Baric – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Mon, 18 May 2020 06:52:37 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Salzburg, Inter, der UEFA-Cup, der Lattenpendler und das Lied https://ballverliebt.eu/2020/05/14/salzburg-inter-uefa-cup-1994-finale/ https://ballverliebt.eu/2020/05/14/salzburg-inter-uefa-cup-1994-finale/#respond Thu, 14 May 2020 06:34:22 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=16950 Salzburg, Inter, der UEFA-Cup, der Lattenpendler und das Lied weiterlesen ]]> Von der rechten Stange an die linke und von dort zurück ins Feld: Marquinhos Lattenpendler im Rückspiel des UEFA-Cup-Finales von Salzburg gegen Inter Mailand 1994 ist eine der bekanntesten Szenen der österreichischen Fußball-Geschichte.

Aber wie war das damals wirklich?

Dieser Artikel entstand auf Wunsch unserer Patreon-Unterstützer. Werde auch du einer und wünsche dir hier einen anderen Klassiker!

Ballverliebt gibt es nur mit deiner Hilfe!

Ballverliebt braucht deine Hilfe zum Weitermachen. Wenn du Artikel wie diese, kritische Analysen und Podcasts von uns magst und weiter von uns lesen und hören willst, dann unterstütze uns bitte. Der Preis eines Getränks pro Monat hilft schon sehr. Mehr dazu findest du hier.

Become a Patron!

Wir waren Außenseiter, man hat über uns gelacht:
„Ihr seid doch keine Mannschaft, ihr habt’s zu nichts gebracht“

Der 3. Juni 1992, ein verregneter Abend im Wiener Praterstadion. Salzburg geht als Tabellenführer in den Showdown am letzten Spieltag, ein Remis bei der Austria würde zum ersten Meistertitel der Klubgeschichte reichen. Aber nach 20 Minuten zieht Ogris von der Strafraumgrenze ab, Salzburg-Keeper Ilsanker berechnet den tückisch aufsetzenden Ball völlig falsch – das 0:1.

Es ist ein giftiges, aufgeheiztes Spiel voller Feindseligkeiten. Peter Stöger will einen Elfer schinden, sieht Gelb wegen Schwalbe; Austria-Trainer Prohaska stürmt zu Linienrichter Hitzenhammer und brüllt ihm aus etwa 10 Zentimetern Entfernung ins Ohr: „Des gibt’s jo goa net! Heast, sog amoi!“ Nach dem Seitenwechsel verwertet Toni Pfeffer nach einer Ecke zum 2:0, Salzburg gelingt nur noch der Anschlusstreffer, der Titel ist am letzten Spieltag gegen die Austria verloren.

Ein Jahr später, der 22. Mai 1993: Salzburg hat in der Tabelle vier Punkte (also zwei Siege, Zwei-Punkte-Regel!) Vorsprung und empfängt die Austria am viertletzten Spieltag. Man ist besser, lässt sich auch vom Rückstand nicht schocken und gleicht schnell aus. Die Austria geht aber erneut in Führung, legt nach der Pause das 3:1 nach und gewinnt. Salzburg verliert eine Woche später auch bei Rapid, die Austria wird wieder Meister.

Wir gingen oft zu Boden, doch niemals waren wir K.o.

Wenn es gegen die Austria hart auf hart kommt, knickt Salzburg ein: Dieses Image hat man sich ab 1991, als Otto Barić Trainer in Lehen geworden war, mit großen Enttäuschungen aufgebaut – 1:2 und 1:3 in den entscheidenden Spielen um die Titel von 1992 und 1993, dazu zwei Niederlagen im Cup in jenen beiden Jahren.

Für die Saison 1993/94 startete man unverdrossen den nächsten Anlauf zum Premieren-Titel. Präsident Rudi Quehenberger („Westbahn-Rudi“) lotste Routinier Peter Artner (von der Admira) und den jungen Adi Hütter (von Zweitligist GAK) sowie Damir Mužek (von Sturm Graz) an die Salzach. Salzburg setzte sich im Herbst zusammen mit der Austria und der Admira vom Rest der Liga ab.

Nach der Winterpause kam die Admira nicht mehr ganz mit, es spitze sich also wieder auf ein Titelduell zwischen Austria und Salzburg zu. Vier Jurčević-Tore sorgten im März für einen 4:0-Sieg der Salzburger im Horr-Stadion.

Wir standen auf und kämpften, lernten unseren Job

Die Spielweise des Teams entsprach der Zusammenstellung des Kaders und das Zauberwort, um es mit einem heute geläufigen Terminus zu beschreiben, ist „Polyvalenz“. Es gab gefühlt sechs verschiedene Spieler, die man als Achter spielen lassen konnte – dafür nur einen wirklichen Stürmer (Jurčević, zumindest nach dem Weggang von Sabitzer im Herbst) und zwei bis drei echte Manndecker (Fürstaller, Lainer, Garger) sowie ein Duo, das praktisch nur am Flügel spielte (Winklhofer und Aigner) und einen Jungspund, der wahlweise am Flügel oder im Angriff zum Einsatz kam (Amerhauser).

Alle anderen konnten jederzeit eine sowohl offensive als auch defensive Rolle im Mittelfeld-Zentrum spielen. Vor Torhüter Otto Konrad war Routinier Heribert Weber Stamm-Libero, Feiersinger übernahm diesen Posten später sogar im Nationalteam. Pfeifenberger spielte je nach Bedarf Sturmspitze vorne oder Manndecker hinten. Hütter war von links hinten bis zur Zehn überall denkbar. Artner war die Lunge im Zentrum. Der elegante Passgeber Mužek war bis zu seiner Schulterverletzung gegen Sporting gesetzt. Der im Winter aus der peruanischen Liga geholte Brasilianer Marquinho, eigentlich ein Zehner, war sich auch nicht zu schade, den defensiven Kettenhund für gegnerische Gestalter zu geben. Und wenn alle personellen Stricke am Reißen waren, war immer noch Michael Steiner da.

Sieht man sich die Bundesliga-Tabelle zum Zeitpunkt des Final-Hinspieles an, sieht man damit aber auch sofort, wo die Stärken des Salzburger Teams waren.

Man hatte jede Menge Läufer, unermüdlich und kampfstark, die auch mit dem Ball umgehen konnten. Aber echte offensive Kreativspieler gab es kaum – dafür waren die Salzburger in einer Liga, in der es primär ums Zerstören ging, in ihrem Element: Weil man so ungewöhnlich viele ballsicherere Mittelfeldspieler hatte, kamen die Gegner oft gar nicht erst dazu, Salzburg unter Druck zu setzen.

Siebenmal spielte Salzburg in dieser Bundesliga-Saison 0:0, fünfmal gewann man 1:0, siebenmal 2:0. Nur dreimal kassierte man mehr als ein Gegentor, in 23 der 36 Partien hielt Torhüter Otto Konrad seinen Kasten sauber. Salzburg spielte elegant, aber der Erfolg basierte primär darauf, dass hinten nichts anbrannte.

Der Schnitt von nur 0,5 Gegentoren pro Spiel – also 18 in 36 Matches – ist eine vorher und seither niemals erreichte Marke.

Unsere Träume, die haben sich erfüllt

Im Herbst 1992 hatte Salzburg im UEFA-Cup noch Pech mit der Auslosung, musste gleich gegen Ajax Amsterdam ran und war chancenlos. Im Herbst 1993 nützte man es aus, gegen nicht ganz so große Gegner spielen zu dürfen: Mit vier Siegen ohne Gegentor gegen Dunajská Streda und Antwerpen (fünf Monate zuvor noch im Finale des Cups der Cupsieger) qualifizierte sich Salzburg für das Achtelfinale gegen Sporting aus Lissabon.

Dem 0:2 im Hinspiel in Lissabon folgte – trotz allem, was danach noch kommen sollte – das wohl legendärste Spiel der Klubgeschichte. Im schon winterlich kalten Salzburg überstand man die Anfangsoffensive des von Luis Figo und Krassimir Balakov orchestrierten Teams, kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit stellte Leo Lainer – der Vater von Stefan Lainer – auf 1:0. In der Folge suchte Salzburg das Tor zur Verlängerung, aber wie fast immer tat man sich schwer mit dem Kreieren großer Chancen und kurz vor Schluss musste auch noch Kurt Garger mit Gelb-Rot vom Platz.

Dann zog Adi Hütter in der Nachspielzeit einfach mal aus 25 Metern ab und traf tatsächlich zum 2:0. So ging es in die Verlängerung. Sporting war psychisch angeschlagen, eingeschüchtert vom engen, lauten Stadion in Lehen und auf dem halb gefrorenen Boden konnten die Portugiesen auch ihre Technik kaum ausspielen. Amerhauser erzielte das 3:0, Salzburg hatte das Viertelfinale erreicht.

Denn wir sind die Glücklichsten auf dieser Welt

Eintracht Frankfurt war mit feinem Offensiv-Fußball Herbstmeister in der deutschen Bundesliga geworden: Der elegante Uwe Bein, der trickreiche Jay-Jay Okocha und Maurizio Gaudino gestalteten das Spiel, Anthony Yeboah und Jan Furtok sorgten für die Tore. Die Form wurde aber nicht gehalten: Als es am 3. März ins Hinspiel gegen Salzburg ging, war die Eintracht seit acht Spielen (bei 4:16 Toren) ohne Sieg.

Trainer Klaus Toppmöller brach den sensiblen Manni Binz (indem er ihn den Libero-Posten zugunsten des jungen Mirko Dickhaut wegnahm und Binz ins Mittelfeld degradierte), war im Clinch mit dem schwierigen Maurizio Gaudino (der nach dem Hinspiel kurzfristig sogar aus dem Kader flog), Uwe Bein bastelte an seinem Abschied. Okocha blieb daheim, weil nur drei Ausländer erlaubt waren und Toppmöller neben den gesetzten Tskhadadze und Manndecker Komljenović lieber Stürmer-Flop Mihajlović mitnahm – in der Bundesliga belastete Tskhadadze wegen seines offiziellen Amateur-Status nicht das Ausländer-Kontingent, im Europacup schon. Winter-Neuzugang Doll durfte im UEFA-Cup nicht spielen, Yeboahs Sturmpartner Furtok lag wie Bein mit Grippe im Bett.

Kurz: Die Voraussetzungen für Salzburg waren gut, weil Frankfurt zwar Qualität hatte, aber sehr mit sich selbst beschäftigt war. Salzburg gewann in Wien 1:0 und Quehenbergers Entscheidung, auf den Heimvorteil im kleinen Lehener Stadion zugunsten eines mit knapp 50.000 Zusehern ausverkauften Happelstadions zu verzichten, erwies sich als richtig. Die Entscheidung, Tskhadadze in der Hitze des Gefechtes anzuspucken, war für Otto Barić dafür keine gute, er wurde für vier Spiele gesperrt. Auch die unverholen rassistischen Rufe, welche die Ballkontakte Yeboahs begleiteten, führten zu Frankfurter Unmut.

Eintracht-Legende und Vorstandsmitglied Bernd Hölzenbein ärgerte sich, weil ja eigentlich „selbst Freiburg stärker ist als Salzburg“, zwei Wochen später gewann die Eintracht das Rückspiel 1:0 und das Elferschießen musste entscheiden. Konrad parierte gegen Gaudino, Feiersinger zielte zu hoch. Torhüter Uli Stein verwertete den fünften Versuch von Frankfurt selbst. Nachdem Konrad gegen Binz gehalten hatte, ging Thomas Winklhofer zum Punkt. Konrad schickte ihn wieder weg, trat selbst an, traf. Salzburg war im Halbfinale.

Dort traf man auf Karlsruhe. Der KSC war zwar grundsätzlich in starker Form – 7:0 gegen Valencia, Siegesserie in der Bundesliga – aber hatte personelle Schwierigkeiten. Ex-Teamspieler Rolff und Stürmer „Euro-Eddy“ Edgar Schmitt waren gesperrt; dazu fehlten die Manndecker Slaven Bilić und Burkhard Reich, Spielmacher Manni Bender und Offensiv-Allrounder Eberhard Carl mit Verletzungen.

Trainer Winnie Schäfer spielte dafür auf der Medien-Klaviatur. Am Cover der „Sport-Bild“ verkündete er eine Woche vor dem Hinspiel: „Ich will Salzburgs Super-Torwart“! Dieser war beim Hinspiel in Wien, wie so oft, auch nicht zu überwinden, aber mit dem 0:0 war in Karlsruhe niemand wirklich unzufrieden. „Der KSC holt aus zum ganz großen Wurf“, schrieb Harald Kaiser im Kicker, und umso größer war die Ernüchterung, als zwei Wochen später ein 1:1 im Karlsruher Wildpark nicht die Badener, sondern die Salzburger ins Endspiel brachte.

„Mit viel Herz, aber wenig Hirn“ stemmte sich Karlsruhe nach Stadlers frühem 1:0 gegen das Ausscheiden, hieß es im deutschen Fachblatt. Lainer vertrat den gelbgesperrten Heri Weber als Libero und hätte Christian Fürstaller nicht einmal geschlafen und das Abseits aufgehoben, wäre Karlsruhe wohl nicht mal der Ausgleich gelungen.

Die gelben Karten für Feiersinger, Hütter und Jurčević schmerzten aber. Das Trio war für das Final-Hinspiel gesperrt.

Denn wir, nur wir, wir sind die Sieger

Die Euphorie um die Salzburger trieb derweil ungekannte Blüten. Herbert Prohaska, mittlerweile Teamchef, schonte beim zwischen Halbfinale und Finale angesetzten Länderspiel gegen Schottland die Europacup-Helden und er berief nur einen Salzburger ein (Hütter, der dann auch gleich ein Tor erzielte); beim Liga-Match gegen Sturm (0:0) platzte das Lehener Stadion aus allen Nähten und selbstverständlich waren auch die knapp 50.000 Karten für das Final-Hinspiel gegen Inter Mailand in kürzester Zeit vergriffen.

Es wurde sogar ein Song aufgenommen, „Wir sind die Sieger“ (dessen Versen die Zwischentitel dieses Textes entnommen sind), der nach dem Finale als Single erschien und auf Platz zwei der österreichischen Charts schoss. Weil man außer Innsbruck und Platzhirsch Austria keine natürlichen Feinde hatte, war Salzburg fast jedem irgendwie sympathisch und die breite Masse vergönnte dem Verein nach den Tiefschlägen der letzten Jahre den Erfolg.

Gleichzeitig gab es in Otto Barić eine Reizfigur, aber der Erfolg ließ Kritik an „Otto Maximale“ verstummen und die unverkennbare Balkan-Färbung in seiner Sprache auch noch nach fast drei Jahrzehnten im deutschsprachigen Raum war sein Markenzeichen. Der spröde Barić, humorloser Vorgesetzter einer Truppe voller Sunnyboys, wirkte gerade dadurch etwas aus der Zeit gefallen und wurde zur Kultfigur.

Wir, wir trösten nicht Verlierer

Und man rechnete sich auch gegen Inter Mailand Chancen aus. Die Nerazzurri hatten eine fürchterliche Saison hinter sich. Trainer Osvaldo Bagnoli war im Februar auf Platz sechs liegend entlassen worden, weil das den Ansprüchen nicht genügte; Nachfolger Giampiero Marini rettete mit zwei Siegen und zwei Remis aus zwölf Spielen gerade noch einen Punkt vor einem Abstiegsplatz (!) ins Ziel. Im UEFA-Cup kam man im Viertelfinale nach einem 3:1-Auswärtssieg in Dortmund daheim noch ins Zittern, ebenso im Halbfinale nach der Hinspiel-Niederlage in Cagliari. Der Borussia konnte man eine gewisse Klasse unterstellen, die in der Serie A gegen den Abstieg kämpfenden Sarden hatten, nun ja, kein Weltformat.

Im März kündigte Präsident Pellegrini an, dass man bei neuen Verträgen wegen finanzieller Schwierigkeiten fortan 30 Prozent weniger Gehalt anbieten muss. Torhüter Walter Zenga war bei den Fans dermaßen untendurch, dass er zuweilen Polizeischutz brauchte und seine Frau im Fernsehen eine Nachricht von ihm verlesen musste, in der er sich über undankbare Fans beklagte.

„Wir haben Probleme im psychischen, körperlichen und taktischen Bereich“, konstatierte Marini nach zwei Wochen Amtszeit, wenig später stellte er das komplette System um – und verlor 1:4 in Parma. Nach nicht einmal einem Monat hatte Präsident Pellegrini von Marinis Volten und dem freien Fall in der Tabelle genug und verpflichtete Ottavio Bianchi als neuen Coach – aber erst für die kommende Saison. Marini war als Inter-Trainer ab Ende März eine lebende Leiche.

Nun sind wir eine Mannschaft, wir haben es geschafft

Inter hatte in seiner Zusammensetzung 1993/94 zwei Probleme. Zum einen ein taktisches, da es keinen echten Stürmer gab, aber zwei Spieler, die sich als Bindeglied zwischen den Linien verstanden, mit Platz für sich und einer echten Sturmspitze vor sich: Dennis Bergkamp und Rubén Sosa. „Bergkamp gefällt es, von hinten zu kommen. Ich will aber auch nicht ganz vorne spielen“, erklärte Sosa im Kicker: „Ich brauche Raum, in dem ich mich bewegen kann. Wenn ich links hängend spiele, bin ich wertvoller.“

Das zweite Problem war ganz profan das Tempo in der Defensive. Giuseppe Bergomi war schon über 30 Jahre alt, Libero Sergio Battistini ebenso, und die schnellsten waren sie ohnehin nie. In der Startformation des Hinspiels gegen Salzburg war nur ein einziger Spieler jünger als 27 Jahre, nämlich Dennis Bergkamp (25).

