechslungen der international nicht gerade erfahrenen Robert Zulj, Marco Meilinger und Valon Berisha konnte das Ruder auch nicht mehr herumreißen. Dass hinten drei von vier Mann aus der Stamm-Viererkette fehlten (Schwegler und Ulmer verletzt, Hinteregger gesperrt), half zwar nicht, war aber auch nicht entscheidend.

Jenes Team, das bis dahin 93 Tore in 27 Liga-Spielen erzielt hatte, war letztlich an der mangelnden Chancen-Verwertung gescheitert. Ein Treppenwitz, eigentlich. Die Reise war zu Ende – drei Tage, ehe man sich am neuntletzten Spieltag zum frühesten österreichischen Meister aller Zeiten gekürt hatte. Mitte März, bei nasskaltem Schmuddelwetter und Temperaturen, die von „zweistellig“ weit entfernt waren.

Fazit: In der Europas gehobener Mittelklasse angekommen

Der Hauptunterschied zur ersten, wirklich starken Europacup-Saison der Red-Bull-Ära: Waren im Herbst 2009 unter Huub Stevens die sechs Siege gegen Lazio, Villarreal und Levski Sofia auf der Basis von kompakter Defensive (mit einem reinen Abräumer wie Schiemer auf der Sechs), dem individuellen Genius von Somen Tchoyi und der Torgefahr von Marc Janko zu verdanken, konnte man nun mit sehr viel Eigeninitiative und einem hochattraktiven Wir-sind-die-Chefs-am-Platz-Fußball in Sphären vorstoßen, die man davor nur von weitem sah.

Im neunten Jahr unter der Patronanz von Red Bull ist nun endlich zum ersten Mal eine stringente Philosophie zu erkennen, wie man über einen längeren Zeitraum hinweg das eigene Spiel gestalten will. Mit einem Unterbau in Form des FC Liefering, der (obwohl mit einem 4-3-3) die selbe grundsätzliche Spielanlage zeigt. Mit Spielern, die erst in Salzburg zu Stars wurden – Kampl kam aus Aalen in der 2. deutschen Liga, Mané aus Metz in der 2. französischen Liga, Soriano von Barcelona II aus der 2. spanischen Division, Ilsanker einst aus Mattersburg und Ramalho aus dem eigenen Ableger in Brasilien, Hinteregger als 14-Jähriger aus Kärnten.

Holte man in der Vergangenheit fertige Spieler, die sich in Salzburg einen gut bezahlten Vorruhestand gönnten und in der Regel schlechter wurden, gelang es nun erstmals, praktisch einen gesamten Kader über den Zeitraum von anderthalb Jahren um so viel besser zu machen, dass er von einem Aus gegen Düdelingen dazu überging, Ajax zu demütigen. Und das mit so ziemlich dem modernsten Fußball, den man derzeit europaweit so sieht.

Salzburg ist damit noch kein Spitzenklub von europäischem Format. Hat aber gezeigt, dass man durchaus das Potenzial hat, in einer Champions-League-Gruppenphase eine Rolle zu spielen, wie es etwa der FC Basel seit Jahren konstant schafft: Immer zumindest locker Dritter, wenn’s gut läuft auch mal eine Runde weiter. Einerseits ist der limitierende Faktor dabei natürlich die Frage, inwieweit es gelingt, Leistungsträger wie Soriano, Alan, Kampl und Mané zu halten.

Andererseits ist es mit dieser seit der Ankunft des Duos Roger Schmidt/Ralf Rangnick etablierten klaren Philosophie deutlich leichter, passende Puzzleteile zu finden, die einzelne, wegbrechende Stücke ersetzen können. Die Saat für eine vernünftige mittelfristige Zukunft ist gelegt.

Das ist ja schon mal was.

