Ballverliebt Classics – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Mon, 18 May 2020 06:52:37 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Salzburg, Inter, der UEFA-Cup, der Lattenpendler und das Lied https://ballverliebt.eu/2020/05/14/salzburg-inter-uefa-cup-1994-finale/ https://ballverliebt.eu/2020/05/14/salzburg-inter-uefa-cup-1994-finale/#respond Thu, 14 May 2020 06:34:22 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=16950 Salzburg, Inter, der UEFA-Cup, der Lattenpendler und das Lied weiterlesen ]]> Von der rechten Stange an die linke und von dort zurück ins Feld: Marquinhos Lattenpendler im Rückspiel des UEFA-Cup-Finales von Salzburg gegen Inter Mailand 1994 ist eine der bekanntesten Szenen der österreichischen Fußball-Geschichte.

Aber wie war das damals wirklich?

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Wir waren Außenseiter, man hat über uns gelacht:
„Ihr seid doch keine Mannschaft, ihr habt’s zu nichts gebracht“

Der 3. Juni 1992, ein verregneter Abend im Wiener Praterstadion. Salzburg geht als Tabellenführer in den Showdown am letzten Spieltag, ein Remis bei der Austria würde zum ersten Meistertitel der Klubgeschichte reichen. Aber nach 20 Minuten zieht Ogris von der Strafraumgrenze ab, Salzburg-Keeper Ilsanker berechnet den tückisch aufsetzenden Ball völlig falsch – das 0:1.

Es ist ein giftiges, aufgeheiztes Spiel voller Feindseligkeiten. Peter Stöger will einen Elfer schinden, sieht Gelb wegen Schwalbe; Austria-Trainer Prohaska stürmt zu Linienrichter Hitzenhammer und brüllt ihm aus etwa 10 Zentimetern Entfernung ins Ohr: „Des gibt’s jo goa net! Heast, sog amoi!“ Nach dem Seitenwechsel verwertet Toni Pfeffer nach einer Ecke zum 2:0, Salzburg gelingt nur noch der Anschlusstreffer, der Titel ist am letzten Spieltag gegen die Austria verloren.

Ein Jahr später, der 22. Mai 1993: Salzburg hat in der Tabelle vier Punkte (also zwei Siege, Zwei-Punkte-Regel!) Vorsprung und empfängt die Austria am viertletzten Spieltag. Man ist besser, lässt sich auch vom Rückstand nicht schocken und gleicht schnell aus. Die Austria geht aber erneut in Führung, legt nach der Pause das 3:1 nach und gewinnt. Salzburg verliert eine Woche später auch bei Rapid, die Austria wird wieder Meister.

Wir gingen oft zu Boden, doch niemals waren wir K.o.

Wenn es gegen die Austria hart auf hart kommt, knickt Salzburg ein: Dieses Image hat man sich ab 1991, als Otto Barić Trainer in Lehen geworden war, mit großen Enttäuschungen aufgebaut – 1:2 und 1:3 in den entscheidenden Spielen um die Titel von 1992 und 1993, dazu zwei Niederlagen im Cup in jenen beiden Jahren.

Für die Saison 1993/94 startete man unverdrossen den nächsten Anlauf zum Premieren-Titel. Präsident Rudi Quehenberger („Westbahn-Rudi“) lotste Routinier Peter Artner (von der Admira) und den jungen Adi Hütter (von Zweitligist GAK) sowie Damir Mužek (von Sturm Graz) an die Salzach. Salzburg setzte sich im Herbst zusammen mit der Austria und der Admira vom Rest der Liga ab.

Nach der Winterpause kam die Admira nicht mehr ganz mit, es spitze sich also wieder auf ein Titelduell zwischen Austria und Salzburg zu. Vier Jurčević-Tore sorgten im März für einen 4:0-Sieg der Salzburger im Horr-Stadion.

Wir standen auf und kämpften, lernten unseren Job

Die Spielweise des Teams entsprach der Zusammenstellung des Kaders und das Zauberwort, um es mit einem heute geläufigen Terminus zu beschreiben, ist „Polyvalenz“. Es gab gefühlt sechs verschiedene Spieler, die man als Achter spielen lassen konnte – dafür nur einen wirklichen Stürmer (Jurčević, zumindest nach dem Weggang von Sabitzer im Herbst) und zwei bis drei echte Manndecker (Fürstaller, Lainer, Garger) sowie ein Duo, das praktisch nur am Flügel spielte (Winklhofer und Aigner) und einen Jungspund, der wahlweise am Flügel oder im Angriff zum Einsatz kam (Amerhauser).

Alle anderen konnten jederzeit eine sowohl offensive als auch defensive Rolle im Mittelfeld-Zentrum spielen. Vor Torhüter Otto Konrad war Routinier Heribert Weber Stamm-Libero, Feiersinger übernahm diesen Posten später sogar im Nationalteam. Pfeifenberger spielte je nach Bedarf Sturmspitze vorne oder Manndecker hinten. Hütter war von links hinten bis zur Zehn überall denkbar. Artner war die Lunge im Zentrum. Der elegante Passgeber Mužek war bis zu seiner Schulterverletzung gegen Sporting gesetzt. Der im Winter aus der peruanischen Liga geholte Brasilianer Marquinho, eigentlich ein Zehner, war sich auch nicht zu schade, den defensiven Kettenhund für gegnerische Gestalter zu geben. Und wenn alle personellen Stricke am Reißen waren, war immer noch Michael Steiner da.

Sieht man sich die Bundesliga-Tabelle zum Zeitpunkt des Final-Hinspieles an, sieht man damit aber auch sofort, wo die Stärken des Salzburger Teams waren.

Man hatte jede Menge Läufer, unermüdlich und kampfstark, die auch mit dem Ball umgehen konnten. Aber echte offensive Kreativspieler gab es kaum – dafür waren die Salzburger in einer Liga, in der es primär ums Zerstören ging, in ihrem Element: Weil man so ungewöhnlich viele ballsicherere Mittelfeldspieler hatte, kamen die Gegner oft gar nicht erst dazu, Salzburg unter Druck zu setzen.

Siebenmal spielte Salzburg in dieser Bundesliga-Saison 0:0, fünfmal gewann man 1:0, siebenmal 2:0. Nur dreimal kassierte man mehr als ein Gegentor, in 23 der 36 Partien hielt Torhüter Otto Konrad seinen Kasten sauber. Salzburg spielte elegant, aber der Erfolg basierte primär darauf, dass hinten nichts anbrannte.

Der Schnitt von nur 0,5 Gegentoren pro Spiel – also 18 in 36 Matches – ist eine vorher und seither niemals erreichte Marke.

Unsere Träume, die haben sich erfüllt

Im Herbst 1992 hatte Salzburg im UEFA-Cup noch Pech mit der Auslosung, musste gleich gegen Ajax Amsterdam ran und war chancenlos. Im Herbst 1993 nützte man es aus, gegen nicht ganz so große Gegner spielen zu dürfen: Mit vier Siegen ohne Gegentor gegen Dunajská Streda und Antwerpen (fünf Monate zuvor noch im Finale des Cups der Cupsieger) qualifizierte sich Salzburg für das Achtelfinale gegen Sporting aus Lissabon.

Dem 0:2 im Hinspiel in Lissabon folgte – trotz allem, was danach noch kommen sollte – das wohl legendärste Spiel der Klubgeschichte. Im schon winterlich kalten Salzburg überstand man die Anfangsoffensive des von Luis Figo und Krassimir Balakov orchestrierten Teams, kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit stellte Leo Lainer – der Vater von Stefan Lainer – auf 1:0. In der Folge suchte Salzburg das Tor zur Verlängerung, aber wie fast immer tat man sich schwer mit dem Kreieren großer Chancen und kurz vor Schluss musste auch noch Kurt Garger mit Gelb-Rot vom Platz.

Dann zog Adi Hütter in der Nachspielzeit einfach mal aus 25 Metern ab und traf tatsächlich zum 2:0. So ging es in die Verlängerung. Sporting war psychisch angeschlagen, eingeschüchtert vom engen, lauten Stadion in Lehen und auf dem halb gefrorenen Boden konnten die Portugiesen auch ihre Technik kaum ausspielen. Amerhauser erzielte das 3:0, Salzburg hatte das Viertelfinale erreicht.

Denn wir sind die Glücklichsten auf dieser Welt

Eintracht Frankfurt war mit feinem Offensiv-Fußball Herbstmeister in der deutschen Bundesliga geworden: Der elegante Uwe Bein, der trickreiche Jay-Jay Okocha und Maurizio Gaudino gestalteten das Spiel, Anthony Yeboah und Jan Furtok sorgten für die Tore. Die Form wurde aber nicht gehalten: Als es am 3. März ins Hinspiel gegen Salzburg ging, war die Eintracht seit acht Spielen (bei 4:16 Toren) ohne Sieg.

Trainer Klaus Toppmöller brach den sensiblen Manni Binz (indem er ihn den Libero-Posten zugunsten des jungen Mirko Dickhaut wegnahm und Binz ins Mittelfeld degradierte), war im Clinch mit dem schwierigen Maurizio Gaudino (der nach dem Hinspiel kurzfristig sogar aus dem Kader flog), Uwe Bein bastelte an seinem Abschied. Okocha blieb daheim, weil nur drei Ausländer erlaubt waren und Toppmöller neben den gesetzten Tskhadadze und Manndecker Komljenović lieber Stürmer-Flop Mihajlović mitnahm – in der Bundesliga belastete Tskhadadze wegen seines offiziellen Amateur-Status nicht das Ausländer-Kontingent, im Europacup schon. Winter-Neuzugang Doll durfte im UEFA-Cup nicht spielen, Yeboahs Sturmpartner Furtok lag wie Bein mit Grippe im Bett.

Kurz: Die Voraussetzungen für Salzburg waren gut, weil Frankfurt zwar Qualität hatte, aber sehr mit sich selbst beschäftigt war. Salzburg gewann in Wien 1:0 und Quehenbergers Entscheidung, auf den Heimvorteil im kleinen Lehener Stadion zugunsten eines mit knapp 50.000 Zusehern ausverkauften Happelstadions zu verzichten, erwies sich als richtig. Die Entscheidung, Tskhadadze in der Hitze des Gefechtes anzuspucken, war für Otto Barić dafür keine gute, er wurde für vier Spiele gesperrt. Auch die unverholen rassistischen Rufe, welche die Ballkontakte Yeboahs begleiteten, führten zu Frankfurter Unmut.

Eintracht-Legende und Vorstandsmitglied Bernd Hölzenbein ärgerte sich, weil ja eigentlich „selbst Freiburg stärker ist als Salzburg“, zwei Wochen später gewann die Eintracht das Rückspiel 1:0 und das Elferschießen musste entscheiden. Konrad parierte gegen Gaudino, Feiersinger zielte zu hoch. Torhüter Uli Stein verwertete den fünften Versuch von Frankfurt selbst. Nachdem Konrad gegen Binz gehalten hatte, ging Thomas Winklhofer zum Punkt. Konrad schickte ihn wieder weg, trat selbst an, traf. Salzburg war im Halbfinale.

Dort traf man auf Karlsruhe. Der KSC war zwar grundsätzlich in starker Form – 7:0 gegen Valencia, Siegesserie in der Bundesliga – aber hatte personelle Schwierigkeiten. Ex-Teamspieler Rolff und Stürmer „Euro-Eddy“ Edgar Schmitt waren gesperrt; dazu fehlten die Manndecker Slaven Bilić und Burkhard Reich, Spielmacher Manni Bender und Offensiv-Allrounder Eberhard Carl mit Verletzungen.

Trainer Winnie Schäfer spielte dafür auf der Medien-Klaviatur. Am Cover der „Sport-Bild“ verkündete er eine Woche vor dem Hinspiel: „Ich will Salzburgs Super-Torwart“! Dieser war beim Hinspiel in Wien, wie so oft, auch nicht zu überwinden, aber mit dem 0:0 war in Karlsruhe niemand wirklich unzufrieden. „Der KSC holt aus zum ganz großen Wurf“, schrieb Harald Kaiser im Kicker, und umso größer war die Ernüchterung, als zwei Wochen später ein 1:1 im Karlsruher Wildpark nicht die Badener, sondern die Salzburger ins Endspiel brachte.

„Mit viel Herz, aber wenig Hirn“ stemmte sich Karlsruhe nach Stadlers frühem 1:0 gegen das Ausscheiden, hieß es im deutschen Fachblatt. Lainer vertrat den gelbgesperrten Heri Weber als Libero und hätte Christian Fürstaller nicht einmal geschlafen und das Abseits aufgehoben, wäre Karlsruhe wohl nicht mal der Ausgleich gelungen.

Die gelben Karten für Feiersinger, Hütter und Jurčević schmerzten aber. Das Trio war für das Final-Hinspiel gesperrt.

Denn wir, nur wir, wir sind die Sieger

Die Euphorie um die Salzburger trieb derweil ungekannte Blüten. Herbert Prohaska, mittlerweile Teamchef, schonte beim zwischen Halbfinale und Finale angesetzten Länderspiel gegen Schottland die Europacup-Helden und er berief nur einen Salzburger ein (Hütter, der dann auch gleich ein Tor erzielte); beim Liga-Match gegen Sturm (0:0) platzte das Lehener Stadion aus allen Nähten und selbstverständlich waren auch die knapp 50.000 Karten für das Final-Hinspiel gegen Inter Mailand in kürzester Zeit vergriffen.

