barazite – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Fri, 21 Oct 2011 11:04:24 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Alkmaars Spielanlage kommt der Austria entgegen – aber es reicht nicht ganz https://ballverliebt.eu/2011/10/20/alkmaars-spielanlage-kommt-der-austria-entgegen-aber-es-reicht-nicht-ganz/ https://ballverliebt.eu/2011/10/20/alkmaars-spielanlage-kommt-der-austria-entgegen-aber-es-reicht-nicht-ganz/#comments Thu, 20 Oct 2011 18:53:22 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5962 Alkmaars Spielanlage kommt der Austria entgegen – aber es reicht nicht ganz weiterlesen ]]> Lange Zeit sah es so aus, als sollte die Austria beim holländischen Spitzenteam AZ Alkmaar einen überraschenden Sieg einfahren. Damit klappte es nicht ganz, aber die Erkenntnis bleibt, dass die Spielanlage der Holländer dem System und den Stärken der Austria durchaus entgegen kam.

AZ Alkmaar - Austria Wien 2:2

Was muss man tun, um gegen AZ zu bestehen? Erstens, sich von der sehr variabel ausgerichteten Abwehrkette, aus der immer einer aufrückt – auch die Innenverteidiger – nicht verwirren lassen. Und Spieleröffner und -gestalter Rasmus Elm aus dem Spiel nehmen.

Rezept gegen Alkmaar

Beides machte die Austria in Alkmaar recht gut. Allerdings nicht, indem die Violetten so massiv aus Elm pressten. Sondern, in dem sie den Schweden selbst eher in Ruhe ließen, ihm aber durch geschicktes Stellungsspiel und gute Laufarbeit die Anspielstationen nahmen. Vor allem die beiden Flügel Gudmundsson und Beerens wurden relativ heftig unter Druck gesetzt, sodass die Holländer über die Flügel praktisch gar keine Gefahr erzeugen konnten.

In der Mittelfeld-Zentrale hatten Mader und vor allem Hlinka einen dezidiert defensiven Job, sie nahmen Maher und Wernbloom gut auf. Vor allem Wernbloom wich immer wieder auf die Flanke aus, stand dort aber eher Beerens auf den Füßen, anstatt konstruktiv nach vorne zu spielen.

Austria fühlt sich wohl…

Was die Austria vor allem in diesem Bereich des Platzes sehr gut machten, war das Gewinnen des Balles gegen eine nicht gerade passsichere Mannschaft aus Holland und das flinke Umschalten vor allem von Jun und Barazite. Gerade Letzterer arbeitete sehr viel auch nach hinten, bot sich immer an und war gegen den im defensiven Mittelfeld nach Ballverlusten relativ einsamen Elm nicht selten in der besseren Position.

Die Austria fühlte sich in ihrer Rolle, das Spiel nicht machen zu müssen sondern Fehler der Gegner zu provozieren und ausnützen zu können, sichtlich wohl. Das hieß, dass die Außenverteidiger nicht allzu viel nach vorne machen mussten, darin in ja schließlich vor allem Klein nicht gerade ein Meister. Sie schalteten die gegnerischen Flügel aus, während Gorgon und Junuzovic vor ihnen bei Ballgewinn ausschwärmten.

…und nützt die Chancen

Vorne kam Alkmaar somit nicht richtig durch und hinten ergaben sich immer wieder Lücken, welche die Austria – deren Chancenverwertung schon in Malmö sehr stark war – gnadenlos ausnützten. Erst lenkte Rechtsverteidiger Dick Marcellis einen Eckball zwischen Barazite und Ortlechner ins eigene Tor ab, dann nützte Gorgon eine Unstimmigkeit in der AZ-Abwehr – und die Favoritener führten beim Favoriten mit 2:0.

Was nicht unverdient war, schließlich kam vor allem Barazite immer wieder zu Halbchancen. Auf der anderen Seite konnte Alkmaar das Tor von Pascal Grünwald praktisch gar nicht unter Beschuss nehmen, daran änderten auch die diversen Vorstöße von Innenverteidiger Ragnar Klavan nichts. Im Gegenteil: Im Raum rund um Elm und vor der Dann-noch-Dreierkette breiteten sich Jun und Barazite mit Genuss aus.

