Jugend – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Mon, 22 Apr 2013 17:22:32 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 U17-EURO 2013: Kader, Österreich-Spielplan, Fan-Infos https://ballverliebt.eu/2013/04/04/u17-euro-2013-die-auslosung/ https://ballverliebt.eu/2013/04/04/u17-euro-2013-die-auslosung/#comments Thu, 04 Apr 2013 13:10:44 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8564 U17-EURO 2013: Kader, Österreich-Spielplan, Fan-Infos weiterlesen ]]> Österreichs Nachwuchs trifft bei der U17-Europameisterschaft 2013 in der Slowakei (ab 5. Mai) auf die folgenden Teams.

Nochmal kurz zur Erinnerung. Die besten zwei jeder Gruppe steigen ins Halbfinale auf, aber auch die zwei Gruppendritten qualifizieren sich für die U17-Weltmeisterschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten im Herbst des Jahres.

U17-Euro 2013 in der Slowakei

Gruppe A

Slowakei (Gastgeber)
Österreich
Schweiz
Schweden

Gruppe B

Russland
Ukraine
Kroatien
Italien

Teamchef Hermann Stadler: „Wir können mit der Auslosung zufrieden sein, sie hat zwei ausgeglichene Gruppen ergeben. Gegen die Slowakei und die Schweiz haben wir bereits gespielt und nicht verloren. Unser Ziel ist es, uns bestmöglich zu präsentieren und das Halbfinale zu erreichen.“

Was meint ihr. Hat die UEFA dem Team ein Traum- oder Höllenlos gezogen?

ÖFB-Spieltermine:

Österreich – Slowakei, 5. Mai, 14.30 Uhr
Österreich – Schweden, 8. Mai, 16.00 Uhr (live Eurosport)
Österreich – Schweiz, 11. Mai, 16.30 Uhr

ÖFB-Kader:

Tor: Marcel Hartl (AKA Ried), Alexander Schlager (AKA RB Salzburg)
Abwehr: Dominik Baumgartner (AKA St. Pölten), Petar Gluhakovic (AKA Austria Wien), Manuel Haas, Stefan Peric, Marcel Probst (alle AKA RB Salzburg), Michael Lercher (Werder Bremen)
Mittelfeld: Sascha Horvath (AKA Austria Wien), Valentino Lazaro (AKA RB Salzburg), Raphael Mathis (AKA Vorarlberg), Thomas Steiner (AKA Rapid), Lukas Tursch (FAL Linz)
Angriff: Adrian Grbic (Vfb Stuttgart), Luca Mayr (AKA Ried), Tobias Pellegrini (FAL Linz), Daniel Ripic (AKA RB Salzburg), Nikola Zivotic (AKA Austria)

TV-Übertragungen:

Eurosport überträgt das zweite Spiel der Österreicher und weitere ausgewählte Spiele live. Ein E-Mail an den ORF blieb leider unbeantwortet.

Faninfos:

Alle Begegnungen der ÖFB-Auswahl in der Gruppenphase finden in Dubnica nad Vahom statt. Das liegt etwa 200 Kilometer von Wien entfernt und ist über eine Fahrt über Bratislava am Schnellsten mit dem Auto erreichbar. Zugfahrten dauern (inklusive zweimal umsteigen) ab rund 3,5 Stunden und kosten ohne Ermäßigungen laut ÖBB-Onlinerechner rund 32€.


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Erst im Schock, dann ohne Hirn nach vorne – U21 verliert 0:2 gegen Bulgarien https://ballverliebt.eu/2011/11/10/erst-der-schock-dann-ohne-hirn-nach-vorne/ https://ballverliebt.eu/2011/11/10/erst-der-schock-dann-ohne-hirn-nach-vorne/#respond Thu, 10 Nov 2011 19:00:52 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6045 Erst im Schock, dann ohne Hirn nach vorne – U21 verliert 0:2 gegen Bulgarien weiterlesen ]]> Zum EM-Qualifikationsspiel der österreichischen U21 gegen Bulgarien (0:2) verlieren wir heute nicht viele Worte, haben aber zwei Animationen für euch vorbereitet, die das Problem der Österreicher nach dem schnellen 0:2-Rückstand aufzeigen sollen.

Österreich - Bulgarien (U21, EM Quali): Spielaufbauproblem der Österreicher

Österreichs 4-4-2 verwandelte sich in der Vorwärtsbewegung (die es bei zeitweise über 70 Prozent quasi immer gab) erst in ein 3-4-3, dann sogar in ein 3-2-5. Das Problem war der hirnlose Sturm nach vorne, der der Spielmacherrolle von Holzhauser völlig den Boden unter den Füßen wegzog. Wenn er den Ball bekam, waren längst alle Stürmer angekommen, zugedeckt und im Stillstand. Nur Linksverteidiger Farkas war zu diesem Zeitpunkt noch im Vorwärtsgang, der weite Pass auf ihn allerdings schwierig. Meist war dem Stuttgarter nur der Alibischupfer auf Schwab möglich, der dann vorm selben Problem stand. Beim Versuch den recht weiten Pass auf die Außenposition zu spielen schossen die Bulgaren dazwischen und konterten blitzschnell.

Die versuchte Lösung des Problems bot ein nachrückender Innenverteidiger (das Wort Konter hier bitte einfach ignorieren)

Dilaver deutete die „Lösung“ des Problems schon in der ersten Hälfte nach einer halben Stunde an, indem der Innenverteidiger aufrückte und in der Mitte das Spiel weniger ausrechenbar bzw. optionenreicher machte. In der zweiten Hälfte stellte Trainer Andi Herzog gleich Holzhauser auf diese Position um die offensiv komplett unambitionierten Bulgaren zu erdrücken. Die ließen sich davon aber nicht aus der Ruhe bringen und standen hinten diszipliniert. Der Nachteil, hinten mit diesem 2-3-5 besonders anfällig zu sein, kam deshalb kaum zum Tragen. Um einen Vorteil aus der offensiven Übermacht zu ziehen, war die Leistung der ÖFB-Elf aber zu schlecht.

Fazit: Mit dem katastrophalen Start der Österreicher war der Gameplan natürlich sofort zerstört. Nicht nur mussten die Bulgaren danach kein Risiko mehr eingehen und konnten dicht machen, auch das Selbstvertrauen fehlte dann völlig. Herzog reagierte zur Pause auf Probleme (und nahm noch mehr Risiko als die Grundaufstellung ohnehin schon abnötigte), konnte sie aber nicht wirklich lösen. Das nicht uninteressante Experiment ist damit voll in die Hose gegangen.

Es zeigt damit besonders gut auf, weshalb Herzog dringend in den Vereinsfußball sollte. Er selbst sprach nach dem Spiel davon, möglicherweise zu viel Risiko genommen und die Situation falsch eingeschätzt zu haben. Es muss einem jungen Trainer erlaubt sein, solche Versuche zu machen, seine Ideen auszuprobieren – mit einer Nationalelf gibt es dazu aber viel zu wenige Gelegenheiten. In der Qualifikation geht es um zu viel. In diesem Fall kostet es dem ÖFB-Nachwuchs wohl schon frühzeitig die Teilnahme an der Europameisterschaft. (tsc)

Österreich startete mit: Siebenhandl – Farkas, Dilaver, Dibon, Schimeplsberger – Holzhauser, Schwab – Royer, Teigl – Alar, Weimann (zur Pause kamen Elsneg und Schöpf für Teigl und Schimpelsberger; Nach einer Stunde ersetzte Tadic im Sturm Alar)

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Individuell und technisch besser, aber völlig harmlos – 2:2 in Schottland https://ballverliebt.eu/2011/10/10/individuell-und-technischer-besser-aber-vollig-harmlos-22-in-schottland/ https://ballverliebt.eu/2011/10/10/individuell-und-technischer-besser-aber-vollig-harmlos-22-in-schottland/#comments Mon, 10 Oct 2011 20:52:35 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5898 Individuell und technisch besser, aber völlig harmlos – 2:2 in Schottland weiterlesen ]]> Das Resultat ist okay. Aber das Spiel des österreichischen U21-Teams in Schottland war eher enttäuschend: Weil man ein klares Plus an Ballbesitz hatte, individuell und technisch die klar bessere Mannschaft war. Es aber dennoch nie gelang, wirkliche Torgefahr auszustrahlen. Die Tore? Zwei Einzelinitiativen.

Schottland - Österreich 2:2

Nicht nur die Aufstellung von Andi Herzog war sehr ähnlich der gegenüber der gegen Holland (lediglich Hopfer spielte statt des gesperrten Hierländer), auch die Einstellung. Die schottischen Defensivspieler wurden überhaupt nicht unter Druck gesetzt, sie konnten sich – wie Oranje zuletzt – die Kugel völlig unbedrängt hin und her schieben, erst ab der Mittellinie fing das ÖFB-Mittelfeld an, die Schotten zu attackieren. Das klappte ganz gut, natürlich auch, weil die Schotten nicht die technische Qualität der Holländer haben und auch nicht annähernd so ein hohes Tempo gehen können.

Mehr Initiative im Spiel nach vorne zeigten die Schotten, aber von einigen Schwammigkeiten in der ersten Viertelstunde stand Österreich defensiv ganz gut organisiert. Nur Florian Hart machte wieder den Eindruck, nicht so richtig mit dem Niveau der anderen mithalten zu können. Sein Gegenspieler Gregg Wylde bereitete ihm durchaus Probleme – auch, weil dieser gut die Seitenlinie hielt. Das machte der rechte Mittelfeldmann, Jonathan Russell, überhaupt nicht – er zog oft weit in die Mitte und ließ seine Flanke so recht offen.

Drazan nützt schottische Schwachstelle nicht

Was für die Schotten potentiell tödlich hätte sein können, denn ihr Rechtsverteidiger Ryan Jack war komplett überfordert, sobald der Ball in seine Nähe kam. Unerklärlicherweise wurder genau diese Schwachstelle der Schotten, die offene rechte Defensiv-Seite, von Dilaver und Drazan überhaupt nicht angebohrt. Dilaver blieb recht strikt hinten und Drazan vermied 1-gege-1-Situationen mit Jack, so oft es ging – viel eher schlug er weite, hohe Flanken aus dem Halbfeld. Die von der schottischen Innenverteidigung problemlos entschärft wurden oder – noch öfter – schlicht im Nirvana landeten.

Österreich ging zwar in Führung – Andi Weimann, mit Abstand der Österreicher mit dem meisten Drive, nützte eine Abstimmungsschwäche zwischen Jack und Wilson, zog aus 20 Metern am und sein krummer Schuss drehte sich ins Tor. Ein absoluter Cracker, aber halt wieder eine Einzelinitiative. Das waren die Angriffe gegen die Holländer, vor allem in der ersten Halbzeit, das war gegen Schottland nicht anders. Auch die Tatsache, dass Schwab sehr hoch stand und mehr hängende Spitze als Zehner war, half dem Aufbau nicht wirklich.

Schotten initiativer

Die Burschen von der Insel kamen nach einer halben Stunde zum Ausgleich, weil Hart Wylde flanken ließ und Rhodes vor dem Tor komplett alleine war, unbedrängt einnicken konnte. Ein verdienter Ausgleich; weniger, weil die Schotten besser wären als die Österreicher – das sind nie nicht – aber weil sie schon mehr Initiative zeigten und auch durchaus eine moderne Spielanlage hatten.

So blieb Wotherspoon tief, ließ sich zum Teil zwischen die Innenverteidiger fallen, während mit Liam Palmer ein recht energiegeladener Achter nach vorne das Spiel ankurbeln wollte – dabei aber zumeist an Holzhauser und Hopfer hängen blieb. Die Schotten waren allerdings technisch die deutlich unterlegene Mannschaft, sodass Österreich im Ballbesitz immer etwas weniger anfällig für Ballverluste war.

Apropos Einzelinitiative

Angesichts der zu hohen Positionierung von Schwab und der fahrlässig falschen Spielanlage von Drazan war es klar, dass ein weiteres Tor für Österreich nur aus einer Einzelinitiative entstehen konnte, und nicht aus einer geplanten Aktion. Und so kam es dann auch: Innenverteidiger Richard Windbichler startete einen Lauf nach vorne, wie man ihn sonst nur von Phil Jones kennt, und bereitete mit einer Klasse-Flanke das 2:1 durch ein Kopfballtor von Alar vor.

