WM 2022 – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Wed, 21 Dec 2022 23:17:12 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 WM 2022: Alte Köpfe, neue Pflöcke – Schlusspunkt und Neuanfang https://ballverliebt.eu/2022/12/21/wm-katar-2022-bilanz/ https://ballverliebt.eu/2022/12/21/wm-katar-2022-bilanz/#respond Wed, 21 Dec 2022 22:56:45 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=18637 WM 2022: Alte Köpfe, neue Pflöcke – Schlusspunkt und Neuanfang weiterlesen ]]> Lionel Messi hat den Fußball durchgespielt. Mit der WM hat der 35-jährige Argentinier nun wirklich jeden für ihn theoretisch möglichen Titel geholt. Neben dem Gastgeber, den große Teile der weltweiten Beobachter aus Gründen rundheraus ablehnen, ist es die Krönung des größten Fußballers, den Argentinien seit Maradona hervorgebracht hat.

Da war aber noch mehr.

Ein Turnier als personelle Zeitenwende

Wer erinnert sich noch an die EM 2004? Wie aufregend, wie qualitativ hochwertig das Turnier war, aber auch wie groß es sich anfühlte? Die EM damals stand nämlich an einer Zeitenwende. Etablierte, alternde Welt-Stars (Zidane, Figo und Rui Costa, Beckham, Nedvěd, Larsson, Davids und Stam, Kahn) kamen mit der letzten bzw. maximal vorletzten Chance auf einen Titel daher, während schon eine ganze Reihe an jungen, potenziellen Superstars von morgen – Ronaldo (19), Rooney (19), Robben (20), Lahm (20), Ibrahimovic (22) und Torschützenkönig Baroš (22) – ins Rampenlicht drängten. Der griechische Sieg fühlte sich damals auch deshalb so unbefriedigend an, weil sie am Ende alle verloren haben, angesichts der defensiven Spielweise der Griechen auch die Zuseher.

Nie seither hat ein Turnier eine alte und eine neue Generation so vereint wie diese WM. Es war eine WM der Alten: Von Messi (35), Ronaldo (37), Modrić (37), Lewandowski (34), Bale (33), Müller (33), Cavani und Suárez (beide 35) – mit höchster Wahrscheinlichkeit war es für sie alle die letzte WM; mehr als eine hat Neymar (30) vermutlich auch nicht mehr im Tank. Es war aber auch ein Turnier der Jungen: Von Bellingham (19), Pedri (19) und Gavi (18), von Álvarez (22) und Fernández (21), von Musiala (19) und Davies (22), von Vini Jr. (22) und Gvardiol (20), auch von Gakpo (23). Im Grunde fehlte da nur Erling Håland.

Das dominierende Narrativ der Zehner-Jahre – Messi vs. Ronaldo – hat in Katar ihre große Schlusspointe bekommen. Gleichzeitig wurden die Pflöcke für die Zukunft eingeschlagen, die Basis für die Storylines der Zwanziger-Jahre gelegt. Kylian Mbappé hat sich 2018 schon ins Rampenlicht geschossen, nach diesem Turnier gehört der Torschützenkönig zu den Säulenheiligen den Welt-Fußballs. An ihm wird sich die neue Generation messen und noch lange abarbeiten.

Finale: Argentinien – Frankreich 3:3 n.V., 4:2 i.E.

Die vielen disziplinierten Defensiv-Reihen…

Verteidigen kann heute jeder! Ja, keine ganz neue Erkenntnis. Und in der begrenzten Zeit, die ein Nationaltrainer mit seiner Mannschaft zur Verfügung hat, ist ein ausgeklügeltes Angriffsspiel einzuüben auch annähernd ein Ding der Unmöglichkeit. Diese Umständen haben für ein extremst zähes EM-Turnier von 2016 gesorgt. Anstatt den eigenen Strafraum zu verbunkern, machten Mannschaften schon für den Pass ins Angriffsdrittel die Räume zu.

Was sechs Jahre später immer noch gleich ist? Dieser Ansatz war bei fast allen Teams zumindest ein Teil des Repertoires. Das machte es den meisten Gegnern ungemein schwer, Lösungen zu finden und das machte so manches Spiel – vor allem in der Vorrunde, wo es noch nicht in jedem Spiel um Siegen oder Fliegen geht – ein wenig langatmig. Die Hälfte der Gruppenspiele gingen mit einem 0:0 in die Pause, oftmals war aufgrund der fehlenden Ideen auch das Tempo gering.

Sobald das erste Tor gefallen war, brach dafür so manches ganz wilde Spiel aus. Man denke an Portugal gegen Ghana oder an Kamerun gegen Serbien.

…und die Suche nach spielerischen Lösungen…

Auffällig war, dass bei allem Ballgeschiebe im Sechserraum, zu dem gerade nominell stärker Teams gezwungen waren, die Brechstange kein Mittel war. Selbst lange Abschläge der Torhüter waren relativ selten: Es wurde flach von hinten aufgebaut. Das mag zwei Gründe haben: Erstens schickt man damit die Mitspieler sofort in Zweikämpfe im dichten Mittelfeld und verengt so den bespielbaren Raum noch mehr. Und zweitens ist es eine Möglichkeit, den Gegner ein wenig zum Aufrücken zu bewegen. Man muss es ja nicht gleich so extrem einladen wie die ÖFB-Frauen im EM-Viertelfinale gegen Deutschland, aber vielleicht ergibt sich ja so ein wenig bespielbare Luft.

Manche haben hingegen den Luxus, über Spieler zu verfügen, die sich als Gegengift für solche disziplinierte Defensiv-Reihen eigenen. Jamal Musiala schon in den Monaten vor der WM bei Bayern München groß aufgespielt und war auch im DFB-Trikot eine absolute Erscheinung: Er geht in Dribblings, geht in Zweikämpfe, die er mit seiner Technik statt mit Robustheit gewinnt, er sorgt für Unordnung beim Gegner. Portugal lieferte gegen die Schweiz ein famoses Spiel, als die statische Rolle von Ronaldo weg war und João Félix und Gonçalo Ramos ihre Wuseligkeit ausspielen konnte. Jude Bellingham riss das Offensivspiel bei England an sich, Antoine Griezmann in ungewohnter Rolle in Frankreich ebenso, Sadio Mané hätte das beim Senegal sein sollen.

Anderen, wie eben Spanien, fehlte so ein Element.

…sowie Sinn und Unsinn einer klassischen Neun

Deutschland, Land der Strafraumstürmer: Der moderne Fußball mag es geschafft haben, ihnen den Libero zu nehmen, aber die Klassische Nummer 9 ist heilig. Das merkt man an der Hysterie, wie die deutsche Fußball-Öffentlichkeit einen solchen verlangt und wie groß die Genugtuung war, als Niclas Füllkrug den Ausgleich gegen Spanien erzielte.

Tatsächlich ist die Strafraumbesetzung ein großes Thema und sie war bzw. ist bei Deutschland ein Problem. Auch Spanien hat „nur“ einen (Morata), Belgien hatte ohne den angeschlagenen Lukaku keinen Neuner von ausreichendem Niveau. Neidvoll geht der Blick daher nach Polen, nach Frankreich, England oder Marokko, wo es solche Spieler gibt.

Die Krux an dem Spiel mit einem Mittelstürmer ist, dass man ihn erstmal involviert bekommen muss, damit er Sinn hat. Man opfert mit ihm einen Spieler, der potenziell zwischen den Linien anspielbar ist – der Umstand, dass die Passempfänge zwischen den Linien regelmäßig als Statistik bei den TV-Übertragungen eingeblendet wurde, verdeutlicht die Bedeutung davon. Es ist bei Hansi Flick, bei Luis Enrique oder auch bei Lionel Scaloni gar nicht zwingend eine grundsätzliche Abneigung gegen eine Klassische Neun. Sondern eher eine taktische Notwendigkeit, mehr Spieler in den Zehnerraum zu bekommen – gerade bei einem Nationalteam, das ja einer Klubmannschaft an Komplexität zwangsläufig hinterherhinkt.

Wie großartig das funktionieren kann, hat ja Scalonis Umstellung gezeigt, als er im Turnierverlauf Julián Álvarez statt Lautaro Martínez in die Startformation befördert hat: Das Problem ist nicht so sehr der Spieler, der für die Strafraumbesetzung sorgt und die Torchancen nützen soll, sondern der Weg dorthin. Darum hat die Diskussion in Deutschland – niemand hinkte dem eigenen Expected-Goals-Wert so weit hinterher wie die DFB-Elf mehr Berechtigung als etwa in Spanien, wo es gegen Japan und Marokko ja kaum einmal gelang, überhaupt in Abschlusspositionen zu kommen.

Ein oft gewähltes Mittel waren zudem flache Flankenbälle nicht vor das Tor, sondern zurück zur Strafraumgrenze. „Der letzte, der am Strafraum ankommt, ist der erste, der schießen soll“, formulierte es Pep Guardiolas Mentor und Co-Trainer Juanma Lillo bei The Athletic. Hier ist der Neuner auch eher der Verteidiger bindende Lockvogel.

Vielfalt der Ansätze

2010 hatte fast keiner spielerische Phantasie. 2014 versuchten viele, die abflauende Pressing-Welle Hitze-kompartibel zu machen. 2018 schließlich regierte die Suche nach der Balance und aus diesem Bemühen heraus fächerte sich das Portfolio an Optionen sehr breit auf, was bei diesem Turnier absolut zu sehen war. Die Frage ist universell: Wie bekomme ich meine Stärken bzw. meinen besten Spieler optimal eingesetzt, ohne das Risiko zu erhöhen? Die Antworten darauf waren vielfältig.