Adjustierungen von Verbeek

Alkmaar-Trainer Geert-Jan Verbeek reagierte, indem er in der zweiten Halbzeit Linksaußen Gudmunsson und Beerens die Seiten tauschen ließ, die jeweils weiter ins Zentrum zog und Simon Poulsen sowie Dick Marcellis dafür deutlich mehr Verantwortung im Spiel nach vorne übernahmen mussten. Das hatte den sicherlich erwünschten Effekt, dass Gorgon und Junuzovic  nun komplett in der Defensive gebunden waren und das Flügelspiel der Austria nun tot war.

Es sorgte aber nicht für mehr Esprit im Spiel nach vorne und nicht für deutlich mehr Torgefahr. Weiterhin ging zu viel über die Mitte, wo die sehr gut gegen den Ball arbeitende Austria zumeist allem im Griff hatte. AZ schaffte es nicht, ein wirksames Flügelspiel zu etablieren, es wurde zu wenig hinterlaufen, die Abwehr der Austria zu wenig in die Breite gezogen.

Umstellung der Holländer…

Immerhin, Alkmaar kam in dieser Phase nie in die Gefahr, ein endgültig entscheidendes drittes Gegentor zu kassieren – erst in der 70. Minute hatten die Gäste nach einem Eckball die erste echte Torchance in der zweiten Hälfte, bei der der vermeintliche Torschütze Jun jedoch deutlich im Abseits stand. Kurz darauf stellte Verbeek um: Mit Altidore kam statt Maher eine echte zweite Spitze – es war nun ein sehr flüssiges 4-4-2.

Das bot der Austria zwar im nun deutlich entzerrten Mittelfeld-Zentrum Räume, um nach Ballgewinnen kontern zu können. Das bedeutete aber andererseits, dass die Holländer nun eine zweite Anspielstation im Zentrum hatten, die sie mit ihren oftmals etwas längeren Bällen bedienen konnten. Vor allem der für die rechte Seite eingewechselte Lewis machte Suttner große Probleme.

…macht sich bezahlt

Uns Lewis war es auch, der zehn Minuten vor Schluss den Anschlusstreffer für die Holländer vorbereitete: Eine seiner Flanken lenkte Petr Hlinka ins eigene Tor ab. Bitter, aber ein Treffer wäre es ohnehin geworden, weil hinter im Altidore einschussbereit stand. Und weil Alkmaar merkte, dass die Austria bei knapp vor das Tor gezogenen Flanken anfällig war, wurde die nächste Ecke genauso gebracht, und Wernbloom verwertete zum 2:2-Ausgleich. Daxbacher brachte daraufhin Linz für den müde gelaufenen Barazite – Unterschied machte es keinen mehr. Ebenso wenig wie der Ausschluss von AZ-Kapitän Moisander in der Nachspielzeit.

Fazit: Spielverlauf lässt 2:2 wie Niederlage anfühlen

Die Austria machte es gegen den nominell stärkeren Gegner lange Zeit sehr gut: Die Flügelstürmer aus dem Spiel nehmen, die Spitze isolieren, die Spieler im Halbfeld angehen und Taktgeber Elm die Anspielstationen nehmen. Das Mittelding aus 4-1-4-1 und 4-3-3, das Alkmaar 75 Minuten lang spielte, kam den Stärken und dem System der Austria sehr entgegen. Die Violetten nützten dazu ihre Chancen stark aus und blickten einem überraschenden Sieg entgegen.

Erst die Umstellung von Verbeek mit einer zweiten Anspielstation im Sturmzentrum und der Neubelebung der rechten Flanke mit Lewis statt Beerens (und in der 2. Halbzeit Gudmundsson) brachte das spielerische Übergewicht der Gastgeber auch auf das Scoreboard. Bitter für die Austria, dass es im Grunde zweimal das gleiche Tor war, das ihnen die Punkte raubte – jeweils eine kurz vor das Tor gezogene Flanke.

So fühlt sich das 2:2, das zweifellos für sich betrachtet ein wunderbares Ergebnis ist, tatsächlich eher wie eine Niederlage an.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2011/10/20/alkmaars-spielanlage-kommt-der-austria-entgegen-aber-es-reicht-nicht-ganz/feed/ 6
Zentrale Unterzahl und Hofmann-Loch – so war Rapid im Derby chancenlos https://ballverliebt.eu/2011/08/22/zentrale-unterzahl-und-hofmann-loch-so-war-rapid-im-derby-chancenlos/ https://ballverliebt.eu/2011/08/22/zentrale-unterzahl-und-hofmann-loch-so-war-rapid-im-derby-chancenlos/#comments Mon, 22 Aug 2011 11:15:43 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5567 Zentrale Unterzahl und Hofmann-Loch – so war Rapid im Derby chancenlos weiterlesen ]]> Eine gut aufgelegte Austria schlägt Rapid im 298. Wiener Derby klar mit 3:0 – weil die Grünen als schwächer besetztes Team auch noch das Mittelfeld hergaben. Und auch, weil ein überwunden geglaubtes Phänomen im Rapid-Spiel wieder auftauchte: Das Hofmann-Loch!