Grundsätzlich blieb es auch nach der Pause beim grundsätzlich gleichen Spiel – mit dem Unterschied, dass die Schotten ihre Pass-Sicherheit einbüßten und immer weniger Gefahr erzeugen konnten; der Ausgleich nach einer Stunde war in der Entstehung ein Zufallsprodukt und in letzter Konsequenz ein verlorenes Kopfballduell von Hart, der nach einer tollen Parade von Lindner beim Abpraller das Nachsehen hatte.

Unfähig, ein Spiel zu gestalten

Umso auffälliger wurde danach die große Schwäche in diesem Team: Es fehlt komplett eine Strategie, wenn man selbst das Spiel machen muss. Von den Außenverteidigern kam sehr lange nichts außer Pässen ins Zentrum und wenig Präsenz im Spiel nach vorne, das änderte sich erst mit der Einwechslung von Schimpelsberger (für Windbichler). Allerdings: Auch wenn der neue Mann rechts nach vorne ging, wurde er zu selten eingebunden. Hart blieb auch auf der anderen Seite zu passiv.

Die letzte halbe Stunde verstrich – von einer schottischen Flanke, die an die Latte klatschte, einmal abgesehen – ohne große Ereignisse, weil Österreich komplett unfähig war, Bewegung ins Spiel zu bringen. Die Flanken blieben komplett harmlos, Drazan war bis auf eine gelungene Flanke nach 57 Minuten (Schotten-Goalie Adam klärte die Abnahme von Alar) eine komplette Vorgabe. Schwab (und in der Schlussphase Holzhauser) wurde von Wotherspoon uns Palmer gut aus dem Spiel gehalten, so hingen Alar (und in der Schlussphase Tadic) ziemlich in der Luft. Österreich hatte bei zwei Drittel Ballbesitz in der halben Stunde zwischen Ausgleich und Schlusspfiff.

Torgefahr strahlte man aber nie aus.

Fazit: Sieg wäre nicht verdient gewesen

Es fehlte dem ÖFB-Team an einem echten Plan, wie man die robusten, vor allem in der Schlussphase sehr tief stehenden Schotten knacken kann. Das lag am völlig fehlenden Tempo, an den über weite Strecken nicht vorhandenen Außenverteidigern, das konsequente Nicht-Ausnützen offensichtlicher Schwachstellen beim Gegner und an zu wenig Bewegung im Mittelfeld und der Abwesenheit von Ideen aus dem Spielaufbau.

Noch mehr als gegen Holland baute das Spiel der Österreicher auf Einzelinitiativen auf – geplante, durchdachte Angriffsaktionen gab es praktisch gar keine. Immerhin: Defensiv stand man zumeist sicher, und die Schwachstelle Hart ist im nächsten Spiel ohnehin gelbgesperrt. Außerdem wurden eine der beiden echten Torchancen, die es gab, auch genutzt; in Verbindung mit dem absolut wundervollen Tor von Andi Weimann war also die Chancenverwertung diesmal sehr ordentlich.

Dumm nur, dass man nicht fähig war, trotz klarer individueller und technischer Überlegenheit viele Chancen zu kreieren.

(phe)

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Erst kein Plan und kein Druck, dann alle Chancen vernebelt – 0:1 gegen Holland https://ballverliebt.eu/2011/10/06/erst-kein-plan-und-kein-druck-dann-alle-chancen-vernebelt-02-gegen-holland/ https://ballverliebt.eu/2011/10/06/erst-kein-plan-und-kein-druck-dann-alle-chancen-vernebelt-02-gegen-holland/#comments Thu, 06 Oct 2011 19:40:05 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5872 Erst kein Plan und kein Druck, dann alle Chancen vernebelt – 0:1 gegen Holland weiterlesen ]]> Null Pressing, Einzelinitiativen, Zufallsaktionen – vor der Pause machte Österreich im U21-EM-Qualispiel gegen Holland so ziemlich alles falsch. Mittelfeld verstärkt, über die Flügel gespielt – in Überzahl machte das ÖFB-Team viel Druck, verballerte aber alle Chancen. Womit am Ende eine 0:1-Niederlage steht.

Österreich - Holland 0:1

Den Gegner schon tief in dessen eigener Hälfte unter Druck setzen, keine Zeit zur Spieleröffnung lassen – genau das, was Willi Ruttensteiner für die beiden Spiele in Baku und Astana angedacht hat, gab es bei Andi Herzogs U21 gegen Holland exakt in einer Aktion in der 2. Minute. Da stürzten sich Alar, Schwab und Weimann auf die beiden holländischen Innenverteidiger. Von da an aber? Tote Hose.

Kommt, ihr Holländer, wir stören euch nicht!

Was zur Folge hatte, dass sich die Holländer (bei denen mit Zoet und Cabral zwei Mann dabei waren, die im entscheidenden Spiel zur Quali für die U20-WM gegen Österreich 0:1 verloren haben, mit Bacuna wurde dann noch einer eingewechselt) hinten die Bälle gemütlich hin und her schieben konnten, und das extremst flexible Dreier-Mittelfeld die Ordnung in der österreichischen Zentrale so lange zu störte, bis sich ein Loch ergab. Und logischerweise dauerte es nicht allzu lange, bis dann in ein genau so entstandenes Loch durch die Mitte ein blitzschneller Pass in den Raum kam, schnell nach vorne gespielt wurde und Barazite für das Tor zum 1:0 in der 7. Minute sorgte. Ein sehenswerter Schuss, keine Frage, aber in der Entstehung war das an Naivität kaum zu überbieten.

Holland spielten das im Zentrum sehr ähnlich wie etwa der PSV Eindhoven. Es war zumeist Kelvin Leerdam, der zentral tief stand, sich aber viel vertikal bewegte; während Marco van Ginkel und Leroy Fer eher etwas höher standen und eher vertikal verschoben. Holzhauser und Hierländer hatten so viel mit diesem Trio und dem viel aus der Tiefe kommenden Nacer Barazite zu tun, dass für die Spielgestaltung keine Ressourcen blieben.

Problemfall Zentrum, Problemfall Hart

Was den Stillstand durch das Zentrum noch mehr verstärkte war die vorgeschobene Rolle von Stefan Schwab, wodurch aus dem 4-2-3-1, das angekündigt war, eher ein 4-4-1-1 wurde und damit Schwab und vor allem Alar eher in der Luft hingen. Wenn es durch die Mitte nach vorne ging, dann nur mit langen (immerhin zumeist flachen) Bällen, die aber wenig einbrachten.

Das größte Problem hatte das ÖFB-Team aber, wenn Holland über Jerson Cabral vermehrt über die rechte Abwehrseite von Florian Hart kam. Dieser stand defensiv deutlich zu tief, empfing Cabral somit erst, wenn der schon aus vollem Lauf mit all seiner überragenden Technik herangebraust kam und wurde vom Außenstürmer nach Strich und Faden verarscht. Dass die Holländer daraus kein Kapial schlugen, war vor allem Richie Windbichler und Raphael Holzhauser zu verdanken, die immer wieder gut aushalten.

Behäbiges Umschalten, tempolose Angriffe

Nicht nur, dass es vom österreichischen Team kein Pressing gab und somit leichte Ballgewinne selten waren, es  kam noch eine weitere Unzulänglichkeit dazu: Das Umschalten von Defensive auf Offensive wurde viel zu inkonsequent vorgetragen. Derjenige, der den Ball gewonnen hatte, rannte eher blind nach vorne, er wurde aber nur von einem oder zwei Mitspielern, die auch eher nur trabten, begleitet.

Das hieß, dass entweder das Tempo aus dem Angriff herausgenommen werden musste, was die Holländer natürlich dazu nützten, sich schnell wieder zu formieren; oder, dass aus der Distanz geschossen werden musste. Das wäre angesichts des etwas flatterhaften holländischen Torhüters eine Option gewesen, die man ruhig öfter auspacken hätte können.

Flanken in den Oranje-Strafraum

Gefährlich wurde es für Holland nur, wenn es den Österreichern gelang, über die Flanken in den Strafraum zu gelangen. Florian Hart machte das in der ersten Halbzeit ein paar Mal ganz gut, und bei Ecken und Freistößen wurde die Unsicherheit von Goalie Jeroen Zoet, die auch auf seine Vorderleute ausstrahlte, deutlich sichtbar.

Vielleicht waren seine (eh eher seltenen) Vorstöße der Grund, warum Andi Herzog Hart nicht schon zur Pause in der Kabine ließ, sondern es nach dem Seitenwechsel noch fünf Minuten probierte, ehe er dann doch Schimpelsberger brachte. Schon vor dem Halbzeitpfiff ließ die Intensität im holländischen Strafraum deutlich nach, so wie mit Fortdauer des Spiels generell immer mehr der Nachdruck fehlte. So fiel es dem ÖFB-Team leichter, sich ein wenig aus der Umklammerung zu lösen.

Komplett andere zweite Hälfte

Nach der Pause spielte Österreich wie ausgewechselt. Nun wurde tatsächlich mit Druck auf die Holländer ausgeübt, die so gar nicht mehr zur Entfaltung kamen. Zudem schaltete Schimpelsberger Cabral aus und endgültig zu Gunsten der Österreicher drehte sich die Partie, als sich Torhüter Zoet nach einer Notbremse gegen Weimann, der alleine auf ihn zugelaufen war, korrekterweise die rote Karte abholte.

Ab der 65. Minute

Raphael Holzhauser scheiterte am neuen Mann Marco Bizot (für ihn war Barazite rausgegangen), aber die Hausherren waren ab sofort endgültig am Drücker. Herzog nahm mit Windbichler einen Innenverteidiger heraus und warf mit Tadic einen Stürmer in die Schlacht. So entstand hinten zwar eine etwas windschiefe Dreierkette, die im Notfall von Holzhauser verstärkt wurde, und die rechte Seite war kaum mehr vorhanden – Dilaver schaltete sich mehr in die Offensive ein als Schimpelsberger.

Durch die Umstellungen, die Oranje-Teamchef Cor Pot vornahm – nämlich auf ein 4-3-2 – fiel bei Holland das Flügelspiel nun komplett flach. Die Außenverteidiger, die nun alleine auf weiter Flur waren, waren so viel mit Weimann und vor allem Drazan beschäftigt, dass nach vorne nichts mehr ging und das Mittelfeld im Zentrum war nur noch um Schadensbegrenzung bemüht.

Das gelang aus zwei Gründen: Erstens, weil die besten Torchancen liegen gelassen wurden. Und zweitens, weil es zwar grundsätzlich eine Überzahl im Zentrum gab, das Positionsspiel der Österreicher aber dennoch eher wild und kaum durchdacht wirkte. Echter Plan war weiterhin nicht erkennbar, aber durch die Überzahl konnten halt die Chancen herausgearbeitet werden.

Fazit: Niederlage nicht verdient, was anderes aber auch nicht

Ein eher seltsames Spiel – denn Österreich hätte nach der drückenden Überlegenheit in der Schlussphase zumindest einen Punkt mitnehmen müssen; andererseits aufgrund der ersten Hälfte, die inhaltlich vor allem in der ersten halben Stunde komplett daneben war, diesen eigentlich nicht verdient gehabt.

Vor allem in der ersten Halbzeit war hinten Offensivaktionen des Heimteams keine Strategie erkennbar, die Laufwegen waren deutlich sichtbar nicht aufeinander abgestimmt, es regierten Einzelinitiativen und Zufallsaktionen, aber kein geplantes Angriffsspiel. Zudem fehlte dem Mittelfeld der Plan, wie man mit dem flexiblen System der Holländer umgehen soll und Hart war mit Cabral heillos überfordert und hätte eigentlich schon nach 20 Minuten ausgewechselt gehört.

Es kam Österreich zu Pass, dass genau in die Phase, in der man selbst stärker wurde, der holländische Goalie vom Platz flog. In Unterzahl wurde deutlich, dass das in Weiß spielende Oranje-Team auch nur mit Wasser kocht und schlottrige Knie bekam, als ein Spiel, das sie sicher im Griff hatten, völlig entglitten war.