Frankreich zog sich zurück, um Mbappé mit Tempo in freie Räume schicken zu können – was auf der linken Außenbahn zunehmend schwer fiel, wie in den letzten drei Spielen zu erkennen war. Bei Kroatien konzentriert sich alles auf das Trio im Mittelfeld, das nicht nur Bälle, sondern auch die Aufmerksamkeit der Gegner aufsaugt. Brasilien sicherte hinter einem Offensiv-Quartett mit vielen Freiheiten mit einer strengen 3-2-Staffelung. Marokko ließ defensiv nichts zu und rückte nach Ballgewinn in Mannschaftsstärke auf. Louis van Gaal setzte auf fast sklavische Mannorientierungen und das Freiräumen der Flügel für die offensiven Wing-Backs, Lionel Scaloni ließ fünf andere Spieler die Lauf- und Kampfarbeit für Messi erledigen, damit dieser seine Traumpässe anbringen kann.

Es ist nicht, wie vor zehn Jahren, die Frage: Pressen oder absorbieren? Oder wie vor 20, 25 Jahren, die Frage: Libero oder Viererkette? Der zugrundeliegende Gedanke ist heute immer der gleiche. Aber die Lösungsansätze sind sehr divers und sehr individuell auf die Kaderbesetzung abgestimmt. Diese ist bei Nationalteams ja auch wesentlich weniger leicht zu ändern als bei Vereinen.

Stil vor System

Dazu gehört auch, dass die Systemfrage bei dieser WM eigentlich keine war. So viele Teams wie noch nie wirbelten von einem Spiel zum nächsten fröhlich ihr System durcheinander: Ecuador und Uruguay spielten drei verschiedene Formationen, Argentinien wechselte je nach Spielertypen und Gegner, Kanada ebenso, die USA changierte sogar mit selbem Personal zwischen 4-3-3 und 4-4-2.

Wenn es eines Beweises bedurft hatte, dass System und Spielstil nichts miteinander zu tun haben, war es dieses Turnier. Denn in den meisten Fällen ging es nicht um die Strategie an sich, die sich mit dem System änderte, sondern nur die Raumaufteilung und die Bereiche auf dem Feld, auf den der Fokus gelegt wurde.

Zeitpunkt im Jahr

Ein in den letzten sieben Jahren immer wieder genannter Kritikpunkt an dem Turnier in Katar war der Zeitpunkt, von Mitte November bis kurz vor Weihnachten anstatt, wie wir es von solchen Turnieren gewohnt sind, von Juni bis Juli. Angesichts der zahlreichen viel, viel größeren Probleme, die sich mit Katar als Gastgeber einer solchen Mega-Veranstaltung bieten, fühlte sich dieser Punkt immer wie ein kleinliches Beharren auf Befindlichkeiten an. Ich will meine Grillerei bei 35 Grad zum WM schauen! Die Saisonen müssen unterbrochen werden! Wenn’s so heiß ist dort, im Sommer, dann soll man doch gar keine WM dorthin vergeben!

Wahr ist aber, dass der Zeitpunkt der WM der Qualität auf dem Rasen keineswegs geschadet hat, sondern ihr sogar eher zuträglich gewesen ist. Natürlich: Spielern wie Sadio Mané und Karim Benzema, die sich kurz vor WM-Start verletzt haben, fehlte die Zeit zur Rekonvaleszenz, aber Verletzungen sind oft genug auch im Trainingslager oder in Testspielen passiert (wie Zidane 2002). In den ersten beiden Gruppendurchgängen vor allem war auch oft zu sehen, dass es an Vorbereitungszeit fehlte: Teams wirkten nicht eingespielt, mussten sich im Turnierverlauf finden.

Andererseits aber waren die Spieler nicht annähernd so ausgebrannt, wie sie das nach einer langen, anstrengenden Saison waren, was schon so manches Turnier ruiniert hat (2002, 2010, 2016). Die Kicker waren voll im Saft, waren frischer. Die körperlichen Folgen dieser WM mit praktisch null Reisestrapazen und klimatisierten Stadien sind im Rahmen – maximal sieben Spiele in vier Wochen ist kaum härter als der Kalender im Klub-Fußball.

Die mentalen Folgen werden wohl eher ein Thema werden, vor allem bei denjenigen Spielern, die lange dabei waren.

Die lange Nachspielzeit

Besonders auffällig war bei dieser WM die ausufernde Nachspielzeit. Im Schnitt wurden bei den 64 Spielen satte 12 Minuten pro Match nachgespielt – also grob gesagt vier Minuten in der ersten und acht Minuten in der zweiten Hälfte. Schiri-Chef Pierluigi Collina bestätigte, dass das Absicht war und Mannschaften bestrafen sollte, die bewusst den Spielfluss stören, um Zeit von der Uhr zu nehmen.

Die beiden Tore des Iran beim 2:0 gegen Wales fielen in der 98. und 101. Minute, Holland rettete sich in der 101. Minute gegen Argentinien in die Verlängerung. England und der Iran standen sich 117 Minuten und 16 Sekunden gegenüber – in einem Gruppenspiel, das 6:2 endete.

Diese Maßnahme hat für einiges an Drama und tatsächlich für mehr gespielten Fußball gesorgt, aber auch für – zumindest – hochgezogene Augenbrauen, auch bei den Verantwortlichen der großen Ligen und den Aktiven. Die Spielergewerkschaft FIFPro hat sich bereits deziediert gegen eine Übernahmen im Klub-Fußball ausgesprochen – 10 bis 15 Prozent längere Spiele bestenfalls gleichbleibender Regenerationszeit erhöht das Verletzungsrisiko deutlich.

Die Premier League schließt sich dem an, in Deutschland „nehmen wir das zur Kenntnis“, wie es mit skeptischem Unterton heißt und auch in Spanien soll sich zumindest vorerst nichts ändern und es „normale“ Nachspielzeit geben. In Italien hingegen, der Heimat von Pierluigi Collina und schon immer Europas unumstrittene König in Sachen Nachspielzeit, wird man die Direktive auch in der Serie A umsetzen. Bei den Zusehern kam die längere Spieldauer tendenziell gut an, wie etwa eine YouGov-Umfrage ergab.

Katar und die FIFA und alles

Niemals zuvor stand ein Gastgeber und alles wofür dieser – und die FIFA – stand, so sehr am Pranger wie Katar. Neben unseren Gedanken vom Turnierstart zu diesem Thema wollen wir an dieser Stelle an den hochgeschätzten Kollegen Tobias Escher verweisen, die sich in seinem „Laptoptrianer“-Blog dieser Thematik gewidmet hat.

Den angesprochenen Mist haben wir nun also hinter uns gebracht. Wenn wir nur betrachten, was auf dem Rasen passierte, war es eine durchaus unterhaltsame WM die einen wehmütig zurücklässt, dass es die letzte mit dem Ideal-Format von 32 Teilnehmern ist. Wenn man die Begleitumstände betrachtet, wird der Blick auf die WM 2022 immer einen Beigeschmack haben.

Einzel-Bilanzen aller 32 Teams

Südamerika: Krönung für Argentinien, Zwiespalt für Brasilien
Europas Große: Klares Top-Trio, der Rest mit Aufgaben
Europas zweite Reihe: Allgemeine Stagnation
Afrika: Gute Figur mit einheimischen Trainern
Asien: Raus aus der Lethargie
Nord-/Mittelamerika: Junges US-Team auf der Überholspur

Link-Tipps:
Was uns die EM 2021 gezeigt hat
WM 2018: Balance, Absicherung, Video-Referee
10 Erkenntnisse der EM 2016 in Frankreich
WM 2014: Rückkehr der Dreierkette, gute Goalies und die ewige Diskussion um die Refs
WM 2010: Toter zweiter Mann, besoffene Schiefe und andere Erkenntnisse

]]>
https://ballverliebt.eu/2022/12/21/wm-katar-2022-bilanz/feed/ 0
Die WM ist am Ende, Messi ist Weltmeister, ein Finale zum Erinnern (Podcast) https://ballverliebt.eu/2022/12/18/die-wm-ist-am-ende-messi-ist-weltmeister-ein-finale-zum-erinnern-podcast/ https://ballverliebt.eu/2022/12/18/die-wm-ist-am-ende-messi-ist-weltmeister-ein-finale-zum-erinnern-podcast/#respond Sun, 18 Dec 2022 21:14:09 +0000 Argentinien ist Weltmeister. In einem denkwürdigen Spiel holt die Albiceleste den Sieg gegen Frankreich im Elfmeterschießen. Es gab einiges zu diskutieren. Tom und Philipp schlüsseln im Podcast alles auf und ziehen ein Fazit unter das Turnier in Katar.

]]>
https://ballverliebt.eu/2022/12/18/die-wm-ist-am-ende-messi-ist-weltmeister-ein-finale-zum-erinnern-podcast/feed/ 0
WM-Finale 2022: Messi v. Mbappe https://ballverliebt.eu/2022/12/14/wm-finale-2022-messi-v-mbappe/ https://ballverliebt.eu/2022/12/14/wm-finale-2022-messi-v-mbappe/#respond Wed, 14 Dec 2022 22:09:12 +0000 Mit Argentinien und Frankreich haben sich im Halbfinale der WM 2022 die beiden Favoriten durchgesetzt. Bei Kroatien und Marokko war nach einem herausragenden Turnier die Luft raus. Nun folgt der Kampf um den Titel. Tom & Philipp schauen zurück und voraus.