Der Plan von Otto Barić war relativ simpel: Inters Zentrum abtöten, aggressives Flügelspiel nach vorne zeigen und mit Tempo in der Spitze die langsame Inter-Abwehr aushebeln. Und oh boy, hat das funktioniert. Zumindest die ersten beiden Punkte.

Die Namen im Line-up – Pfeifenberger, Marquinho und Amerhauser, dazu Stadler UND Flügelspieler Aigner – deuteten auf eine offensive Strategie an. Aber Pfeifenberger (gegen Jonk) und Marquinho (gegen Manicone) waren wie Artner (gegen Berti) defensive Manndecker im Zentrum. Im Angriff wurde aus der Personalnot eine Tugend gemacht – mit den schnellen, wendigen Amerhauser und Stadler.

Inter versuchte, nach Ballgewinnen schnell nach vorne zu kommen, aber das Zentrum bekam keine Luft und die Zuspiele nach ganz vorne waren zu ungenau. Salzburg hingegen nützte die dennoch relativ offenen Spielweise und das Aufrücken bei Inter zu überfallsartigen Angriffen.

Bianchi konnte Aigner kurz vor der Strafraumgrenze nur noch per Foul stoppen und sah Gelb (11.), Amerhauser verpasste einen Stanglpass von Winklhofer knapp vor dem Tor (13.), Paganin klärte nach einem Stadler-Solo gerade noch vor Amerhauser (14.). Einige Zeit später strich ein Kopfball von Pfeifenberger knapp über die Latte und nach einem Lochpass von Marquinho wurde Pfeifenberger gerade noch ausreichend bedrängt.

Nach einer halben Stunde war Inter noch nicht planvoll vor das Tor von Otto Konrad gekommen, aber Salzburg hätte schon deutlich führen können. Und weil das bei Inter eben abgezockte Italiener waren, nützten sie eine kleine Unachtsamkeit sofort aus: Ein schnell abgespielter Freistoß, Berti entwischte Artner, und zack, führte Inter 1:0.

Wir kämpfen immer weiter, was immer auch kommen mag

Das ganze Gefüge des Spiels änderte sich mit Inters Auswärtstor schlagartig. Die Mailänder schalteten nun nicht mehr so schnell um, vermieden vertikale Risiko-Pässe. Damit erkauften sie sich längere Ballbesitz-Phasen, sie konnten das Tempo herausnehmen und erhielten Kontrolle über das Spiel. Salzburg war geschockt und mit der letzten Aktion der ersten Hälfte hämmerte Sosa den Ball auch noch an die Latte. Ein 0:2 wäre wohl das Ende aller österreichischen Hoffnungen gewesen.

Gleich nach Wiederanpfiff entwischte Aigner ein weiteres Mal seinem Gegenspieler Bianchi, wieder folgte ein taktisches Foul, und damit musste Bianchi mit Gelb-Rot vom Platz gehen. Der personeller Vorteil war aber keineswegs ein spielerischer Vorteil für Salzburg. Denn Bergkamp orientierte sich nun eben auf die linke Abwehrseite und Inter stellte sich hinten hinein und drehte an der Uhr. Satte 40 Minuten lang.

„Wir haben in der Serie A zu oft auf Remis gespielt und dann doch knapp verloren“, hatte Sosa im Vorfeld moniert. In der zweiten Halbzeit von Wien spielte Inter nun wieder auf halten, aber mit allen taktischen Vorteilen auf seiner Seite. Ein Gegentor wäre kein Drama, ein Auswärts-1:1 in Unterzahl immer noch ein gutes Resultat. Mit dem tiefen Block, in dem Inter nun verteidigte, verpuffte Salzburgs geplantes Tempospiel in der Spitze komplett. Und das Fehlen von Kreativspielern, die eine massierte Abwehr mit tonnenweise internationaler Erfahrung knacken könnten, wurde nun überdeutlich.

Ohne eine zweite Spitze rückte Weber ins Mittelfeld auf und Lainer übernahm den Libero-Posten, aber bei aller Kontrolle im Mittelfeld kam Salzburg praktisch nie in gute Schuss-Positionen. Einmal übersah die Inter-Abwehr Stadler, der aber überhastet abschloss und verzog (60.), genau wie der für Amerhauser gekommene Mužek (71.), der dann noch einmal aus 20 Meter draufhielt (79.). Sonst war nicht viel los.

Als Marini für die Schlussviertelstunde Verteidiger Ferri für die verbliebene Spitze Sosa brachte und damit der schnellere, technisch beschlagenere Bergkamp wieder in den Angriff ging, konnte Inter sogar einige Kontersituationen aufziehen. Am Ende war Inter dem 2:0 näher als die ratlosen Salzburger dem Ausgleich, Jonk hatte in der 85. Minute das zweite Inter-Tor auf dem Fuß.

„Das Hinspiel mag verloren sein, aber das Finale ist es für Salzburg noch lange nicht“, beschwor ORF-Kommentator Robert Seeger zwar. Aber die Art und Weise, wie Salzburg nach dem Gegentor und auch in Überzahl an der Inter-Abwehr aufgelaufen war, sprach eine andere Sprache. Und als in der Liga eine Heim-Niederlage gegen Schlusslicht Sportclub und ein 1:1 in Innsbruck folgten, drohte auch der Traum vom ersten Meistertitel aus den Fingern zu gleiten. Schon wieder.

Wir kämpften heute im Endspiel und trugen den Sieg davon

Fünf Tage vor dem Rückspiel gegen Inter war Salzburg also schon im Heimspiel gegen die Austria gefordert. Diese lag nach Verlustpunkten gleichauf mit den Salzburgern (die noch einen Nachtrag gegen Steyr offen hatten) und hatte eine ähnliche Tordifferenz, allerdings mit dem klar besten Angriff der Liga – Hasenhüttl, Ogris und Co. hatten 19 Tore mehr erzielt als die Mozartstädter. Und dann das.

Austria-Coach Hickersberger stellte zu Libero Zsak noch fünf Manndecker auf, dafür nur eine Spitze und trachtete danach, zumindest nicht zu verlieren. Während aber Sekerlioglu als Manndecker ohne Gegenspieler ebenso verloren wie ideenlos herum irrte und nicht wusste, was er tun soll, rückte Feiersinger als freier Manndecker auf, Salzburg flutete das Zentrum und nützte praktisch jede Torchance.

Eine gallige, angriffige Mannschaft aus Salzburg rächte sich für alle Demütigungen, welche ihr die Austria in den vergangenen zwei Jahren zugefügt hatte und prügelte die Veilchen mit 6:0 aus dem Lehener Stadion. Das war die Vorentscheidung: Die Wiener legten eine Niederlage bei der Admira und ein 0:0 daheim gegen den Tabellen-Siebenten Sturm Graz nach und Salzburg konnte schon nach dem vorletzten Spiel über den lange ersehnten ersten Meistertitel jubeln.

Wir, die Champions der Liga

Die Meisterschaft war rechnerisch zum Zeitpunkt des Rückspiels natürlich noch nicht gewonnen, gefühlt war das 6:0 gegen die Austria aber natürlich sehr wohl die Vorentscheidung und entsprechend breit glaubte man die Brust für das Rückspiel im restlos ausverkauften San Siro. Es braucht einen Auswärtssieg, die Italiener glauben den Cup sicher schon in der Tasche und na, wir wollen mal sehen, wie es mit dem Nervenküstom bei Inter bestellt ist.

Feiersinger, Jurčević und Hütter waren nach abgesessener Sperre zurück, dafür mussten Pfeifenberger und Stadler nach ihren Verwarnungen im Hinspiel zuschauen. Feiersinger und Hütter übernahmen mit Artner die aus dem Hinspiel bekannte Deckung des zentralen Trios bei Inter, dafür rückte Marquinho auf und spielte hängende Spitze hinter Jurčević. Bei Inter kehrte Fontolan für Bianchi ins Team zurück.

Salzburg begann aber nicht mit breiter Brust, sondern eingeschüchtert. War es die Kulisse? Die Stadien in Frankfurt und Karlsruhe waren uralte Bruchbuden mit Laufbahn, bei der Eintracht noch dazu halbleer. Jetzt: Stadio Meazza, steil aufragende Tribünen, über 80.000 laute Fans. Und ein Gegner, der keineswegs gehemmt auftrat und das 1:0 verteidigen wollte, sondern im Gegenteil dem dem Ende der verkorksten Serie-A-Saison gelöst auftrat und den Vorwärtsgang einlegte. Und wie.

Bergkamp machte sich aus Fürstaller einen Spaß, dass einem der arme Kerl fast leid tun musste. Der Holländer ließ sich fallen und rückte auf, narrte seinen Manndecker mit überragender Technik, das ging Fürstaller einfach alles viel zu schnell. In der 9. Minute brachte er gleich bei zwei Klärungs-Versuchen die Kugel nicht weg, der Ball springt zu Jonk, Konrad pariert.

Schon zuvor hatte Salzburg einmal in der Vorwärtsbewegung den Ball verloren und Sosa scheiterte an Konrad (5.). In der 10. Minute, wieder ein schneller Konter über Bergkamp, Weber bedrängt ihn. Nach einer halben Stunde ein Freistoß für Salzburg, Inter kommt im eignen Strafraum an den Ball, Bergkamp und Sosa überbrücken 90 Meter in 10 Sekunden und wieder muss Otto Konrad in allerhöchster Not retten. Ein paar Minuten später: Heribert Weber passt die Kugel genau in den Lauf von Sosa, der nur um Zentimeter rechts am Tor vorbei zielte.

Wir haben es geschafft, aus eigener Kraft

Die Salzburger Spieler hatten nervös begonnen und wurden in der ersten halben Stunde immer poröser. Die Inter-Spieler rückten nach Ballgewinnen im Verbund auf und schnüren Salzburg ein. Sie gingen in jeden Zweikampf, gingen einmal nach, zweimal, dreimal, viermal. Die Österreicher hatten keine Luft zum Atmen. Nach einer Viertelstunde säbelte Winklhofer Fontolan rücksichtslos nieder, erst nach 33 Minuten musste Inter-Keeper Zenga erstmals eingreifen – nach einem 25-Meter-Schuss von Adi Hütter.

Danach fand sich Salzburg ein wenig, ging selbst ein wenig aggressiver auf den Ballführenden. Die Pässe ins Angriffsdrittel waren weiterhin ungenau, aber statt aussichtslos 0:4 im Rückstand zu liegen, hatte Salzburg immerhin ein 0:0 gehalten.

Salvatore Bagni, in den 1980ern italienischer Teamspieler und bei diesem Finale Co-Kommentator bei Italia-1, stellt fest, dass Jurčević „ein armer Hund“ ist: „Er bekommt keinen einzigen vernünftigen Ball. Und Marquinho ist komplett unsichtbar.“ Und Bagni philosophierte weiter: „Die Salzburger haben solide Einzelspieler, aber niemanden von internationaler Klasse. Barić hat gute Arbeit geleistet, dieses Team ins Finale zu führen.“

Weniger höflich ausgedrückt: Net bös sein, aber Salzburg hat in einem Endspiel eigentlich nix verloren. Schön für sie, dass sie’s überhaupt irgendwie hierher geschafft haben.

Nun waren wir hier um zu gewinnen, in diesem Stadion

Mit dem 0:0 ging es in die Pause – ein beidseitiges Ziehen zwischen Bergomi und Jurčević hatte Referee McCluskey nicht als elfmeterwürdig erachtet, eine Auseinandersetzung zwischen Fontolan und Feiersinger mit doppeltem Gelb entschärft – und Salzburg musste erkannt haben: Glück gehabt, aber so werden wir das Ding hier sicher nicht gewinnen. Da braucht’s schon etwas mehr Initiative.

Und schon schüttelte Sosa in der 48. Minute Fürstaller ab und rannte wieder alleine auf Konrad zu, aber wieder ließ der Uru die Österreicher am Leben.

Die Salzburger rückten in dieser zweiten Hälfte mehr auf und versuchten, die Initiative an sich zu reißen. Das ergab zwar Räume für Inter-Konter – Konrad musste einmal aus dem Strafraum heraus und mit dem Kopf vor Bergkamp klären – aber es zahlte sich insofern aus, da man sich nun doch etwas nachhaltiger in der gegnerischen Hälfte festsetzen konnte. Ein Weitschuss von Artner in der 51. Minute, den Zenga mit Mühe entschärfen konnte, war der Startschuss.

Denn beim folgenden Eckball vergaß die Inter-Abwehr auf Lainer, der frei zum Kopfball kam und nur knapp das Tor verfehlte. Salzburg setzte nun nach, Winklhofer drückte Orlando hinten rein und konnte Stanglpässe vor das Tor anbringen. Feiersinger ließ Berti jetzt Berti sein, schaltete sich voll ins Offensivspiel ein. Das italienische Publikum wachte wieder auf, unterstützte Inter, aber die Gäste waren nun am Drücker.

Und dann, in der 57. Minute, die Schlüsselszene.

Nach all den vergebenen Sitzern gegen eine überforderte Salzburger Mannschaft in der ersten Halbzeit hing Inter nach diesen zehn Minuten in den Seilen. „Das Spiel biegt jetzt in Richtung Salzburg ab“, konstatierte Italia-1-Kommentator Sandro Piccinini und Inter war jetzt krampfhaft um ein Stück Spielkontrolle bemüht. Statt, wie zuvor, schnell umzuschalten, wurde nach Ballgewinnen nun schnell das Tempo rausgenommen. „Inter muss jetzt den Rhythmus von Salzburg brechen“, beschwor der langjährige Inter-Spieler Bagni am TV-Mikro.

Das gelang. In der 61. Minute am Bergkamp zum Abschluss, Konrad hielt. Eine Minute später bediente Sosa den halblinks in den Strafraum eindringenden, aufgerückten Jonk, dieser schob den Ball an Lainer vorbei und hob die Kugel aus spitzem Winkel über den heraus eilenden Konrad hinweg ins Tor.

Das 1:0 für Inter. Wie im Hinspiel endete eine Salzburger Drangperiode mit einem Tor für Mailänder.

Wir müssen uns beweisen, Tag für Tag

Es blieb eine halbe Stunde für zwei Tore und um noch irgendwie einen Fuß ins Spiel zu bekommen, kam der frische Amerhauser für den fleißigen Winklhofer; Aigner ging nun auf rechts und Amerhauser kam über die linke Seite. Marini, sichtlich erleichtert, zog mit Ferri einen Innenverteidiger für den verletzten Fontolan ein.

In der 72. Minute fiel Bergomi im eigenen Strafraum bei einem Zweikampf mit Jurčević hin, von Bergomis Popsch hüpfte der Ball aus kürzester Distanz an den Arm, mit dem er sich abstützte. Salzburg reklamierte auf Elfmeter, aber McCluskey winkte sofort ab. Berti hätte wenig später nach einem schnell abgespielten Freistoß – wie in Wien – beinahe getroffen, in Minute 76 drosch Lainer noch einmal aus 20 Metern drauf. Der Schuss zischte haarscharf an drei Inter-Spielern vorbei, aber nicht an Zenga.

Damit war die Luft raus. Salzburg hatte in der letzten Viertelstunde nicht mehr die Kraftreserven, nicht mehr die Klasse und offenkundig auch nicht mehr den Glauben daran, das Spiel noch drehen zu können. Nach 92 Minuten pfiff McCluskey ab. Zenga drehte sich um und warf demonstrative Kusshände zu den Fans. Inter war UEFA-Cup-Sieger.

Nun stehen wir auf und fighten und halten das Niveau

Hatte Salzburg die Chance, das Finale zu gewinnen? Ja, natürlich – in der ersten halben Stunde im Hinspiel hatte man Inter am Haken und wenn Marquinhos Lattenpendler im Rückspiel beim Stand von 0:0 einen Zentimeter weiter rechts an den Pfosten aufschlägt, steht es pari und Inter hatte da schon deutliche Anzeichen von Panik offenbart.

War der Sieg von Inter dennoch verdient? Selbstverständlich – nach dem Tor im Hinspiel hatte man die Partie eine Stunde lang, selbst in Unterzahl, bombensicher im Griff. Im Rückspiel zog man Salzburg eine Halbzeit lang am Nasenring durch das San Siro. Der Schlüssel zu beiden Siegen war der Zeitpunkt der Tore: Beide Male stach Inter damit wie mit einer Nadel in den Ballon einer Salzburger Drangphase und ließ diese zerplatzen.

Trotz der beispiellosen Krise, die Inter in den drei Monaten vor dem Finale in der Serie A hingelegt hat: Die Mailänder hatten die besseren Einzelspieler und die klar größere Routine. Wenn Inter den Titel in der zweiten Halbzeit im Rückspiel tatsächlich noch vergeigt hätte, wäre das ausschließlich ihre eigene Schuld gewesen.

Die Überlieferung, die aus Marquinhos Billard-Schuss gesponnen wurde – einer überlegenen Salzburg-Elf wurde der UEFA-Cup-Sieg nur von dem Pech verwehrt, dass sich alle Fußballgötter gegen sie verschworen hatten – ist eine schöne, wenn auch typisch österreichische. „When legend becomes fact, print the legend“, hieß es schon in „The Man Who Shot Liberty Valance“. Auch bei Salzburg-Inter 1994 gilt: Die Wahrheit ist deutlich weniger poetisch als die Geschichte, die in Erinnerung blieb. Leider.

Immerhin: Mit dem im Europacup verdienten Geld sanierte Rudi Quehenberger den Klub und als Meister hatte man die Chance, in der von acht auf 16 Teilnehmer erweiterten Gruppenphase der Champions League weiter zu verdienen. Weber hörte auf, Marquinho ging zurück nach Peru, Mužek und Garger wechselten innerhalb der Liga. Dafür kamen Ralph Hasenhüttl von der Austria, Mladen Mladenović als Marquinho-Ersatz aus Rijeka und Martin Hiden als Manndecker von Sturm Graz, dazu Kocijan von Vorwärts.

