Alaba – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sun, 13 Jun 2021 21:53:44 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 3:1 zum EM-Start: Sabitzer bei Österreichs Arbeitssieg stark https://ballverliebt.eu/2021/06/13/31-zum-em-start-sabitzer-bei-oesterreichs-arbeitssieg-stark/ https://ballverliebt.eu/2021/06/13/31-zum-em-start-sabitzer-bei-oesterreichs-arbeitssieg-stark/#comments Sun, 13 Jun 2021 21:52:52 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17536 3:1 zum EM-Start: Sabitzer bei Österreichs Arbeitssieg stark weiterlesen ]]> Ein Spiel mit altbekannten Schwächen, guten individuellen Leistungen und einer funktionierenden Adaptierung des Plans in der zweiten Hälfte bringt dem ÖFB-Team den erhofften – und erwarteten – Pflichtsieg zum EM-Auftakt. Zwar machte man sich das Leben gegen Nordmazedonien zuweilen selbst schwer, aber die höhere Qualität bei Österreich setzte sich letztlich durch.

Österreich – Nordmazedonien 3:1 (1:1)

Die Formation

Besonders auffällig bei Österreich war die Formation. Das Personal legte das aus den letzten Spielen bekannte 4-4-1-1 nahe, das gab man auch bei der UEFA so an, in der Praxis aber ließ Foda ein sehr spezielles 3-5-1-1 aufs Feld. Zum ersten Mal überhaupt im Nationalteam begann Alaba als Innenverteidiger – und zwar als zentraler Mann zwischen Dragovic und Hinteregger.

Xaver Schlager sollte vor der Abwehr für die defensive Stabilität sorgen, der Clou war aber die Position von Marcel Sabitzer. Er war im linken Halbfeld als Achter in der Regel tiefer postiert als Linksverteidiger Ulmer, der extrem hoch stand – aus gutem Grund, wie sich zeigen sollte.

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Der stehende Aufbau

Mit welchem Hintergedanken diese Formation aufs Feld geschickt wurde? Die Vermutung liegt nahe, dass man damit Alaba und Hinteregger die Absicherung gibt, dass jeweils einer von ihnen nach vorne aufrückt – so wie sie das gerne machen. Das passierte in der ersten Halbzeit jedoch nur situativ und brachte keinen echten Mehrwert. Aus dem Mittelfeld rückte keiner zurück, alle versteckten sich gekonnt im Deckungsschatten – das war ein durchgängiges Motiv, auch eine Etage weiter vorne.

Bis auf den Ballführenden bewegte sich bei Österreich praktisch niemand. Das Spiel war extrem statisch, niemand bot sich an, keiner suchte sich den Ballführenden, um Optionen zu geben. Marcel Sabitzer hob schon nach 12 Minuten halb fragend, halb hilflos die Hände, weil sich so gar keiner in irgendeine Position bewegen wollte, die einigermaßen sinnvoll anspielbar gewesen wäre.

Geschicktes Freispielen von Sabitzer

Überhaupt, Sabitzer. Oft durfte er im Nationalteam noch nicht auf der Acht in einem Dreiermittelfeld spielen – also jener Position, die er in Leipzig mit hoher Klasse einnimmt. Diesmal durfte er, und er war der mit einigem Abstand beste Spieler auf dem Feld.

Durch die auffällig weit vorgezogene Rolle von Andreas Ulmer wurde der mazedonische Rechtsverteidiger Nikolov hinten festgenagelt. Sabitzer zog es permanent in Ulmers Rücken in Richtung Außenbahn, weg vom rechten mazedonischen Achter Bardhi – dieser war in der Doppelmühle: Ging er mit Sabitzer mit, öffnete er Räume für Schlager und den zurückfallenden Baumgartner. Blieb er im Halbfeld, hatte Sabitzer viel Platz.

Bardhi entschied sich in der Regel dafür, im Halbfeld zu bleiben, und Sabitzer freute sich über ungeahnte Räume. Im Laufe der ersten Halbzeit riss Sabitzer das Spiel zunehmend an sich. Dass seine Hereingabe von Lainer nach 18 Minuten zum 1:0 für Österreich verwertet wurde, belohnte die geschickte Taktik.

Wie zentral Sabitzer eingebunden war, wird auch dadurch verdeutlicht, dass er von drei Spielern zehnmal oder öfter angespielt wurde (Ulmer, Hinteregger, Alaba) – ansonsten hat nur Alaba mehr als einen Spieler, der ihn zehnmal oder öfter angespielt hat.

Gute Absicherung im Gegenpressing…

Anders als in den letzten Spielen war auch die Absicherung in Gegenpressing-Situationen recht gut. Bei Ballverlusten im Angriffsdrittel gingen konsequent zwei bis drei Österreicher auf den Gegenspieler, dieser wurde damit gut daran gehindert, gezielt von hinten herausspielen zu können. Die hohe Position von Ulmer half dabei ungemein. Wenn sich die Mazedonier doch aus diesen Situationen befreien konnten, zog sich Österreich zurück und erwartete den Gegner in der eigenen Hälfte.

Vom Tor abgesehen, kreierte der Turnier-Debütant praktisch nichts von Belang – und selbst der Treffer war eigentlich keine herausgespielte Torchance, sondern eine zu riskante Entscheidung von Hinteregger beim Klären einer Flanke zwischen die Linien, wodurch der Ball in den Strafraum flipperte, wo ihn Bachmann wiederum nicht festmachen konnte.

Je nach xG-Modell kam Nordmazedonien auf 0,5 (Between The Posts) bzw. 0,7 (Caley Graphics) oder 0,8 (xGPhilosophy) – alleine das Tor sind rund zwei Drittel davon. Österreich beendete das Match mit 2,1 (BtP) bzw. 2,2 (Caley) oder 2,6 (xGP).

…aber wieder großes Loch beim Aufrücken

Sehr wohl deutlich zu erkennen war allerdings wiederum das große Loch zwischen aufgerücktem Mittelfeld und zumeist wieder maximal bis zur Mittellinie aufrückender Abwehr. Wie schon in den beiden Qualifikationsspielen (4:1 in Skopje und 2:1 in Wien) bespielten die Mazedonier dieses Loch nicht mit großem Erfolg: Die Dreierkette ermöglichte es Österreich, sich unter der Regie von Alaba passender zu staffeln und letzlich fehlte es den Mazedoniern auch einfach an der Qualität.

Sich darauf zu verlassen, dass solche potenziellen Kontersituationen aber auch gegen Holland und die Ukraine so wegverzögert werden wie gegen Nordmazedonien, ist aber wohl ein gefährliches Spiel. Dänemark hat’s im März gezeigt.

Adaptierung von Alabas Rolle

Ab ca. Minute 65

Sabitzer genoss seine Freiheiten in der ersten Hälfte zwar, aber ansonsten war nicht viel zu sehen, was Laufwege anging. Nicht nur, dass sich selten Mitspieler für kurze Pässe anboten, es wurden auch keine anderen Räume mit geschickten Laufwegen aufgemacht, der Verbund der Mazedonien getestet oder sich gar in den Strafraum kombiniert.

Nach etwa einer Stunde wurde bei Österreich die Rolle von David Alaba adaptiert. Er wechselte mit Martin Hinteregger die Plätze: Hinteregger war damit der zentrale Mann in der Dreierkette, Alaba der linke. Somit konnte Alaba in den extrem offenen freien Raum vor ihm beinahe nach Belieben vorstoßen – Mazedoniens Trainer Angelovski hatte zu diesem Zeitpunkt Bardhi von Sabitzer abgezogen und mit Kostadinov einen neuen, defensiveren Spieler zum Leipzig-Legionär gestellt.

Schwächen der Mazedonier angebohrt

So hatte Österreich nun einen Spieler mehr, der mit Tempo aus der Tiefe in die Räume stoßen konnten; mit Arnautovic und Gregoritsch waren auch zwei frische Spitzen auf dem Feld. Das ÖFB-Team hatte seit Kalajdzic‘ von Dimitrievski pariertem Schuss in der 22. Minute keinen einzigen Torschuss mehr abgegeben. Mit diesen vorgenommenen Umstellungen brachte man wieder Schwung in das kontrollierte, aber ohne Torgefahr vor sich hin plätschernde Spiel zu bringen.

Man kam nun zwar immer noch nicht in den Strafraum, bohrte aber eine markante Schwäche bei den Mazedoniern an: Obwohl drei Innenverteidiger vor Torhüter Dimitrievski lauerten und die Box verbarrikadierten, waren sie erstaunlich anfällig bei weiten Hereingaben von den Außenbahnen. Das 1:0 durch Lainer war schon so entstanden, Kalajdzic‘ Chance kurz danach ebenso, und in der 78. Minute fand sich auch niemand, der Gregoritsch nach Alabas Flanke entscheidend am Treffer hinderte.

Rückzug und Konter zur Entscheidung

Mit dem 2:1 im Rücken zog sich Österreich wie gewohnt weit zurück und erwartete die Mazedonien in der eigenen Hälfte – so weit hinten stand Andi Ulmer im ganzen Spiel nicht wie in der Schlussivertelstunde. Was schon in einer Phase nach Beginn der zweiten Halbzeit so gewirkt hatte, war nun auf jeden Fall so: Mazedonien musste kommen, es ergaben sich Räume für Österreich.

In der 89. Minute schloss Arnautovic einen solchen Gegenstoß zum 3:1-Endstand ab. Der erste Sieg für Österreichs Herren bei der dritten EM-Teilnahme war in trockenen Tüchern.

Fazit: Zunächst zäh, aber Umstellungen wirkten

Das durchdachte Freispielen von Sabitzer war in einer recht zähen ersten Hälfte das einzige, was bei Österreich wirklich gut funktionierte. Der Aufbau war statisch, produktive Laufwege kaum Vorhanden; wieder mussten sich die Ballführenden die Mitspieler suchen anstatt umgekehrt. Das 1:0-Führungstor fiel praktisch aus dem Nichts und danach kam auch 40 Minuten lang wieder so gut wie Nichts. Nordmazedonien war bemüht, aber zumeist harmlos.

Anders als gewohnt war es diesmal aber Franco Foda, der nach einer Stunde an den Stellschrauben drehte und damit das Spiel in Österreichs Richtung kippen ließ – es wurde nicht gewartet, dass der andere was macht, sondern selbst agiert. Die Belohnung war eine deutliche Steigerung in der Schlussviertelstunde, die mit dem verdienten Arbeitssieg belohnt wurde.

Da Holland das Abendspiel gegen die Ukraine nach einer turbulenten Schlussphase doch noch gewonnen hat und die Ukraine damit eben nicht den Bonuspunkt gegen den Gruppenfavoriten geholt hat, kann das ÖFB-Team nun am Donnerstag in Amsterdam ohne den ganz großen Druck auflaufen. Das ist ein Luxus, den man nach dem 0:2 vor fünf Jahren gegen Ungarn nicht hatte, als gegen Portugal im zweiten Match schon „Verlieren Verboten“ galt.

Der 3:1 über Nordmazedonien ist dabei der erste Endrunden-Sieg für Österreich nach neun sieglosen Spielen (vier Remis, fünf Niederlagen). Beim letzten Erfolg, dem 2:1 über die USA in Florenz im letzten Gruppenspiel der WM 1990, gab es den nunmehrigen Gegner noch gar nicht als eigenständiger Staat.