Rapid - Austria 0:3

Steffen Hofmann war zurück auf seiner nominellen rechten Seite! Dafür stellte Rapid-Trainer Peter Schöttel mit Harald Pichler und Stefan Kulovits zwei defensivere Spieler in die Mittelfeld-Zentrale seines 4-4-2. Was bedeutete, dass Rapid grundsätzlich eher auf Verhindern aus war – und dass die Austria das klar bessere Team ist, wurde schnell klar.

Rapid-Mittelfeld funktionierte nicht

Auch, weil das umbesetzte Mittelfeld der Grünen überhaupt nicht funktionierte. Das lag unter Anderem daran, dass das Zentrum nicht nur 2-gegen-3 unterbesetzt war, zumal auch die Rollenverteilung zwischen Pichler und Kulovits sehr unwucht war. Während Pichler tief stand und die Bälle eroberte, und diese dann auch schnell und möglichst intelligent zur Spieleröffnung weiter zu geben versuchte, hing Kulovits seltsam aufgabenlos in der Mitte herum. Es ging in keine Zweikämpfe, eroberte keine Bälle, und spielte, wenn er doch mal den Ball bekam, nur Alibi-Pässe.

Dazu kam, dass es Pichler an Anspielstationen fehlte. In Innsbruck und auch in seinen ersten Spielen bei Rapid agierte er in der Innenverteidigung und hatte vor ihm mit Hofmann einen zentralen Spielgestalter, dem er den Ball geben konnte. Im Zentrum dieses flachen 4-4-2 fehlte im diese Option: Prokopic links von ihm war mit Barazite defensiv vollzeitbeschäftigt, Kulovits brachte nichts. Außerdem standen vor allem in der Anfangsphase die sehr ähnlichen Spielertypen Alar und Nuhiu vorne viel zu eng zusammen.

So waren die langen Bälle, über die Rapid fast ausschließlich in die Spitze zu kommen versuchte, zum Scheitern verurteilt. Mit spielerischen Mitteln kam Rapid praktisch gar nicht vor das Austria-Tor – weil es einfach am Nachrücken fehlte. So musste der Ballführende vorne immer wieder das Tempo heraus nehmen und warten. So konnte sich die Austria immer recht problemlos stellen, bei Rapid wanderte der Ball mangels Ideen wieder zurück, und irgendwann kam der harmlose lange Ball. Und dann kam auch noch das Hofmann-Loch dazu.

Das Hofmann-Loch und Junuzovic

Es ist seit vielen Jahren so: Wenn Steffen Hofmann auf der rechten Seiten aufgeboten wird, hält er sich zumeist nicht daran und spielt im Grunde, wo er will. So entsteht das „Hofmann-Loch“, das der Rechtsverteidiger zu stopfen hat – diesmal war Michael Schimpelsberger der arme Hund. Er musste nämlich nicht nur selbst nach vorne gehen um anspielbar zu sein, sondern auch, um die Gegnerschaft möglichst früh zu empfangen.

Das war in diesem Fall Zlatko Junuzovic, der nach wenigen Start-Minuten auf der linken Seite mit Barazite tauschte und das Hofmann-Loch sehr geschickt bespielte. Und zwar, indem er sich recht tief stellte, sobald Hofmann die Flanke verließ – das passierte in den ersten 20 Minuten weniger, nach dem 1:0 für die Austria (Schrammel hatte bei einem Querpass in den Strafraum komplett auf Barazite vergessen) aber immer häufiger. Der Effekt war klar: Wenn Hofmann in die Mitte zog, stellte sich wie schon beschrieben der Großteil der Austria-Mannschaft sehr diszipliniert hinter den Ball – lediglich Jun und Barazite verblieben etwas höher, Linz natürlich ebenso.

