Asien – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Thu, 05 Jul 2018 12:41:12 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Asiens Teams bei der WM 2018: Wohl mehr Schein als Sein https://ballverliebt.eu/2018/07/03/wm-2018-bilanz-asien-japan-saudi-suedkorea-iran-australien/ https://ballverliebt.eu/2018/07/03/wm-2018-bilanz-asien-japan-saudi-suedkorea-iran-australien/#comments Tue, 03 Jul 2018 12:16:16 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=14972 Asiens Teams bei der WM 2018: Wohl mehr Schein als Sein weiterlesen ]]> Die Zahlen sagen: Vier Siege, ein Team im Achtelfinale, zum fünften Mal in den letzten sieben Turnieren (also seit 1994) ein besserer Punkteschnitt als die Teams aus Afrika. Außerdem erreichte Japan das Achtelfinale und hatte dort die hoch gehandelten Belgier am Rande der Niederlage.

Ist Asien also nach dem Totalausfall von 2014 zurück? Nicht so schnell. Die Siege von Südkorea und Saudi-Arabien kamen, als die Teams bereits ausgeschieden waren. Jener des Iran war vom Spielverlauf superglücklich. Und Japan hat gegen Kolumbien 87 Minuten in Überzahl gespielt.

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LINK-TIPP: Asiens Teams bei der WM 2014

Japan: Grundsolide und kontrolliert

Vor vier Jahren war die Erwartung an die Japaner groß – geliefert haben sie ein müdes Vorrunden-Aus. Dieses Mal waren die Erwartungen gering, und siehr da: Viel hätte nicht zum Viertelfinale gefehlt.

Sicher, es war auch Glück dabei. Weil man gegen Kolumbien schnell in Überzahl war. Weil Senegals Torhüter daneben gegriffen hat. Weil zwei gelbe Karten über Achtelfinale und Ausscheiden entschieden haben. Das Spielprinzip von Trainer Akira Nishino, der erst zwei Monate vor der WM von Vahid Halilhodzic übernommen hatte, ist vornehmlich auf defensive Kontrolle und Stabilität im Zentrum ausgelegt. Das ist ein spürbarer Gegensatz zum offensiven Rochade-Spiel, welches Japan unter Zaccheroni spielte.

Der routinierte Hasebe und sein neuer Nebenmann Shibasaki (der sich für mehr als eine Teilzeitrolle in der spanischen Liga empfohlen hat) kontrollierten sowohl Ballbesitz-Phasen (wie vor allem gegen Kolumbien), also auch das Spiel gegen den Ball (wie vor allem gegen Belgien) auf gutem Niveau. In allen drei Vorrundenspielen hatte Japan zwischen 54 und 59 Prozenz Ballbesitz

Im Spiel nach vorne fehlte allerdings der Punch. Das wurde vor allem gegen die im Block verteidigenden Kolumbianer deutlich. Die Partie gegen Polen kann man kaum werten und die beiden Tore im Achtelfinale gegen Belgien waren Weitschüsse und/oder Zufallsprodukte.

Dies ist keine weltbewegende Mannschaft. Aber eine recht solide und stabile Truppe. Nicht nur wegen des Abschneidens bei der WM: Japan ist, wie über weite Strecken des letzten Jahrzehnts, die Nummer eins aus Asien.

Südkorea: Ein Highlight, sonst nichts gezeigt

Der 2:0-Sieg gegen Deutschland mit Toren in den Minuten 92 und 97 ist ein Erfolg für die Geschichtsbücher. Für den Halbfinalisten von 2002 war es aber andererseits der erste Dreier bei einer WM seit acht Jahren und er kam, als alles schon zu spät war.

