Es ist aber IMHO nicht so, dass Barça einfach mit vier klassischen Stürmern spielt. Vielmehr geht mit der Spielweise auch ein Funktionswandel des Stürmers einher. Er steht nicht mehr vorne und wartet auf Bälle, sondern ist voll in den Spielaufbau und die Ballzirkulation eingebunden (genauso wie auch die Verteidiger und sogar der Torwart). Überspitzt könnte man sagen, dass Guardiola mit 10 (oder sogar 11) Mittelfeldspielern spielt, von denen einige Sonderfunktionen in Angriff bzw. Abwehr haben. Deswegen hat es ja auch mit Spielern, die eher den klassischen Stürmer verkörpern (v.a. Ibrahimovic und Bojan) nicht funktioniert.

Barças Spielweise ist eigentlich auch nicht besonders offensiv. Zwar läuft das Spiel meistens in der gegenerischen Hälfte ab, aber es gibt keinen permanenten Druck auf das gegnerische Tor. Der Vergleich mit Mourinhos Madrid zeigt das sehr schön: Nach einer Ballrückeroberung drängt Madrid sofort aufs gegnerische Tor – daraus entstehen die brandgefährlichen Konter. Barça hingegen startet nie einen Angriff aufs Tor, ohne vorher das Spiel unter Kontrolle zu haben. Im Grunde ist der Fokus auf Ballbesitz und Spielkontrolle eine sehr defensive Herangehensweise, die nur deshalb nicht so wirkt, weil wir unter defensiver Spielweise i.d.R. die Beschränkung auf die Verhinderung und Abwehr gegnerischer Angriffe auf das eigene Tor verstehen.

Dass Barça trotzdem häufig Kantersiege einfährt, liegt dann eher am spielerischen Klassenunterschied und der hohen Präzision, mit der die Mannschaft arbeitet.