Rückschlüsse aus diesem Spiel zu ziehen, ist eher schwierig, weil die beiden Halbzeiten so unterschiedlich waren – ohne erkennbaren Plan vor der Pause, aber nach dem Ausschluss richtigerweise das Zentrum verstärkt, wenn auch mit recht schwammiger Raumaufteilung – anders als im rochierenden Mittelfeld der Holländer, wo die Aufgaben innerhalb des Trios weitergereicht wurden, aber grundsätzlich klar definiert waren.

So bleibt das Fazit, dass mehr drin gewesen wäre, vor allem, wenn man von Anfang an Druck auf die Holländer ausgeübt hätte, und nicht nur naiv Passwege zu verstellen versuchte.

(phe)

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Oscars Hattick mit Traumtor macht Brasilien zum U20-Weltmeister https://ballverliebt.eu/2011/08/21/oscars-hattick-mit-traumtor-macht-brasilien-zum-u20-weltmeister/ https://ballverliebt.eu/2011/08/21/oscars-hattick-mit-traumtor-macht-brasilien-zum-u20-weltmeister/#respond Sun, 21 Aug 2011 10:46:21 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5551 Oscars Hattick mit Traumtor macht Brasilien zum U20-Weltmeister weiterlesen ]]> Er heißt Oscar, er spielt (noch) bei Internacional Porto Alegre – und er hat mit seinen drei Toren Brasilien zum U20-Weltmeister gemacht! Überraschungsfinalist Portugal machte der Seleção das Leben zwar lange schwer, waren dem Druck und der individuellen Klasse Brasiliens aber letztlich nicht gewachsen.

Brasilien - Portugal 3:2 n.V.

Es war das klassische Duell Zentrum gegen Flügel. Die Formation, die Brasiliens Teamchef Ney Franco spielen ließ, war wie schon zuletzt ein etwas kurioses Mittelding aus 4-3-1-2 und recht schiefer Raute. Die höhere Position von Oscar auf der linken Mittelfeldseite gegenüber Casemiro auf der rechten bedeutete zwar ein personelles Übergewicht auf der linken Seite, aber es war dennoch eher Rechtsverteidigier Danilo, der mit viel Vorwärtsdrang die sonst fehlende Breite im Spiel der Seleção auszugleichen versuchte.

Danilo drückte viel nach vorne und nahm so den offensivstarken Mário Rui ziemlich aus dem Spiel. Das frühe 1:0 nach einem Freistoß hätte zusätzlich in die Hände der Brasilianer spielen können, wenn nicht beinahe postwendend der Ausgleich gefallen wäre – natürlich über die Flügel, in diesem Fall den rechten.

Befreiung aus der Umklammerung

Die Portugiesen wussten, dass die über die Flanken zum Erfolg kommen mussten, weil durch den defensiven Casemir und Sechser Fernando das Zentrum ziemlich zu war, zumal sich das Zentral-Trio der Portugiesen auf die sehr quirlige brasilianische Offensive kümmer musste, die sich viel bewegte und so versuchte, Unruhe beim Gegner zu stiften. Zudem taten sich die Portugiesen auch nach dem Ausgleich mit dem konsequenten Pressing der Brasilianer ziemlich schwer.

Das legte sich erst nach 20 Minuten, als es die Portugiesen schafften, schneller die Flügelstürmer zu bedienen. Diese machten sich nun vermehrt im Rücken der offensiven brasilianischen Außenverteidiger breit und zogen so auch die Abwehrkette besser auseinander. Das hatte zur Folge, dass sich Danilo und Gabriel Silva zurückziehen mussten, um nicht permanent im Rücken riesige Räume offen zu lassen – womit wiederum das brasilianische Angriffsspiel um die Breite beschnitten wurde.

Es war ein äußerst lebhaftes Spiel, in dem sich die Mannschaften aber weitgehend neutralisierten und wenige Torszenen zu bewundern waren. Brasilien blieb zwar die agierende, die aktivere Mannschaft, aber nach Ballgewinn schalteten die Portugiesen blitzschnell um und verbreiteten so die ständige Gefahr, dass doch einmal was passieren kann.

Gescheiterte Radikalkur

Brasilien ab der 2. Hälfte

Für die zweite Hälfte drehte der brasilianische Teamchef Ney Franco sein Team komplett um: Er besetzte beide Außenbahnen neu (Allan rechts und Juan Jesus links), zog Casemiro in die Innenverteidigung, dafür den offensiv agileren Danilo ins Mittelfeld, Negueba spielte nun den rechten Flügel, Coutinho den linken und Oscar kam über das Zentrum, die Formation wurde ein 4-2-3-1. Gesund war diese Radikalkur aber nicht: Der Abstand zwischen Defensive und Offensive wuchs sprunghaft an, die Portugiesen konnten sich darin genüsslich breit machen und die Passwege komfortabel zustellen.

Da halt auch der Standard-Laufweg von Coutinho, von der Mitte auf die Außen zu ziehen um so im Zentrum Platz zu schaffen, wenig – die Seleção holperte und war nun deutlich mehr gezwungen, sich auf Einzelaktionen zu verlegen. Und bei einer solchen vertendelte Coutinho den Ball, der Befreiungsschlag landete bei der portugiesischen Solospitze Nélson Oliveira, und bei seinem Schuss aus spitzem Winkel machte auch der Brasilo-Keeper Gabriel keine gute Figur. Das 2:1 für Portugal war gefallen.

Rückstand wirkt

Zwei Faktoren brachten Brasilien zurück ins Spiel: Zum einen, dass Coutinho prompt ausgewechselt wurde und Dudu nicht annähernd so viele Bälle leichtfertig hergab wie der junge Mann von Inter Mailand. Und zum Zweiten der Rückstand an sich, denn nun war die Defensive gezwungen, weiter aufzurücken. So nahm die Seleção den führenden Portugiesen jeden Raum im Mittelfeld, wurdurch diese fast nur noch lange Bälle auf Nélson Oliveira spielen konnten – er stieß überwiegend über die Seite des offensiv äußerst zurückhaltenden Juan Jesus nach vorne.

Aber der Ausgleich, der den Brasilianern wiederum in Person von Oscar gelang, war absolut verdient. Dudu hielt die Linie zudem besser als Coutinho, wudurch es viel besser gelang, die Portugiesen auseinander zu ziehen. Und auch in der Folge drückten die Brasilianer weiter, sie wollten, die Verlängerung noch verhinten. Das gelang aber nicht mehr – es gab 30 Extra-Minuten.

Kunstschuss bringt Entscheidung

Die Seleção wusste aber, dass sie die Portugiesen nun dort hatten, wo sie sie haben wollten und machten auch in der Verlängerung weiterhin Druck – und hatten Glück, als Torhüter Gabriel vor dem alleine auf ihn zu stürmenden eingewechselten Caetano klärte. Doch sonst machte Portugal nicht mehr den Eindruck, selbst wirklich gefährlich werden zu können.

Letzlich war es dann ein individueller Geniestreich, der den 3:2-Sieg der Brasilianer fixierte. Ein unglaublicher Heber von Oscar aus relativ spitzem Winkel von außerhalb des Strafraums überhob den chancenlosen Mika im portugiesischen Tor. Das dritte Tor des Spielers von Internacional Porto Alegre ließ den portugiesischen Widerstand erlahmen, was die Körpersprache der Iberer deutlich machte. Die dann auch noch die letzten Minuten mit zehn Mann auskommen mussten – Sechser Danilo konnte angeschlagen nicht mehr weitermachen und das Austauschkontingent war schon erschöpft…

Fazit: Verdienter Sieg der Brasilianer

Es ist durchaus stimmig, dass ausgerechnet Oscar mit seinen drei Toren den maßgeblichsten Anteil am Finalsieg der Brasilianer hat. Der Rechtsfuß aus Porto Alegre zeigte sich im Turnierverlauf als der vielseitigste Spieler seiner Mannschaft: Er kann auf beiden Flügeln spielen, als Zehner, als hängende Spitze – und, wie gegen Österreich, sogar als Außenverteidiger. Er hob sich seine Tore für das Endspiel auf.

In dem die Brasilianer letztlich die bessere Mannschaft waren, auch wenn es vor der Pause schwer fiel, Zugriff auf das Tor zu bekommen und die Umbauten zur Halbzeit nicht sofort wirkten. Die Klasse der Südamerikaner und der Druck, der am der 60. Minute ausgeübt wurde, macht sie aber zu einem verdienten Weltmeister – wiewohl es im Viertelfinale gegen Spanien mächtig Glück brauchte. Zwar machten die Spanier dort ihr einziges wirklich gutes Spiel dieser WM, letztlich ist es aber folgerichtig, dass der Sieger aus diesem Viertelfinale auch den Titel mitnimmt.

Für Portugal ist die Niederlage zwar bitter – zum einen, weil sie bis etwa zehn Minuten vor Ende der regulären Spielzeit in Führung lagen, und zum anderen, weil sie durch einen kaum zu verhindernden unglaublichen Geniestreich von Siegtor unterlegen sind. Dennoch muss dieses Turnier als Riesenerfolg auch für die Portugiesen gelten, denn sie sind zweifelsohne das am meisten verbesserte Team im letzten Jahr. Bei der U19-EM, die ja die Europa-Quali darstellte, machte man noch alles andere als eine gute Figur, vor allem bei jenem 0:5 gegen zehn Kroaten, das Portugal damals das Semifinale gekostet hatte.

Nun sind die Kroaten in der Vorrunde ausgeschieden und Portugal war im Finale. Ist doch auch was.

(phe)

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Ohne Breite keine Spitze – Österreich nach 0:4 gegen Ägypten ausgeschieden https://ballverliebt.eu/2011/08/05/ohne-breite-keine-spitze-osterreich-nach-04-gegen-agypten-ausgeschieden/ https://ballverliebt.eu/2011/08/05/ohne-breite-keine-spitze-osterreich-nach-04-gegen-agypten-ausgeschieden/#comments Fri, 05 Aug 2011 03:43:51 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5496 Ohne Breite keine Spitze – Österreich nach 0:4 gegen Ägypten ausgeschieden weiterlesen ]]> Nichts wurde es mit dem Achtelfinale für das ÖFB-Team bei der U20-WM in Kolumbien – am Ende gab es in drei Spielen nicht einmal in Tor. Beim letzten Gruppenspiel gegen Ägypten fehlte es eklatant am dringend notwenidigen Flügelspiel und spätestens nach dem 0:2 auch an mentaler und körperlicher Kraft.

Österreich - Ägypten 0:4

Nach dem 4-2-3-1 gegen Panama aund dem 3-3-3-1 gegen die Brasilianer gab es beim österreichischen Team diesmal ein 4-4-2 zu bestaunen – mit nominell offensiven Flügelspielern und mit Weimann (klein und schnell) und Zulj (groß und wichtig) zwei völlig unterschiedlichen Spielertypen im Angriff. Aufgrund des 0:0 von England am Nachmittag war klar: Jeder Sieg reicht fix für das Achtelfinale, weil man mit vier Punkten bei den vier besseren Gruppendritten dabei ist.

Optische Überlegenheit, inhaltliche Unterlegenheit

Das ÖFB-Team übernahm im Wissen, siegen zu müssen, schnell das Kommando über den Ball und versuchte, Weimann und Zulj vorne zu bedienen. Großes Problem dabei: Es ist seit dem Afrikacup klar – und der war schon vor vier Monaten, man musste es also wissen – dass Ägypten mit Tempo gegen die Außenverteidiger durchaus zu knacken ist, mit allem, was auch nur irgendwie nach „durch die Mitte“ auch nur riecht, nicht. Umso unverständlicher, dass, je länger das Spiel ging, immer mehr durch die Mitte versucht wurde. Und immer weniger über die Flügel.

Österreich hatte so zwar an die 60% Ballbesitz, es fehlte aber am dringend notwenidigen Spiel in die Breite, Klem und Schütz waren kaum echte Faktoren. Auffällig war dabei durchaus, dass es sofort gefährlich wurde, wenn die beiden doch mal steil auf die Außen geschickt wurden, wie in der 20. Minute: Klem, kurzzeitig auf der rechten Seite, ließ Ashraf stehen und flankte gut in den Strafraum.

