An einem Tag, an dem Österreich wahrlich wichtigere Sorgen hat als ein Fußballspiel, gewinnt das ÖFB-Team das WM-Quali-Spiel in San Marino 4:0. Zunächst ging alles zu leicht, dann war’s recht zäh.
Wie ist San Marino einzuordnen?
Die Spieler San Marinos sind in der eigenen Liga aktiv, dazu größtenteils in der Serie D und der Eccelenza in Italien – was die vierte und fünfte Leistungsstufe ist. Ein genauer Vergleich ist schwierig, aber umgelegt auf Österreich handelt es sich bei Team aus San Marino wohl ein Truppe auf Regionalliga-Niveau. Sie sind in der letzten Nations League mit zwei Siegen gegen Liechtenstein und einem Punkt gegen Gibraltar Gruppensieger in der D-Gruppe geworden, damit aufgestiegen. Das war der mit Abstand größte Erfolg der Verbandshistorie.
Ist San Marino das schlechteste Nationalteam der Welt? Eher nein – auch wenn man im FIFA-Ranking den letzten Platz bewegt, wie in der Übertragung von Servus-TV ein bisschen zu oft betont wurde. Die dort erwähnten Britischen Jungferninseln, aber auch die Cook-Inseln oder Tonga, spielen öfter gegen ähnlich schwache Teams in deren Nachbarschaft, holen sich damit ein paar Punkte.
Unterschied von mehreren Klassen
Aber ja, in der ersten halben Stunde deses Spieles war schon ein Unterschied von mehreren Klassen zu sehen. Wenn Österreich den Ball verlor, griff sofort das Gegenpressing, damit konnten die Gastgeber nicht mithalten. Aus einem nominellen 4-1-3-2 startete Laimer oft zunächst recht zentral, um sich dann in der Vorwärtsbewegung nach rechts außen zu bewegen. Damit wurden zusätzlich Löcher in den 4-1-4-1-Verbund von San Marino gerissen.

Überhaupt, die Räume. San Marino machte diesen im Abwehrblock immer wieder auf: Ein diagonaler Chip-Ball, dahinter stand ein Österreicher frei. Ein Pass in den seitlichen Sechserraum, da stand ein Österreicher frei. Ein Steilpass und ein Laufweg von Arnautovic vom Elferpunkt nach außen, der Bewacher ist abgeschüttelt, Tor. Ein Gegenpressing-Ballgewinn am gegnerischen Sechzehner, quer in den leeren Sechserraum, Tor. Der Ball kommt zu Baumgartner, der steht zwar nur einen Meter vor der Torlinie, hinten bei der Eckfahne ist aber ein Sammarinese noch weiter hinten – kein Abseits, wieder Tor.
Nach einer halben Stunde stand es 4:0 für Österreich und das ging schon alles sehr, sehr einfach. San Marino kam kaum einmal kontrolliert aus der eigenen Hälfte heraus und so gut wie nie ins Angriffsdrittel.
San Marino: Mehr Mann, weniger Raum
In der Folge orientierten sich die Spieler der Gastgeber wesentlich konsequenter an den Gegenspielern und ließen die Versuche bleiben, die Räume zu verteidigen, die sie nicht verteidigt bekamen. Damit nahm man spürbar das Tempo aus dem österreichischen Spiel und man nahm den ÖFB-Kickern wohl auch ein wenig die Lust.
Rangnick wechselte für die zweite Halbzeit kräftig durch, es blieb aber bei dem Stückwerk, das sich schon gegen Ende des ersten Abschnittes abgezeichnet hatte. Die Sammarinesen verwickelten die Österreicher weiterhin rasch in Zweikämpf, versuchten den Rhythmus und das Tempo aus dem Spiel zu nehmen – nicht unähnlich wie es Rumänien zu Spielbeginn gemacht hatte.

Österreich versuchte, sich diesem kleinteilig gewordenen Spiel mit mehr langen Bällen von hinten heraus zu erwehren, damit nahm man San Marino zwar den offensiven Punch (den die Gastgeber tatsächlich in zwei, drei Szenen aufbauen konnten, eine davon war eine brandgefährliche Ecke), blieb aber selbst auch weit hinter der Dominanz der ersten halben Stunde zurück. Es gab ein Tor von Ballo, das wegen Abseits nicht zählte. Es gab einen Hand-Elfer, der zurecht vom VAR kassiert wurde. Es gab einen Elfmeter, den Arnautovic nicht unterbringen konnte.
Österreich ging die extra Wege nicht mehr, war nicht allzu konsequent im Suchen von Lösungen, bekam das höhere Tempo nicht mehr etabliert. Honsak fühlte sich auf der ungewohnten Position als Linksverteidiger sichtlich unwohl, für fast alle ist es das letzte Pflichtspiel der Saison gewesen, nach einer halben Stunde 4:0 voran, naja was soll’s.
Fazit: Pflichtübung freudlos erfüllt
Angesichts der Ereignisse in Graz ein paar Stunden vor dem Spiel muss man natürlich sagen, dass es nur ein Fußballmatch war und dazu noch eines, dessen Ausgang allerspätestens nach zehneinhalb Minute nur noch eine Frage der Höhe war. In der ersten halben Stunde war es zu leicht, um wirklich zu unterhalten. Danach war es zu zäh. Aber, ja, das ist kein Tag für Unterhaltung und das war auch nicht die Sorte von Spiel, die an so einem Tag für so etwas wie comic relief sorgen kann. Man sollte sich auch gar nicht freuen, da hatte Marko Arnautovic gar nicht unrecht.
Inhaltliche Erkenntnisse lassen sich sowieso nicht ziehen, dazu war die Aufstellung zu experimentell und der Gegner zu schwach. Was man mitnehmen kann? Dass Marko Arnautovic nach seinen beiden Treffern nur noch drei auf Toni Polster fehlen, dass man eine Pflichtübung, wenn auch freudlos, ohne jegliche Gefahr erfüllt hat und dass man Rumänien (2:0 gegen Zypern) wegen der Tordifferenz überholt hat.
Im September gibt’s dann hoffentlich wieder mehr zu Lachen, im Heimspiel gegen Zypern und Linz und dann bei der wohl schon vorentscheidenden Partie auswärts in Bosnien.