Die tiefe Positionierung von Junuzovic aber ließ ihn nicht nur eine gute Anspielstation werden, nein, er hatte auch sehr viel Platz vor ihm, den er ausnützen konnte – viel Platz hinter ihm bringt in der Vorwärtsbewegung ja nichts. Kulovits musste hier zuweilen aushelfen, aber weil sich auch Jun tendenziell auf diese Seite orientierte, ging hier die meiste Gefahr aus.

Ein Krisenherd bereinigt, aber Violett bleibt flüssiger

Peter Schöttel reagierte in der Halbzeit zumindest auf einen der Schwachpunkte im Spiel seiner Mannschaft: Er nahm Kulovits vom Feld und brachte Drazan. Damit konnte der auf der linken Seite nach vorne unsichtbare Prokopic ins Zentrum, womit im nunmehrigen 4-1-3-2 der Sechser Pichler endlich eine Anspielstation vor ihm hatte. Somit lief das Spiel durchs Zentrum und die von Drazan besetzte linke Seite etwas besser.

Rapid tat sich nun leichter, den Ball in der gegnerischen Hälfte zu halten, das Hofmann-Loch blieb aber ebenso bestehen wie die Anfälligkeit in der Rückwärtsbewegung. Was aber vor allem am extrem starken Offensiv-Quartett der Austria lag: Der Kombination aus Junuzovic‘ Spielverständnis, Juns Arbeitsrate, Barazites Technik und Linz‘ Torriecher war Rapid nicht gewachsen.

Außerdem spielte Rapid der Austria mit der Spielweise der beiden Mittelfeld-Außen noch in einem weiteren Aspekt direkt in die Karten: Dadurch, dass es überhaupt nie passierte, dass bei Rapid einer zur Grundlinie durchging, sondern Flanken allenfalls aus dem Halbfeld kamen, wurden die Außenverteidiger Klein und Suttner direkt nach vorne gezogen, was natürlich eine astreine Einladung war, sich nach vorne einzuschalten.

Austria macht den Sack zu

Die vier vorne mit der Unterstützung von Klein und Suttner von den Seiten und dem guten Achter Grünwald als Link zwischen Abwehr und Angriff – das lief schnell, das lief flüssig, da kam Rapid nicht mit. Das war beim 1:0 nach einer Viertelstunde so, als Schrammel auf Barazite vergessen hatte, und das war beim 2:0 nach einer Stunde genauso, nur von der anderen Seite – Schrammel kann nicht klären, Querpass, und Junuzovic hatte sich von Schimpelsberger gelöst. Wenige Minuten später gab’s durch einen Bilderbuch-Konter mit One-Touch-Fußball (ja, und das in Österreich) das 3:0 – die endgültige Entscheidung.

Für die letzten 20 Minuten stellte Peter Schöttel auf 4-2-3-1 um, indem er Heikkinen für Nuhiu brachte; zudem musste Hofmann Trimmel weichen. Das Spiel war gelaufen und die Austria drehte nur noch an der Uhr und nicht mehr an der Daumenschraube. Dafür wuchs der Frust bei Rapid – so holte sich Heikkinen eine Verwarnung ab und Prokopic, nachdem er schon vor der Pause Klein unsportlich angegangen war, senste Margreitter um. Und sah dafür glatt Rot.

Fazit: Das Derby sagt mehr über Rapid als über die Austria

Die Austria hat mit dem 4-2-3-1, in dem Daxbacher sein Team jetzt regelmäßig spielen lässt, das optimale System für die Stärken seiner Spieler gefunden. Das Spiel der Violetten war kompakt, schnell und sehr gut aufeinander abgestimmt, weswegen der Sieg auch in der Höhe durchaus in Ordnung geht.

Dennoch sagt dieses 298. Wiener Derby mehr über Rapid aus. Mit Hofmann auf der rechten Seite wurde eine Baustelle wieder aufgemacht, die eigentlich bereinigt schien, außerdem hing Kulovits im Zentrum in der Luft. Weil er neben sich am Mittelkreis keinen Spielgestalter hatte, sondern einen Balleroberer, der auch Bälle verteilen kann – Pichler spielte die Kulovits-Rolle deutlich besser als es Kulovits überlicherweise macht.

