Swansea trat zuhause – wo sie in dieser Saison bisher nur gegen Manchester United verloren haben – mit einem 4-2-3-1 auf. Die Mannschaft kam in gewohnter Besetzung aufs Feld, vier Spieler (Caulker, Allen, Sinclair, Vorm) durften sich im Cup etwas ausruhen und kehrten nun wieder zurück.
Arsenal tanzte hingegen eher mit einem arg ungewollten 4-1-4-1/4-3-3 an. Song (der zum Glück der Gunners als Kameruner nicht zum Africa Cup muss) mimte den Absicherer hinter Ramsey, neben dem in der Mitte Benayoun den verletzten Fabregas-Ersatz Arteta ersetzte. Wilshere ist ebenso immer noch verletzt wie vier Außenverteidiger, was dem jungen Miquel auf der linken Verteidigerposition seinen ersten PL-Einsatz von Beginn weg verschaffte und Trainer Arsene Wenger rechts den Schweizer Djourou aufdrängte. Weil mit Gervino eben doch jemand aus der Startelf beim Africa Cup war, fing vor ihm der komplett außer Form befindliche Arshavin an. Kurzzeit-Neuzugang Henry musste trotz seines vielumjubelten Comeback-Tores im FA Cup gegen Leeds vorerst auf der Bank Platz nehmen. Top-Torschütze Van Persie bekam wie erwartet den Vorzug. Mit dem aufgestellten Mertesacker und dem auf der Bank sitzenden Rosicky waren zwei Spieler im Kader jüngst etwas kränklich. Die Personaldecke bei Arsenal ist also gehörig ausgedünnt.
Für Arsenal begann dann trotzdem alles wie gewollt. Mit viel Druck störten die Gunners den Spielaufbau von Swansea, sodass diese den Ball kaum in ihren Reihen halten konnten. Diese wiederum schafften es nach nach knapp 4 Minuten zum ersten Mal nicht, Druck auf das defensive Mittelfeld von Arsenal auszuüben. Ramsey ging mit Platz einige Meter, spielte horizontal zu Song, der auf den in die Mitte gerückten Arshavin weiterleitete und der Russe lieferte die perfekte Steilvorlage für Van Persie. Mit dessen Coolness war dann fast zu rechnen und so stand es 1:0 für die Gäste.
Nach etwa 10 Minuten kam bei Swansea die Sicherheit im Ballbesitz zurück. Dafür gibt es zwei Dreh- und Angelpunkte: Von hinten den technisch beschlagenen Britton, der sich schonmal zwischen die Verteidiger zurückfallen lässt, um den Außenverteidigern das Aufrücken zu ermöglichen und gegebenenfalls selbst den Angriff einzuleiten. Arsenal unterband das aber mit zwei Maßnahmen recht geschickt. Einerseits passte Ramsey verstärkt auf Britton auf, andererseits stellte sich Van Persie gerne in die Zone, in die sich Britton zu diesem Zweck gerne bewegt (dasselbe machte Graham auf der anderen Seite). Dieses Feature des Swansey-Spiels kam also eher selten zum Einsatz, weshalb Innenverteidiger Williams häufig den Aufbau übernahm. Etwas weiter vorne im Zentrum ist Allen der Spielmacher – oft anspielbar, sicher am Ball und immer für ein flottes Kurzpassspiel zu gewinnen. Das gelang ihm auch unter den wachsamen Augen von Gegenspieler Song ganz gut.
Zwischen Britton und Allen tut Agustien seinen Dienst. Er kommt deutlich seltener zum Ball, schafft aber Räume (oder stellt sie zu) und macht defensiv viel Arbeit. Außerdem ist sein Spiel, wenn er an den Ball kommt, wesentlich vertikaler ausgerichtet. Er verbindet Defensive und Offensive im Zentrum. Die beiden anderen Spieler leiten die Bälle hingegen gerne an die Außenbahnen weiter, wo Dyer (der von rechts mehr zur Mitte tendiert) und Sinclair (der links öfter die Flanke sucht) oder die Außenverteidiger Taylor und Rangel dann Dampf machen. Bis zu den Flanken gelang Swansea das Spiel über die Außenbahnen auch gut – allerdings kamen sehr wenige Bälle dann auch im Strafraum bei Graham an. Das starke Passspiel und die Überlegenheit im Ballbesitz wurde vorerst selten bis gar in Chancen umgewandelt.