]]>
https://ballverliebt.eu/2022/12/14/wm-finale-2022-messi-v-mbappe/feed/ 0
Asien bei der WM 2022: Raus aus der Lethargie https://ballverliebt.eu/2022/12/12/asien-wm-2022-katar-japan-suedkorea-saudi-australien-iran/ https://ballverliebt.eu/2022/12/12/asien-wm-2022-katar-japan-suedkorea-saudi-australien-iran/#comments Mon, 12 Dec 2022 20:42:52 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=18474 Asien bei der WM 2022: Raus aus der Lethargie weiterlesen ]]> Zum ersten Mal überhaupt brachte der Asien-Verband drei Teams aus der Vorrunde in ein WM-Achtelfinale. Japan, Südkorea und Australien überstanden – teilweise sehr überraschend – die Vorrunde; der Iran war knapp dran, auch Saudi-Arabien gab eine vorzeigbare Figur ab. Nur der amtierende Kontinental-Meister und Gastgeber Katar zeigte so gut wie nichts. Ist Asien nach einigen teil arg schwachen WM-Zyklen nun also wieder auf dem Weg nach oben?

Link-Tipps:
Asien bei der WM in Brasilien 2014
Asien bei der WM in Russland 2018

Japan: Zwei große Namen düpiert

Zum vierten Mal nach 2002, 2010 und 2018 war Japan im Achtelfinale, und wieder ging dort ein Spiel verloren, das absolut gewinnbar war. Ist diese WM für die Samurai Blue also ein Erfolg oder doch „nur“ eine Stagnation? Angesichts des Umstandes, dass man Spanien und Deutschland besiegt hat und sogar als Gruppensieger in die K.o.-Runde eingezogen ist – erstmals seit der Heim-WM 2002, als man eine recht leichte Gruppe hatte – kann man trotz des enttäuschenden Endes in Form eines kraftlosen Elfmeterschießens gegen Kroatien mit Stolz auf das Turnier zurückblicken.

Der in der Heimat vielgescholtene Hajime Moriyasu erwies sich entgegen seiner Gepflogenheiten als durchaus flexibel und seine Umstellung auf Fünferkette im ersten Spiel gegen Deutschland – als man eine Halbzeit lang klar unterlegen war – ließ das Match zu Japans Gunsten kippen. Gegen Spanien ging man es gleich in einem 5-4-1 an, man war (wie schon gegen Deutschland) absolut zufrieden mit minimalem Ballbesitz. Nur als man gegen ein ausgesprochen passives Costa Rica zur Eigeninitiative gezwungen war, agierte man tempo- und ideenlos. Aller Offensiv-Klasse von Frankfurts Kamada und Freiburgs Doan zum Trotz: Dieses japanische Team ist eher eine Arbeitertruppe, ohne das große Flair, jedoch widerstandsfähig und effizient.

Vom reinen Talent her ist diese japanische Mannschaft sicher schwächer als jene, die 2011 in spektakulärer Manier zum Asien-Titel gewirbelt ist; sie ist aber sowohl auf dem Feld als auch in den Köpfen stabiler als es Zaccheronis Wundertruppe um Kagawa, Honda und Okazaki war

Der Erfolg riss die Fans in der Heimat, deren Zuneigung zum Fußball generell in den letzten Jahren spürbar ein wenig der Apathie gewichen ist, wieder voll mit, die Einschaltquoten waren selbst in der japanischen Nacht sehr stark. Auf dem Schwung dieser WM kann Japan sicher aufbauen.

Südkorea: Zwischen aufmüpfig und naiv

Nach zwei fast schon verstörend ambitionslosen Auftritten 2014 und 2018 ist auch Südkorea wieder zurück in der K.o-Runde gewesen. Dort war man gegen Brasilien ziemlich naiv unterwegs und bekam schon in der ersten Halbzeit die Bude kräftig angefüllt, aber vor allem das willige und vor allem erstaunlich robuste Auftreten in der Gruppenphase war ein starkes Lebenszeichen nach einigen verschwendeten Jahren. Damit spielte man um die eklatanten Schwächen in der eigenen Spielgestaltung herum, die zwischendurch auch sehr augenfällig wurden.

Bis auf Son Heung-Min und Einwechselspieler Hwang Hee-Chan war bei Teamchef Paulo Bento niemand mehr von den Stammkräften der letzten WM dabei. Der Rekord-Trainer Südkoreas (viereinhalb Jahre bzw. 57 Matches) hatte keine Truppe von Superstars zur Verfügung, aber ein angemessen talentiertes Team, das vor allem im aggressiven Spiel gegen den Ball sehr vorzeigbar agierte. Damit hielt man ein nicht gerade mit einem kohärenten Plan spielendes Team aus Urguay beim 0:0 in Schach und durch den vollen Einsatz und auch einen individuellen Genie-Moment von Son Heung-Min gab es das Last-Minute-2:1 gegen ein portugiesisches B-Team, was den Achtelfinal-Einzug sicherte.

In den Matches gegen Ghana und Brasilien traten aber auch die Unzulänglichkeiten deutlich zum Vorschein. Gegen Ghana war Südkorea zur Spielgestaltung gezwungen und man war langsam, ideenlos und auf Fehler des Gegnern angewiesen (dass Ghana gegen die Koreaner zwei Kopfball-Tore kassierte, ist sehr… erstaunlich) und gegen die fußballerische Klasse und das Tempo von Brasilien war Südkorea defensiv einfach heillos überfordert.

Südkorea musste sich für den Achtelfinal-Einzug kräftig nach der Decke strecken und das erreichte ist das Maximum des aktuell erreichbaren. Aber immerhin, das wurde auch erreicht.

Australien: Gunst der Stunde genützt

Es ließe sich argumentieren, dass seit dem großen australischen Team von 2006 (mit Kewell, Viduka, Cahill und Schwarzer) die Socceroos bei jedem Turnier mit einem immer schwächeren Kader aufgekreuzt sind. Jene Truppe, die nun in Katar war, bildet da keine Ausnahme. Nach so gut wie allen statistischen Gesichtspunkten war Australien eines der schlechtesten Teams dieser WM. Und doch hat man es irgendwie geschafft, ins Achtelfinale zu kommen.

Dafür hat man es genützt, dass einem in zwei Matches der Spielverlauf entgegen gekommen ist. Die Socceroos von 2022 sind kampfstark, willensstark und (wenn nicht gerade Mbappé und Co. daherkommen) auch abwehrstark. Nach vorne fliegen im 4-4-2 die langen Bälle hoch nach vorne oder es wird flach durch die Mitte gepasst, wo einer der Sechser auf die Außenbahnen klatschen lässt. Gegen den Ball wird vorne mit einem Mann die Eröffnung angelaufen und man verdichtet hinten vor der eigenen Box im Zentrum, wenn der Gegner in den australischen Sechserraum kommt. Das ist alles ziemlich simpel und es sieht alles so ein wenig aus wie von einem guten Mittelklasse-Team aus der an Klasse nicht gerade reichen schottischen Liga – ein naheliegender Vergleich, da zahlreiche Socceroos tatsächlich in Schottland spielen.

Nach dem 1:4 gegen Frankreich überraschte man mit forschem Spiel die Tunesier, ging mit 1:0 in Führung und brachte den Sieg über die Zeit; im dritten Spiel hielt man die Dänen bei 0:0, ehe man nach einer Stunde selbst zum 1:0 traf und wartete bis zum Schlusspfiff auf eine dänische Reaktion, die nie kam. Und selbst im Achtelfinale gegen Argentinien, wo man 80 Minuten lang nicht stattfand, gab es durch ein Zufallsprodukt von Tor sogar noch die Chance auf eine Überraschung.

Noch viel mehr als in Japan rutschte der Fußball in Australien in den letzten zehn Jahren in der Zugkraft beim Publikum ab, die A-League fliegt selbst in der Heimat unter dem Radar und anders als früher gibt es auch keine Stars, die in Europa für Aufsehen sorgen. Diese Mannschaft hat die Lethargie etwas gelöst, wie die Aufstiegsparty mitten in der Nacht am Federation Square in Melbourne zeigte. Nur: Kampfkraft und Spielglück alleine werden auf Dauer nicht reichen.

Iran: Zwischen den Fronten

Mit normalen, sportlichen Gesichtspunkten ist das Turnier für den Iran nicht zu bewerten. Die politische Lage in der Heimat, wo sich die Bevölkerung gegen das Mullah-Regime auflehnt und dieses die Mahsa-Amini-Proteste mit höchster Brutalität niederzuschlagen versucht, war auch im 200 See-Kilometer entfernten Katar allgegenwärtig. Auf den Tribünen, wo die Schergen der Mullahs mit aktiver Duldung der katarischen Behörden die eigenen Fans bespitzelten, sowieso. Aber auch auf dem Spielfeld.

Das demonstrative Schweigen bei der Hymne vor dem ersten Spiel, einem 2:6-Untergang gegen England, war das stärkste politische Zeichen der WM, das höchstwahrscheinlich erzwungene Mitsingen im zweiten und dritten Auftritt wurde mit ebenso demonstrativer Halbherzigkeit abgeleistet. Einem spielerisch recht schwachen Team war aber umso mehr die volle Wucht, sich in jedes Spiel hineinzubeißen und so die protestierenden Landsleute zu motivieren, deutlich anzusehen. Der Iran erzwang mit zwei Toren in der Nachspielzeit den 2:0-Sieg gegen Wales und war nahe dran, auch gegen die USA den zum Achtelfinal-Einzug nötigen Ausgleich zu erzielen.

