Österreich 2, Rumänien 1: Gegen nervige Gäste die Nerven behalten

Das ÖFB-Team startet mit einem Heimsieg gegen Rumänien in die WM-Quali. Die extrem mannorientierten Gäste nervten Österreich, aber einmal in Rückstand, fehlten den Rumänen die kreativen Mittel.

Manndeckendes Rhythmusbrechen

Rumänien war nach der 0:1-Heimniederlage gegen Bosnien schon extrem unter Zugzwang. Der Zugang beim Match in Wien war vor allem eines – gegnerorientiert. Die von ihrem Trainer-Routinier Mircea Lucescu (79) im 4-1-4-1 aufgestellten Rumänen spiegelten das österreichische System und sie achteten darauf, immer sofort sehr eng am jeweils ballführenden bzw. passempfangenden Österreicher dran zu sein, diesen in den Zweikampf zu verwickeln. Die Folge war eine wahnsinnig hektische, wilde und zerfahrende Anfangsphase.

Der Plan war klar: Österreich ist – das ist keine neue Erkenntnis – nicht in der Komfortzone, wenn es darum geht, selbst ein Spiel gestalten zu müssen. Wenn man, so wie die Rumänien in diesem Match, dann auch noch die Zeit eng macht und den Rhythmus bricht, sollte man die Österreicher ganz gut kontrollieren können.

Sprich: Schafft man es als Gegner, das sehr auf mannschaftstaktische Abläufe getrimmte österreichische Spiel kleinteilig in die Einzelteile zerfallen zu lassen, ist man auf einem guten Weg. Zumal Österreich keine Einzelspieler hat, die etwas gewinnbringend Unerwartetes machen könnten.

Laimers Auge findet Räume

Erst nach 15 bis 20 Minuten konnte Österreich die Partie etwas beruhigen. Vor allem Laimer im Mittelfeld-Zentrum tat sich in dieser Phase damit hervor, ein hervorragendes Auge für die sich im rumänischen Verbund öffnenden Räume zu beweisen. Auch zweite Bälle landeten nun vermehrt bei Österreich. Dennoch: Je näher es zum Strafraum ging, desto enger wurden die rumänischen Maschen.

Eine mögliche Lösung wäre es in einer solchen Gemengelage, Standardsituationen zu provozieren, Freistöße, Eckbälle. Aber es war kurz vor dem Ende der ersten Halbzeit ein Einwurf, nach dem die rumänische Abwehr im Sekundenschlaf auf Michael Gregoritsch vergessen hat. Dieser fackelte nicht lange und versenkte den Ball zum 1:0 im Netz.

Prinzip Hoffnung bei Rumänien

Die Reaktion von Rumänien im zweiten Spielabschnitt? Nach dem Seitenwechsel ließen sie von den Österreichern völlig ab, solange diese den Ball in der eigenen Abwehr zirkulieren ließen. Sie bildete einen engen Block, weiterhin im 4-1-4-1, und ließen die Österreicher den Ball in jenen Zonen, in denen es den Rumänien nicht weh tat.

Sie wollten sich sehr deutlich nicht aus der Position reißen lassen und keine Wege für die Österreicher aufmachen, gleichzeitig war der Druck auf Österreich aber minimal. Die Vermutung liegt nahe, dass Rumänien darauf baute, ein österreichisches Nachlassen und/oder Leichtsinnigwerden (wie in den letzten beiden Heimspielen gegen Slowenien und gegen Serbien) nützen zu können.

Österreich wiederum wollte den Rumänien nicht in diese Falle tappen, vermied Risikopässe ins Angriffsdrittel. In der 60. Minute fiel schließlich das 2:0 – diesmal wurde Sabitzer bedient, dessen etwas verschlurfter Schuss wurde für den rumänischen Keeper Moldovan unhaltbar abgefälscht – das 2:0 für Österreich.

Mittellose Rumänen zu spät aufgeweckt

Die Reaktion von Rumänien auf das 0:2? Praktisch gar keine. Lucescu brachte rasch Şut für Razvan Marin, ansonsten wirkten die Gäste nach dem zweiten Gegentor ziemlich verloren. Keine weiteren Wechsel, keine Impulse, kein gesamt-mannschaftliches Aufrücken – aber auch kaum noch effektive Gegnerorietierungen. Die Minuten plätscherten vor sich hin.

Es war nicht zu erkennen, dass Rumänien unbedingt etwas aus diesem Spiel mitnehmen musste. Erst so ab der 70. Minute merkten die Rumänen, dass von Österreich nichts mehr kommt. Romano Schmid half weder hinten aus noch lief er nach Ballgewinnen nach vorne durch, die Arbeit gegen den Ball im Zentrum wurde luftiger, auch Sabitzer ließ sichtbar nach.

In der 76. Minute spielte sich Rumänien die erste echte Torchance im ganzen Spiel heraus, es folgten zwei, drei weitere Halbchancen. Rangnick nahm den leeren Schmid in der 80. Minute für Grillitsch raus, auch Baumgartner durfte frühzeitig Feierabend machen. In den letzten zehn Minuten war Österreich dem dritten Tor näher als Rumänien dem ersten, in der Nachspielzeit fiel sogar das vermeintliche 3:0 – wegen Abseits zählte es nicht. In der 94. Minute fiel zwar in der allerletzten Aktion tatsächlich noch das Ehrentor für die Rumänen, das ist ärgerlich, mehr als statistischen Wert sollte das aber (obwohl bei Punktgleichheit diesmal die Tordifferenz zählt, nicht der Direktrvergleich) aber nicht haben.

Fazit: Mit solidem Sieg gestartet – immerhin

Der Plan der Rumänen war grundsätzlich tauglich, aber einmal im Rückstand, waren sie darauf angewiesen, dass Österreich nachlässt. Das haben sie diesmal, nach den verschluderten 1:0-Führungen gegen Slowenien und Serbien, diesmals erst nach der Zwei-Tore-Führung gemacht, und damit war für Rumänien nicht mehr viel zu machen.

Vor 39 Jahren hat das ÖFB-Team das erste Spiel zur EM-Qualifikation gegen Rumänien mit 0:4 verloren, womit die Sache damals sofort erledigt war – auch damals stand Mircea Lucescu als rumänische Trainer an der Seitenlinie. Diesmal präsentierte sich Österreich als das über 90 Minuten komfortabel bessere Team, das sich vom giftigen Gegner nicht aus der Bahn werfen ließ, in den richtigen Momenten die Tore erzielt hat und diesmal erst nachgelassen hat, als man den Gegner wirklich zu 99% erledigt hatte.

War es eine Glanzleistung? Nein, war es nicht. Es war eine über weite Strecken recht professionelle Darbietung, die erst in der Schlussphase spürbar ausfranste. Mit Blick auf die abgelaufene Saison lässt sich aber auch sagen: Es gab da besser Spiele, die wesentlich schlechter ausgegangen sind.

Die Rumänen sind in der WM-Quali damit mehr oder weniger draußen, es wird wohl eher gegen die Bosnier um den Gruppensieg gehen. Diese haben zwar in Bukarest gewonnen im März, nun sich aber gegen San Marino zu einem dünnen 1:0 gequält. Österreich steht nun vor dem Gang in die Kleinrepublik, Bosnien ist am Dienstag spielfrei.

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.