Mit mehr Glück, als die Ergebnisse von 2:1 und 3:1 aussagen, mühte sich Salzburg in der Quali über Maccabi Haifa hinweg, in der Gruppenphase blieb man gegen Ajax Amsterdam ungeschlagen, besiegte AEK Athen und nach dem Wasserflaschen-Wurf von Mailand lebte bis zum letzten Match gegen den AC Milan sogar die Chance auf das Viertelfinale.

Wir, wir werden immer zueinander stehen

Wie alle großen Geschichten hatte auch jene von Salzburg ein Ende. 1995 wurde der Bundesliga-Titel mit 47 Punkten (62 mit Drei-Punkte-Regel) verteidigt, so wenig reichte seither nie wieder. Die innere Hygiene im Team hatte sich aber verändert. „Wir sind keine Mannschaft mehr, einige Spieler sind überheblich geworden“, schlug Barić im Spätsommer 1995 Alarm, als man in der Champions-League-Quali mit zwei erstaunlich harmlosen Darbietungen an Steaua Bukarest scheiterte.

Nach dem folgenden 0:3 gegen die Austria stand sogar eine gezielte Arbeitsverweigerung im Raum, weil sich Führungsspieler mit Barić überworfen hatten. Der neuer Trainer Hermann Stessl konnte die internen Bruchstellen nicht kitten und riss bis zum Winter einen Neun-Punkte-Rückstand auf Herbstmeister Rapid auf, nach einem besonders peinlichen 0:3 zum Rückrunden-Start daheim gegen Ried wurde Stessl gefeuert und Salzburg-Legende Heribert Weber vom ÖFB, wo er U-21-Teamchef war, verpflichtet.

Acht Niederlagen in 17 Spielen später schloss Salzburg als Titelverteidiger die Saison 1995/96 als Achter ab, man kassierte mehr als doppelt so viele Gegentore wie in der Vorsaison und was vom Erfolgs-Team übrig war, wurde in die Luft gesprengt. Von wenigen Ausnahmen abgesehen.

Die Abgänge von Pfeifenberger (Bremen) und Feiersinger (Dortmund) brachten noch ein bisschen Kleingeld, Hiden ging zurück zu Sturm, Artner nach Spanien zu Alicante, Stadler hörte auf und der zwischenzeitlich zurückgekehrte Marquinho war nach einem enttäuschenden Halbjahr auch wieder weg. Dazu verlor man Ralph Hasenhüttl nach Belgien.

Der fast komplett neu formierte Kader – mit Leuten wie Roman Szewczyk und Heiko Laessig, mit Edi Glieder und László Klausz, mit Walter Kogler und Routinier Walter Hörmann – wurde eine Einheit wie zu besten Tagen und düpierte den besser besetzten, aber in internem Zoff verstrickten SK Rapid im Titelrennen 1997.

Mit Hütter, Winklhofer, Aigner und Amerhauser sowie Konrad (der während der Saison nach Spanien wechselte) waren nur noch eine Handvoll Spieler übrig – drei Jahre nach dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte.

Ballverliebt gibt es nur mit deiner Hilfe!

Ballverliebt braucht deine Hilfe zum Weitermachen. Wenn du Artikel wie diese, kritische Analysen und Podcasts von uns magst und weiter von uns lesen und hören willst, dann unterstütze uns bitte. Der Preis eines Getränks pro Monat hilft schon sehr. Mehr dazu findest du hier.

Become a Patron!

]]>
https://ballverliebt.eu/2020/05/14/salzburg-inter-uefa-cup-1994-finale/feed/ 0
Ballverliebt Classics: Das große Schachern https://ballverliebt.eu/2017/09/13/classics-krankl-mauhart-stronach-stickler-schachern/ https://ballverliebt.eu/2017/09/13/classics-krankl-mauhart-stronach-stickler-schachern/#comments Wed, 13 Sep 2017 06:03:05 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=14093 Ballverliebt Classics: Das große Schachern weiterlesen ]]> Nichts bringt das Innenleben des ÖFB unverschleierter an die Oberfläche als die Suche nach einem Teamchef. Mal war es völlig dilettantisch (wie 1982, als man alles auf die Karte Happel setzte und ihn nicht bekam). Mal ein Nacht-und-Nebel-Alleingang des Präsidenten (wie 1990 nach Landskrona). Oder wie 2008 und 2011, als der ÖFB die Öffentlichkeit so lange spekulieren ließ, bis man einen Trainer präsentierte, mit dem niemand gerechnet hatte.

Aber nie war es so chaotisch wie im Winter 2001/02, als neben der Suche nach einem Teamchef auch um den Posten den ÖFB-Präsidenten geschachert wurde.

Hinweis: Um die vielen Namen aus den einzelnen Gruppen ein wenig zu trennen, sind sie hier mit Farb-Codes markiert. Schwarze Namen sind Trainer, rote Namen markieren Funktionäre aus dem ÖFB an sich, hellblaue Namen sind ÖFB-Landespräsidenten und die violett markierten Namen bezeichnen Personen aus dem Bundesliga-Vorstand.

Das Aus für Otto Baric

Der 14. November 2001: Österreich verliert das Rückspiel im WM-Playoff gegen die Türkei mit 0:5. Mit einer Verlegenheits-Truppe, ohne neun Spieler, die zuvor das entscheidende Gruppenspiel in Israel aus Sicherheitsbedenken boykottiert hatten –  Walter Kogler, Roland Kirchler, Robert Ibertsberger, Alfred Hörtnagl, Edi Glieder (alle Tirol), Christian Mayrleb, Martin Hiden (beide Austria), Günther Neukirchner (Sturm) und Didi Kühbauer (Wolfsburg).

Otto Baric selbst wollte weitermachen, stieß aber auf Widerstand – für die sportlich zum Teil kaum verzichtbaren Verweigerer hätte es unter Baric kein Zurück gegeben. Zudem machte man sich beim ÖFB Hoffnungen auf die Ausrichtung der EM 2008. Viele Landespräsidenten sahen die Zeit für einen kompletten Neustart gekommen.

Fünf Tage nach dem Debakel im Ali Sami Yen sah Baric ein, dass eine Verlängerung seines auslaufenden Vertrages im ÖFB nicht durchzubringen ist. Baric verabschiedete sich mit einem flammenden Plädoyer für seinen Co-Trainer Didi Constantini. Er wäre der Beste für den Job, richtete Baric via „Krone“ aus.

ÖFB-Präsident contra Stronach

Im ÖFB war man auch mit einer anderen Personalie beschäftigt: Austria-Boss und Bundesliga-Präsident Frank Stronach trachtete mit dem Versprechen nach einer Unmenge von Geld, einigen guten und vielen sehr wirren Ideen nach dem Präsidenten-Amt von Beppo Mauhart, das im April 2002 neu gewählt werden sollte.

Im Lichte (oder dem Schatten) dieses Chaos wurde auch gleichzeitig ein neuer Teamchef gesucht. Namen geisterten en masse durch die Medienlandschaft und Mauhart führte auch Verhandlungen, obwohl neben der Bundesliga (unter Stronach) auch einige Landespräsidenten offen sein Mandat in Frage stellten (wie Vorarlbergs Karlheinz Kopf im ORF bekannt gab). Diese Gruppen waren sich allerdings keineswegs einig, im Gegenteil: Vor allem zwischen OÖFV-Chef Leo Windtner, der Bundesliga und auch Baric flogen die medialen Giftpfeile.

Tirol-Meistertrainer Kurt Jara, dem schon nach drei Monaten beim HSV eine steife Brise ins Gesicht wehte, sagte vorsorglich gleich ab, genau wie Sturm-Coach Ivica Osim. Auch Frank Rijkaard wurde kolportiert, Werner Lorant traf sich sogar mit Mauhart, selbst Berti Vogts gehörte zu den Namen, die dementiert werden musste. Johan Cryuff wurde auch mal erwähnt, das war aber selbst weniger seriösen Zeitgenossen zu lächerlich.

Bundesliga setzt auf Krankl

Hans Krankl löste zwei Wochen nach dem Türkei-Spiel seinen Vertrag als Admira-Trainer (mit acht Punkten Rückstand auf den Vorletzten). Die Bundesliga unter der Führung von Präsident Stronach und Vorstand Reinhard Nachbagauer unterstützte Krankl offen und nützte das Machtvakuum im ÖFB, den Goleador schnell zum Favoriten auf den Posten zu machen – einstimmig wurde Krankl am 7. Dezember von den 20 Bundesliga-Klubs bei einer gemeinsamen Sitzung in Laxenburg zu ihrem präferierten Kandidaten bestimmt.

CC BY-SA/Steindy

Der von Baric in Stellung gebrachte Didi Constantini war frustriert („Was sollte mehr zählen, ob einer 200 Tore geschossen hat oder ob einer Fußballtrainer ist?“, klagte er in der SportWoche) und übernahm die Austria, während der ÖFB eine Task Force einsetzte, um den Teamchef zu bestimmen. In dieser saßen Mauhart, Nachbagauer und ÖFB-Generalsekretär Gigi Ludwig.

Machtkampf deluxe um das Präsidenten-Amt

Was die anstehende Wahl des ÖFB-Präsidenten anging, tobte ein Machtkampf deluxe. Im Grunde wollten alle Beppo Mauhart nach 18 Jahren als Alleinherrscher abgesetzt haben. Die Landespräsidenten focierten OÖ-Landesboss Leo Windtner, der sich aber beharrlich weigerte. Vor allem die Präsidenten aus dem Westen brachten in Folge Friedrich Stickler aufs Tapet, der wiederum von OÖC-Boss Leo Wallner protegiert worden war.

Die Bundesliga drängte auf Frank Stronach, der sich die Liebe der Klubs mit viel Geld erkauft hatte. Auch Gerhard Kapl, Schiedsrichter-Obmann und steirischer Landes-Chef, galt als Kandidat. Durch seine Connections mit dem steirischen ÖVP-Klubobmann Gerhard Hirschmann, der wiederum kräftig um den gebürtigen Steirer Stronach buhlte, wurden ihm Chancen auf Stimmen sowohl aus dem ÖFB- als auch aus dem Bundesliga-Lager zugerechnet, so hätte er als Kompromiss durchgehen können.

Kapl schlug sich im Zuge des Verhandlungsmarathons am 21. Jänner 2002 im Salzburger Hotel Rosenberger offen auf die Seite Stronachs, womit Mauharts nötige Zwei-Drittel-Mehrheit im Gremium dahin war. Allerdings: Auch Stronach – der selbst nicht anwesend war, stattdessen in Kanada am Telefon saß – kam nicht auf die zur Wahl notwendigen Stimmen.

So rang Mauhart Stronach in der Folge einen Deal ab, dass er selbst zurückzieht, wenn Stronach auch verzichtet. Friedrich Stickler hatte sich lange genug herausgehalten, um niemanden gegen sich aufzubringen und verließ den Showdown als Kompromisslösung als designierter ÖFB-Präsident. Seine Bestätigung im April war nur noch Formsache.

Krankl bekommt Konkurrenz

Die zeitgleich zum Präsidenten-Geschachter stattfindende Suche nach dem Teamchef wäre vermutlich recht schnell zu Gunsten Krankls entschieden gewesen, wenn sich nicht die Landespräsidenten quer gelegt hatten. Vor allem Oberösterreichs Landes- und ÖFB-Vizepräsident Leo Windtner trat vehement und öffentlich gegen Krankl ein, er wollte einen ausländischen Fachmann haben und plädierte für Roy Hodgson.

Das hatte Windtner schon im April 1999 gemacht, als sich aber Otto Baric die Prohaska-Nachfolge gesichert hatte. Auch, weil bei vielen in Österreich die von Hodgson stets eingesetzte Viererkette als avantgardistische Spinnerei angesehen wurde, die langfristig den Libero nie würde ersetzen können. Man erreichte im Winter 2001/02, dass Hodgson nach Wien kam und mit Mauhart und Nachbagauer verhandelte. Allerdings: Der Engländer, der kurz zuvor bei Udinese entnervt vom klubinternen Chaos zurückgetreten war, hatte auch Angebote von Shachtar Donetsk und Derby County vorliegen.

Schon vor dem Salzburger Sitzungsmarathon am Montag, dem 21. Jänner 2002 war Krankl also der Favorit auf den Job und nachdem der ÖFB bei der Präsidentenwahl einen eigenen Kandidaten durchgebracht hat, gestanden die Landespräsidenten der Bundesliga – trotz massiver Vorbehalte – den Teamchef zu. Damit hatte Hans Krankl den Zuschlag

Gemischte Reaktionen

Die Landespräsidenten wollten Krankl bis zuletzt verhindern und brachten sogar Uli Stielike noch ins Spiel, als sich abzeichnete, dass Hodgson zu teuer wird um ihn bei der Bundesliga durchzubringen. Mit sichtbar steinerner Miene versicherten sie, genauso wie Mauhart und auch Stickler, dem neuen Teamchef die Rückendeckung. Der Tenor war klar: Wir haben die ganz große Katastrophe (also Stronach als ÖFB-Präsident) verhindert, dann können wir notgedrungen Krankl als das geringere Übel akzeptieren.

Andreas Herzog (der ja aktuell auch ein Thema ist), der gerade von Bremen heim nach Hütteldorf gewechselt war, freute sich: „Er kann eine Mannschaft heiß machen und wird uns Patriotismus einimpfen, und so etwas braucht man vor einem Länderspiel!“ Auch in der Bundesliga waren die Reaktionen überwiegend positiv. Baric hatte sich oft über die vielen schwachen Legionäre in der Liga beschwert; Krankl gelobte, dies nicht zu tun („Ein guter Junger wird sich immer gegen einen mittelmäßigen Ausländer durchsetzen“).

Medial verlief die Bruchlinie an den erwarteten Stellen. Der Boulevard freute sich über Krankls Patriotismus und dass jemand Teamchef war, der genug Liebe zur Heimat mitbringt, um die harte Zeit eines Neustarts mit glühendem Feuer durchzustehen. Andere Medienvertreter waren kritischer. „Krankl ist ein talentierter Wiener, er verfügt über einen geschmeidigen einschlägigen Schmäh und eine unstillbare Sehnsucht nach dem großen Gefühl“, konstatierte Johann Skocek im Standard, „Krankls Charisma überschreitet die provinziellen Grenzen des heimischen Fußballgeschäfts – das macht ihn gegen Erfolge und Misserfolge irgendwie immun.“

Allerdings auch nur für dreieinhalb Jahre.

Nicht verpassen: Unser Podcast zur höchstwahrscheinlich anstehenden Suche nach dem Nachfolger von ÖFB-Teamchef Marcel Koller.

]]>
https://ballverliebt.eu/2017/09/13/classics-krankl-mauhart-stronach-stickler-schachern/feed/ 4
18 Jahre im Zeitraffer: Wie das ÖFB-Team wurde, was es heute ist https://ballverliebt.eu/2016/06/14/18-jahre-im-zeitraffer-wie-das-oefb-team-wurde-was-es-heute-ist/ https://ballverliebt.eu/2016/06/14/18-jahre-im-zeitraffer-wie-das-oefb-team-wurde-was-es-heute-ist/#comments Tue, 14 Jun 2016 08:30:59 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12606 18 Jahre im Zeitraffer: Wie das ÖFB-Team wurde, was es heute ist weiterlesen ]]> Fünf Trainer versuchten sich vergeblich, zahllose Spieler kamen zum Einsatz, aber das Resultat war immer das gleiche: Österreich verpasst die Qualifikation für die Endrunde. Das war seit der WM 1998 immer so – bis der Bann nun gebrochen wurde. Wir blicken kurz zurück: Das waren die Teams, die die jeweiligen Zwei-Jahres-Zyklen für das ÖFB-Team bestritten haben.

Vorrunde bei der WM 1998

Österreich WM 98
WM 1998 – Ø-Alter 31 Jahre

Das Team von 1998 war das letzte, das sich auf sportlichem Wege für ein großes Turnier qualifiziert hat, als Gruppensieger vor Schottland und Schweden. Der Höhepunkt dieses Teams war das 1:0 in der Qualifikation gegen Schweden – jenes Spiel, das das die Weichen für den Gruppensieg endgültig stellte.

Zur WM selbst schleppte sich das Team eher, als dass es eine wirkliche Euphorie gegeben hätte: Polster stieg mit Köln ab, Herzog lief seiner Form hinterher, die Testspiele waren furchtbar (0:3 gegen die USA, 2:3 gegen Ungarn). Seinen Zenit hatte das Team überschritten und die Spielanlage bei der WM war recht defensiv; gegen Kamerun spielten drei DM hinter Herzog, gegen Chile drei DM und gar kein Herzog davor – in beiden Partien wurde Roman Mählich neben Kühbauer und Pfeifenberger eingesetzt. Beide Partien endeten dank österreichischen Ausgleichs-Toren in der Nachspielzeit 1:1.

Hannes Reinmayr, im Vorfeld der WM deutlich besser in Form als Herzog, kam erst im letzten Spiel gegen Italien von Beginn an ran, der eingewechelste Herzog erzielte das 1:2-Ehrentor per Elfer in der Nachspielzeit.

Quali zur Euro 2000

Österreich EM 2000
Quali für die EM 2000 – Ø-Alter 30 Jahre

Nach der WM waren die Team-Karrieren von Konsel (eher freiwillig) und Polster (eher weniger freiwillig) beendet, Wolfgang Feiersinger spielte nur noch eine Partie.

Eine wirkliche Verjüngung fand aber nicht statt – die neuen Leute Winklhofer, Mayrleb und vor allem Wohlfahrt waren keine echten Jungspunde mehr. Auch am System änderte Herbert Prohaska nichts (auf was auch, es spielte kein Bundesliga-Team anders als mit Libero, Manndecker und Zehner); allenfalls verzichtete er auf eine zweite Spitze zugunsten eines weiteren DM.