(phe)

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Basel kannte die Bayern ganz exakt – Vogel feiert Punktsieg über Heynckes https://ballverliebt.eu/2012/02/22/basel-kannte-die-bayern-ganz-exakt-vogel-mit-klarem-punktsieg-uber-heynckes/ https://ballverliebt.eu/2012/02/22/basel-kannte-die-bayern-ganz-exakt-vogel-mit-klarem-punktsieg-uber-heynckes/#comments Wed, 22 Feb 2012 22:48:32 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6778 Basel kannte die Bayern ganz exakt – Vogel feiert Punktsieg über Heynckes weiterlesen ]]> Als Kleiner muss man sich umso mehr auf das eigene Hirnschmalz verlassen. Genau das tat Basel-Trainer Heiko Vogel: Er stellte sein Team 100-prozentig exakt auf das (zugegeben erschreckend vorhersehbare) Spiel der Bayern ein. Mit großem Erfolg, denn am Ende gewann das Team mit Aleksandar Dragovic gegen jenes mit David Alaba mit 1:0.

FC Basel - Bayern München 1:0

Statisch, vorhersehbar und inhaltlich nicht besonders aufregend – so präsentierten sich die Bayern in den letzten Wochen. Was ihnen in der deutschen Bundesliga den Rückfall von Platz eins auf Rang drei bescherte. Weil die Konkurrenten der Münchener natürlich auch Video schauen: Mit guter Defensiv-Organisation ist den Bayern beizukommen, weil jegliches Überraschungmoment fehlt.

Bayern wie immer, Basel erwartet es genau so

Basel-Trainer Heiko Vogel ließ seine Mannschaft in einem flachen 4-4-2 auflaufen und das wurde von den Schweizern so interpretiert, wie man es heutzutage interpretieren muss, will man damit Erfolg haben: Als reines Konter-System. Die beiden zentralen Mittelfeld-Leute, der routinierte Benni Huggel und U-21-Vize-Europamesiter Granit Xhaka, machten die Mitte extrem eng, wodurch es für Bayern-Zehner Toni Kroos kaum Möglichkeiten zur Entfaltung gab.

Die Mittelfeld-Außen spielten relativ weit innen. Das verlieh dem Zentrum zusätzliche Stabilität, die Auslegung ihrer Rollen war für Fabian Frei und Xherdan Shaqiri aber sehr auf ihre Gegner abgestimmt: Während Frei weiter außen blieb, blieb Shaqiri weiter innen, auch in der Rückwärtsbewegung. Das lud Robben und Ribéry genau zu ihrem Spiel ein: Robben zog in Freis Rücken nach innen, wurde dort aber vom mit ihm nach innen gehenden Basel-LV Park begleitet, während sich Frei auf der Außenbahn um den sehr passiven Rafinha kümmerte.

Ribéry hingegen wurde mit Shaqiris zentralerer Rolle eingeladen, eher auf der Flanke zu verbleiben – was Steinhöfer wusste und sich entsprechend verhielt. Die Bayern hatten so zwar viel Ballbesitz, aber keine Ideen nach vorne. Die Flanken waren furchtbar – in der ersten Hälfte kam nur eine einzige an – und das ganze Spiel des Favoriten war statisch und langsam. Es fehlten die Tempowechsel, es gab nichts Überraschendes.

Basel kontert über die Außenbahnen

Auch direkte Bälle auf Gomez brachten keinen Erfolg, weil dieser gegen Abraham und vor allem dem bärenstarken Dragovic überhaupt keine Chance hatte. Kamen die Basler in Ballbesitz, ging es dafür relativ schnell: Dann schwärmten die Flügelspieler aus und mit langen Bällen auf die Flanken wurde versucht, schnell in den Rücken vor allem des mehr nach vorne spielenden Lahm zu kommen. Steinhöfer war ein dankbarer Abnehmer für diese Bälle.

Gegen den passiveren Rafinha stießen auf der anderen Seite Fabian Frei und Park Joo-Ho mit schnellem und vor allem flachen Spiel durch zu kommen. Auch bei Kontern galt also: Die Stärken und vor allem die Schwächen der Bayern waren jedem Basel-Spieler ganz offensichtlich bekannt und genau denen entsprechend wurde in jeder Situation auch gehandelt.