Das ist allerdings ein Problem, das beide Mannschaften kennen. Swansea ist zwar eine der Mannschaften mit den meisten Pässen der Liga, allerdings absolutes Schlusslicht, wenn es um das Angriffsdrittel geht, in dem nur etwa 20% der Pässe stattfinden. Arsenal ist in dieser Statistik die zweitschwächste Mannschaft mit etwa 28%. Das bedeutet natürlich wegen der insgesamt hohen Passzahl nicht automatisch, dass die Mannschaften seltener zu Chancen kommen als andere Teams, aber lässt erkennen, dass die Ballbesitz-Überlegenheit eben dort gewonnen wird, wo man für den Gegner nicht unmittelbar gefährlich werden kann.
In diesem Spiel feuerten die Waliser in der ersten Hälfte nur einmal einen Schuss innerhalb des Strafraums ab und auch sonst nur zwei, die ihr Ziel nicht fanden. Nach einem eher schmeichelhaften Elfmeterpfiff in der 16. Minute (als Dyer nach einer Drehung im Strafraum Ramsey mit der Fußsohle aufs Schienbein sprang und darüber stolperte) konnte Sinclair für seine Mannschaft aber trotzdem augleichen. Arsenal war zwar was den Zug zum Tor betraf ebenfalls nicht überragend, aber doch deutlich zielgerichteter. Fünf Schüsse innerhalb des Strafraums, einer davon im Tor, einer bei dem Van Persie fast sein Tor wiederholt hätte und ein auf der Linie von einem Spieler geklärter Versuch von Ramsey waren darunter die besten Möglichkeiten.
Anzumerken ist allerdings, dass durch den Druck den beide Mannschaften vorrangig ab dem Mittelfeld ausübten auch die üblichen Passerfolgsraten der Teams nicht ganz erreicht werden konnten. Swansea-Trainer Brendan Rodgers (der übrigens bei Chelsea unter Mourinho angeworben und zum Reservetrainer gemacht wurde) wechselte zur Pause Sigurdsson für Agustien ein. Offensichtlich wollte Rodgers die Struktur des Spiels verändern und Britton besser nach vorne bringen, denn Sigurdssons Kurzpassspiel war eher horizontal ausgerichtet und in Agustiens Leistung prinzipiell nicht viel Falsches zu erkennen. Allgemein veränderte sich das Swansea-Angriffsmuster. Spielten sie vor der Pause noch viele steile Pässe die Seitenlinien hinab um dann mit fast allen Hereingaben zu scheitern, waren nun mehr flache Bälle von der Strafraumhöhe zur Mitte zu beobachten. So sollte man in mehr Schusspositionen kommen.
Trotzdem muss man auch für die zweite Hälfte attestieren, dass Swansea nicht in der Gefahrenzone zum Abschluss kam, weil die Arsenal-Defensive hielt. Nur zweimal gelang es einem Stürmer im Strafraum zu schießen – beide Male klingete es dann allerdings auch. In der 57. Minute nahm man dem sonst guten Waliser Ramsey in dessen Vorwärtsbewegung den Ball ab und erwischte mit einem Sprint von Allen Arsenal auf dem falschen Fuß. Der stark spielende Dyer wurde perfekt eingesetzt und ließ Keeper Szczesny mit seinem Abschluss keine Chance. Er stellte auf 2:1.
Wenger reagierte mit der Hereinnahme von Henry für Arshavin und brachte außerdem Rosicky für Benayoun (63.). Damit wechselte Wenger dann doch wieder recht deutlich in ein 4-2-3-1 System, da Rosicky die Rolle in der Mitte etwas tiefer anlegte und Ramsey dafür höher nachdrückte bzw. mehr Freiheiten bekam. . Henry kam von der Seite zur Untersützung von Van Persie, aber das hatte auch der defensiv etwas schlampige Arshavin schon getan. Das zeigte Wirkung. Die Gunners kamen in dieser Formation mit ihrem Passspiel gleich merkbar besser zurecht, obwohl das Pressing von Swansea vorerst nicht nachließ. Vor allem aber brachte man selbst die Gastgeber wieder besser unter Druck.