Ägypten hat alles im Griff

Was nach komfortabler Überlegenheit der Österreicher aussah, war viel mehr genau das Spiel, dass die Ägypter haben wollten: Defensiv brauchten sie sich nicht sorgen, von den zur Schau gestellten Mitteln der Österreicher wirklich in Bedrängnis gebracht zu werden, andererseits konnte sie nach Balleroberung sofort selbst mit Tempo in Richtung Radlinger gehen.

Das ging deshalb so wunderbar, weil auf die beiden zentralen Mittelfeldmänner El-Neny und Ghazy de facto überhaupt kein Druck von Kainz und Dilaver ausgeübt wurde, sich aber hinter den beiden mit Mohamed Ibrahim die hängende Spitze der Afrikaner nach Herzenslust zwischen den Viererketten ausbreiten konnte und so gut wie immer anspielbar war.

So war das Tempodiktat der Ägypter um einiges schärfer und letztlich auch der Führungstreffer ebenso verdient wie folgerichtig – auch wenn beim von Schimpelsberger abgefälschten Ghazy-Schuss selbst etwas Pech dabei war. Hat das österreichische Spiel schon vor dem Rückstand (vom Freistoß in der 1. Minute abgesehen) nie nach Torerfolg ausgesehen, war das ÖFB-Team nach dem Rückstand sichtlich geschockt und schleppte sich eher in die Halbzeit.

Verschenkter Gucher

2. Halbzeit

Andi Heraf brachte zur zweiten Hälfte Offenbacher für Kainz (direkter Positionswechsel) und Gucher für Weimann, stellte somit auch sein System um: Gucher spielte nun zentral offensiv hinter Zulj. Aber nicht aus dem Mittelfeld heraus, sondern sehr hoch, beinahe im Schatten von Zulj – und Gucher war dort völlig verschenkt. Weil er in der Position, in der er stand, quasi als Mittelding aus Zehner und hängender Spitze, überhaupt nie einen Ball sehen durfte.

Weil es eben genau die Zone war, die das ÖFB-Team im Spiel nach vorne eigentlich tunlichst vermeiden sollte – die Zentrale. Das Spiel über die Flanken wurde weiterhin nicht forciert und Gucher hatte in der ganzen zweiten Hälfte eine gute Szene – als er in der 57. Minute an den Ball kam, aber an El-Shenawy im ägyptischen Tor scheiterte. Die Hoffnung, dass Gucher mal ein Ball auf die Füße fällt, kann aber nicht der Plan hinter der etwas seltsamen Position des Kapfenbergers gewesen sein.

Radlingers Fehler macht den Deckel drauf

Nachdem die Österreicher gegen Panama das klar fittere Team waren und von den Brasilianern auch nicht auf der konditionellen Ebene geschlagen wurde, machte sich der Kräfteverschleiß bei der dritten Partie in sieben Tagen bei knapp 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit in Cartagena in dieser Phase, als es eigentlich hieß, alles nach vorne zu werden, doch bemerkbar. Und als der im Turnierverlauf ansonsten starke Radlinger einen Schuss von Mohamed Ibrahim mit den Fäusten über sich hinweg ins eigene Tor beförderte, war alles entschieden.

Diaa El-Sayed, der ägyptische Teamchef, hatte kurz zuvor Sechser Tawfik für Stürmer Hassan gebracht, dafür rückte El-Neny auf und Mohamed Ibrahim ging in die Spitze. Dort fühlte er sich sichtlich wohl und legte nur zwei Minuten nach dem 2:0 gegen eine nun eher kollabierende österreichische Abwehr das 3:0 nach. Mit diesem Doppelschlag war das Spiel im Grunde beendet – die körperlich und mental angeschlagenen Österreicher fügten sich in die Niederlage und die Ägypter gingen nicht mehr mit aller Macht auf den möglichen Gruppensieg, den ein noch höherer Sieg möglich gemacht hätte, los. Das 4:0 in der Schlussphase war nur noch Kosmetik

Fazit: Viel zu wenig Flügelspiel, schon wieder

Schon beim viel zu eng interpretierten 3-3-3-1 gegen Brasilien wurde die komplett fehlende Breite im Spiel der Österreicher klar sichtbar, gegen die durch die Zentrale praktisch nicht zu knackenden Ägypter war es ähnlich. Die haben zwar gegenüber dem Afrikacup durch das nach vorne ziehen von Mohamed Ibrahim unglaublich an Offensivstärke gewonnen, die Defensive wäre aber weiterhin nur mit Tempo gegen die Außenverteidiger zu schlagen gewesen. Und genau das fehlte komplett.

Dass es am Ende Gruppenplatz vier mit einem Punkt und null Toren aus drei Spielen wurde, hat aber auch andere Gründe – die vor allem im Vorfeld des Turniers bis zur Genüge durchgekaut worden sind. Die Klasse und die Spielübersicht eines David Alaba und das Tempospiel über die Flügel eines Raphael Holzhauser hätten sicherlich geholfen.

Man muss letztlich festhalten, dass es weniger die vor dem Turnier zum Sorgenkind erkorene Abwehr war, die ausgelassen hat, sondern die als so stark gepriesene Offensive. Zwei Gegentore der Brasilianer waren kaum zu verteidigen, die ersten beiden gegen Ägypten waren ein abgefälschter Weitschuss und ein Torwartfehler – beim dritten und beim vierten war die Luft längt raus. Nach vorne ging aber halt zu viel durch die Mitte und zu wenig durch die Breite. So gab es gegen Brasilien und Ägypten kaum Chancen – nur im Eröffnungsspiel gegen Panama, als das Spiel über die Flanken forciert wurde, kam man wirklich zu einer Fülle von Einschussmöglichkeiten.

Letzlich war’s zu wenig. Aber es war trotzdem eine feine Sache, dabei gewesen zu sein – und für die Burschen, die mit waren, zweifellos eine wichtige Erfahrung. Zumindest das kann ihnen trotz den sportlichen Misserfolgs keiner mehr nehmen.

(phe)

PS: Ein Lob muss an dieser Stelle noch an Peter Klinglmüller gehen. Die mediale Aufbereitung der Reise seitens des ÖFB-Pressechefs via Facebook und Twitter war top. Daumen hoch!

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Ein 3-3-3-1 ohne Flügel funktioniert nicht – Österreich kassiert 0:3 gegen Brasilien https://ballverliebt.eu/2011/08/02/ein-3-3-3-1-ohne-flugel-funktioniert-nicht-osterreich-kassiert-03-gegen-brasilien/ https://ballverliebt.eu/2011/08/02/ein-3-3-3-1-ohne-flugel-funktioniert-nicht-osterreich-kassiert-03-gegen-brasilien/#comments Tue, 02 Aug 2011 05:02:35 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5481 Ein 3-3-3-1 ohne Flügel funktioniert nicht – Österreich kassiert 0:3 gegen Brasilien weiterlesen ]]> Sie reden zwar nicht miteinander. Aber das hindert U20-Teamchef Andi Heraf natürlich nicht, sich des Gludovatz’schen 3-3-3-1 zu bedienen. Dass das gegen Brasilien nicht funktioniert hat, hat zwei Gründe: Erstens war die Seleção einfach zu gut. Und zweitens braucht es für ein 3-3-3-1 schon auch Flügelspiel.

Österreich - Brasilien 0:3

Beide Teamchefs änderten ihr System gegenüber ihren Auftakt-Unentschieden – auch Brasiliens Ney Franco. Vertraute er beim 1:1 gegen Ägypten noch auf ein 4-2-3-1, so ließ er diesmal LM Alan Patrick draußen, brachte Henrique für die Spitze und ließ sein Mittelfeld in einer Raute auflaufen; mit Oscar links und Casemiro rechts auf den Halbpositionen.

Fehlende Breite nicht ausgenützt

Genau diese fehlende Breite im Spiel der Brasilianer, in dem vor allem Rechtsverteidiger Danilo recht zurückhaltend agierte, hätten die Österreicher ausnützen müssen. Und dafür war das 3-3-3-1, mit dem Andi Heraf seine Mannschaft auf das Feld schickte, eigentlich prädestiniert. Windbichler vervollständigte die Dreier-Abwehr mit Schimpelsberger und Rath, Dilaver gab den linken und Ziegl den rechten Wing-Back. Davor spielten Klem und Farkas als Außenstürmer.

Zumindest nominell – denn beide schmiegten sich sehr recht nahe an den zentral aufgestellten Robert Gucher. Das an sich wäre noch nicht das Problem gewesen, aber auch Ziegl und vor allem Dilaver zogen dahinter schon extrem früh nach innen, was dem österreichischen Spiel jede Breite nahm und den ohnehin nicht direkt auf den Flügelpostierten Mittelfeld-Außen der Brasilianer hervorragend in die Hände spielte.

Die Seleção braucht etwas

Die Brasilianer wirkten zunächst ob des sicherlich unerwarteten Sytems der Österreicher etwas verwirrt, und so dauerte es ein wenig, bis die Favoriten auf Temperatur kamen. Was auch daran lag, dass Alex Sandro (bzw. der früh für ihn eingewechselten Gabriel Silva) und Danilo auf den Außenbahnen, obwohl sie defensiv kaum gefordert waren, nicht besonders konsequent mit nach vorne gingen.

Dafür hatte man Österreich defensiv sehr gut im Griff, weil durch die halbinnen postierten Mittelfeld-Außen die Räume für den Gegner gut zugestellt waren, dem rot-weiß-roten Team so nur noch lange Bälle für die Spieleröffnung blieben und kaum einmal drei Pässe hintereinander ankamen. Die Österreicher hatten in der ganzen ersten Hälfte nur eine wirklich zusammenhängende und auch zum Abschluss gebrachte Aktion.

Weder kann man Andi Weimann in der Spitze eine schlechte Leistung unterstellen, noch haben in die Brasilianer speziell bewacht – es kamen einfach keine Anspiele von hinten. Der Villain war ein armer Hund – nicht ein einziges Mal ging mal ein Österreicher bis zur Grundlinie durch und flankte, nicht ein einziges Mal gelang es, in den Rücken der brasilianischen Viererkette zu kommen, es gab auch kein wirkungsvolles Pressing, mit dem der ballführende Brasilianer unter Druck gesetzt wurde. So hatte die Seleção überhaupt keine Probleme.

Führung dank Klasse

Die Brasilianer machten nach vorne nichts bahnbrechend systematisch durchdachtes, sondern verließen sich eher darauf, dass sie schlicht die klar besseren Fußballer sind. So war es nicht überraschend, als nach 37 Minuten doch die Führung für die Seleção fiel – bei einer Kurzpass-Staffette in den Strafraum ließ sich Schimpelsberger aus der Position ziehen, ein schneller Pass in das entstandene Loch auf Henrique folgte, und dieser erzielte das 1:0.

Das war ein sichtlicher psychischer Rückschlag für die Österreicher, die nun versuchten, ohne weiteren Schaden in die Halbzeit zu kommen. Das zuvor schon zu enge Spiel wurde aus Angst vor einem möglichen zweiten Gegentor wohl eher instiktiv nicht in die Breite gezogen, und doch traf Henrique in der 45. Minute noch die Latte.

Herafs Wechsel verpuffen, Francos Umstellung fruchtet

Beide Teamchefs ließen ihre Grundordnung während der ganzen 90 Minuten unangetastet, dennoch waren ihre Umstellungen innerhalb des Systems durchaus nicht uninteressant. Andreas Heraf wechselte in der Halbzeit den für den verletzten Marko Djuricin nachnominierten Holland-Legionär Radovan Mitrovic ein und stellte auch ihn auf die Zehn. Was genau gar keine Wirkung zeigte: An Mitrovic lief das Spiel genauso vorbei wie an Gucher vor ihm, seine Ballkontakte kann man an einer Hand abzählen.