Und weil Bayern-Trainer Jupp Heynckes auch nichts grundlegend veränderte, stellte seine Mannschaft den Schweizermeister auch vor keine allzu gravierenden Probleme. Ehe Heiko Vogel in der Schlussphase frische Kräfte für die beiden Außenbahnen brachte. Mit Erfolg: Valentin Stocker brachte viel Schwung auf die linke Seite, auf der Fabian Frei in der zweiten Hälfte etwas nachgelassen hatte, und etwa zehn Minuten vor Schluss wurde mit dem Kameruner Jacques Zoua (statt Shaqiri) auch rechts neue Wucht gebracht. Die Folge: Genau diese beiden erarbeiteten sich den späten 1:0-Siegtreffer der Schweizer.

David Alaba

Gerade in solchen Spielen wird deutlich, wie sehr den Bayern Bastian Schweinsteiger fehlt. Mit seiner Präsenz auf dem Feld, seinen Führungsqualitäten und seiner Fähigkeit, auch während dem Spiel das Team in eine andere Richtung zu lenken macht es noch viel mehr den Unterschied aus, als das die immer eindimensionaler werdenden Robben und Ribéry tun.

Tymoschuk und Alaba verleihen zwar Stabilität im Zentrum, das war gegen Basel aber nicht gefragt. Ohne Schweinsteiger fehlen die Impulse nach vorne.

Nicht falsch verstehen: David Alaba machte eine sehr ordentliche Partie, Anatoli Tymoschuk auch. Das Duo im zentralen defensiven Mittelfeld der Bayern war sehr viel unterwegs, spielte wenige Fehlpässe (Alaba 91,5%, Tymoschuk 87,3% angekommene Pässe) und verlieh dem Zentrum damit vor allem defensiv eine enorme Stabilität. Die war in dieser Partie aber nicht gefragt: Zum einen hatten die Bayern ohnehin 60% Ballbesitz, und zum anderen gab es bei Basel ganz einfach kein offensives Mittelfeld, gegen das es noch dazu zwei Sechser brauchte. Die Schweizer kamen ohnehin nur über die Flügel.

Und nach vorne fehlten von den beiden die Impulse. Alaba versuchte zwar immer wieder, das Spiel schnell zu machen, auch mal selbst den Abschluss zu suchen (wie bei zwei Schüssen aus der zweiten Reihe), aber er fand keine Löcher im Basler Abwehrverbund. Und dass Tymoschuk den Ball in der Vorwärtsbewegung fast immer gleich auf Arjen Robben spielte, war einer Unberechenbarkeit des Bayern-Spiel auch nicht gerade zuträglich.

Bombensicher: Aleskandar Dragovic

Die Pässe von Aleks Dragovic

Ein wichtiger Faktor, der zum Sieg von Basel beigetragen hat, war zweifellos auch das IV-Duo der Schweizer mit David Abraham und Aleksandar Dragovic. Die beiden ließen Mario Gomez überhaupt nicht zum Zug kommen und wenn doch einmal Gefahr im Verzug war, wurde das schnell realisiert und entsprechend gehandelt.

Zudem war der österreichische Nationalspieler sehr sicher im Passspiel. Von den 38 Pässen, die Dragovic in der eigenen Hälfte spielte, landeten nur zwei in einer potentiell gefährlichen Position beim Gegner. Ansonsten wurde vermehrt darauf geachtet, aus der Defensiv-Zentrale nicht mit Risiko-Bällen zu agieren, sondern den Ball erst einmal in den eigenen Reihen zu halten.

Im Fall von Dragovic waren das hauptsächlich Bälle zu seinem Partner Abraham und, ganz besonders, auf die linke Seite zu Park und Fabian Frei. Was wiederum genau in den offensichtlichen Matchplan von Trainer Heiko Vogel passte.

Fazit: Basel war perfekt eingestellt

Natürlich hatten die Bayern mehr Ballbesitz. Aber das deutlich intelligentere Spiel zog der FC Basel auf: Jeder Spieler wusste genau über seine ganz spezifisch auf den Gegenspieler ausgerichteten Aufgaben und erfüllte diese auch. So muss man dieses Spiel – auch wenn es 0:0 ausgegangen wäre – als klaren Punktsieg des jungen Heiko Vogel gegen den routinierten Jupp Heynckes betrachten. Letzterer hat bis zum späten Gegentor rein gar nichts an der Ausrichtung, am System oder an der Spielanlage.