Wie schon 2014 agierte Südkorea viel zu zaghaft und passiv und bekam als Quittung dafür das erneute, sang- und klanglose Vorrunden-Aus präsentiert. Sogar gegen die cleveren, aber nicht gerade zaubernden Schweden stellten sich die Koreaner bleiern hinten rein. Die angedachten Konter über Premier-League-Routinier Ki bzw. die schnellen Außenspieler mit Salzburgs Hwang, über Augsburgs Koo und mit Tottenham-Star Son kamen viel zu selten zustande. Der offensive Output war gleich Null.

Der einzige, der sich tatsächlich ins Rampenlicht spielen konnte, war Torhüter Jo Hyun-Woo, der schon in der heimischen Liga zum besten Keeper der Saison gewählt worden war – obwohl sein Klub 2017 beinahe abgestiegen wäre und 2018 aktuell Liga-Letzer ist. Seine Top-Leistung war auch nötig, weil die Abwehr viel zuließ.

Bei drei der vier Turniere seit der Heim-WM 2002 ist Südkorea nun in der Gruppenphase gescheitert. Die Zahl der Europa-Legionäre war schon mal höher als jetzt, vor allem jene mit echter Qualität. Das reicht innerhalb Asiens immer noch locker zu einer Führungsrolle, aber der Abstand zur internationalen zweiten Reihe wird mit der Arbeit der letzten zehn Jahre nicht kleiner.

Iran: Mehr erreicht als drin war

Viel hat nicht gefehlt, ein Meter vielleicht. Wenn der Schuss von Mehdi Taremi am Ende des dritten Gruppenspiels gegen Portugal nicht am Außennetz gelandet wäre, der Iran hätte im Achtelfinale als Gruppensieger gegen Russland gespielt. Aber, um auf dem Boden zu bleiben: Es wäre nicht korrekt gewesen.

Der Iran wurde von Marokko phasenweise vorgeführt. Wäre es nach 30 Minuten 0:3 gestanden, hätten die Iraner sagen müssen: Danke, dass es nicht 0:5 steht. Und am Ende gewinnen sie sogar, durch ein Eigentor in der Nachspielzeit. Gegen Spanien hielt man defensiv und destruktiv dagegen, ähnlich gegen Portugal. Dennoch hatte man in diesen Spielen sogar mehr und bessere Chancen als im Match gegen Marokko.

Das Personal von Teamchef Carlos Queiroz hat sich gegenüber 2014 (damals mit sechs Ü-30-Spielern und einem Altersschnitt von 28,9 Jahren) praktisch komplett geändert, die Spielweise gar nicht. Das mag nicht schön anzusehen sein, aber Queiroz ist Pragmatiker. Mehr gibt das qualitativ nicht besonders gute Personal nicht her. Da geht es bei einer WM eher darum, das Ausmaß der sportlichen Katastrophe in Grenzen zu halten. Dieses Ziel wurde mehr als nur erreicht.

Damit hat sich der seit sieben Jahren amtierende Queiroz (der damit schon seit geraumer Zeit längstdienender Trainer der iranischen Verbandsgeschichte ist) auch die Reputation verschafft, offen im TV seinen Intimfreind Branko Ivankovic anzugreifen. Der Trainer von Spitzenklub Persepolis (und Queiroz‘ Vorgänger als Teamchef) war in der Vorbereitung offenbar nicht gerade kooperativ. Ob der Portugiese bleibt, ist noch nicht fix. Der Verband hat aber schon angedeutet, Queiroz unbedingt halten zu wollen.

Saudi Arabien: Eh okay, aber mit klaren Defiziten

Eine Hochgeschwindigkeits-Liga ist jene aus Saudi-Arabien nun nicht gerade. Kann sie auch nicht sein, angesichts der klimatischen Bedinungen und der Qualität der beteiligten Spieler. So in etwa sah dann auch der Auftritt der Saudis bei der WM aus. Die würden schon spielen wollen, und wenn man sie lässt, sieht das auch nicht völlig unbeholfen aus. Aber wenn man an den Schrauben Tempo und/oder Körperlichkeit dreht, sind die Grenzen schnell erreicht.