Der letzte Sieg Österreichs bei einer Endrunde: Der 2:1-Erfolg über die USA bei der WM 1990.
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Real Madrid und David Alaba: Wie passt das? https://ballverliebt.eu/2021/01/19/real-madrid-und-david-alaba-wie-passt-das/ https://ballverliebt.eu/2021/01/19/real-madrid-und-david-alaba-wie-passt-das/#respond Tue, 19 Jan 2021 22:05:14 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17373 Real Madrid und David Alaba: Wie passt das? weiterlesen ]]> David Alaba zu Real Madrid – nicht zum ersten Mal ist dieser Transfer im Gespräch, nun ist es aber nicht nur ein Gerücht. Zweieinhalb Monate, nachdem sein Abschied von Bayern München de facto amtlich geworden ist, steht Alaba bei den Königlichen vor der Türe. Für Alaba selbst ist nach langer Suche dieser Wechsel wohl die beste Option. Aber was ist bei diesem Deal für Real Madrid drin?

Das Team von Real Madrid in der laufenden Saison. Wo wird sich David Alaba hier einfügen?

Am 2. Dezember 2015 spielte zum ersten und bis heute auch letzten Mal ein Österreicher in der Kampfmannschaft von Real Madrid. Philipp Lienhart, der bei Real auf 43 Einsätze in der 2. Mannschaft sowie auf sieben Spiele in der Youth League gekommen ist, wurde beim 3:1-Sieg im Cup gegen Cadiz in der Schlussphase eingewechselt.

Lienhart, längst bei Freiburg eine fixe Größe in der Deutschen Bundesliga, ist Innenverteidiger. Die Vermutung liegt nahe, dass auch Alaba bei Real auf dieser Position eingeplant ist.

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Alaba statt Ramos?

Auch der Vertrag von Real-Klublegende Sergio Ramos läuft im Sommer aus, wie bei Alaba und den Bayern macht auch Ramos nicht mehr den unbedingten Eindruck, um jeden Preis beim Klub bleiben zu wollen – Real will nur ein Jahr verlängern, Ramos hätte gerne zwei. Alabas Verpflichtung stellt für Real so gesehen eine Sicherheit dar, sollte Ramos tatsächlich nach 16 Jahren den Klub verlassen. Es soll ein Angebot für Ramos aus der Premier League geben, auch PSG-Sportchef Leonardo wird Interesse nachgesagt.

Ramos‘ Partner in der Innenverteidigung, Raphaël Varane, hat noch bis 2022 Vertrag und ist sieben Jahre jünger als Ramos. Dahinter wird es mit Innenverteidigern aber dünn: Éder Militão, das ist mittlerweile klar, genügt den Anforderungen von Zinédine Zidane nicht und Nacho ist für Zidane ein solider Back-up, aber mit seinen 31 Jahren auch keine langfristige Option mehr.

Alaba statt Mendy?

Ferland Mendy hat, seit er 2019 für viel Geld von Lyon gekommen ist, Marcelo die Planstelle als Linksverteidiger abgenommen. Marcelo, ein Jahrzehnt lang unumstritten auf seiner Position, steht vor dem Abgang von Real. Mendy hat die Defensive bei den Madrilenen spürbar stabilisiert: Mit ihm in der Startelf gab es seit seiner Ankunft in Madrid nur halb so viele Gegentore wie mit Marcelo, ist aber auch ganz generell ein völlig anderer Spielertyp.

Mendy ist kein nach vorne stürmender, verkappter Flügelstürmer, sondern in erster Linie ein Verteidiger. Dadurch muss Ramos nicht mehr für seinen Linksverteidiger mitarbeiten. Mendy ist ein Mann der sicheren Pässe, es fehlt ihm im Aufbauspiel ein wenig an Ambition – hier hätte Alaba fraglos Vorteile gegenüber dem 25-jährigen Franzosen.

Auch möglich wäre natürlich eine analoge Partnerschaft mit Alaba zentral und Mendy links, wie es vor allem in der letzten Saison so paradehaft mit Alaba und dem schnellen Alphonso Davies bei den Bayern funktioniert hat: Mit zwei Verteidigern, die nach vorne denken.

Alaba im Mittelfeld?

Dass sich Alaba selbst immer gerne als Mittelfeld-Kreativspieler betrachtet hat, ist kein Geheimnis, und im Nationalteam – vor allem unter Marcel Koller – durfte er sich auch im Zentrum austoben. Bei Bayern München hat er diese Gelegenheit selten bekommen, seit Pep Guardiola 2016 gegangen ist, nicht einmal mehr sporadisch.

Das kreative Mittelfeld von Real ist mit Kroos (31) und Modric (35) schon sehr auf der alten Seite. Alaba wird keinen der beiden auf ihrer Position ablösen – dafür wird sich Real schon andere namhafte Spieler holen – aber als Rotationsoption ist ein Alaba im Zentrum zumindest kurzfristig nicht auszuschließen.

Eine lohnende Gelegenheit

Aus Sicht von Real Madrid ergibt eine Verpflichtung von Alaba Sinn. Er ist auf vielen Positionen einsetzbar, taktisch sehr variabel. Er hat die Erfahrung von über 400 Einsätzen für Bayern München, er weiß als zweifacher Champions-League-Sieger, wie man Erfolg hat und Leistungsdruck ist ihm nicht fremd.

Er ist 28 Jahre alt, seit zehn Jahren im europäischen Spitzenfußball unterwegs, und dabei doch immer noch sechs Jahre jünger als etwa ein Sergio Ramos – und noch dazu viel disziplinierter: Holt sich Ramos im Schnitt in jedem dritten Spiel eine gelbe Karte ab, waren es bei Alaba selten mehr als zwei pro Saison. Von Ramos‘ 26 Ausschlüssen ganz zu schweigen – verglichen mit keinem einzigen von Alaba im Profibereich (seine einzige rote Karte kassierte Alaba 2008 in der U-17-Bundesliga).

Die ablösefreie Verfügbarkeit von Alaba ist für Real Madrid – trotz eines kolportierten Jahresgehaltes von 11 Millionen Euro – eine angemessen kostengünstige Gelegenheit, mehrerer potenzielle Problemfelder abzudecken. Das Transferbudget selbst wird dadurch nicht belastet, womit davon auszugehen ist, dass Alaba nicht der einzige prominente Name sein wird, der dem tendenziell überalterten Kader etwas Auffrischung verpassen wird. Logische Namen wie Kylian Mbappé (22, PSG) und Erling Håland (20, Dortmund) geistern ebenso durch die Gerüchtespalten wie Mittelfeld-Talent Eduardo Camavinga (18, Rennes) für den Kreativbereich sowie Boubacar Kamara (21, Marseille) als möglicher Back-up für Casemiro.

Mehr Drama als notwenig

Nüchtern betrachtet ist dieser Schritt sowohl für Alaba als auch für Real Madrid ein lohnender. Für beide Seiten gibt es zahlreiche Vorteile und keine nennenswerten Nachteile.

Nur: Ein „Ich möchte eine neue Herausforderung“ oder ein „ich will auch noch eine andere Liga sehen“ hätte Alaba auch mit viel weniger zerschlagenem Porzellan haben können. Er ist mit neun Titeln deutscher Rekordmeister, heuer könnte ein zehnter dazukommen, er ist eine Allzeit-Größe bei Bayern München. Dass sein Umfeld – der erst im März 2020 engagierte Berater Zahavi, Vater George – innerhalb weniger Monate Alabas Image so zielsicher in das eines geldgierigen Bengels dreht, das während einer beispiellosen Krisensituation darum feilscht, ob er nun 15 oder 17 und 20 Millionen Euro im Jahr verdient, war nicht nötig.

Und Alaba selbst muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass er selbst nichts dazu beigetragen hat, diesen Eindruck zu zerstreuen – außer einem dünnen „diese Summen stimmen ja gar nicht“ ist da nichts gekommen.

Nur: Dass man bei einem österreichischen Fußballer im Zusammenhang mit einem Wechsel zu Real Madrid davon sprechen muss, dass zumindest ein halbwegs gesichtswahrender Ausweg aus dieser monatelangen, eher unwürdigen Saga gefunden wurde, gab es in der nicht gerade kurzen Geschichte des heimischen Fußballs auch noch nie.

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Bayern schlägt Dortmund – mit Sonderrolle für Innenverteidiger Alaba https://ballverliebt.eu/2020/05/26/dortmund-bayern-alaba-geisterspiel/ https://ballverliebt.eu/2020/05/26/dortmund-bayern-alaba-geisterspiel/#comments Tue, 26 May 2020 20:24:49 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=16990 Bayern schlägt Dortmund – mit Sonderrolle für Innenverteidiger Alaba weiterlesen ]]> In einem zumindest in der ersten Hälfte außerordentlich flotten Spiel auf hohem Niveau besiegt Bayern München im leeren Westfalenstadion Borussia Dortmund mit 1:0. Das Match hat gezeigt, dass auch ohne Zuseher hochstehender Fußball möglich ist, dass Dortmund ohne Håland deutlich weniger wert ist – und, dass David Alaba seine Rolle aus der Guardiola-Zeit wiederbelebt und dabei endgültig zu einem zentralen Spieler im Gefüge der Bayern wird.

Borussia Dortmund – Bayern München 0:1 (0:1)

Direkte Dortmunder

Neun Siege aus zehn Spielen, 33 Tore – davon alleine zehn von Erling Håland: Dortmunds Bilanz im Jahr 2020 war praktisch identisch mit jener von Bayern München. So lag der Fokus der Bayern im direkten Duell auch darauf, den Norweger im Sturmzentrum zu isolieren.

Dortmund stellte im Mitteldrittel Überzahl in Ballnähe her und schaltete schnell und direkt um. Die sichtbar einstudierten Laufwege sorgten dafür, dass der stets vertikale erste Pass in den richtigen Kanal gespielt werden konnte. Hazard und Brandt, die Håland flankierten, trugen das Spiel schnell nach vorne (Hazard) bzw. versuchten, durch Horzitonal-Läufe die Übergaben in der Bayern-Defensive zu testen (Brandt).

Schon nach wenigen Sekunden wurde Boateng zu einer Rettungstat auf der Linie gezwungen (gegen Håland) und 15 Minuten lang war die Borussia das aktivere Team.

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Defensivere Dortmunder

Danach zog sich Dortmund spürbar zurück und aus dem nominellen 3-4-3 wurde ein recht klares 5-4-1. Es wurde versucht, die Bayern-Außenspieler Gnabry und Coman zunächst einzuladen, in Richtung Eckfahne zu ziehen, um sie dann neben dem Strafraum zu doppeln und zu isolieren. Das Tempo der Bayern-Angriffe wurde damit entschärft. So waren die Münchner zum Aufbau über das Zentrum gezwungen, wo die Dortmunder ketten aber zumachten.

Es blieben Flanken auf Lewandowski, der vor dem Tor zwei-, dreimal beinahe an den Ball gekommen wäre und zu Chip-Bällen auf Müller, der von der Ende des Zentrums viel auf die Flügel auswich. Das war alles nicht völlig ungefährlich, sorgte aber nur einmal für eine wirklich große Torchance (Piczczek rettet nach Schuss von Gnabry, 14.).

