Aguirre – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Wed, 29 Dec 2010 19:20:57 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 AF 3 & 4 | Die Schiris helfen, aber die Besseren dennoch verdient durch https://ballverliebt.eu/2010/06/28/af-3-4-die-schiris-helfen-aber-die-besseren-dennoch-verdient-durch/ https://ballverliebt.eu/2010/06/28/af-3-4-die-schiris-helfen-aber-die-besseren-dennoch-verdient-durch/#comments Mon, 28 Jun 2010 13:35:26 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2386 AF 3 & 4 | Die Schiris helfen, aber die Besseren dennoch verdient durch weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Achtelfinals 3 und 4 | Der Tag der Legendenbildung – zwei schlimme Schnitzer von Linienrichtern bestimmen die Schlagzeilen. Die Engländer waren aber um so vieles schlechter als Deutschland, dass es keine Entschuldung sein darf. Die Mexikaner dürften schon eher jammern – tun dies aber genauso wenig.

Deutschland – England 4:1 (2:1)

Deutschland - England 4:1

Von dem Moment, als dieses Spiel feststand, war der Eindruck klar: Bei den jungen Wilden aus Deutschland war es ein „Yeah, die Engländer, denen zeigen wir, was wir können!“ Bei den bislang eher mäßig überzeugenden Engländern schien die Stimmung mehr in ein „Oh shit, die Deutschen…“ zu gehen. Und ganz genau so verlief das Spiel dann auch – von der ersten Minute an. Die deutsche Mannschaft hatte deutiche spielerische Vorteile vor allem im Mittelfeld, waren gedankenschneller und hatten mehr Zug zum Tor – während des gesamten Spiels, sogar während der besten Phase der Engländer, zu Beginn der zweiten Hälfte.

Die Engländer dagegen: Schleppend, Spielaufbau praktisch immer hintenrum, tonnenweise Alibipässe – zwei von drei Abspielen gingen vom gegnerischen Tor weg – und vor allem: Viel zu weit von den Gegenspielern weg. Schnelle Spieler wie Müller oder Podolski entwischten den englischen Außen Ashley Cole und Glen Johnsen nicht nut einmal, Upson und Terry in der Zentrale waren vom Tempo her oft gnadenlos überfordert und ihr Stellungsspiel war zuweilen noch schlechter. Zudem, und das ist das eigentlich Traurige bei diesen erfahrenen Innenverteidigern: Der junge deutsche Torwart Neuer zeigte deutlich mehr Übersicht und Genauigkeit in der Spieleröffnung als Terry und Upson zusammen. Nicht nur beim 1:0, bei dem Terry völlig verkehrt stand und Upson schlicht zu langsam war, sondern in vielen weiteren Situationen. Der erste Pass von Neuer kam praktisch immer sinnstiftend an.

Die Engländer hatten keinerlei Kontrolle im Mittelfeld, vor allem der flinke Özil konnte machen, was er wollte. Durch diese Schwäche des englischen DM kam die Hintermannschaft oft in Verlegenheit, das 2:0 der deutschen war die logische Konsequenz. Und hätte das Team von Jogi Löw dann nicht einen Gang zurückgeschalten, weil sie das Spiel eigentlich viel zu einfach kontrollierten, es hätte bis zur Pause sicherlich noch ein-, zweimal eingeschlagen. Stattdessen verkürzte Upson nach einer Standardsituation, welche die deutsche Hintermannschaft verschlafen hatte, auf 1:2 (was schon entgegen des Spielverlaufs war), eine Minute später sprang Lampards Schuss von der Latte hinter die Linie, und von dort wieder heraus. Es war natürlich ein klares Tor, welches der englischen Mannschaft vorenthalten wurde, aber verdient wäre es nicht gewesen.

Mit dem Schwung der guten Schlussphase der ersten Hälfte wollten die Engländer in der zweiten dann Verpasstes nachholem, alleine die Mittel waren untauglich. Einmal mehr schoben sie sich auf Höhe der Mittellinie den Ball hin un her, bis einer den langen Ball nach vorne versuchte. Mondbälle und oft ungenaue 30m-Pässe waren alles, was den Engländern einfiel – und natürlich hatte die deutsche Defensive, allen voran Arne Friedrich, wenig Mühe, das zu verteidigen. Im Gegenteil: Selbst in dieser Phase verbrachten die Deutschen einige Zeit in des Gegners Hälfte und waren dabei sogar torgefährlicher. Lampards Latten-Freistoß aus über 30 Metern Entfernung war die einzige wirklich gefährliche Aktion der Engländer, die während des 1:2 (37.) und dem Kontertor zum 1:3 (67.) KEINEN EINZIGEN Torschuss von innerhalb des Strafraums abgaben. Das ist mal eine „Druckphase“.

Die Konter der Deutschen zum 3:1 und zum 4:1 brachten natürlich die Entscheidung, zumal Capello mit seinen Wechseln (v.a. dem des Bullen Heskey für den mobileren Defoe) das Spiel seiner Mannschaft noch weiter herunter gebremst hatte. Dass es mit Gerrard der mit Abstand bemühteste englische Spieler war, der zehn Minuten vor Schluss dann doch noch eine gute Möglichkeit zum zweiten Treffer hatte, ist kein Zufall.

Fazit: Die falsche Linienrichter-Entscheidung zum vermeintlichen 2:2 hat den Engländern natürlich nicht geholfen und war sicherlich Mitschuld an der deutlichen Niederlage. Hauptschuld aber fraglos nicht – denn kein einziger Engländer auf dem Platz war besser als sein deutschen Pendant. Upson/Terry eine Zumutung, Lampard unsichtbar, Barry unbrauchbar im Spielaufbau, Rooney völlig aus dem Spiel (und außer Form – den hat zweifellos Ferguson verheizt), Milner harmlos, Gerrard zu wenig kreativ, und Capello hat mit seinen sinnlosen Wechseln dem englischen Spiel den Rest gegeben. Es kann keine zwei Meinungen geben, dass der Erfolg der Deutschen absolut in Ordnung geht – es sei denn, die englische Brille klebt einem vor den Augen fest.

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Argentinien – Mexiko 3:1 (2:0)

Argentinien - Mexiko 3:1

Laufstark, gutes Stellungsspiel, schnelle Konter – so hielten die Mexikaner eine halbe Stunde lang die Argentinier wunderbar in Schach, und hätten in der einen oder anderen Szene sogar in Führung gehen können – ja, müssen. Aguirre stellte sein mexikanisches Team um, spielte mit einem 4-4-2: Linksaußen Giovani rückte ins Mittelfeld zurück, auch natürlich um Angel di María gut Einhalt zu gebieten. Vorne musste Blanco natürlich dem flinken Hernández weichen, dazu durfte sich Adolfo Bautista versuchen – wenn auch nur bis zur Halbzeit. Je länger das Spiel dauerte, desto mehr zog die Tri der Mannschaft aus Argentinien den Zahn. Immer mehr wich das Tempo aus den Versuchen der Arentinier.