Nach einigen wirklich guten Minuten der Londoner folgte dann auch der Ausgleichstreffer. Rangel wurde dazu genötigt, einen Ball einfach mal hoch vor in die Mitte zu schlagen – Djourou fing diese Flanke ab, machte ein paar Meter und sah dann Walcott. Der Pass ging durch eine von Williams vernachlässigte Zone, der sich zu stark an Van Persie orientierte. Caulker rückte nicht mit auf und hob das Abseits auf, Walcott blieb vor Vorm ruhig um stellte auf 2:2 (68.).
Noch während die Wiederholungen den jubelnden englischen Teamspieler zeigten, stellte Swansea aber bereits wieder die Führung her. Ein Fehlpass von Henry verschaffte Sigurdsson gerade genug Zeit um aufzusehen und einen Steilpass auf Graham zu spielen. Der entblößte die hohe Abwehrlinie der Gunners, enteilte Koscielny und schob den Ball ins lange Eck. Es sollte der letzte Torschuss von Swansea in diesem Spiel sein.
Arsenal warf alles nach vorne. Koscielny ging immer wieder mit in den Angriff, Wenger nahm noch Mertesacker raus um Oxlaide-Chamberlain für die linke Außenbahn zu bringen (nachdem der Deutsche eine Chance nach einem Eckball kläglich versaute). Die Londoner hatten in der zweiten Hälfte bei ihren 10 Versuchen innerhalb des Strafraum aber vor allem das Problem, dass nur viermal davon das Tor getroffen wurde – dreimal war Vorm zur Stelle. Ein Henry-Kopfball wurde über das Tor abgefälscht, einer von Ramsey war nicht platziert genug, Rosickys schwieriger Volley ging über das Tor, bei einem Schuss von Rosicky ließ Vorm zwar den Ball aus, aber Koscielny brachte den Nachschuss nicht an.
Swansea durfte einen Sieg feiern, den man einem Underdog in dieser Form absolut gönnen kann, wenn man auch über das Wort „verdient“ ein bisschen streiten könnte. Verantwortlich für die drei Punkte war bei einer durchaus ansprechenden Leistung vor allem die Kaltblütigkeit vor dem Tor und das Glück des zweifelhaften Elfmeters zum Ausgleich. Neben dem zwei von drei wirklichen Schussmöglichkeiten dann auch gleich tatsächlich ins Tor – beide Male konnte Swansea aber nicht das eigene Aufbauspiel verantwortlich machen, sondern nützte schnelle Gegenstöße nach einem Arsenal-Ballverlust. Mittlerweile haben die Waliser sich schon einen netten Polster von neun Punkten auf die Abstiegsplätze erarbeitet, um aber wirklich nichts mit dem Kampf um den Klassenerhalt zu tun zu bekommen, werden sie ihr hochwertiges Passspiel aber noch effektiver gestalten müssen. Von ihren 423 gelungenen Pässen fanden auch am Sonntag wieder nur 18% im Angriffsdrittel des Feldes statt, und nicht immer ist der Sturm so effizient in der Chancenverwertung – nur vier Teams treffen bisher seltener.
Die Gunners (34% ihrer Pässe im Angriffsdrittel) haben kurioserweise als erstes Team zwei Tore in Swansea erzielt. Sie hätten durchaus noch weitere Chancen vorgefunden und verlieren trotzdem Boden auf die Spitze. Sie machen ihrerseits – wenn in zugegeben stark ersatzgeschwächter Form – einfach zu viele Fehler und verlieren öfter als jedes andere Spitzenteam noch nach eigener Führung. Die Mannschaft kann über die beiden Not-Außenverteidiger überhaupt keinen Druck erzeugen. Das Ziel (die Qualifikation für die Champions League) ist zwar noch lange nicht außer Reichweite, dass viele fehlende Spieler aber erst im Laufe des Februars wieder zurückkehren können, könnte für die Gunners noch zum Problem werden. (tsc)
]]>Beide Teams kommen normalerweise wesentlich häufiger zu Tormöglichkeiten, wenn auch die Ausbeute nicht unterschiedlicher sein könnte (49 Saisontore für Manchester, 24 für Liverpool). Woher stammen also die mitt-wöchentlichen Probleme? Ein ominös-oberflächliches Hinausreden auf einen „Mangel an Kreativität“ ist ja doch nur eine recht unbefriedigende Beschreibung solcher Spiele.