Es wurde sogar ein Song aufgenommen, „Wir sind die Sieger“ (dessen Versen die Zwischentitel dieses Textes entnommen sind), der nach dem Finale als Single erschien und auf Platz zwei der österreichischen Charts schoss. Weil man außer Innsbruck und Platzhirsch Austria keine natürlichen Feinde hatte, war Salzburg fast jedem irgendwie sympathisch und die breite Masse vergönnte dem Verein nach den Tiefschlägen der letzten Jahre den Erfolg.

Gleichzeitig gab es in Otto Barić eine Reizfigur, aber der Erfolg ließ Kritik an „Otto Maximale“ verstummen und die unverkennbare Balkan-Färbung in seiner Sprache auch noch nach fast drei Jahrzehnten im deutschsprachigen Raum war sein Markenzeichen. Der spröde Barić, humorloser Vorgesetzter einer Truppe voller Sunnyboys, wirkte gerade dadurch etwas aus der Zeit gefallen und wurde zur Kultfigur.

Wir, wir trösten nicht Verlierer

Und man rechnete sich auch gegen Inter Mailand Chancen aus. Die Nerazzurri hatten eine fürchterliche Saison hinter sich. Trainer Osvaldo Bagnoli war im Februar auf Platz sechs liegend entlassen worden, weil das den Ansprüchen nicht genügte; Nachfolger Giampiero Marini rettete mit zwei Siegen und zwei Remis aus zwölf Spielen gerade noch einen Punkt vor einem Abstiegsplatz (!) ins Ziel. Im UEFA-Cup kam man im Viertelfinale nach einem 3:1-Auswärtssieg in Dortmund daheim noch ins Zittern, ebenso im Halbfinale nach der Hinspiel-Niederlage in Cagliari. Der Borussia konnte man eine gewisse Klasse unterstellen, die in der Serie A gegen den Abstieg kämpfenden Sarden hatten, nun ja, kein Weltformat.

Im März kündigte Präsident Pellegrini an, dass man bei neuen Verträgen wegen finanzieller Schwierigkeiten fortan 30 Prozent weniger Gehalt anbieten muss. Torhüter Walter Zenga war bei den Fans dermaßen untendurch, dass er zuweilen Polizeischutz brauchte und seine Frau im Fernsehen eine Nachricht von ihm verlesen musste, in der er sich über undankbare Fans beklagte.

„Wir haben Probleme im psychischen, körperlichen und taktischen Bereich“, konstatierte Marini nach zwei Wochen Amtszeit, wenig später stellte er das komplette System um – und verlor 1:4 in Parma. Nach nicht einmal einem Monat hatte Präsident Pellegrini von Marinis Volten und dem freien Fall in der Tabelle genug und verpflichtete Ottavio Bianchi als neuen Coach – aber erst für die kommende Saison. Marini war als Inter-Trainer ab Ende März eine lebende Leiche.

Nun sind wir eine Mannschaft, wir haben es geschafft

Inter hatte in seiner Zusammensetzung 1993/94 zwei Probleme. Zum einen ein taktisches, da es keinen echten Stürmer gab, aber zwei Spieler, die sich als Bindeglied zwischen den Linien verstanden, mit Platz für sich und einer echten Sturmspitze vor sich: Dennis Bergkamp und Rubén Sosa. „Bergkamp gefällt es, von hinten zu kommen. Ich will aber auch nicht ganz vorne spielen“, erklärte Sosa im Kicker: „Ich brauche Raum, in dem ich mich bewegen kann. Wenn ich links hängend spiele, bin ich wertvoller.“

Das zweite Problem war ganz profan das Tempo in der Defensive. Giuseppe Bergomi war schon über 30 Jahre alt, Libero Sergio Battistini ebenso, und die schnellsten waren sie ohnehin nie. In der Startformation des Hinspiels gegen Salzburg war nur ein einziger Spieler jünger als 27 Jahre, nämlich Dennis Bergkamp (25).

Der Plan von Otto Barić war relativ simpel: Inters Zentrum abtöten, aggressives Flügelspiel nach vorne zeigen und mit Tempo in der Spitze die langsame Inter-Abwehr aushebeln. Und oh boy, hat das funktioniert. Zumindest die ersten beiden Punkte.

Die Namen im Line-up – Pfeifenberger, Marquinho und Amerhauser, dazu Stadler UND Flügelspieler Aigner – deuteten auf eine offensive Strategie an. Aber Pfeifenberger (gegen Jonk) und Marquinho (gegen Manicone) waren wie Artner (gegen Berti) defensive Manndecker im Zentrum. Im Angriff wurde aus der Personalnot eine Tugend gemacht – mit den schnellen, wendigen Amerhauser und Stadler.

Inter versuchte, nach Ballgewinnen schnell nach vorne zu kommen, aber das Zentrum bekam keine Luft und die Zuspiele nach ganz vorne waren zu ungenau. Salzburg hingegen nützte die dennoch relativ offenen Spielweise und das Aufrücken bei Inter zu überfallsartigen Angriffen.

Bianchi konnte Aigner kurz vor der Strafraumgrenze nur noch per Foul stoppen und sah Gelb (11.), Amerhauser verpasste einen Stanglpass von Winklhofer knapp vor dem Tor (13.), Paganin klärte nach einem Stadler-Solo gerade noch vor Amerhauser (14.). Einige Zeit später strich ein Kopfball von Pfeifenberger knapp über die Latte und nach einem Lochpass von Marquinho wurde Pfeifenberger gerade noch ausreichend bedrängt.

Nach einer halben Stunde war Inter noch nicht planvoll vor das Tor von Otto Konrad gekommen, aber Salzburg hätte schon deutlich führen können. Und weil das bei Inter eben abgezockte Italiener waren, nützten sie eine kleine Unachtsamkeit sofort aus: Ein schnell abgespielter Freistoß, Berti entwischte Artner, und zack, führte Inter 1:0.

Wir kämpfen immer weiter, was immer auch kommen mag

Das ganze Gefüge des Spiels änderte sich mit Inters Auswärtstor schlagartig. Die Mailänder schalteten nun nicht mehr so schnell um, vermieden vertikale Risiko-Pässe. Damit erkauften sie sich längere Ballbesitz-Phasen, sie konnten das Tempo herausnehmen und erhielten Kontrolle über das Spiel. Salzburg war geschockt und mit der letzten Aktion der ersten Hälfte hämmerte Sosa den Ball auch noch an die Latte. Ein 0:2 wäre wohl das Ende aller österreichischen Hoffnungen gewesen.

Gleich nach Wiederanpfiff entwischte Aigner ein weiteres Mal seinem Gegenspieler Bianchi, wieder folgte ein taktisches Foul, und damit musste Bianchi mit Gelb-Rot vom Platz gehen. Der personeller Vorteil war aber keineswegs ein spielerischer Vorteil für Salzburg. Denn Bergkamp orientierte sich nun eben auf die linke Abwehrseite und Inter stellte sich hinten hinein und drehte an der Uhr. Satte 40 Minuten lang.

„Wir haben in der Serie A zu oft auf Remis gespielt und dann doch knapp verloren“, hatte Sosa im Vorfeld moniert. In der zweiten Halbzeit von Wien spielte Inter nun wieder auf halten, aber mit allen taktischen Vorteilen auf seiner Seite. Ein Gegentor wäre kein Drama, ein Auswärts-1:1 in Unterzahl immer noch ein gutes Resultat. Mit dem tiefen Block, in dem Inter nun verteidigte, verpuffte Salzburgs geplantes Tempospiel in der Spitze komplett. Und das Fehlen von Kreativspielern, die eine massierte Abwehr mit tonnenweise internationaler Erfahrung knacken könnten, wurde nun überdeutlich.

Ohne eine zweite Spitze rückte Weber ins Mittelfeld auf und Lainer übernahm den Libero-Posten, aber bei aller Kontrolle im Mittelfeld kam Salzburg praktisch nie in gute Schuss-Positionen. Einmal übersah die Inter-Abwehr Stadler, der aber überhastet abschloss und verzog (60.), genau wie der für Amerhauser gekommene Mužek (71.), der dann noch einmal aus 20 Meter draufhielt (79.). Sonst war nicht viel los.

Als Marini für die Schlussviertelstunde Verteidiger Ferri für die verbliebene Spitze Sosa brachte und damit der schnellere, technisch beschlagenere Bergkamp wieder in den Angriff ging, konnte Inter sogar einige Kontersituationen aufziehen. Am Ende war Inter dem 2:0 näher als die ratlosen Salzburger dem Ausgleich, Jonk hatte in der 85. Minute das zweite Inter-Tor auf dem Fuß.

„Das Hinspiel mag verloren sein, aber das Finale ist es für Salzburg noch lange nicht“, beschwor ORF-Kommentator Robert Seeger zwar. Aber die Art und Weise, wie Salzburg nach dem Gegentor und auch in Überzahl an der Inter-Abwehr aufgelaufen war, sprach eine andere Sprache. Und als in der Liga eine Heim-Niederlage gegen Schlusslicht Sportclub und ein 1:1 in Innsbruck folgten, drohte auch der Traum vom ersten Meistertitel aus den Fingern zu gleiten. Schon wieder.

Wir kämpften heute im Endspiel und trugen den Sieg davon

Fünf Tage vor dem Rückspiel gegen Inter war Salzburg also schon im Heimspiel gegen die Austria gefordert. Diese lag nach Verlustpunkten gleichauf mit den Salzburgern (die noch einen Nachtrag gegen Steyr offen hatten) und hatte eine ähnliche Tordifferenz, allerdings mit dem klar besten Angriff der Liga – Hasenhüttl, Ogris und Co. hatten 19 Tore mehr erzielt als die Mozartstädter. Und dann das.

Austria-Coach Hickersberger stellte zu Libero Zsak noch fünf Manndecker auf, dafür nur eine Spitze und trachtete danach, zumindest nicht zu verlieren. Während aber Sekerlioglu als Manndecker ohne Gegenspieler ebenso verloren wie ideenlos herum irrte und nicht wusste, was er tun soll, rückte Feiersinger als freier Manndecker auf, Salzburg flutete das Zentrum und nützte praktisch jede Torchance.

Eine gallige, angriffige Mannschaft aus Salzburg rächte sich für alle Demütigungen, welche ihr die Austria in den vergangenen zwei Jahren zugefügt hatte und prügelte die Veilchen mit 6:0 aus dem Lehener Stadion. Das war die Vorentscheidung: Die Wiener legten eine Niederlage bei der Admira und ein 0:0 daheim gegen den Tabellen-Siebenten Sturm Graz nach und Salzburg konnte schon nach dem vorletzten Spiel über den lange ersehnten ersten Meistertitel jubeln.

Wir, die Champions der Liga

Die Meisterschaft war rechnerisch zum Zeitpunkt des Rückspiels natürlich noch nicht gewonnen, gefühlt war das 6:0 gegen die Austria aber natürlich sehr wohl die Vorentscheidung und entsprechend breit glaubte man die Brust für das Rückspiel im restlos ausverkauften San Siro. Es braucht einen Auswärtssieg, die Italiener glauben den Cup sicher schon in der Tasche und na, wir wollen mal sehen, wie es mit dem Nervenküstom bei Inter bestellt ist.

Feiersinger, Jurčević und Hütter waren nach abgesessener Sperre zurück, dafür mussten Pfeifenberger und Stadler nach ihren Verwarnungen im Hinspiel zuschauen. Feiersinger und Hütter übernahmen mit Artner die aus dem Hinspiel bekannte Deckung des zentralen Trios bei Inter, dafür rückte Marquinho auf und spielte hängende Spitze hinter Jurčević. Bei Inter kehrte Fontolan für Bianchi ins Team zurück.

Salzburg begann aber nicht mit breiter Brust, sondern eingeschüchtert. War es die Kulisse? Die Stadien in Frankfurt und Karlsruhe waren uralte Bruchbuden mit Laufbahn, bei der Eintracht noch dazu halbleer. Jetzt: Stadio Meazza, steil aufragende Tribünen, über 80.000 laute Fans. Und ein Gegner, der keineswegs gehemmt auftrat und das 1:0 verteidigen wollte, sondern im Gegenteil dem dem Ende der verkorksten Serie-A-Saison gelöst auftrat und den Vorwärtsgang einlegte. Und wie.

Bergkamp machte sich aus Fürstaller einen Spaß, dass einem der arme Kerl fast leid tun musste. Der Holländer ließ sich fallen und rückte auf, narrte seinen Manndecker mit überragender Technik, das ging Fürstaller einfach alles viel zu schnell. In der 9. Minute brachte er gleich bei zwei Klärungs-Versuchen die Kugel nicht weg, der Ball springt zu Jonk, Konrad pariert.

Schon zuvor hatte Salzburg einmal in der Vorwärtsbewegung den Ball verloren und Sosa scheiterte an Konrad (5.). In der 10. Minute, wieder ein schneller Konter über Bergkamp, Weber bedrängt ihn. Nach einer halben Stunde ein Freistoß für Salzburg, Inter kommt im eignen Strafraum an den Ball, Bergkamp und Sosa überbrücken 90 Meter in 10 Sekunden und wieder muss Otto Konrad in allerhöchster Not retten. Ein paar Minuten später: Heribert Weber passt die Kugel genau in den Lauf von Sosa, der nur um Zentimeter rechts am Tor vorbei zielte.