Die Albiceleste war in eimem 4-1-3-2 angetreten, im Gegensatz zum letzten Gruppenspiel gegen die Griechen wieder mit der stärksten Formation. Lediglich Rechtsverteidiger Nicolás Otamendi blieb in der Mannschaft. Wieder versuchten es die Argentinier aber zu viel über die Mitte, zu viel nur über Messi; die Außen Maxi Rodríguez und Di María hatten wenig Einfluss auf das Offensivspiel. Wenn es vor das Tor ging, waren es zumeist Steilpässe auf Higuaín, vor allem Osorio war einmal mehr der Schwachpunkt in der Defensive.

Just allerdings, als die Argetninier vollends einzuschlafen drohten, gingen sie in Führung: Steilpass nach vorne, Messi scheitert im ersten Versuch noch am herausstürmenden mexikanischen Torhüter Pérez, den Abpraller passte Messi zu Tévez nach vorne – und weil dieser meterweit im Abseits stand, hatte er natürlich keinerlei Mühe, zum 1:0 zu verwandeln. Ja, die Mexikaner hätten auch das Schüsschen von Messi womöglich auch so nicht mehr von der Linie gekratzt bekommen und es könnte so oder so das 0:1 gewesen sein, aber eine Fehlentscheidung war es natürlich zweifellos. Verständlicherweise waren die Mexikaner ob dieser Situation nun völlig von der Rolle – vor allem Kapitän Rafa Márquez, der immer mehr einen Zehner gegeben hatte und sich nun mit Frustfouls Luft verschaffte.

Und noch viel mehr Ricardo Osorio, der im ganzen Turnier schon das Sorgenkind war. Seinen Blackout, den viel zu kurzen Querpass des Stuttgarter Tribünen-Stammgastes dankend aufnahm und zum 2:0 traf. Mit dem Doppelschlag im Rücken allerdings ließen es die Argentinier sofort wieder deutlich ruhiger angehen, sodass der Anschlusstreffer sogar noch vor der Halbzeit nicht außer Reichweite war. Die Mexikaner reagierten nun, indem Giovani wieder in den Angriff rückte, und die Mannschaft so zum 4-3-3 zurück kehrte.

Dem trug Aguirre nach der Pause Rechnung, indem er für den schwachen Bautista nun Barrera als Linksaußen brachte. Aber weil sich Osorio immer noch nicht gebessert hatte und er sich im Zweikampf mit Tévez recht einfältig anstellte, hatte dieser wieder mächtig Platz und zog aus 20 Metern ab – das 3:0, die endgültige Entscheidung. Was man den Mexikanern aber zu Gute halten muss: Sie suchten auch danach nochden Weg nach vorne, vor allem über die linke Seite. Carlos Salcído, zweifellos der beste Linksverteidiger des Turniers bis hierhin, ist beim PSV Eindhoven offenbar nicht zufrieden, denn er war nun der Boss im Spiel und bot sich so für ganz große Klubs an. Der verdiente Lohn: Der Anschlusstreffer zum 1:3 durch Javier Hernández

Womit der Schwung bei den Mexikanern aber seltsamerweise komplett futsch war. Auch, weil die argentinische Umstellung auf 4-4-1-1 (Verón war für Tévez gekommen) und die damit verbundene Stärkung des Mittelfeldes zu greifen begann. Sehr viel mehr als Standards und Weitschüsse brachten die Mexikaner, deren rechte Seite mit Giovani nach der Pause völlig aus dem Spiel war. Die Argentinier spielten nun, erstmals in diesem Turnier, wirklich auf Halten und es gelang am Ende dann doch ohne allzu grobe Probleme.

Fazit: Die Mexikaner hielten Argentinien eine halbe Stunde gut in Schach, verpassten es aber, in Führung zu gehen. Nach dem unglücklichen Rückstand brachen sie komplett zusammen, um sich in der zweiten Hälfte wieder zu fangen. Weil sie aber nicht mehr zu ihrem spielstarken Offensivspiel kamen, sondern mehr mit Verzweiflung, kommen die Argentinier trotz der Hilfe von Signore Ayroldi an der Seitenlinie nicht zu Unrecht weiter – weil sie sich über 90 Minuten als die reifere und letztlich willigere Mannschaft präsentiert hat. Ein Lob indes noch an die Mexikaner: Carlos Salcído sprach nach dem Spiel davon, dass „es zwar unglücklich gelaufen ist, aber ein Gegentor schon mal fallen können muss“ – ohne, dass man einbricht.

(phe)

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Day 12 / A – Die Spielintelligenz macht’s https://ballverliebt.eu/2010/06/22/day-12-a-die-spielintelligenz-machts/ https://ballverliebt.eu/2010/06/22/day-12-a-die-spielintelligenz-machts/#comments Tue, 22 Jun 2010 18:05:24 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2315 Day 12 / A – Die Spielintelligenz macht’s weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Tag 12 – Gruppe A | Der Gastgeber kommt gegen die komplett implodierende Equipe Tricolore immerhin zum Ehrensieg – warum Uruguay und Mexiko ins Achtelfinale einziehen, zeigen sie aber im direkten Duell. Das ein hochinteressantes taktisches Lehrspiel war.

Südafrika – Frankreich 2:1 (1:0)

Südafrika - Frankreich 2:1

Bunt durchgewürfelt – so präsentierten beide Teamchefs ihre Mannschaften. Die Franzosen spielen nach den diversen Eklats mit Squillaci (statt Abidal), Clichy (statt Evra), Alou Diarra (statt Toulalan), Gourcuff (statt Malouda), Cissé (statt Anelka) und Gignac (statt Govou) – unverändert blieb dafür das 4-3-3. Gourcuff, der in der Mittelfeldzentrale für die Kreativität zuständig war, konnte sich allerdings nicht wie gewünscht in Szene setzen, Gignac fühlte sich auf der linken Seite sichtlich nicht wohl. Zudem bekam Gignac von Sagna hinter ihm sehr wenig Unterstützung. Etwas besser lief es auf der linken Seite, wo Clichy den aktiven aber auch eher wirkungslosen Ribéry etwas besser unter die Arme greigen konnte. Wirklich gefährlich nach vorne zum bulligen Cissé brachte aber keiner etwas – seine beste Szene hatte er, als er einen Konter über die rechte Seite praktisch alleine vortrug. War sicher auch nicht im Sinne des Erfinders, Konterstürmer ist Cissé nun wirklich keiner. Nach einer Stunde kam dann der spielstärkere Henry für den Panathinaikos-Legionär.