Alabas Beckenbauer-Rolle

Wir erinnern uns: In den Guardiola-Jahren (2013 bis 2016) spielte David Alaba oft als nominell linkes Glied der Dreierkette einen Innenverteidiger, einen Linksverteidiger und einen Sechser/Achter gleichzeitig. Unter dem deutlich pragmatischeren Carlo Ancelotti wurde Alaba wieder ein normaler Linksverteidiger, ebenso unter Niko Kovac, der das Team zwar zum Double führte, es dabei inhaltlich aber deutlich nach hinten entwickelte und der letzten Herbst, als die Effekte davon zu greifen begannen, entlassen wurde.

Als im Herbst so gut wie alle Innenverteidiger verletzt waren, es mit Alphonso Davies aber einen dynamischen, jungen Linksverteidiger gab, rückte Alaba in die Mitte – und unter Hansi Flick ist er nun ein aufrückender Innenverteidiger. Das ist, bis zu einem gewissen Grad, die Wiederentdeckung der Offensiv-Libero-Rolle, wie sie einst Franz Beckenbauer erfunden hat und in der Lothar Matthäus und Matthias Sammer die letzten Jahre ihrer Karrieren verbrachten. Im leeren Stadion war auch zu vernehmen, wie Alaba von hinten das Teamgefüge vor ihm organisierte.

Wenn es die Situation erlaubte, rückte Alaba auch gegen Dortmund aus der Viererkette heraus ins Mittelfeld, um dort als zusätzlicher Spielgestalter den Gegner vor Entscheidungen zu stellen. Da Leon Goretzka in diesen Situationen den Sechserraum absicherte und Rechtsverteidiger Pavard tendenziell tiefer verblieb, konnte neben Alaba auch Linksverteidiger Davies aufrücken, ohne dass die defensive Absicherung allzu große Löcher ließ – und im Zweifel, wie in einer Situation nach rund 30 Minuten, ist der kanadische Teenager so schnell, dass er schnell genug hinten war, um Håland entscheidend zu stören.

Zur Erklätung, hier ein Zitat aus einer Spiegel-Story von Florian Kinast:

Er habe „eine sehr gute Spieleröffnung“, sagt Flick. Schaut man auf die Statistik, wird das verständlicher: Laut transfermarkt.de hat Alaba seit Flicks Amtsübernahme 292 Pässe ins Angriffsdrittel gespielt – mehr als jeder andere Spieler in den fünf europäischen Topligen. Überhaupt spielte Alaba die viertmeisten Pässe aller Spieler und hatte dabei eine Erfolgsquote von 92 Prozent, eine der besten Quoten in der Bundesliga. „Er spricht viel mit uns und schiebt die Kette hoch. Er ist extrem zweikampfstark und gibt uns eine gute Stabilität, weil er nach vorne und offensiv denkt“, sagt Mittelfeldspieler Leon Goretzka über Alaba.

Spielentscheidender Kimmich

Der Heber aus 20 Metern, mit dem Joshua Kimmich kurz vor der Halbzeit das einzige Tor erzielt hat, war kaum zur verteidigen und hat im Spiel mehr verändert als nur den Spielstand. Aber schon davor hielt er die Bayern zusammen, als Dortmund beim Stand von 0:0 auch aus der defensiven Grundordnung heraus in die Offensive gestoßen war.

Denn obwohl auch das Gegenpressing der Bayern im Angriffsdrittel an sich gut funktionierte, hatte Dortmund doch die Qualität, sich daraus zu befreien und mit einem öffnenden – und vor allem sehr genauen – weiten Pass über die Pressing-Welle der Bayern hinweg selbst nach vorne zu kommen. Die unberechenbaren Positionierungen von Brandt waren dabei jedoch nicht ganz so effektiv wie beim 4:0-Sieg vor anderthalb Wochen gegen Schalke, weil Kimmich die Übersicht bewahrte und die Gefahr durch Brandt minderte.

Warten auf Dortmunds Antwort

Brandt bliebt zur Halbzeit in der Kabine und wurde von Jadon Sancho ersetzt, dazu spielte nun Emre Can im Zentrum statt Delaney. Mit Sancho und Hazard waren die Dortmunder Flügel nun beide vertikal unterwegs, dennoch war eine Dortmunder Antwort auf den Rückstand kaum sichtbar. Im Gegenteil, zunächst blieb man dem defensiven 5-4-1 treu und schien darauf zu bauen, die Bayern zu locken und mit dem schnellen Sancho Konter zu fahren.

Die Bayern ließen sich aber nicht locken. Sie kontrollierten den Ball, ohne mit aller Kraft auf ein zweites Tor zu gehen. Somit war Dortmund gezwungen, etwa ab der 55. Minute im Mittelfeld selbst aktiver zu werden, dies geschah vor allem über Emre Can. Dortmund gelang es, das Spiel vermehrt in die Hälfte der Bayern zu verlagern und nachdem ein Håland-Schuss den Ellbogen von Boateng streiften, hätte es einen Elfmeter geben können/müssen.

Ohne Håland keine Strafraumpräsenz

Ansonsten konnte sich Dortmund aber keine Chancen erspielen und nachdem wenige Minuten später der humpelnde Erling Håland aus dem Spiel genommen werden musste, litt die Borussia unter der nun völlig fehlenden Präsenz im Strafraum.

Ab der 72. Minute agierte Thorgan Hazard – 20 Zentimeter kleiner und 20 Kilo leichter als Håland – im Angriffszentrum und er ging gegen die konzentrierte und vor allem immer massivere Bayern-Abwehr völlig unter. Reyna und Sancho orientierten sich zwar nun auch vermehrt in den Strafraum, aber das Problem blieb bestehen. Da Hakimi eine katastrophale Partie spielte und selbst mit simpler Ballkontrolle Probleme hatte und der in den letzten Spielen sehr starke Raphaël Guerreiro bei Pavard abgemeldet war, blieb die Dortmund-Offensive eindimensional.

Gegen die Sechserkette der Bayern, die in der Schlussphase gegen ein 4-2-3-1 (das in der Praxis eher ein Brechstangen-2-4-4 war) verteidigte, fand Dortmund kein Mittel. Die Einwechslungen von Sancho, Reyna und dann auch Götze verpufften.

Fazit: Titel entschieden, Bayern wird Meister

Hansi Flick hat von seinen 18 Bundesliga-Spielen als Bayern-Trainer nun 15 gewonnen und einmal die Punkte geteilt, im Kalenderjahr 2020 wurden bis auf das 0:0 gegen Leipzig sämtliche Spiele gewonnen – das sind 31 von 33 Punkten. Nach dem 1:0-Sieg in Dortmund stehen sechs Spiele vor Saisonschluss sieben Punkte plus Tordifferenz Vorsprung auf die Borussia auf Rang zwei zu Buche.

Das Titelrennen ist zweifellos entschieden.

Schon im November, als Flick Trainer wurde, sah man innerhalb von kürzester Zeit wieder klare Aufbaustrukturen im Bayern-Spiel, wo es in den anderthalb Jahren unter Kovac fast nur die individuelle Qualität des Kaders war, welche die Spiele gewann. Mit der offensiven Rolle von Innenverteidiger Alaba hat Flick nun auch wieder ein gewisses taktisches Alleinstellungsmerkmal bei den Münchnern installiert.

Die seit November wieder gefundene Stärke des FC Bayern ist aber auch als Signal an bzw. als schlechte Nachricht für die Konkurrenz zu verstehen.

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2:1 gegen den Weltmeister: Österreichs Siegesserie hält an https://ballverliebt.eu/2018/06/02/oesterreich-deutschland-arnautovic-zulj-foda/ https://ballverliebt.eu/2018/06/02/oesterreich-deutschland-arnautovic-zulj-foda/#comments Sat, 02 Jun 2018 21:39:12 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=14669 2:1 gegen den Weltmeister: Österreichs Siegesserie hält an weiterlesen ]]> Erst zurückgenommen defensiv, dann aggressiv und druckvoll – und zwar ohne das Personal zu verändern: Beim schönen 2:1-Erfolg von Österreich gegen Deutschland zeigte das ÖFB-Team eine auffällige Vielseitigkeit und belohnte sich auch dafür. Es ist noch nicht ganz so unberechenbar wie bei Thalhammers ÖFB-Frauen – aber wenn es weiter in diese Richtung geht, kann das nur erfreulich sein.

Österreich – Deutschland 2:1 (0:1)

Die Systeme und das Personal

Österreich spielte wie gegen Russland ein 3-4-3, allerdings zunächst defensiver angelegt. Deutschland hatte in der ersten Hälfte viel vom Ball, in diesen Phasen rückten Alaba (links) und Lainer (rechts) nach hinten sowie die Flügelstürmer Zulj (links) und Schöpf (rechts) ins Mittelfeld, wodurch sich ein 5-4-1 ergab. Also alles nicht  ungewöhnlich.

Bei Deutschland spielten nur fünf Stammkräfte von Beginn an (Neuer, Kimmich, Hector, Khedira und Özil), wobei Neuer erstmals seit Oktober ein wirkliches Match absolvierte. Die anderen Spieler in Löws 4-2-3-1 spielten um einen Platz im Kader: Süle und Rüdiger sind Innenverteidiger Nr. 3 und 4; Gündogan, Rudy und Goretzka die Sechser/Achter Nr. 3, 4 und 5, Brandt und Sané sind die jeweils Nr. 2 auf ihren Flügeln und Nils Petersen ist Sturmspitze Nr. 3.

Was bei Österreich auffiel

Nur situatives Anlaufen vor der Pause… Mal rückte Grillitsch aus dem Mittelfeld heraus, um die deutsche Spieleröffnung anzulaufen. Mal Baumgartlinger. Zumiest aber ließ Österreich vor der Pause das DFB-Team zumindest bis zur Mittellinie gewähren. Es gelang in der eigenen Hälfte aber auch so gut, Überzahl in Ballnähe zu erzeugen und die deutschen Angriffe zu bremsen.

…und heftiges Offensivpressing nach der Pause. Nach dem Seitenwechsel aber ging es los. Die ganze Mannschaft rückte um 20 Meter auf und der ballführende Deutsche hatte sofort zwei bis drei Österreicher auf sich zulaufen bzw. auf den Füßen stehen. Das zeigte vor allem bei Rüdiger massiv Wirkung, aber auch seine Kollegen konnten mit dem großen Druck nicht umgehen. Österreich glich nach einer horrend schlecht verteidigten Ecke aus, hatte weitere Chancen und nützte eine davon zum 2:1 (wobei vor allem Hector schlecht ausgesehen hat). Rund 20 Minuten lang kam Deutschland kaum aus der eigenen Hälfte heraus.

Wieder ließ sich Arnautovic zurückfallen. Die Spielanlage war eine andere als gegen Russland, aber gewisse Features sind wiederkehrend. So wie die Tendenz von Marko Arnautovic, sich von der Sturmspitze nach hinten zurückfallen zu lassen, um von hinten besser anspielbar zu sein. Nicht nur einmal hatte er am Mittelkreis stehend die aufgerückten Kollegen vor sich. Auch die Diagonalpässe der äußeren Dreierketten-Spieler auf die ballfernen Außenspieler wurden zunächst wieder versucht, aber (vermutlich wegen Wirkungslosigkeit) bald weitgehend eingestellt.