Besonders auffällig war es in der zweiten Hälfte des Eröffnungsspiels, als Gegner Russland (aus welchen Gründen auch immer…) noch Vollgas geben konnte, als der Akku bei den Saudis längst leer war. Gegen Uruguay wurde einem zwar viel Ballbesitz erlaubt, gegen die routinierten Abräumer um Godín waren die Araber machtlos. Immerhin konnte man gegen die lustlose Truppe aus Ägypten den ersten WM-Sieg seit 24 Jahren einfahren. Wenn auch mit Hilfe des eher bockigen Referees.

Juan Antonio Pizzi, der neunte Teamchef in den letzten acht Jahren, verpasste dem Team eine aktive Spielweise, die so gut funktionierte, wie man das nach einem halben Jahr im Amt realistisch erwarten kann. Der Auftritt hat – wie auch das unglückliche 1:2 in Deutschland im letzten WM-Test – gezeigt: Es wäre schon das Potenzial da, wieder an die 1990er-Jahre anzuschließen, als man Asiens beste Mannschaft war. Man spielte nun nicht mehr, so wie beim Asiencup-Vorrunden-Aus 2015, „recht konsequent auf eigene Faust und recht gezielt aneinander vorbei“.

Langhaltigen Effekt wird Pizzis Arbeit aber nur haben können, wenn man ihm zumindest mittelfristig etwas Zeit gibt. Zu erwarten ist dies aber trotz seiner Vertragsverlängerung bis zum Asiencup im Jänner 2019 nicht zwingend. Länger als zwei Jahre durfte seit 1984 niemand als saudischer Teamchef wirken.

Australien: Farblos drübergerettet

System-Varianten von 4-2-3-1 (bei der WM 2014) über 4-3-3 (beim Asiencup-Sieg 2015) bis hin zu Spielereien mit Dreierkette, dazu positive Spielweise und voller Einsatz: Das waren die Socceroos unter Ange Postecoglou. Nachdem dieser kurz nach gerade noch geschaffter Qualifikation zurücktrat, engagierten die Australien Bert van Marwijk als Feuerwehrmann.

Den holt man sich, um ein Turnier wie die WM einigermaßen solide und ohne riskante Experimente zu überstehen. Das relativ starre 4-4-1-1 mit defensiver Ausrichtung brachte die Australier mit Anstand durch das Turnier, ohne einen Eindruck zu hinterlassen. Gegen gelangweilte Franzosen wurde nur knapp 1:2 verloren und gegen Dänemark ein solides 1:1 geholt. Aber als es noch eine theoretische Chance auf das Achtelfinale gab, wurde beim 0:2 gegen Peru sehr wenig Gegenwehr geleistet.

Im Nachgang wird in Australien debattiert, ob der Zugang zu negativ war oder ob das limitierte Personal nicht mehr erlaubte. Das eher wilde Spiel unter Postecoglou hat zwar oft Spaß gemacht, aber auch zu haarsträubenden Punktverlusten gegen Thailand und den Irak sowie einer Niederlage gegen Jordanien geführt. Sicher ist nur: Individuell kann die aktuelle Mannschaft jener von 2006 nicht das Wasser reichen.

Seither stagniert Australien. Das hat gereicht, um 2015 beim Asiencup als Einäugiger unter den Blinden den Titel zu holen. Aber wie bei den Kollegen vom Kontinent gilt auch hier: Die Entfernung zur Spitze wird seit geraumer Zeit eher größer als kleiner.

Wer hat gefehlt?

Niemand von sportlichem Belang. Zwei Teams müssen aber dennoch angesprochen werden: China, weil dort viel Geld in die Liga gepumpt wird. Und Katar, weil dort in vier Jahren die WM über die Bühne gehen wird.