Ney Franco ließ für den zweiten Durchgang auf der linken Seite Oscar und Gabriel Silva tauschen – der Linksverteidiger Gabriel Silva rückte auf, dafür ging Oscar nach hinten. Damit konnte Silva seinen Offensivdrang ausleben und Oscar sorgte für zusätlichen Druck von hinten, zog zudem immer wieder in die Mitte und verleitete damit Ziegl dazu, seine Position zu verlassen.

Brasilien sorgt für die Entscheidung

Die Folge war erhöhter Druck der Brasilianer, weil es mit Oscar nun einen wirkungsvollen Spieleröffner aus der Tiefe gab, der sich geschickt zwischen den österreichischen Reihen bewegte und beim ÖFB-Team Probleme beim Übergeben provozierte, es war nie wirklich klar, wer sich nun wann um ihn kümmerte. Und dann kamen auch noch in so einem Spiel tödliche Fehler dazu – sich auskontern zu lassen, wenn man eh kaum aus der eigenen Hälfte herauskommt (wie beim 0:2, nachdem der Referee Radlingers Eingreifen als Foul und Coutinho den Elfer verwandelte), darf natürlich nicht passieren.

Heraf nahm nun Ziegl aus dem Spiel und versuchte mit Teigl, für mehr Druck nach vorne zu sorgen. Das hatte gegen Panama ja ganz gut geklappt, war diesmal aber ebenso wirkungslos wie der Versuch, mit dem Hünen Zulj statt des schnellen Weimann einen Zielpunkt für lange Bälle in der Spitze zu bringen. Und als sich die Seleção nach einer Stunde zum von Willian erzielten 3:0 durch die ÖFB-Abwehr kombinierte, war das Spiel gelaufen.

Was man auch an der brasilianischen Formation sah: Denn nun ging Gabriel Silva wieder zurück auf die Position des Linksverteidigers, Oscar rückte wieder etwas auf – und die Südamerikaner schalteten um in den Verwalte-Modus. Dass man die letzten Minuten zu zehnt absolvierten musste, war für das Spiel selbst egal. Der fiese Tritt von Mitrovic auf die Achillessehne von Casemiro (der eben nicht mehr ausgewechselt werden konnte, weil das Kontingent bereits erschöpft war) könnte für den 19-Jährigen vom FC São Paulo aber nachhaltigen Effekt haben.

Fazit: Brasilien besser, Österreich zu eng

Das Hauptproblem am eigenen Spiel der Österreicher war, dass das gegen ein Vierer-Mittelfeld mit Raute durchaus taugliche System des 3-3-3-1 viel zu eng interpretiert wurde. Vor allem Dilaver zog immer viel zu früh ins Zentrum, sodass der Gegner zu keinem Zeitpunkt so auseinander gezogen worden wäre, dass man im Zentrum Platz genereieren hätten können; andererseits gelang es so natürlich auch nicht, über die Flügel für Druck zu sorgen. Das System, mit dem ausgerechnet Andi Herafs Spezialfreund Paul Gludovatz in Ried wunderbare Erfolge feiert, wurde in diesem Spiel schlicht falsch interpretiert.

Natürlich: Die klar überlegene individuelle Klasse der Brasilianer wäre wohl so oder so zu viel gewesen, um zu einem Erfolgserlebnis zu kommen, das muss man ganz klar so anerkennen – die Seleçã war einfach klar besser und hat auch in der Höhe verdient gewonnen.

Was für Österreich aber im Hinblick auf das letzte Gruppenspiel gegen Ägypten (die gegen Panama mit viel Mühe 1:0 gewannen) keinen wirklichen Unterschied macht: Ein Sieg mit zwei Toren Differenz, und man steht fix im Viertelfinale. Ein Sieg mit einem Tor Differenz, und es schaut immer noch gut aus, als Gruppendritter noch durch zu rutschen. Alles andere ist zu wenig.

Die gleiche Ausgangspostion wie vor einem Jahr bei der U19-EM vor dem letzten Gruppenspiel gegen Holland. Und damals hat’s ja geklappt.

(phe)

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Wie vernagelt! Nur 0:0 gegen Panama https://ballverliebt.eu/2011/07/30/wie-vernagelt-nur-00-gegen-panama/ https://ballverliebt.eu/2011/07/30/wie-vernagelt-nur-00-gegen-panama/#comments Sat, 30 Jul 2011 01:52:41 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5465 Wie vernagelt! Nur 0:0 gegen Panama weiterlesen ]]> Die Leistung an sich war schwer in Ordnung. Nur das mit dem Tore schießen funktionierte nicht… Eine starke österreichische Mannschaft hat zum Start in die U20-WM weder mit den äußeren Bedinungen noch mit Panama essenzielle Probleme. Und doch war das Tor wie vernagelt und es gab nur ein 0:0!

Österreich - Panama 0:0

Das rot-weiß-rote Team versuchte gleich von Anfang an, das Spiel selbst in die Hand zu nehemen und für Akzente zu sorgen. Das klappte einigen Minute ganz gut, weil Daniel Offenbacher recht konsequent auf den Sechser von Panama, Manuel Vargas, presste und so eine gezielte Spieleröffnung aus dem Zentrum verhinderte. Zudem machten Gucher und Tobias Kainz den Platz für die beiden offensiveren im Zentrum von Panama, Cordero und Vence, ganz gut zu.

Nachdem Panama erkannt hatte, dass durch das Zentrum wenig gehen wird, verlegte sich das Team aus Mittelamerika darauf, vermehrt die Flügel anzubohren. Vor allem die linke österreichische Verteidigungsseite mit Dilaver hinten und Schütz vor ihm hat die Aufmerksamkeit von Panama erlangen können, Jimenez preschte immer wieder nach vorne und verhinderte so die zu Beginn durchaus erkennbaren Vorstöße von Dilaver.

Seitentausch mit Wirkung

Nach zwanzig Minuten, in einer Phase, in der die Spielübersicht von Goalie Radlinger immer wieder gefragt war, tauschten Daniel Schütz und Andi Weimann ihre Seiten. Das erwies sich als gute Maßnahme: Denn durch den England-Legionär konnte Jimenez nicht mehr annähernd so wie zuvor nach vorne gehen, was den Druck von Dilaver nahm. Das wiederum nutzte der Austrianer zu beherzten Vorstößen, wovon dann auch Weimann profitierte.

Beim österreichischen Team muss mah lobend hervorheben, dass trotz der verglichen mit dem Gegner eher mickrigen gemeinsamen Vorbereitung immer versucht wurde, die spielerische Lösung zu finden und mit Kurzpässen nach vorne zu kommen – der lange Ball war immer eher die letzte Lösung, während bei Panama vor allem lange Flankenwechsel deutlich häufiger zum Einsatz kamen.

Panama nach Fast-Rückstand geschockt

So entstand auch die unglaubliche Doppelchance von Robert Zulj aus einem Tempogegenstoß, den Dilaver mit einem Pass auf den startenden Weimann einleitete, dieser zog zwei Panama-Verteidiger auf sich, sodass seine Flanke in der Mitte einen völlig blank stehenden Zulj fand. Doch der Rieder schaffte es, sowohl beim ersten Versuch als auch beim Nachschuss aber extrem starken Torhüter aus Panama, Luis Mejía, zu scheitern.

Dennoch hatte diese Szene auf Panama einen negativen Einfluss, als wäre der Ball drin gewesen. Man verfiel in eine Art Schockstarre, was durch das nun wieder deutlich aktivere und wirkungsvollere Pressing des ÖFB-Teams noch verstärkt wurde. Österreich wirkte nicht nur körperlich robuster, sondern auch spielstärker und aktiver in der Arbeit gegen den Ball.

Dem Team aus Panama gelang es kaum noch, den Ball länger zu halten – immer wieder sah sich der Ballführende zwei Österreichern gegenüber, und schon war die Kugel wieder weg. Ebenfalls ohne Wirkung blieb, dass auch Jimenez und Alvarez die Seiten tauschten, damit Jimenez dem stark aufkommenden Duo Dilaver/Weimann ausweichen konnte. Aber Rechtsverteidiger Patrick Farkas ließ wenig zu.

Österreich am Drücker

Auch nach dem Seitenwechsel – Klem war für Schütz gekommen – blieb das ÖFB-Team am Kommandostand, und vor allem Andi Weimann sorgte für viel Kopfschmerzen bei Rechtsverteidiger Josué Flores. Das deshalb, weil der an Watford verliehene Villain immer wieder mit Tempo nachging, wenn Flores sich nach hinten absetzen und Zeit gewinnen wollte. Positiv hierbei ausch, dass beide österreichischen AV, Farkas und Dilaver, viel Arbeit nach vorne verrichteten.

Eine kleine Delle kam ins Spiel, als Teamchef Heraf Unglücksraben Zulj – er hatte einen Schlag abbekommen – vom Platz nahm und mit Georg Teigl ersetzte. Das hieß nähmlich, dass Weimann ins Zentrum gehen musste und weil Teigl nicht sofort den gleichen Druck auf den Flügeln ausüben konnte wie Weimann vor ihm, konnte Panama etwas Luft holen. Angriffe der Mittelamerikaner hatten in dieser Phase nur ein Gesicht: Jenes von Linksverteidiger Erick Davis, der nach einem heftigen Zusammenstoß mit Eisenschädel Dilaver mit einem modisch eher mäßig schicken Turban spielte.

Druckvolle Schlussphase

Schlussphase

Zwanzig Minuten vor Schluss brachte Heraf mit seinem letzen Wechsel Marco Meilinger für den müde gelaufenen Offenbacher. Der Startschuss zur Schlussoffensive: Denn nachdem nun auch wieder vermehrt Aktionen über die rechte Seite kamen – Klem, nun auf der Offenbacher-Position im Mittelfeld, konnte rechts weniger Akzente setzen – kam auch der im Zentrum spielende Sechser Vargas mehr ins Schwitzen. Gegen ihn versuchten die Österreicher durchaus, robuster in die Zweikämpfe zu gehen, wenn Vargas hatte zuvor schon Gelb gesehen.

Ganz erstaunlich war, dass es entgegen allen Befürchtungen das Team aus Panama war, das mit den Kräften am Ende schien, während die ÖFB-Mannschaft weiterhin Vollgas gab: Weimann kam nach einer Meilinger-Flanke zum Kopfball, dann wurde Teigl im Strafraum gefoult (den Elfer gab es nicht) – der längst überfällige Siegtreffer der Österreicher lag in der Luft, aber Pech und Unvermögen im Abschluss zum einen und ein zumindest gegen den Ball (in der Spieleröffnung war Radlinger deutlich besser) sensationell spielenden Goalie Mejía zum anderen verhinderten diesen.

So hätte es in der Nachspiezeit beinahe sogar noch das Tor für Panama gegeben, aber das 0:0 hatte bis zum Schluss bestand – ein Resultat, das keinem wirklich hilft und dem Team aus Panama absolut schmeichelt.

Fazit: Leistung war stark, aber das Resultat…

Österreich war die deutlich bessere Mannschaft, in jeder Hinsicht. Nicht nur, was die individuelle Klasse der Mannschaft angeht – hier war man auch ohne Alaba und Co. besser – sondern auch inhaltlich hatte das durchaus Hand und Fuß. Aggressiv aufrückende Außenverteidiger, Pressing im Mittelfeld: Wann hat man all das zuletzt bei der A-Mannschaft gesehen? Vor allem Dilaver wusste absolut zu überzeugen, auch Weimann sorgte für viel Wirbel, Radlinger beweis oft sehr viel Übersicht im Tor.

Und vor allem gab es bei vergleichsweise moderaten äußeren Bedingungen von knapp 30 Grad und etwa 75% Luftfeuchtigkeit (das hätte viel schlimmer kommen können) überhaupt keine Fitness-Probleme. Im Gegenteil: Die Spieler aus Panama, die dieses Klima ja eigentlich kennen, waren diejenigen, die gegen Ende schlapp machten.

Was dem Team aus Österreich fehlt, ist der eine oder andere Einzelkönner, der ein Spiel wie dieses in der kritischen Phase an sich reißen könnte – Alaba wäre sicherlich so einer, aber das Thema ist eh erledigt. Am Ende hat gegen das Team aus Panama, das bemüht agierte, aber sehr wahrscheinlich zum schwächeren Viertel des Teilnehmerfeldes gehört, alles geklappt, wie man sich das erhoffen konnte.