Das Vertrauen auf das flache 4-4-2 kostete dem ohnehin auch individuell auf fast allen Positionen schwächer besetzten Team von Rapid dann zusätzlich auch noch die Kontrolle über das Zentrum. So hatte eine gut aufgelegte Austria letztlich keine ernsthaften Probleme – wer, wie Rapid in diesem Spiel, als schwächere Mannschaft auch noch das Mittelfeld hergibt, verliert letztlich verdient.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2011/08/22/zentrale-unterzahl-und-hofmann-loch-so-war-rapid-im-derby-chancenlos/feed/ 1
Junuzovic ermöglicht das Austria-Comeback https://ballverliebt.eu/2011/03/20/junuzovic-ermoglicht-das-austria-comeback/ https://ballverliebt.eu/2011/03/20/junuzovic-ermoglicht-das-austria-comeback/#comments Sun, 20 Mar 2011 21:26:48 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4394 Junuzovic ermöglicht das Austria-Comeback weiterlesen ]]> Ein schnelles 1:0 und dann sah Red Bull Salzburg bis zur 51. Minute wie der sichere Sieger der heutigen Bundesliga-Partie aus. In einer qualitativ hochwertigen Partie war es aber schließlich Zlatko Junuzovic, der mit seinem Ausgleichstreffer den Reset-Knopf drückte. Letztlich teilten sich Meister und Wieder-Tabellenführer die Punkte – am Ende eine gerechte Sache.

Red Bull Salzburg - Austria Wien (1. HZ)

Theorie und Praxis
Ein 4-4-2 hatte sich Huub Stevens da gebastelt, mit dem er die Austria im eigenen Stadion schlagen wollte. Der wieder genesene Schwede Gustaffson hütete das Tor, vor ihm verteidigten Hinteregger,  Afolabi, Schiemer und Dudic. Mit Svento, Mendes (Leitgeb war erkrankungsgeschwächt auf der Bank), Cziommer und Jantscher war die Ausrichtung in der Zentrale personell offensiv. Roman Wallner und Alan gaben am Papier die Spitzen.

4-1-3-2 war die magische Formel von Karl Daxbacher. Heinz Lindner im Kasten, Koch, Margreitter, Ortlechner und Suttner als Defensivabteilung, vor der Baumgartlinger aufräumen sollte. Klein war als Rechtsaussen vorgesehen, als OM betätigte sich Junuzovic zentral, auf der anderen Seite startete Liendl. „Roligol“ Linz und Barazite standen als Stürmer parat. Soweit zur Theorie.

In der Praxis war die Formation der Salzburger oft als 4-1-3-1-1 wahrzunehmen. In der Rolle als 6er wechselten sich Cziommer und Mendes ab, zumeist blieb aber Cziommer etwas weiter hinten. Mendes hingegen begann schnell, zum Salzburger Fädenzieher im Zentrum zu werden. Cziommer gab in der Offensive brav den Nachrücker. Ähnliches bei Wallner und Alan. Gemeinsam vorne fand man beide nur selten. Zumeist brach in der Offensivbewegung nur einer in den Strafraum durch (meist Wallner), der andere postierte sich hängend als allfällige Anspielstation oder für ein Dribbling. Die Austria hingegen kam in den ersten Minuten kaum ins Spiel, weil Salzburg zeigte, was eigentlich an offensiver Stärke im Team drinsteckt, aber von Huub Stevens bislang oft unzureichend hervorgekitzelt wurde.

Das Ergebnis war das 1:0 in Minute 8. Ein abgefälschter Volleyschuss von Cziommer hatte das Gehäuse von Heinz Lindner noch knapp verfehlt, beim folgenden Corner hatt die Abwehr der Veilchen auf den aufgerückten Milan Dudic vergessen. Der nickte die Kugel ziemlich unbedrängt ein.

Salzburg dominiert
Und dann geschah erneut etwas selten Gesehenes: Der spielerische Einbruch bei Salzburg blieb aus. Heuer ließ sich oft beobachten, wie Salzburg nach geglückter Führungohne ersichtlicher Ursache zunehmend immer defensiver und spielerisch schwächer wurde, und die spielerische Überlegenheit nach und nach verlor. Diesmal aber setzten die Bullen ihr druckvolles Spiel unvermindert fort. Spielanteile sicherte die Austria sich nur wenig, einzelne Angriffsversuche scheiterten an der gut postierten Hintermannschaft des Heimteams. Konter wurden nicht schnell genug ausgeführt und oft schon im vorderen Mittelefeld unterbrochen. Svento und Jantscher (der heute endlich einmal zu überzeugen wusste) hatten ihre Seiten im Griff, der quirlige Barazite wurde in der Mitte gut kontrolliert und Linz zeigte schlicht nicht besonders viel. Und so blieb den Gästen bis zur Pause kaum mehr übrig, als den eigenen Strafraum möglichst sauber zu halten.