Trainer Carlos Queiroz changierte zwischen einem 4-1-4-1 (mit dem zu Turnierbeginn nicht ganz fitten Azmoun entweder auf der Bank oder, wenn nicht, mit Taremi auf dem Flügel) und einem 4-4-2. Man bunkerte sich nicht ganz so destruktiv ein, wie man das vom Iran unter Queiroz kennt, der große Wille überdeckte so manche spielerische Schwäche und über mehr als zwei, drei Klassespieler verfügt man nun mal nicht. Das ist aber angesichts der Lage in der Heimat die geringste Sorge: Die Mullahs sind sauer auf das Team, weil es sich nicht bedingungslos gefügt hat. Viele der Protestierenden sind sauer auf das Team, weil es unter dem Druck der Mullahs einzuknicken schien.

Saudi-Arabien: Der größte Sieg

Immerhin: Saudi-Arabien hat den Status, als einziges Land aus dem Nahen Osten jemals eine WM-Gruppe überstanden zu haben (1994) behalten. Aber auch sonst war der Auftritt im kleinen Nachbarland für die Saudis recht vorzeigbar: Man spielte positiven Fußball, kam zu einem sensationellen Sieg über Argentinien – der mit Abstand bemerkenswerteste Sieg der eigenen WM-Geschichte – und hätte gute Argumente gehabt, selbst ins Achtelfinale einzuziehen.

Was hat Hervé Renard mit den Saudis inhaltlich gemacht? Schon beim Auftakt gegen Argentinien war die engagierte Herangehensweise auffällig, indem man dem an sich klar besseren Kontrahenten die Zeit am Ball nahm, sich nicht scheute in die Zweikämpfe zu gehen und, als man in Führung war, die planlosen argentinischen Angriffe stark kontrollierte. Das eigentlich beste Spiel war aber jenes gegen Polen: Die Saudis präsentierten sich passsicher und mit einem guten Gefühl nach Ballgewinnen, ob Raum für einen schnellen Konter da ist oder man den Ballbesitz erst mal sichert. Mit Diagonalbällen wurden die offensiven Mittelfeld-Außen gesucht, man hatte das Spiel im Griff – nur verlor man völlig entgegen den Spielverlaufes 0:2, vergab beim Stand von 0:1 sogar noch einen Elfmeter.

Dass gegen Mexiko die Akkus merklich nur noch halbvoll waren, mag der fehlenden Tempohärte aus der eigenen Liga geschuldet sein, in der der komplette Kader aktiv ist. Es gibt keine Anreize, woanders hin zu gehen und es wird auch gar nicht gewünscht. Andererseits spielt der Kern der Stammformation bei Abo-Meister Al-Hilal zusammen, man kennt sich, und das merkte man. Dass dem Land, dessen Regime und damit auch der Fußballmannschaft die internationalen Sympathien nicht gerade zufliegen, ist logisch. Dass die Saudis auf dem Feld aber eine gute Figur abgegeben haben, lässt sich kaum bestreiten.

Katar: Ordentlich abgewatscht

Vor knapp drei Jahren spielte sich Katar durch den Asiencup, gewann das Turnier, besiegte dabei Saudi-Arabien (in der Vorrunde), Südkorea (im Viertelfinale) und Japan (im Finale). Man spielte gepflegten Ballbesitz-Fußball, wie man es von einem Team auch erwartet, das von einem ehemaligen La-Masia-Coach aus Barcelona trainiert wird.

Seit zwölf Jahren arbeitete man im Emirat zielgerichtet daran, bei der Heim-WM eine gute Figur abzugeben und alle Zeichen deuteten darauf hin, dass das auch gelingen kann. Und dann das: Komplett eingeschüchtert vom Anlass und vom robusten Angriffspressing von Ecuador im Eröffnungsspiel, dann hanebüchene individuelle Schnitzer beim 1:3 gegen den Senegal, wo man zumindest in der zweiten Halbzeit halbwegs mithalten konnte. Und damit war man schon vor dem 0:2 gegen Holland, wobei Oranje auch nicht mehr als Halbgas fuhr, schon ausgeschieden.

Null Punkte, 1:7 Tore, nie mehr als 47 Prozent Ballbesitz, den drittniedrigsten xG-Wert aller 32 Teilnehmer. Die internationale Erfahrung aus europäischen Top-Ligen des Senegal und auch die individuelle Klasse von Holland – alles zu viel. Selbst im asiatischen Vergleich war Katar nicht einmal nahe dran an dem Quintett, das sich sportlich qualifizieren musste. Zumindest vorerst bleibt man dem Fußball im eigenen Land aber committed: Katar hat die Ausrichtung des kommenden Asien-Cups im nächsten Jahr übernommen, Trainer Félix Sánchez bleibt offenkundig im Amt.

So lief die Qualifikation

Wer hat gefehlt?

Der massive Geld-Input, den China Mitte des letzten Jahrzehnts in die eigene Liga gesteckt hat – auch, um das eigene Nationalteam zu pushen – ist verpufft, Corona hat dem chinesischen Fußball vorerst den Rest gegeben. International aus eigenem Wunsch isoliert, läuft man der Musik noch weiter hinterher als zuvor, man brauchte schon Glück, um überhaupt die Vorrunde zu überstehen.

Die Vereinigen Arabischen Emirate haben unter Alberto Zaccheronis beim Asiencup 2019 als Gastgeber das Achtelfinale erreicht und sind in der WM-Quali unter Bert van Marwijk nur knapp an Australien gescheitert, alle anderen asiatischen Teams sind nicht der Rede wert. Das hat man beim angesprochenen Turnier 2019 gesehen…

Wie geht es weiter?

…und das wird auch 2023 zu sehen sein, wenn wieder 24 Teams in den Asiencup starten, auf einem Kontinent, der mit Mühe und Not fünf, sechs halbwegs konkurrenzfähige Teams zusammen kratzt. Das eigentlich im Sommer in China geplante Turnier wurde wegen der nach wie vor herrschenden Corona-Beschärnkungen im Reich der Mitte nach Katar verlegt, eine Verschiebung auf den WM-Termin im Winter liegt nahe – womöglich auf auf Jänner/Februar 2024, zeitgleich zum Afrikacup.

Bei der WM 2026 dürfen dann acht Teams vom asiatischen Verband bei der Endrunde teilnehmen. Fünf davon kann man ohne große Phantasie vorhersagen, auch Katar und die VAE haben dann gute Chancen auf die erste sportlich erreichte Endrunde überhaupt bzw., im Falle der Emirate, seit 1990.

]]>
https://ballverliebt.eu/2022/12/12/asien-wm-2022-katar-japan-suedkorea-saudi-australien-iran/feed/ 1
WM 2022-Halbfinale: Ohne Neymar, Ronaldo und England (Podcast) https://ballverliebt.eu/2022/12/11/wm-2022-halbfinale-ohne-neymar-ronaldo-und-england-podcast/ https://ballverliebt.eu/2022/12/11/wm-2022-halbfinale-ohne-neymar-ronaldo-und-england-podcast/#respond Sat, 10 Dec 2022 23:06:42 +0000 Argentinien ringt die Niederlande nieder, Brasilien ringt Kroatien nicht nieder, Frankreich setzt sich gegen England durch und Portugal scheitert an Marokko. Ronaldos Tränen, Messis Genie und ein paar sehr fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen gibt es in diesem Podcast.

Und die Innenansicht aus Nordamerika. Unser Supporter Florian Ederer schaltet sich aus den USA zu und liefert Expertise über die Entwicklungen im ersten ausgeschiedenen Kontinentalverband: dem CONCACAF. Wie ist das Abschneiden von Mexiko, Kanada und der USA zu bewerten und erklären? Die tragen ja 2026 gemeinsam die nächste WM aus.

]]>
https://ballverliebt.eu/2022/12/11/wm-2022-halbfinale-ohne-neymar-ronaldo-und-england-podcast/feed/ 0
Die CONCACAF-Teams bei der WM 2022: Junges US-Team auf der Überholspur https://ballverliebt.eu/2022/12/08/concacaf-wm-2022-usa-mexiko-kanada-costa-rica/ https://ballverliebt.eu/2022/12/08/concacaf-wm-2022-usa-mexiko-kanada-costa-rica/#comments Thu, 08 Dec 2022 21:45:10 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=18447 Die CONCACAF-Teams bei der WM 2022: Junges US-Team auf der Überholspur weiterlesen ]]> In vier Jahren geht die WM in den USA, Mexiko und Kanada über die Bühne. Die drei Co-Gastgeber fliegen mit gemischten Gefühlen vom Persischen Golf nach Hause – zwar war wie seit Einführung des Achtelfinales 1986 immer auch diesmal ein Concacaf-Team vertreten, aber es war nicht der traditionelle Platzhirsch Mexiko, sondern das junge US-Team, das aufzeigte. Auch Kanada verkaufte sich beim ersten Antreten seit 36 Jahren achtbar, Costa Rica steht vor einem kompletten Umbruch.

Link-Tipps:
Die CONCACAF-Teams in Brasilien 2014
Die CONCACAF-Teams in Russland 2018

USA: Junges Team mit Potenzial

Was wird von Teilen der amerikanischen Fan-Basis auf Gregg Berhalter eingedroschen! Seinen Posten habe er nur Vetternwirtschaft zu verdanken (dass sein Bruder Jay hochrangiger Manager beim US-Verband war, hat tatsächlich eine schiefe Optik). Seine Taktik zu einfältig, seine Nominierungen unverständlich, er wäre unfähig ein Team zu entwickeln und der nicht von der Hand zu weisende Erfolg wäre trotz Berhalter zu Stande gekommen, nicht wegen ihm.