Peter Zulj. ZDF-Kommentator Oliver Schmidt war so angetan von der Leistung des bald 25-jährigen Welsers, dass er noch einmal verdeutlichen musste, dass dieser „erst letztes Jahr mit Ried abgestiegen ist“ und er sich „nicht wundern würde, wenn Zulj bald in der deutschen Bundesliga auftauchen würde“. Auch auf der linken Offensivseite aufgeboten, zeigte Zulj eine ambitionierte Leistung und er ließ sich in seinem erst zweiten Länderspiel von Beginn an nie vom namhaften Gegner einschüchtern. Er ging gut in die Zweikämpfe, war viel unterwegs und auch im Pressing in der zweiten Hälfte voll eingebunden.

Was bei Deutschland auffiel

Die Positionierung von Gündogan. Nominell waren Khedira und Gündogan im zentralen defensiven Mittelfeld aufgestellt. Es war aber oft so, dass Khedira einen recht klaren Sechser gab, Gündogan jedoch weit auf die linke Seite schob und zuweilen eher einen zusätzlichen Linksverteidiger gab, wenn Hector aufgerückt war.

Fehlendes Tempo. Halb durch die erste Hälfte setzte Leroy Sané mal zu einem echten Sprint über das halbe Feld an. Da merkte man erst, wie relativ langsam das DFB-Team ansonsten agierte. So schafften den die Deutschen trotz der fluiden Interpretation des Systems nur selten, sich in Strafraumnähe zu kombinieren. Gut funktionierte hingegen zumindest in der Anfangsphase das Gegenpressing, so wurde auch der Not-Pass und der zu kurze Abschlag provoziert, die zum 1:0 führten.

Tendenz zur Schlampigkeit. Es fiel vor allem bei den Innenverteidigern Süle und Rüdiger auf, dass sie immer wieder Flüchtigkeitsfehler begingen, und zwar schon in der ersten Halbzeit. Immer mal wieder war ein Pass zu kurz, nicht genau genug oder mit allzu leichtfertigem Risiko gespielt. Als Österreich in der zweiten Hälfte hoch presste, verstärkte sich der Effekt noch. Die eingewechselten Rudy und Goretzka im defensiven Mittelfeld waren dabei auch keine Hilfe.

Die zweite Halbzeit

Ohne einen personellen Wechsel vorzunehmen, stellte Foda für die zweite Hälfte das Spiel radikal um. Statt dem eher vorsichtigen Defensiv-Ansatz wurde noch gepresst, was das Zeug hielt. War es für Deutschland bis dahin ein relativ gemütliches Spiel, in dem man ohne Vollgas zu geben Matchpraxis sammeln konnte, wurde es mit Anpfiff der zweiten Hälfte ein unerwarteter Härtetest.

Erst, als Österreich so ab der 65. Minute bzw. spätestens mit dem 2:1 in der 69. Minute den Fuß ein wenig vom Gas nahm, konnte sich Deutschland wieder befreien. Mit der Hereinnahme von Reus und Werner kamen frische Tempo-Spieler, die zusätzlich für Entlastung sorgten. Mehr als Halb-Chancen zum Ausgleich ergaben sich aber nicht mehr.

Fazit: Richtung immer mehr erkennbar

Foda wechselte erst relativ spät – erstmals in der 76. Minute, gleichzeitig mit Löws fünftem und sechstem Wechsel. Es blieb auch die 3-4-3-Grundordnung stets bestehen, es wurde nur positionsgleich getauscht. Dies verdeutlicht auch, dass das ÖFB-Team auch mit unverändertem Personal flexibel ist und völlig unterschiedliche Spielanlagen ausführbar sind.

Es ist noch nicht ganz so extrem wie bei den ÖFB-Frauen unter Dominik Thalhammer, wo praktisch jedes System und jede denkbare Spielanlage zwischen Betonbunker-Abwehr und Vollfuror-Pressing gespielt werden kann. Aber das Team bewegt sich unter Foda zur zunehmend unberechenbaren Mannschaft.

Bei der Bewertung des Resultats darf man nicht vergessen, dass Deutschland mit einer frisierten B-Elf gespielt hat und sich mitten im Trainingsaufbau befindet. Das Spiel hatte für Österreich eine wesentlich größere Bedeutung als für den noch amtierenden Weltmeister. Die Vorstellung des ÖFB-Teams war aber sehr vorzeigbar.

Die zuletzt in der „Krone“ angestellten Vergleiche mit dem Wunderteam sind zwar Blödsinn, aber sieben Siege in Serie sind auch kein völliger Zufall. Immer mehr ist die Richtung erkennbar, in die Foda das Team steuern will. Auch der personelle Grundstock, mit dem es im Herbst in die Nations League und im März in die EM-Quali geht, zeichnet sich ab. Selbiges gilt für die Rollen von Alaba (nämlich links, wie bei den Bayern) und Arnautovic (ganz vorne, wie bei West Ham), was angesichts der Problemzonen (LV seit dem Fuchs-Rücktritt, Stürmer in der Post-Janko-Zeit) ein wichtiges Signal zur Stabilität ist.

Und Deutschland? Für die WM heißt diese Niederlage für den Titelverteidiger nicht viel. Die wackelige Innenverteidigung ist nicht erste Wahl. Die vor allem nach der Pause erstaunlich unsichtbare Mittelfeld-Zentrale auch nicht. Der bemühte aber eher wirkungslose Petersen vorne wird vermutlich nicht einmal mitfahren. Außerdem muss das DFB-Team erst in einigen Wochen Top-Form haben. Natürlich wurmt Jogi Löw die Niederlage, aber sie wird im deutschen Lager niemanden aus der Bahn werfen.

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3:0 über Slowenien: Österreich zeigt, wie es gehen kann https://ballverliebt.eu/2018/03/23/oesterreich-slowenien-foda-testspiel/ https://ballverliebt.eu/2018/03/23/oesterreich-slowenien-foda-testspiel/#comments Fri, 23 Mar 2018 22:35:55 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=14553 3:0 über Slowenien: Österreich zeigt, wie es gehen kann weiterlesen ]]> Mit einem erfreulichen 3:0 gegen Slowenien beginnt das Länderspieljahr für Österreich. Im ersten Match von Franco Foda als Vollzeit-Teamchef war eine klare taktische Marschrichtung zu erkennen, die gegen die nicht besonders guten Slowenen zumindest in der ersten Hälfte sehr gut funktionierte.

Österreich – Slowenien 3:0 (2:0)

Die Grundformation von Österreich war ein 3-4-3, wie man es auch im Herbst bei Sturm Graz unter Foda oft gesehen hat. Baumgartlinger und Schöpf sollten das Spiel aus dem Zentrum heraus lenken, Lainer (rechts) und Alaba (links) sorgten als Wing-Backs für die Breite. Hinten spielten Ilsanker und Hinteregger auf den Außenpositionen der Dreierkette die Eröffner, Prödl verlagerte je nach Bedarf.

Bei den Gästen gab Tomaz Kavcic seinen Einstand als neuer Trainer, sein Team spielte aus einem 4-4-2 heraus überwiegend passiv. In den beiden Viererketten wurde kein Druck auf den ballführenden Österreicher ausgeübt; nur vorne versuchte Ilicic, die ÖFB-Dreierkette anzupressen. Der Ex-Sturm- und -Rapid-Spieler Robert Beric stand meist nur sinnlos daneben, hatte praktisch null Ballkontakte und wurde zur Halbzeit ausgewechselt.

Österreichischer Druck

Die Offensiv-Reihe von Österreich mit Lazaro (rechts), Arnautovic (links) und Burgstaller hatte die Aufgabe, die slowenische Vierer-Abwehr anzupressen, wenn diese den Ball hatte. Vor allem Lazaro machte in dieser Rolle eine sehr gute Figur. Auch das Nachrücken funktionierte gut: Im Mannschaftsverbund stand Österreich in diesen Situationen sehr hoch.

Vor allem Baumgartlinger, der ja sonst eigentlich immer den Anker am Mittelkreis gibt, war immer wieder am slowenischen Strafraum zu finden, auch die Abwehrkette machte die Räume zwischen den Mannschaftsteilen eng. So hatten die slowenischen Abwehrspieler keine Chance, diese vorderste Pressingwelle zu umspielen.

Andererseits war es den Österreichern fast immer ein Leichtes, sich zu Befreien, wenn Slowenien vorne draufging (eben zumeist in Person von Ilicic). Ein simpler Rückpass reichte oft aus, um den Druck entweichen zu lassen, und selbst wenn nicht, gab es dann noch immer genug Anspieloptionen.

Österreichischer Aufbau

Die Wege im Aufbau von hinten heraus waren bei Österreich recht klar definiert. Hinteregger und Ilsanker rückten zwar immer wieder auf und versuchten, mit Vertikalpässen die Außenstürmer einzusetzen, aber mit Fortdauer des Spiels wurde vermehrt kurz auf Baumgartlinger oder Schöpf abgegeben.

Diese verlagerten dann das Spiel auf die Außenbahn, wo sich die beiden Duos (Alaba/Arnautovic bzw. Lainer/Lazaro) von der Seite in den Strafraum spielen sollten. Oder, wie es Lainer einmal sehr geschickt machte, in den Zwischenlinienraum flanken. Angesichts des fehlenden Engagements der Slowenen und zuweilen ordentlich schleißiger Defensiv-Arbeit (wie vor allem beim 0:2 aus slowenischer Sicht) hatte Österreich das Spiel praktisch immer unter Kontrolle.

Der Pausenstand von 2:0 (ein Alaba-Freistoß und ein Arnautovic-Tor nach Vorarbeit von rechts) war vollauf verdient.

Slowenische Umstellung

Zweite Halbzeit

Für die zweite Hälfte stellte Kavcic ein wenig um. Der wirkungslose Beric wurde durch Bezjak ersetzt, Birsa (für Kurtic) kam für die Zentrale und Ilicic ging vom Sturm auf die rechte Seite.

Diese Umstellung hatte mehrere Effekte. Alaba war in der ersten Hälfte (gegen Kurtic, der bei Atalanta im offensiven Mittelfeldzentrum spielt) nicht so gut zur Geltung gekommen wie Lainer auf der anderen Seite. Ilicic – der auch bei Atalanta im Sturmzentrum spielt – hatte schon vor der Pause kaum Defensiv-Arbeit verrichtet, das änderte sich auch auf seiner neuen Position nicht. Alaba hatte plötzlich sehr viel Platz, den er zu einigen guten Vorstößen nützte; die Partnerschaft mit Arnautovic war in der Phase zwischen 46. und 60. Minute am Besten.

Andererseits aber erarbeitete sich Slowenien durch Birsa mehr Kontrolle im Zentrum. Birsa (der bei Chievo Verona üblicherweise auf der Zehn spielt) positionierte sich deutlich tiefer als zuvor Ilicic in der Pause, das System war nun tatsächlich ein 4-2-3-1 (wie vor dem Spiel die Startformation angegeben war). Zuweilen ließ sich Birsa sogar hinter die Sechser Kampl und Krhin zurückfallen. Mit der Überzahl in der Spielfeldmitte kamen die Gäste besser ins Spiel und sie erarbeiteten sich auch zwei, drei recht gute Torchancen. Aber Lindner war auf dem Posten.