Karl Daxbacher war das alles freilich nicht entgangen. Seine Versuche, einzelne Spieler weiter vor oder zurück zu beordern (so geschehen etwa  mit Baumgartlinger, dessen zwischenzeitlicher Einsatz als ZM aber glücklos war, weswegen er bald wieder in die DM-Rolle gesteckt wurde) hatten nicht gefruchtet, er reagierte mit einem Wechsel. Liendl, der gegen Jantscher und Dudic kaum einen Stich gelandet hatte, blieb in der Kabine. Statt ihm fand sich Stankovic am Platz wieder, der eine offensivere Interpretation seiner Rolle spielte und sich mehr in die Mitte orientierte. Eine Verstärkung, die sich – wenn auch nicht unmittelbar offensichtlich – im Laufe der Partie bezahlt machte, vorerst aber nicht bemerkbar war. Die zweite Hälfte begann, wie die erste geendet hatte: Red Bull machte Druck, die Austria konnte kaum mehr tun als Dagegenhalten. Dann kam die 51. Minute und Zlatko Junuzovic.

Junu schlägt zu
Der erste geglückte Vorstoß dieser Spielhälfte brachte der Austria den Ausgleich. Julian Baumgartlinger passte auf den Zentral stehenden Junuzovic. Ein Zuordnungsproblem zwischen Afolabi und Schiemer hatte dazu geführteEder aus rund 20 Metern ins linke Eck. Eddie Gustaffson hatte keine Chance, den Stellungsfehler seiner Vorderleute auszubügeln.

Dieses Tor führte nicht nur zu einem dem Spielverlauf unangemessenen Spielstand, sondern auch dazu, dass das Spiel der Austria auf einmal Fahrt aufnahm. In gerade einmal zehn Minuten entwickelten sich die Gäste zu einem gleichwertigen Gegner. Die Freude über das 1:1 war aber nur einer der Gründe dafür. Die anderen zwei: 1. Stankovic hatte ins Spiel gefunden und machte Jantscher das Leben deutlich schwerer als Liendl – in der Defensivbewegung, wohlgemerkt.

Offensiv knüpfte er gut an Baumgartlinger und Junuzovic an und rückte mehr in Richtung Mitte. Dadurch erhöhte er als weitere An- und Mitspielstation die Dichte im Mittelfeld, was zu mehr Ballgewinnen in der Zentrale führte. 2. Die Zentrale der Veilchen stand im Rückwärtsgang jetzt deutlich dichter und Daxbacher hatte die Defensivreihe weiter vorrücken lassen. Das beschleunigte den Angriffsaufbau und zwang Salzburg, mehr auf die Seiten auszuweichen. Bei Salzburg wurden die Mittelfeld-Rackerer Cziommer und Mendes langsam etwas müde.

Schön anzusehen
Auf langsames Rasenschach ließen sich beide Teams trotz der neuen Situation nicht ein. Und so begann das Spiel hin- und her zu wogen – Salzburg meist über die Flanken, die Austria mit mehr Fokus auf die Mitte – und erinnerte mich immerhin stellenweise an das, was man gern in der englischen Premier League zu sehen kriegt: Angriff ist die beste Verteidigung, jeder Spieler kann ein Teil davon sein.

Kritisch wurde es in Minute 62. In Folge einer Vorteilsituation flankte Jantscher den Ball scharf und knapp vor das Tor von Heinz Lindner. Koch wollte den Ball mit der Brust wohl stoppen und wegschlagen, doch stattdessen sprang er entgegen der Bewegungsrichtung seines Torwarts an selbigen vorbei. Lindner reagierte aber blitzartig, und schlug das Leder weg. Eindeutige Kamerabilder zu der Situation gibt es nicht, meiner Einschätzung nach war der Ball aber maximal auf Höhe der Linie und keinesfalls drüber. Der Linesman, der ebenfalls kein Eigentor gesehen hatte, dürfte also Recht haben. Große Reklamationen gegen diese Entscheidung blieben zudem aus.

Was das Back and Forth von der Premier League aber deutlich unterschied, war eine gewisse Planlosigkeit im Angriff. Auf beiden Seiten brauchte es Einzelaktionen (hier ein Vorstoß von Svento in den Strafraum, dort ein Dribbling von Barazite) um aus schnellen Vorstößen wirkliche gefährliche Situationen erwachsen zu lassen. Dem kam positiv entgegen, dass beide Abwehrreihen mit fortschreitender Zeit immer fehleranfälliger agierten.