Parreira brachte nicht nur vier neue Spieler (Ngcongca links hinten für Gaxa, Khubani für Letsholonyane sowie Sibaya für Dikgacoi im defensiven Mittelfeld, dazu Parker als hängende Spitze für den Mittelfeld-Mann Modise), sondern eben mit dem 4-4-2 auch ein neues System. Pienaar kam vermehrt über die rechte Seite, hatte aber wie Tshabalala auf der anderen einige Freiheiten, zudem hatten die beiden mit der zweiten Spitze vorne nun mehr Anspielstationen. Die beiden zentralen Defensiven hatten Gourcuff gut im Griff, Diarra und (der heute extrem schwache) Diaby waren defensiv gebunden.

Die Südafrikaner standen einigermaßen hoch und störten den französischen Spielaufbau früh (was ihnne die Franzosen aber nicht allzu schwer machten) und gingen dann auch in Führung – nach einem Eckball, den Torhüter Lloris falsch einschätzte und bei dem Diaby gegen Torschützen Khumalo nicht gut aussah. Die Gastgeber hatten damit sichtlich an Selbstvertrauen getankt, und der Ausschluss von Gourcuff (nach einem frontalen Ellbogencheck im Luftkampf) schien die Franzosen endgültig zu erlegen. Es dauerte nämlich ewig, ehe Ribéry und Gignac reagierten und sich ins Mittelfeld zurück rückten. So spielten die Bleus minutenlang mit einem 4-2-3, und die Südafrikaner nützten die Räume im Mittelfeld weidlich aus. Das 2:0, erneut sah Diaby nicht gut aus, war die logische Folge.

In der Pause brachte Domenech dann Malouda für den auf der rechten Seite nicht besonders effektiven Gignac, mit der Folge, dass sich Malouda und Ribéry auf links gegenseitig den Platz wegnahmen (weil keiner der beiden in der Mitte spielen möchte), rechts dafür vor Sagna de facto gar keiner mehr war. Die Südafrikaner machten weiterhin mächtig Druck, vor allem die linke Seite über den starken Außenverteidiger Masilela machte viel Druck gegen den alleine gelassenen Sagna, dazu hätte alleine Mphela zwei Treffer machen müssen. Bis auf Clichy, Ribéry und dem vorne fleißigen, aber ziemlich in der Luft hängenden Henry machte bei den Franzosen nun keiner den Eindruck mehr, sich wirklich gegen die Niederlage stemmen zu wollen. So überrascht es nicht, dass ausgerechnet Ribéry es war, der die sich aufgrund der nun natürlich stürmischen Südafrikaner bietenden Räume nützte und Malouda das Anschlusstor auflegte.

Was den Südafrikanern sichtlich so ein wenig den Schwung nahm – damit war klar, dass es nicht für das Achtelfinale reichen würde. Der allerletzte Zug zum Tor, wie er über lange Zeit zuvor erkannbar war, erlahmte merklich. Und als Domenech dann noch Govou für die rechte Seite einwechselt hatte (Malouda hatte sich indes mit der Tolle im Zentrum abgefunden), brachte das endgültig Beruhigung für das französische Spiel. Den Südafrikanern fehlte nun die Kraft und auch der letzte Nachdruck, auf weitere Tore zu gehen – wozu auch.

Fazit: Die Südafrikaner zeigten noch, dass im Team durchaus Qualität steckt, gewinnen absolut verdient und gehen erhobenen Hauptes. Die Franzosen ließen sich eine Stunde von den Gastgebern überrollen und verlieren daher auch folgerichtig. Viele Lichtblicke außer Ribéry gibt’s bei den Franzosen nicht.

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Mexiko – Uruguay 0:1 (0:1)

Uruguay - Mexiko 1:0

Gegen die Franzosen war es auf Seiten der Mexikaner vor allem Linksverteidiger Salcído, der über seine Seite das grandiose Spiel der Tri aufzog. Urguays Teamchef Óscar Tabárez hat das natürlich gesehen und versuchte, dessen Offensivdrang zu nehmen. Es oblang in erster Linie Diego Pérez, die Wege von Salcído zu stören, unterstützt von Maxi Pereira, und es gelang: Zwar war Salcído viel am Ball, viel Zielbringendes nach vorne bracht der Eindhoven-Legionär aber nicht zu Stande. Kein Wunder, dass die beste Chance der Mexikaner ein Gewaltschuss aus dreißig Metern war.

Aber auch die anderen Mexikaner brachten wenig zu Stande. Stoßstürmer Cuauhtémoc Blanco, statt des verletzten Vela als Außenangreifer aufgeboten, war auf rechts ein kompletter Flop. Zum einen fehlte es ihm an der Geschwindigkeit, zum anderen and er Hilfe des recht defensiv denkenden Außenverteigers Osorio. So hing Blanco rechts draußen komplett in der Luft; sodass er mit Fortdauer der ersten Hälfte immer weiter zum wesentlich agileren Guille Franco in die Mitte zog. Franco konnte sich damit etwas mehr ins Mittelfeld fallen lassen, um seine dort festhängenden Kameraden zu unterstützen.

Das Mittelfeld der Urus presste nämlich vor allem zu Beginn der Partie schon auf Höhe der Mittllinie konsequent, störten den Spielaufbau von Márquez und Torrado im Zentrum komplett, und stießen vor allem über Álvaro Pereira, der in Blanco defensiv keine relevanten Gegenspieler hatte und weil Osorio sich sehr zurückhielt, über ihre linke Seite nach vorne. Die Mexikaner verlegten sich gewzungenermaßen immer mehr auf lange Bälle, womit der schmächtige Giovani gegen die Schränke in der Uru-Defensive komplett aus dem Spiel war.

Durch den kaum gebremsten Offensivdrang von Álvaro Pereira konnt sich Suárez ziemlich ins Zentrum orientieren, war Forlán erlaubte, hinter den Spitzen mit seiner extremen Laufstärke als Spielmacher das Spiel aufzuziehen. Durch das gute Ausnützen der strategischen Überlegenheit ging die 1:0-Pausenführung der Südamerikaner absolut in Ordnung. Mexikos Teamchef Aguirre reagierte auf die Unterlegenheit seines Teams und den Spielstand im Parallelspiel (in dem Südafrika 2:0 führte) und brachte mit Barrera einen offensiveren Spiele auf die linke Seite statt Guardado, um Salcído besser zu unterstützen.