Wir haben es geschafft, aus eigener Kraft

Die Salzburger Spieler hatten nervös begonnen und wurden in der ersten halben Stunde immer poröser. Die Inter-Spieler rückten nach Ballgewinnen im Verbund auf und schnüren Salzburg ein. Sie gingen in jeden Zweikampf, gingen einmal nach, zweimal, dreimal, viermal. Die Österreicher hatten keine Luft zum Atmen. Nach einer Viertelstunde säbelte Winklhofer Fontolan rücksichtslos nieder, erst nach 33 Minuten musste Inter-Keeper Zenga erstmals eingreifen – nach einem 25-Meter-Schuss von Adi Hütter.

Danach fand sich Salzburg ein wenig, ging selbst ein wenig aggressiver auf den Ballführenden. Die Pässe ins Angriffsdrittel waren weiterhin ungenau, aber statt aussichtslos 0:4 im Rückstand zu liegen, hatte Salzburg immerhin ein 0:0 gehalten.

Salvatore Bagni, in den 1980ern italienischer Teamspieler und bei diesem Finale Co-Kommentator bei Italia-1, stellt fest, dass Jurčević „ein armer Hund“ ist: „Er bekommt keinen einzigen vernünftigen Ball. Und Marquinho ist komplett unsichtbar.“ Und Bagni philosophierte weiter: „Die Salzburger haben solide Einzelspieler, aber niemanden von internationaler Klasse. Barić hat gute Arbeit geleistet, dieses Team ins Finale zu führen.“

Weniger höflich ausgedrückt: Net bös sein, aber Salzburg hat in einem Endspiel eigentlich nix verloren. Schön für sie, dass sie’s überhaupt irgendwie hierher geschafft haben.

Nun waren wir hier um zu gewinnen, in diesem Stadion

Mit dem 0:0 ging es in die Pause – ein beidseitiges Ziehen zwischen Bergomi und Jurčević hatte Referee McCluskey nicht als elfmeterwürdig erachtet, eine Auseinandersetzung zwischen Fontolan und Feiersinger mit doppeltem Gelb entschärft – und Salzburg musste erkannt haben: Glück gehabt, aber so werden wir das Ding hier sicher nicht gewinnen. Da braucht’s schon etwas mehr Initiative.

Und schon schüttelte Sosa in der 48. Minute Fürstaller ab und rannte wieder alleine auf Konrad zu, aber wieder ließ der Uru die Österreicher am Leben.

Die Salzburger rückten in dieser zweiten Hälfte mehr auf und versuchten, die Initiative an sich zu reißen. Das ergab zwar Räume für Inter-Konter – Konrad musste einmal aus dem Strafraum heraus und mit dem Kopf vor Bergkamp klären – aber es zahlte sich insofern aus, da man sich nun doch etwas nachhaltiger in der gegnerischen Hälfte festsetzen konnte. Ein Weitschuss von Artner in der 51. Minute, den Zenga mit Mühe entschärfen konnte, war der Startschuss.

Denn beim folgenden Eckball vergaß die Inter-Abwehr auf Lainer, der frei zum Kopfball kam und nur knapp das Tor verfehlte. Salzburg setzte nun nach, Winklhofer drückte Orlando hinten rein und konnte Stanglpässe vor das Tor anbringen. Feiersinger ließ Berti jetzt Berti sein, schaltete sich voll ins Offensivspiel ein. Das italienische Publikum wachte wieder auf, unterstützte Inter, aber die Gäste waren nun am Drücker.

Und dann, in der 57. Minute, die Schlüsselszene.

Nach all den vergebenen Sitzern gegen eine überforderte Salzburger Mannschaft in der ersten Halbzeit hing Inter nach diesen zehn Minuten in den Seilen. „Das Spiel biegt jetzt in Richtung Salzburg ab“, konstatierte Italia-1-Kommentator Sandro Piccinini und Inter war jetzt krampfhaft um ein Stück Spielkontrolle bemüht. Statt, wie zuvor, schnell umzuschalten, wurde nach Ballgewinnen nun schnell das Tempo rausgenommen. „Inter muss jetzt den Rhythmus von Salzburg brechen“, beschwor der langjährige Inter-Spieler Bagni am TV-Mikro.

Das gelang. In der 61. Minute am Bergkamp zum Abschluss, Konrad hielt. Eine Minute später bediente Sosa den halblinks in den Strafraum eindringenden, aufgerückten Jonk, dieser schob den Ball an Lainer vorbei und hob die Kugel aus spitzem Winkel über den heraus eilenden Konrad hinweg ins Tor.

Das 1:0 für Inter. Wie im Hinspiel endete eine Salzburger Drangperiode mit einem Tor für Mailänder.

Wir müssen uns beweisen, Tag für Tag

Es blieb eine halbe Stunde für zwei Tore und um noch irgendwie einen Fuß ins Spiel zu bekommen, kam der frische Amerhauser für den fleißigen Winklhofer; Aigner ging nun auf rechts und Amerhauser kam über die linke Seite. Marini, sichtlich erleichtert, zog mit Ferri einen Innenverteidiger für den verletzten Fontolan ein.

In der 72. Minute fiel Bergomi im eigenen Strafraum bei einem Zweikampf mit Jurčević hin, von Bergomis Popsch hüpfte der Ball aus kürzester Distanz an den Arm, mit dem er sich abstützte. Salzburg reklamierte auf Elfmeter, aber McCluskey winkte sofort ab. Berti hätte wenig später nach einem schnell abgespielten Freistoß – wie in Wien – beinahe getroffen, in Minute 76 drosch Lainer noch einmal aus 20 Metern drauf. Der Schuss zischte haarscharf an drei Inter-Spielern vorbei, aber nicht an Zenga.

Damit war die Luft raus. Salzburg hatte in der letzten Viertelstunde nicht mehr die Kraftreserven, nicht mehr die Klasse und offenkundig auch nicht mehr den Glauben daran, das Spiel noch drehen zu können. Nach 92 Minuten pfiff McCluskey ab. Zenga drehte sich um und warf demonstrative Kusshände zu den Fans. Inter war UEFA-Cup-Sieger.

Nun stehen wir auf und fighten und halten das Niveau

Hatte Salzburg die Chance, das Finale zu gewinnen? Ja, natürlich – in der ersten halben Stunde im Hinspiel hatte man Inter am Haken und wenn Marquinhos Lattenpendler im Rückspiel beim Stand von 0:0 einen Zentimeter weiter rechts an den Pfosten aufschlägt, steht es pari und Inter hatte da schon deutliche Anzeichen von Panik offenbart.

War der Sieg von Inter dennoch verdient? Selbstverständlich – nach dem Tor im Hinspiel hatte man die Partie eine Stunde lang, selbst in Unterzahl, bombensicher im Griff. Im Rückspiel zog man Salzburg eine Halbzeit lang am Nasenring durch das San Siro. Der Schlüssel zu beiden Siegen war der Zeitpunkt der Tore: Beide Male stach Inter damit wie mit einer Nadel in den Ballon einer Salzburger Drangphase und ließ diese zerplatzen.

Trotz der beispiellosen Krise, die Inter in den drei Monaten vor dem Finale in der Serie A hingelegt hat: Die Mailänder hatten die besseren Einzelspieler und die klar größere Routine. Wenn Inter den Titel in der zweiten Halbzeit im Rückspiel tatsächlich noch vergeigt hätte, wäre das ausschließlich ihre eigene Schuld gewesen.

Die Überlieferung, die aus Marquinhos Billard-Schuss gesponnen wurde – einer überlegenen Salzburg-Elf wurde der UEFA-Cup-Sieg nur von dem Pech verwehrt, dass sich alle Fußballgötter gegen sie verschworen hatten – ist eine schöne, wenn auch typisch österreichische. „When legend becomes fact, print the legend“, hieß es schon in „The Man Who Shot Liberty Valance“. Auch bei Salzburg-Inter 1994 gilt: Die Wahrheit ist deutlich weniger poetisch als die Geschichte, die in Erinnerung blieb. Leider.

Immerhin: Mit dem im Europacup verdienten Geld sanierte Rudi Quehenberger den Klub und als Meister hatte man die Chance, in der von acht auf 16 Teilnehmer erweiterten Gruppenphase der Champions League weiter zu verdienen. Weber hörte auf, Marquinho ging zurück nach Peru, Mužek und Garger wechselten innerhalb der Liga. Dafür kamen Ralph Hasenhüttl von der Austria, Mladen Mladenović als Marquinho-Ersatz aus Rijeka und Martin Hiden als Manndecker von Sturm Graz, dazu Kocijan von Vorwärts.

Mit mehr Glück, als die Ergebnisse von 2:1 und 3:1 aussagen, mühte sich Salzburg in der Quali über Maccabi Haifa hinweg, in der Gruppenphase blieb man gegen Ajax Amsterdam ungeschlagen, besiegte AEK Athen und nach dem Wasserflaschen-Wurf von Mailand lebte bis zum letzten Match gegen den AC Milan sogar die Chance auf das Viertelfinale.

Wir, wir werden immer zueinander stehen

Wie alle großen Geschichten hatte auch jene von Salzburg ein Ende. 1995 wurde der Bundesliga-Titel mit 47 Punkten (62 mit Drei-Punkte-Regel) verteidigt, so wenig reichte seither nie wieder. Die innere Hygiene im Team hatte sich aber verändert. „Wir sind keine Mannschaft mehr, einige Spieler sind überheblich geworden“, schlug Barić im Spätsommer 1995 Alarm, als man in der Champions-League-Quali mit zwei erstaunlich harmlosen Darbietungen an Steaua Bukarest scheiterte.

Nach dem folgenden 0:3 gegen die Austria stand sogar eine gezielte Arbeitsverweigerung im Raum, weil sich Führungsspieler mit Barić überworfen hatten. Der neuer Trainer Hermann Stessl konnte die internen Bruchstellen nicht kitten und riss bis zum Winter einen Neun-Punkte-Rückstand auf Herbstmeister Rapid auf, nach einem besonders peinlichen 0:3 zum Rückrunden-Start daheim gegen Ried wurde Stessl gefeuert und Salzburg-Legende Heribert Weber vom ÖFB, wo er U-21-Teamchef war, verpflichtet.

Acht Niederlagen in 17 Spielen später schloss Salzburg als Titelverteidiger die Saison 1995/96 als Achter ab, man kassierte mehr als doppelt so viele Gegentore wie in der Vorsaison und was vom Erfolgs-Team übrig war, wurde in die Luft gesprengt. Von wenigen Ausnahmen abgesehen.

Die Abgänge von Pfeifenberger (Bremen) und Feiersinger (Dortmund) brachten noch ein bisschen Kleingeld, Hiden ging zurück zu Sturm, Artner nach Spanien zu Alicante, Stadler hörte auf und der zwischenzeitlich zurückgekehrte Marquinho war nach einem enttäuschenden Halbjahr auch wieder weg. Dazu verlor man Ralph Hasenhüttl nach Belgien.

Der fast komplett neu formierte Kader – mit Leuten wie Roman Szewczyk und Heiko Laessig, mit Edi Glieder und László Klausz, mit Walter Kogler und Routinier Walter Hörmann – wurde eine Einheit wie zu besten Tagen und düpierte den besser besetzten, aber in internem Zoff verstrickten SK Rapid im Titelrennen 1997.

Mit Hütter, Winklhofer, Aigner und Amerhauser sowie Konrad (der während der Saison nach Spanien wechselte) waren nur noch eine Handvoll Spieler übrig – drei Jahre nach dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte.

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Warum Österreich nach WM-Platz drei beleidigt war https://ballverliebt.eu/2020/04/19/warum-oesterreich-nach-wm-platz-drei-beleidigt-war/ https://ballverliebt.eu/2020/04/19/warum-oesterreich-nach-wm-platz-drei-beleidigt-war/#respond Sun, 19 Apr 2020 17:20:05 +0000 Auch ohne frischen Fußball reden wir über Fußball. Und von einer Zeit, in der Österreich tatsächlich zur erweiterten Weltspitze gehört hat und man in Teilen sogar beleidigt war, dass man ein WM-Halbfinale gegen Deutschland verloren hat, weil man ja bis dahin immer besser gewesen war als der große Nachbar. Das 1:6 im Semifinale von Basel 1954 markierte die Zeitenwende: Vorbei war es danach mit Österreich als großer Fußball-Name, dafür hat Deutschland mit diesem Turnier den Grundstein für bis heute vier WM- und drei EM-Titel gelegt.

Angelehnt an unseren Klassiker-Longread zu diesem Thema (in dem auch erklärt wird, warum das 2-3-5 dem WM-System taktisch im Nachteil war) versuchen Tom und Philipp, den Schwarz-Weiß-Zeiten von einst ein wenig Farbe zu verleihen.

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Ballverliebt Classics: Córdoba, ganz neutral https://ballverliebt.eu/2020/04/16/ballverliebt-classics-cordoba-ganz-neutral/ https://ballverliebt.eu/2020/04/16/ballverliebt-classics-cordoba-ganz-neutral/#comments Thu, 16 Apr 2020 06:29:28 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=16886 Ballverliebt Classics: Córdoba, ganz neutral weiterlesen ]]>

Kein Fußballspiel ist in Österreichs Fußballgeschichte so verklärt wie dieses. Bei den einen sorgt schon das Wort „Córdoba“ für verdrehte Augen, für die anderen steht es, ebenso wie Edi Fingers berühmter Radio-Kommentar, für die größte Stunde im heimischen Fußball seit dem Krieg. Auch 42 Jahre danach sorgt der österreichische 3:2-Sieg über Deutschland noch für Emotionen.