Bis auf das Resultat.

(phe)

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Ballverliebt Classics: Drei Wochen im Juli https://ballverliebt.eu/2011/07/27/ballverliebt-classics-drei-wochen-im-juli/ https://ballverliebt.eu/2011/07/27/ballverliebt-classics-drei-wochen-im-juli/#comments Wed, 27 Jul 2011 21:24:08 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5427 Ballverliebt Classics: Drei Wochen im Juli weiterlesen ]]> Es war der größte Erfolg einer österreichischen Auswahlmannschaft seit 1954 – der Semifinal-Einzug der U20 bei der Weltmeisterschaft 2007 in Kanada – der ein Jahr vor der Heim-EM die Hoffnung belebte. Und tatsächlich sind viele aus der damaligen Mannschaft aus der rot-weiß-roten Fußball-Landschaft nicht mehr wegzudenken.

Stammformation des ÖFB-Teams in Kanada 2007

Zur Einstimmung knallte die von Teamchef Paul Gludovatz und Co Gerhard Schweitzer trainierte Mannschaft ausgerechnet Ried in einem Testspiel mit 6:1 vom Platz. Nachdem der Semifinal-Einzug bei der U19-EM in Polen im Jahr davor die Teilnahme fixiert hatte, ging es ambitioniert, aber ohne übertriebene Erwartungshaltung nach Nordamerika. In einer Gruppe mit Geheimfavorit Chile, Gastgeber Kanada – und Afrikameister Congo.

Gemischte Gefühle nach dem Auftakt

Österreich - Kongo 1:1

Gegen die Afrikaner schickte Gludovatz gleich jene Formation aufs Feld von Edmonton, die auch den Grundstock des weiteren Turnierverlaufs bestreiten sollte. Ein 4-2-3-1 mit Kapitän Prödl und Madl hinten, Panny und Raswalder auf den Seiten, Stanislaw als Sechser, Kavlak als Achter, Junuzovic als Zehner, Harnik auf dem rechten und Hackmair auf dem linken Flügel – und einer Solospitze. Und Jimmy Hoffer setzte mit seinem Tor in der 7. Minute auch gleich den Ton für den weiteren Turnierverlauf

Vor allem der Schachzug, Veli Kavlak hinter Junuzovic aus der Tiefe kommen zu lassen, sollte sich im Turnierverlauf als Goldgriff erweisen. Delvin Ndinga, heute beim AJ Auxerre einer der teuersten Sechser der französischen Liga, war nicht der letzte, der mit den beiden Probleme bekam. Das ÖFB-Team schnürte den Gegner massiv in dessen Hälfte ein.

Dennoch war man im rot-weiß-roten Lager nach dem Auftakt enttäuscht: Ibara – der vor allem nach der Pause immer wieder gut den Platz hinter Harnik nützte – sorgte nach einer Stunde per Strafstoß für den Ausgleich zum 1:1, den körperliche Rückfall nach der Pause erklärte Gludovatz mit fehlenden Möglichkeiten in der Vorbereitung: „Man sieht, dass zwei Kurzlehrgänge da nicht reichen!“

Dennoch hätte es noch den Sieg geben müssen: Erst wurde ein Foul an Hoffer nicht mit dem fälligen Elfmeter geahndet, in der Nachspielzeit schafften es drei alleine auf das Tor zustürmende Österreicher nicht, den Ball im Kasten unterzubringen – zumindest nicht, ehe der Referee ein Foul am Torwart gegeben hatte.

Als Zweiter ins Achtelfinale

Weil der Gastgeber im Parallelspiel gegen Chile mit 0:3 chancenlos war, stand er im Spiel gegen Österreich schon mächtig unter Druck. Das ÖFB-Team seinerseits wusste aber: Mit einem Sieg sähe es für das Achtelfinale schon sehr gut aus. Paul Gludovatz stellte für dieses Spiel um: Er ließ – zum einzigen Mal im ganzen Turnier – vorne Hoffer und Okotie gemeinsam starten, dafür wurde im Mittelfeld Harnik geopfert, Kavlak auf die rechte Seite gestellt und mit Stanislaw gab’s nur einen Sechser.

Österreich - Kanada 1:0

Es wurde eine Hitzeschlacht, in der die Österreicher schnell das Kommando übernahmen, gegen den mit dem Rücken zur Wand stehenden Gastgeber gelang es aber zunächst nicht, diese Überlegenheit auch in Tore umzumünzen. Erst unmittelbar nach der Pause wurde Asmir Begovic – heute der National-Torwart von Bosnien – bezwungen: Ein Okotie-Kopfball nach einer Ecke sorgte für die verdiente Führung in der 48. Minute.

Was wichtig war, denn wie schon gegen den Kongo schwanden auch in diesem Spiel nach einer Stunde die Kräfte. Nachdem die Kanadier Lukse, der in der Torhüter-Rotation diesmal den Zuschlag bekommen hatte, aber nicht mehr überwinden konnten, war der Achtelfinaleinzug nach dem 1:0-Sieg so gut wie fixiert – nur noch eine Niederlage gegen Chile und eine Reihe von Sensationsergebnisn in den anderen Gruppen (wie ein Sieg von Jordanien gegen Spanien) hätten das verhindern können.

Österreich - Chile 0:0

Weil sich derlei Spekulationen schon am Tag nach dem Kanada-Spiel endgültig erledigt hatten, konnte man schon als fixer Achtelfinalist in das letzte Gruppenspiel gegen Chile (u.a. mit Mauricio Isla und Arturo Vidal) gehen – es ging „nur noch“ um den Sieg der Gruppe A.

Und entgegen den Befürchtungen, der Turnier-Mitfavorit – die U20 von Chile spielte schon einige Monate, bevor Marcelo Bielsa die A-Mannschaft übernahm uns sein 3-4-3 perfektionierte, ein ebensolches – würde Österreich überfahren, spielte das ÖFB-Team ordentlich mit und verdiente sich den Punkte, den es für das 0:0 gab, redlich. Vor allem Junuzovic und Harnik machten eine durchaus ansehnliche Partie – so ansehnlich, dass sich der sonst ja eher nüchterne Paul Gludovatz zu öffentlichen Lobeshymnen hinreißen ließ.

So beendete man die Gruppenphase ungeschlagen auf dem zweiten Platz hinter Chile – dass es nicht zum Sieg gereicht hat, muss nicht mal ein Nachteil gewesen sein. Denn so ersparte man sich im Achtelfinale jene Portugiesen (mit dem späteren WM-Star und Neo-Galaktischen Fabio Coentrão), die Chile mit 1:0 schlug.

Achtelfinale: Unnötigers Zittern gegen Gambia

Stattdessen ging es von Toronto, wo die Chile-Partie stattfand, wieder zurück nach Edmonton, gegen Gambia. Die Afrikaner hatten in der Gruppe eben Portugal hinter sich gelassen, mussten aber auf den gesperrten Kapitän, Innenverteidiger Ken Jammeh, verzichten.

Österreich - Gambia 2:1

Und zunächst sah es auch ganz danach aus, als sollte Österreich einen ungefährdenten Sieg einfahren können. Vor allem Harnik und Kavlak sorgten für mächtig Wirbel in der gambischen Defensive: Harnik war der auffälligste Mann den Spiels, nützte jede sich bietende Gelegenheit um nach vorne zu preschen und machte seinen Gegenspieler Pierre Gomez immer wieder lächerlich. Alleine die Torgefahr fehlte so ein wenig.

Veli Kavlak war auf seine Position vom Kongo-Spiel zurück – nämlich auf die Acht, halbrechts hinter Junuzovic. Mit seiner Präsenz aus der Tiefe kam Gambia überhaupt nicht zurecht und so sammelten sich fleißig gelbe Karten nach Fouls an Kavlak an; kurz vor der Pause sah Jaiteh seine zweite – und flog somit vom Platz. Die Überzahl, verbunden mit dem Kopfballtor von Prödl zum 1:0, ließ das Viertelfinale schon mit anderthalb Beinen erreicht erscheinen.

Alleine, das war es natürlich nicht. Gambia-Teamchef Paul Johnson zog Mendy zurück und ließ ihn als Libero spielen, dafür rückte Bojang bei Bedarf ins Mittelfeld auf, um das von Jaiteh gerissene Loch zu stopfen. Gambia gab im Grunde die Zentrale auf, konzentrierte sich auf die Flügel und darauf, vorne immer anspielbare Optionen zu haben – was Wirkung zeigte.

Der schwer gelb-rot-gefährdete Madl musste von Gludovatz per Auswechslung geschützt werden, der in der Luft liegende und hochverdiente Ausgleich fiel in der 69. Minute aber dennoch – nach einem eher peinlichen Rettungsversuch des zurückgeeilten Martin Harnik, der ausgerechnet seinem lange Zeit eher bemitleidenswerten Gegenspieler Pierre Gomez den Ball genau in die Füße spielte. Die Strafe von Gludovatz folgte prompt: Harnik wurde augenblicklich ausgewechselt.

Mit dem für den Beute-Österreicher gekommenen Hoffer gab es eine zweite Anspielstation vorne – vor allem aber wurde Bojang wieder hinten gebunden, womit jenes Loch im Mittelfeld, das zuvor völlig ungenützt blieb, endlich schlagend wurde. Nur wenige Minuten nach seiner Einwechslung schoss Hoffer zum 2:1 ein. Was alle zu Jubelstürmen veranlasste, nur Paul Gludovatz nicht. „Oans miasst’s nu schiaßen, habt’s g’hört!?“, fuhr er die Spielertraube vor ihm an.

Mussten sie nicht mehr – das 2:1 hatte bis zum Schluss bestand.

Viertelfinale: Harnik zeigt bei US-Boys Wirkung – mit Verspätung

Österreich - USA 2:1 n.V.

Die Amerikaner hatten in der Gruppe Brasilien (mit Pato, Marcelo, Jô und Renato Augusto) geschlagen und im Achtelfinale Uruguay (mit Luis Suárez und Edinson Cavani) eliminiert, hatte zudem quasi Heimvorteil. Darum galt das US-Team im Viertelfinale als recht klarer Favorit und nach der Zitterpartie gegen Gambia wurde in der Heimat ein Weiterkommen gegen die Amerikaner auch nicht wirklich erwartet.

Gludovatz beließ Harnik, trotz seiner starken Partie gegen Gambia, nach seinem beinahe verhängnisvollen Fehler auf der Bank und ließ dafür Bernhard Morgenthaler auflaufen, Hackmair ging auf die rechte Harnik-Seite. Mit dem Effekt, dass diese komplett tot war, auch über Morgenthaler nichts ging und Junuzovic von Szetala und Michael Bradley neutralisierte wurde. Andererseits musste Kavlak wegen der Bedrohung, die von Freddy Adu ausging, relativ weit hinten stehen.

Die US-Boys überrannten Österreich aber vor allem über die Seiten, weil sie dort defensiv überhaupt nichts zu tun hatten und führten nach einem Tor von Jozy Altidore hochverdient mit 1:0, als Gludovatz in Minute 37 reagierte und Harnik doch brachte. Morgenthaler ging raus, Hackmair auf links und Harnik gab nun über rechts Gas. Mit Erfolg, die US-Abwehr fing beinahe augenblicklich zu wackeln an, sobald sie ein wenig gefordert war, und Chris Seitz im Tor hatte im Dauerregen arge Probleme, den Ball zu fangen. In der 39. Minute wurde ihn von Harnik nach einem Abpraller noch (sinngemäß) das halbe Gebiss aus dem Mund geschossen, zwei Minuten vor der Pause nützte Okotie einen weiteren Seitz-Patzer zum 1:1.

Nach der Pause hatte Österreich das Geschehen dann ziemlich sicher im Griff und man kam auch zu zwei Topchancen zum Führungstreffer, ansonsten hielt das US-Team in erster Linie mit Härte dagegen, was einige gelbe Karten zur Folge hatte – fünf Stück sammelten sie alleine in der zweiten Hälfte. Die Amerikaner retteten sich so in die Verlängerung, wo die vielen Verwarnungen in der 104. Minute den beinahe unvermeidlichen Effekt hatten, dass dann doch einer runter musste – Linksverteidiger Wallace hatte es erwischt, nach einem Foul an (natürlich) Harnik.