Weil sich aber Pérez äußerst kosequent um den neuen Mann kümmerte, verpuffte diese Maßnahme komplett, und am Spiel änderte sich gar nichts. Weswegen Aguirre nach etwa einer Stunde seine Formation komplett umdrehte: Er ließ die Viererkette auf und stellte auf 3-4-3 um: Castro kam für Innenverteidiger Moreno ins linke Halbfeld, der Sechser Márquez rückte in die zentrale Verteidigung zurück, Salcído ging ins linke Mittelfeld, Barrera wechselte auf die rechte Außenbahn, wo er Giovani unterstützen sollte. Zudem kam mit dem quirligen Hernández ein Mittelstürmer für den verschenkten Blanco, Franco war nun Rechtsaußen – ein radikaler Umbau gegen die immer noch extrem hoch verteidigenden und vor allem die Zentrale komplett zustellenden Uruguayer, um das Spiel wieder mehr in die Breite zu ziehen.

Und prompt rissen Barrera und Giovani die Seite von Uru-LV Fucile komplett auf, weil sich dieser nun ohne viel Unterstützung gleich zwei schnellen Leuten gegenüber sah – und sich logischerweise auch sofort Gelb abholte. Die Mexikaner hatten nun – natürlich auch, weil die Uruguayer ob der für sie komfortablen Gruppensiutation etwas zurückfallen ließen – ihre beste Phase im gesamten Spiel. Und wäre es notwendig gewesen, der Ausgleich wäre nur noch eine Frage der Zeit gewesen, hätte nicht das französische Anschlusstor im Parallelspiel das bis dahin hochinteressante Spiel zerstört, weil somit die Luft komplett raus war und sich beide Teams mit dem Resultat arrangierten.

Fazit: Uruguay  schaffte es eine Stunde lang hervorragend, die Mexikaner in Schach zu halten und darf sich daher über den Sieg freuen. Die Frage, ob die Tri noch den Ausgleich geschafft hätte, wenn sie es in der letzten Viertelstunde noch nötig gewesen, ist müßig – es hätte keinen Unterschied mehr gemacht.

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Das war die Gruppe A: Der Gastgeber Südafrika versuchte es vor allem mit Schwung und Heimvorteil, die mangelnde sportliche Klasse auszugleichen. Weil das aber nur in drei Halbzeiten (die 2. gegen Mexiko und beide gegen Frankreich) funktionierte, reichte es schon zu Recht nicht für das Achtelfinale, aber schämen muss sich die Bafana Bafana sicher nicht. Die katastrophale Bild, welches die Franzosen abgaben, mag man als gerechte Strafe für die umstrittene Qualifikation sehen. In der Mannschaft stimmte gar nichts, es war ein wildes Jeder gegen Jeden – und im Grunde war es nur Franck Ribéry, der im ganzen Tohuwabohu Verantwortung übernahm. Es wäre keine Überraschung, sollte Laurent Blanc ihn zum Kapitän machen.

Dass es die beiden lateinamerikanischen Teams sind, die weiterkommen, geht absolut in Ordnung. Gruppensieger Uruguay zeigte sich hinten extrem sicher, die Qualität im Angriff war eh keine Überraschung. Zudem verstanden sie es, die in der ersten Hälfte gegen Südafrika und im Spiel gegen Frankreich so großartige Mannschaft aus Mexiko hervorragend in Schach zu halten. Die Tri ist eine Mannschaft mit der richtigen Mischung, die hervorragenden Fußball zeigen kann und, das hat vor allem das Spiel gegen Uruguay gezeigt, mitten unter dem Spiel das komplette System über den Haufen werfen kann und damit alles besser wird.

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Day 7 – Hollywood https://ballverliebt.eu/2010/06/18/day-7-hollywood/ https://ballverliebt.eu/2010/06/18/day-7-hollywood/#respond Fri, 18 Jun 2010 00:40:40 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2264 Day 7 – Hollywood weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Tag 7 | Argentinien dreht Südkorea einmal auf links. Die Mexikaner führen die Franzosen vor, indem sie ihnen zeigen, wie variables Offensivspiel geht. Und, eigentlich unglaublich: Griechenland spielt mit zehn Nigerianern Hollywood und erdrückt diese in offensivem Dauerdruck!

Argentinien – Südkorea 4:1 (2:1)

Argentinien - Südkorea 4:1

Maradona veränderte sein Team gegenüber dem 1:0 über Nigeria nur geringfügig – Maxi Rodríguez kam für den angeschlagenen Verón in die Mannschaft. Nicht verändert hat sich aber die windschiefe Formation: Jonás Gutiérrez war wieder der Alleinunterhalter auf der rechten Seite, was ihm diesmal aber wesentlich weniger gelang als gegen Nigeria – weil er auch sehr wenig Unterstützung hatte, denn Tévez spielte diesmal vermehrt über die linke Seite.

So war das argentinische Spiel ganz extrem linkslastig: Mit einem deutlich verbesserten Di María, der ja nun mit Tévez einen Mitspieler auf seiner Seite vor sich hatte, dazu Messi noch einen zweiten Aufbauspieler, der viel über diese Seite kam, plus Higuaín, der als Sturmspitze im Zentrum wartete. Auf der anderen Seite aber: Nichts. Nur Jonás Gutiérrez, der ein armer Hund war; zwar oft den Ball hatte, aber wenig damit anfangen konnte. Kein Wunder also, dass kein einziges der vier Tore mit seiner Seiter auch nur das geringste zu tun hatte.

Umso erstaunlicher aber, dass es die Südkoreaner diesmal nie vermochten, dieses Manko auch nur im Ansatz auszunützen. Zumal Park Ji-Sung diesmal nicht direkt in der Mittelfeld-Zentrale spielte, sondern in einem 4-4-1-1 vorgerrückt hinter Park Chu-Yong aufgestellt war. Was negative Folgen hatte: Messi konnte sich problemlos bis auf die Sechserposition zurückfallen lassen, sich dort die Bälle holen, und mit schnellen Solo-Läufen oder via Doppelpass mit Mascherano und/oder Maxi Rodríguez den flinken Weg nach vorne suchen konnte. Die koranische Defensivabteiltung stand diesen Aktionen oft eher hilflos gegenüber. Dass Demichelis mit seinem peinlichen Leichtsinnsfehler das Gegentor verschuldete, sorgte dafür, dass die Argentinier in der zweiten Hälfte noch wach bleiben musste. Was der verletzungsbedingte Ausfall von Samuel bedeuten könnte, wurde nicht klar, zu harmlos waren die Koreaner.