Nach drei mühsamen Spielen mit sieben Punkten (gegen Israel, Zypern und San Marino) lief man in Valencia in das längst legendäre 0:9. Otto Baric übernahm, suchte eifrig einen neuen Libero (und probierter etwa Zoki Barisic und Ivica Vastic auf dieser Position aus). Nach dem 0:5 in Tel-Aviv beendete Österreich die Gruppe als Dritter hinter Spanien und Israel und knapp vor Zypern.

Quali zur WM 2002

Österreich WM 02
Quali für die WM 2002 – Ø-Alter 30 Jahre

Für seine erste volle Quali-Kampagne legte sich Baric auf den in Hochform agierenden Routinier Michael Baur von Serienmeister FC Tirol fest, er grub Thomas Flögel aus der schottischen Liga aus und setzte von Beginn an auf den jungen Martin Stranzl, der sich beim deutschen Bundesliga-Mittelständler 1860 München festgespielt hatte. Dafür waren Schöttel, Pfeffer, Mählich und Cerny kein Thema mehr.

Am grundsätzlichen Fußball änderte sich aber nichts: Libero und Manndecker, Andi Herzog als Zehner, zwei Stürmer davor. Die restliche Fußballwelt hatte sich zum großen Teil schon weiter entwickelt, Österreich lebte von Elfer-Killer Wohlfahrt und Andi Herzog in seinem letzten Frühling.

Nach dem der Setzliste gemäßen zweiten Platz hinter Spanien und vor Israel ging es mit einem Haufen von Replacements (Stichwort Israel-Verweigerer) in zwei Playoff-Niederlagen gegen die Türkei.

Quali zur Euro 2004

Österreich EM 04
Quali für die WM 2004 – Ø-Alter 28 Jahre

Hans Krankl übernahm, probierte tonnenweise mehr oder weniger (überwiegend weniger) talentierte Spieler und kündigte großmundig den radikalen Schnitt und die totale Verjüngung des ÖFB-Teams an.

Der radikale Schnitt passierte (nur drei Stammkräfte der letzten Quali überlebten), das mit der Verjüngung war eine oft wiederholte, aber dadurch nur umso dreistere PR-Lüge: Die neuen Fixleiberl-Kicker waren an die bzw. über der 30er-Marke. Krankl stellte auf Viererkette um (wiewohl das ziemlich stocksteif interpretiert wurde), oft mit Roland Kirchler als hängende Spitze.

Herzog war nach einem mäßigen Intermezzo bei Rapid in die MLS zu den L.A. Galaxy gewechselt und kein Thema mehr; anonsten galt: Wenn wir schon verlieren, dann wenigsten mit 28-Jährigen und nicht mit 31-Jährigen. Es wurden die Gesichter getauscht, aber nicht das Prinzip. Es war die verlorene Generation.

In der Quali für die EM 2004 gab es im Grunde nur ein einziges gutes Spiel (das 5:0 gegen Weißrussland), dafür eine Niederlage mit einer besonders untauglichen Leistung in Moldawien. Gegen die Gruppen-Favoriten Tschechien und Holland gab es keinen Punkt und in der Gruppe mit Monster-Rückstand den dritten Platz.

Quali zur WM 2006

d
Quali für die WM 2006 – Ø-Alter 28 Jahre

Nach zwei Jahren des personellen Irrlichterns hatte Krankl erkannt, dass es eh nix bringt und holte Kühbauer (längst im biblischen Alter) zurück, setzte verstärkt auf Christian Mayrleb in seinem dritten Frühling und wechselte wild die Torhüter durch. Mit Ivanschitz und Pogatetz durften auch zwei tatsächlich noch eher junge Spieler ran.

Das Team hatte zu dieser Zeit eine deutlich merkbare GAK-Schlagseite (Standfest, Ehmann, Pogatetz, Aufhauser und auch Schranz wurden mit den Grazern 2004 Meister) – was logisch war, da beim anderen Top-Team jener Zeit (der Austria) praktisch keine Österreicher spielten und man Legionäre von nennenswerter Qualität bequem an einer Hand abzählen konnte.

Nach einem erfreulichen 2:2 gegen England zum Auftakt ging in der Folge aber einiges schief – Heimniederlage (trotz ansprechender Leistung) gegen Polen und ein 3:3 in Nordirland ließen Krankls Elf schnell wieder ins Hintertreffen geraten. In Wales gab es einen verdienten Sieg, weil Krankl versehentlich mal was richtig gemacht hatte (Stranzl statt des gesperrten Aufhauser im Mittelfeld), was er vier Tage später gleich wieder rückgängig machte – und Österreich war wieder so planlos aus wie sonst auch. Nach zwei erschütternd ambitionslosen Spielen in Polen (2:3) und Aserbaidschan (0:0) war Krankl Geschichte.

Vorrunde bei der EM 2008

Vorrunde der EM 2006 – Ø-Alter 25 Jahre

Für die Heim-EM 2008 und die beiden Jahre der Vorbereitung durfte Pepi Hickersberger ran und er eliminierte alles, was er für zu alt oder für nicht tauglich oder beides hielt – wenn auch nur nach und nach. Davon abgesehen probierte er jeder Personalie, die nicht bei drei auf den Bäumen war – von Ertl bis Feldhofer, von Atan bis Mörz, von Eder bis Salmutter.

Er setzte in seinem ersten Jahr auf ein 4-4-2 und verlor damit gegen Ungarn und Costa Rica. Er setzte in seinem zweiten Jahr auf ein 4-2-3-1 und holte zumindest Remis gegen Ghana, England und Tunesien. Und erst kurz vor der EM stellte er auf die Dreierkette um, die in zwei der drei EM-Spiele zum Einsatz kam. Dazu baute er die ersten von jenen Burschen ein, die 2007 im Halbfinale der U-20-WM waren – Harnik, Prödl und Hoffer.

Bei der EM selbst startete man gegen Kroatien ultra-feig und erst die Einwechslung von Ümit Korkmaz brachte Schwung. Im zweiten Spiel gegen Polen dominierte Österreich, geriet aber durch ein Abseits-Tor in Rückstand und rettete gerade noch das 1:1. Und gegen die Deutschen hielt man gut mit, aber ein Ballack-Gewaltschuss brachte den deutschen Sieg und das österreichische Aus.

Man hatte sich weder blamiert noch wirklich aufgezeigt.

Quali für die WM 2010

Österreich WM 2010
Quali für die WM 2010 – Ø-Alter 24 Jahre

Der ÖFB schaffte es, als Hickersberger-Nachfolger den Tschechen Karel Brückner aus der geplanten Pension zurück zu holen und er baute erst einmal auf dem EM-Kader auf, brachte zudem die von Hicke ausgebooteten Scharner und Janko zurück. Mit ihnen gab es zum Start gleich mal ein 3:1 gegen Frankreich, danach aber ein peinliches 0:2 in Litauen, ein peinliches 1:1 auf den Färöern und ein bitteres 1:3 daheim gegen Serbien.

Dem ausgebrannten Brückner ließ immer wieder durchklingen, dass er sich eigentlich nicht wirklich für den Job interessiert, hinzu kamen Sprachschwierigkeiten und fehlende Chemie zur Mannschaft, die sich etwas vernachlässigt fühlte. Darum wurde Brückner nach nur einem halben Jahr im Amt entsorgt und durch Didi Constantini ersetzt. Der Tiroler verfrachtete gleich mal Andi Ivanschitz ins Aus, dafür holte er ein paar junge Burschen mit erst einer Handvoll Bundesliga-Einsätzen: Dragovic und Baumgartlinger von der Austria, Pehlivan von Rapid, Jantscher und Beichler von Sturm. Man brachte die Qualifikation mit Anstand zu Ende und landete hinter Frankreich und Serbien auf dem dritten Rang; beim letzten Match im Stade de France durfte auch David Alaba debütieren.

Quali für die EM 2012

Österreich EM 2012
Quali für die EM 2012 – Ø-Alter 27 Jahre

Constantini ekelte in der Folge einige weitere Teamspieler raus, die gerne etwas besser auf Spiele vorbereitet werden wollten und das auch so artikulierten – Garics und Stranzl etwa, auch Manninger hatte von Constantinis Sprunghaftigkeit schnell genug.

In der Quali für die EM 2012 startete man mit einem äußerst glücklichen Erfolg gegen Kasachstan und einem Arbeitssieg gegen Aserbaidschan, es folgte ein turbulentes Remis in Belgien. Mit sieben Punkten aus den ersten drei Spielen wähnte sich der Boulevard schon auf halbem Weg zur EM – aber im verbleibenden Jahr von Constantinis Amtszeit gab es keinen einzigen Sieg in einem Quali-Spiel mehr.

Die Auftritte wurden immer noch planloser, Constantinis Wortmeldungen immer noch pampiger, und nach einem lähmenden Jahr des DiCo’schen Abwehrkampfes gegen das 21. Jahrhundert war seine Zeit als Teamchef endlich abgelaufen. In seinen knapp drei Jahren holte der fünf Siege in Pflichtspielen.

Die übermächtigen Besiegten: Rumänien, Färöer, Litauen, Kasachstan und Aserbaidschan.

Quali für die WM 2014

Österreich WM 2014
Quali für die WM 2014 – Ø-Alter 26 Jahre

Sehr zum Unmut von Alt-Teamspielern von Polster über Krankl bis Prohaska zauberte ÖFB-Sportchef Ruttensteiner danach den Schweizer Marcel Koller aus dem Hut. Unter ihm hatte das chaotische und selten nachvollziehbare Herumgewurstle der DiCo-Zeit ein Ende, dafür hielt nun endlich Bedacht und Seriosität Einzug. Koller legte sich recht schnell auf eine erste Elf fest (die jener von Constantinis Team beim 0:2 daheim gegen Belgien schon frappant ähnelte). Kein Teil des Teams mehr war Paul Scharner, der Koller daraufhin öffentlich die Fähigkeit für den Job absprach.

Personelle Kontinuität und eine stringente Strategie, die auf hohem Pressing und schnellem Umschalten aufgebaut war, wurde immer besser verinnerlicht. In der Qualifikation für die WM in Brasilien forderte man Deutschland, erkämpfte vier Punkte gegen Irland, remisierte daheim gegen Schweden und ließ nur einmal wirklich unnötig Punkte liegen – beim 0:0 in Kasachstan. Natürlich war das Team noch sehr von der Präsenz eines Junuzovic und den Toren von Alaba abhängig, aber es entwickelte sich etwas. Vor allem Marko Arnautovic, von Bremen nach Stoke gewechselt, kam in ruhigeres Fahrwasser. Und Veli Kavlak ersetzte den am Ende der Quali verletzten Baumgartlinger auch recht patent.

Bis zum vorletzen Spiel, jenem in Schweden, bestand eine realistische Chance auf das WM-Playoff, aber in Stockholm waren die Schweden (noch) zu abgezockt. Österreich wurde Dritter und hatte Schlagdistanz zum zweiten Topf hergestellt.

Quali für die EM 2016

Österreich EM 2016
Quali für die EM 2016 – Ø-Alter 28 Jahre

Praktisch unverändert ging Koller, der den Vertrag trotz heftigem Bezirzen des 1. FC Nürnberg und des Schweizer Verbandes verlängerte, in den nächsten Anlauf. Und es wurde immer besser.

Einem okayen 1:1 daheim gegen Schweden folge ein mühsames 2:1 auswärts in Moldawien, aber dann ging’s los mit der Siegesserie: Heim-Erfolge gegen Montenegro (verdient) und Russland (etwas glücklich), danach ein 1:0-Sieg in Moskau und, als Meisterstück, das 4:1 in Stockholm – damit war fix, dass Österreich erstmals nach 18 Jahren wieder auf sportlichem Wege für ein Großereignis qualifiziert war. Und der Sieg in Montenegro nach Rückstand und widrigem Spielverlauf war womöglich sogar der wichtigste – weil er gezeigt hat, dass das Team auch dann einen unbändigen Willen hat und nicht aufsteckt, wenn es nicht läuft und es eigentlich auch um nichts mehr geht.

Nun geht diese seit vier Jahren gewachsene Truppe also in die Europameisterschaft. Gegen Ungarn, Portugal und Island in der Vorrunde, und hoffentlich noch mit dem einen oder anderen Match in der K.o.-Phase.

Und der Aussicht, vielleicht nicht wieder 18 Jahre warten zu müssen, ehe es in eine Endrunde geht. Das wäre übrigens 2034.

]]>
https://ballverliebt.eu/2016/06/14/18-jahre-im-zeitraffer-wie-das-oefb-team-wurde-was-es-heute-ist/feed/ 1
15 Jahre voller Schweizer Prügel für Österreich https://ballverliebt.eu/2015/11/15/15-jahre-voller-schweizer-pruegel-fuer-oesterreich/ https://ballverliebt.eu/2015/11/15/15-jahre-voller-schweizer-pruegel-fuer-oesterreich/#comments Sun, 15 Nov 2015 20:16:37 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=11849 15 Jahre voller Schweizer Prügel für Österreich weiterlesen ]]> Unglaublich aber wahr: Das letzte Pflichtspiel des ÖFB-Teams gegen die Schweizer Nati liegt 58 Jahre zurück. Seit dem Spiel im Gerö-Cup 1957 wurden 33 Turniere und die dazu gehörenden Qualifiaktionen ausgelost, nie kamen Österreich und Schweiz zusammen. Am Dienstag kommt es dafür zum 15. Mal in diesem Zeitraum zu einem freundschaftlichen Aufeinandertreffen der Nachbarn.

Die Bilanz der letzten 15 Jahre spricht dabei klar für die Schweiz, da verlor Österreich vier der fünf Spiele. Und zwar immer hochverdient: Auf Augenhöhe, wie es aktuell der Fall ist, befand sich das ÖFB-Team mit der Schweiz schon lange nicht mehr. Hier ein kleiner Rückblick auf diese fünf Spiele.

1:2 in Wien, August 2001

Österreich - Schweiz 1:2 (0:1). Herzog 61 bzw. Vogel 10, H. Yakin 64.
Österreich – Schweiz 1:2 (0:1). Herzog 61 bzw. Vogel 10, H. Yakin 64.

Im August 2001 traf man sich beim Debüt von Köbi Kuhn als Nati-Coach. Für Österreich war es ein Probelauf für die letzten drei Spiele für die WM-Quali für Korea/Japan, im Speziellen für das Spiel in Spanien zweieinhalb Wochen danach. Als ob das Flutlicht die grausame Leistung des ÖFB-Teams verhindern wollte, fiel es pünktlich drei Minuten vorm Anpfiff aus.

Es half nichts, eine halbe Stunde später ging es doch los mit dem Trauerspiel. Mehr als eine Handvoll Spieler aus dem ohnehin nicht besonders grandios besetzten Team von Otto Baric trugen nur lässig ihr Trikot spazieren, der Endstand von 1:2 sah deutlich besser aus, als die österreichische Vorstellung tatsächlich war. „So verlieren wir in Valencia wieder mit 0:9“, war Kapitän Andi Herzog bedient. „Ich brauche nur Spieler, die auch in einem Testspiel mit maximalem Einsatz spielen, ich werde einige eliminieren“, kündigte Baric an.

Vor dem Spiel in Spanien eliminierte er aber nur Muhammet Akagündüz. Den einzigen Spieler, der gegen die Schweiz gar nicht gespielt hat. Das Spiel in Spanien endete 0:4.

2:3 in Basel im August 2002

Schweiz - Österreich 3:2 (2:1). H. Yakin 19, Frei 41, M. Yakin 76p bzw. Wallner 11, 81.
Schweiz – Österreich 3:2 (2:1). H. Yakin 19, Frei 41, M. Yakin 76p bzw. Wallner 11, 81.

Ein Jahr später war Hans Krankl der Bank-Angestellte beim ÖFB und im letzten Testlauf vor dem Start in die EM-Quali für 2004 ließ er erstmals überhaupt ein österreichisches Nationalteam in einer Vierer-Abwehrkette ohne Libero aufs Feld – zumindest nominell. Denn Michael Baur stürmte in alter Gewohnheit schon in der 3. Minute in Libero-Manier aus der Innenverteidigung bis in die gegnerische Hälfte durch.

Gerd Wimmer und Jürgen Panis bekamen recht offensich nicht gesagt, was sie als Außenverteidiger tun sollten – sie agierten so eng als zusätzliche Innenverteidiger, als wollten sie die eigene Innenverteidiger decken. Die Abstimmung war eine Katastrophe. Und das Spiel nach vorne war holprig bis eindimensional. Die Schweizer merkten das, darum brachte sie das frühe Tor von Roman Wallner auch nicht aus der Ruhe.

Aber Hauptsache, Hans Krankl gab Minuten vor dem Spiel jenes Interview, in dem er berüchtigterweise ankündigte, dass Österreich mal von ganz Europa um das Sturm-Duo Linz/Wallner beneidet werden würde.

Die Schweiz war 2004 bei der EM und 2006 bei der WM. Österreich war bei beiden nicht dabei.

2:1 in Innsbruck im Oktober 2006

Österreich - Schweiz 2:1 (2:0). Linz 24p, Kuljic 36 bzw. Streller 70.
Österreich – Schweiz 2:1 (2:0). Linz 24p, Kuljic 36 bzw. Streller 70.

Ein paar Tage nach einem besonders betrüblichen Auftritt in Vaduz, bei dem Österreich als klar schlechtere Mannschaft mit mörderisch viel Dusel das Team aus Liechtenstein 2:1 besiegt hat, dachter Teamchef Hickersberger laut darüber nach, eine Dreier-Abwehr zu installieren. Das war bei der EM dann auch tatsächlich der Fall (und es hat dort auch wirklich exzellent funktioniert, als einziger Mannschaftsteil), beim dem Vaduz-Desaster folgenden Spiel in Innsbruck gegen EM-Co-Gastgeber Schweiz aber noch nicht.