Aber wie gestaltete das Spiel jenseits mythischer Zuschreibungen, wie trat das ÖFB-Team 1978 taktisch und spielerisch auf? Dieser weitgehend blinde Fleck verlangt nach neutraler, nüchterner Beobachtung.

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Hans Krankl hat mit dem FC Barcelona den Europacup gewonnen, Herbert Prohaska mit der Roma den Scudetto und Bruno Pezzey mit Frankfurt den UEFA-Cup, Walter Schachner verbrachte später sieben Jahre in der Serie A – für sie war die WM 1978 der internationale Durchbruch. Für die Routiniers Edi Krieger, zuvor mit Brügge im Meistercup-Finale, und Josef Hickersberger war die WM Höhe- und Schlusspunkt ihrer internationalen Karrieren.

Sie alle sind untrennbar mit dem Begriff „Córdoba“ verbunden, doch nicht bei allen war es tatsächlich klar, dass sie auch spielen würden. Andere hatten ihren Fixplatz im Team vermeintlich sicher gehabt.

Personalsuche im Vorfeld

So wäre das Wunsch-Duo im defensiven Mittelfeld eigentlich Josef Hickersberger und Roland Hattenberger gewesen. Hickersbergers lädiertes linkes Knie wurde rechtzeitig heil, Hattenbergers Schulter nicht. Stürmer Sepp Stering, die wie Hattenberger sämtliche Quali-Spiele absolviert hatte, war mit einem Kreuzbandriss out.

Auch Erich Obermayer hat sich erst in den letzten Vorbereitungsspielen statt Peter Persidis in die Startformation gespielt, als staubiger Ausputzer-Libero hinter dem aufrückenden Pezzey. Eine Offensiv-Variante mit Pezzey und Offensiv-Libero Edi Krieger, wie in der Quali etwa gegen Malta, war Teamchef Helmut Senekowitsch zu riskant. Außerdem laborierte Krieger im Vorfeld des Turniers an einer Rippenverletzung und war für das erste Match gegen Spanien ohnehin gesperrt.

Das Fehlen von Hattenberger wurde nach der Ankunft in Argentinien immer mehr zur Gewissheit. Zunächst schien Senekowitsch eine Variante mit Günther Happich oder Heribert Weber statt Hattenberger zu favorisieren; Ernst Baumeister wäre der Hickersberger-Backup gewesen.

Oder, andere Variante: Kreuz – hängender Stürmer oder Flügel – rückt ins Zentrum, dafür der flinke Oberacher oder der direktere Schachner neben Krankl ganz vorne. Auch als möglich wurde eine Variante mit Hickersberger (der in Düsseldorf vom Libero bis zur Sturmspitze schon alles gespielt hatte) am Flügel betrachtet. Dann hätten Weber, Prohaska und Kreuz im Mittelfeld sowie Jara am anderen Flügel gespielt sowie Krankl als Solo-Spitze.

Das eigentliche Schlüsselspiel

Bei der WM in Argentinien nahmen 16 Teams teil, in der Vorrunde wurden vier Vierergruppen absolviert. Die Top-2 jeder Gruppe zogen in die Finalrunde mit wiederum zwei Vierergruppen ein. Deren Sieger bestreiten das Endspiel, die jeweiligen Zweiten das Match um Platz drei. Österreich war in einer Vorrundengruppe mit Turnier-Mitfavorit Brasilien sowie mit Spanien und Schweden. Das als recht hoch gesteckt betrachtete Ziel war der Einzug in die Finalrunde, im Grunde war man in Österreich aber happy, überhaupt erstmals nach 20 Jahren wieder bei einer WM dabei zu sein.

Für das erste Match gegen Spanien war klar, dass es zumindest einen Punkt braucht, um auf die Finalrunde hoffen zu können. Senekowitsch entschied sich für Schachner als zweite Spitze, der junge Steirer kam eher aus der Etappe des linken Flügels. Kreuz bearbeitete den rechten Flügel; Hickersberger bildete mit Prohaska ein Zwei-Mann-Zentrum und Jara wurde links aufgestellt.

Österreich begann nervös, ging aber nach zehn Minuten durch einen von Schachner sehenswert abgeschlossenen Konter 1:0 in Führung. Die Spanier blieben das Team mit mehr Ballbesitz und waren auch nach dem 1:1 durch einen Weitschuss von Dani (21.) die Mannschaft auf der aktiven Suche nach Gelegenheiten. Österreich klammerte sich an das Remis und setzte vereinzelte Nadelstiche, ehe in der 77. Minute sogar das Siegestor fiel: Miguel Angel konnte einen Weitschuss von Jara nicht fangen, Krankl staubte ab.

Der 2:1-Erfolg war ein „Hit and Run“, ein durch solide Defensive mit zwei verwerteten schnellen Gegenstöße sowie einem zwar dominanten, aber auch eher einfallslosen Kontrahenten aus Spanien gesicherter Erfolg. Ohne dieses etwas glückliche 2:1 zum Auftakt wäre das restliche Turnier aus österreichischer Sicht so nicht möglich gewesen.

Österreich 1978 aus taktischer Sicht

Eine wirklich aufregende Mannschaft im Sinne eines Spektakels war das ÖFB-Team 1978 nicht. Zwei Punkte muss man aber herausheben: Die sehr genau abgestimmte und zumeist ungemein taktisch disziplinierte Balance zwischen Abwehr und Mittelfeld sowie die gute Ballbehandlung. Gab es 1990 und 1998 immer (mindestens) eine handvoll technisch limitierter Kampfkicker, konnte 1978 tatsächlich jeder mit dem Ball umgehen und war ein potenzieller Spielgestalter – allenfalls der als reine Absicherung spielende Libero Erich Obermayer fällt da ein wenig heraus.

Das bestimmende Element im Aufbau waren die Vorstöße von Bruno Pezzey. Der damals noch sehr junge Wuschelkopf hatte im Vorwärtsgang genau jene Rolle inne, mit der Franz Beckenbauer in den zehn Jahren davor die Rolle des Libero revolutioniert hatte. Die Vorstöße Beckenbauers hatten im Zentrum für Überzahl gesorgt und boten somit Raum und Zeit zur Spielgestaltung.

Dies war grundsätzlich bei Pezzey genauso, mit dem Unterschied, dass er zusätzlich nomineller Manndecker der gegnerischen Sturmspitze war. Im ÖFB-Team war es Libero Obermayer, der Pezzey den Rücken frei hielt; einer aus dem zentralen Mittelfeld – zumeist Hickersberger – sicherte zusätzlich ab.

Routinier Hickersberger war im Zentrum für die Absicherung, die Balleroberungen, die Übersicht und das Stopfen von Löchern zuständig. Sein Aktionsradius war extrem groß, er arbeitete, damit Prohaska – stark in der Gestaltung, aber mit Schwächen in der defensiven Zweikampfführung – mit Läufen aus der Tiefe das Spiel nach vorne tragen kann. Krieger, der ab dem zweiten Match spielte, konnte je nach Anforderung als Wachhund für den gegnerischen Gestalter oder als vertikaler Box-to-Box-Spieler eingesetzt werden.

Das bedeutete, dass Österreich 1978 eine solide Defensive sowie ein gut abgestimmtes und im Spiel gegen den Ball recht versiertes Mittelfeld hatte. Das hieß aber auch, dass sich die Arbeit im Aufbau auf die jungen Schultern von Prohaska (22) und Pezzey (23) konzentrierte. Dies machte die österreichische Spielgestaltung relativ berechenbar. In den fünf Spielen bis zum Deutschland-Match gelangen nur vier Tore: Ein Konter, ein Abstauber nach Weitschuss, ein Elfmeter und nur ein einziges nach einem gezielten Aufbau.

Turnierverlauf für das ÖFB-Team

Weil auch den Schweden eine Safety-First-Spielweise eigen und die Trekronor mit Spielmacher Anders Linderoth auch sehr eindimensional waren, entwickelte sich im zweiten Spiel Österreichs eine zähe Angelegenheit ohne Torraumszenen. Ein geschenkter Elfmeter verhalf dem ÖFB-Team kurz vor Ende der ersten Halbzeit zur Führung, Konter gegen die zum Risiko gezwungenen Schweden danach wurden nicht genutzt. Durch den 1:0-Erfolg stand der Aufstieg in die zweite Gruppenphase aber schon fest.

Brasilien hatte weder gegen Schweden (1:1) noch gegen Spanien (0:0) gewonnen und brauchte gegen Österreich einen Sieg, zudem fielen Spielgestalter Rivelino (krank) sowie dessen Partner Zico und Stürmer Reinaldo (beide verletzt) aus. Österreich kam mit dem damals unüblichen 4-2-2-2 Brasiliens nicht zurecht und der letzte mentale Punch fehlte auch, eine nervöse Seleção gewann 1:0. Damit war Brasilien weiter und Österreich Gruppensieger.

Österreich rechnete sich im ersten Finalrunden-Spiel gegen Holland Chancen aus, das von Ernst Happel trainierte Oranje-Team hatte bis dahin nicht überzeugt. Der stumpfe, langsame Rasen von Mendoza hatte Holland vor Probleme gestellt, aber auf dem kurzen, schnellen Geläuf von Córdoba kam das flinke Pressing- und Positionswechselspiel voll zur Geltung. Nach einem schlecht verteidigten Standard, einem patscherten Elfmeterfoul von Prohaska und einem Konter lag Österreich schon zur Pause 0:3 im Rückstand, die Köpfe blockierten, die defensive Disziplin war weg und am Ende hieß es gar 1:5.

Gegen die Italiener, die beim 0:0 gegen Deutschland klar dominierend gewesen waren, gab es hingegen die sicherlich cleverste Vorstellung im ganzen Turnier. Senekowitsch nützte den Systemvorteil, den Österreich gegen Bearzots italinisch-typisches, schiefes 3-5-2 hatte, voll aus. Kreuz und Schachner spielten auf vertauschten Seiten, wodurch Cabrini weit nach hinten gedrückt wurde, dafür stand Gentile oft verloren im Halbfeld herum; Krieger kümmerte sich um Rossi – somit hatte Sara keinen Gegenspieler und war der wahre Spielgestalter. Ein verlorenes Laufduell von Strasser gegen Rossi brachte eine unglückliche 0:1-Niederlage.

Das deutsche Team

Deutschland kam als amtierender Weltmeister und EM-Finalist nach Argentinien, aber es war nicht mehr das Team von 1974. Der Hauptunterschied: Franz Beckenbauer war nicht mehr dabei.

Die deutsche Erfolgself, die 1972 Europameister und 1974 Weltmeister war und 1976 noch einmal ins EM-Finale kam, war personell und taktisch eine Mischung der dominierenden Bundesliga-Teams von damals – den Bayern mit ihrem geduldigen Ballbesitzspiel und dem aufrückenden Beckenbauer sowie Mönchengladbach mit dem spritzigen Umschaltspiel und vielen Positionswechseln.

Noch 1976 beim EM-Finale wurde ein Bayern-Ballbesitzspiel mit drei maßgeblichen Bayern-Spielern gezeigt – Beckenbauer, Schwarzenbeck und Hoeneß. Zwei Jahre später wurde vor allem Beckenbauer vermisst, dessen Platz als Libero von Manni Kaltz eingenommen wurde. Dieser war vor allem als Rechtsverteidiger von Offensivgeist beseelt, aber ihm fehlte die Übersicht und die gestalterische Gabe von Beckenbauer (wie allen anderen Kandidaten, fairerweise).

So ähnelte das deutsche Spiel jenem der Österreicher durchaus: Defensiv solide und kaum zu überwinden, aber ohne jeden Punch im Spiel nach vorne. Hölzenbein, Bonhof und Flohe waren gute Spieler, aber ohne die Präsenz und die Ideen vom Libero fehlte etwas. Dazu tüftelte Bundestrainer Helmut Schön ohne Erfolg an der Besetzung der Flügelpositionen. Dribbler Abramczik isolierte sich selbst, Dieter Müller war eher im Zentrum daheim, Hansi Müller eher im offensiven Mittelfeld.

Ein Interview von DFB-Präsident Hermann Neuberger, in dem er Schön und der Mannschaft fehlenden Teamgeist, fehlende Ideen, fehlende Kondition und schlechtes Training vorwarf sowie eine interne Standpauke ankündigte, sorgte zusätzlich für Zündstoff. Der daheim gebliebene Paul Breitner richtete der DFB-Delegation via seiner Kolumne in der „Bild“ öffentlichkeitswirksam allerhand Meinung aus. Es rumorte gewaltig.

In der Vorrunde kam Deutschland nicht über 0:0 gegen Polen und Tunesien hinaus, das 6:0 gegen Mexiko blieb der einzige Sieg; in der Finalrunde gab es ein glückliches 0:0 gegen Italien und ein unglückliches 2:2 gegen Holland. „Wer unter die besten Vier kommen will, muss schon hin und wieder eine Begegnung gewinnen“, stöhnte Schön, zumal Heinz Flohe nach einer Muskelzerrung im Italien-Spiel nicht mehr zur Verfügung stand.

Somit brauchte Deutschland für einen Finaleinzug ein Remis im Parallelspiel und einen eigenen Sieg mit fünf Toren Differenz über Österreich. Ein knapperer Sieg reichte sicher für das Spiel um Platz drei, ebenso ein eigenes Remis bei einer italienischen Niederlage gegen Holland. Österreich war fix schon vor dem Duell mit Deutschland fix ausgeschieden.