Zudem nützten die robuten Argentinier ihre physische Überlegenheit bei Standardsituationen und profitierten auch von Unzulänglichkeiten der Südkoreaner im Stellungsspiel. Das Eigentor zum 0:1 mag noch Pech gewesen sein, das Abwehrverhalten beim 0:2 war aber schon sehr mangelhaft. Enttäuschend war die Leistung der Koreaner als Ganzes, auch nachdem Teamchef Huh in der Pause den jungen Ki rausnahm und dafür den routinierteren Kim Nam-Il brachte. Damit brachte er zwar etwas Beruhigung ins defensive Mittelfeld, beraubte sich aber der Optionen nach vorne, weil der 33-Jährige im Spielaufbau nicht den Schwung des 21-jährigen Ki mitbringt.

Eine Viertelstunde vor Schluss reagierte die argentinische Bank auf die zunehmende Wirkungslosigkeit von Tévez auf der linken Seite und brachte Kun Agüero – eine Maßnahme, die sich sofort bezahlt machte. Agüero unterstützte Messi in der Zentrale und zog die beiden Bilderbuch-Konter mit seinem jungen Kollegen gemeinsam auf und ermöglichte Hugaín seinen Hattrick – worauf sich dieser zehn Minuten vor dem Schluss seinen Abgangsapplaus abholen durfte.

Fazit: Die Argentinier gewinnen vierdient, weil sie die Schwächen der Koreaner ausnützten und offensiv einfach deutlich mehr Power hatten, zwei Standards und zwei wunderschöne Konter abschlossen. Interessant wird, wie das Spiel ohne den gelbgesperrten Jonás Gutiérrez aussehen wird – der mutmaßliche Back-up Otamendi kann das in dieser Form nicht spielen. Die Koreaner brauchen nun ein Erfolgserlebnis gegen Nigeria, das sollte aber trotz der hohen Niederlage möglich sein – vor allem nachdem die Nigerianer gegen die Griechen genau gar nichts zeigen konnten.

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Griechenland – Nigeria 2:1 (1:1)

Griechenland - Nigeria 2:1

Wer hätte das gedacht? Maurermeister Otto Rehhagel entdeckt auf seine alten Tage sogar noch den Offensiv-Fußball! Auch, wenn’s einen Anlass wie den saublöden Ausschluss des Nigerianers Sani Kaita brauchte. Denn Rehhagel ließ mit einem immer noch eher vorsichtigen 3-5-2 beginnen, mit drei echten Innenverteidigern (Kyrgiakos, Papadopoulos und Papastathopoulos), dazu gelernte Außenverteitiger im Mittelfeld (Vyntra rechts und Torosidis links), einem klassischen Sechser (Tziolis), zwei potentiellen Spielgestaltern im Halbfeld (Karagounis und Katsouranis), einem offensiven Freigeist (Salpingidis) und einer statischen Sturmspitze (Gekas). Das Mittelfeld versuchte, den Nigerianern mittels Pressing die Zeit für den Spielaufbau zu nehmen, was ganz gut gelang. Selbst wurden die Griechen aber auch nicht torgefährlich.

Die Nigerianer wurden von Lars Lagerbäck diesmal mit einem 4-4-1-1 auf den Platz geschickt, vorne mit Centerstürmer Aiyegbeni und mit Odemwingie als hängende Spitze; Kalu Uche rutsche im linken Mittelfeld für Obasi in die Mannschaft. Schon früh auffällig: Die Außenverteidiger Taiwo und Odiah rückten extrem weit in die Zentrale, wodurch sie den Griechen außen viel Platz gaben, den diese aber nicht nützen konnten. Da weder die Nigerianer ein Mittel gegen das griechische Pressing fanden, noch die Griechen gegen die bullige Abwehr, die in der Zentrale Gekas zu viert zustellte, verlief das Spiel eine halbe Stunde lang ziemlich dröge, von Nigerias Freistoß-Zufallstor zum 1:0 aus heiterem Himmel (wieder war es Vyntra, der mit einem individuellen Fehler diesen verursachte – er verschuldete schon gegen Südkorea ein Gegentor) einmal abgesehen. Als aber in der 33. Minute mit Sani Kaita der rechte Mittelfeld-Mann der Nigerianer zu Recht ausgeschlossen wurde, setzte Rehhagel alles auf eine Karte.

Er brachte sofort mit Samaras einen schnellen, kopfballstarken Stürmer für Papastathopoulos aus der Dreier-Abwehrkette und stellte nominell auf ein 4-3-3 um, dass sich in der Praxis aber eher als 2-5-3 darstellte. Heißt: Nur noch zwei Verteidiger hinten, das Fünfer-Mittelfeld wie gehabt, und vorne Samaras als ständiger Unruheherd zu Salpingidis und Gekas dazu. Zudem blühte der zuvor unsichtbar Katsouranis auf, Karagounis fing das Spiel nun auch tatsächlich zu lenken an. Die Folge: Die nigerianische Defensive, welche die Flanken immer noch bereitwillig herschenkte, sah mit sich einem Dauerdruck wütend anrennender Griechen konfrontiert, den man in dieser Form noch nie gesehen hat. Dass die Hellenen noch vor der Pause den Ausgleich erzwingen konnten, war wichtig und da schon überfällig.

Lagerbäck reagierte in der Pause und brachte für Odemwinige nun Obasi, der das durch den Ausschluss entstandene Loch rechts stopfen und Konter einleiten sollte. Das funktionierte einmal ganz gut, nur scheiterte er am starken griechischen Schlussmann Tzorvas. Auf der anderen Seite war es der überragende Torhüter Enyeama, der mit sehenswerten Paraden das 1:1 für die nun im Grunde hoffnungslos unterlegenen Afrikaner rettete. Dass ein klarer Fehler von ihm – er ließ einen Schuss prallen, Torosidis staubte ab – zum 1:2 führte, ist bitter für ihn, aber ohne seine Glanzleistungen zuvor wäre dieses hochverdiente Tor schon viel früher gefallen.

Fazit: Unglaublich, aber wahr – Die Griechen überzeugten mit druckvollem Power-Offensivfußball gegen, zugegeben, numerisch unterlegene Nigerianer. Das Pech der Griechen: Nun wartet Argentinien. Die Nigerianer fanden schon mit elf Spielern offensiv nicht statt und hatten über das Spiel gesehen nicht den Funken einer Chance. Ohne klare Leistungssteigerung werden die Super Eagles auch gegen Südkorea keine haben.

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Frankreich – Mexiko 0:2 (0:0)

Frankreich - Mexiko 0:2

Die Zeit war für Frankreichs Teamchef Domenech nach dem enttäuschenden 0:0 gegen Uruguay gekommen, etwas umzustellen. Und er tat es: Der enttäuschende Gourcuff raus, Ribéry nominell von links in die Mitte, dafür Malouda neu ins Team nach links. So sah es auf dem Papier aus, aber die vier offensiven Kräfte der Franzosen – eben Malouda und Ribéry, dazu Govou rechts und Anelka in der Spitze – rochierten sehr viel. Vor allem Ribéry tauchte eigentlich überall auf, aber auch Anelka ging mitunter auf links, dafür Govou in die Mitte und Malouda blieb etwas zurück. Das sah alles ganz gefällig (wenn auch mitunter etwa unkoordiniert) aus, brachte aber nicht den gewünschten Effekt – sprich, echte Torgefahr.