Statt der zwei Legionäre in Vaduz (Ivanschitz und Linz) liefen nun derer sieben auf (Macho, Stranzl, Ivanschitz, Prager, Weissenberger, Kuljic und Linz) und das merkte man auch. Die Brust war nicht mehr ganz so schmal, nach einer durchaus sehenswerten ersten Hälfte führte Österreich bereits 2:0. Wie überhaupt die Abwehr (in Vaduz spielten noch Standfest, Eder, Feldhofer und Plassnegger) eine recht sichere Figur machte, Prager setzte im Zentrum mehr Akzente als Leitgeb, Weissenberger auf der Außenbahn mehr als Mörz.

Die Schweizer, vor der Pause sichtlich überrascht vom forschen österreichischen Auftreten, fingen sich nach dem Seitenwechsel und erhöhten das Tempo auf ein Maß, mit dem das ÖFB-Team merklich Probleme hatte. Es reichte aber nur noch zum Anschlusstreffer. Für Österreich war es (gemeinsam mit dem 1:1 gegen Ghana) die beste Leistung der ganzen Länderspiel-Saison

1:3 in Zürich im Oktober 2007

Schweiz - Österreich 3:1 (2:0). Streller 2, 55, H. Yakin 36; Aufhauser 11.
Schweiz – Österreich 3:1 (2:0). Streller 2, 55, H. Yakin 36; Aufhauser 11.

Ein Jahr später waren die Leistungen bei Österreich immer noch nicht besser. So wurde im Vorfeld des Eröffnungs-Spiels des frisch renovierten Letzigrunds in Zürich sogar ein 5:0-Sieg in einem Trainingsspielchen gegen die U-19 der Vorarlberger Akademie mit Erleichterung zu Kenntnis genommen.

Dass die Schweizer, immerhin Achtelfinalist bei der vorangegangenen WM in Deutschland, Österreich meilenweit überlegen waren, war auch ein dreiviertel Jahr vor der gemeinsamen EM unübersehbar. Martin Hiden gewann im Abwehrzentrum genau null Prozent seiner Zweikämpfe in der ersten Hälfte, Christian Fuchs (der bei Mattersburg in der Liga der taktisch Blinden einen Wing-Back neben einer Dreierkette gab) hatte defensiv nicht viel zu melden und Joachim Standfest hatte eine Streuung bei der Richtung seiner Flanken, auf die jede Schrotflinte stolz wäre.

Die Schweiz nahm das Spiel, anders als jenes ein Jahr davor, tatsächlich ernst und spielte Österreich souverän aus. Mit der ersten Aktion nach vorne durfte Marco Streller schon alleine auf Manninger zulaufen, der schnelle Ausgleich durch René Aufhauser brachte das diesmal in einem 4-2-3-1 spielnde ÖFB-Team nur resultatsmäßig auf Augenhöhe. Die Schweizer gewannen locker mit 3:1, Österreich rehabilitierte sich (wie genau ein Jahr zuvor) mit einer braven Leistung im zweiten Spiel des Länderspiel-Doppels (einem Sieg gegen Drogbas Ivorer).

Bei der Heim-EM schieden beide Gastgeber schon in der Vorrunde aus. Die Schweizer als Gruppenletzter, aber mit einem Sieg. Die Österreicher ohne Sieg, aber immerhin als Gruppendritter. Die Schweiz qualifizierte sich danach als Gruppensieger für die WM 2010, Österreich war trotz eines Sieges gegen Frankreich meilenweit selbst vom Playoff-Platz entfernt.

0:1 in Klagenfurt im August 2010

Österreich - Schweiz 0:1 (0:0). Costanzo 73.
Österreich – Schweiz 0:1 (0:0). Costanzo 73.

Direkt nach der WM durften sich die Schweizer einen Spaß aus dem haarsträubenden, steinzeitlichen inhaltichen Nichts machen, das das ÖFB-Team unter Constantini darstellte. Internationalen Klasse-Spielern wie Stephan Lichtsteiner, Gökhan Inler und Xherdan Shaqiri stellte er, weil er grade lustig war, Patrick Wolf entgegen.

Dazu eine Doppel-Sechs, die defensiv nur Abschirmdienste verrichtete, nach vorne die Mittellinie (ganz offensichtlich) nicht überqueren durfte und so letztlich völlig nutzlos war. Die Schweizer spielten mit Halbgas und hatten trotzdem alles im Griff, aber im Abschluss haperte es ein wenig. Österreich hatte nur aus Standard-Situationen so etwas wie Torgefahr zur bieten, dazu einen geschenkten Elfmeter in der zweiten Hälfte, den Christian Fuchs, ein fairer Sportsmann, recht kläglich verschoss.

Eine Viertelstunde vor Schluss bestrafte Joker Moreno Costanzo (mit seinem einzigen Länderspiel-Tor) die an taktischer Stupidität kaum zu überbietende Darbietung der Österreicher mit dem 1:0.

Die Schweiz blieb in der Quali für EM 2012 ausnahmsweise mal hängen, cruiste aber souverän zur WM 2014. In Österreich dauerte die lähmende Amtszeit von Constantini noch etwas mehr als ein Jahr, ehe Marcel Koller endlich anfing, aus dem Team etwas rauszuholen.

Position der Stärke im November 2015

Nun trifft Österreich erstmals seit dem 4:2 in St. Gallen im Februar 1999 (damals als WM-Teilnehmer und EM-Qualigruppen-Führender) wieder aus einer Position der Stärke heraus auf die Schweizer. Mit einem Schweizer Teamchef.

]]>
https://ballverliebt.eu/2015/11/15/15-jahre-voller-schweizer-pruegel-fuer-oesterreich/feed/ 2
Österreich kurz vor Toreschluss, Teil 2: Verweigerer, Irreregulär und Alaba https://ballverliebt.eu/2013/10/09/osterreich-kurz-vor-toreschluss-teil-2-verweigerer-irreregular-und-alaba/ https://ballverliebt.eu/2013/10/09/osterreich-kurz-vor-toreschluss-teil-2-verweigerer-irreregular-und-alaba/#respond Wed, 09 Oct 2013 02:33:47 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9607 Österreich kurz vor Toreschluss, Teil 2: Verweigerer, Irreregulär und Alaba weiterlesen ]]> Am Freitag kommt es zum Showdown: Österreich gastiert in der Friends-Arena von Stockholm, dann geht’s auf die Färöer-Inseln. Die entscheidenden Spiele, ob sich das ÖFB-Team erstmals seit 16 Jahren auf sportlichem Wege für ein Großereignis qualifizieren kann oder nicht. Aus diesem Anlass unser großer Zweiteiler: Österreich im Quali-Endspurt, ein Rückblick auf die letzten 24 Jahre: So lief es für Österreich in den Qualifikationen und so sah es kurz vor Ultimo aus.

Hier nach Teil 1 (1988-1999) nun hier Teil 2: Herzogs Tor in Israel, Krankls Ausraster in Belfast, und die Wiederauferstehung unter Koller.

2001: Ohne neun

Für die Quali zur WM 2002 in Japan und Südkorea kam es zum großen Déjà-vu – schon wieder ging’s gegen Spanien und Israel. Nach einigen mäßigen Testspielen (1:4 in Griechenland, 1:1 gegen Schweden, 1:2 gegen Kroatien) und einem erstaunlichen 5:1 bei Toni Polsters Abschiesspiel gegen den Iran lief die Quali mit einem ziemlich mühsamen 1:0-Sieg in Liechtenstein an. Ehe die Nation im Oktober 2000 mal für zwei Stunden von „Taxi Orange“ zu Österreich gegen Spanien umschaltete und das nicht bereute – das Spiel endete 1:1 und so lange der junge Martin Stranzl bis zu einer Verletzung auf dem Feld war, war Österreich sogar die bessere Mannschaft.

Dennoch: Das ÖFB-Team zu dieser Zeit war im Grunde nichts anderes als Andreas Herzog, Elferkiller Wohlfahrt und noch neun recht beliebig aufstellbare andere. Beim 1:1 gegen Spanien bereitete Herzog ebenso das österreichische Tor per Ecke vor wie beim 1:1 in Bosnien. Beim hart erkämpften 2:1 über Israel schoss Herzog das Siegtor und Wohlfahrt hielt einen Elfmeter, und beim nicht wirklich beeindruckenden 2:0 gegen Liechtenstein bereitete der alternde Spielmacher beide Treffer vor. Das 0:4 in Spanien sieht schlimmer aus als es war: drei Tore fielen erst in der Schlussphase.

Quali zur WM 2002 in Japan und Südkorea
Quali zur WM 2002 in Japan und Südkorea

Vor den letzten beiden Spieltagen lag Österreich punktgleich mit Israel und hatte neben dem Heimspiel gegen Bosnien noch die Reise nach Tel-Aviv am Spielplan stehen. Dabei war es ohne Relevanz, ob das ÖFB-Team gegen Bosnien gewann oder nur Remis spielte, in Israel dürfte so oder so auf keinen Fall verloren werden. Und selbst bei einer Pleite gegen Bosnien hätte man mit einem Sieg in Israel noch alles selbst in der Hand.

Gegen Bosnien war es einmal mehr Herzog, der ein ziemlich schwaches ÖFB-Team rettete, sein Doppelpack sicherte den 2:0-Sieg. Doch das eigentlich am 6. Oktober angesetzte Spiel in Israel wurde zwei Tage vor diesem Termin nach einem ungeklärten Absturz eines russischen Flugzeugs über Israel – Fehlgeleitete Rakete? Terroranschlag? – abgesagt; drei Tage, nach dem neun Spieler von Haus aus die Dienstreise nach Tel-Aviv wegen Sicherheitsbedenken verweigert hatten: Walter Kogler, Roland Kirchler, Robert Ibertsberger, Alfred Hörtnagl, Edi Glieder (alle Tirol), Christian Mayrleb, Martin Hiden (beide Austria), Günther Neukirchner (Sturm) und Didi Kühbauer (Wolfsburg).

Ohne diese neun aber mit einer bunt zusammengewürfelten Truppe aus Replacements, darunter dem 39-jährigen Teamdebütanten Zeljko Vukovic, ging es mit dreiwöchiger Verspätung nach Israel, wo die Israeli nach einer Stunde durch einen Elfer in Führung gingen, Österreich sich aber nicht hängen ließ und Herzog in der Nachspielzeit einen Freistoß durch eine furchtbar gestellte israelischen Mauer hindurch zum 1:1 versenkte, woraufhin ORF-Kommentator Hans Huber mit Steinen und Orangen beworfen wurde.

Österreich war Gruppenzweiter – bis heute zum letzten Mal – und durfte (oder musste?) im Play-Off gegen die Türkei ran. Kogler, Ibertsberger, Hörtnagl und Neukirchner hatten sich mit der Verweigerungs-Aktion für alle Zeit selbst aus dem ÖFB-Kader eliminiert, alle anderen Israel-Boykottierer zumindest noch für die Türkei-Spiele. Gegen den späteren WM-Dritten standen Herzog und die noch beliebiger als zuvor schon aufgestellten zehn anderen auf verlorenem Posten – 0:1 und 0:5.

2003: Mörderische Gegner, mörderisches Loch

Nach der Demission von Otto Baric war erneut Ivica Osim – der bei Sturm nicht mehr ganz so glücklich war – einer der gehandelten Kandiaten, aber ÖFB-Präsident Mauhart hievte in einer seiner letzten Amtshandlungen Hans Krankl auf die Teamchef-Position. Nach dem Chaos um die Verweigerer, dem unweigerlich näher rückenden Ende von Herzogs Team-Karriere und mit der Qualifikation für die EM 2004 in Portugal vor der Brust versuchte es Krankl vor allem mit Händeauflegen und unübersichtlich vielen verschiedenen Spielern – in den ersten zwei Jahren seiner Amtszeit trugen 48 verschiedene Spieler das ÖFB-Trikot.

Nach durchwachsenen Testspielen (2:0 gegen die Slowakei, 0:0 gegen Kamerun, 2:6 in Deutschland und 2:3 in der Schweiz) und der Ankündigung, dass Österreich in naher Zukunft von ganz Europa um das Sturmduo Roman Wallner/Roland Linz beneidet werden würde, ging’s mit einem von zwei Herzog-Elfmetern gesicherten 2:0 gegen Moldawien los, gefolgt von einem erfreulichen 2:0 in Weißrussland.

So gut der Start war, so mörderisch waren aber die anderen beiden Gegner. Tschechien war gerade auf dem besten Weg dazu, Europas womöglich beste und mit Sicherheit aufregendste Mannschaft zu werden; und Holland hatte nach dem peinlichen Verpassen der WM 2002 auch einiges gutzumachen. Wenig überraschend war Österreich beim 0:3 gegen die Niederlande vor der Winterpause ebenso völlig chancenlos wie beim 0:4 in Prag nach der Winterpause. Der wahre Tiefpunkt sollte aber erst noch kommen, und zwar in Form des Trauerspiels von Tiraspol, der 0:1-Pleite in Moldawien. Chancen auf eine EM-Teilnahme hatte Österreich sowieso nie wirklich, und nun hatte man es auch geschafft, sich standesgemäß zu blamieren. Das 5:0 gegen Weißrussland vier Tage später war da nur ein kleiner Trost. Zumal man beim 1:3 in Rotterdam brav kämpfte, aber außer dem ersten Länderspieltor von Emanuel Pogatetz nichts zu holen war.

Quali für die EM 2004 in Portugal
Quali für die EM 2004 in Portugal

Das Loch, in das Österreich nach dem Ende der „Generation Frankreich“ gefallen war, war ein ganz schön enormes. Dennoch: Selbst wenn der ÖFB zu dieser Zeit ein besseres Team gehabt hätte, gegen die beiden kommenden EM-Halbfinalisten wäre kein Kraut gewachsen gewesen. Auch, wenn man am letzten Spieltag gegen die Tschechen, die schon als Gruppensieger feststanden und daher mit einer B-Elf daherkamen, fast eine Überraschung gegeben hätte. Erst zwei späte tschechische Tore sorgten für das 2:3 aus österreichischer Sicht.

2005: Irre-regulär

Für die Qualifikation zur WM in Deutschland durfte Krankl bleiben, aber für die Heim-EM zwei Jahre später, für die Österreich in der Zwischenzeit den Zuschlag bekommen hatte, verlängerte sich Krankls Vertrag nur, sollte er bei der WM-Endrunde das Achtelfinale erreichen. Eine pure Illusion, Utopie – wiewohl der Weg dorthin zumindest gut anfing.

Nämlich mit einem 2:2 im Heimspiel gegen England, für das man sich vor allem bei David James zu bedanken hatte, und einem 2:0-Pflichtsieg gegen Aserbaischan. Und auch gegen Polen machte man keine schlechte Figur, kassierte aber recht einfache Tore und verlor daheim mit 1:3 – der erste Rückschlag, dem vier Tage später ein weiterer folgen sollte. Und zwar das 3:3 in Nordirland, nach dem Krankl seine legendäre emotionsgeladene Rede im ORF-Studio hielt. Stichwort: „Irre-regulär“.

In jener Rede kündigte Krankl auch an, Wales zweimal zu schlagen. Hierbei hielt er Wort: Einem verdienten 2:0-Sieg in Cardiff folgte ein ziemlich glücklicher 1:0-Sieg über die Waliser in Wien. Damit hatte man die drei Nachzügler klar distanziert, und nach vorne war zumindest noch nicht aller Tage Abend. Der Stand in der Gruppe: England 16, Polen 15, Österreich 11. Hieß: Ein Sieg in Polen, und es ist noch was möglich. In Chorzów machte sich Krankls ultra-defensive Aufstellung mit drei defensiven Mittelfeld-Spielern, ohne Zehner und mit einer Spitze nicht bezahlt: Österreich verlor mit 2:3, die Sache war erledigt und die Luft draußen. Einen beängstigend blutleeren Auftritt beim 0:0 in Aserbaidschan später war Krankl Geschichte.

Quali für die WM 2006 in Deutschland
Quali für die WM 2006 in Deutschland

Für die letzten beiden Spiele, die eigentlich schon die ersten Tests für die zweieinhalb Jahre später anstehende Heim-EM waren, übernahm Willi Ruttensteiner das Team und mit ihm gab es einen erstaunlich strukturierten Auftritt in England. Die Three Lions brauchten den Sieg unbedingt, um Polen noch abzufangen, und sie bekamen ihn – wenn auch nur mühsam und durch ein Elfmeter-Tor mit 1:0. Vier Tage später verabschiedete sich das ÖFB-Team mit einem 2:0 gegen Nordirland von der Gruppe und Emanuel Pogatetz mit einer roten Karte von der Heim-EM, ehe er ein Jahr später von der UEFA pardoniert wurde.

2007: Keine Quali, aber erstaunlich schlechter Fußball

Vor der Europameisterschaft im eigenen Land lief die Qualifikation natürlich ohne Österreich ab. Josef Hickersberger, der 15 Jahre nach Landskrona auf den Teamchef-Posten zurückkehrte, experimentierte viel und nahm dabei sowohl grässliche Leistungen als auch maue Resultate in Kauf. Wie gleich mal ein 0:2 daheim gegen Kanada zum Start, oder ein 2:1 gegen Liechtenstein – bei dem die Liechtensteiner das um eine Klasse bessere Team waren. Auf Malta sorgte ein abgefälschter Freistoß von Ivanschitz mit dem einzigen halbweg ernst zu nehmenden österreichischen Torschuss im ganzen Spiel für ein glückliches 1:1.