Die Eindrücke von dieser WM bestätigen die Heftigkeit der Kritik nicht. Aufstellung, Taktik und In-Game-Coaching beim starken 0:0 gegen England waren nahe an der Perfektion; beim 1:1 gegen Wales kassierte man den späten Ausgleich dank eines patscherten Elfmeter-Fouls, den Iran hatte man im entscheidenden Spiel eine Stunde lang bombenfest im Griff. Und all das mit einer blutjungen Truppe mit 24,9 Jahren im Schnitt, in der nur ein einziger (Reserve-Rechtsverteidiger Yedlin) schon mal bei einer WM war (2014 wurde er dreimal eingewechselt).

Die fehlende Torgefahr, wenn man ein Spiel selbst zu gestalten hat, war aber sehr wohl auffällig: Der Übergang vom Mittelfeld ins Angriffsdrittel war oft holprig, so wurden auch die dünnen 1:0-Führungen gegen Wales tatsächlich und gegen den Iran beinahe verdaddelt. Der sparsame Einsatz des talentierten Gio Reyna wird Berhalter von seinen Kritikern (wohl nicht ganz zu Unrecht) mahnend an den Kopf geworden. Die Art und Weise, wie er und seine Buben am Feld gegen Holland beim 1:3 im Achtelfinale nie ein strategisches Mittel fanden, ebenso.

Nachdem den Amerikanern 2017 die sagenhafte Peinlichkeit passiert ist, mit einer nicht gerade in Würde gealterten Truppe das WM-Ticket gegen Panama und Honduras zu verspielen, hat sich Berhalter mit viel Probieren einen Stamm herausgearbeitet, der wunderbar harmoniert und auch zu nuancierten systemischen Anpassungen fähig ist (wie das 4-4-2 mit gleichem Personal gegen England und den Iran). Das ist keine Basis, um Weltmeister zu werden, aber man steht tatsächlich derzeit recht eindeutig besser da als der Erzrivale von South of the Border.

Mexiko: Crash

Das Nations-League-Finale im Juni 2021 hat Mexiko gegen die USA verloren, das Goldcup-Finale im August 2021 ebenso, im Mai 2022 haben die UNAM Pumas das Champions-League-Finale gegen die Seattle Sounders verloren (2:2 und 0:3) und nun, im November 2022, ist Mexiko erstmals seit 1978 in der WM-Vorrunde picken geblieben, während die USA das Achtelfinale erreicht haben.

Einerseits waren die spielerischen Leistungen sowohl beim 0:0 gegen Polen als auch beim 2:1 gegen Saudi-Arabien in Ordnung, aber die Torgefahr ließ schwer zu wünschen übrig. Der Aufstieg ins Achtelfinale war in dieser doch relativ schwachen Gruppe Pflicht, dem ängstlichen Auftritt beim 0:2 gegen Argentinien zum Trotz. Die Abwehr war nach Expected Goals die viertbeste der Vorrunde, der Angriff auch nicht harmloser als jener der US-Nachbarn.

Und doch ist beim US-Team jenes Entwicklungspotenzial erkennbar, das in Mexiko zu fehlen scheint. Ob Chichaito Hernández (33) – der bei den LA Galaxy eine starke Saison gespielt, sich aber offenkundig mit dem Verband überworfen hat – die ein, zwei nötigen Tore erzielt hätte? Oder ein fitter Raúl Jiménez (31)? Möglich, aber müßig zu debattieren. Fakt ist: Unter den Top-20 Torschützen der mexikanischen Liga sind nur zwei Mexikaner (Martín und Barragán) und keiner von den beiden ist jünger als 30 Jahre.

Der mexikanische Verband gilt als Schlangengrube, in der zahlreiche Interessensgruppen – neben Funktionären, Sponsoren und Vereinen sogar die TV-Partner – am jeweils eigenen Strang ziehen. Tata Martino hat die Arbeit in Mexiko sichtlich keinen Spaß gemacht, seine Reputation hat gelitten und der feige Zugang gegen Argentinien wird ihm besonders übel genommen. Einfach nur den Trainer auszutauschen und darauf zu bauen, dass damit alles wieder gut ist, wird aber nicht reichen. Dafür herrscht viel zu große Unruhe im Umfeld. Sicher hat Martino Fehler gemacht, aber er alleine ist für die Krise in Mexiko sicher nicht verantwortlich. Der nach den wiederholten Tiefschlägen gegen die USA herrschende Panik-Modus im Verband wohl schon eher. Treibsand eben.

Das Durchschnitts-Alter der WM-Truppe liegt schon bei 28,5 Jahren, die U-20 hat den Sprung zur WM durch ein Aus gegen Guatemala verpasst. Aber dass es überhaupt keine guten Jungen gibt, ist einfach nicht wahr: Eine um Ochoa und Martín aufgebesserte U-23 hat letztes Jahr Olympia-Bronze geholt und dabei Tore fast nach Belieben erzielt (4:1 gegen Frankreich, 3:0 gegen Südafrika, 6:3 gegen Südkorea im Viertelfinale, das Halbfinale gegen Brasilien ging ins Elferschießen).

Kanada: Mit wehenden Fahnen verloren

Als Kanada 1986 zum ersten und bisher einzigen Mal bei einer WM aufgekreuzt ist, tat man das mit einer Horde von Hallenfußballern (kein Witz!). Diesmal kam eine Mischung aus einigen verdienten Routiniers und ganz vielen, talentierten Jungs; eingestellt von John Herdman, der schon aus Kanadas Frauen ein Team ein Team der erweiterten Weltspitze gemacht hat.

Herdmans Frauen waren eines der flexibelsten Teams der Welt und eines der besten gegen den Ball. Herdmans Männer agieren auch aus verschiedenen Systemen heraus (3-4-3 mit Davies als Wing-Bank bzw. 4-4-2 mit Davies als LM mit Adekugbe als LV hinter ihm); der Spielstil ist aber etwas anders. Es wird zwar nicht wirklich gepresst, aber die flinken und trickreichen jungen Burschen – Davies links, Buchanan rechts – sorgen mit unberechenbaren Dribblings und hoher Explosivität für schnelles Überbrücken des Mittelfeldes und gerade die betagten Belgier hatten damit brutale Probleme.

In diesem Spiel wurde aber auch das Problem der Kanadier bei dieser WM schon deutlich: Die fehlende Routine auf diesem hohen Niveau. Belgien überlebte den kanadischen Drang und gewann, gegen Kroatiens starkes Mittelfeld war man trotz früher Führung machtlos und die disziplinierte marokkanische Defensive ließ zwar den einen oder anderen Schuss zu, aber auch hier brauchte es ein Eigentor.

So fährt Kanada mit drei Niederlagen im Gepäck nach Hause, ist aber – anders als der sang- und klanglos untergegangene Gastgeber Katar – immerhin mit wehenden Fahnen untergegangen und hat sicherlich einige Sympathisanten gefunden. Die jungen Burschen von jetzt sind 2026 im besten Fußballer-Alter, mit der Erfahrung von drei weiteren Jahren können sie dann tatsächlich ein seriöser Achtelfinal-Kandidat sein.

Costa Rica: Wie mit dem Rollator

Wer hatte den wenigsten Ballbesitz beim Turnier? Costa Rica mit 31 Prozent. Wer hatte den höchsten xG-Wert bei Gegentoren? Costa Rica. Wer stellt mit 30,0 Jahren das älteste Team der WM? Costa Rica – und hätten nicht mit Contreras vorne und Bennette auf dem Flügel zumindest zwei junge Leute gespielt, hätte man angesichts der überschaubaren Tempos der hoffnungslos überalterten Truppe noch mehr den Eindruck gehabt, es wären einige mit dem Rollator unterwegs.

Sechs Stammspieler des Teams, das 2014 sensationell ins Viertelfinale gekommen war, sind immer noch dabei (Navas, Duarte, Borges, Tejeda, Ruiz und Campbell). Aus dem 5-4-1 mit kurzen, scharfen Pressingwegen und der auffälligen Abwehrfalle ist ein plumper, tiefer Block geworden, mit dem man die Spiele mit unterschiedlichem Erfolg zu überleben versuchte. Das 0:7 gegen Spanien war schauderhaft und dass die Ticos mit dem einzigen Torschuss in den ersten zwei Spielen Japan 1:0 besiegten, ist ein veritabler Treppenwitz. Immerhin, einem nervlich fragilem und bei Kontern anfälligen deutschen Team lehrte man kurzzeitig das Fürchten.

Aber im Ganzen ist die Qualität einfach nicht (mehr) da, um auf WM-Niveau auch nur halbwegs sinnvoll mitspielen zu können. „Schon im ersten Spiel wurde offensichtlich, dass die Ticos seither nur älter wurde, aber nicht besser“, hieß es an dieser Stelle 2018 über Costa Rica. Mittlerweile ist man achteinhalb Jahre älter als 2014 und man sah auch so aus. Nachdem fünf der letzten sechs Endrunden erreicht wurden, steht nun bei Costa Rica ein brutaler Schnitt an.

So lief die Qualifikation

Wer hat gefehlt?

Wenn man sich vor Augen führt, wie wenig konkurrenzfähig schon Costa Rica war, kann man behaupten: Niemand hat gefehlt, der die WM aus fußballerischer Sicht bereichert hätte. Panama war 2018 dabei und damals bilanzierte Ballverliebt: „So tapfer sich die Panamaer auch gewehrt haben: Sie waren das schlechteste Team dieses Turniers, es hilft alles nichts“.