Arnautovic rückt ein

Eine explizite Reaktion darauf in Form von entsprechenden Wechseln gab es bei Franco Foda nicht – alle sechs Auswechslungen geschahen positionsgetreu – aber Marko Arnautovic rückte in der zweiten Halbzeit vermehrt von Linksaußen in den Zehnerraum ein. Inwieweit das Vorgabe von Foda oder Instikthandlung von Arnautovic war, ist von außen unmöglich zu beurteilen.

Arnautovic jedenfalls warf sich in das Spiel, als ob es um alles ginge. Er führte defensive Zweikämpfe, ging verlorenen Bällen nach, versuchte Fouls zu ziehen bzw. Bälle zu halten, erzielte zwei Tore und es wären sogar noch ein, zwei mehr möglich gewesen.

Die größte Druckphase der Slowenen war zwischen der 60. und der 75. Minute zu verzeichnen. Danach wurde Ilicic vom Feld genommen (der Gefahr lief, ausgeschlossen zu werden). Bei Österreich kam zeitgleich Grillitsch für Schöpf, was die etwas sicherere personelle Variante ist – Grillitsch zeigte gleich in seinen ersten Szenen sein unglaubliches Gespür für freie Räume, was dem ÖFB-Team in einer etwas wackeligen Phase Sicherheit verlieh.

Und außerdem steckten die Gäste dann auch auf.

Fazit: Mögliche Richtung ist erkennbar

Das war so in etwa das Spiel, das man auch schon im November gegen Uruguay hätte erwarten können – vom System her ebenso wie von der Spielidee. Jedenfalls war in diesem Spiel gegen Slowenien schon ein möglicher guter Weg erkennbar, den Franco Foda möglicherweise beschreiten will.

Es gab Angriffspressing, das Wirkung zeigt. Es gab gutes Aufrücken. Es gab – zumindest in der ersten Halbzeit – den klaren Willen, selbst das Heft in die Hand zu nehmen. Der Aufbau von hinten war zwar etwas eindimensional, aber gegen über weite Strecken schwache Slowenen fiel das nicht so ins Gewicht. Der Sieg ist zwar vielleicht um ein Tor zur hoch, aber er ist fraglos verdient.

Dass es keine wirklichen Umstellungen seitens des Teamchefs gab, sondern nur direkte Wechsel (wiewohl bei Schöpf-Grillitsch sehr wohl ein Unterschied im Spielertyp gegeben ist, den man auch sieht), wird vermerkt – allerdings weder positiv noch negativ. Es spricht nichts dagegen, in einem Testspiel auch mal das System durchzuziehen. Auch daraus kann man dann ja Erkenntnisse ziehen.

Man sollte das erfreuliche Resultat aber auch nicht überbewerten.

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1:1 gegen Georgien – war es Kollers Abschiedsspiel? https://ballverliebt.eu/2017/09/05/oesterreich-georgien-koller-uninspiriert/ https://ballverliebt.eu/2017/09/05/oesterreich-georgien-koller-uninspiriert/#comments Tue, 05 Sep 2017 21:58:34 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=14052 1:1 gegen Georgien – war es Kollers Abschiedsspiel? weiterlesen ]]> Mit einem 1:1 gegen Georgien verabschiedet sich Österreich von der letzten Mini-Chance auf die WM-Teilnahme. Wie man es in letzter Zeit öfter gesehen hat, war der Auftritt okay, aber es fehlte wiederum der letzte Nachdruck. Es war gegen einen disziplinierten Gegner inhaltlich ein wenig uninspiriert und viel auf Einzelaktionen bauend. Und es war, wie es aussieht, das 52. und letzte Länderspiel unter der Leitung von Marcel Koller.

Österreich – Georgien 1:1 (1:1)

Das bestimmende Element im Spiel war das georgische Anlaufen der Gegenspieler im Zentrum. Die beiden Achter im 4-1-4-1, also die Glatzköpfe Kankava und Gvilia, gingen den Ballführenden an, sobald er in der Spielfeldmitte war. Vor allem waren da natürlich Baumgartlinger und Grillitsch die beiden Opfer. Es war dies ein Mittel, zu dem sowohl an der Mittellinie als auch vor dem eigenen Strafraum gegriffen wurde.

Damit wurde Österreich aus dem zentralen Aufbaukanal gedrängt und war noch mehr als vermutlich geplant auf den Aufbau über Außen angewiesen. Seitenverlagerungen mit Pässen durch das Zentrum waren keine Option, weil sofort ein Georgier störte. Das hieß: War der Ball mal rechts, blieb er rechts. War er links, blieb er links.

Georgien: Defensiv konsequent und flink im Umschalten

Die Georgier drängten also den österreichischen Aufbau auf die Flügel und dort machten sie ihren Strafraum so gut es ging zu. Österreich verteilte die Angriffe zwar gleichmäßig auf beide Seiten, aber es gab kein Eindringen in den georgischen Strafraum. Das Defensivkonzept der Georgier war simpel und effektiv.

Großes Interesse am eigenen Aufbau zeigten die Gäste nicht, aber sie waren sehr kompakt und gut eingestellt auf Umschaltsituationen. Das wurde etwa beim 1:0 sichtbar, als man durch das flinke Anlaufen einen österreichischen Ballverlust provozierte, mit vier Mann sofort in den Strafraum zog, damit Verteidiger band und Gvilia letztlich alleine zum Abschluss und zum Tor kam.

Unterschiedliche Seitengestaltung

Die beiden Außenbahn-Duos legten ihr Spiel unterschiedlich an. Links war das Duo Arnautovic-Hinteregger, das schon in Wales ganz gut funktioniert hat, wiederum bemüht, sich gegenseitig zu unterstützen und gemeinsam die Angriffe vorzutragen. Vor allem dank der technischen Klasse und dem Einsatzwillen von Arnautovic kamen so zumindest im Ansatz gefährliche Situationen zu Stande.

Das ungewohnte Duo auf der rechten Seite, Flo Kainz und Debütant Moritz Bauer, legte das Spiel ein wenig anders an – womöglich auch, weil Kainz und die rechte Seite keine große Liebesbeziehung darstellen. Jedenfalls hinterlief Bauer seinen Vordermann häufig, bekam aber den Ball nicht, weil Kainz in die Mitte zog. Das muss überhaupt nichts Schlechtes sein, weil Bauer so immer wieder einen georgischen Abwehrspieler band. Aber irgendwann nutzte sich der Effekt ab, weil Navalovski den Schmäh durchschaut hatte.

Der Abwehrverbund der Georgier wurde durch die Fixierung der Österreicher auf jeweils eine Seite selten in die Verlegenheit gebracht, als Ganzes verschieben zu müssen. Als ein Diagonalball durch den Strafraum dann doch einmal eine schnelle Positionsverschiebung notwendig machte, war sofort Unordnung und der kurz zuvor eingewechselte Louis Schaub verwertete zum 1:1.

Ohne Alaba und ohne georgisches Zentrumspressing

David Alaba war unglücklich im Rasen hängengeblieben und musste ausgewechselt werden, mit dem für ihn gekommenen Louis Schaub änderte sich das Gleichgewicht im österreichischen Spiel nach der Pause auch merkbar.

Weil Schaub auf die rechte Seite ging und Kainz die Position im Zentrum übernahm, waren nun zwei jeweils andere Spielertypen auf ihren Positionen als davor. Schaub kann den Ball enger führen als Kainz und er bildete ein gutes Gegengewicht zu Arnautovic auf der anderen Seite, der extrem viel in Eins-gegen-Eins-Situationen ging.

Die Georgier ließen in der zweiten Hälfte deutlich von ihrem Druck ab, den sie vor dem Strafraum ausübten. Baumgarlinger und Grillitsch wurden zwar immer noch situativ angelaufen, aber vor dem Strafraum hatte Österreich nun ein stressfreieres Leben. Das nützten Arnautovic und auch Schaub dazu, sich vermehrt in den Halbfeldern und im georgischen Sechserraum aufzuhalten.

Alaba fehlte im Zentrum spürbar

Florian Kainz als Zehner war viel unterwegs, versuchte sich anspielbar zu machen und sich einzubinden. Er machte seine Sache grundsätzlich nicht schlecht, aber: Die Fähigkeit, ein Spiel von dieser Position im Zentrum heraus zu lenken, hat er nicht in dem Ausmaß, wie Alaba diese besitzt. Die Angriffe waren recht uniform, viel auf die individuelle Klasse von Arnautovic bauend.

Ein flammendes Plädoyer für ein Zentrum ohne Alaba war diese zweite Halbzeit nicht gerade.

Außerdem hat Alaba natürlich Vorteile gegenüber Kainz, was die Defensivarbeit im Mittelfeld-Zentrum betrifft. Das wurde deutlich, wenn sich die Georgier – was so ab der 70. Minute immer öfter der Fall war – als Ganzes nach vorne trauten. Da nämlich zog sich Österreich einfach zurück und erwartete den Gegner, übte aber keinen Druck auf den Ballführenden aus. So gelang es den Georgiern, in diesen Phasen gerade dort ungestört aufbauen zu können, wo normalerweise Alaba spielt.

Fazit: Wie immer – eh okay, aber ohne zündende Idee

Keine Frage, ein 1:1 gegen Georgien sieht nicht besonders hübsch aus. Man darf allerdings nicht außer Acht lassen, dass die Georgier sehr gut gecoacht sind, ihr Spiel über weite Strecken mit großer taktischer Disziplin ausgeführt haben und die Iren vor einigen Tagen klar dominiert haben. Also: Das ist nicht gerade Gibraltar; Georgien hat schon was drauf.

Es gab auch durchaus positive Aspekte: Marko Arnautovic gab nie auf und war ein ständiger Unruheherd. Moritz Bauer spielte ein sehr solides Debüt, machte praktisch keine Fehler und war schon erstaunlich gut eingebunden, wenn man bedenkt, dass er das erste Mal überhaupt dabei ist. Flo Kainz gelang nicht alles, aber er war auf zwei ungewohnten Positionen sehr engagiert. Auch Hinteregger spielte wieder einen recht patenten Linksverteidiger.

Aber es gab auch einmal mehr die altbekannten Schwächen. Im Herausspielen von Chancen ist man sehr auf individuelle Klasse angewiesen, gerade gegen einen mit Plan verteidigenden Gegner. Die beiden Wechsel von Marcel Koller in der zweiten Halbzeit (Janko für Harnik, Ilsanker für Grillitsch) waren einmal mehr uninspiriert und änderten wenig. Andererseits: Was anderes als Brechstange wäre auch nicht mehr möglich gewesen. Und ob Michael Gregoritsch die richtige Personalie für Brechstange ist, sei dahingestellt.

Vieles deutet darauf hin, dass dies nach sechs überwiegend erfreulichen und erfolgreichen Jahren das letzte Länderspiel von Marcel Koller als ÖFB-Teamchef gewesen ist. Es war ein Spiegelbild der letzten eineinhalb Jahre: Eh nicht schlecht und alles nicht furchtbar und nichts, wofür man sich schämen müsste, aber auch ohne die zündende Idee. Ordentlich, aber nicht zwingend genug, ohne den letzten Nachdruck. Mit nur einer Handvoll Spielern, denen man gute Form attestieren kann.

