WM-Quali in der Zielgerade: Ein schneller Überblick

Jetzt geht’s in die Zielgerade: In den kommenden drei Monaten entscheidet sich endgültig, wer im kommenden Sommer bei der WM-Endrunde in Russland dabei sein wird. Es wird dies die letzte WM sein, wie wir sie bisher gekannt haben: 2022 in Katar geht’s ja erst Ende November los, und danach wird die Qualifikation (außer in Europa) eh sinnlos, weil ohnehin praktisch die ganze Welt das Ticket für die Endrunde lösen wird.

Hier ein schneller Überblick: Mit welchen Teams ist bei der WM 2018 zu rechnen, welche Teams kämpfen noch und welche prominenten Namen laufen ernsthafte Gefahr, die Qualifikation zu verpassen?

EUROPA (13 Teams + Russland)

Vier Spieltage vor Schluss ist in vielen Gruppen noch einiges offen. Kurz zur Erinnerung: Die neun Gruppensieger qualifizieren sich für die WM in Russland, die acht besseren Zweiten spielen in K.o.-Duellen um vier weitere Endrunden-Tickets.

Deutschland und Polen können sich ihrer Teilnahme schon sehr sicher sein, auch bei Belgien wird nicht mehr viel schief gehen. England kann in den Heispielen gegen die Slowakei und Slowenien alles klar machen, vier Punkte aus diesen beiden Partien sollten reichen.

Serbien und Irland sehen wie die beiden Teams aus, die es sich in der Österreich-Gruppe ausmachen werden; bei Wales und Österreich hat nur noch der Sieger im direkten Duell eine Minimal-Chance. Spanien und Italien rittern um den Gruppensieg (direktes Duell in Madrid am 2. September, das Hinspiel in Turin endete 1:1). Auch zwischen Portugal und der Schweiz wird das direkte Duell entscheiden (am letzten Spieltag in Lissabon, Hinspiel 2:0 für die Schweiz). Pratisch alles offen ist noch in der Gruppe mit Kroatien, Island, der Ukraine und der Türkei.

Ganz erstaunlich ist weiterhin der Tiefflug von Holland: Bei einer Niederlage am Donnerstag in Frankreich ist der Gruppensieg de facto verspielt, und das Heimspiel gegen Schweden am letzten Spieltag wird gewonnen werden müssen, um noch eine Chance zumindest auf das Playoff zu haben. Schweden hat bis dahin noch Auswärtsspiele in Sofia und Borisov sowie die Heimpartie gegen Luxemburg – hat also alles in eigener Hand.

Im Ranking der Gruppenzweiten wäre derzeit Montenegro das eine Team, das rausfällt. Es kann aber noch genauso den Zweiten der Österreich-Gruppe, der Belgien-Gruppe oder der England-Gruppe erwischen. Da ist noch keinerlei wirkliche Vorentscheidung gefallen.

SÜDAMERIKA (4 oder 5 Teams)

Brasilien wird sich (völlig überraschend!) für die WM qualifizieren, nur noch ein Sieg fehlt, um es auch rechnerisch zu fixieren. Sollte das gleich mit einem Heimsieg am Donnerstag gegen Ecuador gelingen, würde davon auch Argentinien profitieren – das würde der Albicelete nach einer bislang recht schwachen Qualifikation (mit Niederlagen gegen Bolivien, Ecuador und Paraguay sowie Punktverlusten gegen Peru und Venezuela) Luft verschaffen. Derzeit rangieren Messi und Co. nur auf dem Playoff-Platz.

Da der Fünfte gegen den Ozeanien-Sieger spielt, kann man zu 99 Prozent davon ausgehen, dass es auch für jedes Südamerika-Team reichen wird, das am Ende Platz fünf belegt – aber gerade für Argentinien wäre es eine peinliche Strafrunde.

Kolumbien, Uruguay und Chile sehen vier Spiele vor Schluss also wie relativ sichere Endrunden-Teilnehmer aus. Das wären, realistisch betrachtet, genau die fünf Teams, die man erwarten konnte – und von den sechs Teilnehmern 2014 würde nur Ecuador rausfallen. Wenn sich Ecuador bis zum letzten Spieltag im Rennen hält, wartet dort im Heimspiel gegen Argentinien ein Finale.