Trash Talk

Schon nach Abschluss der Vorrunde vermittelten die Österreicher den Eindruck, dass die Finalrunde ein schöner Bonus ist und alle Ziele im Grunde erreicht sind. Man wollte sich gegen Holland und Italien vernünftig verkaufen, aber man wusste vor allem: Im letzten Spiel gegen Deutschland kann man dem ungeliebten Nachbarn noch viel kaputtmachen. Entsprechend wurde gestichelt. „Wenn die Deutschen gegen uns so schwach sind wie gegen Polen und Tunesien, freue ich mich schon auf das Spiel“, feixte Hickersberger im Kicker.

Auf Manni Kaltz‘ selbstbewusste Ansage, er würde sich selbst zu den drei besten Abwehrspielern der Welt zählen, konterte Kurt Jara trocken: „Dann müssten aber mindestens 300 andere in den letzten Tagen gestorben sein.“ Herbert Prohaska attestierte dem DFB öffentlich „fehlende Spielerpersönlichkeiten“ und sogar Teamchef Senekowitsch versprach dem Titelverteidiger: „Ein Aussetzer wie gegen Holland passiert uns nur einmal.“

Nicht, dass die verbalen Spitzen nur von Österreich nach Deutschland geflogen wären, keineswegs. Aber der kleine Underdog lehnte sich bei medialen Trash Talk in den Tagen vor dem Match schon ungewöhlich weit aus dem Fenster.

Selbstbewusste österreichische Anfangsphase

Von einem deutschen Sturmlauf, um den angepeilten 5:0-Sieg einzufahren, war von Anfang an nichts zu bemerken. Im Gegenteil: Schon in den ersten Minuten wurden alle Schwächen, welche das DFB-Team im Turnierverlauf gekennzeichnet hatte, deutlich sichtbar. Das Spiel wurde fast nur mit dem Ball am Fuß nach vorne getragen. Vor der Abwehr gab es vor allem Querpässe, um einen Kanal zu finden, in den man hineindribbeln konnte.

Ganz anders die Österreicher. Das Mittelfeld wurde sehr schnell überbrückt und vor allem die linke Seite war sehr konstruktiv. Heini Strasser nützte seinen Ballbesitz gegen den defensivfaulen Abramczik gut, Willy Kreuz sorgte für Überladungen gegen Berti Vogts. So konnte Kreuz auf der linken Seite weitgehend ungehindert nach vorne arbeiten, vor allem, wenn es schnell ging.

Vermutlich hatte Schön Kreuz tatsächlich auf der linken Angriffsseite erwartet, so wie er es zumeist gegen Italien gespielt hat, weil er seinen rechten Manndecker Vogts auf Kreuz angesetzt hatte und Dietz, der immer den gegnerischen Rechtsaußen übernahm, auf Schachner. Weil Kreuz und Schachner aber bald auf ihre üblichen Seiten wechselten, war Dietz plötzlich rechts-defensiv und Vogts links aufgestellt. „Strikte Manndeckung“, wie auch ORF-Kommentator Robert Seeger schnell bemerkte.

Auch, dass „Österreich so offensiv agiert wie noch in keinem Spiel bei dieser WM“, vermittelte Seeger recht bald. Dennoch war es das deutsche Team, das wie aus dem Nichts nach 18 Minuten in Führung ging: Karl-Heinz Rummenigge taucht plötzlich auf der rechten Seite auf, kein Österreicher ist da, um ihn zu übernehmen, doppelter Doppelpas mit Dieter Müller, und schon steht’s 1:0 für Deutschland.

Weiter keine Struktur bei Deutschland

Die angriffigere Spielweise hatte dafür gesorgt, dass im österreichischen Zentrum die gewohnte Kompaktheit gefehlt hatte und man relativ offen gegen den Ball agierte, so hatte man sich auch das Gegentor eingefangen, aber dennoch blieb Österreich grundsätzlich das besser abgestimmte Team. Doch bei allem Offensivgeist: Da Kreuz und Schachner von relativ weit hinten kamen und – wie in den vorangegangenen fünf Spielen auch – das Nachrücken einem gewissen Sicherheitsgedanken geopfert wurde, blieb Krankl ganz vorne oft ein wenig isoliert.

Deutschland ließ auch mit der Führung im Rücken jede Struktur vermissen. Es ließ sich noch weiter zurückfallen und die Spitzen wurden nur noch durch lange Bälle ins Spiel gebracht. Beer hing in der Luft, Hölzenbein wurde durch Sara und Kreuz vermehrt zum Helfen zur Außenbahn gedrängt und Bonhof fand selten ein Ziel für seine dynamischen Vertikalläufe.

Die größte Vorgabe blieb aber Abramczik. Strasser hatte den Standard-Trick des 22-Jährigen schnell durchschaut (Haken nach rechts), ließ Abramczik immer wieder auflaufen und der Schalker blieb isoliert. Nur sein Mundwerk lief heiß. „Ein ekelhafter Mensch“, sollte Robert Sara danach sagen: „Jeder Italiener, gegen den wir gespielt haben, war sympathischer als er!“ Ambraczik provozierte seine Gegenspieler am laufenden Band, kurz vor Schluss streckte er Koncilia nach einem Abwurf nieder, wandelte vor allem gegen Ende am Rande des Ausschlusses.

Österreich fast der Zahn gezogen

Deutschland brachte die 1:0-Führung in die Halbzeit, Schön brachte für den zweiten Abschnitt Hansi Müller statt Erich Beer. Der 20-jährige Stuttgarter brachte spürbar Linie ins deutsche Spiel. Mit ihm gelang es dem DFB-Team viel besser, den Ballbesitz im Angriffsdrittel zu halten, er unterstützte auch die Offensiv-Reihe darin, Vorstöße von Pezzey zu unterbinden und Steilpässe zu den österreichischen Stürmern zu verhindern.

Zwar brannte in der ÖFB-Defensive nicht viel an, weil diese in der Rückwärtsbewegung gut verzögerte und den Deutschen die Anspielstationen nahm. Hansi Müllers Positionierung auf der halblinken bis linken Seite bedeutete aber, dass Rummenigge mehr Freiheiten hatte und nun als extrem mobiler Zehner agierte. So waren Sara (mit Hansi Müller) und Pezzey (mit Dieter Müller) gebunden und Rummenigge wurde ohne direkten Gegenspieler zum klar gefährlichsten Deutschen.

Dies wiederum zwang Hickersberger zu vermehrtem Hintenbleiben und die Versuche der Österreicher, Chancen zu kreieren, waren immer mehr von einer gewissen Ratlosigkeit gezeichnet. Deutschland war, immer noch 1:0 in Führung, auf dem besten Wege, den rot-weiß-roten Kontrahenten den Zahn zu ziehen. Bis zur 60. Minute, als Krieger nach einem Vorstoß den Ball von halbrechts vor das Tor hebt, Kreuz nicht ganz zum Kopfball kommt und die Kugel dem hinter Kreuz postierten Vogts auf die Beine fällt und von dort ins Tor kullert.

Der österreichische Ausgleich zum 1:1 hatte sich in der Viertelstunde davor nicht gerade abgezeichnet.

Schlag auf Schlag

Der deutsche Plan, das 1:0 staubig über die Zeit zu bringen, war durchkreuzt. Das Finale hatte das DFB-Team offenkundig abgeschrieben, aber zumindest das Spiel um Platz drei hätten sie schon gerne noch gespielt. Jedenfalls stachelte der Ausgleich die deutschen Lebensgeister spürbar an; für den kaum sichtbare Dieter Müller kam mit Klaus Fischer eine neue Sturmspitze.

Im eigenen Defensiv-Drittel schufen die Deutschen nun stets schnell Überzahl in Ballnähe und das Zweikampfverhalten im Mittelfeld war nach dem Ausgleich ebenfalls robuster, die ganze Herangehensweise körperlicher. Im Parallelspiel hatte Holland gegen Italien zum 1:1 ausgeglichen, es brauchte also immer noch einen deutschen Sieg für das Kleine Finale.

Aber es war die österreichische Mannschaft, die nachsetzte. Strasser spielte auf der linken Seite den vorstoßenden Krieger frei, dessen Flanke fand Krankl. Dessen Bewacher Rüssmann war zwei Meter weg, Libero Kaltz stand *irgendwo*, so konnte Krankl die scharfe Flanke mit links stoppen, einmal am Boden auftropfen lassen und mit einem Drehschuss zum 2:1 verwerten.

Die österreichische Führung währte aber nicht lange: Nach Wiederanpfiff war der Ball exakt 12 Sekunden im Spiel, ehe Hickersberger mit einem Foul an Abramczik einen Freistoß verursachte. Bonhof brachte diesen vor das Tor, Hölzenbein war mit dem Kopf zur Stelle, Ausgleich zum 2:2.

Schlagabtausch in der Schlussphase

In der Folge bekam das Spiel immer mehr von einem Handball-Match. Beide Offensiv-Reihen und beide Defensiv-Abteilungen blieben jeweils in ihrem Bereich, ein konstruktives Mittelfeld gab es nicht mehr und die Bälle flogen in hohem Bogen von einem Strafraum zum anderen. Die Kräfte waren offenkundig am Schwinden.

Holland erzielte zeitgleich das 2:1 gegen Italien und den Deutschen würde damit das 2:2 zum zweiten Gruppenplatz reichen. Ab etwa der 80. Minute ging Bonhof vermehrt nach vorne, mit dem offensichtlichen Bestreben, einen österreichischen Aufbau von hinten schon im Keim zu ersticken. Mit Erfolg: Lange Seitenverlagerungen und hohe Steilpässe kamen praktisch nicht mehr an.

Krankls zweiter großer Auftritt

Es war offensichtlich, dass das Spiel einem Endstand von 2:2 entgegen schnaufte, mit dem die Deutschen um Platz drei spielen dürften und mit dem sich Österreich mit erhobenem Haupt von der WM verabschieden würde können. Und dann, 87. Minute, schlug Robert Sara von der Mittellinie eine 50-Meter-Seitenverlagerung, die Rüssmann falsch berechnete und so den Weg zu Hans Krankl fand.

Rüssmann sprintete Krankl hinterher, holte ihn aber nicht mehr ein. Kaltz konnte den Rapid-Stürmer auch nicht mehr aufhalten, der schoss, traf, das 3:2, Jubel. „Das ganze Turnier habe ich keinen Libero hinter mir gebraucht – nur bei diesem Tor, und da war von Manni Kaltz nichts zu sehen“, sollte Rüssmann noch Jahre später schimpfen.

Eine Minute später hatte Abramczik den erneuten schnellen Ausgleich noch auf dem Fuß, als die österreichische Abseitsfalle bei einem Standard nicht funktionierte, aber der Schuss ging knapp rechts am Tor vorbei. Dann pfiff Referee Abraham Klein das Match ab.

Der erste österreichische Sieg über Deutschland nach 47 Jahren war Tatsache.

Ende und Anfang

Ohne das späte Tor von Krankl hätte es Deutschland tatsächlich geschafft, mit einem einzigen Sieg in sechs Spielen um Bronze kämpfen zu dürfen. So hatte Italien trotz des 1:2 gegen Holland den zweiten Gruppenplatz gesichert und holte sich im P3-Spiel ein 1:2 gegen Brasilien ab. Helmut Schön vollzog seinen angekündigten Rückzug und zwei Jahre später, als sich das DFB-Team den EM-Titel holte, waren nur noch Kaltz, Dietz, Rummenigge und Hansi Müller übrig. In Córdoba endete eine große deutsche Ära…

…und eine starke österreichische begann. Für Krankl, Prohaska und Pezzey war das Turnier das Sprungbrett zu erfolgreichen Karrieren in Spanien, Italien bzw. Deutschland. Helmut Senekowitsch, der von Sekaninas bonzenhaften Gutsherren-Art, den ÖFB zu führen, genug hatte, zog es nach Mexiko, später nach Spanien, Griechenland und für ein paar Monate auch nach Deutschland. Die mit acht Teams ausgetragene EM 1980 verpasste Österreich hauchdünn gegen den späteren Finalisten Belgien, bei der WM 1982 zog man trotz internen Problemen wieder in die zweite Gruppenphase ein.

Das Spiel in Córdoba selbst war untypisch für das ÖFB-Team bei der WM 1978 – weil eine an sich eher defensivstarke Mannschaft von Beginn an mit großem Drang nach vorne agierte und es sichtbar war, dass es sich für sie um mehr als das sechste Turnier-Spiel handelte. Hier war eine Truppe am Werk, die ein Statement setzen wollte. Nicht das Spiel an sich, aber dieses gesetzte Ausrufezeichen in diesem bis heute letzten Bewerbsspiel außerhalb Europas prägte den österreichischen Fußball und dessen interne Wahrnehmung über viele Jahre hinweg – zumal Österreich in den zehn Bewerbsspielen gegen den DFB seither ein Remis und neun Niederlagen bei 4:23 Toren eingefahren hat.

Und der Mythos Córdoba ist bis heute präsent – zumindest, wenn es mal wieder gegen Deutschland geht.

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Deutschland 6, Österreich 1 – WM-Halbfinale 1954 als Zeitenwende https://ballverliebt.eu/2020/04/10/deutschland-oesterreich-wm-halbfinale-1954-zeitenwende/ https://ballverliebt.eu/2020/04/10/deutschland-oesterreich-wm-halbfinale-1954-zeitenwende/#respond Fri, 10 Apr 2020 07:09:12 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=16836 Deutschland 6, Österreich 1 – WM-Halbfinale 1954 als Zeitenwende weiterlesen ]]> Österreich wird WM-Dritter! Was heute bestenfalls nach PlayStation klingt, war 1954 Realität. Das Turnier in der Schweiz war der Schlusspunkt jener Ära, in der Österreichs Fußball zur erweiterten Weltspitze gehörte. Es manifestierte auch den Kampf zwischen konservativen Bewahrern und progressiven Vordenkern im heimischen Fußball.