Der spielerische Tiefpunkt war im September 2007 erreicht, mit erbärmlichen Darbietungen bei einem Mini-Turnier gegen Japan und Chile, ein maues 1:3 bei EM-Co-Gastgeber Schweiz folgte. Einige Witzbolde in Tirol initiierten sogar eine Petition, dass Österreich bitte nicht teilnehmen muss, um sich die drohende Blamage zu ersparen. Es flackerte lange nur vereinzelt ein wenig Hoffnung durch, wie etwa bei einem anständigen 1:1 gegen Ghana oder einem richtig guten 3:2 gegen die Côte d’Ivoire. Zudem erreichte die U-20 bei der WM in Kanada sensationell das Halbfinale, mit Harnik, Hoffer und Prödl sprangen sogar noch drei aus dieser Truppe auf den EM-Zug. auf.

Erst unmittelbar vor der EM und mit der Umstellung auf eine Dreierkette besserte sich Österreich merklich. Beim 0:3 gegen Deutschland spielte man das DFB-Team trotz der letztlich klaren Niederlage lange her, ebenso die Holländer beim 3:4 – als Österreich zwischenzeitlich aber 3:0 geführt hatte. Bei der EM selbst gab’s ein 0:1 gegen Kroatien (bei dem mehr möglich war), ein 1:1 gegen Polen (bei dem mehr möglich war) und ein 0:1 gegen die Deutschen (die dabei wiederum nicht zu überzeugen wussten). Es war weder ein wirklicher Erfolg, noch eine echte Blamage.

2009: Kurz-Tripp mit dem Weißen Vater

Nach der EM und Hickersbergers Abgang konnte ÖFB-Präsident Stickler den scheidenden tschechischen Teamchef Karel Brückner überreden, Österreich zu übernehmen. Mit dem „Weißen Vater“ gab es gleich mal ein erfreuliches 2:2 in einem Test gegen Italien und zum Start in die Quali für die WM in Südafrika ein wundervolles 3:1 gegen Frankreich. Alle waren happy. Oder, naja, viele.

Erste Verfallserscheinungen gab’s schon vier Tage später in Litauen. In einer an sich klassischen 0:0-Partie trafen die Litauer zweimal, gewannen 2:0. Ein Spiel, das auch durch die erstaunliche Performance von Stefan Maierhofer berühmt wurde. Das de-facto-Aus kam dann schon beim dritten Spiel, bei dem Österreich auf den Färöern trotz heftigen Winds konsequent auf hohe Bälle setzte und nur 1:1 spielte. Vier Tage später gab’s ein 1:3 daheim gegen Serbien und die Quali war schon wieder gelaufen, bevor es überhaupt Winter geworden war.

In diesen Chaos-Herbst 2008 hinein trat dann auch noch Stickler zurück. Sein Nachfolger Leo Windtner legte Brückner alsbald die Pension nahe und Didi Constantini sollte retten, was noch zu retten war – also in erster Linie Gruppenplatz drei. Constantini eliminierte in einer ersten Amtshandlung Kapitän Ivanschitz und ließ ihn demonstrativ bis zum Ende seiner Amtszeit draußen, dafür gab er Jungspunden wie Dragovic und Pehlivan die Chance. Es gab trotz furchtbarer Leistung ein 2:1 gegen Rumänien und trotz einer sehr guten Leistung ein 0:1 in Serbien. Nach der Sommerpause wurden die Färöer locker 3:1 geschlagen und in Rumänien gab es ein 1:1, mit dem der dritte Platz schon recht sicher schien.

Quali für die WM 2010 in Südafrika
Quali für die WM 2010 in Südafrika

Da Frankreich noch ein Heimspiel gegen die Färöer offen hatte (und das dann auch 5:0 gewann), war Platz zwei schon vor den letzten beiden Spielen außer Reichweite. Gegen Litauen wollte Constantini seine Mannschaft partout nicht als Favorit sehen, und so spielte sie letztlich auch – erst ein Elfer-Geschenk brachte den 2:1-Sieg und damit auch rechnerisch Platz drei. Das weitgehend sinnbefreite letzte Spiel in Frankreich nützte Constantini dazu, noch einmal eine ganz besonders abstruse Aufstellungs-Variante an den Start zu bringen und dazu, David Alaba sein Debüt im Nationalteam zu ermöglichen. Frankreich gewann 3:1, aber das Ergebnis war nicht mal zweitrangig.

2011: Lähmend bis zum Ende

Deutschland in der Gruppe, dazu die aufstrebenden Belgier und die immer ganz guten Türken: Österreich hatte keine leichte Gruppe für die Quali zur EM in Polen und der Ukraine bekommen. Dass man aber schon im ersten Spiel daheim gegen Kasachstan bis zur 91. und 93. Minute braucht, um einen nicht wirklich verdienten 2:0-Sieg einzufahren, hatte dann doch keiner geglaubt. Es war aber ein Omen, wie lähmend die Quali verlaufen sollte und wie offensichtlich die Rückschritte waren, die das Team unter dem grummeligen Constantini machte. Gegen Aserbaidschan ging man früh in Front, kam so zu einem unspektakulären 3:0.

Das folgende Spiel in Belgien sollte zum Sinnbild werden: Eine Mannschaft, in der richtig Talent steckt, und ein Teamchef, der damit nicht wirklich schritthalten kann. Am Ende stand ein 4:4, dem eine große Euphorie folgte, und der Euphorie folgte nach dem Jahreswechsel ein 0:2 zuhause gegen die Belgier. Die Konsequenz war, dass sich das ÖFB-Team auch in Istanbul nichts zutraute und mit einer ähnlich mutlosen Performance ebenso 0:2 verlor, was eigentlich schon dem Ende gleichkam. Das letzte Aufbäumen gab’s daheim gegen Deutschland, wo Österreich die sicherlich beste Leistung unter Constantini zeigte, aber in der Nachspielzeit mit 1:2 verlor.

Spätestens da war klar, dass die Quali-Chancen endgültig dahin waren, aber dennoch konnte sich beim ÖFB niemand zu einer Entscheiung pro oder contra Constantini durchringen. Erst nach dem 2:6 in Deutschland und dem 0:0 gegen die Türkei im September machte man dann doch Nägel mit Köpfen: Constantini war weg.

Quali für die EM 2012 in Polen und der Ukraine
Quali für die EM 2012 in Polen und der Ukraine

Wie schon 2005 übernahm auch diesmal Willi Ruttensteiner für die beiden bedeutungslosen letzten Spielen, und beim 4:1 in Aserbaidschan wirkte die Mannschaft wie von einer schweren Last befreit. Damit war Österreich fix auf Rang vier einzementiert und beim 0:0 in Kasachstan ging’s nur noch darum, sich nicht mehr zu verletzen.

2013: Zurück im Bereich der Quali-Chancen

Mit Marcel Koller übernahm danach ein Trainer das Teamchef-Amt, den keiner auf der Rechnung hatte, der sich aber als Goldgriff erwies. Nach einigen verlorenen Jahren verpasste er der talentierten Truppe nach und nach ein zumeist funktionierendes taktisches Grundkonzept. Außerdem hat der Schweizer das Glück, dass erstmals seit Andreas Herzog ein Spieler dem ÖFB-Team wirklich alleine helfen kann und der zur absoluten Weltklasse aufgestiegen ist: David Alaba.

Beim ersten Pflichtspiel unter Koller, dem Auftakt zur Quali für die WM in Brasilien, zeigte Österreich eine der besten Leistungen überhaupt jemals und brachte ein zuweilen ziemlich hilfloses Deutschland zur Verzweiflung. Das typisch österreichische daran: Deutschland gewann dennoch mit 2:1. Das einzige, wenn man so will, Bogey der Qualifikation passierte danach beim 0:0 in Kasachstan, Punkte, die auch beim 4:0 über die Kasachen vier Tage danach nicht auf das Konto zurückzuholen waren, genausowenig wie durch das 6:0-Schützenfest gegen die Färöer nach dem Jahreswechsel.

Alaba hatte schon gegen Kasachstan und die Färöer getroffen, wirklich wichtig war aber erst sein später Ausgleich zum 2:2-Endstand beim Spiel in Irland. Damit blieb Österreich halbwegs im Fahrplan, und beim wichtigen 2:1-Heimsieg gegen Schweden war Alaba natürlich auch wieder voll dabei – er verwandelte den Elfer zur Führung. Beim 0:3 in Deutschland war Österreich chancenlos, umso wichtiger war danach das Heimspiel gegen Irland. Ein Krampfspiel, nicht schön anzusehen, keine gute Leistung von beiden Teams. Und wer sorgte kurz vor Schluss für die Entscheidung? Eh klar, Alaba. Österreich gewann 1:0.

Quali für die WM 2014 in Brasilien
Quali für die WM 2014 in Brasilien

Und hier sind wir nun. Gewinnt Schweden am vorletzten Spieltag gegen Österreich, ist das Trekronor-Team fix zumindest Zweiter. Geht es Remis aus, reicht den Schweden ein Punkt gegen Deutschland am letzten Spieltag. Und gewinnt Österreich, hat das ÖFB-Team alle Trümpfe in der Hand – einen Sieg zum Abschluss auf den Färöer-Inseln bräuchte es dann noch, um sicher zu sein.

Unabhängig davon, ob es klappt oder nicht: Österreich ist erstmals seit zwölf Jahren vor den letzten beiden Spielen wieder voll dabei im Kampf um die Endrunden-Tickets. Das alleine ist schon aller Ehren wert.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2013/10/09/osterreich-kurz-vor-toreschluss-teil-2-verweigerer-irreregular-und-alaba/feed/ 0
Österreich kurz vor Toreschluss, Teil 1: Toni, Andi, Kegelabend https://ballverliebt.eu/2013/10/09/osterreich-kurz-vor-toreschluss-teil-1-toni-andi-kegelabend/ https://ballverliebt.eu/2013/10/09/osterreich-kurz-vor-toreschluss-teil-1-toni-andi-kegelabend/#comments Wed, 09 Oct 2013 02:33:07 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9596 Österreich kurz vor Toreschluss, Teil 1: Toni, Andi, Kegelabend weiterlesen ]]> Am Freitag kommt es zum Showdown: Österreich gastiert in der Friends-Arena von Stockholm, dann geht’s auf die Färöer-Inseln. Die entscheidenden Spiele, ob sich das ÖFB-Team erstmals seit 16 Jahren auf sportlichem Wege für ein Großereignis qualifizieren kann oder nicht. Aus diesem Anlass unser großer Zweiteiler: Österreich im Quali-Endspurt, ein Rückblick auf die letzten 24 Jahre: So lief es für Österreich in den Qualifikationen und so sah es kurz vor Ultimo aus.

Hier Teil 1: Von Polsters Gala gegen die DDR über die Regenschlacht von Belfast bis zu jenem Jahr, in dem die Vorwahl des ÖFB auf „0905“ geändert wurde.

1989: Mit Tonis Hattrick nach Italien

In die erste Quali unter Josef Hickersberger, jene für die WM 1990 in Italien, ging Österreich mit recht anständigen Test-Resultaten im Rücken: Siege über Ungarn und Dänemark, dazu ein 2:4 in Prag und ein 0:2 gegen Brasilien. Im Auftaktspiel in Kiew gegen die UdSSR gab’s ein 0:2, ehe man in Wien ein zwischenzeitliches 3:0 über die Türkei fast noch verschenkt hätte – 3:2 hieß es am Ende.

Nach dem Jahreswechsel gab’s den ersten echten Dämpfer: Im erschreckend leeren Leipziger Zentralstadion führte man nach einem frühen Polster-Tor lange mit 1:0 und hatte das Spiel fest im Griff, ehe ein Glücksschuss von Kirsten drei Minuten vor Schluss das 1:1 bedeutete. Fast noch schlimmer war das folgende 0:0 in Island, dem ein äußerst mühevoller 2:1-Heimsieg über die Skandinavier folgte. Wirklicher Glaube, es schaffen zu können, kam erst mit dem starken 0:0 daheim im rappelvollen Praterstadion gegen Vize-Europameister UdSSR auf.

Quali für die WM 1990 in Italien
Quali für die WM 1990 in Italien

So war zwei Spieltage vor Schluss Island schon fertig und auch schon raus, Österreich musste noch in die Türkei und hatte dann die DDR zur Gast – beide direkten Gegner. Die Euphorie nach dem tollen Punkt gegen die Sowjets wurde aber mit einem bitteren 0:3 in Istanbul ordentlich zusammen gefaltet. Nun brauchte es neben einem eigenen Sieg auch Schützenhilfe der Sowjets – weil diese völlig unerwartet in der DDR verloren hatten, daher gegen die Türkei zumindest noch einen Punkt brauchten.

Stand vorm letzten Spieltag: UdSSR 9, Türkei 7, DDR 7, Österreich 7. Die Stimmung in Österreich war alles andere als positiv. Vor allem Toni Polster hatten sich Fans und Medien als Sündenbock Nummer eins herausgepickt: Für Sevilla traf er in Spanien nach Belieben, im Nationalteam wirkte er oft lustlos. Was sich am 15. November 1989 ändern sollte: Weil Polster einen absoluten Gala-Tag erwischte, die Spieler aus Ostdeutschland mit den Köpfen aber eher bei der sechs Tage zuvor gefallenen Berliner Mauer waren und auch noch einen Elfmeter verschossen.

Toni Polsters Hattrick beim 3:0-Sieg  – einem geschenkten Elfer zum 2:0 inklusive – bedeutete auch wegen des gleichzeitigen 2:0 der Sowjets gegen die Türkei Gruppenplatz zwei, damit das WM-Ticket. In Italien gab es jeweils 0:1-Niederlagen gegen den Gastgeber und gegen die Tschechoslowakei, der abschließende 2:1-Erfolg gegen die USA reichte nicht mehr für das Achtelfinale.

1991: Nach Landskrona war alles aus

In der Qualifikation für die Euro 92 erwischte Österreich eine mörderisch starke Gruppe: Neben WM-Viertelfinalist Jugoslawien auch die Dänen, die nach einem Generationswechsel auf dem Weg nach oben waren. Dass das de-facto-Ende für Österreich in Schweden kam, hieß aber nicht, dass man sich für die Endrunde dort qualifiziert hatte – im Gegenteil, weil Pflichtspiel-Debütant Färöer nicht über ein eigenes Stadion verfügte, musste man für das allererste Spiel in das südschwedische Städtchen Landskrona ausweichen und besiegte dort prompt das rot-weiß-rote Team mit 1:0. Ein Spiel, über das im Grunde eh schon längst alles erzählt wurde.

Die Endrunde war abgeschrieben, Teamchef Hickersberger seinen Job los, und Österreich mit einem Schlag in ein dramatisches Loch gefallen. Unter dem neuen Trainer Alfred Riedl taumelte das zum Gespött Europas gewordene Team trotz früher Führung in ein 1:4 bei Ivica Osims Jugoslawen, holte nur ein 0:0 gegen Nordirland, und das 3:0 im Rückspiel gegen die Färöer war der einzige Sieg in der ganzen Quali – dazwischen gab’s in einem Test noch ein 0:6 gegen Schweden, danach ein 1:2 in Dänemark und nach dem 0:3 im Rückspiel gegen die Dänen war die Amtszeit von Riedl auch schon wieder vorbei.

Quali für die EM 1992 in Schweden
Quali für die EM 1992 in Schweden

Interimistisch war für die zwei letzten Spiele Didi Constantini der Verantwortliche, aber natürlich hatte weder das 1:2 in Belfast noch das abschließende 0:2 gegen Jugoslawien für das ÖFB-Team eine nennenswerte Relevanz. Für die Jugoslawen schon, weil sie sich erstens damit sportlich für die EM qualifizierten, es zweitens aber das letzte Pflichtspiel als kompletter Staatenbund sein sollte.

Die Geschichte ist hinlänglich bekannt: Nach dem Ausbruch des Krieges wurde das Team wenige Wochen vor der Endrunde ausgeschlsosen, der Gruppenzweite Dänemark rückte nach und wurde prompt Europameister.

1993: Gruppe war viel zu stark

Nach dem totalen Absturz sollte der schon von seiner Krebkskrankheit gezeichnete Ernst Happel die Zukunft auf den Weg bringen, letztlich ohne den unmittelbaren Siegdruck. Schließlich bekam man es in der Quali für die 1994er-WM in den USA mit gleich drei Weltklasse-Teams zu tun: Den amtierenden EM- und späteren WM-Semifinalisten Schweden, dazu Frankreich und auch noch jenen Bulgaren, die in den Staaten in ins Halbfinale kommen sollen.

Die Gruppe war für das umformierte ÖFB-Team natürlich viel zu stark. Dem 0:2 zum Start in Frankreich (mit einem großartigen Tor von Papin nach feiner Vorlage von Cantona) folgte ein 5:2-Sieg gegen Israel im letzten Spiel, das Happel erleben sollte – vier Wochen später starb er. Für das anstehende Freundschaftsspiel in Deutschland übernahm wieder Didi Constantini, dann wurde der U-21-Teamchef zum A-Teamchef befördert: Herbert Prohaska.

Nach dem 0:1 daheim gegen Frankreich (wieder Papin nach Cantona-Assist) folgte mit dem starken 3:1-Heimerfolg gegen Bulgarien ein Spiel, dass die Hoffnung auf eine WM-Teilnahme durchaus nährte. Man wähnte sich in einem Dreikampf mit den Bulgaren und den Schweden um den zweiten Gruppenplatz hinter den schon enteilt scheinenden Franzosen, ehe ein peinliches 1:3 in Finnland und dann das 0:1 in Schweden mit einem reichlich patscherten Gegentor dieses zarte Pflänzchen schnell zum verwelken brachte, daran änderte auch das 3:0 gegen Finnland nichts mehr.

