Alle Beiträge von Georg Pichler

Über Georg Pichler

Journalist und zumindest digitaler Superkicker. In echt hütet er meistens das Kastl und das recht gut. Zukünftiger ÖFB-Präsident. Kein Fan, mag aber Sturm Graz.

Gerechtigkeit und Gastgeschenke

Vor 18.000 Zusehern traf Österreich im Wörthersee-Stadion im „Sommerländerspiel“ auf die WM-Teilnehmer und Nachbarn aus der Schweiz. Nach einem 2:1-Holpersieg gegen schwächelnde Dänen und einem 0:1 gegen Kroatien ging die ÖFB-Elf in ihr drittes Länderspiel des Jahres. Für die Schweiz war es die erste Partie nach der WM-Teilnahme, für Österreich wurde es ein weiteres Experiment.

Österreich - Schweiz 0:1

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AF 1 & 2 | Ordnung und Kampfgeist fressen Kreativität

Südafrika 2010 – Achtelfinals 1 und 2 | Die US-Boys präsentierten sich gewohnt willensstark – die Ghanaer dafür effizient – zu kurz kam letztlich die Kreativität. Wie auch bei den Südkoreanern: Sie scheiterten gegen Uruguay letztlich an der Unfähigkeit, aus dem Spiel für Torgefahr zu sorgen. Continue reading

Warum es gegen Kroatien nicht geklappt hat

Beinahe hätte sich Constantini eines Unentschiedens gegen den 9. der FIFA Weltrangliste brüsten. Beinahe. Gesorgt dafür hätte beinahe Goalie Jürgen Macho im Alleingang, der mehrmals die Kohlen aus dem Feuer holen musste. Dann sorgte Bilic in Minute 86 doch noch für Gerechtigkeit, wenn auch nicht in dem Spielverlauf angemessener Höhe. Es hätte letztlich auch 0:3 oder 0:4 stehen können. Continue reading

Österreich – Dänemark und: Gastgeschenke sind keine Eigenleistung

Teamchef Didi Constantini war sichtlich zufrieden mit dem Ergebnis, der Mannschaft und sich selbst. Der WM-Teilnehmer Dänemark verlor schließlich im Ernst-Happel-Stadion gegen die ÖFB-Auswahl mit 2 zu 1. Blick man nur auf das Ergebnis so besteht natürlich Grund zur Glückseligkeit. Wäre da nicht die Realität des Spielverlaufs, der das Ergebnis ganz anders interpretieren lässt.

Dem Auftreten der rot-weiß-roten Elf merkte man sichtlich an, dass der Teamtrainer mit internationalem Fußball schon länger nichts mehr zu tun hatte. Statisch wie vor zwei Jahrzehnten ging es zu. Insbesondere die Verteidigung klebte in und am Strafraum, was den Dänen ihre Bemühungen über die Mitte zwar selten schwer machte, dafür aber fast jeden weiten Ball auf die Seiten erfolgreich ankommen ließ.

Obwohl die fehlende Dynamik schon in den ersten Minuten offensichtlich waren, ging Österreich in Führung. In Minute 12 war es ein Freistoß, dessen Klärung einem dänischen Abwehrmann grob misslang, wofür sich Frenkie Schiemer herzlichst bedankte. Direkt danach spielte Dänemark das erste und einzige Mal in dieser Partie so, als ginge es um etwas. Der Lohn folgte alsbald drauf, als Bendtner aus einer Ecke den Ausgleich machte, den Kröldrup kurz davor schon am Fuß hatte, aber nur die Latte traf. Kurz davor flimmerte die erste Ballbesitzstatistik über den Bildschirm und lieferte schwarz auf weiß den Beweis für Österreichs Defensivhaltung. Mit unglaublichen 78 zu 22 Prozent dominierten die Dänen beim Gebrauch der Kugel.

Man kann unseren Kickern nicht vorwerfen, nicht gekämpft zu haben, ebensowenig wie mangelnde Gefährlichkeit. Die offensichtliche Trainervorgabe hinten abzuwarten und erste im eigenen Drittel zu attackieren lässt bei braver Ausführung einfach kein Offensivfeuerwerk zu, obwohl die Startaufstellung zumindest für eine kontrolliertes Angriffsspiel geeignet gewesen wäre.