Erst nach dem Rückstand stellte er auf ein 4-4-2 um, was den Baslern aber den Platz im Zentrum bescherte, um erst recht das Spiel souverän herunter ticken zu lassen. Ob der 1:0-Vorsprung für das Rückspiel reicht, um tatsächlich nach Manchester United auch die Bayern aus dem Bewerb zu kegeln und ins Viertelfinale einzuziehen, wird sich zeigen. Sicher ist aber: Mit diesem Trainer ist das Basel absolut zuzutrauen.

(phe)

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Basel vermeidet Ungerechtigkeit https://ballverliebt.eu/2010/11/09/basel-vermeidet-ungerechtigkeit/ https://ballverliebt.eu/2010/11/09/basel-vermeidet-ungerechtigkeit/#comments Tue, 09 Nov 2010 22:58:35 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3240 Basel vermeidet Ungerechtigkeit weiterlesen ]]> Letze Woche gab es das Duell Erster gegen Zweiter in Österreich – Grund genug für uns, eine Woche später eben dieses Spiel in der Schweizer Liga zu betrachten. Und nein, hier geht’s nicht um den Tennisball-Angriff der Basel-Fans. Sondern um das, was in den 90 Minuten danach passierte...

Luzern - Basel 1:1

Eigentlich ist Luzern ja das offensivstärkste Team der schweizer Super League. Und als solches war die Mannschaft von Coach Rolf Fringer auch wochenlang an der Tabellenspitze gelegen, ehe zuletzt die Resultate ein wenig nachließen und mit dem FC Basel von Trainer Thorsten Fink der haushohe Titelfavorit vorbeiziehen konnte. Nun kam es auf der Gersag im Luzerner Vorort Emmenbrücke – ein neues Stadion in Luzern ist nächstes Jahr bezugsfertig – zum Spitzenkampf, Zweiter gegen Erste.

Angesichts der Tatsache, dass Luzern in den letzten Partien gegen Basel recht viele Tore kassiert hatte, setzte Rolf Fringer diesmal auf ein recht rigides Defensivkonzept – drei Innenverteidiger (Puljic, Kibebe und Veskovac), und davor gleich drei Sechser, die auf die Offensivkräfte von Basel aufpassen sollten – Lustenberger aug Shaqiri, Zverotic auf Stocker, und Renggli auf die hängende Spitze Frei. Für die Flanken waren bei den Gastgebern praktisch komplett die beiden nominellen Außenstürmer im 3-3-3-1 zuständig, aber Gygax (gegen Safari) und Ferreira (gegen Inkoom) wurden von den starken Außenverteidigern der Basler so sehr beschäftigt, dass die Offensive der Luzerner praktisch nur auf Hakan Yakin und Sturmspitze João Paiva beschränkt war.

Andererseits kam der Tabellenführer aus Basel gegen diese doppelte Dreierkette im Zentrum überhaupt nicht durch, so waren die Basler auf ihre starken Außenverteidiger angewiesen. Safari und vor allem Inkoom wetzten nach vorne, dass es nur so eine Freude war. Doch selbst, wenn sich gegen Ferreira und Gygax durchgesetzt hatten, warteten immer noch Lustenberger und Zverotic, und dann noch die kompromisslose IV-Kette der Luzerner. Chancen waren Mangelware, das Spiel plätscherte recht ereignisarm vor sich hin und die größten Aufreger waren keine Torchancen, sondern ein fieser Tritt von Stocker gegen Veskovac und eine Tätlichkeit von Abraham gegen Paiva. Ersteres wurde mit Gelb geahndet, Letzteres gar nicht.

Basel-Coach Thorsten Fink vertraute auf sein gewohntes 4-4-1-1. Im zentralen Mittelfeld kümmerte sich Huggel vornehmlich um Hakan Yakin und Gilles Yapi war der Quarterback, der sich oft auch zwischen die nicht selten weit aufrückenden Innenverteidiger fallen; bzw. sich von den beiden flankieren ließ. Durch das Zentrum konnte es nur über hohe Bälle gehen, sodass die Flügel gefragt waren. Hier gab es aber gegen die in eigener Hälfte in massiver Überzahl auftretenden Luzerne kein Durchkommen. Somit ging es mit einem logischen 0:0 in die Halbzeitpause.