Seit knapp zwei Jahren soll bei China nun Marcello Lippi für einen Aufschwung sorgen. Nach dem soliden, aber etwas uninspirierten Auftritt beim Asiencup 2015 (Aus im Viertelfinale) hätte man die WM-Quali beinahe schon vor der Finalrunde verbockt. Dort holte Lippi zwar elf Punkte aus sechs Spielen, den davor aufgerissenen Rückstand konnte er aber nicht mehr aufholen. Der Asiencup 2019 wird der Lackmustest sein, ob die teuren Stars in der Liga dem Nationalteam wirklich weiterhelfen. Das Viertelfinale (programmgemäß laut Auslosung gegen Iran oder Saudi-Arabien) darf da nicht die Endstation sein.

Ähnliches gilt auch für Katar, obwohl realistisch betrachtet schon das Erreichen des Viertelfinales eine Überraschung wäre. Als Trainer fungiert nun Félix Sánchez, ein Spanier, der schon in Barcelonas „La Masia“ und im katarischen Leistungszentrum „Aspire Academy“ gearbeitet hat, und mangels eigenem Talent wird fleißig eingebürgert. Der 2,03-m-Torhüter Ababacar kommt aus dem Senegal, Abwehchef Ró-Ró ist Portugiese, Sechser Karim Boudiaf ist Franzose, Linksaußen Boualem Khoukhi ist Algerier. Dazu kommen noch eine Handvoll Ägypter und ein Achter aus Bahrain, den man beim Liga-Klub Al-Sadd bei Xavi in die Lehre geschickt hat. Drei Kataris hat man beim belgischen Erstligisten KAS Eupen geparkt, der den Scheichs gehört.

Weiter als ins Viertelfinale (zuletzt 2011 unter Bruno Metsu) hat es für Katar beim Asiencup noch nie gereicht und die Zeit des Experimentierens ist nun langsam vorbei. Für die Handball-Heim-WM 2015 hat sich Katar zwölf Spieler eingebürgert und ist so bis ins Finale gekommen. Es ist zu vermuten, dass die FIFA – die dergleichen ja eigentlich nicht gerne sieht – im Falle des Falles das eine oder andere Einbürgerungs-Auge zudrücken würde. Als Gastgeber muss Katar ein Team stellen, das zumindest ins Achtelfinale kommen kann.

So geht es weiter

Im Jänner 2019, also in einem halben Jahr, findet der schon mehrfach angesprochene Asiencup in den Vereinigen Arabischen Emiraten statt. Wie beim Afrikacup wurde auch beim asiatischen Titelturnier von 16 auf 24 Teilnehmer erhöht. Im Unterschied zu Afrika wird dies dem Asiencup aber sehr wohl schaden. Schon 2015 konnte die Hälfte der 16 Teams keinen gerade Pass spielen und erst ab dem Viertelfinale wurden die Spiele einigemaßen vorzeigbar.

Australien ist Titelverteidiger, Favoriten sind die üblichen Verdächtigen (also die fünf asiatischen WM-Teilnehmer plus unter Umständen China). Da auch Fußballzwerge wie Turkmenistan, Kirgisien, Palästina und sogar der im Krieg zerrüttete Jemen dabei sein werden, sind zumindest in der Gruppenphase einige sehr einseitige Spiele zu erwarten.

Das Turnier von 2015 stand unter der Frage, inwieweit sich die geprügelten WM-Teilnehmer wieder erholen können und wie (vier Jahre nach dem recht ansprechenden Turnier von 2011) das sportliche Niveau sein würde (Antwort: Sehr bescheiden). Die Ausgangslage für den Asiencup 2019 lautet: Ist der Aufschwung echt oder waren es nur singuläre Ergebnisse?

Und: Wie schlägt sich Katar, dreieinhalb Jahre vor der Heim-WM?