Was ich ebensowenig nachvollziehen kann ist, was heute in der Mitte passiert ist. Klar, der Druck sollte augenscheinlich von den Flügeln kommen, das rechtfertigt aber keine kampflose Aufgabe der Mitte, wie heute passiert. Bis kurz vor dem Strafraum konnten die Dänen hier stets frei kombinieren, weil dort schlichtweg niemand war. Dies wiederum verengte bei eigenen Angriffen den Raum, so dass der Ball an der Linie oft hilflos hin und her gespielt wurde, bis sich entweder ein Däne erbarmte eine Lücke offen zu lassen oder der Ball unkontrolliert nach vorne gedroschen wurde. Kreativität: Null. Der fehlende Mittelmotor machte das auch nicht besser.

Trotzdem hätten einige der Durchbrüche (auf der rechten Seite oft vorbereitet vom aufspielenden Ekrem Dag) mehr bringen können als sich weiter vorne wieder zu verzetteln. Nur zweimal haperte es tatsächlich am letzten Pass.

Und dann war es ein weiteres Gastgeschenk in Minute 37, dass die erneute Führung und gleichzeitig den Endstand herstellte: Ausgerechnet Roman Wallner, der ja alles andere als ein Hüne ist, blieb bei einer Ecke sträflich ungedeckt und machte das Kopfballtor. Kurz nach der Pause hätte Janko nach einem von seinem Gegenspieler falsch berechneten Aufpraller, das 3:1 am Fuß gehabt, schoß aber den herauseilenden Goalie an (55′).  Nur drei Minuten später musste sich dafür Gratzei auszeichnen. Patrick Wolf verfelte kurz nach seiner Einwechslung das Tor aus kurzer Distanz und vollem Lauf.

Dem folgten 20 ereignislose Minuten, bis sich Rieks plötzlich nach einem Querpass vors Tor wuseln konnte. Paul Scharner musste in höchster Not für den schon geschlagenen Christan Gratzei eingreifen (78′). Mittlerweile hatte Constantini das Team einen kleinen Gang offensiver geschalten, was sich aber kaum niederschlug.

Beide Teams hatten ihre Probleme in der Defensive. Bei den Österreichern mangelte es Nachdruck durch das nur auf den Seiten existierende Mittelfeld und der fehlenden Kreativität. Bei den Dänen mühte man sich redlich mit der austriakischen Mauer ab, hatte dafür am restlichen Feld kaum Probleme.

Es gibt noch viel zu tun für den Teamtrainer, der seinen „wir haben phasenweise zu riskant gespielt“-Sager bei der Pressekonferenz hoffentlich nicht ernst gemeint hatte. Man sollte auch nicht vergessen, dass Dänemark heute nicht ums Ergebnis gekickt hatte, sondern der Trainer die Chance nutzte ein paar Spieler auszuprobieren – oder wie er einer Reporterin sinngemäß sagte: „Sie werden bei der WM ein anderes Team sehen.“ Dessen muss sich Constantini im Klaren sein, auch wenn Morten Olsen der Höflichkeit wegen das Auftreten von Marc Janko und Co mit Lob bedachte.

EM-reif ist was anderes. Was ganz anderes.

Die mangelnde Aussendeckung ist ein Problem. Die fehlende Dynamik ist drei Spiele vor der Quali eine Katastrophe. Und das Mittelfeld ist eine Baustelle, ohne deren Beseitigung wir auch zukünftig auf Geschenke wie heute angewiesen sein werden. Die Offensive ist derzeit kaum in der Lage Chancen aus dem Spiel heraus zu erarbeiten. Ich weiß schon, dass es angesichts des Sturkopfs des amtsführenden Tirolers sinnlos ist, das weiter zu lamentieren, aber: Jemand wie Ivanschitz fehlt dringend. Kavlak, Beichleroder eventull Jantscher in die Mitte hinter den Sturm zu ziehen wäre sicher eine Option, aber keine die einen Spieler ersetzen kann, der mit dieser Aufgabe groß geworden ist. So oder so besteht hier dringendster Handlungsbedarf

Damit bleibt als Moral von der Geschicht: Fehler des Gegners zählen als Eigenleistung nicht. Die realitätsverweigernden Statements nach dem Spiel lassen diese Einsicht leider nicht erkennen.

Das war die Austria Kärnten – ein vorgezogener Nachruf

Schon vor der Winterpause war es bestenfalls sehr optimistisch, in Kärnten an den Klassenerhalt zu glauben. Ein neuer Trainer sollte es richten, der Slowene Prelogar übernahm das Ruder und bewies was vorhin schon klar war:  Ohne neuem Kader würde er nicht viel ausrichten und die tieferliegenden Ursachen der Misere tangierte der Trainerwechsel ohnehin nicht. Die Politiklandschaft des südlischsten Bundeslandes ist zerrüttet, der SK Austria Kärnten steht dem in nichts nach. Das heutige 0:3 gegen die Blackies aus Graz war nicht nur eine weitere Episode der Negativserie sondern auch ein Sinnbild für das unabwendbare Ende des Bundesligadaseins und des drohenden Aus für den Verein als Ganzes.