Und das 1:6 im Halbfinale gegen die BRD markierte den Tag, an dem Deutschland endgültig – und für seither immer – an Österreich vorbei zog.

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Bewahrer gegen Progressive. Der romantische Blick auf die eigene glorreiche Vergangenheit gegen den offenen Blick über den Tellerrand der eigenen Grenzen. Neue Kräfteverhältnisse gegen althergebrachtes Überlegenheitsgefühl. Die WM 1954 bedeutete für Österreich Höhe- und Endpunkt der Stärkephase nach dem Krieg.

Einen Podcast zum Thema haben wir auch:

Aufbau und Spitzenklasse

Ab 1945 bildete sich in Österreich (oder eher: in Wien) eine junge Truppe mit Spielern, die zu Kriegsende zwischen 18 und 23 Jahre alt sind – die Körner-Brüder und Stopper Happel von Rapid, der hoch veranlagte Mittelläufer Ocwirk vom FAC (1947 zur Austria), der kraftvolle Offensiv-Allrounder Wagner von Wacker, der bullige Dribbler Stojaspal von der Austria, Rechtsverbinder Decker von der Vienna.

Einige Jahre zahlten sie Lehrgeld, ab 1949 war das Team aber gereift. Auf die WM 1950 in Brasilien verzichtete der ÖFB dennoch. Die Reise wurde als zu teuer für den erwarteten Misserfolg betrachtet. Die Angst vor einer WM-Blamage wirkt angesichts der Glanzauftritte von 1950 und 1951 aber skurril: Siege gegen Italien (1:0), Ungarn (5:3), Jugoslawien (7:2) und Schottland (1:0 in Glasgow und 4:0 in Wien), dazu Auswärts-2:2 in Paris und im Wembley.

Österreich gehörte 1950 und 1951 ohne Zweifel zur absoluten europäischen Spitze. Danach wirkte es aber so, als wäre der Zenit überschritten: Es gibt es Niederlagen gegen Frankreich (1:2), Jugoslawien (2:4) und England (2:3) sowie müde 1:1 in der Schweiz und in Portugal – das Rücktritts-Angebot von Teamchef Nausch Ende 1952 wurde vom ÖFB aber abgelehnt.

System und Stil von vor dem Krieg

ÖFB-Präsident Hans Walch dürfte aber relativ schnell gedämmert haben, dass das womöglich die falsche Entscheidung war. „Es war ja nicht nur Nauschs angeschlagene Gesundheit, warum ihm Frühwirth, Pesser und Molzer als Trainer zur Seite gestellt worden sind“, so Fußball-Historiker Clemens Zavarsky, „sondern weil Nausch ein Verfechter der Wiener Schule war und diese als veraltet galt.“

Denn Wahrheit war auch: Als einziges Nationalteam hielt Österreich eisern am 2-3-5 fest, anstatt das WM-System (3-2-5) zu installieren. Dieses war 1925 von Arsenal-Trainer Herbert Chapman erfunden worden, Sepp Herberger hatte es beim DFB auch schon vor dem Krieg eingeführt. Der Vorteil des 3-2-5 war, dass man die gegnerischen Flügel bewachen konnte, ohne dafür einen Läufer abzustellen (dieser konnte den gegnerischen Verbinder decken) und durch Verschieben des ballfernen Verteidigers ins Zentrum Überzahl dennoch gegen den Mittelstürmer zu haben.

Im 2-3-5 sieht sich der Mittelläufer (ML) oft den beiden gegnerischen Verbindern alleine gegenüber, weil die Außenläufer auf die gegnerischen Flügelstürmer spielen müssen – Unterzahl im Zentrum und defensive Instabilität ist die Folge. Andererseits hat man mit drei Läufern in 2-3-5 mehr kreative Optionen.

Bis Anfang der 1950er hatten alle Länder das klassische 2-3-5 beerdigt. Nur Walter Nausch, der als linker Läufer Stammspieler im Wunderteam 1931-33 war, war überzeugt: Die „Wiener Schule“, das kombinationssichere, auf Ballbesitz basierende offensive „Scheiberlspiel“, wäre nur in einem 2-3-5 möglich.

Das Manndeckungsspiel im WM-System erachtete Nausch als Antithese des Donau-Fußballs, des schönen Spiels aus Wien und Budapest, das vor dem Krieg Weltruhm erlangt hatte. Das Opfern des Mittelläufers zugunsten eines dritten Verteidigers war für Nausch ein Sakrileg – zumal er mit Ernst Ocwirk den weltbesten Mittelläufer seiner Zeit hatte. Ocwirk war ein Fußball-Weltstar, wegen seiner großen Klasse und weil er seine Position revolutionierte: Kein Pracker englischer Schule, sondern ein Feingeist mit unübertroffener Spielübersicht und -intelligenz. Seine 50-Meter-Pässe, die zentimetergenau ankamen, waren berühmt und bei den Gegnern auch berüchtigt. Günter Netzer sollte 20 Jahre später praktisch genauso spielen.

Ocwirk hatte Nausch und Austria-Trainer Wudi Müller allerdings schon 1952 gewarnt: Weil andere Länder längst umgestellt hatten, hatte er im Zentrum oft mit Unterzahlsituationen zu kämpfen. „Alleine schaff‘ i das Zentrum nimmer!“ Nausch wischte die Bedenken beiseite und kassierte Rückschlag um Rückschlag.

In der Staatsliga waren einige Trainer längst weiter. Hans Pesser – der im Training  oft mit Megaphon auf einem Podest stand, um seine Spielern die richtigen Positionen und Laufwege zu vermitteln – hat bei Rapid 1949 von einer Südamerika-Tournee das „brasilianische System“ mitgenommen, in dem sich die Außenläufer voll auf die gegnerischen Flügel konzentrieren und der linke Verbinder zurück rückt, um mit dem Mittelläufer die gegnerischen Verbinder zu decken – zudem gibt es einen freien Mann ganz hinten, die Vorform des Libero, bei Rapid gespielt von Happel. Mit diesem System wurde Rapid 1949/50 Meister.

Der erste, der in Österreich auf ein klassisches WM umstellte, war Edi Frühwirth bei Wacker im Herbst 1952. Wacker stellte so in der Saison 1952/53 die mit Abstand beste Abwehr, erzielte vorne 101 Tore in den 26 Spielen und zog im Titelrennen nur ganz knapp gegen die Austria den Kürzeren. Dass man ein 3-2-5 nicht offensiv spielen könne, war damit auch in Österreich widerlegt.

Nausch vs. Fortschritt

„Frühwirth war ein moderner Trainer und dass er bei Wacker das WM-System vorexerziert hat, hat Nausch schon nicht gepasst“, erklärt Zavarsky. Nausch betrachtete Wacker als Dammbruch, der das 2-3-5 auch in Österreich verdrängen würde.

Nach der starken Saison von Wacker entfernte Nausch 1953 Frühwirth sogar aus dem ÖFB-Trainerstab und behielt stur das 2-3-5 bei, unterstützt auch vom Eindruck des 9:2-Erfolgs von Meister Austria im Herbst 1953 gegen den deutschen Titelträger Kaiserslautern, der den Kern des DFB-Teams stellte. Ocwirk war der überragende Mann als kreativer Mittelläufer, als Spielgestalter aus der Tiefe.

Eine Galavorstellung von Erich Probst mit fünf Toren beim 9:1-Heimsieg im WM-Qualiduell gegen Portugal war ein zusätzlicher Befreiungsschlag für Nausch, ehe man sich in Lissabon beim Rückspiel zu einem 0:0 quälte, mit dem man sich ein Entscheidungsspiel ersparte. Die Tordifferenz wurde damals nicht herangezogen.

Frühwirth ersetzt erkrankten Nausch

Im Februar 1954 erkrankte Walter Nausch. Woran, daraus machten zeitgenössische Medien und auch alle Beteiligten seither ein großes Geheimnis. Jedenfalls kam Edi Frühwirth in den Trainerstab zurück, gemeinsam mit Pesser – der mittlerweile von Rapid zum Sportclub gewechselt war – und ÖFB-Trainer Josef Molzer leitete er die Vorbereitung zur WM. Nausch stieß erst im Laufe des Turniers zur Delegation, überließ die tägliche Arbeit aber offenbar weiterhin Frühwirth.

Erste Amtshandlung Frühwirths: Umstellung auf das WM-System. Happel spielte Stopper, Hanappi rückte aus der Läuferreihe nach hinten, bald wurde auch der zweite gelernte Verteidiger (Stotz) durch einen gelernten Läufer (Barschandt) ersetzt. Man war den Ungarn bei einem knappen 0:1 in Wien annähernd ebenbürtig, stand beim 2:0 gegen Wales defensiv bombensicher und schoss sich nach dem Trainingslager in Obertraun mit einem 5:0 gegen Norwegen für die WM warm.

Dort startete man mit einem 1:0-Zittersieg gegen Schottland, ehe man locker 5:0 über die Tschechoslowakei hinweg fegte. Österreich hatte viermal hintereinander zu Null gespielt (damals, als selbst Meister im Schnitt 1,5 bis 1,8 Tore pro Spiel kassierten, praktisch außerirdisch) und war wegen des eigenwilligen Turniermodus ohne ein drittes Spiel ins Viertelfinale eingezogen. Der Gegner dort war nicht Italien, sondern die Schweiz. Der Turnier-Gastgeber hatte die Azzurri eliminiert.

Das Verhältnis zu Deutschland

Der einzige echte Misserfolg in den Jahren 1950/51 war die 0:2-Heimniederlage gegen das erst ein Jahr zuvor reaktivierte deutsche Nationalteam. Das DFB-Team hatte man schon vor dem Krieg zumeist im Griff gehabt (fünf Siege, zwei Niederlagen), und weil Spieler aus der Sowjetzone naturgemäß nicht mehr zur Verfügung standen, betrachtete man die deutsche Mannschaft in Österreich als deutlich schwächer als man selbst.

Auch die zentralisierte Liga erachtete man beim ÖFB als Vorteil. Zwar wurde 1949 die Staatsliga mit Beteiligung von Bundesländer-Klubs geschaffen, im Grunde waren diese aber kaum mehr als Mitläufer. Der GAK war 1954 das erste Bundesländer-Team, das eine Saison überhaupt in den Top-4 abschloss. In Deutschland wurden fünf regionale Ligen ausgetragen, aus deren Siegern dann der Meister ermittelt wurde. Also: Viele Klubs, aber auch ein gewaltiges Leistungsgefälle. Die Bundesliga wurde erst 1963 eingeführt.

Beim der österreichischen 0:2-Niederlage in Wien im Herbst 1951 stellte Herberger seinen nominellen Stürmer Max Morlock ab, um Ocwirk kaltzustellen und es war die einzige Niederlage in einer sonst sehr starken Phase. Bei 0:0 in Köln im Frühjahr 1953 hatte Österreich ein deutliches Chancenplus und fühlte sich als Punktsieger.

Dann kam auch noch das 9:2 der Austria gegen Kaiserslautern im Herbst 1953. Aus der Sicht der Zeit gesehen war es also keineswegs ungewöhnlich oder gar jenseitig, dass sich Fußball-Österreich dem deutschen Nachbarn sportlich überlegen fühlte. „Gott sei Dank, nur die Deutschen“, wurde im ÖFB-Lager nach der Halbfinal-Auslosung (ja, Auslosung) gejubelt. Die anderen beiden möglichen Gegner waren schließlich Titelverteidiger Uruguay und die als unschlagbar geltenden Ungarn.

Einschub: Hitzeschlacht in Lausanne

Das Halbfinale gegen Deutschland ist nicht zu verstehen, ohne auf das Viertelfinale gegen die Schweiz vier Tage zuvor zu blicken. Wie heiß es an diesem Juli-Tag um 17 Uhr im Stade de la Pontaise war? Nun, Radioreporter Heribert Meisel musste zur Halbzeit w.o. geben und das Mikrofon seinem Assistenten Edi Finger überlassen.

Torhüter Kurt Schmied von der Vienna, der in Bombenform war, hatte sich innerhalb kürzester Zeit einen Sonnenstich eingefangen und torkelte nur noch wie ein Zombie durch den Strafraum. Das 0:3 (Hügi aus 5m) hat Happel verbrochen, aber sowohl beim 0:1 (Weitschuss von Ballaman) als auch beim 0:2 (Roller von Hügi) sah Schmied seltsam abwesend aus. Später, beim vierten Schweizer Tor, irrlichterte Schmied verloren im Strafraum umher und wurde von Ballaman überhoben, beim fünften rutschte ihm der Ball durch die Hosenträger.

Ein fitter Schmied hätte ein Tor kassiert, maximal zwei. Nicht fünf.

Das Glück der Österreicher: Roger Bocquet, Libero in Rappans Riegel-System, ging es (allerdings in Folge eines Tumors, wie später festgestellt werden sollte) kaum besser als Schmid. Mit diesem kaum mehr als körperlich anwesenden Puzzlestein brach die Defensiv- und Kontertaktik in sich zusammen, Rappan tauschte ihn auch nicht – wie sonst üblich – mit einem Flügelspieler, um einen fitten Mann hinten zu haben.