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Asien bei der WM 2014: 12 Spiele, 3 Remis, 9 Pleiten https://ballverliebt.eu/2014/06/27/12-spiele-3-remis-9-pleiten/ https://ballverliebt.eu/2014/06/27/12-spiele-3-remis-9-pleiten/#comments Fri, 27 Jun 2014 19:50:45 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10348 Asien bei der WM 2014: 12 Spiele, 3 Remis, 9 Pleiten weiterlesen ]]> Auf der fußballerischen Überholspur hat sich Asien befunden. Die Versprechen, die Afrika vor 20 Jahren abgegeben hatte, schienen von den Asiaten eingelöst zu werden. Aber: Keines der vier AFC-Teams in Brasilien konnte auch nur ein Spiel gewinnen. Vor allem die vermeintlich „Großen“ Japan und Südkorea enttäuschten auf der ganzen Linie. Das Asien-Quartett fuhr in zwölf Spielen 3 Remis und 9 Niederlagen ein.

Japan: Drei Jahre zu früh gepeakt

Was war das für ein großartiges Turnier von Japan beim Asien-Cup vor drei Jahren. Wie ein Wirbelwind überzog man die Konkurrenz, und auch als es in der K.o.-Phase zum Teil etwas harzig wurde, verlor man nie die Übersicht. Kagawa (in seiner ersten Saison bei Dortmund), Honda (nach einem halben Jahr bei ZSKA Moskau) und Okazaki (ein halbes Jahr vor einem Wechsel in die Bundesliga) machten in der offensiven Dreierreihe mit ihrem Tempo und ihren unermüdlichen Rochaden die Gegner wahnsinnig, aus der Defensive stießen Hasebe (Kapitän beim gerade-nicht-mehr-amtierenden Meister Wolfsburg) und Endo nach, über die Seiten machten Uchida und Nagatomo Druck – das unglaubliche Turnier von Letzterem brachte ihm einen Vertrag und einen Stammplatz bei Inter Mailand ein.

Zu wenig Elan, zu wenig Rochade, zu wenig Überraschendes - Japan enttäuschte auf ganzer Linie.
Zu wenig Elan, zu wenig Rochade, zu wenig Überraschendes – Japan enttäuschte auf ganzer Linie.

Alberto Zaccheroni, der entnervt vom alles zerredenden Italien in Japan eine neue Heimat gefunden hatte, formte eines der zu diesem Zeitpunkt fünf besten Teams der Welt. Und das ist der Schlüsselsatz: „zu diesem Zeitpunkt“. Bei der WM in Brasilien war der ganze Schwung weg. Kagawa hat zwei Jahre auf der Bank von Manchester verschleudert, Honda hat in der Serie A noch nicht wirklich Fuß gefasst. Okazaki hat in Mainz eine tolle Saison als Mittelstürmer hinter sich, wird im Team aber auf der linken Seite gebraucht – so muss vorne ein Stürmer von einem deutschen Zweitliga-Mittelständler ran. Endo war nicht fit, Hasebe mit Nürnberg gerade abgestiegen.

Ohne die Rochaden und das wilde Tempo vorne wurde Japan ausrechenbar. Dazu fehlt auch der Druck von den Jungen: Bis auf Stürmer Maeda und den eben nicht auf der Höhe seiner Kräfte agierenden Sechser Endo sind alle Spieler, die in Katar den Asien-Titel 2011 holten, immer noch dabei, und es sind auch keine neuen Leistungsträger wirklich in Sicht: U-20-WM-Endrunden verpasst Japan in schöner Regelmäßigkeit und die jüngeren WM-Fahrer versprechen auch kaum große Entwicklungssprünge.

Diese Generation der Japaner hat sich einen glanzvollen Asien-Titel geholt, aber die WM in Brasilien kam ihr um zumindest zwei Jahre zu spät. Leider.

Südkorea: Kreative falsch oder gar nicht eingesetzt

Beste Voraussetzungen wären das für die Koreaner gewesen: Eine Generation von guten, jungen und aufstrebenden Talenten und Stammspieler in guten europäischen Ligen, gepaart mit einer echt nicht besonders guten Gruppe. Und doch fiel man komplett durch, holte nur einen Punkt und machte auch nie den Eindruck, dass wirklich mehr drin gewesen wäre.