Kurz zuvor war wiederum Jimmy Hoffer gekommen, diesmal für Junuzovic, Kavlak verblieb als Kreativspieler im Zentrum. Und wieder stach der Joker Jimmy: Nachdem die US-Abwehr einen Freistoß nicht hatte klären können, drückte Hoffer den Ball über die Linie. Somit war das Team aus den Staaten eliminiert und Österreich unglaublicherweise unter den letzten Vier – nachdem vor dem Turnier das Achtelfinale als schöner Erfolg gesehen und selbst das Viertelfinale nur von kühnen Optimisten angedacht worden war.

Semifinale: Schnelles Ende gegen Tschechien

Im Halbfinale gegen die Tschechein allerdings war Paul Gludovatz zu groben Umbaumaßnahmen gezwungen, weil mit Madl und Stanislaw zwei absolute defensive Stützen gelbgesperrt waren – und dazu kam noch der Schock um Thomas Panny. Der Rechtsverteidiger von der Admira, der ein richtig starkes Turnier gespielt hatte, brach sich im Training das Wadenbein. Eine Verletzung, die seine viel versprechende Karriere letztlich beendet hat, denn Panny konnte nach der Heilung nie mehr im Profifußball Fuß fassen.

Tschechien - Österreich 2:0

Die Tschechen, die im Viertelfinale Spanien im Penalty-Shoot-Out eliminiert hatten, nützten die Schwächen der nicht eingespielten neu formierte österreichische Defensive sofort aus und lagen nach 15 Minuten durch Tore von Micola (Zaglmair hatte einen auf’s Tor gezirkelten Freistoß aus spitzem Winkel prallen lassen) und Fenin (nach Stanglpass von links) schon 2:0 in Führung. Was letztlich auch schon die Entscheidung war.

Vor allem bei Flankenbällen in den Strafraum brannte es ein ums andere Mal lichterloh. Nach dem 2:0 lösten die Tschechen dann den Würgegriff etwas und man ließ das ÖFB-Team ein wenig gewährlich, es entstand aber nie der Eindruck, Österreich hätte wirklich einen Chance. Die Tschechen dominierten weiterhin den Ballbesitz (bei ca. 60%) und verhinderten mit konsequentem Pressing im Mittelfeld, dass sich Österreich entfalten hätte können.

Für die zweite Hälfte beerbte Junuzovic dann Harnik, aber auch der gerade vom gecrashten GAK zu Austria Kärnten gewechselte Zehner konnte auf der rechten Seite postiert nicht für die entscheidenden Akzente sorgen. Im Gegenteil: Die Tschechen blieben konsequenter im Zweikampf, körperlich robuster und präsentierten sich als kompakteres Team. Die letzten 75 Minuten dieses Semifinals waren im Grunde genommen ein Non-Contest, das Juli-Märchen hatte ein Ende.

0:1 trotz starker Leistung zum Abschied

Chile - Österreich 1:0

Zum Abschluss des Turniers ging es drei Wochen nach dem noch nicht allzu viel beachteten Start gegen Kongo im Spiel um den dritten Platz ein zweites Mal in diesem Turnier gegen die Mannschaft aus Chile – und es war praktisch nur Torhüter Christopher Toselli, der einen klaren Sieg des ÖFB-Teams verhinderte.

Der Hintergrund war klar: Während Österreich deutlich mehr erreicht hatte als erwartet und im Halbfinale gegen Tschechien ohne Wenn und Aber chancenlos war, fühlten sich die Chilenen in ihrem Semifinal-Spiel gegen Argentinien vom deutschen Referee Stark betrogen. Dieser hatte sieben Chilenen verwarnt und zwei vom Platz gestellt und musste nach dem argentinischen 3:0-Sieg unter Polizeischutz das Spielfeld verlassen, danach gab es noch heftige Zusammenstöße zwischen chilenischen Spielern und der Polizei, die sogar in kurzfristigen Festnahmen einiger Spieler gemündet hatten.

Im kleinen Finale, dem Vorspiel zum großen Endspiel (das Argentinien mit Agüero, Banega und Romero, dazu saß Angel di María auf der Bank, gegen die Tschechen mit 2:1 gewann) hatte Österreich deutlich mehr Lust auf Fußball, letztlich blieb das Tor von Hans Martínez quasi mit dem Halbzeitpfiff aber das einzige des Spiels – obwohl das ÖFB-Team Chancen für drei Spiele vorfand. Nach dem 0:1 war Österreich Vierter, und das mit lediglich fünf Toren in sieben Spielen – allesamt von Okotie (2) und Hoffer (3) erzielt.

Nachwirkungen

Aus einer „Schön, dass die dabei sind“-Stimmung wurde innerhalb von drei Wochen einer der größten Hypes, die Fußball-Österreich seit dem unsäglichen Córdoba-Spiel gesehen hatte. Schlüsselspiel war dabei das Viertelfinale gegen die USA, das – anders als die anderen – mit einer moderaten Anstoßzeit (20.15 Uhr) an einem Samstag Abend mit einer Live-Übertragung im ORF absolute Traumquoten erziele und dieses Team mit einer großartigen vor allem kämpferischen Leistung erst so richtig in das öffentliche Bewusstsein schoss.

Waren in der Vorrunde Anstoßzeiten zu nachtschlafender Zeit (1.45 Uhr gegen Kongo und Kanada, 2.00 Uhr gegen Chile) und die Aussicht auf ein von Wolfgang Koczi kommentiertes Spiel auf TW1 noch eher abschreckend, küsste das U20-Team ab der zweiten Woche den ein Jahr vor der Heim-EM auf dahinsiechenden und auf dem stimmungsmäßigen Tiefpunkt angelangten österreichischen Fußball (die unglaublichen Entgleisungen der Rapid-Fans gegenüber Ivanschitz beim Länderspiel in Schottland waren gerade einen Monat her) so richtig wach.

Sowohl für die Spieler als auch für den Teamchef bedeutete der Halbfinal-Einzug bei der WM einen Karriere-Kickstart. Paul Gludovatz, zuvor als Junioren-Teamchef und Trainer-Ausbildner beim ÖFB in der Öffentlichkeit völlig unbekannt, war plötzlich ein Star. Exakt ein Jahr nach dem Turnier übernahm er mit Ried als 62-Jähriger erstmals einen Bundesliga-Klub und führte den Provinz-Klub mit seinem 3-3-3-1  in ungeahnte Höhen.

Auch die meisten Spieler der Stammformation schafften es – lediglich Siegi Rasswalder und die Torhüter fielen durch den Rost; Thomas Panny und Peter Hackmair wurden ihre Karrieren von Verletzungen verbaut. Alle anderen sind aber (zumindest) zu absoluten Stammkräften in der Bundesliga geworden. Auffällig aber auch, dass aus der zweiten Reihe die meisten keine große Karriere machten.

Dennoch: Im Nachhinein war das Turnier nicht nur für eine unglaubliche Quote von zehn Spielern (Suttner und Simkovic muss man noch dazurechnen) ein nachhaltiger Erfolg, sondern er rückte vor allem das Bewusstsein für die Wichtigkeit und auch die Erfolgschancen bei internationalen Jugend-Turnieren sehr viel weiter in das öffentliche Bewusstsein, als das vorher der Fall gewesen war. Lediglich für die damalige U19 kam der Erfolgslauf der 20er zu einem etwas doofen Zeitpunkt – so fiel die zeitgleiche Heim-EM von Baumgartlinger, Arnautovic, Beichler und Walch etwas unter den Tisch. Das Team schied übrigens in der Vorrunde aus.

Das Personal…

Tor: Bartolomej Kuru (20, Austria), Andreas Lukse (19, Rapid), Michael Zaglmair (19, LASK). Abwehr: Daniel Gramann (20, Hartberg), Michael Madl (19, Austria), Thomas Panny (20, Admira), Thomas Pirker (20, FC Kärnten), Sebastian Prödl (20, Sturm), Siegfried Rasswalder (20, Leoben), Markus Suttner (20, Austria). Mittelfeld: Ingo Enzenberger (19, Salzburg), Peter Hackmair (20, Ried), Thomas Hinum (19, Schwanenstadt), Zlatko Junuzovic (19, GAK), Veli Kavlak (18, Rapid), Bernhard Morgenthaler (20, Admira), Tomas Simkovic (20, Austria), Michael Stanislaw (20, Schwanenstadt). Angriff: Martin Harnik (20, Bremen), Erwin Hoffer (20, Rapid), Rubin Okotie (20, Austria). Teamchef: Paul Gludovatz (61). Co-Trainer: Gerhard Schweitzer (44). Torwart-Trainer: Manfred Kohlbacher (59).

(phe)

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Interview mit Andreas Heraf (Teil 3): „Solche Transfers mag ich gar nicht“ https://ballverliebt.eu/2011/07/18/interview-mit-andreas-heraf-teil-3-solche-transfers-mag-ich-gar-nicht/ https://ballverliebt.eu/2011/07/18/interview-mit-andreas-heraf-teil-3-solche-transfers-mag-ich-gar-nicht/#comments Mon, 18 Jul 2011 00:43:18 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5292 Interview mit Andreas Heraf (Teil 3): „Solche Transfers mag ich gar nicht“ weiterlesen ]]>
Im dritten und letzten Teil unseres Interviews befragen wir U20-Teamtrainer Andreas Heraf zu allgemeinen Strukturen für die Nachwuchsmannschaften und -trainer im österreichischen Fußball, Jugendtransfers ins Ausland, seine persönliche Zukunft und darüber, warum das glückliche Österreich bei der kommenden U20-WM eigentlich die Arschkarte gezogen hat und er sich trotzdem darauf freut. Das Gespräch führten Philipp Eitzinger und Tom Schaffer.

Das komplette Interview:

Ballverliebt.eu: Österreichische Nachwuchsteams sahen in den letzten Jahren oft recht gut aus. Am Übergang in den Erwachsenenbereich hapert es ein wenig. Kann das daran liegen, dass es eine natürliche Grenze in einem Land mit schwacher Liga gibt, wo junge Menschen nach einer ähnlich guten Ausbildung nicht bei Topklubs Fuß fassen können?

Andreas Heraf: Wir sind ein kleines Land und haben nicht so viele Möglichkeiten wie die besten Nationen. Aber wir sind was den Nachwuchs anbelangt auf einem guten Weg und diese Ergebnisse bestätigen das. Von der Kanada-Mannschaft spielen ja auch schon einige in der A-Nationalmannschaft. Ich bin mir auch sicher, dass es von dieser auch einige in den nächsten fünf Jahren schaffen werden. Wir müssen natürlich versuchen, aus unseren wenigen Mitteln das beste zu machen. Dass in der A-Nationalmannschaft die Luft immer dünner wird, ist auch klar. Und dass die Forderung im eigenen Land anders ist, als wenn man in Spanien spielt, ist auch klar. Wichtig ist, dass die Spieler Einsätze bekommen. Ich glaube, das Bekenntnis in Österreich ist da, junge Spieler in die Kampfmannschaft zu stecken und ihnen dort tragende Rollen zu geben. Es kann noch immer mehr werden, aber es ist schon auf einem guten Weg. Es braucht aber einfach noch etwas Zeit. Es wird aber nicht selbstverständlich sein, dass sich unsere A-Nationalmannschaft immer für eine Welt- oder Europameisterschaft qualifiziert. Aber mit der guten Qualität, die wir uns in den letzten Jahren erarbeitet haben, wird die Möglichkeit größer.

Wie wichtig ist da für junge Spieler der Schritt ins Ausland?

Ich sehe das zweigeteilt. Wenn ein Spieler von einem Topklub geholt wird, wo es eine gute Infrastruktur gibt, wo er sich sportlich weiterentwickelt und wo er, ganz wichtig, auch reelle Chancen hat zu spielen, dann natürlich, muss er gehen. Aber ich sage vor allem bei 16-Jährigen, wenn die etwa zu englischen Klubs gehen… die holen zwanzig Talente und schauen, wer nach fünf Jahren übrigbleibt. Wenn da einer oder zwei übrig bleiben, gut für sie, aber die anderen sind ihnen wurscht. Dann ist es natürlich eine Katastrophe, wenn da bei den 18 oder 19 auch Österreicher dabei sind. Denn die sind dann weg.