Die Ähnlichkeiten beider Teams enden nicht an den wenigen Abschlussmöglichkeiten. Beide hatten Gegner mit einer 4-4-2-Variation vor sich, die es verstanden, vor dem Strafraum mit zwei defensivem Mittelfeldspielern und zwei Innenverteidigern Räume zu verdichten. Newcastle (Hauptfigur: Sheikh Tiote) stand dabei höher als ManCity (Yaya Toure!), der Effekt war aber ähnlich, denn damit wurde die zentrale Überzahl (Uniteds 4-4-1-1 und Liverpools 4-2-3-1 sahen sich mit drei zentralen MF-Leuten zwei gegenüber) entschärft. Liverpools Spearing ist offensiv ohnehin wenig eingeschaltet und kann bei hohem Spiel deshalb kaum Vorteile schaffen (Liverpool startete bis zum Rückstand auch tiefstehend), und für Manchesters Rooney ließen die engen Reihen nicht den üblichen Bewegungsraum. Beide Gastmannschaften reagierten mit vielen Pässen nach außen.
Die vielen Angriffen über die Flanken sind allerdings nicht komplett neu, denn die Red Devils (im Saisonschnitt 26 pro Spiel, 3.) und die Reds (30 pro Spiel, 30 pro Spiel, 1.) gehören zu den PL Mannschaften, die mit den meisten Crosses vor dem Tor agieren. Bälle über die Flanken in den Strafraum kommen zwar einfacher und häufiger zustande als aus der Mitte, allerdings ist ihre statistische Erfolgrate enorm niedrig. In der vergangenen Champions League-Saison fielen etwa nur 67 Tore aus Flanken die von der Seite (57) oder aus dem Halbfeld (10) in den Sechzehner geschlagen werden. Dem gegenüber stehen 82 aus zahlenmäßig wohl selteneren Steilpässen und 33 aus Kombinationen heraus.
Innenverteidiger haben bei hohen Bällen schlichtweg einen Vorteil. Einerseits sind sie meist ohnehin kopfballstark, andererseits müssen sie im Notfall nur irgendwie an den Ball kommen oder entscheidend stören. Der Stürmer braucht hingegen einen gewonnenen Zweikampf gefolgt von einem gezielten Abschluss – die wesentlich schwieriger Übung. (Natürlich würde man extrem ausrechenbar, wenn man als Folge dieser Statistik komplett auf das Flankenspiel verzichten würde. Unter anderem deshalb ist es natürlich ein wichtiges und logisches Element des Angriffsfußballs.)
Fakten: 3 von 26 Crosses bei United und 6 von 39 bei Liverpool fanden in dieser Woche überhaupt einen Abnehmer, ein erfolgreicher Abschluss erfolgte bekanntlich gar nicht. Gerade bei Liverpool lag das auch daran, dass kaum ein Mittelfeldspieler den Weg in den Strafraum suchte, um Carroll bei den Flanken zu unterstützen – was der Defensive die Deckungsarbeit sehr einfach macht.
Noch einmal zum Mangel an Pässen durch die Mitte- Es wäre zu viel der Ehre für ein diszipliniertes 4-4-2, würde man behaupten, dass diese Vorgabe tatsächlich schon reicht, um Pässe durch die Mitte zu verhindern. Das liegt auch am aufgebotenen Personal und System der beiden roten Teams.
Bei United ist Michael Carrick als Verteilungsverantwortlicher sehr tief im Feld aufgeboten. Die Wege für Steilpässe sind für ihn im Anfangs-Gameplan zu weit. Erst nach dem 0:2 schaltete er sich öfters im Angriffsdrittel ein. Ryan Giggs steht höher, tendiert aber allgemein stark zu Pässen auf die Seite und ist auch nicht der passgebende Feinspitz sondern mehr das Arbeitstier im Doppel-Mittelfeld von Manchester. Dazu kommt, dass Wayne Rooney wie beschrieben gut aus dem Spiel genommen wurde und allgemein keine gute Form hat (er hat in dieser Saison auch schon tiefer liegende Rollen übernommen, um das zentrale Mittelfeld zu stärken).