So hatte Österreich hatte viel Raum zu gezielten Weitschüssen und, wenn es schnell ging, auch im Strafraum. Mit drei Toren zwischen den Minuten 25 und 27 glich Österreich auf 3:3 aus, kurz danach gelang ein erneuter Doppelschlag zum 5:3. Hügis Heber stellte vor der Pause auf 5:4, ehe Alfred Körner einen Elfmeter verschoss. Nach der Pause erzielte Wagner das 6:4 und Hügi das 6:5, das 7:5 von Erich Probst eine Viertelstunde vor Schluss war die endgültige Entscheidung.

Das Halbfinale war erreicht, aber zu welchem Preis?

Deutschland unter Sepp Herberger

Im deutschen Spiel drehte sich alles um Fritz Walter. Der Routinier von Kaiserslautern – Meister 1951 und 1953 sowie Finalist 1954 – war, was Ocwirk bei Österreich war, nur eben eine Etage weiter vorne. Während sich Rechtsverbinder Morlock oft in die Spitze orientierte und ein sehr vertikaler Spieler war, agierte Walter dahinter als das, was man später als „Klassische Nr. 10“ bezeichnet hat.

Die Verteidiger und die Läufer hatten nur die Aufgabe, den Gegner zu stoppen, Bälle zu erobern und diese dann auf möglichst direktem Weg bei Fritz Walter abzuliefern, damit dieser seine vier Angriffspartner einsetzen kann. Das waren eben Halbstürmer Max Morlock, der als launische Diva verschriene Helmut Rahn, der zuverlässige und zielstrebige Hans Schäfer sowie Fritz Walters jüngerer Bruder Ottmar. Diese mussten nicht stur ihre Positionen halten, sondern hatten durchaus Freiheiten.

Herberger arbeitete jahrelang zielstrebig auf diese WM hin und orientierte sich dabei nicht an Formkurven. Dass Kaiserslautern das Meisterschaftsfinale wenige Wochen vor dem Turnier gegen Hannover 1:5 verlor, interessierte ihn nicht. Es fuhren fünf Lauterer mit (und alle waren Teil der Wunsch-Elf) und nur ein einziger WM-Stammspieler kam im Jahr vor der Endrunde neu in den Kader, nämlich der Fürther Karl Mai.

Das DFB-Team gewann in der Vorrunde 4:1 gegen die Türkei und schenkte gegen die Ungarn ab, beim 3:8 gegen den haushohen Turnierfavoriten spielten die Reservisten. Im Entscheidungsspiel um den Viertelfinal-Einzug wurde wiederum die Türkei 7:2 besiegt und im Viertelfinale lieferte man Jugoslawien nach der frühen Führung eine Abwehrschlacht, kurz vor Schluss erzielte Rahn das 2:0.

Der Halbfinalgegner Österreich war Herberger gar nicht recht: Gegen Ungarn und Uruguay wäre sein Team krasser Außenseiter gewesen und ein Ausscheiden hätte niemand übel genommen. Gegen Österreich aber würde die Öffentlichkeit einen Sieg erwarten und gerade vor der sicheren ÖFB-Abwehr hatte Herberger Respekt. Das 7:5 ließ er als Freak Result hier nicht gelten, das waren besondere Umstände.

Österreich vor dem Halbfinale

Kurt Schmied konnte vier Tage nach seinem Sonnenstich, so ließen die Teamärzte wissen, im Halbfinale gegen Deutschland unmöglich spielen. Weil Frühwirth Franz Pelikan – den er von Wacker gut kannte – die nervliche Belastung eines WM-Halbfinales nicht zutraute, sollte Walter Zeman den Startplatz bekommen. Im Nachhinein betrachtet wohl eine Fehleinschätzung: Beim Rapid-Goalie war in der Turniervorbereitung eine alte Meniskus-Verletzung wieder akut geworden, zudem litt der damals 27-Jährige unter der für seine Bedürfnisse kurzen Leine innerhalb der WM-Delegation. Zemans Neigung zum Alkohol war zumindest Ernst Happel bekannt; Frühwirth jedoch offenkundig nicht.

Es war nicht der einzige Fehler des Trainerteams. Walter Schleger, Veterinärmediziner und nach seiner Fußballerkarriere Universitäts-Dozent, redete sich im Einzelgespräch mit Frühwirth statt des an sich gesetzten Leopold Barschandt in die Startformation. „Die Abwehr darf ihre Späße von Lausanne nicht wiederholen, sonst gibt’s ein Malheur“, wird Frühwirth in der AZ zitiert, und Martin Maier schreibt:

„Die Stimmung der Österreicher ist ausgezeichnet. Sie rechnen mit einem Sieg. Härte, Kondition und genaues Decken wird, so argumentieren sie, die Stärke der Deutschen sein. Der Härte werden sie ausweichen. Was die Kondition betrifft, werden die Österreicher den Ball laufen lassen: Seine Kondition wird besser sein als die aller Deutschen zusammen und die Luft wird ihm bestimmt nicht ausgehen. Das genaue Decken der Deutschen werden sie durch geschicktes Stellungsspiel verhindern.“

That didn’t age well.

Deutsches Heimspiel, Körner angeschlagen

Das Spiel fand in Basel statt, gleich an der deutschen Grenze, und die Schweizer Behörden kapitulierten vor der deutschen Invasion: 30.000 Bundesbürger stellten sich an der Grenze an und wurden nur noch durchgewunken – ohne Passkontrolle. Anders als am Samstag in Lausanne war das Wetter an diesem Mittwoch in Basel grau und regnerisch.

Zu Beginn war kaum ein Unterschied in der Leistungskraft zu erkennen. Nach ein paar Minuten war aber Frühwirths Idee, die Körner-Brüder auf dem jeweils anderen Flügel aufzustellen – also Alfred ausnahmsweise rechts, Robert links – hinfällig. Durch diese Maßnahme hatten auch Posipal und Kohlmeyer ihre Positionen getauscht, wodurch das deutsche Teamgefüge etwas durcheinander gebracht wurde.

Alfred Körner fasste in einem Duell mit Posipal nämlich eine Muskelverletzung aus.

Er humpelte zur Betreuerbank, wo er ein schmerzstillendes Jaukerl bekam, und war fortan wieder am gewohnten linken Flügel aufgestellt – damit zumindest Robert rechts die gewohnte Offensivkraft entfalten konnte. Die linke Seite hingegen lag mit dem angeschlagenen Alfred Körner und dem mit Rahn zunehmend überforderten Schleger waidwund. Die Deutschen brauchten aber einige Zeit, um das zu realisieren.

Ausgeglichene Anfangsphase

Der deutsche „kicker“ berichtete: „20 Minuten schien Österreich dem Sieg zuzustreben. Da liefen die Bälle den Wienern wie im Kabarett. Ja, so spielte einst das Wunderteam!“ Martin Maier in der AZ hingegen schrieb: „Nervöses Spiel auf beiden Seiten, viele Fehlpässe.“ Die Wahrheit lag wohl irgendwo in der Mitte.

In der 12. Minute zieht Fritz Walter ab, Zeman verschätzt sich ein wenig, aber der Ball streicht über das Tor. Zehn Minuten später kommt Zeman mit den Fingerspitzen gerade noch an einen Schuss von Rahn, lenkt den Ball an die Latte. Auf der anderen Seite verschludert Stojaspal eine Gelegenheit (14.), einen Schuss von Ocwirk (oder Körner?) kann DFB-Torhüter Turek nur abklatschen und Kohlmeyer klärt endgültig (28.).

Österreich geknackt…

In der 31. Minute verlor Stojaspal in der Vorwärtsbewegung den Ball gegen Eckel, der ihn schnell steil auf Morlock passte. Morlock ging, von Koller verfolgt, bis zur Grundlinie durch, konnte vor das Tor flanken. Dort achteten weder Happel noch Hanappi auf Schäfer, der unbedrängt aus fünf Metern abziehen konnte. Zeman, der auf der Linie geblieben war, fiel auch eher patschert hin, als dass er den Ball klärte. Deutschland führte 1:0.

Bei dieser Aktion hatte kein einziger Österreicher gut ausgesehen, es war aber mehr als nur ein kollektiver Tiefschlaf.

„kicker“-Herausgeber Friedebert Becker war gnadenlos. „Die deutschen Spieler, von Herberger von jeher erzogen, nie nach Schema, sondern mit Köpfchen nach eigenen Ideen zu spielen, den Gegner zu beobachten, Schwächen zu erkennen – diese deutschen Spieler hatten das Wiener Schema F schnell durchschaut. Nun wussten sie genau, wie der nächste Pass laufen wird“, schreibt Becker: „Wien spielte, trotz moderner WM-Taktik, doch wie vor 30 Jahren: Scheiberl! Und wunderte sich, dass die Deutschen immer eher an den Ball kamen. Dass sie den Weg des Wiener Passes zu riechen schienen.“

…Österreich geschockt

Das Gegentor traf Österreich bis ins Mark. Es wurde zwar nach einer schnellen Antwort gesucht, aber es schlicht sich in der Offensive eine zunehmende Kopflosigkeit ein. Robert Körner zieht in der 38. Minute aus der Distanz ab und schießt knapp über das Gehäuse, ein Versuch von Probst ist harmlos. Kurz vor dem Halbzeitpfiff wusste sich Liebrich gegen Wagner nur mit einem Foul zu helfen – Zentimeter vor der Strafraumgrenze. Ocwirk zielte seinen Freistoß durch eine sagenhaft schlecht aufgestellte Mauer, aber Turek nahm das Schüsschen locker auf.

Das mentale Drama brach in der Halbzeitpause endgültig durch. Der sonst so ruhige, positive Ocwirk herrschte Dienst und Barschandt, die in der Kabine Erfrischungen verteilten, mit einem unwirschen „Schleicht’s eich!“ an. Die Siegesgewissheit war einer mentalen Lähmung gewichen. „Der Frühwirth hat uns erklärt, was wir falsch machen, aber wir haben gespürt: das Match ist gelaufen“, gab der Kapitän nach dem Spiel im Radio-Interview zu: „Die Angst vor dem Misserfolg hat uns fertig gemacht.“

Vorentscheidung zunächst abgewehrt

In der ersten echten Aktion nach Beginn der zweiten Halbzeit konnte Schäfer Hanappi abschütteln und in den Strafraum flanken, Happel klärte zur Ecke. In der Mitte wären noch Koller und Schleger bei Ottmar Walter, aber im Zweifel spielte Happel eben auf sicher. Dachte er. Fritz Walter drehte den Eckball an den Fünfer direkt vor das Tor. Ocwirk berechnet den Ball falsch, Koller steht an der ballentfernten Seite von Morlock, und zwischen Ocwirk und Koller kommt Morlock an den Kopfball. Der wiederum wie versteinert auf der Linie klebende Zeman ist chancenlos. 2:0 für Deutschland.

Koller lässt die Schultern hängen und kratzt sich mit der rechten Hand ratlos am Hinterkopf. Oje, der geht auf mich. Oje, ich fürchte, das war’s jetzt.

Aber: Österreich warf jetzt noch einmal alles in den Kampf. „Das Tor pulvert die Österreicher auf“, schreibt Maier, „sie spielen, als hätten sie ein frisches Bad genommen.“ Wagner dringt halblinks in den Strafraum ein, umringt von vier Deutschen – Posipal, Eckel, Mai und Morlock. Und doch gelingt es ihm, den Ball an den Flügel zu Alfred Körner zu bringen. Dieser flankt, Liebrich klärt mit dem Kopf vor den Strafraum, genau vor die Füße von Stojaspal.

Stojaspal rennt auf das Tor zu, schießt, Turek kann den Ball nicht fangen, die Kugel hüpft zu Probst. Der Rapidler staubt ab, trifft, nur noch 1:2 aus Sicht von Österreich. „Jetzt geht das schon wieder los“, fauchte Fritz Walter zu seinen Mitspielern, an die ÖFB-Aufholjagd gegen die Schweiz erinnernd.

In zehn Minuten von 2:1 auf 5:1

Nach der Pause merkte Rahn, dass er vom angeschlagenen Alfred Körner kaum defensive Gegenwehr zu erwarten hatte und dass er Walter Schleger in jeder Hinsicht deutlich überlegen war. Koller musste immer öfter aushelfen, was aber Rahns Schwung kaum eindämmte und im Zentrum für offene Räume sorgte. Auf der anderen Seite offenbarten sich die Tempo-Nachteile von Hanappi gegenüber Schäfer, der auch oft ins Halbfeld zog und das Zusammenspiel von Hanappi mit Happel kappte.

Keine fünf Minuten nach dem Anschlusstreffer konnte Hanappi Schäfer wieder nur in den Strafraum nachlaufen, in seiner Not säbelte er Schäfer von hinten nieder. Ein klarer, unumstößlicher Elfmeter, es protestierte auch niemand. Fritz Walter trat an, zielte nach rechts, Zeman flog in die andere Richtung, das 3:1 in der 56. Minute.

Im Gegenzug lenkte der konzentrierte Turek einen Schuss von Probst an die Latte, dafür sorgte Zeman mit einer Unkonzentriertheit in der 61. Minute für den nächsten deutschen Eckball – er wollte einen Ball stoppen, der rutschte ihm aber über den Spann und kullerte über die Out-Linie. Wieder tritt Fritz Walter die Ecke, wieder ist sie raffiniert angeschnitten. Diesmal steht Hanappi zu weit von der Flugkurve entfernt, diesmal steht Happel auf der falschen Seite seines Gegenspielers, diesmal kommt Ottmar Walter an den Kopfball. Wieder ist Zeman auf der Linie nur Zuschauer, wieder ist der Ball im Tor. Das 4:1.