Solche Transfers mag ich gar nicht. Da darf der Manager nicht dran denken, was er verdienen kann. Da müssen die Eltern dahinter sein und darauf achten, dass auch die schulische Ausbildung neben der sportlichen Weiterentwicklung passt. Denn der Bursch hat nichts davon, wenn er bei Manchester United ist, und dort nirgends zum Einsatz kommt und sich nicht weiterentwickeln kann.

Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang, was bei Bayern und Stuttgart passiert, wo ja sehr viele Österreicher in den Jugendabteilungen sind?

Sie wurden für den Nachwuchs geholt und spielen dort eine gute Rolle. Holzhauser und Stöger bei Stuttgart sind beides 1993er-Jahrgänge und trainieren schon bei der Kampfmannschaft mit – das schaut gut aus dort. Man muss halt schauen, wie der letzte Schritt verläuft, was auch der Grund ist, warum sie Holzhauser nicht freigeben. Sie sagen, er wäre schon so nah am Bundesliga-Team dran, da wollen sie ihn nicht jetzt herausreißen. Da habe ich auch Verständnis dafür.

Bei Bayern ist es um einiges schwieriger. Ich hoffe, dass David Alaba dort spielen wird, oder zumindest zu einigen Einsätzen kommt, denn die Qualität dazu hat er. Aber er braucht einfach Spielpraxis, da war Hoffenheim eine Supergeschichte. Ich würde mir wünschen, dass er wieder verliehen wird, sollte er bei den Bayern nicht zum Zug kommen.

Ist die Gefahr gegeben, dass man in ausländischen Jugendabteilungen – weniger bei Bayern oder Stuttgart, aber etwa in Holland, wie bei Tobias Kainz von Heerenveen – in Österreich unter dem Radar fliegt?

Bei Kainz war es tatsächlich so. Er ist einer meiner Lieblingsspieler, ich schätze ihn extrem, der menschlich, von seiner Einstellung, von seiner Persönlichkeit und auch von seinen fußballerischen Fähigkeiten fantastisch ist. Er war aber bei Heerenveen lange Zeit nur im Nachwuchs, und ich habe mich lange schon gefragt, warum er nicht mal zu den Amateuren oder zur Kampfmannschaft kommt. Aber er war geduldig, der Verein war geduldig, und er ist jetzt zu seinem Debüt in der Ersten gekommen. Dort sind zwei Spieler gegangen, da gibt es eine echte Chance, dass er dort regelmäßig spielen wird.

Man darf nur nicht die Angst haben, “Die in Österreich vergessen mich!” Heerenveen ist ein guter Verein, er war dort gut aufgehoben, und für ihn hat das alles wirklich hundertprozentig gepasst. Man darf halt nicht ungeduldig werden und sich sagen, “der Djuricin spielt bei Hertha und macht im ersten Match zwei Tore, und ich bin um nichts schlechter und spiele nur in der U19!” Das ist in Holland so, bei den U17-Europameistern von heuer spielen alle in der U17, und keiner weiter oben. Das ist deren Philosophie, darum war auch der Kainz lange in der U19. Ich glaube, dass seiner ein guter Weg war.

Apropos Holland. Dort gibt es in der Entwicklung der Jugendmannschaften vom Verband verordnete klare Vorgaben, welche Schwerpunkte mit welcher Altersstufe zu trainieren sind. Gibt es solche Vorgaben beim ÖFB auch?

Ja, selbstverständlich. Das sind ja auch nicht nur unbedingt Gesetzmäßigkeiten im Fußball, sondern generelle. Darauf wird auch bei den Leitlinien des ÖFB Rücksicht genommen, keine Frage.

In wie weit unterscheiden sich in Österreich die Ausbildung von Nachwuchs- zu Profitrainern?

Das gibt es Unterschiede, natürlich. Wir haben die Elite-Junioren-Lizenz, die ist die höchste Ausbildung für den Nachwuchsbereich, und die UEFA-Pro-Lizenz für Kampfmannschaften. Bei uns geht auch die Schiene in beide Richtungen. Man kann schon beides machen, aber speziell in den Akademien braucht man als Trainer oder auch als Sportlicher Leiter die Elite-Junioren-Lizenz, damit man für den Nachwuchs gerüstet ist.

Ist in der Junioren-Schiene auch eine spezielle pädagogische Ausbildung dabei?

Keine Frage, man ist als Nachwuchstrainer auch Pädagoge, man ist Lehrer, zum Teil auch Elternersatz. Speziell, wenn die Jungs in den Akademien oder in Internaten sind. Da hat man nicht nur die Rolle des Übungsleiters, des Lehrers, sondern auch des Menschen, des Erziehers, des Unterstützers.

Um nochmal auf den Trainer Andreas Heraf zurückzukommen – es gibt Coaches, die sagen, “Das ist nervenaufreibend, weil ich von der Seitenlinie nichts bewirken kann”, und solche, die sagen, “Endlich kann ich ein Spiel so lenken, wie es mir als Spieler nicht möglich war”. Wo sehen Sie sich da selbst?

Es hat beides was. Während des Spiels selbst kann man oft wirklich nicht mehr sehr viel tun, höchstens mit Auswechslungen oder Systemänderungen innerhalb der Mannschaft noch etwas bewirken. Aber so wie das Match läuft, wie die Tagesverfassung der Spieler ist, wie stark der Gegner ist, da ist man oft als Trainer nicht mehr in der Lage, allzu viel zu tun. Aber man kann einer Mannschaft natürlich schon eine Spielanlage mitgeben, wie man sich selbst den Fußball vorstellt.

Die Frage ist immer nur, wie das die Vorgesetzten sehen. Wenn das ein Verein ist, der sagt “wir halten auf jeden Fall am Trainer fest, seine Philosophie ist in Ordnung, auch wenn die Resultate mal nicht passen”, ist das wunderbar. Es gibt aber halt auch Vereine, wo es den Funktionären ganz wichtig ist, dass die Ergebnisse stimmen, dass man ganz vorne dabei ist, dass man ja nichts mit dem Mittelfeld zu tun hat. Und wenn man das eine oder andere Spiel verliert, ist der Trainer auch gleich mal weg. Und hat somit auch nicht die Möglichkeit, seine Philosophie einzubringen.

Das habe ich beides schon mitgemacht als Bundesliga-Trainer. Was ich daraus gelernt habe: Ich werde nur noch ein Angebot annehmen, wo die Ziele des Vereins mit meinen Vorstellungen zusammen passt. Wenn ein Präsident zu mir sagen würde, ich müsse jedes Jahr fünf 18-Jährige in die Mannschaft einbauen und trotzdem Meister werden, muss man auch sagen können, “Danke, aber das ist nichts für mich.”

Der Job beim ÖFB ist jetzt also angenehmer als einer in der Bundesliga, wie etwa in Pasching, wo nach drei Spielen wieder Schluss war?

Ganz anders zumindest. So etwas wie mit Pasching würde mir heute sicher nicht mehr passieren, was den Unterschied zwischen Erwartungen und Umsetzbarkeit betrifft.

Sehen Sie ihre Zukunft als eher beim ÖFB oder doch wieder bei Vereinen?

Das kann ich nicht sagen. Aber ich sehe meine Zukunft auf jeden Fall als Trainer. Ich habe seit einem Jahr die WM im Kopf und auf die konzentriere ich mich bis zur letzten Sekunden, danach übernehme ich die nächste U17, mit der es im Herbst in die EM-Quali geht. Ich habe meinen Vertrag beim ÖFB mal um zwei Jahre verlängert, es macht mir Riesenspaß. Was dann kommt, weiß ich nicht, aber ich kann mir durchaus vorstellen, beim ÖFB weiter zu machen.

Wenn Angebote von Vereinen kommen, werde ich mir diese in Absprache mit dem ÖFB anhören. Wenn etwas dabei ist, was mit meinen Vorstellungen kompatibel ist, muss man abwägen, ob man das dann macht, aber ich bin sehr zufrieden, wie es mit dem ÖFB läuft. Man kann hier wirklich gut arbeiten, professionell und mit voller Unterstützung. Das taugt mir.

Abschließend nochmal zurück zur WM. Wenn nach dem Turnier das Flugzeug Richtung Heimat bestiegen wird, was muss in den Tagen, Wochen und Spielen davor passiert sein, damit der Andi Heraf zufrieden nach Hause fliegt?

Wir sollten zumindest nicht am 5. oder 6. August heimfliegen, denn dann wären wie in der Vorrunde ausgeschieden. Da könnte ich auch selbst bei gutem Spiel meiner Mannschaft und vielleicht Lob nicht zufrieden sein, wenn man bei so einem Turnier mal dabei ist und dann übersteht man die Vorrunde nicht. Darüber hinaus wäre ich immer zufrieden, auch wenn es nach dem Achtelfinale vorbei sein sollte, wenn wir aus unseren Möglichkeiten das Maximum herausgeholt haben. Wenn wir uns so verkaufen, wie wir uns das erwarten, und es hätte einfach nicht zu mehr gereicht.

Denn es könnte passieren, dass wir nach der Vorrunde Dritter sind und dann in Bogotá gegen den Sieger der Gruppe A spielen müssen…

…wahrscheinlich also Gastgeber Kolumbien oder Europameister Frankreich…

…für das wir drei Tage vorher nach Bogotà reisen müssten von null Meter Meereshöhe in Barranquilla auf 2.600 Meter. Und laut Medizinern, die sich mit Höhe beschäftigen, ist es unmöglich, in drei Tage eine gewisse Anpassung zu erfahren. Diese Mannschaft, auf die dieses Spiel wartet, das sind arme Hunde. Und wenn meine Mannschaft sich da gut verkaufen und verlieren sollte, müsste ich trotzdem zufrieden sein, denn da wäre körperlich normalerweise einfach nicht mehr möglich.

Als Gruppenzweiter oder gar Sieger wäre es also leichter?

Muss nicht sein – denn wir haben das in jeder Hinsicht schlechteste Los gezogen. Wir haben das blödeste Los gezogen mit der Schwüle und der Hitze. Wir haben das blödeste Los gezogen, wenn wir dann in die Höhe müssten. Wir haben das blödeste Los gezogen mit unseren Gegner, die alle aus heißem Klima kommen. Wir haben das blödeste Los gezogen, das Panama der erste Gegner ist, die nur herüberfahren und da sind. Wir haben das blödeste Los gezogen, dass in unserer Gruppe der Sieger gegen einen anderen Zweiten spielt, und nicht gegen einen Dritten. Und wir haben das blödeste Los gezogen, dass unser Zweiter nicht gegen einen anderen Zweiten spielt, sondern gegen einen Gruppensieger.

Könnte es ein zusätzlicher Nachteil sein, dass man am letzten Gruppenspieltag als erste Mannschaft dran ist, und sich die möglichen Dritten der anderen Gruppen danach richten können – also man vorlegen muss, statt nachlegen zu können?

Das ist mir wurscht. Sollten wir so viele Punkte haben, dass wir noch in Frage kommen, als Dritter weiter zu kommen, warte ich gerne. Das haben wir bei der ersten Qualirunde auch machen müssen – und da waren es nicht zwei Tage, sondern wir wussten zwei Monate lang nicht, ob wir noch Weiterkommen. Diese Zeit war eine Katastrophe, und dann sind wir doch noch in die nächste Runde gerutscht. Man muss also auch am Boden bleiben: Wir haben eine gute Mannschaft, aber ich weiß sehr wohl, dass wir einiges an Glück gebraucht haben, dass wir so weit gekommen sind.

Darum lass ich mir auch von niemandem einen Druck machen oder diese WM verderben. Denn dass wird dort sind, ist ein Riesenerfolg für Österreich, und was die Jungs bis jetzt geleistet haben, wird uns niemand mehr wegnehmen. Egal, wie die Weltmeisterschaft läuft!

Alles Gute dafür! (tsc, phe)

Das komplette Interview:

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