Was bei dem Talente-Pool verwundert, allerdings kommt man nicht umhin, Teamchef Hong Myung-Bo zu unterstellen, diesen völlig verkehrt eingesetzt zu haben. Vor allem im kreativen Zentrum klaffte ein Loch, das man locker schließen hätte können – etwa mit Koo Ja-Chaol, der in Mainz eine bärenstarke Saison spielte, aber als Stürmer verschenkt war. Oder mit Ji Dong-Won, der zu Dortmund wechselt, aber weitgehend ignoriert wurde. So blieb viel zu viel an Leverkusens Son Heung-Min hängen, der die Schwächen im System aber auch nicht ausgleichen konnte.

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Großes Talent, aber auch große Passivität: Südkorea ließ das Spiel der Gegner zu oft über sich ergehen.

Denn vor allem passte die Umsetzung des Systems nicht. Hong ließ in einem flachten 4-4-2 spielen, ohne Kreativ-Spieler im Zentrum, ohne körperlich ausreichend robuste Stürmer für lange Anspiele – aber auch ohne jegliche Form von Pressing. Das war schon beim 1:1 gegen Russland augenfällig, ging aber noch halbwegs gut, weil die Russen auch so ihre Probleme hatten.

Aber dem Schwung, den Algerien vor allem im verdichteten Zentrum aufbaute, war man überhaupt nicht gewachsen. Es gab aber auch keine inhaltlichen Antworten, nur ein kurzes Aufflackern individueller Klasse zu Beginn der zweiten Hälfte gegen Algerien. Sonst nichts. Man ließ das Spiel aller Kontrahenten über sich ergehen. Das war zu wenig.

Und damit ist das sang- und klanglose Ausscheiden auch folgerichtig. Südkorea hätte den Kader für den Achtelfinal-Einzug gehabt, war aber aus 100 % eigenem Verschulden meilenweit davon entfernt, tatsächlich ins Achtelfinale einzuziehen.

Iran: Im Rahmen der Möglichkeiten ganz okay

Deutlich näher dran an der nächsten Runde war der Iran, und das mit dem vermutlich schwächsten Kader aller 32 Endrunden-Teilnehmer. Ashkan Dejagah ist als prominentester Spieler aus der Premier League abgestiegen, Stürmer Ghoochannejhad spielt bei einem englischen Zweitligisten, praktisch alle anderen in der heimischen Liga, der sogar Teamchef Carlos Queiroz „Amateur-Niveau“ bescheinigt.

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Attraktiv zum Zusehen war es nicht, , aber der Iran holte wohl das Maximum aus den Möglichkeiten.

Und doch schaffte es der erfahrene Portugiese, das Optimum aus seinem äußerst limitierten Team herauszuholen. Das strikte Defensiv-Konzept war zwar weder besonders ausgeklügelt noch besonders schön anzusehen, orientierte sich aber an den Stärken und den Schwächen seines Kaders. Robuste, aber nicht besonders schnelle Innenverteidiger. Dazu umsichtige, aber nicht besonders schnelle zentrale Mittelfeld-Spieler. Natürlich gibt’s da keinen Champagner-Fußball.

Dennoch war das Remis gegen Nigeria nie wirklich in Gefahr, hatte man Argentinien am Rande der Niederlage. Natürlich, nach vorne kamen kaum einmal drei Pässe in Folge an und es gab in drei Spielen nur ein einziges Tor. Aber gemessen an den Möglichkeiten war es ganz okay – vor allem, wenn man bedenkt, dass es keine vernünftigen Aufbaugegner gab, man in einem Flughafen-Hotel zwei Stunden vom Trainingszentrum hausen musste und offenbar sogar die Trikots beim Waschen schrumpften.