Diese entwickelten schon viel eher die Mexikaner, obwohl diese ihre Grundausrichtung eher in Abwarten und Gegner kommen lassen bestand. Zu Beginn des Spiels klappte das noch nicht, weil alle Konterbemühungen über den von den Franzosen zugestellten Mittelkreis gingen – also, entweder von außen in die Zentrale, oder gleich von dort ausgehend. Das besserte sich aber mit Fortdauer der ersten Hälfte, als vor allem Salcído auf links immer öfter unter konsequenter Umgehung der Zentrale den Weg nach vorne suchte (weil er ob des praktisch inexistenten Govou auch jede Menge Zeit dazu hatte), dort unterstützt von den wieselflinken Vela und Giovani.

Dass Aguirre aus seiner mexikanischen Mannschaft im Gegensatz zu Domenech aus der seinen eine in sich funktionierende Mannschaft geformt hat, zeigte sich spätestens nach einer halben Stunde, als der starke Vela mit einer Hamstring-Verletzung ausgetauscht werden musste. Pablo Barrera nahm seinen Platz im Team ohne Reibungsverluste ein; Giovani übernahm halt vorne etwas mehr Verantwortung. So war der 21-Jährige zunächste der klare Boss im mexikanischen Angriff, denn Guille Franco war hauptsächlich mit Wortgefechten mit dem Schiedsrichter zu Gange. Dass Aguierre ihn nicht zur Halbzeit in der Kabine ließ, ist schon ein wenig verwunderlich.

Dafür nahm Domenech den lauffreudigen, aber unglücklichen Anelka raus und brachte für ihn Gignac – und schwächte so seine Mannschaft vorentscheidend. Denn Gignac stand nur vorne drin und wartete auf Anspeiele (und versiebte die wenigen, die kamen, kläglich). Ribéry ging nun auf links, war dort bei Osorio aber gut aufgehoben, Malouda ging in die Mitte und zeigte, dass er sich dort nicht wohl fühlt. Der wie im ersten Spiel unterirdische Govou durfte noch bis zur 69. Minute weitertraben, ehe er ausgewechselt wurde – aber nicht für den gedemütigten Henry, sondern für Valbuena. Der genauso wirkunggslos blieb wie Govou.

Denn die französische Mannschaft implodierte nach der Pause regelrecht. Keinerlei Laufbereitschaft war mehr erkennbar, kein Einsatz für den Mitspieler, kein Aufbäumen, nichts. Aguirre erkannte das natürlich und brachte für den defensiven Juárez Stürmer-Jungstar Hernández, weil er sah, dass ein Sieg gegen eine solche französische Mannschaft absolute Pflicht war. Diese Maßnahme fruchtete: Hernández erzielte prompt das 1:0, nachdem die Franzosen vergeblich auf Abseits gespielt hatten. Im Grunde war das Spiel entschieden, da konnte es sich Aguirre sogar leisten, die Immobilie Blanco zu bringen. Er wuchtete seinen massigen Körper noch eine halbe Stunde durch die Gegend und verwertete den Elfmeter zum 2:0, als die Entscheidung im Grunde längst gefallen war.

Denn die Mexikaner spielten nun vollends Hollywood mit Frankreich – hinten sicherten nur noch Osorio, Moreno und Rodríguez ab, sie standen dabei extrem hoch und hatten gegen die einfallslosen und statischen Franzosen keine Mühe. Davor teilten sich Torrado und Márquez die Spieleröffnung, Salcído rückte von links hinten endgültig ins linke offensive Mittelfeld, rechts übernahm diese Rolle Barrera, der junge Hernández spielte zentral, Giovani überall und Blanco war vorne die Spitze. Und aus dieser Grundformation rochierten die Mexikaner, dass es nur so eine Freude war und sich die Franzosen hinten und vorne nicht mehr auskannten. Das Elferfoul der heillos überforderten Abwehr vor dem 2:0 war die logische Folge.

Fazit: Die Franzosen fingen engagiert an, aber spätestens die Leistung in der zweiten Hälfte ist selbst mit „Bankrotterklärung“ fast noch zu wohlwollend beschrieben. Die Mexikaner erkannten dies und verarschten das französische Team gegen Ende regelrecht. So sind sie ein Kandidat für das Viertelfinale – mindestens.

(phe)

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Richtungswechsel beim Rekord-Eröffner? https://ballverliebt.eu/2010/05/26/richtungswechsel-beim-rekord-eroffner/ https://ballverliebt.eu/2010/05/26/richtungswechsel-beim-rekord-eroffner/#comments Wed, 26 May 2010 15:34:54 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2068 Richtungswechsel beim Rekord-Eröffner? weiterlesen ]]> WM-SERIE, Teil 27: MEXIKO | Souverän die Vorrunde überstehen, im Achtelfinale ausscheiden: die WM-Auftritte der „Tri“ glichen sich zuletzt haargenau. Zum fünften Mal startet Mexiko gleich im Eröffnungsspiel in ein WM-Turnier, das einen neuen Trend bestätigen kann – oder beenden.

Ein 1:4 war es, eine Niederlage gegen Frankreich. Es war das allererste Spiel bei einer WM-Endrunde, im Jahr 1930, in Uruguay. Und das Ehrentor war bis heute das letzte einer mexikanischen Mannschaft in einem WM-Eröffnungsspiel! Mit 0:4 gingen sie zwanzig Jahre später gegen Gastgeber Brasilien ein, 0:3 weitere achte Jahre danach gegen Gastgeber Schweden. Und als sie selbst der Ausrichter des ersten Endrunden-Spiels waren, 1970, trotzten sie der Sowjetunion immerhin ein 0:0 ab. Nun kommt es zur fünften Eröffnungspartie mit mexikanischer Beteiligung – womit die „Tri“, wie die Mannschaft genannt wird, alleiniger Spitzenreiter dieser Wertung wird.

Ohne jeden Zweifel wird diese Begegnung mit Südafrika schon absoluten Endspiel-Charakter haben. Nicht nur für den Gastgeber, sondern auch für die Mexikaner, die zwar einerseits nach vier Achtelfinals hintereinander endlich mal etwas mehr erreichen wollen, andererseits dafür aber diesmal sicherlich kein Favorit sind. Zu wackelig war die Qualifikation, zu viele Unsicherheitsfaktoren gibt es im Team von Javier Aguierre, der schon in Asien 2002 der Verantwortliche auf der mexikanischen Bank war. Und nach einer souveränen Vorrunde gehen musste, weil sein Team im Achtelfinale als Favorit gegen den Nachbarn USA – der sich mit Müh‘ und Not über die Gruppenphase gerettet hatte – die Nerven völlig wegwarf und 0:2 verlor.