Luzern - Basel 1:1 (2. Hälfte)

Fringer muss erkannt haben, dass er Basel zwar im Deadlock hatte, so aber bestenfalls ein 0:0 herausspringt. Da Luzern aber hinter Basel liegt und im Heimspiel tunlichst gewinnen sollte, stellte er auf ein 4-1-4-1 um. Yakin ging in die Spitze, dafür blieb der nicht ganz fitte Paiva für Burim Kukeli in der Kabine. Von der Idee her war diese Maßnahme richtig, aber es krankte ein wenig am Personal. Denn die gelernten Sechser Renggli und Kukeli, die nun die zentralen Positionen in der Mittelfeldkette einnahmen, sind keine Gestalter – und der gelernte Innenverteidiger Veskovac, der jetzt den Sechser gab, schon gar nicht. So bewachten drei Mann in der Mitte die ohnehin defensiven Huggel und Yapi, dafür waren die Flanken plötzlich offen wie ein Scheunentor.

Denn hatten die Basler Flügelspieler in der ersten Halbzeit oft drei Gegenspieler auf sich kleben, war das Verhältnis nun auf beiden Seiten zwei gegen zwei – also Safari/Stocker gegen Gygax/Zverotic auf der linken Basler Angriffsseite und Inkoom/Tembo gegen Ferreira/Lustenberger auf der anderen. Die Crux für Luzern: Gygax und Ferreira sind Flügelstürmer, die mit der Defensive ihre Probleme haben. Basel übernahm nun also logischerweise von den Flanken aus komplett das Kommando über das Spiel und kam zu diversen Chancen.

So war es dem Spielverlauf völlig konträr, als Luzern aus einem Konter in der 66. Minute durch Ferreira mit 1:0 in Führung ging. Yakin legte von der Grundlinie aus zurück, von hinten kam Ferreira angestürmt, und Basel-Goalie Costanzo hatte keine Chance. Thorsten Fink reagierte umgehend und nahm seinen schwedischen Linksverteidiger Behrang Safari vom Platz, statt seiner sollte nun Scott Chipperfield für noch mehr Dampf über die linke Seite sorgen.

Kurz danach kam mit Federico Almerares auch ein Mann für’s zentrale Offensive Mittelfeld statt Beni Huggel, den es in der Defensive nun schlicht nicht mehr brauchte – auch, weil sich bei Luzern mit der Führung im Rücken Kukeli etwas fallen ließ und die Gastgeber somit in einem 4-2-3-1 weiterspielten. Die Basler warfen in der Schlussphase alles nach vorne, hatten einige Halbchancen – auf der anderen Seite hätte Renggli in der 86. Minute alles klar machen müssen, Costanzo parierte sensastionell.

So dauerte es bis zur 93. Minute und der buchstäblich allerletzten Situation, ehe Almerares den Ball doch noch zum hochverdienten 1:1 im Luzerner Tor unterbringen konnte – einmal hatte die Defensive nicht aufgepasst, einmal rutschte ein Ball durch, einmal war ein Basler ungedeckt. Und schon war der Ball drin.

Fazit: Ein Luzerner Sieg wäre nicht korrekt gewesen

Rolf Fringer konnte mit seinem Würgegriff in der ersten Halbzeit das Spiel des FC Basel zwar ersticken – sein sonst sehr offensives Team zeigte, dass es auch das kann – aber so war der Spitzenreiter nicht zu besiegen. Mit der Umstellung hat sich der Luzern-Coach allerdings insofern vertan, dass Basel den Platz auf den Seiten massiv ausnützte und im Zentrum mindestens ein Spieler zu viel stand.

Dass Luzern dennoch beinahe gewonnen hätte, ist in erster Linie der Unfähigkeit der Basler zu verdanken, aus der Überlegenheit an den Flanken wirklich etwas Gefährliches vor das Tor zu bringen. So war es letztlich der pure Wille, der noch den hochverdienten Ausgleich besorgte.

(phe)

PS: Thomas Prager, Österreicher in Diensten des FC Luzern, kam in dieser Partie ausnahmsweise mal nicht zum Einsatz. Üblicherweise kommt er immer etwa eine Viertelstunde vor Schluss ins Spiel.

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