Gerhard Hanappi faltet verzagt die Hände. Aussage, um den heutigen Jargon zu verwenden: „Mah, geh OIDA!“

Drei Minuten später, Österreich war in seiner Verzweiflung weit aufgerückt, kontere das DFB-Team. Rahn läuft alleine auf Zeman zu, umläuft den Torhüter, Zeman greift im Reflex nach Rahns Füßen, hält sie fest. Rahn fällt, natürlich wieder Elfmeter und nach heutigen Gesichtspunkten eine der klarsten Notbremsen der Fußballgeschichte. Zeman blieb zwar der Ausschluss erspart, nicht aber Fritz Walters Elfmeter. Der Torhüter errät diesmal die Ecke, aber Walters Schuss ist zu hart, zu platziert.

Das 5:1, die endgültige Entscheidung in der 65. Minute.

Das ÖFB-Team brach zusammen

Happel, eigentlich der Chef in der Hintermannschaft, versank im Treibsand, zog sich immer weiter vom konstruktiven Spielgeschehen zurück. Martin Maier schimpfte in der SPÖ-nahen Arbeiter-Zeitung: „Was fällt Happel ein, im Strafraum zu spielen, als wäre der Gegner Oberlaa und Rapid führt 10:0?“ Und das ÖVP-nahe Volksblatt ging sogar noch einen Schritt weiter: „Man wünscht Happel zehn Jahre Fegefeuer, verschärft durch täglich zwanzig verlorene Schnapspartien!“

Turl Wagner machte gegenüber dem ORF im Jahr 2012 noch einmal deutlich, wie sehr Happel seine schlechte Leistung und noch viel mehr die vernichtende Kritik getroffen hat. „Unter der harten Schale war bei ihm ein butterweicher Kern, er war sehr sensibel“, so Wagner, „das war eigentlich der Moment, an dem er mit Wien gebrochen hat!“

Schleger war mit Rahn überfordert, der verletzte Alfred Körner keine Hilfe, Kollers Versuche auszuhelfen öffneten für Fritz Walter Räume, die Ocwirk alleine nicht abdecken konnte; Hanappi war zwischen seiner Position als rechter Verteidiger und dem Helfen von Ocwirk aufgerieben. Das ganze System implodierte, alle waren mit den Nerven durch, wussten um das öffentliche und mediale Donnerwetter, das auf sie einprasseln würde.

Und die Deutschen legten immer weiter den Finger in die Wunde.

Deutschland spielte „Such’s Balli“

„Den ständigen Rochaden zwischen Ottmar und Schäfer oder Rahn wussten die Wiener Verteidiger nicht zu begegnen. Man deckte Raum und wurde überspielt. Das Staffeln der drei Verteidiger fehlte, man bildete eine starre Linie, in die Fritz Walter, alles überschauend, seine Minen legte“, analysierte Friedebert Becker im kicker, der an den deutschen 3:2-Sieg im Spiel um Platz drei 1934 verwies: „So wie einst, vor zwanzig Jahren, Fritz Szepan die Wiener hin und her jagte, so lenkte nun Fritz Walter das Spiel ganz nach seinen Wünschen.“

Die Deutschen ließen nicht nach, bombardierten das österreichische Team weiter. Rahn, Morlock und Ottmar Walter feuerten Torschüsse ab. „Und hat Österreich schon mal eine Chance, wie Probst in der 74. Minute“, maulte Maier, „dann steht er wie angewurzelt. Ehe er sich zum Start entschließt und dem Ball entgegen läuft, hat ihn eines der tausend Beine in der deutschen Verteidigung schon weggekickt.“ In der 87. Minute humpelte Alfred Körner vom Platz, es ging nicht mehr, es hatte auch keinen Sinn mehr.

Kurz vor dem Schlusspfiff demonstrierten die Deutschen noch einmal die Leichtigkeit, mit der sie das österreichische Team in der zweiten Halbzeit demontierten. „Fritz, Morlock und Mai bauen im Mittelfeld ein regelrechtes Dreieck auf, in dem Koller und Schleger herumhetzen“, beschreibt Robert Becker in seinem Spielbericht im kicker: „Schäfer hatte sich heimlich in Richtung Eckfahne geschlichen. Dort erreichte ihn prompt Fritz Walters Steilpass.“ Zeman läuft dem auf die rechte Seite rochierten Schäfer aus dem Tor heraus entgegen, Schäfer flankt vor das leere Gehäuse, Ottmar Walter sagt „danke“. Das 6:1, der Endstand.

Diagnose: „Zu viele Jahre taktisch vertrödelt“

Schon seit Jahren war Nausch in Österreich gedrängt worden, endlich mit dem Uralt-System zu brechen und auf die Gegebenheiten zu reagieren, die spätestens nach dem Krieg einfach nicht mehr wegzuleugnen waren. Das Debakel im Halbfinale gegen Deutschland machte es endgültig für alle sichtbar.

„Es zeigte sich, dass in Österreich zu spät auf das moderne Spiel umlernte“, so Friedebert Becker: „So grundgescheit die Wiener auch Frühwirths weitschauende Umschulung aufnahmen, man hatte zu viele Jahre taktisch vertrödelt. Das zeigte sich besonders nach der Pause. […] Wir trösten Frühwirth und Pesser, wir trösten die mutigen Verfechter des neuzeitlichen Fußballs in Wien. Wir wissen, dass die alten Freunde in Wien jammern werden: ‚Mit unserem alten Wiener Stil wäre das nicht passiert!‘ Aber verloren hätte sie doch. Auch die großen Taktiker können nicht binnen weniger Monate nachholen, was in falsch verstandener Romantik in Wien 15 Jahre lang versäumt wurde.“

In Österreich sorgte vor allem die Art und Weise, der stilistische Unterschied für Erweckungsmomente. „Der deutsche Angriff: Eins, zwei, drei, schon beim österreichischen Tor. Der österreichische Angriff: Singers patentierte Zickzack-Nähmaschine näht, immer im Kreis“, monierte Maier. Eine Tiroler Zeitung streute Schiebungs-Gerüchte, Happel und Zeman hätten absichtlich schlecht gespielt, weil sie von deutschen Sponsoren mit lukrativen Transfers gelockt worden wären. Zudem wären die Spieler sauer gewesen, dass der ÖFB das Auslandstransfer-Alter nicht von 30 auf 28 senken wollte, weswegen das Spiel absichtlich verloren worden wäre.

Abenteuerlich.

Happel und Zeman waren wegen ihrer schwachen Leistungen gegen Deutschland die Buhmänner der Öffentlichkeit. Generell wurde der dritte Platz (nach dem 3:1 im kleinen Finale gegen ein desinteressiertes Team aus Uruguay) als schöner Erfolg angesehen, gleichzeitig aber dem verpassten Endspiel nachgetrauert – denn der deutschen Finalsensation gegen Ungarn zum Trotz blieb man dabei, dass Deutschland der leichteste Halbfinalgegner war.

Österreich nach der WM

Die WM war für Österreich eine Zäsur. Zahlreiche Spieler nahmen danach in der Tat ein gut bezahltes Engagement im Ausland an – aber nicht in Deutschland, sondern in Frankreich. Happel (Racing Paris) von Rapid, Stojaspal (Straßburg), Ernst Melchior (Rouen) und Fritz Kominek (Nîmes) von der Austria sowie Sturm-Spielertrainer Karl Decker (Sochaux), Admira-Angreifer Erich Habitzl (Lens) und Wacker-Flügel Ernst Bokon (Metz) folgten Turl Brinek (Monaco) in die Division 1. Ernst Ocwirk zog es 1956 zu Sampdoria in die Serie A.

Die Frage, ob Frühwirth beim Team bleibt, wurde mit seinem Wechsel von Wacker zu Schalke 04 (wo er 1958 Meister wurde) beantwortet. Nausch übernahm die Agenden zunächst wieder voll, aber der ÖFB wollte ihn nach den Lektionen der WM und der Offensichtlichkeit seiner Versäumnisse dennoch loswerden. „Nach der WM hat man ihm sukzessive die Agenden weggenommen und er ist dann nach einem 1:4 gegen Ungarn im November enttäuscht zurückgetreten“, so Clemens Zavarsky.

Das Nationalteam stürzte in den folgenden Jahren dramatisch ab. Verantwortliche kamen und gingen oft nach ein paar Monaten wieder, und als sich 1957 unter Pepi Argauer wieder so etwas wie eine gewisse Stabilität auf akzeptablen Niveau einpendelte, waren nur noch vier 1954er-Spieler übrig: Gerhard Hanappi, Turl Wagner, Karl Koller und Leopold Barschandt. Im Schatten der 54er konnte eine ganze Generation nicht im Nationalteam Fuß fassen, so fuhren 1958 viele ältere Spieler und einige ganz junge zur WM, aber kaum jemand im besten Fußballer-Alter.

Deutschland nach der WM

Nach dem überraschenden 3:2-Finalsieg gegen Ungarn fielen aber auch die Deutschen in ein Loch – und was für eines. 12 der 18 Spiele in den zwei Jahren nach der WM 1954 verlor die DFB-Elf, die ebenfalls einem völligen personellen Wechsel unterzogen wurde. Peinlicher Tiefpunkt war eine 0:3-Blamage in Irland.

In dieser Zeit festigte sich der Eindruck, dass der Titelgewinn ein Zufallssieg war. Die Personalreserven schien dünn und die generelle Substanz nicht ganz dort, wo man sie bei einem amtierenden Weltmeister vermuten würde. Aber das Durchschnittsalter des 1954er-Teams lag bei 28 Jahren, und Herberger gab den nachrückenden Talenten die Zeit, die sie brauchten.

Junge Kräfte wie Uwe Seeler, Aki Schmidt und Horst Szymaniak – die in ihren regionalen Ligen nicht immer auf hohem Niveau gefordert waren – brauchten einfach ein paar Jahre, um sich international zu behaupten. Nur: Anders war es bei den Österreichern ja auch nicht. Rapid, Austria, Vienna und Wacker hatten halt auch Spiele gegen Stadlau, Kapfenberg, Austria Graz und den FC Wien zu absolvieren.

Als sich ÖFB und DFB knapp drei Jahre später das nächste Mal trafen, hatte bei beiden Mannschaften die Besetzung nicht mehr viel mit 1954 zu tun. Nicht nur Deutschland hatte eine ausgiebige Misserfolgs-Serie hinter sich, sondern auch Österreich: In den anderthalb Jahren vor dem Spiel im März 1957 hatte das ÖFB-Team genau ein einziges Match gewonnen – gegen Luxemburg. Herbergers Truppe gewann in Wien 3:2, wieder war es vor allem das Rochadenspiel von Sturmspitze Kraus mit Helmut Rahn, mit dem die ÖFB-Abwehr überhaupt nicht zurecht kam.

„Wie schnell verfliegt der Ruhm, wie schnell verschlingt der Sport seine Opfer“, konstatierte Martin Maier in der AZ über den amtierenden Weltmeister und den WM-Dritten: „Was ist heute von den Teams geblieben? Beide Mannschaften haben neu begonnen. Die Deutschen sind einen Schritt näher, fern zeichnet sich wieder eine starke Mannschaft ab. Mit Österreich ist es schlechter bestellt, alles noch am Anfang, Tasten und Versuchen.“

Deutschland langfristig voran

Wie in Österreich wendete sich auch beim DFB im Frühjahr 1957 das Blatt wieder zum Positiven, als Herberger seine Elf für die WM 1958 in Schweden einigermaßen gefunden hatte. Während Österreich dort in einer starken Gruppe (mit Brasilien, England und der Sowjetunion) ausschied, quälte sich Deutschland mit nur einem Sieg durch eine schwache Gruppe (mit Nordirland, der Tschechoslowakei und den international abgehängten Argentiniern) und schied nach einem Viertelfinal-Erfolg über Jugoslawien im Semifinale gegen Schweden aus.

In der Folgezeit etablierte sich in Österreich wieder eine sehr starke Mannschaft, aber der ÖFB verzichtete auf Kostengründen auf die WM 1962 in Chile, wo Deutschland im Viertelfinale ausschied. Die Einführung der Bundesliga 1963 mit ihrer hohen Leistungsdichte erwies sich für den DFB als überfällig und die BRD etablierte sich langfristig an der Weltspitze, während Österreich zeitgleich in Planlosigkeit und internem Chaos versank.

Es sollte bis 1978 dauern, ehe wieder ein ÖFB-Team gegen die BRD gewinnt. Aber das ist eine andere Geschichte.

Quellen

„kicker“, Ausgabe vom 5. Juli 1954
Archiv der „Arbeiter-Zeitung“
Story „Der letzte Mittelläufer“ von Clemens Zavarsky, ballesterer Nr. 89, 2014
Österreichs Deutschland-Komplex“ von Gerhard Urbanek, 2009
ORF-Sendung „Ernst Happel“ zum Anlass seines 20. Todestages, 2012
Sind’s froh, dass Sie daheim geblieben sind„, Hrsg. Marschik/Müllner, 2010
Videos AUT-SUI 7:5 sowie BRD-AUT 6:1 (verlinkt im Text)
Vom Libero zur Doppelsechs“ von Tobias Escher, 2016

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