Honduras war 2010 und 2014 dabei und war robust, aber minderbemittelt. Trinidad bringt seit der (vorzeigbaren) Teilnahme 2006 kaum noch einen Fuß auf den Boden, ist schon in der Vorrunde gegen St. Kitts ausgeschieden. Jamaika war 2015 (unter Winnie Schäfer) und 2017 (unter Theo Whitmore) im Goldcup-Finale, für den kommenden Goldcup hat man sich Heimir Hallgrimsson geholt – Islands WM-Coach von 2018 auf der Reggae-Insel im Karibik, eine spannende Liaison.

Wie geht’s weiter?

Im März wird die Haupt-Phase der laufenden Nations League finalisiert, in der wohl die USA, Mexiko, Kanada und Panama ins Final-Four kommen dürften; im Juni und Juli 2023 steht dann der nächste Gold-Cup auf dem Programm. Neben den großen üblichen Verdächtigen und kleinen Glücksrittern aus der B- und C-Gruppe der Nations League (schon mal was von Bonaire gehört?) ist wie schon beim letzten Mal auch Katar als Gast mit dabei – sofern es sich mit dem Asiencup zeitlich ausgeht.

Im Jahr 2025 folgt dann noch ein weiterer Gold-Cup, die Qualifikation für die WM 2026 ist dann schon im Laufen. Neben den drei Gastgebern sind noch drei weitere Concacaf-Teams fix dort dabei, ein weiterer darf ins interkontinentale Playoff.

]]>
https://ballverliebt.eu/2022/12/08/concacaf-wm-2022-usa-mexiko-kanada-costa-rica/feed/ 1
WM 2022-Viertelfinale: Ohne Spanien, ohne Ronaldo? (Podcast) https://ballverliebt.eu/2022/12/08/wm-2022-viertelfinale-ohne-spanien-ohne-ronaldo-podcast/ https://ballverliebt.eu/2022/12/08/wm-2022-viertelfinale-ohne-spanien-ohne-ronaldo-podcast/#respond Thu, 08 Dec 2022 16:55:00 +0000 Das Achtelfinale der WM ist geschlagen und es hatte durchaus seine Sensationen zu bieten. Im Viertelfinale warten nun richtige Kracher als Vorbereitung auf vielleicht noch größere. Ist Ronaldo over? Wie stehen die Chancen auf ein Halbfinale mit Brasilien gegen Argentinien? Und muss England gegen Mbappe die Segel streichen?

]]>
https://ballverliebt.eu/2022/12/08/wm-2022-viertelfinale-ohne-spanien-ohne-ronaldo-podcast/feed/ 0
WM 2022: Das war die Gruppenphase (Podcast) https://ballverliebt.eu/2022/12/02/wm-der-schande-das-war-die-gruppenphase/ https://ballverliebt.eu/2022/12/02/wm-der-schande-das-war-die-gruppenphase/#respond Fri, 02 Dec 2022 16:54:29 +0000 Deutschland ist raus und von Geheimfavoriten sollte lieber niemand mehr sprechen. Tom und Philipp sind endlich beide wieder gesund und bei Stimme. Und sie ziehen Bilanz: Das war die Gruppenphase der WM 2022 in Katar.

]]>
https://ballverliebt.eu/2022/12/02/wm-der-schande-das-war-die-gruppenphase/feed/ 0
Die WM 2022, oder: Bringen wir den Mist hinter uns https://ballverliebt.eu/2022/11/20/die-wm-2022-oder-bringen-wir-den-mist-hinter-uns/ https://ballverliebt.eu/2022/11/20/die-wm-2022-oder-bringen-wir-den-mist-hinter-uns/#comments Sun, 20 Nov 2022 09:24:27 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=18402 Die WM 2022, oder: Bringen wir den Mist hinter uns weiterlesen ]]> Jetzt also Katar. Seit über einem Jahrzehnt ist diese Veranstaltung der größte Stein des Anstoßes in der weltweiten Sport-Politik. In den kommenden vier Wochen rollt in dem Wüsten-Emirat der Ball, nachdem zwölf Jahre lang eine Lawine der Kritik über das Land hinweg gerollt ist. Das ist ein Zeichen, dass eben nicht mehr jedes autoritäte Regime mit jedem allzu offensichtlichen Versuch des Sportswashings davon kommt. Nichts dafür können die Spieler: Sie würden sicher auch gerne woanders um den Titel spielen.

Sichtbarkeit schaffen – nur, welche?

Katar ist ein gesellschaftspolitisches Shithole Country. Die rund 300.000 „echten“ Kataris, die mit Staatsbürgerschaft, leben das Dolce Vita: Was das Pro-Kopf-BIP angeht, liegen weltweit nur drei Länder besser, Existenz- oder gar Geldsorgen gibt es für sie nicht. Das System ist auf institutionellem Rassismus aufgebaut: Die 2,4 Millionen Ausländer in Katar haben keinerlei Rechte – dafür gibt es das „Kafala“-System. Begründung: Sonst wären die Kataris ja in siebenfacher Unterzahl im eigenen Land. Die Kafala-Sklaven dürfen ohne Erlaubnis ihres Herrn nicht mal das Land verlassen.

Menschenrechte zählen nichts, Frauenrechte wenig (wenn auch immerhin mehr als etwa in Saudi-Arabien, small mercies), für die LGBTQ*-Community ist Katar lebensgefährlich. Katar hat zudem pro Kopf den höchsten CO2-Ausstoß der Welt.

Grafik: Katapult Magazin

Das seit 1972 unabhängige Emirat hat in den 1990ern darauf gewettet, dass Erdgas mal sehr wichtig werden würde, hat alles auf diese Karte gesetzt und gewonnen. Das Land mit der Größe von Oberösterreich ist der fünftgrößte Erdgas-Exporteur der Welt, noch vor Saudi-Arabien. Man will sich als Global Player etablieren und sich damit auf der Welt unverzichtbar machen – vor allem als Existenzgarantie gegenüber den rivalisierenden großen Nachbarn Iran und Saudi-Arabien. Sportswashing ist ein elementarer Teil dieser Strategie.

Motorrad-Rennen seit 2004, Asien-Cup im Fußball 2011, Handball-WM 2015, Leichtathletik-WM 2019, die Formel 1 seit 2021 und, am allerwichtigsten, eben die Fußball-WM 2022.

Katar kommt nicht mehr davon

Wie viele Gastarbeiter aus Ländern wie Nepal, Pakistan und dem Sudan beim Bau der sieben neuen Stadien ums Leben gekommen ist, ist unmöglich zu quantifizieren – vor allem, weil sich nicht messen lässt, wie viele aufgrund der Bedingungen (Hitze, mangelnde Versorgung, etc.) gestorben sind, und nicht direkt bei Arbeitsunfällen. Die Zahl wird wohl in die Tausende gehen. Dass FIFA-Präsident Gianni Infantino am Tag vor dem Eröffnungsspiel zur Aussage hinreißen ließ, dass es sich ja schon deshalb nicht um sklavenartige Umstände handelt, weil die Arbeiter ja besser bezahlt würden als in ihren Heimatländern – durch die Bank die größten Hungerleider der Welt – ist an Zynismus kaum zu übertreffen.

Infantino selbst hat medienwirksam seinen Hauptwohnsitz nach Katar verlegt und hat zuletzt beim G20-Gipfel in Bali nur notdürftig verklausuliert Partei für Russland ergriffen, jenem Land, das er vor vier Jahren bescheinigt hatte, die beste WM aller Zeiten veranstaltet zu haben.

Kritik gab es schon an Russland 2018, letztlich ist das Land diesbezüglich noch relativ ungeschoren davongekommen. Dieser Luxus wird Katar nun nicht mehr zuteil. Seit das Land vor ziemlich genau zwölf Jahren die WM zugesprochen bekommen hat, gab es im globalen Westen – jenem Teil der Welt, dem sich Katar als Geschäftspartner in Erdgas-Fragen anbiedern will – praktisch nur negative Schlagzeilen. Die WM beginnt und das Sportliche ist so gut wie kein Thema, sondern nur, dass so ein Event in so einem Land eine gewissenstechnische Unmöglichkeit ist.

Das Last-Minute-Verbot von Bier in den Stadien und drumherum (mit Ausnahme der VIP-Bereiche) ist für sich nur ein Detail, fügt sich als Symbol jedoch durchaus in den Reigen von Hinweisen ein, was die warmen Worte von Uli Hoeneß, Pep Guardiola, David Beckham und Gary Neville langfristig wert sein werden. Dieses Verbot „dürfte auch ein Hinweis darauf sein, wie wenige der Zugeständnisse an den Westen nach dem Turnier noch bleiben werden. Im Fall von Bier nicht so wichtig, bei anderen Themen ganz sicher“, wie es Max-Jacob Ost vom Rasenfunk treffend formulierte.

PR-Debakel statt Sportswashing

Nicht außer Acht lassen sollte man bei alldem, dass andere Regionen dieser Erdkugel in der westlichen Kritik an Katar durchaus jene Heuchlerei sehen, die Infantino in seiner Rede vor WM-Start angesprochen hat. In Afrika etwa, wo der FIFA-Präsident durchaus Ansehen genießt, hört man aus vielerlei Quellen, dass man im West ja quasi reflexartig alle Austragungsorte als minderwertig betrachte, die nicht in Europa oder Amerika liegen – und dass sich der Westen mal schön zurückhalten soll, was das Anprangern von Sklavenarbeit angeht. Schließlich beruht die Macht und der Wohlstand des Westens maßgeblich an der rücksichtslosen Ausbeutung der ärmeren Weltregionen.