So, wie viele kleine Faktoren 2014/15 zusammen gepasst haben, dass Österreich durch die EM-Qualifikation gebrettert ist, so sind es eben jetzt viele kleine Faktoren, die zusammen spielen, dass 2016/17 in einer – bei allem Respekt – recht leichten Gruppen nur der vierte Platz herausschauen wird.

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0:1 in Wales – Österreich wird die WM verpassen https://ballverliebt.eu/2017/09/02/wales-oesterreich-wm-quali-niederlage/ https://ballverliebt.eu/2017/09/02/wales-oesterreich-wm-quali-niederlage/#comments Sat, 02 Sep 2017 21:22:03 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=14035 0:1 in Wales – Österreich wird die WM verpassen weiterlesen ]]> Mit einer 0:1-Niederlage in Wales hat Österreich nun endgültig keine realistische Chance mehr auf eine WM-Teilnahme. Zwar war die Leistung nicht furchtbar schlecht, Marko Arnautovic hatte zwei Top-Torchancen und das ÖFB-Team hätte damit durchaus auch gewinnen können. Allerdings ließ man sich nach einer aggressiven Anfangsphase die taktische Initiative einmal mehr völlig aus der Hand nehmen.

Wales – Österreich 1:0 (0:0)

Marcel Koller stellte Österreich im gewohnten 4-2-3-1 auf, mit Hinteregger als LV und Alaba auf der Acht. Der walisische Trainer Chris Coleman vertraute auf ein 3-4-3, das gegen den Ball ein 5-4-1 wurde. Bale spielte in diesem System zumeist links, Lawrence rechts. Joe Allen fehlte gesperrt, der noch vereinslose Joe Ledley war auf der Bank.

Österreich presst an

Die Anfangsphase von Österreich erinnerte, zumindest was die Offensive anging, an die besten Koller-Zeiten vor zwei Jahren. Das offensive Quartett fuhr die volle Pressing-Maschine; schon nach 40 Sekunden lief Harnik voll auf Goalie Hennessey zu, ebenso wie Arnautovic auf Chester.

Der Rest des Teams machte diesen Druck allerdings nicht ganz mit und rückte nicht konsequent nach. Die Folge war, dass sich hinter der Pressingwelle einiges an Räumen ergab – in die hinein Wales sehr gut kontern konnte, wie etwa in der 8. Minute, als Ramsey nach einem Gegenstoß gefährlich zum Abschluss kam.

Wales stellt um

Die Waliser wollten grundsätzlich über das Zentrum aufbauen, die ersten Passempfänger von hinten heraus waren also in der Regel Ramsey und Edwards. Genau hier allerdings hakte das österreichische Pressing ein und Wales kam so nicht zum Aufbau. Es half den Walisern in diesem Zusammenhang nicht, dass die Wing-Backs sehr hoch standen und für den ersten Pass damit nicht in Frage kamen.

Schon nach wenigen Minuten wurde das Mittelfeld-Zentrum daher mit langen Bällen auf die Spitzen umgangen. Eine tatsächliche Umstellung in der Spielanlage folge bei Wales nach zehn, fünfzehn Minuten. Man versuchte nun nicht mehr selbst, den Ball nach vorne zu bringen, sondern entzog sich dem österreichischen Pressing, indem man Österreich einfach den Ball überließ.

Viel Ballbesitz für Österreich…

Somit konnte sich Österreich in der walisischen Hälfte festsetzen. Wales machte in der Mitte die Räume eng und den Strafraum zu; David Alaba bekam wenig Gelegenheit, das Spiel von der Zehn aus zu lenken. Wenn er mal ein paar Meter Platz hatte, wurde es sofort gefählich, aber immer mehr verlegte er sich darauf, nach links auszuweichen.

Die linke Seite war einmal mehr jene, über die Österreich vorenehmlich angriff. Hinteregger positionierte sich sehr hoch und unterstützte Arnautovic nach Kräften. Zunächst hatte Arnautovic noch eher versucht an Gunter vorbei in den Rücken der Fünferkette zu kommen; nach der walisischen Umstellung zog er mehr in die Mitte und ließ Hinteregger die Außenbahn über.

…aber wenig Torgefahr

Auffällig war, dass sowohl von der Sechs als auch aus der Abwehr heraus sehr viele Spielverlagerungen genau auf Hinteregger (bzw. Arnautovic) gespielt wurde, fast immer in den Raum rund zehn bis fünfzehn Meter jenseits der Mittellinie. Hinteregger, Alaba und Arnautovic bildete auf der linken Seite ein stabiles Dreieck, aber es ging nur selten eine Schnittstelle auf. Einmal erwischten sie diese, aber Arnautovic verzog die Top-Chance knapp.

Dadaurch, dass das Spiel in der Regel von ihnen weg verlagert wurde, waren Lainer und Sabitzer deutlich weniger auffällig. Gerade Sabitzer traf in der Offensive auch in einigen Situationen die falsche Entscheidung, mal passte ein Laufweg nicht ganz, mal wurde der Pass nicht an den richtigen Adressaten geschickt.

Coleman dreht den Knopf

Zu Beginn der zweiten Hälfte adaptierte Chris Coleman die Taktik erneut – und auch das System. Er brachte einen zentralen Mittelfeldspieler (King) für den linken Wing-Bank (Richards), stellte Ramsey auf die Zehn und Bale auf die rechte Seite. Damit ergab sein ein 4-4-1-1. Damit war es den Walisern möglich, die österreichische Viererkette effektiv unter Druck zu setzen.

Anstatt Österreich tief zu erwarten, wir ab der 15. Minute, attackierte Wales nun also gleich die Spieleröffnung und nagelte das Team damit sehr gut hinten fest. Zudem rückte Wales auch im Mannschaftsverbund gut nach

Wales stellt wieder um

2. Halbzeit

Österreich ließ sich vom Spielverlauf so ein wenig treiben und spielte halt sein Spiel, brachte aber keine eigenen Ideen ein. Erst ab etwa der 60. Minute, als sich die Waliser wieder etwas zurückzogen und erst in der eigenen Hälfte die Gegenspieler attackierten, kam Österreich wieder vermehrt zu Ballbesitz.

Baumgartlinger und Ilsanker fanden nun zwar durchaus Platz vor ihrem Sechserraum, aber wenige Anspielstationen – da die beiden walisischen Viererketten den Raum vor ihrem Strafraum gut eng machten und sich das österreichische Offensivquartett auch nicht gerade in die freien Räume hinein anbot.

Coleman brachte nach knapp 70 Minuten zwei neue Kräfte zum offensiv forechecken (Woodburn links, Robson-Kanu vorne). Gerade der 17-jährige Woodburn, der aus dem Liverpool-Nachwuchs kommt, konnte die schwächere österreichische Seite besser anbohren als es Lawrence zuvor getan hatte. Und es war auch Woodburn, der zur Stelle war, als (der ansonsten als Prödl-Vertreter starke) Kevin Danso und Dragovic einen Ball nicht gut klären konnten.

Brechstange nach Rückstand

Österreich brauchte nun zwei Tore in 20 Minuten, nachdem zuvor kein Tor in 70 Minuten erzielt wurde. Also packte Koller die Brechstange aus: Gregoritsch für Sabitzer und Janko für Harnik, damit eine Umstellung auf 4-4-2 – und Alaba auf der RECHTEN Mittelfeldseite. Ein wirkliches taktisches Mittel außer dem Drängen auf den Lucky Punch gab es nun nicht mehr: Die Bälle wurden vermehrt direkt in den Strafraum gehoben, und dort wurde versucht, etwas zu erzwingen.

In der Tat aber waren in der Schlussphase die Waliser dem 2:0 deutlich näher als Österreich dem Ausgleich. Da das ÖFB-Team aufmachen musste, boten sich Räume, und in der Nachspielzeit holze Robson-Kanu auch noch einmal an den Pfosten.

Fazit: Eh okay, aber zu wenig

Aufbauen, zurückziehen, System umstellen, vorne draufgehen, Gegner locken, zuschlagen – Chris Coleman und seine Waliser zeigten die ganze Palette. Österreich hingegen überließ Wales ab der 15. Minute völlig die taktische Initiative.

Es war jetzt keine schlechte Leistung von Österreich. Vor allem, wenn man bedenkt, dass einige wichtige Spieler nicht gerade regelmäßig spielen: Dragovic und Baumgartlinger vor allem. Arnautovic hat einen holprigen Saisonstart hinter sich. Danso hat noch keinen Saison-Einsatz für Augsburg, der spät eingewechselte Janko spielt bei Sparta Prag keine Rolle. Und Burgstaller war verletzt und konnte gleich gar nicht mitfahren.

Aber: Es war auch nicht genug. Wieder hatte Koller einen Plan zum Spielbeginn, den seine Spieler angemessen gut exekutierten, aber ab der ersten walisischen Umstellung wurde wieder nur das angenommen, was einem der Gegner gerade taktisch so anbot. Das war in diesem Spiel weder supergut noch dramatisch schlecht. Aber in einer solchen Situation, wenn man auf einen Sieg angewiesen ist, um im Rennen zu bleiben, ist das halt dann doch etwas zu wenig.

Ja: Österreich hatte die besseren, die klareren Torchancen (Arnautovic vor allem, mit zwei Topchancen) und das Tor von Wales war eher eine Verkettung von Zufällen und ein gut gezielter Weitschuss. Wenn Österreich das Spiel 2:1 gewinnt, kann sich niemand in Wales beschweren. Aber: Ab der 15. Spielminute investierte nur Wales eigene Ideen in das Spiel. Und es wäre eher die individuelle Klasse von Arnautovic und Alaba gewesen, die den Sieg gerettet hätten.

Die WM-Chance ist damit zwar noch nicht rechnerisch, aber in der Praxis doch endgültig verspielt. Das ist schade, aber Österreich hat sich das selbst zuzuschreiben.

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Österreichs Legionäre in der Saison 2017/18 https://ballverliebt.eu/2017/09/02/legionaere-oesterreich-uebersicht-2017/ https://ballverliebt.eu/2017/09/02/legionaere-oesterreich-uebersicht-2017/#respond Sat, 02 Sep 2017 12:17:09 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=14026 Österreichs Legionäre in der Saison 2017/18 weiterlesen ]]> Das Transferfenster hat geschlossen! Damit ist es Zeit für unsere Übersicht: Hier spielen in der Saison 2017/18 Legionäre aus Österreich. Von Alaba bis Zulj, von West Ham bis Derry City, von der englischen Premier League bis zur maltesischen Liga.

Die Top-Ligen

Die Abordnung in der Premier League ist dank der Zugänge von Aleksandar Dragovic (auf Leihbasis von Leverkusen) und Markus Suttner auf sechs angewachsen. Marko Arnautovic‚ teurer Wechsel zu West Ham machte große Schlagzeilen, jener von Kevin Wimmer zu Stoke weniger große. Christian Fuchs geht in seine dritte Saison bei den Foxes, Sebastian Prödl war zuletzt Spieler der Saison bei Watford.