Dazu machte vor allem Torhüter Alireza Haghighi auf sich aufmerksam. Nur als Nummer drei in den Kader gerutscht, absolvierte der Portugal-Legionär letztlich alle drei Spiele und agierte umsichtig, souverän und weitgehend fehlerfrei. Dazu waren seine schwarzen Stutzen und die schwarzen Schuhe zum ansonsten knall-orangen Outfit im Spiel gegen Bosnien auch einfach stylish ohne Ende.

Australien: Erfolgreiches Test-Turnier trotz null Punkten

Das muss man sich auch erst einmal trauen: Ange Postecoglou übernahm im Herbst ein Team, das schon für die WM qualifiziert war, aber unglaublich unansehnlichen Fußball spielte und gnadenlos überaltert war. Also eliminierte er bis zur Endrunde schrittweise Spieler wie Brett Holman (63 Länderspiele), Sasa Ognenovski (35 Jahre), Josh Kennedy (31 Jahre) und Luke Wilkshere (80 Länderspiele), Carl Valeri (50 Spiele) und Chelsea-Keeper Mark Schwarzer, die vor drei Jahren beim Final-Einzug beim Asien-Cup alle noch dabei waren.

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Hungrige Junge und eine routinierte Achse: Australien verlor zwar alles, überzeugte aber.

So sank der Altersschnitt im Team schlagartig um vier Jahre und nach der Auslosung, die Spanien, Holland und Chile bescherte, gab Postecoglou die klare Direktive aus: Jungs, wir werden untergehen, aber wir werden das mit fliegenden Fahnen tun. So zeigte sich diese Mannschaft extrem hungrig, sehr kampfstark, steckte nie auf.

Und sie hat die richtige Mischung aus jung und routiniert gefunden. Mit Wilkinson, Jedinak, Bresciano und Cahill gab es eine Achse von „Alten“, um die herum sich die jungen Wilden austoben konnte. Natürlich fehlt da die individuelle Klasse und taktisch war das auch nicht besonders aufregend, aber es war trotzdem gut anzusehen und die Socceroos versprühten Freude an ihrem Tun – genau das fehlten in den letzten Jahren unter Pim Verbeek und vor allem unter Holger Osieck ja völlig.

So kommt es zu dem Paradoxon, dass die AFC-Mannschaft mit der schlechtesten Bilanz – 3 Niederlagen – den besten Eindruck hinterlassen hat. Was auch dringend nötig war, schließlich war die WM für die Australier ein Test-Turnier für den Asien-Cup. Den richtet man in einem halben Jahr nämlich selbst aus.

Nächste Kontinental-Meisterschaft: Jänner 2015 in Australien

Für die hat man sich mit den engagierten Auftritten in Brasilien in eine sehr gute Position gebracht, denn während man selbst schon voll am Weg ist und gezeigt hat, dass man die heimischen Fans trotz Niederlagen hinter sich vereinen kann, steht bei den anderen Top-Teams entweder ein Umbruch oder zumindest ein Teamchef-Wechsel (Japan, Iran), muss es große Zweifel an der Spielweise geben (Südkorea), oder ist so weit im Eck, dann man sich erstmal um sich selbst kümmern muss (China, Saudi-Arabien).

Der starke Eindruck, den nicht nur der Asien-Cup 2011, sondern auch die überwiegend guten Auftritte von Japan und Südkorea bei den WM-Endrunden seit 2002 hinterlassen hatten, ist bei der WM in Brasilien völlig an die Wand gefahren worden. Ob das ein kurzfristiges Schlagloch ist, oder eine dauerhafte Entwicklung, wird in den nächsten Jahren zu beantworten sein.

Für den Iran ist eine okaye Performance bei einer WM der Plafond, bei Australien war ein gutes Abschneiden schon nach der Auslosung kein Thema mehr, diese beiden haben nicht enttäuscht. Südkorea hat das personelle Potenzial, auch weiterhin um Achtel- und Viertelfinals mitzuspielen, man müsste es nur auch inhaltlich umsetzen.

Nur bei Japan muss man sich aktuell ernsthafte Sorgen machen.

(phe)

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