Aguirre, der in der Zwischenzeit einige Jahre in der spanischen Primera División bei Atlético Madrid und Osasuna arbeitete, kam vor etwa einem Jahr wieder zurück. In einer Situation, als sein Vorgänger Sven-Göran Eriksson mit einer Serie von peinlichen Niederlagen (in Honduras und El Salvador, dazu ein 2:2 in Kanada) die WM-Teilnahme schon verspielt zu haben schien. Aguirre schaffte es aber, den Hebel umzulegen und erreichte mit einer starken Schlussphase letztlich doch noch das absolute Minimal-Ziel, die Qualifikation für die Endrunde.




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Mexiko ist also wieder dabei, und hat wieder gute Chancen, ein fünftes Mal ohne Unterbrechung auch die Vorrunde zu überstehen. Aber ein Detail ist dennoch anders! Denn stellte die „Tri“ auch in den Jahren seit Bosman ihre Kader praktisch ausschließlich aus der finanziell wie sportlich starken heimischen Liga, strotzt das Team diesmal nur so vor Europa-Legionären. Natürlich vor allem solchen aus Spanien, aber auch aus Holland, England und gar der Türkei rekrutieren sich die Teilnehmer. Was bei den auf ihr Land äußerst stolzen Mexikanern etwas völlig Neues ist. Aber auch ein Umstand ist, der durchaus seine Gefahren birgt! Denn ein Schlüsselspieler wie Abwehrchef Rafael Márquez bekommt bei Barcelona kaum noch Spielpraxis, seit ihn Gerárd Piqué verdrängt hat. Auch Ricardo Osorio spielt beim VfB Stuttgart nicht mehr die geringste Rolle und ist daher auf Vereinssuche, Offensiv-Talent Carlos Vela würde sich bei Arsenal mehr Einsatzzeit wünschen. Und Jonathan dos Santos, Bruder des mittlerweile bei Galatasaray gelandeten Giovani dos Santos, ist zwar beim FC Barcelona unter Vertrag – bis auf drei Kurzeinsätze in der Ersten aber nur bei der Reserve in der dritten Liga. Großer internationaler Impact sieht bei fast allen in Europa aktiven Kandidaten anders aus.

Deswegen wird diese Endrunde sicherlich zu einer entscheidenden für Mexiko. Geht es gut, kann man damit rechnen, dass in Zukunft noch mehr Spieler aus der mexikanischen Liga nach Europa kommen. Nimmt das Turnier aber ein schnelles Ende – in einer Gruppe mit dem Gastgeber und mit Frankreich kann das ja durchaus passieren – ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich künftige Teamchefs es sich ganz genau überlegen, ob sie wieder eine Fülle an Fremdarbeitern mitnehmen. Und damit verbunden ist natürlich auch die Überlegung bei vielen womöglich aus Europa umworbenen Talenten, ob man seiner Karriere mit einem Sprung über den großen Teich auch tatsächlich etwas Gutes tut.

Kurz gesagt: Entweder, Spieler wie Vela, Giovani und Osorio sind die Vorreiter einer generellen Entwicklung im traditionsreichen mexikanischen Fußball; oder sie werden die Irrlichter, die selbigen in eine Sackgasse geführt haben. Umso wichtiger ist für Aguirre auch das Eröffnungsspiel. Ein Sieg gegen Südafrika wäre nicht nur eine massiven Spaßbremse für die Fans aus dem Gastgeber-Land, sondern auch schon fast fix dem Achtelfinal-Einzug des mexikanischen Teams. Damit könnte man in Mexiko schon grundsätzlich nicht so schlecht leben. Aber ein wirklicher Erfolg wäre das Turnier zweifellos erst, sollte erstmals seit 24 Jahren und das erste Mal außerhalb des eigenen Landes überhaupt die Runde der letzen Acht erreicht werden.

Der große Vorteil der Mannschaft aus Mexiko ist es hierbei, dass sie taktisch äußerst flexibel ist und mehrere Spielsysteme gut beherrscht. Somit ist sie auch in der Lage, nicht nur auf verschiedene Stile der Gegner zu reagieren, sondern hat auch für jeden Spielstand eine passende systematische Antwort – theoretisch. Denn nicht nur einmal ist es in der Vergangenheit vorgekommen, dass die heißblütigen Mexikaner in kritischen Situationen nicht mehr Herr ihres Temperaments waren. Das Achtelfinal-Aus 2002 gegen die Amerikaner sei hier nur als warnendes Beispiel erwähnt.

Grundsätzlich variiert die mexikanische Grundaufstellung zwischen einem 4-4-2 und einem 4-3-3 (oder, wie zuletzt im Testspiel gegen die Engländer, einem 3-4-3), je nach Personal. Die modernere Variante ist zweifellos jene mit drei nominellen Angreifern, die sich allerdings recht nahe am holländischen Stil ohne echte Sturmspitze orientiert. In diesem Fall würde Guille Franco, der nach vielen Jahren in Villarreal vor einem Jahr mit mäßigem Erfolg in die Premier League zu West Ham ging, einen Center-Stürmer eher nach Eishockey-Manier geben. Das heißt: Nicht in der Sturmspitze, sondern als eher hängender Mann – quasi ein Mittelding aus Zehner und Stoßstürmer, der die nach innen ziehenden Außenangreifer bedient. Das wären in der Idealformation die beiden Jungspunde Giovani (21) und Carlos Vela (21). Die Tatsache, dass es sich hierbei um drei Europa-Legionäre handelt, zeigt den bereits erwähnten Trend. Läuft es in dieser Aufstellung aber nicht nach Wunsch, hat Aguirre noch die „mexikanische Alternative“, wenn man sie so nennen möchte, in der Hinterhand. Also ein 4-4-2 mit zwei klassichen Sturmspitzen, die in diesem Fall mit einiger Wahrscheinlichkeit der alternde Nationalheld Cuauhtémoc Blanco (37) und Stürmer-Talent Javier Hernández (22) sein dürften. Für den extrem routinierten und bulligen, aber nicht allzu vielseitigen Blanco ist dies bereits die vierte WM-Teilnahme. Sowohl Blanco als auch Hernández verdienen ihr Geld in Mexiko. Noch – denn während Blanco nach einem Abstecher in die US-Liga schnell wieder heimgekehrt ist, hat Hernández seinen Vertrag mit Manchester United schon in der Tasche. Doch auch hier gilt: Ob er sich dort wirklich durchsetzt, muss sich erst zeigen.