Quali für die WM 1994 in den USA
Quali für die WM 1994 in den USA

So galt schon vor dem folgenden 1:4 gegen Bulgarien der Fokus schon der kommenden EM-Quali und das das 1:1 in Tel-Aviv und auch das 1:1 daheim gegen Schweden waren kaum noch mehr als Testspiele unter Wettkampf-Bedingungen. Österreich beendete die vermutlich schweste Gruppe, in der man jemals war, als Vierter, während Bulgarien mit einem der unglaublichsten Finishes der Fußball-Geschichte mit einem Kontertor in der 90. Minute des letzten Spiels beim direkten Gegner Frankreich noch 2:1 gewann und damit in allerletzter Minute das WM-Ticket buchte.

1995: Vom Winde verweht (und vom Regen auch)

Österreich sah sich mit WM-Achtelfinalist Irland und den chronischen Under-Achievern Portugal in einer grundsätzich nicht unmachbaren Gruppe für die Euro-96-Quali, allerdings waren die Testspiele davor der pure Horror. 1:2 gegen Schottland, 4:3 mit Emmentaler-Abwehr gegen die irrelevanten Polen, eine 1:5-Ohrfeige daheim von Deutschland, und nach einer ganz besonders erbärmlichen Darbietung beim 0:3 im letzten Test, Walter Schachners Abschiedsspiel gegen Russland, wollte Prohaska schon hinschmeißen – nur ein ihn zum Bleiben anflehender ÖFB-Präsident Mauhart konnten Prohaska umstimmen.

Immerhin: Zum Auftakt gab es dann den ersten Pflichtspiel-Auswärtssieg seit einem 1:0 in Albanien über sechs Jahre (!!!!!) davor – ein 4:0 bei Fußball-Weltmacht Liechtenstein. Danach ging aber erst einmal alles den nach der Vorbereitung erwarteten Gang: Von Nordirland im Happel-Stadion beim 1:2 klar ausgespielt (einem herrlichen Gillespie-Tor inklusive), dann 0:1 in Portugal verloren – trotz einigermaßen okayer Leistung. Dann passierte aber etwas, womit man nicht rechnen konnte: Salzburg schwang sich zu einem unglaublichen Lauf bis ins Uefa-Cup-Finale auf, ein Schwung, von dem auch das ÖFB-Team getragen wurde.

Denn es folgte ein Frühling mit starken Leistungen, einem 5:0-Kantersieg gegen Lettland und einem 7:0-Erfolg gegen Lichtenstein – beide im alten Lehener Stadion von Salzburg; gekrönt vom 3:1-Auswärtssieg in Irland. Plötzlich war Österreich wieder voll im Geschäft, bis… Ja, bis die Schmach von Riga kam. Ein völlig unnötiger 2:3-Umfaller auswärts in Lettland schien die Chancen zu begraben, doch ein reichlich glücklicher 3:1-Heimerfolg gegen Irland, der neben Dreifach-Torschütze Stöger vor allem einem Konsel in Gala-Form zu verdanken war, und alles war wieder drin.

Quali für die EM 1996 in England
Quali für die EM 1996 in England

Österreich hatte noch ein Heimspiel gegen Portugal auf dem Programm und musste nach Nordirland; die Iren hatten ein Heimspiel gegen Lettland und die Reise nach Lissabon noch vor sich. Irland gewann erwartungsgemäß gegen die Letten, aber auch Österreich zeigte beim 1:1 gegen Portugal eine ansprechende Leistung, bei der auch ein Sieg absolut nicht unverdient gewesen wäre.

Vorm letzten Spieltag stand es also: Portugal 20, Irland 17, Österreich 16, Nordirland 14. Die Nordiren hatten wegen den gegen Irland verlorenen Direktvergleichs keine Chance mehr, Österreich wäre also bei einem eigenen Sieg und gleichzeitigem Punktverlust von Irland bei den Portugiesen (die ihrerseits noch einen Punkt brauchten, um sicher zu sein) fix bei der EM gewesen und hätte nicht einmal ins Play-Off der beiden schlechteren Gruppenzweiten gemusst.

Und Portugal gewann auch gegen die Iren, mit 3:0 sogar. Aber Österreich… Im böigen Wind, der eisigen Kälte und dem sintflutartigen Regenfall von Belfast zeigte sich das ÖFB-Team von seiner allerschlechtesten Seite und verlor sang- und klanglos 3:5, wobei das Resultat noch deutlich besser aussieht als die Leistung war. So beendete Österreich die Quali sogar nur auf Platz vier.

1997: Frankreich, wir kommen!

Die Stimmung hellte sich bei der Auslosung für die Gruppen der WM-Quali für Frankreich merklich auf. Mit EM-Teilnehmer Schottland und den Schweden, die die EM sogar verpasst hatten, blieb man von wirklichen Kalibern verschont. In den Testspielen würgte man sich mit teils äußerst unansehnlichen Leistungen zu Siegen gegen die Schweiz, Ungarn und Tschechien, im Auftakt-Spiel wollte man wie Gegner Schottland möglichst keinen Fehler machen, was in einem eher trostlosten 0:0 mündete.

Was folgte, war die Initialzündung für einen denkwürdigen Durchmarsch. Andi Herzog brachte Österreich in Schweden früh in Führung, daraufhin wurde man vom Trekronor-Team eigentlich nach allen Regeln der Kunst zerlegt, war komplett chancenlos – aber rettete ein hochgradig unverdientes, aber immens wichtiges 1:0 über die Zeit. Das folgende 2:1 gegen Lettland war zwar nicht besonders schön, erfüllte aber den Zweck und brachte Toni Polster das 45. Länderspieltor, das ihm zum Rekordhalter machte.

Das 0:2 in Schottland nach Jahreswechsel war der letzte Ausrutscher. Es folgte ein 2:0 gegen Estland (mit Ivica Vastic‘ erstem Länderspieltor), ein 3:1 in Lettland und ein 3:0 mit Polster-Hattrick in Estland. Im September kam es dann in Wien zum großen Showdown gegen Schweden. Ein Spiel, dass diese Spieler-Generation definieren sollte, ein enges Spiel, mit drei Ausschlüssen von einem fehlerfreien Referee, wenig gutem Fußball, aber höchster Spannung von An- bis Abpfiff. Andi Herzogs Weitschusstor eine Viertelstunde vor Schluss bescherte Österreich den 1:0-Erfolg und damit die Pole-Position in der Gruppe.

Quali für die WM 1998 in Frankreich
Quali für die WM 1998 in Frankreich

Mit dem WM-Ticket vor Augen verkrampfte das ÖFB-Team beim Auswärtsspiel in Weißrussland aber völlig. Das goldene Tor von Heimo Pfeifenberger brachte einen äußerst glücklichen 1:0-Sieg und damit auch schon fix die WM-Teilnahme, weil man selbst bei einer Pleite im letzten Spiel gegen die Weißrussen bester Gruppenzweiter gewesen wäre. Ein Rechenspielchen, das nicht in der Praxis angewandt werden musste: Österreich fuhr bei der großen Party im Happel-Stadion lockerleicht 4:0 über die Weißrussen drüber und war Gruppensieger.

Nach acht Jahren war das ÖFB-Team wieder bei einer Endrunde dabei, in Frankreich gab es durch Last-Minute-Tore jeweils 1:1-Remis gegen Kamerun und Chile und ein 1:2 gegen Italien zum Abschluss. Wie 1990 Gruppendritter, wie 1990 nicht genug für das Achtelfinale.

1999: Der Kegelabend von Valencia

Die Mannschaft hatte ein Durchschnittsalter von knapp 30 Jahren, war also eigentlich bei der WM schon über den Zenit hinaus. Dennoch glaubte man für die EM 2000 in Holland und Belgien gute Karten zu haben, schließlich hatte man eine wirklich nicht allzu schwere Gruppe erwischt. Außerdem gab’s vorm Auftakt noch ein starkes 2:2 gegen den frischgebackenen Weltmeister Frankreich.

Auch, wenn das 1:1 zum Start in der Regenschlacht gegen Israel nicht ganz das war, was man sich erwartete, man auch beim 3:0 in Zypern und ganz speziell beim 4:1 in San Marino nicht direkt glänzte: Der Fahrplan stimmte, und wegen des Fehlstarts von Spanien (Niederlage in Zypern) überwinterte Österreich sogar als Tabellenführer.

Und dann kam der Kegelabend von Valencia. Doch anders als die letzte Blamage diesen Ausmaßes, der von Landskrona, beendete das 0:9 in Spanien zwar die Amtszeit des Teamchefs, nicht aber die Chancen auf die EM. Denn am Ende war es letztlich auch nur eine Niederlage und die Tordifferenz war ja im Kampf um Platz zwei völlig irrelevant, es zählte schließlich der Direktvergleich.

Weil Ivica Osim, um den ÖFB-Präsident Mauhart heftig buhlte, nicht seinen guten Posten bei Sturm Graz aufgeben wollte und Roy Hodgson am Veto von Fans, Medien („kein Externer!“) und Experten („keiner, der Viererkette spielt, das macht in Österreich keiner!“) scheiterte, wurde Otto Baric als Teamchef installiert und er führte sich gleich mit einem 7:0 über San Marino ein. Ehe er sich in Tel-Aviv sein persönliches Valencia abholte. Das 0:5 in Israel beendete dann auch die letzten Hoffnungen auf eine EM-Teilnahme und vor dem Heimspiel gegen Spanien beschränkten sich die Hoffnungen darauf, bitte vielleicht nicht wieder wie ein kranker Vogel abgeschossen zu werden. Die Iberer waren gnädig, gewannen „nur“ mit 3:1.

Quali für die EM 2000 in Belgien und Holland
Quali für die EM 2000 in Belgien und Holland

Da Israel am vorletzten Spieltag gegen San Marino spielte und Österreich da spielfrei war, war die Quali auch rechnerisch nicht mehr möglich. Zum Abschluss gab es ein 3:1 gegen Zypern, das angesichts des gerade ansetzenden Champions-League-Wunders von Sturm Graz genau gar keinen interessierte. Österreich wurde Dritter und die Israeli gingen im Play-Off gegen Dänemark mit 0:5 und 0:3 ein wie die Primeln.

In Teil 2: Von einer schlecht postierten israelischen Mauer über ein irre-reguläres Spiel bis zu David Alaba.

]]>
https://ballverliebt.eu/2013/10/09/osterreich-kurz-vor-toreschluss-teil-1-toni-andi-kegelabend/feed/ 5
Österreich in der Champions League: Ein etwas nostalgischer Rückblick https://ballverliebt.eu/2013/09/16/osterreich-in-der-champions-league-ein-etwas-nostalgischer-ruckblick/ https://ballverliebt.eu/2013/09/16/osterreich-in-der-champions-league-ein-etwas-nostalgischer-ruckblick/#comments Mon, 16 Sep 2013 15:46:34 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9465 Österreich in der Champions League: Ein etwas nostalgischer Rückblick weiterlesen ]]> 42 Spiele haben österreichische Mannschaften bisher in der Champions League absolviert. 8 Siegen und 7 Remis stehen dabei 27 Niederlagen gegenüber. Es ist nicht anzunehmen, dass die Austria diese Bilanz gegen Porto, Zenit und Atlético massiv verschönern wird. Aber immerhin: Nach Salzburg, Rapid und Sturm kommt endlich wieder mal ein rot-weiß-rotes Team in den Genuss der Königsklasse. Hier blicken wir auf die bisherigen Auftritte zurück!

Seit der Saison 1991/92 gibt es im Meistercup die Gruppenphase, ein Jahr später erfolgte die Umbenennung in „Champions League“ – und mit der Austria hat es nun zum siebenten Mal eine österreichische Mannschaft in diese Gruppenphase geschafft.

1991 scheiterte die Austria klar an Arsenal, 1992 eliminierte man erst ZSKA Sofia, ehe gegen Brügge Schluss war, 1993 gab es erst ein starkes Comeback gegen Rosenborg, ehe es in der letzten Runde vor der Gruppenphase gegen Barcelona nichts zu holen gab.

Salzburg 1994

Die erste Mannschaft, die es aus Österreich schaffte, war Salzburg nach der Erweiterung von acht auf 16 Teams für die Saison 1994/95. Nach dem denkwürdigen Lauf ins UEFA-Cup-Finale über Dunajska Steda, Antwerpen, Sporting Lissabon, Frankfurt und Karlsruhe und den beiden 0:1-Niederlagen im Finale gegen Inter Mailand, qualifizierte man sich mit zwei Siegen über Maccabi Haifa.

1994/95, Salzburg: 1 Sieg, 3 Remis, 2 Niederlagen
1 Sieg, 3 Remis, 2 Niederlagen

Wie schon im Europacup-Frühjahr 1994 zog Salzburg auch für die drei Gruppen-Heimspiele gegen Titelverteidiger Milan, die mega-talentierte Truppe von Ajax und den griechischen Meister AEK Athen ins Wiener Happel-Stadion um. Gegen AEK gab es zunächst ein 0:0 daheim (vor „nur“ 25.000 Zusehern), ehe man im San Siro gegen Milan ein 0:3 kassierte. Ein Sieg, der den Rossoneri aber keine Punkte brachte: Weil Otto Konrad von einem Becher getroffen wurde, bekam Milan die zwei Punkte abgezogen.

Die Highlights waren dann aber die beiden Spiele gegen Ajax. Erst hielt man Litmanen und Co. in Wien bei einem 0:0, dann führte mal im Olympiastadion von Amsterdam durch ein Kocijan-Tor lange mit 1:0, holte schließlich ein 1:1. Es waren in der ganzen Europacup-Saison die einzigen zwei Spiele, die der spätere Champions-League-Sieger Ajax nicht gewann.

Den Schwung nahm Salzburg mit und gewann in Athen mit 3:1 (durch einen Doppelpack von Pfeifenberger und einen Treffer von Ralph Hasenhüttl) und brauchte damit – wegen des Milan-Punktabzugs – im abschließenden „Heimspiel“ gegen die Italiener nur ein Remis zum Viertelfinal-Einzug. Eine Unsicherheit von Konrad und ein Abstauber-Tor von Daniele Massaro brachten aber eine 0:1-Niederlage, Gruppenplatz drei und damit das Aus.

Ajax und Milan trafen sich im Finale wieder und Salzburg-Boss Quehenberger konnte sich immerhin über 72,5 Millionen Schilling (5,2 Millionen Euro) an CL-Einnahmen freuen. Salzburg wurde 1995 erneut Meister, scheiterte dann in der Qualifikation aber an Steaua Bukarest. Die Mannschaft zerfiel in den folgenden Jahren (Feiersinger zu Dortmund, Pfeifenberger zu Bremen, Konrad zu Saragossa, Jurcevic zu Freiburg, Mladenovic nach Japan) und wurde 1996 inferiorer Achter. Mit Trainer Heri Weber gelang 1997 dann wieder der Meistertitel, in der CL-Quali blieb man dann aber mit beschämenden Leistungen an Sparta Prag hängen. Wenige Jahre später war der Klub finanziell am Ende.

Rapid 1996

Nur zwei Jahre nach Salzburgs UEFA-Cup-Finale kämpfte sich Rapid 1995/96 mit Erfolgen über Ploiesti, Sporting Lissabon, Dinamo Moskau und Feyenoord Rotterdam ins Europacup-Finale der Cupsieger, wo man auf N’Gottys abgefälschtes Weitschusstor keine Antwort fand. Parallel dazu holte man unter Ernst Dokupil den Meistertitel und setzte sich in der Qualifikation gegen Dynamo Kiew durch.

xxx
2 Remis, 4 Niederlagen

Gegenüber der Meistermannschaft mussten Stürmer Carsten Jancker (zu Bayern) und Flügelspieler Stephan Marasek (zu Freiburg) ersetzen, dafür holte man sich den Tschechen René Wagner und den Polen Krzystof Ratajczyk. Wagner schlug voll ein, aber Ratajczyk konnte Marasek nicht ersetzen – der bullige Verteidiger war eine von mehreren Notlösungen auf der linken Seite, aber keine funktionierte wirklich.

Im ersten Spiel holte man ein etwas glückliches 1:1 gegen Feberhaçe Istanbul (Tor von „Büffel“ Stumpf) und holte sich danach im Old Trafford dank Treffern von Solskjær und Beckham ein 0:2 ab – nur ein Konsel in Gala-Form bewahrte Rapid vor einem schlimmen Debakel.

Juventus reiste im Oktober ohne einige Stars an – Zinedine Zidane, Alessandro del Piero und auch Torhüter Angelo Peruzzi kamen nicht zum Einsatz. So brachte ein Lesiak-Tor ein mehr als achtbares 1:1. Zwei Wochen später kannten die Turiner aber keine Gnade mehr: Mit allen Stars auf dem Feld fuhr Juve 5:0 über Rapid drüber.

Wegen der gleichzeitigen sensationellen 0:1-Niederlage von United daheim gegen Fenerbahçe war Rapid aber immer noch nicht aus dem Rennen. Mit dieser Chance vor Augen lieferte man auswärts bei Fenerbahçe die wohl beste Leistung des Europacup-Herbstes ab, kassierte aber in der Schlussphase das 0:1. Damit war Rapid aus dem Rennen und Manchester brauchte nicht nur einen Sieg in Wien, sondern gleichzeitige Schützenhilfe von Juventus für den Viertelfinal-Einzug. Beides gab’s: Giggs und Cantona sorgten für ein sicheres 2:0 im Happel-Stadion und Juve besiegte Fener ebenfalls mit 2:0.

Rapid beendete die Gruppe also mit zwei Punkten als Letzter, ehe dem Kader das gleiche Schicksal wiederfuhr wie jenem von Salzburg zuvor. Konsel (Roma), Kühbauer (Real Sociedad), Ivanov (Austria), Stöger (LASK), Prosenik (1860 München) verließen den Verein. Nachdem sich das von Salzburgern getragene Nationalteam 1995 aber durch Aussetzer wie die „Schmach von Riga“ und das 3:5 in der Regenschlacht von Belfast selbst aus dem Rennen schoss, qualifizierte sich das von Rapidlern getragene Nationalteam 1997 für die Weltmeisterschaft.