Auch ohne die Ersatz-Ersatzkeeper Samuel Sahin-Radlinger (Hannover) und Michael Langer (Schalke) sowie die (noch?) nur pro Forma in den Profi-Kadern aufscheinenden Marco Friedl (Bayern) und Stefan Posch (Hoffenheim) ist natürlich die deutsche Bundesliga wieder jene mit den meisten Österreichern. Von Dauer-Meister David Alaba angefangen über das Leipzig-Trio Ilsanker, Sabitzer, Laimer und das Schalke-Duo Schöpf bis Burgstaller bis hin zu Werder-Kapiträn Zlatko Junuzovic und dam Augsburger Quartett mit Hinteregger, Gregoritsch, Teigl und Danso.

Julian Baumgartlinger steht bei Leverkusen nicht so hoch im Kurs, genauso wie Karim Onisiwo in Mainz. Philipp Lienhart kam von Real Madrid zu Freiburg, Valentino Lazaro von Salzburg zu Hertha BSC, und Martin Harnik hat Hannover wieder in die Bundesliga geschossen.

Keine Österreicher gibt es in der Serie A, der Primera Division und dier Ligue I, auch in Portugal gibt es seit einem Jahr keine heimischen Legionäre mehr.

Mittelgute Ligen

Moritz Bauer gilt ja nun als Österreich, darum scheint der Rubin-Kasan-Legionär nun auch in der Liste auf; Darko Bodul ist Stammspieler bei Amkar Perm (wo früher ja Rashid Rachimov und Fredl Tatar Trainer waren). Marc Janko ist nun wie Andi Ivanschitz Tschechien-Legionär, aber keiner der beiden Mitt-Dreißiger spielt eine sportliche Rolle bei ihrem jeweiligen Klub. Das gilt auch für die Türkei-Legionäre Veli Kavlak (allerdings eher aus Verletzungsgründen) und Ex-Rapidler Tanju Kayhan.

Thorsten Schick ist Wechselspieler bei Adi Hütters Young Boys, Peter Tschernegg spielt nach seinem Wechsel vom WAC regelmäßig bei St. Gallen und Heinz Lindner ist Stammkeeper bei den Zürcher Grasshoppers. Maximilian Wöber ist um viel Geld von Rapid zu Ajax Amstedam gegangen, bei Ex-Arnautovic-Klub Twente sind nun Marko Kvasina (von der Austria) und Michael Liendl (von 1860) aktiv. Marcel Ritzmaier ist letzte Saison mit den Go Ahead Eagles abgestiegen und ist nun Stamm-Sechser in der Zweitliga-Reserve von PSV Eindhoven.

Martin Pusic, der ja schon mit Mitdtjylland dänischer Meister war, ging zu Titelträger FC Kopenhagen, Marco Meiliger (früher Ried und Salzburg) ist bei Mittelständler Aalborg. Alexander Gorgon ist mit Rijeka Champion in Kroatien geworden, in der kroatischen Liga verdienen nun auch Sandro Gotal (früher WAC) und Markus Pavic (bis kürzlich noch bei der Admira) ihr Geld. Ebenfalls von der Admira ging Srdjan Spiridonovic nach Griechenland – damit ist diese einstiger Österreicher-Hochburg auch wieder mal in der Liste vertreten.

Auch in Zypern waren in der Vergangenheit schon öfter Österreicher aktiv (Prager, Hieblinger) – aktuell sind es vier, allerdings allesamt bei Abstiegskandidaten. Ex-Bayer Daniel Sikorski spielt bei Aufsteiger Pafos, Nils Zatl und Armin Gremsl wechselten von Horn zu Doxa Katokopias. Dino Medjedovic (zuletzt Mazedonien) ist auch in Zypern unter Vertrag. Der Wiener Weltenbummler Toni Tipuric (u.a. Estland, Slowakei, Deutschland) unterschrieb in Rumänien.

Kleine Ligen und Übersee

Einige Exoten sind wieder in die Heimat zurückgekehrt. Max Karner (früher Ried und Grödig, zuletzt Bulgarien und Irland) kickt nun für Siezenheim. Abdel Osman Ali (früher Kapfenberg, zuletzt Ägypten und Slowenien) für Stripfing. Armin Masovic (früher Kapfenberg und Steyr, zuletzt Serbien) für Trofaiach. Stefan Petrovic (Cupsieger mit Pasching, zuletzt Slowenien) für Ebreichsdorf. Ex-Teamspieler Ronald Gercaliu (früher Sturm und Salzburg, zuletzt Albanien) für Schwaz.

Dafür hat sich der slowakische Erstligist Spartak Trnava gleich ein Österreicher-Trio geholt (Pehlivan und Egho sowie Kubilay Yilmaz, früher bei der Rapid-Jugend). Marco Sahanek und Martin Kreuzriegler gingen vom FAC zum maltesischen Meister Hibernians und waren im Europacup gegen Salzburg chancenlos. Der ehemalige Grödig-Spieler Lukas Schubert macht in Irland Erfahrungen für’s Leben.

Nach dem Abgang von Ivanschitz ist Daniel Royer bei den New York Red Bulls der einzige Österreicher in der MLS. Der Steirer war zuletzt Spieler des Monats und sein Klub ist auf einem guten Weg in die Playoffs.

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1:1 gegen Finnland – so ist Arnautovic schwer zu ersetzen https://ballverliebt.eu/2017/03/28/oesterreich-finnland-arnautovic-schoepf/ https://ballverliebt.eu/2017/03/28/oesterreich-finnland-arnautovic-schoepf/#comments Tue, 28 Mar 2017 21:38:37 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13421 1:1 gegen Finnland – so ist Arnautovic schwer zu ersetzen weiterlesen ]]> Österreich probiert im Testspiel gegen Finnland einiges aus. Es wurde eine Halbzeit lang wieder im 3-4-3 gespielt, Schöpf durfte als Arnautovic-Ersatz versuchen. Beides klappte nicht ganz nach Wunsch. Am Ende steht ein 1:1, bei dem Österreich mehr vom Spiel hatte, aber wenig Konkretes zeigen konnte.

Österreich – Finnland 1:1 (0:0)

Grundsätzlich spielte Österreich wieder in jenem 3-4-3, das in ähnlicher Form auch bei 2:0-Sieg über Moldawien zum Einsatz kam. Durch die abweichende personelle Besetzung kam es aber natürlich auch zu einem etwas anderen Spiel. Änderungen gab es vor allem im Hinblick auf das Irland-Spiel im Juni, in dem Ilsanker und Arnautovic gelbgesperrt sein werden. Statt Arautovic spielte Schöpf als Linksaußen, statt Ilsanker spielte Alaba wieder im Zentrum.

Der Aufbau

Passmap von Österreich gegen Moldawien (Grafik: @11tegen11): Ilsanker spielte extrem tief. Alaba agierte gegen Finnland höher.

Stefan Ilsanker hatte seine Rolle sehr defensiv angelegt und sich sehr nahe zur Dreierkette positioniert, David Alaba war nun sehr viel mehr Achter als Sechser. Das hatte zur Folge, dass das Aufbauspiel durch das Zentrum einen deutlich größeren Raum einnahm wie noch gegen Moldawien.

Alaba (der alleine in der ersten Hälfte 43 Ballkontakte verzeichnete, die Meisten von allen Österreichern) war der Dreh- und Angelpunkt. Er wurde im Aufbau gesucht, er hatte auch einen sehr großen Bewegungsradius. Er tauchte auf der rechten Außenbahn genauso auf wie ganz vorne. Auch wenn er wieder nicht die ganz große Wirkung entfaltete, wirkte auch Zlatko Junuzovic dadurch sicherer, dass er einen Nebenspieler vor sich hatte, der offensiver spielt als das Ilsanker getan hatte.

Im Gegenzug lahmte der Aufbau über die Flügeln aber etwas. Natürlich: Suttner hat nicht die technischen Fähigkeiten und die spielerischen Möglichkeiten wie Alaba. Er ist grundsolide, aber bietet nichts Überraschendes. Und Schöpf hat andere Qualitäten als ein Arnautovic. So blieb das Tandem Suttner/Schöpf auch eher blass. Und rechts bot sich das gleiche Problem wie gegen Moldawien.

So war Martin Harnik vorne so gut wie isoliert.

Gegen den Ball

Erstaunlich war die über weite Strecken der ersten Hälfte sehr zurückgezogene Positionierung der Wing-Backs Lazaro und Suttner. Nicht selten ergab sich so ein 5-4-1, selbst wenn der Ball noch weit in der gegnerischen Hälfte war. Auch in Pressing in schärferer Form gab es nur in einer kurzen Phase etwa zwischen 25. und 30. Minute zu sehen.

Der Aufbau von hinten aus dieser 5-4-1-Formation (in der die Flügelstürmer Schöpf und Sabitzer die Außenpositionen im Mittelfeld besetzten) erfolgte nicht selten über einen Pass der Außenspieler der Dreierkette (Dragovic bzw. Hinteregger) auf die zurückgezogenen Außenstürmer, welche den Ball dann auf die Achter bzw. die Wing-Backs ablegten. Da aber die Wing-Backs oft weit hinten standen, kam so nie wirklich Tempo rein.

Finnland zeigte sich als technisch und spielerisch recht limitiertes Team, das aber um diese Schwächen herumspielen wollte. Bälle, die man vorne erobert, muss man nicht selbst nach vorne bringen, so presste Sturmspitze Teemu Pukki im Verbund mit jeweils einem bis zwei Mitspielern aus der Mittelfeld-Kette auf die österreichische Verteidigung. Das sorgte zwar selten für echte Gefahr, bremste aber den Aufbau im ÖFB-Team durchaus.

Völlige Umstellung in 2. Halbzeit

Ab 58. Minute

Koller erklärte den 3-4-3- bzw. 5-4-1-Versuch in der Halbzeit für beendet und führte einige Wechsel durch. So stand in der zweiten Hälfte das gewohnte 4-2-3-1 auf dem Feld, nur halt mit einer eher ungewohnten personellen Besetzung. Lainer und Grillitsch durften ihr Länderspiel-Debüt geben.

Die signifikanteste Änderung war aber die Einwechslung von Arnautovic, während Alaba nicht mehr mit dabei war. Arnautovic zeigte sofort den Unterschied zwischen seiner Technik-Dribbling-Spielweise auf dem linken Flügel und jener des geradlinigeren Schöpf. Der Stoke-Legionär tanzte diverse finnische Gegenspieler aus, leitete gefährliche Aktionen ein und harmonierte auch ganz gut mit Aushilfs-Linksverteidiger Martin Hinteregger. Und dann markierte er auch noch aus einer Ecke (einer Ecke!!!) das Tor zum 1:0.

Finnland adaptierte das System nach rund einer Stunde, indem Nottingham-Legionär Thomas Lam etwas nach hinten rückte. So ergab sich ein 4-2-3-1 mit Debütant Fredrik Jensen auf der Zehn. Mit dem zweiten defensiven Mittelfeldspieler reagierte Finnlands Teamchef Kanerva auf die Formation von Österreich, in der es nun einen klaren Zehner gab (Schöpf).