Die Rückkehr des verletzten Tom Cleverley könnte Alex Ferguson zumindest gegen schwächere Teams die Möglichkeit geben, zwei pass-starke Mittelfeldspieler in unterschiedlicher Spielhöhe zu nominieren. Gegen starke Teams braucht man wohl die tiefere Rolle für Rooney (was dessen unmittelbare Gefährlichkeit entschärfen würde) oder man muss sich am Transfermarkt verstärken. Denn dass es ohne den englischen Starstürmer mit einem echten 4-4-2 nicht besser geht, konnte man vor wenigen Tagen beim 2:3 gegen Blackburn beobachten, wo sich Ferguson gröber verspekulierte und Rooney zuhause ließ.
Kenny Dalglish hat in prominenter und unterschiedlich begründeter Abwesenheit von Lucas Leiva, Steven Gerrard und Luis Suarez in der Startformation, zwar mit (dem formschwachen und recht tief positionierten) Charlie Adam und Jordan Henderson immer noch durchaus zwei Leute aufgestellt, die für durchgesteckte Bälle gut sein sollten, allerdings haben beide das kaum probiert – auch weil mit Carroll nicht der explosive, schnelle Mann vorne war, der solche Pässe optimal zu nutzen weiß. Die Abgänge von Fernando Torres und Raul Meireles tun in dieser Hinsicht natürlich besonders weh, weil die genau da ihre Stärken hatten.
Für Liverpool liegt die Lösung allerdings sowohl auf der Hand als auch zum Greifen nahe: Steven Gerrard (besonders in Kombination mit Craig Bellamy oder Suarez, der pikanterweise wohl im Spiel gegen Manchester United von seiner Sperre zurückkehren dürfte). Die eine Dimension seiner Bedeutung für Liverpool konnte man schon gegen Newcastle vergangene Woche beobachten, wo seine präzisen, scharfen Flanken auf Carroll diesen einfach viel besser aussehen ließen, als die der anderen Kameraden.
Die folgende Grafik aus dem Dienstagsspiel in Manchester zeigt außerdem sehr schön den Unterschied, den Gerrard im Passspiel macht: Er bringt Vertikalität ins Angriffsdrittel: Gerrard spielt selten nur auf Sicherheit bedachte und zögerliche horizontale Bälle, sondern sucht diagonal und vertikal immer den Weg nach vorne. Zudem ist er in der Hälfte der Einsatzzeit von Adam auch doppelt so oft im Angriffsdrittel aktiv gewesen.
(tsc)
]]>Capello ließ seit Team gegen Spaniens 4-3-3 mit einem 4-1-4-1 auflaufen. Parker übernahm den zentralen Mann und damit natürlich eine Schlüsselrolle. In Abwesenheit von Rooney, Ferdinand, Gerrard oder auch Wilshere spielte Phil Jones halbrechts im Mittelfeld, in der Verteidigung stellten Jagielka und Lescott das Zentrum. Kapitän Terry musste auf der Bank Platz nehmen. Bei Spanien war als einzige echte Überraschung Jordi Alba von Valencia auf dem linken Abwehrflügel zu finden. Der 22-jährige hatte gegen Schottland vor einem Monat erst sein Debüt in der Nationalmannschaft gefeiert.
Das englische Spiel war vor fast 90.000 Menschen in London darauf ausgerichtet, hinten die Null zu halten. Wenn man selbst zu Toren kommen wollte, dann vermutlich über Konter über die Seiten – etwa mit dem schnellen Walcott. „Plan“ B waren vermutlich die Standardsituationen, bei denen man naturgemäß immer gefährlich ist. Viele davon gab es nicht, aber eine solche hat schlussendlich den Ausschlag gegeben. Das kann man unter der Kategorie „mitgedachter Zufall“ einordnen. Interessanter war aber die Art und Weise, wie Capello die Furia Roja zähmte.
England versuchte nicht den Ballbesitz an sich zu reißen, sondern erkannte die spanische Überlegenheit in dieser Statistik an. Wohl aber verhinderte man, dass die Iberer das in der gewohnten Form aufziehen konnten. Eine ganz wichtige Rolle spielte Solospitze Bent (bzw. später Welbeck) in diesem Konzept, obwohl er selbst nie aktiv attackierte oder Verteidiger angriff. Der Stürmer von Aston Villa platzierte sich gegen den Ball immer zwischen den beiden Innenverteidigern bzw. in Reichweite eines möglichen Querpasses. Auch an einen hohen Ball über die Breite des Feldes hatte Capello gedacht. Das 4-1-4-1 verschob sich bei Angriffen über die Seiten zum Ball hin, der am weitesten weg stehende Mittelfeldspieler blieb aber weiter weg – quasi bewusst aus der Formation gerissen – und passte auf die aufrückenden Wingbacks der Spanier auf, die sonst gerne für unschöne Überraschungsmomente bei Verteidigungen sorgen. Mit all diesen gut ineinander greifenden Maßnahmen ließen die Three Lions keine einfache Spielverlagerung zu – ein Mittel das die Spanier gerne nutzen um die Gegner mit dem Zwang zum dauernden, schnellen Verschieben müde zu machen und auf Formationsfehler zu warten.