Gerade der letzte Punkt ist gleichermaßen nicht von der Hand zu weisen und geht doch am Kern der Diskussion vorbei. Zumal da wie dort die Ärmsten der Armen die Leidtragenden sind.

Katar 2022 ist das erste Großereignis in einem – sagen wir mal so – umstrittenen Land, bei dem der Plan des Sportswashings so gar nicht aufgeht. Das war bei Peking 2008 und 2022 vermutlich aufgrund der bereits existierenden politischen Macht Chinas noch nicht so, Putin konnte sich 2014 und 2018 ohne geminderten Werbewert in der Rolle des Gastgebers sonnen. Selbiges gilt für das F1-Rennen etwa in Saudi-Arabien, wo Alexander Wurz die neue Strecke entwirft, und das jährliche Wrestling-Event von Vince McMahons WWE, wo man hinter vorgehaltener Hand ein schlechtes Gewissen durchklingen lässt, während man offiziell sehr froh um das Geld ist, das „Crown Jewel“ bringt.

Wie weit geht der Boykott?

Ganz abgesehen von der Fußball-WM 1978 in der ekelhaften Militär-Diktator in Argentinien, die rund 60.000 politische Gegner liquidert hat, und über die Berti Vogts einst ungeniert sagen durfte, er habe keine politischen Gefangenen gesehen, so schlimm konnte es ja also wohl nicht sein.

Andererseits sollte man nicht in die Falle laufen, auch noch den Zeitpunkt als allzu großes Negativum auszulegen. Zum einen ist das, verglichen mit dem Leid der Gastarbeiter in Katar, wirklich eine Petitesse. Andererseits muss die Frage schon erlaubt sein, warum man letztes Jahr schrie, es wäre doch ein Wahnsinn, die Olympischen Spiele von Tokio im Juli abzuhalten, wo die Hitze unerträglich ist – es andererseits jedoch genauso ein Wahnsinn sein soll, wegen der Hitze die Fußball-WM in den Winter zu legen. Can’t have it both ways.

Zuletzt ergab eine Umfrage des market-Instituts, dass 44 Prozent der Menschen in Österreich die WM boykottieren wollen. Das klingt erstmal viel, ein Vergleich mit den Zahlen von 2018 zeigt jedoch, dass das gegenüber dem Turnier in Russland ein Verlust von „nur“ 20 Prozent der Seher bedeutet – weil ja bei den 44 Prozent jene Leute, die sich ohnehin nicht für Fußball interessieren, auch dabei sind. Vier von fünf österreichischen tatsächlich oder auch nur am Rande am Fußball interessierten Menschen haben sich also gegen einen Total-Boykott entschieden.

Und ob am Ende nicht doch wieder fast alle einschalten, wird sich zeigen. Bei Olympia in Peking 2022 waren die Zuschauer-Zahlen am ORF praktisch die selben wie bei Olympia in Südkorea vier Jahre zuvor, in einem freien Land und in einer vergleichbaren Zeitzone.

Selbst Amnesty International ließ wissen, dass es für einen Boykott längst zu spät sei. Im Gegenteil rät die Organisation, jetzt umso genauer hinzusehen, was in Katar geschieht und wie die Bedingungen dort sind. Die Berichterstattung der letzten Wochen, Monate und Jahre zeigt, dass genau das auch der Fall ist.

Ein Titel ist hier nicht weniger Wert

Und am Ende wird in den kommenden vier Wochen ja tatsächlich auch eine Fußball-WM ausgespielt. Wie bei den 21 Turnieren bisher werden auch 2022 sportliche Entwicklungen in komprimierter Form widergegeben werden, es gibt Enttäuschte und Überraschende – letztere aufgrund der nicht vorhandenen Vorbereitungszeit vermutlich mehr als sonst. Zudem machten in der Nations League im Juni und im September die europäischen Top-Teams eher einen bleiernen Eindruck, während sich Argentinien und Brasilien mangels europäischer Gegner (weil die ja Nations League spielten) auf lateinamerikanischem Terrain einen Spaß aus weniger guten Kontrahenten gemacht haben. Die Chance für einen Außenseiter wie Uruguay? Seit 1954 hat es keinen echten Überraschungs-Weltmeister mehr gegeben. Lange her.

Es lässt sich auch schwer argumentieren, dass ein WM-Titel für Lionel Messi, einer für Neymar, einer für Virgil van Dijk, für Kevin de Bruyne oder – wer weiß – sogar einer für Harry Kane nicht gilt, nur weil er in Katar errungen worden ist.

Wir sind nicht vor Ort und es wäre billig zu sagen, dass wir es auch nicht wären, wenn sich die Gelegenheit dafür ergeben hätte (und nein, wir wären definitiv nicht vor Ort, selbst wenn sich die Gelegenheit dafür ergeben hätte). Katar wird für die Art und Weise, wie man die WM vor zwölf Jahren bekommen hat und die Art und Weise, wie man sich seither im Umgang mit dieser WM verhalten hat, weltweit durch einen medialen Pool der Schande gezogen.

Gleichzeitig wäre es unfair den 32 Teilnehmern gegenüber, so zu tun, als gäbe es das Turnier nicht. Darum werden wir als Sport-Medium auch nicht so tun, als gäbe es die WM nicht. Wir hassen die FIFA dafür, dass sie uns allen eine WM in Katar antut. Die Spieler auf dem Feld können dafür nichts, wie groß der Gewissens-Zwiespalt auch sein mag.

Also bringen wir den Mist hinter uns.

]]>
https://ballverliebt.eu/2022/11/20/die-wm-2022-oder-bringen-wir-den-mist-hinter-uns/feed/ 3
Ernüchternde Bilanz einer ernüchternden WM-Quali https://ballverliebt.eu/2021/11/20/bilanz-wm-quali-2022-osterreich-foda-milletich-israel/ https://ballverliebt.eu/2021/11/20/bilanz-wm-quali-2022-osterreich-foda-milletich-israel/#respond Sat, 20 Nov 2021 07:02:32 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17928 Ernüchternde Bilanz einer ernüchternden WM-Quali weiterlesen ]]> Mit einem 4:2 gegen Israel und einem 4:1 gegen Moldawien beschließt das ÖFB-Nationalteam die WM-Qualifikation und liegt am Ende auf dem vierten Platz, hauchdünn hinter Israel. Am März geht es ins Playoff, man ist dort jenes Team mit der schlechtesten Bilanz aller zwölf Teilnehmer. Welche Bedeutungskraft haben die beiden Erfolge in den letztlich völlig bedeutungslosen letzten beiden Matches?

Das 4:2 gegen Israel

Österreich – Israel 4:2 (0:1)

In der ersten Halbzeit war eine Strafraumbesetzung bei ÖFB-Team de facto nicht vorhanden. Nicht nur einmal zog Marco Grüll in Richtung Strafraum, in dem kein einziger Mitspieler stand – die waren alle außerhalb postiert. Entsprechend gering war die Torgefahr. Das wurde nach dem Seitenwechsel deutlich besser: Da standen oft drei bis vier ÖFB-Spieler in der Box, damit wurde auch die israelische Abwehr mehr beschäftigt und vor allem Hatem Elhamed zeigte massiv Wirkung, Alleine zwischen der 66. und der 72. Minute drehte der Verteidiger von Hapoel Be’er-Sheva unter Gegnerdruck drei üble Korken, einer davon führte zum Tor zum 3:2.

Generell funktionierte das Anlaufen im zweiten Spielabschnitt gut: Es gab viele Ballgewinne, ähnlich wie in der Anfangsviertelstunde beim Hinspiel in Haifa, und ein defensives Umschalten von Israel gab es kaum noch. Österreich fand viel Raum vor und es gab in der Folge zahlreiche Torchancen.

Da es Österreich in der zweiten Halbzeit gelang, sich länger und nachhaltiger in der gegnerischen Hälfte festzusetzen, wurden auch Grillitsch und Seiwald im Mittelfeld-Zentrum entlastet. Zuvor waren die beiden permanent am Auf- und Absprinten, weil die beiden einen Riesenraum zwischen Abwehrreihe und Angreifern abdecken mussten, um dort die Räume für die Israelis eng zu machen. Im Aufbau war Grillitsch viel mehr eingebunden als Debütant Seiwald, der vor allem dann die Anspiele bekam, wenn zwei bis drei Israelis in seiner unmittelbaren Nähe standen. Der Jungspund löste diese Situationen aber zumeist gut auf.

Das 4:1 gegen Moldawien

Österreich – Moldawien 4:1 (2:0)

Gegen Moldawien hatte es Österreich wesentlich einfacher. Wie Israel stellte sich auch dieser Gegner in einem 5-3-2 auf, die Außenbahnen ließen die Gäste erstaunlich frei und sie schafften es auch nicht, Druck auf die österreichische Zentrale auszuüben.

So konnte sich Grillitsch ungestört die Bälle zwischen den Innenverteidigern abholen, damit nach vorne gehen und die Pässe verteilen. Auf der linken Seite waren sowohl Ulmer als auch Grüll bemüht, steil zu gehen. Die Abstimmung der beiden passte nicht immer, klappte im Ganzen aber recht gut. Ähnliches galt für Trimmel und Schaub auf der linken Seite, der Köln-Legionär zeigte sich als deutliches Upgrade zum gegen Israel wirkungslosen Schöpf.