Durch diese Maßnahme und angesichts des Umstandes, dass Junuzovic im Laufe der zweiten Hälfte fast völlig untertauchte – und Alaba gar nicht mehr dabei war – fehlten eklatant die Ideen. Das österreichische Zentrum schob nur noch quer, ein Eindringen in den Strafraum gab es nur durch Einzelaktionen. Ja, das war alles andere als die Einser-Besetzung, aber ein wenig besorgniserregend war dieser Ideenschwund schon.

Finnland bekam das Spielgeschehen schnell beruhigt und kam durch einen Weitschuss von Jensen zum 1:1-Ausgleich. Dieser war durchaus verdient, denn obwohl man wenig Kreativität versprühte, so setzte Suomi dennoch Maßnahmen, die Österreich recht effektiv bremsten.

Fazit: Nicht alle Personalien überzeugten

Was wollte Koller mit diesem Test? Ganz klar: In der ersten Hälfte austesten, ob Schöpf für die Arnautovic-Position in Frage kommt. Da man den direkten Vergleich schon in diesem Spiel selbst geliefert bekam, kann die Erkenntnis nur lauten: Ein Arnautovic in guter Form ist in Irland wohl nicht zu ersetzen.

Auch in der zweiten Halbzeit mit dem gewohnten System konnte es nur um personelle Tests gehen. Hinteregger als Linksverteidiger war ganz gut. Lainer als Rechtsverteidiger brachte wenig, machte beim Debüt aber auch nichts dramatisch falsch. Ebenso Grillitsch, der im Mittelfeld-Zentrum keine Anpassungs-Schwierigkeiten offenbarte.

Dass es das erste Tor nach einem Eckball seit Ewigkeiten gab, ist erfreulich – hatte aber weniger mit einer spannenden Variante zu tun, als mehr mit dem Genie eines Marko Arnautovic. Dass Finnland noch den Ausgleich erzielte, ist ärgerlich, aber das nackte Resultat war zweitrangig. Finnland ist zwar weit von europäischer Spitze entfernt, aber doch signifikant besser als es zuletzt Moldawien war.

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Brauchbar, aber nicht überragend: Österreich siegt mit neuem System https://ballverliebt.eu/2017/03/24/oesterreich-moldawien-dreierkette-arnautovic-quali/ https://ballverliebt.eu/2017/03/24/oesterreich-moldawien-dreierkette-arnautovic-quali/#comments Fri, 24 Mar 2017 22:29:48 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13410 Brauchbar, aber nicht überragend: Österreich siegt mit neuem System weiterlesen ]]> Eine ordentliche Vorstellung, viele ungenützte Torchancen und eine Dreierkette in der Abwehr: Das bot das ÖFB-Team beim 2:0-Pflichtsieg über Moldwien. Die Gäste agierten überwiegend harmlos, die Österreicher linkslastig. Alaba – diesmal auf der Außenbahn aufgestellt – bestimmte mit Hinteregger und Arnautovic die ÖFB-Offensive klar. Der Sieg hält Österreich in der WM-Quali am Leben, mehr aber auch nicht.

Österreich – Moldawien 2:0 (0:0)

Im neuen System – angegeben als 3-4-3, in der Realität aber fast eher ein 3-1-3-3 – spielten hinten Prödl zentral, Dragovic rechts und Hinteregger links. Vor ihnen war Ilsanker der klare Sechser, der sehr viel tiefer agierte als Junuzovic vor ihm.

Vielbenützte linke Seite

Auffallend war von Beginn an die Linkslastigkeit im österreichischen Spiel. Hinteregger war zuweilien ein echter Linksverteidiger und Arnautovic vor ihm der Linksaußen, während Alaba immer wieder ins links Halbfeld hinein zog. Durch diese flexible Auslegung ihrer Positionen bildeten Hinteregger, Alaba und Arnautovic ein sehr effektives Dreieck, das Moldawien nur schwer in den Griff bekam.

Beziehungsweise, eigentlich nicht in den Griff bekam. Denn durch ihre individuelle Klasse und ihren klaren technischen Vorsprung gegenüber Dedov und Golovatenco – und ihrer permanenten Überzahl – konnte das linke Österreich-Trio auch durch überraschende Aktionen, Richtungswechsel und den gelegentlichen Fersler Räume öffnen. Wann immer es gefährlich wurde (und das war gar nicht so selten der Fall) ging der Aufbau über diese Seite.

Kaum benützte rechte Seite

Dieser Effekte verstärkte sich noch, weil so gut wie jeder Ball, der im Zentrum gewonnen wurde, augenblicklich auf die linke Seite in Richtung Arnautovic gespielt wurde. Die sehr vertikal agierende linke Seite wurde aber deutlich konterkariert durch die kaum konstruktiv ins Geschehen eingreifende rechte Seite.

Dragovic agierte, wie schon die ganze Saison, merklich verunsichert und wurde von den Moldawiern auch am ehesten angegangen. Valentino Lazaro bekam nie den Zug nach vorne hin, den Alaba hatte und der Salzburger vermied auch Risiko-Pässe. Viel eher folgte, wenn er nicht schnell und leicht Sabitzer fand, der Querpass zu Ilsanker oder gar der Rückpass zu Dragovic. Entsprechend in der Luft hing dann auch Sabitzer.

Die Vermutung liegt nahe, dass Koller das in der Pause angesprochen hat, denn in der zweiten Hälfte suchte Lazaro deutlich öfter den Weg nach vorne, zumeist mit dem Ball am Fuß. Das passierte jedoch ohne großen Effekt – so fiel es Koller wohl leicht, ihn nach 70 Minuten für Janko zu opfern.

Kontrolle über den Gegner

Einen eigenen Aufbau oder auch allzu gefärhlich-rasantes Umschaltspiel brachte Moldawien nicht auf den Rasen. Im Gegenteil, wirklich „gefährlich“ (wenn man das überhaupt so bezeichnen kann) wurden die Gäste nur aus Standardsituationen – von denen es gegen Ende der ersten Hälfte aber schon beunruhigend viele gab.

Defensiv hatte Österreich den Gegner aus dem Spiel heraus an der kurzen Leine. Die Formationen im Gegenpressing funktionierten gut. Die Zeit, die moldawische Spieler ohne Druck am Ball hatten, war kurz. Und wenn man doch mal über die Mittellinie kam, wurde der Gegenspieler recht flott isoliert. Das ist auch ein Verdienst der Dreierkette.

Starkes Zentrum trotz flügellastigem Spiel

Junuzovic gab eher den Balance-Spieler im offensiven Zentrum, ein beliebtes Anspiel-Ziel von Ilsanker im Aufbau war er nicht – wie in alten Rieder 3-3-3-1-Zeiten unter Paul Gludovatz verliefen auch im nicht gänzlich artfremden 3-1-3-3 von Marcel Koller die dicken Aufbau-Pfeile auf den Außenbahnen.

Was nicht heißt, dass Junuzovic von geringerer Bedeutung gewesen wäre. Er war immer anspielbar, lief viel und letztlich bereitete er auch das 2:0 vor (wiewohl das natürlich nie entstanden wäre, wäre Epureanu nicht ausgerutscht, aber sei’s drum). Ilsanker hinter ihm verteilte die Bälle – nicht selten mit langen Pässen, weil sich vor ihm das schon gewohnte Loch zu den Offensivspielern auftat – und er sorgte zudem mit seiner Übersicht dafür, dass Moldawien nicht viel zustande brachte.

Nicht ohne Schwächen

Mit zwei Ausnahmen jedoch, woran man sieht, wie fragil dennoch das ganze Gebäude war. Denn beide Male – einmal nach einem ungeschickten Zweikampf im Halbfeld, vor allem aber nach seiner genau vors Tor geköpfelten Rettungsaktion – wurde es relativ bis sehr gefährlich.

Österreich bearbeitete Moldawien und erarbeitete sich immer wieder gute Tormöglichkeiten. In der 75. Minute war es aber eine bestenfalls mittelgute Chance, die zum verdienten 1:0 führte (Arnautovic-Flanke natürlich von links, Kopfball Sabitzer). Diese Führung führte aber nicht zu größerer Sicherheit, sondern im Gegenteil kam in der Schlussphase der Gegner zu längeren Phasen in der Offensive und zu einer großen Chance, die erschütternd kläglich von Cebotaru vergeben wurde.

Dieser Rückfall kann viele Ursachen haben. Zum einen die körperliche Müdigkeit nach 75 Minuten. Zum anderen ein Gefühl des Sackenlassens nach der endlich erzielten Führung. Oder aber, dass mit dem Wechsel Janko für Lazaro ein wenig Unwucht ins Team kam. Die ohnehin kaum Wirkung entfaltende rechte Seite wurde aufgegeben, Sabitzer war da eher alleine unterwegs – aber vorne zwei Stürmer. In der Theorie wäre wohl geplant gewesen, dass Burgstaller eher die Flügelposition vor Sabitzer übernimmt. Als Harnik für die letzten zehn Minuten kam, stimmte die Aufteilung wieder.

Und in der Nachspielzeit kam dann noch das 2:0, die Entscheidung, der Endstand.

Standardsituationen

Ein oft geäußerter Kritikpunkt am ÖFB-Team ist die Schwäche bei Standardsituationen. In diesem Spiel war nicht alles furchtbar, aber einiges sehr wohl einfallslos.

Es gab zwei Freistöße aus einigermaßen aussichtsreicher Position. Der erste davon (33.) wurde in den Lauf des richtig startenden Arnautovic gespielt, es entstand eine Torchance – gut so. Der zweite, in der Schlussphase, wurde ohne erkennbares Ziel in den Strafraum gehoben.

Erstaunlich ist aber die Art und Weise, wie die 13 Eckbälle gespielt wurden – vor allem die Unterschiede, was die Seite betrifft.

Mit einer Ausnahme sahen alle sieben von Zlatko Junuzovic getretenen Eckstöße von der rechten Seite gleich aus: Einfach mal vor das Tor. Da war die Abwechslung bei Alabas Ecken von der linken Seite deutlich höher, und zweimal wurde es auch tatsächlich wirklich gefährlich. Es waren jene beiden, die auffällig hoch, fast bogenlampen-artig, an das lange Fünfer-Eck getreten wurden.

Fazit: Brauchbar, aber nicht optimal

Keine Frage, es war im ganzen eine überwiegend brauchbare Vorstellung des ÖFB-Teams. Die Dreierkette hinten könnte zwar einen weniger verunsicherten rechten Mann vertragen, aber zumeist sah das recht sicher aus. Auch Ilsanker als Ballverteiler auf der Sechs war (mit wenigen Ausnahmen) recht gut. Allerdings: Der Gegner hat auch kaum wirkliche Prüfungen gestellt.

Der frappante Unterschied zwischen der gut funktionierenden linken und der klar abfallenden rechten Außenbahn ist nicht gesund, mit dem aktuellen Personal und ohne den gesperrten Schöpf aber auch nur mit Notlösungen besetzbar. Und die Chancenverwertung muss ganz klar besser sein: Wenn von den drei guten Tormöglichkeiten alleine in den ersten zehn Minuten schon eine sitzt, wird der Abend deutlich weniger mühsam.

Dass Ilsanker in Irland gesperrt ist, schmerzt; ist aber dank des zurück kehrenden Baumgartlinger auffangbar. Die Gelbsperre von Marko Arnautovic aber, der in Hochform agiert und auch gegen Moldawien eine ausgezeichnete Leistung bot, wiegt schwer.

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