Je nachdem, wie sich der Angriff zusammen stellt, sieht dann das Mittelfeld aus. Gesetzt ist hier Kapitän Gerardo Torrado (31), der aus dem defensiven Mittelfeld heraus dem Spiel Struktur verleihen soll. Ihm zur Seite steht üblicherweise Alberto Medina (27), zusammen bilden sie das routinierte Zentrum eines ansonsten recht jungen Mittelfelds. Denn als Mann im linken Mittelfeld ist mit Andrés Guardado ein 23-Jähriger vorgesehen – es sei denn, Aguirre stellt auf eine Dreier-Abwehrkette um. Dann würde der defensiv stärkerer Salcído, der sonst links hinten spielt, ins Mittelfeld aufrücken. So war es im Testspiel in England, so könnte es durchaus auch im Gruppenspiel gegen die Franzosen sein. Die rechte Seite teilen sich im Mittelfeld üblicherweise mit Paul Aguilar (24, eher im Mittelfeld) und Efraín Juárez (22, eher in der Abwehrkette) zwei eher defensive Spieler, die ebenfalls ihre Karreiere noch vor sich haben.

Gerade für diese stellt diese Endrunde natürlich den großen Tester dar – kann man nach Europa gehen, will man das überhaupt? Oder wäre es nicht doch vielleicht besser, in Mexiko zu bleiben? Diese Frage hat die restliche Viererkette für sich zumindest für den Moment schon beantwortet. Rafa Márquez spielt seit vielen Jahren in Europa, sein Partner in der Innenverteidigung, Francisco Rodríguez, ebenso. Der 1.91m-Hüne verdient, ebenso wie Linksverteidiger Carlos Salcído, beim PSV Eindhoven in Holland sein Geld.

Wenn es zu einem 3-4-3 kommt, bietet Aguirre neben Rodríguez und Márquez noch einen dritten Innenverteidiger auf. Hier ist das Rennen offen: Ricardo Osorio ist zwar routiniert, ihm fehlt aber die Matchpraxis. Bei Héctor Moreno und Jonny Magallón verhält es sich genau umgekehrt. Und nicht zuletzt ist auch die Position im Tor noch nicht mit letzter Gewissheit geklärt. Óscar Pérez hat zwar Erfahrung ohne Ende – er hütete schon 2002 in Asien das mexikanische Tor – aber mit 1.72m ist er für einen Torhüter lächerlich klein. Guillermo Ochoa hingegen, der als Nummer eins vorgesehen war, machte zuletzt einen alles andere als sicheren Eindruck. Gut möglich also, dass die Position zwischen den Pfosten zu einer letztlich entscheidenden Schwachstelle wird.

Vor der sich das Team nicht viele erlauben kann, und es sich zudem ja auch schnell finden muss. Das erste Spiel wird schon zeigen, wohin die Reise geht, bei einer Niederlage kann sich die Mannschaft geistig schon am allerersten Tag auf das Packen der Koffer vorbereiten. Vor allem für die vielen jungen Akteure wäre das ein Schlag ins Kontor, zumal der Druck aus der Heimat in Mexiko traditionell enorm hoch ist. Mit der Hypothek einer schlechten WM ist es gerade bei den heißblütigen Mittelamerikanern alles andere als leicht, künftige Aufgaben anzugehen.

Ganz egal, ob das nun von der Heimat oder von Europa aus geschieht.

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MEXIKO
grünes Trikot, weiße Hose, adidas – Platzierung im ELO-Ranking: 8.

Spiele in Südafrika:
Südafrika (Nachmittagsspiel Fr 11/06 in Johannesburg/S)
Frankreich (Abendspiel Do 17/06 in Polokwane)
Uruguay (Nachmittagspiel Di 22/06 in Rustenberg)

TEAM: Tor: Luis Ernesto Michel (30, Chivas Guadalajara), Guillermo Ochoa (24, Club América), Óscar Pérez (37, Jaguares Chiapas). Abwehr: Paul Aguilar (24, Pachuca), Efraín Juárez (22, UNAM Pumas), Jonny Magallón (28, Chivas Guadalajara), Rafael Márquez (31, FC Barcelona), Héctor Moreno (22, Alkmaar), Ricardo Osorio (30, Stuttgart), Francisco Rodríguez (28, Eindhoven), Carlos Salcído (30, Eindhoven), Jorge Torres Nilo (22, Atlas Guadalajara). Mittelfeld: Pablo Barrera (23, UNAM Pumas), Israel Castro (29, UNAM Pumas), Andrés Guardado (23, Deportivo la Coruña), Jonathan (20, FC Barcelona II), Alberto Medina (27, Chivas Guadalajara), Gerardo Torrado (31, Cruz Azul). Angriff: Adolfo Bautista (31, Chivas Guadalajara), Cuauhtémoc Blanco (37, Veracruz), Guille Franco (33, West Ham), Giovani (21, Galatasaray), Javier Hernández (22, Chivas Guadalajara), Carlos Vela (21, Arsenal).

Teamchef: Javier Aguirre (51, Mexikaner, seit April 2009)

Qualifikation: 2:0 in und 7:0 gegen Belize. 2:1 gegen Honduras, 3:0 gegen Jamaika, 2:1 gegen Kanada, 0:1 auf Jamaika, 2:2 in Kanada, 0:1 in Honduras. 0:2 in den USA, 2:0 gegen Costa Rica, 1:3 in Honduras, 1:2 in El Salvador, 2:1 gegen Trinidad, 2:1 gegen die USA, 3:0 in Costa Rica, 1:0 gegen Honduras, 4:1 gegen El Salvador, 2:2 auf Trinidad.

Endrundenteilnahmen: 13 (1930 Erste Runde, 1950, 54, 58, 62, 66 Vorrunde, 70 Viertelfinale, 78 Vorrunde, 86 Viertelfinale, 1994, 98, 2002 und 06 Achtelfinale)

>> Ballverliebt-WM-Serie
Gruppe A: Südafrika, Mexiko, Uruguay, Frankreich
Gruppe B: Argentinien, Nigeria, Südkorea, Griechenland
Gruppe C: England, USA, Algerien, Slowenien
Gruppe D: Deutschland, Australien, Serbien, Ghana
Gruppe E: Holland, Dänemark, Japan, Kamerun
Gruppe F: Italien, Paraguay, Neuseeland, Slowakei
Gruppe G: Brasilien, Nordkorea, Côte d’Ivoire, Portugal
Gruppe H: Spanien, Schweiz, Honduras, Chile

* Die Platzierung im ELO-Ranking bezieht sich auf den Zeitpunkt der Auslosung

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