Red Bull Salzburg - Austria Wien (2. HZ)

Afolabi vergibt den Matchball
Und  so war es Schiemer, der sich in Minute 79 von Baumgartlinger foppen ließ, und diesen zu Fall brachte. Der Austrianer wäre aber vorbei und Schmier, je nach Interpretation der Lage, möglicherweise auch letzter Mann gewesen. Die Berührung war freilich keine heftige, was Schörgenhofer dazu bewog, nichts anzuzeigen. Meiner bescheidenen Meinung nach eine Fehlentscheidung, auch wenn der Austrianer nicht zwingend hätte stürzen müssen. Huub Stevens brachte nun frisches Blut, und nahm Dudic für Sekagya vom Platz. Davor warauf Seiten Salzburgs schon Leitgeb für Cziommer ins Spiel gekommen und die Austria probierte es mittlerweile mit Jun anstelle des ineffektiven Roland Linz.

Zwei Minuten nach der potentiellen Notbremse hatten die Hausherren den Matchball am Fuß. Wallner schaffte es am Strafraumeck gleich an zwei Gegnern vorbei, und legte für Afolabi ab. Der donnerte den Ball aus sieben, acht Metern klar am Kasten vorbei. Vorausgegangen war ein Stellungsfehler von Ortlechner.

Selbiger erwischte Stankovic wenige Minuten darauf mit einer ungestümen Attacke, kam aber ohne Karte davon. In Minute 90 war es Barazite, der sich mit aggressiven Nachsetzen nach einem Junuzovic-Zuspiel noch eine Ecke gegen Mendes herausholte.

Für die letzten paar Minuten nahm Karl Daxbacher den Arsenal-Neuzugang vom Feld und gab mit der Einwechslung von Hoheneder zu verstehen, dass er mit dem 1:1 zufrieden war. Ein erfolgloser Eckball für Salzburg, bereits nach Ablauf der drei Nachspielminuten, besiegelte dieses gerechte Ergebnis schließlich.

Fazit

Bundesliga sollte öfter so aussehen.  In der ersten Spielhälfte überraschten die Bullen mit einer ihrer besten Saisonleistungen, in den zweiten 45 Minuten lieferten beide Teams sich einen offenen Schlagabtausch. Gut und gerne hätte das Spiel auch einen Sieger hervorbringen können, denn zwei, drei sehr gute Torchancen fanden beide Teams auf jeden Fall vor. Zahlreiche Halbchancen und viel Bemühen beiderseits kennzeichneten einen unterhaltsamen Sonntagnachmittag.

Mein Vergleich mit der Premier League mag überzeichnet sein, so ganz im Prinzip war das heute aber zumindest eine Light-Ausgabe des Geschehens, dass man sonst nur bei Spitzenspielen a la Manchester United vs. Arsenal London gerne zu sehen bekommt. Natürlich läuft der Inselkick noch um zwei Gänge schneller und sieht dabei noch gepflegter aus, aber das wäre dann doch ein grob unfairer Maßstab.

Der unerwartete Ausgleichstreffer der Austria, sowie die Hereinnahme von Stankovic, die Verdichtung des Mittelfelds und die bessere Anbindung der nach vorne gezogenen Defensivabteilung waren die Faktoren, die die Partie von der Einbahnstraße zum Schlagabtausch auf Augenhöhe führten. Der Meister aus der Mozartstadt hat gezeigt, was spielerisch in diesem Kader drinsteckt, wenngleich es Huub Stevens nicht gelungen ist, das Kräfteverhältnis der ersten Halbzeit wiederherzustellen. Man muss aber berücksichtigen, dass ihm – von Leitgeb abgesehen – auf der Bank keine Alternativen zur Verfügung gestanden waren. Ulmer ist ein Verteidiger, Hierländer hätte sich bestenfalls als Wallner-Ersatz angeboten und Boghossian ist .. eben Boghossian. Warum der Red Bull-Coach der unbeweglichen Salzsäule aus Uruguay nach wie vor Vertrauen schenkt, bleibt mir unbegreiflich.

]]>
https://ballverliebt.eu/2011/03/20/junuzovic-ermoglicht-das-austria-comeback/feed/ 5