Das in Kombination mit zwei sehr eng beieinander stehenden Viererreihen (mit der man es auch den technisch beschlagenen Spanier erschwerte, 1 gegen 1-Situationen zu nutzen) und hervorragende Lesefähigkeiten des glänzenden Parker (stellte den Stürmer zu) in der Mitte reichte die meiste Zeit des Spiels über, um die Spanier vom Tor weg zu halten. Eine Gefahr war nur dann gegeben, wenn die Abwehrreihe zu weit aufrückte und der hohe Pass darüber hinweg versucht wurde. Dabei hatten die Briten auch Glück, dass zweimal ein falscher Abseitspfiff ertönte. Erst im Schlussviertel, als beide Teams längst mehrmals gewechselt hatten, kamen die Spanier zu mehr Druck. Da änderten sie dafür sogar das System, gingen mit einem 4-1-3-2 (65. Torres kam für Busquets) mehr Risiko. Das brachte naturgemäß mehr Anspielstationen im Schlussdrittel des Angriffs mit sich, problematischerweise kam man dort aber weiter nur selten hin.
Es war trotzdem auch Pech, dass etwa der Stangenschuss von Villa nicht ins Tor ging. England deutete in dieser Phase auch mehrmals die Kontergefährlichkeit an, Downing (45. für Walcott) und A. Johnson (76. für Milner) konnten die freiwerdenden Räume nutzen. Walcott und Milner hatten besonders vor dem Führungstreffer defensiv alle Hände voll zu tun und viel zu weite Wege um erfolgreiche Konter zu spielen, Bent war in der Spitze einsam auf weiter Flur und ohne Schuld selten fähig den Ball zu halten. In dem Sinn ging Spaniens vermuteter Gameplan auf, den Gegner wie immer möglichst weit vom eigenen Tor weg zu halten.
Es war ein Test auf hohem taktischen Niveau, bei dem man aber auf beiden Seiten nicht das Gefühl hatte, dass schon alle Karten aufgedeckt wurden. Capello hat das Spiel der Spanier entschlüsselt und ist konsequent dagegen vorgegangen, brachte aber selbst kein spielerisches Element ein. England hat sich den Sieg deshalb mit schnörkeloser Disziplin erkämpft. Dass man ihn furios erzwungen hat, wird niemand behaupten. Gegen Weltmeister nimmt man was man kriegt. Schon am Dienstag gegen Schweden könnte England zeigen, dass man nach vorne mehr kann. Bis zur Euro muss man es wohl noch verbinden. Für die Three Lions wird einfach das Wissen wichtig sein, dass man auch den Weltmeister an guten Tagen schlagen kann – dafür noch nicht einmal die Bestbesetzung braucht. Zuletzt wurde doch ein größer werdender Pessimismus über die Medien auf der Insel vermittelt. Dieser Erfolg und die neue Kadertiefe werden dagegen helfen.
Und für Spanien? Ein kleiner Stich, eine minimale Ehrenkränkung – mehr nicht. Das könnte wohl sicherstellen, dass man nicht zu zufrieden Richtung EM arbeitet und kommt Del Bosque deshalb vielleicht gar nicht ungelegen. Grund zur Sorge gibt es nicht. Natürlich hätte auch dieses Spiel anders enden können ( das kann man das wohl über jeden ausbleibenden Sieg Spaniens in den letzten Jahren sagen). Die Spanier sind einfach zu gut und variantenreich, um über 90 Minuten völlig ohne Chance zu bleiben. Selbst wenn ein starker Gegner genau weiß, was zu tun ist. Und das ist auch in der Niederlage eine Ansage, die ohnehin niemand mehr braucht. (tsc)
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