NORD- UND MITTELAMERIKA (3 oder 4 Teams)

Die üblichen Verdächtigen sind in der CONCACAF-Finalrunde vorne: Bei Mexiko durfte Teamchef Juan Carlos Osorio nach dem blamablen Halbfinal-Aus gegen Jamaika beim Goldcup im Sommer weitermachen. Was angesichts des Semifinal-Einzugs beim Confed-Cup und der bisher sehr souveränen WM-Qualifikation auch verdient ist.

Costa Rica, Viertelfinalist von 2014, ist dank des 4:0-Sieges gegen die USA auch schon so gut wie fix wieder mit dabei. Dieses Spiel kostete bei den USA Jürgen Klinsmann seinen Trainer-Job, unter Bruce Arena gab es 8 Punkte aus 4 Spielen, darunter ein beachtliches 1:1 in Mexiko. Vom Rückspiel gegen Costa Rica abgesehen, hat das US-Team keinen starken Gegner mehr. Es ist zwar nicht so souverän wie erhofft, aber das USMNT dürfte in Russland mit dabei sein.

Also geht es für die verbleibenden drei Teams vermutlich darum, wer gegen den Asien-Fünften im Playoff spielen wird. Für Trinidad wird es schon eng; Honduras und Panama haben ähnlich gute Chancen. Übrigens: Goldcup-Finalist Jamaika ist ebenso bereits in der Zwischenrunde gescheitert wie Kanada.

ASIEN (4 oder 5 Teams)

Der Iran hat sich bereits qualifiziert, aber dafür Kaptiän und Vizekapitän auf Lebenszeit gesperrt – weil sie es gewagt haben, mit ihrem griechischen Klub im Europacup gegen ein Team aus Israel anzutreten. Immerhin, jüngst wurde eine teilweise Begnadigung ausgesprochen.

Die restlichen drei Fixplätze sind noch sehr umkämpft. Japan und Australien treffen nun am vorletzten Spieltag direkt aufeinander, was für Saudi-Arabien (gegen die Emirate) wiederum die Tür zur Direktqualifikation offenlässt. In der letzten Runde haben die Saudis ein Heispiel gegen Japan. Theoretisch haben aber auch die VAE noch eine Chance auf Platz drei.

In der anderen Gruppe hat Südkorea noch ein Heimspiel gegen den Iran und dann die Reise nach Usbekistan vor sich. Man hat es also in der eigenen Hand. Die beiden Gruppendritten spielen im direkten Duell jenes Team aus, das im Playoff gegen den CONCACAF-Vierten (also vermutlich Honduras oder Panama) um ein WM-Ticket spielt.

AFRIKA (5 Teams)

So furchtbar viel lässt sich nach erst zwei der sechs Finalrunden-Spieltag in noch nicht sagen. Nur, dass Afrikameister Kamerun, WM-Achtelfinalist Algerien und auch Ghana schon sowas von mit dem Rücken zur Wand stehen, ehe es nach zehn Monaten (!) WM-Quali-Pause weitergeht. Die fünf Gruppensieger sind qualifiziert.

Kamerun hat nun beide direkten Duelle mit Nigeria vor sich und wird normalerweise beide gewinnen müssen, um eine realistische Chance zu haben. Algerien braucht schon jede Menge fremde Hilfe. Die braucht auch Ghana, um nach dem 0:2 in Ägypten letzten November noch irgendwie einen Fuß in die WM-Tür zu bekommen. Und vier eigene Siege natürlich. Uganda, zuletzt nach Jahrzehnten mal wieder beim Afrikacup dabei, hat da etwas bessere Chancen.

Die DR Kongo und Tunesien werden sich wohl in ihrer Gruppen das Ticket ausmachen, die beiden Spiele gegeneinander stehen in der kommenden Woche an. Die Elfenbeinküste ist in ihrer Gruppe Favorit, aber entschieden ist da noch nichts. Das gilt auch für den Dreikampf zwischen Südafrika, dem Senegal und Burkina Faso.

OZEANIEN (0 oder 1 Team)

In Ozeanien werden vier (!) Qualifikations-Phasen ausgespielt, ehe Neuseeland vermutlich am Ende einmal mehr als jener Vertreter ausgesiebt worden ist, der gegen den Südamerika-Fünften im Playoff antreten darf (und aller Voraussicht nach verliert). Jedenfalls treffen die Kiwis, deren neuer Sportdirektor ja Andreas Heraf ist, im Finale auf die Salomonen. In Hin- und Rückspiel fällt in der kommenden Woche die Entscheidung.

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.