Sturm 1998

Während Salzburg und Rapid die Zeit Mitte der Neunziger dominierten, entwickelte sich in deren Schatten Sturm Graz zu einer Spitzenmannschaft, die 1998 schon am 29. von 36 Spieltagen (!!!) als Meister feststand und danach in der Qualifikation gegen Ujpest Budapest nicht die geringsten Probleme hatte, in die mittlerweile von 16 auf 24 Teams erweitere Champions League einzuziehen.

sss
1 Remis, 5 Niederlagen

Prunkstück des Teams von Ivica Osim war das „magische Dreieck“ von Spielmacher Hannes Reinmayr und den beiden Stürmern Vastic (technisch stark) und Haas (extrem schnell). In der unfassbar stark besetzten Gruppe mit CL-Titelverteidiger Real Madrid, UEFA-Cup-Titelverteidiger Inter Mailand und UEFA-Cup-Semifinalist Spartak Moskau reichte das aber nicht.

Gegen die Russen startete man mit einem 0:2 daheim, ehe man in Mailand bis in die Nachspielzeit ein torloses Remis ermauert hatte – bis Youri Djorkaeff praktisch mit dem Schlusspfiff doch noch das 1:0 für Inter markierte.

Die zwei Spiele gegen Real Madrid glichen sich in der Folge bis aufs Haar: Jeweils ging Sturm früh in Führung (im Bernabéu durch Vastic in Minute 8; im Schwarzenegger durch Haas in Minute 3), jeweils bekam Sturm danach richtig die Bude angefüllt. Am Ende standen ein 1:6 und ein 1:5 und die Erkenntnis, dass die nicht mehr ganz junge Abwehr mit Franco Foda, Darko Milanic und Ranko Popovic internationalen Ansprüchen nicht genügte.

Durch ein in der klirrenden November-Kälte von Moskau errungenes 0:0 blieb Sturm wenigstens ein Null-Punkte-Herbst erspart, im abschließenden Heimspiel gegen Inter gab’s ein 0:2.

Sturm 1999

Die Grazer konnten ihren Titel von 1998 verteidigen (wenn auch längst nicht mehr so haushoch überlegen) und rackerten sich mit einem 2:1 und einem 2:2 über Servette Genf in die von 24 auf 32 Teams aufgestockte Gruppenphase – als erstes österreichisches Team zum zweiten Mal. Das schaffte Vize-Meister Rapid nicht – Valletta aus Malta war noch kein existenzielles Problem, gegen Galatasaray war man in der letzten Quali-Runde aber chancenlos.

fff
2 Siege, 4 Niederlagen

Genauso chancenlos, wie sich dann auch Sturm in den ersten Spielen in der Gruppe präsentierte. Osim hatte auf die Ohrfeigen aus dem Jahr zuvor reagiert, indem er international öfters nur mit einer Spitze agierte und dafür einen dritten defensiven Mittelfeld-Mann einzog – es war dies zumeist György Korsós, der Ungar mit dem wallenden, blonden Pferdeschwanz.

Außerdem wurde die Abwehr neu besetzt und mit Jan-Pieter Martens kam ein neuer Mann auf die linke Seite. Zunächst fruchtete das alles aber nicht: Bei Olympique Marseille gab’s ein 0:2, daheim gegen Manchester United ein 0:3 und auch in Zagreb rannte man der Musik eher hilflos hinterher und ging 0:3 unter.

Der Knotenlöser war das Heimspiel gegen Croatia Zagreb. Wieder agierten die Kroaten grundsätzlich als das bessere Team, durch einen Konter und eine völlig missglückte Abseitsfalle von Croatia gelang Kocijan das 1:0 – dabei blieb es. Der erste Sieg, dem eine Woche später mit dem 3:2 (Doppelpack von Kocijan nach einem Tor von Mählich) gegen Marseille gleich der zweite folgte. Zwar ebenfalls mit etwas Glück (weil sich die Franzosen ein Tor quasi selbst auflegten und Blondeau nach einer Tätlichkeit vom Platz flog), aber vor dem letzten Spiel lebte die Chance auf Platz drei und damit den in diesem Jahr eingeführten Umstieg in den UEFA-Cup.

Sturm verlor am letzten Vorrunden-Spieltag zwar 1:2 bei Manchester United – Vastic gelang das Sturm-Tor – aber weil gleichzeitig auch Zagreb verlor, durfte man im UEFA-Cup weitermachen. Gegen den dortigen Titelverteidiger Parma gab es auswärts ein achtbares 1:2 (Tor von Schopp) und kam durch eine 2:1-Führung nach 90 Minuten im Rückspiel in die Verlängerung, von sogar das 3:1 fiel. Die Sensation war greifbar nahe, aber Pepi Schicklgruber fing eine Stanic-Flanke erst hinter der Torlinie, was die Vorentscheidung war. Am Ende hieß es nach zwei Reinmayr- und einem Vastic-Tor 3:3 nach Verlängerung.

Sturm 2000/01

Im Jahr 2000 holte sich der FC Tirol den Titel, war aber in der Qualifikation gegen CL-Finalist Valencia trotz eines 0:0 im Hinspiel ohne wirkliche Chance, verlor danach im Mestalla 1:4 (Ehrentor von Gilewicz). Besser machte es Vizemeister Sturm: Nach Hapoel Tel-Aviv wurde auch Feyenoord Rotterdam, damals ein Team aus der erweiterten europäischen Spitze, eliminiert. Die dritte Champions-League-Teilnahme in Folge – und die mit Abstand erfolgreichste.

3 Siege, 1 Remis, 2 Niederlagen (Vorrunde); 2 Siege, 4 Niederlagen (Zwischenrunde)
3 Siege, 1 Remis, 2 Niederlagen (Vorrunde); danach 2 Siege, 4 Niederlagen (Zwischenrunde)

Auch, wenn es zunächst gar nicht danach aussah. Vor allem eine Bänderverletzung von Vastic, die ihn wochenlang außer Gefecht setzte, zwang Osim neben einigen anderen Ausfällen dazu, immer wieder zu improvisieren. Beim ersten Spiel im Ibrox Park von Glasgow lief man gleich in ein derbes 0:5 bei den Rangers, danach gab es gegen den amtierenden UEFA-Cup-Sieger Galatasaray aber ein sensationelles 3:0 – auch dank Sergej Juran. Der Russe, der zuvor in Deutschland für Düsseldorf und Bochum gespielt hatte, ersetzte Vastic richtig gut. Er erzielte das erste Tor, Schopp und Schupp legten nach

Auch sie konnten aber nicht verhindern, dass es danach auswärts gegen Monaco die nächste 0:5-Faustwatsch’n setzte. Doch wie schon im Jahr zuvor kam man danach im Oktober richtig in Schwung und nützte die restlos ausverkuften Heimspiele. Monaco wurde zu einem 2:0 ausgekontert (Doppelpack von Schopp), eine Woche später holte sich Sturm mit einem 2:0 gegen die Glasgow Rangers (Juran, Prilasnig) sogar die Tabellenführung in der Gruppe.

Die aber so eng war, dass vorm letzten Spieltag noch sehr viel möglich war (Sturm 9, Gala 7, Rangers 7, Monaco 6). Sturm musste ins gefürchtete Ali Sami Yen von Istanbul, begann dort sehr ängstlich und geriet auch recht schnell in Rückstand. Wurde mit dem Ausgleichstreffer von Juran aber mutiger und ließ sich in der Folge auch vom erneuten Rückstand nicht aus der Ruhe bringen. Als Gala-Verteidiger Hakan Ünsal eine Viertelstunde vor Schluss den Ball zum 2:2 ins eigene Netz beförderte und es auch im Parallelspiel unentschieden stand, reichte dieses Ergebnis beiden Teams zum Weiterkommen – und so blieb es auch dabei.

Mit Sturm als Gruppensieger.

In der Zwischenrunde, in der noch 16 Teams dabei waren, wurde man mit Manchester United (Sieger anderthalb Jahre davor) und Valencia (Finalist ein halbes Jahr davor) gezogen, dazu kam noch Panathinaikos Athen. Durch die kuriose Situation, dass mit den Bayern auch nur eine deutsche Mannschaft noch übrig war und RTL aber nur mittwochs übertragen durfte, kam Sturm sogar in den Genuss eines Live-Spiels im deutschen Free-TV – es war das 0:2 gegen Manchester United im zweiten Spiel. Zwei Wochen davor war man in Unterzahl (Prilasnig flog vom Platz) ein die dritte 0:5-Niederlage dieser Europacup-Saison gelaufen, diesmal gegen Valencia.

In die Winterpause holte sich Sturm den zwischenzeitlich nach Straßburg abgewanderten Mario Haas zurück, der gegen Panathinaikos gleich ein Comeback nach Maß feiern sollte. Sowohl beim 2:0-Sieg im Heimspiel (Haas, Kocijan) als auch beim 2:1-Sieg in Athen (Schopp, Haas) gehörte er zur den Torschützen. Mit dem Effekt, dass Sturm nun auch in der Gruppenphase sechs Punkte auf dem Konto hatte und sogar das Viertelfinale zumindest theoretisch möglich schien.

Doch in den letzten beiden Partien erwiesen sich Valencia (0:2 auswärts) und Manchester United (0:3 daheim) dann doch um zumindest eine Nummer zu groß. Immerhin: Sturm wurde Zwischenrunden-Gruppendritter.

Erste Dürrephase – Tirol-Crash und GAK-Anläufe

Sturm konzentrierte sich in dieser Saison voll auf den Europacup und stürzte national völlig ab. Am Ende reichte es gerade einmal für Rang vier, im UI-Cup kam das schnelle Aus gegen Lausanne, die Mannschaft war im totalen Umbruch und Präsident Hannes Kartnig gab deutlich mehr von dem Champions-League-Geld aus, als gesund gewesen wäre. Als Sturm 2002 nach dem Tirol-Crash in die CL-Quali aufrückte und gegen Maccabi Haifa ausschied, waren mit Günther Neukirchner und Roman Mählich nur noch zwei Stammspieler und mit Gerry Strafner und Imre Szabics nur zwei Ergänzungsspieler aus der großen Zeit übrig. Bis 2007 schlitterte der Verein vollends in die Pleite.

Das hat der FC Tirol deutlich schneller geschafft. Dem Titel 2000 mit dem (erwartbaren) Aus gegen Valencia folgte der Titel 2001 und ein Quali-Duell mit Lok Moskau. Einem 1:3 in Moskau (Tor von Kirchler) folgte ein 0:1 in Innsbruck – ein Spiel, das aber annulliert wurde, weil Referee Van der Ende einen Russen zweimal verwarnt, aber nicht ausgeschlossen hatte. So kam es drei Tage vor dem Start der Gruppenphase zum Wiederholungsspiel am Neuen Tivoli, in dem ein Brzeczek-Tor für die 1:0-Führung gesorgt hatte. Ein Tor wurde noch gebraucht – aber Roland Kirchler traf in der Nachspielzeit nur die Latte, statt ins Tor. Ein Schuss, der zur Legendenbildung taugt, ein Schuss, so heißt es, der den Verein endgültig in die Pleite schickte. Die Wahrheit ist aber wohl eher: Er hätte das Sterben des Klubs bestenfalls hinausgezögert. 2002 war Tirol zwar wieder Meister, stand aber ohne Lizenz da, wurde liquidiert und nahm daher auch nicht mehr als der CL-Quali teil.

In diese rückte neben Sturm (mit dem erwähnten Aus gegen Maccabi Haifa) auch Vizemeister GAK nach, der aber nach lockeren Siegen gegen Sheriff Tiraspol gegen Lok Moskau ausschied. Das Spielchen wiederholte sich 2003, als es nach lockeren Siegen gegen Tirana zwei starke Leistungen gegen Ajax Amsterdam gab, die aber nicht ganz reichten. Ebensowenig wie Meister Austria gegen Marseille etwas erreichen konnte.

2004 versuchte es der GAK, diesmal als Meister, zum dritten Mal. Und wieder scheiterte er – obwohl es nach der 0:2-Niederlage im Hinspiel gegen Liverpool immerhin den ersten Sieg eines österreichischen Teams in England gab. Das 1:0 an der Anfield Road (Tor von Tokic) reichte aber nicht. Neun Monate später hielt Liverpool den Cup in Händen.

Rapid 2005

Die Dürrephase endete erst, als Rapid 2005 gegen Düdelingen weiterkam (ist ja auch nicht mehr selbstverständlich) und danach als drittes österreichisches Team in fünf Jahren Lok Moskau zugelost bekam. Einem von einem Valachovic-Elfmeter gesicherten 1:1 im Hanappi-Stadion folgte ein von einem späten Valachovic-Kopfball gesicherter 1:0-Sieg in Moskau, und Rapid war zum zweiten Mal in der Gruppenphase dabei.

6 Niederlagen
6 Niederlagen

Die Mannschaft reflektierte aber vor allem die tiefgraue Mittelmäßigkeit, in der sich der österreichische Fußball in dieser Zeit generell befand. Nur vier einheimische Spieler in der Startformation, dazu einige nicht mehr ganz junge Legionäre aus Osteuropa.

Im heiß erwarteten ersten Spiel gegen die Bayern zeigten sich die Münchner, die damals selbst ein schönes Stück von der echten europäischen Spitze entfernt waren, eher gelangweilt und nudelten sich mit einem Guerrero-Roller zu einem äußerst glanzlosen 1:0-Sieg, zwei Wochen später stand Rapid auswärts bei Juventus auf verlorenem Posten. Neun Jahre nach dem 0:5 im Delle Alpi gab’s ein 0:3.

Die beste Leistung gab es dann zweifellos im Heimspiel gegen Brügge. Rapid dominierte, spielte sich Chancen in Hülle und Fülle heraus, schaffte es aber auch im dritten Spiel nicht, die Kugel zumindest einmal über die Linie zu befördern. So kam, was kommen musste: Brügge schoss völlig entgegen dem Spielverlauf kurz vor Schluss das Tor und gewann.

Beim Rückspiel in Belgien brach Marek Kincl zwar nach 26 Sekunden die Torsperre, am Ende stand aber dennoch eine verdiente 2:3-Niederlage; Steffen Hofmann hatte das zweite Rapid-Tor erzielt. Damit war schon vor den zwei letzten Auftritten fix, dass Rapid als Gruppenletzter auch nicht in den UEFA-Cup kommen kann.

In der Allianz Arena erstarrten die Wiener dann vollends in Ehrfurcht und ließen sich 0:4 abschießen, und auch beim abschließenden 1:3 daheim gegen Juventus gab es keine Punkte mehr – aber immerhin noch ein Tor von Marek Kincl. Als einzige österreichische Mannschaft bisher schloss Rapid eine Champions-League-Teilnahme mit sechs Niederlagen in sechs Spielen ab.

Zweite Dürrephase – die Bullen-Ära

Aber immerhin war Rapid da noch einmal dabei. Das schaffte Salzburg, nach der Übernahme von Red Bull von einem chronisch klammen Abstiegskandidaten zu einem finanziell potenten Titelkandidaten geworden, nicht. 2006 durfte sich neben den Salzburgern (die erst mit Glück den FC Zürich eliminierten, dann nach einem 1:0 gegen Valencia auswärts 0:3 verloren) auch die Austria versuchen. Ohne Erfolg, gegen Benfica.

Am knappsten dran war Salzburg sicher 2007, als die Bullen erst locker über die Letten aus Ventspils hinweg fegten, dann das Heimspiel gegen Shachtar Donetsk 1:0 gewannen und auswärts mit dem ersten Angriff in Führung gangen. Shachtar brauchte in der Folge drei Tore, bis zehn Minuten vor Schluss stand es 1:1 und Salzburg sah wie der sicherere Sieger aus. Ehe ein (äußerst fragwürdiger) Elfer Donetsk 2:1 in Führung brachte und Brandão in der 87. Minute das entscheidende 3:1 markierte.

2008 bremste Rapid die Bullen in der Meisterschaft aus, rasselte aber schon im Juli gegen Anorthosis Famagusta aus dem Europacup. Im Jahr darauf war wieder Salzburg dran, kam mit extrem viel Glück über Bohemians Dublin und mit einigem Glück über Dinamo Zagreb drüber, ehe man gegen Maccabi Haifa chancenlos war. 2009 war ziemlich baugleich: Weiter gegen HB Tórshavn (trotz 0:1 auf den Färöern), weiter gegen Omonia Nicosia (mit mehr Glück als der Gesamtscore von 5:2 ausdrückt), Aus gegen Hapoel Tel-Aviv.

2011 schnappte sich überraschenderweise Sturm den Titel. In der CL-Quali mühte man sich mit Erfolg gegen Fehervar, mühte man sich mit Erfolg gegen Zestafoni und mühte sich mit einem 1:1 und einem 0:2 ohne Erfolg gegen BATE Borisov. Ehe 2012 Salzburgs Mega-Peinlichkeit gegen Düdelingen passierte.

Nun also die Austria

Mit dem mühseligen Weiterkommen gegen Hafnarfjardar und dem, so ehrlich muss man sein, doch eher glücklichen Weiterkommen gegen Dinamo Zagreb ist nun also nach achtjähriger Pause wieder ein Team der heimischen Bundesliga im Konzert der Großen mit dabei. Mehr als eine Statistenrolle wird es realistischerweise nicht zu spielen geben und ein Nuller-Auftritt wie von Rapid 2005 scheint deutlich wahrscheinlicher als der erste Sieg seit dem 2:1 von Sturm bei Panathinaikos am 20. Februar 2001.

Nur: Zumindest ist wieder mal ein rot-weiß-roter Vertreter mit dabei.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2013/09/16/osterreich-in-der-champions-league-ein-etwas-nostalgischer-ruckblick/feed/ 2