Auf 2.000 Anwesende schätzte der ORF Kommentator das Stadionpublikum und weit daneben dürfte er nicht gelegen haben. Prall gefüllt war nur der fröhliche Auswärtssektor, der Rest glich einer Geisterstätte mit ein paar Statisten als Einsprengseln. Trotz besserer Performance in den letzten paar Partien hatten die Kärntner Kicker den Grazern nichts entgegen zu setzen. Keine Minute nach dem Anpfiff wummste es zum ersten Mal hinter Goalie Schranz. Bis auf halbgefährliche Angriffe und diversen Chaoseinlagen in der Abwehr gab es dann auch nichts mehr um Paroli zu bieten, insbesondere in Halbzeit Zwei und obwohl Sturm heute alles andere als eine Bestleistung zeigte.

Joze Prelogar hat höchtens noch die Chance auf Ergebniskosmetik. Er ist der sportliche Konkursverwalter des Vereins.

Ein geschichtlicher Abriss erklärt den Niedergang des karinthischen Kunstklubs besser als jede Kaderdiskussion.

Gegründet 2007 auf der gekauften Lizenz des ehemaligen FC Pasching, verhandelt vom ehemaligen, mittlerweile verstorbenen Landeshauptmann Haider, war die Austria Kärnten von Anfang an mehr politisches Prestigeprojekt als eine professionell geführte Sportorganisation. Präsident wurde Mario Canori, einstmals Vizebürgermeister von Klagenfurt, der offen zugestand, keine Ahnung von Fussball zu haben. Der Vorstand sammelte sich aus dem politschen Freundeskreis Haiders.

Ehemalige Paschinger Kicker, Jungspunde vom FC Kärnten (dessen Präsident Haider war und der im Jänner einen Landesliga-Neustart absagen musste) und GAK Routiniers sollten ein erfolgreiches Team formen, fanden sich jedoch schon in der ersten Bundesligasaison im Abstiegskampf und zeitwillig auch am letzten Rang wieder. Die rote Laterne landete letztlich in Innsbruck beim FC Wacker und die Folgesaison, 2008/09 weckte Hoffnungen. Platz 6 wurde es, in einer Tabelle die sich ganz klar in eine obere und untere Hälfte teilte.

Weniger erfreulich lief es in Sachen Finanzen. Die prekäre Situation führte zum Abgang einiger Stützen im Sommer. Wie wichtig manche Kicker für die Kärntner waren demonstrieren manche Ehemalige heute bei ihren neuen Vereinen, etwa die zu Sturm gewechselten Weber und Bukva oder die bei der Austria gelandeten Junuzovic und Ortlechner. Im Gegenzug kamen unter anderem die beiden Austria Wien-Schlachtrösser Troyansky und Blanchard, die die Lücke nicht schließen konnten.

Der Teufelskreis, längst initiiert von Leuten, die nicht in der Lage sind einen Fußballverein zu führen, war endgültig geschlossen. 7 Punkte zur Winterpause sprechen eine deutliche Sprache. Nach Schachner,  Schmidt und Schinkels ist jetzt Prelogar am Werk um Kohlen aus dem Feuer zu holen, die längst zu Asche zerfallen sind.

Geschieht nicht ein unglaubliches Wunder, so ist die SK Austria Kärnten weder sportlich noch wirtschaftlich zu retten und steuert auf das gleiche Schicksal wie der FC Kärnten zu. Gute Schlagzeilen liefert der Klub nicht mehr und die Politik ist mehr und mehr mit den eigenen Wirren beschäftigt. Der Untergang von Haiders Erbe macht auch vor „seinem“ Fussballklub nicht halt.

Man kann den verbliebenen Youngsters nur einen schnellen und erfolgreichen Absprung wünschen.

Kurzanalyse der WM-Gruppen: A & B

Es ist soweit, seit heute wissen wir, wer sich in der Gruppenphase der heurigen WM mit wem messen kann. Und herausgekommen sind ganz interessante Konstellationen. In unregelmässigen Abständen gibt es nun einen Kommentar zu den WM-Gruppen und den bisherigen Weg der Teilnehmer nebst einer am Status Quo basierenden Prognose.