Österreich nützte die Überlegenheit zu einer verdienten 2:0-Pausenführung und ein erstaunlich bescheuertes Elfmeter-Foul von Posmac führte zum 3:0 per Straßstoß. Nach einer Stunde nahm Foda dann Grillitsch, der das Spiel diktiert hatte, zugunsten von Dejan Ljubicic vom Feld. Die direkte Folge war, dass das Aufbauspiel Österreich spürbar erlahmte und die Moldawier etwas Luft zum Atmen bekamen.

Trotz des moldawischen Anschlusstreffers bestand aber nie die Gefahr, dass das Match kippen könnten und das ÖFB-Team kam zu einem ungefährdeten 4:1-Erfolg.

Und was machen wir nun mit dieser Qualifikation?

Den beiden Pflichtsiegen – bei denen alleine 8 der 19 Tore erzielt wurden – zum Trotz: Der vierte Platz ist in dieser Gruppe ein indiskutables Endresultat und selbst der dritte Platz, zu dem nur ein Tor gefehlt hat, wäre kaum besser. Schottland hat drei Spieler mit gehobenem Premier-League-Niveau, sonst kaum mehr als brave Zweitliga-Kämpfer. Israel hat zwei Stürmer mit Qualität, aber sonst nicht mehr besonders viel.

Der zweite Platz hinter den tatsächlich sehr guten Dänen hätte für Österreich das absolute Minimum sein müssen, und es hätte nicht mal eng sein dürfen. Schon vor zwei Jahren machten Foda und das ÖFB-Team deutlich härtere Arbeit aus einem zweiten Quali-Platz, als notwendig gewesen wäre, und zwar in einer vergleichbar schwachen Gruppe. Wurde 2019 aus überwiegend mäßigen Leistungen zumindest noch das erwartbare Minimum an Resultaten geholt, gelang 2021 nicht mal mehr das.

Seit dem Herbst 2018 wurde offensichtlich, dass Foda – anders als in seinen letzten Monaten als Sturm-Trainer – eben doch nicht langfristig über seinen Schatten springen kann. Dass er in der Tiefe seines Herzens ein Kontrollfreak ist, der nichts so sehr verabscheut wie Risiko auf dem Fußballfeld. Stabilität in der Defensive geht ihm über alles, gefährliche Pässe in der Eröffnung sollen um jeden Preis verhindert werden. Dennoch gab es in der Quali für die EM 2020 neun Gegentore in zehn Spielen. Nur zwei der 20 direkt qualifizierten Teams kassierte noch mehr.

Es wirkte, als wolle Foda in der Folge noch mehr die defensive Absicherung haben, die Abwehrreihe stand verglichen mit der Angriffsreihe immer sehr tief, ging praktisch nie über die Mittelinie hinaus. Gleichzeitig wurde aber vorne gepresst, in einer Intensität wie einst unter Koller, aber ohne die nötige Absicherung zwischen Pressingwelle und Abwehr. Die Folge war jener Kontrollverlust, den Foda unbedingt vermeiden wollte, und eine Flut an Gegentoren – besonders frappant beim 0:4 gegen Dänemark.

Dieses Phänomen, gleichzeitig hoch zu pressen und tief zu stehen – was nicht möglich ist – gab es bei Foda einst schon bei Sturm Graz zu sehen. Und auch damals hat es nicht nachhaltig funktioniert. „Foda ist ein durchschnittlicher Trainer, aber seine Mutlosigkeit reißt ihn auf ein unglaublich tiefes Niveau herab. Wenn er einmal seinen Mut zusammennimmt (in den seltenen Fällen), dann gehen da plötzlich wirklich ein paar Türen auf“, analysierte unser Leser martidas nach dem 0:1 in Kopenhagen, und weiter: „Ich habe, glaube ich, noch nie einen Trainer gesehen, der so sehr an seinem eigenen Charakter scheitert, weit mehr als an seinen Fähigkeiten.“

Nichts davon ist neu, alles ist bekannt und der Achtelfinal-Einzug bei der EM hat auch keine Veränderung zum Positiven gebracht. Eher im Gegenteil.

Abstimmung mit den Füßen

Die Tage von Franco Foda als ÖFB-Teamchef sind nach menschlischem Ermessen bald gezählt, es bräuchte schon ein Wunder in Form von zwei Playoff-Siegen im März, um ihn im Amt zu halten. Die Fans haben ohnehin schon längst mit den Füßen abgestimmt. Waren unter Marcel Koller noch im Schnitt 42.200 Zuseher, 47.500 Zuseher und 33.900 Zuseher bei den jeweils fünf Heimspielen der drei Turnier-Kampagnen, war es schon beim Weg zum EM-Ticket unter Foda nur noch 28.600.

Das einzige kompetitive Heimspiel 2021, bei dem Zuseher erlaubt waren – dem ersten Heimspiel nach der erfolgreichen EM – lockte gegen Schottland keine 20.000 Zuseher ins Happel-Stadion und die, die da waren, forderten unmissverständlich den Rauswurf des Teamchefs. Natürlich ist es ein wenig unfair, die beiden bedeutungslosen Heimspiele noch dazuzurechnen, aber aus den drei zuschaueroffenen Herbst-Spielen gab es einen Schnitt von 8.300. Vierstellig war’s zuletzt 1990/91, in der berüchtigten Färöer-Qualifikation.

Und warum muss Foda nicht gleich gehen?

Koller wurde 2016/17 ebenso Vierter in seiner Gruppe und wurde mit freundlichen Worten, aber auch einem festen Tritt in den Hintern verabschiedet. Sportdirektor Willi Ruttensteiner, der nun als Israels Teamchef mit einem viel schlechteren Team als Österreich vor Österreich gelandet ist und der Koller 2011 gegen ein konsterniertes ÖFB-Präsidium durchgedrückt hat, wurde mit nicht besonders freundlichen Worten und einem noch festeren Tritt in den Hintern verabschiedet.

Und ÖFB-Präsident Leo Windtner wurde von einem Präsidium, das angeführt von Herbert Hübel seine Chance zur Revanche für 2011 gekommen sah, bei seiner letzten Wiederwahl so sturmreif geschossen, dass er keine Hausmacht mehr hatte und sein Amt nun folgerichtig abgab.

Die Gegenreformation, die sich 2017 angedeutet hat, scheint vollzogen.

Das heißt aber nicht, dass sich Schöttel und Foda ihrer Posten nun sicher sein können. Dass sie nicht mit der gleichen Vehemenz in die Wüste geschickt werden wie Koller und Ruttensteiner – die nachweislich mehr für den heimischen Fußball geleistet haben wie ihre jeweiligen Nachfolger – vor vier Jahren, ist erstaunlich genug. Dass Milletich und Schöttel am Rande des Matches gegen Moldawien ähnlich unkoordiniert aneinander vorbeigeredet haben wie Alexander Schallenberg und Wolfgang Mückstein, war aber schon auffällig.

Es scheint klar, dass Milletich zunächst die Personalie Sportdirektor geklärt haben will, ehe die Baustelle Teamchef angegangen wird. Gespräche mit Thomas Janeschitz wurden schon in Klagenfurt kolportiert. Dieser war 2009 Nachfolger des letzte Woche verstorbenen Paul Gludovatz als Leiter der ÖFB-Trainerausbildung geworden und wirkte auch als Co-Trainer von Marcel Koller.

Schöttel ist in seinen vier Jahren als Sportdirektor öffentlich vor allem mit wirren Pausen-Interviews bei Länderspielen und sonst großer Zurückhaltung aufgefallen, für die Akademien in den Bundesländern hat er sich dem Vernehmen nach nicht wirklich interessiert. Schöttel ist – anders als der im persönlichen Umgang als extrem schwierig geltente Willi Ruttensteiner – maximal uneitel und sehr angenehm. Aber den Eindruck, dass beim ÖFB wirklich was weitergegangen wäre, hat man eher nicht.

Hätte Milletich nun eine sofortige Foda-Entlassung durchgedrückt, wäre ihm der öffentliche Applaus sicher gewesen und er hätte jene Handlungskraft signalisiert, die Windtner in der letzten Phase seiner Präsidentschaft gefehlt hat. Aber er hätte nur ein Problem (Foda) durch ein anderes (Sportdirektor, dessen Verbleib nicht gesichert ist, sucht Nachfolger, der ohne vorheriges Kennenlernen des Teams in ein vermutlich aussichtsloses Playoff geht) ersetzt.

Wäre es klug gewesen, Foda schon nach den bodenlosen September-Spielen zu liefern? Vermutlich. Aber da war das Präsidium noch mit sich selbst beschäftigt. So hat man einen Herbst verloren, in dem man schon die Weichen stellen hätte können – in aller Ruhe, die Qualifikation war ja eh gelaufen. Dieses Vakuum hat Foda, so kann man annehmen, das Playoff gesichert.

Nur die Aussage, dass sich der Teamchef „das Playoff verdient“ habe, kann man so nicht stehen lassen. Drecks-Fußball ist noch tolerierbar, sei es auch mit Bauchweh, wenn er die Resultate liefert. Wenn Drecks-Fußball auch noch für Drecks-Ergebnisse sorgt – und zwar mit einem Kader, mit dem weder das eine noch das andere nötig wäre – ist das kein Anlass für eine Belohnung. Im Gegenteil.

]]>
https://ballverliebt.eu/2021/11/20/bilanz-wm-quali-2022-osterreich-foda-milletich-israel/feed/ 0