Gruppe A: Südafrika, Mexiko, Uruguay, Frankreich

Der erste Weltmeister der WM-Geschichte, ein Finalist des letzten Turniers und zwei Mannschaften mit Potential treffen aufeinander. Trotz Schwächen in der Quali und maradonesker Nachhilfe von Thierry Henry im Play-Off gegen unglückliche Iren ist Frankreich zumindest am Papier immer noch Favorit auf den Gruppensieg. von Uruguay ist, gemessen an der Quali, auch keine Top Performance zu erwarten. In der Südamerika (CONMEBOL) Gruppe reichte es mit nur einem Punkt Abstand auf zwei Verfolger, aber vier Punkte hinter den viertplatzierten Argentiniern nur für die Relegation, in der man Costa Rica mit 1:0 und 1:1 knapp bezwingen konnte. Knapp war es auch für die Mexikaner, die am Ende punktgleich mit den Jamaikanern waren, jedoch das direkte Duell für sich entschieden – dafür aber immerhin die finale Gruppe gewinnen konnten. Auch für Südafrika sind die Vorzeichen nicht besonders gut. Von Siegen gegen Polen und Norwegen (wobei letztere die Revanche für sich entschieden) gelang kein einziger Sieg gegen stärkere Gegner in den Vorbereitungsspielen. Zultzt setzte es im Oktober sogar eine Niederlage gegen Island.

Fazit: Eine Gruppe der Qualifikations-Problemkinder mit einem Gastgeber, der bisher nicht in Fahrt gekommen ist. Prognose nach aktuellem Stand der Dinge: Frankreich sollte sich durchsetzen, Uruguay und Mexiko duellieren sich um Platz 2. Südafrika nur mit Aussenseiterchancen.

Gruppe B: Argentinien, Nigeria, Südkorea, Griechenland

Blasse Gauchos, stets für Überraschungen geeignete Teams aus Afrika und Asien, garniert mit den defensiven Mannen von Otto „Rehakles“ Rehhagel. Nach der Abwesenheit 2006 ist Nigeria wieder mit von der Partie. Die Qualifikation lief dazu souverän, zweimal gewann man die Gruppe, profitierte aber von einem Last-Minute-Blackout der Tuneser. Auch die Südkoreaner marschierten ziemlich unbedrängt durch ihre Qualifikationsphase. Anders hingegen die stetigen Titelfavoriten aus Argentinen: Lange war die Qualifikation in Frage, erst mit zwei Siegen zum Schluß stellte man die Direktteilnahme sicher – im Moment bewegen sich die Argentinier aber klar unter den Erwartungen. In einer nominell eher schwachen Gruppe konnten die Griechen schlußendlich doch noch überraschend aufspielende Letten abhängen und sich hinter der Schweiz auf Rang Zwei platzieren. Im Play-Off zitterte sich Rehhagels Team – bekannt für effizienten, aber nicht besonders schönen Fußball – gegen die Ukraine ins Endturnier.

Fazit: Spannende Gruppe, wenn auch nicht auf höchstem Niveau. Prognose nach aktuellem Stand: Den Gauchos ist ein „Aufwachen“ zuzutrauen, aber auch Nigeria und Südkorea sollte man nicht abschreiben. Die Griechen sitzen nach drei Spielen vermutlich wieder im Flieger.

Nächstes mal: Gruppen C & D

Ballverliebter Podcast #2: Vor Celtic-Rapid (Update)

Wir präsentieren *Trommelwirbel* höchstoffiziell die zweite Ausgabe unseres Europa League Podcast zu den vier österreichischen Vertretern. Mit kurzen Rückblicken auf die Spiele von Runde 1, die heutige Ausgangssituation und einer Einschätzung der Matches, die Sturm, Salzburg, der Austria und Rapid heute bevorstehen.

Auch haben wir uns bemüht, auf euer Feedback einzugehen. Der neue Podcast ist kürzer, knackiger und technisch ausgereifter. (Aber immer noch „Beta“, quasi). Über Anregungen, Lob und Kritik freuen wir uns freilich – schreibt sie einfach unten in die Kommentare.

*Update* Leider war eine der Tonspuren etwas verrutscht, sodas die Musik teilweise störend ins Gespräch einblendete. Dies ist nun behoben – ladet den Podcast einfach neu herunter!

Hier gibts den Podcast-Download!

(17,9 mb / 19:33 min / 128 k/bit)
Credits

Intro:

Fresh Body Shop – My Artificial Sun

Hintergrundmusik:

Marry Poppins And The Dubitative Sex Toys Boys – Defloration

Mystery – Softness

Maxime – Kaou

Jareed – Happy Hour

Adult Only – Perfume

AdHoc – La Note En Cage

Alle Lieder sind freie Musik von Jamendo.de